Der große Kürbis von Fusselfiech (Zombie!) ================================================================================ Kapitel 1: Der große Kürbis --------------------------- Der große Kürbis.   Halloween, wie sehr fürchtete Seto sich vor diesem Datum und er hatte Recht behalten. Es ging weniger um das Brauchtum, oder nervende zahnspangentragende Gören, die vor seiner Haustür, beziehungsweise vor seinem Tor, eineinhalb Kilometer von seiner Haustür entfernt, standen. Vielmehr ging es um die Obsession seines momentanen Lebenspartners. Joey Wheeler. Bisher hatte Seto sich nie Gedanken um Halloween gemacht, denn Kinder kamen höchst selten her, schließlich wussten vernünftige Eltern, dass sie wohl nicht eingelassen werden würden. Doch Joey hatte schon immer eine Affinität zu merkwürdigen ausländischen Bräuchen gehabt, so wie Weihnachten, oder Valentinstag. Zwei Feste, die der Brünette ja noch grade so verkraften konnte, sie hatten schließlich nur mit einer Menge Geld und einer Tanne zu tun. Und diesen merkwürdigen Liedern und einem roten alten Mann, dessen wahre Identität Seto nach all seinen Nachforschungen noch immer nicht komplett geklärt hatte. War er jetzt nun ein alterndes Christkind, oder eine Werbefigur, einer nicht weiter erwähnenswerten Softdrink-Firma? Aber was wusste er schon? Und das zu Weihnachten ein dicker roter Mann durch den nicht vorhandenen Kamin kam, war ja noch harmlos, gegen das, was Joey ihm nun eröffnete. „Wir wollen um die Häuser ziehen.“ Seto faltete seine Morgenzeitung zusammen, legte sie zur Seite, nahm einen Schluck Kaffee und sah den Blonden an. „Du willst um die Häuser ziehen?“ Sein Blick verriet, dass er noch ahnungslos war und sich gerade vorstellte, mit Joey in zwielichtige Bars zu gehen, um dort zu tanzen und zu trinken, oder noch Schlimmeres. Karaoke singen. Das hatten sie einmal gemacht, einmal und nie, niemals wieder. Yugi und Joey hatten die ganze Nacht gesungen, ununterbrochen, sie hatten nicht mal Luft geholt. Er selbst hatte mit Ryou versucht an Ohrstöpsel zu gelangen, abwechselnd versteht sich, aber keine Chance, alle Apotheken waren zu und die 24-Stunden-Märkte hatten auch keine gehabt. „An Halloween!“ Strahlte Joey und Seto wusste plötzlich, dass es etwas Schlimmeres gab, als Karaoke. Als 17-jähriger Oberschüler, als Gruselgestalt, um die Häuser ziehen und Süßigkeiten verlangen. „Nein!“ lehnte er kategorisch und leicht panisch ab. Joey hatte ihn schon wieder dazu gebracht, er war bleich, seine Hände zitterten und allein der Gedanke ließ kalten Schweiß ausbrechen. Nein, er würde nicht mit ihm und dem Rest dieses offensichtlichen Kindergartens um die Häuser ziehen, niemals! „Ach, komm schon, so wie du jetzt aussiehst, brauchst du dich nicht mal verkleiden.“ lachte Joey und setzte sich auf den Tisch. Seto versuchte sich zu beruhigen, sein Herzrasen wieder auf eine, für ihn normales Tempo zu bringen. „Nein!“ klar und deutlich, ohne, dass der Blonde es missverstehen konnte. Joey verzog das Gesicht, das tat er immer, wenn er nicht bekam, was er wollte, aber diesmal würde er es selbst dann nicht bekommen, wenn er mit der Trennung drohte, niemand verkleidete einen Seto Kaiba und brachte ihn dazu, an einem Haus zu klingeln und „Trick or treat“ zu sagen. „Mokuba nimmst du auch nicht mit.“ setzte er dann noch schnell dazu. „Ich will auch gar nicht, das ist kindisch!“ schnaufte Mokuba plötzlich von irgendwo, knapp über der Tischkannte. Seto atmete erleichtert aus. Der Junge kam eben nach ihm und Joeys hirnrissige Erzählungen über rote weißbärtige Männer und Zwei-Meter-Kaninchen die Eier bemalten und versteckten, konnten den Verstand eines Kaiba‘s nicht brechen!  „Ich will ins Kürbisfeld!“ Seto setzte sich auf, rieb sich die Schläfen und nahm langsam einen Schluck Kaffee. „Du willst in ein Kürbisfeld?“ fragte er resignierend und bereute schon jetzt gefragt zu haben, nächstes Jahr fuhr er zu Halloween in Urlaub ganz weit weg von diesen unglaublich dämlichen Gebräuchen. „Ja, ich will den großen Kürbis sehen.“ Bekam er da gerade wieder eine Panikattacke? Setos Blick senkte sich zornig auf den Blonden, der aber hilflos mit den Armen wedelte und den Kopf schüttelte. Diesmal hatte er nichts damit zu tun. Gar nichts! Na, ja, zumindest nicht aktiv, er konnte ja nicht wissen, dass Mokuba gleich wieder auf Geschenke ansprang. „Okay.“ sagte Seto leise und sah wieder Mokuba an. „Was ist der ‚Große Kürbis‘ und warum müssen wir dafür in ein Kürbisfeld?“ Er nahm erneut einen Schluck Kaffee und hoffte inständig, dass seine Panikattacke sich wieder beruhigte. Da sagte sein Arzt, seine Arbeit würde sein Herz schädigen, wenn der Joey und Mokuba kennenlernen würde, wüsste er, woher diese Herzrhythmusstörungen kamen. „Der große Kürbis ist sowas, wie der Weihnachtsmann!“ sagte Mokuba und strahlte über das ganze Gesicht. „Nur, dass er ein großer Kürbis ist!“ Seto rieb sich die Schläfen erneut, dass schon Druckstellen entstanden. „Und woher hast du das?“ fragte er. Eigentlich war er viel zu geduldig, er hätte diesen Gedanken, wie bei Joey, schon mal kategorisch ablehnen sollen! „Von den Peanuts.“ „Von den Erdnüssen?“ An wessen Verstand sollte er jetzt zweifeln, das war so surreal alles. Er war sich sicher, noch zu träumen, das musste ein Alptraum sein, dabei hatte er doch vor dem Schlafengehen nur eine Tasse heiße Milch getrunken, da war nicht mal Honig drin, weil der leer war, weil Joey wieder irgendwas gebacken hatte, was man eh nicht essen konnte. Plötzlich prusteten Mokuba und Joey los, wie auf Kommando, gleichzeitig. Was war denn jetzt so witzig daran? „Das ist eine Fernsehserie, Seto.“ erklärte Joey endlich. „Das ist die Halloween-Folge, in der einer der Jungen aus der Serie an den großen Kürbis glaubt.“ „Aber den gibt es doch nicht, oder?“ wollte Seto wissen und verzweifelte fast. „Na, ja, wer weiß, es gibt schließlich auch…“ ‚Sprich weiter und du bist des Todes!‘ sagte Setos gesamte Körperhaltung. Mokuba beeindruckte das gar nicht. „Joey hat Recht, es gibt ja auch den Weihnachtsmann und den Osterhasen!“ beendete er Joeys Satz. „Ich werde nicht mit Joey um die Häuser ziehen und erst recht nicht, mit dir in einem Kürbisfeld auf einen großen Kürbis warten, an den ein Kind in einer Fernsehserie glaubt.“ schnaufte er und stand auf. „Ich geh jetzt arbeiten, und wenn ich wieder komme, will ich von dem Unsinn nichts mehr hören.“ Dicke weißbärtige Softdrink-Werbefiguren, okay, riesige Zwei-Meter-Kaninchen, okay, aber, riesige Kürbisse in einem Kürbisfeld, in der Nacht vom 31. Oktober zum 1. November, nein. Das würde er nicht zulassen, nicht noch so eine hirnrissige Gestalt in Setos Kalender. Türe knallend verließ er den Hort des Wahnsinns und ließ die beiden allein.   Die Arbeit fiel ihm heute nicht leicht, überall standen kleine Kürbisse, aus Glas, Terrakotta, Porzellan, vor manch einem Büro standen sogar ausgehöhlte Hokaido-Kürbisse, die einen mit ihren wahnsinnigen Fratzen anstarrten. Tatsächlich schienen sie ihren Zweck zu erfüllen, böse Geister fernhalten, Seto jedenfalls hielten sie aus allen Büros fern, sogar aus seinem eigenen, denn seine Sekretärin hatte ihm einen ausgehöhlten Hokaido-Kürbis auf den Schreibtisch gestellt, waren denn jetzt alle diesem Wahnsinn verfallen? Es war Montagmorgen und alle hatten nur Kürbisse, Zombies, Hexen und andere irrsinnige Monstrositäten, wie riesige Kürbisse im Kopf. Müde rieb er sich die Schulter und überlegte, wo er jetzt arbeiten sollte, oder sollte er dieses Objekt einfach entsorgen? Unglücklich musterten sie sich gegenseitig. Setos Abneigung schien so offenkundig, in seinem Blick, zu lesen zu sein, dass seine Sekretärin sich erbarmte und es wegschaffte. Erst dann konnte er in Ruhe beginnen, zu arbeiten. Gegen sechs Uhr schloss er die letzten Anwendungen und streckte sich. Er hatte ein schlechtes Gewissen Mokuba gegenüber. Mürrisch seufzend stand er auf und packte seine Sachen, vielleicht konnte er das, mit seiner frühen Anwesenheit, wieder geradebiegen. Schon wesentlich besser gelaunt, mit einem Kürbis für Mokuba unter dem Arm, kam er nach Hause. Zwar würden sie nicht in ein Kürbisfeld gehen, doch der Kürbis war sicherlich groß genug, um Mokuba zufrieden zu stellen. Er schloss auf und öffnete die Tür enthusiastisch...   Ein Schrei fuhr durch die Hallen des Anwesens, wie es wohl noch nie einen Schrei erlebt hatte. Zu Setos Leidwesen hatte er gerade die Tür aufgemacht, als Joey und Mokuba das Haus verlassen wollten. Die waren natürlich schon verkleidet und bei allem, was Seto jemals gesehen hatte, das hatte ihn maßlos erschreckt. „Ganz ruhig.“ keuchte er zu sich selbst und ignorierte den, auf dem Boden liegenden in tausend und ein Teil, zerborstenen Kürbis. Das war nicht die Zombieapokalypse, das waren nur sein kleiner Bruder und sein Exfreund. „Was? Nein, ich hab gesagt, du gehst ohne Mokuba.“ presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und versuchte wirklich seinen Herzschlag unter Kontrolle zu kriegen. Mokuba schob die Lippe vor. „Du gehst die Schminke sofort abwaschen!“ fauchte er und zeigte auf Mokubas dicke Ränder unter den Augen, zudem war er sehr blass. Im Gegensatz zu Joey, sah er aber noch harmlos aus, der hatte nämlich allerhand offene Wunden und hatte eine ungesund grüne Hautfärbung. Mokuba schmollte und wollte wieder protestieren. Joey grinste schon, als Seto wutschnaufend nochmal seinen Befehl wiederholte. Mokuba war den Tränen nahe und schimpfte aufgebracht und erbost. „Du hättest ihn…“ Joey ließ Seto gar nicht erst zu Ende reden, sonst war der nachher auch so in Rage, wie sein kleiner Bruder und dann hatte er den Salat. „Er wollte gar nicht mit.“ sagte er beschwichtigend. „Er sieht aber so aus.“ zischte Seto. „Ja, weil er Mitleid erhaschen wollte.“ lachte Joey. „Er hat gedacht, wenn er sich so schminkt, als hätte er den ganzen Tag geweint, würde er dich leichter dazu bekommen, mit ihm in das Feld zu gehen.“ erklärte er sanft weiter. „Nun tu deinem kleinen Bruder schon den Gefallen, er würde sich sicherlich freuen. Außerdem wird es dich sicherlich nicht umbringen, mal eine Nacht im Freien zu verbringen.“ Da war Seto sich gar nicht mal so sicher, trotzdem, Mokuba würde ja doch keine Ruhe geben. „Geh schon um die Häuser ziehen, du Kindskopf, seit du dich in meinem Haus aufhältst, hab ich mehr Ärger, als es wert ist.“ schnaufte Seto und trat erstmal über den vernichteten Kürbis, das hatte der Arme auch nicht verdient. „Moki, zieh dich warm an, wir haben Herbst und vergiss die Handschuhe und den Schal nicht, der Fotoapparat bleibt Zuhause.“ Das wäre ja noch schöner, wenn es Beweisfotos von diesem Irrsinn gäbe. Hinter ihm lachte der Zombie und lehnte sich an ihn, wollte ihm einen Kuss in den Nacken drücken, aber nicht mit Seto, er war immer noch sauer. Schließlich war das alles Joeys Schuld, denn der hatte diese merkwürdigen Feiertage ja auch angeschleppt. „Kein Bedarf an nekrophilen Handlungen.“ motzte er und schüttelte das grüne unappetitliche Ungetüm hinter sich ab. Joey grinste ihn an. „Bis morgen, Schöner.“ fragend sah Seto ihm nach. „Bist du die ganze Nacht weg?“ fragte er irritiert. „Nein, aber du bestimmt.“ antwortete der blonde Zombie fröhlich flötend und verzombisierte sich besser, bevor etwas in seinem Nacken landete, wie ein Schirm oder so, Seto konnte so eine hysterische Diva sein.   Doch der hatte bereits andere Probleme. Ob er einen Kürbisfeldtarnanzug hatte? Mokuba sah sich seinen Bruder zweifelnd an. Seit er mit Joey zusammen war, war er weitaus öfter tief in Gedanken versunken. Was eigentlich nichts Schlimmes war, doch dabei verzog er das Gesicht so komisch, manchmal konnte Mokuba daraus lesen, was sein Bruder dachte, manchmal aber nicht, so wie heute. „Seto, … Seto, komm schon! Wir müssen noch etwas fahren zu dem Feld!“ quengelte er und zog den Größeren an seinem Mantel. „Hier, ich hab dir alles mitgebracht.“ Seto brauchte einen Moment, um zu realisieren, was sein kleiner Bruder von ihm wollte. „Mokuba.“ seufzte er resignierend. „Ich zieh doch nicht den lila Mantel und die roten Handschuhe an.“ Dazu passend hatte Mokuba noch den orangenen Schal rausgesucht, den Joey Seto letztes Jahr zu Weinachten geschenkt hatte. Der Schal war selbstgestrickt und sah dementsprechend aus. Seto trug ihn selten, zuweilen gar nicht, nur an kalten Wintertagen im eigenen Garten, aber sonst nie. „Komm schon, Seto, dich sieht doch eh keiner.“ muffelte Mokuba. Mürrisch nahm der Brünette dem kleinen die Sachen ab. Tatsächlich würde er so lächerlich aussehen, dass die Leute ihn für einen Landstreicher hielten. Lila Mantel und rote Handschuhe mit orangenem  Schal, das war eine so schreckliche Zusammenstellung, dass es niemanden wirklich auffallen würde. Vor allem heute nicht, denn heute liefen ja nur solche Gruselgestalten herum. Sich seinem Schicksal ergebend, band er den Schal um und vermummte sich bis zur Nasenspitze.     Yugi rannte geradezu die Treppe herunter und wäre fast über eine seiner Mullbinden gestolpert die lose an seiner Hüfte hinabhingen. Es war unglaublich schwierig in diesem Kostüm zu laufen, aber er hatte es sich nicht nehmen lassen, als Mumie aufzutauchen. Sein Großvater holte gerade das Schild rein und schüttelte mit dem Kopf. „Bist du nicht viel zu alt dafür.“ fragte er und sah seinen Enkel skeptisch an. Yugi lachte. „Fürs Spielen bist du doch auch nie zu alt und für Süßigkeiten kann man auch nicht zu alt sein.“ lachte er fröhlich und stelzte etwas unelegant an ihm vorbei. Ryou stand schon draußen, er hatte ein Frankenstein-Kostüm gekauft, was ihm eigentlich viel zu groß war, sodass ihm die Maske bis knapp über die Augen Hing, was außerordentlich komisch aussah. „Hast du Joey schon gesehen?“ fragte Yugi aufgeregt und versuchte, die etwas höhere Treppenstufe zum Bordstein hinab zu kommen. Ryou wollte mit dem Kopf schütteln, als plötzlich ein Zombie Yugi hochnahm. Die Beiden starrten den Zombie an und schrien. Joey lachte und ließ Yugi wieder runter. „So hat Seto auch reagiert.“ strahlte er. Yugi beruhigte sich nur langsam und Ryou hielt noch immer Abstand. „Wow, das sieht verdammt…“ Joey strahlte. „Echt aus, ne? Ich hab es fotografiert. Vielleicht hab ich Glück und kann die Schule bald wechseln.“ Joeys wahre Berufung schien tatsächlich Maskenbildner zu sein. Er arbeitete jede freie Minute daran. Zum Leidwesen seiner Freunde, die ihn immer wieder ans Lernen erinnern mussten. Eigentlich hatten sie ihn belächelt, außer Kaiba, der sich anscheinend über gar nichts mehr wunderte. „Das sieht voll krass aus.“ stammelte Yugi und fasste eine der Wunden an. Joey strahlte nur und nahm seine Freunde bei der Hand, zog sie mit. „Kommt schon, sonst kommen wir zu spät zu Dukes Party.“ murrte er. „Wo ist eigentlich Kaiba?“ fragte Ryou interessiert. Er hätte darauf gewettet, dass der mitkommen würde. Sonst schleppte Joey ihn doch überall mit. „Der sitzt mit Mokuba in irgendeinem Kürbisfeld und wartet auf den großen Kürbis.“ lachte Joey und ließ wieder von seinen Freunden ab. „Ernsthaft?“ fragte Yugi und konnte sich ein breites Grinsen nicht verkneifen. „Ja, Mokuba hat meine Peanuts-DVD gefunden und die Folge geguckt.“ Yugi schüttelte mit den Kopf, der kleine Schwarzhaarige konnte wirklich alles von seinem Bruder verlangen. Wobei, dass Joey sich immer noch bei ihm blicken lassen dürfte? Der hatte dem kleinen Kaiba schließlich nur Flausen in den Kopf gesetzt. Tat Kaiba ihm etwa Leid? Nein, nein, Yugi hatte kein Mitleid für den Brünetten, nur ein ganz kleines bisschen Mitgefühl, Joey konnte sehr anstrengend sein. Allerdings war Kaiba wohl nicht minder anstrengend. Er würde zu gerne sehen, wie Kaiba im Kürbisfeld saß. „Wir können sie doch nachher abholen.“ schlug er vor. Joey überlegte kurz, Seto wäre sicherlich nicht begeistert, aber er würde auch gerne sehen, wie Seto sich schlug, also nickte er. Als sie ankamen, war aus Dukes Wohnung schon laute Musik zu hören und Joey war froh, dass Seto nicht mit war, für den Brünetten waren Partys wie diese, eigentlich immer die Hölle. Einmal hatte er ihn mit zum Karaoke genommen, Seto hatte drei Tage danach noch über Ohrenklingeln geklagt und bis heute, bekam er diese Panikattacken, wenn Joey auch nur andeutete, zum Karaoke zu gehen. Wobei er das schon ein wenig albern fand. Manchmal war Seto doch ein ziemlicher Einzelgänger. Dann grinste er. Aber Seto war sein Einzelgänger und je weniger Menschen um sie herum waren, oder sich Seto näherten, je mehr gehörte er Joey. Was im Grunde genommen doch praktisch war. „Was grinst du denn so schmutzig, denkst du an Kaiba?“ fragte Duke und lehnte lässig am Türpfosten. „Du kannst unter der Maske erkennen, was für ein Gesicht Joey zieht?“ fragte Yugi erstaunt und vielleicht ein bisschen entsetzt. „Nein, das nicht direkt, aber das Funkeln in seinen Augen sagt doch schon alles.“ Duke war als Vampir verkleidet. Joey musste zugeben, dass er, wenn er nicht eine Schwäche für Brünette Einzelgänger mit Neigung zu überflüssigen Panikattacken hätte, Duke seine zweite Wahl wäre. „Ich weiß nicht, wer von euch gruseliger ist, Joey als Zombie, oder Ryou als verunglückter Frankenstein.“ lachte Duke und heimste sich damit Ryous Zorn ein. „Na, kommt ihr drei, lasst uns feiern!“ rief er dann aus und machte die Musik noch etwas lauter.   Zurück auf einem einsamen Kürbisfeld unter sternenklarer Nacht. Seto kam sich so dämlich vor. Er saß auf einem besonders großen, überraschend stabilen, Kürbis, während sein Bruder, wie ein Kaninchen, zwischen zwei Kürbissen hockte und die Ohren spitzte, aufgeregt wiegte sein Körper nach links und rechts, wenn er ein Geräusch hörte, sprang er auf und lief in die Richtung, kam dann aber deprimiert zurück, murmelte: „F alscher Alarm.“, und hockte sich wieder hin. Das war alles Joeys Schuld. Er hatte dieses dämliche Fest eingeführt und umgesetzt, seinen kleinen Bruder mit dieser fremdartigen Kultur vergiftet. Sein Gesicht musste so verkniffen gewesen sein, dass Mokuba sich genötigt fühlte, ihn anzusprechen. „Worüber denkst du nach?“ fragte der Kleine und setzte sich etwas bequem, soweit das am 1. November, mitten im Kürbisfeld, ging. „Darüber, wie ich mit Joey Schluss mache.“ muffelte Seto und rieb sich die behandschuhten Hände. Mokuba starrte einen Moment in die Dunkelheit, als müsste er das verarbeiten, seit Joey in ihr Leben getreten war, sich einfach ungefragt dort eingenistet hatte, nahm Mokuba viele seiner Eigenarten an. „Schade, seit Joey bei uns ist, ist es viel gemütlicher Zuhause.“ murmelte der Kleine und sah Seto an. „Seit Joey bei uns Zuhause ist, ist es viel anstrengender geworden.“ Andauernd diese ausländischen Feste mit ihren merkwürdigen Traditionen und Maskottchen. Wer wusste, was als nächstes kam? „Hm, bist du böse, weil ich dich hier raus geschleppt hab?“ fragte Mokuba leise. Seto seufzte. „Schon, irgendwie. Ohne Joey müsste ich jetzt nicht hier sitzen und auf einen lächerlichen Kürbiskopf warten.“ Mokuba lachte. „Es gibt doch gar keinen Kürbis.“ sagte er und sah Seto vergnügt an. „Seit Joey da ist, hast du viel mehr Zeit für mich, früher wärst du nie mit mir in ein Feld gegangen.“ lächelte er glücklich. „Was?“ fragte Seto aufgebracht und wollte sich grade aufplustern, doch Mokuba kam ihm zuvor, auch das hatte er von Joey gelernt, Seto am besten gar nicht erst zu Wort kommen lassen. „Auch den Weihnachtsmann und den Osterhasen gibt es nicht. Aber ich mag es, mit dir diese komischen Feste zu feiern. Weihnachten warst du so süß. Obwohl du strickt dagegen warst, bist du doch noch losgezogen, um den Kamin zu kaufen.“ lachte der Kleine, auch wenn es nicht unbedingt der Kamin war, den er sich erhofft und Joey sich vorgestellt hatte. Es war ein moderner Kamin, eine Komposition aus Metall und Glas. „Und ich dachte, er hat euch nicht gefallen.“ knurrte Seto leicht rot geworden und schob den Schal etwas höher. Er roch nach Joey, immer noch. Einen Moment schloss er die Augen. „Na, ja ...“ Mokuba überlegte, wie er erklären sollte, was in ihm vorging. „Er ist halt, so wie du.“ begann er langsam, schien noch nach Worten zu suchen.  „Von außen kühl und ungemütlich, aber von innen wonnig warm. Man darf sich halt nicht von Äußerlichkeiten abschrecken lassen.“ Seto sah seinen kleinen Bruder an, der ihn anlächelte und dann wieder in die aufmerksame Kaninchen-Stellung überging. Hatte Mokuba nicht gesagt, es gäbe keinen Kürbis? Seto musste leicht schmunzeln. Diese Feiern hatten wirklich etwas Gemütliches und sie zusammen mit Mokuba und Joey zu verbringen, war eine völlig neue Art von Geborgenheit, an die er sich gewöhnt hatte. „Lass uns gehen, Mokuba, es ist schon weit nach Mitternacht.“ murmelte er leise und stand auf. Doch da in der Ferne leuchtete etwas, etwas Orangenes. „Der Kürbis!“ rief Mokuba und sprang auf, rannte direkt darauf zu. „Moki,  wa…!“ Seto kam gar nicht so schnell hinter seinem Bruder her und wäre fast in einem Kürbis gelandet, der sicher dankbar war, dass ihn jemand vor dem Tod durch zerquetschen rettete. Seto war im ersten Moment auch froh, nicht nur, dass er einen weiteren Kürbismord begangen hätte, wer wusste schon, ob man das Zeug wieder aus seiner Hose herausbekam. „Keine Sorge, das ist Yugi.“ lächelte Joey. Setos Herz war fast kollabiert. „Musst du mich immer so erschrecken.“ fauchte er aufgebracht. Joey strich sanft über den orangenen Schal. „Orange und lila ist eine schreckliche Kombination.“ sagte er und lächelte breit unter der Zombiemaske. „Mokuba hat sie ausgesucht. Und zudem ist es eine gute Kürbisfeld-Tarnausrüstung.“ Joey lachte und zog Seto näher, gab ihm einen zärtlichen Kuss. „Was hältst du von einer Nacht im Kürbisfeld?“ schnurrte er zärtlich und ließ seine Finger um Setos Taille wandern. Seto schnaufte unwillig. Joey stank nach Party, dass war also sein ‚um die Häuser ziehen‘? „Du stinkst!“ Joey lachte. „Nach Verwesung?“ Augenverdrehend stieß Seto ihn sanft, aber bestimmt von sich. „Zum Glück nicht, aber nach Party.“ murrte er und schnappte Joeys Hand, um den Blonden mitzuziehen. Der jedoch blieb einfach stehen und lächelte Seto sanft an, soweit Seto das bei der Dunkelheit und unter diesen Tonnen von Schminke erkennen konnte. „Ich glaube, ich habe heute schon mal gesagt, dass ein morbides Abenteuer mir nicht so sehr gefallen würde.“ murrte er und zog den Zombie hinter sich her. Joey lachte und schmiegte sich von hinten an ihn, küsste zärtlich seinen Nacken und hielt ihn so auf. Setos Nackenhärchen stellten sich auf und sein Körper zitterte leicht. Es war weniger Erregung, die durch den Brünetten jagte, als das unangenehm kitzlige Gefühl. Seto war kitzelig im Nacken, eine ungewöhnliche Stelle, aber eine, die unter normalen Umständen gut geschützt war, wer wagte sich auch schon, ihm in den Nacken zu greifen, niemand!  Sanft nahm er Joeys Finger und spielte damit. „Nicht.“ hauchte er leise, fast schwach. Eine Seite, die so nur Joey kannte. Zart glitten die Lippen des Blonden über seinen Nacken.  „Lass uns gehen, Joey.“ erneut zog er den Blonden hinter sich her. Sie schwiegen den Weg über und als sie bei Yugi ankamen, lachte der schon herzlich über Mokuba, der sich bereits in Rage geredet hatte und Yugi darüber aufklärte, wie schädlich diese Betrügereien für seine kleine Kinderseele waren. Seto strich seinem Bruder über den Kopf und seufzte leise. „Komm, du zarte Kinderseele, ich will ins Bett, das war eine lange Nacht.“   Hosted by Animexx e.V. 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