Kill this Killing Man II von Kalea (Höhen und Tiefen) ================================================================================ Kapitel 270: Die Katze ist aus dem Sack --------------------------------------- 270) Die Katze ist aus dem Sack Zuhause angekommen stellte Dean das Essen in den Kühlschrank. Es war halb sieben und Sam würde erst in zwei Stunden kommen. Trotzdem deckte er schon mal den Tisch und ließ sich dann auf die Couch fallen. Für heute hatte er genug gelernt! Etwas gelangweilt zappte er durch das Fernsehprogramm, bis er bei einem Baseballspiel hängen blieb. „Dean?“ Hastig setzte der sich auf. Er schwankte leicht, weil sein Kreislauf diesem plötzlichen Positionswechsel nicht so schnell folgen konnte. „Langsam“, sagte Sam leise. „Sam?“ Dean rieb sich die Augen. „Ich … du bist schon da?“ Er rieb sich mit der Hand über das Gesicht und schaute zum Fernseher und wieder zurück zu Sam. Er sprang auf und lief zum Kühlschrank. Sam verstand diese Hektik wohl falsch. „Du musst nicht kochen, wir können auch was holen. Pizza oder chinesisch?“ „Nein, ich hab ...“ Er holte die Schale aus dem Kühlschrank und stellte sie in die Mikrowelle. Sam musste trotz seines miesen Tages lächeln. „Wie war dein Tag?“ „Ich habe Krista kennen gelernt. Sie hat sich einfach so neben mich gesetzt und Javier und Rohan, die sitzen vor uns.“ „Hast du auch was gelernt?“ „Viel Medizinisches.Und ich befürchte Vieles davon ist für alle anderen nicht so neu wie für mich.“ „Du lernst das“, versicherte Sam ihm. Während Dean das Essen aus der Mikrowelle nahm, holte er Wasser und Bier aus dem Kühlschrank und ließ sich auf seinen Platz fallen. Dean verteilte das Essen und setzte sich ebenfalls. Sie nahmen einen Bissen, Sam kaute kurz, schluckte und leckte sich die Lippen. „Hast du das selbst gekocht?“ Sam schaute auf. „Nicht dass ich dir das nicht zutrauen würde“, schränkte er sofort ein. Seine Frage klang doch verdammt nach Kritik. „Es ist nur … Du würzt es sonst nicht so scharf.“ „Nicht gut?“, wollte Dean nun vollkommen verunsichert wissen. „Doch! Es schmeckt hervorragend.“ „Ich habe es gekauft. Javiers Eltern haben ein Diner in dem wir heute Hausaufgaben gemacht und gegessen haben. Ich hab mir das Rezept geben lassen. Wenn es dir auch so gut schmeckt wie mir, dann kann ich es auch mal selbst versuchen.“ „Auf jeden Fall!“, bestätigte Sam nickend. In den folgenden Tagen schaffte Sam es, sich immer besser auf seine Kommilitonen einzustellen sich die Laune nicht mehr verderben zu lassen. Was wussten die schon vom Leben? Er trug seine Außenseiterstellung zur Schau. Er blieb für sich, schaute sich aber in den Pausen offen um und versuchte herauszufinden wer mit wem zusammen rumhing. Es machte ihm sogar Spaß und es war wie er Dean sagte. Hier verbrachte er nur wenige Stunden am Tag. Die Nachtmittage teilte er unter der Bibliothek und den Anwaltsbüro auf. Die meiste Zeit nahm er sich jedoch für Dean. Er lernte mit ihm oder sie schauten fern. Außerdem hatten sie vor ein paar Tagen begonnen Kampfsport zu trainieren. Dean freute sich mit jedem Tag ein bisschen mehr auf seinen Lehrgang. Er mochte die Art, wie Dr. Jones unterrichtete, wie er Theorie und Praxis mischte. Neue Themen begannen fast immer mit einem kurzen Film. So auch dieses Mal. Es ging um rechtliche Aspekte und um die Frage, wie weit sollte ein Sanitäter Menschenleben schützen und ab wann musste er an seine Sicherheit denken. Der Film zeigte ihnen Bilder von einer Schlägerei, bei der plötzlich Messer gezückt und letztendlich sogar geschossen wurde. Dean gab ein kaum hörbares, ersticktes Keuchen von sich und starrte ungläubig auf die Leinwand. Wieso taten Menschen sowas? Er hatte das zwar schon in Filmen gesehen, aber Sam hatte ihm erklärt, dass Filme nicht unbedingt mit der Wahrheit übereinstimmten und er glaubte ihm. Bis auf den Betrunkenen in der Bar hatte er auch noch keine Schlägerei miterlebt und auch wenn Sam mit ihm Kampfsport trainierte, gab es für ihn noch immer keinen Grund einen anderen Menschen verletzen zu wollen. Menschen waren komisch! Krista warf immer wieder einen Blick auf ihren Banknachbarn. Was war mit ihm? Wieso überraschte, ja erschreckten ihn solche Szenen derartig? Klar, sie waren nicht alltäglich aber es war ja auch nicht so, dass sowas nie passierte. Wieder einmal überlegte sie, was Dean ihnen an ihrem ersten Lernnachmittag nicht sagen wollte. War er Armish? Aber er fuhr Auto und kleidete sich auch nicht so. Sie schob den Gedanken beiseite und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem Film zu. „Heute Nachmittag werden wir unsere praktischen Übungen nicht hier machen. Wir gehen in das Dojo gleich um die Ecke. Dort ist das Verletzungsrisiko geringer, wenn Sie mit einigen Spielern unseres Eishockeyteams und ein paar Mitgliedern des Dojos üben werden, einen Verletzten aus einer Schlägerei zu holen. Und jetzt sprechen wir über die rechtlichen und medizinischen Grundlagen. Worauf sollten Sie bei solchen Verletzungen achten.“ Nach einer kurzen Mittagspause, machte sich die Klasse endlich auf den Weg in dieses Dojo. Dean grübelte den ganzen Weg dahin über Dr. Jones Aussage zum geringeren Verletzungsrisiko nach. Was sollten sie dort machen? Er fand einfach keine Lösung. In der Halle stellten sie sich auf einer Seite auf. Krista trat sofort zu Dean, als sie sah, dass Dr. Jones den andere sechs Frauen jeweils einen männlichen Partner zuteilte. Er erklärte ihnen was gleich passieren würde und was sie tun sollten und schon begannen drei der Karatekämpfer eine Prügelei. Schnell ging einer von ihnen zu Boden und hielt sich den Bauch. Dr. Jones rief ein Zweierteam auf, das diesen „Verletzten“ rauszuholen und zu versorgen versuchen sollte. Während diese Zwei arbeiteten, machte er sich Notizen, verlor aber kein Wort über ihre Arbeit und griff auch nicht ein, als die Situation kurz drohte, aus dem Ruder zu laufen. Endlich hatten die zwei angehenden Sanitäter es geschafft ihren Verletzten zu bergen und schon begannen drei weitere Karatekämpfer eine neue Schlägerei und zwei neue Sanitäter bekamen die gleiche Aufgabe gestellt. Die dritte Schlägerei wurde von vier Hockeyspielern übernommen, die schon, bevor sie begannen, sichtlich Spaß an dem hatten, was gleich kommen würde. „Winchester und Monroe, Sie sind dran“, forderte Dr. Jones. Krista gab ein begeistertes „Jah“, von sich, schlug Dean gegen den Arm und preschte vor. Dr. Jones wurde erst jetzt klar, dass Deans Partnerin eine der Frauen war. Irgendwie ging sie immer wieder zwischen den Männern unter. Er wollte sich korrigieren, denn eigentlich wollte er ein gemischtgeschlechtliches Paar nicht auf vier „Schläger“ loslassen, doch sie war schon bei der sich prügelnden Gruppe. ‚Sollten sie es eben versuchen‘, überlegte er. Noch bevor sich Dean eine Strategie überlegen konnte, noch bevor er überhaupt eine Idee hatte, wie er vorgehen wollte, hatte sich seine Partnerin in das Getümmel gestürzt und versuchte einen der Schläger aus dem Haufen zu ziehen. Es gelang ihr nicht. Im Gegenteil. Einer der Hockeyspieler holte aus, als wollte er ihr einen Schlag verpassen. Deans Instinkte übernahmen die Kontrolle. Sein Körper reagierte ohne sein bewusstes Zutun und machte die wenigen Schritte, um zu den sich Prügelnden zu kommen. Er streckte sich, seine Schultern schienen ein paar Nummern breiter zu werden. Noch bevor Krista getroffen werden konnte, packte er sie, drehte sich mit ihr zur Seite und brachte sie so aus der Schusslinie. Als sie in Sicherheit war, wandte er sich wieder den Kämpfern zu. Er packte einen Arm, verdrehte den nach oben und zog den einen Hockeyspieler so aus dem Knäul. Dann wandte er sich wieder der Prügelei zu und sah, wie einer der drei anderen versuchte ihm einen Kinnhaken zu verpassen. Er tauchte darunter hindurch, und fegte den Angreifer mit einem Tritt gekonnt von den Beinen. Krista versuchte nun auch wieder einzugreifen. Als Dean sah, dass sie schon wieder Gefahr lief, von einem der Hockeyspieler eine verpasst zu bekommen, drängte er sich dazwischen und fing den Schlag ab. Energisch legte er dem Mann seine Hand auf die Brust und schob ihn immer weiter zurück. „Es reicht jetzt“, knurrte er und seine Augen blitzten wütend. Verdattert schaute ihn sein Gegner an. Er nickte und hob die Hände, zum Zeichen, dass er aufgab. Mit einem kurzen Blick überzeugte sich Dean davon, dass der es auch wirklich ernst meinte und half dann seiner Partnerin das Knäul weiter aufzulösen um den „Verwundeten“ versorgen zu können. Dr. Jones notierte sich, wie bei jedem Team seiner Schüler etwas, sagte jedoch auch hier nichts weiter dazu außer: „Nicht schlecht. Gehen sie bitte zu den Anderen nach links.“ Krista und Dean nickten und gesellten sich zu den beiden Teams, die vor ihnen diese Aufgabe bewältigt hatten. Dean bemerkte die neugierigen Blicke seiner Mitschüler und verzog sich ganz nach hinten. Er mochte es noch immer nicht, im Vordergrund zu stehen. Seine Partnerin stellte sich neben ihn. Wieder und wieder musterte sie ihn verstohlen. Was war das denn gerade? Er hatte so vollkommen anders ausgesehen, so als wäre er ein ganz anderer Mann, ein Mann der genau wusste was er konnte und wollte und nicht das schüchterne Wesen, das sie bis jetzt kennengelernt hatte. Wer war er? Amish konnte sie definitiv von der Liste streichen. „Sie haben sich gut geschlagen“, beendete Dr. Jones diese Übung, nachdem alle Teams mehr oder weniger erfolgreich ihre Aufgabe gelöst hatten. „Kein Team hat wirklich versagt, jedoch sollten fast alle noch an ihrem Auftreten arbeiten. Außerdem sollten Sie immer im Hinterkopf haben, dass Sie jederzeit die Polizei zur Unterstützung holen sollten. Sie sollen helfen, jedoch dabei nicht ihr eigenes Leben riskieren.“ Er blickte in die Runde. „Mr. Winchester! Von Ihnen war ich mehr als beeindruckt. Ich denke, Sie werden keine Probleme haben sich durchzusetzen. Allerdings sollten auch Sie darauf achten nicht zu viel zu riskieren!“ Alle drehten sich zu Dean um, dem diese Aufmerksamkeit überhaupt nicht passte. Seine Wangen färbten sich rosa. Er nickte kurz und musterte dann sehr intensiv seine Schuhspitzen. Krista kicherte leise. „Gut! Das soll´s auch für heute gewesen sein“, schloss Dr. Jones den Unterricht. Dean atmete erleichtert auf, da sich die Aufmerksamkeit seiner Mitschüler jetzt von ihm ab und dem Feierabend zuwandte. Wie an jedem Nachmittag trafen sich die Vier auch an diesem wieder im Diner. Sie aßen zusammen und packten danach ihre Bücher aus. Doch bevor sich jeder über seine Aufgaben beugte, musste Krista ihre Frage loswerden: „Wer bist du, Dean? Ich meine, du hast gesagt, dass du es uns erzählen wirst und ich wollte eigentlich auch warten. Die Übung heute hat aber so viele Fragen aufgeworfen! Wer oder was bist du. Amish kann ich ausschließen, denke ich. Bis du im Zeugenschutz? Ein verdeckter Ermittler? Es macht mich ganz kribbelig, dass ich diese Fragen nicht klären kann!“ „Was ist Amish?“, wollte Dean jedoch statt einer Antwort wissen. „Und was ist Zeugenschutz?“ „Du weißt nicht was …?“, Krista schüttelte den Kopf und seufzte leise bevor sie antwortete. „Also Armish ist eine Glaubensrichtung. Sie lehnen so ziemlich jede moderne Technik ab, also Fernseher, Handy, Auto, und sie leben sehr landwirtschaftlich. Zeugenschutz? Wenn jemand eine schwere Straftat beobachtet hat und dann, wenn er gegen die Täter vor Gericht aussagen soll, um sein Leben fürchten müsste, kann es sein, dass er von Polizisten oder so beschützt wird. Er bekommt dann eine andere Identität, muss umziehen. Aber das trifft auf dich wohl nicht zu, oder?“ Dean atmete tief durch. Sollte er es ihnen sagen? Er entschied sich dafür. „Ich habe Amnesie“, erklärte r geradeheraus. „Mein Leben, meine Erinnerungen, alles was ich weiß und bin beginnt vor einem halben Jahr, als ich aus dem Koma aufgewacht bin.“ Krista japste erschrocken, während sich Javier und Rohan betroffen anschauten. „Und du weißt nicht wie es dazu gekommen ist?“, fragte Javier leise. „Amnesie besagt, dass der Betroffene das auslösende Ereignis vergessen hat! Das solltest du eigentlich schon gelernt haben!“, erklärte Rohan leise tadelnd. „Ja schon“, grummelte der Getadelte. „Es ist nur so ...“, er zuckte mit den Schultern. „Dean … Du weißt gar nichts mehr?“ Dean schüttelte den Kopf. „Ich konnte halbwegs sprechen. Alles andere war weg und ist es auch noch. Sam hat mir viel erzählt und gezeigt und den Rest habe ich gelernt, meistens aus Büchern.“ „Das ist … Ich meine ...“ Krista erwachte aus ihrer Starre. „Ich hätte mit allem gerechnet, aber das? Ja, du hast manchmal komisch reagiert, doch das ist sonst niemandem wirklich aufgefallen. Du bist schüchtern. Das sind viele.“ Sie schaute Dean an. „Ich weiß nicht was ich sagen soll außer: Hut ab vor deiner Leistung, in so kurzer Zeit so viel gelernt zu haben!“ „Ich weiß nicht“, wehrte Dean ab. „Ich finde immer noch, dass ich viel zu wenig weiß!“ „Wenn du Hilfe brauchst, du kannst uns jeder Zeit fragen!“, warf Rohan ein und Javier und Krista nickten. „Danke“ Dean lächelte schüchtern. Er wollte das Thema beenden und nahm sich seine Bücher. Seine Mitschüler musterten ihn noch kurz und widmeten sich dann ebenfalls ihren Aufgaben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)