Kein Blick zurück von Curupira ================================================================================ Kapitel 4: Kapitel 0 - 7 Tage zu vor ------------------------------------ Pergament, wohin das Auge nur blickte. In der Mitte des mit Pergamenten überschütteten Raums flatterte ein einziges Blatt im Takt, mit dem Atem der es traf, wenn die darunter begrabene Person ausatmete. Zahlreiche gebrochene Sonnenstrahlen, die durch die glitzernden Eiskristalle am Fenster hindurch brachen, fluteten das Zimmer in einem gleißenden, funkelnden Licht. Pansy hatte sich am Tag zuvor mit 'Briefe' lesen die Zeit vertrieben und war darüber eingeschlafen. Unruhig wälzte sie sich durch das Pergament und saß ruckartig in einer senkrechten Position, als sie mit ihrem Fuß aus Versehen ein verschlossenes Tintenfass vom Schreibpult kickte, als sie gegen das Tischbein trat. „Wer da?“, japste sie benommen und suchte ihren Zauberstab. Erst als ihr Blick auf das Tintenfass fiel, beruhigte sie sich wieder und rieb sich die noch immer müden Augen. Doch an Schlaf war jetzt nicht mehr zu denken, zu viel stand an diesem Tag noch an. Gähnend streckte sie sich und stand auf. Die Pergamente, die auf ihr lagen, flatterten ungeachtet zu Boden und Pansy störte sich auch nicht dran. Zielsicher griff sie nach ihrem Pullover, der auch von Pergamenten begraben war. Auf dem Weg in die Küche zog sie ihn über und stolperte dadurch beinahe die Stufen hinab. „Verdammt!“, fluchte sie, nachdem sie sich am Geländer abgefangen hatte. In der Küche angekommen schwang sie das erste Mal an diesem Morgen ihren Zauberstab und entfachte das Feuer im Ofen, damit auch das restliche Haus wieder durchgewärmt wurde. Am Küchenfenster erwartete die allmorgendliche Eule ihre Erlösung und Pansy kam ihrem Klopfen nur zögernd nach, an diesem Morgen. Denn sie musste mit Schrecken feststellen, dass der Winter über Deutschland herein gebrochen war. Sich dichter in den Pullover kuschelnd, setzte sie unterwegs das Wasser für ihren Kaffee auf, bevor sie die Eule endlich zu sich herein ließ. Wild flatterte sie mit ihren Flügeln und ließ sich nach zwei Runden des Warmfliegens auf der Küchenzeile nieder und reckte ihr kleines Beinchen Pansy entgegen. Als Belohnung bekam die Eule ihre Bezahlung und zusätzlich einen Eulenkeks. Mit klackerndem Schnabel bedankte sie sich und verschwand durch das Küchenfenster. Fröstelnd schloss Pansy es wieder und ging näher zum Ofen, während sie den Tagespropheten öffnete. Auf der Titelseite prangte das Gesicht einer älteren Frau, die verwirrt schien. Denn auf dem Foto blickte sie sich immer wieder panisch um und riss sich ihre Haare vor Furcht aus. Die Schlagzeile lautete: Jones sah den dunklen Lord! Darunter in kleinerer Schrift: Verhandlung der verwirrten Hexe, am zweiten Dezember angesetzt. Interessiert las Pansy noch die ersten Sätze des Artikels. 'Jones, die Hexe, die letzte Woche, in London Eastside einige Muggel attackiert hatte, machte gestern ihre Aussage. Laut dem Pressesprecher dachte sie Du-weißt-schon-Wer und seine Schergen würden sie verfolgen.' Schmunzelnd legte sie den Propheten kurz zur Seite und brühte sich ihren Kaffee auf. Mit der Tasse und der Zeitung ging sie zu ihrem Küchentisch und ließ sich dort auf einen der Stühle nieder. Allmorgendliche Routine, die sie sich durch nichts zunichtemachen ließ. An der Tasse nippend schlug Pansy die Zeitung auf und überflog die Artikel. Als sie erneut umgeblättert hatte, stieß sie beinahe ihre Tasse um. Denn aus einem der Fotos schaute ihr Vater wütend auf sie herab. Es war erschreckend, dass selbst ein Foto solch eine Wirkung, nach all den Jahren hervor rufen konnte. Zitternd strich sie sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und las den Artikel. Fall Parkinson neu aufgerollt. Nach 3 Jahren, in dem die vermisste Tochter von Earl Parkinson nicht gefunden werden konnte, wollten die Ermittler ihn eigentlich zu den nicht geschlossenen Akten legen, doch durch eine enorme Goldspende konnte dies verhindert werden. Der Tagesprophet fragt sich nun natürlich, wer der ominöse Spender ist, und welchen Vorteil sich derjenige davon erhofft. Wir wünschen jedenfalls der Familie alles Gute und hoffen, dass dieser Versuch nun endlich die verschwundene Tochter zu den trauernden Eltern zurückbringt. Zwar hatte sie schon gewusst, dass Draco dies tun würde, aber wenn sie ehrlich zu sich selbst war, hatte sie nicht so früh damit gerechnet. Seufzend trank sie einen Schluck Kaffee, schob die Tasse dann aber Weg, weil ihr der Appetit vergangen war. Was wenn es eben nicht den erhofften Druck von den Auroren nahm? Was wenn sie noch aggressiver arbeiten würden? Sie wollte sich nicht ausmalen, was dies für ihre Spaziergänge, außerhalb ihres Verstecks bedeuten könnte. Draco meinte zwar, dass es so besser sei, doch Pansy glaubte nicht daran. Sie war sich sicher, dass es auch so funktioniert hätte, wie sie es anfangs geplant hatten. Wozu also diese Veränderung? Oder wollte er damit etwas ganz anderes erreichen? Grübelnd ging sie in Gedanken die letzten Briefe von ihm durch, doch selbst der Letzte, in dem er ihr von dem Plan erzählte, wirkte nicht so extrem auf sie. Und jetzt? Jetzt fühlte sie sich, als ob man ein Loch in ihr Haus gesprengt hatte und sie nur zwei Möglichkeiten besaß. Entweder mit dem Wissen, dass sie gejagt würde, hinaus. Oder sich auf ewig hier drin zu verbarrikadieren. Die zweite Möglichkeit konnte Pansy aber nicht umsetzen, da Eulen, die über eine längere Strecke Nahrung lieferten, auffallen würden. Tief einatmend straffte sie sich und stand auf. Der Kaffee war vergessen. Jetzt galt es, Vorbereitungen zu schaffen. Eilig, obwohl niemand hetzte, lief sie hinauf in ihr Schlafzimmer und setzte sich an das Schreibpult, wo sie nach ihrer Schreibfeder und dem nach unten gefallenem Tintenfass griff. Auf dem schon bereitliegenden Pergament notierte sie sich eine Liste an Gegenständen, die in den nächsten Monaten unabdingbar sein würden. Denn nach dieser Wendung konnte Pansy es nicht mehr riskieren, jeden Monat, die Sicherheit ihres Grundstücks zu verlassen. Der Dezember war nicht mehr weit, weshalb Pansy sich noch während des Schreibens überlegte, wann sie aufbrechen sollte. Denn jeder Tag, wäre einer an dem die Ermittler mehr Auroren nach Deutschland schicken konnten. Die Feder kroch über das Pergament und notierte Tränkezutaten, als sie beschloss, sofort aufzubrechen. Je früher desto besser, nachdem Motto rollte, sie das Pergament zusammen und suchte nach ihrem Rucksack, der magisch vergrößert war und dessen Gewicht man je nach Bedarf umändern konnte. Dort packte sie sich Kleidung ein, falls sie gezwungen wurde, außerhalb zu nächtigen. Nachdem dies getan war, ging sie komplett angezogen und mit ihrem Reiseumhang über dem Arm zurück in die Küche, wo sie sich Proviant einpackte. Denn sie wollte sicherheitshalber ein Stück mit der Bahn fahren, ehe sie apparieren würde. Sie löschte das vorher entfachte Feuer, verriegelte alle Türen und ging hinaus in den Garten und von dort aus hinab zu dem Steg, an dem ein kleines Boot stand. Sie warf einen Ignorier-Zauber über sich und das Boot und sicherzustellen das niemand sie sah, wenn sie plötzlich aus dem Nichts auf dem See auftauchte. Als Pansy in der Mitte des Sees angekommen war, hielt sie an, zückte ihren Zauberstab und warf einige zusätzliche Zauber über das Grundstück. Als das geschafft war, ruderte sie auf die andere Seite und fand sich kurze Zeit später in einem kleinen Waldstück wieder. Wo ein Pfad in das Dorf führte, von wo ihr Zug abfahren würde. Aber erst einmal stand ein Fußmarsch von einer Stunde an. Seufzend setzte sie sich in Bewegung und verschreckte eine kleine Hasenfamilie, die fröhlich durch den Schnee hoppelten. Nach zwanzig Minuten erreichte sie eine kleine Kreuzung, an der sie das erste Mal an diesem Morgen einem Muggel begegnete. Besagter Muggel bewegte sich auf komisch aussehenden Brettern fort und bemerkte sie nicht. So konnte Pansy sich immerhin sicher sein, das ihr Zauber noch Wirkung zeigte. Drei Wege hatte sie zur Auswahl. Dank früherer Ausflüge wusste sie welchen sie nehmen musste. Als Pansy das erste Mal an dieser Kreuzung stand hatte sie mit einem kleinen Kinderspiel entschieden, welchen Weg sie gehen würde und hatte vollkommen falsch gelegen. Nach fünf Stunden Fußmarsch und das fast nur Bergauf, war sie zu einem Aussichtsturm gekommen, der ein beliebtes Reiseziel unter Muggel war. Da sie an diesem Tag nicht mehr zurück konnte, hatte sie sich kurzerhand ein Zimmer in der Gaststätte genommen, die ebenfalls neben dem Aussichtsturm stand. Am nächsten Morgen hatte sie sich dann von ihrem restlichen Muggelgeld eine Karte gekauft und war zu ihrem Haus zurückgelaufen. Mit knurrendem Magen musste sie sich dann am nächsten Tag erneut auf den Weg machen, weil sie keine Nahrung mehr im Haus hatte und genau aus diesem Grund am Tag zuvor los gegangen war. Sie wählte den Pfad, der hinabführte und sich schlängelnd seinen Weg durch den dichten Wald bohrte. Denn würde sie bergauf gehen, wäre sie erneut bei dem Aussichtsturm und würde sie den anderen Pfad folgen wäre sie logischerweise wieder am See. Ihren Weg kreuzten noch einige Muggel, die auf diesen Brettern unterwegs waren und sich mit Stöcken anschoben. Doch Pansy hatte schon lange kein Auge mehr für diese Nichtigkeit, denn sie fühlte sich verfolgt. Sie verdoppelte ihr Schritttempo und kam so in einem Rekordtempo im Dorf an. Erst kamen ein paar Häuser zum Vorschein, ein paar Schritte weiter waren es ganze Häuserreihen. Erneut erreichte sie eine Kreuzung. Dort ging der Pfad langsam in Asphalt über. Aber Pansy folgte nicht weiter der asphaltierten Straße, sondern schlug nach rechts aus und folgte einem kleinen platt getrampelten Pfad, der zum Krankenhaus führte. Als sie das zum ersten Mal gesehen hatte, dachte sie noch, das jedes Dorf sein eigenes hätte, doch schnell stellte sie fest, dass dem nicht so war und beschloss das Muggel sehr seltsam waren. Zügig verschwand sie im Inneren des Krankenhauses und warf sich ihren Reiseumhang über, der gleichzeitig auch ein Tarnumhang war. Zwar nutzt der Tarneffekt sich langsam ab, will heißen, dass man ihn nur eine begrenzte Zeit tragen konnte am Tag. Ansonsten sah er aus wie ein normaler Reiseumhang. Als Pansy so getarnt ihren Weg fortsetzte und nach einigen Umwegen ihr Ziel erreicht hatte, war sie sich sicher, dass ihr Verfolger weg war. Sie wollte zwar schon gern wissen, wer das nun wieder war, doch verlor sie ihr Ziel nicht aus den Augen, weshalb sie nun geduldig am Bahnhof stand und auf ihren Zug nach Zwickau wartete. Von dort würde sie nach Leipzig fahren und dann nach Potsdam apparieren, wo sie erneut bis nach Berlin fahren würde. Sofern nichts schief ging. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)