Adventskalender 2013 von Rajani (by Rajani & Tamanna) ================================================================================ Kapitel 23: Wie Sasuke Weihnachten gestohlen hat ------------------------------------------------- Es war der Tag vor Weihnachten. Nach dem gemeinsamen Rendezvous bei der Hochzeit, fühlte sich Masamune etwas zu Yukimura hingezogen. Darum lud er seinen Rivalen ein, das Weihnachtsfest bei ihm zu verbringen. In Japan war es üblich, den 24. Dezember nicht mit der Familie zu verbringen, sondern mit dem Liebsten. Es war also ein Abend für Verliebte. Daher verstand Yukimura diese Einladung als heimliches Liebesgeständnis und nahm sie ohne zu zögern an. Takeda Shingen war nicht sonderlich begeistert, erkannte aber, wie wichtig es seinem jungen General war und gab – wenn auch widerwillig – sein Einverständnis. Allerdings nur unter der Bedingung, dass Sasuke ihn begleitete. So reisten Yukimura und Sasuke nach Oshu. Am Abend des 22. Dezember kamen sie dort an. Masamune empfing seinen Besuch recht herzlich. Auch die Date-Armee war recht erfreut über die unverhofften Gäste. Nur einer war so gar nicht glücklich darüber: Katakura Kojuro. Dem „rechten Augen des Drachen“ passte es so gar nicht, dass sein Herr den Weihnachts-Abend ausgerechnet mit dem“ jungen Tiger von Kai“ verbrachte. Am Liebsten würde er die ungewollten Gäste wieder verscheuchen, aber das würde sein Fürst wohl nicht zulassen. Was fand er nur an diesem Jungen? Genervt betrat Kojuro die Burg – und ihn traf der Schlag: das Innere der Burg war über und über mit Lichterketten, Lametta, künstlichen Rentieren und anderem Weihnachtskram geschmückt. Es sah aus, als wäre der Schwertkämpfer in Santas Dorf der Verdammten gelandet. „Was ist denn hier los?“, entfuhr es Kojuro entsetzt. Sasuke, der noch mitten beim Schmücken war, bedachte ihm mit einem entschuldigenden Blick. „Ja, tut mir leid für das hier. Aber Meister Sanada liebt Weihnachten und besteht darauf, dass es so kitschig und bunt geschmückt ist.“ „Hat Fürst Masamune das erlaubt?“, hakte Kojuro verärgert nach. „Ja, hat er. Er wirkte sogar ziemlich verzückt, als er sah, wie Meister Sanada sich auf die Dekoration gefreut hatte.“ Als hätte er seinen Namen gehört, kam Yukimura dazu – mit geschlossenen Augen. Blind versuchte er, sich den Weg durch die Dekoration zu bahnen. „Also, Sasuke. Ich geh jetzt los, um Masamune-dono’s Geschenk zu holen. Davon darf er aber nichts erfahren, verstanden?“ „Sanada, was machst du da?“, beschwerte sich Kojuro. „Mach die Augen auf, du stolperst sonst noch!“ „Nein!“, rief Yukimura entschieden zurück. „Ich will die Dekoration erst sehen, wenn ich alles für Morgen erledigt habe. Das Winterwunderland ist meine Belohnung für all die harte Arbeit…“ Yukimura schnupperte interessiert in die Luft. „Sasuke? Rieche ich da etwa deine köstlichen Zimtplätzchen?“ „Du riechst richtig, Meister“, antwortete Sasuke freudig. Yukimura verfluchte seine Sinne und bahnte sich den Weg zur Schiebetür. „Ich gehe jetzt. Und spül nicht die Schüssel mit den Resten vom Plätzchenteig aus, Sasuke!“ Dann tapste er hinaus. Kojuro verdrehte entnervt die Augen und machte auf der Stelle kehrt. Vor der Tür kam ihm Yoshino entgegen. „Meister Katakura, haben Sie die Dekoration gesehen?“ „Ja, habe ich tatsächlich“, knurrte Kojuro. „Gefällt es Ihnen nicht?“, wunderte sich Yoshino. Er fand die viele Weihnachtsstimmung, die mit den Besuchern aus Kai Einzug in Oshu hielt, eigentlich sehr schön. Kojuro warf resigniert die Arme in die Luft. „Es geht mir doch überhaupt nicht um die Dekoration! Ich bin nur genervt von Sanada und Sasuke.“ „Warum denn das? Dank den beiden herrscht dieses Jahr viel mehr Weihnachtsstimmung in Oshu! Wenn man es genau betrachtet, ist Meister Sanada der Weihnachtsmann und Sasuke-san sein Weihnachtself!“ Kojuro grunzte spöttisch. „Weihnachtself. Er sieht eher aus wie der Grinch!“, höhnte er. „Wie hast du mich gerade genannt?“, drang Sasuke’s fassungslose Stimme an sein Ohr. Kojuro schloss gequält die Augen. Das war jetzt dumm gelaufen… Eigentlich hatte Fürst Masamune geglaubt, dass er die Weihnachtsvorbereitungen Yukimura und Sasuke überlassen und den Vortag vor Weihnachten in aller Ruhe mit trainieren verbringen könnte. Leider sah sein rechtes Auge die ganze Sache ein wenig anders. Eigentlich sah es Kojuro gar nicht ähnlich, ihm so einen Ärger zu machen. Normalerweise war es genau andersherum. Aber seit Masamune Yukimura eingeladen hatte, war sein treuster Vasall ziemlich schlecht gelaunt. Vielleicht verlangte er ihm da etwas zuviel ab. Aber verdammt noch mal, es war Weihnachten! Und es war ja nicht so, als wolle er seinen Kopf durchsetzen, um etwas ganz Dummes zu tun. Da konnte sich Kojuro doch mal ein wenig zusammenreißen! Aber nein! Stattdessen saß Masamune im Schneidersitz und mit verschränkten Armen auf dem Holzfußboden und musste sich jetzt anhören, dass Kojuro Sasuke verärgert hatte. „Also noch mal“, wiederholte Masamune ruhig. „Wie hast du Sasuke genannt?“ Kojuro räusperte sich und sagte zögerlich: „Einen Grinch.“ Masamune seufzte erschöpft. Wenn er nicht befürchten müsste, dass Sasuke das ziemlich gekränkt hätte, würde der Fürst das Ganze ziemlich lustig finden. „Hast du dich wenigstens bei ihm entschuldigt?“, hakte er nach. Kojuro wich seinem Blick aus. Um die Wahrheit zu sagen… das hatte er nicht. Er hatte Sasuke sogar unmissverständlich klar gemacht, dass der Ninja und sein Meister schuld daran waren, dass dieses Weihnachten für Kojuro furchtbar werden würde und er sich deshalb auf gar keinen Fall entschuldigen würde. Das konnte er seinen Fürsten aber nicht sagen… Das brauchte er aber auch gar nicht. Masamune konnte sich die Antwort schon denken. Er bedachte seinen Vertrauten mit einem bösen Blick. „Dann tu es jetzt! Ob es dir nun passt oder nicht, Kojuro, Yukimura und Sasuke sind unsere Gäste und ich will keinen Ärger so kurz vor Weihnachten!“ Der Fürst erhob sich und blickte Kojuro streng an. „Du gehst dich jetzt entschuldigen. Ich komme auch mit!“ Kojuro spürte, dass sein Fürst keine Diskussion zuließ und ergab sich. Zusammen machten sich die beiden Männer auf den Weg, um sich bei Sasuke zu entschuldigen. In dem Zimmer, das Sasuke vorhin noch dekoriert hatte, angekommen, ergab sich allerdings ein anderes Problem – es war leer. Und zwar völlig leer. Nicht nur Sasuke fehlte, sondern auch die ganze Weihnachtsdekoration. „Ist er etwa mit der ganzen Weihnachtsdekoration verschwunden?!“, fragte Kojuro fassungslos. „Sieht ganz so aus“, murmelte Masamune. Dann fiel ihm Yukimura ein und wie traurig er wäre, wenn er zurückkäme und feststellte, dass das Winterwunderland, auf das er sich so gefreut hatte, verschwunden war – zusammen mit Sasuke. Bestimmt würde er wieder nach Hause wollen. Zumindest wäre das Weihnachtsfest ruiniert. Das hatte gerade noch gefehlt! Eine Ader begann an seiner Schläfe zu zucken, als er bedrohlich zischte: „Kojuro, ich rate dir, Sasuke so schnell wie möglich zu finden und dich bei ihm zu entschuldigen. Wenn du Yukimura und mir das Fest versauen solltest, wird das hier das schlimmste Weihnachten, das du je erlebt hast! Du hast Zeit bis heute Abend! Bring Sasuke und die verdammte Weihnachtsdeko hierher zurück, verstanden?!“ Zornig stampfte Masamune davon. Kojuro blieb mit hängenden Schultern zurück. Plötzlich entdeckte er einen Zettel auf den Boden liegen. Er hob ihn auf und las: » Vergiss nicht, die Plätzchen aus dem Ofen zu holen, Arschgesicht! « Wie nett. Jetzt dürfte Kojuro also losziehen und den beleidigten Ninja wieder zurückholen. Wenn er das tat, würden sich Yukimura und sein Herr in den kommenden Tagen definitiv annähern, soviel stand fest. Doch wenn er Sasuke nicht zurückholte, würde Yukimura vielleicht ebenfalls verschwinden, aber dafür würde sein Fürst ihm die Hölle heiß machen, was genauso schlecht war. Wie man es auch drehte und wendete, dieses Weihnachtsfest würde für Kojuro furchtbar sein! Und daran war nur Sasuke schuld! „Dieser verdammte Grinch!“, stieß Kojuro wütend hervor und machte sich zähneknirschend auf den Weg. Yukimura starrte derweil auf einen Zettel. „Hm… mal sehen… für den Biskuitteig brauche ich vier Eier, 100g Mehl, 100g Feinstzucker und fünf Tropfen Vanillearoma. Für die Sahne brauche ich 500ml Schlagsahne, 2,5 EL Feinstzucker und 21 Päckchen Sahnesteif. Und für die Füllung und zum Dekorieren brauche ich je 2 EL Kirschwasser, heißes Wasser und Zucker, 250-400g frische Erdbeeren, Kekse, Zuckerfiguren und Puderzucker.“ „Hast du alles, was du brauchst?“, fragte die ältere Dame freundlich. Sie war die Besitzerin dieser modernen Bäckerei. Yukimura nickte. „Ja, es ist alles da. Vielen Dank, dass ich bei Ihnen backen darf. In der Burgküche ging das ja nicht.“ „Das ist doch kein Problem“, winkte die Bäckerin lächelnd ab. „Ich finde es süß, dass du dem Fürsten einen traditionellen Christmas Cake backen willst. Und das du dafür ein Rezept aus einem seiner Bücher über England nimmst, freut ihn sicher auch.“ „Ja, zum Glück steht es auf japanisch da drin. Und zum Glück haben sie auch die westlichen Zutaten in ihrer Küche. Das wäre sonst schwierig gewesen.“ „Der Fürst kommt öfter in meine Bäckerei, um meine Kuchen und Torten zu essen. Er schätzt meine Backkunst sehr.“ „Ich hoffe bloß, dass ihm mein Kuchen auch schmecken wird…“ „Das wird schon! Es wird ja mit viel Liebe gebacken“, kicherte die Bäckerin augenzwinkernd. Yukimura errötete und sah rasch in das Rezept. „Mal sehen, was als Nächstes kommt“, murmelte er verlegen. „Also, die 18cm große Form habe ich eingefettet und den Boden mit Backpapier bespannt. Dann muss ich jetzt die Eier trennen.“ Yukimura nahm die Eier und schlug sich nacheinander auf. Das Eiweiß gab er in ein hohes Gefäß, das Eigelb direkt in die Teigschüssel. Dann schlug er das Eiweiß solange, bis es steif war. Als Nächstes gab er Zucker und Vanillearoma zum Eigelb, bis die Masse eine dicke, cremige Konsistenz hatte. Nun hebte er den dicken Eischnee unter die Masse. Nach nun nach siebte er dann das Mehl in die Schüssel und arbeitete es vorsichtig unter, ohne zu rühren. Als der Teig dick, locker und fluffig von seinem Rührgerät tropfte, war er fertig. Der Teig wanderte nun in die Form und dann in den Ofen. „So, nun muss er für 25 Minuten backen“, sagte Yukimura fröhlich. „Wenn er fertig ist, müssen wir ihn dann noch komplett auskühlen lassen, bevor wir weitermachen können… Ich frage mich, was Sasuke wohl gerade macht.“ Endlich hatte Kojuro auch mal Glück. Sein Glück war, dass Sasuke wegen der ganzen Weihnachtsdeko nicht weit gekommen war. Völlig entnervt baute sich der Schwertkämpfer vor dem Ninja auf. „Was um alles in der Welt soll das werden, Sasuke?“ „Ganz einfach. Du hast mir mehr als deutlich gesagt, dass ich in der Burg von Yonezawa nicht erwünscht bin. Also bin ich gegangen, damit du deine Ruhe hast“, erwiderte Sasuke kühl. „Hör zu“, seufzte Kojuro, „ich habe ja verstanden, dass dich das sehr gekränkt hat. Aber denk doch mal an Sanada! Wie wird er wohl reagieren, wenn er zurückkommt und du und die Dekoration sind nicht da?“ „Dich interessiert wohl eher, wie Dokuganryu darauf reagiert“, schnaubte Sasuke verächtlich. „Dir droht wohl ein mächtiger Anpfiff, was?“ Kojuro verzog das Gesicht. Er hatte ihn durchschaut. „Gut, du hast es erfasst. Ja, ich kümmere mich einen Dreck um dich, diese blöde Deko und wie Sanada darüber denkt! Aber mein Fürst tut es und ich will ihm das Fest nicht verderben. Und ich gehe doch recht in der Annahme, dass du Sanada das Fest ebenfalls nicht verderben willst, oder?“ Sasuke senkte den Blick. „Nein, das will ich nicht. Ich wäre ja bereit, sofort zurück zu gehen, wenn du dich bei mir entschuldigen würdest.“ „Das werde ich aber nicht tun!“, schrie Kojuro wütend auf. „Weil du für mich nun einmal ein Grinch bist! Es gefällt mir überhaupt nicht, dass Sanada das Fest mit Fürst Masamune verbringt! Am Liebsten wäre es mir, wenn mein Fürst euch nie eingeladen hätte!“ Resigniert atmete Kojuro laut aus und fuhr sich durch die Haare. „Weißt du was? Wenn dich meine Anwesenheit so stört, dann werde ich dir den Gefallen tun und verschwinden! Ich habe sowieso keine Lust, mit euch zu feiern. Ich gehe zu meiner Cousine und ihrer Familie. Ich wünsche dir viel Spaß!“ Wutschnaubend marschierte Kojuro davon. Sasuke blieb nachdenklich zurück. Der Teig war inzwischen fertig gebacken. Yukimura war gerade dabei, die kalte Sahne mit dem Zucker und dem Sahnesteif fest zu schlagen. Dann putzte er die Erdbeeren, wählte acht hübsche aus und schnitt die übrigen in dicke Scheiben. Als das erledigt war, halbierte er den Tortenboden, mischte aus Kirschwasser, heißem Wasser und Zucker einen Sirup und verstrich diesen gleichmäßig auf beide Hälften. Dann verteilte er einen Schlag Sahne auf die untere Hälfte, legte die Erdbeerscheiben darauf, gab noch eine Schicht Sahne oben drüber und bedeckte das Ganze dann mit der zweiten Hälfte. Einen kleinen Teil der übrigen Sahne füllte er in einen Spritzbeutel mit Sterntülle, mit dem Rest umkleidete er die Torte; strich alle Flächen schön glatt. Den Deckel verzierte er rundherum mit dem Spritzbeutel. Die acht reservierten Erdbeeren drückte er dann in die Innenfläche des Deckels. In die Mitte setzte Yukimura dann noch die Zuckerfiguren in Weihnachtsbaumform und streute zum Schluss noch den Puderzucker oben drauf. Fertig war der Christmas Cake! Überglücklich begutachtete Yukimura sein Werk. Hoffentlich würde Masamune der Kuchen auch schmecken. Die Bäckerin brachte einen Karton, um den Kuchen schön zu verpacken. Nachdem sie ihm versichert hatte, dass sie den Rest alleine abwaschen konnte, verabschiedete die Frau Yukimura. Der junge General machte sich mit seiner köstlichen Fracht auf den Rückweg in die Burg, sich auf sein geliebtes Winterwunderland freuend. Voller Ungeduld wartete Masamune derweil darauf, dass Kojuro endlich zurückkam – und mit ihm hoffentlich Sasuke und die Weihnachtsdekoration. Dummerweise war es nicht sein Vertrauter, der ihm schließlich am Tor entgegenkam, sondern ein freudestrahlender Yukimura. Schief lächelnd begrüßte Masamune ihn. „Was ist denn in dem Karton?“, versuchte er ihn abzulenken. Yukimura riss den Karton prompt an sich. „Da müsst Ihr Euch schon bis morgen gedulden! Das ist nämlich Euer Weihnachtsgeschenk!“ Masamune riss überrascht sein Auge auf. „Geschenk? Du schenkst mir was?“ „Natürlich! Ach, habt Ihr schon Sasuke’s Weihnachtsdekoration gesehen? Ich hoffe, Ihr findet es nicht zu kitschig…“ „Äh… nein, gar nicht… Es ist toll.“ „Und wie sind die Zimtplätzchen geworden?“ Ach ja, die Plätzchen. Masamune hatte sie erst bemerkt, als ein dicker Rauch aus der Küche zu ihm vordrang. „Sie schmecken ehrlich gesagt wie Gekaufte“, sagte er trocken und betete, dass die Bäckerin noch schnell welche zaubern konnte. Und dann sagte Yukimura das, wovor sich Masamune so gefürchtet hatte: „Schön, ich will mir jetzt endlich Sasuke’s Dekoration ansehen! Ich freue mich schon den ganzen Tag darauf!“ Bevor Masamune ihn stoppen konnte, war Yukimura schon an ihm vorbeimarschiert und betrat die Burg. Der Fürst folgte ihm, dachte bereits fieberhaft darüber nach, wie er ihm die ganze Situation erklären sollte. Doch in der Burg stellte sich heraus, dass dies gar nicht nötig war. Sasuke begrüßte sie freudestrahlend, die Dekoration hing wieder an ihrem Platz. Masamune runzelte die Stirn. Er hatte gar nicht bemerkt, dass der Ninja wieder zurückkam, geschweige denn, dass er die Dekoration wieder auf hing. Andererseits hatte er auch nicht bemerkt, wie er verschwunden war, von daher… Yukimura war begeistert. „Das ist wirklich wundervoll! Und ich kann nur hoffen, dass wir die Burg nicht abfackeln, bei den vielen Lichtern!“ „Schön, dass es Euch gefällt, Danna“, grinste Sasuke. Masamune sah sich suchend um. „Ach, Sasuke. Wo steckt eigentlich Kojuro?“ Sasuke kratzte sich peinlich berührt an der Wange. „Ähm… er sagte, er verbringt das Fest lieber mit seiner Cousine und seiner Familie.“ „Warum denn das?“, wunderte sich Yukimura. „Wir haben uns gestritten“, erklärte Sasuke zögerlich. „Sasuke! Soll das heißen, du hast Meister Katakura vertrieben? Wie konntest du nur?“ „So war das gar nicht!“, protestierte Sasuke. Für einen Moment überlegte er, ob er seinem Meister von ihrem Streit erzählen sollte, entschied dann aber, es bleiben zu lassen. „Er hatte ohnehin vor, mit seiner Cousine zu feiern“, log er. Yukimura runzelte die Stirn. „Ist es denn so schön bei seiner Cousine?“, erkundigte er sich verwirrt bei Masamune. Der verzog das Gesicht. „Na ja, wie man es nimmt. Seine Cousine ist ziemlich religiös. Ihre Familie glaubt, dass der Weihnachtsmann der Satan ist, der sie verführen will… Eigentlich wollte er nie mit ihr feiern.“ Sasuke hatte genug gehört. „Date, sagt mir, wie ich dorthin komme. Ich werde ihn dazu überreden, mit uns zu feiern.“ Masamune und Yukimura beschlossen, ihn zu begleiten. Kojuro saß am Esstisch mit den Kindern seiner Cousine und machte gute Miene zum bösen Spiel. Die schwangere Cousine tischte das Abendessen auf. „Kojuro, würdest du das Tischgebet sprechen?“, bat sie freundlich. Kojuro erwiderte rasch: „Äh… das würde ich ja gerne. Aber was soll ich denn sagen?“ „Warum zitierst du nicht einfach deine Lieblingsstelle aus der Bibel?“, schlug die jüngste Tochter begeistert vor. „Das ist eine tolle Idee“, heuchelte Kojuro freundlich. „Aber wie wählt man seine liebste Stelle aus? Da gibt es so viele schöne Stellen…“ Ein Klopfen an der Tür erlöste ihn. Schnell stand er auf. „Ich gehe schon. Sag du das Gebet auf, meine Kleine.“ Kojuro öffnete die Tür und war überrascht, Sasuke, seinen Fürsten und Yukimura zu sehen. „Wer ist da?“, fragte die Cousine. „… Es sind ein paar Sternensänger“, log Kojuro hastig. Yukimura und Masamune sahen sich ungläubig an, dann begannen sie zögerlich zu singen. Sasuke ergriff leise das Wort. „Meister Katakura, würdest du bitte wieder mitkommen? Ich will nicht, dass du das Fest hier verbringst.“ Kojuro atmete erleichtert aus. Er war so froh, dass sie hier waren. „Liebend gern. Und ich möchte mich wirklich aufrichtig bei dir entschuldigen.“ „Vergiss es. Hast du nicht auch die Nase voll von dem ständigen Entschuldigen? Es ist schließlich Weihnachten. Da sollte man vergeben können. Und… wenn man genau darüber nachdenkt… war ich schon so was wie ein Grinch.“ „Was ist denn ein Grinch?“, wollte der jüngste Sohn plötzlich wissen. Er hatte sich leise angeschlichen und gelauscht. Kojuro stiegen die Schweißperlen ins Gesicht. „Äh… ein böses Wort, das man nicht sagt“, erklärte er nervös. Leider war es schon zu spät. Fasziniert von diesem Wort fingen die Kinder an, es laut zu rufen. Sie wollten gar nicht mehr damit aufhören. Schnell griff Kojuro nach seinem Mantel und rannte mit den drei anderen davon. „Kann mir vielleicht mal einer erklären, was hier los war?“, wollte Yukimura wissen. „Nichts“, antworteten Sasuke und Kojuro im Chor. Es war bereits nach Mitternacht. Masamune konnte immer noch nicht schlafen. Lag es vielleicht am Vollmond? Wäre nicht das erste Mal, dass ihn das vom Schlafen abhielt. Nach Ablenkung suchend streifte der junge Fürst durch die Burg und landete in der Küche. Dort stand der geheimnisvolle Karton, den Yukimura mitgebracht hatte. Neugierig näherte sich Masamune dem Karton und wollte ihn gerade öffnen um zu sehen, was darin war, als eine Stimme ihn davon abhielt. „Jetzt noch nicht!“ Der einäugige Drache drehte sich um und erblickte Yukimura, der ihn tadelnd ansah. „Ihr dürft Euer Geschenk erst an Heiligabend öffnen!“, beharrte er. Masamune lächelte schelmisch. „Es ist doch schon Heiligabend. Es ist weit nach Mitternacht.“ „Trotzdem.“ Yukimura zog eine Schnute. Der junge Fürst lachte resigniert auf. Dann fragte er: „Warum schenkst du mir überhaupt etwas? Ich habe doch gar nichts für dich.“ „Doch, natürlich habt Ihr das“, widersprach Yukimura verwundert. Als der Brünette ihn fragend ansah, erklärte er: „Ihr habt mich zu Euch eingeladen.“ „Dafür hast du die Burg dekoriert“, konterte Masamune. Eine Weile sagte niemand von ihnen etwas. Schließlich kam Masamune näher. „Gibt es etwas, das du gerne hättest?“ „Eigentlich nicht“, war die ausweichende Antwort. Masamune spürte, dass das nicht ganz die Wahrheit war. Er kam noch etwas näher. „Und uneigentlich?“ Yukimura musterte seinen Rivalen, der für ihn gar nicht mehr ein Rivale war – sondern so viel mehr. Es gäbe schon etwas, das er gerne von ihm hätte… Plötzlich bemerkte der junge General, dass Masamune unter einem Mistelzweig stand. Das war die Gelegenheit. Doch Yukimura zögerte. Masamune bemerkte den flüchtigen Blick des Jüngeren. Er sah nach oben – und verstand. „Erinnerst du dich noch an den Abend, als du mich auf die Hochzeit begleitet hast?“, fragte er, ohne den Blick von dem Zweig abzuwenden. „Nicht wirklich. Ich erinnere mich nur an Bruchstücke und ab einem bestimmten Zeitpunkt weiß ich gar nichts mehr.“ „Du hast mir in dieser Nacht gesagt, dass du mich liebst. Und du hast mich geküsst.“ Yukimura bekam einen hochroten Kopf. Hatte er das wirklich? Daran konnte er sich wirklich nicht erinnern. Andererseits, warum sollte sich Masamune das ausdenken? Endlich senkte Masamune seinen Blick wieder und musterte Yukimura. Dann wagte er zu fragen, was er seit diesem Abend wissen wollte, aber nicht gewagt hatte, zu fragen. „Hast du… das ernst gemeint… ich meine, dass du mich liebst… und so…“ Yukimura errötete noch mehr – falls das noch möglich war – und wandte den Blick ab. Verunsichert verschränkte Masamune die Arme vor der Brust. „Dann hast du das nur gesagt, weil du betrunken warst.“ Es war keine Frage, mehr eine Feststellung. „Das stimmt nicht!“, widersprach Yukimura schnell. Dann überlegte er kurz, fasste sich dann ein Herz und ging zu dem Älteren rüber. „Ich meinte es ernst. Auch, wenn ich mich nicht mehr an meine Worte erinnern kann… wenn ich Euch sagte, dass ich Euch liebe, dann… war das die Wahrheit.“ Yukimura schloss kurz die Augen, atmete tief durch, dann packte er Masamune sanft an den Schultern. „Es gibt tatsächlich etwas, das ich gerne hätte… Etwas, das ich nur von Euch will.“ „Du darfst tun, was immer du willst“, flüsterte Masamune. Diese Worte ließen Yukimura’s Herz höher schlagen. Dann zog er ihn zu sich heran und küsste ihn sanft. Masamune entspannte sich sofort, schlang seine Arme um Yukimura’s Hals und erwiderte den Kuss. Draußen vor der Tür, in taktvollem Abstand, saßen Sasuke und Kojuro. „Sieht ganz so aus, als hättest du recht mit deiner Vermutung“, schmunzelte Sasuke. Kojuro seufzte erschöpft. „Ja, scheint so.“ „Und? Kommst du damit klar?“ Kojuro lächelte müde. „Mir bleibt ja nichts anderes übrig, nicht wahr?“ Sasuke warf einen Blick zu den beiden jungen Männern, die sich immer noch küssten, und murmelte: „Lass uns abwarten, wohin das führt. Vielleicht ist es ja nur ein Strohfeuer…“ Kojuro schnaubte amüsiert. „Das glaubst du doch selbst nicht.“ „Wer weiß…“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)