Kill this Killing Man II von Kalea (Höhen und Tiefen) ================================================================================ Kapitel 26: Nightmare on Elm-Street ----------------------------------- 26) Nightmare on Elmstreet Plötzlich hörte er leises Kichern. Er schaute sich um und sah ein Zimmer, das hell gestrichen war. Es gab zwei weiße Türen und an einer Wand stand ein Doppelbett. Er war wohl so in seinen Gedanken versunken gewesen, dass er nicht bemerkt hatte, wie sich Deans Traum erneut veränderte. Neben dem Bett sah Sam einen kleinen Jungen stehen, der seinen Teddy ganz fest an sich gepresst hielt. Mary hatte ihre Hand unter der Decke hervorgestreckt und hielt ihn an Zipfel seines Oberteils fest. „Sch. Daddy schläft noch“, sagte sie und hob die Decke ein Stück. „Komm rein!“ Schnell krabbelte der Kleine unter die Decke und kuschelte sich an seine Mom. Wie schon bei dem ersten Traum, den er miterleben durfte, ging Sam das Herz auf. Dieses Familienidyll zu sehen tat ihm unendlich gut und er sog dieses kleine Stückchen Normalität in sich auf, um es nie wieder zu vergessen. Auf der anderen Seite war es jedoch weitere verlorene Zeit. Dean war zu klein, um ihm begreiflich zu machen, dass er träumte. Außerdem wollte er auch diese Erinnerung nicht durch sein Eingreifen zerstören. Er versuchte sich zu entspannen. Dieser Traum würde Dean wohl nicht töten. Sam trat einen Schritt zurück, lehnte sich gegen die Wand in seinem Rücken und genoss das, was er sah. Immer wieder verschwamm seine Sicht, was wohl hieß, dass Dean immer wieder wegdämmerte, aber nicht wirklich einschlief. Und dann klärte sich seine Sicht mit einem Mal komplett und er hörte den kleinen Jungen quicken. John war aufgewacht. Er hatte sich leise zu seiner Frau gedreht und seine Hand an Deans Rücken geschoben. Sofort begann er ihn zu kitzeln. Dean strampelte und wand sich. „Ni… nich“, japste er und versuchte sich zu wehren. „Mommy, ich … Hilfe“, kicherte er kaum hörbar. „Na warte“, grummelte John lachend und hob seinen Jungen mit einer Hand hoch. Wieder zappelte Dean und John griff mit beiden Händen zu, nicht dass der Kleine noch herunterfiel. „Mommy“, bettelte Dean lachend. Endlich erbarmte sie sich seiner und begann ihren Mann zu kitzeln, bis John seinen Sohn vorsichtig ins Bett plumpsen ließ. Sam lächelte wehmütig. Von so einer Szene hatte Dean ihm mal erzählt. Das musste im vorigen Jahr gewesen sein, als sie den Geisterhund gejagt hatten. Damals nach seinem Beinahe-Höllenaufenthalt hatten sie sich so nahe gestanden wie schon lange nicht mehr. Ob er diese Zeit zurückholen konnte? In seinen Erinnerungen schwelgend merkte Sam wieder nicht, dass sich seine Umgebung erneut änderte. Er stand in einem dunklen Zimmer. Ein Nachtlicht neben der Tür verbreitete ein wenig Licht, sodass er sehen konnte, dass es Deans Kinderzimmer war. Also gab es wohl noch eine dieser Kindheitserinnerungen? Eine weitere schöne hoffentlich! Der kleine Körper im Bett regte sich. Er schob sich unter der Decke hervor und setzte sich auf die Bettkante. Von unten kamen laute Stimmen. Es klang nicht freundlich. Dean stand auf, schlich zur Tür und schob sie auf. Sofort wurden die Stimmen lauter. „Ich brauche hin und wieder meine Freiheit“, hörte er John aufgebracht sagen. „Freiheit?“, erwiderte Mary ungläubig, „Werd endlich erwachsen, John. Du hast eine Familie. Du hast einen Sohn! Dean fragt jeden Abend nach dir, aber du musst ja deine Freiheit genießen!“ Der kleine Junge lief zur Treppe und setzte sich auf die oberste Stufe. „Ich war doch nur ein Bier trinken! Was ist an einem Bier so schlimm?“ „Es ist nicht das Bier! Du bist nie da, wenn ich Dean ins Bett bringe.“ „Er wird doch ...“ „Er ist kein Rekrut, der dankbar dafür ist, wenn du ihn nicht bemerkst. Dean bettelt nach deiner Liebe und Zuneigung. Er will, dass du ihm die Gute Nacht Geschichte vorließt. Er will mit dir spielen. Wie lange wird das noch so sein? Wir haben nur so wenig Zeit mit unseren Kindern, bis sie ...“ Sam konnte nichts mehr verstehen. Leicht panisch schaute er sich um. Was passierte hier? Er hörte, dass seine Eltern noch immer stritten, aber er verstand kein Wort mehr. Irritiert blickte er zu Dean und dann begriff er warum. Der Kleine hielt sich die Ohren zu. Er hatte seinen Teddy neben sich gelegt und presste seine Fäuste vor seine Ohren. Und dann knallte eine Tür. Sofort kam Leben in den Jungen. Er griff seinen Teddy und lief in sein Zimmer. Auf seiner Bettkante sitzend, wartete er. Worauf konnte Sam nicht sagen. Doch schon bald hörte er Schritte die Treppe hinaufkommen. Hastig kroch Dean unter die Decke und stellte sich schlafend. Die Tür seines Zimmers öffnete sich leise und Mary trat ein. Sie zog die Decke glatt und strich ihrem Sohn über das Haar. „Du bist mein kleiner Engel“, flüsterte sie leise und Sam konnte hören, das sie geweint hatte. Sie streichelt Dean noch einmal über den Kopf und verließ das Zimmer so leise, wie sie gekommen war. Sofort setzte Dean sich auf. Er wartete und schon wieder wusste Sam nicht worauf. Aber es erschreckte ihn, dass er genau zu wissen schien, was er tat. Und dann rutschte der kleine Dean vom Bett, klemmte sich seinen Bären unter den Arm und tapste mit bloßen Füßen in das Schlafzimmer seiner Mom. Im Licht der Straßenlaterne vor dem Fenster konnte Sam sehen, dass Mary noch nicht schlief. Tränen glitzerten auf ihren Wangen. So hatte sie sich ihre Ehe wohl nicht vorgestellt. „Hey“, flüsterte sie leise und legte ihre Hand an Deans Wange. „Du bist ja ganz kalt.“ „Ich hab schlecht geträumt“, log der Kleine. „Dann komm.“ Sie hob ihre Decke und rutschte etwas weiter zur Mitte. Dean krabbelte ins Bett und drängte sich an ihren runden Leib. Eng kuschelte er sich an und Mary legte ihren Arm um den kleinen Körper. Zärtlich strich sie ihm über die Wange, während Dean seine Hand vorsichtig auf ihren Bauch legte. „Schläft Sammy schon?“, wollte er leise wissen. „Wie kommst du denn auf Sammy?“ „Du hat doch gesagt, dass ein Junge Samuel und ein Mädchen Samantha heißen soll. Ich will lieber einen Bruder.“ „Der wird am Anfang aber noch ganz klein sein. Es wird wohl ein paar Jahre dauern, bis du mit ihm spielen kannst.“ „Dann pass ich solange auf ihn auf. Und auf dich auch, Mom. Ich werde dich nie verlassen!“ „Mein kleiner Engel“, flüsterte sie in die Dunkelheit und legte ihren Arm um den kleinen Körper. Sam sah, wie sich ein Lächeln auf das kleine Gesicht legte. Wehmut schlich sich in sein Herz. Wie lange wollte Dean ihn schon beschützen und wie lange nannte er ihn schon Sammy. Er warf noch einen Blick auf das schlafende Kind und sah, dass sich seine Umgebung erneut zu verändern begann. Er blickte auf seinen Bruder und betete, dass er nicht noch so eine Erinnerung miterleben musste. Bestand Deans Kindheit denn nur aus solchen Begebenheiten? Wie konnte er ihm denn je wieder unbefangen gegenübertreten? Konnte er so tun, als wüsste er das alles nicht? Seine Eltern hatten sich gestritten, und das nicht nur einmal. Hatte Dean es vergessen oder hatte er es nur verdrängt? Kam es erst durch diesen Zauber, Fluch, oder was immer versuchte Dean zu töten, an die Oberfläche? Würde sich sein Bruder daran erinnern? Aber wenn noch mehr von Deans Erinnerungen so aussahen, wieso hing er dann so sehr an jeder einzelnen? Diese Frage war einfach zu beantworten und Sam wunderte sich, warum er sie sich überhaupt gestellt hatte. Weil Dean ihre Mom geliebt hatte und weil er sie noch immer liebte. Mom hatte ihn nie hintergangen. Sie hatte ihn nie belogen und sie war ihm in so jungen Jahren genommen worden. Dad war da wohl nur ein schlechter Ersatz gewesen und doch hatte Dean auch ihn bedingungslos geliebt. Dieses Mal brauchte Sam nicht lange, um sich zu orientieren. Es war ein kleiner See in der Nähe von Richmond Hill. Diese besprühte Steinkombination war einzigartig. Ruhig ließ er seinen Blick schweifen. Er sah sich dabei zu, wie er mit Dean um die Wette schwamm, bis die Aufmerksamkeit seines großen Bruders von etwas anderem abgelenkt wurde. Lea kam über die Wiese gelaufen. Mit wenigen Zügen war Dean am Ufer und stieg aus dem Wasser. Sam sah, wie sein jüngeres Ich weiter seine Bahnen zog und ging zu dem Baum an dessen Stamm sich die beiden niedergelassen hatten. „Hast du schon mal über den Abschlussball nachgedacht?“, fragte Lea und Sam hielt den Atem an. Sie hatte Dean gefragt? Sie musste ihm noch mehr bedeutet haben, als er angenommen hatte, denn bisher war es noch keiner Frau gelungen, seinen Bruder zum Tanzen zu bewegen. „Ich weiß nicht, Lea. Du würdest dich mit mir nur blamieren!“, erwiderte der ältere Winchester. Über Sams Gesicht huschte ein Lächeln. Immerhin schien sich sein Bruder wirklich Gedanken darüber gemacht zu haben. Ja, Lea war schon jemand ganz besonderes. „Wir könnten üben?“, antwortete sie mit einem Lächeln in der Stimme. „Ich kann nicht tanzen“, versuchte er sich irgendwie rauszureden. „Dean, du hast eine Körperbeherrschung, um die ich dich ehrlich beneide!“ Seufzend schaute der ältere Winchester sie an. Vielleicht ließ sie sich ja doch noch erweichen? Wohl eher nicht. „Aber nicht hier!“, bestimmte er und Sam grinste schon wieder breit übers ganze Gesicht. „Du bist ein Engel“, lachte Lea. „Wenn das andere nur auch so sehen würden!“, grummelte Dean und lehnte sich an den Stamm in seinem Rücken. „So befolgst du also meine Befehle?“, ertönte plötzlich Johns wutentbrannte Stimme. Sofort sprang Dean auf. „Dad, ich …“ „Ich will nichts hören, Dean!“ Auch Sam trat um den Baum herum. Wieso war Dad plötzlich hier? Der hatte in dieser Erinnerung absolut nichts zu suchen. Begannen sich Deans Träume zu verändern? „Geh aus dem Weg, Sohn. Sie lenkt dich ab“, sagte John und zielte auf Lea. „Dad, nein!“, protestierte Dean erschrocken und machte noch einen Schritt vor das Mädchen. „Geh zur Seite, Dean. Das ist ein Befehl!“, knurrte der älteste Winchester wütend. „Nein!“ „Du hast es nicht anders gewollt!“ Die Waffe in Johns Hand zielte ein wenig höher. „Nein“, schrien beide Sams und rannten los. Der Schuss peitschte über die Wiese und Dean und Lea brachen tödlich getroffen zusammen. John würdigte seinen sterbenden Sohn keines Blickes. Er fing nur den kleinen Sam ab und zerrte den sich wehrenden Jungen ungerührt hinter sich her. Der erwachsene Sam kniete sich neben seinen Bruder, zog ihn auf seinen Schoß und legte seine Hand unter dessen Wange. „Es tut mir so leid, Dean!“, flüsterte er immer wieder. „Lea?“ Umständlich versuchte Dean sich zu ihr umzudrehen. „Sie ist nur leicht verletzt“, log Sam, „aber sie steht unter Schock. Lass ihr ein paar Minuten.“ Leise stöhnend holte der Winchester Luft. Sein Blick suchte Sams Gesicht. Für einen kurzen Moment lag Erkennen in den grünen Augen, und Sam war sich sicher, dass Dean ihn wirklich wahrnahm, vielleicht konnte er ihn ja jetzt … Doch fast sofort trübten sich seine Augen ein und wurden gleich darauf starr. „Sammy?“, flüsterte Dean mit dem letzten bisschen Atem aus seiner Lunge. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)