Kill this Killing Man II von Kalea (Höhen und Tiefen) ================================================================================ Kapitel 266: Ein Angebot ------------------------ 266) Ein Angebot Der Nachmittag verlief so harmonisch, wie er es in Anbetracht des vergangenen Tages und seiner Ereignisse sein konnte. Trotzdem drängte Dean schon bald zum Aufbruch. Er war noch immer durcheinander und wollte sich nur noch in seinem Zimmer verkriechen, um sich weiter sortieren zu können. Mit einer liebevollen Umarmung verabschiedete sich Jody von Beiden. Bobby reichte Dean die Hand und umarmte Sam. „Das wird schon wieder“, machte er ihm Mut. Kaum hatten sich die Türen des Impalas geschlossen, breitete sich wieder dieses frostige Schweigen zwischen den Brüdern aus. Dean war zwar lange nicht mehr so abweisend wie am Tag zuvor, doch verzeihen konnte er seinem Bruder trotz seiner Aussage, dass er ihn verstand, noch nicht wirklich. Dafür fühlte sich diese seelische Verletzung noch viel zu frisch an. Sam parkte vor ihrem Häuschen. Sie stiegen aus und Dean verschwand sofort in seinem Zimmer. Er brauche Ruhe zum nachdenken. Am nächsten Morgen erwartete Sam wieder ein Frühstück. Dean war zwar noch immer sehr wortkarg, doch das fiel dem Jüngeren kaum auf. Er war viel zu aufgeregt, weil heute der erste Tag seines Praktikums war. Was würde alles auf ihn zukommen? Was konnte er lernen? Wie weit durfte er in den Arbeitsalltag eines Staatsanwalts hinein schauen? Würde es wirklich so gut sein, wie er es sich ausgemalt hatte? „Lass, ich räume auf“, erklärte er, als Dean nach dem Frühstück begann, den Tisch abzuräumen. Dean schaute auf und nickte. Er packte seine Brote ein und fuhr zur Arbeit. Die war ihm viel zu wichtig, als das er sie aufgeben wollte, das hatte er in der vergangenen Nacht für sich entschieden. Sam hatte noch etwas mehr Zeit bis er los musste. Er räumte auf, warf sich in Schale und fuhr danach ebenfalls los. Sein Tag war eigentlich sterbenslangweilig, ausgefüllt mit dem Kopieren von Akten und dem Übertragen der Markierungen der wichtiger Textabschnitte in die Kopien. Immerhin konnte er sich so die Verhandlungsführung und einige Argumentationen durchlesen. Trotzdem war er auch am Abend noch immer hoch motiviert für diese Arbeit und berichtete Dean beim Essen mit leuchtenden Augen was er alles gemacht hatte. Dean hörte zu und als Sam seinen Bericht beendet hatte, schaute er ihm in die Augen. „Das möchte ich nie machen müssen“, sagte er leise. Sam strahlte noch mehr. Dean redete wieder mit ihm. Vielleicht hatte er ihm diese dämliche Aktion ja doch schon verziehen? Doch er kam nicht dazu zu fragen. Ein Klopfen an der Tür ließ die Brüder zusammenzucken. Dean, dessen Selbstbewusstsein die Arbeit auf dem Bau gut getan hatte und der das Trauma des Barbesuches halbwegs verarbeitet zu haben schien, schaute unruhig zu Sam. „Ich gehe“, sagte der sofort und stand auf. Er öffnete die Tür, blieb aber so stehen, dass dem Besucher der Blick ins Innere des Hauses verwehrt blieb. „Hallo, Sie müssen Sam sein. Ich bin Chief Morris. Ist Dean da?“ Sam schaute kurz zu seinem Bruder, der gerade fast wie das Kaninchen vor der Schlange aussah. Das wars dann wohl mit den Selbstbewusstsein, resignierte Sam für sich und entschied, dass hier dringender Redebedarf herrschte. „Kommen Sie rein“, bat Sam ruhig und trat zur Seite. Chief Morris blickte zu Dean und blieb gleich an der Tür stehen. Auch er konnte dessen Unbehagen sehen. „Ich wollte mich für Freitag entschuldigen. Es tut mir so leid, dass das passiert ist. Soweit ich weiß, war das dein erster Barbesuch und dann gleich so etwas. Bitte entschuldige, dass wir ...“ „Haben Sie ihn aufgefordert mich zu schlagen?“, fragte Dean, der sich wieder gefangen hatte, irritiert. „Nein! Warum?“ Der Chief war verunsichert. „Dann müssen Sie sich auch nicht entschuldigen“, erklärte Dean. „Für diesen Typen nicht, nein. Allerdings hätten wir besser aufpassen müssen! Wir wussten von deiner Amnesie und solche Erfahrungen sollten nicht die ersten sein, die man mit etwas macht.“ „Okay“, sagte Dean viel zu ruhig und nickte. „Danke.“ Der Chief lächelte. „Wir sehen uns Freitag?!?“ Es war eher eine Feststellung als eine Frage. Wieder nickte Dean und Chief Morris wandte sich mit einem Lächeln zum Gehen. „Auf Wiedersehen“, verabschiedete sich Dean. „Ich bring Sie raus“, sagte Sam und verabschiedete sich an der Tür von ihm: „Auf Wiedersehen.“ „Du fährst doch Freitag wieder dahin, oder?“, wollte er von seinem Bruder wissen, als sie wieder gemeinsam am Tisch saßen. Dean nickte. Ja, wenn Greg ihn mitnahm würde er hinfahren. Nach dem Essen ging Sam kurz in sein Zimmer. Er wollte heute unbedingt noch mit Nick telefonieren. Die Sache mit ihren Lebensläufen brannte ihm seit gestern unter den Nägeln, aber er wollte den Freund nicht an einem wahrscheinlich freien Sonntag nerven. Er schloss die Tür hinter sich, holte das Telefon aus der Hosentasche und wählte. „Hey Nick, hier ist Sam!“, grüßte er auch gleich, kaum dass der Agent abgenommen hatte. „Sam! Wie geht’s euch. Ihr habt ja ewig nichts von euch hören lassen!“, freute sich Nick. „Das ist ´ne längere Geschichte, die ich nicht unbedingt am Telefon erzählen will. Wir sollten uns mal auf ein Bier treffen, wenn du in der Nähe bist.“ „So viel wie ihr unterwegs seid, wäre das schon ein großer Zufall, oder?“ „Und doch haben wir es nicht nur einmal geschafft.“ Sam dachte an den kopflosen Reiter und an diesen mexikanischen Gott. „Allerdings sind wir jetzt sesshaft geworden und wohnen in der Nähe von Sioux Falls, South Dakota. Dürfte also etwas einfacher geworden sein.“ Er lächelte. „Das ist auch der Grund warum ich anrufe. Wir wollen … wir sind ausgestiegen und wollen endlich ein normales Leben führen. Dafür brauchen wir allerdings Zeugnisse und Lebensläufe, die nichts von unserem bisherigen Leben erzählen. Hast du eine Möglichkeit herauszufinden, ob wir in euren Datenbanken auftauchen? Nicht dass uns unser bisheriges Leben in den Rücken fällt. Und kannst du das inoffiziell machen?“ „Ich schau mal, was ich machen kann“, versprach Nick. „Ich melde mich.“ „Aber bitte bei mir. Dean ist …“ Sam schluckte hart. „Was ist mit Dean? Ist er schwer verletzt? Ist er ...“, fragte Nick alarmiert. „Dean hatte einen schweren Unfall.“ Sam seufzte leise. „Er hat eine retrograde Amnesie und weiß nichts mehr von unserem Leben als Jäger. Er würde es nicht verstehen, wenn du ...“ Er seufzte erneut. „Ich habe es ihm nicht erzählt und ich werde es nicht, solange er sich nicht von selbst erinnert.“ „Oh mein Gott!“, stöhnte Nick. „Ihr lasst auch nichts aus, oder? Bist du deshalb ausgestiegen?“ „Naja. Wir hatten uns vorher schon vorgenommen endlich ein normales Leben zu leben. Wir wollten aus diesem Leben raus, bevor es einen von uns umbringt. Dieser Fall und damit der Unfall kamen uns dazwischen.“ „Das tut mir leid, Sam. Ich werde sehen was ich tun kann und melde mich dann“, versprach Nick. „Bis dann“, sagte er und legte auf. Sam stopfte sein Handy zurück in die Tasche, atmete noch einmal tief durch und ging wieder nach unten. Jetzt wo Dean sich halbwegs gefangen hatte, vielleicht hatte er ja Lust ihre Routine mit Klatsch und Tratsch und dem abendlichen Fernsehen wieder aufzunehmen? Am folgenden Tag durfte Sam bei einem Termin mit einem Ermittler der Staatsanwaltschaft dabei sein. Zusammen mit der Sekretärin bereitete er den kleinen Besprechungsraum vor und setzte sich, nachdem ihn Mr. Davenport vorgestellt hatte, auf einen Stuhl in der Ecke. Aufmerksam schrieb er alles stichpunktartig mit. Diese Aufzeichnungen ging Mr. Davenport am nächsten Tag mit ihm durch. „Sie haben den Sachverhalt sehr gut zusammengefasst“, stellte der Anwalt fest. „Jetzt verraten Sie mir mal was sie aus diesen Anhaltspunkten herauslesen. Wie kann das der Anklage helfen, eine Verurteilung zu erwirken?“ Sam starrte ihn kurz an, dann begann er seine Strategie zu umreißen. „Und jetzt mal zur Übung, wie würden Sie als Verteidiger unsere Anklage auseinandernehmen? Auch das müssen wir immer bedenken“, erklärte der Anwalt und schaute ihn interessiert an. Wieder überlegte Sam, bevor er auch hier einige Stichpunkte vortrug. „Nicht schlecht“, lobte Mr. Davenport nachdem Sam geendet hatte. Sie habe eine schnelle Auffassungsgabe.“ Sam lächelte. „Danke.“ Es machte ihm immer mehr Spaß, auch wenn er hier natürlich keinen wirklichen Einblick in die Fälle bekam. Außerdem lenkte ihn die Arbeite von seinen häuslichen Problemen ab, die er noch immer mit Dean hatte, auch wenn die kleiner zu werden schienen. Deans Woche verlief ruhig. Dienstag und Donnerstag fuhr er nach seiner Arbeit zum Reiten. Auf dem Rücken des Pferdes konnte er loslassen. Auf dem Rücken Alaskas verrauchte auch die Enttäuschung über Sams Wutausbruch vollends. Sam hatte jedes Recht wütend über seine Amnesie zu sein, er war es ja auch. Er war nur enttäuscht darüber wie sein Bruder reagiert hatte. Trotzdem wollte er genau darüber noch nicht mit Sam sprechen, auch wenn sie sonst zu einem normalen Umgang miteinander zurückgefunden hatten. Freitag holte ihn Greg ab, um mit ihm zur Feuerwehr zu fahren. Der Herd streikte, genau wie die Klimaanlage, schon wieder. Während der Fahrt erzählte Greg von dem Reitturnier. „Sie haben dich vermisst. Scott hat sich zwar um drei Plätze verbessert, aber du hättest beim Rindertreiben durchaus um den Pokal mitreiten können, sagte Rachel.“ „Ich weiß nicht! Ich habe zwar mit Alaska ein paar Mal trainieren können, aber dafür kenne ich ihn viel zu wenig. Außerdem waren da viel zu viele Leute. Das ist noch nichts für mich!“, erklärte Dean ruhig. Er hatte Rachel vor dem Turnier noch angerufen und ihr gesagt, dass er nicht antreten würde. Mal abgesehen von dem Desaster am Freitag davor. Mit dem blauen Auge und in der mentalen Verfassung wäre er nie mitgefahren. Nein, es war gut, dass er das Turnier nicht geritten war. Er hatte eine Teilnahme eh nie wirklich in Betracht gezogen. Greg nickte nur. Er konnte sich Deans Beweggründe schon denken und auch er hatte nicht damit gerechnet, dass der Winchester wirklich schon zu einem Turnier fahren würde. So hatte er ihn einfach nicht kennengelernt. Chief Morris erwartete sie schon, kaum dass sie die Wache betreten hatten. Er drückte Greg einen Kaffee und Dean einen Kakao in die Hand. „Kann ich nachher noch mal mit dir reden?“, fragte Morris Dean. Der nickte und zerbrach sich den ganzen restlichen Nachmittag den Kopf über den Grund dieses Gesprächs. Vielleicht sollte er nicht mehr herkommen? Aber warum hatte Chief Morris das nicht schon am Montag gesagt? Worüber der Chief dann wirklich mit ihm reden wollte, darauf wäre er jedoch nie gekommen. Nervös von einem Fuß auf den anderen tretend, stand Dean in der Tür zum Büro des Chief, gleich nachdem Greg und er die Reparaturen beendet hatten. „Es ist nichts Schlimmes“, versuchte der Chief ihn zu beruhigen, doch Deans Mine blieb skeptisch, also kam er gleich zur Sache: „Du hast erzählt, dass du vielleicht Feuerwehrmann werden möchtest?“ Dean nickte kurz. „Im September beginnen neue Ausbildungskurse. Nicht um Feuerwehrmann zu werden, sondern Rettungssanitäter“, schränkte er sofort ein. „Bei einem dieser Kurse ist kurzfristig ein Platz frei geworden. Das wäre eine sehr gute Voraussetzung, um später Feuerwehrmann werden zu können. Ich dachte, du würdest den vielleicht machen wollen. Es wäre auch eine Art Wiedergutmachung, unsererseits. Du musst nicht, wenn du nicht willst, wenn du dich noch nicht in der Lage dazu siehst. Denke einfach mal drüber nach, okay?“ Unschlüssig kaute Dean auf seiner Unterlippe, während er dem Chief zuhörte. „Muss man dafür nicht bestimmte Voraussetzungen haben?“, wandte er ein. „Es gibt Mittwoch in einer Woche noch einen Eignungstest, an dem du teilnehmen könntest. Klar, die meisten werden mehr medizinische Kenntnisse haben. Doch du lernst schnell. Das sollte kein Problem sein und wenn du den Test bestehst, werde ich ein gutes Wort für dich einlegen, damit sie dich auch nehmen“, versprach der Chief. Es tat ihm wirklich leid, was Freitag passiert war und er hatte sofort an Dean gedacht, kaum dass er von dem freien Platz gehört hatte und ihn vorgeschlagen. Jetzt musste der Winchester nur noch zustimmen. „Ich denke drüber nach“, erklärte Dean ruhig. So ganz wusste er nicht, was er davon halten sollte. Vielleicht konnten Sam, Bobby und Jody ihm bei der Entscheidung ja helfen. „Wenn du mir Montag Bescheid geben könntest?“, bat der Chief und Dean nickte. Auf dem Rückweg war Dean wieder ausgesprochen wortkarg. „Was ist los?“, fragte Greg ruhig. „Was hat Morris dir angetan?“ „Nichts, er ...“ Dean schüttelte den Kopf. „Aber etwas muss er dir gesagt haben. Etwas, das dich so verstört!“ „Er hat mir einen Platz in einem Kurs für Rettungssanitäter angeboten, wenn ich will und den Eignungstest bestehe“, erklärte Dean leise. „Und du weißt nicht, ob du es machen willst?“ „Wollen würde ich schon, denke ich, aber kann ich es?“ „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt, Dean!“ Der Winchester zuckte mit den Schultern, schüttelte den Kopf und nickte dann kurz. „Ich muss darüber nachdenken!“ „Tu das Dean!“ „Danke für‘s Mitnehmen“, verabschiedete sich er Winchester und stieg aus. „Gern geschehen und bis bald!“ Dean nickte und verschwand im Haus, um ihr Abendessen vorzubereiten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)