Wörtertanz mit einem Globus von Sternenschwester (OS/Drabbelsammlung) ================================================================================ Kapitel 1: Nomenwalzer - Staub - Köln, Vatikan ---------------------------------------------- Staub Irgendwann im 17 Jahrhundert „Liebster Severin, was macht Ihr hier draußen in der Kälte.“ Mit einem Weinkelch in der Hand, gesellte sich Bonifatius zu seinem Kölner Pendant, welcher in seiner gewohnten Distanziertheit an der Balustrade der Terrasse stand und eingehüllt in seinen groben Wollumhang, der einem Vertreter eines Erzbistum nicht würdig war, die Sterne betrachtete. Die berauschende Stimmung des Festes hatten dem Repräsentanten des Kirchenstaates rote Wangen beschert, von denen sich der Angesprochene sicher war, das sie nicht von Scham herführten. Das Gelächter und Gejohle der ausgelassenen Meute im Inneren des Palasts war nicht zu überhören. Eine Hand legte sich auf die knochigen Schultern des Kölners und erst jetzt sah er in die goldbraunen Augen seines Herren. „Ich suche die Ruhe und Besinnung, euer Heiligkeit.“ „Noch immer so förmlich. Ich denke in gerade solch einer lockerer Stimmung, könnten wir solch verstaubte Gepflogenheit für einen Abend außer Acht lassen.“ Severin entglitt geschickt der körperlichen Nähe Bonifatius und wandte seinen Blick wieder in den Himmel. Auf den angeheiterten Gesicht des anderen schlich sich ein unheilverkündendes Grinsen. „Nach all den Jahren noch immer der gleiche strenge Charakter. Mein Lieber, du solltest endlich den Staub der Vergangenheit wegkehren und anfangen das Leben zu genießen.“ Nun blitzten die dunklen Augen für einen Moment bedrohlich auf und Bonifatius wurde sich zu spät bewusst, das er offenbar empfindlich auf die angespannten Nerven des anderen getreten war. „Vielleicht sollte sich die Kirche auch wieder auf diesen alten Staub besinnen und sich nicht jede Nacht um den Verstand saufen und huren.“ Mit diesen strengen Worten drehte sich das Kölner Erzbistum von der Balustrade ab und verließ das rauschende Fest über den weitläufigen Garten des Grundstückes. Bonifatius starrte ihn nach, verwirrt über solch einen seltenen Mangel an Disziplin und Beherrschung seitens des Kölners, bis der graue Schemen des Wollumhanges von der Nacht verschluckt wurde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)