Geliebter Dämon von Rogue37 ================================================================================ Kapitel 2: Erinnerungen ----------------------- Ich weiß ja nicht, ob ihr das auch kennt, aber mir geht es grad so, dass ich zwar eine wirklich gute Idee habe, aber nicht weiß, wie ich sie umsetzen soll. Ich weiß ja auch nicht, aber meine Story kommt nicht so richtig in Fahrt, weil Sess einfach nicht passt. Kaum zu glauben aber wahr. Na ja, vielleicht fällt mir ja doch noch die rettende Idee ein, wie ich dahin komme, wo ich gerne hinmöchte. Also bitte nicht zu sehr über folgenden Text herziehen. Er soll sozusagen lückenfüller sein, bis ich Sessi endlich ins Geschehen eingreifen lassen kann. "Rijan-sama." Rijan blickte von ihrer Arbeit auf. Einige kleine Kinder kamen auf sie zugelaufen. Sie lächelte leicht und begann dann wieder ihr Schwert zu schleifen. "Sie wollen mir nicht glauben, dass du einen zwei Meter großen Dämon ganz alleine besiegt hast." Rijans Lächeln vertiefte sich, als sie das kleine Mädchen betrachtete. "Nun, er war nicht ganz zwei Meter groß." Das kleine Mädchen stampfte empört mit dem Fuß auf. "Aber, Rijan-sama, ich habe es mit eigenen Augen gesehen. Er war riesig." Rijan widersprach diesmal nicht. Für ein so kleines Mädchen war dieser Dämon wohl wirklich riesig gewesen. Ein kleiner Junge näherte sich mit überheblicher Mine. Von oben herab sah er auf ihr Schwert. "Du bist doch ein Mädchen." Rijan nickte und verkniff sich ihr Lachen. "Hai! Das hast du sehr gut erkannt." Der kleine Junge schnaubte leise. "Mädchen können keine Dämonen besiegen." Seine Begleiterin stemmte wütend die Hände in die Hüften. "Das ist überhaupt nicht wahr. Rijan-sama ist die größte Dämonenjägerin auf der Welt." Das brachte Rijan doch zum Lachen. "Vielleicht nicht die Größte, aber es reicht um einen Dämon zu vernichten." Ihre schönen Augen verdüsterten sich. Richtig, Dämonen vernichten war ihre Aufgabe. Bedachte sie ihre letzte Begegnung mit Sesshoumaru hatte sie auf voller Länge versagt. Es wäre ein leichtes gewesen, ihm ihr Schwert in die Eingeweide zu stoßen. Er hätte niemals damit gerechnet. Rijan schüttelte ihren Kopf und verbannte diese Gedanken. Sie würde eine neue Chance erhalten. Sie würde sich eine erkämpfen, wenn es sein musste. Langsam stand sie auf und steckte ihr Schwert in die vorgesehene Scheide zurück. "Rijan-sama?" "Nani?" "Gehst du jetzt wieder Dämonen vernichten?" Das kleine Mädchen sah voller Bewunderung zu ihr auf. Manchmal versetzte es ihr einen Stich, so angesehen zu werden. Sie tat nichts heldenhaftes. Sie erfüllte nur einen Schwur. Dämonenjagen war nichts was sie besonders gerne tat. Sie lächelte auf das kleine Mädchen hinab. "Hai, genau das werde ich jetzt tun." Sie hörte den kleinen Jungen etwas maulen. Seine Begleiterin fand das offenbar nicht witzig, denn ohne Vorwarnung gab sie ihm einen Stoß und er fiel nach hinten. Rijan verhinderte gerade noch, dass sich der Junge an ihr rächte. "Sinan-chan, das war wirklich sehr unhöflich." Die Betroffene sah sie beschämt an. "Aber er hat unhöfliche Dinge gesagt." Rijan seufzte. "Das mag sein, aber trotzdem sollte man so etwas niemals mit Gewalt lösen. Wir Mädchen sind besonnen, vergiss das nicht." Sinan dachte darüber nach und strahlte dann. "Hai!" Rijan richtete sich auf und blickte tadelnd auf den kleinen Jungen. "Und du solltest nicht solche Dinge sagen." Er nickte artig und blickte ihr nach, wie sie davon ging. "Rijan-sama?" Rijan seufzte. "Nani?" Sinan kam an ihre Seite gerannt und blickte zu ihr auf. "Bringst du mir einen Knochen mit?" Wie konnte man nur Knochen von Dämonen sammeln? Dennoch würde sie es tun. So wie sie es immer tat. Sie nickte also nur und verschwand dann in den Wäldern. Flüchtig blickte sie zurück zu dem Dorf. Manchmal erschien es ihr immer noch wie ein Wunder, dass sie so etwas wie ein Zuhause gefunden hatte. Und doch, obwohl sie hier herzlich willkommen war (wer würde auch nicht gerne einen Dämonenjäger unter seinen Nachbarn haben?), fehlte etwas. Sie konnte es schwer beschreiben, doch manchmal vermisste sie ein Gefühl. Ein Gefühl dass sie an jenem Tag verloren hatte, als sie von Sesshoumaru weggelaufen war. Energisch riss sie sich zur Ordnung. Es war töricht daran zu denken. Sie hatte Gründe gehabt, wegzulaufen. Gute Gründe, wie sie nicht vergessen durfte. Sieben Jahre waren vergangen und trotzdem suchten sie Nacht für Nacht die gleichen Dämonen heim. Dämonen, die sie niemals würde bekämpfen können. "Schöne Dämonenjägerin bist du.", murmelte sie. Ihre Schritte trugen sie sicher tiefer in den Wald. So schön es auch war ein eigenes Haus zu besitzen, etwas wohin man zurückkehren konnte, nichts war all das im Vergleich mit einem Wald. Sie hatte versucht diese Angewohnheit loszuwerden, doch trotzdem fühlte sie sich hier am wohlsten. Umgeben von Bäumen, wilden Bächen und unter freiem Himmel. Sie hatte lange Zeit in Wäldern gelebt. Vielleicht konnte man so ein Verhalten einfach nicht mehr loswerden. Gott allein wusste, wie sehr sie es versucht hatte. Sie hatte versucht alles zu vergessen, alles zu leugnen, was mit Sesshoumaru zu tun hatte. Doch so sehr sie ihre Gedanken und Erinnerungen auch verdrängen konnte, so wenig konnte sie ihr Verhalten ändern. Sie erinnerte sich an ihre gestrige Begegnung. Es war ihr beinahe unerklärlich, warum sie sich an jede Einzelheit erinnern konnte. Dieser Moment als sie gegen ihn gestoßen war, dieses Gefühl, als sich ihre Körper berührt hatten, das waren Dinge, die neu für sie waren. Es war ein seltsames Gefühl gewesen. So vollkommen fern ab von allem, was sie jemals zuvor empfunden hatte. Sie versuchte aus ihrem Verhalten schlau zu werden. Wie lange hatte sie in sein Gesicht gesehen? Es konnte nicht einmal eine Minute gewesen sein. Warum waren ihr dann diese Augen derartig in Erinnerung? Selbst jetzt konnte sie sie genau vor sich sehen. Goldene Augen! Kein Mensch besaß solche Augen. Sie fluchte laut. Sie benahm sich wirklich vollkommen irrational. Es war ihre Aufgabe diesen Dämon zu töten. Ihn zu vernichten. Besser noch es war ihre Pflicht. Es spielte keine Rolle, dass sie ihm ihr Leben verdankte. Rijan seufzte schwer und setzte sich schließlich auf einen Baumstumpf. So würde sie heute nie einen Dämon besiegen können. Vielleicht sollte sie losgehen und Sesshoumaru suchen. Womöglich konnte sie anfangen zu vergessen, wenn dieser eine Dämon endlich den Tod fand. Das wäre immerhin möglich. Doch Rijan war nicht so vermessen zu glauben, dass ihre Albträume so einfach zu beenden waren. Nein, sie lebte nun schon sehr lange mit all diesen Erinnerungen und Hassgefühlen. Sie wusste wie schwer es wirklich war, innere Dämonen zu bekämpfen. Nun, es half ja alles nichts. Rijan stand wieder auf und atmete tief durch. Es gab Dinge, die erledigt werden mussten. Es spielte keine Rolle, ob sie das nun wollte oder nicht. Außerdem war es ja nicht so, dass Sesshoumaru unschuldig war. Daran musste sie einfach denken. Und doch, während sie nun durch den Wald schritt, begriff sie sehr schnell, dass sie nicht nach Sesshoumaru suchen würde. Sie war nicht bereit ihn zu töten. Es musste warten. Heute würde sie einen anderen Besuch tätigen. Zielstrebig lief Rijan durch den Wald. Sie kannte jede Ecke, jedes Versteck hier. Nichts konnte sie wirklich überraschen. Hunderte Male zuvor hatte sie diesen Weg schon zurückgelegt und jedes Mal war ihr dabei schwer ums Herz geworden. Vielleicht sollte sie diesen Ort hinter sich lassen. Vielleicht sollte sie ihn vergessen. Es bereitete ihr Schmerzen hierher zu kommen. Schwere seelische Schmerzen. Doch trotzdem konnte sie einfach nicht fernbleiben. Einmal im Jahr kam sie hierher - mindestens. Manchmal kam sie auch öfter hierher. Immer wenn ihr Entschluss Sesshoumaru zu töten ins Wanken geriet, kam sie an diesen Ort. Sie blieb stehen. Verborgen zwischen dunklen Bäumen. Dieser Ort war düster. So düster wie alles was damit zu tun hatte. Umringt von vielen dunklen, großen Bäumen lag hier ein Grab. Graue Steine umgaben die aufgeschüttete Erde. Die Blumen, die man dort zurückgelassen hatte, waren längst verwelkt. Es war nicht verwunderlich, dass es hier kein Gras, keine Blumen gab. Kein einziger Sonnenstrahl konnte das dichte Geäst der Bäume durchdringen. An diesem Ort würde es bis in alle Ewigkeit dunkel bleiben. Rijan erschauerte. Sie hasste diesen Ort. Warum nur hatte sie an jenem Ort beerdigt werden wollen? Mit hängenden Kopf ging Rijan näher an das Grab. Sie kniete sich nieder. Die Feuchtigkeit der Erde durchtränkte ihre Kleidung. Sie fröstelte. Keine Gedenktafel zierte dieses Grab. Nur Rijan alleine wusste, wer hier begraben lag. Sie nahm die verwelkten Blumen und schmiss sie weg. Neue gelbe Blumen legte sie dagegen auf die feuchte Erde. "Ich weiß, du möchtest keine Farben, kein Licht mehr sehen, aber verzeih mir dieses eine Vergehen." Sie sprach die Worte leise. Hier gab es keine größere Gefahr, als die eigenen Dämonen, die in einem lebten, und doch hatte sie noch nie gewagt, hier ihre Stimme zu erheben. Sie hatte sich noch vor fünf Minuten gefragt, warum ein Mensch hier beerdigt sein wollte. Nun, Rijan kannte die Antwort. Die junge Frau, die in dieser Erde lag, konnte erst an einem sonnigen, schönen Ort beerdigt werden, wenn Rijan ihre Pflicht erfüllt hatte. Wenn die Tat, bei der sie selbst versagt hatte, durch Rijan ausgeführt worden war. Erst dann konnte Rijan ihre Knochen an einen schöneren Ort bringen. Solange sie hier war, wusste sie das auch. Doch sobald sie wieder ging, nahmen die Zweifel in ihr erneut zu. "Warum nur habe ich es sein müssen?", flüsterte sie weiter. "Warum, Sango-chan?" Natürlich gab die Frau, die einst selbst eine Dämonenjägerin gewesen war keine Antwort. Doch es beruhigte Rijan mit ihr zu sprechen. Sango war einst eine so schöne, starke Frau gewesen. Nichts hätte ihr etwas anhaben können. Furcht hatte sie nicht gekannt. Sie war nie wie Rijan gewesen. Rijan selbst war von Ängsten und Hass geprägt. Und doch hatte Rijan Sangos schwärzesten Tag erlebt. Der Tag, an dem sie gefallen war. Rijan schüttelte sich, als die Erinnerungen in ihr Bewusstsein zurückkehrten. Sie wollte nicht mehr daran denken. Sie fürchtete sich davor all das noch einmal zu sehen und doch konnte sie es nicht aufhalten. Rijan erinnerte sich an jenen einen Tag, der ihr ganzes Leben für immer grundlegend verändert hatte. (Rückblick) Rin starrte in den strahlend blauen Himmel. Sie lächelte verzückt. Es war so ein herrlicher Tag. Vögel zwitscherten und in der Nähe plätscherte ein Bach. Sie kicherte vergnügt und blickte sich um. Jaken saß nicht weit weg unter einem Baum. Er fächelte sich mit der Hand Luft zu und jammerte unentwegt wie heiß es doch sei. "Jaken-sama, das ist doch ein herrlicher Tag." Jaken sah Rin finster an. Seine großen Augen waren nun zu kleinen Schlitzen zusammengepresst. "Schöner Tag? Pah, du verstehst das natürlich nicht. Deine Haut ist weiß, damit lässt es sich aushalten. Meine Haut jedoch ist grün und dunkel. Dunkle Sachen ziehen die Hitze noch viel mehr an. Aber natürlich ... AAHH!" Rin hörte ihm längst nicht mehr zu. Sie sprang vergnügt tiefer in den Wald hinein. Der Fluss lockte sie. Etwas Wasser würde ihr sicher gut tun. Irgendwo hinter ihr hörte sie Jaken laut ihren Namen rufen. "Sessoumaru-sama wird mich töten, wenn dir etwas passiert.", jammerte er. Rin kicherte nur und ging weiter. Sie ließ sich an dem schattigen Ufer nieder und streckte ihre Füße in das kühle Nass. "Ah.", seufzte sie genüsslich. Jaken erreichte den Ort kurz nach ihr. Er schimpfte noch eine Weile, tat es ihr aber gleich. Rin grinste ihn von der Seite her an. "Ist das nicht viel besser?" Er grummelte etwas Unverständliches und blickte sich schließlich um. "Es könnten sich hier Dämonen verstecken.", erklärte er warnend. Rin blickte sich ebenfalls um. Sie lauschte auf ungewöhnliche Geräusche, erkannte aber keine. Sie war in Wäldern zuhause. Sie würde es hören, wenn hier etwas anders war. "Nein, Jaken-sama. Solange die Vögel noch zwitschern, ist keine Gefahr vorhanden." Sie konnte sehen, wie er ein Lächeln unterdrückte. Darauf konnte er schlecht etwas erwidern. Er war es gewesen, der sie das gelehrt hatte. "Wisst Ihr, ich hatte einen phantastischen Lehrer.", schmeichelte sie. Jaken stand mühsam wieder auf und warf ihre einen unwirschen Blick zu. "Versuch nicht dich bei mir einzuschmeicheln. Es scheint mir nicht gut zu sein, dass du älter wirst." Rin ignorierte diese Aussage geflissentlich. Dieser Tag war einfach zu schön um sich über Jakens ewiges Genörgel aufzuregen. Sie schloss die Augen und lauschte auf die Geräusche. Sie hoffte einen knackenden Ast zu hören. Das wäre ein sicheres Zeichen, dass Sesshoumaru endlich zurückkam. Wie lange ließ er sie nun schon allein? Es waren bestimmt schon mehr als sieben Tage vergangen. Sie ließ sich nach hinten fallen und träumte vor sich hin. Sie war so damit beschäftig sich vorzustellen, welche Heldentaten Sesshoumaru vollbrachte, dass sie gar nicht mitbekam, wie sich eben jener Dämon zeigte. "Rin!" Seine Stimme brachte sie mit einem Schlag in die Gegenwart zurück. Abrupt wollte sie aufstehen. Dabei vergaß sie jedoch, dass ihre Füße noch immer im Fluss badeten. Sie verlor beim Aufstehen das Gleichgewicht. Wild ruderte sie mit den Armen um einen Sturz ins Wasser zu verhindern. Doch bevor sie selbst wieder die Kontrolle erlangte, hatte Sesshoumaru auch schon seinen Arm um sie gelegt und sie ohne große Mühe aus dem Wasser gehoben. Als sie wieder auf sicherem Boden stand, blickte sie ihn strahlend an. "Arigato!" Er nickte nur und ließ sie los. Rin sah ihm nach, während er zu Jaken ging. Manchmal war sie sich nicht sicher, ob sie vielleicht erst durch ihn in solche Situationen geriet oder ob es wirklich einfach so war, dass er grundsätzlich da war um sie zu retten. Sie zuckte mit den Schultern. Es war ja eigentlich auch egal. Das Ergebnis blieb das gleiche. An seiner Seite war sie sicher. Sie lachte vergnügt und rannte an seine Seite. "Jaken." Jaken stand sofort aufrecht und senkte ergeben seinen Blick. "Gomen nasai, Sesshoumaru-sama. Ich habe diesem Kind gesagt, dass sie nicht in den Wald gehen soll ..." Sesshoumaru erhob seine Hand und Jaken verstummte. "Unwichtig.", erklärte er. Rin sah gespannt zu ihm auf. Sein Blick kreuzte den ihren. "Du wirst hier warten." Ein Befehl keine Bitte. Trotzdem nickte Rin sofort. Sie sah Sesshoumaru und Jaken nach. Etwas an seiner Art war heute anders. Allerdings konnte sie nicht erklären, woran genau das lag. Sie ging also wieder zurück zum Fluss. Eine ganze Weile saß Rin fröhlich ein Liedchen trällernd an dem Ufer und blickte in die Ferne. Sie malte sich wieder aus, welch tolle Abenteuer Sesshoumaru erlebte. Und während sie genau daran dachte, missfiel es ihr plötzlich zurückgelassen zu werden. Sie war jetzt 13 Jahre alt. Noch vor einigen Jahren war es ja in Ordnung gewesen sie zurückzulassen. Damals war auch immer Jaken bei ihr geblieben. Heute war sie sehr oft allein. Und wenn sie alt genug war um allein im Wald zu bleiben, war sie auch alt genug um immer an Sesshoumarus Seite zu sein. Kurz entschlossen stand sie auf und rannte so schnell sie ihre Beine trugen in die Richtung in die Sesshoumaru verschwunden war. Sie konnte dem Weg, den die beiden genommen hatten, ohne weiteres folgen. Spuren lesen war eine Leichtigkeit für sie und Jaken hinterließ sehr deutliche Abdrücke. Sie lächelte dabei leicht. Ständig hatte er ihr eingetrichtert bloß keine Spuren zu hinterlassen. Ein Schrei durchriss die Stille. Vögel flogen aufgescheucht durch die Luft. Rin blieb einen Moment stehen. Sie hatte nie zuvor so gefühlt wie in diesem Moment. Eine Stimme in ihrem Kopf sagte ihr stehen zu bleiben. Sie sollte nicht weitergehen und doch trugen ihre Füße sie wie von allein an den Ort des Geschehens. Sie schlich sich heran und verharrte dann angespannt im Gebüsch. Vorsichtig linste sie hindurch. Dort auf einer Lichtung stand Sesshoumaru. Doch es war nicht ihr Sesshoumaru. Rin hielt erschrocken die Luft an. Was war mit ihm geschehen? Blut floss durch seine Augen. Seine Gesicht verzerrte sich leicht. Spitze Zähne blitzten auf, während er wie ein Hund fletschte. Rin fühlte sehr deutlich die Aura eines Tieres. Eines sehr wilden Tieres. Angst erfasste sie. Und diese Angst nahm zu, als sie noch einen anderen Menschen dort sah. Ein junger Mann. Sie kannte ihn nicht. Doch wohl kannte sie einst den Jungen, der er einmal gewesen war. Sie hatte dieses Gesicht in ihre Gebete eingeschlossen. Sie schlug die Hand vor den Mund um einen Schrei zu verhindern. Ihre Augen wurden riesig. Sie sollte etwas unternehmen. Er konnte Kohaku nicht umbringen. Nicht für das, was vor so langer Zeit geschehen war. Das konnte er einfach nicht. All die Jahre hatte Rin geglaubt, Sesshoumaru hätte die Jagd nach diesem Jungen aufgegeben, doch sie hatte sich geirrt. Sie hatte nicht glauben wollen, dass Sesshoumaru ihn wirklich eines Tages umbringen würde. Warum wollte er das tun? Sie war diejenige gewesen, die er einst entführt hatte. Und ihr war nichts geschehen. Sie wollte aufstehen und zu ihnen gehen, doch sie war wie festgewurzelt. Nichts konnte ihre Beine in Bewegung bringen. Geduckt saß sie im Gebüsch und starrte auf die Szenerie vor ihr. Kohaku starrte Sesshoumaru an. Seine Waffe lag längst außer Reichweite. Sesshoumaru fletschte mit den Zähnen. Seine Augen waren rot vor Blut. Nichts konnte ihn mehr aufhalten. Kohaku sah seinen Angreifer aus großen Augen an. Er wollte sich wohl wehren, doch konnte er sich auch nicht mehr bewegen und dann holte Sesshoumaru aus und bohrte seine giftigen Klauen in Kohakus Bauch. Der junge Mann schrie auf und ging in die Knie. Sein Gesicht war schmerzverzerrt. Sein Todeskampf dauerte lange und war grausig mitanzusehen. Seine Haut wurde fahl, seine Augen leer. Das Atmen fing an ihm schwer zu fallen. Es griff sich an den Hals und würgte heftig. Rin schloss entsetzt die Augen. Doch sie hörte ihn nach wie vor. Sie konnte diese Geräusche nicht aus ihrem Kopf bekommen. Sie wollte weg von hier. Weg von diesem Ort. Ihr Körper schien ihr wieder zu gehorchen. Sie wollte aufstehen, doch da ertönte ein schmerzverzerrter, schriller Schrei. Rin blieb wo sie war und blickte zurück zu der Lichtung. Sesshoumarus Gesicht war wieder vollkommen normal. Er hatte sich von dem toten Jungen abgewendet und war im Begriff zu gehen. Nun, da er diesen Schrei gehört hatte, blieb er stehen, drehte sich jedoch nicht um. Rin erkannte die junge Frau sehr schnell. Sango, Kohakus Schwester. Sie wollte Sango etwas zurufen. Sie irgendwie aufhalten, doch es ging nicht. Sie saß einfach nur im Gebüsch und sah zu wie Sango mit einer wahnsinnigen Wut auf Sesshoumaru zustürmte. Sie zog ihr Schwert, sprang in die Luft und wollte ihn wohl spalten. Sesshoumaru drehte sich um, langsam wie Rin schien und dann hob er mit einer für das menschliche Auge kaum sichtbaren Bewegung seinen Arm. Rin sah gerade noch wie Sangos Augen sich weiteten bevor sie frontal in sein Schwert fiel. Rins Hände verdeckten ihre Augen. Nein, das konnte nicht wahr sein. Sie hörte Sangos schmerzhaften Schrei und presste sich die Hände auf die Ohren. Sie schloss ihre Augen und blieb so eine ganze Weile sitzen. Irgendwann, der Tag näherte sich seinem Ende, öffnete sie die Augen und ließ die Hände sinken. Sesshoumaru war gegangen. Kohaku lag tot auf dem Boden. Sango keuchte schwer und presste die Hände auf ihren blutenden Bauch. Langsam stand Rin auf und betrat die Lichtung. Sie kniete sich an Sangos Seite. Eine blutige Hand griff nach ihr. Erschrocken wollte sie zurückweichen, doch Sango hielt sie erstaunlich fest. Ihre Blicke begegneten sich. "Schwör mir ..." Sie hustete und spuckte dabei Blut. Rin starrte auf ihre blutende Wunde. "... ihn zu töten." Rin sah erschrocken auf. "Nani?", fragte sie verwirrt. Sango sah sie intensiv an. "Räche Kohaku." Auch das war mehr ein Befehl als eine Bitte. Rin starrte benommen auf die sterbende Frau. "Es wäre meine Aufgabe gewesen." Wieder stöhnte sie vor Schmerzen. "Ich kann erst an einem friedlichen Ort beerdigt werden, wenn Kohaku gerächt wurde.", erklärte sie schwach. Sie starrte an den Himmel. Rin schluckte schwer. Konnte man einer Sterbenden einen letzten Wunsch abschlagen? Auch wenn es dabei um einen Mord ging? Angst machte sich in ihr breit. Wie sollte sie das schaffen? Sie war nur ein schwaches kleines Mädchen? Sango drückte ihre Hand. "Schwör es!" Und Rin nickte. Sie dachte an Sesshoumaru, an seinen Anblick als er Kohaku tötete. Sie dachte an all das und nickte. Sango hustete wieder und nickte mit Tränen in den Augen. "Dann ist es gut." Sie erschlaffte. Rin schüttelte sie. "Nein, nicht sterben.", flehte sie, doch es war zu spät. Sango war tot. Rin fühlte Tränen über ihre Wangen rollen. Sie schloss Sangos Augen und rutschte zu Kohaku. Sein Gesicht sah entsetzlich aus. Es schien, als hätte sich sein Schmerz auf ewig in sein Gesicht gegraben. Sie weinte bittere Tränen und zog ihn in ihre Arme. Warum hatte er das getan? Rijan schüttelte heftig ihren Kopf. Nein, das alles lag hinter ihr. Sie wollte nicht mehr daran denken. Und doch wie sollte sie vergessen, wenn sie immer noch einen Schwur zu erfüllen hatte. Jahre waren seit dem vergangen und doch war Kohaku nach wie vor nicht gerächt. Sango lag immer noch an diesem düsteren Ort begraben und Rijan selbst war nicht einmal mehr in der Lage sich bei ihrem richtigen Namen rufen zu lassen. Sie blickte wieder auf das Grab nieder. Vorsichtig legte sie ihre Hand auf die feuchte Erde. "Nein, Sango, ich habe nicht vergessen. Ich werde Sesshoumaru töten. Ich werde es tun und dann komme ich zurück und bringe dich an einen schönen Ort. Ich schwöre es dir." Genau so würde es geschehen. Sie war nicht mehr Rin. Sie war nun Rijan, eine erfolgreiche Dämonenjägerin. Sesshoumaru war nur ein weiterer toter Dämon auf ihrer Liste. Na ja, ist ja doch noch einigermaßen geworden. Wenn ich jetzt noch mehr Aktion reinpacken kann, klappt das auch wieder. Vielleicht hätte ich Rins Gefühlsleben als Sess Kohaku umbringt, noch mehr ausbauen sollen. Oder kapiert ihr, warum sie Sess töten will. Ich meine nicht nur muss, sondern will? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)