Kill this Killing Man II von Kalea (Höhen und Tiefen) ================================================================================ Kapitel 185: Einkäufe --------------------- 185) Einkäufe Kurz vor Las Vegas steuerte Dean eine Tankstelle an. Baby hatte Hunger, und er auch. „Willst du heute hier übernachten?“, fragte Sam und deutete auf das Motel gleich nebenan. „Wenn die ein Zimmer für uns haben. In Las Vegas können wir auf dem Rückweg halten.“ „Das wäre auch die beste Gelegenheit den Grand Canyon ohne Dad zu erkunden.“ „Können wir gerne machen“, nickte Dean. Erinnerungen ohne John, oder besser noch die Erinnerungen an John damit überschreiben. Er wollte so viel wie möglich von seiner Existenz löschen, um nicht doch wieder in die Muster zu verfallen, die der angelegt hatte. Sam stieg aus und ging in den Laden. Solange sein Bruder mit dem Tanken noch nicht fertig war, hatte er Zeit sich etwas umzusehen. Der kleine Shop war genauso eingerichtet wie jeder andere auch. Viel schien hier nicht los zu sein, was aber auch verständlich war. Die große Glitzermetropole war in greifbarer Nähe. Hier hielt doch nur an, wer gar nicht anders konnte, oder Las Vegas meiden wollte. Langsam schlenderte er durch die drei Gänge, immer wieder einen Blick nach draußen werfend. Eben hängte Dean die Tankpistole ein. Er drehte sich zur Kasse um. Sein Blick streifte das kleine Stück Regal, auf den einige Plüschtiere saßen, um dann über die Getränke und Süßigkeiten zu schweifen. Er stockte. Hatte er da nicht ganz oben etwas gesehen? Noch einmal ließ er seinen Blick über das Regal schweifen. Und richtig. Oben in der Ecke bei den Plüschtieren saß ein Teddy, der zumindest farblich dem Ringo, den er in Erinnerung hatte, mehr als nur ähnlich sah. Und auch das Gesicht war bei genauerem Hinsehen gar nicht so weit vom Original entfernt. „Ist der zu verkaufen?“, fragte er den Mann hinter der Kasse und deutete auf den Bären. „Warum nicht?“ „Er sieht so aus, als ob er da schon länger sitzen würde.“ „Stimmt. Solche Bären sind schon eine Weile nicht mehr gefragt.“ „Dann nehme ich ihn mit, wenn ich das darf“, erklärte Sam und ging zu dem Regal. „Warum sollten Sie das nicht dürfen?“, wunderte sich der Mann hinter der Kasse. Sam streckte sich etwas und holte den Bären herunter. Er schüttelte ihn, klopfte den Staub aus dem Pelz und pustete noch einmal darüber bevor er ihn neben die Kasse setzte. Vielleicht sollte er ihn noch waschen? „Den und die Zwei“, sagte er und holte seine Brieftasche hervor. Während Dean draußen einstieg und zum Motel fuhr. Schnell hatte er bezahlt und den Bären in seiner Jacke verstaut. Er hoffte, ihn unbemerkt ins Zimmer schmuggeln zu können. Noch bevor er das Motel erreicht hatte, verließ sein Bruder die Rezeption. „Ganz hinten, das letzte Zimmer“, rief Dean ihm zu und stieg in den Impala, um ihn vor ihrem Zimmer zu parken. Zu dem kleinen Diner, keine hundert Meter entfernt, konnten sie laufen. Als sie nach dem Essen in ihr Zimmer zurückkamen, verschwand Dean erst einmal im Bad. Sam grinste. Besser konnte es gar nicht kommen. Er strubbelte dem Teddy noch einmal durch den Pelz, um ihn noch etwas ansehnlicher zu machen, und setzte ihn dann auf das Bett seines Bruders. Schnell rutschte er wieder auf seins und zappte gelangweilt durch die Kanäle, bis das Bad wieder frei wurde. Im Ersten Moment sah Dean gar nicht, dass sich etwas geändert hatte, doch als er sich ebenfalls auf sein Bett fallen lassen wollte, erstarrte er. „Was?“, fragte er irritiert. Wie kam der Bär denn hierher? Er stutzte. War das überhaupt der Bär? „Der sieht anders aus!“, stellte er fest und schaute fragend zu seinem Bruder. „Er sieht Ringo ähnlicher, glaube ich“, meinte Sam nur. „Hm. Aber wieso? Wo ist der andere?“ „Den hast du, dein wölfisches Du, in seine Bestandteile zerlegt. Tut mir leid!“ „Wieso, ich meine wenn ich das war? Wieso tut es dir dann leid?“ „Weil ich ihn dir gegeben habe. Ich dachte, ich könnte dich damit beruhigen“, versuchte Sam zu erklären. „Damals warst du sehr ängstlich. Du warst gerade erst zum Wolf geworden und … Es tut mir leid.“ „Wieso? Du konntest doch nichts dafür!“ „Aber ich hab ...“ „Ich hab ihn zerlegt, hast du gesagt.“ „Wenn ich ihn dir nicht gegeben hätte ...“ „Sammy, bitte hör auf. Wir drehen uns hier im Kreis und kommen zu keinem Ergebnis. Der hier ist … Danke! Und ja, er sieht Ringo wirklich ähnlicher. Danke.“ Dean nahm den Bären. Seine Gedanken gingen erneut auf Wanderschaft. Seine Finger glitten unbewusst über den Pelz. Ja, er war weicher, der ganze Bär war weicher, aber das Gesicht passte schon irgendwie. „Ist Ringo je wieder nach Hause gekommen?“, wollte Sam leise wissen. „Ja, er ...“ Dean erstarrte. „Woher?“ Sein Blick heftete sich auf Sam. „Ich hab sie gehört.“ „Wen hast du …?“ Deans Blick wurde noch ratloser. „Mom. Als du die Lungenentzündung hattest. Sie hat dir die Geschichte von Ringo erzählt, zumindest einen Teil. Wir, Bobby und ich, konnten sie nicht sehen, aber wir konnten sie hören“, erklärte Sam traurig. Warum kam sie immer nur zu Dean? War es, weil er Erinnerungen an sie hatte? Für ihn selbst war sie nur eine Fantasiegestalt, leider. Zu gerne hätte auch er sie gesehen. „Das tut mir leid“, entschuldigte sich jetzt der Ältere. Sam schüttelte traurig den Kopf. Dean konnte nichts dafür und doch tat es weh. „Ich bin nur traurig, dass ich ihr scheinbar nicht so wichtig bin.“ „Das ist nicht wahr! Sie hat dich geliebt. Sie war so glücklich als sie mir erzählt hat, dass ich ein Geschwisterchen bekomme und du hättest sie sehen sollen! Wie sie gestrahlt hat, als sie mit dir nach Hause kam. Vielleicht ...“ „Lass gut sein, Dean. Es wäre nur schön gewesen, sie auch sehen zu können.“ Dean atmete tief durch. Er konnte nichts ändern, aber er hätte sich für Sammy gewünscht, dass auch er ihre Mom kennen würde und ein paar schöne Erinnerungen an sie hätte. Vorsichtig setzte er den Teddy auf den Nachttisch und ließ sich dann auf sein Bett fallen. Bis sie in ihre Betten krochen, redeten sie kaum noch miteinander. Jeder hing seinen Gedanken nach. Es war ein trauriges Schweigen. Am nächsten Morgen fuhren sie weiter. Die Stimmung war noch immer irgendwie gedrückt. Dean wollte Sam nicht noch mehr verletzen und Sam war noch immer traurig darüber, dass Mom sich nur seinem Bruder gezeigt hatte, auch wenn er wusste, dass das eigentlich Blödsinn war. Es war früher Nachmittag, als sie Wofford Hights erreichten. „Ich denke, wir sollten uns hier mit allem Notwendigen eindecken. Viel mehr Einkaufsmöglichkeiten kommen nicht mehr“, durchbrach Sam die Stille. „Dann such ich uns mal einen Supermarkt samt Parkplatz“, antwortete Dean erleichtert. Endlich redete Sam wieder mit ihm. Dieses erzwungene Schweigen fühlte sich furchtbar an. „Hier ist ein Camping-Laden“, meldete sich Sam gleicht darauf zu Wort und zeigte auf das Hinweisschild am Straßenrand. „Brauchen wir noch was?“, wollte der Ältere wissen und setzte den Blinker. „Einen zweiten Rucksack, Moskitospray und ein paar Decken vielleicht. So bequem sind die Betten in den Hütten nicht.“ „Okay.“ Dean war es fast egal wo er schlafen würde. Sie hatten ihre Schlafsäcke eingepackt und dass es sich in denen ganz gut schlafen ließ, hatte er ja schon ausprobiert. Allerdings kannte sich Sam, was die Hütten hier anbelangte, wohl besser aus und es ging ja auch um sein Wohlbefinden. Also warum nicht noch ein paar Decken kaufen. Die konnte man immer gebrauchen. Kaum waren sie wieder auf der Straße, deutet Sam auch schon auf die andere Fahrbahnseite, wo sich ein kleiner Lebensmittelladen befand. In aller Ruhe schoben sie ihren Wagen durch die wenigen Regalreihen und deckten sie sich mit Obst und wenig schnell verderblichen Nahrungsmitteln ein. Sie packten Milch und Cornflakes in den Wagen und stapelten neben einigen Gallonen Wasser auch einige Sixpacks Bier auf die untere Ablage. Sie packten geraden ein paar Tüten Brot in den Wagen, als ein neuer Kunde den Laden betrat. „Hallo Pete“, grüßte der Mann hinter der Kasse. „Roger! Wie geht’s?“ „Mir ganz gut.“ „Aber?“ „Ich musste Marion gestern Abend ins Krankenhaus bringen.“ „Oh mein Gott. Warum das denn?“ „Sie ist von einer Klapperschlange gebissen worden!“ „Einer Klapperschlange? Hier gibt es keine ...“ „Ich weiß und doch war es eine. Ich habe sie auch gesehen. Aber als Paul heute Vormittag nach dem Vieh gesucht hat, um es wegzubringen, war keine Schlange mehr zu finden. Es ist zum verrückt werden. Ich kann Marion nicht ins Haus zurückbringen, wenn das Biest noch irgendwo lauert.“ „Hat Paul dein Haus ausgeräuchert?“ „Das will er morgen machen. Bis dahin muss ich nur noch einen Platz zum Schlafen finden.“ „Du kannst bei uns im Gartenhaus übernachten“, schlug der Ladenbesitzer vor. „Ich dachte mir, ich falle mal unserer Tochter auf den Geist. Connor würde sich freuen.“ „Das glaube ich sofort. Eine Nacht mit Opa zocken, welches Kind will das nicht.“ Roger lachte. „Oder wir fahren campen. Das haben wir schon eine halbe Ewigkeit nicht mehr gemacht.“ „Hm“, brummelte der Ladenbesitzer und zog etwas über den Scanner. „3,56“, verlangte er gleich darauf. „Scheint eine schwarze Woche zu sein“, meinte Pete, kaum dass er das Geld weggepackt hatte. „Wie kommst du darauf?“ „Heute Morgen ist mein Nachbar in ein Erdwespennest getreten. Der Rettungsdienst kam gerade noch rechtzeitig.“ „Ich dachte Wespenstiche sind nicht tödlich?“ „In der Menge wohl schon. Außerdem ist er allergisch auf Wespengift.“ „Oh verdammt. Na dann lass dich nicht ausrauben!“ „Ich hab 'nen Baseballschläger unter der Kasse.“ „Und der hilft gegen Schusswaffen?“, fragte Pete spöttisch. Gleich darauf hörten die Brüder die Ladentür zuschlagen. Sie schauten sich verwundert an. „Hier sollten wir nicht bleiben“, grinste Dean. „Seit wann bist du abergläubisch?“ Jetzt strahlte Dean seinen Bruder breit an. „Wenn wir das wären, wären wir wohl schon lange nicht mehr im Geschäft, oder?“ Sam schüttelte nur den Kopf und ging zum nächsten Regal. Er legte noch ein paar Salami und eingeschweißte Käsesticks in ihren Korb. „Wenn du noch mehr einkaufen willst, müssen wir uns einen zweiten Wagen mieten“, grinste Dean, so langsam befürchtete er, dass der Kofferraum seines Babys nicht genug Platz bot. „Wie lange willst du denn bleiben?“, wollte Sam nun wissen. „Ich hab keine Ahnung. Ein paar Tage? Ich denke, dass ich sie finden kann. Wenn sie allerdings weitergezogen sind, dann könnten wir Jahre nach ihnen suchen.“ „Das willst du dann aber nicht tun, oder?“ „Nein. Ich wollte zwei oder drei Plätze abklappern. Wenn sie da nicht sind, werden wir sie wohl nie finden.“ Sam nickte. Das klang vernünftig und er hoffte, dass sie sie wirklich fanden. Es wäre für seinen Bruder wichtig. Es würde ihn in dem bestätigen, was sie tun wollten. Es wäre die Gewissheit, niemanden im Stich gelassen zu haben und ohne schlechtes Gewissen aussteigen zu können. „Ich denke, wir sollten uns bei den Rangern anmelden. Jetzt werden sie wohl mehr unterwegs sein“, gab der Jüngere zu bedenken. Dean zuckte mit den Schultern. Wenn Sammy es für richtig hielt, würde er nicht widersprechen. Sie wollten rechtschaffene Bürger werden, also sollten sie auch als solche auftreten. Er grinste schon wieder. Er und rechtschaffen! Das Wort hallte in seinem Kopf wider. Augenblicklich wurde er ernst. Alistair hatte davon gesprochen, dass er rechtschaffen wäre und dass er und Sam perfekt geeignet waren. Was er nicht gesagt hatte war, wofür! Ob Anna schon etwas gefunden hatte? Wusste sie, worum es da gehen konnte? Unwirsch schüttelte er den Kopf, um diese Gedanken zu vertreiben. Das führte doch zu nichts, außer, dass er wieder in Melancholie versank. Sam war der plötzliche Stimmungsumschwung seines Bruders natürlich nicht entgangen. Sollte er ihn fragen? Würde er eine Antwort bekommen? „Worüber denkst du nach?“ Er konnte wohl doch nicht so schnell aus seiner Haut. Dean musterte seinen Bruder skeptisch. Sollte er es ihm sagen? Brachte es etwas, ihn auch noch mit seinen Grübeleien zu belasten? Wenn er es ihm nicht sagte, dann würde Sam auch grübeln. Verdammte Zwickmühle! „Ich hab mich gefragt, ob Anna inzwischen weiß, was Alistairs Worte bedeuten sollten.“ So einfach hätte er sich das mit dem Ändern von Gewohnheiten nicht vorgestellt. Ob das so blieb? Jetzt war es an Sam sein Gegenüber skeptisch zu mustern. „Wie kommst du denn plötzlich darauf?“ „Wenn wir rechtschaffene Leute werden wollen ...“ Das Wort „Rechtschaffen“ hatte er extra betont. Der Jüngere nickte. Daher wehte der Wind also. „Das würde mich auch interessieren. Aber denkst du, dass sie uns das sagen würde?“ „Nein, wohl eher nicht. Wenn wir es nicht selbst rausfinden … Oder wenn es zu spät ist.“ „Dann auf jeden Fall.“ Sam grinste bitter. „Ich habe auch Bobby davon erzählt. Er hat auch noch nichts gefunden, sonst hätte er sicher schon gesagt.“ „Hm“, machte Dean und schob den Wagen zur Kasse. Irgendetwas mussten diese Worte doch bedeuten. Sie zahlten und machten sich, nachdem sie alles im Kofferraum des Impalas verstaut hatten, wieder auf den Weg. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)