Das Leben auf der Cross Academy von Puraido ================================================================================ Kapitel 107: Teil 2 – Kapitel 60 – Kyras Träume – Lees Geständnisse -------------------------------------------------------------------- Montag, 13. Oktober 2008 1987 Kyra lief gerade durch die Straßen New Yorks. Sie versuchte zum Hunterhauptquartier zu gelangen, schließlich hatte sie schon hart trainiert und einige Vampire hatte sie auch schon erlegt. Sie war extra bis nach New York gereist, denn hier lag das Hauptquartier aller Hunterverbände der gesamten USA. Sie lief durch dunkle, ekelhafte, stinkende Gassen. Hier würde wohl keiner freiwillig hinkommen. Der Gestank der Gosse, der Kyra nur zu gut vertraut war, lag in der Luft. Ihr Atem ging schwer und ihr war trotz der Kälte warm. Es war gerade Anfang Dezember und es war eisig kalt. Kyra stockte plötzlich, denn sie nahm Geräusche war. Sie kam ganz zum Stehen und versuchte ihren Atem zu beruhigen. Schnell griff sie nach der Waffe, die sie an ihrem Gürtel befestigt hatte. Sie zückte und entsicherte sie. Sie hörte jetzt ganz deutlich Schritte, doch sie konnte nichts fühlen, Vampirauren nahm sie nämlich schon einigermaßen wahr. Sie drehte sich um, denn die Schritte kamen von hinten, sie wartete ungeduldig auf den Feind. Doch es war anscheinend kein Feind, es war ein Mensch, ein Mann. Er war groß gewachsen und hatte nachtschwarzes Haar Zudem hatte er grüne Augen, die sie in den Bann zogen, sobald sie hineinblickte. Ihr stockte der Atem, warum gerade ein Mann? Sie wich weiter zurück, man konnte bei Kerlen ja nie wissen. „Nanu, kleines Fräulein, was machst du denn so alleine in dieser dunklen Gasse?“, fragte er, seine Stimme war dunkel, aber samtig und eigentlich viel zu melodisch für einen Mann. Sie machte weitere Schritte nach hinten. „Hab keine Angst, kleines Fräulein, ich bin nicht hier, um dir etwas zu tun“, meinte er, doch plötzlich richtete er eine Waffe auf Kyra. Geschockt weiteten sich ihre Augen. Das meinte er doch wohl nicht ernst … Er schoss, allerdings zielte er auf etwas über ihr. Trotzdem schloss Kyra erschrocken die Augen und duckte sich. Im nächsten Moment fühlte sie, wie etwas auf sie nieder rieselte. Kyra öffnete die Augen und fuhr sich durch die Haare. Sand, sie hatte auf einmal Sand in der Hand. „Vampir“, hauchte sie. „Geht es dir gut, kleines Fräulein?“, fragte der Mann jetzt wieder. Kyra sah ihn immer noch erschrocken an, nickte aber. „Sehr schön, kleines Fräulein“, kam es lächelnd von dem anderen. „Darf ich mich vorstellen. Mein Name ist Cole Wesson“, teilte er ihr mit. „Ich bin ein Hunter und ich habe dich so eben vor einer blutgierigen Bestie gerettet.“ Noch immer etwas verunsichert sah Kyra zu Cole hinauf. Sie wich weiter vor ihm zurück. „Du brauchst keine Angst zu haben, kleines Fräulein, ich werde dir nichts tun. Sag, wie heißt du?“, fragte er nach. „Kyra“, antwortete sie wie betäubt. Sie hatte den Vampir nicht gespürt! Dabei war sie sich so sicher, dass es jetzt klappte. „Nun, Kyra, was machst du hier an diesem schrecklichen Ort, noch dazu alleine?“, hakte Cole weiter nach. „Ich will zum Hunterhauptquartier“, entgegnete sie ihm mechanisch. „Oh, soll ich dich dahin begleiten? Das ist denke ich sicherer. Aber was möchtest du denn da?“ „Ich will eine Hunterin werden“, kam es von ihr. „Ich verstehe. Dann werde ich dich dahin begleiten, denn ich muss ebenfalls zum Hauptquartier“, sagte er und ging voraus. Kyra folgte ihm nach kurzem Zögern. Doch es stellte sich heraus, dass Cole sie tatsächlich zum Hauptquartier führte. Sie stellte fest, dass sie ohne seine Hilfe aufgeschmissen wäre, sie hätte es niemals gefunden. Cole brachte sie zum Büro des Vorsitzenden. „So, kleines Fräulein, da wären wir“, verkündete er und klopfte. Der Vorsitzende rief sie herein. Er war ein Japaner, das konnte Kyra erkennen. Er hatte braunes Haar und ebenso braune Augen. Er musterte Kyra lange. „Cole, wer ist dieses Mädchen?“, fragte er. Sein Englisch war flüssig, doch man konnte noch einen leichten Akzent heraushören. „Nun, Akito, dieses kleine Fräulein heißt Kyra und sie möchte zu dir“, meinte Cole. „Verstehe. Nun gut, Kyra, ich bin Akito Smith, der Vorsitzende aller Hunterverbände in den gesamten USA. Was möchtest du von mir?“, wollte er wissen. Kyra sah Akito noch immer an, ehe sie schnell den Kopf schüttelte und dann vortrat. Sie straffte die Schultern und sah ihm mit festem Blick in die Augen. „Ich möchte eine Hunterin werden!“ Akito runzelte die Stirn. „Stammst du denn aus einer Hunterfamilie? Du musst wissen, man wird als Hunter geboren, man kann so etwas nicht einfach werden“, erklärte er ihr. „Nein, meine Mutter war eine Prostituierte und meinen Vater kenne ich nicht“, gab sie zu. „Aber ich hab schon Vampire getötet, als ich sechs war!“, fügte sie noch schnell hinzu. „Aha, und warum?“ „Weil mich diese Mistkerle als Geisel genommen haben. Nachdem meine Mutter ermordet worden war, sind sie angekommen. Sie haben mich entführt und fast ein Jahr lang schrecklich misshandelt. Doch ich habe eine Pistole gefunden und sie erschossen“, erzählte Kyra stolz. „Wie alt bist du jetzt?“, fragte Akito weiter. „Ich bin am vierten September vierzehn geworden“, sagte sie. „Es tut mir Leid für dich, auch dass dir so etwas Schlimmes passiert ist, aber leider bist du erstens zu jung um ein Hunter zu sein, noch dazu stammst du nicht aus einer Hunterfamilie. Deshalb können wir dich leider nicht aufnehmen“, erklärte Akito ihr ruhig. „Was? Aber was soll ich denn dann machen? Ich hasse die Vampire doch so, wieso kann ich nicht einfach so ein Hunter werden?“, fragte Kyra wütend. „Aus eben genannten Gründen, es tut mir wirklich Leid, Kyra, aber wir können das nicht verantworten. Ich möchte dir jetzt empfehlen, das Hauptquartier zu verlassen“, meinte Akito jetzt streng. Kyra ballte die Hände zu Fäusten. „Ich werds euch schon zeigen! Ich hab das Zeug dazu!“, rief sie und stürmte dann aus dem Büro. Ihr brannten Tränen in den Augen. „Diese blöden Leute, denen werde ich es schon zeigen!“, murmelte sie und rannte den Flur entlang. Doch plötzlich knallte sie gegen jemanden und landete unsanft auf dem Hintern. „Au“, stieß sie aus. Auch die andere Person stöhnte auf. „Kannst du nicht aufpassen?“, grummelte der Junge, er war auch auf dem Boden gelandet, war aber sofort wieder aufgesprungen. Kyra sah jetzt auf und blickte den Jungen an. Er hatte braunes Haar und ebenfalls sehr grüne, hypnotisierende Augen. Sie sah, wie der Junge stutzte. „Oh“, murmelte er nur. „Kann ich dir aufhelfen?“, fragte er und hielt ihr eine Hand hin. Kyra sah leicht zur Seite, ergriff aber die Hand und ließ sich aufhelfen. Aus den Augenwinkeln schielte sie den Jungen an. Er war ein Kopf größer als sie. „Ich bin Lee und du?“, stellte er sich vor. „Kyra“, nuschelte sie. „Du kommst aus dem Büro von meinem Opa, was wolltest du denn da?“, fragte er weiter. „Dein Opa?“ „Ja, Opa Akito, ich glaube auch, das Opa Cole auch darin ist, stimmts?“, hakte er nach. „Oh verstehe … jedenfalls, die wollen nicht, dass ich eine Hunterin werde“, grummelte Kyra. „Warum will so ein süßes Mädchen wie du denn Hunterin werden?“, wollte Lee wissen. Kyra riss die Augen auf und lief rot an. „Was redest du denn da? Ich bin doch nicht süß!“ „Doch, schon irgendwie“, meinte Lee und grinste. „Püh!“ „Woran liegt es denn, dass sie dich nicht aufnehmen wollen?“, fragte Lee weiter. „Ich bin zu jung, noch dazu stamme ich nicht aus einer Hunterfamilie“, seufzte Kyra. „Oh, wie alt bist du denn?“ „Vierzehn! Das ist ja wohl alt genug!“, brummte sie. „Hm, verstehe … nein, mit vierzehn darf man auch noch nicht jagen, ich muss auch noch einige Jahre warten“, antwortete Lee. „Was? Wie alt bist du denn?“, kam es von Kyra. „Elf …“ Kyra riss die Augen auf und sah zu Lee auf. „E-elf? Elf?! Du willst mich verarschen, oder?“, stieß sie entsetzt aus. „Nein, ich bin nur ziemlich groß gewachsen …“, murmelte Lee. „Hmh, du meinst das echt ernst? Elf? Und du bist schon so groß?“, nuschelte sie. „Tja, ich wachse noch ein wenig, von daher … ich bin gespannt, wie groß ich werde, wenn ich ausgewachsen bin“, grinste er sie an. „Leehee“, rief da jemand. Ein kleines Mädchen kam auf Lee zu gerannt und umarmte ihn. Es folgte ein weiteres Mädchen. „Oh, Lee, wer ist das denn?“, fragte die ältere der beiden. „Das ist Kyra, sie ist in mich hineingerannt“, erklärte Lee. Dann wandte er sich an Kyra. „Kyra, das sind meine beiden Mädchen“, meinte er und grinste. „Hä?“, kam es sehr geistreich von Kyra. „Nun ja, die, die mich gerade umarmt ist Mary, meine Schwester und diese hier“, er deutete auf das ältere Mädchen. „Das ist meine Verlobte, Julie“, stellte er die beiden vor. Kyra sah die drei nur an und nickte dann. „Ähm, freut mich“, nuschelte sie. „Jedenfalls, ich muss jetzt gehen“, kam es abrupt von ihr. „Bye.“ „He, warte!“, rief Lee ihr hinterher, doch sie war schon um die Ecke verschwunden. Sie rannte auf das Tor zu und … 2008 … schlug die Augen auf. Sie saß kerzengerade im Bett und war schweißnass. Was war bloß passiert? Ihr Atem ging hektisch und sie sah sich suchend um. Sie entdeckte Lee auf einem Stuhl neben dem Bett. Er betrachtete sie. „Na, endlich wieder aufgewacht?“, murmelte er. „Was ist los? Warum bin ich wieder hier?“, fragte Kyra verwirrt. „Nun ja, ich hab dich bewusstlos an einem Baum nahe der Cross Academy gefunden und dich hierher gebracht. Und keine Angst, ich hab dich nicht wieder vergewaltigt …“, meinte er. „Wie freundlich …“, seufzte Kyra. „Was ist denn überhaupt passiert?“, wollte Lee wissen. „Ich weiß es nicht, da war eine Frau, ich weiß nur noch, dass sie mich gegen einen Baum gedrückt hat und als ich in ihre türkisfarbenen Augen geschaut habe, gingen die Lichter aus …“, murmelte sie. „Hm, interessant. Und was hast du geträumt? Du sahst ja richtig erschrocken aus“, hakte Lee weiter nach. „Na ja, ich weiß nicht so recht. Ähm, ich hab von dem Tag geträumt, an dem ich mich beim Hunterhauptquartier gemeldet hab und die mich nicht wollten. Damals bin ich in einen Jungen rein gerannt … Das hatte ich total vergessen, ich konnte mich später noch nicht mal mehr an seinen Namen erinnern, doch jetzt ist er wieder gekommen … Sag mal, Lee, erinnerst du dich daran?“, fragte sie ihn und sah ihm dabei in die grünen Augen. Lee nickte und rutschte zu ihr aufs Bett. „Ja, ich erinnere mich genau daran … schließlich war es das erste Mal, dass ich dich traf … Wie könnte ich das vergessen?“, meinte er. Er zog sie an sich und küsste sie. „Warum hast du deine Familie umgebracht?“, fragte Kyra. „Weil sie mich mit einer langweiligen Person verheiraten wollten, einer Person, die ich nicht liebte. Weil sie viel zu spießig waren und weil sie dich nicht zu einer Hunterin ernennen wollten“, antwortete er ihr. „Du hast das wegen mir gemacht?“, stieß sie aus. „Aber klar, ich hab dich all die Jahre lang verfolgt. Habe beobachtet, was du getan hast. Ich war entsetzt, als du plötzlich im Gefängnis warst … Und umso erleichterter, als ich dich wieder hatte. Verstehst du es nicht, Kyra?“, murmelte er. „Du warst es schon immer, was meinst du, warum ich mich dir angeschlossen habe? Mir war klar, dass du dich nicht an mich erinnerst, als wir uns dann wieder trafen. Deine Reaktionen haben es mir verraten, aber gut, das nahm ich in kauf …“, erzählte er. „Aber, du kanntest mich doch gar nicht …“ „Spielt das eine Rolle? Du hast mein ganzes Denken eingenommen, seit ich dir das erste Mal in die Augen geschaut habe … Und du behauptest, ich hätte einen hypnotischen Blick“, meinte er scherzhaft. Kyra war rot angelaufen und sie starrte Lee an. All das wegen ihr? „Du bist durchgeknallt … absolut verrückt“, nuschelte sie und schüttelte ungläubig den Kopf. „Nein, bin ich nicht, ich bin nur verliebt“, gestand er ihr. Kyra schüttelte lächelnd den Kopf und sah dann zu Lee. Sie beugte sich vor und küsste ihn. „Du bist mir einer“, meinte sie. Lee drehte sich auf sie drauf und erwiderte den Kuss. „Hey, du hast mir gestanden, dass du mich liebst. Irgendwann musste ich es dir ja auch mal sagen … Obwohl ich eigentlich dachte, dass dir das klar sei“, nuschelte er. „Ich bin mir sicher, irgendwo, tief in meinem Inneren, war es mir klar“, antwortete sie und zog ihn zu sich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)