Kill this Killing Man II von Kalea (Höhen und Tiefen) ================================================================================ Kapitel 201: Das Monster im Schrank ----------------------------------- 201) Das Monster im Schrank Schnell wurde ihnen geöffnet. „Bitte?“, fragte eine junge Frau. Sie musterte die Männer vor ihrer Tür überrascht. „Wir kommen von den Wasserwerken. Hier in der Gegend wurden vermehrt Ratten gemeldet“, begann Sam sie vorzustellen. „Ratten? Uns ist nichts aufgefallen.“ Jetzt klang sie irgendwie ängstlich. Sam warf seinem Bruder einen kurzen, fragenden Blick zu, den der auch prompt bestätigte. Er hatte auf dem Weg hierher einen Blick auf das EMF geworfen und es leuchtete wie ein Weihnachtsbaum. „Dürfen wir uns trotzdem umschauen?“ „Wenn es sein muss, aber sie werden nichts finden.“ „Dann sind wir schnell wieder verschwunden“, beruhigte Dean sie. Sie nickte zwar, blieb aber weiterhin angespannt. Kurz schaute Dean zu seinem Bruder. Auch Sam war ihr Misstrauen aufgefallen. Was war hier im Busch? Sie öffnete die Tür. Dahinter stand ein kleiner, vielleicht fünfjähriger Junge, der die beiden Männer ebenfalls misstrauisch beäugte und kaum dass Sam einen Schritt über die Schwelle machte, zu der jungen Frau lief und sich hinter ihr versteckte. Sie legte ihre Hand auf seine Schulter und drückte sanft zu. Alles würde wieder gut werden! „Wir schauen nur schnell in die Bäder und die Küche“, versprach Dean dem Kleinen und lächelte freundlich. „Wo müssen wir hin?“, wollte er von der jungen Frau wissen. „Oben die erste Tür rechts und hier unten ...“ Sie wedelte mit der Hand in die entsprechende Richtung. Die Brüder verständigten sich mit einem weiteren Blick. Während Sam nach oben ging, schaute sich Dean im Erdgeschoss um. Er kontrollierte die Toilette und das Waschbecken im Bad und ging dann in die Küche. Sie hatten wohl gerade gegessen. In der Küche lagen Schulbücher auf dem Tisch und Spielzeug auf der Eckbank. Die Zimmer waren, soweit es es durch die offenen Türen sehen konnte, aufgeräumt, ließen aber die Hand einer Mutter vermissen. Er warf einen Blick in die Spüle. Natürlich gab es keine Ratten. Im Flur hörte er den Jungen flüstern. „Was sind Ratten?“, fragte er. „Kleine fiese Monster, die durch die Wasserleitungen kommen könnten. Aber die gibt es hier nicht! „Die Männer haben aber gesagt …“ „Ich weiß. Wir haben hier aber keine!“ „Wenn die die Rattenmonster nicht jagen müssen, können die dann das Monster aus meinem Schrank vertreiben?“ Die Zeit für eine Antwort ließ Dean ihr nicht. Er trat aus der Küche und wartete an der Treppe darauf, dass Sam wieder nach unten kam. Der Junge fasste sich ein Herz. Er trat neben den Winchester und zog ihn vorsichtig an der Jacke. Dean schaute zu ihm hinab. Er konnte sehen, dass der Kleine etwas auf dem Herzen hatte. Sofort ging er in die Hocke. „Hey, ich bin Dean und du?“ „Alex. Rachel sagt, dass ihr Monster sucht“, begann er leise. Dean schaute fragend zu der jungen Frau. Sie runzelte die Stirn und zuckte dann mit den Schultern. Wenn der Kerl von den Wasserwerken sich das anhören wollte … Sie hatte aufgegeben ihrem kleinen Bruder zu erklären, dass es keine Monster gibt. „Manchmal jagen wir auch Monster“, bestätigte Dean ernst. „Könnt ihr auch das Monster, das in meinem Schrank wohnt, verjagen?“ Sam erstarrte auf der Treppe. Ein Monster im Schrank! Sein Vater hatte ihm damals eine 45er gegeben. Er seufzte unhörbar. „Du hast ein Monster im Schrank?“, wollte Dean ruhig wissen. Der Kleine nickte. „Es rumpelt immer wenn es kommt und geht.“ „Es kann raus?“ Wieder nickte der Kleine. „Und wie sieht es aus“, fragte der Winchester leise. „Wie einer von der Monster AG?“ „Hören Sie endlich auf meinem Bruder noch mehr Angst zu machen“, schimpfte Rachel und versuchte nach dem Kleinen zu greifen. Sam kam die Treppen komplett herunter. Er trat neben die junge Frau, legte ihr eine Hand auf die Schulter und schob sie in die Küche. „Lassen Sie ihn. Er kennt sich damit aus.“ „Er kennt sich …“, abschätzig schaute sie Sam an. „Ein erwachsener Mann, der sich mit Monstern auskennt? Sie gehören in die Anstalt!“ „Das mag sein, aber wollen Sie, dass ihr Bruder ewig mit der Angst leben muss?“ „Wir hatten alle Angst vor dem Monster im Schrank! Das vergeht wieder.“ „Wir können ihm jetzt helfen. Es wird nicht lange dauern“, versprach der Winchester und hoffte, dass es stimmte was er behauptete. Im Flur beantwortete der Junge unterdessen Deans Frage: „Nein“ Er schniefte und wisperte kaum hörbar: „Ein bisschen wie Sulley, wenn er ganz ganz böse ist.“ „Du meinst, dass es rote Augen hat?“ Der Kleine wischte sich schniefend die Nase. „Es ist nur böse. Es will nicht nur einen Angstschrei. Es will mehr.“ „Woher weißt du das?“ „Es flüstert nachts und es lacht wenn es wiederkommt.“ „Zeigst du mir deinen Schrank?“, fragte Dean und hielt dem Kleinen die Hand hin. Zögerlich griff der danach und stieg die Treppe nach oben. Je näher sie seinem Zimmer kamen, umso langsamer wurde er. „Soll ich vorgehen?“, fragte Dean leise sobald sie den Absatz erreicht hatten und der Kleine nickte. „Sagst du mir auch wohin?“ Der Junge deutete auf eine Tür und während Dean voran ging, überlegte er fieberhaft, wie sie dieses Monster vernichten konnten. Sie hatten nur ihre Pistolen und eine Armbrust dabei. „Wieso hat er eigentlich solche Angst vor dem Ding?“, wollte Sam unterdessen von der jungen Frau wissen. Sie zuckte nur mit den Schultern. „Hören Sie, wir wollen Ihnen nur helfen“, erklärte Sam eindringlich. „Oder wollen Sie, dass er noch weiter in Angst leben muss?“ Sie seufzte. „Wir haben unsere Eltern verloren. Ich war 19 und konnte die Vormundschaft übernehmen. Aber egal. Joel, er ist 14, ist in einem schwierigen Alter. Er bräuchte Eltern, doch die kann ich ihm nicht bieten. Er rebelliert und da ich mir seine Marotten nicht gefallen lasse, lässt er es wohl an Alex aus. Ich arbeite die meiste Zeit, damit sie nicht ins Heim müssen. Ich bekomme das Wenigste mit.“ Dean schaute sich unterdessen im Zimmer des Jungen um. 'Nicht gerade kindgerecht', überlegte er. Immerhin hatte er sein Kinderzimmer noch gut vor Augen. Allerdings setzte die Finanzkrise inzwischen vielen Familien zu und da war so ein Zimmer besser als nichts. Alexander hatte sich auf sein Bett verkrochen. Wenigstens hier fühlte er sich halbwegs sicher. Dean überlegte immer noch fieberhaft, wie er den Jungen helfen konnte, als er Schritte die Treppe nach oben kommen hörte. Sam. Das erkannte er sofort und wohl auch die anderen Schritte, die zu der jungen Frau gehörten.. „Hey“, grüßte Sam ruhig. „Schon eine Idee?“ „Nein noch nicht wirklich. Und du?“ „Es scheint eine Art Tulpa zu sein. Sein großer Bruder macht ihn damit immer wieder Angst.“ „Stimmt das?“, fragte Dean nun den Kleinen. Der nickte: „Er sagt immer, dass es mich holen kommt wenn ich erzähle, was er macht.“ „Und was macht er?“ Rachel war ebenfalls oben gekommen und lehnte jetzt am Türrahmen. Der Kleine schüttelte wild den Kopf und begann zu weinen. „Das Monster wird mich holen“, schniefte er immer wieder. „Dich wird niemand holen“, erklärte Dean im Brustton der Überzeugung, während Rachel sich neben ihren jüngsten Bruder setzte und ihn in den Arm nahm. „Ich lasse nicht zu das das Monster dich holt“, versuchte sie zu trösten. „Aber es hat Mom und Dad geholt!“ „Wie kommst du denn darauf?“ „Ich hab Mom erzählt, dass Joel auf dem Spielplatz immer raucht und mit den anderen Großen aus Papiertüten was trinkt und dann waren sie weg!“ Jetzt liefen dem Kleinen dicke Tränen über die Wangen. „Daran bist du nicht schuld!“, tröstend zog sie ihn in ihre Arme. „Macht Joel das denn immer noch?“, fragte sie ruhig. Schniefend nickte Alexander an ihrer Brust. „Es ist gut!“ Sanft strich sie ihm über den Kopf. „Das Monster wird dich nicht holen.“ Nach Bestätigung heischend schaute sie zu den Männern von den Wasserwerken, die sie vor weniger als einer halben Stunde noch hatte loswerden wollen. Sam zog seinen Bruder auf den Flur. „Was denkst du?“, fragte er leise. „Wenn es eine Tulpa ist, dann lebt es vom Glauben des Jungen“, überlegte Dean. „Sag mal Alexander, wann kommt das Monster denn immer?“, wollte er gleich darauf an den Jungen gewandt wissen. „Nachts.“ „Es kommt nur nachts? Du hast es noch nie am Tag gesehen?“ „Nein. Am Tag ist es nicht da.“ „Gut“, grinste der ältere Winchester. Er schaute sich im Zimmer um und grinste, als sein Blick auf die Schreibtischleuchte fiel. Er ging zu Alexander und hockte sich vor ihm hin. „Das Monster kommt wirklich nur im Dunkeln, oder?“ Der Kleine nickte. „Gut, dann musst du mir jetzt helfen.“ „Ich?“, quietschte der Kleine erschrocken und presste sich noch dichter an seine Schwester. „Ich denke sie wollen ihm helfen! Jetzt ängstigen sie ihn nur noch mehr“, fuhr sie Dean wütend an. „Wir werden nicht immer hier sein und wer soll ihm dann helfen?“ „Kann ich das dann nicht?“, fragte sie und legte ihren Arm schützend um den Jungen. „Es muss er sein. Sonst wird er sich nie von dieser Angst befreien“, versuchte Sam zu erklären. „Außerdem stärkt es sein Selbstbewusstsein, wenn er es schafft“, antwortete Dean. „Und wenn nicht?“ Rachel war noch immer nicht überzeugt. „Wir sind hier. Es wird gut gehen!“, erklärte Sam voller Überzeugung. „Haben Sie Salz im Haus?“, fragte Dean. „Ja, warum?“ „Damit halten wir das Monster im Schrank fest“, sagte Dean ruhig. „Ich denke es soll raus?“, ratlos und ein wenig verärgert schüttelte Rachel den Kopf. „Es darf nicht einfach verschwinden wenn wir es vernichten wollen.“ „Sie sind nicht von den Wasserwerken!“, erkannte Rachel. Sofort zog sie ihren kleinen Bruder fester an sich. „Stimmt ...“, gab Sam zu. „Wir ...“ „Verschwinden sie hier, oder ich rufe die Polizei!“, unterbrach sie ihn wütend. Diese beiden Männer waren ihr von Anfang an suspekt gewesen. Warum hatte sie ihrem Gefühl nicht getraut? „Wir wollen Ihnen nur helfen, dann sind wir wieder weg und sie sehen uns nie wieder“, versuchte Sam sie zu beruhigen. „Klar! Sie reden meinem Bruder ein, dass es Monster gibt und dann wollen sie ihm helfen es zu vertreiben. Wie krank ist das denn?“ „Das ist eine gute Frage.“ Dean grinste bitter. Ja, welcher normale Mensch tat so was. Sie waren eben doch nicht normal! „Allerdings haben nicht wir Ihren Bruder erzählt, dass er ein Monster im Schrank hat, sondern er mir. Und weil wir uns damit auskennen, haben wir beschlossen, ihm zu helfen!“ „Welcher normale Mensch tut so was?“ Sam konnte die Gedanken seines Bruders regelrecht lesen. Er überlegte fieberhaft, was er erwidern konnte. Auf keinen Fall wollte er, dass der die falschen Schlüsse zog. Aber tat Dean das noch? War er nicht inzwischen selbst davon überzeugt, dass sie aussteigen wollten? „Es gibt Menschen, die sich damit befassen und die wenigsten sind das, was Sie als normal bezeichnen würden, aber alle haben einen Grund, warum sie das tun. Also lassen Sie uns unsere Arbeit machen und dann sind sie uns und ihr Problem los“, antwortete Dean inzwischen. Er schaute fragend zu Rachel. Und ließ Sam etwas sprachlos zurück. Der lächelte nur. Dean wollte raus, aber weder verurteilte er das was sie taten, noch beschönigte er es. Unentschieden starrte die junge Frau auf das dunkle Fenster. Die Nacht brach herein. Plötzlich rumpelte es im Schrank und ein leises Kichern war zu hören. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)