A symmetrical love <3 von El-chan (Eine besondere Love-Story // Kid x Patty) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- „Schon wieder Montag, Mann, mann, mann!“, dachte Liz, als sie im Schein der trägen Sonne die Stufen zur Shibusen hoch trabte, „Das Wochenende war mal wieder viel zu kurz… Wo bleibt Patty denn nur?“. Sie drehte sich um. Ihre kleine Schwester kniete einige Stufen weiter unten und schien fasziniert irgendetwas zu beobachten. „Trödelt doch nicht so rum, wir kommen sonst mal wieder zu spät!“, rief Kid vom oberen Ende der Treppe. „Dass die beiden auch immer so lange brauchen müssen…“, dachte er und schmunzelte. „Du, Schwesterherz?“, sagte Patty, „Wenn aus einer Raupe mal ein Schmetterling wird, dann müssen dem doch Flügel wachsen. Aber die passen doch gar nicht in den Kokon!“ Liz seufzte und zog ihre Schwester die Stufen hoch, bevor Kid noch sauer wird. Der Schultag war mal wieder nicht besonders nennenswert. Dr. Stein sezierte mal wieder irgendein seltenes Tier, Marie-sensei kam eine halbe Stunde zu spät, weil sie sich verlaufen hatte und Sid-sensei erzählte wieder dieselben Geschichten aus seiner Jugend. „Geht ihr schon mal nach Hause, ich werde noch zu meinem Vater gehen und ihn etwas fragen.“, sagte Kid am Ende des Schultages zu seinen beiden Waffen. Die Schwestern zuckten mit den Schultern und zogen von dannen, während Kid seinen Vater aufsuchte. Zu Hause angekommen machte sich Liz in der Küche zu schaffen. „Patty, hast du etwa wieder vergessen, Milch zu kaufen?? Wie soll ich denn nun meinen Kaffee trinken?!“, schrie Liz. Patty schob ihren Kopf durch die Tür, grinste und fing herrlich an zu lachen, was Liz zur Weißglut trieb. Die beiden rangelten etwas, bis sie schließlich beide zusammen völlig aus der Puste waren und auf das große Sofa im Wohnzimmer sanken. „Gut, dass Kid-kun nicht hier ist. Der hätte sicher wieder gemeckert.“, kicherte Patty. „Oh ja.“, stimmte Liz zu und kicherte mit ihrer Schwester. Plötzlich wurde Patty still, so still, wie Liz sie noch nie erlebt hatte. Sie schaute starr auf ein Bild an der Wand, als ob sie vom Motiv gefesselt wurde. „Ist alles okay, Patty?“ „Naja, ich weiß nicht. Glaubst du, Kid-kun hat Interesse an Mädchen?“ „Sicher. Wieso fragst du denn?“ Liz verstand nicht, wie Patty nun darauf kam. „Ach, irgendwie…ich wäre ihm gerne etwas näher…also…naja, ich glaube ich bin verliebt.“ „Aber er ist doch unser Meister! Und ich will nicht, dass du enttäuscht wirst, Schwesterherz.“ „Ich weiß. Wahrscheinlich hat er auch gar kein Interesse an mir. Aber ich hab trotzdem Herzklopfen in seiner Nähe. Und ist dir mal aufgefallen, wie toll er riecht? Und sein Lächeln?“ „Puh, sie schwärmt ja richtig für ihn…“, dachte Liz, „und er ist sicherlich kein schlechter Fang. Genau das, was ich mir für Patty immer gewünscht habe. Aber ob das so einfach ist? Meister und Waffe, man sagt ja immer, dass sich viele Paare genau so finden. Aber wir sind ja auch kein normales Team…Hach, Patty, hättest du dir nicht jemanden aussuchen können, der leichter zu haben ist?“ Kapitel 2: ----------- Kill-Ding-Dang-Dong! Vor Freude schreiend verließen die Schüler das Gebäude. Sommerferien, die schönste Zeit des Jahres. Auch Maka, Soul und die anderen beeilten sich nach draußen zu kommen. „Und was macht ihr in den Ferien, Tsubaki?“ „Wir werden morgen nach Japan reisen und meine Familie besuchen. Mein Vater hat sich letztes Mal so gut mit Black Star verstanden, dass er ihn unbedingt wiedersehen will. Und du, Maka?“ „Ach, ich weiß noch nicht. Wir werden uns wohl hier ein paar nette Tage machen. Sag mal, hast du Lust nachher mal ins Shopping Center zu gehen? Da hat doch dieser neue Laden aufgemacht.“ „Auja, gerne, lasst uns alle zusammen fahren!“ Widerwillig stimmten die Jungs zu und so verabredeten sich Maka, Tsubaki, Soul und Black Star für den Nachmittag. „Ganz schön voll hier…“, seufzte Maka auf dem Weg durch die Gänge des Kaufhauses. Die vier Freunde hatten gerade alle Läden hinter sich gebracht und fanden endlich einen Ausgang, der zu einem kleinen Garten führte. Erschöpft ließen sie sich auf eine Bank sinken und saßen eine Weile schweigend da. Ein vertrautes Kichern riss Maka aus ihren Gedanken. Auf einer Bank, gar nicht weit von ihnen entfernt, saßen Kid und die beiden Pistolen-Schwestern und verteilten grade drei Portionen gebratene Nudeln untereinander. „Guckt mal, da hinten sind Kid und die anderen.“, sagte Maka. Soul öffnete ein Auge, schielte kurz herüber und zuckte dann mit den Schultern. Black Star schnarchte und Tsubaki versuchte zu verhindern, dass ihr Meister von der Bank fiel. „Ja, und? Lass sie doch.“ Maka konnte ihren Blick nicht von den drei Freunden abwenden und beobachtete eine Weile, wie Patty immer wieder Nudeln von Kid klaute, der wiederum so tat, als würde er nichts merken, was die jüngere der beiden Schwestern sehr zu amüsieren schien. Liz wirkte viel mehr an ihren Fingernägeln interessiert als an ihrem Essen, aber offenbar war das für Kid und Patty nicht weiter besorgniserregend. Kaum dass sie aufgegessen hatten, legte Patty ihren Kopf auf Kids Schulter und begann irgendetwas zu erzählen. Maka konnte nicht hören worum es ging, aber als Kid verhalten kicherte und seinerseits etwas zu erzählen schien, war ihr fast klar, dass er ihr mal wieder etwas erklärte. Patty stellte ja manchmal wirklich die unmöglichsten Fragen und wenn man es nicht besser wusste, würde man denken, sie wäre neu auf der Welt angekommen. „Hm…eigentlich ist diese Welt ja auch neu für sie…“, dachte Maka, „Wie lange sie wohl schon bei Kid leben? Aber lange kann es ja eigentlich noch gar nicht sein…oder doch?“ „Willst du hier Wurzeln schlagen oder was hast du vor?“, durchbrach Soul ihre Gedanken, „Wir wollen gehen. Tsubaki kocht noch für uns. Cool, oder?“ „Was? Ja…äh, ich komme ja schon“, sagte Maka. „Die drei sind jedenfalls ein ziemlich gutes Team, so viel steht fest“, dachte sie sich bei einem letzten Blick zu Kid, Liz und Patty, die nun stillschweigend nebeneinander saßen und die Sonne genossen. Kapitel 3: ----------- Es war schon spät am Abend, Kid hatte lange vor dem Kamin gesessen und auf Liz gewartet, die an diesem Abend ein Date hatte. Mit wem, das wusste Kid nicht, sie erzählte ja nie etwas darüber. Aber es war nichts besonderes, dass sie spät von ihren Dates heim kam. Patty hatte sich im Sessel ihm gegenüber zusammen gerollt und seufzte leise im Schlaf. Sie schien zu träumen und Kid musste unwillkürlich lächeln. Sie sah schon irgendwie süß aus, wie sie so da lag. Leise stand er auf und ging ins Bad. Eine heiße Dusche, das war es was er jetzt brauchte. Vom langen Sitzen taten ihm sämtliche Muskeln weh. Er legte seine Kleidung ordentlich zusammen und stellte sich unter die Dusche. Ein Schwall warmes Wasser lief ihm über den Rücken und für einen Moment konnte er wirklich alles vergessen. Einige Zeit später, gerade als er aus der Dusche stieg, riss Patty die Tür auf - ohne zu Klopfen natürlich! Er konnte gerade noch ein Handtuch greifen, als sie ins Zimmer trat. "Kid-kun, wir haben Besuuuhuuuch", säuselte sie. War sie rot geworden? Kid war sich nicht sicher. Aber sie hatte ihn doch eh schon häufiger oben ohne gesehen, wenn er sich umzog. Bestimmt nur Einbildung, dachte er sich. "Besuch? Um die Zeit? Naja, ok, ich komme gleich." Patty verschwand wieder und Kid zog sich schnell Shorts und ein Shirt über. Wer wohl um diese Uhrzeit vorbei schaute? Als er das Wohnzimmer betrat, war ihm sein dürftiges Outfit plötzlich peinlich. Er hatte mit seinem Vater gerechnet oder jemand aus dem Bekanntenkreis seines Vaters. Aber sicher nicht mit Maka, Soul und Tsubaki! Er atmete tief durch. Immerhin kamen sie so spät unangemeldet vorbei, da konnte er ja nichts für. "Hi, Kid, sorry für die Störung. Ähm, wir haben eigentlich auch nur eine kurze Frage...", sagte Maka und mied seinen Blick, was Kid als unangenehm empfand. So unansehnlich war er nun auch nicht, auch wenn seine Haare nicht symmetrisch waren. Patty stellte ein Tablett mit Tassen und einer Teekanne ab und verabschiedete sich ins Bett. "Was denn für eine Frage?", grummelte Kid, dessen Laune rapide sank. Der Tag war ohnehin schon schlecht gewesen und jetzt noch diese ganze Situation. Und wo zum Teufel blieb Liz?! "Es geht um Crona. Wir haben uns gefragt, ob dein Vater oder du ihn nicht ausfindig machen könnt. Deine Seelenwahrnehmung ist um einiges besser als meine. Ich würde ihn gerne finden und mit ihm reden...", sagte Maka. Crona lag Maka sehr am Herzen, das wusste Kid. Aber er hatte nun mal die Shibusen verraten und war mit seiner Hexenmutter geflüchtet. Was gab es da zu reden? Er konnte froh sein, dass es noch keinen Exekutionsbefehl gab. "Ich fürchte, ich muss dich enttäuschen. Es ist auch mit Shinigami-Kräften ein unmögliches Unterfangen. Außerdem befürchte ich, dass mein Vater das nicht gutheißen würde. Crona hat seine Wahl getroffen." Maka senkte den Kopf, Tsubaki nahm sie in dem Arm und Soul flüsterte ihr etwas wie "Ich habs dir doch gesagt.." zu. Eine Weile tranken sie alle still ihren Tee. Irgendwann begann dann ein peinlich-berührtes Gespräch über belanglose Dinge wie den Unterrichtsstoff in Seelenkunde und den neuen Nebenjob von Ox. Wer damit anfing und warum, das konnte keiner wirklich erklären. Irgendwann stürmte Patty ganz aufgeregt in den Raum, die Augen wässrig. Sie hatte geweint...und brach auch direkt wieder in Tränen aus. Kid stand auf, nahm sie in den Arm. Eine Weile standen beide einfach nur da, Patty weinte und Kid streichelte sanft ihren Rücken. Dann schaute sie Kid mit ihren großen blauen Augen an. "Ich hab geträumt, jemand hätte Liz und dich entführt und wollte mich benutzen um euch zu erschießen!", schluchzte sie. "Das war doch nur ein böser Traum, Patty. So etwas wird nie passieren. Schließlich passen wir doch aufeinander auf. Komm, ich bring dich wieder ins Bett, du musst keine Angst haben." Er nahm ihre Hand und ging mit ihr nach oben zu ihrem Zimmer. Maka und die anderen schlichen hinterher, gefesselt von der vorherigen Szene. So kannten sie Kid nun wirklich nicht, er wirkte sonst immer so kühl und distanziert. Pattys Zimmer lag gegenüber von Kids. An ihrer Zimmertür hingen bunte Buchstaben, wie man sie von den Zimmern kleiner Kinder kennt. Überhaupt war ihr Zimmer kein typisches Jugendzimmer, aber das hätte auch nicht zu ihr gepasst. Das Zimmer war liebevoll eingerichtet, es gab niedliche Dekorationen und ein Regal mit Bilderbüchern. Irgendjemand war sehr bemüht gewesen, es ihr hier schön zu machen. Patty legte sich in ihr Bett und zog die Decke bis zur Nase hoch. Sie sah noch ein wenig verweint aus, aber offenbar hatte sie sich wieder beruhigt. Kid setzte sich neben sie aufs Bett und streichelte ihr sanft über den Kopf während er ihr ein kurzes Lächeln schenkte. Sie erwiderte mit einem Grinsen, musste gähnen und schlief dann prompt ein. Kid seufzte kurz und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. "Ob es wohl genau so ist, wenn man eine kleine Schwester hat? Ich stell es mir jedenfalls genau so vor.", sagte er zu den anderen. Klar, Kid war Einzelkind und hatte sicherlich auch nie viel Kontakt zu Gleichaltrigen. Zumindest bevor er an die Shibusen kam. Maka fiel allerdings eher das Bild eines verliebten Jungen ein, der seiner Freundin beim Schlafen zusah, anstatt das eines großen Bruders. Aber Kid und Patty? Das passte doch irgendwie so gar nicht zusammen. Oder doch? Maka und die anderen brachen bald auf, denn sie wollten nicht länger stören. Es war komisch gewesen, war dieser Moment vorhin doch so intim, dass es sich falsch anfühlte, dabei gewesen zu sein. Nur wenige Minuten nachdem Soul, Maka und Tsubaki das Haus verlassen hatten, kam Liz endlich nach Hause und rechnete mit einer Standpauke von Kid, schließlich war sie viel zu spät dran. Aber sie fand ihn weder im Wohnzimmer noch in seinem Zimmer. Als sie nach Patty sehen wollte, sah sie Kid an Pattys Schreibtisch sitzen, den Kopf auf den Armen auf dem Tisch liegend. Offenbar hatte er ihr Gesellschaft geleistet, bestimmt hatte sie wieder einen Alptraum. Liz zuckte die Schultern und schloss leise die Tür hinter sich. Kapitel 4: ----------- "Heute Spezial-Training: How to defeat a witch" verkündete das Schild am Eingang des Klassenraums. Darunter ein hastig geschriebener Hinweis, die Veranstaltung finde auf dem Außengelände statt. Die Freunde liefen den Gang runter und Soul stöhnte, wie uncool es doch sei schon zum dritten Mal das selbe Spezial-Training zu absolvieren. "Die denken wohl, wir sind zu blöd, ne Hexe zu besiegen, wenn wir einer begegnen. Die wissen nur noch nicht, dass ich sogar alle Hexen auf einen Schlag besiegen kann!", prahlte Black Star. Kurz bevor sie den Ausgang zum Gelände erreichten, rannte ihnen Jaqueline entgegen - weinend - und prallte mit voller Wucht gegen Kid. Die beiden schauten sich einen Moment verwirrt an, dann nahm Kid ihren Arm und zog sie ein wenig beiseite. Die beiden unterhielten sich einen Moment, dann lachte Jackie plötzlich und rannte davon. "Versteh einer, was das jetzt grade war.", sagte Soul zu Maka, "Naja, kommt, sonst verpassen wir noch das Training." "Willkommen zum heutigen Spezial-Training. Ich weiß, ihr denkt, ich wiederhole mich, aber heute werden wir einen Schritt weiter gehen.", eröffnete Dr. Stein seinen Unterricht. Die Schüler warteten gespannt darauf, was nun wohl dieser Schritt sein sollte. "Ihr werdet heute eure gelernten Techniken gegen einen Gegner anwenden, der euch kraftmäßig weit überlegen ist. Eine Hexe ist kein leichter Gegner und ihr müsst lernen mit dieser Situation umzugehen, die sogar euren Tod bedeuten kann. Ich freue mich, dass sich der Shinigami-sama höchstpersönlich heute zur Verfügung stellt." Dr. Stein winkte hinter sich und schon sprang eine schwarze Gestalt mit einer Maske aus einer Nische hervor. "Hallo, hallo, hallo, schön euch zu sehen! Sooo, dann wollen wir doch mal sehen, ob ihr auch alle schön fleißig lernt. Haltet euch nicht zurück, denn eine Hexe wird das im Zweifel auch nicht tun, nicht waaahr?", säuselte er. "Gegen den Shinigami-sama kämpfen? Ernsthaft?", zweifelte Maka, während Black Star seine Freude kaum verbergen konnte. Kid seufzte und überlegte, ob es wirklich schlau war gegen seinen eigenen Vater anzutreten. Black Star machte den Anfang und zögerte nicht lange. Teufelsklinge, Shadow Star, ein Speed Star hinterher. Dem Kampf zu folgen war auf Grund des hohen Tempos fast unmöglich. Hier und da sah man ein paar Seelenwellen aufblitzen, doch irgendwann hing Black Star kopfüber in der Luft, gehalten von zwei Fingern der riesigen Hand des Todesgottes. "Gut, gut, Black Star. Du hast Durchhaltevermögen und bist sehr stark. Trainiere weiter so hart, dann kannst du auch eine Hexe besiegen." Maka spürte ein gewaltiges Herzklopfen als sie ihre Kampfposition einnnahm. Gegen so einen mächtigen Gegner zu kämpfen, das erforderte doch so viel. Ob sie den Erwartungen gerecht werden konnte? Egal, keine Zeit zu zögern. Seelenresonanz und dann eine ordentliche Dämonenjagd, ja so sollte es gehen, so weit die Theorie. Doch bei der Umsetzung gab es dann ein Problem: Die Dämonenjagd war kaum zu kontrollieren, ihre Aufregung schien die Resonanz zu stören und letztenendes mussten Maka und Soul passen. "Ihr seid ein gutes Team, zweifelt nicht an euch. Die Dämonenjagd ist eine schwierige Technik. Wenn ihr sie perfektioniert, kann euch nichts passieren." Nun war Kid an der Reihe und alle Anwesenden schienen den Atem anzuhalten - Shinigami gegen Shinigami, Vater gegen Sohn. Doch Kid griff seinen Vater nicht an, sondern ließ seine Pistolen sinken. "Das ist ein Kampf, den ich nicht führen will. Eine Hexe stellt für mich kein Problem dar, das sollte eigentlich allen klar sein. Warum sollte ich gegen meinen eigenen Vater kämpfen? Das ist eine ganz andere Klasse und ohnehin kein Fall, der jemals eintreten wird." Mit diesen Worten drehte er sich um und ging zurück zum Schulgebäude. Eine gewisse Enttäuschung machte sich unter den anderen breit, das hätte ein spannender Kampf werden können. "Kid hat schon irgendwie recht. Eine Hexe ist etwas anderes. Und dass er nicht gegen seinen Vater kämpfen will, ist nur verständlich.", sagte Tsubaki. Kapitel 5: ----------- "Weiß einer von euch wo Kid und die beiden Schwestern stecken?", fragte Maka besorgt in die Runde. Alle schüttelten sie die Köpfe. Es war merkwürdig, dass sie nicht zum Unterricht kamen, ohne jemandem Bescheid zu geben. Und Aufträge gab es im Moment so wenige, da war es sehr unwahrscheinlich, dass sie unterwegs waren. Ein Räuspern ließ Maka aus ihren Gedanken schrecken. Jaqueline stand neben ihr und schaute sie an. "Sprecht ihr über Kid? Er ist zu Hause und pflegt die Mädchen. Scheint beide richtig heftig erwischt zu haben, Grippe oder so.", seufzte sie, "Ich finde es ja übertrieben, dass er dann gleich daheim bleibt, immerhin sind beide alt genug. Aber er sieht das halt anders." Sie zuckte mit den Schultern und ging zu ihrem Platz im Klassenzimmer. "Die Armen!", sagte Tsubaki, "Vielleicht sollten wir nach dem Unterricht vorbei gehen und ihnen gute Besserung wünschen?" Maka nickte zustimmend, die Jungs waren schon zu ihrem Plätzen gegangen und hatten somit ihre Chance verpasst mitzureden. Nach der Schule schlenderten die vier Freunde also die wenigen Straßen bis zur Galgenvilla entlang und genossen das herrliche Wetter. Als sie an die Tür klopften, polterte es innen ziemlich laut. Wenig später öffnete ein völlig gehetzt wirkender Kid die Tür. "Oh, hi...was macht ihr denn hier? Ich hab gar nicht mit euch gerechnet. Kommt doch rein." Er trat bei Seite und führte die vier ins Wohnzimmer, wo sie sich auf das Sofa fallen ließen. Nur ein paar Minuten später brachte Kid ein Tablett mit Tee für alle und entschuldigte sich kurz mit zwei weiteren Teetassen in der Hand und ging nach oben. Von oben ertönte plötzlich ein fürchterliches Husten. "Klingt nach Patty. Ohje, es hat sie ja wirklich richtig erwischt.", sagte Soul. In dem Moment kam Liz zur Tür rein, blieb aber abrupt im Rahmen stehen. "Oh, ich halte mal lieber Abstand zu euch. Nicht, dass ihr euch noch ansteckt.", krächzte sie. Sie sah fürchterlich mitgenommen aus und nicht gepflegt und gestylt wie sonst. Sie nickte mit dem Kopf Richtung Decke. "Ist Kid oben?" Die vier nickten kurz und Liz verschwand die Treppe hoch. Eine Weile herrschte Stille, dann konnte man deutlich Kids Stimme hören. "Mir ist egal, wer hier wen angesteckt hat, ihr verschwindet jetzt beide in eure Betten und schlaft. Ich war die ganze Nacht auf den Beinen und hab nach euch geguckt, ich brauche jetzt auch mal ein paar Minuten Ruhe. Außerdem haben wir Besuch." Dann Schritte auf der Treppe. Sein Gesichtsausdruck war eindeutig, er war ziemlich genervt. "Scheint ziemlich anstrengend zu sein, wenn beide krank sind.", bemerkte Tsubaki. Er nickte und ließ sich in den Sessel ihnen gegenüber fallen. "Ooooh ja. Nicht nur, dass sie sich schlimmer anstellen als kleine Kinder und sich von vorn bis hinten bedienen lassen...nein, sie müssen auch noch darüber streiten, wer wen angesteckt hat und wem es jetzt schlimmer geht. Als hätten die beiden keine anderen Sorgen!" Sie hatten Kid noch nie so genervt gesehen. Sonst war er ja immer sehr beherrscht und verstand sich darauf, seine Gefühle nach außen hin zu verstecken, doch er war kaum wiederzuerkennen. Er schien bei bester Gesundheit zu sein, aber dafür war seine Stimmung mindestens genauso angekratzt wie die Gesundheit seiner Partnerinnen. Eine Weile lang sprachen sie nun über die Schule und andere belanglose Dinge. Irgendwann klopfte es erneut an der Tür. Diesmal war es Jackie, die für Kid offenbar ein paar Einkäufe erledigt hatte. Mehrere Tüten aus dem Supermarkt und eine kleine Tasche aus der Apotheke schleppte sie ins Haus. Kid dankte ihr, umarmte sie kurz und bat ihr einen Tee an, den sie aber ablehnte. Sie winkte nur kurz ins Wohnzimmer rein und verschwand dann wieder. Kid zuckte mit den Schultern. "Manchmal versteh ich sie nicht. Erst meckert sie, ich solle die beiden allein lassen und mich um mich selber kümmern, dann bietet sie an den Einkauf zu machen und nun distanziert sie sich wieder. Aus ihren Launen soll mal einer schlau werden. Dabei kenne ich sie nun schon so viele Jahre..." "Tatsächlich?", entfuhr es BlackStar. "Ja, ich kenne sie im Prinzip seit ihrer Geburt. Wir hatten das selbe Kindermädchen und haben deshalb viel Zeit miteinander verbracht, als wir noch klein waren. Damals dachten alle, wir würden sicher mal Partner oder vielleicht auch mehr. Aber wir sind nur gute Freunde, nicht mehr. Das finden wir beide besser so. Auf Dauer würden wir uns nur gegenseitig verrückt machen mit unseren Macken." Er lachte kurz und die anderen stimmten mit ein. Ein leises Tapsen kündigte an, dass jemand die Treppe runter kam und nur wenig später stand Patty im Türrahmen, ebenfalls gänzlich verändert wie ihre Schwester. Kid sprang auf und stellte sich ihr in den Weg. "Bleib mal lieber von den anderen weg, Patty. Brauchst du irgendwas?" "Ich kann nicht schlafen. Ich will nicht allein sein." "Geh doch zu Liz rüber, die liegt doch auch im Bett und versucht zu schlafen." "Nein, sie meckert immer gleich, dass ich sie angesteckt hätte." "Na los, geh hoch ins Bett, ich komm gleich zu dir. Ich bring nur eben Maka und die anderen zur Tür. Dann les ich dir was vor, okay?" Patty schüttelte den Kopf. "Ich kann nicht hochgehen. Ich mag nicht. Alles ist so anstrengend." Kid seufzte und schien einen Moment nachzudenken. Dann drehte er Patty den Rücken zu und ging ein wenig in die Knie. "Na los. Aber nur dieses eine Mal, Patty!" Sie kletterte bereitwillig auf seinen Rücken und er trug sie die Treppe hoch. "Wahnsinn, er trägt sie, als ob sie nicht wiegen würde.", stellte Tsubaki fest. "Naja, er ist ja auch stark. Aber halt nicht so muskolös gebaut wie ich, aber das ist ja auch klar.", lachte BlackStar. Wenig später kam Kid die Treppe runter und bat sie zu gehen. Er sah wirklich fertig aus, aber irgendwie zweifelte Maka daran, ob er wirklich Ruhe haben würde, wenn sie weg waren. Wie lange er das wohl durchhalten muss und kann? Kapitel 6: ----------- Kid und die Schwestern schlenderten gemütlich einen schmalen Bergpfad entlang. "Endlich mal wieder was zu tun. Wurd allmählich auch langweilig", sagte Liz und band sich die Haare zu einem Zopf. Kid ging in Gedanken die Mission durch und schenkte Liz nur einen kurzen Seitenblick. Eigentlich war es ja keine große Sache, diese Mission. Warum man ausgerechnet ihn losschickte? "Irgendwo in dieser Gegend befindet sich eine alte, verlassene Hütte. In dieser Hütte soll sich, Berichten zu Folge, eine Seite aus Eibons Buch befinden. Deine Aufgabe ist es, diese Seite an dich zu bringen, damit sie nicht unseren Feinden in die Hände fällt", so die Instruktionen seines Vaters. Das hätte doch wohl auch jemand anderes machen können. Wahrscheinlich würden sie nicht mal kämpfen müssen. Aber was machte das schon, immerhin war es besser als daheim zu sitzen und zuzusehen wie Liz in Modekatalogen blätterte und Kleider für sich und Patty bestellte, die dann ohnehin nur wieder im Schrank hängen würden. Ein Knacken im Gebüsch riss Kid aus seinen Gedanken. Was war das? War jemand in der Nähe? Er schloss die Augen und konzentrierte sich nur auf seine Seelenwahrnehmung - ein fataler Fehler! Nur knapp verfehlte ein Pfeil sein linkes Ohr und schlug in einen Baum. Die Mädchen verwandelten sich kommentarlos, doch nirgendwo war jemand zu sehen. Zack! Ein zweiter Pfeil verfehlte ihn wieder nur knapp, streifte jedoch seine Schulter und riss ein Stück seines Ärmels auf. Jetzt war auch noch die schöne Symmetrie hin! Das würde der Angreifer büßen, schwor sich Kid und gab ein paar Schüsse in die Richtung ab, in der er den Schützen vermutete. Ein Rascheln aus der Richtung bestätigte seine Vermutung und nur kurze Zeit später brach eine junge Frau aus dem Dickicht und rannte mit einem Dolch genau auf ihn zu. Er zielte auf ihre Beine um sie zu Fall zu bringen. Wer war diese Frau und warum griff sie ihn so ohne jegliche Vorwarnung an? Der dritte Schuss saß, die Frau fiel zu Boden. Etwas surrte an Kids Ohr vorbei. Noch ein Pfeil?! Offenbar also mehrere Gegner. Kid rannte ein Stück den Weg hoch, in der Hoffnung, die Angreifer würden sich zu erkennen geben, doch niemand zeigte sich. Er gab noch ein paar Schüsse ab und rannte dann weiter den Pfad entlang bis er die einsame Hütte erreichte und suchte im Inneren Zuflucht. Im Inneren der Hütte herrschte das reinste Chaos. Wer auch immer dort mal hausiert hatte, hatte absolut keinen Sinn für Ordnung oder gar für Symmetrie. "Wie abscheulich...", murmelte Kid immer wieder vor sich hin, während er und die Schwestern nach der Buchseite suchten. "Kid-kun, ich glaub ich hab was gefuuunden!", rief Patty, die vor dem Kamin kniete und zog den Kopf, verschmiert mit Ruß, aus dem Schornstein. "Da wollte wohl jemand ganz sicher gehen, dass die Seite nicht gefunden wird", stellte Liz fest und strich ihrer Schwester den schwarzen Staub aus dem Haar. Kid drehte die Seite im fahlen Licht und begutachtete sie. Lesen konnte er nichts davon, das war eindeutig Hexenschrift. Sicher würde Kim nachher seinem Vater berichten, was dort stand, aber wie immer würde er mal wieder nichts erfahren. Sein Vater war schon die ganze Zeit so geheimnisvoll ihm gegenüber, das störte Kid ungemein. Er überlegte, ob er Kim einfach vorher fragen sollte, bevor er seinem Vater die Seite brachte. Seine Gedanken wurden jäh unterbrochen, als ein Fenster der Hütte zerbrach und Liz vor Schreck anfing zu schreien. Offenbar waren ihm die Angreifer zur Hütte gefolgt. "Liz! Patty! Transformieren!", rief Kid durch den Tumult der berstenden Fenster. Gerade als er die beiden Pistolen zu fassen kriegte, sprengte irgendjemand - oder irgendetwas - die Tür auf. Eine dunkle Gestalt betrat die Hütte, vermummt und absolut unkenntlich. "Gib mir die Buchseite, kleiner Shinigami", sagte der Unbekannte freundlich-bestimmt. "Wer bist du und was willst du damit?" "Das braucht dich nicht zu interessieren. Und jetzt gib sie her." "Niemals!", sagte Kid, stürmte nach vorne und gab dabei mehrere Schüsse auf seinen Gegner ab. "Das hilft dir nicht, Junge. Damit kannst du mir nichts anhaben, hrhrhr", lachte der Unbekannte. Seine Schüsse hatten keinen Effekt? Verdammt! "Meine Leute haben die Hütte umstellt. Gib mir die Buchseite, dann lass ich euch vielleicht am Leben." Kid überlegte eine Weile. Er wusste nicht, wie viele Feinde draußen lauerten und wie sie bewaffnet waren. Allerdings kam es absolut nicht in Frage, ohne die Buchseite nach Hause zurückzukehren. Er entschloss sich zur Flucht, gab ein paar Schüsse ab, um sein Gegenüber abzulenken und stahl sich durch eines der Fenster. Noch im Sprung beschwor er sein Skateboard herauf und jagte in die Höhe. Von oben sah er noch etwa ein Dutzend vermummter Gestalten, von denen einige mit Pfeilen nach ihm schossen. Er wandte sich ab und jagte schnellstmöglich Richtung Death City. Am Himmel lachte die Sonne hämisch, aus ihrem Mundwinkel sinkerte Blut. Kid glaubte sich schon in Sicherheit, als ihn ein Pfeil am Oberarm traf. Schmerz durchfuhr ihn und er merkte, wie das Blut seinen linken Arm hinunter lief. Durch seine zugekniffenen Augen sah er, dass die Frau, die er anfangs niedergeschossen hatte, auf einen Baum geklettert war. "Kid, ist alles okay?", fragte Liz besorgt. "Ja, es geht schon. Machen wir, dass wir nach Hause kommen." Kid landete direkt vor den Eingangstoren der Shibusen. Er fühlte sich ziemlich wackelig, offenbar war die Wunde doch tiefer als angenommen. Er ließ sich auf der Stufe nieder, die ihn noch vom Tor trennte und begutachtete seinen Arm. Patty setze sich neben ihn und pustete in Richtung Verletzung. "Was machst du denn da?" "Na, pusten! Damit es nicht mehr weh tut. Das macht man doch so, oder?" Kid lächelte die jüngere seiner Partnerinnen kurz an und ließ sich dann von ihr auf die Beine helfen. "Los, geben wir die Seite meinem Vater und dann geh ich wohl besser mal bei Dr. Stein vorbei." Liz und Patty nickten und Patty bestand darauf Kid ein wenig zu stützen auf dem Weg zum Death Room. Unerwarteterweise hielt sich Dr. Stein auch dort auf, scheinbar hielten er und der Shinigami-sama gerade einen Plausch bei Tee und Gebäck. Während der Shinigami die Verletzung seines Sohnes gar nicht zu bemerken schien, machte sich Dr. Stein unaufgefordert an die Arbeit. "Die Wunde ist zum Glück nicht so tief, dass wir sie nähen müssten. Ein einfacher Verband sollte genügen", sagte er. "Dann mach", knurrte Kid, dem die Schmerzen langsam doch zu viel wurden. Er legte seinem Vater die Buchseite hin und berichtete was genau passiert war. Sein Vater nahm die Seite, drehte sie ein paar Mal in seinen großen Händen und legte sie dann beiseite. "Gut gemacht, ihr drei. Diese Seite ist wirklich wichtig für uns. Nun ruht euch aus. Und Stein? Bist du wohl so nett und schickst Kimiearl Diehl zu mir?" Dr. Stein nickte und verließ den Death Room. Kid und die Schwestern begegneten Kim noch auf dem Weg zum Ausgang der Shibusen und Kid überlegte einen Moment lang, ob er sie ansprechen sollte. Aber die Erschöpfung wog einfach zu schwer und so freute er sich erstmal auf sein Bett und ein gutes Buch zur Ablenkung. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)