Ich bin bei dir ~ von Rubinkarfunkel95 (Spiritshipping) ================================================================================ Kapitel 2: Ungebetender Besuch ------------------------------ „Verfluchtes Mistding! Kannst du nicht ein einziges Mal funktionieren?!“ Wütend fauchte Jaden das kleine elektrische Gerät mit dem Namen Kaffeemaschine an. Zwar war ihm klar, dass keine Antwort erfolgen würde, aber irgendwo musste er ja seinen Frust auslassen. Denn dieses 'Mistding', wie Jesse und er diese Kaffeemaschine schon seit längerem nannten, hatte immer wieder irgendeine Macke, wieso die Zubereitung des Getränks viel länger als nötig dauerte. Das Problem heute konnte der Japaner so gerade nicht lösen. Wie wusste er denn bitte schon, warum die Maschine den Strom nicht akzeptierte? So oft er das Kabel auch schon mit dem Stromanschluss verbunden hatte, das Gerät wollte einfach nicht anspringen. Oder ist es nun vollkommen kaputt? Immer noch wütend, riss er das Kabel erneut heraus um es dann einfach achtlos liegen zu lassen. Gab es dann eben keinen Kaffee zum Frühstück, auch wenn er diesen jetzt mehr als nur gebraucht hätte. Trotz Rubinkarfunkel, der ihm gestern Abend nicht mehr von der Seite gewichen war, hatte er alles andere als gut geschlafen. Um ehrlich zu sein, war nicht einmal an eine Minute an Schlaf zu denken gewesen. Zu viele Gedanken waren die Nacht über in seinem Kopf gewesen, zu viele Sorgen. Müde lehnte er sich an die Anrichte, rieb sich verschlafen die Augen. Wenn es nach ihm gehen würde, hätte er sich wieder unter der warmen Bettdecke verkrochen und versucht vielleicht doch noch etwas Schlaf zu bekommen, doch zu seinem Leidwesen hatten seine Eltern sich vor ein paar Tagen für heute angekündigt. Sie wollten ihren Sohn mal wieder sehen, wo dieser doch jetzt auf eigenen Beinen stand und dadurch selten Zuhause vorbei schaute. Jaden selbst hatte schon gar nicht mehr an diesen Termin gedacht. Rubinkarfunkel war es gewesen, der ihn dazu aufgefordert hatte aufzustehen. Und er war auch jetzt derjenige, der ihn sanft mit der kleinen Schnauze an stupste, um ihn erneut auf etwas aufmerksam zu machen. Neugierig drehte der braunhaarige Japaner den Kopf zur Seite. Was hatte der Duellgeist denn jetzt bitte? „Rubin!“ „Was hast du, Rubin?“ „Rubin!“, kam es nur erneut von der lilafarbenden Katze, ehe Rubinkarfunkel von der Anrichte sprang und in das kleine Nebenzimmer verschwand, wohin Jaden ihr neugierig folgte. Was hatte der Duellgeist denn jetzt bitte? Die Frage klärte sich schon, als der Japaner die Tür öffnete. Dieses kleine Nebenzimmer war der Ort, wo er und Jesse die Lebensmittel aufbewahrten, die nicht auf direkten Wege in den Kühlschrank gehörten. Zumindest sollten hier diese Lebensmittel aufbewahrt sein. Ein kurzer Blick genügte und Jaden musste feststellen, dass hier rein gar nichts mehr zu bieten war, was auch nur ansatzweise etwas essbaren glich. Im Kühlschrank, der kurz darauf unter die Lupe genommen wurde, sah es nicht viel anders aus. Auch hier gab es außer einem abgelaufenen Joghurt und einer angebrochenen Colaflasche nichts zu bieten. „Du hast Recht, Rubin. Wir müssen einkaufen fahren...“ Begeistert war der ehemalige Duellant davon nicht, aber was sollte er schon machen? Seine Eltern würden ihn nur eine lange Predigt halten, wenn sie heraus finden würden, dass er kaum etwas zum Essen im Hause hatte. Außerdem wäre es total unhöflich, ihnen nichts anbieten zu können. Wohl oder übel hieß es dann also, das Haus zu verlassen und in den Supermarkt zu fahren. Mit einem lauten Knall schlug Jaden die Kühlschranktür zu, ehe er auf dem Absatz kehrt machte und sich auf den Weg in sein Zimmer begab, wo er aus dem Schrank ein paar Klamotten heraus kramte. Heute Nacht hatte es ihn kein bisschen gestört, wie er herum gelaufen war. Auch jetzt war es ihm eigentlich Jacke wie Hose, was andere über sein Aussehen denken würden, jedoch wurde er bei jedem Griff zu einem T-Shirt oder einer Sommerhose aus rubinfarbenden Augen böse und vorwurfsvoll angesehen. Auch wenn Rubinkarfunkel nur ein Duellgeist war, konnte auch die lilafarbene Katze die gleiche Überzeugungskraft ausstrahlen wie Jesse. Eine Überzeugungskraft, die den Japaner dazu brachte brav sich einen dicken Pullover, eine ordentliche lange Jeanshose und dem Wetter entsprechende Schuhe anzuziehen. „Bist du jetzt zufrieden?“ „Ja, bin ich.“ Jadens braune Augen wurden von seinen Augenlidern bedeckt, als er die Stimme seines Seelenverwandten wahrnahm. Er wollte nicht aufsehen, wollte nicht wieder erleben, wie niemand hinter ihm stand, oder eher auf dem gemeinsamen Bett saß. Lieber wollte er nur diesen einen Moment an dem Glauben festhalten, der Schwede würde wirklich hier sein. Unbewusst musste er wieder leicht lächeln, ehe er die Augen öffnete und, ohne sich weiterhin umzudrehen, nach seinem Geldbeutel und der Winterjacke griff. „Willst du, dass ich dir noch etwas bestimmtes mitbringe?“ „Eigentlich nicht. Außer... Wie wäre es heute Abend mit Pfannkuchen?“ „Verstanden, Chef.“ Damit verließ er das Zimmer und kurz darauf die kleine Wohnung. Ich wusste schon, wieso ich Einkaufen so hasse... Ja, und wie er es hasste. Zumindest seit ein paar Monaten war es für ihn einfach nur schrecklich in der Öffentlichkeit Einkaufen zu gehen. An sich war diese Tätigkeit ja nichts, wofür man sich schämen müsste, denn es gehörte ja zum Leben dazu. Wenn man es auf die allgemeine Bevölkerung ausbreitete versteht sich. Was Jadens Leben allerdings anging, konnte man es nicht so genau sagen. In der letzten Zeit hatte der Japaner es so oft wie möglich vermieden das Haus für solche Dinge zu verlassen. Mit seinen Freunden traf er sich ja auch so gut wie gar nicht mehr, da ihm deren Lügengeschichten mehr als nur auf den Geist gingen. Bei seinen Eltern war es eigentlich genauso, jedoch konnte man das, was sich Familie nannte, nicht so gut abschütteln wie die komischen Dinger namens Freunde. So hatten sich Jadens Gänge zum Supermarkt auf die großen Einkäufe einmal im Monat beschränkt – bis auf heute. Wenn er jetzt alleine bleiben würde den Tag über, müsste er das nicht hinter sich bringen. Diesen Gang durch die Hölle. Schon als er den Laden betrat beschlich ihn dieses mulmige Gefühl, welches ihn auch nicht die restliche Zeit über verließ. Egal, wohin sein Weg ihn durch die ganzen Regale voller Lebensmitte und sonstigen Produkten trieb – das unangenehme Gefühl blieb wo es war. Der braunhaarige Japaner hätte noch nicht einmal sagen können, woher das alles kam, was seinen Körper dazu brachte leicht vor Angst und vor allem Anspannung zu zittern. War es einfach diese Menschenmasse, die einen immer in so großen Einkaufsläden erwartete? Oder waren es diese seltsamen Momente in denen man glaubte schief von der Seite angeschaut zu werden? Damals an der Duellakademie war es auch so gewesen. Viele Schüler hatten es einfach verrückt gefunden, dass er mit seinen Monstern reden konnte, allen voran sein geflügelter Kuriboh. Jedoch war dies alles zu seiner Zeit dort passiert und damals war er damit auch klar gekommen, hatte es mit einem ehrlichen und breiten Grinsen hingenommen. Hier, in aller Öffentlichkeit, hatte er mit den Duellgeistern noch keinen Kontakt vor anderen Personen aufgenommen. Auch jetzt hatte er sich Rubinkarfunkel noch nicht zugewendet, der ihm seit dem Verlassen der Wohnung keinen Millimeter von der Seite gewichen war. Wie ein Schatten war die lilafarbene Katze dem ehemaligen Duellanten gefolgt. Ein paar Dinge um den Vorrat Zuhause aufzufüllen hatte er schon zusammen. Nicht viel, aber genug um den Eindruck eines gesunden Haushaltes zu erzeugen. Gerade stand er vor dem Regal mit den Keksen und sonstigen Gebäcken. Was sollte er für seine Eltern mitnehmen? Trotz dieser engen Bindung, die eigentlich existieren sollte, hatte der Japaner keine Ahnung, was jetzt richtig wäre oder was nicht. So griff er einfach wahllos zu einem der unzähligen Verpackungen, die eigentlich ja nur darauf warteten gekauft zu werden und wollte sich dann in Richtung Kasse wenden, als er in der Bewegung inne hielt. Der kleine Einkaufskorb, den er sich am Eingang geschnappt hatte, schwanke dabei leicht hin und her. Moment, hatte er nicht noch etwas vergessen? Etwas, was das Abendessen anging? Die Zutaten für die Pfannkuchen... Wie von der Tarantel gestochen machte der junge Japaner eine nicht gerade sehr elegante 90°-Wendung und suchte das Regal auf, wo der fertige Teig für Pfannkuchen stand. Es war nicht so gesund wie wenn man das Gericht selber machen würde, aber da der Schwede und er in den Teig dann noch das mit unter mischten, was sie so liebten wie Äpfel oder auch verrückte Dinge wie Karotten, war es dann doch nicht mehr so schlimm. Obst und Gemüse habe ich schon... „Dann sind wir fertig, oder, Rubin?“ Zur Antwort schnurrte der kleine Duellgeist einmal um Jadens Beine herum. Mit einem sanften Lächeln beobachtete der ehemalige Duellant die lilafarbene Katze dabei. Für den Bruchteil einer Sekunde vergaß er das unangenehme Gefühl, verdrängte, dass seine Eltern bald zu Besuch da sein würden. Somit machte er sich, immer noch mit einem Lächeln auf den Lippen, zur Kasse auf um endlich zu bezahlen und nach Hause zu fahren. Kurz ließ Jaden seinen Blick durch die Küche schweifen. Gut, so ordentlich sah es nun immer noch nicht aus, trotzdem war er der Meinung, dass es reichen sollte. Seit er vom Einkaufen wieder da war und die Lebensmittel entsprechend verstaut hatte, war er nun dabei gewesen die kleine Wohnung ein wenig ansehnlicher zu gestalten. Mit anderen Worten wurde hier und da ein kleines Staubwölkchen entfernt und dreckiges Geschirr endlich in die Spülmaschine gestellt. Viel Mühe gab der Japaner sich nicht, denn so ganz viel Freude konnte er für den kommenden Besuch nicht aufbringen. Warum also sollte er sich dann die Mühe machen nur für ein paar Stunden die Wohnung unnötig aufzuräumen? Er würde damit nur seinen Eltern und sich etwas vorspielen. Und im Gegensatz zu den anderen stand Jaden nicht darauf zu lügen, spielte lieber mit offenen Karten. Ein kurzer Blick zur Uhr sagte ihm, dass er noch ein paar Minuten Zeit hatte. Zeit, in der er Tassen und Kuchenbesteck aus dem Schrank holte. Mit anderen Worten vier Tassen, vier kleine Teller die er mitsamt der Kekspackung auf dem Tisch verteilte. Die Tatsache, dass er dabei eigentlich für eine Person zu viel eindeckte, überging er, nahm es nicht richtig wahr. Ebenso wenig die besorgten Blicke von Rubinkarfunkel, welcher es sich wieder auf der Anrichte bequem gemacht hatte und seinem sozusagen Teilzeitbesitzer bei seinem Treiben zusah. Genau in dem Moment, wo er das letzte Teil abstellte, klingelte es an der Tür – seine Eltern. Rubinkarfunkel gab ein leises 'Rubin' von sich, ehe die lilafarbene Katze von der Anrichte sprang und wie ein Wachhund zur Tür lief. Anstelle aber wie ein Hund nun wild daran hoch zu springen, setze sich der Duellgeist brav auf den Boden, wartete auf Jaden. Als der Japaner zu dem Tier aufgeschlossen hatte, stand jenes auf und kletterte an dem ehemaligen Duellanten hoch um es sich auf dessen Schulter bequem zu machen. Kurz wendete Jaden seine Aufmerksamkeit voll und ganz Rubinkarfunkel zu, kraulte den Kopf der Katze. Der Duellgeist schloss seine rubinfarbenden Augen und gab ein leises Schnurren von sich. Man konnte ihm ansehen, wie sehr er diese Streicheleinheit genoss. Erst als das zweite Klingeln ertönte, ließ der braunhaarige junge Mann von seinem kleinen Freund ab und öffnete die Tür, nur um keine paar Sekunden später seinen Eltern direkt gegenüber zu stehen. Jadens braune Augen blieben ausdruckslos als das falsche Lächeln seine Lippen umspielte. Seine Erzeuger schien dies allerdings herzlich wenig zu interessieren. So, als würden sie alle immer noch eine glückliche Familie sein, nahmen sie den jungen Japaner nacheinander in den Arm, drückten ihn jeweils an sich. Rubinkarfunkel war in der Zeit von Jadens Schulter gesprungen und sträubte sein Fell. Wie auch der ehemalige Duellant war das Tier nicht gut auf die beiden erwachsenen Personen zu sprechen. Jadens Vater war der Erste, der das Wort ergriff. „Es ist schön dich wieder zu sehen, mein Junge.“ „Wir hoffen doch, dir geht es gut?“, fing nun auch seine Mutter an. Jedoch gab Jaden nur ein kurzes Kopfnicken von sich, ehe er sich umdrehte und seine Eltern mit einer Handbewegung die so viel sagte wie 'ihr könnt die Jacken einfach hier im Flur an den Haken hängen' in die Küche führte. Kaum hatte die ganze Familie Yuki den kleinen Küchenbereich betreten, fiel die freundliche Fassade völlig in sich zusammen. Hatten Jadens Eltern bis vor ein paar Minuten noch gelächelt, versucht freundlich zu sein, erstarrten beide zeitgleich zu einer Statur aus Eis. Etwas, was dem Japaner nicht entging, es aber zu überspielen wusste. „Kaffee kann ich euch leider nicht anbieten, zumindest keinen frisch gekochten, da die Maschine heute morgen den Geist aufgegeben hat. Wie wäre es mit einer Fertigmischung?“ „Jaden.... Für wen ist das vierte Set an Besteck gedacht?“ Sofort war die Frage um das Trinken vergessen. Rubinkarfunkel kletterte wieder an Jaden hoch um den Platz auf der Schulter des Japaners einzunehmen. Die Stimmung hatte nun deutlich den Gefrierpunkt erreicht, als sich die Blicke aller drei anwesenden Menschen im Raum trafen. Trotzig verschränkte Jaden die Arme vor der Brust. „Für wen wohl, mh? Jesse natürlich...“ Kurz tauschten die Eltern einen vielsagenden Blick aus, ehe sich seine Mutter ihm wieder zuwendete. „Jaden, Liebling, wann wirst du es endlich einsehen? Jesse kommt nicht wieder...“ „Natürlich kommt er wieder! Er -“ Doch sein Vater schnitt ihm mit einer deutlichen Handbewegung das Wort ab. Beide Männer funkelten sich wütend an. Doch es war der ältere Yuki der anfing zu sprechen. Und seine Worte schienen den jungen Japaner zu erdrücken. „Jaden... Jesse ist tot!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)