Cejiñu von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: Träume in eine andere Welt ------------------------------------- Hallo!!! Ich habe lange überlegt, ob ich sie veröffentliche, doch ich denke, ihr solltet sie lesen. Ganz doll freue ich mich über Kommentare und ich schreibe auch erst weiter, wenn ich mindestens eins habe. Also, wenn euch die Geschichte gefällt, tut euch und mir den Gefallen etwas dazu zu sagen. Und bei dieser Geschichte meine ich es wirklich ernst. Natürlich werde ich sie weiterschreiben, aber ich werde sie nicht mehr auf Animexx veröffentlichen und wieder löschen. Also, es liegt in eurer Hand. Aber genug gedroht. Viel Spaß! ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Träume in eine andere Welt Es war nachts, als die rotlodernden Flammen durch das Schloss brachen. Binnen weniger Minuten war die Luft von dem beißenden Gestank verbrannten Fleisches erfüllt. Soldaten drangen in die Gemächer ein und hinterließen eine Spur der Verwüstung. Doch so unerwartet der Angriff auch war, die Soldaten des Königs formierten sich bereits für den Gegenangriff und wenig später waren Kampfgeräusche und Todesschreie ein großes Durcheinander. In einer Ecke kauerte sich eine Mutter mit ihren beiden Kindern. Sie hofften in dem Chaos zu entkommen, doch ein Schwerthieb machte alle Hoffnungen zunichte. Dann fiel auch die letzte verschlossene Tür den Feinden zum Opfer und die Meute stürmte die angrenzenden Gemächer. Jedes Lebewesen egal ob Mann, Frau oder Kind wurde gnadenlos niedergemetzelt. Susan erwachte schweißüberströmt in ihrem Zimmer. Zitternd schob sie sich eine nasse Strähne aus dem Gesicht. Die Zimmeruhr zeigte blinkend an, dass es gerade mal halb sechs war. Langsam beruhigte sich Susans Atem wieder und sie sank zurück in ihre weichen Kissen. Doch der erholsame Schlaf kam nicht und Susan lauschte den singenden Stimmen der Vögel vor ihrem Fenster. Sie lebte in einem kleinen ruhigen Teil der Stadt, wo es nur niedrige Wohnhäuser gab, die in einer grünen Landschaft platziert waren. Susan wohnte hier erst seit wenigen Jahren und doch mochte sie nie wieder weg. Die Wärme ihres Bettes konnte Susan nicht zurückhalten und so setzte sie sich an den Schreibtisch und holte einen roten Hefter aus einer Schublade. Ihr Zimmer war spärlich eingerichtet und leicht unordentlich. Wie fast jeden Morgen machte sie nun ihre Hausaufgaben. Zum ersten Mal an diesem Morgen war sie dankbar dafür um halb sechs aufgewacht zu sein, denn die Aufgabe zog sich eine ganze Stunde lang hin und als ihre Mutter sie wecken kam, bekam diese nur ein fröhliches "bin schon wach!" entgegengeschmettert. Susan schlüpfte aus dem Schlafanzug in ihre normale Kleidung und ging gutgelaunt zum Frühstück. Frühmorgens ging es im Hause Summer sehr hektisch zu. Ihre Mutter und ihr Vater verließen das Haus schon rasch und kamen meist erst spät wieder. Susan war die meiste Zeit alleine. Doch sehr störte es sie nicht. Zumindest redete Susan sich dies ein. Im Laufe der nächsten Stunde putzte sie sich die Zähne, kämmte sich die Haare und räumte ein bisschen auf. Schließlich stand sie bereit zur Schule an der Haustür und wie immer klingelte es kurz darauf dreimal. Vor der Tür stand ihre Freundin Karen und musterte Susan genauestens. Dann schnalzte sie mit der Zunge und sagte: "Dann können wir also los, Süße?" Karen und Susan waren schon seit Susans Umzug hierher beste Freundinnen und machten fast alles zusammen, obwohl sie verschiedener nicht sein könnten. Während Karen meist kichernd den Jungs nachschaute, interessierte sich Susan eher für Bücher. Karen zog sie dann meist auf und Susan spielte beleidigt, aber wenn es mal ernst wurde, hielten sie fest zusammen. Karen war außergewöhnlich hübsch und hatte zwei große Brüder, die wie sie in der Schule sehr beliebt waren. Susan stand bisher immer in ihrem Schatten, aber stören tat es sie nicht wirklich. Nach einem kurzen Marsch von zehn Minuten kamen sie gerade noch rechtzeitig zu einer langweiligen Stunde Geschichte in der Schule an. Geschichte wäre ja vielleicht ganz interessant gewesen, wenn der Lehrer nicht eine Schlaftablette in menschlicher Gestalt gewesen wäre. Susans frühes Verlassen des Bettes machte sich nun doch bemerkbar, doch irgendwie war es auch so, als würde etwas sie in den Schlaf ziehen. Viel Zeit blieb ihr nicht darüber nachzudenken, denn schon entfernte sich das monotone Gemurmel des Lehrers von ihren Wahrnehmungssinnen. Seit Susans letztem Besuch schienen in dem Schloss Tage vergangen zu sein. Die Menschen weinten und verlangten nach Brot und Wasser, doch nichts wurde ihnen gegeben. Durch die schwarzen Gänge des Schlosses schritten zwei Männer. Das wehleidige Volk blickte bittend zu ihnen auf, aber die Herren ignorierten sie. Einer der beiden Männer war ein hochgewachsener Mann mit schwarzem Haar, durch das sich silberne Strähnen zogen. Auf seinem Haar lag eine massive goldene Krone. Der andere war offensichtlich sein General. "Die Mannen des weißen Blitzes haben sich unerwartet zurückgezogen, mein König. Es war als hätten sie nur auf diesen Zeitpunkt gewartet." "Sie haben sich also feige verkrochen. Das riecht doch schon nach einer weiteren Hinterhältigkeit von diesem hochmütigen Zauberer. Gibt es noch irgendwelche Neuigkeiten, General?" "Oh ja. Gute Nachrichten, Mylord. Prinz Arren befindet sich auf dem Weg hierher. Er wird in wenigen Minuten eintreffen." "Das nennst du eine gute Nachricht?" Donnerte der König. "Der Junge hätte weiter sicher in seiner Schule bleiben sollen. Was fällt ihm überhaupt ein, dieses Schloss jetzt aufzusuchen?" "Er kommt euch zu Hilfe, Vater." Am anderen Ende betrat ein Junge von nicht mehr als 19 Jahren den Saal. Am Gürtel trug er eine Schwertscheide und auch ansonsten war er für einen Königssohn relativ schlicht gekleidet. Sein Haar war ebenso schwarz wie das seines Vaters und sein Blick war härter, als er in dem Gesicht eines jungen Mannes hätte sein sollen. "Ich hörte von Truppen, die gegen unser Land zogen und da machte ich mich auf den schnellsten Weg zu euch. Aber wie ich sehe, war es zu spät. Was gedenkt ihr nun zu tun, Vater?" "Ich gedenke, dich schnellstmöglich wieder auf deine Schule zu schicken. Xeres!" Der König stampfte mit einem Fuß auf, so dass die Leute in seiner Nähe zusammenzuckten. Arren verdrehte stöhnend die Augen. Es war kein Geheimnis, dass der junge Prinz den alten Kauz nicht ausstehen konnte, aber sein Vater schob es auf Arrens Unreife. Wenige Sekunden später erschien Besagter in der Tür. Xeres trug eine lange samtene Robe und stützte sich auf einen hölzernen Stab. In den Falten seines Gewandes lugten hier und da allerlei Kräuter und andere magische Gegenstände heraus. Sein Bart war schlohweiß und unter seinen buschigen Augenbrauen lugten freundliche Augen hervor. Bei seinem Eintreten ging der General und alles Fußvolk auf die Knie. Arren blieb trotzig stehen und verschränkte die Arme. Der König neigte nur kurz den Kopf als Zeichen zur Begrüßung. Xeres verneigte sich: "Ihr habt gerufen?" "Ja. Ich verlange, dass ihr Prinz Arren auf seinem Weg zurück zur Schule begleitet und ihn davon abhaltet vor seiner Entlassung dort hierher zurückzukehren." "Mit Verlaub, Majestät. Aber ich habe eine bessere Idee. Ich werde den Jungen mit auf eine Reise nehmen, auf der er mehr lernen wird, als ihm diese ferne Schule je beibringen wird." "Ihr ward schon immer mein bester Ratgeber, also vertraue ich euch meinen Sohn an. Arren! Du hast gehört, was Hochmagier Xeres gesagt hat." Arren trat sichtlich wütend zu seinem Vater heran. "Ich reise 300 Meilen von meiner Schule bis hierher, nur um sofort wieder weggeschickt zu werden? Ihr schickt mich anscheinend lieber mit eurem fantastischen Hochmagier auf eine unbestimmte Reise, als meine dargebotene Hilfe anzunehmen!" "Ich werde auf deine Hilfe verzichten können und eine Reise ins Unbekannte wird dir ganz gut tun. Wenn du wieder hierher kommst, wirst du ein vollwertiger Mann sein. Xeres, gebt ihm das Schwert. Er soll seine Geheimnisse endlich entschlüsseln." "Jawohl, Majestät!" Xeres verneigte sich wieder und verließ den Raum. Arren folgte ihm widerstrebend. Der General erhob sich wieder: "Mylord, wir haben des Hochmagiers Hilfe bitter nötig." "Der Prinz hat sie nun nötiger, denn auf ihm liegt die Last den Untergang meines Reiches zu rächen." Und mit diesem Satz rüstete er sich für den entscheidenden Schlag. Arren hingegen betrat mit Xeres einen der tiefen Keller des Schlosses. In der Mitte des mit Säulen durchwachsenen Kellers stand ein reichverzierter Altar. Und auf diesem lag auf einem golddurchwebten Tuch ein schlichtes Schwert mit einem einfachen Griff. Arren schritt fasziniert von der eigenartigen Aura, die das Ganze umgab, an den Altar heran. Mit beiden Händen ergriff er das Schwert langsam und betrachtete es von allen Seiten ausgiebig. Ein Geräusch ließ den Jungen auffahren und schnell tauschte er das neue Schwert mit dem in seiner Scheide aus. Xeres nickte lächelnd, bevor er aus einem Beutel ein kleines Pulver holte und es in die Luft streute. Dann sagte er ein paar mystische Worte und ein grünschimmernder Spiegel erschien. Arren berührte mit einer Hand die Oberfläche, welche sich weich und warm anfühlte. Ein Trupp feindlicher Soldaten lief die Treppen zum Keller hinunter und Xeres schubste Arren energisch in den Spiegel. Im nächsten Moment befanden die zwei sich auf einer saftig grünen Hügelkuppe. Um sie standen alte knotige Bäume und spendeten kühlen Schatten vor der brennenden Nachmittagssonne. Sie schauten auf das nun ferne Schloss hinab. Xeres lief ein paar Schritte, bei denen er tief aus- und einatmete. "Findest du nicht auch das die Luft hier viel frischer ist als in dem Schloss?" "Ich wäre lieber in der schlechten verbrannten Luft meines Schlosses und würde gegen die feindlichen Soldaten kämpfen als hier auf diesem Hügel zu stehen und zuzusehen." "Bedenke aber, dass du in binnen weniger Minuten tot sein und deinem Vater sowieso nicht helfen könntest. Arren, manchmal muss man eine Abzweigung vom Weg nehmen, um sein Ziel zu erreichen." "Was für ein Weg?" "Der Weg des Lebens. Ich wollte mal etwas Schlaues sagen und du verstehst das wieder nicht. Jedenfalls meinte ich, dass man seinen Willen auch bekommen kann, wenn man nicht dem Offensichtlichen folgt und das manchmal sehr viel erfolgreicher. Wir werden in den nächsten Wochen einen weiten Weg an die Grenzen dieses Reiches zurücklegen zu den aurenischen Gebirgsausläufen. Unterwegs werden wir die ländlichen Gegenden unserer Heimat kennen lernen, also wirst du den Namen Rexee ablegen müssen." "Wieso das denn?" Unterbrach Arren ihn. Xeres hob tadelnd den Finger: "Einen Zauberer unterbricht man nicht. Aber heute bin ich mal gnädig und werde deine Frage beantworten. Der Name Rexee ist auf den ländlichen Gegenden soviel wert wie eine verbogene Heugabel aus morschem Holz. Außerdem ist er in manchen Gegenden doch recht verhasst. Wieso? Was haben die Bauern denn bisher vom König erhalten außer den Auftrag Essen zu besorgen? Und nun werden sie auch noch von irgendwelchen fremden Soldaten verfolgt." Arren schaute beschämt zurück zum Schloss. Leise murmelte er: "Das wusste ich nicht." In diesem Moment, als die Sonne den Horizont passierte, verdunkelte der Himmel sich schlagartig und kurze Zeit später schlugen mehrere weiße Blitze in das Schloss ein. Dann fing das Schloss vollkommen an zu brennen. Arren ließ einen Schrei von sich und sank auf die Knie. Dann sprang er wieder auf und stürzte sich auf Xeres. Dieser fiel vor Schreck um und ließ sich von Arren durchrütteln: "Du wusstest es! Du wusstest es schon die ganze Zeit! Verdammter Mistkerl!" Nach einer Weile wurde Arren langsamer und ließ sich ins Gras abrollen, wo er mit ausgestreckten Gliedern liegen blieb. Xeres erhob sich stillschweigend und reichte Arren die Hand. Dieser ergriff sie auch nach geraumer Zeit und ließ sich hochziehen und dazu noch den Hügel runter in die entgegengesetzte Richtung zerren. Sie liefen eine Weile, bis die ersten Sterne die bedrückende Dunkelheit durchdrangen. Xeres lief zielsicher voraus und Arren folgte ihm stolpernd mit leeren Augen. Vor ihnen lag eine kleine Kuhle, welche Xeres zu ihrem Schlafplatz auserkor. In wenigen Minuten prasselten die Flammen eines kleinen Feuers in der Mitte der Kuhle und Xeres gab Arren ein kleines Brot in die Hände, welches dieser langsam verzehrte. Xeres legte sich schlafen, indem er sein Haupt auf eine kleine Bodenwelle bettete. Arren starrte ins Feuer, bis dieses niedergebrannt war. Dann klärte sich sein Blick wieder auf und er schritt mit großen Schritten zu dem Rand der Kuhle, welcher in Richtung des Schlosses lag. Er zog das Schwert aus der Scheide und ritzte sich damit in die Hand: "Ich schwöre bei meinem Blut und dem Schwert meiner Vorfahren, dass ich, Arren Rexee, mein Volk rächen und mein Reich zurück erobern werde." Das Schwert leuchtete leicht blau und feine Linien waren schwach zu erkennen. Dann war alles wieder beim Alten. Arren gähnte herzhaft und legte sich schlafen. "Susan Summer, ich hätte nie gedacht, dass mein Unterricht so langweilig ist, dass man dabei einschläft. Ich dachte, mein Unterricht wäre der Interessanteste der ganzen Schule und ständig wird mir das auch gesagt und nun schläft eine meiner sonst so aufmerksamen Schülerinnen ein. Weißt du, dass das mein Leben zerstören könnte?" Vor Susan hatte sich die äußerst attraktive und beliebte Lehrerin aufgebaut. Susan brauchte eine Weile bis sie von ihren Träumen los kam, aber dann antwortete sie frech: "Und ich dachte, ich wäre in Geschichte eingepennt." "Oh, na dann sei dir verziehen, aber nun hopp an die Tafel und rechne diese Aufgabe hier! Wir wollen doch sehen, dass der Schlaf dir nicht die Sinne vernebelt hat, oder?" Sie zwinkerte Susan zu. Susan ging zur Tafel und löste nach einigen Überlegungen die Aufgabe. Der Rest des Tages verging wie im Flug und wie jeder andere auch. Sie kam erst gegen Acht nach Hause, aber die Wohnung war noch genauso wie Susan sie verlassen hatte. Susan setzte sich an den Esstisch und spielte Gedanken verloren mit einer Locke ihre rotblonden Haares rum. Dieser Traum, der immer wieder kam, ging ihr schon den ganzen Tag nicht aus dem Kopf. Es war, als würde sie eine Geschichte lesen oder einen Film gucken, denn nichts wiederholte sich in dem Traum und er ging immer weiter. Die Charaktere waren ihr schon jetzt ans Herz gewachsen, obwohl Susan sie kaum kannte. Xeres, der liebenswerte Zauberer, welcher ein bisschen verrückt schien und Arren, der junge Prinz, mit den edlen Zielen. Über Arren begann sie länger nachzudenken. Es schien, als wäre er arrogant und wahrscheinlich war er das auch. Aber schließlich brachte sein Vater und vielleicht auch diese Schule es ihm so bei und er konnte gar nicht anders. Jedenfalls tat er Susan unglaublich leid. Denn hatte er vorher alles gehabt, was man sich wünschen könnte, so hatte er nun gar nichts mehr und Susan verstand, warum er lieber helfen und dabei sterben wollte, anstatt sich in Sicherheit zu bringen. In ihrem Geist formte sich ein Bild von dem jungen Prinzen. Seine schwarzen kurzen Haare lagen leicht verwuselt in einem Haufen Stroh und seine braunen Augen waren fest geschlossen. Die Gesichtszüge waren einfach nur friedlich, was schon ein seltener Anblick war. Eine Hand jedoch ruhte auf dem Griff des sonderbaren Schwertes. Die Sonne schickte die ersten Strahlen aus. Arren murmelt etwas Unverständliches, als er sich umdrehte. Schritte näherten sich der kleinen Scheune und man hörte wie sich zwei Männer unterhielten. Diesen beiden folgten anscheinend noch mehr Männer, denn weitere schwere Schritte folgten. "Und ihr sagt, dass es wirklich der Junge ist, den wir suchen?" Die Stimme gehörte einem unfreundlichen Mann. Ihm antwortete eine schmierige und ängstliche Stimme stotternd: "Ja, ich bin mir sicher. Man hatte mir gesagt, dass er von so einem merkwürdigen alten Mann begleitet wird und das stimmt auch so. Der Junge hat auch so wie in der Beschreibung schwarzes Haar, braune Augen und einen ernsten Blick und er trägt so ein unverziertes Schwert mit sich. Mir kam er gleich so komisch vor. Er redete so gebildet, ganz anders, als man es so von gewöhnlichen Reisenden gewöhnt ist. Ja, so ist es." "Hoffe für dich, dass du Recht hast. Niemand kann den großen Meister zum Narren halten!" "Natürlich nicht. Natürlich nicht. Wenn sie mir jetzt folgen würden, da drinnen liegt der Kleine." Durch die Stalltür kam ein wuchtiger Soldat, der an seinem Waffenrock das Emblem des weißen Blitzes trug. Als er den schlafenden Arren erblickte, fing er an zu grinsen und entblößte so seine ungepflegten Zähne, die wunderbar zu seinem dreckverschmiertem Teint passten. Er zog sein Schwert und befahl seinen Gefährten zurückzubleiben. Dann schlich er zu Arren und hob das Schwert über dessen Hals. Plötzlich schlug Arren die Augen auf und auch der Soldat erschrak, denn ein langgezogener Schrei hallte soeben durch den Raum, und noch bevor er sich wieder gefangen hatte, war Arren auf den Beinen und parierte den nachfolgenden Schlag. Nun stürmten die zurückgebliebenen Soldaten auch auf Arren zu. Dieser sprang über den Strohhaufen, während der erste Angreifer hinein fiel. Dann wollte er zur Tür laufen, doch diese wurde mutig von dem dicklichen Bauern versperrt, der sie gestern noch so freundlich aufgenommen hatte. Arren hatte gerade noch Zeit sich umzudrehen, als ihm auch schon das Schwert des Hauptmannes im Arm steckte. Der Hauptmann schaute ihn triumphierend an, doch Arren schlug das Schwert weg und kletterte von der Tür weg. "Deine Zähne sind ja wirklich die Schlechtesten der ganzen Gegend!" Reizte er nun den Hauptmann. Dieser lief rot an und erwiderte: "Du kannst froh sein, wenn du nach diesem Kampf noch welche hast, Wurm. Ist schon schade, dass du nicht mal die Mannesreife erreichst, bevor du in die Hallen der Toten einziehst." Arren hatte sich während des kurzen Gespräch in eine Ecke zurückgezogen, so dass er die optimalste Deckung vor Feinden im Rücken hatte. Er hatte noch kurz Zeit seinen Arm zu betrachten und wünschte sich gleich es nicht getan zu haben. Denn weiß war ihm sein Knochen durch das blutende Fleisch entgegengeschimmert. Doch glücklicherweise hatte er keine Zeit, tiefer darüber nachzudenken, denn von vorne wurde er nun von fünf Leuten gleichzeitig attackiert und langsam wurden ihm die Arme schwerer und schwerer. "Schon außer Atem, Kleiner? Ich dachte, du wolltest glorreich untergehen?" Fragte einer der Soldaten gehässig. "Wollte und werde ich auch nicht, denn untergehen wirst du und zwar jetzt!" Mit diesen Worten stieß er sein Schwert in die Brust des Sprechers. Dieser starrte ihn plötzlich mit klaren Augen an, bevor er nach hinten umfiel und von seinen Kameraden nicht weiter beachtet wurde. Arren tropfte der Schweiß übers Gesicht, welcher schon von seinen Haaren und seiner Kleidung Besitz genommen hatte. Er spürte wie seine Kräfte zur Neige gingen und verfluchte seine Unfähigkeit, sich selbst zu beschützen. Doch plötzlich fühlte er wie eine neue Kraft ihn durchströmte und seine ermüdenden Glieder erstarkten wieder. Sein eben noch normales Schwert fing an, die blauen Runen nachzubilden und wenig später setzte es für die Feinde einen mächtigen Hagel von Schwerthieben. Einer der Soldaten floh genauso wie der Bauer und ein weiterer starb unter Arrens Hand. Er selber jedoch bekam nicht mal einen Kratzer ab und wären der Hauptmann und seine Soldaten nicht immer noch zu viert gewesen, hätte Arren berechtigte Chancen auf einen Sieg gehabt. Doch irgendwann war es auch mit Arrens neuer Kraft zu Ende und der Hauptmann schlug ihm das Schwert aus der Hand. Den darauffolgenden Angriffen entkam Arren nur durch geschicktes Abrollen zur Seite. Vielleicht hätte er es jetzt bis zur Tür geschafft, aber in Arrens Verfassung kreisten die Soldaten ihn ein und hieben wie von Sinnen nach ihm. Wie durch ein Wunder gelang es Arren aufzustehen, nur um von dem Hauptmann gleich an die Wand geschmettert zu werden. Arren kauerte sich nun zusammen und hob schützend den Arm. "Siehst du, Wurm, nun wirst du doch noch um dein Leben betteln müssen!" "Das wird er nicht, du Wurm!" Im Raum stand Xeres, so furchterregend wie noch nie zuvor. Der Raum hatte sich verdunkelt und es war mucksmäuschenstill. Der Hauptmann, gerade noch das Schwert gegen Arren hebend, wand sich als Wurm auf dem Boden. Xeres trat zu ihm, kniete sich hin und flüsterte: "Das war's dann wohl. Leute, die Prinz Arren angreifen, leben nicht lange." Dann stand er auf und trat kräftig mit dem Fuß auf den Wurm. Die anderen drei Soldaten standen bald einem ähnlichen Schicksal gegenüber und schließlich war die Scheune von jeglichem Ungeziefer befreit. Die Schatten verzogen sich und Xeres schritt zu Arren. Der Junge kauerte immer noch an der Wand und schluchzte leise. Xeres strich ihm über das nasse Haar und sprach beruhigende Worte. Schließlich versiegten Arrens Tränen und er guckte verklärt Xeres an: "Warum?" "Weil der Feind nicht möchte, dass ein Widersacher am Leben bleibt. Und dazu gehörst du, mein kleiner Freund, wohl auch. Ich dachte an einem so schönen Tag wie heute, kann ich mal ein paar Kräuter suchen gehen, während mein Schützling schläft und sobald ich weg bin, passiert das Schlimmste, was ich mir vorstellen konnte. Ein Gutes hatte mein Kräutersuche ja nun doch. Immerhin kann ich jetzt deine Wunden ordentlich versorgen." Xeres untersuchte Arrens Arm gründlich, bevor ein paar Kräuter hinauflegte und das Ganze fest verband. Arren kniff dabei die Zähne zusammen, denn die Kräuter waren alles andere als schmerzlindernd. Danach aßen beide ordentlich Frühstück und der Schreck, der Arren noch in den Gliedern gesessen hatte, verblasste langsam. Sie schulterten ihr Gepäck und verließen die Scheune. Xeres hatte Recht gehabt. Der Tag war wirklich schön. Kein Wölkchen trübte den wasserblauen Himmel und die Sonne schien ermunternd über die grünen Wiesen. Vor den beiden Wanderern lag ein dichter tiefer Wald am Fuße des aurenischen Gebirges. Im Laufe des Tages kamen sie bis an die ersten Ausläufer des Waldes und schlugen dort ihr Lager auf. Arren wurde nervös und lief immer wieder zum Rand des Lagers ohne etwas zu entdecken. "Komm schon, Junge! Was ist los? Die Soldaten kommen nicht hierher. Nicht in die Wälder vom Lande der Auren." Arren setzte sich zu ihm ans Feuer: "Erzählt mir mehr von den Auren. Wer sind sie? Warum hat man solche Angst vor ihren Landen? Und warum, alter Mann, führt ihr mich durch die Roten Moore, die Mondhöhen und die Unkenseen nach Aure?" "Das sind viele Fragen und sie zu beantworten würde viel Zeit in Anspruch nehmen. Aber der Abend ist noch jung und heute möchte ich noch nicht in die Wälder. Die Auren sind alt, obwohl sie selbst nicht älter als 25 werden. Aber ihre Geschichte und Mythen sind alt, älter als die der Menschen und vieler anderen Lebewesen, die diese Welt durchstreifen oder auch durchstreift haben. Sie sehen fast aus wie Menschen, nur sind sie etwas kleiner und dünner. Ihre Nasen sind meist klein und ihre Augen sind groß und braun wie ihre Haare, welche wiederum lang und lockig sind. Ihre Kleidung besteht meist nur aus zwei Teilen und wohnen tun sie, wo es ihnen passt. In Häusern, Höhlen, Bäumen, Zelten und was sie nicht noch alles gefunden haben. Daraus ergeben sich dann auch die verschiedenen Sippen. Wie sie erschaffen wurden, darüber ist keine Kunde, aber ihre Erzählungen reichen weit zurück in die ältesten Tagen, als selbst Cejiñu noch in voller Blüte stand. Ihre Gesinnung ist weder gut noch böse, denn sie tun alles, um die Zeit, die ihnen gegeben wurde, zu nutzen. Und das tun sie auch in vollem Maße. Die größten Erfindungen gehen auf ihre Künste zurück und man sagt auch, das dein Schwert von ihnen geschmiedet wurde, denn die Schmiedekunst ist bei ihnen am weitesten ausgeprägt. Sie sind gefürchtete Kämpfer, da sie nahezu unverwundbar waren. Durch die Jahre des Krieges wurden sie geschwächt und viele starben durch ihre kurze Zeit der Fruchtbarkeit, welche in den Kriegen nicht genutzt wurde. Sie fingen an sich von den Menschen zurückzuziehen, denen sie geholfen hatten. Und töteten jeden Eindringling in ihren Landen. Nun haben sie auch das aufgegeben aber die Wälder und Berge der Auren werden trotzdem gefürchtet. Gerüchte wurden von den anliegenden Dörfern verbreitet, über böse Kreaturen die hier rumstreiften, aber, wenn du mich fragst, ist das alles Unsinn. Nicht alle Leute glauben ihnen und Waldläufer, welche sich den Gesetzen entzogen haben, stromern hier frei herum, soweit ich weiß. Der Grund, warum wir all diese gefährlichen Gegenden überbrückt haben, ist der, dass in den Wäldern ein Tempel steht. Und zwar einer, der zur Zeit von Cejiñu erbaut worden ist. Hier sollen die Auren das Schwert geschmiedet haben und hier liegen alle Hoffnungen auf Hilfe. Wir werden in diesen Tempel gehen und einer alten Prophezeiung nach versuchen, das Schwert zu erwecken." "Aber es ist doch schon erwacht!" Unterbrach Arren ihn. Xeres sah ihn erstaunt an: "Erzähl!" "Heute morgen, als ich mit diesen Soldaten gekämpft habe, wurden Runen auf dem Schwert sichtbar und ich selbst wurde wieder kräftiger. Vor Augen hatte ich das Bild eines jungen Mädchens. Sie hatte rotblonde schulterlange Haare und trug fremdländische Kleidung, wie ich sie noch nie gesehen habe." "War sie hübsch?" Arren errötete: "Was weiß ich?" Er drehte sich um und unterhielt das Feuer, welches fast abgebrannt war. "Zeig mir dein Schwert!" Arren zog wortlos das Schwert und reichte es Xeres. Dieser betrachtete es kurz und nickte: "Du hattest Recht. Es ist erwacht, aber noch nicht vollends. Das hier sind die 6 Runen von Cejiñu. Sie symbolisieren der Reihe nach Macht, Mut, Weisheit, Freundschaft, Heim und Bündnis." Auf dem Schwert erstrahlten die Runen in blauem Licht. Arren strich langsam über sie rüber und er fühlte eine tiefe Verbundenheit gegenüber dem Schwert. "Xeres", hauchte er, "Wieso ist es mein Schwert?" "Arren, das ist eine längere Geschichte, die von dem Volk von Cejiñu erzählt. Ich müsste dir viel erklären und dafür ist jetzt nicht die Zeit. Aber die Prophezeiung über das Schwert mag ich dir vorsagen. Von Auren geschmiedet und erschaffen Mit der Kraft Cejiñus ausgestattet, Soll es den jüngsten Erben führen Und seinen Weg mit allem behüten. Doch nur Ferne kann es erwecken Und ein Bündnis es ziehen. Der Welten Schicksal liegt im Schwert Ganz gleich wie er entscheiden wird. Das sind die Reime die bei seiner Schmiedung in das Schwert einflossen. Doch selbst die Weisesten haben noch nicht alle Zeilen verstanden. Ungenau ist, was die Kraft Cejiñus ist und mit was es den Weg behütet oder auch was mit dem Bündnis, der letzten Rune Cejiñus gemeint ist. Du bist vielleicht der Erbe und aus der Ferne wird dieses Mädchen zu uns kommen." Das Bild verschwamm vor Susans innerem Auge und zeigte, als es wieder klar wurde, einen jungen Mann mit weißem Haar. In seinen kalten blauen Augen spiegelte sich purer Hass wieder und seine Mundwinkel umzuckte ein grausames Lächeln. Dann wechselte die Szene wieder und auf einer blauen Wiese hüpften rosa Müllsäcke fröhlich durch die Gegend und schlugen Purzelbäume. Erst später in der Nacht träumte Susan wieder von der fremden Welt. Arren und Xeres standen vor einem wettergegerbten ehemals weißen Tempel im altgriechischen Stil. Die Wände waren reich verziert und es musste ein Jahrhundert gedauert haben, bis er fertiggestellt worden war. Die Tür war von grünen Ranken umgeben und Arren musste sie abhacken. Ehrfürchtig trat er in den Tempel ein und sah sich staunend um. Innen war der Tempel genauso verziert wie außen. Eine Säulenreihe umgab den inneren Kreis des Tempels, in welchen viele Zeichen eingeritzt waren, welche wieder in Kreisen angeordnet waren. In der Mitte war ein ähnlicher Altar wie in der Burg und davor und dahinter waren zwei runde Standflächen. Xeres führte Arren zu der, der Tür näheren Fläche und ließ ihn stillstehen. "Hier steht", er zeigte auf eine uralte Schrift auf dem Altar. "Dass man das Blut des Erben mit dem Saft Cejiñus, das ist ein Zaubertrank (den ich schon bereitet habe) vermischen soll und damit die Klüfte der Zeit füllen soll (das sind diese eingeritzten Linien im Boden). Dann wird das Ferne nah sein. Na dann wollen wir mal, nicht wahr, Arren?" Arren nickte und streckte den Arm mit der Wunde aus. Xeres öffnete sie umgehend mit dem Schwert, welches er danach in den Altar steckte, und sofort schoss das Blut in eine dafür vorgesehene Schale. Nach einer Weile schloss Xeres die Wunde wieder und goss aus einer gläsernen Flasche einen orangen Saft dazu. Dann vermischte er es ordentlich, während Arren die Augen schloss. Xeres nahm die Schale und trat hinter die Säulenreihe zurück und goss an einer Kerbe die Flüssigkeit in die Ritzen. Sofort breitete sie sich aus und schien sich ständig zu vermehren. Alle gefüllten Bahnen umgab ein wundervolles Glitzern, das sich hin zum Altar verstärkte. Nach langer Zeit, füllte sich Arrens Standfläche und dessen Stiefel weichten durch. Ein gespanntes Zittern durchfuhr Arrens Körper, als auch die zweite Standfläche sich füllte. In diesem Moment spürte auch Susan dieses Zittern, ein Gefühl, das man in Träumen nicht fühlen kann. Im nächsten Moment stand sie vor Arren und der Altar war verschwunden, während das Schwert im Boden steckte. Arren wurde immer blasser und plötzlich ging er vor Susan in die Knie. Dann schlug er die Augen auf und das Glitzern in der Luft war verschwunden. Xeres trat hinzu, legte die Hände auf Arrens Schultern und meinte zu Susan: "Er hat sich dir gerade als ergebener Diener ausgewiesen, oder Arren?" Arren errötete: "Das war keine Absicht." "Aber ein Ehrenmann, wie du, wird sich an die Etikette doch wohl halten?" Arren nickte hastig, aber sichtlich verstimmt. "Wie ist dein Name?" Susan war noch immer so erstaunt über die Vorgänge, dass sie nicht gleich antwortete: "Mein Name ist Susan Summer, mein Herr und dies ist doch wohl alles noch ein Traum so wie bisher, oder?" Xeres schüttelte leicht den Kopf: "Nein Susan, das ist es nicht mehr." Okay, das war das erste Kapitel, welches ich zwei mal geschrieben habe, bis ich endlich zufrieden war. Okay , das mit den Kommis wisst ihr, also hoffentlich bis zum nächsten Mal. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)