Geliebter Dämon von Rogue37 ================================================================================ Kapitel 1: Der Fluch des Weglaufens ----------------------------------- Okay, diese Idee überfiel mich heute Nacht und ließ mich den ganzen Tag über nicht mehr los. Also hab ich mich hingesetzt und angefangen. Ich denke für die ersten Worte recht gut. Freu mich schon voll drauf, die Geschichte weiterzuspinnen. Das einzige japanische Worte dürfte eigentlich chikuso also verdammt sein. Na ja, ihr wisst ja, ich mag das Wort halt irgendwie. Viel Spaß beim lesen: Eine junge Frau ging langsam durch den Wald. Sie blickte zum Himmel. Schon lange war er nicht mehr so klar gewesen. Ein Seufzer kam tief aus ihr heraus. Irgendwo in der Nähe hörte sie Vögel zwitschern. Wasser rauschte nicht weit von ihr. Sie gestattete sich selten, die Schönheit dieser Erde in sich aufzunehmen. Doch dieser Moment schien wie geschaffen für einen Augenblick der Ruhe. Sie atmete tief ein. Beinahe konnte sie fühlen, wie sich ihre Lunge bis in die kleinsten Ecken mit Luft füllte. Es raschelte in einem Gebüsch. Misstrauen überschattete ihre schönen braunen Augen. Beinahe automatisch wanderte ihre rechte Hand zu dem Schwertgriff an ihrem Gürtel. Das Geräusch näherte. Die junge Frau war kurz davor ihr Schwert zu ziehen, da erschien ihr Besucher auch schon. Einen Moment verharrte sie, doch dann brach sie lautes Gelächter aus. Lange hatte sie schon nicht mehr gelacht. "Hoppel weiter kleiner Hase. Das ist kein sicherer Ort für dich." Und der Hase hüpfte wirklich weiter. Das Lächeln blieb auf ihrem Gesicht, während sie weiter zu einem kleinen See ging. Als sie dort ankam, blieb sie wieder kurz stehen. Dieser Ort wirkte so friedlich. Sie wünschte sich, diesen Frieden auch in ihr endlich zu finden. Doch das würde nicht geschehen, ehe sie ihren Auftrag erledigt hatte. Sie ging langsam zum Rande des Sees. Dort kniete sie sich nieder und blickte eine Weile schweigend auf ihr Spiegelbild. Für einen kurzen Moment glaubte sie das junge Mädchen, welches sie einst gewesen war, wieder zu sehen. Es lächelte ihr entgegen. Diese Augen nahmen sie gefangen. So voller Leben und Freude. Kummer schien dem Mädchen fremd zu sein. Sie sah wie es auf der Wiese tanzte und Sehnsucht erwachte in ihr. Es war Jahre her, dass sie dieses Mädchen gewesen war. Heute war sie sich nicht einmal mehr sicher, ob sie nun nicht ein vollkommen anderer Mensch war. Es fiel ihr schwer sich vorzustellen, einmal so glücklich gewesen zu sein. Verbittert schüttelte sie ihren Kopf und starrte ihr jetziges Bild an. Diese Augen vermochten sie nicht zu fesseln. Vielmehr ängstigte dieser Blick sie. So voller Bitterkeit und Hass. So furchtbar einsam. Sie streckte die Hand aus und verwischte somit das Bild. Wieder hörte sie etwas im Gebüsch rascheln. Abrupt drehte sie sich um und versuchte etwas zu erkennen. "Beruhige dich.", murmelte sie. "Das ist vermutlich nur wieder ein Hase." Also blieb sie in der Hocke und starrte auf das Rascheln. Das Gebüsch teilte sich etwas und heraus kam diesmal kein Hase. Die Augen der jungen Frau wurden größer, als sie den Neuankömmling erkannte. Sie war unfähig sich zu bewegen. "Jaken-sama." Lautlos formten ihre Lippen diesen Namen. Er war ein Schatten ihrer Vergangenheit. Wie lange war es her, seit sie ihn das letzte Mal gesehen hatte? Sieben Jahre. Die Antwort kam schneller, als ihr lieb war. Benommen starrte sie ihren einstigen Begleiter an. Jaken. Er hatte sich nicht wirklich verändert. Sie wusste nicht viel über ihn. Weder konnte sie sagen, was für ein Lebewesen er war, noch konnte sie schätzen wie alt er wohl war. Schon als sie ein Kind war hatte er genauso ausgesehen wie jetzt. Klein, grün, mit riesigen gelben Glubschaugen. Vermutlich trug er auch immer noch das gleiche Gewand. Als er sie entdeckte, hielt sie unbeabsichtigt die Luft an. Doch sein Gesicht zeigte kein Zeichen des Erkennens. Es versetzte ihr einen kleinen Stich. Immerhin hatte er immer sehr viel Zeit mit ihr verbracht. Einmal mehr wurde ihr dadurch klar, wie sehr sie sich seit damals verändert hatte. Sie stand auf und überragte ihn dadurch um einiges. Er musterte sie noch einmal, entschied dann aber, dass sie nicht von größerem Interesse sei. Es dauerte eine Weile, bis ihr bewusst wurde, wer in nicht all zu ferner Zukunft ebenfalls hier auftauchen würde. Jaken kundschaftete immer die Gegend für seinen Herrn aus. Gefühle wallten in ihr auf. Gefühle, die sie sehr lange zurückgehalten hatte. Und dann ergriff unerwartete Panik von ihr Besitz. Sie war noch nicht so weit, ihn wieder zu sehen. Nicht jetzt, nicht hier. Sie hatte den Ort bestimmen wollen. Sie hörte einen Ast knacken und die Panik nahm zu. So oft hatte sie an diesen Moment gedacht. Doch wie sie nun feststellte, war sie noch nicht so weit. Und so tat sie das einzige, was sie tun konnte. Sie rannte davon. Die Ironie daran blieb selbst ihr nicht verborgen. Sieben Jahre war es her, dass ein Mädchen namens Rin von der einzigen Familie, die sie je gehabt hatte, genauso überstürzt und voller Panik weggelaufen war. Sieben Jahre waren seither ins Land gegangen. Jahre, in denen sie ein vollkommen neuer Mensch geworden war. Sie hatte gedacht, stärker zu sein. Anscheinend hatte sie sich geirrt. Warum sonst rannte Rin genau wie damals einfach davon? Vollkommen außer Atem hielt Rin Minuten später inne. Die Hände auf den Beinen abgestützt und den Oberkörper leicht nach vorne gekippt stand sie da und japste nach Luft. Wut machte sich in ihr breit. "Chikuso!", fluchte sie. Sie war eine erwachsene Frau. Sie konnte für sich selbst sorgen. Warum brachte sie dann allein ein knackender Ast derartig aus der Fassung? Das war doch einfach nicht gerecht. Als sie sich wieder beruhigt hatte, richtete sie sich wieder auf und ging langsam weiter. In ihren Gedanken war sie meilenweit weg. Jaken wieder zu sehen, hatte Erinnerungen in ihr wachgerufen. Längst vergessen geglaubte Erinnerungen. Offensichtlich existierte das kleine Mädchen in ihr doch noch, denn ein Teil von ihr hatte sich gefreut. Dieser Teil hatte laut jubeln wollen und diesen komischen Kauz in die Arme schließen wollen. Diese Gefühle hatten sie überrascht. Mehr noch, sie hatten sie geängstigt. Denn wenn dem so war, dann lebte auch noch das kleine Mädchen, dass einst zu jemandem aufgesehen hatte. Das kleine Mädchen, dass Sesshoumaru für einen Helden gehalten hatte. Und wenn dem so war, wie sollte sie dann ihre Pflicht tun? Ein schmerzhafter Zusammenstoß ließ sie aus ihren Gedanken aufschrecken. Sie wich zurück und blickte auf. Wieder weiteten sich ihre Augen. Das konnte doch nicht sein. Und doch stand keinen Meter von ihr entfernt, der Grund für ihre übereilte Flucht. Sesshoumaru wie er leibt und lebte. Energisch bekämpfte sie den kindischen Wunsch ihn zu umarmen. Gerade noch hatte sie allein wegen der Aussicht ihn wieder zu sehen Panik ergriffen, nun, keine fünf Minuten später überfielen sie Gefühle, die weit von Panik entfernt waren. Goldene Augen waren auf sie gerichtet. Hochnäsig sah er aus. Kalt und ohne jegliche Gefühlsregung. Jeder Faser seines Körpers strahlte die Verachtung aus, die er Menschen gegenüber hatte. Und weil dies so war, beachtete er sie auch nicht länger. Ein kurzer Blick und schon ging er einfach an ihr vorbei. Als wäre sie nichts. Bestürzt sah sie ihm nach. Er hatte sie nicht erkannt? So sehr hatte sie sich auch wieder nicht verändert. Und doch, dachte sie bitter, ist es nur logisch. Er hat dich nie wirklich beachtet geschweige den betrachtet. "Ihr seid Sesshoumaru.", stellte sie zu ihrer eigenen Verwunderung fest. Sie hatte nicht mit ihm sprechen wollen. Er blieb stehen, machte sich aber nicht die Mühe sich umzudrehen. "Ich habe von Euch gehört." Das war nicht wirklich gelogen. Rin betrachtete den großen Mann vor ihr. War er überhaupt ein Mann? Rin kannte die Antwort darauf nicht. Für sie jedenfalls sah er wie einer aus. Er war groß. Selbst heute, wo sie selbst erwachsen war, war er immer noch groß. Sie hatte nicht damit gerechnet. Sein langes silbernes Haar reichte bis zu seinen Kniekehlen. Schönes Haar. Haar um das jede Frau ihn beneiden würde. Über seine Schulter war immer noch ein Stück Fell geschwungen. Das einzige Zeichen, dass von hinten vermuten ließ, dass er ein Dämon war. Und das brachte die Sache auf den Punkt. Er war ein Dämon und sie war eine Dämonenjägerin. "Sesshoumaru-sama?" Jakens Stimme hallte durch die Luft. Das Gebüsch raschelte erneut. Sein Blick wanderte zu einem kleinen Strauch. Jaken trat hervor. Freude zeichnete sich auf seinem Blick ab. Wie konnte er sich so freuen? Sesshoumaru hatte sich nie etwas aus Jaken gemacht. Das musste dieser doch wissen. "Ah, Sesshoumaru-sama. Ich habe einen netten kleinen ..." Weiter kam der kleine grüne Gnom nicht. "Jaken?" Es war das erste Wort, dass Sesshoumaru sprach. Seine Stimme war tief, respekteinflössend und doch irgendwie hypnotisierend. "Ja, Sesshoumaru-sama?" Erwartungsvoll sah Jaken ihn an. "Kümmere dich darum." Das war alles. Sesshoumaru verschwand genauso schnell wie er gekommen war. Rin stand noch immer wie gelähmt da. Kümmere dich darum! Das war alles. Sie hatte sich ihre erste Begegnung anders vorgestellt. Um genau zu sein, hatte sie darauf gehofft ihm ein Messer in den Bauch rammen zu können. "Was wolltet Ihr von Sesshoumaru-sama?", fragte Jaken misstrauisch. Seine Waffe war auf sie gerichtet. Er benutzte noch immer einen langen Stab, der Feuer speien konnte. "Seinen Tod.", gestand Rin ohne zu zögern. Jaken lachte. "Ihr seid ein Mensch. Nichts weiter. Sesshoumaru zu töten liegt außerhalb Eurer Möglichkeiten." Rin sah ihren einstigen Begleiter an. "Lasst es doch darauf ankommen?" Jaken schüttelte seinen Kopf. "Wie ist Euer Name? Ich will wissen, wenn ich getötet habe." Rin lächelte. Sie wusste, was er tun würde. Er konnte sie nicht töten. "Mein Name ist Riii..." Plötzlich wollte sie ihm nicht sagen, wer sie war. Sie wollte dieses Mädchen, dass einst so fröhlich gewesen war, für immer begraben. "..jan.", schloss sie. "Rijan.", er wiederholte den Namen, zuckte dann jedoch mit den Schultern. Jaken hielt seinen Stab von sich und ließ das Feuerinferno eröffnen. Schließlich beendete er es wieder. Er drehte sich nach Sesshoumaru um und schrie dann auf. "Sesshoumaru-sama, wartet auf mich." Und schon rannte er ihm hinterher. Rin indessen saß geduckt in einem Gebüsch und sah zu wie Jaken davon rannte. Nur ein Mensch, hm? Nun, sie würden sich noch wundern, was ein Mensch alles bewirken konnte. Sie hatte einen Schwur abgelegt. Sesshoumaru würde sterben. Vorher würde sie nicht ruhen. Ja, ja, das war es mal für den Anfang. Eine Story über Rin und Sess. Ich krieg mich echt bald nicht mehr ein. Was man da alles schreiben kann. Hoffe, dass sich wieder ein paar liebe Leutchens an Kommis versuchen. Kapitel 2: Erinnerungen ----------------------- Ich weiß ja nicht, ob ihr das auch kennt, aber mir geht es grad so, dass ich zwar eine wirklich gute Idee habe, aber nicht weiß, wie ich sie umsetzen soll. Ich weiß ja auch nicht, aber meine Story kommt nicht so richtig in Fahrt, weil Sess einfach nicht passt. Kaum zu glauben aber wahr. Na ja, vielleicht fällt mir ja doch noch die rettende Idee ein, wie ich dahin komme, wo ich gerne hinmöchte. Also bitte nicht zu sehr über folgenden Text herziehen. Er soll sozusagen lückenfüller sein, bis ich Sessi endlich ins Geschehen eingreifen lassen kann. "Rijan-sama." Rijan blickte von ihrer Arbeit auf. Einige kleine Kinder kamen auf sie zugelaufen. Sie lächelte leicht und begann dann wieder ihr Schwert zu schleifen. "Sie wollen mir nicht glauben, dass du einen zwei Meter großen Dämon ganz alleine besiegt hast." Rijans Lächeln vertiefte sich, als sie das kleine Mädchen betrachtete. "Nun, er war nicht ganz zwei Meter groß." Das kleine Mädchen stampfte empört mit dem Fuß auf. "Aber, Rijan-sama, ich habe es mit eigenen Augen gesehen. Er war riesig." Rijan widersprach diesmal nicht. Für ein so kleines Mädchen war dieser Dämon wohl wirklich riesig gewesen. Ein kleiner Junge näherte sich mit überheblicher Mine. Von oben herab sah er auf ihr Schwert. "Du bist doch ein Mädchen." Rijan nickte und verkniff sich ihr Lachen. "Hai! Das hast du sehr gut erkannt." Der kleine Junge schnaubte leise. "Mädchen können keine Dämonen besiegen." Seine Begleiterin stemmte wütend die Hände in die Hüften. "Das ist überhaupt nicht wahr. Rijan-sama ist die größte Dämonenjägerin auf der Welt." Das brachte Rijan doch zum Lachen. "Vielleicht nicht die Größte, aber es reicht um einen Dämon zu vernichten." Ihre schönen Augen verdüsterten sich. Richtig, Dämonen vernichten war ihre Aufgabe. Bedachte sie ihre letzte Begegnung mit Sesshoumaru hatte sie auf voller Länge versagt. Es wäre ein leichtes gewesen, ihm ihr Schwert in die Eingeweide zu stoßen. Er hätte niemals damit gerechnet. Rijan schüttelte ihren Kopf und verbannte diese Gedanken. Sie würde eine neue Chance erhalten. Sie würde sich eine erkämpfen, wenn es sein musste. Langsam stand sie auf und steckte ihr Schwert in die vorgesehene Scheide zurück. "Rijan-sama?" "Nani?" "Gehst du jetzt wieder Dämonen vernichten?" Das kleine Mädchen sah voller Bewunderung zu ihr auf. Manchmal versetzte es ihr einen Stich, so angesehen zu werden. Sie tat nichts heldenhaftes. Sie erfüllte nur einen Schwur. Dämonenjagen war nichts was sie besonders gerne tat. Sie lächelte auf das kleine Mädchen hinab. "Hai, genau das werde ich jetzt tun." Sie hörte den kleinen Jungen etwas maulen. Seine Begleiterin fand das offenbar nicht witzig, denn ohne Vorwarnung gab sie ihm einen Stoß und er fiel nach hinten. Rijan verhinderte gerade noch, dass sich der Junge an ihr rächte. "Sinan-chan, das war wirklich sehr unhöflich." Die Betroffene sah sie beschämt an. "Aber er hat unhöfliche Dinge gesagt." Rijan seufzte. "Das mag sein, aber trotzdem sollte man so etwas niemals mit Gewalt lösen. Wir Mädchen sind besonnen, vergiss das nicht." Sinan dachte darüber nach und strahlte dann. "Hai!" Rijan richtete sich auf und blickte tadelnd auf den kleinen Jungen. "Und du solltest nicht solche Dinge sagen." Er nickte artig und blickte ihr nach, wie sie davon ging. "Rijan-sama?" Rijan seufzte. "Nani?" Sinan kam an ihre Seite gerannt und blickte zu ihr auf. "Bringst du mir einen Knochen mit?" Wie konnte man nur Knochen von Dämonen sammeln? Dennoch würde sie es tun. So wie sie es immer tat. Sie nickte also nur und verschwand dann in den Wäldern. Flüchtig blickte sie zurück zu dem Dorf. Manchmal erschien es ihr immer noch wie ein Wunder, dass sie so etwas wie ein Zuhause gefunden hatte. Und doch, obwohl sie hier herzlich willkommen war (wer würde auch nicht gerne einen Dämonenjäger unter seinen Nachbarn haben?), fehlte etwas. Sie konnte es schwer beschreiben, doch manchmal vermisste sie ein Gefühl. Ein Gefühl dass sie an jenem Tag verloren hatte, als sie von Sesshoumaru weggelaufen war. Energisch riss sie sich zur Ordnung. Es war töricht daran zu denken. Sie hatte Gründe gehabt, wegzulaufen. Gute Gründe, wie sie nicht vergessen durfte. Sieben Jahre waren vergangen und trotzdem suchten sie Nacht für Nacht die gleichen Dämonen heim. Dämonen, die sie niemals würde bekämpfen können. "Schöne Dämonenjägerin bist du.", murmelte sie. Ihre Schritte trugen sie sicher tiefer in den Wald. So schön es auch war ein eigenes Haus zu besitzen, etwas wohin man zurückkehren konnte, nichts war all das im Vergleich mit einem Wald. Sie hatte versucht diese Angewohnheit loszuwerden, doch trotzdem fühlte sie sich hier am wohlsten. Umgeben von Bäumen, wilden Bächen und unter freiem Himmel. Sie hatte lange Zeit in Wäldern gelebt. Vielleicht konnte man so ein Verhalten einfach nicht mehr loswerden. Gott allein wusste, wie sehr sie es versucht hatte. Sie hatte versucht alles zu vergessen, alles zu leugnen, was mit Sesshoumaru zu tun hatte. Doch so sehr sie ihre Gedanken und Erinnerungen auch verdrängen konnte, so wenig konnte sie ihr Verhalten ändern. Sie erinnerte sich an ihre gestrige Begegnung. Es war ihr beinahe unerklärlich, warum sie sich an jede Einzelheit erinnern konnte. Dieser Moment als sie gegen ihn gestoßen war, dieses Gefühl, als sich ihre Körper berührt hatten, das waren Dinge, die neu für sie waren. Es war ein seltsames Gefühl gewesen. So vollkommen fern ab von allem, was sie jemals zuvor empfunden hatte. Sie versuchte aus ihrem Verhalten schlau zu werden. Wie lange hatte sie in sein Gesicht gesehen? Es konnte nicht einmal eine Minute gewesen sein. Warum waren ihr dann diese Augen derartig in Erinnerung? Selbst jetzt konnte sie sie genau vor sich sehen. Goldene Augen! Kein Mensch besaß solche Augen. Sie fluchte laut. Sie benahm sich wirklich vollkommen irrational. Es war ihre Aufgabe diesen Dämon zu töten. Ihn zu vernichten. Besser noch es war ihre Pflicht. Es spielte keine Rolle, dass sie ihm ihr Leben verdankte. Rijan seufzte schwer und setzte sich schließlich auf einen Baumstumpf. So würde sie heute nie einen Dämon besiegen können. Vielleicht sollte sie losgehen und Sesshoumaru suchen. Womöglich konnte sie anfangen zu vergessen, wenn dieser eine Dämon endlich den Tod fand. Das wäre immerhin möglich. Doch Rijan war nicht so vermessen zu glauben, dass ihre Albträume so einfach zu beenden waren. Nein, sie lebte nun schon sehr lange mit all diesen Erinnerungen und Hassgefühlen. Sie wusste wie schwer es wirklich war, innere Dämonen zu bekämpfen. Nun, es half ja alles nichts. Rijan stand wieder auf und atmete tief durch. Es gab Dinge, die erledigt werden mussten. Es spielte keine Rolle, ob sie das nun wollte oder nicht. Außerdem war es ja nicht so, dass Sesshoumaru unschuldig war. Daran musste sie einfach denken. Und doch, während sie nun durch den Wald schritt, begriff sie sehr schnell, dass sie nicht nach Sesshoumaru suchen würde. Sie war nicht bereit ihn zu töten. Es musste warten. Heute würde sie einen anderen Besuch tätigen. Zielstrebig lief Rijan durch den Wald. Sie kannte jede Ecke, jedes Versteck hier. Nichts konnte sie wirklich überraschen. Hunderte Male zuvor hatte sie diesen Weg schon zurückgelegt und jedes Mal war ihr dabei schwer ums Herz geworden. Vielleicht sollte sie diesen Ort hinter sich lassen. Vielleicht sollte sie ihn vergessen. Es bereitete ihr Schmerzen hierher zu kommen. Schwere seelische Schmerzen. Doch trotzdem konnte sie einfach nicht fernbleiben. Einmal im Jahr kam sie hierher - mindestens. Manchmal kam sie auch öfter hierher. Immer wenn ihr Entschluss Sesshoumaru zu töten ins Wanken geriet, kam sie an diesen Ort. Sie blieb stehen. Verborgen zwischen dunklen Bäumen. Dieser Ort war düster. So düster wie alles was damit zu tun hatte. Umringt von vielen dunklen, großen Bäumen lag hier ein Grab. Graue Steine umgaben die aufgeschüttete Erde. Die Blumen, die man dort zurückgelassen hatte, waren längst verwelkt. Es war nicht verwunderlich, dass es hier kein Gras, keine Blumen gab. Kein einziger Sonnenstrahl konnte das dichte Geäst der Bäume durchdringen. An diesem Ort würde es bis in alle Ewigkeit dunkel bleiben. Rijan erschauerte. Sie hasste diesen Ort. Warum nur hatte sie an jenem Ort beerdigt werden wollen? Mit hängenden Kopf ging Rijan näher an das Grab. Sie kniete sich nieder. Die Feuchtigkeit der Erde durchtränkte ihre Kleidung. Sie fröstelte. Keine Gedenktafel zierte dieses Grab. Nur Rijan alleine wusste, wer hier begraben lag. Sie nahm die verwelkten Blumen und schmiss sie weg. Neue gelbe Blumen legte sie dagegen auf die feuchte Erde. "Ich weiß, du möchtest keine Farben, kein Licht mehr sehen, aber verzeih mir dieses eine Vergehen." Sie sprach die Worte leise. Hier gab es keine größere Gefahr, als die eigenen Dämonen, die in einem lebten, und doch hatte sie noch nie gewagt, hier ihre Stimme zu erheben. Sie hatte sich noch vor fünf Minuten gefragt, warum ein Mensch hier beerdigt sein wollte. Nun, Rijan kannte die Antwort. Die junge Frau, die in dieser Erde lag, konnte erst an einem sonnigen, schönen Ort beerdigt werden, wenn Rijan ihre Pflicht erfüllt hatte. Wenn die Tat, bei der sie selbst versagt hatte, durch Rijan ausgeführt worden war. Erst dann konnte Rijan ihre Knochen an einen schöneren Ort bringen. Solange sie hier war, wusste sie das auch. Doch sobald sie wieder ging, nahmen die Zweifel in ihr erneut zu. "Warum nur habe ich es sein müssen?", flüsterte sie weiter. "Warum, Sango-chan?" Natürlich gab die Frau, die einst selbst eine Dämonenjägerin gewesen war keine Antwort. Doch es beruhigte Rijan mit ihr zu sprechen. Sango war einst eine so schöne, starke Frau gewesen. Nichts hätte ihr etwas anhaben können. Furcht hatte sie nicht gekannt. Sie war nie wie Rijan gewesen. Rijan selbst war von Ängsten und Hass geprägt. Und doch hatte Rijan Sangos schwärzesten Tag erlebt. Der Tag, an dem sie gefallen war. Rijan schüttelte sich, als die Erinnerungen in ihr Bewusstsein zurückkehrten. Sie wollte nicht mehr daran denken. Sie fürchtete sich davor all das noch einmal zu sehen und doch konnte sie es nicht aufhalten. Rijan erinnerte sich an jenen einen Tag, der ihr ganzes Leben für immer grundlegend verändert hatte. (Rückblick) Rin starrte in den strahlend blauen Himmel. Sie lächelte verzückt. Es war so ein herrlicher Tag. Vögel zwitscherten und in der Nähe plätscherte ein Bach. Sie kicherte vergnügt und blickte sich um. Jaken saß nicht weit weg unter einem Baum. Er fächelte sich mit der Hand Luft zu und jammerte unentwegt wie heiß es doch sei. "Jaken-sama, das ist doch ein herrlicher Tag." Jaken sah Rin finster an. Seine großen Augen waren nun zu kleinen Schlitzen zusammengepresst. "Schöner Tag? Pah, du verstehst das natürlich nicht. Deine Haut ist weiß, damit lässt es sich aushalten. Meine Haut jedoch ist grün und dunkel. Dunkle Sachen ziehen die Hitze noch viel mehr an. Aber natürlich ... AAHH!" Rin hörte ihm längst nicht mehr zu. Sie sprang vergnügt tiefer in den Wald hinein. Der Fluss lockte sie. Etwas Wasser würde ihr sicher gut tun. Irgendwo hinter ihr hörte sie Jaken laut ihren Namen rufen. "Sessoumaru-sama wird mich töten, wenn dir etwas passiert.", jammerte er. Rin kicherte nur und ging weiter. Sie ließ sich an dem schattigen Ufer nieder und streckte ihre Füße in das kühle Nass. "Ah.", seufzte sie genüsslich. Jaken erreichte den Ort kurz nach ihr. Er schimpfte noch eine Weile, tat es ihr aber gleich. Rin grinste ihn von der Seite her an. "Ist das nicht viel besser?" Er grummelte etwas Unverständliches und blickte sich schließlich um. "Es könnten sich hier Dämonen verstecken.", erklärte er warnend. Rin blickte sich ebenfalls um. Sie lauschte auf ungewöhnliche Geräusche, erkannte aber keine. Sie war in Wäldern zuhause. Sie würde es hören, wenn hier etwas anders war. "Nein, Jaken-sama. Solange die Vögel noch zwitschern, ist keine Gefahr vorhanden." Sie konnte sehen, wie er ein Lächeln unterdrückte. Darauf konnte er schlecht etwas erwidern. Er war es gewesen, der sie das gelehrt hatte. "Wisst Ihr, ich hatte einen phantastischen Lehrer.", schmeichelte sie. Jaken stand mühsam wieder auf und warf ihre einen unwirschen Blick zu. "Versuch nicht dich bei mir einzuschmeicheln. Es scheint mir nicht gut zu sein, dass du älter wirst." Rin ignorierte diese Aussage geflissentlich. Dieser Tag war einfach zu schön um sich über Jakens ewiges Genörgel aufzuregen. Sie schloss die Augen und lauschte auf die Geräusche. Sie hoffte einen knackenden Ast zu hören. Das wäre ein sicheres Zeichen, dass Sesshoumaru endlich zurückkam. Wie lange ließ er sie nun schon allein? Es waren bestimmt schon mehr als sieben Tage vergangen. Sie ließ sich nach hinten fallen und träumte vor sich hin. Sie war so damit beschäftig sich vorzustellen, welche Heldentaten Sesshoumaru vollbrachte, dass sie gar nicht mitbekam, wie sich eben jener Dämon zeigte. "Rin!" Seine Stimme brachte sie mit einem Schlag in die Gegenwart zurück. Abrupt wollte sie aufstehen. Dabei vergaß sie jedoch, dass ihre Füße noch immer im Fluss badeten. Sie verlor beim Aufstehen das Gleichgewicht. Wild ruderte sie mit den Armen um einen Sturz ins Wasser zu verhindern. Doch bevor sie selbst wieder die Kontrolle erlangte, hatte Sesshoumaru auch schon seinen Arm um sie gelegt und sie ohne große Mühe aus dem Wasser gehoben. Als sie wieder auf sicherem Boden stand, blickte sie ihn strahlend an. "Arigato!" Er nickte nur und ließ sie los. Rin sah ihm nach, während er zu Jaken ging. Manchmal war sie sich nicht sicher, ob sie vielleicht erst durch ihn in solche Situationen geriet oder ob es wirklich einfach so war, dass er grundsätzlich da war um sie zu retten. Sie zuckte mit den Schultern. Es war ja eigentlich auch egal. Das Ergebnis blieb das gleiche. An seiner Seite war sie sicher. Sie lachte vergnügt und rannte an seine Seite. "Jaken." Jaken stand sofort aufrecht und senkte ergeben seinen Blick. "Gomen nasai, Sesshoumaru-sama. Ich habe diesem Kind gesagt, dass sie nicht in den Wald gehen soll ..." Sesshoumaru erhob seine Hand und Jaken verstummte. "Unwichtig.", erklärte er. Rin sah gespannt zu ihm auf. Sein Blick kreuzte den ihren. "Du wirst hier warten." Ein Befehl keine Bitte. Trotzdem nickte Rin sofort. Sie sah Sesshoumaru und Jaken nach. Etwas an seiner Art war heute anders. Allerdings konnte sie nicht erklären, woran genau das lag. Sie ging also wieder zurück zum Fluss. Eine ganze Weile saß Rin fröhlich ein Liedchen trällernd an dem Ufer und blickte in die Ferne. Sie malte sich wieder aus, welch tolle Abenteuer Sesshoumaru erlebte. Und während sie genau daran dachte, missfiel es ihr plötzlich zurückgelassen zu werden. Sie war jetzt 13 Jahre alt. Noch vor einigen Jahren war es ja in Ordnung gewesen sie zurückzulassen. Damals war auch immer Jaken bei ihr geblieben. Heute war sie sehr oft allein. Und wenn sie alt genug war um allein im Wald zu bleiben, war sie auch alt genug um immer an Sesshoumarus Seite zu sein. Kurz entschlossen stand sie auf und rannte so schnell sie ihre Beine trugen in die Richtung in die Sesshoumaru verschwunden war. Sie konnte dem Weg, den die beiden genommen hatten, ohne weiteres folgen. Spuren lesen war eine Leichtigkeit für sie und Jaken hinterließ sehr deutliche Abdrücke. Sie lächelte dabei leicht. Ständig hatte er ihr eingetrichtert bloß keine Spuren zu hinterlassen. Ein Schrei durchriss die Stille. Vögel flogen aufgescheucht durch die Luft. Rin blieb einen Moment stehen. Sie hatte nie zuvor so gefühlt wie in diesem Moment. Eine Stimme in ihrem Kopf sagte ihr stehen zu bleiben. Sie sollte nicht weitergehen und doch trugen ihre Füße sie wie von allein an den Ort des Geschehens. Sie schlich sich heran und verharrte dann angespannt im Gebüsch. Vorsichtig linste sie hindurch. Dort auf einer Lichtung stand Sesshoumaru. Doch es war nicht ihr Sesshoumaru. Rin hielt erschrocken die Luft an. Was war mit ihm geschehen? Blut floss durch seine Augen. Seine Gesicht verzerrte sich leicht. Spitze Zähne blitzten auf, während er wie ein Hund fletschte. Rin fühlte sehr deutlich die Aura eines Tieres. Eines sehr wilden Tieres. Angst erfasste sie. Und diese Angst nahm zu, als sie noch einen anderen Menschen dort sah. Ein junger Mann. Sie kannte ihn nicht. Doch wohl kannte sie einst den Jungen, der er einmal gewesen war. Sie hatte dieses Gesicht in ihre Gebete eingeschlossen. Sie schlug die Hand vor den Mund um einen Schrei zu verhindern. Ihre Augen wurden riesig. Sie sollte etwas unternehmen. Er konnte Kohaku nicht umbringen. Nicht für das, was vor so langer Zeit geschehen war. Das konnte er einfach nicht. All die Jahre hatte Rin geglaubt, Sesshoumaru hätte die Jagd nach diesem Jungen aufgegeben, doch sie hatte sich geirrt. Sie hatte nicht glauben wollen, dass Sesshoumaru ihn wirklich eines Tages umbringen würde. Warum wollte er das tun? Sie war diejenige gewesen, die er einst entführt hatte. Und ihr war nichts geschehen. Sie wollte aufstehen und zu ihnen gehen, doch sie war wie festgewurzelt. Nichts konnte ihre Beine in Bewegung bringen. Geduckt saß sie im Gebüsch und starrte auf die Szenerie vor ihr. Kohaku starrte Sesshoumaru an. Seine Waffe lag längst außer Reichweite. Sesshoumaru fletschte mit den Zähnen. Seine Augen waren rot vor Blut. Nichts konnte ihn mehr aufhalten. Kohaku sah seinen Angreifer aus großen Augen an. Er wollte sich wohl wehren, doch konnte er sich auch nicht mehr bewegen und dann holte Sesshoumaru aus und bohrte seine giftigen Klauen in Kohakus Bauch. Der junge Mann schrie auf und ging in die Knie. Sein Gesicht war schmerzverzerrt. Sein Todeskampf dauerte lange und war grausig mitanzusehen. Seine Haut wurde fahl, seine Augen leer. Das Atmen fing an ihm schwer zu fallen. Es griff sich an den Hals und würgte heftig. Rin schloss entsetzt die Augen. Doch sie hörte ihn nach wie vor. Sie konnte diese Geräusche nicht aus ihrem Kopf bekommen. Sie wollte weg von hier. Weg von diesem Ort. Ihr Körper schien ihr wieder zu gehorchen. Sie wollte aufstehen, doch da ertönte ein schmerzverzerrter, schriller Schrei. Rin blieb wo sie war und blickte zurück zu der Lichtung. Sesshoumarus Gesicht war wieder vollkommen normal. Er hatte sich von dem toten Jungen abgewendet und war im Begriff zu gehen. Nun, da er diesen Schrei gehört hatte, blieb er stehen, drehte sich jedoch nicht um. Rin erkannte die junge Frau sehr schnell. Sango, Kohakus Schwester. Sie wollte Sango etwas zurufen. Sie irgendwie aufhalten, doch es ging nicht. Sie saß einfach nur im Gebüsch und sah zu wie Sango mit einer wahnsinnigen Wut auf Sesshoumaru zustürmte. Sie zog ihr Schwert, sprang in die Luft und wollte ihn wohl spalten. Sesshoumaru drehte sich um, langsam wie Rin schien und dann hob er mit einer für das menschliche Auge kaum sichtbaren Bewegung seinen Arm. Rin sah gerade noch wie Sangos Augen sich weiteten bevor sie frontal in sein Schwert fiel. Rins Hände verdeckten ihre Augen. Nein, das konnte nicht wahr sein. Sie hörte Sangos schmerzhaften Schrei und presste sich die Hände auf die Ohren. Sie schloss ihre Augen und blieb so eine ganze Weile sitzen. Irgendwann, der Tag näherte sich seinem Ende, öffnete sie die Augen und ließ die Hände sinken. Sesshoumaru war gegangen. Kohaku lag tot auf dem Boden. Sango keuchte schwer und presste die Hände auf ihren blutenden Bauch. Langsam stand Rin auf und betrat die Lichtung. Sie kniete sich an Sangos Seite. Eine blutige Hand griff nach ihr. Erschrocken wollte sie zurückweichen, doch Sango hielt sie erstaunlich fest. Ihre Blicke begegneten sich. "Schwör mir ..." Sie hustete und spuckte dabei Blut. Rin starrte auf ihre blutende Wunde. "... ihn zu töten." Rin sah erschrocken auf. "Nani?", fragte sie verwirrt. Sango sah sie intensiv an. "Räche Kohaku." Auch das war mehr ein Befehl als eine Bitte. Rin starrte benommen auf die sterbende Frau. "Es wäre meine Aufgabe gewesen." Wieder stöhnte sie vor Schmerzen. "Ich kann erst an einem friedlichen Ort beerdigt werden, wenn Kohaku gerächt wurde.", erklärte sie schwach. Sie starrte an den Himmel. Rin schluckte schwer. Konnte man einer Sterbenden einen letzten Wunsch abschlagen? Auch wenn es dabei um einen Mord ging? Angst machte sich in ihr breit. Wie sollte sie das schaffen? Sie war nur ein schwaches kleines Mädchen? Sango drückte ihre Hand. "Schwör es!" Und Rin nickte. Sie dachte an Sesshoumaru, an seinen Anblick als er Kohaku tötete. Sie dachte an all das und nickte. Sango hustete wieder und nickte mit Tränen in den Augen. "Dann ist es gut." Sie erschlaffte. Rin schüttelte sie. "Nein, nicht sterben.", flehte sie, doch es war zu spät. Sango war tot. Rin fühlte Tränen über ihre Wangen rollen. Sie schloss Sangos Augen und rutschte zu Kohaku. Sein Gesicht sah entsetzlich aus. Es schien, als hätte sich sein Schmerz auf ewig in sein Gesicht gegraben. Sie weinte bittere Tränen und zog ihn in ihre Arme. Warum hatte er das getan? Rijan schüttelte heftig ihren Kopf. Nein, das alles lag hinter ihr. Sie wollte nicht mehr daran denken. Und doch wie sollte sie vergessen, wenn sie immer noch einen Schwur zu erfüllen hatte. Jahre waren seit dem vergangen und doch war Kohaku nach wie vor nicht gerächt. Sango lag immer noch an diesem düsteren Ort begraben und Rijan selbst war nicht einmal mehr in der Lage sich bei ihrem richtigen Namen rufen zu lassen. Sie blickte wieder auf das Grab nieder. Vorsichtig legte sie ihre Hand auf die feuchte Erde. "Nein, Sango, ich habe nicht vergessen. Ich werde Sesshoumaru töten. Ich werde es tun und dann komme ich zurück und bringe dich an einen schönen Ort. Ich schwöre es dir." Genau so würde es geschehen. Sie war nicht mehr Rin. Sie war nun Rijan, eine erfolgreiche Dämonenjägerin. Sesshoumaru war nur ein weiterer toter Dämon auf ihrer Liste. Na ja, ist ja doch noch einigermaßen geworden. Wenn ich jetzt noch mehr Aktion reinpacken kann, klappt das auch wieder. Vielleicht hätte ich Rins Gefühlsleben als Sess Kohaku umbringt, noch mehr ausbauen sollen. Oder kapiert ihr, warum sie Sess töten will. Ich meine nicht nur muss, sondern will? Kapitel 3: Verletzungen ----------------------- Okidok, hier bin ich mal wieder mit etwas neuem Lesematerial. So langsam zieh ich mich aus meinem Tief heraus. Ich hab garantiert fünf verschiedene Kapitel mit Sess' ANkunft geschrieben, aber das hier hat es dann doch am besten gebracht. Sess unterzubringen ist so verdammt schwierig. Ich weiß immer noch nicht wie ich das gebacken kriegen soll. Ich will ihn halt weiterhin so cool sein lassen, wie er es im Anime ist. Das erschwert aber die ganze Story. Na ja, lest selbst: Rijan verbrachte Stunden damit, ihre Schwerttechnik zu verbessern. Die Sonne ging langsam unter und sie beendete ihr Training immer noch nicht. Hunderte von Dämonen hatte sie in den vergangen Jahren getötet. Sie war gut, daran bestand kein Zweifel. Doch Sesshoumarus Tod würde um einiges schwerer werden. Er war kein gewöhnlicher Dämon. Sesshoumaru war vermutlich einer der stärksten Dämonen auf der Erde. Vor einigen Jahren waren sämtliche youkais hinter einem bestimmten Juwel her gewesen: Shikon no Tama. Man sagte diesem Juwel nach, dass er die Kraft eines Dämonen unendlich vergrößern würde. Man würde praktisch unbesiegbar sein. Es war die Aufgabe einer jungen Frau gewesen, das zu verhindern. Kagome war ihr Name gewesen. Rijan hatte nie viel mit ihr zu tun gehabt, aber manche Menschen hatten ihr gesagt, sie wären sich sehr ähnlich gewesen. Sie fragte sich, was aus ihr geworden war. Lange hatte man nichts mehr von Kagome gehört. Und auch Shikon no Tama schien kein Thema mehr zu sein. Rijan hatte sich nie für diesen Juwel interessiert. Deswegen wusste sie auch nicht, was aus ihm geworden war. Aber Shikon no Tama zeigte am besten, welch ein großer Dämon Sesshoumaru war. So viele Jahre hatte sie mit diesem Youkai verbracht. Sie hatte erlebt, wie andere den Juwel hatten haben wollen. Sesshoumaru selbst hatte nie auch nur einen Versuch unternommen, diesen Juwel an sich zu bringen. Und warum das so gewesen war, war eigentlich recht einfach. Sesshoumaru war auch ohne diesen Juwel derartig mächtig, dass er darauf verzichten konnte. Es stellte sich also die ernsthafte Frage, wie zum Teufel sie ausgerechnet diesen Dämon vernichten sollte? Rijan kannte die Antwort nicht. Doch bildete sie sich ein, besser vorbereitet zu sein, wenn sie mehr trainierte. Sie seufzte schwer und rammte ihre Schwert in den weichen Boden. Schließlich ging sie auf die Knie und starrte an den Himmel. Woher sollte sie nur die Kraft nehmen? So sehr sie auch unter der ganzen Situation litt, so sehr freute sie sich doch darüber zu leben. Sie hatte Angst vor dem Tod, fürchterliche Angst um genau zu sein. Und wann immer sie darüber nachdachte, wie sie Sesshoumaru in die ewigen Jagdgründe treiben sollte, wurde ihr klar, dass sie dabei auch selbst ihr Leben lassen konnte. Und das wollte sie verdammt noch mal nicht. Sesshoumaru hatte Kohaku kaltblütig getötet. Selbst wenn Rijan in Erwägung zog, dass Sesshoumaru vielleicht doch einen triftigen Grund für all das gehabt hatte, blieb da doch die Tatsache, dass er Sango definitiv ohne Grund getötet hatte. Das war eine Tatsache. Allein dafür verdiente er es ebenfalls zu sterben. Und doch stellte sich Rijan die Frage, ob man denjenigen töten konnte, der einem einst das Leben schenkte. Waren das nicht zwei Widersprüche an und für sich? Rijan stieß einen lauten Fluch aus. Warum nur war sie diejenige, die in diese Situation geraten war? Vielleicht hasste sie ihren einstigen Beschützer gar nicht für das, was er getan hatte. Wahrscheinlicher war es, dass sie ihn dafür hasste, was er aus ihr gemacht hatte. Das alles hätte niemals geschehen sollen. Sie schloss die Augen und beschwor Sesshoumarus Bild herauf. Eine vertraute Wut erwachte wieder in ihr. Wenn sie ihn mit seinen blutroten Augen sah, ihn fletschen hörte, dann wusste sie ganz genau, dass Sesshoumaru durch und durch böse war. Es war ihre Pflicht die Erde von so einem Monster zu befreien. Sie öffnete die Augen und stand auf. Langsam zog sie ihr Schwert aus dem Boden und befestigte es an ihrem Gürtel. Sie fühlte es tief in sich. Heute war der Tag. Jetzt war sie bereit. Rijan verfluchte sich selbst. Sie war anscheinend immer noch ein einfaches dummes Gör. Sie hatte Sesshoumaru gefunden. Doch statt ihn zu bekämpfen, saß sie in einem Gebüsch und beobachtete ihn. Stunden ging das nun schon so. Ein paar Mal hätte sie sich beinahe erhoben, doch jedes Mal war es bei dem Gedanken geblieben. In der Stunde, in der eigentlich Rache geübt werden sollte, stellte Rijan fest, dass der Glaube an etwas Unrechtes noch lange nicht ausreichte um jemanden zu töten. Zumindest nicht, wenn man diesen jemand kannte. Sie hatte die letzten Stunden damit verbracht, jeden Schritt von Sesshoumaru zu verfolgen. Gerne hätte sie sich eingeredet, dass sie das nur tat, um mehr Informationen zu erhalten, doch wenn sie ehrlich war, war dem nicht so. Trotz allem was geschehen war, konnte sie nicht verhindern, dass Neugierde in ihr erwachte. Sie fragte sich aus vollkommen unklaren Gründen, was ihre einstigen Begleiter die letzten Jahre getan hatten. Doch viel schlimmer war, dass sich ein Teil von ihr wünschte, dass man nach ihr gesucht hätte. Und es schmerzte sie, dass dies offensichtlich nicht geschehen war. Sie hatte an diesem großen Dämon einst sehr gehangen und er hatte nicht einmal den Versuch unternommen nach ihr zu suchen. Rijan senkte den Blick und starrte auf ihre Hände. Es half doch alles nichts. Sie hatte einen Versprechen zu halten. Alle Zweifel und Gefühle wurden in ihrem Inneren eingeschlossen. Einzig der Hass blieb ihr noch erhalten. Ohne weiter darüber nachzudenken, ohne auch nur die Spur eines Planes zu haben, erhob sie sich und zog ihr Schwert. Sie sprang aus dem Gebüsch und richtete ihre Waffe auf Sesshoumaru. Er schien nicht sonderlich überrascht zu sein, sie hier zu sehen. Jaken stieß einen spitzen Schrei aus und stellte sich automatisch vor seinen Herrn. Beinahe hätte sie darüber lachen mögen. Jaken war nun wirklich kein Gegner für sie. "Ich bin mir sicher, sie getötet zu haben.", erklärte er hastig. Sesshoumaru gab einen tiefen Laut von sich. "Glaubst du etwa, ich kann einen lebenden Menschen nicht von einem Toten unterscheiden." Jakens Augen wurden noch größer - so fern dass überhaupt möglich war. "Nein, Sesshoumaru-sama. Niemals. Selbstverständlich könnt ihr alles auf dieser Welt unterscheiden. Es war mein Fehler. Ich entschuldige mich vielmals." Seine Worte überschlugen sich beinahe. Schließlich sah er Rijan wieder an. "Ich mag einmal versagt haben, zweimal passiert das nicht.", meinte er drohend. Rijan konnte es nicht verhindern. Sie musste einfach lächeln. "Die Zeiten ändern sich, Jaken." Jaken runzelte leicht die Stirn. Er überlegte wohl, ob er ihr bei ihrer letzten Begegnung seinen Namen genannt hatte. Mit einem einfach Tritt, beförderte sie Jaken aus dem Weg. Jaken schrie und fuchtelte wild mit seinen Armen, landete aber trotz allem sehr unsanft in einem Gebüsch. Rin richtete erneut ihr Schwert auf Sesshoumaru. "Es wird Zeit zu bezahlen, youkai." Verflucht sollte er sein. Nicht einmal in so einer Situation nahm er sie wirklich zur Kenntnis. Er stand noch immer unbeweglich da. Wollte er sich etwa nicht verteidigen? Oder glaubte er etwa sie würde ihn verschonen? Dem war nicht so. Sie würde zustoßen. Es war seine eigene Schuld, wenn er dann starb. Zu ihrem Leidwesen stellte sie fest, dass ihr Schwert zitterte. Nein, eigentlich war es weniger ihr Schwert, das zitterte. Es war ihre Hand, die nicht ruhig halten konnte. Doch auch das würde sie nicht aufhalten. Sie wollte wieder frei sein und es gab nur einen Weg um ihre Freiheit zurückzubekommen. Sie schrie wild auf und hieb mächtig auf Sesshoumaru ein. Doch er war schneller als sie. Geschickt konnte er allen Hieben ausweichen. Wieder und wieder hob sie ihr Schwert und schlug zu. Sie fühlte wie sich schwächer wurde. Wenn sie darüber nachdachte, musste sie ihm beinahe Respekt zollen. Ohne besonders viel zu machen, konnte Sesshoumaru diesen Kampf gewinnen. Nun, er hatte auch keinen Grund sie zu töten. Sie dagegen konnte nicht einfach aufhören. Sie würde das hier durchziehen. Es gab kein zurück mehr. Ein Schluchzer durchriss das Schweigen, dass sie umgab. Es dauerte bis Rijan verstand, dass es ihr eigener Laut gewesen war. Sie würde jetzt nicht anfangen zu weinen. Sie war kein kleines Kind mehr. Es war ihr vollkommen egal, dass dieser idiotische Dämon ihre Kinderseele verletzt hatte. Dass er noch dazu in der Lage gewesen war, ihr so weh zu tun. Diese Trauer setzte neue Wut frei. Erneut schlug sie zu. Sie griff ihr Schwert fester und zog mit der anderen Hand einen Dolch. Doch Sesshoumaru wich immer noch sehr geschickt aus. Rijans Bewegungen wurden langsamer. Ihre Armen fühlten sich schwer an. Verdammt, er hatte gewusst, dass es so kommen würde. Warum hatte sie sich auch keinen Plan überlegt? War sie verrückt geworden ihn einfach offen anzugreifen. Ein Hinterhalt, das hätte sie gebraucht. Doch wäre Sangos Ehre wieder hergestellt, wenn nur ein Hinterhalt Sesshoumaru töten konnte? Nein, vermutlich nicht. Sie sah mehr, dass ihre Waffen in hohem Bogen ihre Hände verließen, als dass sie fühlte wie genau Sesshoumaru das gemacht hatte. Seine Hand schloss sich fest um ihren Hals und drückte sie gegen den Baum. "Glaubst du wirklich, mich töten zu können?", fragte er emotionslos. Sie hätte sich wohl wehren sollen, doch ihr Körper wollte ihr nicht mehr gehorchen. Sie blickte schweigend in seine goldenen Augen und wünschte sich einen verrückten Augenblick darin versinken zu können. "Töte mich!", sagte sie schließlich mit gebrochener Stimme. Doch Sesshoumaru dachte wohl nicht daran, ihr diesen Gefallen zu tun. Verächtlich sah er sie an. "Menschen! Wenn du sterben willst, musst du das schon selbst erledigen." Damit ließ er von ihr ab und drehte sich um. Er ließ sie einfach zurück. Rijan sank zu Boden und starrte ihm benommen nach. Er konnte das nicht tun. Verdammt, er hatte ihre Dämonenjägerehre befleckt. Es würde sich herumsprechen, dass sie versagt hatte. Kein Dämon würde mehr Respekt vor ihr haben. Wie sollte sie je wieder einen töten können? Es war seine Pflicht ihr Leben zu beenden. So etwas taten Dämonen schließlich. Provoziere sie, versuche sie zu töten und sie werden dich töten. Entweder sie oder Rijan. So musste es sein. Es konnte so einen Kampf nur einer überleben. Es war nicht sein Recht, ihr Leben zu verschonen. Sie schrie auf und verfluchte Sesshoumaru. Erstaunlicherweise blieb er einen Moment stehen. Rijan wurde beinahe hysterisch. War sie nun schon so erbärmlich, dass selbst ein Dämon ohne Gefühle Mitleid mit ihr hatte? "Nein!", flüsterte sie und ließ ihren Tränen freien Lauf. Ein verächtlicher Laut drang an ihre Ohren. Rijan blickte durch einen Tränenschleier zu Sesshoumaru. Sie hörte Geräusche hinter ihr und schrieb sie Jaken zu. Doch als sie dann Jaken an Sesshoumarus Seite sah, lief ihr ein kalter Schauer über den Rücken. Sesshoumaru blieb stehen. Langsam drehte Rijan sich um und hob ihren Blick. Vor ihr stand ein beinahe drei Meter großer Dämon. Er hatte nur ein Auge, dass dafür aber auch riesig war. Es dauerte bis Rijan verstand, wie nah ihr Tod ihr plötzlich war. Sie starrte den Dämon an. Es war ihre Aufgabe ihn zu vernichten. Sie konnte das auch und doch saß sie auf dem Boden und starrte zu ihm hinauf. Von Sesshoumaru verschont zu werden hatte sie offensichtlich schwach gemacht. Sie saß da und sah gebannt zu, wie der riesige Dämon einen Fuß hob und sie damit ohne weiteres hätte zerquetschen können. Wie in Zeitlupe schien sich ihr der Dämon zu nähern. Doch dann, bevor es ihm möglich war sie wie ein lästiges Insekt zu zertreten, blitzte es etwas gelbes in ihrer Nähe auf. Der Dämon zuckte wie getroffen zurück. Tatsächlich sah sie sein Blut spritzen. Die Aufmerksamkeit des Neuankömmlings suchte sich ein neues Ziel. Vollkommen verwirrt, kam Rijan auf die Beine und blickte über ihre Schulter hinweg. War sie bis jetzt noch nicht benommen, so wurde sie es spätestens ab diesem Zeit. Sesshoumaru stand dort. Keinen Millimeter hatte er sich bewegt. Kein Haar wehte. Nichts deutete darauf hin, dass er auch nur geatmet hatte und doch kam ein tiefer ursprünglicher Laut aus seiner Kehle. Einen Ton, den Rijan zuletzt vor sieben Jahren gehört hatte. Das Knurren eines Hundes. Der Dämon setzte sich mit brachialer Gewalt in Bewegung. Jaken schrie wieder wie am Spieß und rannte todesmutig wie er war geradewegs ins nächste Gebüsch. Rijan hätte es ihm vielleicht gleich getan, wenn sie die Kontrolle über sich gehabt hätte. Statt dessen stand sie da und sah zu wie Sesshoumaru tatsächlich anfing mit dem Dämon zu kämpfen. Anfangs war er beherrscht so wie Sesshoumaru immer war. Doch dann griff der Angreifer in sein eigenes Fleisch. Man hörte etwas brechen. Als seine Hand wieder sichtbar war, hielt er einen Knochen in der Hand. Die Spitze dieses Knochens bohrte sich unvorhersehbar in Sesshoumarus Bauch. Das Knurren nahm zu. Rijan hätte gedacht, dass man Überraschung auf seinem Gesicht sehen würde. Doch dem war nicht. Statt dessen begann sich Sesshoumaru vor ihren Augen zu verwandeln. Blut schoss in seine Augen und färbte sowohl das Gold als auch das Weiß rot. Seine Eckzähne schienen länger zu werden. Spitz blitzten sie auf, als er nun mit den Zähnen fletschte. Seine Nase schien länger zu werden. Sein Gesicht schien unscharf zu werden. Für den Bruchteil eines Augenblicks glaubte Rijan sein wahres Aussehen zu erkennen. Doch Sesshoumaru konnte sich beherrschen. Die Erscheinung eines großen weißen überaus eindrucksvollen Hundes verschwand, zurück blieb ein fletschender Sesshoumaru mit Reißzähnen und blutroten Augen. Es war das einzige Mal, dass Rijan wirklich Gefühle auf seinem Gesicht sah. Und was sie dort sah war eindeutig Wut. Wut darüber, ihn verletzt zu haben. Und doch empfing Rijan noch ein viel stärkeres Gefühl. Sie konnte es nicht wirklich zuordnen, doch hätte sie ihr Leben darauf gewettet, dass seine Wut einen anderen Ursprung hatte. Die Verletzung war der Auslöser, jedoch nicht der Grund. Der Kampf wurde härter. In Anbetracht der Größe seines Angreifers war es nicht weiter verwunderlich, dass Sesshoumaru im nächsten Augenblick rückwärts gegen einen Baum flog. Er schüttelte kurz seinen Kopf und griff dann mit aller Geschwindigkeit frontal an. Seine Hand durchbohrte den Angreifer komplett. Immer wieder bohrte er seine Hand in eine neue Stelle des Gegners. Schließlich war dieser total durchlöchert und fiel mit einem lauten Knall zu Boden. Sofort färbte sich der Boden mit den Blut des Dämons. Sesshoumaru schnaufte heftig und kam nicht unweit von Rijan zum Stehen. Blut färbte seine Hand und tropfte von seinen Fingern. Mörderische Lust zu töten, spiegelte sich in seinen Augen wieder. Als sie ihn zuletzt gesehen hatte, war ihr das alles entgangen, da sie nicht hatte hinschauen können. Jetzt jedoch sah sie das Tier in ihm überdeutlich. Rijan sank wieder auf die Knie und tastete blind nach etwas hartem. Sie umfasste den Griff ihres Schwertes. Getrieben von der Angst in ihrem Inneren, von den Erinnerungen, die sie verdrängt hatte, hob sie das Schwert und stieß erbarmungslos zu. Sie traf Sesshoumaru in die Seite. Sein Kopf drehte sich zu ihr. Das Blut floss zurück. Goldene, kein bisschen furchteinflössende Augen sahen sie an. Rijan stieß einen entsetzten Schrei aus und schlug sich die Hände vor den Mund. Sesshoumaru blickte auf das Schwert, dass tief in ihn hineingestoßen worden war. Er schüttelte seinen Kopf griff nach dem Griff des Schwertes und zog es mit einem heftigen Ruck wieder heraus. Ganz Dämon wie er war zeigte er nichts von den Schmerzen, die er dabei unweigerlich haben musste. Lediglich ein kurzes Zucken seines Mundwinkels ließ vermuten, dass selbst Sesshoumaru in der Lage war körperlichen Schmerz zu fühlen. Sein Blick weilte wieder auf ihrem Gesicht. Langsam reichte er ihr das Schwert zurück. Doch Rijan wollte es nicht anfassen. Sein Blut klebte daran. Blut, dass sie vergossen hatte. Sie ließ ihre Hände sinken und schüttelte ihren Kopf. Sesshoumaru drehte das Schwert und stieß es vor ihr in den Boden. Anschließend drehte er sich um, rief nach Jaken und verschwand. Jaken kroch aus seinem Versteck und rannte ihm nach. Rijan jedoch war nicht in der Lage auch nur etwas zu tun. Beinahe glaubte sie nicht einmal mehr atmen zu können. Was war gerade geschehen? Sesshoumaru war zu dem Dämon geworden, der er nun einmal war. Es war ihr leichter gefallen ihn zu verletzen, wenn er nicht wie der Mann aussah, zu dem sie einst aufgesehen hatte. Sie hatte selbst gesehen wie er sich aufgrund einer Verwundung verwandelt hatte. Doch als sie ihn dann noch einmal verwundet hatte, hatte er sich zurückverwandelt. Warum hatte er das getan? Rijan zweifelte keinen Moment daran, dass er durchaus beeinflussen konnte, wann er sich verwandelte und wann nicht. Sie hätte ihn töten können, wenn er weiterhin diese roten Augen gehabt hätte. Dessen war sie sich sicher. Hatte er das vielleicht auch erkannt? Hatte er sich deswegen zurückverwandelt. Weil er wusste, dass sie ihn so niemals würde töten können? Langsam stand sie auf und zog das Schwert wieder aus dem Boden. Es kostete sie einige Mühe, denn obwohl Sesshoumaru verwundet war, hatte er das Schwert sehr tief in den Boden gestoßen. Erde und Blut klebten an ihrer Klinge. Sie wischte das Schwert mit einigen Baumblättern sauber und steckte es zurück in die Scheide. Sesshoumaru war kein Mensch, das war ihr klar. Warum aber fiel es ihr dann so schwer ihn in seiner menschlichen Form zu töten. Sie hatte geglaubt, sie war zu schwach, doch jetzt wusste sie das war nicht der Fall. Hätte er sein Gesicht nicht wieder unbewegt werden lassen, dann hätte sie ihn vernichtet. Dessen war sie sich sicher. Rijans Beine schienen nachzugeben. Sie ließ sich auf einen Baumstumpf fallen und starrte wie gebannt auf den toten Dämon. Beinahe hätte sie es vergessen. Sie war so damit beschäftigt gewesen über seine Verwandlung nachzudenken, dass es ihr wirklich entfallen war. Angefangen hatte alles mit einer einfachen Tatsache. Beinahe wurde ihr schwarz vor Augen. Sie hatte doch wirklich den Mann verwundet, der ihr gerade das Leben gerettet hatte. Rijan keuchte auf. Nein, das konnte nicht sein. Und doch wusste sie mit absoluter Sicherheit, dass er sie gerettet hatte. Sie wäre jetzt tot, wenn er nicht den Dämon auf sich aufmerksam gemacht hätte. Sie war auf dem Boden gesessen, unfähig sich zu rühren und hatte den Dämon einfach nur angestarrt. Er hätte sie zertrampelt, wenn nicht Sesshoumaru gewesen wäre. Und es hatte für ihn absolut keinen Grund gegeben ihr zu helfen. Dennoch hatte er es getan. Er hatte ihr Leben gerettet. Und sie hatte ihn zum Dank verwundet. Rijan vergrub ihr Gesicht in den Händen und schluchzte leise. Oh Gott, was hatte sie nur getan? Wie hatte es mit ihr so weit kommen können? Wieso war es ihr während des Kampfes entfallen, dass er sie gerettet hatte? Verdammt, Dämon hin oder her, jeder verdiente etwas Anerkennung, wenn er selbstlos handelte. Sie gab es wirklich ungern zu, denn es zerstörte ihr sorgfältig zurecht gelegtes Bild von Sesshoumaru, doch er hatte wirklich selbstlos gehandelt. Ihr Leben war für ihn nicht von Belang, dennoch hatte er es nicht nur verschont, sondern auch noch verteidigt. Und als sie sich dessen erinnerte, erinnerte sie sich an noch viel mehr. An längst vergangene Tage. An ein kleines Mädchen namens Rin, dass voller Freude die Welt erkundet hatte. In ihrer Begeisterung war sie blind für Gefahren gewesen. Es grenzte an ein Wunder, dass sie ihr heutiges Alter erreicht hatte. Rijan hob den Kopf und blickte in die Richtung, in die Sesshoumaru gegangen war. Nein, ein Wunder war es nicht gewesen. Er war es gewesen, der sie immer gerettet hatte. Das heute war nicht das erste Mal gewesen. Begonnen hatte es damit, dass er ihr das Leben geschenkt hatte. Er hatte sie von den Toten zurückgeholt. Sie konnte sich nicht mehr wirklich daran erinnern, aber sie konnte sich daran erinnern, wie sie die Augen geöffnet hatte und in seine gesehen hatte. Und als wäre diese Erinnerung nicht schon schlimm genug gab es unzählige solcher Momente. Momente, in denen sie in Gefahr gewesen war. Und jedes Mal hatte sie anschließend in seine Augen gesehen. Das Leben war wirklich nicht fair zu ihr. Warum hatte er das tun müssen? Wie sollte sie jetzt noch die Kraft finden ihre Pflicht zu erfüllen? Denn nur zu deutlich wusste sie nach den heutigen Ereignissen, dass sie nicht in der Lage war ihn zu vernichten. Es hatte sie wie einen Schock durchfahren, als er sie nach der Verwundung angesehen hatte. Sie hatte wirklich mit allem gerechnet, aber nicht damit, dass er wieder vollkommen normal sein würde. Sie blinzelte und blickte auf das Blut auf dem Boden. Sein Blut. Noch bevor Rijan wusste, was sie tat, war sie aufgestanden und folgte Sesshoumarus Spur. Blut zeichnete seinen Weg. Rijan wurde schwer ums Herz. Was sollte sie tun? Alles zu Ende bringen? Vermutlich sollte sie das tun, doch konnte sie das. Je weiter sie schritt, desto mehr holten sie ihre Erinnerungen ein. Sie war vor langer Zeit schon einmal einer Blutspur gefolgt. Damals hatte sie nicht gewusst, was sie finden würde. Sie war auf Sesshoumaru getroffen. Verwundet war er da auch gewesen. Doch damals war es sein Bruder gewesen, der ihm die Verletzung zugefügt hatte. Instinktiv hatte sie ihm helfen wollen. Harte Zeiten waren das gewesen. Sie war allein gewesen. Sie hatte nicht sprechen wollen, nachdem ihre ganze Familie gestorben war. Doch niemand hatte das verstehen können. Und dann hatte sie diesen Dämon gefunden. Er hatte in seinem Blut gelegen und sie nicht wirklich willkommen geheißen. Doch sie würde nie seine Worte vergessen. Wenn du nicht sprechen willst, dann ist da auch gut. Sie klangen selbst heute noch in ihren Ohren nach. Rijan blieb stehen und starrte an den Himmel. Ein gequälter Ausdruck erschien auf ihrem Gesicht. Sie hatte das alles vergessen wollen. Sie ging weiter und erreicht bald einen dunklen Platz im Wald. Sie hasste düstere Orte. Sesshoumaru saß an einen Baum gelehnt auf dem Boden und hatte die Augen geschlossen. Sie wusste, dass er sie gehört hatte. Seinem Gehör konnten ihre Schritte unmöglich verborgen geblieben sein. Sein weißes Gewand hatte sich rot gefärbt. Die Rüstung hatte er abgelegt. Sie fragte sich wie er das geschafft hatte. Jaken war nirgends zu sehen. Vermutlich suchte er Wasser oder Kräuter. Sie wusste es nicht. Sie wusste nicht einmal, ob Sesshoumaru wirklich Hilfe brauchte. Vermutlich heilte sein Körper ganz von allein. Sie betrachtete den leeren linken Ärmel. Nun, auch sein Körper hatte wohl Grenzen. Als sie ihn damals gefunden hatte, war ihm von seinem Bruder der linke Arm abgetrennt worden. Die Wunde war verheilt, doch der Arm war unwiderruflich verloren. Rijan seufzte und erntete somit Sesshoumarus Aufmerksamkeit. Er blickte sie schweigend an. Bis eben hatte sie nicht gewusst, was sie nun tun würde. Jetzt jedoch war es ihr vollkommen klar. Sie würde keinen verwundeten Mann töten. Das musste warten. Sie ging zu ihm und kniete sich neben ihn. "Du bist verwundet.", stellte sie überflüssigerweise fest. "Manchmal erstaunt mich euer Verstand doch." Rijan verdrehte die Augen und notierte sich im Stillen, dass selbst Sesshoumaru bissige Bemerkungen von sich geben konnte. "Das wollte ich nicht." Sein Blick ging ihr durch und durch. Es war unnötig, dass er die Worte aussprach. Sie verstand es auch so. Selbstverständlich hatte sie das gewollt. Doch andererseits hatte sie es auch nicht gewollt. Rijan war verwirrt. Sie verstand sich ja selbst nicht mehr. "Ich möchte dir helfen.", erklärte sie entschieden. Sesshoumaru war sich jetzt wohl vollkommen sicher, dass Menschen einfach seltsame Kreaturen waren. "Schau nicht so. Das ist mein Ernst. Du hast mich gerettet.", erinnerte sie ihn. Zu ersten Mal seit sie ihn kannte, zeigten seine Augen einen eindeutigen Ausdruck an. Es wäre wohl besser für sie, wenn sie nie wieder erwähnte, was heute geschehen war. Rijan schüttelte nur ihren Kopf. Erst rettete er ihr Leben und dann war es ihm peinlich. Das sollte einer verstehen. "Mein Körper heilt von allein. Ich brauche keine Hilfe." Rijan sah ihn missbilligend an. "Das dauert aber trotzdem. Wenn ich dir helfe, geht es schneller." "Ich brauche keine Hilfe von einem Menschen.", erwiderte er entschieden. Rijan seufzte. "Das ist mir herzlich egal. Ich habe ein schlechtes Gewissen und möchte nicht damit leben müssen." Er öffnete seinen Mund um ihr zu widersprechen, doch Rijan hinderte ihn daran, indem sie ihre Hand auf seinen Mund legte. "Sei einfach ruhig." Ärgerlich entfernte er ihre Hand aus seinem Gesicht. Während er jedoch damit beschäftigt war, griff Rijan nach dem Kittel seines Suikans. Er schien wohl zu entscheiden, dass es keinen Sinn hatte, mit ihr zu diskutieren. Schweigend ließ er zu, dass sie Hand an ihn legte. Es war schwieriger als erwartet ihn aus seinem Hemd zu schälen. Nun ja, das war nicht weiter verwunderlich. Große Hilfe leistete er ihr dabei nicht. Dennoch gelang es ihr und als Rijan freie Sicht auf seine Verwundung hatte, schnappte sie erschrocken nach Luft. Eine Weile starrte sie einfach nur auf das Unheil, dass sowohl sie wie auch der Dämon angerichtet hatten. Ein riesiges Loch prangte in seinem Bauch. Aus seiner Seite floss unablässig Blut. Sie hatte ihn wohl schwerer verwundet als angenommen. Ihr schlechtes Gewissen nahm zu. Doch neben all diesen Empfindungen erwachte in Rijan noch etwas vollkommen anderes. Sie konnte es nicht anders beschreiben als Sorge. Und es waren große Sorgen, die sie fühlte. Rijan betrachtete den verwundeten Mann. Sie fragte sich wie alt er wohl tatsächlich war. Er sah nicht viel älter aus als sie selbst. Dennoch hatte er bereits in ihrer Kindheit so ausgesehen. Er hatte bestimmt schon viele Kämpfe erlebt und auch überlebt. Es war wirklich erstaunlich, dass er keine Narben davon getragen hatte. Um sich zu vergewissern, dass er wirklich bisher unverwundet war, strich sie automatisch über seine glatte Haut. Er fühlte sich fest unter ihren Fingern an. Seine Haut war kälter als sie erwartet hatte. Sie hätte gerne gewusst, ob er sich immer so anfühlte oder ob daran die Verletzung Schuld war. Ihr Blick begegnete dem seinen. Überdeutlich wurde Rijan bewusst, dass sie ihn vollkommen unnötig berührte. Als hätte sie sich verbrannt zog sie ihre Finger zurück und fühlte eine verräterische Hitze ihr Gesicht hinaufsteigen. Abrupt stand sie auf und tat so, als würde sie nach einer bestimmten Pflanze suchen. Was war nur los mit ihr? Himmel, hatte sie den Verstand verloren? ... Okay, ich werd mich beeilen weiter zu schreiben. Im Moment hab ich glaube ich einen recht guten Faden erwischt. Wenn ihr Kommis schreibt, wäre es lieb, wenn ihr kurz auf Sess eingeht. ICh wüsste gerne, ob Sess noch in Ordnung ist oder ob er all zu menschlich wird. Ich versuche das echt zu vermeiden, aber irgendwie muss ich ihn ja dazu kriegen mit Rijan zu sprechen. Arigato im voraus. Bis demnächst Rogi Kapitel 4: Neue Erkenntnisse ---------------------------- Es dämmerte bereits als Rijan endlich mit der Versorgung von Sesshoumarus Wunden zufrieden war. Schweigsam war er gewesen. Sie hatte ein paar Mal versucht ein Gespräch anzufangen, doch ihr Patient war nicht wirklich darauf eingegangen. Also hatte sie es irgendwann gelassen. Sie hatte sich auf ihre Arbeit konzentriert und sich über sich selbst gewundert. Sie war eine Dämonenjägerin, das bedeutete sie tötete Dämonen. Nun jedoch war sie dabei einen Dämon gesund zu pflegen. Und das war an und für sich das Seltsamste an der Sache. Er hatte ihr selbst gesagt, dass sein Körper von allein heilte. Er brauchte ihre Hilfe nicht. Während sie Kräuter zermahlen hatte, hatte sie selbst gesehen, wie die Wunden langsam besser wurden. Rijan kniete sich an das Ufer des kleinen Flusses und wusch ihre Hände. Heimlich linste sie zu Sesshoumaru. Seine Augen waren geschlossen. Sie fragte sich ernsthaft, ob er die Heilung seines Körpers beeinflussen konnte. Im Moment sah es jedenfalls danach aus. Sie blickte in das klare Wasser. Nur einmal zuvor hatte sie gesehen, wie sein Körper sich von schweren Verwundungen erholen konnte. Für einen Moment konnte sie das Bild eines silberhaarigen jungen Mannes sehen. Knuffige Hundeohren verdeutlichten, dass auch in seinen Adern Dämonenblut floss. "Ich kenne deinen Bruder.", meinte sie leise. "Kanntest.", verbesserte Sesshoumaru sofort. Erstaunt drehte Rijan sich um und sah ihn an. "Kannte?" Es dauerte bis ihr dämmerte, was er damit hatte sagen wollen. Aus großen Augen starrte sie seine Hand an. Er folgte ihrem Blick und ließ sich tatsächlich zu einem schwachen Lächeln hinreisen. Rijan konnte ihn sekundenlang einfach nur anstarren. Hatte sie ihn je zuvor lächeln gesehen? Vermutlich nicht. Sie würde sich erinnern, wenn sie dieses Lächeln bereits einmal gesehen hatte. "Ich hätte es getan, aber nein, jemand kam mir zuvor." Neugierig ging sie zu ihm zurück. "Naraku?", fragte sie leise. Sesshoumaru schüttelte seinen Kopf und blickte an ihr vorbei. "Nein, Naraku hatte damit nichts zu tun. Sie hat ihn umgebracht." Sie? Rijan überlegte, wer sie wohl war. Ihr fiel eigentlich nur eine sie ein, die mit Inuyasha zu tun gehabt hatte. Entsetzen machte sich in ihr breit. "Kagome?", keuchte sie. Sesshoumaru betrachtete ihr Gesicht. "Hai, Kagome war ihr Name." Rijan verstand das nicht. Kagome hatte Inuyasha geliebt. Sie hätte ihn niemals umgebracht. Doch dann dachte Rijan an ihr eigenes Leben. War es so ungewöhnlich, dass man jemanden, der einmal alles für einen gewesen war, plötzlich hasste? Sie selbst war der lebende Beweis dafür. "Was ist geschehen?" Sesshoumaru schwieg eine Weile, doch schließlich erzählte er ihr die Geschichte. Rijan erinnerte sich, dass Inuyasha die Splitter des Juwels gesucht hatte. Offenbar hatten sie Naraku schließlich alle abgenommen und den Juwel vervollständigt. Inuyasha hatte die Wahl gehabt ein Mensch zu werden oder sich in einen vollständigen Dämon zu verwandeln. Rijan fiel es schwer zu glauben, dass Inuyasha letzteres gewählt hatte. "Wie konnte er das tun?", fragte sie aufgebracht. Hatte er nicht an Kagome gedacht? "Warum sollte er es auch nicht tun? Es war das einzige Mal, dass er etwas richtig gemacht hat." Rijan blickte auf und starrte ihn an. Richtig, Sesshoumaru hätte ihn sobald sein Bruder ein Mensch gewesen wäre in sekundenschnelle getötet. Insofern hatte er vielleicht richtig gehandelt. "Aber wieso hat Kagome ...?" "Aus dem gleichen Grund, warum Menschen immer Dämonen töten.", entgegnete Sesshoumaru und schaffte es mit so einfachen Worten, dass Rijan sich mies fühlte. "Um zu überleben.", meinte sie schließlich niedergeschlagen. Das also war geschehen. Inuyasha hatte sich in einen Dämon verwandelt und seine Zuneigung zu Menschen war dadurch erloschen. Vielleicht hatte er versucht Kagome zu töten. Hatte sie es aus Notwehr getan oder war es Absicht gewesen? Hatte sie Inuyasha vielleicht genauso gejagt wie Rijan es mit Sesshoumaru tat? Sie konnte es sich schwer vorstellen und doch fand sie mittlerweile nichts mehr ungewöhnlich. "Sie hat ihn also wirklich vernichtet." Sesshoumaru nickte. "Offenbar steckt in diesem Menschenweib mehr als man erwartet." Rijan konnte seine Gefühle nicht teilen. Sie bedauerte was Kagome widerfahren war. Sie selbst war ein kleines Mädchen gewesen. Sie war verletzt gewesen und verängstigt. Kagome jedoch hatte diesen Halbdämon einst geliebt. Wie musste es sie getroffen haben, dass Inuyasha sich gegen das Menschsein entschieden hatte? Er musste gewusst haben, was mit ihm passieren würde. Doch vielleicht war es auch ganz anders gewesen. Rijan konnte das alles nicht begreifen. "Was wurde aus Kagome?" Die Frage stellte sich Rijan unweigerlich. "Sie verschwand." Rijan hatte Gerüchte gehört. Man erzählte sich Kagome käme aus einer anderen Zeit. Sie wäre eine Art Fee oder Elfe, die sich durch alle Zeiten bewegen konnte. Doch geglaubt hatte sie daran nie. Das war ja auch einfach zu unsinnig. Andererseits bekämpfte sie Tag für Tag Dämonen, von denen man auch annahm, dass sie teilweise längst vernichtet waren. Kopfschüttelnd erhob sie sich. Sie blickte auf Sesshoumaru herab. "Plötzlich sind wir uns ziemlich ähnlich." Deutlich zeigte ihr sein Gesicht, dass er das eindeutig als böswillige Beleidigung ansah. "Wir sind die letzten unserer Familien." Rijan unterdrückte ein Gähnen. Sie war müde. Ihr Körper fühlte sich schlaff an. Trägheit erfasste sie. Sollte sie sich verabschieden? Oder sollte sie so unverfroren sein und einfach hier übernachten. Immerhin konnte sie sich sagen, dass es ja nur um seine Verletzungen ging. Es war nicht etwa so, dass Rijan sich durch Sesshoumarus Gegenwart plötzlich ihrer eigenen Einsamkeit bewusst wurde. Es war kein bisschen der Fall, dass sie gerne in seiner Nähe bleiben wollte. Rijan beschloss wirklich hier zu bleiben. Nur um sicher zu gehen, dass seine Verletzungen ihn nicht umbrachten. Eine kleine Stimme in ihrem Kopf meldete sich zu Wort. "Findest du das nicht seltsam, Rijan.", flüsterte sie. "Er soll nicht an den Verletzungen sterben, die du ihm beigebracht hast, damit er sterben sollte. Du willst, dass er lebt nur um ihn dann doch noch töten zu müssen." Doch Rijan hörte nicht hin. Sie wollte das jetzt nicht näher ergründen. Im Moment war sie müde und brauchte einen Ort zum Schlafen. Sie rollte sich also im Schutz der Bäume zusammen und döste langsam ein. Es sollte die erste Nacht seit langem werden, in der Rijan nicht von Albträumen heimgesucht wurde. Träge öffnete sie ein Auge um zu bemerken, dass Sesshoumaru sie ansah. Sofort schloss sie ihr Auge wieder und gab sich der Dunkelheit hin. Bevor sie wirklich einschlief, hörte sie noch einmal ihre innere Stimme. "Ist es nicht seltsam, Rijan, dass du dich hier - in der Gegenwart deines größten Feindes - zum ersten Mal, seit du ihn verlassen hast, sicher fühlst?" Rijan erwachte mit den ersten Sonnenstrahlen. Sie war es gewohnt früh aufzustehen. Sie streckte sich müde und blickte starr an den Himmel. Beinahe rechnete sie damit allein zu sein. Doch als sie ihren Kopf leicht drehte, sah sie Jaken schlafend auf dem Boden liegen. Ungeachtet der Tatsache, dass sie sich darüber nicht freuen sollte, fing sie an zu lächeln. Im ersten Moment erstaunte es sie beinahe selbst. Wie lange war es eigentlich her, dass sie das letzte Mal das Bedürfnis gehabt hatte zu lächeln? Kopfschüttelnd erhob sich Rijan und wankte zum Fluss. Sie kniete sich nieder und bespritzte ihr Gesicht mit Wasser. Vielleicht sollte sie baden gehen. Sie war schon seit Tagen unterwegs. Durch den Kampf war ihre Kleidung mit Blut befleckt. Schweiß strömte von ihr aus. Das ganze vermischte sich mit dem Geruch von Erde. Rijan rümpfte die Nase. Sie blickte über ihre Schulter. Sesshoumaru war nirgends zu sehen. Sie runzelte leicht die Stirn. Wo war er? Er war verletzt. Selbst er musste doch einsehen, dass er sich momentan nicht bewegen sollte. Sie unterdrückte ihren aufkeimenden Ärger und entschied, wirklich ein Bad zu nehmen. Zielstrebig ging sie den Fluss entlang. Wie sie vermutet hatte, wurde er breiter. Irgendwann endete der Fluss in einem Gefälle, das sich in einen See ergoss. Rijan lächelte erfreut. Ein See war zum Baden natürlich noch viel besser geeignet. Sie wollte gerade das schützende Dickicht der Büsche verlassen, als sie wie angewurzelt stehen blieb. Die Sonnenstrahlen berührten langes, feuchtes, silbernes Haar. Hier war er also abgeblieben. Irgendwie war ihr bisher nicht in den Sinn gekommen, dass selbst Dämonen reinlich sein konnten. Rijan blieb also wo sie war und starrte Sesshoumaru wie ein gerade erschienenes Phänomen an. Da stand er also, keinen Meter von ihr entfernt und gerade so wie Gott ihn einst wohl erschaffen hatte. Sein langes Haar zog sich durch die Nässe fast bis zu seinen Knöcheln. Es war nun nicht mehr so voluminös. Dicke Strähnen klebten an seinem Körper. Rijan widerrief alle ihre Zweifel, ob Sesshoumaru ein Mann war. Bei Gott, sie hatte in ihrem ganzen Leben noch keinen derartig perfekten Mann gesehen. Kräftige Schenkel und muskulöse Waden zeichneten sich unter seinen Haaren ab. Rijan verspürte den heftigen Wunsch seine Haare anzuheben um mehr von seiner faszinierenden Rückansicht zu sehen. Als hätte er ihre Gedanken gelesen, tat ihr Sesshoumaru prompt den Gefallen. Er zog seine Haare nach vorne um sie auszuwringen. Rijan vergaß beinahe zu atmen, so derartig nahm sie sein Anblick gefangen. Kräftige Schulterblätter, ausgeprägte Muskelstränge, die seine Wirbelsäule einsäumten und ein überaus fester und runder Hintern. Sie sah zu wie er seine Hose aufhob und sie trotz seines einarmigen Zustandes ohne weitere Probleme anzog. Dann hielt er inne und drehte seinen Kopf leicht zur Seite. Sie konnte die farbigen Streifen auf seiner Wange erkennen. "Willst du etwas sagen oder dich weiterhin im Gebüsch verstecken?" Rijans Augen wurden größer. Verdammt, woher wusste er, dass sie hier war? Eine zarte Röte überzog ihr Gesicht, während sie sich peinlich berührt erhob. Ihre Blicke trafen sich, während sie aus dem Gebüsch trat und die lästigen Zweige von ihrer Kleidung fegte. "Du solltest dich eigentlich gar nicht bewegen." Sie ging auf Konfrontationskurs. Das war immer noch besser als sich mit ihrem peinlichen Verhalten auseinander zu setzen. Sesshoumaru drehte sich um und Rijan sah, dass er den Verband abgenommen hatte. Ungläubig sah sie auf seinen festen, muskulösen Bauch. Keine Wunde war da mehr zu sehen. Die Wunde, die der Dämon ihm mit seinem Knochen zugefügt hatte, war komplett verheilt. Rijan streckte ihre Hand aus und legte sie auf die Stelle, an der gestern noch die Wunde gewesen war. Seine Haut fühlte sich heute wärmer an. Vielleicht tat sie das aber auch nur, weil sie von der Sonne gestreichelt worden war. "Das ist unglaublich.", meinte sie fasziniert. Sie trat näher und tastete seinen Bauch ab. Sesshoumaru knurrte, ließ sie aber gewähren. "Nichts!" Sie sah ihm ins Gesicht. "Wie ist das möglich?" Er entzog sich ihren Fingern und Rijan begann sofort ein Gefühl des Verlustes zu spüren. "Ich bin ein Dämon, Rijan. Unsere Körper sind anders als eure." Rijan ließ ihren Blick über seine Brust gleiten und schüttelte entschieden ihren Kopf. "Für mich siehst du sehr menschlich aus." Sesshoumaru schüttelte seinen Kopf. Sein langes Haar fiel ihm dabei über seine Schultern und ergoss sich über seinen nackten Oberkörper. "Dämonen sind keine Menschen. Das solltest du wissen. Wir sehen vielleicht aus wie ihr, aber wir sind anders. Glaub es besser." Rijan nickte, sagte aber nichts weiter dazu. Sesshoumaru wollte sich gerade von ihr wegdrehen, da fiel Rijans Blick auf die Wunde, die sie ihm zugefügt hatte. Sie war besser geworden, aber noch nicht verheilt. Ohne weiter darüber nachzudenken streckte sie wieder ihre Hand aus und berührte die Wunde. Damit musste sie Sesshoumaru komplett überrascht haben, denn ein schmerzhafter Laut kam aus seiner Kehle. Rijan sah ihn schockiert an und zog abrupt ihre Finger zurück. Sie hatte geahnt, dass sie ihn schwer verwundet hatte. Sie musste innere Verletzungen verursacht haben. Noch gestern hatte sie überlegt wie groß seine Schmerzen wohl waren, doch natürlich hatte er das gut vor ihr verborgen. Diese unerwartete Berührung hatte ihn jedoch geschmerzt und sein Laut ging Rijan durch und durch. Nie zuvor hatte sie Sesshoumaru solch einen Laut von sich geben hören. Sein Blick war verärgert. Ablehnung strömte nun von ihm aus. Er entfernte sich einige Schritte von ihr. Rijan tat als hätte sie nichts gehört. Sie drehte ihm den Rücken zu und kniete sich an den Rand des Wassers. Verwirrung und Bestürzung machten sich in ihr breit. Zu wissen, dass jemand Schmerzen hatte war etwas anderes als dies auch zu hören. Und wenn Sesshoumaru plötzlich offen zeigte, welche Schmerzen er hatte, nahm das einen besonderen Wert ein. Und sie war diejenige, die für all das verantwortlich war. Rijan starrte ihr Spiegelbild an. Sie war blass. Eindeutig blasser als sonst. Sie sah wie sich die Klinge ihres Schwertes im Wasser spiegelte. Für einen Moment dachte sie daran, dass das ein unerwartetes Geschenk war. Sesshoumaru war verwundbar und hatte ihr eben offensichtlich eine Schwachstelle gezeigt. Und als sein Gegner sollte sie das eigentlich ausnutzen. Doch wie hätte sie das gekonnt? Alles in ihr weigerte sich, so ein Mensch zu werden. Sesshoumaru war niemand der Schwäche zeigte. Dass sie sie nun doch gesehen hatte, machte sie für einen Moment zu etwas sehr besonderem. Langsam stand Rijan wieder auf und sah Sesshoumaru dabei zu wie er seinen Kittel anzog. Leichtes Bedauern erwachte in ihr. Einen so herrlichen Körper sollte man nicht verhüllen. Schockiert schüttelte sie ihren Kopf. Was dachte sie hier nur? War sie etwa über Nacht dem Wahnsinn verfallen. Vorsichtig betrachtete sie sein Gesicht. Er wirkte konzentriert, während er sich anzog. Beinahe hatte sie befürchtet, er könnte wirklich ihre Gedanken lesen. Doch offensichtlich war das nicht der Fall. Plötzlich erinnerte sie sich daran, dass er sie beim Namen genannt hatte. "Woher weißt du, dass ich Rijan heiße?", fragte sie plötzlich misstrauisch. Er hob den Kopf und blickte ihr in die Augen. "Jaken.", erwiderte er lediglich. Ach ja, richtig. Ihm hatte sie ihren Namen verraten. Lächerlich wie sie sich heute benahm. Hatte sie ehrlich geglaubt, er hätte sich über sie erkundigt? "Sag, bedauerst du den Tod deines Bruders eigentlich nicht?" Sie sollte es besser wissen. Es war lächerlich die Frage zu stellen. Sie kannte die Antwort schon längst. "Bedauern? Wozu? Er war schwach. Von einem Menschenweib getötet. Er hat es wirklich nicht besser verdient." Rijan nickte nur. Warum gab er ihr nicht wenigstens einen Grund, ihn nicht zu töten? "Menschen sind nicht so schwach wie du glaubst. Ich hätte dich auch beinahe getötet.", erinnerte sie ihn nicht ohne ein Spur von Stolz. Sesshoumaru trat näher an sie und blickte ihr fest ins Gesicht. "Nein, das hast du nicht. Du warst weit davon entfernt, mich zu töten. Ich sah den Ausdruck deiner Augen, als du mich verwundet hast. Du hättest niemals noch einmal zustoßen können. Ich hab es dir angeboten, erinnere dich." Rijan erinnerte sich nur zu gut an den Moment ihrer eigenen Schwäche. "Willst du eigentlich sterben?" Die Frage schien ihn zu überraschen. Er schüttelte seinen Kopf und wollte an ihr vorbeigehen. Doch er blieb plötzlich stehen und sah sie an. "Warum sollte ich?" Sie zuckte mit den Schultern. "Warum nicht? Du bist allein auf dieser Welt. Dein Bruder ist tot. Welchen Grund hast du noch hier länger zu verweilen. Ich denke für dich ist der Rest deines Lebens noch sehr lange." Er zog eine Augenbraue hoch und musterte ihr Gesicht. "Hört sich eher an als würdest du von dir sprechen." Rijan zuckte zurück. Nein, niemals. Es war nicht ihr Leben von dem sie sprach. Sie hatte Angst gehabt zu sterben. "Nicht jeder fürchtet die Einsamkeit, Rijan. Das unterscheidet uns von euch Menschen." Seine Überheblichkeit war manchmal schon sehr nervig. "Warum aber sonst hast du mir das Schwert gereicht?" Sesshoumarus Mundwinkel zuckten flüchtig. Hatte er etwas lächeln wollen? Und wenn ja worüber? Über ihre Dummheit? "Taktik, Rijan, Taktik. Ich wollte sehen, ob ich dich ernst nehmen soll." Rijan verschränkte dir Arme. Ernst nehmen? Nun, das machte Sinn und sie war so naiv gewesen, ihm das Gegenteil zu bescheinigen. Sie hatte es nicht gekonnt. Er war Zeuge gewesen. "Das war sehr riskant. Was wenn ich es genommen hätte?", fragte sie scharf. Sesshoumaru schüttelte seinen Kopf und ging weiter. "Maße dir nicht, dich mit mir zu vergleichen. Während du es gegriffen hättest, hätte ich dich schon fünf Mal getötet. Ich bin schneller als du." Rijan wollte ihm widersprechen, doch die Worte blieben ihr im Hals stecken. Ohne dass sie seine Bewegung gesehen hatte, stand er plötzlich dicht vor ihr. Sie schluckte hart. Okay, der Punkt ging an ihn. Er war wesentlich schneller. Aber das hatte sie schon immer gewusst. "Okay, ich habe verstanden. Dennoch solltest du nicht vergessen, dass ich Dämonen jage. Dich werde ich eines Tages auch töten." Sesshoumaru lächelte jetzt wirklich. Wie gebannt starrte Rijan ihn an. "Menschen!", meinte er nur belustigt. Wieder drehte er sich weg und ging ein paar Schritte. Rijan schoss ein neuer Gedanke durch den Kopf. "Woher wusstest du, dass ich hier bin. Ich war sehr leise." Sesshoumaru blieb stehen und drehte seinen Kopf. Über seine Schulter hinweg sah er sie an. "Ich bin ein Dämon, Rijan. Vergiss das nicht ständig. Ein Hundedämon um genau zu sein. Meine Ohren hören mehr als deine. All meine Sinne sind schärfer als die von euch Menschen." Warum hatte sie daran nicht gedacht? Selbstverständlich konnte er hören, wenn sie ihm jemand näherte. Sie fühlte sich plötzlich furchtbar dumm und naiv. Wie konnte es sein, dass sie ihn ständig unterschätzte. Sie hatte die letzten Jahre nur damit verbracht sich auf diesen Tag vorzubereiten. So wichtige Dinge konnten ihr nicht einfach entfallen. Sie sah wie er im Dunkel des Waldes verschwand. Rijan seufzte schwer und ging zurück zum Ufer des Flusses. Sie begann sich zu entkleiden, als eine tiefe Stimme zu ihr durchdrang. "Du solltest vorsichtiger sein, Rijan. In diesem Wald gibt es noch mehr Dämonen und offensichtlich kannst du sie nicht so einfach hören." Ihre Kleidung fest an ihren Körper gedrückt stand sie da und starrte in das Dunkel des Waldes. Wieso konnte er zu ihr sprechen, wenn sie ihn nicht mehr sah. Konnte er etwa eins mit dem Schatten werden? Sie blickte sich weiter um. Weitere Dämonen? Sie konnte wirklich keine hören. Nun, das sagte ihr aber offensichtlich nicht, dass hier keine waren. Rijan gab sich ihrer Wut hin. Was dachte er sich eigentlich dabei? Wollte er ihr etwa Angst einjagen? Sollte er doch zur Hölle fahren. Sie konnte sich durchaus wehren. Abrupt ließ sie ihre Kleider fallen und watete in das kühle Nass. Und erst als sie tief eintauchte wurde ihr klar, dass er ihr nicht hatte Angst machen wollen. Er hatte sie gewarnt. Und nicht etwa vor sich selbst. Nein, Sesshoumaru hatte schlicht und ergreifend versucht sie zu schützen. Rijan schwamm einige Runden und hing ihren Gedanken nach. Konnte das wirklich sein? Warum sollte er das tun? Es konnte ihm egal sein, was aus ihr wurde. Eigentlich musste es das sogar sein. Sie war ein Mensch und Sesshoumaru hasste Menschen. Dennoch seine Worte konnten nur ein Versuch des Schutzes gewesen sein. Rijan tauchte tief in das Wasser ein und versuchte zu vergessen, dass er sich vielleicht Sorgen machte. Sie wollte das nicht glauben, und noch weniger wollte sie zugeben, dass ein Teil von ihr sich danach sehnte, dass jemand sich um sie sorgte. Prustend tauchte sie wieder auf. "So ein Unsinn. Sesshoumaru macht sich keine Sorgen. Es interessiert ihn nicht. Vermutlich hat es gar nichts zu bedeuten." Sie schwamm zurück zum Ufer und zog ihr Untergewand an. Dann begann sie ihre Kleidung auszuwaschen. Sie lauschte hörte jedoch nichts. Vielleicht hatte er ihr wirklich nur Angst machen wollen. Hier waren vermutlich gar keine Dämonen. Jaken tauchte plötzlich neben ihr auf und Rijan zuckte erschrocken zusammen. Wunderbar, soviel zu ihren Sinnen. Sie hatte ihn nicht einmal kommen gehört. Er sah sie böse an. "Ihr habt keine Chance gegen Sesshoumaru-sama.", erklärte er finster. Rijan sah ihn neugierig an. "Wirklich?" Er nickte und richtete seinen Stab auf sie. Dann schüttelte er jedoch seinen Kopf, als wäre ihm etwas eingefallen. Er drehte sich um und wollte gehen. Doch Rijan hatte eine Frage, die auf ihrer Seele brannte. "Sagt dir der Name Rin etwas?" Sie musste wahnsinnig sein, ihm diese Frage zu stellen. Er blieb stehen und sah sie über die Schulter hinweg an. "Rin? Dieser Name ist lange nicht mehr gefallen." Rijan zuckte mit den Schultern. "Ich traf ein Mädchen, das mir von euch berichtete. Es wunderte mich, was sie zu berichten hatte." Jaken drehte sich um und Wut spiegelte sich in seinen Augen. "Sprecht diesen Namen nie wieder aus. Dieses verlogene Gör existiert nicht mehr." Wie Recht er doch hatte. Rin war schon längst tot. Dennoch verletzte es Rijan diese Worte von Jaken zu hören. "Sie meinte aber, sie hätte euch einst begleitet. Seltsam, wenn man bedenkt, dass Sesshoumaru keine Menschen mag." Jaken kam einen Schritt näher. "Es ist zu Eurem Besten, wenn Ihr Rin ihm gegenüber nicht erwähnt. Es könnte Euer Tod sein." Rijan runzelte die Stirn. Was denn, war er etwa wütend auf sie? "Aber sie hat euch begleitet." Jaken seufzte und nickte schließlich. "Hai, das hat sie wohl. Viele Jahre lang ist sie Sesshoumaru überall hingefolgt. Doch dann verschwand sie einfach." Rijan nickte. Sie kannte die Geschichte schließlich. "Wieso ist sie nicht mehr bei euch?" Ob sie ahnten, was geschehen war? "Warum? Wer weiß das schon? Rin ist ein Mensch. Niemand kann verstehen, was diese sich bei ihren Taten denken." Er plusterte sich vor ihr auf. "Ich wäre dafür gewesen dieses undankbare Gör einfach an den Haaren zurückzuschleifen, doch Sesshoumaru-sama war anderer Meinung." Neugierde breitete sich in aus. "Was meinte er?" Jaken sah sich um. Rijan lächelte beinahe. Er war wirklich ein Plappermaul. "Als wir sie fanden, stand sehr schnell fest, dass sie freiwillig gegangen war. Ihr fehlte nichts und sie hatte sich einer Gruppe Menschen angeschlossen. Also beschloss er, sie dort zu lassen. Es war ihr Wille gewesen." Rijan glaubte beinahe jemand hätte ihr den Boden unter den Füßen weggezogen. Sie hatten nach ihr gesucht? Wie konnte es sein, dass sie davon nichts mitbekommen hatte. Sie starrte Jaken an. Dieser zuckte mit den SChultern und ging dann in den Wald zurück. Rijan saß noch lange unbeweglich auf dem Boden und starrte ihm nach. Sie konnte nicht verstehen, was er gesagt hatte. Wieso hatte Sesshoumaru nach ihr gesucht. ES hätte ihm egal sein sollen, was aus ihr geworden war. Und plötzlich fügten sich diese Worte zu Sesshoumarus Worten von vorhin. Seine Sinne waren schärfer. Vermutlich hatte er bereits damals gewusst, dass sie im Gebüsch gestanden hatte. Und wenn er das gewusst hatte, machte das seine Tat noch viel schlimmer. Er hatte gewusst, dass sie niemals gewollte hätte, was Kohaku zugestoßen war. Und trotzdem hatte er es getan. Wut erwachte erneut in Rin. Nein, jetzt war es endgültig vorbei. Mehr Gründe brauchte sie nicht mehr um ihn endgültig zu vernichten. Entschlossen zog sie sich an und zog ihr Schwert. Mit schnellen Schritten eilte sie zum Lagerplatz zurück. "Na, schön, du Hundedämon. Ob du nun willst oder nicht, das wird die letzte Stunde vom Rest deines Lebens sein." Fortsetzung folgt. Okidok, mit dem Schluss bin ich irgendwie nicht wirklich zufrieden, aber mal schauen, was sich darauf machen lässt. Von Sess Rückansicht hätte ich übrigens noch seitenlang schwärmen können, aber da auf diesen Seiten auch jüngere Menschen herumwuseln, lass ich es doch bei der harmloseren Variante :) Bis zum nächsten Teil rogi Kapitel 5: Bündnisse -------------------- Okidok, da bin ich auch schon wieder. Ich sag doch im Moment klappt das recht gut. Seltsamerweise verselbstständigt sich diese Geschichte gerade. Also bitte keine Haue, ich hab rein gar keine Kontrolle mehr über die Handlung. Aber zumindest bringt es eine Menge Spannung rein, auch wenn das echt kein bisschen geplant war. Aber wie sagt man immer: Eine gute Story entwickelt sich von alleine. Here we go: Mit einem großen Sprung und einem lauten "Kyaa!" betrat Rijan den Lagerplatz. Es dauerte keine Sekunde bis sie vollkommen erstarrte und schließlich in ein hysterisches Lachen ausbrach. Natürlich, wie hatte sie so dumm sein können. Rijan steckte ihr Schwert weg und betrachtete den verlassenen Lagerplatz. Kein Feuer brannte mehr und auch ansonsten wies nichts auf die Anwesenheit von Menschen oder besser gesagt Dämonen hin. Langsam schüttelte sie ihren Kopf und setzte sich mit ihren frisch gewaschenen Kleidern auf den dreckigen Boden. Gedankenverloren starrte sie auf das längst erloschene Feuer. Sie strich mit ihren Fingern durch die Asche und dachte über ihre Situation nach. Vermutlich sollte sie ihnen gleich hinterherlaufen. Doch sah man einmal davon ab, dass Rijan selbstverständlich keine Ahnung hatte, wo genau Sesshoumaru hingegangen war, hielt sie noch etwas Weiteres davon ab. Ein lauter Fluch kam aus ihrem Mund. Verdammt, warum fing sie nun schon wieder an zu zweifeln. Eine Nacht in seiner Gegenwart und all ihre schön zu Recht gelegten Pläne waren zunichte. Sie sollte nicht so zimperlich sein. Sesshoumaru hatte seine Ansichten über die Menschen sehr deutlich vertreten. Es scherte ihn nicht, was aus ihnen wurde. Es hatte ihn schließlich auch nicht geschert, was aus ihr geworden war. Rijan seufzte frustriert. Fein, er hatte nach ihr gesucht, aber dennoch hatte er nicht sehen können, was in ihr vorgegangen war. Verflucht noch mal, sie war ein 13-jähriges Mädchen gewesen. Er hätte sehen müssen, dass sie vollkommen verängstigt und einsam gewesen war. Bitterkeit erwachte in ihr. Vermutlich hatte er es auch erkannt. Seines Erachtens waren Menschen ja simple Persönlichkeiten, die er ohne weiteres durchschauen konnte. Und das ließ doch nur einen Schluss zu. Es hatte ihn nicht weiter gekümmert, was aus ihr werden würde. Es war ihm im Grunde genommen vollkommen egal gewesen. Rijan stand auf und begann die Spuren zu verwischen. Sie tat es schon aus reiner Gewohnheit. Schließlich sah sie sich um und versuchte herauszufinden, wohin sie nun gehen sollte. Es war im Grunde genommen auch vollkommen egal. Im Moment jedenfalls hatte sich Sesshoumaru ihrem Machtbereich entzogen. Rijan stieß ein trockenes Lachen aus. Machtbereich? Welche Macht besaß sie schon groß. Er hatte vollkommen Recht gehabt. Mein Gott wie naiv sie doch gewesen war. Er hatte ihr die Möglichkeit gegeben ihn einfach zu töten, doch sie hatte diesen Vorteil nicht ausgenutzt. Sicher, er war schneller als sie, doch der Überraschungsmoment wäre auf ihrer Seite gewesen. Dessen war sie sich sehr sicher. Er hätte niemals angenommen, dass sie ihn hätte umbringen können. Sollte es noch einmal so weit kommen, würde sie nicht so zimperlich sein. Jetzt waren die Fronten geklärt. Ihre Gewissensbisse waren bisher nur davon gekommen, dass sie daran geglaubt hatte, doch noch etwas Gutes in ihm zu finden. Er hatte diese Chance erhalten und nichts daraus gemacht. Das war sein Pech. Sie war damit fein raus aus dem Schneider. Ein Dämon blieb eben doch ein Dämon. Sie ging schnellen Schrittes durch den Wald. Fürs erste brauchte sie erst einmal eine Aufgabe. Es wurde Zeit wieder ihrer Arbeit nachzugehen. Es konnte nicht schaden, wenn sie ihre Fertigkeiten im Vernichten von Dämonen weitertrainierte. Sie erreichte recht bald ein kleines Dorf. Die Sonne stand hoch am Himmel, als sie dort eintraf. Geschäftiges Treiben bestimmte das Leben der Menschen. Man begrüßte sie freundlich. Niemand brachte ihre Misstrauen entgegen. Nun, immerhin trug sie die Uniform einer Dämonenjägerin. Das öffnete ihr so ziemlich alle Türen. Sie grüßte freundlich und lächelte einige Kinder an, die ihre Waffen fasziniert bestaunten. Recht bald erschien das Oberhaupt des Dorfes. Sie verbeugte sie artig und sah den Mann schließlich an. "Kon nitchiwa. Ich bin Rijan. Gibt es etwas, dass ich für Euch tun kann?" Der ältere Mann lächelte und hieß sie willkommen. Doch dann machte er ein entschuldigendes Gesicht. "Früher hätten wir einen Dämonenjäger gut gebrauchen können. Doch in letzter Zeit ist es hier sehr ruhig geworden. Vermutlich hörten die Dämonen davon, dass wir beschützt wurden." Rijan runzelte leicht die Stirn. Keine dämonischen Aktivitäten mehr. Das klang seltsam, konnte natürlich aber durchaus vollkommen harmlos sein. Rijan bedankte sich für die Information und schlug die Einladungen der Bewohner aus. Rasch machte sie sich auf den weiteren Weg. Rijan besuchte noch vier weitere Dörfer, doch immer wieder bekam sie das gleiche zu hören. Es schien als wären sämtliche Dämonen von hier verschwunden. Rijan fand das nun mehr als nur besorgniserregend. Sie war weit umhergestreift, konnte aber keine gefährliche Aura entdecken. In der Regel flohen Dämonen nur, wenn ein weitaus mächtigerer Dämon in der Gegend war. Doch dieser hinterließ ohne Zweifel eine mächtige Aura. Eine Art Präsenz, die einer Dämonenjägerin sofort auffiel. Doch hier war nichts dergleichen. Warum also waren die Dämonen verschwunden? Es musste einen Grund dafür geben. Unbehagen breitete sich in ihr aus. Das konnte einfach nichts Gutes bedeuten. Rijan fand für die Übernachtung eine kleine Höhle. Sie machte es sich dort gerade für die Nacht gemütlich, als sie Schritte vom Eingang her hörte. Es regnete draußen in Strömen, was den Neuankömmling laut fluchen ließ. Rijan zog ihr Schwert und starrte angespannt in die Dunkelheit. Vielleicht hätte sie das Feuer noch nicht so schnell ausmachen sollen. Ihre Augen gewöhnten sich recht schnell an das dunkle Licht. Umrisse konnte sie erkennen. Sie sah eine große Gestalt. Er sah menschlich aus, doch Rijan wollte lieber kein Risiko eingehen. Ohne sich selbst zu bewegen, verfolgte sie weiterhin die Bewegungen des Eindringlings. Er seufzte laut und warf seine Sachen achtlos auf den Boden. Sie hörte ihn leise murmeln. Schließlich entzündete er eine Fackel und leuchtete in das Innere der Höhle. Recht bald entdeckte er Rijan. Sie musterten einander und atmeten dann beide erleichtert auf. Wie Rijan selbst trug er die Uniform von Dämonenjägern. Während Rijan jedoch damals die von Sango übernommen hatte und ihre somit schwarz und pink war, war die des Fremden blau und rot. Sie kannte diese Farben nicht, war jedoch vorerst damit zufrieden, einen Gleichgesinnten vor sich zu haben. "Kon banwa!", grüßte er mit leichtem Akzent. Rijan erwiderte seinen Gruß und fragte nach seinem Namen. Er verbeugte sich vor ihr und stellte sich als Tetsu Mihara vor. Rijan musterte ihn genauer. Er war wie schon festgestellt etwas größer als sie. Auch war er breiter, was wohl von einem intensiven Training herrührte. Sein Gesicht war schön geschnitten, er hatte untypische grüne Augen und pechschwarzes Haar, das bis zu seinen Schultern reichte. Über seine rechte Wange verlief eine längliche Narbe und seine Stirn war verwundet. Rijan stand auf und bedeutete ihm sich zu setzen. Sie entzündete das Feuer erneut und reichte ihm etwas Wasser. Dankbar nahm er es entgegen und wischte sich dann das Blut von der Stirn. Als er bemerkte, dass Rijan ihn beobachtete, lächelte er schief und seufzte schwer. "Ich weiß, was du denkst. Doch zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich einfach nur einen Baum übersehen habe." Rijan lachte und begab sich erneut zu ihrem nächtlichen Lager. "Was treibt dich in diese Gegend. Du kommst nicht von hier." Er nickte und streckte sich. "Hai, ich komme weiter aus dem Norden. Uns sind sozusagen die Dämonen ausgegangen." Rijan erstarrte und sah ihn aus großen Augen an. "Euch auch?" Nun sah auch er sie aus großen Augen an. "Hier etwa ebenfalls?" Rijan nickte und berichtete von ihren heutigen Erlebnissen. "Ich kann mir keinen Reim darauf machen, aber es beunruhigt mich. Jetzt jedoch, wo ich weiß, dass das wohl in ganz Japan der Fall zu sein scheint, möchte ich die Beine in die Hand nehmen und laufen so schnell ich kann." Sie zitterte leicht, bekam sich aber wieder unter Kontrolle. Tetsu schüttelte sich ebenfalls. "Was geht hier vor? Ein mächtiger Dämon?" Rijan schüttelte ihren Kopf. "Das kann nicht sein. Dann dürften nicht alle Dämonen plötzlich verschwinden. Außerdem spüre ich keine starke Aura." Er nickte nachdenklich. "Das ist wirklich sehr seltsam." Rijan schwieg und legte sich hin. Was sollte sie davon halten? Nie zuvor war so etwas vorgekommen. Es musste etwas Großes bevorstehen, wenn plötzlich alle Dämonen von der Bildfläche verschwanden. Sie schloss die Augen um sich besser konzentrieren zu können. Goldene Augen riefen sich plötzlich in ihr Gedächtnis. Abrupt setzte sie sich auf. Verdammt, er war auch verschwunden. Sesshoumaru musste wissen, was hier vor sich ging. "Nani?" Sie sah Tetsu an. "Ich glaube ich kenne jemanden, der uns vielleicht weiterhelfen kann." Erstaunt hob er eine Augenbraue. Rijan winkte ab. "Das ist kompliziert. Aber ich habe gestern noch mit einem Dämon gekämpft. Um genau zu sein, waren insgesamt drei anwesend gewesen." Tetsu tat erstaunt. "Aber im Norden ist es schon mindestens vier Wochen her, dass alle Dämonen verschwanden." Rijan nickte. "Hai, hier wurden die Dörfer auch schon länger nicht mehr angegriffen." Tetsu schien zu verstehen, was sie meinte. "Wenn also dieser Dämon noch gestern hier gewesen war ...", fing er an. Rijan nickte finster. Richtig, wenn er erst heute Morgen verschwunden war, wusste er entweder nicht, was mit allen anderen Dämonen geschehen war oder aber es gab einen Plan, in den man ihn nicht eingeweiht hatte. Seltsamerweise war sich Rijan absolut sicher, dass Sesshoumaru sehr genau Bescheid wusste, was hier vor sich ging. Offensichtlich hatte er es nur mal wieder nicht nötig, daran teilzunehmen. Sie unterdrückte den Wunsch ihn zu verfluchen und legte sich wieder hin. Sie musste ihn einfach finden, dann würde sich das Rätsel schon lösen. "Wieso hast du ihn nicht vernichtet? Und warum lebst du noch?" Rijan seufzte schwer. Wie sollte sie das einem Fremden erklären? "Er hat mich verschont und ich konnte es nicht." Das war schlicht und ergreifend die Wahrheit. Sie sich einzugestehen fiel ihr schwer. "Er hat dich verschont?" Rijan nickte. "Hai, vermutlich wollte er, dass ich mit dieser Demütigung lebe." Tetsu murmelte etwas Undeutliches. "Nan desu ka?", hakte sie nach. "Ich finde das nur seltsam. Ich vernichte schon ewig Dämonen und noch nie hat mich jemand verschont." Rijan lachte trocken. "Offensichtlich war das auch nicht möglich, da du alle vernichtet hast." Er lachte. "Hai, das stimmt allerdings. War er stärker als du?" "Ich denke schon." Rijan gestand heute Abend sehr fiel ein. Das verwunderte sie leicht. Aber vermutlich war es immer einfach mit einem Seelenverwandten zu sprechen. "Fassen wir das zusammen...", fing Tetsu an. "Es gibt also einen sehr starken Dämon, der als einziger offensichtlich hier noch durch die Gegend schleicht. Viele Dämonenleichen haben wir beide nicht gesehen, demzufolge sind sie nicht von ihm umgebracht worden." Rijan öffnete ihre Augen und sah Tetsu an. "Was willst du damit sagen?" "Wie stark ist er?" Rijan runzelte die Stirn. Egal auf was er hinaus wollte, es gefiel ihr nicht. Nein, es gefiel ihr kein bisschen. "Shikon no Tama hat ihn nie interessiert. Reicht das als Antwort." Tetsu starrte ins Feuer. "Ich habe zwar noch nie zuvor von so etwas gehört, aber vielleicht haben selbst Dämonen Angst. Sie hassen doch alle die schwächer sind als sie." Rijan schwieg. Natürlich war das so. Deswegen tötete sie ja unentwegt welche. "Was aber, wenn es hunderte und aber hunderte gleichstarker Dämonen gibt?" Rijan wusste wirklich nicht, was genau er damit sagen wollte. "Was soll dann sein?" "Nichts soll dann sein. Aber stell dir vor, es gäbe ein paar wenige, die viel stärker sind, als man selbst. Was würdest du tun, wenn es so wäre?" Rijan zuckte mit den Schultern. "Ihnen aus dem Weg gehen." Wieder meldete sich ihre innere Stimme und lachte höhnisch. Ja sicher, deswegen vermied sie auch die Konfrontation mit Sesshoumaru. "Wäre es aber nicht besser du gehst ein Bündnis ein um Stärkere zu vernichten? Tust du es nicht, werden sie eines Tages dich töten." Rijan wurde bleich. Wollte er ihr gerade erklären, dass man vermutlich gerade einen Plan schmiedete, Sesshoumaru aus dem Weg zu schaffen. Nun, es wäre logisch. Sesshoumaru tötete nicht nur Menschen, auch schwächere Dämonen fanden durch ihn den Tod. Um zu überleben, musste er sterben. In Rijan überschlugen sich die Gedanken. Es sollte sie freuen. Verdammt, es musste sie freuen. Sie war aus dem Schneider. Sangos Rache wurde erfüllt. Gut, es war nicht sie, die ihn umbrachte, aber er würde sterben, das war das Wichtigste. Sie selbst konnte ihn ja sowieso nicht besiegen. Das war die beste Lösung. Ihr Verstand fand die nötige Begeisterung für diese Sache, doch etwas anderes in ihr hätte am liebsten weinen mögen. "Wie es aussieht müssen wir einfach nur abwarten. In Kürze werden wir wieder viel zu tun bekommen." Rijan murmelte etwas Zustimmendes und drehte ihm dann den Rücken zu. Sesshoumarus Tod war plötzlich greifbar nah. Sie überlegte, ob er das vielleicht überleben konnte, doch recht schnell sah sie ein, dass Sesshoumaru offensichtlich mächtig war, ja er musste sogar noch mächtiger sein, als sie bisher angenommen hatte, wenn andere Dämonen beschlossen ihn zu vernichten, doch selbst er konnte nicht gegen eine ganze Übermacht ankämpfen. Wut erwachte in Rijan. Mörderische Wut. Sie selbst war für Sesshoumarus Tod, doch nicht auf eine solche Art und Weise. Das war nicht fair. Er hatte nicht den Hauch einer Chance. Sie schloss die Augen und versuchte einzuschlafen. Es ging sie schließlich alles nichts an. Wenn Dämonen beschlossen sich gegenseitig zu vernichten. Bitte schön, das erleichterte ihren Job um einiges. Und was hätte sie schon tun sollen? Was konnte sie tun? Nichts, war die einfache Antwort. Sollte sie etwa an seine Seite eilen und mit ihm gemeinsam den Tod finden? Warum sollte sie wohl etwas so Lächerliches tun? Rijan schüttelte lächelnd ihren Kopf und schlief schließlich ein. Als Rijan am nächsten Morgen erwachte, taten ihr alle Knochen weh. Die Nacht war ungemütlich gewesen, nicht zuletzt auch deswegen, weil sie kaum hatte schlafen können. Verflucht sollte Sesshoumaru sein. Er verdiente ihr Mitleid kein bisschen. Tetsu war schon auf, als sie sich endlich erhob. Er grüßte sie freundlich, erntete aber nur einen finsteren Blick als Antwort. Überrascht sah er sie an. Eine Weile gingen sie schweigend ihren Beschäftigungen nach. Rijan schärfte erneut ihr Schwert und Tetsu ließ sich das Frühstück schmecken. Rijan hätte im Moment keinen Bissen runterbekommen. Was war nur mit ihr los? "Ich denke, du liegst falsch.", erklärte sie schließlich. Tetsu sah von seinem Essen auf und blickte in ihr Gesicht. "Womit?" Rijan seufzte und legte ihr Schwert nieder. Dann setzte sie sich an seine Seite und nahm ein Stück Brot von ihm entgegen. "Mit Sesshoumaru. Dämonen schmieden keine Pläne um andere zu vernichten. Sie tun es einfach. Außerdem ist er so mächtig nun auch wieder nicht." Das jedenfalls hatte sie sich die Nacht über versucht einzureden. "Sesshoumaru?", hakte er verwirrt nach. "Der Dämon, den man angeblich vernichten will.", erklärte sie leicht genervt. Er wusste doch, wovon sie sprach. "Ach du meinst den Dämon, der dich verschont hat." Offensichtlich glaubte er ihr die Geschichte nicht so ganz. Rijan warf ihm erneut einen finsteren Blick zu. "Willst du mir etwa unterstellen, dass ich lüge, Tetsu-san?" Er zuckte mit den Schultern und betrachtete ihr makelloses Gesicht. "Keine einzige Wunde. Das ist schon seltsam, oder?" Rijan hatte keine große Lust ihn über ihre genaue Beziehung zu Sesshoumaru aufzuklären. "Ich bin eben gut.", erwiderte sie deswegen nur. Tetsu nickte, sagte aber nichts weiter. "Sesshoumaru zu vernichten ist nicht so einfach. Außerdem zählt er nicht zu denen, die ständig töten.", erklärte Rijan irgendwann. Tetsu zog eine Augenbraue hoch und sah sie fragend an. "Und woher weißt du das? Verfolgst du ihn schon länger?" Rijan hätte am liebsten lachen mögen. Woher sie das wusste? Nun, sie hatte mit ihm gelebt. Die Hälfte ihres Lebens hatte sie an seiner Seite verbracht. Natürlich wusste sie sehr viel über ihn. Und es stimmte. Sesshoumaru hatte keine Skrupel dabei, jemanden zu töten. Dabei war es ihm auch einerlei, ob nun eine Mensch oder ein Dämon vor ihm stand. Doch sie hatte nie erlebt, dass er einfach so tötete. Sesshoumaru hatte kein sonderliches Interesse daran andere zu vernichten. Seltsam, dass ihr das vorher noch nicht aufgefallen war. Eigentlich tötete Sesshoumaru nur, wenn man ihn dazu nötigte. "Ich weiß es eben." Tetsu wollte sich damit wohl nicht abfinden, denn er bohrte seinen Blick in ihren. "Warum konntest du ihn nicht töten?", fragte er plötzlich. Es schien, als wäre ihm ein neuer Gedanke gekommen. "Warum? Nun, weil er stärker ist als ich. Das habe ich dir aber schon erklärt." Tetsu nickte, machte aber sehr klar, dass er ihr nicht wirklich glaubte. "Es gibt noch einen anderen Grund." Rijan seufzte. Sie wusste nicht, warum sie ihm das alles erzählte. "Nun ja, er schenkte mir einst mein Leben.", erklärte sie zögernd. Sie senkte den Blick und starrte auf ihr Brot. "Er schenkte dir dein Leben? Er hat dich also einmal laufen lassen." Rijan schüttelte ihren Kopf. "Er ist dein Vater?" Rijan hob ärgerlich ihren Kopf und sah ihn verstimmt an. "Mach dich nicht lächerlich. Ich bin kein Halbdämon." Sesshoumaru ihr Vater. Das war ja wirklich absolut lächerlich. "Wie meinst du das dann?", hackte er offenbar noch nicht zufrieden nach. Rijan seufzte tief. "Ano, ich war tot und er hat mich wieder erweckt." Tetsu rutschte etwas von ihr weg. Rijan hätte beinahe angefangen zu lachen. "Ich hörte schon einmal davon, dass man sozusagen seelenlose Puppen erschaffen kann. Sie leben von den Seelen toter Menschen." Nun begann sie wirklich zu lachen. "Anta baka? Ich bin keine seelenlose Hülle. Ich lebe wirklich. Sesshoumaru hat die Macht dazu." Tetsus Augen wurden größer. "Soll das heißen, er kann Menschen zum Leben erwecken?" Rijan nickte. Sie fühlte sich plötzlich unwohl. "Das ist eine interessante Macht. Ich hörte nie zuvor, dass ein Dämon so etwas kann. Warum aber sollte er diese Macht gebrauchen?" Rijan seufzte. "Er kann auch Dämonen wieder erwecken.", erklärte sie weiter. Plötzlich fühlte sie etwas Seltsames in sich. Etwas sagte ihr sehr deutlich, dass sie Tetsu solche Dinge nicht erzählen sollte. Dennoch tat sie es. "Vielleicht wollen sie ihn deswegen vernichten." Rijan dachte darüber nach. Nein, das war bestimmt nicht der Grund. Sesshoumaru gebrauchte diese Macht nur sehr selten. Es war unwahrscheinlich, dass die Dämonen davon wussten. Außerdem war sie ja mittlerweile davon überzeugt, dass ihm nichts dergleichen widerfahren würde. Tetsu sah sie plötzlich seltsam an. "Dann bist du also ein Geschöpf der Dunkelheit." Rijan wollte sich gerade empört äußern, doch dann dachte sie darüber nach. War das vielleicht wirklich so? "Nun, ich meine, er hat dich sozusagen erschaffen. Du bist ein Teil von ihm." So hatte sie das noch nie gesehen. War sie ein Teil von Sesshoumaru? Das würde zumindest erklären, warum sie ihn einfach nicht töten konnte. Sie betrachtete ihre Hände und schüttelte schließlich ihren Kopf. "Nein, ich bin kein Geschöpf der Dunkelheit. Ich bin ein Mensch." Damit stand sie auf und verließ die Höhle. Wieso nur glaubte sie ihren eigenen Worten plötzlich nicht mehr? Ja, ja, ihr wisst ja was jetzt kommt: Richtig, Fortsetzung folgt. Aber ich beeil mich wirklich. So hoffe auf Kommis. Gefällt euch die Wendung der Story? Gruß Rogi Kapitel 6: Ein Unwetter zieht auf --------------------------------- Okay, okay, gomen nasai, das hat reichlich lang gedauert. Dafür ist es auch etwas länger als sonst. Wir kommen jetzt langsam in die Endphase, aber genug der Worte. Lest selbst, was passiert. Rijan stieß einen wütenden von Schmerz geprägten Laut aus. Langsam zog sie ihre Faust von dem Baum weg. Der Schlag hatte ihre Wut dämpfen sollen, statt dessen wurde sie nur noch größer. "Verfluchter Dämon.", schimpfte sie und rieb sich über die schmerzenden Knöchel. Seit Tagen irrte sie nun schon durch die Gegend ohne auch nur einen Anhaltspunkt von Sesshoumaru zu finden. Es schüttete wie aus Kübeln. Keine einzige Stelle an Rijan war mittlerweile noch trocken. Ihre Sachen klebten, ihre Haare waren schwer geworden. Ständig versank sie in dem morastähnlichen Boden und als wäre das alles nicht schon schlimm genug, fing es nun auch noch an zu Blitzen. Rijan starrte an den nachtschwarzen Himmel und hörte nicht weit entfernt ein Donnergrollen. "Wunderbar.", meinte sie ärgerlich. Sie befand sich hier mitten im dichtesten Wald und weit und breit war keine Lichtung zu sehen. Es geschähe ihr Recht, wenn sie nun von einem Blitz getroffen werden würde. Was trieb sie sich auch hier herum? Erneut ballte sie ihre Hand zu einer Faust und schlug mit aller Kraft gegen den Stamm eines Baumes. Der Schmerz trieb ihr die Tränen in die Augen. Sie vermischten sich mit den Regentropfen, die unablässig ihr Gesicht hinabliefen. Sie stieß einen schrillen Schrei aus. Sie hätte in der Höhle bleiben sollen. Sesshoumaru zu suchen war einfach lächerlich. Sah man einmal davon ab, dass es bei diesem Wetter unmöglich war, irgendwelche Spuren zu lesen, wollte er ihre Gesellschaft garantiert nicht. Wozu machte sie sich überhaupt Sorgen? Sesshoumaru lebte schon wesentlich länger als es sie gab. Er war verdammt noch mal ein Dämon. Dämonen hatten immer den Rest der Welt gegen sich. Und wenn er wirklich so stark war, wie offensichtlich andere Dämonen glaubten, dann sollte es auch nicht so einfach sein, ihn zu vernichten. Und doch blieb da dieser nagende Zweifel, der ihr sagte, dass Sesshoumaru das nicht überleben würde. Hinzu kam dass Tetsu plötzlich spurlos verschwunden war. Was sollte sie davon halten? Ihr Gefühl sagte ihr, dass sie ihn nicht das letzte Mal gesehen hatte. Rijan kämpfte sich aus dem Morast frei. Erneut zuckte ein Blitz über den Himmel. Sie zuckte leicht zusammen. Momentan fühlte sie sich nicht gerade geheuer. Sie sollte machen, dass sie an einen sicheren Ort kam. Schnellen Schrittes wanderte sie weiter. Immer wieder schielte sie zum Himmel. Warum war sie überhaupt um diese Zeit noch unterwegs? Sie sollte längst einen Ort zum Schlafen aufgesucht haben. Statt dessen schritt sie Mitten in der Nacht im Wald umher und musste sich langsam aber sicher eingestehen, dass sie tatsächlich die Orientierung verloren hatte. Ratlos blieb sie stehen. Automatisch fühlte sie schon wieder, wie sie tiefer in den Boden sank. Das war aber auch ein unmögliches Wetter. Sie betrachtete ihre Umgebung. Sie hätte schwören können, schon einmal hier gewesen zu sein. Etwas weiter entfernt hörte sie wie ein Blitz einschlug. Es roch nach verbranntem Holz. Mühsam kämpfte sie sich wieder aus dem sumpfigen Boden frei und ging weiter. Wohin zur Hölle konnte sie hier schon gehen? Sie sollte froh sein, dass sämtliche Dämonen beschlossen hatten Sesshoumaru zu vernichten. Somit blieb ihr heute Nacht zumindest erspart gegen einen Dämon kämpfen zu müssen. Bei diesem Wetter hätte sie sowieso keine Chance gehabt. Wieder donnerte es. Rijan schüttelte sich. Das klang verdammt nah. Sie sollte wirklich machen, dass sie von hier weg kam. Doch noch während sie sich das überlegte, schlug augenblicklich in ihrer unmittelbaren Nähe ein Blitz ein. Rijan schrie auf und sah gerade noch wie der riesige Baum langsam aber sicher in ihre Richtung kippte. Sämtliche Schutzengel dieser Erde mussten wohl über sie wachen, denn trotz des matschigen Untergrundes schaffte Rijan es zur Seite zu springen und sich so davor zu bewahren erschlagen zu werden. Der Baum fiel mit einem lauten Knall auf den Boden. Rijan setzte sich auf und begutachtete den Schaden. Sie war von oben bis unten mit Matsch verschmiert, aber immerhin war ihr nichts geschehen. Entschieden stand sie auf, es wurde Zeit von hier zu verschwinden. Wieder hörte sie einen Blitz einschlagen. Ängstlich sah sie sich um. Sie hörte einen tierischen Laut und dann tauchte auch schon aus der Dunkelheit ein großer Vogel auf. Rijan war dermaßen überrascht, dass sie erschrocken rückwärts ging und prompt über eine freiliegende Wurzel fiel. Hatten zuvor noch all ihre Reflexe funktioniert, versagten sie nun vollkommen. Rijan konnte nicht verhindern, dass sie das Gleichgewicht verlor und rückwärts nach hinten kippte. Sie versuchte sich mit den Armen abzustützen, doch das letzte was sie sehr deutlich fühlte, war wie ihr Hinterkopf auf einen Stein oder etwas ähnlich hartem aufschlug. Und dann wurde alles schwarz. Ihr Kopf schmerzte ganz fürchterlich. Beinahe glaubte sie er würde zerspringen. Rijan hieß die Dunkelheit herzlich willkommen. Licht würde ihr garantiert Schmerzen bereiten. Es dauerte bis sie sich erinnerte, was geschehen war. Richtig, sie war mit dem Kopf aufgeschlagen. Immer noch konnte sie das Donnern hören. Auch den Regen nahm sie nach wie vor war. Doch etwas war anders als zuvor. Sie fühlte kein Wasser auf sie fallen. Feuchtigkeit umgab sie, das stimmte, aber keine Nässe mehr. Vorsichtig tastete sie mit ihrer Hand den Boden ab. Irrte sie sich oder war das fester Boden? Harter, kalter Stein um genau zu sein. Seltsam, sollte sie nicht auf sumpfigen Grund liegen? Rijan versuchte sich genauer zu erinnern, aber das bereitete ihr zugleich Kopfschmerzen. Na wunderbar, dachte sie frustriert. Vorerst war sie wohl außer Gefecht gesetzt. Sie hatte aber keine Zeit zu verlieren. Entschieden setzte sie sich auf. Alles um sie herum begann sich zu drehen. Übelkeit stieg in ihr auf. Sie musste fester aufgeschlagen sein, als ursprünglich angenommen. Rijan weigerte sich zu kapitulieren. Verdammt, sie war schon mit wesentlich schwierigeren Situationen fertig geworden. So eine Gehirnerschütterung würde sie nicht umhauen. Vorsichtig tastete sie sich an der Wand der Höhle entlang. Sie würgte heftig, ihre Augen verweigerten ihr den Dienst. Alles begann zu verschwimmen. "Chikuso.", fluchte sie mit erstickter Stimme. Sie fühlte wie ihre Beine kurz einknickten. Doch auch davon würde sie sich nicht aufhalten lassen. Mühsam schaffte sie es die Höhle zu verlassen. Gleisend helles Licht strahlte ihr entgegen. Ihre Übelkeit verstärkte sich. Sie hielt sich krampfhaft an den Felsvorsprüngen fest. Rijan versuchte etwas zu erkennen, doch es verschwamm alles in hellem Licht. Sie kämpfte sich weiter und bemerkte nur flüchtig, dass der Weg hier draußen verdammt eng war. Wieder fragte sie sich, wie zum Teufel sie hierher gekommen war. Einen Moment glaubte sie ein Geräusch wahrzunehmen, doch in ihrem momentanen Zustand konnte sie sich das auch sehr gut eingebildet haben. Ihr Fuß trat plötzlich ins Leere. Sie taumelte zurück und presste sich flach gegen die Felswand. Etwas schnitt ihr in die Wange. Sie keuchte auf und bemühte sich nach Kräften nicht zusammenzusacken. Das würde ihr gerade noch fehlen. Sie konnte nicht sehen wie hoch sie hier war. Doch die Luft fühlte sich anders an. Rijan schloss die Augen und hatte das Gefühl nicht mehr zu wissen, wo oben und unten war, also öffnete sie sie wieder und kämpfte erneut gegen die Übelkeit an. Nun, stand sie hier also. Es gab für sie kein vor und kein zurück mehr. Das konnte ja heiter werden. Doch dann nahm sie eine Bewegung neben sich war. Und diesmal war das keine Einbildung. Ein gefluchtes "Baka!" drang zu ihr durch. Rijan glaubte nun endgültig, den Verstand zu verlieren. Sie ließ los und sackte geradewegs in sich zusammen. Sie fühlte noch wie sich ein Arm um sie schlang und ihr Körper gegen einen Anderen gepresst wurde. Rijan öffnete ihre Augen einen Spalt breit. Es war vollkommen unnötig das zu tun, denn sie wusste auch so, in wesen Arm sie lag. Wer sie hier gerade rettete. Sie blickte in ein ihr sehr vertrautes Gesicht. Sicher, er war ein Dämon, doch gerade im Moment, mit einem nicht ganz funktionierenden Verstand, wirkte Sesshoumaru mit seinem weißen Gewand wie genau jener Prinz, den sich alle kleinen Mädchen einst herbeigesehnt hatten. Das entlockte ihr ein albernes Kichern. Rijan schloss die Augen wieder, schlang ihre Arme fest um seinen Nacken und barg ihr Gesicht in seinem weichen Fell. Für einen Moment schien er zu verharren, doch dann fühlte Rijan wie er sie sicheren Griffes in die Höhle zurückbrachte. Dort angekommen hielt er wieder inne. Rijan brauchte eine Weile bis sie begriff, dass er wohl darauf wartete, dass sie ihn losließ. Selbst in ihrem jetzigen Zustand fühlte sie wie sie heftig errötete. Sesshoumaru sagte etwas, dass sich ihrer Auffassung entzog. Sie seufzte also nur und ließ sich wieder auf dem Boden nieder. Als sie endlich wieder flachlag, entspannte sich zuerst ihr Kopf und schließlich auch ihr Magen. Das war ein sehr angenehmes Gefühl. "Arigato.", murmelte sie mittlerweile leicht schläfrig. Doch sie wollte noch nicht schlafen. Sie hatte ihn aus einem bestimmten Grund gesucht. Die Wahrscheinlichkeit, dass er am nächsten Morgen wieder verschwunden war, war einfach zu groß, als das sie nun schweigen konnte. "Sesshoumaru?", fragte sie deshalb in die Dunkelheit hinein. "Nani?" Die Verärgerung war ihm deutlich anzuhören. "Die Dämonen ..." Sie brach ab. In ihrem Kopf überschlugen sich plötzlich alle Gedanken. Sie musste erst einmal Ordnung dort hineinbringen. Schließlich sprach sie weiter. "Sie sind alle verschwunden." "Und weiter?" Offenbar war ihm das wirklich nicht neu. Nun, das hätte sie auch sehr überrascht. "Weißt du warum das so ist?" Schweigen legte sich über die Höhle. Sie fragte sich, ob er gegangen war, denn kein Geräusch drang mehr zu ihr durch. Und doch fühlte sie dass er hier war. Wie konnte es sein, dass sie allein seine Anwesenheit plötzlich wahrnehmen konnte. "Hai!", meinte er schließlich und das Gefühl verließ sie. Sie war allein. Und das war nun wirklich nichts Neues für sie. Rijan erwachte mit einem erstickten Schrei. Fahrig fuhr sie sich mit den Fingern durch ihr verworrenes Haar. Ihr Atem ging viel zu schnell, ihre Haut war verschwitzt. Ein Albtraum, nur ein Albtraum. Das musste sie sich nur oft genug sagen. Doch das beklemmende Gefühl des Traumes, ließ sich einfach nicht abschütteln. Was war es gewesen, dass sie hatte aufwachen lassen? Sie wusste es nicht mehr. Der Traum war nicht mehr greifbar. Rijan stellte erleichtert fest, dass sie sich besser fühlte. Die Übelkeit blieb aus. Das Kopfweh hatte nachgelassen. Langsam stand sie auf und machte ein paar unsichere Schritte. Frische Luft. Das war es was sie nun brauchte. Sie verließ die Höhle und atmete tief durch. Das tut gut. Sie blickte sich um. Es war zu dunkel um wirklich etwas zu erkennen. Ihr Blick blieb an einem ihr wohl vertrauten Dämon hängen. Er sah sie nicht an, starrte statt dessen in die Dunkelheit. Zuerst dachte sie er würde sich konzentrieren um Gefahr auszumachen, doch dann sah sie wie angespannt er wirklich war. Sein Kopf wandte sich langsam ihr zu. "Baka! Warum seid ihr Menschen immer so unvernünftig?" Die Explosion kam unerwartet und sie wich erschrocken einen Schritt zurück. Natürlich konnte es nur Rijan passieren, dass sie dabei vergaß, wie dicht sie dem Abgrund bereits gewesen war. Sie trat erneut ins Leere und ruderte heftig mit den Armen um ihr Gleichgewicht nicht zu verlieren. Sesshoumaru stieß eine undeutliche Verwünschung aus, griff unsanft nach ihr und beförderte sie zurück auf den festen Boden. Ohne weiter auf ihre Wünsche einzugehen, packte er ihr Handgelenk und zog sie schnellen Schrittes zurück in die Höhle. Drinnen blieb er stehen, versetzte ihr einen Stoß und wollte wieder gehen. Rijan landete unsanft auf ihrem Hintern. Missmutig sah sie ihm nach. "Für jemanden, der gerade zum zweiten Mal mein Leben gerettet, benimmst du dich sehr unfreundlich.", erklärte sie verärgert. "Dritten Mal.", verbesserte Sesshoumaru sie. Rijan sah ihn mit großen Augen an. Hatte er eben wirklich zugegeben, ihr Leben gerettet zu haben? "Bitte?", hakte sie verwirrt nach. "Ich habe dir nicht dein Leben gerettet. Du standest lediglich in meinem Weg.", erklärte er hochmütig. Immerhin war er stehen geblieben. "Ach wirklich? Und wie bitte schön kann ich dir im Weg stehen, wenn ich einen Abhang hinunterstürze?" Sie zog eine Augenbraue hoch und war wirklich auf seine Antwort gespannt. Als jedoch keine kam, fuhr sie fort: "Wolltest du vielleicht vor mir springen?" Sesshoumaru gab einen schnaubenden Laut von sich und wollte wieder die Höhle verlassen. "Arigato.", rief sie ihm nach. Sesshoumaru wirbelte herum und sah sie aus finsteren Augen an. Offensichtlich wollte er sie einschüchtern, doch zu Rijans Überraschung gelang ihm das nicht. "Für einen Dämon reagierst du momentan ziemlich emotional.", stellte sie trocken fest. Rijan entdeckte, dass es ihr durchaus Spaß machte, ihn aus der Reserve zu locken. Und noch viel faszinierender war, dass sie das auch schaffte. Er knurrte leise. "Dämonen haben keine Gefühle." Rijan stand auf und klopfte sich den Staub von ihrem Hosenboden. "Gefühle sind kein Vorrecht von Menschen. Du kannst hassen. Das ist auch ein Gefühl." Sesshoumarus Mine wurde wieder so gelassen wie eh und je. "Ich hasse nicht." "Doch du hasst Menschen." Er schüttelte seinen Kopf. "Ich hasse keine Menschen. Sie sind mir lediglich egal." Langsam ging sie auf ihn zu und blieb schließlich vor ihm stehen. "Es war dir aber offensichtlich nicht egal, ob ich sterbe oder nicht." Sesshoumaru schüttelte nur seinen Kopf, drehte sich um und verließ die Höhle. Rijan folgte ihm. "Ich glaube ich habe keine Antwort bekommen. Wie konnte ich dir im Weg sein, wenn ich hier drohte herunterzufallen." "Du hättest geschrieen und das hätte mich gestört.", erklärte er unwillig. Rijan lachte nur. "Du hast doch Gefühle.", stellte sie belustigt fest. Vermutlich sollte sie sich nicht über ihn lustig machen. Nach wie vor war Sesshoumaru ein Dämon und nach wie vor konnte er sie jederzeit hier herunter stoßen. Dennoch wusste sie irgendwie, dass er es nicht tun würde. "Dein Vater war doch auch ein mächtiger Dämon, oder?" Sesshoumaru antwortete nicht. Rijan jedoch wollte nicht locker lassen. "Wenn mich dein Bruder richtig informiert hat, muss dein Vater wohl eine Menschenfrau geliebt haben." Für den Bruchteil eines Momentes schoss Blut in Sesshoumarus Augen. Doch es verschwand gleich wieder. "Mein Vater war alt und offensichtlich schwachsinnig." Das war auch eine Art die Dinge zu sehen. Rijan beschloss das Thema ruhen zu lassen. Es gab wichtigeres zu besprechen. "Du weißt, dass die anderen Dämonen beschlossen haben, dich aus dem Weg zu räumen." Er sah sie kurz an, sagte aber nichts dazu. Wut erwachte nun in Rijan. Sie war vollkommen irrational und doch konnte sie sie nicht verhindern. "Warum zum Teufel, versteckst du dich dann nicht? Bist du lebensmüde?" Sie blickte den Abhang hinunter. "Nun, vielleicht wolltest du ja wirklich springen." Ein Knurren kam zur Antwort. Ja, sicher. Das hatte sie auch nicht angenommen. Aber er machte sie wütend. Wie konnte er hier so unbeteiligt herumstehen, wenn doch offensichtlich gerade sein Todesurteil besiegelt wurde. "Ich glaube du verstehst nicht, was hier gerade geschieht.", setzte Rijan von neuem an. Sesshoumaru unterbrach sie mit einer Handbewegung. "Du bist eine Dämonenjägerin, oder?" Rijan nickte. "Deine Aufgabe ist es mich zu töten. Warum also sorgst du dich um mein Leben?" Rijan schwieg. Warum eigentlich? Nun, sie hätte gerne behauptet, es läge nur daran, dass sie eine derartige Aktion unfair fand. Doch wenn sie ehrlich war, hatte sie auch sehr viele Dämonen auf nicht gerade faire Art vernichtet. Es sollte ihr wirklich egal sein, was aus diesem einen Dämon wurde. Es konnte ihr auch egal sein. Doch die einfache Wahrheit war, dass es ihr eben nicht egal war. Sie sah ihn an. Bemerkte wie er ihr Gesicht musterte. "Sag mir erst, warum du dich nicht in Sicherheit bringst.", verlangte sie. Sie wusste selbst, dass dies ein miserables Ablenkungsmanöver war. "Wozu? Ich weiß was geschehen wird. Es macht keinen Sinn sich zu verstecken. Das tut nur ihr Menschen. Es ist das Gesetz der Natur, Rijan, dass nur die Stärkeren überleben. Dagegen anzugehen ist Unsinn." Rijan wurde schwer ums Herz, als ihr klar wurde, dass Sesshoumaru wohl hoch erhobenen Hauptes zu seiner eigenen Hinrichtung gehen würde. Und noch etwas anderes wurde ihr klar. Er hatte Recht. Er war ein Dämon. Sehr viele andere Dämonen hatten beschlossen ihn zu vernichten. Es gab keinen sicheren Ort für ihn. Weglaufen war nichts, dass zu ihrem Sesshoumaru passte. Ihrem? Rijan wurde zusehends verwirrter. "Menschen.", meinte er kopfschüttelnd und ging ein paar Schritte weiter. Rijan stand nach wie vor da und starrte auf seinen Rücken. "Ich werde das nicht zulassen.", erklärte sie schließlich entschieden. Er drehte leicht seinen Kopf. Sie konnte die Zeichen auf seiner Wange erkennen. "Und wie willst du das verhindern. Es gibt hier keinen Platz für dich, Rijan. Geh nach Hause." Sie sah wie er weiter ging. Entschlossen folgte sie ihm. Sie würde diesen verflixten Dämon zur Vernunft bringen. Wie sie das tun wollte, wusste sie freilich nicht. Auch wusste sie nicht, wie sie eine Horde Dämonen von ihren Plänen abhalten sollte. Und dennoch unversucht würde sie nichts lassen. Doch das war alles bevor er erneut sprach. "Stopp!", sagte er gebieterisch. Rijan sah ihn perplex an. Was glaubte er eigentlich, wer er war? Was glaubte er, wer sie war? Er konnte mit ihr nicht wie mit einem Hund sprechen. War er wirklich der Meinung, er müsste nur Stopp sagen und schon würde sie anhalten? Ärger wallte erneut in ihr auf. Doch es war Wut auf sie selbst. Denn noch während sie sich über dieses eine Wort aufregte, bemerkte sie wie sie tatsächlich angehalten hatte. "Du gehst jetzt auf der Stelle nach Hause.", sagte er bestimmt. Rijan sah ihn ungläubig an. Er konnte ihr nichts befehlen. Doch dann flackerte mörderische Wut in seinen Augen auf. Er packte sie am Hals und grub seine Klauen in ihre Haut. Nicht tief, aber doch so, dass sie anfing zu Bluten. Seine Augen hielten ihren Blick gefangen. "Geh nach Hause!", erklärte er mit Nachdruck. Dann ließ er sie los. Rijan war so schockiert, dass sie mutlos auf den Boden sank. Sie saß im Staub und fasste sich an den Hals. Blut floss über ihre Finger. Aus großen Augen sah sie ihm nach. "Verschwinde! Das ist kein Ort für kleine Mädchen, Rin." Damit sprang er elegant in die Luft und verschwand. Rijan jedoch starrte blicklos ins Leere. Blut floss ihren Hals entlang. Sie schmeckte ihr eigenes Blut, als sie ihren Mund mit ihren Fingern berührte. Doch das alles nahm sie kaum wahr. In ihrem Kopf hallte nur immer wieder ein Name nach: RIN! Fortsetzung folgt. Bin eigentlich Recht zufrieden damit. Freut mich vor allem, dass Sess mal kurz wütend werden darf. Auch ein Dämon darf das :) Und wenn man es mit einem so unvernünftigen Wesen wie Rijan zutun hat, kann man das sogar verstehen Wie immer freu ich mich über Kommis, bis zum nächsten Part. ICh denke, dass ich am WE wieder hochlade. Kapitel 7: Zuhause ------------------ Okay, bitte nicht schlagen. Ich weiß, das hat ewig gedauert, aber einigen hab ich ja schon gesagt, dass ich einfach nicht mehr weiterkam. Nun, nach zahllosen Versuchen kam dann das hier dabei raus. Ist nicht viel, aber zumindest mal wieder etwas. Also danke für die GEduld und es geschähe mir wohl nicht besser, wenn mir keiner ein Kommi schreibt Ach ja, widmen tue ich den Teil allen, die mich so lieb aufgebaut haben und mir sozusagen in den Allerwertesten getreten haben Ich denke ihr wisst, wenn ihr gemeint seid. so, here we go: Rijan hatte ihre liebe Mühe damit, den Berg, auf dem sie gewissermaßen festsaß, wieder zu verlassen. Sie konnte von Glück sagen, dass sie als Dämonenjägerin immerhin sehr gelenkig und sportlich war. Anders hätte sie den nicht gerade ungefährlichen Abstieg wohl nicht ohne weiteres geschafft. Sie fluchte herzhaft, als sie erneut mit dem Fuß abrutschte. Ihre Finger krallten sich schmerzhaft um den harten Stein. Verflucht sollte er sein. Wie hatte Sesshoumaru sie nach Hause schicken können ohne an die Tatsache zu denken, dass es für sie ein Ding der Unmöglichkeit war, einen Berg zu verlassen, der offenbar keinen für Menschen geeigneten Weg hatte. Klar, wenn man mehr oder weniger die Schwerkraft überwinden konnte wie ein gewisser Dämon, dann war es natürlich ein leichtes einfach mal Berge zu besuchen, die noch vollkommen in der Hand der freien Natur waren. Rijan schaffte auch das letzte Stück noch und stand schließlich mit leicht wackeligen Beinen auf dem Boden. Sie blickte ein letztes Mal hinauf und beinahe wäre ihr schlecht geworden. Himmel, war sie verrückt geworden, vollkommen ungesichert hier herunterzuklettern? Nun, anders jedenfalls konnte sie es sich nicht erklären. Sie amtete tief durch und blickte sich dann um. Wo zur Hölle war sie hier eigentlich? "Wenn ich dich in die Finger kriege ...", meinte sie deutlich verärgert. Vorsichtig massierte sie ihre Finger. Sie sahen verschrammt aus und waren teilweise aufgekratzt, aber es war nicht weiter schlimm. Rijan seufzte und machte sich dann auf den Weg. Sie ging anfangs sehr langsam. Sie brauchte Zeit um zu verarbeiten, was geschehen war. Er hatte sie also längst erkannt. Nun, warum hatte er dann nichts gesagt? Sesshoumaru hatte noch nie zu den Menschen gehört, die auf alberne Spielchen eingingen. Und vermutlich lag da der Hund begraben. Einen Moment lang konnte Rijan sich ihr Kichern nicht verkneifen. Die einfachsten Aussagen bekamen einen furchtbar komischen Beigeschmack, wenn man es mit einem Hundedämon zu tun hatte. Doch der Moment verging und Rijans Nachdenklichkeit kehrte zurück. Richtig, Sesshoumaru war kein Mensch. Ungeachtet der Tasche, dass er eigentlich wie einer aussah, hatte Sesshoumaru überhaupt nichts Menschliches an sich. Und eigentlich gab es auch einen einfachen Grund warum Sesshoumaru nichts über Rijans Namen gesagt hatte. Es war unwichtig! Er wusste wer sie war, sie wusste es. Ein neuer Name änderte noch lange nicht die ganze Person. Rijan hätte das vor kurzem vermutlich noch lautstark bestritten, doch die vergangenen Tage, die Zusammentreffen mit Sesshoumaru hatten sie deutlich fühlen lassen, dass sie eben kein neuer Mensch geworden war. Da waren immer noch Gefühle, die sie an das kleine Mädchen erinnerten, das sie einst gewesen war. Gefühle, die ihr kein bisschen in den Kram passten. Rijan blieb stehen und setzte sich auf einen kleinen Felsen. Sie starrte auf ihre Füße und ließ sich von dem Gefühl überwältigen, dass sie dort oben auf dem Felsen in seinen Armen verspürt hatte. Dieser eine Moment, als sie nicht gewusst hatte, wo oben oder unten gewesen war, wo sie beinahe das Bewusstsein verloren hatte, dieser eine Moment, als er sie an sich gezogen und sie sich nur noch absolut sicher und wohl gefühlt hatte. Dieses Gefühl war selbst jetzt noch derartig intensiv, dass sie eine Gänsehaut bekam. Einen Moment schloss sie ihre Augen und das Gefühl verstärkte sich. Sie glaubte beinahe seine Wärme fühlen zu können, seinen Geruch wahrzunehmen. Ein seltsames Geräusch beendet ihre Tagräume. Es dauerte bis sie begriff, dass es ihr eigener Schluchzer war, der ungewohnt in ihren Ohren geklungen hatte. Erschrocken öffnete sie die Augen und fühlte im gleichen Moment wie sie anfingen zu brennen. Rijan schüttelte vehement ihren Kopf. Sie würde nicht weinen, doch schon bald ergoss sich ihr Kummer in einem waren Tränenfluss. Sie schluchzte und weinte, solange bis sie vollkommen leer war. Was hatte er nur mit ihr gemacht? Gab es vielleicht Kräfte, die dieser Dämon beherrschte, von denen sie keine Ahnung hatte? Doch Rijan wusste nur zu gut, dass das reichlich wenig mit ihm zu tun hatte. Es war sie selbst, die all das verursachte. Schwerfällig stand sie auf und ging weiter. Sie achtete auf kleine zertretene Äste, auf Fußspuren, auf alles, was sie ihrem Ziel näher brachte. Es dauert ganze zwei Tage bis sie Sesshoumaru eingeholt hatte. Als sie ihn fand, stand er schweigend am Ufer eines Flusses, den Kopf in den Nacken gelegt, mit geschlossenen Augen. Er lauschte auf etwas, da war sie sich sicher. Doch im Moment war ihr das egal. Ohne groß darüber nachzudenken, trat sie an seine Seite. Sie hatte erwartet, dass er zumindest kurz über ihr Auftauchen erschrocken sein würde, doch er zuckte nicht einmal mit der Wimper. Um genau zu sein reagierte er gar nicht. Rijan blieb an seiner Seite und starrte wie gebannt auf sein Gesicht. Schließlich öffnete sich kurz ein Auge und er musterte sie flüchtig. "Halte die Luft an.", meinte er knapp und noch bevor in Rijan Ärger erwachen konnte, tat sie wirklich was er sagte. Sie benahm sich langsam tatsächlich wie ein folgsames Schoßhündchen. Erneut blieb ihr die Komik dieser Aussage nicht verborgen und sie hatte größte Mühe nicht wieder in schallendes Gelächter auszubrechen. Mit hoch gezogenen Mundwinkeln und nicht atmend stand sie neben Sesshoumaru und wurde das absurde Bild eines Schoßhündchens nicht mehr los. Ob er so als Kind gewesen war? Um genau zu sein konnte sie sich kein bisschen vorstellen wie er als Kind gewesen war. Vielleicht war er ja auch nie eines gewesen? Was wusste sie schon groß von Dämonen. Sie wusste lediglich wie man sie vernichtete, das war um genau zu sein wirklich wenig. Und wie sich neuerdings herausstellte wusste sie anscheinend selbst das nicht mehr. Sesshoumaru schüttelte seinen Kopf und senkte ihn dann wieder, ein unwirscher Blick traf den ihren. Rijan war wirklich nahe dran zu ersticken, als er sich endlich herabließ ihr das Atmen wieder zu genehmigen. "Herrje, atme, bevor du blau anläufst und umfällst." Nun ja, eine Genehmigung war das nicht gerade aber Rijan japste dankbar nach Luft und fragte sich doch gleichzeitig, warum sie nicht einfach selbst wieder angefangen hatte zu atmen. "Menschen!", meinte er knapp und ging ein paar Schritte. "Sagte ich dir nicht, du sollst nach Hause gehen?", erinnerte er sich plötzlich. Er drehte sich um und sah sie abwartend an. Offenbar erwartete er eine Begründung für das Nichtbefolgen seiner Anweisungen. Nun ja, eigentlich war es ja doch eher ein Befehl gewesen. "Hai ...", setzte sie an, doch bevor sie weiter sprechen konnte, legte sich ein Schleier der Erkenntnis über Sesshoumarus Augen. "Verstehe!", meinte er schlicht und drehte sicher wieder weg. Rijan wollte gerade fragen, was genau er eigentlich verstand, da tauchte auch schon Jaken aus dem Gebüsch auf und sah seinen Meister an. "Bring sie aus dem Wald." Jaken schenkte ihr einen missbilligenden Blick "Das ihr Menschen auch so einen schlechten Orientierungssinn habt.", schimpfte er, während er ohne auf sie zu achten voraus trottete. Sesshoumaru sah sie kurz an und ging dann in die andere Richtung. Rijan blieb unschlüssig stehen. Nein, das war es nicht, was sie hierher geführt hatte. Sie konnte, auch wenn sie nicht wusste, wo genau sie war, immer noch alleine nach Hause finden. Nach Hause? Rijans Herz setzte einen Moment aus und schlug dann umso heftiger. Zögernd ging sie Sesshoumaru nach. Doch bald blieb sie wieder stehen. "Hai du sagtest, ich sollte nach Hause gehen.", sagte sie leise. Sesshoumaru blieb immerhin stehen. Das war für seine Verhältnisse schon beinahe eine Aufforderung weiterzusprechen. "Nun, mein Zuhause ist bei dir.", erklärte sie leise und blickte angestrengt auf den Boden. Die Wahrheit ihrer Worte begriff sie in dem Augenblic, in dem sie sie aussprach. Im ersten Moment erstaunte sie diese Erkenntnis, doch dann wurde ihr klar, dass sie das eigentlich schon immer gewusst hatte. Rijan wartete auf eine Reaktion, doch als diese ausblieb, sah sie wieder auf und direkt in Sesshoumarus Gesicht. Sie konnte nicht sagen, ob sie dort tatsächlich eine Gefühlsregung sah, oder ob es bloß der Schatten war, der auf seinem Gesicht verweilte. "Tatsächlich?", fragte er gelangweilt nach. Rijan nickte, runzelte jedoch die Stirn. "Und wann genau ist dir das aufgegangen? Als du damals weggelaufen bist oder doch eher während du versucht hast, mich umzubringen?" Nun diesmal war sie sich sicher. Verhaltene Wut klang in seinen Worten mit. Rijan ging einen Schritt auf ihn zu. Ihre Selbstsicherheit kehrte zurück. Offen sah sie ihm ins Gesicht. "Ich wusste das schon immer. Wir Menschen ...", sie schenkte ihm einen ironischen Blick. "... wollen nur nicht immer wahrhaben, was doch offensichtlich ist." Er grummelte etwas, dass sie nicht verstand und pfiff Jaken schließlich zurück. Jaken hatte bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal gemerkt, dass Rijan ihm nicht gefolgt war. Nein, er war zu sehr damit beschäftigt gewesen laut zu schimpfen. Rijan lächelte leicht und blickte dann wieder zu dem großen Dämon vor ihr. "Woher wusstest du wer ich bin?", fragte sie ohne große Umschweife. Sesshoumaru drehte sich um und ging einfach los. Erst dachte sie er würde nicht antworten, doch schließlich brach er doch das Schweigen. "Muss ich mich eigentlich erst verwandeln, damit du endlich glaubst, dass ich ein Dämon bin?", fuhr er sie an. Rijan blieb vor Staunen der Mund offen stehen. "Hai, das weiß ich doch. Warum sonst hätte ich dich töten wollen?" Er schüttelte seinen Kopf. Die Wut war längst wieder verraucht. "Ich bin ein Dämon, Rin. All meine Sinne sind besser als deine. Das habe ich dir bereits schon einmal erklärt." Richtig, er hatte sie gehört, obwohl sie versucht hatte leise zu sein. Das erklärte aber noch nicht, warum er sie erkannt hatte. Sesshoumaru sah Jaken kurz an und ging dann weiter. Jaken plusterte sich vor Rijan auf und setzte zu einem Vortrag über die Herrlichkeit seines Meisters an. Tatsächlich hatte sie wohl vergessen, dass bessere Sinne auch den Geruchssinn beinhalteten. Offenbar verloren Menschen nie ihren eigenen Geruch. Erstaunt sah sie dem Dämon nach, während er gemächlichen Schrittes davon ging. Es war faszinierend ihm dabei zuzusehen. Nicht eines seiner langen Haare bewegte sich dabei. Rijan schüttelte ihren Kopf und eilte wieder an seine Seite. "Wieso hast du dann nichts gesagt?" Er sah sie nicht an, antwortete aber immerhin. "Wozu? Menschliche Namen haben keine Bedeutung." Bedeutung? Das brachte sie zu einem Thema, dass sie schon immer interessiert hatte. "Was bedeuten die Zeichen in deinem Gesicht." Sie streckte ganz automatisch ihre Finger aus und fuhr über die violettrosa farbenen Streifen auf seiner Wange. Sie begannen breit an seinem Ohr und verliefen waagerecht über knapp die Hälfte seiner Wange. Sie liefen spitz zu. Zwei hatte er auf jeder Wange. Hinzu kam ein blauer Halbmond auf der Stirn. Sesshoumaru blickte sie von der Seite her an und Rijan zog augenblicklich ihre Finger zurück. Was dachte sie sich auch dabei? Sie würde es auch nicht begrüßen, wenn jemand ihre weiblichen Erkennungsmerkmale einfach befingerte. "Der Mond ist mein Planet. Er verleiht mir seine Kraft.", erklärte er schließlich. Rijan nickte. Das hatte sie sich auch gedacht. Doch die Striemen auf seinen Wangen konnte sie nicht einordnen. Sie verstand es einfach nicht. Sesshoumaru schwieg wieder und Rijan war nahe dran, ihn um eine Antwort anzuflehen, doch da begann er auch schon wieder ihr doch noch weitere Erklärungen zu geben. "Die Streifen auf meinen Wangen klären dich über meine Macht auf." Rijan sah ihn erstaunt an. "Wie viele Streifen kann man haben?" "Mein Vater hatte drei auf jeder Seite. Soweit ich weiß, gab es noch niemanden der mehr hatte." Einen Moment lang sah es so aus, als würde er über etwas nachdenken. "Inuyasha hatte einen sobald er sich verwandelte." Rijan nickte. Sie hatte nie selbst gesehen, wie sich Inuyasha verwandelte, doch sie hatte davon gehört. Nun, wenn Sesshoumaru also zwei von drei Streifen hatte, war er wirklich mächtig. Sein Vater war sicher um einiges Älter gewesen. Dennoch konnte Rijan nicht vergessen, dass man vorhatte ihn zu vernichten. Vermutlich würden ihm dabei nicht einmal alle drei Streifen weiterhelfen können. Fortsetzung folgt ... Okay, ich hör jetzt wirklich mitten im Text auf, aber es ist jetzt grad 22 Uhr durch und ich hab echt keinen Bock mehr. Aber bevor ihr gar nix kriegt, lad ich das hier hoch. Ach ja, ich hab natürlich keinen Plan was Rumiko sich bei den Zeichen in Sesshoumarus Gesicht gedacht hat, aber das hier ist zumindest mal meine Erklärung. Für andere Ansichten bin ich dankbar. Kapitel 8: Seltsame Gespräche ----------------------------- Hach ja, da bin ich auch halt mal wieder. Was ich groß zu dem Kapitel sagen soll, weiß ich ehrlich gesagt net. Wie der nette Titel ja schon sagt, ist das ganze Ding irgendwie seltsam, aber den meisten hab ich ohnehin schon erklärt, dass ich momentan einfach keinen Übergang zur großen Schlacht finde. Na ja, vielleicht gefällt es euch ja trotzdem. Ach ja, bevor ich es vergesse: Dieses Kapitel geht im besonderen an Peruka, den niedlichsten aller Chearleader weit und breit So, here we go: Rijan erwachte sehr früh am Morgen. Eigentlich hatte sie nach der nicht enden wollenden Wanderung gedacht, Sesshoumaru würde nie eine Pause einlegen, doch schließlich hatte er sich doch erbarmt und seinen beiden Gefährten eine Pause gegönnt. Die ganze Zeit über hatte Rijan deutlich gespürt, dass ihn ihre Anwesenheit störte, doch sie hatte nicht erklären können, warum das so gewesen war. Sie hatte nichts weiter gesprochen. Obwohl Rijan nach wie vor viele Fragen hatte, hatte sie keine einzige mehr gestellt. Es war ihr sicherer erschienen den Mund zu halten. Außerdem zählte Sesshoumaru nicht zu den redefreudigsten Dämonen. Es war erstaunlich genug, dass er ihr so freimütig etwas über die Zeichen in seinem Gesicht erzählt hatte. Im Angesicht dieser Tatsache hatte sie beschlossen, dass es besser war, ihm nicht weiter auf die Nerven zu gehen. Rijan streckte sich ausgiebig und stand schließlich auf. Spontan beschloss sie ein Bad zu nehmen. Auch ihre Kleider mussten dringend gewaschen werden. Schmutz klebte noch von ihrem Unfall bei dem Gewitter daran. Sie konnte ihren eigenen Gestank ja schon selbst nicht mehr ertragen. Sie stand auf und versicherte sich, dass Sesshoumaru dieses Mal wirklich noch hier war. Sie hatte keine Lust schon wieder dabei ertappt zu werden wie sie ihn anstarrte. Und das sie das zweifellos wieder tun würde, war ihr durchaus bewusst. Keine Frau würde bei so einem Anblick wegschauen. Sie seufzte leise und schlich sich schließlich davon. Sie musste nicht lange warten bis sie auf ein klares Gewässer stieß. Eine heiße Quelle hätte sie durchaus vorgezogen, doch dieses Mal würde auch ein sehr kalt aussehender Fluss nicht ihr Bad verhindern. Rijan entkleidete sich und watete fröstelnd in das kühle Nass. Es war kälter als sie erwartet hatte, weswegen sie auch wesentlich kürzer badete als geplant. Doch immerhin fühlte sie sich gleich erfrischter und auch sauberer. Zurück am Ufer nahm sie ihre Kleider und begann ausführlich sie im klaren Wasser zu reinigen. Die Sonne schien an diesem Tag sehr intensiv, so dass Rijan nicht damit rechnete lange auf ihre Kleider verzichten zu müssen. Sie breitete sie zum Trocknen auf der Wiese aus und setzte sich daneben. Die Knie zog sie an und schlang ihre Arme darum. Warme Sonnenstrahlen liebkosten ihren nackten Rücken. Sie fühlte sich so angenehm entspannt, dass sie wohl eindöste, denn als sie abrupt aufschreckte, stand die Sonne wesentlich höher am Himmel und sie selbst und ihre Kleider lagen nun komplett im Schatten. Ärgerlich stand sie auf und betastete den Stoff. Verdammt, natürlich war er jetzt noch nicht trocken. Sie seufzte, nahm die feuchten Sachen und breitete sie erneut in der Sonne aus. Als sie sich wieder aufrichtete, kam ihr Blick auf Sesshoumarus Gesicht zu ruhen. Erschrocken schrie sie auf und kreuzte die Arme vor der Brust. Im ersten Moment schien Sesshoumaru etwas perplex zu sein, doch dann verschwand dieser Ausdruck aus seinem Gesicht und er ging einfach weiter zum Ufer. Rijans Befangenheit legte sich. Es hätte ihr wesentlich unangenehmer sein sollen, vollkommen unbekleidet in der Gegenwart dieses Dämons zu sein. Doch Sesshoumaru machte sehr deutlich, dass es ihn reichlich wenig interessierte, ob sie nun bekleidet war oder nicht. "Ich habe meine Kleider gewaschen. Der Gestank war ja nicht mehr zu ertragen.", setzte sie zu einer Erklärung an. Er blickte kurz zu ihr herüber und erklärte dann zwar sehr leise, aber durchaus verständlich: "Wem sagst du das!" (Kleiner Gruß an Cleo-san) Rijan stieg die Röte ins Gesicht. Richtig, sein Geruchsorgan war stärker ausgeprägt als ihres. Sie blickte betreten zu Boden. Aus den Augenwinkeln sah sie etwas Weißes auf sie zu fliegen. Instinktiv fuhr ihr rechter Arm nach oben und fing, was sich schließlich als Sesshoumarus Hemd erwies. Verblüfft sah sie zu dem nunmehr halbbekleideten Dämon herüber. Er hatte ihr den Rücken zugewandt und Rijan nutzte die Gelegenheit den Kittel überzustreifen. Wieder einmal wurde ihr bewusst, wie groß Sesshoumaru war. Ihre Hände verschwanden komplett in den Ärmeln und der Saum des Hemdes reichte beinahe bis zu ihren Knien herab. Von ihren eigenen Sachen nahm sie den Gürtel und befestigte somit ihr neues Gewand. "Arigato!", murmelte sie etwas verlegen. Sesshoumaru entgegnete nichts. "Sag, hast du jemals einen Menschen geküsst?" Warum ihr ausgerechnet diese Frage als Erste über die Lippen kam, konnte sie nun wirklich nicht sagen, doch vielleicht lag es daran, dass sie einmal mehr Sesshoumarus Herrlichkeit bewundern konnte, während er halbbekleidet vor ihr stand. "Nani?", fragte er und ließ dabei deutlich durchblicken, dass er glaubte sie habe den Verstand verloren. Rijan jedoch fühlte sich eingehüllt von seinem Duft seltsam beschwingt. Vielleicht besaß dieser Dämon doch noch ganze andere Kräfte. Zum Beispiel die, wie man junge Mädchen um den Verstand brachte. "Es kam mir nur gerade in den Sinn. Du lehnst alles Menschliche so sehr ab, dass ich mich frage, ob du eigentlich weißt, was du ablehnst. Dein Vater jedenfalls ..." Weiter kam sie nicht, da sein Blick ihr eindeutig sagte, nie wieder über seinen Vater zu sprechen. Das verblüffte sie nun doch. Sie hatte schon in der Höhle gemerkt, dass er auf seinen Vater nicht besonders gut zu sprechen war. Damals hatte sie gedacht, es würde mit der Tatsache zusammenhängen, dass dieser sich mit einem Menschen gepaart hatte, doch nun erschein es ihr so, dass er grundsätzlich nicht gerne über seinen Vater sprach. Hm, das war ja interessant. Dämonen hatten also auch familiäre Probleme. "Hast du nun oder hast du nicht?", hakte sie nach und sah ihn dabei direkt an. Einmal mehr wurde ihr bewusst, dass Sesshoumaru ihr ziemlich viel durchgehen ließ. Und auch dieses Mal blieb er ihr zumindest keine Antwort schuldig. "Ich lehne aus gutem Grund ab, was sowohl mein Halbbruder als auch mein Vater bevorzugten." Rijan hatte mit sehr vielem gerechnet, doch nicht damit, dass ihr ein stechender Schmerz mitten ins Herz schoss. War sie etwa eifersüchtig? Es fühlte sich jedenfalls stark danach an. "Du hast also schon eine menschliche Frau geküsst.", erwiderte sie eindeutig bestürzt. "Wundert dich das?", fragte er zurück. Ja, in der Tat wunderte sie das. Wer zum Teufel hatte es gewagt, Sesshoumaru zu küssen? Sie würde dieses Weib ... Erschrocken unterbrach sie ihre eigenen Gedanken. Nanu, was war denn jetzt mir ihr los? Sie hatte es doch unbedingt wissen wollen. "Ich versuche mir nur vorzustellen, wie man einen Dämon, nach dazu einen so starken wie dich, einfach küssen kann." Das war in der Tat eine gute Frage. Sesshoumaru schien gefallen an Rijans Bestürzung zu finden. Er richtete sich auf und sah sie von oben herab an. "Man kann es gar nicht. Zuerst einmal war sie ein Mensch und dann auch noch eine Frau. Sie hätte nie die Möglichkeit gehabt es ohne meinen Willen zu tun." Wut begann in Rijan zu brodeln. Sollte das heißen, es gab auf dieser großen weiten Welt tatsächlich eine Frau, die Sesshoumaru von sich aus hatte küssen wollen? "Aber es hat dir offensichtlich nicht gefallen?" Rijan klammerte sich an den kleinen Hoffnungsschimmer und zu ihrer großen Erleichterung nickte er tatsächlich. "Exakt." Die Erleichterung wurde schon wieder von einem anderen Gefühl abgelöst. Was genau das war, konnte sie jedoch nicht sagen. Jedoch gefiel es ihr nicht, dass er es offenbar so abstoßend fand einen Menschen zu küssen. Es sollte ihre eigentlich egal sein, doch seltsamerweise war es das nicht. Schweigen legte sich wieder über die beide. Rijan ging zurück zu ihren Kleidern. Sie begannen langsam zu trocknen. "Du küsst also lieber Dämonen.", stellte sie sachlich fest. Sesshoumaru seufzte. "Nein, Dämonen küssen sich nicht. Das ist nur eine menschliche Schwäche. Man muss primitiv sein um daran gefallen zu finden." Primitiv? Na, vielen Dank auch. "Gehen von Zeit zu Zeit eigentlich auch deine Hormone mit dir durch?" Auch diese Frage war ausgesprochen, bevor Rijan darüber hätte nachdenken können. "Ich meine du hast die Vorteile eines Hundes, dann müssest du doch eigentlich auch die Nachteile haben." Als sie sah, dass er sie nicht verstand, fügte sie ergänzend hinzu: "Nun ja, Hunde werden von Zeit zu Zeit läufig." Er fletschte kurz mit den Zähnen. "Ich bin ein HundeDÄMON, Rin, kein läufiger Köter.", entgegnete er eindeutig verärgert. Rijan schmunzelte leicht. Nun, so wirklich hatte sie sich das auch nicht vorstellen können. Doch plötzlich sah er einen Moment auf den Boden. "Wenngleich auch jeder Dämon von Zeit zu Zeit für den Fortbestand seiner Rasse zu sorgen hat." "Also werdet ihr doch läufig." Fassungslosigkeit nahm von ihr Besitz. Sesshoumaru blickte wieder auf. "Nein, wie ich schon sagte bin ich ein Dämon. Mein Vater zeugte mich für den Fortbestand seiner Rasse." Er musste nicht weiter sprechen, Rijan verstand auch so, was er sagen wollte. Und das gleiche Gefühl, dass sie vorhin beschlichen hatte, als er ihr offenbart hatte, schon einmal eine Frau geküsst zu haben, nahm auch nun von ihr Besitz. Verflucht sollte diese Dämonin sein, der Sesshoumaru seinen Nachfahren schenkte. Plötzlich machte es doch wieder Sinn eine Dämonenjägerin zu sein. Rijan schüttelte ihren Kopf. Es wurde Zeit ernstere Themen anzuschneiden. "Ich habe überlegt, was ich tun soll. Und ich denke, ich werde an deiner Seite kämpfen." Sesshoumaru blieb wie angewurzelt stehen und sah sie einen Moment schweigend an. "Solltest du das?" Sie nickte. "Und warum solltest du das?" Rijan lächelte schief. "Nun, ich bin ein Teil von dir." Das schien ihn nun wirklich zu erstaunen. "Du hast mich ins Leben zurückgeholt. Dadurch wurde ich ein Kind der Dunkelheit.", klärte sie ihn auf. Sesshoumarus Erstaunen nahm zu. Beinahe sah es aus, als würde er jeden Augenblick in lautes Gelächter ausbrechen. Doch natürlich tat er das nicht. "Du bist keineswegs ein Teil von mir. Sicher, es war Tensaigas Macht, die dich zurückholte, aber nach wie vor bist du ein ganz gewöhnlicher Mensch." Gewöhnlich? Sesshoumaru verstand es wirklich einem alle Träume zu rauben. "Du bist vollkommen normal.", fügte er noch hinzu. Rijan sah ihn eine Weile schweigend an. Schließlich nickte sie. "Tja, dann muss es wohl die Tatsache sein, dass ich einfach gerne bei dir bin." Sesshoumaru strich sich einige Haare aus dem Gesicht. "Und ich weiß, dass du mich auch magst.", fügte sie keck hinzu. Wieder sagte er nichts. "Immerhin erträgst du mich in deiner Nähe." "Bilde dir darauf mal nichts ein. Das ist nur Gewohnheit." Sie zog eine Augenbraue hoch und blickte ihn verwirrt an. "Gewohnheit? Das ist sieben Jahre her." Ein verächtliches "Keh" kam zur Antwort. "In meiner Zeitrechnung ist das nicht einmal der Rede wert." Rijan wurde nachdenklich. In seiner Zeitrechnung? Wie alt war er denn bitte schön? "Mein Dasein auf dieser Erde dauert nun bereits 365 Jahre an, sieben Jahre sind da wirklich nicht der Rede Wert. Und vielleicht sind 365 Jahre in der heutigen Zeit auch genug." Rijan sah ihn perplex an. 365 Jahre? Nun, ihr fiel keine dümmere Aussage als "Oh, dann hast du dich aber gut gehalten." ein. Und das wiederum schaffte eindeutig ein Wunder, denn es brachte Sesshoumaru für einen kurzen Augenblick wirklich zum Lächeln. Der Moment verging und Rijan fühlte sich, als wäre ihr komplettes Gehirn in der Sonne aufgeweicht. "Aber deine Zeit kann noch gar nicht um sein.", erklärte sie etwas mutlos. Sie suchte nach einer passenden Begründung und war heilfroh, als sie diese auch fand. "Und warum kann sie das nicht?" Rijan baute sich zu ihrer vollen Größe auf und verschränkte die Arme vor der Brust. "Nun, das ist doch ganz einfach. Dir fehlt noch deine Nachkomme." Triumphierend sah sie ihn an. Sesshoumarus rechter Mundwinkel zog sich gelangweilt in die Höhe. Er blickte ihr in die Augen und das Triumphgefühl ließ nach. Unbehagen machte sich in ihr breit. "Und wann bitte schön soll ich das gesagt haben?" Damit drehte er sich um und ließ sie allein mit seinem Hemd zurück. Fortsetzung folgt ... Jetzt fragt mich bitte nicht, was ich mir dabei gedacht habe, ich weiß es echt nicht, genauso wenig weiß ich, ob das noch wirklich zu meinem bisherigen von Sess gezeichneten Bild passt. Na ja, das dürft ihr dann mal selbst beurteilen. @ Cleo-san: Der kleine Gruß an dich musste einfach sein. Als ich die Szene schrieb, musste ich an dein letztes Kapitel denken (ich glaube 20), als Cleo sich darüber aufregt, dass Sess so eine nette Art hat ihr mitzuteilen, dass sie doch mal wieder baden sollte. mata ne Rogi Kapitel 9: Väter und Söhne -------------------------- So meine lieben treuen Leser, hier kommt also Chapter No. 9, man ich kann echt nicht glauben, dass ich schon bei Nr. 9 angekommen bin. Hm, noch sprachloser bin ich allerdings darüber, dass es dann auch noch tatsächlich Menschen gibt, denen das gefällt. Also ich möchte dann mal auf diesem Wege einen ganz besonderen Dank an all diejenigen sagen, die hier immer so nette Kommis abgeben. Ich musste schon sehr häufig dabei schmunzeln. Okay, here we go: Nachdem sie sich wieder angekleidet hatte, ging Rijan schnellen und entschlossenen Schrittes zurück zur Lagerstätte. Jaken war gerade damit beschäftigt, das nur noch schwach brennende Feuer mit Erde zuzuschütten, dabei stellte er sich jedoch so ungeschickt an, dass seine Hose Feuer fing. Schrill schreiend rannte er nun umher. Rijan blickte zu Sesshoumaru doch der kümmerte sich nicht weiter um die Probleme seines kleinen Gefolgsmannes. Rijan seufzte, ging in die Hocke und schnappte mit beiden Armen nach Jaken. Dieser zappelte daraufhin wie verrückt, doch schließlich schaffte sie es doch, das Feuer zu ersticken. Erleichtert atmete er auf. Als ihm dann jedoch bewusst wurde, dass Rijan ihm eben geholfen hatte, machte er sich wütend von ihr los und stapfte beleidigt davon. Rijan seufzte nur und stand dann wieder auf. Sie ging zu Sesshoumaru und reichte ihm sein Hemd wieder. "Arigato!" Sie erinnerte sich daran, sich bereits am Fluss bedankt zu haben. Dennoch tat sie es noch einmal. Der Dämon selbst sagte darauf natürlich nichts. Rijan seufzte erneut. Sesshoumaru konnte einen schon in den Wahnsinn treiben. "Ich fühle mich gleich viel wohler. Ich hasse den Gestank von Blut. Und dann waren die Sachen auch noch voll von Matsch und Dämonenschleim. Es gibt nichts schlimmeres auf dieser Welt als den Gestank von Dämonen.", plapperte Rijan drauf los. Sie fühlte sich unwohl, wenn Sesshoumaru die ganze Zeit schwieg. Deswegen sprach sie einfach immer aus, was ihr in den Sinn kam. Als sie nun jedoch Sesshoumarus Blick auffing, wurde ihr bewusst, was sie da gerade gesagt hatte. Etwas blitzte in seinen Augen auf. Für den Bruchteil eines Moments hätte sie schwören können, sie würde ihn zum Lachen bringen, doch der Augenblick verging, ohne dass seinerseits ein Lachen erfolgte. "Ähm, ich meinte nicht, dass alle Dämonen stinken. Ich mag es nur nicht, wenn ihr Duft an Kleidern haftet." Sie sah zu wie Sesshoumaru sein Hemd wieder anzog. Hitze stieg ihr ins Gesicht. Abrupt drehte sie sich um und murmelte ein "Chikuso!". Was redete sie hier eigentlich für einen Unsinn? Hatte sie vollkommen den Verstand verloren? Sesshoumaru war schon einmal so nett gewesen, ihr sein Hemd zu borgen und ihr fiel nichts besseres ein als ihm zu unterbreiten, dass sie nicht gerne Sachen anzog, die nach Dämonen rochen. Um über den peinlichen Moment hinweg zu kommen, erinnerte sie sich daran, was seine letzten Worte am Fluss gewesen waren. Augenblicklich erwachte eine immense Wut in ihrem Inneren. "Was sollte das eigentlich heißen?", fuhr sie ihn an. Währenddessen dachte sie jedoch bereits, dass sie überhaupt kein Recht hatte, derartig wütend zu reagieren. Es ging sie schließlich nichts an. "Nani?", fragte er wenig interessiert. "Du hast bereits einen Sohn!", warf sie ihm vor und einmal mehr wurde ihr klar, dass sie hier vollkommen irrational reagierte. "Habe ich das gesagt?", fragte er statt einer Antwort zurück. Rijans Wut nahm derartig zu, dass sie sich stark beherrschen musste, nicht ihr Schwert zu ziehen und es ihm doch noch einmal in die Rippen zu rammen. Er sah ihr das wohl an, denn es entlockte ihm immerhin ein müdes Lächeln. "Tu dir keinen Zwang an, das erspart einigen Dämonen den Kopf zu verlieren." Um nicht doch noch ihrer Versuchung nachzugeben, drehte sie sich um und rammte ihre Faust stattdessen gegen den nächsten Baumstamm. Natürlich durchfuhr sie alsgleich ein stechender Schmerz, der ihr noch dazu die Tränen in die Augen trieb. "Unvernünftig.", hörte sie eine tiefe Stimme hinter ihr. "Aber um auf das eigentliche Thema zurückzukommen. Ich sagte zwar nicht, dass ich einen Sohn habe, aber dem ist in der Tat so. Mir scheint, dass ihr Menschen, doch gelegentlich euren Verstand benutzt." Rijan fuhr herum und funkelte ihn wütend an. "Wir haben zumindest so viel Verstand, nicht wahllos Kinder in die Welt zu setzen." Sesshoumaru fühlte sich von diesem Vorwurf nicht im mindesten getroffen, denn ohne weiter darauf einzugehen, legte er seine Rüstung an. "Hast du dazu gar nichts zu sagen?", fragte sie herausfordernd. Er sah sie über die Schulter kurz an. "Wenn ich mich Recht entsinne, seid ihr Menschen es, die wahllos Kinder in die Welt setzen und sie hinterher nicht ernähren können. Wir Dämonen denken dabei lediglich an unseren eigenen Fortbestand." Na, wunderbar, was sollte das hier werden? Eine Art Grundsatzdiskussion. "Darum geht es doch gar nicht. Seit wann bitte schön hast du einen Sohn?" Das interessierte sie in der Tat. Solange sie bei ihm gewesen war, war da kein Sohn gewesen. Sesshoumaru schien darüber nachzudenken. Na, wunderbar, er wusste nicht einmal wie alt sein Sohn war. "Ich denke er müsste jetzt um die 150 Jahre alt sein." Rijan setzte zu einer Erwiderung an, begann dann aber zu begreifen, was er da eben gesagt hatte. "Bitte?", fragte sie deshalb nur verwirrt. Doch Sesshoumaru dachte offenbar nicht daran, das Thema weiter zu vertiefen. Statt dessen befestigte er seine Schwerter und verließ den Lagerplatz. Rijan blieb vollkommen verwirrt zurück. Sesshoumaru hatte einen Sohn. Diese Erkenntnis allein reichte schon aus, um ihr den Boden unter den Füßen wegzuziehen, doch dass dieser Sohn offenbar auch schon wesentlich älter war als Rijan jemals werden würde, gab ihr dann doch den Rest. Wenn man genau darüber nachdachte, hatte Sesshoumaru einen Sohn der um einiges Älter war als sein eigener verstorbener Bruder. Sie fasste sich an die Stirn und versuchte zu verarbeiten, was sie eben erfahren hatte. Doch es dauerte nicht lange bis sie dadurch vollkommen neue Möglichkeiten entdeckte. Rijan packte ihr Schwert und rannte Sesshoumaru hinterher. Es dauerte nicht lange bis sie ihn eingeholt hatte. Verwundert stellte sie fest, dass er offenbar mit Absicht ein langsameres Tempo angeschlagen hatte. "Dein Sohn ist stark, richtig?" Sesshoumaru sah sie kurz an und nickte schließlich. Eigentlich war das auch eine überflüssige Frage gewesen. Seine Nachkommen konnten nur stark sein. "Deine Chancen das hier zu überleben würden steigen, wenn er an deiner Seite kämpfen würde." Er blieb stehen und wartete bis sie es ihm gleich tat. "Habe ich dir nicht gerade erklärt, warum wir Dämonen uns fortpflanzen?" Richtig, das hatte er. Dennoch verstand sie nicht, was das eine mit dem anderen zu tun hatte. Sie wusste natürlich nicht, was genau sein Sohn bereits konnte, doch sie zweifelte nicht daran, dass er eine große Hilfe für ihn sein konnte. Sesshoumaru seufzte. Es kam derartig selten vor, dass er das tat, dass sie ihn einen Moment lang benommen ansah. "Man wird nicht 365 Jahre alt ohne darüber nachzudenken, was passiert, wenn man stirbt. Exakt aus diesem Grund habe ich bereits vorgesorgt. Würdest du mir also erklären, warum ich den einzigen Nachfolger meiner Familie solch einer Gefahr aussetzen soll?" Rijan schüttelte ihren Kopf. "Du stirbst also lieber, als deinen Sohn um Hilfe zu bitten." Sesshoumaru setzte sich wieder in Bewegung und ließ sie einfach stehen. Rijan wartete eine Weile bis sie ihm folgte. Sie konnte das einfach nicht begreifen. Wofür gab es denn eine Familie, wenn nicht um sich in solchen Moment beizustehen? Es dauerte bis sie bemerkte, dass Jaken an ihrer Seite ging. "Verstehst du das?", fragte sie ihn. Jaken schien darüber nachzudenken, ob er bereits wieder gewillt war mit ihr zu sprechen, doch natürlich wusste sie auch, dass Jaken ihr sehr ähnlich war. Sie beide plapperten für ihr Leben gern, erst Recht, wenn man die Begleitung von einem vollkommen schweigsamen Dämon war. "Inuyasha ist tot.", setzte er an. Das wusste Rijan bereits. "Auch Sesshoumaru-samas Vater weilt nicht mehr unter uns. Er ist der letzte seiner Familie. Für Dämonen ist die Familie sehr wichtig. Das Wissen von Generationen lebt in Sesshoumaru-sama weiter. Dieses Wissen darf nicht verloren gehen." Rijan nickte nachdenklich. "Das ist mir klar. Das ist bei uns Menschen nicht anders." Jaken schüttelte heftig seinen Kopf. "Es ist nicht dasselbe, Rin." Rijan blickte ihn an. Es war das erste Mal, dass er sie bei ihrem Namen ansprach. "Könntest du mich bitte Rijan nennen. Ich fühle mich nicht mehr wie Rin." Einen Moment waren seine gelben Glubschaugen forschend auf sie gerichtet. "Mir ist es egal, welchen Namen ich sagen soll." Sie nickte lächelnd. "Auf jeden Fall ist es nicht dasselbe. Ihr pflanzt euch fort, damit euer Name weiterlebt, damit euer Leben nicht umsonst gewesen ist." "Das hat er auch getan.", hielt sie entgegen. Jaken schüttelte seinen Kopf. "Hast du mir nicht zugehört? Das Wissen all seiner Vorfahren lebt in ihm. Es würde tausende von Jahren dauern, bis er sich das alles zu Nutze machen könnte, aber genau aus diesem Grund werden wir Dämonen mächtiger, je älter wir werden. Sein Vater lebte über 2000 Jahre. Ich kann mir nicht einmal vorstellen, was er alles wusste." Rijan verstand das nicht. "Aber dann müsste er erst Recht überleben wollen." Jaken seufzte. Im Moment kam sie ihm wohl wirklich wie ein Kind vor. Kein Wunder, dass er Rin gesagt hatte. "Du weißt aus welcher Verbindung Inuyasha entstand?" Rijan nickte. Natürlich wusste sie, dass er ein Halbdämon gewesen war. Nun ja, zumindest war er das bis kurz vor seinem Tod gewesen. "Weder Sesshoumaru-sama noch ich verstehen, was sein Vater damals alles begriffen hat, doch Sesshoumaru-sama war klar, dass es keinen Sohn mehr von seiner Sorte geben würde. Er war von seinem Vater auserwählt worden, dieses Wissen irgendwann zu beherrschen. Doch Sesshoumaru-sama verstand im Gegensatz zu seinem Vater, dass die Zeiten schwieriger wurden. Die Menschen hatten nicht mehr so viel Respekt vor Dämonen wie es einst gewesen war. Die Wahrscheinlichkeit, dass er jemals so alt werden würde, wie sein Vater, war bereits damals verschwindend gering. Um also das Erbe seiner Vorfahren nicht zu opfern..." Rijan begann zu begreifen, wie wichtig es war, dass Sesshoumaru einen Nachfahren hatte. "Aus diesem Grund halten sich also Vater und Sohn nie am gleichen Platz auf." Richtig, wenn sie getrennt waren, war die Wahrscheinlichkeit größer, dass wenigstens einer überlebte. Das war eigentlich sogar recht schlau durchdacht. Rijan blieb stehen, als ihr die Tragweite dieser Aussage bewusst wurde. "Er hat seinen Sohn nie gesehen?", fragte sie und eine Welle des Mitleides überrollte sie. Jaken dachte darüber nach. "Ich denke er weiß, wo sich sein Sohn aufhält. Vermutlich weiß er auch wie dieser aussieht, aber Kontakt, nein, soweit ich mich erinnere, hatten sie den nie." Rijan blickte auf den Rücken des großen Dämons, der sich schon reichlich weit von ihnen entfernt hatte. "Und sein Vater?", fragte sie plötzlich. "Nein, zu dem hatte er auch nie wirklich Kontakt." Das war ein wirklich trauriges Bild, dass sich hier abzeichnete. Jaken plusterte sich etwas auf. "Aber wir Dämonen sind anders als ihr. Elternliebe brauchen wir nicht." Rijan nickte schweigend. Es gab also offenbar keine Möglichkeit Sesshoumaru dazu zu bewegen seinen Sohn an seine Seite zu holen. Sie verstand natürlich die Beweggründe, die ihn trieben, doch es fiel ihr dennoch schwer das einfach hinzunehmen. In ihrer anfänglichen Begeisterung übersah sie wohl, dass auch zwei Mann nicht gerade viel gegen eine ganze Heerschar von Dämonen ausrichten konnten. Und doch - als sie endlich einsah, dass mit keiner Hilfe zu rechnen war - festigte sich ihr Entschluss. Sie ließ Jaken einfach stehen und rannte an Sesshoumarus Seite. "Gut, ich sehe ein, dass du deinen Sohn nicht um Hilfe bitten wirst." Sesshoumaru blickte sie aus zusammengekniffenen Augen an. "Ich brauche keine Hilfe.", erklärte er entschieden. Rijan überhörte diesen Einwand einfach. "Ich werde an deiner Seite kämpfen." Das wiederum brachte ihr einen milde belustigten Blick ein. "Ich meine das Ernst.", fügte sie energisch hinzu, als sie erkannte, dass er sie nicht für voll nahm. "Wenn du meinst." Damit ließ er sie wieder stehen. Ein leichter Wind wehte ihr entgegen, als sie ihm nach sah, wie er sich leicht wie eine Feder in die Lüfte erhob und dann auch schon aus ihrem Blickwinkel verschwand. Rijan ballte ihre Hände zu Fäusten. "Hai, das werde ich." Jaken, der mittlerweile wieder an ihrer Seite angelangt war, schenkte ihr ein herablassendes Lächeln. "Er wird nie zulassen, dass du das tust." "Ihm wird nichts anderes übrig bleiben." Jaken entgegnete darauf auch nichts mehr und tat es seinem Meister gleich. Er ließ sie einfach stehen. Rijan wurde dieser Behandlung langsam überdrüssig, trottete jedoch trotzdem tief in Gedanken versunken ihrem kleinen grünen Freund hinterher. Fortsetzung folgt... Zu meiner großen Freude kann ich euch aber sagen, dass das nächste Chapter schon fertig geschrieben ist. Lade ich euch in einigen Tagen hoch. So, was wollte ich noch loswerden? Ach ja, ihn meinen GEdanken nimmt gerade Sess Sohn genauere Züge an, wenn er dann vielleicht auch nicht in dieser Story auftaucht, schreibe ich auf jeden Fall noch eine, in der er vorkommt. (Echt, den Jungen dürft ihr nicht verpassen). Da meine treuen Leser selbst alle furchtbar talentiert und kreativ sind frage ich doch einfach mal frech, ob jemandem ein guter Name für Sess Sohn einfällt? Wenn ja, immer her damit. Momentan passt irgendwie noch keiner so richtig. Ansonsten widme ich dieses Kapitel ganz im Besonderen der lieben Seiya. Jemand der so schön meine kläglichen Versuche zu zeichen kommentiert, hat das mal wirklich verdient. Gruß Rogi Kapitel 10: Die Ruhe vor dem Sturm ---------------------------------- So, da bin ich wieder. Hab euch ja versprochen auch gleich noch den nächsten Part hochzuladen. Momentan schreibe ich gerade an der großen Schlacht, aber so ganz zufrieden bin ich damit noch nicht. Aber vorerst habt ihr ja mal genug zu lesen, gelle? Ach ja, was ich eigentlich schon letztes Mal hatte sagen wollen: Klar, Sss Alter ist reichlich frei von mir erfunden, aber irgendwie passt es grad so schön in meine Story. Der Rest der ganzen Familiengeschichte ist auch alles auf meinen Mist gewachsen. Aber irgendwie hab ich grad ziemlichen Gefallen an Sesshoumarus Familienchronik gefunden. so, here we go: Je tiefer sie in den Wald gingen, desto deutlicher fühlte Rijan die böse Aura, die ihr entgegenschlug. Sie begann zu frösteln, ohne dass ihr wirklich kalt war. Verdammt, wo war sie hier bloß hineingeraten? Der Abstand zwischen ihr und den beiden Dämonen betrug mittlerweile ein beachtliches Stück. Sie konnte nur noch schwach hören wie Jaken auf Sesshoumaru einredete, war sich aber genauso sicher, dass dieser wiederum Jaken kein bisschen zuhörte. Rijan hatte Fragen, sehr viele Fragen, die nach wie vor nicht beantwortet waren. Und doch brachte sie nicht den Mut auf, ihn darauf anzusprechen. Nach wie vor wusste sie nicht, warum er sie nie zurückgeholt hatte. Es schmerzte ihr Herz, dass sie ihm offenbar so gleichgültig war, während er ihr ein und alles war. Sie konnte selbst nicht begreifen, woher diese Wandlung kam. Noch vor kurzem war sie zerfressen gewesen von Hass und Wut. Sie hatte kaum noch klar denken können, so sehr hatten diese Gefühle sie beherrscht. Nun jedoch, nach nur wenigen Tagen in seiner Gegenwart waren diese Gefühle verschwunden. Die Wut, die nun manchmal in ihr tobte, rührte nicht von Hass her. Sie rührte von etwas vollkommen anderem her. Rijan blickte auf die schmerzenden Knöchel ihrer Hand. Sie hatten sich tiefrot gefärbt, so heftig war der Aufprall gewesen. Verzweiflung hatte sie getrieben. Sie würde das niemals laut aussprechen, doch genau das hatte sie gefühlt, als er so vollkommen belanglos von seinem bevorstehenden Tod gesprochen hatte. Womöglich waren die Worte nicht so gemeint gewesen, wie sie bei ihr angekommen waren, aber dennoch konnte sich Rijan nicht gegen die Verzweiflung in ihr wehren. Sie fühlte sie tief in sich. Und sie nahm zu, je tiefer sie in den dunklen Wald gingen. Das Leben ging schon sehr seltsame Wege. Rijan blickte auf und starrte einen Moment auf Sesshoumarus silberne Haarpracht. Sie konnte sich noch an das kleine Mädchen erinnern, das sie einst gewesen war. Damals hatte sie Sesshoumaru als ihren Helden, ihren Beschützer angesehen. Er war etwas wie großer Bruder oder sogar fehlender Vater gewesen. Deutlich konnte sie sich daran erinnern. Dann war sie älter geworden und hatte das Monster in ihm kennen gelernt. Mit diesem Bild hatte sie ebenfalls jahrelang gelebt. Nun jedoch, wo sie selbst eine junge Frau war, war Sesshoumaru weder Vater noch Bruder noch Monster. Plötzlich war er ein Mann. Und das war das wirklich beängstigende an der Sache. Wie konnte man jemanden, den man derartig lange, derartig intensiv gehasst hatte so schnell anfangen zu lieben? Es ängstigte sie nach wie vor sich diese Gefühle auch nur im Stillen einzugestehen, doch Selbstbetrug war lange nicht so einfach wie man allgemein annahm. Diese kleine Tatsache stellte ihr ganzes Universum auf den Kopf. Es widersprach einfach allen menschlichen und auch dämonischen Gesetzen. Es widersprach vermutlich sogar den Gesetzen der Natur. Dämonen und Menschen waren nicht dafür geschaffen, einander zu lieben. Wenn es nicht so wäre, wäre der Mensch den Dämonen nicht so sehr unterlegen. Wenn jemand geplant hätte, dass diese Wege sich doch kreuzen sollten, hätte er nicht dafür gesorgt, dass Dämonen so viel länger lebten als Menschen. Und doch konnte sie nicht aufhören an Sesshoumarus Vater zu denken. Er hatte sich selbst über diese Grenzen hinweggesetzt. Aber selbst wenn sie in Betracht zog, dass es möglich war, blieb doch die Tatsache bestehen, dass sie eine Berufung hatte. Sie war eine Dämonenjägerin. Das konnte sie nicht einfach vergessen. Sicher, sie war auf sehr seltsamen Wegen zu dieser Berufung gekommen, doch nun war diese Aufgabe ein wichtiger Teil ihres Lebens. Womöglich war es für andere Menschen möglich Dämonen zu lieben, doch eine Dämonenjägerin hatte dieses Recht nicht. Ihre Aufgabe war es Dämonen zu vernichten, nicht sich in diese zu verlieben. Rijan seufzte unglücklich. Nun, in der Theorie hörte sich das alles sehr einfach an. Doch wie bekämpfte man Gefühle? "Rin." Sie blickte auf und sah, dass Sesshoumaru stehen geblieben war. "Rijan!", verbesserte sie gereizt. Sesshoumaru blickte über seine Schulter hinweg in ihr Gesicht. "Rin!", erklärte er entschieden. Konnte dieser Dämon nicht einmal in einem so kleinen Punkt nachgeben? Es machte sie wütend. Doch natürlich wusste sie, dass sie eigentlich nicht auf ihn wütend war. Diese Wut bezog sich nur auf ihr eigenes Unvermögen. "Nani?", fuhr sie ihn an. "Wir rasten hier.", erklärte er nur und verschwand dann auch schon wieder im sicheren Schutz der Bäume. "Verfluchter Dämon.", maulte sie, machte sich aber wirklich daran, trockenes Holz aufzusammeln. "Jaken?" Es raschelte im Gebüsch und Jaken erschien direkt vor ihr. "Warum bist du eigentlich immer noch mit diesem ... diesem ..." Sie suchte nach einer passenden Beleidigung, fand aber nicht den Begriff, den sie suchte. "Dämon?", half Jaken ihr aus. Rijan bedachte ihn mit einem Blick, der eindeutig besagte, dass sie heute für seine Scherze nicht zu haben war. "Warum begleitest du ihn immer noch? Er behandelt dich nicht gut, er kümmert sich nicht um dich. Im Grunde war es ihm doch schon immer egal, ob wir beide bei ihm waren, oder nicht." Jaken schien diese Frage zu überraschen. "Du bist auch wieder hier.", erinnerte er sie überflüssigerweise. Rijan seufzte. Richtig, sie war auch wieder hier und ließ zu, dass er sie ignorierte. "Weiß der Himmel warum.", murmelte sie und fegte mit dem Fuß eine Stelle für das Feuer frei. Dann legte sie das Holz ab und machte sich daran, dieses in Brand zu setzen. Doch irgendwie wollte ihr auch das heute nicht gelingen. "Geh zur Seite.", erklärte Jaken, nachdem er eine Weile zugesehen hatte. Rijan tat es und ließ zu, dass er mit seiner Stabwaffe das Feuer entzündete. Sie setzte sich im Schneidersitz davor und wärmte ihre Hände. "Fühlst du es auch?" Sie blickte Jaken von der Seite her an. "Die geballte Dämonenkraft? Hai. Aber das sollte dich nicht verwundern." Natürlich sollte es das nicht. Dennoch gab es einen Unterschied zwischen etwas wissen und etwas zu fühlen. Sie hatte gewusst, was auf sie zukommen würde, doch sie hatte es sich offenbar nicht exakt genug vorgestellt. "Was macht ihn so stark?", fragte sie schließlich. Jaken schien eine Weile darüber nachzudenken. "Er stammt aus einer sehr alten Familie. Allein sein Vater war schon sehr alt gewesen. Die meisten Dämonen können das nicht von sich behaupten. Ihnen fehlt die Kraft ihrer Vorfahren, weil auch diese nicht so mächtig waren." Rijan nickte und starrte in die Flammen. Bilder drängten sich ihr auf. Bilder eines toten Dämons. "Offenbar wird das sein Verhängnis werden. Es wäre besser für ihn, wenn er nicht so mächtig wäre." Jaken lachte schallend. "Wäre er weniger mächtig, wäre er jetzt nicht schon so alt." Das stimmte auch wieder, doch tröstete es Rijan nicht über ihren Kummer hinweg. "Wie konnte sein Vater so alt werden? 2000 Jahre erscheint mir ewig. Es muss doch auch damals bereits die Dämonen in Angst und Schrecken versetzt haben." Jaken stützte sich auf seinen Stab und ließ seinen Blick in die Ferne schweifen. "Die Zeiten waren damals anders. Die Dämonen haben sich geändert. Damals war es nicht so, dass jeder der Mächtigste hatte sein wollen. Dieses Denken kam erst mit der Zeit. Und als es dann soweit war, hätte keiner mehr mit Sesshoumaru-samas Vater mithalten können. Sie wussten das, deswegen ließen sie ihn in Ruhe." Rijan schüttelte ihren Kopf. "Aber warum ist er eine Gefahr? Ich war so lange mit ihm unterwegs. Er tötet nicht einfach Dämonen. Er tut es nur, wenn sie sich ihm in den Weg stellen. Sie müssten ihn nur in Ruhe lassen und alles wäre in Ordnung." Jaken lachte erneut und streckte sich müde. "Manchmal, Rijan, erscheinst du mir noch immer sehr unreif. Früher oder später würde jeder Dämon Sesshoumaru-samas Weg kreuzen. Einzeln haben sie keine Chance, das wissen sie. Es ist nur natürlich, was jetzt geschieht." Natürlich? Nun, Rijan blieb das Natürliche daran verborgen. Sie konnte das nicht verstehen und sie würde es auch nicht verstehen. Wie ließ sich dieses Natürliche damit vereinbaren, dass doch eigentlich immer der Stärkere überlebte? Langsam aber sicher kam sie zu dem Entschluss, dass Dämonen die Regeln gerade so auslegten, wie sie ihnen am besten in den Kram passten. Jaken erklärte, dass er etwas Essbares suchen würde und verschwand. Rijan ließ ihn gehen. Sie rollte sich zusammen und fiel bald in einen unruhigen Schlaf. Rijan schreckte mit einem entsetzten Keuchen aus ihrem Schlaf auf. Einen Moment lang fiel es ihr schwer zu sagen, wo sie sich befand. Der Traum, den sie gehabt hatte, hallte noch in ihr nach. Sie konnte sich nicht mehr erinnern, was genau geschehen war, aber sie fühlte noch die Enge in ihrer Brust, die kalte Hand, die sich gnadenlos um ihr Herz schloss. Fahrig fuhr sie sich mit der Hand durch die Haare und rieb sich schließlich die Augen. Das Gefühl ließ nach, während sie aufstand und tief durchatmete. Ihr Blick glitt über Sesshoumaru, der - sofern man das von ihm sagen konnte - entspannt an einem Baum gelehnt dastand. Er musterte sie und hatte ohne Zweifel mitbekommen, dass sie einen Albtraum gehabt hatte. Einen Moment überlegte sie, ob sie zu ihm gehen sollte, doch sie entschied sich dagegen. Dieser Kloß in ihrer Kehle wurde größer, wenn sie in seiner Nähe war. Panik griff von ihr Besitz, denn während sie ihn einfach nur ansah, strömten Bilder auf sie ein, die ohne Zweifel aus ihrem Traum herrührten. Sie sah wie sich ein Schwert durch seinen Körper bohrte und ihn schließlich zusammenbrechen ließ. Das war mehr als sie ertragen konnte, sie drehte sich um und rannte davon. Einmal mehr wurde ihr bewusst, dass das offenbar ihre größte Stärke war. Sie hastete ohne anzuhalten durch die einzelnen Gebüsche. Kleine Äste verschrammten ihr Gesicht. Sie fühlte Feuchtigkeit ihre Wangen hinunterlaufen. Zuerst dachte sie es wäre Blut, doch es stellte sich als salzige Tränen heraus. Sie schluchzte auf und brach zusammen. Schluchzend saß sie auf dem Boden und versuchte zu bekämpfen, was in ihr wütete. Ihr Herz schmerzte so sehr. Sie wollte ihn nicht verlieren. Nicht schon wieder. Sie konnte das einfach nicht. Wie sollte sie leben, wenn diesem sturen Dämon etwas zustieß? Wie sollte sie tatenlos mit ansehen, was man ihm ohne Zweifel antat? Sie war nicht stark genug dafür. Sie war doch nur ein dummes, naives Mädchen, dass sich einbildete auf dieser Welt allein zu Recht zu kommen. Hysterisch fing sie an zu lachen. Ja, man sah wirklich sehr deutlich wie gut sie mittlerweile auf sich selbst aufpassen konnte. Schritte drangen zu ihren Ohren durch. Schritte, die normalerweise sehr viel leiser waren. "Geh weg!", schluchzte sie. Einen Moment wurde alles um sie herum still und sie hoffte darauf, dass er wenigstens dieses eine mal tat, was sie wollte. Doch Sesshoumaru wäre nicht Sesshoumaru, wenn er sich von einem Menschen Befehle erteilen ließ, geschweige denn auf dessen Wünsche und Bedürfnisse einging. Unter einem Tränenschleier sah sie zu ihm auf und war nicht milde überrascht, als er ihr tatsächlich seine Hand reichte um ihr beim Aufstehen zu helfen. Widerwillig nahm Rijan seine Hilfe an und versuchte sich dabei daran zu erinnern, ob sie jemals zuvor seine Hand gehalten hatte. Nein, vermutlich hatte sie das nicht getan. Sesshoumaru entzog ihr seine Hand, jedoch nur um seinen Arm fest um sie zu legen. Und bevor Rijan auch nur dieses seltsame Verhalten verstehen konnte, erhob er sich trotz ihrem Gewicht mit absoluter Leichtigkeit und Eleganz in die Luft. Sie landeten auf einem sehr großen, sehr breiten Baum. Genauso überraschend, wie er den Arm um sie gelegt hatte, ließ er nun wieder von ihr ab. Rijan verdankte es nur ihrem Gleichgewichtssinn, dass sie nicht in die Tiefe fiel. Vorsichtig ließ sie sich auf dem stabilen Ast nieder und baumelte mit ihren Füßen. Ihre Tränen begannen langsam zu versiegen. "Der Wald ist nicht mehr sicher, Rin.", erklärte Sesshoumaru irgendwann. Sie nickte. Das wusste sie auch, dennoch hätte sie keinen Moment länger in seiner Nähe ausgehalten. Sie hatte einfach weglaufen müssen. "Für jemand, der mit dir durch die Hölle gehen wollte, bin ich ein reichlicher Feigling." Die Worte kamen leise über ihre Lippen, doch für Sesshoumarus Gehör waren sie klar verständlich. Er stand da und blickte auf sie herab. Schließlich schüttelte er seinen Kopf. "Darauf vertraue ich." Rijan blickte zu ihm auf und runzelte die Stirn. "Worauf? Dass ich ein Feigling bin?" Das klang nicht wirklich schmeichelhaft. Aber natürlich hätte sie sich denken können, dass sie ihr Selbstvertrauen niemals wieder von diesem Dämon aufgebaut bekommen würde. Das musste sie schon alleine bewerkstelligen. Einen Moment sehnte sie sich zurück in ihre kleine Hütte in dem kleinen Dorf. Sie vermisste die Kinder, die sie strahlend ansahen. Ihr fehlten die ehrfürchtigen Blicke, wenn sie in ihrer Uniform durch die Dörfer schritt. Das alles baute ihr Selbstvertrauen auf. Das war es, was sie jetzt brauchte. Doch sie war nun einmal hier bei Sesshoumaru und Jaken. Und sie war hier, weil sie es so gewollt hatte. Es gab kein zurück mehr. "Nein, ich vertraue auf deinen Instinkt, der dir genau sagt, wann du weglaufen sollst." Rijan glaubte sich verhört zu haben. "Ich werde nicht weglaufen, wenn es darauf ankommt.", erklärte sie entschieden und wusste doch tief in ihrem Inneren, dass es nicht stimmte. Sie konnte nicht dagegen an. So sicher, wie sie eben seinen Anblick nicht ertragen hatte, so sicher konnte sie nicht dabei sein, wenn er letztendlich doch verlor. "Doch wirst du. Du wirst weglaufen, wenn ich es dir sage, denn du weißt, was gut für dich ist." Rijan schwieg daraufhin erst einmal. Sicher, sie hatte einen angeborenen Überlebenswillen. Und wenn es hart auf hart käme, würde sie die Beine in die Hand nehmen und machen das sie davon kam. Doch ob sie wirklich genau dann ging, wenn er es wollte? "Wirst du!", versicherte er ihr, so als ob ihre Gedankengänge zu durchschauen für ihn das Leichteste auf der Welt wäre. Und vielleicht war es das ja auch. "Aber was, wenn du mir diesen Befehl nicht mehr rechtzeitig geben kannst?", fragte sie aus einer Überlegung heraus. Seine goldenen Augen ruhten auf ihr. "Ich werde nicht sterben, bevor du in Sicherheit bist." Rijan nickte und blickte wieder in die Ferne. Bevor sie in Sicherheit war? Hm, vielleicht sorgte er sich doch um ihr Wohlergehen. "Du kannst dir aber nicht sicher sein. Außerdem sagst du doch immer, dass wir Menschen unvernünftig sind. Womöglich weigere ich mich." Sesshoumaru ging neben ihr in die Hocke und wartete bis sie ihn ansah. Er sah wirklich sehr entschlossen aus. "Du sprichst hier immerhin mit mir. Glaub mir also, wenn ich sage, ich sterbe nicht ehe du getan hast, was ich sage. Abgesehen davon seid ihr wirklich unvernünftig, aber ihr seid auch berechenbar. Das war schon immer euer größter Schwachpunkt. Du wirst weglaufen, Rin. So wie du es immer getan hast." Rijan fühlte sich getroffen von seinen Worten. "Ich hatte auch immer einen Grund wegzulaufen.", verteidigte sie sich wie ein kleines Mädchen. Und momentan fühlte sie sich wirklich so. Doch seltsamerweise nahm der Kummer in ihrem Inneren ab. Ihr Selbstvertrauen kehrte zurück. Wie seltsam, dass er es vermochte ihr dabei zu helfen, ohne sie zu loben. "Hai, den hattest du." Er erhob sich wieder und schwieg einen Moment. Sie konnte sehen wie sein Blick umherschweifte. Er suchte etwas, doch was auch immer er gehört hatte, war wohl wieder verschwunden, denn er widmete sich erneut ihr. Rijan blickte ihn dabei die ganze Zeit über an. Manchmal glaubte sie wirklich, dass Dämonen und Menschen einfach nicht beieinander sein konnte. Zumindest dieser Dämon strahlte eine derartig herbe Schönheit und schlichte Eleganz aus, dass es für das menschliche Auge beinahe unerträglich wurde, länger hinzusehen. Wie konnte sie zulassen, dass etwas so Vollkommenes vernichtet wurde? Wie hatte sie jemals etwas derartig Perfektes vernichten wollen können? Sie wusste es nicht mehr. Dunkel erinnerte sie sich an Sango. Das Schuldgefühl, das sie erwartet hatte, blieb aus. Erstaunlich, so lange Zeit hatte Sango immerhin ihr Leben bestimmt. "Du wusstest, warum ich damals weggelaufen bin." Ruhig stellte sie dies fest. Es überraschte sie längst nicht mehr. Sie wusste nicht einmal, wie sie bisher hatte annehmen können, dass ihm das entgangen war. Er hatte sie an ihrem Duft erkannt, obwohl seit dem sieben Jahre vergangen waren. Er hatte sie am See gehört, obwohl sie ein Meister im Anschleichen war. Damals war sie ein übermütiges Kind gewesen. Mit Sicherheit hatte er gehört, wie sie sich im Gebüsch versteckt hatte. Und wenn er schon das nicht gehört hatte, dann doch spätestens ihren entsetzten Laut als er Kohaku und schließlich Sango umgebracht hatte. "Du beginnst zu begreifen, was mich von dir unterscheidet." Beinahe klang er belustigt, doch Rijan war sich dessen nicht wirklich sicher. "Du hattest nicht beabsichtigt, Sango zu töten." Wieder nickte er. "Das stimmt, aber letztendlich hatte ihr Leben für mich auch keine Bedeutung." Rijan starrte in die Tiefe hinab. Sie konnte den Boden nicht sehen. Sie atmete tief durch. Die Luft hier oben war klarer und kühler als zwischen den ganzen Bäumen dort unten. Es war angenehmer und befreiender. Überhaupt war es eine sehr schöne und auch sehr stille Nacht. Und das war auch das, was sie ängstigte. Keine Vögel zwitscherten, keine kleinen Tiere wühlten auf dem Boden herum. Kein einziges Tier ließ sich hier blicken. Der Wald war wie ausgestorben. Es war die Ruhe vor dem Sturm, die hier herrschte. "Du hättest sie nicht töten müssen." Und doch während sie die Worte aussprach, wusste sie, dass er es hatte tun müssen. Sango war von ihrer Trauer derartig beherrscht worden, dass sie niemals aufgegeben hätte. Sie hätte nicht eines Tages erkannt, dass Sesshoumaru aus seiner Sicht heraus vollkommen richtig gehandelt hatte. Kohaku hatte versucht mit ihm zu spielen. Das war nichts, was Sesshoumaru einfach hinnahm. Wer mit ihm etwas auszufechten hatte, tat das direkt und zog nicht ein kleines unschuldiges Mädchen hinein. Ihm damit zu unterstellen, dass er erpressbar war, war ein Fehler gewesen. Ein tödlicher Fehler, auch wenn Kohaku damals keinen freien Willen gehabt hatte. Es zählte nicht für Sesshoumaru. Und Sango hätte ihren Bruder gerächt. Daran bestand kein Zweifel. Er hatte sie somit töten müssen, sonst hätte sie irgendwann doch noch ihre Rache bekommen. Rijan seufzte und kam sich plötzlich wieder sehr unbedeutend vor. Sie hätte das alles schon viel früher einsehen müssen. Doch sie war genauso verblendet gewesen wie Sango. Vielleicht sogar noch schlimmer, denn schließlich hatte sie im Grunde genommen keinen Grund für eine solch heftige Reaktion gehabt. Sie war ein Idiot, das war die schlichte Wahrheit. "Ich bin vollkommen nutzlos. Vermutlich werde ich deinen Kampf nur behindern." Sie hörte selbst, dass ihre Stimme vor Selbstmitleid nur so triefte. "Du bist eine Dämonenjägerin, oder?" Rijan nickte, doch die Überzeugung fehlte ihr. War sie das eigentlich wirklich? Sie hatte einmal fest daran geglaubt. Genauso wie sie angenommen hatte, dass Sesshoumaru im Unrecht gewesen war. Doch mittlerweile wusste sie, dass bei dieser Sache keiner Recht oder Unrecht gehabt hatte. Sowohl für Sango als auch für ihn war es richtig gewesen. Eine Dämonenjägerin? Wurde man zu einer Dämonjägerin, indem man deren Gewand anlegte? Wohl kaum. Sicher, sie konnte Dämonen töten, doch auch das machte sie nicht zur Dämonenjägerin. "Ich töte Dämonen. Das ist richtig. Aber eine Dämonenjägerin bin ich nicht." Sesshoumaru gab ein leises Knurren von sich. "Menschen!" Niemand außer Sesshoumaru brachte es fertig dieses einfach Wort wie ein Beleidigung klingen zu lassen. "Wir brauchen nun einmal ab und an etwas Bestätigung." Sie suchte nach einem Vergleich. "Wir sind wie Pflanzen. Die brauchen um gut zu gedeihen auch viel Fürsorge." "Und von wem hat dieser Wald Fürsorge erhalten?" Rijan hasste es, wenn er auf alles eine Antwort wusste. "Gut, dann ist das ein falsches Beispiel. Aber die Tatsache bleibt bestehen, Menschen brauchen Bestätigung." Sie blickte zu ihm auf und er schüttelte entschieden seinen Kopf. "Ich bin nicht dazu da, dein mickriges Selbstbewusstsein aufzubauen. Du musst selbst wissen, was du kannst." Er wandte ihr den Rücken zu. "Ich weiß es aber nicht. Ich weiß gar nichts mehr. Und wenn ich an deiner Seite kämpfen soll, wirst du mir jetzt schon mal etwas Nettes sagen müssen." Einzelne Haarsträhnen tanzten im Wind. Rijan seufzte, nein, natürlich würde er nichts sagen. "Du vergisst dabei eine Kleinigkeit." "Und was wäre das bitte schön?", fragte sie gereizt zurück. Dämonen waren wirklich anstrengend. Wie kamen diese überheblichen Geschöpfe nur auf die Idee, Menschen wären seltsam? "Ich habe dich nicht gebeten, hier zu sein. Kämpfe oder flieh. Es ist allein deine Entscheidung, was du tust." "Vor kurzem hast du aber noch gesagt, du wirst nicht zulassen, dass mir etwas geschieht." Er drehte sich leicht um, so dass sie die Streifen auf seinen Wangen sehen konnte. "So habe ich das nicht gesagt. Was mit dir geschieht, Rin, ist mir reichlich egal. Ein Mensch mehr oder weniger kümmert mich nun ganz bestimmt nicht." Wie Peitschenhiebe trafen diese Worte ihr Herz. "Was ich jedoch verhindern werde, ist, dass du wegen einer Sache stirbst, die mit dir rein gar nichts zu tun hat. Erinnere dich, das war schon immer so." Rijan kämpfte sich mühsam in eine stehende Position und sah ihn deutlich verletzt an. "Wegen einer Sache, mit der ich nichts zu tun habe? Jetzt vergisst du aber eine Kleinigkeit." "Ich vergesse nie etwas." Dieser überhebliche Tonfall gab ihr den Rest. "Im Grunde genommen kann ich jeden Tag sterben. Erinnere dich, Sesshoumaru, ich wäre schon längst tot, wenn du nicht Gott gespielt hättest." Sesshoumaru drehte sich komplett zu ihr herum und sah sie finster an. "Ich habe keineswegs Gott gespielt. Mir war es um genau zu sein vollkommen egal, was aus dir wird." Rijan wich einen Schritt zurück und taumelte dabei gefährlich. Seine Augen verengten sich einen Moment lang. "Aber du hast mir mein Leben zurückgegeben." Rijans Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, während sie ihn aus großen Augen ansah. "Nein, das habe ich nicht. Tensaiga hat dir dein Leben gegeben. Es war allein sein Wille." Nun, das war ihr neu und es schmerzte mehr als ihr lieb war. Sie verfluchte sich einmal mehr dafür diesen arroganten, selbstverliebten, menschenverachtenden Dämon zu lieben. "Aber ...", sie brach ab und versuchte den Schluchzer, der in ihrer Brust brannte, herunterzuschlucken. Dennoch kam er über ihre Lippen. "Es ist also ein Versehen, dass ich noch lebe.", murmelte sie und sah Sesshoumaru wieder an. "Dann kämpfe doch allein. Mir ist es vollkommen egal, ob du dabei drauf gehst oder nicht. Was macht es schon? Ein Dämon mehr oder weniger ist nun wirklich nicht der Rede wert." Sie versuchte verächtlich zu klingen, doch ihre Stimme zitterte bei jedem einzelnen Wort. Verdammt, wie konnte es sein, dass sie trotz seiner verletzenden Worte immer noch an ihm hing? Was für ein Mensch war sie, wenn sie so jemanden lieben konnte? Sie wusste es nicht und doch schien es das einzig Konstante in ihrem Leben zu sein. Es war egal, was er noch sagte, an ihren Gefühlen konnte er damit nichts ändern. "Ich bin stark, hörst du?" Die Worte kamen leise aber dennoch kamen sie und je öfter sie sie wiederholte, desto mehr glaubte sie auch selbst daran. "Mir ist es vollkommen egal, was du noch sagst. Es interessiert mich auch nicht, ob du lieber allein kämpfen würdest oder ob du mich mit diesen Worten nur versuchst abzuschrecken. Es spielt keine Rolle. Ich bin hier und ich werde nicht eher weichen, bis es keine Hoffnung mehr gibt." Genau so war es. Sie war kein naives, nutzloses Menschenweib. Sie hatte ihre eigene Kraft. Sie konnte Dämonen vernichten. Sie war gut darin. Sie hatte unzählige dieser Abarten in die ewigen Abgründe geschickt. Und sie würde mit Freude noch mehr dahinschicken. Sie würde diesem arroganten Kerl schon noch zeigen, warum Tensaiga damals ihr Leben als lebenswert ausgewählt hatte. Aus den Augenwinkeln sah sie ihn an, wie er dastand und sie betrachtete. Einen Moment hob sich sein rechter Mundwinkel tatsächlich einige Millimeter und sofort fühlte sie wie sie ihrerseits anfing zu lächeln. Nun, man musste diesem Dämon zumindest eines lassen. Er verstand es ihr Selbstvertrauen wieder aufzubauen. Und vermutlich hatte das eben besser funktioniert als alle Lobeshymnen dieser Welt. Jetzt nämlich glaubte sie auch selbst daran. Rijan drehte den Kopf und blickte ihm direkt ins Gesicht. "Es ist also egal, ob ich lebe oder nicht." Er zuckte nur mit den Schultern und Rijan schenkte ihm ihr breitestes Lächeln. Immerhin sah sie in seinen Augen sehr deutlich, dass ihn das etwas überraschte. Die neu gefundene Selbstsicherheit in ihr schenkte ihr noch eine weitere wichtige Eigenschaft. Und das war der Glaube. Glaube an Sesshoumaru. Sie vertraute auf diesen Dämon wie sie noch nie zuvor auf etwas Vertraut hatte. Und das sie das konnte würde sie genau jetzt beweisen. "Wir sehen uns unten.", meinte sie knapp, winkte ihm kurz und ließ sich kopfüber nach unten fallen. Wind blies ihr ins Gesicht, während sie von etwas weiter über sich ein lautes überaus wütendes "Chikuso" vernahm. Es trennte sie kein ganzer Kopf mehr vom überaus festen Boden, als Sesshoumaru, wenn auch sehr widerwillig, ihr Vertrauen in ihn bestätigte. Einzelne Blutadern zeichneten sich in seinen Augen ab, doch die Zeiten in denen Rijan Angst vor ihm gehabt hatte, waren vorbei. "Es ist dir wohl doch nicht so egal.", meinte sie lächelnd. "Baka!", fauchte er nur und ließ sie los. Rijans Lächeln vertiefte sich, während sie ihm nachsah. Schließlich folgte sie ihm doch. "Sag mal, jetzt wo wir sozusagen Partner sind, kann ich dich da Sessy nennen?" Ein tiefes Knurren erhielt sie zur Antwort. Ihr Gelächter hallte durch den ganzen Wald wieder. "Dann vielleicht Sess?" Sie überlegte weiter "Maru? Houmi?" Es folgten noch einige weitere, äußerst idiotische Namen, doch den Spaß wollte sie sich nicht nehmen lassen. Immerhin waren seine Worte einen Augenblick lang wirklich sehr verletzend gewesen. "Ich hätte dich doch dem Boden überlassen sollen.", erklärte er wenig später vernichtend. Sie hatten den Lagerplatz wieder erreicht. Rijan legte sich wieder auf ihren Schlafplatz und rollte sich zusammen. "Hai, ich mag dich auch." Fortsetzung folgt ... Ja, ja, meine süße Rijan erlaubt sich schon eine ganze Menge, nicht wahr? Auf jeden Fall ist mir das Mädel schon derartig ans Herz gewachsen, dass ich vermutlich sogar schon eine Idee für die nächste Fanfic hätte. Mal abwarten, erst mal muss ich schauen, ob Sess und Rijan die große bevorstehende Schlacht auch irgendwie überleben. Ach ja, hätt ich doch glatt meine Widmung vergessen. Dieser Part hier geht diesesmal an Taji-Nami, mit der ich mich immer wieder supernett unterhalten kann. (Ps. Danke für den Link. Werd mal schauen, ob ich da fündig werde.) Mata ne Rogi Kapitel 11: Der Kampf beginnt ----------------------------- Hallöchen ihr treuen Leser, okay, das ist Versuch Nummer 2 dieses Kapitel hochzuladen. Wehe, wenn ich jetzt wieder eine Fehlermeldung bekomme. Okay, der Teil hat wieder etwas länger als geplant gedauert, aber ihr wisst ja wie das so mit dem Stress ist. Dafür ist er glaube ich aber auch länger als sonst. Und ich bin auch grade so gut drin, dass es demnächst schon weiter gehen dürfte. Mal schauen, wann ich euch den nächsten Part hochlade. Aber jetzt erst mal viel Spaß (na ja, ob dieser Kampf wirklich Spaß macht, ist noch die Frage) mit dem neuen Chapter. So, here we go: Rijan hatte einen Albtraum erwartet, doch was tatsächlich eintraf war die Hölle auf Erden. Das jüngste Gericht, der Weltuntergang, Sodom und Gomorra. Alle schlimmen Bezeichnungen verloren ihre Bedeutung in Anbetracht des heutigen Tages. Wurmartige und sich der Umgebung anpassende Dämonen. Fliegende und durch die Erde kriechende Youkais. Einige spieen Feuer, andere versprühten Gift. Dämonen, die bissen, Dämonen die kratzten. Youkais mit schrillen Stimmen, die beinahe Rijans Kopf zum Platzen brachten. Sie waren groß oder winzig klein. Sie kämpften mit Waffen oder mit ihren eigenen todbringenden Möglichkeiten. Die einzige Gemeinsamkeit, die Rijan bei allen Dämonen feststellen konnte, war die Tatsache, dass sie todbringend waren. Nein, der Kampf überstieg ihre schlimmsten Albträume. Sie hatte in ihren Berechnungen einfach immer wieder vergessen die Vielfalt der Dämonen zu berücksichtigen. Es gab eben nicht nur Hundedämonen, es gab auch andere, die wie Wölfe waren, wie Katzen, Vögel, Würmer, Echsen. Beinahe sämtliche Tiere dieser Erde waren hier vertreten. Doch die schlimmsten waren klar die, die menschlich aussahen. Denn ihnen sah man nicht an, welche Art Dämon sie waren. Rijan presste ihre linke Hand auf den rechten Oberarm. Das Schwert lag schwer in ihrer freien Hand. Ihr Gesicht brannte von den vielen Kratzern, die man ihr zugefügt hatte. Ihr Kampfanzug war nichts weiter als ein in Fetzen gerissenes Kleidungsstück. Ihre Haare klebten durch das Blut an ihrem Kopf. Die Lungen schmerzten beim Atmen, denn die Luft war stickig und mit Schwefel gefüllt. Hitze zwang sie beinahe in die Knie von den brennenden Bäumen um sie herum. Der Himmel war tiefschwarz, denn nicht einmal die Sonne wollte Zeuge dieser Schlacht werden. Ihre Sicht war durch die beißenden Flammen stark behindert. Ihre Augen tränten und begannen das Bild vor ihr verschwimmen zu lassen. Mühsam schleppte sie sich vorwärts. Ihr linkes Bein zog sie dabei hinter sich her. Ein Dämon hatte sie mit seinen Klauen erwischt. Sie fühlte wie es langsam taub wurde. Gift ohne Zweifel. Ein Dämon stellte sich ihr in den Weg, doch sie köpfte ihn ohne große Anstrengung. Wieder hustete sie schwer. Sie befürchtete beinahe Blut zu spucken, doch wenigstens das blieb ihr erspart. "Menschenweib!", spie ein Youkai, der sich mit rasender Geschwindigkeit von oben auf sie herabstürzte. Rijan hob ihren Arm und umklammerte mit beiden Händen den knochigen Griff ihres Schwertes. Das beruhigte sie wieder etwas. Es erinnerte sie an den ersten Dämon den sie getötet hatte. Aus seinen Knochen war der kunstvolle Griff ihres Schwertes gefertigt worden. Der Dämon war zu schnell um noch auszuweichen. Er spießte sich geradewegs auf ihr Schwert. Die Erde unter ihr bebte, als sich ein überdimensionaler Wurm unter ihr erhob. Sie stürzte und rollte sich so geschickt ihr das noch möglich war ab. In gebückter Haltung wich sie gerade noch einem neuerlichen Feuerangriff eines Drachendämons aus. Sie hob ihren Kopf und all der Hass, die Wut und der Schmerz, der in ihr wütete, kam dabei zum Vorschein. "Ich werde heute nicht sterben.", flüsterte sie und wiederholte die Worte immer wieder, während sie sich erhob und mit einem mächtigen Satz in die Luft sprang. Sie wirbelte ihr Schwert und zerteilte einige Flugdämonen. Im Fallen schlitzte sie den Wurm der Länge nach auf. Blut spritzte ihr entgegen, doch dafür hatte sie längst kein Auge mehr. Sie wischte sich kurz über die Augen um wieder sehen zu können und hinkte dann weiter. Verdammt, dieses Bein würde noch ihr tot sein. Ihr Instinkt sagte ihr noch rechtzeitig sich umzudrehen. Doch die Krallen, die für ihren Rücken bestimmt waren, erwischten noch ihren langen Zopf und kürzten ihre Haare um ein beachtliches Stück. Das Geflecht löste sich und hing ihr wild um das Gesicht. Rijan fauchte wütend und stieß mit einem Schrei ihr Schwert in die Innereien des Dämons. "Verfluchte Dämonen." Sie zog das Schwert wieder heraus und setzte es zum abwehren eines anderen ein. "Nur ein Mensch.", meinte dieser menschlich aussehende Dämon abfällig. Sie sah nur noch wie sich seine Augen vor Erstaunen weiteten, als sich ihr Messer dazwischen bohrte. "Keh!", fauchte sie und kämpfte weiter. Es war ausweglos, das wusste sie längst. So viele Dämonen sie auch tötete, es kamen immer wieder neue. Es hörte einfach nicht auf. Sie konnte längst nicht mehr sagen, wie lange sie schon kämpfte, oder wie spät es überhaupt war. Hatte der Tag schon begonnen? Sie wusste es nicht. Es war immer noch dunkel. Die Regenschleusen öffneten sich und der Boden unter ihr begann matschig zu werden. Blut, Schleim, Regen und Erde vermischten sich zu einem richtig gehenden Sumpf. Es erschwerte ihre Bewegungen um einiges. "Rijan!" Sie hörte ihren Namen nur sehr leise und blickte sich hastig suchend um. Jaken stand nicht weit von ihr entfernt und bekämpfte mit seiner feuerspuckenden Stabwaffe einige Dämonen. Es verwunderte sie, dass er nach wie vor hier war. Die Unachtsamkeit wurde sofort bestraft, als sie erneut einige Klauen an ihrem rechten Arm erwischten. Sie schrie auf und Tränen schossen erneut in ihre Augen. Verdammt, die gleiche Stelle wie vorhin. Sie drehte sich um und stach erbarmungslos zu. Der Arm begann schwerer zu werden. Jede Bewegung verursachte Schmerzen in ihrem Körper. Erneut bebte die Erde unter ihr. Wie viele dieser Würmer gab es eigentlich? Diesmal gelang ihr das Abspringen nicht rechtzeitig. Sie wurde abgeworfen und landete etwas entfernt in einem Gebüsch. Einen Moment blieb sie benommen liegen. Sie hörte den Schlachtenlärm deutlich in ihren Ohren. Gott, sie war so müde. Und dennoch rappelte sie sich auf. Versuchte erneut Mut für einen hoffnungslosen Kampf zu finden. Sie hatte noch nicht einmal richtig geschlafen, da war plötzlich ein unglaublicher Lärm ausgebrochen. Mit Mühe hatte sie ihr Schwert ergriffen und anfangen sich zu verteidigen. Wie lange war das nun wohl schon her? Es waren einige Stunden, da war sie sich sicher. Und doch lebte sie noch. Das grenzte an ein Wunder. Sie rappelte sich auf. Stützte sich dabei ohne darüber nachzudenken auf ihren verletzten Arm, der ihr sogleich auch wegknickte. Sie landete wieder auf ihrem Rücken. Ein stechender Schmerz pochte in ihrem Arm. Einen Moment gestattete sie sich die Tränen, die schon die ganze Zeit in ihren Augen brannten. Sie setzte sich auf und linste durch das Gebüsch. Ein Moment der Erholung war das hier. Sie war nur ein Mensch. Die meisten Dämonen scherte sie nicht weiter. Sie hatten höhere Ziele. Solange sie nicht kämpfte und etwas abseits war, beachtete man sie nicht. Beinahe schien es ihr ein Segen zu sein. Ihr Blick glitt suchend umher, während sie weiter geduckt im Gebüsch sitzen blieb. Jaken hielt sich tapfer. Er stand wie eine Statur auf seinem Platz und setzte seinen Feuerstab rings um sich herum ein. Damit vernichtete er immerhin eine ansehnliche Zahl an Dämonen, doch natürlich reichte das nicht. Ihr Blick schweifte weiter. Beinahe hätte sie lachen müssen. Dämonen waren manchmal wirklich dumm. Nur weil sie sich im Wege standen, zerfetzten sie sich teilweise selbst. Das kam ihr zwar zugute, doch es nützte einfach nichts. Sie hatte nicht gezählt, wie viele Dämonen sie erledigt hatte, doch es mussten hunderte gewesen sein. Anfangs war es so einfach gewesen. Sie hatte springen, abrollen, sich an Bäumen abstoßen können. Sie hatte Tritte ausgeteilt, die einigen Dämonen das Genick gebrochen hatten. Sie hatte ihr Schwert todbringend um sich herumgewirbelt und ihr Messer eingesetzt. Sie hatte ihre Ellenbogen benutzt war flink wie eh und je umher gerannt, doch das war nur am Anfang gewesen. Sie sollte froh sein, dass sie noch nicht schwerer verletzt war, doch die Freude stellte sich einfach nicht ein. Deprimiert ließ sie den Blick an sich hinabwandern. Ihr Kampfanzug war als solcher wirklich kaum noch zu erkennen. Die Hosenbeine waren fast komplett zerfetzt, ebenso die Ärmel. Der Stoff, der über ihren Bauch spannte, war teilweise zerrissen, an ihrer Schulter konnte sie deutlich ausmachen, wo genau die Krallen eines Dämons entlang geschrammt waren. Und überall zeichneten sich Kratzer, Risse, blaue Flecken und blutige Wunden ab. Sie betastete vorsichtig die blutigen Wunden an ihrem Bauch. Augenblicklich zuckte sie zusammen. Verdammt, lange würde sie es wirklich nicht mehr machen. Ihre Beine sahen zum Fürchten aus. Die Wunde an ihrem rechten Oberarm blutete viel zu stark. Das linke Bein bekam eine bedenkliche Farbe. Sie schlug fest darauf, doch kein Gefühl machte sich dort breit. "Welch ein Glück, dass dieser Mistkerl schon tot ist." Sie strich sich die Haare zurück und gestattete sich einen Moment der Trauer um ihre schöne Pracht. Jetzt reichten sie gerade einmal noch bis zu den Schultern. Es gab schlimmeres, das versuchte sie sich einzureden, doch genau das brachte sie erneut zum Weinen. "Es sind nur Haare.", schluchzte sie und konnte doch nicht aufhören. Es erschien ihr als hätte sie etwas viel Wertvolleres verloren. Als hätte sie erneut etwas verwundet, blickte sie gehetzt auf. Ihr Blick schweifte panisch über die kämpfende Menge. Es war nicht schwer zu finden, was sie suchte. Oder besser wen sie suchte. Natürlich nicht, denn er war sozusagen das Zentrum des Orkans. Ihr Herz wurde schwer. Sie war so mit ihrem Kampf beschäftigt gewesen, dass sie sich nicht auf ihn hatte konzentrieren können. Sie erhaschte einen Blick auf seine rotglühenden Augen. Doch diesmal war es anders. Es schien als würde das Blut auch aus seinen Augen herauslaufen. Es floss über sein Gesicht, aus seinem Mund, besudelte den Rest der Kleidung, der ihm noch geblieben war. Seine Hosenbeine waren mindestens genauso zerfetzt wie ihre. Sein Hemd war kaum noch vorhanden. Tiefe Wunden zeichneten seinen Rücken, seine Brust, seine Arme, selbst seine Beine. Er schien einfach überall zu bluten und doch stand er vollkommen aufrecht und wehrte sich mit allem was ihm möglich war. Sein Schwert Toukijin benutzte er längst nicht mehr. Klauen waren seine Verteidigung. Beklommen schaute sie ihm zu. Er war noch erstaunlich bewegungsfähig. Sie sah wie er losspurtete, den Arm weit von sich gespreizt. Sie sah das Blut spritzen, als seine todbringenden Klauen die Dämonen rechts und damm links scharenweise zerfetzten. Er sprang in die Luft, stieß sich in einer 180grad Wendung von einem in Flammen stehenden Baum ab, schleuderte seine Beine nach vorne und traf einen weiteren Dämon genau in Magen und Gesicht, ehe sich auch dort wieder seine Klauen in das Fleisch des Dämons bohrten. Sesshoumaru landete ohne groß außer Atem zu sein. Der Kampf ging nahtlos weiter. Neue Dämonen stürzten heran. Von oben kamen sie, von rechts und links. Sie gruben sich aus dem Boden und umschlangen seine Beine. Immer wieder hielt Rijan die Luft an, als andere Youkais ihn verletzten. Seine Wunden noch vergrößerten. Sie hielt sich die Hände vor die Augen als ein Dämon in Sesshoumarus linke Wade biss und ein ganzes Stück Fleisch herausfetzte. Sie hörte ihn Knurren und fauchen. Hörte wie das Tier in ihm immer stärker wurde. Sie verstand nicht, weshalb er sich noch nicht verwandelt hatte. Er war viel größer, mächtiger und stärker, wenn er sich in seine tierische Form verwandelte. Wieso zögerte er? Was hielt ihn zurück? Verstand er immer noch nicht, dass das sein letzter Kampf war? Rijan lugte zwischen ihren Fingern hervor. Es war ein so gruseliges Bild, das sich ihr bot. Widerliche Kreaturen, nagten an Sesshoumarus Haut. Feuerballen flogen überall herum und setzten trotz des anhaltenden Regens alles in Flammen. Tiefes Donnergrollen vermischte sich mit den ursprünglichen Lauten von wild gewordenen Bestien. Rijan kämpfte mir ihrem inneren Schweinehund. Sie versuchte ihre Angst in den Griff zu bekommen. Es half nichts. Sie wollte dorthin nicht zurück. Sie war schwach, sie konnte sich kaum noch bewegen. An kämpfen war nicht einmal mehr zu denken. Sie konnte fühlen wie die Dunkelheit sie niederkämpfen wollte. Noch wehrte sie sich, doch wie lange konnte sie das noch schaffen? Was wenn sie mitten im Kampf doch noch der wohltuenden Dunkelheit erlag? Sie hatte nicht vor ohnmächtig zu werden, doch die Schmerzen waren so groß. Sie hustete bei jedem Atemzug, so stickig war die Luft geworden. Der Schwefel brannte in ihrer Kehle, ließ ihre Augen tränen. Das Gift fing an sich auszubreiten. Der Arm war schwer geworden. Sie glaubte nicht ihn je wieder bewegen zu können. Die Verwundung an ihrem Bauch pochte und brannte, als hätte man sie gerade frisch verbrannt. Sie konnte nicht mehr, das war die einfache Wahrheit. Sesshoumaru brauchte sie, daran bestand kein Zweifel. Sesshoumaru brauchte momentan jeden, der ihm beistehen konnte. Und obwohl sie das wusste, obwohl sie diese tiefen Gefühle für ihn hegte und einst geschworen hätte mit ihm durch die Hölle zu gehen, schaffte es nichts auf dieser Welt sie zurück in den Mittelpunkt des Geschehens zu bringen. Hier war sie sicher. Nun, nicht wirklich, aber sie war außerhalb des Blickfeldes der meisten Dämonen. Sie war unwichtig. Beinahe zauberte das ein Lächeln auf ihr geschundenes, blut- und schleimverschmiertes Gesicht. War es nicht das was Sesshoumaru ihr immer wieder gepredigt hatte? Diesen Triumph würde er wohl nicht mehr genießen können. Es brach ihr Herz, es schmerzte mehr als alle körperlichen Wunden zusammen, ihn im Stich zu lassen. Sie wollte nicht feige sein. Sie versuchte Kraft in sich zu finden, doch da war keine mehr. Sie war ausgebrannt. Sie war leer. Und vermutlich würde sie es für immer sein. Sie war eine Verräterin. Sie war ihr schlimmster Albtraum. Ihr schlimmster Feind wohnte in ihr selbst. Sango würde schön lachen, wenn sie sähe, was aus ihr geworden war. Was aus ihren großen Plänen, ihrer Verantwortung geworden war. Rijan wollte zurück zu ihm und doch gleichzeitig weit fort von hier sein. Sie war nur ein Mensch. Das war die erschreckende Wahrheit. Und Menschen konnten noch so sehr lieben, wenn es hart auf hart kam, rannten sie fort. Sie rannten um ihr eigenes Leben unabhängig davon, was aus ihren Liebsten wurde. Gott, was war sie für ein erbärmliches Wesen. Kroch hier still und heimlich davon, obwohl sie ihm geschworen hatte, erst zu gehen, wenn er es wollte. Er hatte ihr letzte Nacht gesagt, dass er darauf vertraute, dass sie notfalls wegrannte. Nun, wie es aussah hatte er sie besser gekannt als sie sich selbst. Rijan zog sich mühsam über den feuchten Boden. "Gomen nasai.", flüsterte sie und weinte bittere Tränen. Sie versucht sich zu sagen, dass es nicht falsch war. Es war ihr Leben das sie hier schützen wollte. Es war in Ordnung so zu handeln und doch fühlte sie sehr deutlich, dass es das nicht wahr. Es waren die faulen Ausreden eines feigen Menschen, der erkannte, dass die Liebe, die er tief in sich spürte, nicht stärker war als alles andere. Das sie nicht dafür sorgte, dass man über sich hinauswuchs. Sie sackte zusammen, beinahe unfähig sich zu bewegen. Rijan konnte Sesshoumaru noch immer hören, obwohl sie ein ordentliches Stück hinter sich gebracht hatte. Sie hörte ihn schnaufen, ihn knurren. Sie hörte wie man ihm weh tat und wollte ihre Hände auf ihre Ohren pressen, um das nicht wahrnehmen zu müssen. Doch das Gift war zu weit vorangekommen. Sie konnte ihre Arme nicht mehr bewegen. Sie konnte rein gar nichts mehr tun, außer hier liegen zu bleiben und darauf zu hoffen, dass man sie verschonte. Unablässig flossen die Tränen ihre Gesicht hinab und vermischten sich mit dem feuchten Boden unter ihr. Dieses Gift war tückisch. "Chikuso!", fluchte sie tränenerstickt. Es tötete sie nicht. Nein, es lähmte sie nur. Ihr Geist war nach wie vor hellwach. Welche ein gemeine Methode seine Opfer zu vernichten. Man beraubte sie ihrer Seele, indem sie eigentlich vollkommen wehrlos waren. Es war vermutlich nicht einmal der Plan des Dämons gewesen. Er hatte sie lähmen wollen um sie dann leichter zu töten. Sie wusste nicht einmal genau wie er es getan hätte. Doch jetzt erschien ihr das alles noch viel schlimmer. Weit genug vom Ort des Geschehens entfernt um nicht mehr sehen zu müssen, aber doch nicht weit genug entfernt um auch nichts mehr hören zu müssen, lag sie hier vollkommen bewegungsunfähig und musste dem Niedergang des einzigen Wesens dieser Erde lauschen, von dem sie einst gedacht hatte, nichts würde ihn bezwingen können. Vielleicht wäre es gar nicht so schlecht, wenn man sie nun umbrachte. Wollte sie wirklich so weiterleben? Womöglich verlor das Gift irgendwann seine Wirkung, doch sie musste damit leben, Sesshoumaru im Stich gelassen zu haben. Sie musste mir ihrer eigenen jämmerlichen Existenz klar kommen. Ja, plötzlich machte der Tod ihr eigentlich keine Angst mehr. Sie hörte Schritte. Hektische Schritte. Panik kam wieder in ihr zum Vorschein. Das war nur theoretisch gedacht gewesen. Sie wollte nicht sterben. Sonst würde es doch gar keinen Sinn machen, dass sie davon gelaufen war. Nein, sie wollte nicht sterben. "Nein!", flüsterte sie. "Nein. Nein, nein!" Sie sandte stumme Gebete gen Himmel. Doch er war so schwarz und dunkel, dass sie nicht glaubte, dass die Gebete bis in den Himmel vordrangen. Das war also ihr Ende. Vernichtet von einem Dämon ohne sich dagegen wehren zu können. Wenn das keine Ironie des Schicksals war. Die Schritte verstummten neben ihrem Körper. Sie schloss die Augen, nur um sie wieder zu öffnen. Nein, sie wollte sehen wer sie tötete. Unsanft wurde sie nach oben gezerrt und blickte in ein stark blutendes Gesicht. Die Erleichterung, die sie erfasste, trieb ihr erneut die Tränen in die Augen. Sesshoumaru! Das Blut in seinen Augen rauschte so stark, dass er sie kaum wahrnahm. Er blickte zurück, sah sich argwöhnisch um und umklammerte sie dann fest, bevor er zielsicher durch den Wald hechtete. Er hob ab und landete auf einem wenig stabilen Ast. Weiter und weiter ging ihre Reise. Rijan wollte ihn berühren. Wollte sicher sein, dass er noch lebte, doch sie konnte sich einfach nicht bewegen. Sie fühlte nichts. Sie wollte ihn aber fühlen. Sie wollte seinen Herzschlag fühlen. Und doch blieb ihr das versagt. Es krachte laut, als sie erneut ihr Herz brechen hörte. "Hast du das auch gehört? Ich wusste nicht, dass ein Herz so laut brechen kann.", flüsterte sie undeutlich. Selbst die Muskeln in ihrem Gesicht begannen nun gelähmt zu werden. Lange würde sie nicht mehr sprechen können. "Das war ein Ast.", entgegnete er brummend. Es beruhigte sie seine dunkle, tiefe Stimme zu hören. Beinahe glaubte sie alles wäre in Ordnung. Rijan gab auf und überließ sich der Dunkelheit, die schon so lange den Besitz von ihr gefordert hatte. Womöglich stimmte es ja doch und wenn sie aufwachte war alles wieder in Ordnung. Nur ein böser Traum. Sie lächelte leicht ehe auch ihr Gesicht keine Regungen mehr zeigte. Und die berühmten Worte: Fortsetzung folgt ... So, das war es mal wieder von mir. Hoffe ihr könnt dem allem etwas abgewinnen. Ich hatte eigentlich vorgehabt die Schlacht intensiver zu beschreiben, aber während dem Schreiben fiel mir leider auf, dass ich das nicht so wirklich kann, Dinge die man sehen sollte, auch so zu beschreiben, dass sie lebendig werden. Na ja, da muss ich halt durch. Okay, last but not least habe ich Gefallen daran gefunden, meinen treuen Leser jeweil ein Chapter zu widmen. Insofern geht das hier an meine liebe Timespirit, die mit die erste war, die mir ein Kommi zu dieser Fanfic geschrieben hat. Also vielen Dank an dich. Gruß Rogue Kapitel 12: Ab heute bist du allein ----------------------------------- Hallöchen meine lieben treuen Leser, selbstverständlich weiß ich, dass ihr alle in euren Kommentaren furchtbar übertreibt, aber ich muss doch gestehen, dass ich richtig gehend süchtig danach bin. So, dann muss ich noch sagen, dass ich extrem schockiert bin. Eigentlich hatte ich nämlich gedacht, einen sehr guten Schluss des letzten Kapitels gewählt zu habe. Es kam mir gar nicht wie ein Cliffhanger vor. Ich dachte, das wäre ein sehr schöner Abschluss, nichts wo man voll Spannung sitzen gelassen wird. Okay, ich habe mich offenbar geirrt und entschuldige mich damit vielmals. Dafür war ich doch jetzt auch für meine Verhältnisse sehr schnell mit dem nächsten Part, gelle? So, here we go: "Rin!" Ein Wort, das Rijan seltsam vertraut vorkam, versuchte in ihr Bewusstsein einzudringen. Zuerst fiel es ihr schwer es zuzuordnen. Es fiel ihr überhaupt schwer einfach nur zu denken. Was war geschehen? Sie glaubte sich an einen Kampf erinnern zu können. Der Geruch von Blut stieg ihr in die Nase. Richtig, da war ein Kampf gewesen. Eine Schlacht von überdimensionalen Ausmaßen. Tod, Schmerz und Elend hatte sie umgeben. Langsam erinnerte sie sich an den Dämon, der sie vergiftet hatte. Ja, jetzt fiel es ihr wieder ein. Sie konnte sich nicht mehr bewegen. Das Gift hatte sich in ihrem Körper ausgebreitet. Sie war gelähmt. Rijan versuchte die Augen zu öffnen, doch panisch erkannte sie, dass sie nicht einmal mehr das zu tun vermochte. Sie erinnerte sich an Sesshoumaru. Gerade als sie gedacht hatte, ihr Ende würde kommen, war er es gewesen, der sie von dort weggebracht hatte. Wo war sie jetzt? Sie lauschte, versuchte ihre Sinne zu schärfen. Es war still hier. Nein, das stimmte nicht. Die Geräusche schienen gedämpft zu sein. Als wäre sie unter der Erde. Panik ergriff erneut von ihr Besitz. War sie wirklich unter der Erde? Hatte man sie begraben? Es dauerte einen Moment bis Rijan die Panik wieder unterdrückt hatte. Nein, sie musste logisch an die Sache herangehen. Sesshoumaru war gekommen um sie zu holen. Sie versuchte sich daran zu erinnern, ob der Kampf vorbei war. Doch sogleich verwarf sie den Gedanken wieder. Nein, es gab keine Möglichkeit, dass Sesshoumaru diesen Kampf überlebt hatte. War er geflohen? Nun, auch das konnte sie sich nicht vorstellen. "Rin, mach die Augen auf." Sesshoumarus Stimme klang seltsam gepresst. Es klang nicht wirklich nach ihm. Rijan versuchte seinem Befehl Folge zu leisten, doch es ging einfach nicht. Sie wollte etwas sagen, doch auch das erschien unmöglich. Verdammt, sie hatte überhaupt keine Kontrolle mehr über sich. Sie hörte etwas klatschen. Hatte er sie etwa geschlagen? Nun, sie konnte es nicht sagen, denn keinerlei Gefühl stellte sich in ihr ein. "Ich schwöre dir, dass ich dich eigenhändig umbringe, wenn du nicht sofort die Augen aufmachst." Diesen unnötigen Aufwand konnte sie ihm vermutlich ersparen. Lange würde es wohl nicht mehr dauern bis das Gift sie umbrachte. Es war erstaunlich wie gelassen sie das erkennen konnte. "Rin!" Ein Fauchen, kaum mehr als Wort zu erkennen und doch wusste sie, das es ihr Name war. Ihr Name aus dem Mund eines Dämons der deutlich nicht mehr das Tier in ihm unter Kontrolle hatte. Rijan fürchtete nun wirklich um ihre Sicherheit. Sie nahm all ihre Willenskraft zusammen und versuchte die Augen zu öffnen. "Geht... nicht." Ihre eigene Stimme klang gekrächzt und fremd in ihren Ohren. Aber immerhin, sie hatte gesprochen. Irrte sie sich oder ließ die Lähmung nach? Beinahe glaubte sie, sie würde fühlen können wie Sesshoumaru sie wenig rücksichtsvoll durchschüttelte. "Warum seid ihr Menschen immer so dumm? Gift verteilt sich schneller, wenn man sich bewegt." Seine Belehrungen konnte er sich sonst wohin stecken. Sie hätte auch gerne verhindert, dass sie gelähmt wurde. Sie hatte auch keine große Lust zu sterben. Glaubte er etwa, sie hatte sich gerne von diesem idiotischen Dämon kratzen lassen? Der Wunsch ihm einen zornigen Blick zuzuwerfen, verlieh ihr ungeahnte Kräfte. Langsam aber sicher hoben sich ihre schweren Augenlider. Doch die Verärgerung, die sie eben noch gefühlt hatte, wich einem beklemmenden Gefühl in der Brust. Sie hatte vergessen, dass man ihn auch verwundet hatte. Wie hatte sie das vergessen können? Voller Bestürzung sah sie in sein geschundenes, zerkratztes Gesicht. Die Haut hatte sich teilweise blau verfärbt. Tiefe Wunden zogen sich über seine Schläfen und Wangen. Die Wunden würden sich entzünden, da sich sein Blut mit schlammiger Erde vermischte. "Du bist verwundet!", flüsterte sie entsetzt. Siehe da, auch das fiel ihr jetzt wieder leichter. Für was Verwundungen doch alles gut waren. Offensichtlich reichte allein sein Anblick aus um sie genesen zu lassen. Rijan rief sich zur Ordnung und sah ihm in die blutroten Augen. Es schien als könnten sie das Blut, das dort hindurchrauschte, nicht länger halten. Ein schauriger Anblick bot sich Rijan, als dicke blutige Tränen seine Wangen hinab liefen. "Nicht der Rede Wert.", winkte er ab und stand auf. Das ermöglichte Rijan seinen weiteren Gesundheitszustand zu inspizieren. Nun, Sesshoumaru war schon immer gut im untertreiben gewesen. Denn nichts anderes war auch das gewesen. Eine Untertreibung. Man hatte ihn schlimm zugerichtet. Sein Suikan sah nicht viel besser aus als Rijans Kampfanzug. In Fetzen gerissen. Unter den deutlichen Rissen prangten tiefe, blutende Narben. Der Stoff hatte sich teilweise festgeklebt. Das tat bestimmt bei jeder Bewegung weh. Rijan hätte sich am liebsten geschüttelt, wenn nicht ihr eigener Zustand das verhindert hätte. Seine Waden überzogen lange Wunden, die deutlich von Krallen herrührten. Man sah die Stellen, an denen abartige Dämonen sich in sein Fleisch verbissen hatten. In Rijan erwachte eine mörderische Wut. Wie hatte man es wagen können, ihn auf so niederträchtige Art und Weise anzugreifen? Sie blickte zurück in sein Gesicht, nicht länger fähig, seine Erscheinung zu betrachten. Es schmerzte sie in der Seele zu sehen, was man ihm angetan hatte. Und es erinnerte sie daran, was man ohne Zweifel noch tun würde. "Der Kampf?", fragte sie leise. Er blickte nicht zu ihr. Sein Blick schweifte in die Dunkelheit, die sie umgab. Rijan fiel erst jetzt auf, warum die Geräusche so gedämpft gewesen waren. Sie war in einer Höhle. Und sie musste sehr tief im Inneren sein, denn kein Lichtstrahl brach zu ihnen durch. Nur das Licht einer Fackel tauchte diesen düsteren Ort in ein unheimliches Licht. Schatten der Flammen tanzten auf seinem breiten Rücken, auf seinen schmutzigen, nassen Haaren. Sie hoffte, dass es nur Wasser und kein Blut war, dass sein Haar befleckte. "Nur verschoben. Sie sind dort draußen." Rijan fröstelte, obwohl sie keinerlei Gefühl in ihrem Körper hatte. "Du musst keine Angst haben, du bist in Sicherheit. Vorerst zumindest.", fügte er leise hinzu. Es war als wollte er testen, wie sehr die Wände seine Worte hallen ließen. "Jaken ist tiefer hinunter gegangen. Er schaut sich um." Als wären damit alle Fragen beantwortet. Rijan wollte ihre Hand heben, doch es gelang ihr einfach nicht. Deutlich wurde ihr dadurch wieder klar, wie schlimm es um sie selbst stand. "Sicher.", meinte sie verärgert. "Ich sterbe, was kann daran sicher sein. Für jemand, der geschworen hat, mich nicht sterben zu lassen, hast du auf der ganzen Linie versagt." Langsam drehte er sich zu ihr um. Seine Augen schienen zu pulsieren. Es ängstigte Rijan. Es ängstigte sie sogar mehr, als sie bereit war zuzugeben. Er knurrte bedrohlich. "Unsinn!", zischte er deutlich verärgert. Es war vielleicht keine so gute Idee gewesen, ihn als Versager hinzustellen, solange sie ihm so vollkommen ausgeliefert war. Andererseits machte es doch nun wirklich keinen Unterschied, ob sie sofort starb oder doch eher in einer Stunde. "Kein Unsinn. Ich kann es fühlen." Sesshoumaru schien sich eigentlich gar nicht zu bewegen. Doch plötzlich kniete er neben ihr, seine Hand fest um ihr Kinn gelegt. Es war unglaublich, aber sie fühlte diese Berührung sehr deutlich. Es schmerzte. Unbehaglich sah sie in seine Augen. "Du fühlst das Gift, das dich lähmt. Mehr nicht, Rin. Es wird bald seine Wirkung verlieren." Automatisch vergrößerten sich ihre Augen. Das Gift war überhaupt nicht tödlich? "Und das macht alles besser?", schleuderte sie ihm wütend entgegen. "Verdammt, es ändert rein gar nichts. Ich bin verwundet. Ich kann mich nicht bewegen und dich wird man umbringen. Was zum Teufel soll daran gut sein?" Er ließ ihr Kinn los und betrachtete ihre Verwundung. Einen Moment schämte sie sich etwas, da ihre zerfetzte Kleidung nicht mehr sehr viel von ihr verdeckte, doch dann schalt sie sich selbst eine dumme Gans. Das hier war immerhin Sesshoumaru, der einzige Dämon dieser Erde, dem man sich nackt an den Hals werfen konnte und der sich daraus nun wirklich nichts machte. Einen Moment lang fragte sie sich, wie er sich überhaupt jemals hatte paaren können. Außerdem blutete sie beinahe an jeder Stelle, sich über romantische Dinge den Kopf zu zerbrechen, war nun wirklich unsinnig. Sie sollte sich wohl eher sorgen machen, wenn er das tatsächlich irgendwie erregend fand. Ein neuer Gedanke bemächtigte sich ihrer. "Du stehst doch nicht auf Blut?", hackte sie misstrauisch nach. Sesshoumaru blickte wieder in ihr Gesicht. Einen Moment schwieg er sich darüber aus, doch schließlich stand er auf und schüttelte langsam seinen Kopf. "Nein, Rin, nicht einmal Menschenblut übt auf mich irgendeinen Reiz aus." Röte stieg ihr ins Gesicht. "Nun, ich dachte ja auch nur." Vielleicht war es eine Täuschung des flackernden Lichtes, doch Rijan hätte schwören können, dass er sie einen Moment lang amüsant fand. "Steh auf!", befahl er in gewohnt energischem Ton. Rijan seufzte tief. "Sagte ich nicht gerade, dass ich mich nicht bewegen kann?" Er zuckte nur mit den Schultern und zog sie kurzerhand auf die Beine. Zu ihrer Überraschung fiel sie nicht gleich wieder hin. Etwas taumelnd aber durchaus stehend hielt sie sich aufrecht. Sesshoumaru umrundete sie und schüttelte dann seinen Kopf. "Verletzt ja, tödlich nein.", erklärte er. Rijan fand seine Art momentan wirklich nervend. Sie war steif wie ein Brett, fühlte nichts mehr und sah doch wie sie überall blutete. Es interessierte sie herzlich wenig wie sehr sie verletzt war. Sie sah wie er sich niederkniete und etwas vom Boden nahm. Es sah nach Kräutern aus. "Das vertreibt das Gift.", erklärte er und Rijan musste eine erneute Demütigung hinnehmen. Da sie sich nicht bewegen konnte, musste sie artig den Mund aufmachen und sich von ihm füttern lassen. Schlimmer konnte es kaum noch werden. "Du hast länger durchgehalten, als ich dachte." War das eben ein Kompliment gewesen? Rijan antwortete nicht, sondern kaute weiter auf den Kräutern herum. Je schneller sie sich wieder bewegen konnte desto besser. "Obwohl es ja besser wäre, wenn die Lähmung länger anhalten würde." Gold schimmerte plötzlich in seinen Augen. War er so willensstark, dass er die Kontrolle allein durch seinen Willen zurückbekam? "Du meinst, weil ich dann hier bleiben müsste?", hakte sie mit vollem Mund nach. Er nickte, seufzte aber dann. "Allerdings wäre es nicht besonders schlau von mir, dich wehrlos zurückzulassen." Rijan erwiderte darauf besser nichts. Schließlich ließ er sie im Grunde genommen wehrlos zurück. Er war es doch, der sie ständig rettete. Langsam fühlte sie wie ein leichtes Kribbeln in ihren Fingern erwachte. Das Zeug wirkte schnell. "Wozu dieses Gift?", fragte sie neugierig. Sesshoumaru antwortete erst nicht. Sie sah zu wie er in regelmäßigen Abständen seine Hand öffnete und wieder zu einer Faust ballte. Vermutlich konnte er dadurch die Geschwindigkeit seines Blutes beeinflussen. Rijan fragte sich wozu er das eigentlich tat. War es nicht besser für ihn, wenn er seinen primitiven Bedürfnissen nachgab? Ein mordlustiges Tier konnte einiges bewerkstelligen. Seine Chancen würden dadurch enorm steigen. "Es soll die Opfer bewegungsunfähig machen, weil diese Art Dämon nicht jagen oder kämpfen kann." Na wunderbar, Rijan war somit also nicht nur einfach von einem Dämon vergiftet worden, nein, es war auch noch ein Dämon gewesen, der ihr vom Prinzip her hoffnungslos unterlegen hätte sein müssen. Super! Darauf konnte sie sich ja nun wirklich viel einbilden. "Du hättest dich nicht bewegen dürfen. Das hat die Verbreitung des Giftes beschleunigt." Sie schenkte ihm ein sarkastisches Lächeln und stellte dabei fest, dass seine Augen wieder vollkommen golden waren, nur hier und da zogen sich noch dünne Blutadern durch das Weis seiner Augen. "Na, wenn ich das vorher gewusst hätte, hätte ich natürlich die Dämonen gebeten, eine kurze Pause einzulegen." Einen Moment lang schien das Blut in seine Augen zurückzuspritzen, doch er bekam es wieder unter Kontrolle. "Das ist nicht lustig, Rin. Du hättest schon viel früher verschwinden sollen." Rijan spannte ihre Finger an. Sehr schön, sie bekam die Kontrolle zurück. "Unsinn! Ich habe eine Menge Dämonen erledigt. Selbst halb gelähmt war ich noch recht gut." Sie wusste selbst wie überheblich sie gerade klang. Doch eigentlich wusste sie, dass er Recht hatte. Sie konnte ihm nun nicht mehr helfen. Selbst wenn das Gift nachließ, war es noch da. Es konnte Stunden dauern bis sie sich wieder vollkommen bewegen konnte. Ganz abgesehen von ihren Wunden. Momentan verhinderte das Gift größere Schmerzen, aber die würden ohne Zweifel kommen. Der Kick des Kampfes war vorbei. Da fühlte man keinen Schmerz. Doch jetzt hier in der Ruhe würde er über sie hereinbrechen. Vorsichtig drehte sie sich von ihm fort. Wenn sie nicht aufpasste würde sie gleich anfangen zu heulen. "Das bestreite ich auch nicht. Du bist besser als die meisten Kämpfer, die ich in meinem Leben gesehen habe. Doch du bist nur ein Mensch." Rijans Augen begannen zu Tränen. Er sollte aufhören zu sprechen. Sie wusste, was sie war, sie wusste, dass sie schwach war und dass sie ihm nicht helfen konnte. "Du verabschiedest dich gerade, oder?", flüsterte sie angespannt. Es gab keinen anderen Grund, warum er so nette Dinge zu ihr sagte. Schweigen schlug ihr als Antwort entgegen. "Ich werde dich aber nicht gehen lassen. Ich bleibe an deiner Seite. Solange ich da bin, musst du kämpfen. Du hast geschworen mich in Sicherheit zu bringen. Wenn ich mich weigere, bleibt dir nichts anderes übrig, als zu überleben." Wunschdenken, doch sie klammerte sich daran. Sesshoumaru griff nach ihrem Handgelenk und wirbelte sie herum. Noch nicht fähig ihre Glieder so zu bewegen, wie sie wollte, konnte sie nicht verhindern, dass sie gegen ihn prallte. Doch ihm erst einmal so nah zu sein, sorgte dafür, dass ihre Arme ihn wie von selbst umschlangen. Sie würde ihn ganz bestimmt nicht mehr loslassen. Sie spuckte die Kräuter wieder aus. "Was soll das?", fragte er verständnislos. Doch sie schwieg. Solange sie nicht mehr die Kräuter kaute, konnte das Gift auch nicht verschwinden. Ihre Arme blieben somit steif und halfen ihr dabei ihn nicht mehr loszulassen. "Rin, lass mich los." Seine Stimme klang anders als sonst. Sanfter, wenn sie nicht alles täuschte. Doch Rijan weigerte sich, ihn loszulassen. "Nein, solange ich dich festhalte, kannst du mich nicht verlassen." Schweigen stellte sich ein. Er hätte sie ohne weiteres wegschieben können, dessen war sie sich sicher. Was konnte sie auch schon groß tun, um ihn aufzuhalten? Bittere Tränen flossen ihre Wangen hinab und sie presste sich ohne an seine schmerzenden Wunden zu denken an ihn. "Verdammt, warum musst du sterben?", schluchzte sie verzweifelt. Ob es nun ihre Worte waren oder aber die Verzweiflung die daraus sprach, konnte Rijan nicht sagen, doch etwas veranlasste ihn auf jeden Fall seine Hand zu heben und leicht auf ihren Hinterkopf zu legen. Die einfachste aller Gesten und doch mehr als Rijan ertragen konnte. Sie weinte hemmungslos und fühlte wie alle Kraft aus ihr entwich. Ihre Beine gaben nach und nur Sesshoumaru war es zu verdanken, dass sie nicht zu Boden fiel. Er nahm seine Hand von ihrem Kopf und umschlang ihre Taille. Eine ganze Weile ließ er sie weinen. Er sagte kein Wort, doch allein seine Gegenwart tröstete sie. Doch gleichzeitig wurde ihr dadurch deutlich, wie schnell sich das ändern konnte. "Geh nicht!", bat sie inständig und wusste doch, dass er ihr darauf nicht antworten würde. Vom Schmerz übermannt gab es nach ihrer Trauer nur noch eine Möglichkeit diese Pein loszuwerden. Sie fing an zu schreien, ohne darauf Rücksicht zu nehmen, dass Sesshoumarus Gehör deutlich schärfer war als ihres. Er zuckte heftig zusammen, sagte aber nichts. Er ließ sie los und betrachtete schweigend ihren Schreikrampf. Schließlich drehte sie sich um und rammte mit aller Macht ihr Faust in die harte Steinwand. Sie konnte dank des Giftes immer noch nichts fühlen. Wieder und wieder schlug sie auf die Wand ein. Sie sah wie ihre Knöchel sich rot färbten und schließlich anfingen zu bluten. Doch nichts konnte sie zum Aufhören bewegen. "Genug jetzt!" Sesshoumarus Machtwort brachte nicht die Wirkung, die es sonst hatte. Sie ignorierte es. "Wozu? Wenn du sterben möchtest, geht es dich nichts mehr an, was ich tue.", fauchte sie und eine erneute Welle des seelischen Schmerzes überrollte sie. Sie fing an ihre andere Hand einzusetzen. "Da hast du allerdings Recht.", erklärte er und Rijans Stimmung wechselte erneut. Von Panik getrieben warf sie sich wieder gegen seine Brust und klammerte ihre Hände in sein dichtes Haar. "Ich lasse dich nicht gehen, hörst du?" Rijan hob den Kopf und blickte in sein Gesicht. "Das liegt nicht in deiner Macht." "Und wer soll mich dann beschützen. Du weißt besser als jeder andere, dass ich nicht auf mich selbst aufpassen kann." Es spielte keine Rolle, doch sie suchte nach einem Argument, das ihn überzeugte. "Du wirst nicht schutzlos sein.", entgegnete er nach einer Weile. Es schien als hätte er darüber wirklich erst nachdenken müssen. Rijan blickte ihn aus tränenverschleierten Augen an und schluchzte herzzerreißend. Plötzlich zuckten seine Ohren. Er schloss die Augen und lauschte angespannt. "Chikuso!", fluchte er. Sie verstand nicht was er meinte, doch es kümmerte sie auch nicht weiter. Es spielte doch längst keine Rolle mehr. "Ich muss jetzt gehen. Sie werden dich sonst finden." Sie klammerte sich fester an ihn. "Nein!", flüsterte sie entsetzt. Er blickte auf sie herab, beinahe warmherzig wie sie fand. "Ich muss, Rin. Du bist hier sicher." Sie schüttelte ihren Kopf. "Ohne dich bin ich nirgendwo sicher. Ich kann mich kaum bewegen. Was soll ich tun, wenn man mich hier findet?" "Jaken bleibt hier." "Jaken kann mich nicht beschützen. Du bist der einzige, der das kann." Verzweifelt sah sie ihn an. Er lächelte jetzt tatsächlich und schien damit das Messer, dass tief in ihrem Herzen steckte, noch tiefer hineinzustoßen. "Du irrst.", meinte er schlicht und ehe Rijan über seine Worte nachdenken konnte, noch ehe sie begriff, wovon zum Teufel er eigentlich sprach, zerbrach er sie endgültig. Er beugte sich zu ihr herunter. Rijan sah ihn aus großen Augen an, verstand nicht was er vorhatte, noch nicht einmal dann, als sich seine Lippen sehr deutlich auf ihre legten. Sie hatte nicht einmal die Zeit, sich an diesen Kuss zu gewöhnen, denn seine Hand legte sich auf ihren Hinterkopf und hinderte sie somit daran das hier zu unterbrechen. Rijans Verwirrung nahm zu. Doch dann plötzlich, schien etwas von ihr Besitz zu ergreifen. Dieser Kuss stellte sich als der reinste Albtraum heraus. Nun, verstand sie was die Hand auf ihrem Hinterkopf sollte. Sie wäre wirklich zurückgewichen. Etwas schien in sie einzudringen, Besitz von ihr zu ergreifen und ängstigte sie mehr als sie für möglich gehalten hatte. Ihr Herz begann schneller zu schlagen, die Luft schien sich zu verdünnen, ein Feuer brannte in ihr und schien sie zu verglühen. Großer Gott, was tat er mit ihr? Er sollte aufhören und tat es schließlich auch. Geflüsterte Worte erreichten ihr Unterbewusstsein und sie stand vollkommen geschockt von seiner Tat da und starrte ihm nach, wie er in der Dunkelheit verschwand. Dabei schloss sich ihre Hand fest um Tensaiga und seine Worte hallten in ihr nach. "Tensaiga wird dich von nun an beschützen." Fortsetzung folgt ... Ich weíß, ich bin gemein. Diesmal weiß selbst ich, dass es ein Cliffhanger ist, aber das war grad so ein guter Moment zum Aufhören. Also gomen nasai. Was noch? Ach ja, dieser Part ist für meine kleine Yena-Maus. Hoffe er hat dir gefallen? Bis demnächst Rogue Kapitel 13: Ich sagte: GEH! --------------------------- Ich krieg hier echt die Kriese. Okay, das ist jetzt Versuch Nummer zwei dieses Kapitel zu posten. Mal schauen, ob er mich diesmal lässt. Okidok, zum Kapitel selbst. Hm, ich weiß ich geh euch auf die Nerven, aber zufrieden bin ich mal wieder nicht. Es ist zwar diesmal sehr lang geworden (immerhin 13 Seiten, also will ich keinen über zu kurz meckern hören), aber dafür auch sehr langatmig. Zumindest kommt es mir so vor. Ich bin echt überglücklich, wenn ich endlich fertig bin. Ich denke es kommen noch zwei Kapis, vielleicht wenn ich wieder lang schreibe, auch nur eins. Mal sehen. Auf jeden Fall die Ziellinie ist in Sicht. Da ich ja zwischenzeitlich echt lange gebraucht habe, noch mal ein Hinweis. Tetsu Mihara taucht hier wieder auf, das war der Dämonenjäger mit dem Rijan sich in der Höhle unterhalten und der sie ersta darauf brachte, dass eine große Verschwörung existiert. So, here we go: Rijan ließ das Schwert aus ihren erstarrten Händen fallen und sank langsam in die Knie. Was zur Hölle war gerade eben geschehen? Sie verstand es nicht, es entzog sich der Möglichkeiten ihres Denkens das gerade erlebte verarbeiten zu können. Sie fing an hysterisch zu lachen. Verarbeiten? Wie sollte sie etwas verarbeiten können, was sie schlicht und einfach nicht verstand? Er hatte sie geküsst. Sesshoumaru, dieser mächtige Dämon, der sich aus Menschen rein gar nichts machte, hatte sie geküsst. Oder hatte sie sich das gerade nur eingebildet? Sorgte das Gift in ihrem Körper etwa für Wahnvorstellungen? Doch war Rijan wirklich in der Lage sich etwas so Schreckliches auszudenken? Und das war es gewesen. Schrecklich, fürchterlich, angsteinflößend. Es gab nicht genug Worte um das zu beschreiben. Sie fuhr sich mit den Fingern über die noch warmen Lippen. Nein, das war kein Traum gewesen. Es war nichts, dass Rijan sich auch nur ansatzweise einmal vorgestellt hatte. Sie hatte daran gedacht, wie es wohl wäre, von einem, nein, von diesem Dämon geküsst zu werden. Doch sie hatte niemals daran gedacht, dass es sich so anfühlen würde. Dass es einfach nur furchtbar sein würde. Doch vielleicht fühlte es sich eben genau so an, von einem Dämon geküsst zu werden. Es musste ja schließlich einen Unterschied zwischen Mensch und Dämon geben. Womöglich war der Mensch einfach nicht dafür geschaffen, von einem Dämon geküsst zu werden. Es wäre immerhin eine Möglichkeit. Doch Rijan wusste selbst, dass sie langsam anfing hysterisch zu werden. Es gab keine Erklärung für das eben erlebte. Nun, vermutlich gab es die doch, aber der Einzige, der ihr das genau erklären konnte, war gerade seinem sicheren Tod entgegen gegangen. Sie schluchzte auf und wischte sich energisch über die warmen Lippen. Verdammt, er hatte etwas mit ihr angestellt. Sie hatte es fühlen können, als er sie geküsst hatte. Etwas war ganz sicher in sie eingedrungen. Sie versuchte sich zu konzentrieren, doch ihr Gefühlsleben war ein einziges durcheinander. Etwas war in ihr, doch sie konnte es nicht mehr genau fühlen. Ein Schrei brach aus ihr heraus. "Sesshoumaru!" Es hallte von allen Wänden dieser Höhle wieder. Sollten die Dämonen draußen es doch hören. Es spielte nun wirklich keine Rolle mehr. Sie hatte gerade den reinsten Albtraum erlebt, was konnten ihr da ein paar Dämonen schon antun? Mühsam stand sie wieder auf. Hätte sie doch bloß diese verfluchten Kräuter weiter gekaut. Aber nein, sie hatte ja einfach ihre Medizin auf den Boden spucken müssen. Und so sehr es sie auch danach verlangte, endlich wieder Herr über ihren Körper zu sein, so wenig konnte sie sich dazu durchringen, die Kräuter aufzuheben und erneut zu kauen. Es schüttelte sie leicht. Okay, sie musste endlich wieder klar denken können. Es brachte wirklich überhaupt nichts, wenn sie jetzt den Verstand verlor. Ihr Blick fiel auf Tensaiga. Das Schwert lag zu ihren Füßen. Misstrauisch betrachtete sie es. Beinahe befürchtete sie, es würde jeden Augenblick aufspringen und sich in ihren Magen bohren. Es stammte immerhin von Sesshoumaru. Möglich wäre da alles. Doch natürlich bewegte es sich keinen Millimeter. Rijan hob es erneut auf und betrachtete die scharfe Klinge. Tensaiga würde sie also beschützen. Klasse! Hätte er sich nicht etwas genauer ausdrücken können? Sollte sie damit etwa kämpfen? Sie runzelte die Stirn. Das machte keinen Sinn. Sie hatte ein eigenes Schwert, das gute Dienste leistete. Sie brauchte kein zweites Schwert. Womöglich steckte aber auch gar nichts hinter diesem Schwert. Er hatte es einfach nur hier lassen wollen. Tensaiga konnte niemanden töten. Es machte also keinen Sinn es in einen Kampf mitzunehmen. Wollte Sesshoumaru vielleicht nur, dass Tensaiga weiterexistierte? Sollte sie es aufbewahren und eines Tages seinem Sohn überreichen? War sie etwa bloß eine Art Überbringer? Verdammt, sie hatte wirklich keine Ahnung, was sie mit diesen elenden Schwert machen sollte. "Jaken, was zur Hölle soll ich mit Tensaiga?" Sie drehte sich um und wartete bis ihr kleiner grüner Begleiter aus dem Dunkeln der Höhle auftauchte. Jaken seufzte und erschien schließlich vor ihr. "Ich weiß es nicht, Rijan.", offenbarte er ehrlich. Rijan seufzte. Fein, das brachte sie auch nicht weiter. Sie bemerkte aus den Augenwinkeln wie Jaken sie musterte. "Siehst nicht gut aus.", murmelte er. Rijan fuhr herum und starrte ihn finster an. "Danke auch, das hätte ich glatt vergessen." Jaken verdrehte nur die Augen und marschierte an ihr vorbei. "Ich wollte dich nur darauf hinweisen, dass du dich besser setzen solltest. Das Gift verliert seine Wirkung und dich werden ohne Zweifel bald heftige Schmerzen beuteln." Rijan wollte das nicht hören. Sie wusste selbst, dass sie schlimm verwundet war. Sie wusste auch, dass es nur dem Gift zu verdanken war, dass sie noch nichts davon fühlen konnte. Doch im Moment hatte sie bei Gott andere Sorgen als ihren geschundenen Körper. "Was soll ich jetzt tun?" Jaken blieb stehen und versuchte in die Dunkelheit zu sehen. "Ich bin nur ein unbedeutender Dämon. Ich weiß das beim besten Willen nicht." Rijan fluchte leise und begann langsam ein starkes Brennen auf ihrer Haut zu fühlen. Unruhig bewegte sie sich. "Seit wann so bescheiden, Jaken?", meinte sie bissig. "Ich bin keineswegs bescheiden, Rijan. Ich habe nur andere Sorgen, als mich um deine Zukunft zu kümmern." Rijan verspürte den starken Wunsch, ihren Fuß in Jakens Hintern zu treten, doch er verdankte es wohl ihrer Lähmung, dass sie diesen Wunsch nicht in die Tat umsetzte. "Was kannst du schon für Sorgen haben? Du bist unverwundet und niemand verfolgt dich.", sagte sie statt dessen deutlich verärgert. Der kleine Dämon drehte sich zu ihr um und sah sie aus seinen gelben Augen an. Augenblicklich wünschte sie sich ihre Worte zurücknehmen zu können. Das war nicht fair gewesen, sie wusste dass. Er war nur vernünftiger gewesen als sie. Deswegen war er nicht verwundet. Gekämpft hatte er trotzdem. "Sorgen, Rijan, hat jeder momentan auf dieser Erde. Ich für meinen Teil habe Sesshoumaru sehr viele Jahre lang gedient. Jetzt ist er tot ..." "Er ist nicht tot!", fuhr sie ihn scharf an und fühlte eine wohlbekannte Enge in ihrer Brust. Augenblicklich begannen ihre Augen wieder zu brennen. "Aber so gut wie. Ich muss überlegen, was ich von nun an tue." Rijan erinnerte sich daran, dass sie als Kind die Hände auf die Ohren gepresst hatte, wenn sie etwas nicht hatte hören wollen. Dieser Wunsch erwachte nun wieder in ihr. "Ich dachte, dein Auftrag wäre mich zu beschützen.", sagte sie leise. Jaken seufzte und drehte ihr erneut den Rücken zu. "Ich bin ein freier Dämon, Rijan. Ich habe keine Aufträge mehr. Wenn ich es wünsche, kann ich das tun. Doch wie die Dinge stehen, werde ich einen anderen Weg einschlagen." Wie die Dinge standen? Wie konnte er momentan überhaupt an so etwas wie eine Zukunft denken? Rijan war noch viel zu sehr mit der Gegenwart überfordert. Eine Zukunft erschien ihr im Moment absolut irreal. "Ich weiß du hältst mich für kaltherzig. Vielleicht bin ich das auch. Aber ich denke eben logisch, Rijan. Etwas, dass dir auch nicht schaden würde." "Logisch? Jaken, Sesshoumaru ist da draußen und wird sterben." Ihre Stimme versagte ihr den Dienst. Sie brauchte einen Moment, ehe sie sich wieder gefangen hatte. "Es gibt so viele Dinge, die ich ihn noch fragen muss, die nur er mir erklären kann. Ich kann nicht an die Zukunft denken, wenn das alles nicht geregelt ist. Tensaiga hier in meinen Händen. Wozu habe ich es?" Sie ging an Jaken vorbei und verließ die Höhle. Schwerfällig waren ihre Schritte, aber es ging. "Du wirst ihn diese Dinge nicht mehr fragen können. Also sieh nach vorne, Rijan. So einfach ist das. Wir müssen uns damit abfinden." Abfinden? Das war mehr verlangt, als sie momentan tun konnte. Sie wollte sich mit rein gar nichts abfinden. Dunkel war es hier draußen. Sie sah in der Ferne Flammen in den Himmel aufsteigen. Ruß wehte bis zu ihnen herüber. Sie glaubte Blut riechen zu können, doch vermutlich war es ihr eigener Geruch, der ihr in die Nase stieg. Hörte sie wirklich das Klingen von Schwertern, die aufeinander trafen, oder war es ihre Phantasie, die ihr einen Streich spielte. Sie konnte es nicht sagen. "Rijan, wo willst du hin?" Sie blieb stehen und bemerkte erst jetzt, dass sie angefangen hatte zu laufen. Jaken stand noch immer am Eingang der Höhle. Verwirrt sah er sie an. Rijans Verwirrung war mindestens genauso groß. Sie blickte zu Jaken zurück und wieder in die Richtung, in die sie wohl hatte gehen wollen. Es war der Weg, der unweigerlich zurück zur Schlacht führte. "Du kannst ihm nicht mehr helfen. Bis du dort sein wirst, ist er vermutlich schon gefallen." Sie sah Jaken böse an. Er sollte seine Worte für sich behalten. "Er ist nicht tot. Und er wird nicht sterben, bevor ich nicht weiß, was es damit alles auf sich hat. Verdammt, ich habe Fragen." Jaken zuckte mit den Schultern. "Der Kampf ist sehr weit weg. Du kannst kaum laufen. Es wird ewig dauern, bis du ihn erreichst. Außerdem hat er keine Zeit deine Fragen zu beantworten." Deutliche Wut bemächtigte sich ihrer. "Wenn du nicht mitkommen willst, ist das deine Sache. Aber hör auf, so negativ zu sprechen. Ich muss einfach zu ihm.", erklärte sie mit einem Anflug von Verzweiflung. Sie sah den stolzen Dämon vor sich. Nein, er konnte nicht einfach so sterben. Es gab so viele Dinge, die sie ihm hätte da drinnen sagen müssen. Und doch hatte sie geschwiegen. Sie konnte ihn nicht sterben lassen, ohne dass er diese Dinge wusste. "Er weiß nicht einmal, dass ich ihn liebe.", flüsterte sie mit erstickter Stimme. Ein tiefer Seufzer erklang weit hinter ihr. "Glaubst du das macht für ihn einen Unterschied?" Sie blickte Jaken an. "Nein, diesem emotionslosen Holzkopf ist das natürlich vollkommen egal. Aber es macht für mich einen Unterschied." Ihr Blick glitt auf den Boden zu ihren Füßen. "Heute wird mir erst klar, was Sango angetrieben hat. Damals als sie starb, war sie so von Wut und Hass erfüllt gewesen. Ich dachte die ganze Zeit es wäre um Sesshoumaru gegangen. Doch jetzt wird mir endlich klar, dass es gar nicht darum ging. Die Wut und der Hass, der in ihr gewütet hat, galten nur ihr selbst. Sie hatte Kohaku sterben lassen, ohne ihm zu sagen, dass sie ihn liebte. Das er ihr einfach alles bedeutet hatte. Das war es, was ihre Seele vergiftet hatte." Sie blickte wieder auf und begegnete Jakens verstehendem Blick. "Wenn ich es Sesshoumaru nicht sage, wird es mich genauso vergiften." Es gab keinen anderen Weg. Sie musste zu ihm. "Emotionsloser Holzkopf?" Jaken sah sie amüsiert an und Rijan errötete tatsächlich etwas. "Du weißt, was ich meine." Jaken nickte. "Hai, ich weiß das. Nur glaube ich, dass du es nicht verstehst. Für jemanden, der keine Emotionen hat, war es schon eine erstaunliche Leistung, die er da vollbracht hat." Verwirrt runzelte sie die Stirn. "Bitte?" "Nun ja, Sesshoumaru-sama hat sich noch nie vor etwas gedrückt. Vor einem Kampf zu fliehen, ist ihm zutiefst zuwider." Rijan nickte. Das wusste sie auch. Sie hatte schließlich oft genug versucht, ihn dazu zu bewegen. "Es ist aber nicht von der Hand zu weisen, dass er genau das getan hat." Rijan wollte gerade fragen, was er damit meinte, als ihr selbst klar wurde, wie Recht Jaken hatte. Richtig, Sesshoumaru war geflohen. Hätte er es nicht getan, wäre Rijan jetzt wohl nicht mehr am Leben. Einen Moment durchflutete sie diese Erkenntnis mit einer unglaublichen Wärme. "Es gibt keinen anderen Weg, Jaken. Ich muss zu ihm." Jaken nickte nur und sah misstrauisch zu, wie Rijan sich ihm wieder näherte. "Ich weiß, dass ich diesen Weg allein gehen muss, aber es gilt auch für dich." Er runzelte die Stirn und Rijan ging in die Hocke. Sie umarmte ihn fest. "Ich liebe auch dich, Jaken." Dann ließ sie ihn wieder los, drehte sich um und rannte los. Sie rannte und lief so schnell sie konnte. Immer wieder sorgte das Gift in ihrem Körper dafür, dass ihre Muskeln einfach erschlafften und nicht mehr zu bewegen waren. Sie fiel hin, stand wieder auf und rannte weiter. Manchmal zog sie eines ihrer Beine einfach nur hinter sich her. Doch nichts auf dieser Welt konnte sie von ihrem Ziel fernhalten. Endlich verstand sie, was damals in Sango vorgegangen war. Für was diese Schlacht hier doch alles gut war. Arme Sango, sie konnte selbst fühlen, wie sehr einen so eine kleine Sache belasten konnte. Beinahe musste sie lächeln. Nein, das stimmte nicht. Liebe war nie eine kleine Sache. Weiter und weiter lief Rijan. Die Luft wurde schwerer und roch mehr nach verbranntem Fleisch. Sie betete stumm darum, dass Sesshoumaru nach wie vor am Leben war. War es nicht eigentlich witzig, dass sie nun den Weg zurückging, den sie vorher zerfressen von Angst und Schande heimlich davon gekrochen war? Welch seltsame Wege das Leben für einen bereithielt. Da jagte sie jahrlange Dämonen und hielt das für die Aufgabe ihres Lebens und dabei war es vermutlich die ganze Zeit nur darum gegangen, sie für genau diesen Kampf fit zu machen. Das Schicksal war schon eine sehr seltsame Sache. Sie hörte nun wirklich das Klirren von Schwertern, die gefluchten Verwünschungen von Dämonen, die gerade ihre letzten Worte sprachen. Sie hörte wie Fleisch zerfetzt wurde und eine unglaubliche Freude stellte sich in ihr ein. Er lebte! Am liebsten wäre sie erleichtert auf ihre Knie gefallen, doch sie hatte dafür keine Zeit. Sie musste weiter. Musste ihn erreichen, ehe es zu spät war. Automatisch zog sie ihr Schwert - ihr eigenes, nicht Tensaiga - und ging in Abwehrstellung, als ihre innere Sirene anfing zu heulen. Sie fühlte weit vorher die Bedrohung, ehe sie sich zeigte. Ein Schmerz schoss durch ihren Arm. Verdammt, warum ließ das Gift ausgerechnet jetzt nach. Doch sie kniff tapfer die Zähne zusammen und weigerte sich, kleinbeizugeben. Sie sondierte die Lage und versuchte die Gefahr genauer bestimmen zu können. Etwas raschelte im Gebüsch und ein Mann sprang hervor. Rijan wollte gerade zustoßen, als sie ihren Angreifer erkannte. Sie hielt inne und sah den Dämonenjäger vor ihr aus großen Augen an. Erleichterung machte sich in ihr breit. "Tetsu!", rief sie erleichtert aus. Tetsu Mihara, nickte ihr kurz zu und steckte seine Messer wieder weg. "Was ...", setzte Rijan an, doch dann vernahm sie weitere Schritte und hörte Männer reden. Verwirrung löste die Erleichterung ab. Tetsu musterte ihre lädierte Erscheinung und schien sichtlich erleichtert zu sein. Rijan konnte das von sich nicht behaupten. "Ich wusste, dass du den gleichen Einfall hattest.", erklärte er und verwirrte Rijan damit nur noch mehr. Männer und Frauen traten hinter Tetsu. Rijan erkannte Dämonenjäger in den verschiedensten Uniformen. Sie sah einfache Bauern und ausgebildete Krieger. Ein ungutes Gefühl beschlich sie. "Welchen Einfall?", fragte sie misstrauisch. Tetsu nahm sie beim Arm und half ihr beim weitergehen. Offenbar führte er die sonderbare Gruppe an. "Unser Tag ist gekommen, Rijan. Wir werden vermutlich nie wieder eine solche Chance erhalten." Chance? Tag? Sie wusste wirklich nicht wovon er sprach. Er musterte sie erneut. "Kannst du noch kämpfen?", fragte er besorgt und Rijan nickte automatisch. Eigentlich war sie sich da nicht mehr so sicher, doch es gehörte wohl einfach schon zu ihrer Natur sich stärker zu geben als sie tatsächlich war. Tetsu nickte und Rijan bemerkte den entschlossenen Ausdruck in seinen Augen. Das ungute Gefühl verstärkte sich. "Du hättest nicht alleine in den Kampf ziehen sollen, doch ich verstehe, warum du es getan hast.", erklärte er weiter. Rijan vermied es ihm Fragen zu stellen. Er würde schon von sich aus erzählen, was zur Hölle hier vorging. "Ich habe zusammengetrommelt, wen ich finden konnte. Dieser Tag wird in die Geschichte eingehen. Es wird der Tag sein, an dem sich die Menschen gegen die Dämonen erhoben. Wenn sie sich selbst vernichten wollen, bitte sehr, aber wir haben da auch ein Wörtchen mitzureden. So einfach wird es nie wieder sein, derartig viele Dämonen zu töten." Rijan rutschte das Herz in die Hose. Sie keuchte erschrocken auf, verbarg es aber hinter einem angeblichen Schmerzanfall. Tetsu betrachtete sie besorgt. "Verfluchte Dämonen!", knurrte er. Rijan sah ihn nicht an. Die Gedanken in ihrem Kopf überschlugen sich. Sie hatten sich verbündet um gegen die Dämonen dieser Welt einen entscheidenden Schlag zu führen. Mein Gott, das war das Wunder, auf das sie die ganze Zeit gewartet hatte. Plötzlich gab es wieder einen Ausweg aus dieser unmöglichen Schlacht. "Du hast einfache Bauern bei dir.", gab sie zu bedenken und betrachtete flüchtig die Gesichter, die deutlich blasser als gewohnt waren. "Sie haben Angst.", stellte sie weiter fest. Tetsu seufzte. "Hai, natürlich haben sie das. Aber sie sind bereit heute ihr Leben zu lassen, wenn dadurch endlich die Übermacht der Dämonen beendet wird. Siehst du nicht die Chance, die wir heute haben?" Doch Rijan sah die Chance, die sich der Menschheit hier offenbarte und sie verstand, was Tetsu und all die anderen Dämonenjäger antrieb. Unter anderen Umständen wäre sie wohl selbst auf einen solchen Plan gekommen. Im Moment jedoch gab es für sie andere Beweggründe, heute zu kämpfen. "Wie viele Dämonen hast du vernichtet?", fragte Tetsu und betrachtete sie erneut mit einem mitleidsvollen Blick. "Hunderte. Ich weiß es nicht mehr. Aber es waren sehr viele." Tetsu ließ sie los und Rijan sank auf die Knie. Verdammt, das Gift verlor seine Wirkung jetzt ziemlich schnell. Stechende Schmerzen peinigten sie. Sie blickte zu dem Ort des grauenvollen Geschehens und seufzte. "Ruh dich hier aus! Wir werden das alleine beenden. Deine Wunden vertragen keine Bewegungen mehr." Rijan schwieg und sah der entschlossenen Gruppe nach, wie sie davoneilten. Sie wirkten so entschlossen. Dämonen vernichten? Rijan keuchte auf. Nein, wie hatte sie das vergessen können? Das hier war nicht das Wunder, von dem sie geträumt hatte. Sesshoumaru war plötzlich noch gefährdeter als zuvor. Jetzt musste er schon an zwei Fronten kämpfen. Verdammt, wie hatte ihr das entgehen können? Tetsu und sie standen nicht mehr auf der gleichen Seite. Es war ihr egal, welche Dämonen heute draufgingen. Wenn dabei ein Vorteil für die Menschen herauskam auch gut, aber sie würde jeden einzelnen zur Rechenschaft ziehen, der Sesshoumaru auch nur ein Haar krümmte. Sie stand wieder auf und kämpfte sich mühsam weiter. Die Schmerzen waren kaum zu ertragen, doch aufgeben lag nicht im Bereich ihrer Möglichkeiten. Genau jetzt hatte sich alles endgültig verändert. Rijan konnte es selbst kaum glauben, doch sie hatte die Seiten gewechselt. Um genau zu sein, stand sie eigentlich auf gar keiner Seite mehr. Es war ihr schlicht und ergreifend egal, was aus den Menschen oder den Dämonen wurde. Für sie gab es nur ein Ziel heute: Sesshoumaru da raus zu holen. Vielleicht gelang es ihr ja wirklich. Womöglich fiel es in dem allgemeinen Schlachtengetümmel niemandem auf, wenn er plötzlich nicht mehr da war. Als Rijan den Ort des Geschehens erreichte, glaubte sie beinahe kurz vor dem Verbluten zu stehen. Verdammt, warum hatte ihr niemand gesagt, dass Wunden derartig viel bluten konnten und dazu auch noch höllisch zu brennen vermochte. Sie keuchte schwer und presste ihre Arme auf ihren Bauch. Würde ihr Recht geschehen, wenn sie jetzt ausgerechnet hier zusammenbrach. Nur noch Minuten von ihrem eigentlichen Ziel entfernt und doch eine beinahe unüberbrückbare Distanz. Rijan seufzte schmerzerfüllt und schleppte sich weiter. Sie stolperte von Baum zu Baum und hielt sich dort immer wieder fest. Das Feuer beleuchtete den Kampf in einem unheimlichen Licht. Rijan stieg über Berge von Leichen. Gespaltete Dämonen, zerfetzte, menschliche Überreste. Übelkeit stieg in ihr auf. Sie hörte die Schreie von verwundeten Menschen, die letzten schmerzhaften Atemzüge eines Dämons. Angriffsgebrüll von Dämonen, Verteidigungsschreie von Jägern, Kriegern und einfachen Bauern. Am liebsten hätte sie wieder umgedreht und wäre zurück in die Höhle gegangen. Zugute kam ihr wohl diesmal nur, dass sie wusste, es nicht mehr bis zurück zu schaffen. Sie war zu müde, zu kaputt um noch einmal so einen langen Weg zurückzulegen. Sie hielt Ausschau, entdeckte Tetsu, der sichtlich Freude daran hatte, dutzende Dämonen zu vernichten. Er war gut, dass konnte sie ohne Neid feststellen. Ihr Blick schweifte weiter, doch es war schwer etwas zu erkennen. Der Ruß hing schwer in der Luft und machte es mittlerweile beinahe unmöglich noch die eigene Hand vor Augen zu sehen. Nur noch die Flammen beleuchteten diesen düsteren Ort. Hitze schlug ihr entgegen und Rijans Schritte wurden immer langsamer. Sie achtete darauf keinem Dämon in den Weg zu kommen. Großer Gott, es war ihr ja nicht einmal mehr möglich, aufrecht zu stehen. Wie sollte sie sich da bitte schön verteidigen? Ihre Augen begannen von dem vielen Schwefel in der Luft zu brennen. Sie weigerte sich, den Tränen freien Lauf zu lassen und tastete sich halb blind weiter. Wo war Sesshoumaru bloß? War sie etwa doch zu spät? Nein, das konnte nicht sein. So ungerecht konnte das Schicksal nicht sein. Sie hatte nicht all diese Schmerzen auf sich genommen um feststellen zu müssen, zu langsam gewesen zu sein. Wie sollte sie denn damit weiterleben können? Ein Schrei ertönte hinter ihr und Rijan fuhr erschrocken herum. Dabei verlor sie den Halt unter den Füßen und fiel unsanft auf ihren Allerwertesten. Ein schmerzhaftes "Uff!" kam über ihre Lippen. Rijan wischte sich über die Augen, konnte aber nicht wirklich etwas sehen. Rauch und Flammen versperrten ihr die Sicht. Es war zu spät, als sie erkannte, dass eine schwarze Dämonenkatze auf sie zupreschte und zum Schlag mit ihrer Pranke ausholte. Rijan reichte die Zeit nicht ihr Schwert zu ziehen. Wie gelähmt kauerte sie am Boden und starrte die riesige Katze an. Ein tiefes, beängstigendes Knurren ertönte hinter Rijan und mit einem Satz befand sie sich unter dem Bauch eines noch viel größeren Tieres. Mit seinen scharfen Fanzähnen zerfetzte es die Dämonenkatze ohne größere Probleme. Rijans Arme erschlafften und sie fiel auf ihren Rücken und starrte über sich. Okay, vielleicht sorgte das Gift doch für Wahnvorstellungen? Oder hatte dieser Dämon sie einfach nur nicht gesehen? Das wäre dann immerhin ihre Möglichkeit schnell von hier zu verschwinden. Dummerweise sorgte genau jetzt wieder das Gift in ihrem Körper dafür, dass sie sich nicht mehr bewegen konnte. Verdammt! Ihr kam der Gedanke, dass sie den Dämon, der ihr das angetan hatte, eindeutig zu einfach getötet hatte. Sie hätte ihn leiden lassen sollen. Oh ja, sie hätte seine Qualen sehr lange hinaus zögern können. Bis er glaubte wahnsinnig zu werden. So jedenfalls fühlte sie genau jetzt. Rijan konzentrierte sich darauf, Kraft in ihren Körper zurückzuleiten, doch so richtig gelang ihr das nicht. Ihr fehlte die Zeit dafür. Flüchtig bemerkte sie, dass der Dämon über ihr weiter kämpfte. Er bewegte sich mit erstaunlicher Sicherheit und trat doch kein einziges Mal versehentlich auf sie. Beinahe erschien es ihr, als würde er absichtlich darauf achten, sie nicht zu verletzen. Rijan hielt die Luft an. Mein Gott, war das möglich? Sie betrachtete den Dämon genauer. Sein Fell war weis oder zumindest war es das einmal gewesen. Der Ruß hatte es geschwärzt und teilweise war das Fell deutlich verbrannt. Sie sah schwere Verwundungen. Über seine Hinterbeine zogen sich tiefe Narben. Von Krallen stammende Narben. Sie kannte diese Narben. Er lebte, mein Gott, es war unglaublich, aber er lebte. Doch dieser kurze Moment der Freude, wurde von Verwirrung abgelöst. Er hatte sich verwandelt und sie musste ehrlich sagen, dass seine Erscheinung noch imposanter war als sie gedacht hatte. Warum hatte er dann so lange damit gewartet. Man hätte ihn nie so stark verwunden können, wenn er gleich seine ursprüngliche Gestalt angenommen hätte. War es möglich, dass er es ihretwegen nicht getan hatte? Machte das einen Sinn? Rijan konnte es sich erst nicht vorstellen, doch je mehr sie darüber nachdachte, desto klarer wurde ihr, dass sie wohl tatsächlich der Grund dafür gewesen war. Wenn Sesshoumaru das Wilde, das Ursprüngliche in ihm freien Lauf ließ, konnte er sich vermutlich nicht mehr so einfach zurückverwandeln. Vielleicht wäre es ihm dann egal gewesen, was aus ihr geworden war. Er hätte sein Versprechen sie in Sicherheit zu bringen nicht halten können. Ihre Augen wurden größer als erneut ein Dämon von hinten versuchte sie zu überwältigen. Sesshoumaru versetzte dem Dämon einen gezielten Tritt und beförderte ihn meterweit nach hinten. Rijan blickte zu ihrem Beschützer auf und schüttelte ihren Kopf. "Baka!", keifte sie und sah deutlich, wie seine Ohren einen Moment eine andere Position einnahmen. Ein tiefes Knurren kam zur Antwort. Es war unglaublich. Sie konnte selbst in dieser Gestalt mit ihm kommunizieren. "Siehst du denn nicht, dass du mich selbst in dieser Gestalt beschützt?" Denn es stimmte. Die Sorgen, die er sich ihres Erachtens nach gemacht hatte, waren vollkommen unnötig. Selbst jetzt noch schützte er sie mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln. Er hätte sich ohne Gefahr für sie vorher schon verwandeln können. Er war wirklich ein Idiot. Ein Kribbeln machte sich in ihrem Körper breit. Sie konnte ihre Muskeln wieder bewegen. Mühsam stand sie auf und stellte dabei fest, dass er größer war, als sie gedacht hatte. Sie konnte ohne den Kopf einzuziehen unter ihm stehen. Noch immer von Schmerzen gebeutelt, schwankte sie leicht und stieß gegen eines seiner Beine. Sesshoumaru bemerkte das und knurrte. Seltsam, wieso fühlte sie plötzlich sehr deutlich Wut? Verwirrung machte sich in ihr breit, so dass sie erst nicht bemerkte, dass Sesshoumaru ihr seinen Schutz entzog um sich zurückzuverwandeln. Rijan starrte ihn entgeistert an. Helles Licht umgab ihn und blendete sie. Als sie wieder sehen konnte, stand Sesshoumaru in seiner menschlichen Form vor ihr. Er zog sie in eine feste Umarmung und verwandelte sich erneut in pure Energie. Rijan wurde schwindelig. Sie wusste nicht mehr, wo oben oder unten war. Doch als sie wieder deutlicher alles wahrnehmen konnte, war sie an einem anderen Ort. Unweigerlich war sie noch in diesem Wald, denn es war immer noch dunkel. Sie roch immer noch das Feuer und hörte die typischen Geräusche einer Schlacht. Ihr Blick glitt zu Sesshoumaru, der sie finster ansah. Das Blut in seinen Augen wirkte beängstigend. Immer noch fühlte sie Wut in sich. Das verwirrte sie, weil sie doch eigentlich keinen Grund hatte wütend zu sein. Sie hatte ihn gefunden und er lebte. Glück sollte sie fühlen und irgendwie hatte sie den Eindruck, dass sie das auch tatsächlich fühlte. Konnte man zwei derartig intensive Gefühle zur gleichen Zeit haben? "Was zur Hölle tust du hier?" Oh, er schien auch wütend zu sein. Na fein, dann hatten sie ja was gemeinsam. "Dich suchen, was sonst?", fragte sie jedoch ohne eine Spur von Wut zurück. Ohne weiter darüber nachzudenken, schmiss sie sich an seine breite Brust und umarmte ihn. "Ich bin so froh, dass du noch lebst." Er schob sie energisch von sich weg. "Du solltest verschwinden.", erklärte er noch einmal mit Nachdruck. "Wo ist Jaken?" Er sah sich um, konnte den kleinen grünen Dämon jedoch nirgends entdecken. "Ich weiß nicht. Zuletzt sah ich ihn an der Höhle. Aber ich glaube nicht, dass er noch dort ist." Sesshoumaru drehte sich von ihr weg und ein tiefes Knurren erfüllte die Luft. Die Wut in ihr verstärkte sich. "Was war an meinen Worten nicht klar verständlich?", fragte er etwas ruhiger. Rijan war immer noch von der Wut in ihr verwirrt. Sie nahm nun vollkommen von ihr Besitz. "Alles!", fuhr sie ihn ungehalten an. "Glaubst du ehrlich, du kannst mich einfach küssen und dann verschwinden, während ich noch tausend Fragen habe?" Sesshoumaru blickte sie wieder an und Rijan war nicht wenig überrascht zu erkennen, dass er ziemlich verblüfft aussah. "Ich habe was?", fragte er auch prompt. Rijan runzelte die Stirn. "Spiel jetzt nicht den Unwissenden!", fauchte sie ungehalten. Sesshoumaru hob einhaltgebietend die Hand und sah sie wieder finster an. "Ich habe dich nicht geküsst.", erklärte er mit Nachdruck. Rijans Wut verstärkte sich. "Ich bin doch nicht verrückt. Natürlich hast du das. Ich war schließlich dabei." Sesshoumaru umfasste ihr Kinn und zwang sie ihm in die Augen zu sehen. "Ich habe dich ..." Er brach ab, als schien ihm etwas zu dämmern. "Oh!", meinte er knapp und ließ sie wieder los. Rijan sah ihn verwirrt an. Beinahe sah es so aus, als wäre er wirklich der Überzeugung gewesen, sie nicht geküsst zu haben. "Du hieltest das für einen Kuss?" Irrte sie sich oder fand er das tatsächlich belustigend? Rijans Verwirrung nahm zu. "Deine Lippen haben meine berührt. Das wirst du doch nicht bestreiten wollen?" Ihre Unsicherheit nahm zu, als er sie schweigend ansah. Gelegentlich zuckten seine Ohren, als könnte er hören, was genau in der Ferne geschah. Unruhig blickte sie zu den Flammen am Horizont. Sie hatten eigentlich wirklich keine Zeit, diese Dinge zu diskutieren. Sie war schließlich aus einem anderen Grund hier. Dennoch wüsste sie gerne, wie er das alles bezeichnet hätte. Sesshoumaru seufzte und blickte sie schließlich fest an. "Nein, das bestreite ich auch nicht. Aber ich habe dich nicht geküsst, Rin. Für den Fall, dass du es vergessen haben solltest, ich hatte zu diesem Zeitpunkt andere Dinge im Kopf, als mir darüber Gedanken zu machen, ob ich dich küssen soll oder nicht." Rijan kam sich plötzlich wirklich wie eine dumme Gans vor. Aber sie war sich doch so sicher gewesen. Jetzt von ihm belehrt zu werden, war wirklich demütigend. Wie dumm sie doch war. "Das habe ich nicht vergessen. Aber als was hätte ich es sonst bezeichnen sollen? Wenn Menschen sich küssen, passiert genau das. Küssen sich Dämonen denn nicht?" Sesshoumaru wollte erst antworten, schwieg dann aber doch. Nein, vermutlich taten das Dämonen nicht. Röte stieg in ihr Gesicht und sie drehte sich beschämt weg. Mein Gott, peinlicher konnte das auch nicht mehr werden. Sie fing an leise zu lachen und bemerkte, dass sie wieder anfing zu weinen. Doch es konnte noch peinlicher werden. Sie war hier um ihm zu sagen, dass sie ihn liebte. Nach so einem kolossalen Missverständnis war das wirklich der ideale Zeitpunkt. "Hast du jemals so gefühlt, wenn dich ein Mensch geküsst hat?", fragte er überraschend. Oh Gott, wie schlimm konnte diese Unterhaltung denn noch werden? Der Schmerz, der ihren Körper peinigte, schien nichts mehr im Vergleich zu dem zu sein, der ihr Herz beutelte. "Rin?" Sie drehte sich zögernd wieder um und zuckte mit den Schultern. "Ich wurde noch nie geküsst.", erklärte sie leise. Sesshoumaru sagte dazu nichts und Rijan versuchte aus dieser Lage wieder einigermaßen glimpflich herauszukommen. "Was hast du dann getan?", fragte sie energischer. Sie begegnete seinem Blick und bemerkte, dass seine Augen anfingen wieder golden zu glänzen. Sie konnte nicht anders als ihn schweigend für seine Kraft zu bewundern. "Tensaiga!", erklärte er knapp, als wäre damit alles klar. "Ich verstehe nicht." Erneut seufzte er und das Rot verschwand ganz aus seinen Augen. "Tensaiga ist ein Teil meines Vaters. Es wurde aus seinen Stoßzähnen geschaffen, genau wie einst Inuyashas Tetsaiga. Tensaigas Kraft liegt darin, Leben zu geben, wohingegen Tetsaiga Leben zum Schutz anderer vernichten soll. Ich bin ein Nachfahre meines Vaters und trage somit auch einen Teil Tensaigas in mir. Tensaiga verteidigt sich selbst und somit auch mich, weil es ein Teil von mir ist." Sie verstand nicht, was er damit sagen wollte. "Ich sagte dir, dass Tensaiga dich von nun an beschützen wird. Deswegen gab ich dir einen Teil von Tensaigas Macht. Wie ich schon sagte, es beschützt sich selbst und da du nun ein Teil von ihm in dir trägst, beschützt es auch dich ganz automatisch." Rijan starrte Sesshoumaru aus großen Augen an. Ihre Hand schloss sich fest um Tensaiga. Sie zog das Schwert heraus und reichte es Sesshoumaru. "Aber du brauchst im Moment mehr Schutz als ich." Er schüttelte seinen Kopf. "Tensaigas Macht ist auch nur begrenzt. Es kann meinen Tod nicht verhindern. Es kann ihn nur verzögern. Bei dir ist es besser aufgehoben, glaub mir." Das also war vorhin geschehen. Sie hatte ja gewusst, dass etwas in sie eingedrungen war. Doch woher hätte sie ahnen sollen, dass etwas, dass sich so furchtbar angefühlt hatte, eigentlich etwas sehr gutes gewesen war. Erneut wurde sie wütend. "Und woher hätte ich das alles wissen sollen? Wenn du schon so etwas tust, hättest du mir das gefälligst erklären müssen. Was, wenn ich nicht gekommen wäre? Ich hätte Tensaiga einfach wegschmeißen können und damit wäre dein schöner Plan vollkommen in die Hose gegangen." Sesshoumaru schüttelte nur seinen Kopf. "Du bist so unvernünftig." Rijan schenkte ihm einen finsteren Blick und drehte ihm beleidigt den Rücken zu. Verdammt, wie sollte sie ihm sagen, weswegen sie gekommen war. Sie hatte irgendwie nie darüber nachgedacht, wie absolut unpassend das alles sein würde. "Außerdem ...", setzte er an, verstummte dann aber wieder. Rijan drehte sich zu ihm um und betrachtete Sesshoumaru. Er schien wieder auf etwas zu lauschen, schüttelte dann aber beruhigend den Kopf, als er ihren besorgten Blick sah. "Außerdem was?", hakte sie misstrauisch nach. Noch mehr Dinge, die sie missverstanden hatte? Das konnte sie jetzt wirklich nicht gebrauchen. "Außerdem würden daran keine Zweifel bestehen, wenn ich dich geküsst hätte." Rijan betrachtete ihn einen Moment vollkommen perplex und ließ sich dann schließlich zu einem müden Lächeln hinreisen. "Du bist wirklich der arroganteste Mann, den ich kenne." Einen Moment lang schien er lächeln zu wollen, doch es wurde verhindert, da Rijan plötzlich gepeinigt aufschrie und in die Knie sank. Ohne sich wirklich zu bewegen, war er bei ihr und stützte sie vorsichtig. Rijan keuchte schwer. Verdammt, diese Schmerzwelle hatte gesessen. Sie versuchte ihren Atem unter Kontrolle zu bringen, doch das war einfacher gesagt als getan. Sie fühlte eine fürchterliche Angst in sich. Es dauerte bis sie sich davon erholt hatte. Sesshoumaru half ihr vorsichtig auf und knurrte wütend. "Du hättest in der Höhle bleiben sollen." Rijan erstarrte mitten in der Bewegung und sah ihn aus riesigen Augen an. Misstrauen spiegelte sich in seinem Blick. "Ich fühlte Angst.", sagte sie verwundert und starrte ihn immer noch an. Sesshoumaru nickte nur. "Das ist menschlich, Rin. Ihr Menschen könnt mit solchen Schmerzen nicht rational umgehen." Rijan winkte ab und sah ihn immer noch verblüfft an. "Nicht meine Angst.", widersprach sie und ihr Blick bohrte sich in seinen. "Deine Angst konnte ich fühlen." Er wich wie von einem Schlag getroffen zurück und sah sie finster an. "Ich habe keine Angst." Rijan streckte ihre Hand nach ihm aus, doch er wich deutlich vor ihr zurück. "Doch ich fühlte sie ganz deutlich. Ich war erst verwirrt, weil ich eigentlich keine Angst hatte, sie aber dennoch fühlte, bis mir dann klar wurde, dass ich fühle, was du fühlst." Sesshoumarus Verärgerung nahm zu. "Ich habe keine Gefühle.", sagte er mit Nachdruck. "Du bist verwirrt.", sagte sie leise und konzentrierte sich mehr auf diese seltsamen Gefühle. "Vorhin war es genauso. Ich war glücklich dich zu sehen, dass fühlte ich ganz deutlich. Aber unlogischerweise fühlte ich auch Wut und zwar eine ganze Menge davon. Jetzt wird mir das klar." Sie sah ihn an. "Es war deine Wut, die ich noch fühlte." Sesshoumaru sah sie misstrauisch an. Er glaubte ihr offensichtlich nicht und dennoch konnte sie fühlen, dass ihn ihre Ausführungen verwirrten. "Das ist nicht möglich.", sagte er schließlich. Rijan nickte. "Das würde ich auch sagen, wenn ich nicht selbst miterlebt hätte, wie du mir einen Teil von dir injiziert hast." Er wehrte ab. "Ich habe dir einen Teil von Tensaiga gegeben, nicht von mir. Das ist ein Unterschied. Du kannst nicht fühlen, was ich fühle." Rijan quittierte mit einem Lächeln, dass er immerhin schon einmal zugab, überhaupt etwas zu fühlen. "Offenbar aber doch. Ich kann dich fühlen, Sesshoumaru." Sie überlegte einen Moment. "Und ich kann dir sagen, dass du dich sehr gut anfühlst." Er knurrte verärgert und ging ein paar Schritte. Rijan lächelte leicht. Diese Erkenntnis sollte sie wohl schockieren, doch irgendwie freute es sie. Es machte doch sehr vieles einfacher. "Nun denn ...", sagte er schließlich, mittlerweile wieder deutlich ruhiger. "Das spielt sowieso keine Rolle mehr. Wenn ich tot bin, ist es egal, was ich dir alles gegeben habe." Rijan schrie auf und erntete dadurch einen missbilligenden Blick. "Du wirst nicht sterben, verstanden? Wir können von hier verschwinden. Die Dämonenjäger haben sich zusammengeschlossen und kämpfen gegen die Dämonen. Das ist unsere Chance hier heil herauszukommen." Sesshoumaru ging zu ihr zurück und sah sie schweigend an. "Für mich gibt es keine Chance, Rin. Sie sind auch wegen mir hier. Ich bin nicht nur eine Gefahr für Dämonen, ich bin noch viel gefährlicher für Menschen. Mein Tod steht auf beiden Listen ganz oben.", erklärte er sachlich, als wäre das alles eine ganz einfache Sache und hätte nicht seinen Tod zur Folge. Rijan umarmte ihn und presste sich fest an ihn. "Warum bist du hier, Rin? Ich sagte dir das alles bereits einmal. Du kannst nicht mehr kämpfen." Die Gelegenheit! Vermutlich die letzte Chance endlich zu sagen, weswegen sie gekommen war. "Weil ich dich liebe!", flüsterte sie und wusste doch, dass ihre Worte nie so leise sein konnten, dass er sie nicht verstand. Er schwieg dazu und löste sich schließlich sanft von ihr. Rijan sah ihm nach, wie er langsam einige Schritte ging. "Du wirst jetzt nicht schon wieder gehen, ohne etwas dazu zu sagen.", ermahnte sie ihn verzweifelt. "Natürlich liebst du mich.", sagte er schließlich und Rijan glaubte sich verhört zu haben. "Natürlich?", echote sie verwirrt. "Ja, natürlich. Ich bin ein Dämon, Rin. Ein Wesen höherer Art, ich schenkte dir einst dein Leben. Ich rettete dich und sorgte dafür, dass es dir gut ging. Es gab für dich nie eine andere Möglichkeit, als mich zu lieben. Das ist vollkommen natürlich." Rijan schüttelte ihren Kopf. "Das hat überhaupt nichts damit zu tun." Er drehte sich leicht um, so dass sie die Hälfte seines Gesichts sah. "Es hat alles damit zu tun, Rin. Sehr viele Menschen verfallen der Art, die wir Dämonen eben haben. Wir sind anders. Mächtiger, geheimnisvoller. So etwas fasziniert euch Menschen irgendwie." Rijan schüttelte entschieden ihren Kopf. "Wenn du nicht verwundet wärst, würde ich dir wegen deiner Arroganz in den Hintern treten, Sesshoumaru. Das hat rein gar nichts damit zu tun. Diese Menschen, die du gerade beschreibst, lieben nicht, sie sind nur fasziniert. Wage es nicht, meine Gefühle mit solch erbärmlichen Dingen zu vergleichen." Sesshoumaru schüttelte nur seinen Kopf und wollte gehen. "Sesshoumaru!" Er blieb stehen und Rijan fühlte erneut deutlich wie sehr sie ihm gerade auf die Nerven ging. Er wollte nicht hier bei ihr sein. Das traf sie wie ein Schlag. Statt ihn weiterhin aufzuhalten, schwieg sie und starrte auf seinen Rücken. "Nani?", fragte er gereizt. Unfähig etwas zu sagen, sank sie wieder auf die Knie und setzte sich schließlich auf die Erde. Sie wusste, dass er ohne hinzusehen erkannte, was sie getan hatte. Sie konnte fühlen, welche Sorgen er sich machte. War es nicht verrückt, dass er zwar nicht hier bei ihr sein wollte, sich aber offenbar um sie sorgte? "Mir geht es gut. Ich bin nur einfach müde. Geh einfach.", flüsterte sie und konnte doch nicht verhindern, dass erneut einen Tränenausbruch ihrerseits erfolgte. Doch er war anders, als die vorhergehenden. Sie weinte nun leise. Sie war zu müde, um dabei hysterisch zu werden. Sesshoumaru tat einen Schritt vorwärts, blieb dann aber doch stehen. Sie versuchte zu fühlen, was in ihm vorging, doch die Heftigkeit ihrer eigenen Gefühle verhinderte, dass sie unterscheiden konnte, wessen Gefühle sie gerade durchlebte. "Rin!" Wann war er zu ihr zurückgekommen? Sie konnte sich nicht daran erinnern gesehen zu haben, wie er sich bewegt hatte. Sie hatte nicht gehört, dass er gelaufen war. Mit feuchten Augen sah sie zu ihm auf. Er ging in die Hocke und für einen Moment glaubte sie sehen zu können, dass selbst er, der große Dämon, körperliche Schmerzen hatte. Erneut war ihr entfallen, wie schwer man ihn bereits verwundet hatte. Sie schluchzte leise und flüchtete sich erneut in seine Umarmung. "Kannst du nicht einfach mit mir gehen?", fragte sie leise und kannte doch die Antwort, bevor er sie sagte. "Du weißt, dass das nicht möglich ist." Sie schluchzte wieder und drückte sich fester an ihn. Er ließ es zu. "Du hättest nicht kommen sollen. Auch das solltest du eigentlich wissen." Sie nickte, denn natürlich hatte er Recht. Dachte sie schon nicht an ihre eigene Sicherheit, sollte sie an seine denken. Wenn er sie beschützen musste, hinderte ihn das gewaltig. Wieder schluchzte sie. "Es tut mir leid. Es tut mir so schrecklich leid, aber ich musste dir einfach sagen ..." Sie sprach nicht zu Ende, denn seine vorherige Reaktion hatte sie mehr getroffen, als sie zugeben wollte. Sie wusste selbst nicht, was sie gedacht hatte. Sicher hatte sie nicht damit gerechnet, dass er ihr ebenfalls seine Liebe gestehen würde. Sie war nicht so naiv, daran zu glauben. Sie wusste, dass er sie mochte, damit konnte sie leben. Doch es änderte nichts daran, was sie selbst fühlte. "Dass du mich liebst. Ich weiß, Rin, das weiß ich schon sehr lange." Sie blickte zu ihm auf und konnte ihre Verwunderung nicht verbergen. Er lächelte ansatzweise. "Ich bin ein Dämon, Rin, versteh das endlich. Ich begreife schneller, als ihr kleinen Menschen das könnt." Sie sollte verärgert sein, über die Art wie er über ihresgleichen sprach, doch der sanfte Ton seiner Stimme milderte seine Worte etwas ab. Und vermutlich hatte er Recht. Wie hatte sie annehmen können, dass er nicht längst erkannt hatte, dass sie ihn liebte? "Und ich verstehe, dass du es hast aussprechen müssen. Doch jetzt, Rin, musst du endlich tun, was ich dir sage. Geh!" Seine Worte klangen jetzt wieder härter. Er stand auf und zog sie mit in die Höhe. "Ich kann das nicht!", flüsterte sie und wusste, dass es die Wahrheit war. Sie konnte nicht mehr kämpfen, konnte nichts tun um ihm zu helfen und wollte auch nicht sehen, was mit ihm geschah, doch etwas, dass sie noch viel weniger konnte, war einfach zu gehen. Er schüttelte seinen Kopf. Widerworte würde er nicht gelten lassen. "Rin, du hast mir versprochen zu gehen, wenn ich es dir sage." Sie erinnerte sich daran und verfluchte diesen Augenblick. "Aber ..." Erneut schüttelte er seinen Kopf. Rijan sah wie langsam das Blut in seine Augen zurückschoss. Seine Ohren zuckten verdächtig. Jemand näherte sich. "Geh jetzt!" Sie wollte erneut widersprechen, doch der Blick, den er ihr zuwarf, sagte sehr deutlich, dass er ihr eigenhändig das Genick brechen würde, wenn sie nicht tun würde, was er wollte. Sie schluckte schwer. "Sess..." Seine Hand legte sich über ihren Mund, während er angespannt lauschte. "Wenn du mich liebst, Rin, tust du, was ich dir sage. Und ich sage geh. Jetzt! Sofort! Dreh dich um, lauf so schnell du kannst und komm nie mehr zurück. Wage es nicht einmal zurückzuschauen." Sie schluckte schwer und blickte in das Gesicht des Mannes, den sie mehr als ihr eigenes Leben liebte. Und in dem Moment wusste sie auch, dass sie, obwohl sie nicht wusste wie sie ohne ihn weiterleben sollte, wirklich tun würde, was sein Wille war. Für ihn war es wichtig, dass sie in Sicherheit war. Das war sein innerer Friede und wenn es sein letzter Wille war, würde sie ihn ausführen. Sie nickte also, unfähig auch nur ein Wort zu sagen. Er nahm die Hand von ihrem Mund und Rijan drehte sich um. Und obwohl ihr Verstand rebellierte, obwohl ihr Herz in tausend Stücke brach, tat sie was er am sehnlichsten gewollt hatte: Sie verließ ihn! Fortsetzung folgt ... Ich weiß ich bin gemein und dabei nicht mal klein. Eigentlich hatte ich woanders aufhören wollen, aber nach 13 Seiten tun mir die Finger, die Augen und auch sonst alles weh, insofern seid gnädig und wie gesagt wir sind ja bald durch. Ich bedanke mich mal wieder bei euch fürs durchhalten. Ich glaube ihr seid der Story genauso überdrüssig wie ich es bin. Freu mich auf eure Kommis. Ihr seid halt alle so lieb. Dieses ellenlange Chapter geht an Yvonne. Dein letzter Kommi (obwohl extrem kurz) hat doch viel dazu beigetragen, dass der Teil so lang wurde. Arigato. Gruß Rogue Kapitel 14: Verlass mich nicht ------------------------------ So, meine Lieben, ich weiß es hat ewig gedauert, bis ich endlich den Teil hier hochgeladen habe und ich weiß er ist euch allen viel zu kurz. Vom Prinzip her hatte ich vorgehabt länger zu schreiben, aber beim Abtippen, ist mein PC in Urlaub gegangen, beim einloggen auf Animexx zeigte er mir plötzlich Fehler an usw. Also bevor ihr gar nix zu lesen kriegt, dachte ich, ich lade das jetzt mal sicherheitshalber hoch. Wenn ich am Wochenende noch dazu komme, schieb ich den nächsten Part hinterher. So, here we go: Rijan blieb keuchend stehen. Ein mächtiger Schrei oder etwas, das einem Schrei zumindest sehr nahe kam, erfüllte plötzlich die Luft. Hektisch blickte sie sich um. Woher kam dieser Laut? Er schien entfernt gewesen zu sein. Sie blickte zurück, doch alles was sie sehen konnte, waren die Flammen, die immer noch viel zu nah waren. Sie runzelte ihre Stirn. War sie nicht schon viel weiter gelaufen? Nun, vielleicht kam ihr das auch nur so vor, weil in ihrem Zustand ein Schritt der Kraft von Zehnen zu entsprechen schien. Aber wem machte sie hier etwas vor? Sie war nur aus einem einzigen Grund noch nicht so weit gelaufen. Sie hatte ihn nicht verlassen wollen. Sicher, als er sie darum gebeten hatte - nun ja, eigentlich eher befohlen hatte - da hatte sie es getan. Doch mit jedem Schritt, der sie weiter von ihm wegbrachte, wurde sie langsamer. Die Schritte schienen schwerer zu sein. In Gedanken war es so einfach ihn zu verlassen. Zuzulassen, dass er alleine starb. Die Hoffnung aufzugeben. Ja, ihr Verstand sagte sehr deutlich, dass die Lage ausweglos war. Starb Sesshoumaru nicht durch die Hand von Dämonen dann eben durch die der Menschen. Doch ihrem Herzen das klar zu machen war etwas weitaus Schwierigeres. Man konnte noch so viele logische Gründe aufzählen, Gefühle ließen sich einfach nicht beeinflussen. Sicher, es war sein Wille gewesen, dass sie ihn verlassen hatte, doch jetzt wo er nicht vor ihr stand und deutlich sagte, was er wollte, vergaß sie, wie sehr er genau das gewollt hatte. Rijan setzte sich auf den rußgeschwärzten Boden und starrte zu den emporsteigenden Flammen. Sie schienen alles zu fressen, was ihnen in den Weg kam. Wenn sie hier sitzen blieb, würde ihr das auch zweifelsohne passieren. Einen winzigen Augenblick lang brachte sie das zum Schmunzeln. Sesshoumaru wäre schön sauer, wenn er das wüsste. Doch dann wurde ihr wieder klar, dass er sich vermutlich nie wieder über irgendeine ihrer Taten aufregen würde. Rijan schlang die Arme um ihren Oberkörper. Sie konnte ihn in sich fühlen. Es war ein Geschenk, das größer wiegte als alles andere auf dieser Welt. Sie hatte einst gedacht, ihr Leben wäre das größte Geschenk, das man ihr hatte machen können. Ohne sich selbst zu wichtig nehmen zu wollen, war sie sich sicher gewesen, dass man ihr kein wertvolleres Geschenk hätte unterbreiten können. Nun, sie hatte sich geirrt. Sesshoumaru war so beherrscht. Zu verstehen, was in ihm vorging, war beinahe unmöglich. Die Mauer, die ihn umgab, war meterhoch und viel zu dick, als dass auch nur der winzigste Kratzer ihren Halt gefährden konnte. Sie fragte sich, was ihn hatte so werden lassen. Vermutlich war er als Kind anders gewesen. Zumindest glaubte sie das. Sie schlang die Arme fester um sich. Dieses Geschenk, das in ihr schlummerte, war ihr wichtig. Wichtiger als alles andere. Sie erfuhr nur auf diese Art und Weise Dinge, die Sesshoumaru niemals aussprechen würde. Er hatte Angst um sie gehabt. Gott, sie hatte das so deutlich gefühlt, dass ihr beinahe das Atmen schwer gefallen war. Sie war ihm wichtig, nur deswegen hatte er sie weggeschickt. Vielleicht hatte es einst angefangen, wie er gesagt hatte. Vielleicht war es wirklich nur Tensaigas Wille gewesen, der sie hatte weiterleben lassen. Womöglich war es auch wirklich nur ein Zufall, dass Sesshoumaru eine innere Verbindung zu ihr geschaffen hatte. Eigentlich war sie sich da sogar sehr sicher, mit Absicht hätte er das nie getan. Er wollte offenbar nicht, dass andere über seine Gefühle Bescheid wussten. Er wollte ja nicht einmal, dass man überhaupt wusste, dass auch er Gefühle hatte. Doch wie auch immer es einst begonnen hatte, mittlerweile fühlte er etwas für sie. Mit Sicherheit entsprach es nicht ihren Gefühlen, doch allein die Tatsache, dass er Angst um sie fühlen konnte, ließ ihr Herz beinahe vor Stolz bersten. Rijan saß still auf dem Boden und lauschte in sich hinein. Sie konnte mit dieser Kraft noch nicht umgehen, vermutlich würde sie es nie können. Sie fühlte nicht wirklich, was er gerade fühlte. Sie war sich nicht einmal sicher, ob sie überhaupt etwas fühlte. Vielleicht bildete sie es sich im Moment auch einfach nur ein. Doch sie wusste da war etwas. Sie wollte das nicht verlieren. Sie wollte nicht, dass es auf diese Art endete. Aber was konnte sie schon dagegen tun? "Bist du da?", flüsterte sie und wusste doch, dass er sie nicht hören konnte. Dennoch wartete sie auf eine Antwort. Doch natürlich kam keine. Vielleicht lebte er schon längst nicht mehr. Wie lange war es her, seit sie gegangen war? Fünf Minuten oder doch schon fünf Stunden? Sie wusste es nicht. Jegliches Gefühl für Zeit war ihr abhanden gekommen. Doch spielte es noch eine Rolle wie viel Zeit verging? Vermutlich nicht, ändern konnte es sowie nichts mehr. Sie erinnerte sich an den markerschütternden Schrei. Was war das gewesen? Sesshoumaru ganz sicher nicht. Er schrie nicht. Seiner hundedämonischen Art zufolge würde er vermutlich jaulen. Doch dieser Schrei war so intensiv, so stark gewesen, dass es etwas Größeres getroffen haben musste. Konnte es sein, dass dieser Stoßtrupp von Menschen, wirklich einen mächtigen Dämon erledigt hatte? Wenn dem so war, schafften sie es vielleicht weitere zu vernichten? Unlogische Hoffnung erwachte erneut in Rijan. Sie klammerte sich wirklich an jeden Hoffnungsschimmer, der ihr noch blieb. Langsam stand sie auf und ging schweren Schrittes zurück zu der Schlacht. Es dauerte nicht lange ehe sie die ersten Kontrahenten sah. Diese Atmosphäre, die hier herrschte, ließ sich nicht anders als mit verhaltener Freude erklären. Rijan ging weiter und sah bald eine große Truppe von Menschen, die einen großen Dämon bekämpften. Er war verwundet, schwer verwundet, wenn man genauer hinsah. Rijan glaubte zu hören, wie schwer er Luft bekam. Sie sah die Freude in den Gesichtern der Menschen und einen Moment lang war ihr, als müsste sie sich übergeben. War sie einst auch so gewesen? Hatte sie Freude dabei empfunden, einen Dämon zu vernichten? Es schien Jahre zurückzuliegen und war doch erst wenige Wochen her. Ja, sie musste gestehen sie hatte das auch einst als Freude empfunden. Doch hier nun an diesem Ort, fand sie nichts Erfreuliches daran, diesen Dämon zu Tode zu quälen. Was gab den Menschen eigentlich das Recht, Dämonen zu töten? Sicher, man durfte einen Dämon töten, der einen Angriff, man durfte ihn töten, wenn er ein ganzes Dorf angegriffen hatte. Das alles gehörte zu Rijans Überzeugung. Vielleicht hatten auch diese Dämonen zuvor Menschen getötet. Mit Sicherheit hatten sie auch heute schon Menschen vernichtet, doch immerhin wurden sie angegriffen. Das hier war ein Dämonenkampf. Was zum Teufel hatten Menschen hier zu suchen? Sie versuchten einen Vorteil für sich herauszuschinden und übersahen dabei doch, dass sie grundlos Dämonen töteten. Keiner dieser Dämonen hatte auch nur irgendwie die Absicht gehabt, einen Menschen zu töten. Zumindest nicht so weit ihr das bewusst war. Dieser Zorn, der in Rijan erwachte, schockierte sie. Denn obwohl diese Dämonen beschlossen hatten, Sesshoumaru zu töten, galt ihr Mitleid ihnen. Der Zorn in ihr richtete sich gegen die Menschen, die sich hier eingemischt hatten. Sie hatten nicht das Recht dazu gehabt. Wer hatte eigentlich beschlossen, dass die Dämonen die bösen Kreaturen waren? Im Moment jedenfalls blickte Rijan in wesentlich grässlichere Fratzen. Rijan ging weiter, versuchte nicht zu sehen, was dort gerade geschah. Es war eine gute Frage, über die Rijan sich nie Gedanken gemacht hatte. Konnte man alle Dämonen über einen Kamm scheren? War es nicht sehr einfältig von den Menschen, zu denken, dass alle Dämonen gleich waren? Menschen waren ja auch nicht gleich. Da gab es ebenfalls Böse und Gute. Rijan schwirrte der Kopf. Sie versteckte sich gerade noch rechtzeitig in einem Busch, als einige Dämonen ihren Weg kreuzten. Zuerst wollte sie es nicht glauben, doch irgendwann akzeptierte ihr Verstand, dass diese Dämonen wirklich auf der Flucht waren. War es möglich, dass das Einmischen der Menschen zumindest dazu geführt hatte, dass man die Anführer dieser Meuterei vernichtet hatte? Bündnisse lösten sich auf, wenn die Anführer nicht mehr zur Verfügung standen. Rijan ging weiter immer noch nicht sicher, was sie von alle dem halten sollte. Doch je weiter ihr Weg führte, desto mehr Dämonen sah sie flüchten. Sie wussten offenbar, wann ein Kampf verloren war. Hinzu kam noch eine weitaus wichtigere Tatsache. Es war ihnen vielleicht möglich, sich der Menschen zu entledigen, doch offenbar war da noch eine größere Gefahr. Eine Gefahr in Gestalt eines Dämons, dessen Wut sie sehr deutlich geweckt hatten. In Anbetracht dieser Tatsache, hätte Rijan wohl auch Reißaus genommen. Gefühl kehrte in ihren verletzten Körper zurück, Hoffnung war letztendlich wohl doch genau das, was Menschen aufrecht hielt. Und wenn sie auch noch so klein war. Rijan begann zu rennen. Sie schien die Strecke auswendig zu kennen. Warum glaubte sie Sesshoumaru noch genau dort vorzufinden, wo sie ihn verlassen hatte? Hm, ob das etwas mit ihrer inneren Verbindung zu tun hatte. Rijan wusste es nicht und eigentlich war es ihr auch egal. Vielleicht schlussfolgerte sich ihre Sicherheit auch einfach nur aus der Tatsache, dass sie nicht wusste, wo sie sonst anfangen sollte zu suchen. Sie hörte Kampfgeräusche bevor sie zu der Stelle kam, an der sie ihn verlassen hatte. Metall traf auf Metall. Rijan hechtete in ein nahe liegendes Gebüsch. Wenn Sesshoumaru wirklich am Kämpfen war, war es nicht besonders ratsam ihn zu stören. Seine Aufmerksamkeit konnte wichtig sein. Also blieb sie in geduckter Haltung in dem Dickicht sitzen und schob vorsichtig einige Blätter beiseite. Es überraschte sie nicht wirklich, dass Tetsu Sesshoumarus Gegner war. Sie unterdrückte einen Seufzer und sah den beiden ängstlich zu. Hoffentlich konnte sie Schlimmeres verhindern. Tetsu war ihr ein Vertrauter, sie wollte nicht, dass ihm etwas geschah. Die beiden schenkten sich nichts. Sesshoumaru warf irgendwann achtlos sein Schwert beiseite und kämpfte mit seinen Krallen weiter. Auch seine Lichtpeitsche kam zum Einsatz. Tetsu hielt sich tapfer. Er wehrte alle Angriffe nach bester Möglichkeit ab. Manchmal riss etwas Stoff seines Anzuges, doch im Großen und Ganzen war er unverletzt. Das Blut an seiner Kleidung rührte nicht von eigenen Verletzungen her, da war sich Rijan sicher. Es erstaunte sie etwas, dass Tetsu sich so deutlich gegen Sesshoumaru wehren konnte. Doch natürlich war das nicht Sesshoumarus bester Tag. Sie wollte lieber nicht wissen, der wievielte Gegner das nun schon war. Ob er nicht langsam die Lust am Kämpfen verloren hatte? Vielleicht nervte ihn das alles hier ja genauso sehr wie sie. Doch irgendwie bezweifelte sie das. Das hier war sein Kampf und er würde ihn ausfechten bis zum letzten Hieb. Sesshoumaru zählte nicht zu den Wesen die Gnade walten ließen. Sie hoffte nur, dass sie ihn trotzdem dazu bewegen konnte. Seltsamerweise war sie sich ziemlich sicher, dass Sesshoumaru diesen Kampf gewinnen würde. Sie überlegte keinen Moment ob sie auch Tetsu zu einem Akt der Gnade bringen konnte. Doch vielleicht wollte sie auch einfach nur nicht daran denken. Denn sollte Tetsu wirklich über Sesshoumaru siegen, würde er Rijan vermutlich eigenhändig umbringen, sollte sie um Gnade für ihn flehen. Wenn er verlor, dann verlor er richtig. Er nahm keine derartigen Geschenke an. Rijan starrte die beiden mit gerunzelter Stirn an. Was sollte sie bloß tun, wenn Sesshoumaru nicht auf sie hörte? Sie konnte seine blutroten Augen sehen. Sicher, er hatte auf ihre Anwesenheit reagiert, selbst als er in seiner dämonischen Gestalt gekämpft hatte. Doch da war es darum gegangen sie zu beschützen. Was, wenn er wirklich seinem Blutrausch verfallen war? Einen Augenblick schloss sie entsetzt ihre Augen. In ihren Gedanken baute sich ein Bild auf. Ein Bild eines blutüberströmten Tetsus. Nein, das konnte sie einfach nicht zulassen. Sie wusste nicht einmal, warum sie so starke Gefühle für Tetsu hegte. Sie hatten lediglich ein paar Stunden miteinander verbracht und doch glaubte sie ihm nahe zu sein. Womöglich war es ihrer beider Berufung, die sie miteinander verband. Nur ein Dämonenjäger konnte wirklich verstehen, was sie fühlte. Wie einsam das Leben als Dämonenjäger sein konnte. Vielleicht hatte sie in seinen Augen gesehen, was sie selbst fühlte. Aber vielleicht hatte das alles auch nichts mit Tetsu zu tun. Die Frage war doch eher, ob sie Sesshoumaru weiterhin lieben konnte, wenn er einen Menschen tötete. Die Antwort darauf ängstigte sie. Tetsu ging mit seinen beiden Dolchen sehr geschickt um. Beinahe empfand sie so etwas wie Respekt, doch die Angst schwebte wie ein schwarzer Schatten über ihr. Tetsu griff an und Rijan sah Blut spritzen, als er Sesshoumaru am Arm traf. Die Ereignisse überschlugen sich plötzlich. Was eben noch wie ein Vorteil für Tetsu ausgesehen hatte, ja, beinahe wie ein kleiner Vorentscheid, stellte sich als durchaus geschickte Taktik seines Gegners heraus. Durch den Treffer kam Tetsu Sesshoumaru viel zu nahe, so dass dieser mit Leichtigkeit seine Krallen in Tetsus Hals bohren konnte. Rijan keuchte erschrocken und sprang ohne weiter darüber nachzudenken aus dem Gebüsch. Tetsus Blick schweifte zu ihr und blieb auf ihrem blassen Gesicht hängen. Es musste der Schock der Verwundung sein, der Tetsu lähmte. Wie hypnotisiert stand er bewegungslos da und fasste sich ungläubig an die zerfetzte Haut an seinem Hals. Die Verwundung war nicht weiter schlimm. Ein Verband und das kam wieder in Ordnung. Rijan erkannte das jedoch weit bevor Tetsu das auch einsah. Für den Moment war er wirklich schockiert und glaubte wohl schon dem Tode nahe zu sein. Einen Augenblick lang fragte sie sich wirklich, wie lange Tetsu das hier schon tat. Hatte er je einem Dämon gegenüber gestanden, der mächtiger war als die Gewöhnlichen? Und wenn, war er dann je von einem solchen verwundet worden? War er überhaupt schon einmal verwundet worden? Nun, eigentlich war sie davon ausgegangen, immerhin hatte er eine Narbe an seiner Schläfe. Doch woher sollte sie wissen, wie er die bekommen hatte? Dafür konnte es hundert Begründungen geben. Rijan schüttelte ihren Kopf und sah wie Sesshoumarus Fingernägel länger wurden, ein grüner Nebel schien seine Hand zu umgeben. Sie hatte vor langer Zeit schon einmal gesehen, wie dieses Gift in den Körper eines jungen Mannes injiziert worden war. Nein, das durfte nicht noch einmal geschehen. Er holte aus und seine Hand jagte mit mörderischer Geschwindigkeit auf Tetsus Hals zu. "NEIN!", schrie Rijan entsetzt und erst da schien Sesshoumaru ihre Anwesenheit überhaupt zu bemerken. Die Hand stoppte abrupt. Wenige Millimeter trennten seine giftigen Fingernägel noch von Tetsus Haut. Langsam drehte Sesshoumaru den Kopf ein wenig zur Seite, sodass sein blutdurchtränkter Blick den ihren traf. "Tu das nicht, bitte. Ich flehe dich an.", wisperte sie leise und wusste doch, dass er sie ganz genau verstand. Ein Glücksgefühl breitete sich in ihr aus. Mein Gott, er hörte sie. Und was noch wichtiger war, er hörte AUF sie. Sie lächelte erleichtert, als er ein tiefes Knurren von sich gab. Ihr Blick glitt zurück zu Tetsu und das Lächeln auf ihrem Gesicht erstarb. Denn dieser - längst aus seiner Trance erwacht - holte so gut er konnte aus und stieß seinen Dolch fest in Sesshoumarus Schulter. Der Getroffene gab einen jaulenden Ton von sich und riss seine Hand zurück. Die Zeit reichte nicht aus um zu reagieren, denn der zweite Dolch traf direkt in Sesshoumarus breite Brust. "Nein!" Rijan wollte schreien und brachte doch nur einen leisen Ton über ihre Lippen. Unfähig zu begreifen, was sie gerade gesehen hatte, stürzte sie nach vorne, ignorierte den erstaunten Tetsu und griff nach dem Dolch in Sesshoumarus Brust. Sie zog ihn heraus und schleuderte ihn achtlos beiseite. Sie wollte ihn berühren, wusste jedoch nicht, ob sie sein Gesicht umfassen sollte, um ihn zu zwingen sie anzusehen oder doch besser mit aller Kraft ihre Hände auf seine blutenden Wunden zu drücken. Gelähmt vor Angst sah sie ihn an. Das hier konnte nicht geschehen sein. Vor wenigen Sekunden noch war doch alles bestens gewesen. Das Blut in seinen Augen verschwand und er blickte an ihr vorbei. Hatte er vergessen, dass sie hier war? Er keuchte schwer, sie konnte sehen wie sehr ihm das Atmen Schmerzen bereitete. "Sess!", flüsterte sie und sein Blick kehrte zu ihrem Gesicht zurück. Doch was sie sah, gefiel ihr nicht. Es ängstigte sie mehr als alles andere auf der Welt. Sesshoumarus Blick war sonst immer kalt gewesen. Selbst das hatte jedoch noch von Leben gezeugt, jetzt allerdings war dieser Blick nur noch leer. Als würde er durch alles hindurchsehen. Als könnte er etwas erblicken, das für sie vollkommen verbogen blieb. "Das ist nicht fair!", erklärte sie mit gebrochener Stimme. Sesshoumaru schwankte gewaltig. Rijan überwand ihre Angst und schlang ihre Arme stützend um seine Taille. Durch ihren leicht bekleideten Zustand fühlte sie das warme Blut, das aus seiner tiefen Wunde austrat und ihre Haut verschmierte. "Ich nannte dich gerade Sess und du regst dich nicht einmal darüber auf?" Sie wollte vorwurfsvoll klingen, doch selbst in ihren Ohren klang die große Verzweiflung, die in ihr wütete, mit. Eine eisige Hand griff nach ihrem Herzen und umschloss es fest und dann, gerade als sein Blick einen Augenblick lang aufklärte und er sie wirklich zu sehen schien, gerade als sie tapfer lächelte, damit er sie nicht für schwach hielt, gerade dann, schloss sich diese imaginäre Hand zu einer Faust zusammen und ließ ihr Herz zerplatzen, denn der geliebte Dämon brach in ihren Armen leblos zusammen. Ihr ahnt was jetzt kommt, gell? Fortsetzung folgt ... Ich weiß, ich weiß, das ist eine böse Szene um aufzuhören, aber der Anschluss daran wird lang, ich hätte nicht gewusst, wann ich da aufhören soll und wie gesagt, abgetippt ist es auch noch nicht. Also seid gnädig. Kurzes Statement zu oben: Mit dem Satz fing alles an. Deswegen heißt die Story auch geliebter Dämon. Echt, ohne Scheiß, ich lag da nachts in meinem Bett, konnte nicht schlafen und plötzlich war da der Satz, und der geliebte Dämon brach tot in ihren Armen zusammen. Damit fing das alles an. Na ja, so richtig zufrieden bin ich mit dem, was ich geschrieben habe net. Ich finde Rijans Gefühle kommen grad beim Schluss net so wirklich rüber, aber na ja, das kann ich ja im nächsten Teil ausbauen. Also ich bin gespannt auf eure Kommis . Ah, fast hätte ich es noch vergessen. Gewidmet ist der Teil natürlich auch wieder jemanden: Tearless darf sich diesmal freuen. Das hier ist sozusagen dein Kapitel. Liebe Grüße von Rogue Kapitel 15: Das Gleichgewicht der Erde -------------------------------------- Hallöchen alle zusammen, mein Gott, ich muss mich ja mal selbst loben. Ich hab tatsächlich nur eine Woche bis zum nächsten Part gebraucht. Und dann sind es im Word auch noch ganze 11 Seiten. Gut, gell? :) Und wo ich grad mal dabei bin mich selbst zu loben (soll man nicht machen, ich weiß, ich weiß) stelle ich grad fest, dass ich mit den Überschriften der einzelnen Kapis auch recht zufrieden bin. Für diesen Teil hier hatte ich sogar eine ganze Menge Titel auf Lager, hab mich dann aber doch für das Gleichgewicht der Erde entschieden. Ganz weit vorne stand auch noch: Und plötzlich wurde es dunkel. Aber das klingt so hochgestochen. Na ja, schaut selbst, ob der Titel passt. So, here we go: Sesshoumarus Beine knickten weg und Rijan musste feststellen, dass sie ihn selbst in unversehrtem Zustand nicht auf den Beinen hätte halten können. Sie ging mit ihm in die Knie und umklammerte seinen Oberkörper so fest sie konnte. Mit Mühe gelang es ihr ihn wenigstens insoweit aufrecht zu halten. Doch der Triumph war nur von kurzer Dauer. Alle Kraft war längst aus seinem Körper gewichen, er fiel vornüber und begrub Rijan unter sich. Einen Augenblick lang tat sie gar nichts. Sie lag einfach nur auf dem Boden und umklammerte den leblosen Körper über ihr. Sie hoffte darauf zu fühlen, wie sich sein Brustkorb hob und senkte. Doch irgendwann erfasste sie die reine Panik, denn sie fühlte nichts davon. Kein Zeichen von Leben drang zu ihr durch. Sie bäumte sich auf und drehte Sesshoumaru schließlich sanft auf seinen Rücken. Vorsichtig umfasste sie sein Gesicht und blickte es aufmerksam an. Irgendeine Regung, ein Zeichen oder auch nur ein Reflex. Doch nichts von alle dem konnte sie erkennen. Die Panik in ihr raubte ihr langsam die Luft. Sie begann zu hyperventilieren. Als hätte sie sich an ihm verbrannt, zuckte sie vor ihm zurück. Sie ließ sich nach hinten fallen und stützte sich mit ihren Armen dabei ab. Dann rutschte sie weiter weg und starrte ihn aus sicherer Entfernung an. Was war geschehen? Das konnte doch nicht sein. Sesshoumaru konnte nicht sterben. Nicht so einfach, nicht so unspektakulär. Nein, sie war sich sicher, dass es nicht so endete. Rijan schlug erschrocken die Hand vor den Mund. Ihre Augen schienen ihr ganzes Gesicht einnehmen zu wollen. Das war ihre Schuld. Oh mein Gott, was hatte sie getan? Deutlich schossen die Bilder der vergangenen Minuten wieder in ihr Bewusstsein. Sie hatte ihn aufgehalten. Sie hatte ihn dazu gebracht, Tetsu nicht zu töten und dabei keinen Augenblick daran gedacht, dass Tetsu diesen Moment vielleicht ausnutzen würde. Sie krabbelte wieder nach vorne und schlug hilflos auf seine Brust. "Komm schon.", jammerte sie und schlug immer wieder auf die tiefen Wunden. Blut spritzte dabei auf sie, doch das kümmerte sie nicht weiter. Solange er noch blutete, konnte er doch nicht tot sein. Sie verpasste ihm eine schallende Ohrfeige, schrie ihn an, endlich die Augen aufzumachen, verfluchte ihn dafür, ihr einen solchen Schock einzujagen und brach schließlich in Tränen aufgelöst auf seiner Brust zusammen. Sie lauschte auf seinen Herzschlag, doch da kam nichts. Es blieb ruhig in seiner Brust. Hektisch griff sie nach seinem Handgelenk, versuchte einen Puls zu finden, doch vor lauter Verletzungen war das gar nicht so einfach. Sie versuchte es an seinem Hals, doch auch da regte sich nichts. Immer wieder versuchte sie irgendwie ein Lebenszeichen von ihm zu erhalten, doch je länger sie sich bemühte, desto eisiger wurde es in ihr. Es kam einfach nichts. Sie hob seinen Arm hoch und ließ ihn dann los. Ohne eine Reaktion fiel er zu Boden. Wieder und wieder wiederholte sie diese Prozedur. Sie legte ihr Ohr auf seine Brust und versuchte zwischen ihren eigenen Schluchzern einen Herzschlag zu hören. Sie schlug ihn erneut, stieß mit dem Finger in tiefe Wunden und wusste doch längst, dass sich da nichts mehr regte. Rijan erstarrte und blickte auf das leblose Gesicht. Sie strich ihm die dreckigen Haare aus der Stirn und versuchte zu begreifen, was geschehen war. Versuchte zu begreifen, was sie getan hatte. Er hatte ihr gesagt, sie solle gehen. Er hatte gesagt sie solle gehen, sich nie wieder umdrehen und so weit laufen wie sie konnte. Sie hatte es ihm versprochen. Sie hatte sich umgedreht und war gegangen. Sie hätte es zu Ende bringen sollen. Verdammt, warum hatte sie nicht getan, was er verlangt hatte. Warum zum Teufel war sie umgedreht? Warum hatte sie ihn nicht alleine lassen können? Er hatte doch alles unter Kontrolle gehabt. Er hatte diesen Kampf eigentlich schon gewonnen gehabt. Nichts, aber auch gar nichts, wäre ihm geschehen, wenn sie nicht umgedreht wäre. Sie sah deutlich vor sich, wie seine Hand erstarrt war, wie er den Kopf gewandt hatte und sie angeblickt hatte. Sie sah das so deutlich und dann sah sie wieder Blut spritzen. Sein Blut. Gott, was hatte sie angerichtet? Sie drückte die Hände auf ihre Ohren. Du hast ihn umgebracht! Immer wieder hallten diese Worte durch ihren Kopf. Immer wieder und Rijan konnte die Stimme einfach nicht zum Schweigen bringen. Diese Erkenntnis ergriff von ihrem Herzen besitz. Breitete sich von dort in ihrem ganzen Körper aus und erfüllte sie schließlich ganz. Vollkommen in Trance saß sie auf dem Boden und schlang die Arme um sich selbst. Sie wiegte sich vor und zurück. "Ich hab ihn umgebracht.", murmelte sie. Sie hatte vergessen, wo sie war. Hatte vergessen, warum sie eigentlich hier war. Immer wieder spielte sich vor ihrem geistigen Auge dieser Augenblick ab, in dem Sesshoumaru auf sie reagiert hatte und sein Blick den ihren gekreuzt hatte. Immer wieder sah sie diese blutenden Augen und hörte schließlich diesen schmerzhaften Aufschrei, als der Dolch in seinen Körper eindrang. Wieder und wieder erlebte sie diesen Augenblick. Immer diese blutroten Augen vor sich habend. Je öfter sie hineinsah, desto mehr glaubte sie dort Vorwürfe zu entdecken. Sie glaubte ihn sprechen zu hören. Glaubte, dass er ihr sagte, was für ein verkommener Mensch sie war. Dass sie ihn eben doch nicht liebte. Denn wenn sie es tat, hätte sie dann nicht auf ihn gehört? Wäre es ihr nicht egal gewesen, was aus diesem Tetsu geworden wäre? Hätte sie nicht einfach nur dankbar dafür sein sollen, dass Sesshoumaru das überlebt hatte? Dass er diesen Kampf gewonnen hatte? Sie hatte ihn verraten. Hatte zugelassen, dass ihre Gefühle in den Schmutz gezogen werden konnten. Hatte alles verloren was ihr wichtig gewesen war. Sie ließ sich auf den Rücken fallen und streckte sowohl Arme als auch Beine von sich. Sie hatte den einzigen Menschen getötet, der ihr eine Familie gewesen war. Was war sie für ein Mensch? War sie überhaupt noch ein Mensch? Vielleicht war sie ja nur noch eine abartige Kreatur. Kein Wunder, dass er sich so wenig aus ihr gemacht hatte. Wie hätte man sie auch lieben können? War das nicht in etwa wie einen schmerzhaften Dorn im Finger zu lieben? Er hatte gewusst wie schlecht sie war. Deswegen hatte er sie weggeschickt. Deswegen hatte er sie nicht an seiner Seite haben wollen. Er hatte gewusst, dass sie ihn irgendwann verraten würde. Dass sie sein Untergang sein würde. Richtig, genau so musste es gewesen sein. Sie starrte an den schwarzen Himmel über ihr. Das hier war die Hölle, nicht wahr? Richtig, sie war tot und das vergangene hatte sie alles nur geträumt. Sie war damals als kleines Kind gestorben. Sie hatte sich nur nicht mit ihrem Tod abfinden wollen. Sie hatte Sesshoumaru erfunden. Sie hatte Dämonen und das alles erfunden. Es gab so etwas gar nicht. Sie hatte nur eine Möglichkeit gesucht, nicht dem Tod ins Auge sehen zu müssen. Doch heute und hier, während sie an den schwarzen Himmel blickte und die Flammen um sie herum brannten und alles vernichteten, was irgendwie von Leben zeugte, sah sie dem Tod ins Auge. Heute verstand sie das endlich alles. Ein tiefer Frieden breitete sich in ihr aus. Ja, genau so war es gewesen. Das war das ganze Geheimnis. Sie hatte niemanden verraten, sie hatte niemanden umgebracht. Sie hatte niemanden verloren. Tränen rannen aus ihren Augen, doch Rijan merkte das nicht einmal mehr. "Oh, süßer Frieden, ich hab dich vermisst.", murmelte sie und versank in dieser Welt, in dieser Realität, die sie glaubte endlich gefunden zu haben. "Rijan!" Eine Stimme drang zu ihr durch, doch sie weigerte sich darauf zu reagieren. Sie wusste, dass etwas Furchtbares geschehen würde, wenn sie dieser Stimme Gehör schenkte. Nein, hier war nur sie. Niemand konnte sie rufen. Und doch war da diese Stimme, die immer wieder ihren Namen rief, einfach nicht locker ließ. Langsam konnte sie fühlen, wie ein unheimlicher Schmerz von ihr Besitz ergriff. Sie glaubte nahe dem Wahnsinn zu sein, krampfhaft jedoch darum bemüht, diesen irgendwie zu bekämpfen. "Rijan." Wieder diese Stimme. Männlich, doch nicht ganz so tief wie die von ... Verzweifelt schüttelte Rijan ihren Kopf. Dieser Frieden, der sie umgab schien wie eine steinerne Mauer zu sein. Gebaut auf ein wackeliges Fundament. Jemand zog einen Stein heraus und die ganze Mauer begann zu beben. Bedenklich schwankte sie hin und her. Risse, erst kleine, dann immer größere, zogen sich an der Wand entlang, ließen etwas hindurch, dass Rijan zutiefst ängstigte. Nein, sie wollte nicht wissen, was auf der anderen Seite dieser Mauer war. Sie brauchte diese Mauer um das überstehen zu können, um nicht vollkommen wahnsinnig zu werden. Wahnsinnig vor Kummer! Vor Kummer um den Verlust eines geliebten Menschen. Nein, keines Menschen, schlimmer, ja, wegen des Verlusts eines Dämons. Ein Schrei gellte durch die Luft und es dauerte, ehe Rijan begriff, dass dieser Schrei, aus ihrer Kehle kam. Sie versuchte den Sturz der Mauer aufzuhalten, doch es schien unmöglich zu sein. Sie war zu schwer. Ein Bild drängte sich durch die Risse der Mauer und Rijan weigerte sich hinzusehen. Sie ahnte, was es war und wollte das nicht erneut sehen. Sie presste die Hände auf ihre Augen und bemerkte doch gleichzeitig, wie sich die Finger spreizten, damit sie hindurch sehen konnte. Und was sie sah, wollte sie nicht glauben. Sie sah sich selbst. Wie durch einen Nebel, einen dunklen Schleier hindurch, sah sie -wenn auch nur verschwommen- sich selbst. In den Armen einen toten Dämon haltend, dessen Gewicht sie unbarmherzig zu Boden drückte. Die Risse wurden tiefer und sprengten die Mauer schließlich mit einer brachialen Gewalt. Bilder strömten auf Rijan ein und schienen sie um ihren Verstand zu bringen. Sie begriff wieder wo sie war, warum sie hier war und was geschehen war. Immer noch lag sie alle viere von sich gestreckt auf dem Boden und starrte einen dunklen, düsteren Himmel an, der nur durch die beängstigenden Flammen um sie herum erhellt wurde. Sie rappelte sich auf, von Kummer gepeinigt kaum noch den eigenen Körper aufrecht halten könnend, krabbelte sie auf allen vieren zurück zu dem leblosen Geschöpf, das nicht weit von ihr lag. Sie setzte sich auf ihre Beine und sah Sesshoumaru einen Moment schweigend an. Liebevoll, beinahe ehrfürchtig strich sie über sein blasses Gesicht. Fuhr die Konturen seiner Zeichen nach. "Sess!", flüsterte sie und ließ mit diesem einzigen Namen all ihren Schmerz und Kummer heraus. Die Tränen, die über ihre Wangen liefen, schmeckten salzig und wollten nicht mehr versiegen. Es war als wollte sie mit ihren Tränen alle Brände um sie herum löschen, als wollte sie die Welt in einem einzigen Tränenmeer versinken lassen. Dieser Kummer, der in ihr tobte, schien zu stark für sie zu sein, zu mächtig, als das ein einfacher Mensch ihn überleben konnte. Sie hatte gehört, das man oft sagte Menschen starben an gebrochenem Herzen. Sie hatte es nie geglaubt. Kein Mensch konnte an so etwas sterben. Das waren nur billige Ausflüchte, weil sich die Angehörigen nicht eingestehen wollten, dass der Mensch vielleicht krank gewesen war. Gebrochene Herzen, so etwas lächerliches auch. Doch jetzt und hier begriff sie, dass das keine billigen Ausreden waren. Es gab einen Schmerz, den kein Mensch überleben konnte. Und dieser Schmerz war nicht etwa so heroisch, als das man sagen könnte, es sei die überwältigende Liebe, die einen nicht weiterleben lassen konnte. Nein, es war keineswegs die Liebe, die einen an gebrochenem Herzen sterben lassen konnte. Es war Schuld. Es war die schreckliche Gewissheit, dass man selbst Schuld am Tod dieses geliebten Menschen war. Rijan nahm Sesshoumarus Oberkörper in ihre Arme und drückte ihn fest an sich. Sein Kopf fiel auf ihre Schulter und verharrte dort leblos. Sie legte ihre Hand auf seinen Hinterkopf und hielt ihn fest. Diese Schuld fraß sich in die Überbleibsel ihres Herzens, fand dort nahrhaften Boden und vergiftete alles, was sich ihr in den Weg stellte. Rijan konnte förmlich fühlen, wie ihre Seele langsam schwarz wurde. Wie dieser Kummer in ihr, aus ihr einen anderen Menschen machte. Sie bekam deutlich mit, wie das Lachen, das Glücklichsein, das lustige und vorlaute Wesen in ihr, Stück für Stück, das eigene Leben verlor. Als pflückte man eine Blume ohne Wurzel und wunderte sich darüber, dass sie einging. Genau so ging es in ihrem Inneren zu. Sie schrie und glaubte zu sehen, wie selbst die fürchterlichsten Dämonen kehrtmachten und vor ihrem Laut flüchteten. Dieser Schrei war erfüllt von der schrecklichen Gewissheit, den geliebten Dämon umgebracht zu haben, er war erfüllt von Kummer und Trauer über den Verlust dieses Mannes, geprägt von dem Schmerz, der in ihr tobte und nach und nach alles Gute und Positive in ihr auslöschte. Es war der Schrei eines sterbenden Menschen, der nicht länger auf dieser Erde weilen wollte und doch nicht sterben konnte. Der zusehen musste, wie er innerlich aufgefressen wurde und doch nichts dagegen tun konnte. Der Schrei von jemandem, der Angst vor der Veränderung in sich hatte und doch mit jedem Zentimeter seines Körpers danach verlangte. "Rijan!" Eine Hand griff nach ihrer Schulter und zog sie unbarmherzig auf die Füße. Nicht länger fähig Sesshoumaru zu halten, fiel er zurück auf den Boden. Den dumpfen Knall, der dabei entstand, glaubte Rijan fast körperlich spüren zu können. Benommen starrte sie auf ihn hinab und ignorierte das Schütteln, das ihren Körper erfasste. "Rijan, komm zu dir. Wir müssen hier weg." Sie blickte auf und erkannte erst nach einigen Momenten, dass Tetsu die Worte an sie gerichtet hatte. Unfähig Sesshoumaru zu verlassen, schüttelte sie ihren Kopf. "Ich hab ihn umgebracht.", flüsterte sie und starrte Sesshoumaru wieder an. Er sah so ruhig aus, als würde er einfach nur schlafen. Doch da sie Sesshoumaru nie hatte schlafen sehen, ängstigte sie dieser Anblick nur noch mehr. "Der Wald steht in Flammen. Der Rauch ist schon so dicht, dass man kaum noch bis zu den nächsten Bäumen sehen kann. Wir müssen hier weg, wenn wir nicht ersticken wollen." Rijan schüttelte nur wieder ihren Kopf. Ersticken? Sicher kein sehr angenehmer Tod. Doch etwas Besseres hatte sie sowieso nicht verdient. Es geschah ihr Recht. Genau, sie würde sich hier auf den Boden setzen und an seiner Seite ersticken. Das war der würdige Abgang für eine elende Verräterin wie sie. Er wäre damit sicherlich auch einverstanden. "RIJAN!", schrie Tetsu sie an und zerrte grob an ihrem Arm. Sie blickte ihn aus leeren Augen an. "Das ist der richtige Tod für mich. Ich habe ihn verdient." Er schüttelte nur seinen Kopf und ließ ihre Hand los. "Ich werde hier auf jeden Fall nicht sterben. Verabschiede dich, wenn es sein muss. Du kommst mit mir mit. Ich habe heute schon so viele Menschen verloren. Kein einziger wird heute noch sterben." Seine Worte wollten etwas in ihr berühren, doch der Impuls war zu schwach, als dass er durch diese Gleichgültigkeit, diese Selbstzerstörung durchdringen konnte. Sie fiel wieder auf die Knie und blickte benommen auf den geliebten Dämon. Schließlich fing sie wieder an zu weinen, wimmerte wie leid es ihr tat und hasste sich nur noch mehr für ihre Schwäche. Sie kreuzte die Arme auf seiner Brust und barg ihren Kopf darauf. Heftiges Schluchzen peinigte ihren Körper. "Es tut mir so leid." Wieder und wieder sprach sie die Worte. Vermutlich hoffte sie auf seine Absolution, hoffte darauf, dass er sie wieder aufbaute, so wie er es immer getan hatte, doch wie ein Bumerang kam diese Hoffnung zurück und verwandelte sich dabei in die sichere Gewissheit, dass das eben nicht der Fall sein würde. Dass es nie wieder so sein würde. Und das sie selbst daran Schuld war. "Du könntest mir ruhig helfen.", meckerte Tetsu leicht verärgert. Sie blickte mit tränen- und blutverschmiertem Gesicht auf und merkte, dass Tetsu gerade seine Dolche wieder an seinem Gürtel befestigte. Erneut wollte etwas in ihr darauf reagieren, doch sie war viel zu müde, um das auch zuzulassen. "Du hast sie doch schon gefunden." Er schüttelte seinen Kopf und bedachte sie mit einem Blick, der deutlich sagte, wie wenig intelligent sie sich gerade benahm. "Sein Schwert, Rijan.", meinte er, als wäre damit alles geklärt. Verwirrt schüttelte sie ihren Kopf und sah lieber wieder in Sesshoumarus blasses Gesicht. Sie hatte es nie zuvor so farblos gesehen. Beinahe glaubte sie zu erkennen, dass die Zeichen auf seiner Haut ebenfalls verblassten. Verschwand vielleicht der Ausdruck seiner Macht, wenn er tot war? Der Stich, der in ihr Herz schoss, war so unerwartet, so überraschend, dass sie erschrocken aufkeuchte. Verdammt, sie hatte geglaubt, mittlerweile innerlich taub zu sein. Offenbar war dem aber nicht so. "Du kannst es sowieso nicht verwenden. Sein Schwert ist mit soviel böser Energie erschaffen worden, dass nur ein mächtiger Dämon es beherrschen kann. Dich würde es einfach nur vernichten." Seltsam, sie sprach vollkommen normal und schien doch keine Kontrolle darüber zu haben. "Das glaube ich kaum!", entgegnete er nur und etwas an dem Ton seiner Stimme, ließ sie aufblicken. Er hatte Toukijn gefunden und hob es mit einem etwas dümmlichen Grinsen auf. "Ein mächtiges Schwert!", sagte er ehrfürchtig. Rijan runzelte die Stirn, während sie ihm dabei zusah, wie er versuchte das Schwert zu schwingen. Einmal von rechts nach links und nichts geschah. Seltsam! War das Schwert etwa gereinigt durch Sesshoumarus Tod. Erneut keuchte sie auf. Verdammt, warum tat das noch so weh? Es schien mit mal zu mal sogar schlimmer zu werden. Tetsu hatte ihr Keuchen gehört und blickte sie kurz an. "Alles in Ordnung?" Sie reagierte darauf nicht. Es war auch eine lächerliche Frage. Heute war überhaupt nichts in Ordnung und wenn sie nicht alles täuschte würde es auch nie wieder in Ordnung kommen. Dann plötzlich leuchtete eine schwarze Aura um das Schwert herum auf und Tetsu schrie auf. Er ließ das Schwert los, als hätte er sich verbrannt. Tatsächlich schien wirklich ein Schlag oder etwas Ähnliches von dem Schwert ausgegangen zu sein. "Ich sagte dir doch, dass du es nicht beherrschen kannst." Tetsu blickte mit sehnsüchtigem Blick auf das Schwert, nickte aber schließlich. "Es wäre ja auch ein Wunder, wenn ein Dämon wenigstens einmal nützlich wäre." Erneut traf etwas in ihr Innerstes und ließ es kurz erbeben. Was sollte das alles? Hatte sie etwa etwas Wichtiges vergessen? War da etwas, dass sie außer Acht gelassen hatte. Sie blickte wieder in Sesshoumarus Gesicht. Selbst jetzt noch könnte sie ihn einfach nur stundenlang anblicken. "Ich hatte eigentlich gedacht, dass gerade dieses Schwert auch einen Menschen nach dem Tod seines Besitzers akzeptieren würde." Rijan drehte langsam ihren Kopf. Blut fing plötzlich an in ihren Ohren zu rauschen. Rasende Kopfschmerzen schien ihren Kopf zum Zerplatzen bringen zu wollen. Sie hatte etwas vergessen. Sie konnte es jetzt deutlich fühlen, doch ihr fiel einfach nicht ein, was das war. Sie begegnete Tetsus Blick. Er näherte sich ihr und nahm schließlich ihre Hand. "Wir müssen jetzt wirklich von hier verschwinden.", sagte er, während er zu den näher kommenden Flammen blickte. Dann sah er sie wieder an, bemerkte ihren verwirrten Blick und schien ihn falsch zu deuten. "Nun ja, Tensaiga rettet Menschen das Leben oder gibt es ihnen wieder, wie man es eben nimmt. Man sollte meinen, dass gerade dieses Schwert keine böse Aura hätte." Er drehte ihr den Rücken zu und wollte losgehen. Da seine Hand immer noch die ihre hielt, blieb er abrupt stehen, als sie sich nicht bewegte. Rijan bemerkte das jedoch kaum. Das Blut in ihren Ohren hatte die Worte nur schwach zu ihr durchdringen lassen. Sie sah, dass er wieder etwas sagte, verstand jedoch kein einziges Wort. Was jedoch deutlich in ihrem Kopf nachhallte und damit auch die volle Erinnerung zurück brachte war der Name: Tensaiga. Deutlich hörte sie diesen Namen. Tensaiga! Als würde man mit einem Hammer in ihren Bauch schlagen, breitete sich dort ein unsagbarer Schmerz aus. Sie keuchte auf und ging in die Knie. Wie hatte sie das vergessen können? Wie hatte sie hier mit diesem Menschen stehen und vollkommen normal sprechen können, ohne sich daran zu erinnern, was er nur Minuten zuvor getan hatte? Ihr Verstand schien wirklich ausgesetzt zu haben. Jetzt jedoch arbeitete er auf Hochtouren. Vollkommen richtig, sie war mit Sicherheit schuld daran, dass Sesshoumaru jetzt tot war, doch sie hatte es nicht ausgeführt. Derjenige, der Sesshoumaru tödlich verwundet hatte, war kein geringerer als Tetsu gewesen. Seine Dolche hatten zugestoßen, als Rijan ihm gerade das Leben gerettet hatte. Sie hatte nie zuvor solche Gefühle in sich gehabt. Sie hatte Sesshoumaru einst gehasst oder es sich zumindest eingeredet. Diese Gefühle hatten sie damals vergiftet, und doch waren sie nicht mit dem jetzigen zu vergleichen. Sie blickte nach oben, direkt in Tetsus Gesicht und was immer er in ihren Augen sah, ließ ihn deutlich zurückweichen. "Tensaiga?", fragte sie kalt. Ihre Stimme klang so fremd in ihren Ohren. Hatte das wirklich sie gesagt? Was immer er antwortete drang nicht zu ihr hindurch. Nein, sie verstand es auch ohne Worte. Natürlich hatte er zugestoßen. Er hatte von diesem unglaublichen Schwert gehört, das sich in Sesshoumarus Besitz befand. Das er allein kontrollieren konnte. Um wenigstens die Chance zu haben, es benutzen zu können, musste der Besitzer erst sterben. Rijans Augen wurden größer. Mein Gott, sie war es gewesen, die ihm von Tensaiga erzählt hatte. Sie hatte ihn erst auf die Idee gebracht, sich in diesen Kampf einzumischen. Es war vermutlich nicht einmal darum gegangen, mächtige Dämonen zu vernichten. Tetsu hatte seine Chance gesehen an Tensaiga zu kommen. Darum war es gegangen. Hass breitete sich in ihr aus. Er fand in ihrem Selbsthass äußerst nahrhaften Boden und breitete sich wie eine Seuche in ihr aus. Sie hatte nie geglaubt, jemals derartig hassen zu können. Doch sie konnte es. Das sah sie heute ein. Sie konnte abgrundtief hassen und verdammen. Und was sie noch erst heute zum ersten Mal fühlte, war der überwältigende Wunsch nach Rache. Damals als Sango ihr Sesshoumarus Tod übertragen hatte, war das keine Rache gewesen. Damals war es einfach nur ein Auftrag gewesen. Sie hatte in Sangos Schuld gestanden, was Rache bedeutete verstand sie erst heute. Und diese Rache brachte noch eine andere Eigenschaft ans Licht von der Rijan nie gedacht hatte, dass diese auch in ihr schlummerte. Mordlust. Alles verzehrende, unstillbare Mordlust. Sie wollte den Tod dieses Mannes. Nichts auf dieser Welt wollte sie so sehr wie den Tod dieses einen Menschen. "Du hast ihn umgebracht!", flüsterte sie mit eisiger Stimme. Tetsu blickte kurz zu dem toten Dämon hinüber und dann wieder in Rijans Gesicht. "Ich weiß, dass euch beide etwas verband, Rijan. Aber er ist nur ein Dämon.", versuchte er sie zu beschwichtigen. Nur ein Dämon? Nein, Sesshoumaru war nicht einfach nur ein Dämon. Er war wesentlich mehr gewesen. Mehr als Tetsu vermutlich je verstehen würde. Rijan blickte ebenfalls auf Sesshoumaru hinab. "Er war der Mann, den ich liebte.", erklärte sie schließlich und zog im gleichen Augenblick ihr Schwert. "Was soll das?" Offenbar war Tetsu schwer von Begriff, denn obwohl Rijan kaum eine Minute verstreichen ließ, ehe sie mit ohrenbetäubendem Geschrei auf ihn losstürmte, schien er nicht zu begreifen, dass sie Ernst machte. "Wehr dich!", forderte sie mit zusammengebissenen Zähnen. Einen Moment glaubte sie ein Knurren käme aus ihrem Mund, doch ihre Sinne waren so überlastet, dass sie es sich vielleicht auch nur einbildete. "Ich werde nicht gegen dich kämpfen.", meinte Tetsu mit festem Blick und wich geschickt ihren wütenden Angriffen aus. "Pech für dich. Denn ich werde dich nicht schonen, nur weil du dich weigerst, dich zu verteidigen." Purer Hass sprach aus ihrer Stimme und Tetsu begann langsam den Ernst der Situation zu begreifen. "Wenn ich in deine Augen sehe, Rijan, sehe ich dort nichts Menschliches mehr." Rijan knurrte jetzt wirklich. Er konnte sich seine Worte sparen. Worte, konnten heute nichts mehr bewirken. Worte konnten grundsätzlich nichts bewirken. Sie hatte versucht heute durch Worte zu schlichten. Das Ergebnis lag in Gestalt eines toten Dämons zu ihren Füßen. "Menschlich?", fragte sie spöttisch und ließ erneut mit brachialer Gewalt das Schwert niedersausen. Sie traf Tetsu deutlich am Arm. Blut spritzte und besudelte ihre Klinge. Menschliches Blut. Nie zuvor hatte daran menschliches Blut geklebt. Einen Augenblick lang starrte sie auf die rote Verfärbung ihrer Klinge, doch es hielt sie nicht von ihrem vernichtenden Wunsch nach Rache ab. "Was erzählst du mir hier von menschlich? Du hast einen schwachen Moment deines Gegners ausgenutzt." Sie schluckte schwer. "Du hast mich ausgenutzt." Tetsu hielt sich den verletzten Arm und wich immer noch Rijans Schwerthieben aus. Von ihrer Wut getrieben, lag eine Menge Kraft in ihren Bewegungen. Sie war schneller als er. Hinzu kam, dass sie vollkommen ohne Verstand kämpfte. Sie handelte impulsiv, ihre Bewegungen vorauszusagen war nicht mehr möglich. "Dich ausgenutzt? Wann soll ich das getan haben.", hielt er ihr entgegen. Rijan blieb stehen, starrte ihn aus hasserfüllten Augen an. Kummer spiegelte sich einen Moment darin. "Ja, mich ausgenutzt. Ich war so ein Narr. Deinetwegen habe ich ihn aufgehalten. Ich wollte nicht, dass er dich tötet und wie dankst du es mir? Du nutzt es aus und tötest ihn." Ihre Stimme brach, als sich ihr erneut diese grausamen Bilder aufzwängten. "Nun, dann sollte ich mich wohl bedanken. Nett, dass dir mein Leben am Herzen lag.", giftete er jetzt deutlich feindselig zurück. "Aber vielleicht ist dir entgangen, dass ich es mit einem äußerst mächtigen Dämon zu tun hatte. Ich hatte nicht vor diesen Kampf zu verlieren." "Schweig!", schrie Rijan. Sie wollte seine billigen Ausflüchte nicht hören. "Er war dabei mich zu töten und obwohl er einen Moment verharrte, Rijan, machte er keine Anstalten, seine verfluchten Finger zurückzuziehen. Hätte ich ruhig dort stehen sollen und darauf warten, dass er mich doch noch umbringt. Hätte ich darauf vertrauen sollen, dass einer der mächtigsten Dämonen dieser Erde auf einen unbedeutenden Menschen hört? Ich bitte dich! Wenn einem ein Geschenk unterbreitet wird, fragt man nicht nach, man nimmt es an." Rijan schüttelte ihren Kopf. Nein, das war wirklich eine billige Ausrede. Und überhaupt wer sprach hier von einem unbedeutenden Menschen? "Du hast ihn kaltblütig ermordet. Und das auch noch ohne Grund.", fauchte sie. Tetsu schüttelte seinen Kopf. "Ohne Grund stimmt nicht. Ich bin ein Dämonenjäger, er ein Dämon. Ich töte Dämonen, Rijan. Das ist eigentlich auch deine Aufgabe." Rijan zuckte einen Moment zurück. Ihre Aufgabe? Die Kopfschmerzen verstärkten sich. "Merkst du nicht, dass du den Falschen bekämpfst? Du stehst auf der falschen Seite." Rijan ließ das Schwert sinken und fasste sich mit der freien Hand an den Kopf. Falsche Seite? "Rijan, erinnere dich. Wir sind Verbündete. Dämonenjäger vernichten Dämonen. Sie können niemals eine solche Gestalt lieben." Er hatte vermutlich versucht, sie damit auf seine Seite zurückzuziehen, doch bewirkte das genaue Gegenteil. Nein, sie waren keine Verbündeten. Sie erinnerte sich an die Augenblicke, bevor sie zu dem Kampf von Tetsu und Sesshoumaru gekommen war. An diesen einen Dämon, der schreckliche Qualen erlitten hatte. Dessen Schrei bis in ihr Innerstes eingedrungen war. "Dann ist die Sache ja geklärt!", meinte Rijan kalt und führte unbarmherzig den nächsten Angriff aus. "Rijan, wir stehen auf der gleichen Seite. Du bekämpfst den Falschen." Rijan blieb einen Augenblick lang still stehen und sah Tetsu aus finsteren Augen an. "Du hast es doch gerade selbst gesagt. Dämonenjäger können keine Dämonen lieben." Tetsu nickte und atmete erleichtert auf. Er entspannte sich merklich, was in Rijan beinahe so etwas wie Mitleid auslöste. "Du irrst, Tetsu. Denn wenn dies wirklich so ist, bin ich keine Dämonenjägerin. Ich liebe Sesshoumaru. Somit können wir niemals auf der gleichen Seite stehen." Mit einer unglaublichen Schnelligkeit schoss sie nach vorne, riss ihr Schwert hoch und bohrte es in die Schulter eines vollkommen überraschten Tetsus. Das Schwert durchstieß Haut, Fleisch, Muskel, trat auf der Rückseite wieder aus und rammte geradewegs in den dahinter stehenden Baum. Tetsu schrie schmerzhaft auf, während das Blut an Rijans Schwertklinge hinunterfloss, über den schönen Griff glitt und geradewegs ihre Finger rot färbte. "Du bist mein Feind!", erklärte sie dicht an seinem Gesicht. Sein Blick verschmolz einen Augenblick lang mit dem ihren, ehe Rijan vom Griff ihres Schwertes abließ und einen Schritt zurücktrat. Er war nun an den Baum genagelt. Jede weitere Bewegung würde ihm unendliche Schmerzen zufügen. Er wusste das genauso gut wie sie. Es gab für ihn im Moment keinen Ausweg. Also blieb er still und sah sie einfach nur an. Rijan griff nach einem seiner Dolche und drehte ihn zwischen ihren Fingern. "Es wäre doch nur Recht, wenn ich meine Rache, mit dem Dolch beende, mit dem du Sesshoumaru getötet hast. Ironie des Schicksals würde ich das nennen, oder? Hättest du damit nicht zugestoßen, bliebe dir das hier auch alles erspart. Sozusagen hast du dein eigenes Grab geschaufelt." Sie blickte eine Weile auf den Dolch in ihren Händen, betrachtete das glatte Eisen, das die Flammen um sie herum reflektierte. "Deine Rache? Rijan, wenn wäre das hier seine Rache. Willst du wirklich zu seinem Werkzeug werden?" Rijan presste den Dolch an seinen Hals und sah ihn fuchsteufelswild an. "Rede nicht so über ihn. Ich bin niemandes Werkzeug." Er lachte. Rijan konnte es erst nicht glauben, doch obwohl sie ihm gerade nach dem Leben trachtete, eigentlich nur die Klinge in seine Haut drücken musste, lachte dieser unmögliche Mensch. "Es ist nicht deine Rache, Rijan.", bekräftigte er nochmals. Rijan umfasste sein Kinn mit ihrer Hand und sah ihm tief in die Augen. "Nun, er kann seine Rache aber nicht mehr ausführen." Tetsu schloss seine Augen, als ihn eine Schmerzwelle überrollte. "Und deswegen willst du es tun? Wer bist du, dass du über Leben und Tod entscheiden kannst? Richter und Henker zugleich?" Rijan wich zurück. Doch nicht etwa, weil seine Worte etwas in ihr bewirkten, nein, sie wollte nur nicht vorschnell handeln. Und seine Worte trieben sie fast dazu, ihm einfach die Kehle aufzuschlitzen. "Und das fragst du mich? Wer hat Sesshoumaru denn getötet? Und komm mir nicht wieder mit dieser fadenscheinigen Ausrede. Wir beide wissen doch ganz genau, worum es dabei gegangen ist. Du hast mich benutzt, Tetsu. Ich denke ich habe alles Recht dieser Erde Rache auszuüben." Tetsu blickte sie an und schüttelte seinen Kopf. "Ich weiß, dass du im Moment verblendet bist, deswegen werde ich das nicht persönlich nehmen." Hatte sie sich verhört? Besaß er tatsächlich die Nerven, ihr hier und jetzt zu vergeben. Das war doch einfach unglaublich. "Sei nicht so überheblich. Ich habe hier die Fäden in der Hand.", mahnte sie ihn, doch er lächelte nur leicht. "Okay, du willst Klartext sprechen. Bitte, an mir soll es nicht liegen. Was glaubst habe ich hier getan?" Rijan umklammerte den Griff des Dolches fester. "Du hast ihn nicht getötet, weil er dein Leben bedroht hat. Du hast diesen Kampf überhaupt nur angefangen, weil ich dir von Tensaiga erzählt habe. Du hast diese Macht haben wollen, nur darum ist es dir gegangen." Und Tetsu nickte. Er stritt es nicht einmal ab, gab sich nicht einmal die Mühe, edlere Motive aus dem Hut ziehen zu wollen. Schlicht und ergreifend bestätigte er, was Rijan den Boden unter den Füßen wegzog. Hatte sie sich wirklich so täuschen können? Offensichtlich. "Tensaiga würde uns vollkommen neue Möglichkeiten eröffnen. Wir sind den Dämonen unterlegen. Sie zu bekämpfen kostet zu viele unserer Leben, aber wenn wir die Unsterblichkeit auf unserer Seite hätten, wäre das etwas anderes. Ja, ich gestehe, ich wollte dieses Schwert, aber du irrst, wenn du glaubst, dass ich niedere Beweggründe als das Allgemeinwohl gehabt hätte. Siehst du nicht, wie viel Macht uns das verleiht hätte? Wir könnten endlich mehr gegen die Dämonen ausrichten." Rijan sank auf die Knie. Die Kraft floss aus ihr heraus und hinterließ nichts als eine unendliche Müdigkeit. "Tensaiga ist eine Chance. Ich hatte das einfach tun müssen. Wenn du nicht so verblendet wärest, würdest du das auch verstehen." Sie blickte zu ihm auf, wie er da von Schmerzen gepeinigt an dem Baum hing. Nur die Zehenspitzen berührten den Boden. Blut floss an ihm herab und tränkte seine Kleidung. "Ich bin nicht verblendet. Du bist es, der nicht richtig nachgedacht hat. Du hast Sesshoumaru nur wegen dieser speziellen Macht getötet?" Wie unnütz dieser Tod dadurch wurde. Es war nicht einmal darum gegangen, dass er einer der mächtigsten Dämonen dieser Welt war. Es war nur um Tensaiga gegangen. Sie blickte zu Sesshoumaru zurück. Aschfahl war seine Haut mittlerweile. "Du hättest mir besser zuhören oder mich mehr über Tensaiga fragen sollen. Du kannst es nicht beherrschen. Sein Vater hat es für ihn geschmiedet. Er allein kann es benutzen. Ihn zu töten, ändert daran nichts." Sie blickte wieder zu Tetsu hinauf. "Ein Mord bleibt ein Mord, Tetsu. Da nützen alle Beweggründe dieser Welt nichts." Er schüttelte seinen Kopf, verzog aber sogleich das Gesicht, weil er dadurch auch seine Schulter bewegte. "Ich habe gesehen wie unzählige meiner Freunde, meiner Familie im Kampf gegen Dämonen gefallen sind. So wird es immer weitergehen. Wir nehmen unzählige Verluste hin. Was hat das Schicksal sich dabei gedacht, ausgerechnet einem Dämon die Macht über Leben und Tod eines Menschen anzuvertrauen?" Das Schicksal. Nein, das war nicht das Schicksal gewesen. "Sein Vater hat sich etwas dabei gedacht. Schicksal hat damit nichts zu tun. Du verstehst die größeren Zusammenhänge nicht." Tetsu runzelte die Stirn. "Größere Zusammenhänge?" Sie nickte und blickte auf ihre blutigen Hände. "Ja, größere Zusammenhänge. Wie viele Dämonen haben deine Freunde und deine Familie getötet? Waren es hunderte, tausende? Sag, wie viele waren es?" "Ich weiß nicht.", meinte er verwirrt. "Lass es hunderte sein. Wie viele Freunde und Bekannte sind gestorben?" Die Antwort kam schneller. Trauer und Wut sprach aus seiner Stimme. "15!" Sie lächelte müde. "15, hm?" Sie blickte wieder zu ihm auf. "Was denkst du? Gibt es mehr Menschen oder mehr Dämonen?" Tetsu fand sie wohl äußerst befremdlich. "Ich denke es hält sich die Waage.", erklärte er schließlich. Rijan nickte. Das dachte sie auch. "Genau so viele Menschen wie Dämonen. Gut und Böse. Es herrscht ein Gleichgewicht, Tetsu. Selbst wenn du Tensaiga beherrschen könntest, selbst wenn du sämtliche Dämonenjäger künftig wieder beleben könntest, du kannst daran nichts ändern. Ein Gleichgewicht von der Natur geschaffen. Es wird immer einen Weg geben, der dieses Gleichgewicht wiederherstellt. Ist dir das noch nie aufgefallen?" Er verneinte dies und erklärte sie offenbar für verrückt. "Du sagtest selbst 15 Menschen haben hunderte von Dämonen getötet. Im Gegenzug vernichten Dämonen ganze Dörfer und töten dabei hunderte von Menschen. Ein Gleichgewicht siehst du? Nimm die Schlacht heute, Menschen und Dämonen starben. Ein Gleichgewicht." "Ich scheiß auf dieses Gleichgewicht, Rijan. Irgendwann werden wir einen Weg finden, einen Vorteil gegenüber den Dämonen zu haben. Das wirst du schon noch sehen. Denn wir Menschen halten zusammen, wir bekämpfen unsere Feinde gemeinsam. Das macht uns stark." Rijan lächelte traurig. "Und du glaubst, Dämonen tun das nicht? Du denkst, Dämonen haben deine Familie getötet. Sicher, das ist wahr, aber was ist mit den Dämonen, die du vernichtet hast? Glaubst du, die haben keine Familie? Töte einen Dämon, Tetsu, und du beraubst eine Familie ihres Vaters. Du tust genau das, was du an Dämonen verabscheust. Es ist kein Wunder, dass Tensaiga ein Einzelstück ist. Keine Seite soll einen Vorteil haben." Tetsu fauchte verächtlich. "Ach nein? Meines Erachtens war er ein Dämon und hatte die alleinige Macht über das Schwert. Er hätte jeden verdammten Dämon dieser Erde wieder beleben können. Das nennst du keinen Vorteil?" Rijan stand auf und ging auf ihn zu. "Ich bin mir nicht sicher, ob er es gekonnt hätte, Tetsu. Aber es ist auch egal, oder nicht? Er hat es nicht getan. Darauf kommt es an." Tetsu schwieg darauf hin. Sie stand dicht vor ihm und hob den Dolch an seinen Hals. "Soll ich dich nun töten?" Er sagte wieder nichts. Vielleicht aber auch nur, weil die Klinge in seinen Hals drückte. Rijan seufzte schwer und zog die Klinge zurück. Sie warf den Dolch weg. "Dieser Wunsch dich zu töten ist in mir. Er ist mächtig und stark. Er verlangt nach Erfüllung. Ich glaube diesen Schmerz könnte ich nur durch deinen Tod lindern." "Warum tust du es dann nicht?" Sie lächelte leicht und zog das Schwert mit einem kräftigen Ruck aus seiner Schulter. Vorsichtig wischte sie das Blut ab. "Das ist nun wirklich die Ironie des Schicksals. Um Sesshoumarus Willen möchte ich dich töten und doch glaube ich zu wissen, was er sagen würde." "Und was würde er sagen?" Rijan ging zu Sesshoumaru und kniete sich nieder. "Er würde sagen: Tu es nicht! Du bist keine Mörderin." Einen Augenblick lang sah sie in sein lebloses Gesicht, dann blickte sie Tetsu wieder an. "Doch damit hätte er Unrecht. Denn ich fühle diesen Teil deutlich in mir. Diesen Wunsch nach deinem Blut. Das geschehene Unrecht durch noch größeres Unrecht zu vergelten. Er würde mir das sicherlich nicht glauben. Er würde verächtlich "Menschen" sagen und mir mein Schwert wegnehmen. Und vielleicht tue ich es genau deswegen nicht. Denn ich möchte sein, wie er mich gesehen hat. Ich habe immer genau so sein wollen, wie er es gewollt hatte." Tetsu bewegte sich unruhig. "Verschwinde, Tetsu! Ich ertrage deinen Anblick nicht mehr." Er wollte noch etwas sagen, doch Rijan schüttelte ihren Kopf. "Nein, geh jetzt sofort. Ich sagte doch, dieser Teil in mir fordert dein Blut. Verschwinde, bevor ich mich vergesse und doch alles zerstöre, was er in mir gesehen hat. Viel bleibt mir deinetwegen nicht mir. Lass nicht zu, dass ich auch noch das verliere." Tetsu nickte und ging ein paar Schritte. "Ich habe nicht gewusst, dass er dir so wichtig war." "Hätte das denn etwas geändert?", fragte sie traurig. Tetsu sah sie einen Moment lang schweigend an, doch dann schüttelte er seinen Kopf und ging weiter. Rijan wollte ihn gehen lassen, wusste es wäre besser, die Frage nicht zu stellen, doch sie konnte nicht anders. "Sag, wenn du Tensaiga gehabt hättest. Wenn du es hättest benutzen können, was hättest du dann gemacht?" Sie sah zu, wie er den Kopf leicht drehte und sie über die Schulter hinweg ansah. "Wie meinst du das?" "Wenn du es hättest benutzen können, hätte es auch jeder andere Mensch gekonnt. Hättest du es trotzdem behalten oder hättest du es jemand anderem anvertraut. Hättest du andere mitbestimmen lassen?" Tetsu schien verwirrt zu sein. "Macht das einen Unterschied?" Sie nickte. "Natürlich! Derjenige, der das Schwert in Besitz hat, hätte nicht kämpfen können. Er hätte im Hintergrund zusehen müssen, wie der Rest fällt um sie hinterher wieder beleben zu können." Er dachte darüber nach, doch Rijan sah ihm die Antwort schon längst an. "Ich denke ich hätte auf Tensaiga aufgepasst." Damit drehte er sich um und verschwand in den Flammen des Waldes. Ja, genau das hatte sie sich gedacht. Tetsu war der Typ Mensch, der zusah, wie seine Freunde und Familie starben, grausame Schmerzen erlitten und nichts unternahm. Und das alles mit der Ausrede auf Tensaiga aufpassen zu müssen. Er war feige, nichts weiter. Das war das wahre Motiv hinter dieser Auseinandersetzung gewesen. Der einzige Weg künftigen Kämpfen aus dem Weg zu gehen. Sie blickte wieder auf Sesshoumaru. "Keine Sorge, Tensaiga ist bei mir sicher." Ihr Blick glitt zurück zu den Flammen. "Doch weißt du, wenn er anders geantwortet hätte, hätte ich es ihm vielleicht überlassen. Wenn ihm das Wohl seiner Mitkämpfer wirklich am Herzen gelegen hätte. Doch so war es nicht. Ihm ging es nur um seine eigene Haut." Fortsetzung folgt ... So, das war es dann mal wieder für heute. Also ich denke jetzt wird es definitiv noch ein Kapitel und ein Epilog (oder heißt das Nachwort Prolog?). Wenn ich gut drauf bin, schreib ich euch das vielleicht aber auch komplett und lade es zusammen hoch, mal schaun. Ihr wisst ja, auf meine Aussagen darf man sich nur bedingt verlassen. Also ich freu mich auf weitere Kommis von euch. Ach ja, ihr habt mir sage und schreibe schon 93 Kommis beschert. Würd mich freuen, wenn wir die 100 packen, aber bei meinen treuen Lesern hab ich da eigentlich keine Bedenken. :) (einschleimen soll da bekanntlich ja auch helfen) Und natürlich vergess ich auch heute nicht die Widmung. Dieser lange Part ist im besonderen für Akari-sama. Vielen lieben Dank für deine netten Worte und wo ich ja schon mal dabei bin, mach ich hier mal Werbung für deinen Douji. Liebe Leute, da könnt ihr ruhig mal vorbei schauen. Ist eine wirklich gute Story. Knuffelige Grüße von Rogue Kapitel 16: Öffne deine Augen ----------------------------- Hallöchen, meine lieben Leser, ja, ja, ´gut Ding weil Weile haben` ist offenbar auch mein Hauptmotto. Dafür hab ich die Story jetzt Kapitelmäßig fertig. Es kommt nun definitiv nur noch der Prolog. Wer meine Fanfic schön verfolgt hat, weiß dann wohl auch, was dort noch passiert. Ansonsten kann ich nur noch viel Spaß beim Lesen wünschen, So, here we go: Rijan seufzte schwer und zog Tensaiga aus der Scheide. Sie betrachtete das einfache Schwert, dass doch die Macht über Leben und Tod innehielt. Seltsam, dass etwas so Unscheinbares so wertvoll sein konnte. Sie richtete sich etwas auf und schwang es probehalber. Sie wollte wissen, wie es sich anfühlte. Ob etwas in ihr geschah, wenn sie Tensaiga führte. Ob es sich anders anfühlte als ihr eigenes Schwert. Irgendwie hatte sie das erwartet. Doch während sie das Schwert schwang, passierte überhaupt nichts. Es löste keine neuen Gefühle in ihr aus. Sie seufzte erneut und schüttelte ihren Kopf. Wie dumm sie doch war. In ihr hatten in den letzten Minuten derartig viele Gefühle gewütet, dass sie nicht glaubte jemals wieder etwas fühlen zu können. Sie betrachtete Sesshoumaru und warf Tensaiga achtlos zur Seite. Langsam verschränkte sie die Arme auf seiner Brust und legte ihren Kopf darauf. Nein, sie konnte ihn nicht verlassen. Wenn die Flammen alles niederbrennen wollten, bitte, ihr war es Recht. Es spielte einfach keine Rolle mehr. "Was hättest du an meiner Stelle getan?", fragte sie leise und wartete entgegen jeder Logik darauf, dass er zu ihr sprach. Dass etwas in ihrem Inneren, ihr sagte, was sie tun sollte. So wie sie vorhin gewusst hatte, dass er nie gewollt hätte, dass sie Tetsu an seiner statt getötet hätte. Dieses Gefühl hatte sie überrascht und doch war ihr klar gewesen, dass es genau sein Wille gewesen wäre. Er hatte in ihr nie eine Mörderin gesehen. Er würde es ihr wohl auch jetzt noch nicht glauben. Und doch ... sie selbst kannte die Wahrheit dieser Worte. Sie wäre dazu fähig. Sicher, es bedurfte bei ihr schon extremer Umstände um sie zur Mörderin werden zu lassen, doch die Anlage war in ihr vorhanden. Ein bisschen ängstigte sie das. Und während sie über all das nachdachte, darüber warum sie fähig war zu töten, weshalb ihr das aber nie zuvor bewusst gewesen war, während all dieser Gedankengänge schien es plötzlich, als wüsste sie wieder, was Sesshoumaru wohl gemacht hätte. Deutlich konnte sie die Antwort in ihr selbst fühlen. Ein Laut bildete sich in ihrer Kehle, von dem sie nicht gedacht hätte, dass sie ihn je wieder von sich geben würde. Richtig, Tensaiga. Um dieses vermaledeite Schwert war es die ganze Zeit gegangen. Und warum hatte Tetsu es haben wollen? Weil es Leben schenken konnte. Bei Gott, wie hatte sie das vergessen können? War sie denn wirklich so dumm? Sie blickte sich um. Wo hatte sie Tensaiga hinbefördert? Rijan erblickte das stählerne Schwert etwas weiter abseits. Es lag im Dreck. Schnell stand sie auf und holte es. Die Lösung war so einfach. Sie hatte die ganze Zeit vor ihrer Nase gelegen und doch war es ihr unmöglich gewesen, die Antwort zu erkennen. Sie ging zurück zu Sesshoumaru und begann erst dort zu verstehen, dass Tensaiga durchaus die Lösung ihres Problems war, sie jedoch keine Ahnung hatte, wie man es benutzte. Sie hatte Sesshoumaru nie danach gefragt, wie genau Tensaiga wirkte. Was musste man tun, um die Macht, die darin wohnte, freizulegen? Sie verfluchte sich selbst. Sie hätte etwas mehr Interesse an den Tag legen sollen. Alles was sie wusste war die Tatsache, dass sie Dank dieses Schwertes lebte, wie genau das funktioniert hatte, wusste sie jedoch nicht. Nun, es half ja alles nichts. Sie würde es eben herausfinden müssen. Irgendwie musste das ja zu schaffen sein. Sie begann damit, das Schwert still über Sesshoumaru zu heben. Sie schloss die Augen und wünschte sich von ganzem Herzen, dass er wieder lebte. Eine Weile verharrte sie so, ehe sie vorsichtig ein Auge öffnete. Nichts war geschehen. Sie fluchte leise. Gut, ein Versuch war es jedenfalls Wert gewesen. Offenbar lag Tensaigas Macht aber nicht darin, Wünsche zu erfüllen. So schnell gab Rijan jedoch nicht auf. Sie hob das Schwert in die Luft und befahl ihm Sesshoumaru wieder zum Leben zu erwecken. Das Ergebnis davon war, dass sie nun auch wusste, dass Tensaiga auf Befehle noch viel weniger hörte. Ratlos betrachtete sie da Schwert in ihren Händen. "Das darf doch nicht wahr sein. Ich besitze ein Schwert, dass Leben retten kann und weiß nicht, wie man es benutzt." In ihre anfängliche Begeisterung begann sich Furcht zu mischen. Was, wenn sie Tensaiga nicht in Betrieb setzen konnte? Was sollte sie dann tun? Leicht hysterisch begann sie irgendwelche Zeichen in die Luft zu zeichnen. Sie versuchte es mit Seele, Leben und Magie. Sie zeichnete noch andere Wörter, doch auch dabei geschah nichts. Konnte es sein, dass Tensaiga eine andere Sprache sprach? War es möglich, dass Hundedämonen eine eigene Sprache hatten? Was dann? Sie konnte das unmöglich wissen. Sie bekämpfte die Panik in ihr. Nein, es gab keine Möglichkeit, dass sie heute versagte. Sie hatte bereits alles falsch gemacht, was falsch zu machen war. Dieses eine Mal würde sie es richtig machen. Sie konnte das, sie wusste es. Sesshoumaru hatte ihr einen Teil von sich selbst gegeben, vielleicht musste sie sich nur mehr konzentrieren. Die Antwort lag bestimmt in ihr selbst begraben. Sie lauschte angestrengt, versuchte sich an jeden noch so kleinen Hinweis zu erinnern, doch abermals musste Rijan feststellen, dass da einfach nichts war. Sie wusste einfach nicht, wie man dieses verfluchte Schwert benutzte. "Okay, Tensaiga..." Sie versuchte sich nicht allzu lächerlich vorzukommen, während sie mit einem Schwert sprach. "... du bist doch ein Teil von seinem Vater und da er das ja ebenfalls ist, müsstet ihr doch irgendwie identisch sein Du willst doch bestimmt, dass es ihm wieder gut geht?" Gespannt hoffte sie auf eine Reaktion. Doch nichts geschah. Es glühte nicht, es bewegte sich nicht, es geschah einfach überhaupt nichts. "Komm schon, das kann nicht das Ende sein.", flehte sie und überließ sich der Panik in ihr. Von dieser geleitet, schwang sie das Schwert so dicht sie nur konnte über seinen Körper. Einen Moment befürchtete sie ihn damit zu verletzen, doch Recht schnell wurde ihr wieder bewusst, wie unsinnig eine solche Befürchtung doch tatsächlich war. Wieder und wieder schwang sie das Schwert. Hysterie breitete sich in ihr aus. "Chikuso, chikuso, chikuso.", flüsterte sie. Sie sollte damit aufhören. Das wusste sie. Es war unsinnig was sie tat, doch gleichzeitig war ihr auch klar, dass sie nicht mehr aufhören konnte. "Ich will dich nicht verlieren." Tränen brannten erneut in ihren Augen. Wie schrecklich konnte es das Schicksal noch mit ihr meinen? Erst verlor sie den geliebten Dämon durch ihre eigene Schuld und dann präsentierte man ihr sozusagen die Rettung auf einem Silbertablett nur um ihr dann klar zu machen, dass sie rein gar nichts tun konnte. Nein, das wollte sie nicht glauben. Das durfte einfach nicht wahr sein. Ein Widerstand hielt plötzlich das Schwert auf. Rijan war so in ihre Gedanken versunken gewesen, dass sie vor lauter Schreck, das Schwert losließ und laut aufschrie. "Schwing dieses Schwert noch einmal und du bringst mich wirklich um." Aus riesigen Augen blickte sie auf Sesshoumarus Hand, die das Schwert an der Klinge umfasste. Blut floss an Tensaiga hinab, doch Rijan konnte einfach nicht den Blick von dieser aufgerichteten Hand nehmen. Ihr Atem kam nur noch in unregelmäßigen Abständen. Hatte der Rauch ihre Sinne umnebelt? War sie schon so wahnsinnig, dass sie unter Halluzinationen litt? Nun, sie war sich da nicht mehr so sicher. Ihr Blick glitt langsam weiter, zurück zu dem Gesicht eines eigentlich toten Dämons. Gerade noch rechtzeitig sah sie wie sich seine Augen öffneten und ihr somit den freien Blick auf die goldensten Augen dieser Welt freigaben. Rijan streckte wie in Trance ihre Hand aus, zog sie dann jedoch wieder zurück. Sie träumte das bloß. Wenn sie ihn nun berührte, verschwand das Bild wieder und zurück blieb nur sein Leichnam. Nein, das wollte sie nicht, konnte sie nicht riskieren. Rijan sah schweigend dabei zu, wie sich Sesshoumaru langsam in eine sitzende Position aufrichtete. Das sah nicht wirklich wie ihr Sesshoumaru aus. Man sah, dass ihm jede Bewegung schwer fiel. All das überstieg Rijans Verstand. Sie konnte das nicht begreifen, nicht glauben. Es war einfach nicht möglich. Es war eine optische Täuschung. Ja, genau. Das war die Erklärung. Sie hatte ja schon längst gewusst, dass sie den Verstand verloren hatte. Klar, da bildete man sich auch solche unsinnigen Dinge ein. Sesshoumaru knurrte leicht, als er bemerkte, wie sie ihn anstarrte. Er legte Tensaiga vorsichtig beiseite und betrachtete dann die frische Wunde auf seiner Handfläche. "Als hätte ich davon nicht schon genug.", beschwerte er sich. Sein Blick glitt zurück zu ihr. Offenbar verwirrte ihn ihr Gesichtsausdruck. "Was ist mit dir? Noch nie einen Dämon gesehen?" Rijan schüttelte benommen ihren Kopf. Das war nicht Sesshoumaru. Das konnte überhaupt nicht sein. Gott, welch grausamer Streich wurde hier mit ihr gespielt? Welche Bestie konnte so abartig sein, mit ihren Gefühlen derart zu spielen? Sesshoumaru jedenfalls oder vielleicht auch nur der Dämon, der sich für ihn ausgab, schüttelte seinen Kopf und meinte dann abfällig: "Menschen!" Rijan schnürte es die Kehle zu. Tränen traten in ihre Augen, bevor sie laut aufschrie und sich ihm wortwörtlich an den Hals warf. Wieder erwarten löste er sich nicht auf. Nein, im Gegenteil. Sie konnte ihn fühlen. Sie schluchzte an seinem Hals und roch dabei unter all dem Blut und Dreck seinen ganz eigenen Duft. Deutlich und ohne jeden Zweifel. Sie fühlte die Bewegungen seiner Muskeln, während sie sich wie wild an ihn presste und sich weigerte auch nur einen Zentimeter Platz zwischen sie kommen zu lassen. Sie verstand immer noch nicht, was hier vor sich ging. Doch sie konnte ihn fühlen, ihn berühren und diese wenn auch nur sehr schwache Wärme, die von ihm ausstrahlte, wahrnehmen. Es war ihr egal, was hier geschah. Sie würde ihn nie wieder loslassen. Wenn man ihn ihr jetzt wieder wegnehmen wollte, musste man sie schon mitnehmen. "Du brichst mir alle Knochen." Seine Stimme, seine tiefe, Ehrfurcht gebietende Stimme, drang zu ihrem Ohr durch, doch den tieferen Sinn seiner Worte verstand sie nicht. Es war ihr auch egal. Und wenn schon. Er war hier bei ihr und lebte ohne Zweifel. Oder zumindest befand er sich in einem Zustand, der dem des Lebens doch sehr nahe kam. "Rin!" Bei Gott, sie hatte nicht daran geglaubt, diesen Namen auch nur ein einziges Mal wieder zu hören. Es brachte sie nur noch mehr zum Weinen. Langsam und ganz vorsichtig hob sie ihren Kopf und sah ihm direkt ins Gesicht. Vor lauter Tränen sah sie alles nur verschwommen, aber dennoch, es war sein Gesicht. Trotz der Wunden und Kratzer war es doch sein Gesicht, das sie hier so deutlich vor sich sah. Sie nahm sein Gesicht zwischen ihre Hände und fuhr die Konturen nach. Wangenknochen, Augenbrauen, Lippen und Nase. Der Ausdruck seiner Augen veränderte sich etwas. Er sah sie genervt an, doch selbst das konnte Rijan nicht davon abhalten. Sie musste fühlen, musste etwas tun, nachdem sie endlich glauben konnte, dass er wirklich hier bei ihr war. "Du lebst.", flüsterte sie voller Ehrfurcht. Sesshoumaru knurrte wieder kurz, nickte aber schließlich. "Natürlich!", sagte er schlicht. Doch der Nebel, der sich eben noch um Rijans Verstand gelegt hatte, begann sich langsam aufzulösen. Sie sah ihn verwirrt an. "Aber ..." Sie kam nicht weiter, denn Sesshoumaru wandte etwas mehr Energie auf und schob sie von sich. Rijan wollte sich dagegen wehren, wollte nicht den Kontakt zu ihm verlieren, ließ es aber letztendlich doch geschehen. Zu verwirrt war sie über die Vorkommnisse. "Wir müssen von hier fort.", erklärte er weiter und stand mühsam auf. Seine Schmerzen mussten immer noch fürchterlich sein, wenn sie nach seinen Bewegungen ging. Sie hatte nie zuvor gesehen, dass er sich so schwerfällig bewegte. Beinahe hätte man meinen können, er wäre ein alter Mann. "Im Vergleich zu dir bin ich das auch." Seine Antwort ließ sie die Stirn runzeln. Seit wann konnte er Gedanken lesen? Großer Gott, konnte er das vielleicht schon immer? Hatte er grundsätzlich all ihre lächerlichen Gedanken nachvollziehen können? Ungeduldig winkte er ab. "Du hast laut gesprochen." Rijan errötete und sah beschämt zu Boden. Sie musste verwirrter sein, als sie dachte, wenn sie mittlerweile nicht einmal mehr wusste, wann sie laut sprach und wann nicht. Sesshoumaru sah sich um, sein Blick drückte nichts Gutes aus, doch Rijan war im Moment so ziemlich alles egal. Sie sah zu wie er erst Tensaiga aufhob und nachdem er Toukijin gefunden hatte, auch dieses Schwert nahm. Rijan saß immer noch auf dem Boden und starrte ihn an. Sie sollte etwas sagen, etwas Vernünftiges von sich geben, doch im Moment überforderte sie einfach alles. Sie bemühte sich aufzustehen, erkannte aber Recht bald, dass ihr Körper ein für alle mal alle zur Verfügbarkeit stehenden Kräfte aufgebraucht hatte. Sie fühlte die Müdigkeit, die von ihren Knochen Besitz ergriff. Das war ein sehr anstrengender Tag gewesen. Es war ein Wunder, dass diese Erschöpfung nicht schon früher eingetreten war. Sesshoumaru kam zu ihr zurück und blickte auf sie hinab. "Steh auf!" Seine Freundlichkeit war berauschend wie immer. Rijan schüttelte ihren Kopf und zuckte hilflos mit den Schultern. "Ich kann nicht." "Dann wirst du hier wohl verbrennen." Rijan lächelte leicht. "Vorher werde ich wohl ersticken." Sein missbilligender Blick ließ sie erneut erröten. Das war wirklich nicht der Zeitpunkt für makabere Scherze. "Ich kann wirklich nicht aufstehen.", erklärte sie noch einmal, dieses Mal etwas ernster als zuvor. Sesshoumaru runzelte leicht die Stirn. Sein Blick glitt zurück zu den Flammen, die sie umgaben. Dann sah er zum Himmel. "Was ..." setzte sie an, kam aber nicht weiter. Sesshoumaru ging in die Knie und umfasste Rijans Taille. Sie sah ihm nachdenklich ins Gesicht. "Du bist viel zu schwach um mich zu tragen." Diese Aussage schien ihm nicht sonderlich zu gefallen. Eigentlich kein Wunder, da sie ihm gerade unterstellt hatte, er wäre ein Schwächling. "Du bist verletzt und der Rauch muss dir noch viel mehr ausmachen als mir. Deine Sinne sind schärfer. Zumindest hast du das immer behauptet." Sesshoumaru strafte sie mit einem verärgerten Blick. "Außerdem brennt es überall. Wie sollen wir hier wegkommen? Ich für meinen Teil kann zumindest nicht durch Flammen gehen." Zumindest ihr Mundwerk schien nicht müde zu werden. "Schweig endlich oder ich lasse dich hier zurück.", fuhr er sie wenig zurückhaltend an. Interessant, dachte Rijan. Seine Verwundungen mussten sich auch auf seinen Gemütszustand auswirken. "Nicht, bevor du mir nicht sagst, was du vorhast." Sein Arm um ihre Taille verkrampfte sich, während er versuchte aufzustehen. Rijan drückte ihn unsanft an den Schultern zurück auf den Boden. Ein gedämpfter Laut kam über seine Lippen, während er sie deutlich verärgert ansah. "Du kannst weder aufstehen noch laufen. Durch Flammen kann keiner von uns gehen. Es gibt nur einen Weg hier raus." Sie hatte nicht wirklich geglaubt, dass er ihr das sagen würde. Umso überraschter war sie nun. Doch diese Überraschung wandelte sich in blankes Entsetzen. Wie bitte? Hatte sie sich eben verhört? Ihr Blick wanderte gen Himmel und die Panik in ihr verstärkte sich. "Du bist wahnsinnig. Du kannst ja kaum aufrecht stehen. Woher willst du die Kraft nehmen dich in den Himmel zu katapultierten, ganz zu schweigen davon, mich auch noch mitzunehmen." Sesshoumarus Geduld war nun endgültig erschöpft. "Ich werde mich ganz bestimmt nicht vor die rechtfertigen." Damit packte er sie abermals fest um die Taille und stand dann relativ sicher auf, wobei er Rijan sich relativ unsanft über die Schulter warf. Rijan schrie wie am Spieß und zappelte. Als sie jedoch bemerkte wie sich sein Rücken dabei anspannte, unterließ sie es wieder. Richtig, er war schwer verletzt. Ihre Rebellion konnte er nun wirklich nicht gebrauchen. Rijan blieb also in dieser entwürdigenden Haltung und lauschte besorgt auf seinen Atem. Sie betrachtete seine Rückansicht und fühlte tiefes Bedauern, während sie die zahllosen Verwundungen wahrnahm. Ein seltsames Gefühl bemächtigte sich ihr. Kraft. Sie wusste nicht woher diese kam, aber sie fühlte sie ganz deutlich. Es war beinahe als würde sie aus dem Boden kommen. Und dann ohne, dass man sie weiter vorgewarnt hätte, ging Sesshoumaru kurz in die Knie um sich mit einer gewaltigen Kraft vom Boden abzustoßen. Rijan schrie abermals auf und umklammerte Sesshoumaru mit ihren Armen. Sie sah wie sich der Boden immer weiter von ihr entfernte. Vorsichtshalber schloss sie lieber die Augen und wartete bis die Übelkeit in ihrem Magen nachließ. Es dauerte nicht besonders lange, ehe Rijan wieder Boden unter den Füßen spürte. Sie öffnete ein Auge und schielte unter sich. Tatsächlich sie stand auf einem grünen Boden. Beinahe hätte sie laut gejubelt, doch sie unterließ es. Sesshoumaru wandte ihr gerade seinen Rücken zu und ging ein paar Schritte. Rijan blickte sich um. Sie waren auf einer kleinen Lichtung. Ein Fluss schlängelte sich hier entlang. Rijan atmete tief durch. Gott, so gut hatte die Luft schon lange nicht mehr gerochen. "Ruh dich aus. Ich komme bald wieder." Rijan überfiel sogleich wieder die ihr mittlerweile wohl bekannte Panik. Doch Sesshoumaru ging darauf nicht weiter ein. Rijan wollte etwas sagen, wurde jedoch von etwas unterbrochen, das geradewegs auf sie zuflog. Ihrem Reflex war es zu verdanken, dass sie nicht getroffen wurde. Sie betrachtete das Schwert in ihren Händen. Es war ihr eigenes. Sie hatte daran gar nicht mehr gedacht. Als sie zu Sesshoumaru zurück blickte war er bereits fort. Rijan fand sich damit ab, dass sie wohl auf seine Worte vertrauen musste. Sie ging zu dem Fluss und betrachtete ihr Spiegelbild. Es graute ihr ja bereits vor ihr selbst. Sie wusch ihr Gesicht mit dem kühlen Nass und empfand es als puren Luxus. Das Leben konnte doch eigentlich so herrlich sein. Flüchtig dachte sie an Tetsu, doch plötzlich erschien ihr das alles schon so weit weg. Sie fragte sich, wo Sesshoumaru hingegangen war. Rijan setzte sich an das Ufer des Flusses, riss die Fetzen von ihren Beinen und begann auch diese zu reinigen. Es brannte etwas, während sie sehr gründlich versuchte, ihre Wunden zu reinigen. Sie hatte den Gedanken verdrängt, aber jetzt, hier in der Stille, fragte sie sich schon, warum Sesshoumaru noch lebte. Sie hatte nicht das Gefühl gehabt, als würde Tensaiga seine Macht verbreiten. Natürlich konnte es trotzdem geschehen sein. Sie wusste ja schließlich nicht, wie Tensaiga funktionierte. Dennoch die Frage beschäftigte sie. Was war vorhin eigentlich geschehen? "Hier!" Rijan zuckte zusammen, als sie Sesshoumaru so unerwartet sprechen hörte. Lange war er ja nicht fortgeblieben. Sie blickte zu ihm auf und merkte, dass er ihr ein Kleidungsstück reichte. Dankbar lächelte sie. Ihr Anzug war wirklich nicht mehr als solcher zu erkennen. Er entfernte sich etwas von ihr. Rijan drehte sich zu ihm um, schlug aber hastig die Hände vor die Augen, als sie bemerkte, wie er die Überbleibsel seiner Kleidung relativ brutal von seinem Körper riss. Natürlich, der Stoff klebte fest. Er hätte sie ja wenigstens vorwarnen können. Sesshoumaru gab einen undefinierbaren Laut von sich. "Ich werde euch Menschen nie verstehen.", sagte er schließlich. Rijan spreizte die Finger etwas und lugte vorsichtig hindurch. Er war immer noch damit beschäftigt, die Stofffetzen abzureisen. Rijan bekam ja schon Schmerzen nur vom Zusehen. "Warum?", fragte sie. Sie blickte ihn weiterhin an, nicht fähig den Blick von diesem nach wie vor beeindruckenden Mann zu nehmen. Er blickte auf und begegnete ihrem versteckten Blick. Sie errötete zutiefst, nahm aber schließlich die Hände vom Gesicht. Nun, hatte das Verstecken auch keinen Sinn mehr. "Was soll dieses falsche Schamgefühl?" "Falsches Schamgefühl?", echote sie. Sollte das etwa eine Unterhaltung werden? "Ja, falsches Schamgefühl. Ihr seid immer peinlich berührt, wenn ihr jemand anderen nackt seht und doch starrt ihr dann hinter vorgehaltener Hand hin. Also was soll das?" Rijans Röte verstärkte sich. Sollte sie darauf wirklich antworten. Andererseits er hatte die Frage gestellt, vermutlich erwartete er eine Antwort. "Du darfst das nicht allen Menschen unterstellen, nur weil ich es tue.", meinte sie leise. Er hatte ja Recht, sie war ein verkommener Mensch, aber das galt schließlich nicht für alle Menschen. Sesshoumaru schüttelte seinen Kopf. "Nein, ich habe das bei sehr vielen Menschen schon beobachtet. Es ist jedes Mal das gleiche. Ihr tut, als würde es euch beschämen, nur um dann doch hinzusehen." Er zuckte mit den Schultern. "Warum schämst du dich eigentlich?" Diese Frage überraschte sie dann doch. Dieser Mann hatte heute eindeutig Fieber. "Ähm, tja, weil man das nicht macht. Man starrt Andere nicht an, wenn sie unbekleidet sind." Er zuckte erneut mit den Schultern. Ganz offensichtlich verstand er das nicht. "Hm, mir ist das egal. Es ist nur eine Hülle. Kein Grund, darum so großes Aufheben zu machen." Rijan sah ihm weiter dabei zu, wie er nach und nach seine - wie er es nannte - Hülle weiter zur Schau stellte. Sie atmete tief durch. "Ja, aber es ist verdammt schwer bei einer so gut aussehenden Hülle nicht hinzusehen." Sesshoumaru hob den Kopf und begegnete ihrem Blick. Er schüttelte seinen Kopf. "Was ich damit eigentlich sagen wollte, wenn du sowieso hinsiehst, kannst du dir das peinliche Getue auch sparen. Mich kümmert es reichlich wenig." "Ich wollte damit nur den Anstand wahren. Man erzieht uns Menschen eben so, dass man dann nicht hinsieht und wenn, sollte man doch zumindest versuchen, es zu verbergen." Diese Aussage brachte ihr ein erneutes "Menschen!", ein. Dennoch versuchte sie nicht mehr es zu verbergen. Sie betrachtete seine Wunden und schluckte schwer. "Du warst tot.", offenbarte sie dann schließlich. Sesshoumaru hielt in der Bewegung inne und sah sie mit gerunzelter Stirn an. "Nani?", fragte er mindestens genauso verblüfft, wie damals als sie ihm unterstellt hatte, sie geküsst zu haben. "Ja, ich habe versucht einen Herzschlag oder Puls zu erfühlen, aber da war nichts." Sesshoumaru stand auf und riss mit einem heftigen Ruck auch die restlichen Stofffetzen weg. Diesmal blickte Rijan aber wirklich weg. Selbst ihre Neugier hatte irgendwo ihre Grenzen. Sie hörte Stoff rascheln, als er sie ankleidete. "Ich bin verwundet, Rin, wo wolltest du da bitte schön einen Puls messen?" Sie riskierte einen Blick zurück und stellte fest, dass er wieder bekleidet war. Er trug das Gewand eines einfachen Bauern, das ihm noch dazu um die Schultern herum etwas zu klein war. Achtlos riss er die Ärmel ab und sorgte so dafür, dass es zumindest für den Übergang reichte. "An deinem Hals und den Handgelenken. Da war aber nichts. Also wollte ich deinen Herzschlag hören, doch der war ebenfalls nicht da." Sesshoumaru blickte sie an. "Mein Herz schlägt viel langsamer als das eines Menschen. Es ist schwer diesen Schlag zu hören." Sie sah zu wie er auf sie zukam und sich niederkniete. Ohne auf ihre Proteste zu achten, riss er ihr mehr oder weniger die Hose vom Bein und betrachtete die Wunde, die ihr der giftverbreitende Dämon zugefügt hatte. Er drückte daran herum und Rijan schrie einige Male schmerzhaft auf. Sesshoumaru kümmerte das natürlich wenig. "Aber du hast dich nicht mehr bewegt. Du hast nicht geatmet. Ich hab das doch alles überprüft.", widersprach sie, auch um sich von dem Schmerz abzulenken. "Mein Körper verfällt in eine Art Totenstarre, wenn die Verwundungen zu groß sind. Um sich zu regenerieren, ist es notwendig, sich erst einmal gar nicht zu bewegen.", erläuterte er unbeeindruckt. "In der Regel sollte man sich davor natürlich zurückziehen, weil dies tatsächlich ein Augenblick ist, in dem ich vollkommen verwundbar bin." Rijan schluckte schwer. Wenn Tetsu das gewusst hätte ... "Das ging aber nicht, weil deine Verwundungen bereits so schwer waren.", schlussfolgerte Rijan. Sesshoumaru nickte. Nun, das war auch kein Wunder. Über den Tag gesehen, hatte er zahlreiche Verletzungen in Kauf nehmen müssen, Tetsus direkte Treffer hatten diesen Heilungsprozess dann sofort ausgelöst. "Du warst also gar nicht tot?", hackte sie zweifelnd nach. Sesshoumaru schüttelte seinen Kopf und stand wieder auf. "Die Wunde ist in Ordnung. Das Gift scheint verschwunden zu sein." Er blickte sich um. "Nein, war ich nicht. Als ob ein Mensch mich töten könnte.", erklärte er schließlich abfällig. Rijan sah ihn an, versuchte zu verarbeiten, was er ihr da mitteilte. "Aber du hast nicht geatmet.", widersprach sie erneut. "Du scheinst das Wort Totenstarre nicht zu verstehen." "Man kann nicht leben, ohne zu atmen." Sie konnte das nicht verstehen. Sollte das etwa heißen, dass das Wechselbad der Gefühle, das sie hinter sich hatte, vollkommen umsonst gewesen war? "Ich meine, es müssen Stunden gewesen sein, in denen du ohne Sauerstoff ausgekommen bist." Sesshoumaru blickte sie von der Seite her an. "Rin, es können gerade mal ein paar Minuten gewesen sein. Wäre es länger gewesen, hätten die Flammen uns längst verbrannt." Rijan schüttelte ihren Kopf. Er hatte Recht. Die Flammen hätten näher sein müssen. War es wirklich möglich, dass das was ihr wie eine Ewigkeit erschienen war, gerade einmal wenige Minuten gedauert hatte? Nun, die Wahrscheinlichkeit war relativ groß. "Es ist mir ewig erschienen." Dazu sagte er nichts mehr. Rijan schwieg ebenfalls. Sie begann sich vorsichtig zu entkleiden. Einige Male bereitete ihr das große Probleme, weil auch ihre Kleidung teilweise festgeklebt war, doch sie schaffte es. Sie linste kurz zu Sesshoumaru, doch wie üblich, interessierte ihn ihr kaum bekleideter Zustand reichlich wenig. Sie seufzte und wickelte sich schließlich in den Kimono, den er ihr mitgebracht hatte. Er war etwas zu groß, aber mit etwas Geschick passte er recht gut. Jetzt fühlte sie sich doch gleich viel wohler. "Danke übrigens." Er blickte sie an und nickte schließlich. Es war nicht nötig, das näher zu erläutern. Er verstand auch so, dass es nicht um den Kimono allein ging. Und während Rijan Sesshoumaru ansah, brachen wieder ganze Dämme in ihr. Es war egal, ob ihre ganze Trauer umsonst gewesen war. Es spielte keine Rolle, ob er nun tot gewesen war oder nicht. Für sie hatte es sich so angefühlt, und es hatte sie beinahe in den Wahnsinn getrieben. Sie schluchzte erneut auf und warf sich an seine Brust. Und Sesshoumaru ließ es geschehen. Er tat nichts außer dazustehen, doch das allein reichte schon aus. Die Tatsache, dass er überhaupt hier bei ihr war. Sie weinte in seinem Armen und überließ sich der tröstlichen Gewissheit, dass sie genau hier auch schwach sein konnte. Seltsam eigentlich, wenn man bedachte, dass ausgerechnet er Schwäche verurteilte. Irgendwann legte sich sein Arm doch um sie und diese einfache Bewegung hatte etwas so tröstliches, so wärmendes, dass Rijan einen tiefen Frieden in sich aufkeimen fühlte. "Ich liebe dich!", flüsterte sie. Sie wusste nicht, warum sie die Worte laut aussprach, doch es war auch egal. Manche Dinge bedurften keiner Erklärung. "Ich weiß, dass du das glaubst.", sagte er schließlich. Rijan umarmte ihn fester, doch sie fühlte, wie er sich langsam von ihr zurückzog. Wie konnten die Worte, die ihr den Frieden brachten, ihn so von ihr forttreiben? Er löste sich aus der Umarmung und ging zum Fluss. Eine Weile starrte er ins Wasser, ehe er wieder sprach. "Ich weiß, dass du glaubst mich zu lieben, aber dem ist nicht so." Rijan setzte sich neben ihn in das warme Gras. Sie dachte über ihre Worte gut nach. "Mir ist klar, dass du das nicht hören willst, Sesshoumaru, aber ich liebe dich nun einmal. Ich will, dass du das weißt. Mir ist aber auch klar, dass du nicht so fühlst, dass du es vielleicht niemals tun wirst. Doch das spielt keine Rolle. Ich kann damit leben." Er setzte sich ebenfalls. "Nicht vielleicht, Rin, mit Sicherheit werde ich dich niemals lieben." Seine Worte trafen sie doch mehr, als sie vermutet hatte. Richtig, sie hatte ihn verraten, so etwas vergaß er nicht einfach. "Ich weiß, dass ich ein schlechter Mensch bin und auch damit werde ich lernen zu leben." "Damit hat das nichts zu tun. Ich kann einfach nicht lieben." Erstaunt blickte sie ihn an. Er konnte nicht lieben? Was war das denn für ein Quatsch. Etwa so, wie dass er keine Gefühle hatte. "Nein, Rin, widersprich mir nicht schon wieder. Wenn du nach allem was geschehen ist, immer noch nicht weißt, dass Dämonen anders sind als Menschen, kann ich dir auch nicht helfen. Ich kann nicht lieben. Das ist eine Tatsache. Ich habe es noch nie und ich werde es auch nie." "So ein Unsinn. Selbstverständlich können Dämonen lieben. Dein Vater ..." Sein Blick verdüsterte sich deutlich und Rijan wusste, dass sie einen Fehler begangen hatte. "Ich bin nicht mein Vater. Aber wenn du unbedingt über ihn sprechen willst, er ist der beste Beweis. Er war mein Vater und selbst ihn habe ich nie geliebt. Weder ihn, noch meine Mutter, noch meinen Bruder." Trotz des ernsten Themas musste Rijan lächeln. Er blickte sie misstrauisch an. "Du sagtest: dein Bruder. Nicht Halbbruder sondern Bruder." Sesshoumaru winkte ab. "Er ist tot. Es spielt keine Rolle mehr, was er gewesen ist. Ich wollte dir auch nur verdeutlichen, dass das keine leeren Worte sind. Ich kann nicht lieben, Rin. So einfach ist das." Rijan wollte daran nicht glauben und sie wusste auch, dass Sesshoumaru das ganz genau wusste. Sicher, er war jetzt nicht dazu in der Lage, aber eines Tages würde er sie lieben. Sie würde ihn dazu bringen. Da war sie sich sicher. Sie brauchte nur Geduld haben. Er mochte sie immerhin. Das war eine gute Ausgangsbasis. "Ich werde dir das Gegenteil beweisen.", verkündete sie und sah ihn dabei an. "Du kannst lieben, so sicher wie ich dich liebe. Beides wirst du mir irgendwann glauben." Er seufzte und stand auf. "Menschen!", erklärte er abfällig und Rijan lächelte. "Warum glaubst du nicht, dass ich dich liebe?" Sie hatte darüber noch gar nicht nachgedacht, doch einen Grund musste es dafür ja geben. "Es gibt genau zwei Sorten von Menschen, Rin." Rijan lächelte. "Klar, Männer und Frauen. Das weiß ich bereits." Er schenkte ihr einen missbilligenden Blick und Rijan schwieg lieber. "Es gibt die Sorte Menschen, die Angst vor uns Dämonen haben. Was ihr fürchtet, hasst ihr." "Und die andere Sorte?" "Die andere Sorte ist von uns fasziniert. Sie verlieben sich." Rijan wollte gerade triumphierend auflachen, als sein Blick sie zum Verstummen brachte. "Und irgendwann fangen sie an sich selbst dafür zu hassen." Diese Worte berührten sie sehr, denn sie ließen tiefer blicken, als Sesshoumaru wohl beabsichtigt hatte. "Ich werde mich nie dafür hassen, dich zu lieben. Niemals, hörst du." Er schüttelte seinen Kopf. "Du wirst schon noch sehen, Rin, du wirst es sehen." Rijan sah ihm nach, während er langsam davon ging. Wenn er der Meinung war, dass es nur zwei Sorten von Menschen gab, dann musste er auch wissen, dass sie ihn wirklich liebte. Denn das sie ihn nicht hasste, war wohl klar. Und wen dem so war, dann sagte er ihr immer wieder das Gegenteil, weil er schlicht und ergreifend nicht wollte, dass sie ihn liebte, dass sie irgendwann anfing sich selbst dafür zu hassen. Sie sollte also lieber ihn hassen als sich selbst. Na, wenn das nicht tief blicken ließ. "Sess?" Er blieb stehen, blickte aber nicht zurück. "Mag sein, dass es diese beiden Sorten von Menschen gibt, aber außer denen gibt es auch noch mich. Ich bin nicht wie die anderen. Keiner von denen hat sein halbes Leben mit dir verbracht. Du kannst mich nicht mit denen vergleichen. Nicht ich werde sehen, dass du Recht hast. Du wirst sehen, dass ich Recht habe." Sie atmete kurz durch. "Und vielleicht hast du Recht, wenn du sagst, dass du nicht lieben kannst. Du musst es schließlich wissen, doch auch das spielt eigentlich keine Rolle." Jetzt drehte er doch leicht den Kopf. "Was ich möchte ist einfach nur bei dir zu sein. Du verstehst ein Grundprinzip nicht." "Und das wäre?", hakte er nach. "Ich liebe dich nicht, damit du mich wiederliebst. Ich liebe dich, Sess, weil es einfach so ist. Weil es genau das ist, was ich fühle. Meine Liebe ist nicht von deinen Gefühlen für mich abhängig. Das wird sie nie sein." Sesshoumaru sagte dazu nichts, doch das war auch nicht nötig. Sie sah zu wie er weiter ging. Er war fast zwischen den Bäumen verschwunden, als seine Stimme an ihr Ohr drang. "Kommst du?" Rijan lächelte, nahm ihr Schwert und folgte ihm wie sie es immer getan hatte. Fortsetzung folgt ... Ja, ja, jetzt bin ich doch etwas traurig. Das ist das letzte Mal, dass ich diese euch verhassten Worte schreiben kann. Theoretisch gesehen, wäre das auch ein sehr schöner Schluss gewesen. Nicht zu kitschig, Sess entbrennt auch nicht in endloser Liebe, doch, ich glaube, das ist mir ziemlich gut gelungen. Sess ist ein wenig geschwätzig, aber ich hoffe, dass er dennoch nicht ganz out of charakter ist (ja,ja, ich weiß jetzt auch, was das bedeutet *grins*) Freu mich wie immer über Kommis (ach ja, ich oder besser ihr habt die 100 gepackt, ist das nicht einfach unglaublich?) Knuffelige Grüße von Rogue PS. Ihr habt doch nicht wirklich gedacht, dass ich Sess hätte sterben lassen können? Kapitel 17: Epilog ------------------ So, meine Lieben, heute ist irgendwie ein trauriger Tag. Ja, ja, das ist das famose Ende meiner Fanfic. Kann kaum glauben, dass es das wirklich gewesen sein soll. Also ich bedanke mich nochmal bei allen Lesern, die mir so fleißig Kommis geschrieben haben und auch bei denen, die das nicht getan haben, aber trotzdem schön mitgelesen haben. So, here we go: Rijan klopfte sich die Erde von den Händen und betrachtete ihr Werk. Es war mehr Arbeit gewesen als sie angenommen hatte. Dennoch hatte sie es geschafft und Sango an einem sehr viel freundlicheren Ort begraben. Sie blickte hinauf zum Himmel. Die Sonne schien. Immer noch kam das alles Rijan wie ein Wunder vor. Gestern noch hatte die Erde gebrannt und es war dunkel gewesen. Den lieben langen Tag war es dunkel gewesen. Und heute? Heute schien die Sonne, als wäre nie etwas gewesen. Gerne hätte Rijan sich dieser Vorstellung hingegeben, doch bei jeder einzelnen Bewegung schmerzte ihr Körper, erinnerte sie einmal mehr an die zahllosen Verwundungen, die sie davon getragen hatte. Sie starrte auf ihr Bein. Unter diesem Stoff zog sich eine hässliche, längliche Wunde entlang, die ohne Zweifel eine Narbe hinterlassen würde. Dieser verfluchte Dämon hatte sie fürs Leben gezeichnet. Gedankenverloren glättete sie den Stoff ihres Kimonos und zuckte dann mit schmerzverzerrtem Gesicht zusammen, als sie dabei ihre Wunde streifte. Sie sank langsam auf den Boden und kniete sich vor Sangos Grab. Mit gesenktem Kopf kniete sie vor der frisch aufgehäuften Erde und betete für Sangos Seele. Schließlich setzte sie sich auf ihre Fersen und legte die Hand auf das frische Grab. "Jetzt ist alles gut.", flüsterte sie und brachte ein schwaches Lächeln zustande. Es war erstaunlich, was die letzten Tage sie alles gelehrt hatten. Sangos Bitte, sie an einem trostlosen Ort zu begraben, hatte nur von Selbstbestrafung hergerührt. Doch dafür gab es keinen Grund. Sie hatte keineswegs versagt. Was geschehen war, hätte nicht verhindert werden können. Weder von Sango noch von sonst jemandem. Sie hatte Kohaku nicht retten können. Das hatte sie zu keinem Zeitpunkt gekonnt. Diese Erkenntnis war sicher bitter, doch sie entsprach der Wahrheit. Es gab keinen Grund Sango nicht ihrer wohlverdienten letzten Ruhe zuzuführen. Rijan betrachtete ihre Hände. "Weißt du ...", setzte sie an. Sie konnte selbst nicht erklären, warum sie mit einem Grab sprach. Nun, vielleicht konnte sie es doch. Mit wem sonst hätte sie sprechen sollen? Die Dinge, die sie beschäftigen, konnte sie Sesshoumaru nicht anvertrauen und ansonsten gab es niemanden mit dem sie sprechen konnte. Eigentlich war das ein sehr trauriges Leben, wenn man genauer darüber nachdachte. Hinzu kam natürlich noch, dass die neueren Geschehnisse in Rijan eine zuvor nicht gekannte Angst geweckt hatten. Sie war immer ein sehr zutraulicher Mensch gewesen. Selbst nachdem sie Sesshoumaru verlassen hatte, war sie nach wie vor Menschen gegenüber sehr aufgeschlossen gewesen. Doch jetzt hatte sich etwas grundlegend geändert. Sie hatte erfahren müssen, wie viel Unheil ihre Redseligkeit verursachen konnte. Es würde ihr vermutlich nie wieder leicht fallen, mit anderen Menschen zu reden. Sie seufzte und starrte vor sich hin. "... dort im Kampf ist etwas mit mir geschehen.", erzählte sie stockend. Es fiel ihr schwer, daran zurückzudenken, doch es nagte an ihrem Herzen, an ihrer Seele. Sie konnte es nicht vergessen. Dort, an diesem unheilvollen Ort, umringt von all den Flammen und in dem sicheren Glauben, dass der Mann, den sie liebte, tot war, war etwas in ihr erwacht. Etwas, dass Rijan selbst jetzt noch mit Angst erfüllte. "Als ich Tetsu angesehen habe. Angesehen und dabei verstand, was er getan hatte, da ist etwas mit mir geschehen. Etwas ..." Sie brach ab, wollte nicht aussprechen, was sie dachte, was sie fühlte. Und doch musste sie es endlich aussprechen, um damit klar zu kommen. Um akzeptieren zu können, was dort geschehen war. Sie blickte auf Sangos Grab und atmete tief durch. "In mir ist eine Wut erwacht, von der ich nicht wusste, dass sie in mir schlummert. Hass, so tief, dass selbst du ihn dir nicht vorstellen kannst. Ich sah Tetsu an und ..." Sie erinnerte sich nur zu deutlich daran. An diesen Moment, als sie begriff, dass Tetsu es gewesen war, der Sesshoumaru getötet hatte. Dieser eine Augenblick, als sich alles verändert hatte. Ihr Verstand war wie abgeschaltet gewesen. Beinahe hatte sie sich gefühlt wie ... Ja, richtig, wie ein Tier. Sie war unfähig gewesen, zu verhindern was geschehen war. Sie hatte sich nicht zügeln können. Die Wut und der Hass waren mit ihr durchgegangen, hatten sie erfüllt und sie schließlich gelenkt. Sie war machtlos gewesen. "Als ich mein Schwert durch seine Schulter bohrte, war das ein gutes Gefühl." Bekenntnisse, die ihr schwerer fielen, als alles andere. Richtig, so war es gewesen. Es hatte sie gefreut zu sehen, welche Schmerzen sie ihm verursachen konnte. Es hatte ihr Genugtuung verschafft. Einen Moment lang nur, doch er war da gewesen. Dieser eine Augenblick, der Rijan so sehr ängstigte. "Ich wäre in der Lage gewesen ihn zu töten. Ich hätte das gekonnt. Ich habe diesen Wunsch so tief in mir gefühlt, dass er mich beinahe beherrscht hat. Ich konnte sie fühlen, diese Lust, sein Blut zu vergießen. Auge um Auge, genau so hätte es sein sollen. Ich hab das gewollt. Ich war wie besessen von diesem Wunsch." Sie schluchzte auf und starrte ihre Hände an. "Was ist nur mit mir?" Sie hätte nie gedacht, dass sie in der Lage war, solche Gefühle zu haben. Dass sie wirklich den Tod eines Menschen wollte, erschien ihr selbst jetzt noch unbegreiflich. Und dennoch sie war so nah davor gewesen. Rijan hätte sich gerne daran erfreut, dass sie es eben nicht getan hatte. Doch keiner wusste besser als sie, dass sie Tetsu nur nicht getötet hatte, weil sie dieses Bild hatte bewahren wollen, dass Sesshoumaru von ihr hatte. Eigentlich war es fast lächerlich, wenn man darüber nachdachte. Sie sollte es sein, die sich Illusionen hingab und doch war es tatsächlich Sesshoumaru, der ein vollkommen falsches Bild von ihr hatte. Einen Moment lang lächelte sie, doch genauso schnell erlosch das Lächeln auch wieder. Verdammt, sie hätte diesen Bastard getötet. Kein Zweifel bestand daran. Keine Gewissensbisse, kein Gewissen, das sie davon abgehalten hätte. Nein, sie hätte einfach zugestoßen und ihn ins Nirvana geschickt. "Ich wünschte, ich könnte mit jemandem darüber reden, aber da ist einfach niemand. Niemand, der meine Fragen beantworten könnte." Sie blickte sich um und wusste doch, dass sie hier vollkommen allein war. Sie hatte Sesshoumaru gesagt, dass sie das allein tun musste. Natürlich hatte er ihr da nicht widersprochen. "Ich wünschte, ich könnte es ihm anvertrauen, aber das geht nicht." Ihre Stimme klang unglücklich, denn es war die Wahrheit. Sie wollte mit ihm darüber sprechen, wollte ihm sagen, was geschehen war, was mit ihr passiert war. Er hatte schon zahllose Menschen getötet und obwohl ihm das sicher kein schlechtes Gewissen eingebracht hatte, wüsste er die richtigen Worte um alles wieder gut werden zu lassen. Sie war sich da so sicher. Dennoch, mit ihm zu sprechen, lag nicht in ihrer Möglichkeit. "Er hat mich verändert. Mir einen Teil seiner selbst gegeben. Ich möchte mich bestimmt nicht darüber beklagen, denn ihn derart zu fühlen, ist beinahe berauschend." Sie lächelte leicht. "Es ist noch ungewohnt. Manchmal bin ich mir nicht sicher, ob diese Schwingungen wirklich von ihm kommen, aber ich glaube, ich werde lernen, damit umgehen zu können." Das Lächeln verschwand. "Dennoch, wenn er in der Lage war mir diesen Teil von sich zu geben, wer sagt mir, dass er mir nicht noch mehr von sich gegeben hat?" Sie traute sich kaum diese Worte auszusprechen und doch waren sie die ganze Zeit in ihren Gedanken. Was, wenn diese Mordlust, dieser unendliche Hass ein Teil von ihm gewesen war? "Ich weiß nicht, was mir mehr Angst macht. Die Möglichkeit, dass dieser Hass wirklich ein Teil von mir ist oder die Möglichkeit, dass dieses Böse tief aus seinem Inneren kommt." Rijan stand auf und klopfte sich den Staub von ihren Kleidern. "Das macht mir wirklich eine Heiden Angst.", flüsterte sie. Was sie gefühlt hatte, war so abgrundtief böse, so verachtend, so hasserfüllt gewesen? Konnte es sein, dass etwas so Abscheuliches in dem Mann lebte, den sie liebte? Sie kannte die Antwort nicht. War sich nicht einmal sicher, ob sie sie überhaupt kennen wollte. Der Einzige, der ihr diese Frage beantworten konnte, war Sesshoumaru selbst. Doch er war auch der Einzige, dem sie diese Fragen niemals stellen würde. Sie konnte nicht einmal genau sagen, warum dem so war. Sie verbeugte sich ein letztes Mal vor Sangos Grab. "Mögest du die Ruhe finden, die du verdienst." Als sie ging, hatte sie das Gefühl auch einen Teil ihres Lebens hinter sich zu lassen. Es dämmerte bereits, als Rijan wieder auf Sesshoumaru stieß. Sie ging eine Weile schweigend neben ihm her. Zu tief noch steckte sie in ihren Ängsten und verwirrenden Gedanken. Sesshoumaru selbst war das so vermutlich auch lieber. Gesprächig war er noch nie gewesen. Sie blickte ihn von der Seite her an. Ob er immer noch Schmerzen hatte? Sie hatte am Fluss gesehen wie schwer seine Verwundungen waren. Es fiel ihr immer noch schwer, Sesshoumaru als das zu sehen, was er eigentlich war. Ein Dämon und doch sah er einem Menschen so ähnlich. Sicher, die Zeichen auf seiner Haut, die Ohren, die ausgeprägten Eckzähne zeigten sehr deutlich, dass er eben kein Mensch war. Dennoch fiel es Rijan schwer, das zu verstehen. Es wirklich begreifen zu können. Seine Verletzungen hätten jeden Menschen schon längst umgebracht, selbst für Sesshoumaru schienen sie zuviel gewesen zu sein. Und doch lief er hier vollkommen ruhig neben ihr her. Kein Zittern, kein Stolpern, nichts. Erhaben wie eh und je. Als würden sich unter dieser Kleidung keine tiefen Verletzungen verbergen. Rijan hätte ihn gerne gefragt, wie schnell diese Verletzungen bei ihm wieder heilten, doch sie traute sich nicht. Eigentlich war das seltsam. Ihm gegenüber war sie noch nie befangen gewesen. Nun, ja, vielleicht lag es daran, dass die schwersten Verletzungen ihretwegen geschehen waren. Sie hatte Angst davor, dass er ihr doch noch Vorwürfe machen würde. Obwohl sie eigentlich wusste, dass er das niemals tun würde. Das würde ja schließlich bedeuten, sie wäre ihm nicht egal. Was natürlich durchaus der Wahrheit entsprach. Rijan seufzte tief. Das war wirklich alles sehr kompliziert. "Geht es dir nicht gut?" Seine Frage überraschte sie. "Ähm, nein, das heißt, eigentlich schon." Verwirrt runzelte sie die Stirn. "Na ja, sieht man einmal davon ab, dass ich verwundet und vergiftet bin, geht es mir doch recht gut." "Das Gift hat deinen Körper längst wieder verlassen.", widersprach er ungerührt. Erneut seufzte sie. Sicher, so hatte sie das auch nicht gemeint. "Ist ja auch egal.", meinte sie niedergeschlagen. "Du hast kein einziges Mal gefragt, was aus Tetsu geworden ist." Sie hatte das Thema nicht anschneiden wollen. Warum sie es trotzdem tat, konnte sie nicht sagen. "Wer?" Seine Verwirrung war schon beinahe komisch. Rijan fiel gerade noch ein, dass er natürlich den Namen seines Gegners nicht wusste. "Der Dämonjäger.", erklärte sie. "Aha." Mehr hatte er dazu nicht zu sagen. "Interessiert es dich denn gar nicht?", hakte sie zweifelnd nach und blieb stehen. Sesshoumaru war immerhin so höfflich, es ihr gleichzutun, blickte sie aber nicht an. "Warum sollte es? Ich lebe noch und er ist verschwunden. Es spielt absolut keine Rolle mehr." Rijan sah ihn an, unfähig darauf etwas zu erwidern. Er hatte ja Recht. "Es ist dir auch egal, warum ihr euch bekämpft habt?", fragte sie weiter. Ein Mundwinkel hob sich leicht und er blickte sie über seine Schulter hinweg an. "Ist das nicht offensichtlich?" Richtig, er war ein Dämon und Tetsu Dämonenjäger. Rijan gab es auf. Er wollte offenbar nicht mit ihr sprechen. Eigentlich sollte ihr das Recht sein. Hatte sie nicht vorhin noch beschlossen, nie mit ihm darüber zu sprechen. Dennoch hatte sie damit angefangen. Grübelnd ging sie weiter. "Rin." Sie fuhr herum. "Wirst du mich nie bei meinem Namen nennen?" Sein Blick bohrte sich in ihren und sie erkannte die Antwort auch ohne, dass er sie aussprach. Für ihn war sie eben Rin. Das kleine Mädchen, dass er einst ins Leben zurückgeholt hatte. Dass sie das nicht mehr war, interessierte ihn nicht. Einmal mehr spielte so etwas keine Rolle. "Nani?", fragte sie deshalb deprimiert. "Es wird nie wieder vorkommen." Verwirrt runzelte sie die Stirn. Nie wieder? Von was zur Hölle sprach er eigentlich nun schon wieder? "Es würde nicht schaden, etwas mehr Worte zu verlieren.", giftete sie ihn unbegründet an. Sesshoumaru machte einen Schritt nach vorne und umfasste ihr Gesicht. Misstrauisch sah sie ihn an. Als er das das letzte Mal getan hat, hatte sie danach einen Albtraum durchlebt. "Ich ließ deinetwegen zu, dass er mich verletzen konnte. Das wird nie wieder passieren." Sein Blick hielt den ihren gefangen und Rijan hatte plötzlich Probleme damit zu atmen. "Unabhängig davon, wie nah dir dieser Menschen stehen wird. Nie wieder, verstehst du?" Rijan nickte, unfähig darauf etwas zu erwidern. Nie wieder! Deutlich hallten diese Worte in ihrem Kopf nach. Sesshoumaru ließ sie los und ging weiter. Rijan blieb einen Moment lang benommen stehen und sah ihm schweigend nach. "Nimm sein Leben als Ausgleich für das von Sango." Die Worte drangen schwach zu ihr hindurch. Nie wieder. Immer wieder dachte sie an diese zwei Worte, die doch so viel mehr bedeuteten. Es dauerte bis sie auch den Rest seiner Worte verinnerlicht hatte. Ihretwegen hatte er sich verletzen lassen. War das etwa ein Eingeständnis gewesen? "Du hast also wirklich meinetwegen gezögert?", fragte sie leise. Da war das Angenehme an ihm. Man konnte noch so leise sprechen, er verstand es immer. Sie sah, dass er wieder stehen blieb und sich langsam umdrehte. "Du hättest nie zurückkommen sollen.", erklärte er statt einer Antwort. Rijan ging auf ihn zu und blickte zu ihm hinauf. Er wich ihrem Blick nicht aus. Hatte sie eigentlich je gesehen, dass er das getan hatte? Nein, vermutlich nicht. Einem nicht in die Augen schauen zu können, war ein Zeichen von Schwäche, das wusste selbst sie. Und Sesshoumaru war eines nie: schwach. Und doch hatte er eigentlich genau das gerade eben zugegeben. "Ich weiß, es war dumm von mir.", gestand sie ohne zu Zögern ein. "Du hast sein Leben retten wollen." Rijan senkte den Blick. Es abzustreiten war überflüssig. Sie beide kannten die Antwort auf diese Frage. Richtig, sie hatte Tetsus Leben retten wollen. Keinen Gedanken hatte sie in jenem Moment an Sesshoumarus Sicherheit verschwendet. "Siehst du nun selbst, wie wenig wahr deine Worte sind?" Rijan zuckte zurück, als hätte er sie körperlich geschlagen. Energisch wollte sie ihren Kopf schütteln, doch im gleichen Augenblick wusste sie auch, dass er ihr kein einziges Wort glauben würde. Und das vermutlich auch zu Recht. Sie begriff erst jetzt, was sie eigentlich getan hatte. Sie hatte ihm ausführlich erklärt, dass sie nur ihn liebte und dass ihre Gefühle vollkommen echt waren und doch hatten ihre Sorgen einem anderen gegolten. Erschrocken schlug sie die Hände vors Gesicht. Wie sollte sie ihm das erklären? Sie konnte beinahe fühlen, wie sich zwischen ihnen ein tiefer Abgrund auftat. Ablehnung schlug ihr derartig deutlich entgegen, dass sie anfing zu frösteln. Rijan ließ ihre Hände sinken und sah ihn an. Er hatte ihr nicht wirklich Vorwürfe gemacht, dennoch hatte sie das Gefühl gehabt, dass er ihr welche machte. Und vermutlich hatte er auch wirklich alles Recht dieser Welt dazu. "Es ist egal, was ich sage. Du wirst mir doch nicht glauben.", erklärte sie schließlich und ging zu ihm. Sie konnte die Distanz zwischen ihnen keinen Augenblick länger aushalten. Sesshoumaru sagte dazu nichts. Sie gingen schweigend weiter. Rijan versuchte krampfhaft etwas zu finden, dass sie ihm sagen konnte. Etwas, dass unverfänglich war. Über dieses Thema weiter zu sprechen, trennte sie nur noch mehr voneinander. "Glaubst du, wir werden Jaken wieder sehen?", fragte sie, froh darüber endlich ein passendes Thema gefunden zu haben. Sie fror. Anders konnte sie es nicht beschreiben. Eine Kälte kroch tief aus ihrem Inneren heraus. Ob es seine Kälte war? Oder war es ihre eigene Einsamkeit, die sie plötzlich spürte. Am liebsten hätte sie seine Hand genommen, einfach um diese Distanz zwischen ihnen verschwinden zu lassen. Doch natürlich fehlte ihr dafür deutlich der Mut. "Wenn du dich auf eine Sache verlassen kannst, dann darauf, dass Jaken mit Sicherheit den Weg zu mir zurückfinden wird. Vermutlich folgt er uns schon längst." Rijan lächelte leicht. "In diesem Punkt ähneln wir uns sehr." "Wer?" "Jaken und ich!" Der Blick, den er ihr zuwarf, sagte deutlich, dass er das vollkommen anders sah. Seltsamerweise freute sie das irgendwie. "Nun, wir finden beide immer wieder den Weg zu dir zurück." Einen Seufzer bekam sie zur Antwort. "In der Tat, euch loszuwerden, ist wirklich nicht einfach." Sie lachte nur und etwas von der Kälte fiel von ihr ab. Mehr und mehr fühlte sie, wie sie wieder etwas munterer wurde und einfach drauflos plapperte. "Sag mal, wie funktioniert eigentlich Tensaiga? Ich habe versucht dich wieder zu beleben ..." "Da ich nicht tot war, konnte das nicht funktionieren.", unterbrach er sie. Rijan nickte. "Das weiß ich mittlerweile auch. Dennoch bleibt die Tatsache bestehen, dass ich keine Ahnung habe, wie genau Tensaiga funktioniert." Sie fühlte deutlich, dass sie ihm auf die Nerven ging, dennoch hörte sie nicht auf. Fragend sah sie ihn an. "Tensaiga verleiht mir die Macht, die Dämonen der Unterwelt zu sehen. Wenn du tot bist, fallen sie über dich her und rauben dir dabei die Seele." Rijan blickte ihn interessiert an. Aha, das war also die Macht, die diesem Schwert innewohnte. Auf diese Idee wäre sie nicht gekommen. Nur gut, dass er ihre mickrigen Versuche Tensaiga zu benutzen nicht mitbekommen hatte. "Mit Tensaiga kann man diese Dämonen töten und dabei das Herz des Toten wieder zum Schlagen bringen." Das war damals also mit ihr geschehen. "Ich denke aber nicht, dass du Tensaiga derartig benutzen kannst. Du hast nur einen Teil seiner Macht bekommen." Rijan nickte. Vielleicht war es auch besser, wenn kein Mensch in der Lage war, dieses Schwert zu benutzen. "Das heißt, nur du kannst es benutzen." Er nickte "So wie es aussieht schon." Tetsu hätte dieses Schwert also wirklich nichts gebracht. Er wäre schön sauer gewesen, wenn er das herausgefunden hätte. Bedauern stieg in ihr auf. All diese Menschen dort waren umsonst gestorben. "Hast du nie daran gedacht, mächtige Dämonen damit wieder zu beleben?" Tetsus Worte gingen ihr nicht aus dem Sinn. Sesshoumaru schüttelte seinen Kopf. "Wozu? Es gibt absolut keinen Grund sich selbst Feinde zu erschaffen." "Aber du könntest dadurch auch Verbündete gewinnen." "Verbündete?", fragte er nach. Offenbar hatte er an diese Möglichkeit wirklich noch nie gedacht. Rijan wurde etwas mulmig zumute. Manchmal war es wohl doch besser, einfach den Mund zu halten. "Nun ja, zusammen hättet ihr eine Menge Macht. Ihr könntet ganze Heerscharen von Menschen vernichten." Die Worte kamen ihr nur schwer über die Lippen. Mit angehaltenem Atem wartete sie auf seine Antwort. Doch zu ihrer Erleichterung schüttelte Sesshoumaru nur seinen Kopf. "Ich habe dir schon einmal gesagt, dass ich Menschen keineswegs hasse. Mich interessieren sie nur nicht. Es gibt für mich also keinen Grund deine ganze Rasse vernichten zu wollen. Außerdem bedeuten Verbündete immer einem anderen vertrauen zu müssen." Und das war nun wirklich nicht seine Stärke. Sie erinnerte sich an die neueren Geschehnisse. Eigentlich war das auch kein Wunder. "Ich verlasse mich lieber auf mich selbst. Da kann nichts schief gehen." Rijan lachte trocken. "Komisch, wenn ich mich auf mich selbst verlasse, dann endet das meist im Chaos." "Du bist eben nur ein Mensch." Fein, er hasste also keine Menschen. Eine besonders hohe Meinung hatte er aber trotzdem nicht von ihnen. "Dein Vater muss ein sehr weitsichtiger Mann gewesen sein." Sesshoumaru runzelte leicht die Stirn. Die Gefühle, die sie plötzlich empfand, waren diesmal eindeutig nicht ihre eigenen. Offenbar sprach er nicht gerne über seinen Vater. Überrascht sah sie ihn an. "Du kanntest ihn nicht. Wie kommst du also darauf?" "Das ist doch offensichtlich. Ich glaube beinahe jeder, dem man ein Schwert mit so viel Macht verliehen hätte, hätte diese Macht auch gebraucht. Und in der Regel kommt dabei nie etwas Gutes heraus. Du dürftest einer der ganz wenigen Personen sein, die mit dieser Macht so vernünftig umgehen. Vermutlich hat dein Vater das gewusst." Sesshoumaru knurrte nur kurz, antwortete aber nicht weiter darauf. Seine Reaktion wunderte sie etwas. Sie hätte gerne gewusst, was genau ihn an seinem Vater so gestört hatte. Denn dass dies der Fall war, konnte sie auch ohne ihre innere Verbindung erkennen. Ob es etwas mit Inuyashas Mutter zu tun hatte? Es wäre naheliegend, doch irgendwie glaubte sie das nicht so ganz. "Ich glaube ich hätte deine Familie sehr gerne gekannt." Dass er das absolut nicht so sah, konnte sie deutlich fühlten. Sie lächelte leicht. Fein, sie konnte Tensaiga nicht benutzen, aber was sie bekommen hatte, war sowieso viel besser. Da war sie sich absolut sicher. "Sag, wo gehen wir eigentlich hin?" Sie hatte sich bisher hoch gar keine Gedanken darüber gemacht. Doch im Moment fühlte sie sich nicht danach, tagelange Wanderungen zu unternehmen. Sie brauchte jetzt erst einmal eine Pause. Musste ihre Verletzungen auskurieren. Ihm würde das auch nicht schaden. Er antwortete nicht. Mittlerweile überraschte sie das nicht einmal mehr. "Sess?", fragte sie etwas energischer. Er knurrte drohend, verbesserte sie zu ihrer großen Überraschung aber nicht. "Du musst dich erholen. Ihr Menschen seid so schwach." Er hatte das also bemerkt. "Wir sind nicht schwach. Wir erholen uns nur nicht so schnell wir ihr." Für ihn spielte das keine Rolle. In seinen Augen war sie schwach. "Wohin gehen wir?", wiederholte sie noch einmal. Sesshoumaru blieb stehen und sah sie missbilligend an. "Geduld ist wirklich nicht deine Stärke." Rijan lächelte unschuldig und tat als wüsste sie nicht, wovon er sprach. Sesshoumaru schüttelte seinen Kopf. "Du würdest diesen Ort wohl Zuhause nennen?" Das erstaunte sie nun allerdings. "Du hast ein Zuhause?" Wieso überraschte sie das eigentlich? Jeder musste irgendwo zuhause sein. Dennoch, sie hatte ihn viele Jahre lang begleitet und kein einziges Mal mitbekommen, dass es einen Ort gab, den er als sein Zuhause betrachtete. Einmal mehr fragte sie sich, was sie noch alles nicht über ihn wusste "Wo ist dieser Ort?" Sesshoumaru blickte in die Ferne. "Weiter gen Westen. Mein Vater war Herrscher über die westlichen Länder." Rijan blickte ihn erstaunt an. Das hatte sie ebenfalls nicht gewusst. Andererseits hätte sie sich ja denken können, dass er ein mächtiger Dämon gewesen sein musste. "Dann bist du jetzt also Herrscher über die westlichen Länder." Es dauerte eine Weile bis Sesshoumaru schließlich nickte. "Richtig.", meinte er knapp. Wenn sie sich nicht sehr täuschte, missfiel ihm das gewaltig. "Und an diesem Ort gibt es eine Art Haus?" Sesshoumarus Blick verdüsterte sich. "Nicht nur eine Art, ein richtiges Haus. Mein Vater war mit einem Menschen zusammen. Hast du das etwa schon wieder vergessen?" Nein, natürlich hatte sie das nicht. Dann hatte sein Vater also dieses Haus für Inuyashas Mutter bauen lasen. Er nickte, als sie ihre Vermutung äußerte. "Aber sie sind nie eingezogen. Dieses Weib wollte nicht weg von den Menschen." Rijan zuckte leicht zusammen. Seine Stimme drückte so viel Verachtung aus. Dann war dieses Haus also nie bewohnt gewesen. Sie schüttelte sich leicht. Sehr angenehm konnte es dort ja dann nicht aussehen. Bilder von Spinnweben und sehr viel Staub kamen ihr in den Sinn. "Es ist nett, dass du an mein Wohlergehen denkst, aber an einem solchen Ort entzünden sich meine Wunden wohl eher." Sesshoumaru hob überrascht eine Augenbraue. Offenbar zog sie mal wieder vollkommen falsche Rückschlüsse. "Nani?", fragte sie verwirrt. Sein Gesicht wurde wieder ausdruckslos. "Du sagtest doch, du wolltest meine Familie kennen lernen. Nun, diese Gelegenheit wirst du noch haben." Rijan blieb stehen und sah ihn aus großen Augen an. Seine Eltern waren doch tot. Wie konnte sie dann seine Familie kennen lernen? Erschrocken japste sie nach Luft, als ihr die volle Tragweite seiner Aussage klar wurde. Richtig, er hatte eine Familie. Eine Familie in Gestalt seines Sohnes und dessen Mutter. Nachdenklich sah sie ihn an. "Es fällt mir schwer, mir dich als Familienvater vorzustellen." Sesshoumaru zuckte nur mit den Schultern. "Du brauchst einen Ort um dich erholen zu können. Einen sicheren Ort.", betonte er und Rijan nickte leicht. Richtig, im Moment war sie zum Kämpfen viel zu schwach. Und wenn sie seine Aussage richtig deutete, ging es ihm momentan auch nicht viel anders. Er konnte nicht für ihre Sicherheit sorgen. Deswegen mussten sie zu einem abgelegenen Ort, einem Ort, an dem in Ruhe ihre Wunden ausheilen konnten. Und offenbar kannte er solch einen Ort. Etwas in ihr sagte deutlich, dass sie dort nicht hinwollte. Sie wollte diese Frau nicht kennen lernen, wollte nicht seinem Sohn gegenüberstehen. Doch dieser Teil in ihr kämpfte mit einem anderen, der viel größer war. Neugierde war eine schreckliche Eigenschaft. Rijan seufzte resigniert und sah Sesshoumaru ergeben an. "Dein Wunsch ist mir Befehl." Sie verbeugte sich leicht und sah ihn dann lächelnd an. Sesshoumaru schüttelte nur seinen Kopf und ging ein paar Schritte, ehe er darauf wartete, dass sie ihm folgte. Einen Monet lang blieb Rijan stehen, sah ihm dabei zu wie er langsam, was er ohne Zweifel nur ihretwegen tat, davon ging und schließlich auf sie wartete. Sie betrachtete seine dunkle Silhouette, die sich leicht gegen die noch dunkleren Bäume abhob. Das Mondlicht suchte sich seinen Weg und ließ sein Haar schließlich silbern glänzen. Er drehte leicht den Kopf und sah sie prüfend an. "Kommst du?" Zwei einfache Worte und doch bedeuteten sie Rijan mehr, als Sesshoumaru jemals verstehen würde. Es war egal, ob er ihr glaubte, ob er ihr vertraute. Es spielte wirklich keine Rolle. Denn ob es ihm nun klar war oder nicht, sie war bereits ein Teil seines Lebens und das war bei weitem mehr, als jedes andere Wesen auf dieser Welt sagen konnte. Sie eilte an seine Seite und sah in liebevoll an. "Ich folge dir, wohin dein Weg dich auch führen wird. Immer!" - Ende - Okay, was soll ich noch sagen? Ich hab grad noch mal nachgesehen, ich hab sage und schreibe seit dem 18.06.2003 daran gesessen. Das war über ein halbes Jahr. Kam mir gar nicht so lang vor. Na ja, tut ja auch nix zur Sache. Bin grad ein wenig melancholisch. Zum Epilog selbst, hm, mir gefällt er eigentlich recht gut. ICh hoffe ich hab Sess zum Schluss nicht all zu sehr ausufern lassen. Wäre schade, wenn es mir auf den letzten Seiten dann doch noch passiert wäre. Nicht wahr? Rijan ist emotional wieder mal durch alle Höhen und Tiefen gegangen,aber das seid ihr ja auch nicht anders gewohnt. Ich hoffe ich enttäusche nicht diejenigen unter euch, die auf einen Kuss oder sonst ein kitschiges Ende gewartet haben (nicht dass ich was gegen solche Enden habe, aber irgendwie passen die nicht zu mir oder meinen Storys). Ansonsten dürfte es euch wohl nicht groß überraschen, dass diese Story durchaus so endet, dass darauf ein zweiter Teil folgt. Rein gedanklich ist der auch schon in Arbeit, auch wenn mir immer noch kein passender Name für seinen Sohn eingefallen ist. Aber immerhin hat seine Ex schon einen. Als kleinen Spoiler und etwas Werbung kann ich schon mal sagen, dass Rijan und Sess natürlich geradewegs auf dem Weg zu seiner Family sind. Die große Bandbreite der Gefühle kommt dort natürlich auch wieder vor, Eifersucht, Neid, Intrigen, Liebe und was alles so dazu gehört. Natürlich ist auch Aktion miteingeplant, wobei diese Schlacht hier kaum zu übertreffen sein dürfte. Ich freu mich jedenfalls auf die Fortsetzung auch wenn ich weiß, dass die selten so gut ist wie der 1. Teil, aber ich kann es halt nicht lassen. Würd mich freuen, wenn der ein oder andere auch bei dieser Story vorbeischaut und mich an seinen GEdanken teilhaben lässt. So, jetzt bleibt mir eigentlich nur noch zu sagen, ich warte auf eure Kommis zum Epilog. Bis vielleicht demnächst Rogue Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)