Blutige Rose von Moonprincess ================================================================================ Kapitel 3: Mahlzeit ------------------- Yugi wurde durch ein sanftes Klopfen geweckt. Stöhnend rollte er aus dem Bett und rieb sich seine schmerzenden Augen und klebrigen  Wangen. Als er aufstand, bemerkte er, daß er in seiner Kleidung eingeschlafen war. Verwirrt taumelte er zur Tür und schloß auf.  Dahinter begrüßte ihn ein besorgtes Paar blauer Augen. „Anzu?“ Seine Stimme klang selbst in seinen Ohren schwach und kaputt. „Yugi!“ Sofort beugte sie sich zu ihm und legte ihre warmen Hände auf seine klammen Wangen. „Geht es dir gut?“ Er nickte langsam, bis der Nebel sein Gehirn verlassen hatte, dann erinnerte er sich, was geschehen war. „Anna! Wie geht es ihr?“ Anzu lächelte schief. „Sie kommt wieder in Ordnung, haben die Ärzte gesagt.“ Mit sanftem, doch bestimmten Griff schob sie Yugi auf  dessen Bett zurück. „Ich sollte dich für das verspätete Abendessen abholen, aber ich glaube, du solltest hier bleiben. Es wird dir dann  etwas aus der Küche geschickt.“ Abendessen? Yugi blickte zur Uhr und stellte fest, daß es schon nach 23 Uhr war. Er lachte schwach. „Verspätet ist gut, sonst ist doch  schon Lichtaus für uns „Kleine“.“ „Vorhin hatte keiner mehr so rechten Hunger, außerdem waren sie alle damit beschäftigt, zu erörtern, welches Tier Anna angefallen  haben mag.“ „Ein Tier?“ Das unheilvolle Gefühl war mit Macht zurück. Yugi umarmte sich selbst. „Aber... gibt es denn hier überhaupt eines, das einen  Menschen angreifen würde? Und wie kommt es in die Schule?“ Aber etwas hatte Yugi gefühlt. „Ich weiß es auch nicht. Die Ärzte haben nur mit den Lehrern und dem Rektor gesprochen. Nur unsere lieben Pappenheimer meinen,  sie wüßten mal wieder alles besser.“ Anzu seufzte. „Ich sollte besser wieder gehen.“ Yugi sah sich um, dann sprang er auf. „Ich komme mit! Gerade... kann ich nicht allein sein.“ Anzu sah ihn lange ein, ihr Gesicht unlesbar, dann nickte sie. „Aber vorher solltest du dich umziehen... und dich etwas herrichten“,  meinte sie sanft. Sie blieb vor Yugis Zimmertür und dann vor der Tür des Gemeinschaftsbads stehen, während Yugi sich so schnell  es ging wieder vorzeigbar machte. Er war ihr dankbar, daß sie seinen Wunsch akzeptierte. Gemeinsam machten sie sich dann auf den Weg zum Speisesaal. Kaum hatte Yugi dessen Vorraum betreten, hörte er schon ein  Summen wie von einem aufgeregten Bienenschwarm... und Jonouchis Stimme. „Paß auf, wo du hinläufst, du reicher Pinkel!“ „Ich gebe immer auf meine Umgebung acht, im Gegensatz zu dir, Jonouchi.“  Yugi hätte die hochgewachsene Gestalt mit den eisblauen Augen gar nicht zu sehen brauchen, der ätzende Tonfall sagte ihm  bereits, daß es sich um Seto Kaiba handelte. Inzwischen wußte Yugi drei Dinge über diesen: Er war ein Freund Atems, über mehrere  Ecken mit dem Leiter der Kaiba-Corporation verwandt und er und Jonouchi konnten sich, aus Gründen, die der Himmel allein wissen mochte, auf den Tod nicht ausstehen. „Jungs, es reicht! Rein da!“ Anzu deutete mit entschiedener Miene zur Tür.  Jonouchi wollte noch etwas sagen, blickte Anzu dann an und klappte den Mund wieder zu. Kaiba verzog mißbilligend die Lippen,  doch er sagte nichts weiter und stelzte in den Speisesaal. Kaum war Kaiba außer Sicht, setzte Jonouchi erneut an: „Aber er hat...“  „Nicht heute, Jonouchi. Bitte. Geh einfach essen und tu mir den Gefallen und gib etwas auf Yugi acht.“ Anzu wirkte auf einmal sehr erschöpft. Jonouchi sah zuerst sie schuldbewußt an, dann Yugi und zuckte leicht zusammen. Yugi lächelte schief und doch wußte er, daß er aussah  wie durchgekaut und ausgespuckt, wenn auch nicht mehr ganz so furchtbar wie vorhin.  „Is' okay. Du brauchst aber auch was zwischen die Kiefer.“ Anzu nickte, dann traten sie ein. Während sie zu den Tischen ihrer Klasse ging, fanden Jonouchi und Yugi sich an ihrem Tisch ein. Es  war nicht so laut wie sonst, doch die Dringlichkeit, mit der die Mädchen und Jungen sich unterhielten, machte das sehr leicht wett. Die  Luft schien Yugi drückend. „He, he, Muto.“ Ein anderer Junge aus Yugis Klasse beugte sich quer über den Tisch. „Du warst doch dabei, als sie gefunden wurde.  Was war los?“ Yugi hob den Kopf und die reine Neugier schien ihm aus den Augen des Fragers entgegen. Er dachte an Annas lebloses Gesicht, das  Rot an ihrem Hals und das Gefühl, etwas Gieriges würde sie, ihn, alle beobachten. Er schauderte sichtlich und wandte das Gesicht ab. „Jetzt komm schon! Die Lehrer wollen nichts sagen und... Aua!“ Ein Rumpeln unterbrach das Geschehen und dann Jonouchis Stimme: „Oh, entschuldige bitte, du Klatschtante! War das dein Schienbein?“ Yugis Mundwinkel zuckten, während er ein leises Schimpfen und wenig zurückhaltendes Lachen hörte. Schließlich setzte er sich besser hin.  Sein Magen grummelte und das duftende Brot vor ihm machte es nicht besser. Hoffentlich ging es Anzu inzwischen auch besser. Sie mußte  einen verdammt langen Tag gehabt haben. Mit etwas Mühe konnte Yugi ihren braunen Schopf ausmachen... und gleich daneben sah  er Atem, Bakura und Kaiba. Offenbar hatten die drei heute mit ihrer Tradition gebrochen. Yugi konnte ihre Gesichter nicht genau erkennen  und so blieb ihm ihr Gemütszustand leider verborgen. Doch da beugte Atem sich zu Anzu hinüber und schien ihr etwas zuzuflüstern.  Sie nickte und Yugi hatte den Eindruck, daß sie sich entspannte. Er wandte sich wieder seinem Tisch zu und während er an seinem Brot kaute, hörte er, was die anderen inzwischen erfahren hatten... oder  sich ausgedacht haben mußten. Von riesigen Blutpfützen und zerrissenem Fleisch war da die Rede und davon, daß Anna wiederbelebt hatte  werden müssen und, oh, daß sie den Namen ihres Mörders mit Blut an die Wand geschrieben hatte. Es war so dermaßen lächerlich und überzogen, daß Yugi keine Kraft fand, sich vor diesem Unsinn noch zu ekeln. Er stellte auf Durchzug  und konzentrierte sich lieber auf die heiße Suppe, die wie Balsam für seine geschundenen Nerven war. Am Ende des Essens, es war schon gleich Mitternacht und der Mond schien bereits in den Speisesaal, erhob der Direktor sich und hob  eine Hand. Die Schüler verstummten langsam und alle Blicke wandten sich zum Lehrertisch. „Heute war ein harter, schwerer Tag. Anna wurde schwer verletzt und hat sehr viel Blut verloren. Inzwischen kann ich euch mitteilen, daß  sie bald wieder gesund sein wird. Das verdanken wir auch dem Eingreifen vieler von euch, die heute geistesgegenwärtig gehandelt haben,  indem sie Hilfe holten oder Anna Erste Hilfe leisteten. Danke an euch.“ Beifall brandete durch den Saal und Jonouchi stieß Yugi, der daraufhin rot anlief, leicht in die Rippen. Yugi fragte sich, wer Jonouchi  von seinem Lauf erzählt hatte. „Leider wissen wir noch nicht, was genau geschehen ist. Da wir einen Eindringling von außerhalb nicht ausschließen können, bitte ich  euch alle, besonders aufmerksam zu sein und am besten nicht mehr alleine durch die Schule zu gehen, bis wir Genaueres wissen. Die  Polizei hat das Schulgebäude durchsucht, aber nichts gefunden.“ „Die Polizei war da?“ Überrascht blickte Yugi zu Jonouchi, der verlegen grinsend mit den Schultern zuckte. „Vergessen“, wisperte er. Yugi fragte sich, wie man so etwas vergessen konnte. „Da wir heute alle erst so spät in die Betten kommen, fallen morgen die ersten beiden Schulstunden aus. Ich wünsche euch eine gute  Nacht. Bitte geht nun in eure Zimmer. “ Yugis Geist ergänzte ein unheilschwangeres „und bleibt dort besser.“. Schaudernd stand Yugi auf und ging mit Jonouchi zurück in ihren  Zimmertrakt.  „Sag mal, war da wirklich soviel Blut?“ erkundigte letzterer sich und sah beim Gehen auf den Boden, als würde dieser gleich anfangen,  zu bluten. „An ihrem Hals und Hemd waren welches. Aber da war nichts auf dem Boden.“ „Hm, komisch. Wenn sie soviel Blut verloren hat...“ „...hätte es da sein müssen.“ Yugi blickte sich um, doch nichts Ungewöhnliches fiel ihm ins Auge. Alles schien so normal... Bis auf die  Frage, was heute Nachmittag wirklich geschehen war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)