Im Schatten der Samurai von Bambusbesen (Sasori X Deidara X Gaara) ================================================================================ Kapitel 61: Frühlingsmorgen --------------------------- Am nächsten Morgen verließ der Rotschopf Deidaras Zimmer, bevor die Sonne aufging. Niemand sollte ihn auf dem Weg zurück in seine eigenen Gemächer erwischen. Zum Abschied teilten sie noch einen zärtlichen Kuss. Sobald der Blonde allein war, ließ er sich auf seinen Futon zurück sinken und starrte zur Decke hoch. Seine Gedanken schweiften ab zum vergangenen Abend. Er war überrascht gewesen, dass Gaara so unerfahren war. Aber es war niedlich. An dem sanften Rotschimmer auf seinen Wangen fand der Blonde sehr großen Gefallen. Darum hatte er sich auch nicht mehr so ganz zurückhalten können und ihn wohl doch etwas überfordert. Der herrlich erregte Ausdruck in den jadefarbenen Augen zusammen mit den rosigen Wangen war es ihm eindeutig wert gewesen. Außerdem war Gaara recht empfindlich. Ob er selbst anfangs auch so anfällig für jede Berührung gewesen war? Deidara konnte das nicht genau abschätzen. Zugegeben, es war anders gewesen, mit dem Daimyô intim zu werden. Gaara reagierte auf verschiedene Berührungen anders als Sasori. Das war eigentlich völlig normal, schließlich war er nicht sein toter Meister. Ein wenig ungewohnt war diese Tatsache anfänglich gewesen. Daneben war es jedoch auch sehr aufregend. So unerfahren und vielleicht auch verlegen der Rotschopf gewesen war, mindestens so viel Neugier war in ihm verborgen, mit der er seinen Körper anschließend erkundet hatte. Für Deidara hatte es sich reizvoll angefühlt, nicht erahnen zu können, wo die Finger als nächstes hinwanderten, was Gaara vielleicht tat. Der Unterschied zu Sasori war gewaltig, aber sein Meister hatte zuvor schon Erfahrung in dem körperlichen Zusammenspiel gehabt. Anfangs war Gaara noch sehr vorsichtig und sanft gewesen, was für den Blonden beinahe zu einer Qual geworden war. Deidara hatte ihn schließlich mit dem ein oder anderen neckenden Spruch ein wenig aus der Reserve gelockt. Es kam einer Erlösung gleich, sobald Gaara darauf eingegangen war und ihn fordernder angefasst hatte. Deidara war sich sicher, dass hinter der beherrschten Fassade mehr brodelte, was er auch schon bei ihren Übungskämpfen bemerkt hatte. So viele Empfindungen hatte er in der vergangenen Nacht in Gaaras Gesicht gesehen. Er war gespannt, wie es weiterging. Ein wohliges Gefühl durchstreifte Deidaras Inneres. Es war angenehm, solche Gesten der Zuneigung wieder mit jemandem teilen zu können und anschließend gemeinsam einzuschlafen. Und es gefiel ihm, wie Gaara seinen Arm um ihn gelegt hatte. Sasori hatte sich selten auf Nähe beim Schlafen eingelassen. Der Ältere hatte eher geduldet, dass er sich an ihn geschmiegt hatte. Deidara fand das nie schlimm, es war eben Sasoris Art. Und er kannte es nicht anders, bis letzte Nacht. Die Erfahrung war schön gewesen. Das würde er gern wiederholen. Sie leerten gemächlich die Sakeflasche, ehe Deidara die Öllampe löschte. Es freute ihn, dass Gaara über Nacht hier bleiben wollte. Deidara hatte seinen Yukata inzwischen einigermaßen gerichtet, ebenso wie der Rotschopf. Die Spuren ihres Tuns waren beseitigt. Auffordernd sah der Blonde Gaara an und wartete, dass dieser zu ihm unter die Decke kam. Kaum lag er, schmiegte Deidara sich an ihn wie er es früher bei Sasori getan hatte. Nach ein paar Herzschlägen tastete eine Hand an seinem Arm entlang und legte sich in seine Taille. Entspannende Wärme hüllte den Blonden ein. Müde schloss er die Augen. Es tat so gut, nicht allein zu schlafen. Er hatte fast vergessen, wie angenehm das sein konnte. „Deidara?“ Leise drang Gaaras Stimme an seine Ohren. „Hm?“ Hoffentlich erwartete der Daimyô nun keine ausführlichen Antworten von ihm. Sein Geist driftete bereits ab. „Woher stammen eigentlich die Narben an deinen Händen und Armen?“ Die Frage konnte der Blonde noch beantworten. Dafür musste er keine komplizierten Gedanken wälzen. Bisher konnte Gaara lediglich die Narben in seinen Handinnenflächen gesehen haben, aber vorhin, nachdem er ihm den Yukata vom Oberkörper gestreift hatte, waren auch die Narben an seinen Armen sichtbar geworden. „Bin beim Jagen einen Hang runtergestürzt, hm“, gab Deidara murmelnd von sich. Die Narben waren nach über vier Jahren auch nicht mehr so störend wie früher. Aber manchmal spannten sie unangenehm bei großer Hitze oder Kälte. Gaara gab einen verstehenden Laut von sich. Vielmehr gab es dazu auch nicht zu sagen. Es war eine Geschichte aus der Vergangenheit, die ihre Spuren fühlbar auf ihm hinterlassen hatte, mehr nicht. Zufrieden schmiegte Deidara sein Gesicht gegen Gaaras Hals und atmete tief dessen betörenden Eigengeruch ein. Nie hätte Deidara gedacht, jemals wieder einen Menschen anziehend zu finden oder mit ihm gar den Futon teilen zu wollen. Es war ihm erschreckend leicht gefallen, auf Gaara einzugehen. Lag es daran, dass sein Meister nun seinen Frieden hatte? Vielleicht war es das. Die Zeit trug sicherlich auch ihren Teil dazu bei, denn die Schlacht und Sasoris Tod waren fast zwei Jahre her. Die Erinnerung an seinen Danna war noch immer schmerzhaft, aber ertragbar geworden. Das Gefühl, in ein bodenloses Loch zu fallen, in dem er keinen Halt fand, war vergangen. Deidara musste sich wohl eingestehen, dass Gaara daran nicht ganz unschuldig war. Ohne ihn würde er wahrscheinlich immer noch durch Japan trotten, ohne Ziel und den Willen zu leben. Vielleicht wäre er auch schon tot. Im Nachhinein betrachtet fragte der Blonde sich, wie er sich aus so mancher Situation lebend herausmanövriert hatte. Die Erinnerungen an dieses eine Jahr waren verschwommen und er war sich nicht sicher, in welche Reihenfolge die Situationen und Kämpfe gehörten. Wie oft war er betrunken gewesen, dass er keine rechte Ordnung hineinbringen konnte? Was Gaara nur an ihm gefunden hatte zu diesem Zeitpunkt? Er war ein Wrack gewesen, als er in seine Eskorte hineingetaumelt war. Der Daimyô hatte sogar seine Laune ertragen …und ihn mit der Wahrheit konfrontiert, mit der Schande, die er Sasori bereitete. Gaara hatte ihm ein Seil in das dunkle Loch geworfen. Zuerst hatte es ihn einfach nur gehalten und davor bewahrt, noch tiefer zu fallen, bis er langsam daran emporgeklettert war. Nur in winzigen Etappen hatte der Blonde den Aufstieg nach und nach bewältigt, aber es war heller geworden. Aus seinem Loch war er inzwischen wohl ausgebrochen. Deidara gelang es wieder, sich am Leben zu erfreuen, hatte Spaß an einem guten Kampf und gutem Essen. Und er brauchte wieder zwischenmenschliche Kontakte. Es wäre schön, wäre Akatsuki näher. Dann könnte er die Bande öfter sehen. Denn bis auf Gaara hatte er hier niemanden, dem gegenüber er sich frei verhalten konnte. Und auch nur untereinander war eine ungezwungene Konversation möglich. Sobald sie nicht mehr allein waren, musste die Distanz des Anscheines Willen gewahrt werden. Tief atmete der Blonde durch. Er sollte Akatsuki wieder besuchen. Immerhin waren mehrere Monate vergangen, seitdem er sie im Geisterwald aufgespürt hatte. Itachi lebte vermutlich auch noch. Deidara schnaufte. Für den Uchiha empfand er nach wie vor keine Sympathie, aber er war wohl inzwischen ruhiger geworden. Bei dem Gedanken an ihn verspürte er nicht mehr sofort das wütende Verlangen, gegen ihn kämpfen zu wollen. Vielleicht hatte Zetsu inzwischen etwas über Sasukes Verbleib herausgefunden. So lange konnte sich der Bursche wohl kaum vor ihrem Spion verbergen. Deidara ging allerdings davon aus, dass sie ihn unterrichtet hätten, würde etwas Bedeutendes vor sich gehen. Der blonde Krieger rappelte sich auf. Es wurde langsam Zeit, das Bad aufzusuchen und sich für den Tag fertig zu machen. Um diese Zeit war im Bad noch nicht viel los. Nur wenige Samurai wuschen sich um diese frühe Stunde, was daran lag, dass der Schichtwechsel noch nicht nahe gerückt war. Der Blonde wollte allerdings noch Sasoris Grab besuchen, bevor er seiner Arbeit nachging. Anfangs hatte er sein Grab jeden Tag besucht. Der Ort war für ihn zum Anker geworden. Es hatte ihm geholfen, die Kanji zu sehen, die den Namen seines Meisters verkündeten und einen Platz zu haben, an dem er ihm nahe sein konnte. Irgendwann war der Weg zu Sasoris Grab für Deidara so alltäglich geworden wie das Essen und Trinken. Nach getaner Arbeit nahm er von der Mahlzeit immer eine Kleinigkeit von den Speisen, um sie als Opfergabe vor den Butsudan in die flache Schale zu legen. Auf die Art hatte er es geschafft, eine Art Frieden für sich zu finden, ohne befürchten zu müssen, seinen Danna zu vergessen. Deidara schlüpfte in seine Zori und trat aus dem Gebäude. Unter seinem roten Gi lugte der cremefarbene Hadagi hervor und seine Beine wurden vom ebenfalls cremefarbenen Hakama bedeckt. Seine rechte Hand legte sich lässig auf dem Griff seines Katana ab. Ruhig schlenderte der Blonde den Weg zu den Gräbern entlang. Die ersten Sonnenstrahlen umfingen ihn. Noch war es morgendlich kühl, aber Deidara genoss den leichten Schauer und den salzigen Geruch des Meeres, den der Wind über die Burgmauern trug. Er fühlte sich angenehm lebendig. Vor Sasoris Grab verweilte er. Sein Blick glitt über den eingemeißelten Namen seines Meisters. „Guten Morgen, Danna“, hauchte er. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)