Kill this Killing Man II von Kalea (Höhen und Tiefen) ================================================================================ Kapitel 204: Ein ganz normaler tag in Las Vegas ----------------------------------------------- 204) Ein ganz normaler Tag in Las Vegas Zwei Querstraßen weiter hatte Sam ein Steakhaus entdeckt, zu dem er sie jetzt lotste. Dean parkte den Impala und folgte seinem Bruder in das Restaurant. Doch schon an der Tür musste er gegen den Drang ankämpfen, sofort wieder zu gehen. Er hasste die Schilder, die darauf hinwiesen, dass sie natürlich nicht die freie Platzwahl hatten. Am liebsten würde er auf dem Absatz kehrt machen, doch genau in diesem Augenblick kam ein Kellner auf sie zu. „Nur sie beide oder kommt ihre Begleitung noch?“ „Nein, nur wir“, erwiderte Sam. „Dann folgen sie mir bitte.“ Er brachte sie zu einem Tisch der ziemlich weit vorn an der Fensterfront stand und erkundigte sich auch sofort nach den Getränken. „Zwei Bier, bitte“, bestellte Sam und ließ sich mit dem Rücken zum Eingang nieder. Dean atmete tief durch und setzte sich seinem Bruder gegenüber. Wie er das doch hasste, nicht alles im Blick zu haben. Sam sah, wie unruhig sein Bruder war und wie angespannt. „Du hättest lieber einen Platz hinten in einer Ecke“, stellte er ruhig fest. „Ist das so offensichtlich?“ „Für mich? Ja.“ „Deswegen liebe ich die Diner, aber wir werden demnächst wohl nicht nur in denen essen. Also sollte ich mich an solche Situationen gewöhnen, oder?“ Der ältere Winchester schnaufte. Sam lächelte, beruhigen, wie er hoffte. „Das wird schon.“ Innerlich freute er sich über diese Äußerung mehr, als er zugeben würde. Hieß es doch, dass sich sein Bruder ernstlich mit einem Ausstieg beschäftigte. „Ich verrate dir, wenn sich hinter deinem Rücken was Gefährliches tut“, erklärte er überzeugend. „Okay“ Dean versuchte sich zu entspannen, was ihm allerdings nicht wirklich gelang. Der Kellner kam und brachte ihr Bier und die Karten. Sie hatten sich entschieden ihren Urlaub so richtig feudal zu beginnen und so ließ Dean seinen Bruder Vorspeise und Dessert für sie aussuchen. Er selbst bestellte sich ein großes Rip-Eye Steak mit Backkartoffel. Schweigend warteten sie auf ihre Vorspeise. „Das war mehr als gut“, erklärte Dean, als er den Impala auf die Straße lenkte. „Aber jeden Tag möchte ich das nicht haben.“ „Willst du nicht oder kannst du´s dir nicht leisten?“, hakte der Jüngere nach. „Beides“ Sam nickte zustimmend. Auch für ihn wäre so ein Essen täglich nichts. Aber hin und wieder wollte er es schon genießen. Er lehnte sich zufrieden zurück und schaute sich um. Sein Blick fiel auf den Stratosphere-Tower. „Wie wäre es mit ein wenig Nervenkitzel“, fragte er grinsend. Wohlwissens, dass er Dean da nie hochbekommen würde. „Hattest in deinem Leben ja auch noch nicht genug, oder?“, ging der Ältere so gar nicht auf die Anspielung ein. „Das schon, allerdings nie so sicheren.“ „Na danke. Darauf kann ich gerne verzichten.“ „Du kneifst?“, konnte Sam nicht aufhören zu sticheln. „Ich komme mit, wenn du mit mir in eine Clownsvorstellung gehst und dich da freiwillig zu ihnen auf die Bühne meldest.“ „Vergiss den Tower“, brummelte Sam ungehalten. Es war aber auch zu blöd, dass sein Bruder seine Schwächen genauso gut kannte wie er dessen. „Dann also zu M&Ms World?“ „Hmhm.“ Sam war sauer auf sich selbst. Er hätte Dean schon gerne dabei zugesehen, wie der vor Angst fast erstarrte, immerhin war es da fast wie fliegen. Leider konnte er sich nicht dazu durchringen dessen Gegenvorschlag anzunehmen. Diese Angst steckte ihm so tief in den Knochen. Heimlich bewunderte er seinen Bruder, der seine Flugangst ja schon für einen Fall, oder eher für ihn, überwunden hatte. Um nichts in der Welt wollte sein Bruder ihn damals alleine fliegen lassen. Und er konnte nur hoffen, dass er in einer umgekehrten Situation genauso selbstlos reagieren würde. Im letzten Augenblick bekam er mit, wie Dean den Impala auf dem Parkplatz abstellte. Das hätte ihm nur wieder besorgte Blicke eingebracht, wenn er so tief in Gedanken versunken gewesen wäre, dass er das Aussteigen verpasst hätte. Unisono schlossen sie die Wagentüren. Ohne die Spielautomaten des Casinos, durch das sie gehen mussten, zu beachten betraten sie diesen Tempel von Deans geliebten Schokokugeln. Mit großen Augen blieb der Ältere gleich hinter dem Eingang stehen. Wie viel sinnloses Zeug es mit diesen beiden Figuren gab, war unglaublich. Langsam ließ er seinen Blick durch den Laden wandern. An einer langen geschwungenen Wand waren unzählige riesige Glasröhren mit M&Ms in fast jeder vorstellbaren Farbe. Da musste er hin, doch dann fiel sein Blick auf den Rennwagen und seine Schritte führten ihn fast automatisch in diese Richtung. Sam begnügte sich damit, neben seinem Bruder zu bleiben und ihm beim Staunen zuzuschauen. Viel mehr interessierte ihn hier eh nicht. Gleichzeitig überlegt er sich, ob er ihm jetzt, wo sie bei ihrer Kleidung nicht mehr nur auf praktisch, also in möglichst gedeckten Farben, achten mussten, ein T-Shirt mit Gesicht mitnehmen konnte, oder eine Tasse? Jetzt wäre es ja eigentlich kein Problem, wenn es das eine oder andere zerbrechliche Stück in ihrem Besitz gab. Sie könnten es auch erstmal bei Bobby lassen? Nachdem Dean den Wagen eine Weile bewundert und für sich entschieden hatte, dass der zwar nicht schlecht, aber nie eine Konkurrenz für sein Baby sei, ging er weiter und schaute sich um. Schlüsselanhänger, Geschirr, Jacken, Rucksäcke und Babykleidung. Das alles kam für ihn nicht infrage. Aber eine Tasse oder ein neues Schlafshirt konnte er sich durchaus vorstellen. So steuerte er jetzt die Ecke mit den Kleidungsstücken an. „Was hältst du von dem grünen für dich?“, grinste Dean und hielt seinem Bruder eins vor die Brust. Sam warf einen kurzen Blick auf die, die noch am Ständer hingen und versuchte dann den Blick auf dem Shirt nachzuahmen. Ganz gelang es ihm nicht, aber Dean hatte seinen Spaß. „Okay, dass kannst du recht gut. Dann vielleicht doch ein Gelbes oder in orange? Das Rote könnte dir auch stehen.“ „Nee, lass mal. Ich will ja nicht, dass du vor Lachen nicht in den Schlaf kommst“, wiegelte Sam ab. Dean zuckte bedauernd mit den Schultern und entschied sich für ein blaues T-Shirt. Jetzt musste er aber zu der Wand. Er nahm ein paar Tüten und begann die zu füllen. Immer schön eine Farbe nach der anderen und eine Geschmacksrichtung nach der anderen. Zusammenschütten konnte er sie auch später noch, wenn er das denn wollte. Sam schaute ihm eine Weile dabei zu und ging dann los, um einen Einkaufskorb zu holen. Die ganzen Tüten zu tragen und noch neue zu füllen würde auf Dauer unhandlich werden. Letztendlich füllte er selbst noch eine Tüte für Dean mit all den Mädchenfarben, die der aus irgendeinem Grund vergessen zu haben schien. Auf dem Weg zur Kasse mussten sie an den Regalen mit dem Geschirr vorbei. „Was hältst du davon?“, wollte Dean wissen und hielt Sam eine Packung mit zwei Tassen hin, auf denen die Figuren vor einer Identifizierungswand standen und ein Schild mit der Aufschrift „wanted“ hielten. „Willst du die bei Bobby lassen?“ „Solange wir nichts Eigenes haben? Warum nicht?“ „Dann sollten wir vielleicht noch welche für Bobby und Jody mitnehmen.“ „Gute Idee“, stimmte Dean zu. Er nahm noch eine grüne und eine blaue Tasse aus dem Regal und legte sie mit in den Korb. „Was ist das denn?“, fragte er irritiert, als er seine Schätze an der Kasse auspackte und die Mädchentüte fand. „Die hast du vergessen.“ „Ich hab nichts ...“ Dean musterte seinen Bruder irritiert. Doch gleich darauf hellte sich seine Mine auf und er grinste breit. „Bist halt doch ein Mädchen!“ Sam schnaufte nur. Was hatte er auch anderes erwartet? Ohne noch weiter darauf herumzureiten legte Dean die Tüte auf das Band und bezahlte sie. Die Dämmerung hatte eingesetzt, als sie wieder auf den Parkplatz kamen. „Willst du noch in das Aquarium oder verschieben wir das auf morgen?“, fragte Dean. So ganz wusste er nicht, was ihn in dem Shark Reef erwartete, oder was er davon erwarten sollte. Aber solche Besuche gehörten eben auch zum normalen Leben. Er konnte sich noch an ein oder zwei Ausflüge in einen Zoo, in seiner Schulzeit, erinnern und er wusste auch noch wie aufgedreht die meisten Kinder waren. Er konnte sich kaum noch daran erinnern, also waren sie wohl nicht so toll, oder aber seine Gedanken mit ganz anderen Dingen beschäftigt. „Lass uns heute gehen. Es ist gerade mal kurz nach sechs und wir haben noch die ganze Nacht zum Zocken. Vielleicht sind wir danach ja pleite und müssen zurück zu Bobby.“ „Das hoffe ich doch nicht.“ „Oder du sprengst die Bank und wie müssen den Ort schnellstens verlassen?“ „Auch das bezweifle ich“, antwortete Dean ruhig. „Aber du hast Recht. Zum Geld organisieren haben wir noch genug Zeit. Also los.“ Sie stiegen in den Impala und Dean lenkte sein Baby zum Parkplatz des Mandalay Bays. Die Menschenschlange vor dem Eingang war schon irgendwie beängstigend. Wie lange sollten sie hier warten? Doch jedes Bedenken war unbegründet. Sie rückten schnell vor und konnten ihren Obolus entrichten. Der Eingangsbereich hinter den Kassen erinnerte Sam an den verfallenen Tempel aus dem Dschungelbuch. „Gleich kommt King Louis um die Ecke“, sagte er. „Wer?“ Dean starrte seinen Bruder verwundert an. „Mogli? Das Dschungelbuch? Hast du denn wirklich kein Kinderbuch gelesen?“ So ganz wollte er das einfach nicht glauben. „Außer Puh dem Bären? Nein. Nachdem Mom … Mir war einfach nicht nach Kinderbüchern, es sei denn du wolltest die hören. Aber bis zum Dschungelbuch sind wir nie gekommen. Du hast ziemlich schnell lesen gelernt.“ Dean grinste, doch seine Augen blieben ernst. „Dann solltest du das demnächst mal lesen. Es ist gut geschrieben.“ „Okay, wenn ich Zeit habe“, antwortete der Ältere und nahm sich vor, das Buch wirklich in Angriff zu nehmen. Langsam liefen sie durch den mit Pflanzen überwucherten Tempel. Links und rechts gab es Gehege in denen Krokodile, Schlangen und Warane lebten. Es gab Terrarien mit kleineren Echsen und Dean fragte sich, was daran denn jetzt so umwerfend sein sollte. Die Tiere konnte er auch in einer besseren Zoohandlung sehen. Okay, die Warane vielleicht nicht, aber Krokodile und Echsen wohl schon. Sam hingegen sog jede Information in sich auf, die sich ihm hier bot. Er war vollkommen in seinem Element. Dean lächelte. Alleine diesen Ausdruck mal wieder auf dem Gesicht seines kleinen Bruder zu sehen, hatte das Eintrittsgeld gelohnt. Wann war Sammy das letzte Mal so glücklich? Und wann hatte er das je genießen können? Hinter der nächsten Ecke kamen auch endlich die Tiere in Sicht, die diesem Riff seinen Namen gaben. Die Brüder blieben hinter den anderen Besuchern stehen und schauten den Hammerhaien zu, wie sie ruhig ihren Bahnen zogen. Diese Ruhe übertrug sich auf den älteren Winchester. Sam, der hinter ihm stand, bemerkte die Wandlung. Vielleicht sollten sie sich ein Aquarium anschaffen, wenn es Dean half sich zu entspannen, überlegte er, verwarf den Gedanken aber wieder als er sah, dass ihn die kleineren Fische in den folgenden Aquarien kaum interessierten. Ein Haibecken würden sie sich wohl kaum leisten können. Und dann tauchten sie in den Glastunnel ein und Dean konnte nicht verhindern sich zu überlegen, wie viele Tonnen hier wohl auf die gebogenen Scheiben drückten und wie dick die sein mussten. Er wollte nicht erleben, wie diese Röhre brach. Schnell konzentrierte er sich auf die Bewohner des Beckens. Versonnen musterte er die Haie, die über sie hinweg glitten, als sie unter dem riesigen Becken hindurch gingen. Die wenigsten Menschen mochten Haie. Viele hielten sie für gefährlich, jagten sie und wollten sie wohl auch am liebsten ausrotten, und hier standen alle da und starrten bewundernd auf die großen Fische. Ob sich ihre Einstellung ändern würde? Er war sich da nicht so sicher. „Worüber denkst du nach?“ Sam sah das widersprüchliche Minenspiel seines Bruders als Spiegelung in den Scheiben. „Was wohl passiert, wenn es einen Riss im Glas gibt.“ „Das möchte ich nicht erleben“, erwiderte Sam leise und konnte ein Schauern nicht ganz unterdrücken. Der Gedanke war beängstigend. „Ich auch nicht.“ „Schnell raus hier?“ „Da hinten ist es auch nicht sicherer.“ Der Ältere grinste schief. Schnell lenkte er seine Aufmerksamkeit wieder auf einen der größeren Haie. Würde er je so in sich ruhen können? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)