Im Schatten der Samurai von Bambusbesen (Sasori X Deidara X Gaara) ================================================================================ Kapitel 116: Heiliges Fest und unheiliges Ende ---------------------------------------------- Für den Plan, Azuchi dem Erdboden gleich zu machen, war es günstig, dass Deidara in regelmäßigen Abständen bei seinem Händler Schwarzpulver gekauft hatte. Sie verfügten nun bereits über zwei Drittel der benötigten Menge. Auf ihrem Weg in den Norden machte Akatsuki in jeder größeren Stadt Rast, um nach und nach weiteres Pulver zu beschaffen. Schließlich hatten sie genug Schwarzpulver zusammen, mit dem man bermutlich fünf Burgen in die Luft sprengen konnte. Das sollte reichen. Für ihre Reise waren jedoch die bereits fertigen Gefäße zu sperrig gewesen. Deidara hatte nur wenige werfbare Tonkugeln mit Zündschnur eingepackt. Sie sollten ihnen bei der Zerstörung des Hauptgebäudes der Burg helfen. Um in Azuchi nicht weiter aufzufallen, trennten sie sich in zwei kleinere Gruppen und quartierten sich in verschiedenen Herbergen ein. Deidara blieb bei Yahiko, Kakuzu und Hidan, während Kisame mit Zabuza, Haku und Zetsu weiter nördlich in der Stadt eine Herberge fand. Da Zetsu die meiste Zeit ohnehin unterwegs war, um Informationen zu beschaffen, die ihnen bei dem Vorhaben nützlich waren, schlief er nur selten in der Herberge. Itachi war als einziger bei Konan und dem Kind geblieben. Seltsam, fand Deidara. Kisame trennte sich nur selten von seinem Partner. Der Rest war damit beschäftigt, in den Läden Tongefäße unterschiedlicher Größen und Formen zu kaufen. Dazu erstanden sie lange Schnüre, die mit Öl präpariert zu zuverlässigen Zündschnüren wurden und den gefährlichen Inhalt der Gefäße entfachen sollten. Sie waren zu Acht. Das bedeutete, sie konnten an acht verschiedenen Stellen eine Basis errichten, von dem aus zur selben Zeit die Schnüre gezündet werden konnten. Damit sollten sie die gesamte Stadt ohne weitere Probleme zerstören können. Während all der Vorbereitungen war O-bon für Deidara immer präsent. Und mit jedem Tag rückte es näher. Er fühlte sich sehr unwohl mit dem Gedanken, dass er nicht in Matsuyama sein konnte. Das Fest begann und er wusste nicht, wo er hingehen sollte. Sasoris Grab war nicht da. Er konnte lediglich in einen Tempel gehen und dort am Schrein ein paar Opfergaben für Sasoris Geist ablegen. Die anderen Rônin respektierten seinen Wunsch und ließen ihn weitestgehen in Ruhe. „Deidara?“ Kisames Stimme drang gedämpft durch die dünnen Wände der Herberge. Was wollte der denn jetzt von ihm? „Was?“, fragte der Blonde unwillig. Während Kisame in das kleine Zimmer trat, blickte Deidara nicht von seiner Beschäftigung auf. Gewissenhaft pflegte er das Katana, welches Sasori ihm vererbt hatte. Kisame ließ sich ihm gegenüber nieder und legte etwas zwischen sie. Augenblicklich hielt Deidara inne. „Konan hat es aufbewahrt. Sie hat mich gebeten, es dir an O-bon zu geben“, erklärte der Blauhaarige. Deidara legte das Katana beiseite und nahm das Buch behutsam in die Hand. Sofort hatte er es erkannt. Es war Sasoris geliebtes Buch über Gifte gewesen. Nie hatte er darüber nachgedacht, was mit Sasoris Büchern geschehen war, die noch bei Akatsuki gewesen sein mussten. Sanft strich er über den schlichten Einband. Dann sah er auf. „Warum ausgerechnet jetzt, hm?“, fragte er verblüfft. Kisame zuckte nur mit den Schultern. „Konan hielt es für einen guten Zeitpunkt.“ Ein guter Zeitpunkt? Ausgerechnet jetzt, wo sie nicht einmal in Matsuyama waren? Möglicherweise genau deswegen. Dieses Buch hatte Sasori genauso viel bedeutet wie seine Waffen. Ein trauriges Lächeln huschte über seine Lippen. „Danke, Kisame, hm.“ Der andere grinste. „Du bist reifer geworden“, stellte Kisame mit wohlwollendem Unterton fest. Prompt schnaufte Deidara. „Ist ja wohl klar, jeder wird älter, hm.“ Als ob das so ungewöhnlich wäre. Bevor Kisame dieses Thema aber weiter ausbauen konnte, brachte er ein anderes an. „Warum bist du nicht bei Itachi geblieben? Ihr hängt doch sonst immer zusammen rum, hm.“ Der ältere Rônin ging auf seine Frage ein und wurde ernst. „Itachi weigert sich, an der Zerstörung einer ganzen Stadt beteiligen zu sein. Er möchte keine Unschuldigen töten“, erklärte er. Deidara musste lachen. Der große Clanmörder hatte Gewissensbisse? Das klang zu absurd. „Ach komm. Der große Uchiha hat doch sicher wieder ein kleines Kratzen im Hals und kommt deswegen nicht mit und spielt Aufpasser für Yahikos Familie, hm.“ Seufzend erhob Kisame sich. Sein Blick machte Deidara klar, dass er darauf nicht reagieren würde. „Vergiss nicht, in der letzten Nacht von O-bon werden wir zuschlagen.“ Deidara nickte. Er hatte sich irgendwie damit arrangiert. Gaara würde ein Licht für Sasori entzünden und für den Fall, dass sein Geist das Licht nicht fand, machten sie in Azuchi ein Feuer, so groß, dass jeder Geist es finden würde. Dieses Feuer geleitete alle ins Jenseits, sowohl die Geister als auch die Lebenden, die das Pech hatten, in Azuchi zu leben. Liebevoll strichen seine Hände über das Buch. Vier Jahre war Sasori nun schon tot. Irgendwie kam es ihm immer noch unwirklich vor. Aber er freute sich auf die kommende Nacht. Sein Meister besuchte ihn zu O-bon in seinen Träumen. Diese Verbindung war ihm sehr wichtig. Mit der untergehenden Sonne neigte sich auch der letzte Tag des Totenfestes seinem Ende zu. Akatsuki saß in einer der vielen heruntergekommenen Imbissstuben. Mit ihren grauem Umhängen und den Reishüten fielen sie unter den anderen Gästen nicht weiter auf. Yahiko verteilte an jeden Krieger eine handgroße Sanduhr. Sie hatten bereits getestet, ob die Zeit, die sie bis zum letzten Sandkorn hatten, ausreichte. Sie mussten sich beeilen, aber es würde funktionieren, wenn alles nach Plan verlief. „Sobald wir diesen Raum verlassen, drehen wir die Sanduhr. Wenn der Sand komplett durchgelaufen ist, werden die Zündschnüre entzündet. Seht zu, dass ihr so weit wie möglich weg kommt“, instruierte Yahiko die Rônin. Gerade die Mitte der Stadt war riskant. Sie hatten glücklicherweise einen Weg gefunden, um das Problem zu umgehen, einen aus ihrer Gruppe dort platzieren zu müssen. Sie bildeten einen Ring um die Stadt. Die Explosionen würden von außen nach innen verlaufen. Die Burg befand sich etwas außerhalb und war in Deidaras Obhut übergeben. Er hatte bereits einmal eine Burg ganz allein gesprengt. Jeder am Tisch vertraute ihm, dass er dies wieder schaffte. Und dieses Mal würde es leichter werden, da er die Gefäße in das Gebäude werfen konnte und diese somit nicht erst hineinschaffen musste. Durch das große Feuer auf dem Marktplatz und die vielen Feiernden war die Aufmerksamkeit der Bewohner und Wachen geringer. Niemand glaubte daran, an einem heiligen Fest überfallen zu werden. „Noch Fragen?“ Yahikos Blick glitt über jeden einzelnen von ihnen. Da niemand etwas sagte, deutete er ein Nicken an und erhob sich. Hidan grinste finster. „Dann lass uns mal…Au!“ Kakuzu hatte dem Silberhaarigen einen Schlag verpasst. Jeder von ihnen wusste, was er hatte sagen wollen, aber in der Öffentlichkeit so laut zu werden, konnte ihren Auftrag zunichte machen. „Halt dein verdammtes Maul“, zischte Kakuzu genervt. Akatsuki verließ den schäbigen Imbiss. Sobald sie draußen waren, drehte jeder seine Sanduhr um und verbarg sie anschließend unter der Kleidung. Sie kehrten zuerst in ihre Herbergen zurück. Dort waren sie aktuell recht allein. Sie nahmen ihr Gepäck und verließen das Gebäude. Die Pferde nahmen sie ebenfalls mit, mussten sie anschließend schnell fortkommen. Es war überaus praktisch, dass sie die meisten Sprengladungen bereits platziert hatten. Am meisten Zeit hatten sie benötigt, die passenden Stellen in Mauern und Häusern zu finden, um die Gefäße unauffällig anzubringen. Jedoch konnten sie nicht alle Behältnisse Tage vorher deponieren. Schweigend trennten sie sich voneinander. Deidara ritt Richtung Norden aus der Stadt, schlug dann aber den Weg zum Wald ein. Dort band er sein Pferd fest. Inzwischen war der letzte Sonnenstrahl versiegt und unter den Baumkronen herrschte eine fast undurchdringliche Schwärze. Deidara wandte sich der Burg in einiger Entfernung zu. Zielstrebig schlich er sich an die äußere Mauer heran, jeden Baum und Strauch als Deckung nutzend. Zetsu hatte ihm genaue Informationen geben können, in welchen Abständen Wachen auf der äußeren Mauer patrouillierten. Außerdem stand das Hauptgebäude laut Zetsu nah genug an der Mauer, um seine Gefäße hineinwerfen zu können. Aufmerksam beobachtete der Blonde die Mauerkrone. Kaum kehrte die Wache für diesen Mauerabschnitt ihm den Rücken zu, sprang Deidara vor und in den tiefen Schatten der Mauer. Er presste sich mit dem Rücken gegen die groben Steine und sah hinauf. Nichts passierte. Niemand hatte ihn entdeckt. Sofort begann er nach den vorbereiteten Gefäßen in der Mauer zu suchen und die kurzen Schnüre mit den langen zu verbinden, die er dabei hatte. Sorgfältig umspann er die gesamte Mauer und verband alle Sprengladungen miteinander und den langen Schnüren. Ein öliger Film legte sich auf seine Haut. Kurz warf er einen Blick auf seine Sanduhr. Es blieb noch ein wenig Zeit. Bereits zuvor hatte er sich einen Baum ausgesucht, von dem aus er gut werfen konnte. Diesen erklomm er nun und nahm seine Kugelgefäße zur Hand. Die Enden der Schnüre knotete er an einem Ast fest, damit sie nicht herunterfielen. Wie letztes Mal hatte er einen kleinen Topf bei sich, in dem er Glut mit sich führte, um die Schnüre zu entzünden. Nachlässig wischte er seine Hände am Umhang ab. Deidara wollte sich nicht aus Versehen die Hände anzünden, weil das Feuer von den Schnüren nach dem Öl an seinen Händen griff. Nun hieß es warten. Die anderen mussten sich um ein größeres Areal kümmern als er. Daher war er der einzige, der nun wohl tatsächlich noch ein wenig Zeit hatte. Deidaras Blick wechselte von der Burg zur Sanduhr. Alles war ruhig. Nur von der Stadt wehten die ausgelassenen Geräusche der Feiernden herüber. Der Sand im oberen Teil nahm mehr und mehr ab. Deidara hob die Uhr vor seine Augen. Nur noch ein paar Augenblicke verblieben. Ob die anderen rechtzeitig alles vorbereitet hatten? Die letzten Sandkörnchen rieselten hindurch und bildeten den Gipfel des kleinen Berges im unteren Teil der Sanduhr. Ein bösartiges Grinsen zierte seine Lippen. Das Feuerwerk begann! Deidara steckte die Sanduhr unter seine Kleidung zurück und hob den Deckel an, unter dem sich die mitgeführte Glut verbarg. Kaum berührten die Enden der Schnüre die glühenden Kohlen, fingen sie zischend Feuer. Deidara ließ sie sofort los und beobachtete den Verlauf des hellen Funkens, der sich zielstrebig seinen Weg zur Mauer suchte. Als sich die Funken aufteilten, entzündete er das erste Wurfgeschoss, holte aus und schleuderte es mit aller Kraft dem Hauptgebäude entgegen. Die Tonkugel explodierte nahe einer Außenmauer und riss ein brennendes Loch hinein. Sofort flog das nächste Geschoss hinterher, genau durch das Loch. Und eine weitere Tonkugel folgte. Beide explodierten kurz nacheinander. Die Wachen waren aufgeschreckt und wandten sich dem Hauptgebäude zu. Doch es war zu spät. Denn nun gingen nacheinander die Sprengladungen in der Mauer hoch und brachten diese zum Einsturz. Hell loderten die Flammen auf. Heiße Luft fegte über die Burg hinweg und blies ihm ein paar umherfliegende, erkaltete Überreste ins Gesicht. Deidara blinzelte. Die Stadt versank wie die Burg in grellen Flammen und ohrenbetäubendem Krach. Schreie durchbrachen die tödlichen Explosionen. Deidara warf weitere seiner Geschosse in die Burg, um sicher zu gehen, dass sie auch wirklich komplett niederbrannte. Nach dem letzten Tonkrug kletterte er eilig vom Baum. Einen Blick gönnte er sich. Die Flammen schlugen hoch in den dunklen Himmel und malten ihre zerstörerische Kraft zwischen die Sterne. Es war ein faszinierender Anblick. „Das ist für dich, Sasori no Danna, hm“, hauchte der Blonde. Er hatte dem Geist seines Meisters ein Licht so groß wie eine Stadt versprochen, um den Weg ins Jenseits zu finden, als er ihn im Traum besucht hatte. Und es war gewaltig. Die gesamte Stadt brannte. Mehr Zeit durfte Deidara sich nicht lassen. Eilig rannte er dem Wald entgegen und band sein Pferd los. Das Tier war durch die Explosionen aufgescheucht und schwer zu halten. Der Blonde lenkte es am Waldrand entlang Richtung Süden. Die Zügel gab er frei, sodass sein Pferd dem ureigenen Fluchtinstinkt nachgeben konnte. Den Treffpunkt hatte Akatsuki vor Tagen festgelegt. Hinter dem Hügel südlich von Azuchi erhob sich eine alte Akazie, die zwischen den anderen, licht stehenden Bäumen hervorstach. Der knorrige Baum sollte ihr Treffpunkt sein. Als er dort eintraf, entdeckte er bereits Hidan, Kakuzu, Kisame und Zetsu. Die drei hatten sich um den südlichen Teil der Stadt gekümmert und einen kürzeren Weg gehabt. Just in diesem Augenblick trafen auch Haku und Zabuza ein. Hidan lenkte sein Pferd neben Deidara und stieß ihm in die Seite. „Wir sind die gefürchtetsten Rônin aller Zeiten“, sagte er stolz. „Mit acht Leuten haben wir eine ganze Stadt und ihre Burg dem Erdboden gleich gemacht!“ Deidara schmunzelte amüsiert. „Noch brennt sie. Und wir sollten besser nicht mehr in der Nähe sein, wenn die Brände gelöscht sind, hm.“ Viele würden in den Flammen eingeschlossen sein und sterben. Aber ein paar Überlebende gab es immer und die sollte es auch geben, damit die Gerüchte sich im ganzen Land verbreiten konnten. Ein weiterer Reiter näherte sich ihnen. Mit einer einfachen Geste, die unter ihnen bekannt war, gab er sich als Yahiko zu erkennen. „Gute Arbeit“, lobte er seine Rônin. „Zetsu, falls Oda das überlebt hat, bring ihn um.“ Ihr Spion nickte und löste sich von ihrer kleinen Gruppe, verschmolz nach einigen Augenblicken mit dem Wald. Durch das laute Fauchen der Flammen von Azuchi hörte man die leisen Hufschritte nicht. „Wir verschwinden“, verkündete der Orangehaarige. Damit war ihre Mission beendet. Sie würden dafür eine fürstliche Summe von Akechi Mitsuhide erhalten. Dieser hatte seine Truppen bereits in den Westen geführt, sodass Azuchi nahezu schutzlos gewesen war. Zweifellos wartete er jeden Tag auf die Nachricht des Überfalls und des Ablebens seines Daimyô. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)