Kill this Killing Man II von Kalea (Höhen und Tiefen) ================================================================================ Kapitel 217: Waldspaziergang ---------------------------- 217) Waldspaziergang Im Fahrstuhl überlegte Sheriff Hanscum, was sie jetzt tun würde. Eigentlich wollte sie den beiden Männern folgen. Sie war County-Sheriff und sie wollte wissen, was in ihrem Revier passierte. Außerdem war sie auch noch ihrer Tochter verpflichtet, diese Gefahr zu beseitigen. Sie verließ das Krankenhaus und wollte gerade nach ihrem Telefon greifen, um sich für den heutigen Tag im Büro abzumelden, als sich das kleine Teil bemerkbar machte. Sie nahm das Gespräch an und lauschte eine Weile der aufgeregten Stimme am anderen Ende. „Ich komme“, antwortete sie knapp und legte wieder auf. Leise seufzend setzte sie sich in ihren Wagen. Mrs. Molina konnte selbst ihr die Nerven rauben. Wie musst es dann Jenny gehen? Mrs. Molina musste man ein paar Mal erlebt haben, um ihr die Nervosität nehmen zu können. Oder auch nicht. Ein Lächeln schlich sich über ihr Gesicht. Ihr Deputy kam mit dieser Dame überhaupt nicht klar. Sie war einmal dazugekommen, wie sie ihn fast mit ihrem Stock geschlagen hätte. Wenig später betrat Sheriff Donna Hanscum ihre Wache. Sie zog sich ihre Uniform zurecht und ging zu ihrem Büro. „Mrs. Molina“, begrüßte sie die ältere Dame, die auf einem Stuhl auf dem Gang saß und den Chihuahua auf ihrem Schoß verhätschelte. „Seit wann ist das hier Sitte, eine Dame auf dem Gang warten zu lassen?“, schimpfte sie auch sofort los, kaum, dass sie Donna zu Gesicht bekam. „Da sich niemand allein in meinem Büro aufhalten darf, wenn ich nicht im Haus bin und Jenny Sie nicht mit ein paar Randalierern im Warteraum warten lassen wollte, war das hier die beste Alternative.“ „Ich hätte Ihnen schon nichts durcheinander gebracht!“ „Das glaube ich Ihnen gerne, aber es ist Vorschrift.“ „Hmpf“, machte die Dame eingeschnappt und starrte demonstrativ auf die Tür. Donna öffnete diese. „Kommen Sie doch herein“, bat sie Mrs. Molina und ging vor. „Möchten Sie einen Kaffee?“ „Nein, danke. Mein Herz. Und Sie sollten auch nicht so viel davon trinken!“ ‚Ich sollte so vieles nicht so viel‘, überlegte Donna und orderte bei Jenny einen Kaffee für sich. „Worum geht es denn heute?“, wollte sie gleich darauf wissen und setzte sich hinter ihren Schreibtisch. „Ich will, dass sie dieses räudige Vieh einschläfern lassen!“, forderte die alte Dame vehement. „Welches räudige Vieh?“, fragte der Sheriff, auch wenn es ihr fast klar war. „Die Töle von Ceesay!“ „Und warum? Als ich ihn das letzte Mal gesehen habe, sah er gesund aus.“ „Er wollte Cleopatra bespringen!“ „Deshalb kann ich ihn doch nicht einschläfern lassen!“ „Warum nicht? Ist ja nicht das erste Mal, dass der über Cleopatra herfällt!“ „Wie wäre es denn, wenn Sie Ihre Cleopatra sterilisieren lassen würden?“ „Was fällt Ihnen ein? Das wäre ja … als wenn … nein! Das ...“ Donna seufzte. Das konnte eine längere Diskussion werden. Dabei hatte sie doch wirklich Dringenderes zu tun, als dieser aufgeblasenen Alten das Ego zu streicheln. Rausschmeißen konnte sie sie allerdings auch nicht, denn sie war irgendwie mit dem Bürgermeister verwandt. Die Winchester-Brüder verbrachten einige Stunden in der Bibliothek. „Und?“, fragte Dean. Er klappte das Buch zu, in dem er gerade gelesen hatte. Sein Magen knurrte und wenn er sich den Campingplatz noch anschauen wollte, bevor sie die Nacht da verbrachten, sollten sie so langsam los. „Du willst los?“, stellte Sam ruhig fest. Er hatte auf alten Mikrofilmen nach Zeitungsausschnitten gesucht, in denen es um Hundeangriffe ging. „Wenn ich mir den Campingplatz noch ansehen will, ja.“ „Wir.“ „Was wir?“ Dean schaute etwas ratlos. „Wenn wir uns den Campingplatz noch ansehen wollen.“ Auch wenn ihm klar war, dass Dean hier wohl der Experte war, was das Lesen von Spuren anbelangte, so würde er ihn doch unterstützen. Ganz unbedarft war er ja auch nicht. „Wir“, bestätigte Dean. Sie packten zusammen und fuhren zum nächsten Diner. „Was hast du herausgefunden?“, fragte Dean seinen Bruder. „Es gab im Laufe der Jahre immer wieder mal Angriffe von Hunden. Aber Chupacabras sind erst seit Kurzem gesichtet worden.“ „Also sind die irgendwann hier wieder eingewandert?“, überlegte Dean laut. „Eigentlich sind die ja eher in Mittelamerika beheimatet. Aber wenn die Lebensbedingungen hier stimmen, warum nicht.“ „Seit wann werden die hier wieder gesichtet?“ „Erste ernstzunehmende Berichte hab‘ ich vor vier Jahren gefunden. Seitdem haben sie dreimal Menschen angefallen.“ „Das heißt, dass sie dreimal Junge hatten oder haben“, stellte Dean leise fest. „Müssen wir die auch noch jagen?“ So langsam fragte sich Sam worauf sie sich hier eingelassen hatten. „Die können sonst wo sein. Wölfe laufen weit, um ein neues Revier zu finden“, warf Dean ein. „Es sind nur keine Wölfe.“ „Nein. Ich wollte damit nur verdeutlichen, dass wir überall suchen könnten, ohne sie zu finden. Wir werden wohl warten müssen, bis sie irgendwo auftauchen.“ „Darum können sich andere Jäger kümmern. Wir sind nach diesem Fall definitiv raus!“, erklärte Sam mit Nachdruck. „Denkst du?“ Sam ließ den Kopf hängen. Sie hatten schon so oft versucht auszusteigen. „Ich bleibe bei meinem Plan mit den Sommerkursen“, erwiderte er leise. „Und was hast du rausgefunden?“ „Es gibt in der Gegend ein paar Höhlen, um die sich Gerüchte ranken, dass in einer in den Apachenkriegen ein oder mehrere Krieger, je nach Erzähler und Höhle, von der Armee mit Hunden gehetzt worden sein sollen. Er oder sie sollen in der Höhle Zuflucht gesucht haben. Die Hunde haben sie aufgestöbert und regelrecht zerrissen. Die oder den Körper haben sie in die Höhle geworfen“, erzählte Dean. „Und du meinst, dass es mit den Chupacabras zu tun haben könnte?“ „Ich glaube nicht. Es ist einfach nur ein interessanter Fakt, denke ich.“ „Und wenn nicht?“ „Dann haben wir es hier nicht mit Chupas zu tun, sondern mit wütenden Geistern. Wie die dann allerdings in Hundegestalt Menschen angreifen können, ist mir schleierhaft. Genauso wie die Tatsache, dass es bisher nur drei Angriffe gegeben haben soll.“ „Es können durchaus mehr sein. Nicht alles landet in den Zeitungen.“ „Na dann Prost Mahlzeit!“ Dean fuhr sich genervt durch die Haare. „Was meinst du?“ „Dann müssten wir sämtliche Höhlen absuchen, ob da irgendwelche Spuren zu finden sind und versuchen alle Knochen zu verbrennen. Ob wir wirklich alle nach so langer Zeit finden, wage ich zu bezweifeln! Da ist mir der Chupa schon lieber.“ Sam nickte. „Der sollte zu finden sein.“ „Und genau das werden wir jetzt auch!“ Dean erhob sich und ging ihr Essen bezahlen. Die Tür schloss sich hinter Mrs. Molina. Donna wartete noch, bis sie die nervige Frau über den Parkplatz zu ihrem Wagen gehen sah, bevor sich es sich gestattete erleichtert durchzuatmen. ‚Hoffentlich kam die nicht so schnell wieder!‘, betete sie und beobachtete die Frau weiter. Mrs. Molina lenkte ihren Wagen vom Parkplatz und Donna verließ endgültig ihr Büro. „Ich bin erstmal weg. Ich stelle mein Telefon auf lautlos, also wenn was ist … Ich schau hin und wieder mal drauf“, informierte sie Jenny. „Aber Sie können auch den Deputy anrufen.“ „Mach ich“, erwiderte Jenny mit einem erleichterten Lächeln. Auch sie war froh dieses keifende Wesen nicht mehr sehen zu müssen. Sheriff Hanscum verließ die Wache mit einem kurzen Gruß. Sie ging zu ihrem Wagen, um jetzt endlich zu dem Zeltplatz zu fahren. Auf dem Weg konnte sie in aller Ruhe über diese beiden Ranger nachdenken. Waren das wirklich Ranger? Irgendwie kamen die ihr nicht so vor. Doch was waren sie dann? Ein Verdacht stieg in ihre auf. Konnte das sein? Wenn ja, dann hatten sie hier ein ernstes Problem und sie musste sich wohl bei ihrer Tochter entschuldigen, denn sie hatte diese Geschichte nicht geglaubt. Aber wie auch. Zwar hatte sie schon einmal Kontakt zu einem Wesen, von dem sie sich sicher gewesen war, dass es das nur in den Filmen gab. Sie war eines Besseren belehrt worden. Aber hieß das jetzt, dass es alles gab, was die Filme an Albtraumgestalten hervorbrachten? Hatten die Drehbuchautoren diese Monster gesehen? Das wollte sie dann doch lieber nicht wissen. Außerdem brachten sie diese Gedanken jetzt nicht weiter. Suchend schauten sich die Winchesters auf dem Zeltplatz um. Sie hatten den Impala am, der Einfahrt gegenüberliegenden Rand so geparkt, dass er nicht direkt von der Straße zu sehen war. Sollte allerdings jemand auf den Zeltplatz kommen, würde er die schwarze Schönheit sehen, egal wo sie stand. „Und jetzt?“, fragte Sam. Er nahm sich seine Beretta aus dem Kofferraum und schaute sich um. „Ich denke wir drehen eine Runde um den Platz.“ „Du willst sehen, woher das Vieh gekommen ist?“ Sam sah sich nicht als der große Fährtenleser, auch wenn er es halbwegs konnte. Aber er hatte ja jetzt auch einen ehemaligen Wolf neben sich. Er grinste still. „Genau. Oder wir versuchen es erst anhand des Feuers.“ Dean deutete auf die Aschereste in einem Steinkreis. Der Jüngere nickte und gemeinsam gingen sie hinüber. „Die Kleine hat gesagt, dass sie das Vieh nicht kommen sah. Aber was hilft uns das, außer dass wir ausschließen können, dass sie mit dem Rücken zur Straße saß“, stellte Sam frustriert fest. Dean stand am Feuer und schaute sich um. „Also ich hätte mich wohl den Hang herunter angeschlichen“, sagte er leise und deutete auf die Bäume, die gegenüber der Straße wuchsen. „Der kürzeste Weg um anzugreifen?“, mutmaßte Sam. Er umrundete die Feuerstelle langsam. „Und den Wind nicht im Rücken. Der Wind kommt meistens von da“, er deutete in östliche Richtung, den Berg hinab. Sam bückte sich und hob etwas auf. „Eines der Mädchen hat hier gesessen.“ Er hielt seinem Bruder eine zierliche, silberne Kette hin, an der ein Anhänger in Form eines halben Herzens hing. „Und die andere dann wohl ihr gegenüber.“ Dean schaute den Hang hinauf. Unbewusst machte er einen Schritt, um wieder etwas mehr Abstand zwischen sich und Sam zu bringen. „Gabriella trug keine Kette. Allerdings können sie ihr die auch bei den Untersuchungen abgekommen haben.“ Der jüngere Winchester nickte. „Dann wohl doch die Runde um den Zeltplatz.“ Wortlos, die Hände in den Jackentaschen vergraben, lief Dean los. Sam folgte ihm mit etwas Abstand. Hier war ein Profi am Werk und das wollte er nicht stören, außerdem hatte er dessen Schritt sehr wohl bemerkt. Leise keuchend blieb Donna unter den Bäumen am Rand des Campingplatzes stehen. Sie hatte ihren Wagen ein gutes Stück unterhalb geparkt und war das letzte Stück gelaufen. Schließlich wollte sie sich nicht sofort verraten. Sie ließ ihren Blick über den Zeltplatz schweifen. Sofort fiel ihr Blick auf einen schwarzen Straßenkreuzer. War das der Wagen der Ranger? Wollten die hier nicht die Nacht verbringen? Wo war ihr Zelt? Aber eigentlich wollten sie hier ja nicht schlafen, sondern nach einem, was auch immer, Ausschau halten, oder? Sie schaute sich weiter um und sah die beiden Männer im Wald verschwinden. Da war sie wohl gerade rechtzeitig gekommen? Ein kleines Glücksgefühl machte sich in ihrer Brust breit. Kaum waren die Männer endgültig unter den Bäumen verschwunden, lief sie am Rand des Platzes entlang zu der Stelle. Es war nicht gerade einfach den beiden zu folgen, aber auch nicht unmöglich. „Hier ist alles und nichts zu finden“, resignierte Dean. Eine Woche nach dem Angriff waren die Spuren längst verwischt, und außer Sams leisem Keuchen konnte er auch nichts hören, oder doch? Lauschend legte er den Kopf schief. „Irgendwer kriecht hier noch rum“, stellte er leise fest. „Wir werden verfolgt?“ „Klingt so.“ „Mensch oder ...“ „Mensch. Ein nicht wirklich fitter Mensch.“ Dean grinste kurz. „Sollten wir ihn nicht besser vertreiben?“ „Hier ist nichts offensichtlich Gefährliches. Mal abgesehen davon, dass es öffentliches Gebiet ist. Was willst du ihm denn sagen?“ „Auch wieder wahr. Also konzentrieren wir uns auf den Chupacabra?“ Dean nickte kurz. „Bleibt die Frage, wie wir ihn finden.“ Er ließ seinen Blick durch das Gehölz schweifen. „Du hast doch was von Höhlen erzählt“, begann er gleich darauf. „Ja, es soll hier einige geben.“ Sam holte sein Handy hervor und suchte die gespeicherten GPS-Daten heraus. „Von Zweien hab‘ ich die Daten gespeichert. Zu mehr reichte die Zeit nicht.“ „Lass uns erstmal die beiden kontrollieren. Danach sehen wir weiter.“ Nickend gab Sam die ersten Koordinaten in ein Ortungsprogramm ein. „Da lang“, sagte er und deutete in eine Richtung. Dean machte eine einladende Handbewegung, um seinem Bruder den Vortritt zu lassen. Da er nicht wirklich darauf achten musste, wohin er ging, konnte er sich ganz auf die Geräusche der Umgebung konzentrieren. ‚Schon erstaunlich, wie sich das Gehör anpassen konnte‘, überlegte er. Mittlerweile gelang es ihm sogar Sams Schritte fast komplett auszublenden. Lag das wirklich nur an der Gewöhnung? Aber wie? Bevor er in den Schneesturm geflüchtet war, war ihm alles zu laut gewesen und nach der Lungenentzündung hörte er wieder normal? So ganz wollte er nicht an die wundersame Heilung glauben, zumal er das wesentlich empfindlichere Wolfsgehör ja nutzen konnte. Aber wer hatte dann seine Finger im Spiel? Unwirsch schüttelte er den Kopf. Er wollte nicht darüber nachdenken. Er wollte diesen Fall beenden und sich dann darauf konzentrieren auch noch den Rest des Vegas-Traumas zu überwinden um die Zeit mit Sam genießen zu können, denn wenn sie erst ihrer eigenen Arbeit nachgingen, würde die Zeit, die sie gemeinsam verbrachten wohl ziemlich zusammenschrumpfen. Nein! Darüber wollte er jetzt nicht nachdenken! Er verbannte diese Vermutungen aus seinem Kopf. und genoss einfach, dass er hier nichts denkend durch den Wald laufen konnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)