Wörtertanz mit einem Globus von Sternenschwester (OS/Drabbelsammlung) ================================================================================ Kapitel 6: Nomenwalzer - Knecht - Aus ------------------------------------- Knecht Klosterneuburg- Frühling 1220 (Unter Herrschaft Leopolds VI) „Und du bist also die Personifikation von Österreich.“ Roderich nickte ernst, während er die restlichen Kinder, welche vor ihm herum tollten, keine Sekunde aus den Augen ließ. Zwar war es irgendwie unter seiner Würde, die Amme für die bunte Kinderschar seines Herren zu spielen, aber auf der anderen Seite eine angenehme Abwechslung für den, in letzter Zeit sehr anstrengenden, politischen Alltag. Zwar war er persönlich kaum in eine kriegerische Auseinandersetzung verwickelt worden und in seinen Ländereien, wie auch bei Hedwig herrschte ein angenehmer Landfriede und vielversprechender Wohlstand, aber die diplomatische Rolle, welche er in letzter Zeit wiederholt spielen musste, zerrte erheblich an seinen Nerven. „Das heißt, wenn ich einmal Herzog bin, gehörst du mir?“ Der Tonfall in der Stimme klang aufgeregt. „Ihr vergesst, junger Fürst, dass euer Bruder zuerst in der Erbfolge dran kommt, sollte euer Vater, Gott möge es herauszögern, vor Petrus' Pforte stehen.“ Auch ohne zu Seite zu schauen, konnte sich Roderich lebhaft vorstellen, wie der Bursche ärgerlich das Gesicht verzog. Das Thema Vater und das Thema Bruder lösten nie eine große Begeisterung bei Friedrich aus. Der Schatten seines weisen Vaters war groß und das Los des Zweitgeborenen lastete schwer. Das junge Herzogtum dachte schon damit sei die Konversation beendet, da belehrte ihn der Herzogssohn eines Besseren. „Aber angenommen ich würde eines Tages Herzog von Österreich und Steiermark werden. Was wärst dann du?“ Irgendwie beschlich Roderich das Gefühl, er werde die folgenden Worte eines Tages bereuen. Dennoch sprach er sie aus. „Euer Knecht, Friedrich.“ Das Grinsen, welches darauf hin auf den Lippen des jungen Herzogssohnes lag, signalisierte ihm, dass der Junge mit dieser Antwort höchst zufrieden war. Dennoch beunruhigte ihn der ehrgeizige Blick, welcher einen kommenden Sturm ankündigte und später war sich Roderich sicher, er hätte dieses Unwetter, welches der spätere Friedrich II auslösen würde, kommen sehen müssen. (Ein knappes Jahrzehnt später stach Friedrich II durch sein hitziges Gemüt und sein Desinteresse an diplomatischen Verhandlungen aus der langen Reihe der babenbergischen Markgrafen, bzw. Herzögen heraus. Sein Tod stürzte Österreich und Steiermark in vier Jahre Chaos.) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)