Faal Kalah do zein zurun Fahdonne. von Solaire ================================================================================ Kapitel 1: 01. -------------- Helgen war nie eine besonders nennenswerte Stadt gewesen. Versteckt in den Bergen in der Nähe von Falkenring verirrten sich nur wenige Reisende oder Karawanen in dieses unscheinbare Fleckchen Erde. Selbst Khajiit traf man hier selten an, waren diese katzenartigen Wesen doch sonst in ganz Himmelsrand verstreut. Von einer massiven, hohen Steinmauer umgeben allerdings stellte Helgen eine perfekte Abwehrposition im Krieg dar und galt als einer der Vorposten der Kaiserlichen Armee in Falkenring. Nur wenige Menschen hielten es dort länger als ein paar Wochen aus und so entwickelte sich der Ort rasch zu einem schnelllebigen Durchreisepunkt und trotz dass es seit je her bekannt war für wunderbar schmeckendes Wacholderbeeren-Met, waren die Schlagzeilen aus Helgen in  der letzten Zeit eher einsilbig gewesen. In regelmäßigen Abständen fanden Exekutionen auf dem Marktplatz vor dem höchsten Wachturm der Stadt statt und einzig dies zog viele Schaulustige aus der näheren Umgebung, manchmal sogar Adelige aus Falkenring, an, die sich am Leid der Verurteilten ergötzten. Es war noch früh am Tage, als drei hölzerne Karren über den unwegsamen Pflasterweg hinunter ins Tal schepperten, gefolgt von mehreren bemannten Reiter der Kaiserlichen Armee. Ein neuer Schwall Gefangener, Abtrünniger oder einfach nur Pechvögel, die den Kaiserlichen zur falschen Zeit am falschen Orte über den Weg gelaufen waren. Im hintersten der Karren war es bisher als einzigem still gewesen, konnte man von den anderen her immer wieder verzweifelte Schreie und hysterische Stoßgebete vernehmen, die schnell von den Soldaten erstickt wurden und daraufhin verstummten. Im jenem letzten Karren saßen insgesamt fünf Personen, es handelte sich auch um den größten und am stärksten bewachten Wagen, drei Nord, ein Bretone und ein Dunkelelf.  Sie waren alle mit einfachen, aber wirksamen Juteseilen gefesselt. Der Bretone hatte die ganze Reise über schweigend da gesessen und hatte von seinen Füßen auf seine Hände gestarrt, um seinen Blick dann wieder gen seine Füße wandern zu lassen. Er sah niemanden der anderen Gefangenen direkt an, sein Gesicht war tief gesenkt und lag in Schatten. Von Zeit zu Zeit spannte er seine Arme und Hände und überzeugte sich von der Festigkeit der Knoten und der Enge seiner Handfesseln. Entkommen war wahrscheinlich von Anfang an keine Option gewesen. Er seufzte leise, kaum merkbar und es war auch kein verzweifeltes Seufzen, sondern klang eher genervt und enttäuscht von den eigenen Fähigkeiten. Ihm gegenüber saß erwähnter Dunmer, sein Kopf wippte bei jedem Loch oder Stein auf dem Weg weit nach vorn, scheinbar war er noch immer bewusstlos. Seine dunkle, aschfarbene Haut wirkte einen starken Kontrast zu der farbenfrohen, saftigen Natur Falkenrings, hier und da zeichneten sich dunkelrote Flecken ab. Die Kaiserlichen schienen nicht zimperlich mit dem aschländigen Gefangenen umgegangen zu sein.  Endlich regte er sich. Reflexartig rüttelte der Dunmer an seinen Handfesseln und merkte jedoch schnell, dass dies sinnlos war und ließ sich wieder nach hinten gegen das harte und kalte Holz fallen. Ob dem hellen Sonnenlicht, welches unerbittlich und spöttisch vom beinahe wolkenlosen Himmel lachte, vermochte er kaum die Augen zu öffnen und brauchte einige Sekunden und einige Blinzler mehr, nur um sofort von einem dumpfen Pochen in der linken Schläfe überrollt zu werden. Seine karmesinroten Augen funkelten bedrohlich im grellen Tageslicht. „He, Ihr da, endlich seid Ihr wach.“ sprach eine Stimme und nur angestrengt wandte er seinen Blick in jene Richtung. Ihm schräg gegenüber saß ein blonder Nord mit freundlichem Gesicht obgleich der Situation, in der sie sich befanden, und seiner Abstammung. Daraufhin bemerkte der Dunkelelf, dass allen Gefangenen auf den Karren sowohl ihre Kleidung, als auch jegliche Waffen und Habseligkeiten abgenommen worden waren. Verwirrt versuchte er Fassung zu wahren und sich seiner Situation klar zu werden, er reckte den Kopf nach oben und sah sich nach hinten um. Einer der Kaiserlichen Soldaten, der neben dem Karren her ritt, trat ruppig gegen das Holz und bellte: „Augen auf den Boden, Elf.“, woraufhin Angesprochener seinen Kopf wieder senkte. Wie kam der Soldat nur darauf, dass er den Soldaten angehörte? Das war doch völlig absurd. Warum der Nord neben ihm noch seine prunkvolle Kleidung trug, nämlich einen feinen Mantel aus Ketten, geschmückt von einem imposanten Bärenfell, war ihm ebenso schleierhaft. Er sah aus, als würde er gerade von Feierlichkeiten kommen, wäre es nicht um die Handfesseln und den engen Knebel in seinem Mund gewesen. Sein Blick war starr auf den Holzboden des Karrens gerichtet, während die Kolonne weiter talwärts in Richtung Helgen holperte. Das alles machte einfach keinen Sinn und er sollte gar nicht hier sein. Der Dunmer hatte keine Erinnerung mehr daran, wie er in die Gefangenschaft der Kaiserlichen Armee geraten war. „Ihr wolltet wohl die Grenze übertreten, richtig?“ fuhr der blauäugige Nord unbehelligt fort, sein Blick schweifte dabei über die eigentlich wundervolle Waldlandschaft, die Helgen in seinem Tal umrahmte. ‚Die Grenze überschreiten? Daran würde ich mich doch erinnern…“ antwortete der Elf in Gedanken, doch der Andere schien gar keine Antwort zu erwarten und fuhr mit einem Kopfnicken fort: „Seid wohl in einen Hinterhalt der Kaiserlichen geraten, genau wie wir.“ – vermutlich handelte es sich also wirklich um Sturmmäntel, die in eine Falle der Kaiserlichen Armee geraten waren – „Und wie dieser Dieb da drüben.“ Der bislang stumme Elf wandte seinen Blick zu dem angesprochenen Mann, ein dürres Bild eines Nord. Auch streiften seine Augen über den seltsam aussehenden Bretonen, der ihm keines Blickes würdigte und während er die Stirn zu runzeln begann über den ebenfalls schweigenden Gefangenen, begann der Dieb zu zetern: „Verdammt sollt Ihr Sturmmäntel sein! In Himmelsrand war alles in bester Ordnung“, er schien kurz in seinen Gedanken zu versinken und in Erinnerungen zu schwelgen, und rückte seinen platt gesessenen Hintern auf der harten Holzbank zurecht „bis Ihr gekommen seid. Das Kaiserreich hat uns in Ruhe gelassen. Hätten sie nicht nach Euch gesucht, hätte ich das Pferd stehlen können“  Der Bretone neben ihm verzog plötzlich seine Miene und es war, als würde er den Dieb aus dem Augenwinkel giftig ansehen, wandte seinen Blick aber sogleich ab und ließ seine Schultern wieder sacken „und wäre jetzt schon auf halben Weg nach Hammerfell.“ „Ihr da!“ der Dieb adressierte den stummen Dunkelelfen diesmal direkt, gelangweilt sah er ihn auch nach einem Augenblick an, den der Dieb mit einem mürrischen Gesichtsausdruck kommentierte. Dennoch fuhr er fort: „Ihr und ich – wir sollten nicht hier sein.“ Der Bretone neben ihm musste sich wieder zusammenreißen, seine Fassade nicht fallen zu lassen und seine wütenden Augen blitzten einen sekundenbruchteil beängstigend auf, niemand außer dem Elf schien das aber gesehen zu haben und schnell verzog sich auch der grimmige Ausdruck im Gesicht des Bretonen und er beruhigte sich. Doch lag der Dieb völlig richtig, er hatte hier auf dem Karren nichts zu suchen.  „Es sind diese Sturmmäntel, hinter denen das Kaierreich her ist!“, erbost hatte sich der Dieb, soweit es ihm mit seinem kleinen, schmächtigen Körper möglich war, aufgebäumt, um sich dann nur kraftlos zurück gegen die Holzlehne fallen zu lassen. Außer dem Bretonen ihm gegenüber – und offensichtlich dem Dieb – handelte es sich bei den Gefangenen also wirklich um Sturmmäntel. Der Elf atmete tief ein. Insgeheim wusste er, wo er sich befand und wo die letzte Reise seinen Lebens hingehen würde. Dennoch war da diese Lücke in seinen Erinnerungen, denn er wusste partout nicht, warum er sich auf dem Weg zu seiner Hinrichtung befand und was er wohl getan hatte, dass ihm nun dieses grausame Schicksal drohte. „Wir sind jetzt alle Brüder und Schwestern in den Fesseln, Dieb.“ sagte der blonde Nord, noch immer ruhig und gelassen. Scheinbar hatte er sich schon längst mit dem angefreundet, was noch kommen sollte. Sein Blick schweifte erneut über die üppigen Wälder Helgens, die grünen Wiesen und rauschenden Bergflüsschen. Als nach einigen Minuten weder der Dieb, noch der Bretone oder der in prunkvollem Stoffe gekleidete Nord etwas sagten, war es wohl endlich an dem Schweigsamen, die Stille zu brechen. „Wie ist Euer Name?“ fragte er schließlich schlicht und adressierte dabei den Blonden. Seine Stimme war trocken und rau und fühlte sich auch in seiner Kehle an wie Sand. Der Nord war im ersten Moment überrascht, blinzelte ein paar Mal und zeigte dann sogleich wieder sein unpassendes, freundliches Lachen und nickte zu sich selbst. „Ich heiße Ralof. Es ist seltsam, einen Dunkelelfen wie euch so weit im Süden Himmelsrands anzutreffen. Aber im Angesicht dessen, was uns droht, sind wir wohl alle gleich.“ Der Nord neben ihm warf sowohl ihm als auch Ralof einen mürrischen Blick zu, der den Elf beunruhigte. Es war kein Geheimnis, dass die Sturmmäntel keine Rasse neben den Nord in Himmelsrand akzeptierten, aber gerade Elfen hatten es ihnen besonders angetan. Die Altmer waren wohl die verhasstesten Vertreter ihrer Art, aber auch den Dunmer wurde nicht selten öffentlich Abneigung entgegen gebracht. Ralof hingegen schien ein eher atypisches Verhalten für einen Sturmmantel aufzuweisen. Es war beinahe so, als würde er den Elf respektieren und er schenkte ihm ein schwaches Lächeln. „Wie nun heißt Ihr?“ Ohne lange nachzudenken raspelte der Elf „Arelyn.“ und sein linker Mundwinkel zuckte leicht, als Ralof ihm ein erneutes Lächeln schenkte, das seine Augen nicht erreichte. Vielleicht hatte er sich doch geirrt. Aber was machte das jetzt schon noch. „Ruhe da hinten!“ bellte einer der Kaiserlichen Soldaten und wandte sich mit angewidertem Blick zu den Gefangenen des letzten Karren. Wieder streckte sich minutenlanges Schweigen über den Transport. Diesmal war es der Pferdedieb, der es wohl nicht länger aushielt, still zu sein: „Und was stimmt mit dem nicht?“ knurrte er und nickte den Kopf in Richtung des offensichtlichen Edelmanns. Ralofs Kopf schnippte nach oben und er richtete sich in seiner Position so weit auf, wie es ihm möglich war. „Passt auf, was Ihr sagt!“ warnte er den Pferdedieb. „Ihr sprecht mit Ulfric Sturmmantel, dem wahren Großkönig.“ Der Bretone senkte daraufhin seinen Kopf und Arelyn hätte schwören können, sein Augenrollen förmlich zu hören. „Ulfric???“ schnappte der Pferdedieb und sog scharf die Luft ein. Arelyn erinnerte sich an den Namen, natürlich kannte er Ulfric. Jedem Dunmer war der Name des Jarl von Windhelm ein Begriff, ferner hatte er auf seinen Reisen schon einiges von den katastrophalen Zuständen in dem Grauen Bezirk von Windhelm gehört und war jedes Mal froh gewesen, dass es ihn dort noch nie hin verschlagen hatte. Seine Brauen zogen sich ein wenig mehr zusammen. „Der Jarl von Windhelm? Ihr seid der Anführer der Rebellion!“, hätte der Dieb die Gelegenheit gehabt und wären seine Hände nicht gefesselt gewesen, hätte er wohl ungeniert mit dem Finger auf Ulfric gezeigt und ihn angeprangert. Stattdessen aber wurde sein Gesicht weiß und seine Hände fingen leicht an zu zittern. „Aber wenn sie ihn gefangen haben…“, sein Gesicht verlor nun jegliche Farbe und seine Finger scharrten nervös über das Holz der Sitzbank. „…bei den Göttern, wohin bringen sie uns???“ Wieder hob der Bretone leicht seinen Kopf und auch Arelyn sah den Dieb mit zusammengezogenen Brauen an. In seinen Augen lag Resignation. Er hatte schnell Eins und Eins zusammenzählen können und wusste sofort, dass er sich auf dem Weg zu seiner Hinrichtung befand. Wegen etwas, von dem er nichts mehr wusste. Ralof nickte wissend und nach ein paar Momenten, in denen der Dieb hysterisch zwischen den anderen Gefangenen hin und her sah, aber keine Reaktion bekam, antwortete der blonde Nord schließlich theatralisch: „Ich weiß nicht, wohin wird gehen werden, aber Sovngarde erwartet uns.“, und das war wohl auch der Grund, warum er die ganze Zeit so gelassen gewesen war.  Er wusste, dass er nach seinem Tod nach Sovngarde gehen würde. Dort würde Met in Hülle und Fülle fließen, die Becher würden sich niemals leeren und er würde endlich all seine gefallenen Freunde dort wiedertreffen können. Was für eine verblendete Vorstellung. Es machte für Arelyn einfach keinen Sinn, denn nur reine Seelen und ehrwürdige Krieger würden dieses Land jemals erreichen, aber Töten und Kämpfen müsste eine Person doch sogleich dafür disqualifizieren. Er dachte nicht oft über den Tod nach, denn er hatte nicht vor, bald zu sterben. Dass die Kaiserlichen ihm nun einen Strich durch die Rechnung machten, war bedauernswert, aber was konnte er jetzt noch dagegen tun. Vielleicht hatte er wirklich etwas getan, das es rechtfertigte, ihn dafür hinzurichten. Vielleicht aber hatte er auch nichts getan und es war ungerecht und nicht sein Tag zum Sterben. Vielleicht war nicht sein Tag zum Sterben. Der Pferdedieb währenddessen begann hysterisch zu skandieren: „Nein, das kann nicht wahr sein…“, er vergrub sein Gesicht in seinen gefesselten Händen und wimmerte unverständliches Zeug, während der Bretone hingegen wieder nur mit den Augen rollte und auch Ralof ihm nur einen mitleidigen Blick zukommen ließ. „Das kann einfach nicht wahr sein…“ Nach ein paar Minuten Stille, während die Karren weiter den Weg in Richtung Helgen rumpelten, fragte Ralof den Dieb: „Hey, aus welchem Dorf stammt Ihr, Pferdedieb?“ und wandte sich zu ihm hin, sein Gesicht weicher und keine Spur mehr von bitterem Mitleid. Angesprochener ließ sich dadurch aber weder beruhigen, noch fand er diese Frage in seinem Moment der Verzweiflung angemessen. „Was interessiert Euch das?“, spuckte er aus und seine Augen flackerten mit neuerlichem Elend auf, als die Kolonne das Stadttor von Helgen durchfuhr. „Weil die letzten Gedanken eines Nord seinem Zuhause gelten sollten.“ entgegnete Ralof gewohnt gelassen und schwelgte mit geschlossenen Augen in Erinnerungen. Der Pferdedieb zögerte daraufhin zwar eine Weile, antwortete dann aber: „Rorikstatt, ich komme… ich komme aus Rorikstatt.“ Vor ihnen rief ein Kaiserlicher Soldat laut aus: „General Tullius! Der Scharfrichter wartet.“ Jeglicher Ausweg schnitt sich nun ab. Die Kaiserlichen würden sie alle hinrichten lassen. „Gut. Bringen wir es hinter uns.“ antwortete eine Stimme hinter dem letzten Karren angespannt und ritt langsam an der Karawane vorbei, vermutlich handelte es sich bei dem Mann um den General. Der Dieb verlor nun fast die Fassung und ließ seinen Kopf wieder tief hängen und mit zitternden Händen begann er schwach zu sich selbst zu sprechen: „Shor. Mara. Dibella.“,  seine Stimme wurde immer leiser, aber sein Tempo zog rasch an, als wäre er in Eile, vor seinem Tode noch alle Götter anzurufen, an die er glaubte. „Kynareth. Akatosh. Ihr Göttlichen, bitte helft mir.“ Seine Stimme endete sein Gebet in einem kaum hörbaren Flehen. Beinahe gleichzeitig schüttelten Arelyn und der Bretone leicht den Kopf, jetzt würde es ihm auch nichts mehr bringen, den Segen der Götter auf sich zu ziehen. „Seht nur“, flüsterte Ralof schließlich. „General Tullius.“ Er deutete mit dem Kopf auf den dunkelhäutigen Kaiserlichen. Seine cyrodiilische Herkunft war ihm leicht anzusehen und auch seine schwere kaiserliche Rüstung zeichnete ihn sofort als einen hohen Befehlshaber der Armee aus. Auf der Brust seiner goldenen Rüstung glänzte ein mit eleganten Schwingen umgebener Drache und Tullius´ Blick war starr auf den Exekutionsplatz gerichtet. „Und es sieht so aus, als seien die Thalmor bei ihm.“ Bei dem Wort Thalmor zuckte der Dunkelelf beinahe unbemerkt zusammen, der Bretone allerdings warf ihm daraufhin einen neugierigen Blick zu und in seinen Augen flackerte ein interessiertes dunkles Feuer auf. „Verdammte Elfen“ fuhr Ralof fort und Arelyn verzog sein Gesicht. Also hassten alle Nord das Elfenvolk, wie hätte es auch anders sein können. Jedoch warf er dem Elf daraufhin einen schuldigen Blick zu. Auch Ulfrics Körper hatte sich bei der Erwähnung der Thalmor gefährlich angespannt. „Ich wette, sie hatten ihre Hand im Spiel.“ Schnell beruhigte sich aber Ralofs Natur, er seufzte tief und setzte seine Erzählung mit von Kummer schwerer Stimme fort: „Das ist Helgen. Ich habe mal für ein Mädchen von hier geschwärmt. Ob wohl Vilod immer noch seinen Wacholderbeeren-Met braut?“ Die Karawane der Gefangenen näherte sich schließlich ihrem Ziel und die Kaiserlichen Soldaten begannen, von ihren Pferden abzusitzen und sie an verschiedenen Pfählen festzumachen. „Komisch, als ich noch klein war, habe ich mich hinter den Mauern und Türmen der Kaiserlichen so sicher gefühlt.“ Ralofs Stimme war von einer Enttäuschung und Unsicherheit belastet, die niemand in Worte fassen konnte. Zustimmen jedoch konnte ihm bei seinem letzten Satz jeder.  Arelyns Gedanken wollten in seine Vergangenheit abschweifen, schnell vertrieb er aber diese dunklen Erinnerungen und sein Blick fixierten den Soldaten, der jetzt nah an ihren Karren herantrat, welcher gerade gestoppt wurde. „Warum halten wir an??“ fragte der Pferdedieb erneut, seine Stimme schwanger mit Hysterie. ‚Fragt doch nicht so dumm…“ dachte der Bretone und seufzte. „Was glaubt Ihr denn?“ spottete Ralof. „Hier ist Schluss. Los geht’s, wir sollten den Himmel nicht warten lassen.“ und damit erhob sich der Nord auch, den Hals ehrwürdig nach oben gereckt und die Schultern gespannt. Auch der Rest der Gefangenen erhob sich und einer nach dem anderen stiegen die Karren hinab. „Nein, wartet!“ rief der Dieb einen der Soldaten an „Wir sind keine Rebellen!“ und deutete auf sich selbst und den Elf, den er schon zu Anfang als keinen der Sturmmäntel identifiziert hatte. Doch niemand hörte ihm zu oder schenkte ihm Aufmerksamkeit, nicht einmal seine Genossen. „Stellt Euch Eurem Tod mit etwas Mut, Dieb.“ tadelte Ralof, während Ulfric als erster vom Karren sprang. Nacheinander verließen alle ihre Transporte und reihten sich vor den Kaiserlichen auf. Einige von ihnen hatten ihre Köpfte hängend, wimmerten zu den Göttern, zu Talos und seinen Gefährten, während andere mit Stolz geschwollener Brust ihre Gegenüber taxierten und nicht wichen. „Ihr müsst es ihnen sagen! Wir gehören nicht zu Euch! Das ist ein Irrtum!“, doch die Hysterie und verzweifelten Flehen und Schreie des Diebs blieben ungehört und ignoriert.  Stattdessen rief ihnen ein Kaiserlicher Hauptmann mit wütender Stimme zu: „Tretet zum Block, wenn wir Euren Namen rufen.“ Der weibliche Hauptmann ließ ihren Blick einmal über alle Gesichter schweifen, die heute ihr Leben verlieren würden und konnte sich ein schnippisches Grinsen kaum verkneifen. „Einer nach dem anderen.“ Sie reichte einige Blätter Papier zu dem neben ihr stehenden Kaiserlichen Soldaten und Ralof zog nur ein schiefes Grinsen: „Das Kaiserreich liebt seine verdammten Listen.“ Sein Spott blieb nicht ungehört und einige der Kaiserlichen wandten sich ihm zu und bedachten ihn mit wütenden und angewiderten Blicken. Ralof aber ließ das kalt und er behielt seine Haltung bei, was man von dem Dieb nicht behaupten konnte. Er konnte kaum ruhig stehen im Angesicht des Schicksals, was ihm und ihnen allen jetzt drohte. „Fangt an, Hadvar.“ sagte der weibliche Hauptmann schlicht und verschränkte gelangweilt ihre Arme. Angesprochener nickte stoisch und überflog die Liste kurz: „Ulfric Sturmmantel. Jarl von Windhelm.“ Nachdem er den ersten Namen ausgerufen hatte, trat besagter Gefangener vor und alle Augen waren plötzlich auf ihn gerichtet. Jeder der Anwesenden, ob Soldat oder Einwohner von Helgen, kannte den Namen Ulfric. „Es war eine Ehre, Jarl Ulfric.“, doch Ralofs Danksagung blieb ungehört, als Ulfric sich seinen Weg an den anderen Gefangenen und Sturmmänteln vorbei bahnte. Unbehelligt fuhr Hadvar fort: „Ralof von Flusswald.“ und ebenso wie der Jarl vor ihm, trat Ralof rühmlich vor und schritt an den anderen vorbei. Hadvar fixierte dabei jeden seiner Schritte und warf ihm zuletzt  noch einen bitteren Blick zu, bevor er seine Liste weiter durchging. „Lokir von Rorikstatt.“ ‚Also hatte er mit seiner Herkunft doch nicht gelogen. ‘, stellte der Bretone amüsiert fest, doch sein Grinsen verstarb, als der Verstand von Lokir plötzlich völlig auszusetzten schien. „Nein, ich bin kein Rebell!“ kreischte er hysterisch und mit hoher Stimme „Das könnt Ihr nicht tun!“ und nahm die dünnen Beine in die Hand. So schnell hatte Arelyn noch nie jemanden wegrennen sehen, aber es ging hier um das Leben des Diebs, deshalb konnte er es in gewisser Weise auch verstehen. Allerdings wussten alle in Helgen, dass es sinnlos war zu fliehen und dieser verzweifelte Fluchtversuch nur ein letztes Aufbäumen gegen sein unausweichliches Schicksal war. Der weibliche Hauptmann wirbelte auf dem Absatz herum und brüllte: „Halt!“, bewegte sich aber nicht von ihrem Platz weg. Einzig hob sie einen Arm und drei der Kaiserlichen zogen ihre Bögen von ihren Rückenhalftern und setzten an. „Ihr werdet mich nicht umbringen!“ Schrill hallte Lokirs Stimme durch die steinernen Straßen von Helgen, bevor drei Kaiserliche Bogensehnen schnippten, drei gleiche Pfeile in seine Richtung sandten und ihn zu Boden rissen. Einer hatte ihn in der linken Wade erwischt und ihn aus dem Gleichgewicht gebracht und nur sekundenbruchteile später bohrten sich die anderen beiden Pfeile tödlich in seinen Rücken. Als er auf dem harten Pflasterstein aufschlug, war er schon tot. Der Hauptmann wandte sich wieder den anderen Gefangenen zu, auf einigen Gesichtern war Schock und Ekel abgezeichnet: „Will sonst noch jemand fliehen?“ Hadvar seufzte leicht und fuhr mit dem Finger über die unzähligen Namen seiner Liste und schaue dabei von Zeit zu Zeit auf, als würde er Namen und Gesichter der armen Teufel abgleichen. Nach einer Weile fixierte er den Bretonen: „Ihr da. Tretet vor.“ Angesprochener machte einige Schritte nach vorne, sein Kopf noch immer gesenkt und Hadvar nicht ansehend. „Wer seid Ihr?“ „Gahrot.“ knurrte er leise und seine blauen Augen blitzten den Kaiserlichen gefährlich an. Hadvar gab sich erst keine Mühe, den Namen richtig niederzuschreiben und erwiderte nur spöttisch: „Seid wohl aus Hochfels hergekommen, Bretone. Flieht Ihr vor einer Hofintrige? Tja, ich werde sicherstellen, dass Eure Überreste wieder dorthin zurück gelangen. Und Ihr?“ Hadvar taxierte nun Arelyn und der weibliche Hauptmann neben ihm wurde langsam ungeduldig und tippte genervt mit ihren Fingern auf ihren Lederarmschienen. Der Kaiserliche schluckte und nervös knüllte er das Pergament leicht in seinen Händen: „Hauptmann, was sollen wir tun? Die beiden stehen nicht auf der Liste.“, woraufhin sie nur schnappte: „Vergesst die Liste, sie gehen alle zum Block.“ und sich langsam zum Exekutionsplatz begab. „Ein weiterer Flüchtling, he? Die Götter scheinen Euer Volk wirklich verlassen zu haben.“ Hadvar schüttelte mitleidig den Kopf. „Folgt endlich dem Hauptmann!“, wies er  dann Arelyn und Gahrot an. Jetzt wusste der Elf wenigstens, wie der Bretone hieß und sah das als kleinen Triumph an. Nach und nach versammelten sich alle Gefangenen vor einer Gruppe Kaiserlicher, die von General Tullius und dem ungeduldigen weiblichen Hauptmann angeführt wurden. Arelyn hatte die ganze Zeit über seine Fluchtchancen ausgerechnet und evaluiert, doch nach dem Tod von Lokir erschien ihm jeder Versuch, seiner Exekution zu entgehen, aussichtslos. Es frustrierte ihn, als ein namenloser Verbrecher zu sterben, für eine Tat, von der er nichts wusste. Aber selbst der kleinste Gedanke daran war verschwendet.  Es gab keinen Ausweg. Zum ersten Mal in seinem Leben verlor er seine Sicht nach vorn, zu schwer lastete das Schicksal nun auf seinen Schultern und sein Kopf senkte sich in Ehrfurcht vor dem Kaiserlichen General, der sein Leben und Tod in der Hand hatte. Die laute und feste Stimme von General Tullius durchschnitt seinen eigenen Moment der Ruhe: „Ulfric Sturmmantel. Manche hier in Helgen nennen Euch einen Helden“, sein verbitterter Blick rastete lange auf Ulfric, doch schweifte dann durch die lichten Reihen der Schaulustigen und Einwohner Helgens, einige mit Trauer im Gesicht, andere jedoch johlend mit gehobenen Armen und ihm zujubelnd. „Aber ein Held setzt nicht eine Macht wie die Stimme ein“, als Tullius fortfuhr, erschauderten einige der Anwesenden bei der Nennung der Stimme, des Thu‘um, das nicht wenige schon selbst in grausiger Aktion gesehen hatten. Gahrot hob sein Gesicht ein wenig an und zog die Augenbrauen angestrengt zusammen. Also hatten die Gerüchte doch etwas Wahres an sich gehabt, Ulfric Sturmmantel hatte den Großkönig mit einem Schrei getötet. Er selbst hatte noch nie so etwas in seinem Leben zu Gesicht oder zu Ohren bekommen und er bereute das ein wenig und lächelte scheu zu sich selbst „um seinen König zu ermorden und sich auf dessen Thron zu setzen.“ Das war wohl auch der Grund, warum man Ulfric gleich zu Beginn einen Knebel um den Mund gelegt hatte: damit er sich nicht seiner Stimme bedient und ausbricht oder schlimmer noch, den General und seinen Hauptmann und alle anderen Soldaten tötet.  Ulfric hörte sich all diese Anschuldigungen schweigend an und seine Haltung war wahrlich die eines Großkönigs, die Schultern gespannt und den Kopf hoch erhoben. Es war keine Spur von Aufgabe oder Unterwerfung in den blauen Augen des Nord zu finden, was Tullius nur mit einem Grummeln kommentierte und die Arme verschränkte. Er räusperte sich und die brennende Wut in seinem Körper wuchs mit jeder Sekunde, die er diesem Verräter gegenüber treten musste. Heiß floss sie seine Wirbelsäule hinab und er musste sich beherrschen, als er fortfuhr: „Ihr habt diesen Krieg angefangen, Himmelsrand ins Chaos gestürzt und nun wird das Kaiserreich Euch richten und den Frieden wiederherstellen.“ Tullius´ Augen blitzten überheblich und sein Grinsen troff vor Affektiertheit, doch just in diesem Moment seinen Triumphes war in der Ferne ein dumpfes Brodeln zu vernehmen, jeder in Helgen hörte es und duzende Augenpaare schossen sofort gen Himmel und suchten die Wolken nach Schatten ab. Es war ein Geräusch nicht geklärter Ursache und Missmut und Unsicherheit zeichnete sich sowohl auf den Gesichtern der Sturmmäntel, als auch auf denen der Kaiserlichen ab. Hadvar sprach schließlich aus, was alle im Dorf dachten: „Was war das?“ Tullius versuchte seine Fassung zu wahren und täuschte weiterhin Gelassenheit vor. „Es ist nichts, weitermachen.“ bellte er seinen Untergebenen an und winkte dem Henker und dem angeheuerten Priester zu. Dann sah er sich noch einmal jeden der aufgereihten Gefangenen genauer an. Ulfric ignorierte er nun, zu sehr schürte dieses Nordgesicht seine Wut und er konnte es nicht leisten, jetzt seine Beherrschung zu verlieren. Dazu war dieser Moment zu wichtig – und ein zu großer Triumph über die Vereinigung der Sturmmäntel. Sein Blick haftete nicht lange an den Sturmmantelsoldaten, die beinahe alle ihrem Tod mit Stolz und einem Ehrgefühl entgegentraten, dass er noch niemals vorher gesehen hatte. Aber selbst ihr geliebtes Sovngarde würde ihnen den Tod nicht erleichtern und er würde dafür sorgen, dass besonders Ulfric für das bezahlen würde, was er getan hatte. Der bretonische Gefangene sah ihn als Einziger nicht an, sein Blick war auf einen Punkt vor seinen Füßen fixiert, doch trotzdem wirkte er gelassen und nicht ängstlich. Tullius schnaufte laut, als er das sah, sein Geist angefüllt mit Unmut. Er sollte das Kaiserreich respektieren und wer das nicht tat, der sollte es wenigstens fürchten, aber eine solche Gleichgültigkeit war inakzeptabel. Und dann war da noch der seltsame Elf, der ganz eindeutig nicht zu den Sturmmänteln gehörte. Der General wusste nicht, warum er hier war, immerhin konnte er sich nicht mit jedem einzelnen Schicksal befassen, über das er richten würde. Wenn er hier war, dann würde er schon einen triftigen Grund dafür haben und hatte den Tod verdient. Soweit vertraute Tullius seinen Soldaten. All diese Männer und Frauen, die hier vor ihm aufgereiht waren, waren Verbrecher und verdienten den Tod ohne jeden Zweifel. Der Hauptmann fuhr also endlich mit der Prozedur fort und rief aus: „Gebt Ihnen Ihre Sterbesakramente.“ Die Priesterin von Arkay, die einen Sicherheitsabstand zu dem grimmig dreinschauenden Henker eingenommen zu haben schien, hob ehrwürdig ihre Arme und ihre helle Robe raschelte dabei leise. Ihr Gesicht war von einer tiefen, wollenen Kapuze fast vollständig verdeckt und hatte dieselbe Senffarbe, wie ihre restliche Kleidung. Sie fing erst leise an zu summen, als würde sie Arkay direkt herauf beschwören und begann dann zu skandieren: „Möge der Segen der Acht Götter auf Euch ruhen, während wir eure Seelen Aetherius übergeben…“ Weiter kam sie gar nicht, denn sie würde rau von dem Soldaten der Sturmmäntel unterbrochen, der gerade zum Exekutionsplatz geführt wurde: „Um Talos Willen, schweigt.“ Der Kaiserliche, der hinter ihm lief, schlug ihm bei diesen Worten schmerzhaft mit dem Knauf seines Eisenschwertes in den Rücken – „Bringen wir die Sache einfach hinter uns.“ Die Priesterin ließ ihre Arme mürrisch sinken und trat einen Schritt zurück, angewidert von der rüden Art des Soldaten, antwortete ihm allerdings noch giftig: „Wie Ihr wünscht.“ und überließ den Rest den Kaiserlichen und dem Henker. „Kommt, ich habe nicht den ganzen Morgen Zeit.“ drängelte der Sturmmantel und wurde daraufhin unsanft von dem Kaiserlichen hinter ihm in die Kniekehlen getreten und fiel sogleich unsanft auf seine Knie. Als der Kaiserliche dann auch noch seinen bestiefelten Fuß auf seinen Rücken stellte und ihn mit überheblicher Macht nach unten drückte, landete sein Kopf hart mit der Seite auf dem rauen Holz und er blitze aus dem Augenwinkel zuerst den Henker und dann den Hauptmann an: „Meine Ahnen lächeln auf mich herab, Kaiserliche. Könnt Ihr das auch sagen?“, mit einem hässlichen Knacken fiel die Axt und trennte den Kopf des Nord sauber von seinem restlichen Körper ab. Dunkles und helles Blut spritze nach vorne, als sein Kopf vom Hals abriss und in den geflochtenen Korb platschte, den man vorher dort platziert hatte. Aufgebrachtes Raunen ging durch die Reihen der Zuschauer. Einer der Sturmmäntel konnte nicht länger an sich halten und schrie aus voller Kehle: „Kaiserliche Dreckskerle!“, nur um von einem der Adressierten auf die Waden und auf den Rücken geschlagen zu werden, sodass er sofort auf die Knie ging und eine Entschuldigung wimmerte. Vilod allerdings, einer der Bewohner von Helgen, hob die Fäuste und jubelte: „Gerechtigkeit!“ und einige andere seiner Freunde und Nachbarn stimmten in seinen Chorus ein und man konnte zahlreiche Rufe hören wie: „Tod den Sturmmänteln!!“ Ralof schloss für einen Moment die Augen in Gedenken an seinen gefallenen Bruder: „Im Tode so furchtlos, wie er im Leben war.“ und führte danach seine Fäuste zu seinem Herzen, legte sie kurz auf seiner Brust ab: „Sovngarde erwartet dich, mein Bruder.“ Der Kaiserliche Hauptmann nickte dem Henker zufrieden zu und auch Tullius schien nicht enttäuscht gewesen zu sein vom Ergebnis der ersten Hinrichtung. Unzählige würden noch folgen und vielleicht würde er ja bei jedem einzelnen dieses Prickeln, diese Genugtuung, spüren. Er konnte es kaum noch erwarten, Ulfric selbst auf dem Schafott zu und sein Leben aus ihm herausfließen zu sehen. „Zerlumpter Elf, Ihr seid dran.“, forderte der Hauptmann und zeigte mit dem Finger auf Arelyn. In seinem Hals bildete sich ein Klumpen, er wusste nicht einmal mehr, wie er atmen sollte. Er hatte gehofft, dass er als einer der letzten hingerichtet werden würde. Eigentlich hatte er gehofft, dass er gar nicht hingerichtet werden würde, doch jetzt war sein einziger und letzter Weg wohl der zu seiner Exekution, denn im Gegensatz zu dem Nord, dem als Erstem das Leben genommen wurde, glaubte er nicht an ein Leben nach dem Tod. Warum auch? Er atmete tief ein und ließ einen letzten Blick zu seinen Gefährten schweifen. Ralof nickte ihm bekräftigend zu, Ulfrics Blick war leer und kalt und der Blick des Bretonen – tja, den konnte er gar nicht erst zuordnen. Das neugierige Feuer in den eisblauen Augen war immer noch zu sehen, zu spüren. Es war, als wäre der Bretone darauf erpicht zu sehen, wie der Elf wohl sterben würde und was seine letzten Worte seien. Es machte Arelyn fast wütend, dass er im Angesicht des Todes noch so ruhig und gelassen bleiben konnte, aber jetzt war wohl der schlechteste Augenblick, um Groll gegen eine fremde Person zu hegen. Und so setzte er, diesmal mit mehr Fassung und Festigkeit, einen Fuß langsam vor den anderen und bewegte sich mit sicherem Schritt auf den Henker und seinen Tod zu. Wieder ertönte der komische Schrei, diesmal lauter und definierter. Und näher. Es klang, wie der Kampfschrei eines großes, tobsüchtigen Tieres, aber niemand der Soldaten oder der Vorposten auf den Türmen konnte etwas ausmachen oder erkennen, wo das bedrohliche Geräusch denn nun herkam. Wieder war es Hadvar, der seinem Missmut als erster Luft machte: „Da ist es wieder. Habt Ihr das denn nicht gehört?“ und wieder wurde sein Ausruf ignoriert. Vielleicht aus Angst, das kann niemand sagen. Selbst Tullius begann nun, sich hektisch umzusehen und Ulfric ließ seine Augen flüchtig über den Himmel schweifen. Es war fast, als wüsste er etwas… Der Kaiserliche Hauptmann nickte Hadvar nur stoisch zu und bedeutete ihm, weiterzumachen. „Zum Block, Gefangener.“ sagte er mit gespielter Überheblichkeit und war überrascht, wie sehr seine Stimme dabei bebte. „Schön weitergehen.“ Arelyn hatte währenddessen mit seinem Schicksal angefreundet. Jedenfalls dachte er das. Kurz aber prägnant blitzten in seinem Kopf verschiedene Erinnerungen von früheren Jahren auf, von seinen Eltern, von den paar Monaten, die ihm von der Aschelandschaft und dem Roten Berg, der unaufhörlich Rot und Schwarz und Grau, Grau, Grau ausspie, noch gegenwärtig waren. Er hatte viel erlebt in seinem bisherigen Leben, aber er hatte noch so viel vor gehabt, er wollte noch so viel sehen und lernen. Und er wollte noch so lang leben. Seine Schultern hingen nicht, als er seine letzten Schritte zum Henkerplatz schritt. Seine Herkunft erlaubte ihm keine Furcht, nur Stolz. Auch er wurde wenig sanft auf den Baumstumpf gedrückt und sein Kopf zur Seite gedreht. Seine Knie schmerzten, als er gewaltsam nach unten gedrängt wurde und er konnte dem Henker ein letztes Mal in sein dunkles, von Schatten umwobenes, gefühlloses Gesicht sehen und schloss dann die Augen, als er nur noch hörte, wie hinter ihm einige der Soldaten und Zuschauer und wer sich da noch so befand, scharf die Luft einsogen und der Schrei von eben erneut ertönte. Diesmal aber ohrenbetäubend und knochenrüttelnd. „Was beim Reich des Vergessens ist das denn??“, rief Tullius ungläubig aus. Kapitel 2: 02. -------------- Arelyn riss die Augen auf, jegliche Angst vor seinem Tod wich einer noch viel urtümlicheren, einer, die er sich nicht erklären konnte. Und dann sah er es. Die Druckwelle seiner Landung auf dem Wachturm hatte viele Soldaten und Einwohner Helgens umgeworfen, so auch den Henker. Seine Axt wurde klappernd über den steinigen Hof geblasen. „Ein Drache! EIN DRACHE!“ Ein riesenhaftes, schwarzes Ungetüm, der Körper und die gehörnten Schwingen wie pure Dunkelheit, rote Rubine blitzten dort, wo Arelyn seinen Kopf vermutete. Trotz seiner immensen Größe bewegte sich das Wesen mit windgleicher Eleganz und durchschnitt den Himmel und die Wolken wie ein schwarzes Seidentuch. Erst war es hier und dann – nur einen Augenaufschlag danach – war es aus dem Blickfeldverschwunden und stürzte sich mit tödlicher Präzision auf seine Opfer. Der Drache hatte sich gerade auf dem Wachturm niedergelassen, als Arelyn von einer neuerlichen Druckwelle umgeworfen wurde und er hätte schwören können, dass diese aus dem Maul des Ungetüms kam. Kein Feuer oder Eis, sondern eine Druckwelle – geformt aus Worten, die in seinen Ohren so fremd klangen und in seinem Hirn keinen Sinn ergaben. Dem Tod durch die Axt war er dank des Drachen vielleicht entgangen, doch nun wurde sein Leben auf ein Neues bedroht, diesmal von einer viel bedrohlicheren Macht. Der Atem des Elfs ging schwer. Sein Hirn konnte kaum verarbeiten, was er da gerade sah und hörte. Plötzlich wurde er unsanft von einer starken Hand aus dem erneuten Feuersturm des Drachen gerissen und landete hart auf dem Boden hinter einer niedrigen Steinmauer. Helgen brannte und überall schlugen Feuerbälle ein, die direkt aus der Hölle zu kommen schienen. Sein Kopf war wie gehüllt in ein weißes Tuch; er konnte kaum klar sehen, als die Hand ihn weiterzog, bis er in einem massiven Turm angelangt war und – den Geräusch nach zu urteilen – eine schwere Holztür hinter ihm zufiel. „Reißt Euch zusammen.“ zischte eine Stimme, die der Elf noch nicht oft gehört hatte, aber sofort zuordnen konnte. Langsam klärte sich die Sicht von Arelyn wieder und er sah sich in dem schmalen, runden Raum um. Ralof war dort und auch Ulfric. Auf dem Boden saßen noch zwei weitere verletzte Sturmmäntel, einer von ihnen blutete stark und ächzte vor Schmerzen. Ungläubig rasteten seine Augen dem Bretonen. - Während der benommene Elf wieder langsam zu sich kam, bemerkte er kaum, wie Gahrot ungesehen aus dem Turm schlich und die Tür lautlos ins Schloss fiel. Erst nach einigen Momenten merkte Ralof an: „Wo ist unser bretonischer Kamerad hin?“, während er half, die verletzten Sturmmäntel zu versorgen und Arelyn einen fragenden Blick zuwarf. Dieser zuckte nur mit den Schultern, sah sich aber weiter in dem runden Raum um und ließ seinen Blick auch die steinerne Wendeltreppe nach oben schweifen. Aber da war keine Spur des Mannes, nur lautes Gerumpel und wildes Gebrüll des Drachen draußen. Es war ein Wunder, dass der Turm dem Toben des Ungetüms bisher Stand gehalten hatte. Es vergingen nicht mehr als ein paar Minuten und Gahrot schlüpfte wieder lautlos in den Turm zurück. Es war, als würde er mit den Schatten verschmelzen und Arelyn schreckte merklich zusammen, als der Bretone wieder ins dämmrige Licht des Lagerfeuers trat. Er hatte einige Jutesäcke und Beutel geschultert und auch hatte er nicht mehr seine groben Lumpen an, sondern war jetzt in feinem, braunem Leder gekleidet. Überall waren breite Schnallen, kleine Taschen und Klappen, unter denen Dinge verstaut werden konnten. An den Unterarmen waren feste Lederschienen befestigt, die den Fingern jede Bewegung ermöglichten, aber dennoch schützten. Die Knie waren bedeckt mit einfachen Schonern und auch die Stiefel schienen zu dem Kleidungsset zu gehören. Nur die Kapuze gehörte nicht zum Rest. Arelyn war beeindruckt, wie geschmeidig sich der Bretone in seiner Kleidung bewegen konnte und seine Schritte auf dem harten Boden kaum ein Geräusch verursachten. Ralof und Ulfric hingegen rümpften ob dem neuerlichen Erscheinen Gahrots nur die Nase und beäugten ihn abfällig. „Ihr seid also ein Mitglied der Diebesgilde in Rifton.“ – stellte Ralof fest und verschränkte die Arme. Gahrot legte den Kopf schief und ein schmales Grinsen zeichnete sich auf seinen Lippen ab und eine Antwort war somit überflüssig. Und anstatt sich auf die Diskussion mit Ralof einzulassen, warf er ihm wortlos einen der Säcke zu. Laut klappernd fing er ihn dann auch und sah sofort hinein. „Wie habt Ihr das gemacht?“ fragte der verletzte Sturmmantel ungläubig. „Ihr wart gerade da draußen und habt all unsere Waffen und Rüstungen geholt?? Wie kann Euch der Drache nicht gesehen haben???“ „Er hatte scheinbar kein Interesse an einem einzelnen Bretonen.“ antwortete Gahrot leise, zuckte mit den Schultern, teilte aber weiter die Beutel und Säcke aus. Zuletzt hockte er sich vor den Elf und händigte ihm sein Hab und Gut, oder was davon übrig war. Leider war es dem Bretonen nicht möglich gewesen, alle Dinge zu schnappen, denn die Feuer hatten sich in Helgen schon weit ausgebreitet und so konnte er nur eine angesengte und schmutzige Novizenrobe und einen Trankmischerbeutel aushändigen, von dem er gedacht hatte, er würde wohl dem Elf gehören. Arelyn nickte ihm dankend zu, schnell war er in die Robe geschlüpft und begutachtete den Inhalt des Beutels mit prüfendem Blick. Sowohl sein Ring der Magicka als auch einige Blaue Bergblumen und Schmetterlingsflügel befanden sich darin und waren in gutem Zustand. Er war froh, dass er nicht mehr die Lumpen eines Gefangenen und Verurteilten tragen musste. Dann machte sich der Elf daran, die Alchemiezutaten unter den Verletzten zu verteilen. Argwöhnisch beäugten sie ihn dabei und wussten nicht so recht, ob dem Dunmer zu trauen war, doch nach einem zustimmendem Kopfnicken von Ralof nahmen sie die Bergblumen an und kauten hochbeinig auf ihnen herum, bis sie merkten, dass ihre verletzten Glieder weniger schmerzten und Taubheit aus ihren Armen und Beinen wich. Scheinbar hatte niemand von ihnen auch nur die geringste Ahnung von Alchemie und Arelyn konnte nicht anders, als die Augen zu rollen. Während Arelyn die Verletzten versorgte, beäugte er Gahrot. Der Dieb verschwamm mit den vielen dunklen Schatten im Turm wie ein gefährlicher Nebel und hatte man einen Moment nicht aufgepasst, war er auch schon verschwunden. Es war bemerkenswert, wie unauffällig und lautlos sich der Bretone bewegen konnte, aber gleichzeitig stieß dem Elf auch seine Mitgliedschaft in der Diebesgilde von Rifton bitter auf. Er bezweifelte, dass er jemals dem Clan von Dieben angehören würde, auch wenn eine Angehörigkeit sehr lukrativ erschien. Doch Geld und Edelsteine waren dem Elf noch nie wichtig gewesen. Auch erweckte die Diebesgilde den Anschein, dass es in den letzten Monaten, wenn nicht Jahren, doch immer mehr bergab gegangen war und das Gefahrenlevel und die Strafen für geschnappte Diebe waren angestiegen. Solche Unterfangen waren zweifellos zu gefährlich für Arelyns Verständnis. Als er noch hastig ein paar einfache Lederstiefel an die Füße schnürte, deutete Ralof die geschwungene Wendeltreppe des Turmes hinauf. „Endlich fertig? Los, hoch da!“ – rief er ungeduldig und mit einem mürrischen Knurren folgte Arelyn der Anweisung des Nord. Hinter ihm konnte er den wandelnden Schatten namens Gahrot ausmachen und schlich langsam die steinerne Treppe hinauf. Vor ihm eilte ein nervöser Sturmmantel und als der Elf schon beinahe den oberen Ausgang sehen konnte, brach plötzlich ein Stück vom Turm weg. So dachte er jedenfalls. Blitzschnell schoss der gezackte, schwarze Kopf des fliegenden Ungetüms in den schmalen Turm, sprengte die dicke Steinwand gänzlich und riss den Sturmmantel, der bis eben noch vor Arelyn gelaufen war, einfach von der Treppe. Als er fiel, schrie er laut, doch seine ängstlichen Laute wurden verschlungen von einem ohrenbetäubenden Gebrüll aus dem Maul des Drachen. Geröll und Hitze schlugen dem Elf entgegen und er taumelte ein paar Stufen zurück, um sich vor der Feuersbrunst zu retten. Benommen kroch er auf den Knien nach oben, als der Drache seinen Kopf wieder aus dem Turm gezogen hatte und weiterflog. Dicht hinter ihm stolperten Ralof und Gahrot und der Bretone zog ihn unsanft zurück auf die wackligen Beine. Auch seine Diebesgildenrüstung war sichtbar angesengt und Arelyn war dankbar für seine angeborene Resistenz gegen Feuer, nur würde er, wenn das so weiter ging, wohl sehr bald eine neue Robe benötigen. Unterhalb des Loches, welches der Drache gerissen hatte, lagen die kläglichen Überreste eines Hauses, nicht mehr als das Fundament war noch erkennbar und Ralofs Blicken nach zu urteilen, war das der einzige Weg aus dem Turm heraus. Ohne zu Zögern sprang der Bretone elegant durch den zusammengebrochenen Dachstuhl direkt auf den hölzernen Boden und rollte geschmeidig ab. „Kommt, Elf, Ihr habt nicht ewig Zeit!“ drängte Ralof und so sprang auch Arelyn endlich aus dem Turm. Über ihm brodelte der Himmel, mittlerweile hatte er verschiedene Rottöne angenommen und spuckte unerbittlich Flammen und brennendes Gestein. Der Anblick erinnerte ihn nur allzu schmerzlich an den Roten Berg selbst. Das Grollen des Drachen wurde immer lauter, aber auch deutlicher. Es war, als wäre der Elf nach und nach in der Lage, zwischen den Lauten, die das Ungetüm von sich gab, zu unterscheiden. Während er also dem Bretonen kopflos hinterher lief, fing sein Kopf an zu schmerzen und er fiel hinter Gahrot zurück. Das donnernde Schreien des Drachen klang so bekannt in seinen Ohren, aber er konnte es nicht zuordnen. Und eigentlich schmerzte ihm der ganze Körper, sein unsauberer Sprung forderte seinen Tribut und seine Beine waren weich und wacklig, als er sich zwang, weiterzugehen. Plötzlich trafen die beiden Gefangenen wieder auf Hadvar, der mit aller Macht versuchte, gegen das Dröhnen des Drachen anzuschreien und befiel seinen Soldaten, die restlichen Überlebenden aus Helgen zu bringen. Nur weit weg von Flammen, Verderben und Tod. Er wand sich zu den Verurteilten um, sein Gesicht in Sorge und Spannung verzerrt. „Heute ist wohl Euer Glückstag. Wenn Ihr überleben wollt, bleibt in meiner Nähe.“ rief er aus und nahm seine Beine auch schon wieder in die Hand. Gahrot und Arelyn liefen ihm nach, die Bewegungen des Bretonen waren dabei so leicht, dass er auf dem von Asche und Gerümpel bedeckten Boden kaum eine Spur hinterließ. Der Elf hingegen wurde zusehends matter und seine Stiefel schlurften unbeholfen über Schutt und Verbranntes. Das Trio schlängelte sich zwischen Hausschluchten und Steinmauern hindurch und versuchte außerhalb der Reichweite des schwarzen Drachen zu bleiben, der immer noch bedrohlich über Helgen kreiste und Feuer und Asche spie. Die Versuche der kaiserlichen Bogenschützen, die Bestie aus den Wolken zu holen, waren wie Tropfen auf heißen Stein, denn die Stahlpfeile konnten kaum die dicken, schwarzen Schuppen durchdringen und das Wesen nur im Geringsten verletzen. Auch Feuerbälle und Blitze der wenigen Magier unter den Kaiserlichen Soldaten vermochten nichts auszurichten. Es war fast so, als würde der Drache mit den schwachen joor nur spielen. Arelyns Kopf wollte nicht aufhöre zu schmerzen. Kaum war er seiner Exekution entflohen, stand sein Leben nun erneut auf Messers Schneide und er war kurz davor, entweder von einem Drachen, einem echten, lebendigen Drachen gefressen oder verbrannt zu werden. Und nun hatte er sich auch noch seinem Exekutor angeschlossen und folgte ihm blind. Der Bretone lief immer noch einige Meter vor ihm und schien sein Unbehagen zu spüren und so drehte er sich im Lauf herum und lugte unter seiner tiefen Kapuze hervor. „Keine Sorge, Elf.“ murmelte er, „Heute werdet Ihr nicht sterben.“ Ein kehliges Lachen entwich Arelyn dann, er hatte sich gerade eng an eine Hauswand gepresst und der Drache war genau über ihnen auf einer hohen Steinmauer gelandet und spie wieder diese Worte aus, die in den Ohren des Elfen schmerzhaft klingelten und trotzdem keinen Sinn ergaben. „ … TOOR SHUL!“ Fühlte sich der Bretone etwa dazu verpflichtet, ihn zu beschützen? Das hatte der Elf nicht nötig, das würde er niemals nötig haben. Entweder würde er heute hier in Helgen sterben, so wie es sein Schicksal vorsah oder er würde seine aschfarbene Haut aus eigener Kraft retten können. Er würde sich ganz sicher von niemandem abhängig machen, geschweige denn eine Last für jemanden darstellen. Er taumelte weiter, sein Blick war an das gehörnte, schwarze Monster geheftet und er stolperte immer wieder über sperriges Gehölz, verbrannte Balken und verkohlte Körper. Helgen brannte. Kaum ein Stein stand mehr auf dem anderen. Verzweifelt sandten die Kaiserlichen Pfeilhagel gen Himmel, warfen mit Feuer und Blitz um sich und versuchten das geflügelte Monster von seinen pechschwarzen Schwingen zu reißen, doch ohne Erfolg. Taubheit hatte sich unterdessen in Arelyns ganzen Körper ausgebreitet, er fühlte sich benommen und müde. In einer schmalen Gasse kam das Gespann dann zum Stocken, vor ihnen hockten zwei schwer verletzte Kaiserliche. Einer von ihnen hatte eine stark blutende Wunde an der Schläfe und einige tiefe Kratzer an den Armen, dessen zackige Ränder schon einen Lilaton angenommen hatten. Hadvar kniete sich sogleich neben seine Kameraden und begutachtete nervös die Wunden. Dem anderen Verletzten erging es fast noch schlimmer, er hielt sich einen gebrochenen Arm und er schien nicht mehr laufen zu können. Ihr schmerzliches Stöhnen wurde verschluckt von fortwährendem Donner und den verzweifelten Klageschreien der Dorfbewohner und Soldaten. Es herrschte Chaos. Hadvar war außer sich und völlig überfordert. Wo waren Rikke und Tullius, wenn man ihre Befehlsgewalt brauchte? Arelyn schien währenddessen wieder zu sich zu kommen, die Geräuschkulisse um ihn herum verschmolz zu einem einzigen dumpfen Dröhnen und sein Blick wurde klarer. Er versuchte sich auf die Verletzungen der Soldaten zu konzentrieren und ging neben dem schwerer verwundeten Kaiserlichen auf ein Knie und schob die Ärmel seiner schmutzigen Robe nach oben. Seine Hände waren ebenso schmutzig und blutig wie sein Gegenüber und er wusste nicht einmal, ob das sein eigenes Blut war oder das von jemand anderem. Er atmete einmal tief ein und versuchte sich an den Zauber zu erinnern, den sein Onkel ihm damals beigebracht hatte, als er noch klein war. Es war einer der ersten Zauber gewesen, die er jemals ausprobiert hatte. Behutsam streckte er seine Hände aus und legte sie auf den gebrochenen Arm des Kaiserlichen. Dieser zuckte zusammen, doch Arelyn interessierte der Grund dafür nicht. Er hatte einige Argumente im Kopf, doch seine Konzentration schenkte er nun vollkommen dem Zauber. Gleißendes, warmes Licht strömte aus seinen Fingern und umwebte den verletzten Arm, durchflutete das Fleisch mit neuer Energie und ließ den Knochen innerhalb von Momenten wieder zusammenwachsen. Auch die anderen Schnitte und Blutergüsse auf der Haut des Kaiserlichen verschwanden beinahe vollkommen. Nur wenige Augenblicke später verfluchte er sich für seine Hilfe, denn der Soldat war nicht besonders dankbar: „Das hätte ich auch ohne Euch geschafft, Häftling.“  und rappelte sich unbeholfen auf. Der Zauber hatte Arelyn einiges an Energie und sehr viel an Magicka gekostet, doch dank seines verzauberten Ringes war sein Vorrat an Zauberkraft noch nicht völlig ausgeschöpft und nachdem Hadvar ihm ein dankbares Nicken schenkte, zog das seltsame Trio weiter durch die Gassen und Hausschluchten. Über ihnen donnerte der Drache weiterhin unerbittlich durch den Höllenhimmel. Überall hallten verzweifelte Schreie durch die Straßen. Überall war Tod. Wenige Momente später trafen sie auf Ralof, der sich ein hitziges Wortgefecht mit Hadvar lieferte. Kurz evaluierte Arelyn, mit wem der Beiden seine Chancen, aus Helgen lebend zu entfliehen, größer wären und entschied sich schließlich für den Sturmmantel, entgegen seines flauen Bauchgefühls. Ralof deutete in einen der wenigen Türme, die noch standen und Hadvar folgte dem Elf nur mit den Augen. Der Sturmmantel gönnte keinem seiner Begleiter nur eine Sekunde Pause. Gahrot benötigte keine, aber er bemerkte leicht, wie mitgenommen Arelyn schon war. Schweiß lief ihm in dünnen Bahnen die Schläfen hinab und er atmete schwer. Auch fragte sich der Bretone, warum er keinen Heilzauber auf sich selbst anwendete; ihm kam nicht der Gedanke, dass der Elf womöglich gar keinen beherrschen könnte. „Ich denke, hier können wir einen Weg aus der Stadt finden. Ich erinnere mich, dass es mehrere Tunnel unter den Bergen hindurch gibt. Folgt mir und seid leise.“ - - - - - - - - - Sie kamen in einen großen, runden Raum und wurden von zwei verschlossenen Eisentoren begrüßt.  Gahrot verfluchte, dass er keinen einzigen Dietrich mehr übrig hatte und suchte den Raum hektisch mit den Augen ab, während er sich wieder in die trüben Schatten der Steinmauern verzog. Nach ein paar Momenten Stille und fortwährendem Gerumpel des Drachen hörte Arelyn plötzlich Tumult in einem Tunnel hinter einem der Türen. Kaiserliche. Und sie schienen in ihre Richtung zu kommen. „Haltet Euch bereit.“ wies Ralof in einem erstickten Flüsterton an und versteckte sich hinter einer der dicken Steinsäulen, der Elf trat noch ein paar Schritte von dem Tor zurück und von dem Bretonen war doch wirklich keine Spur mehr. Hatte er sich etwa in die entgegengesetzte Richtung davongeschlichen? Wenige Sekunden später traten auch sogleich zwei Kaiserliche Soldaten ins Blickfeld des Elfs und einer von beiden nestelte nervös am Schloss herum. Der Andere tippte ungeduldig mit dem bestiefelten Fuß auf dem kalten Boden auf. „Stimmt es, was sie sagen? Ein Drache greift Helgen an? Warum müssen wir das überprüfen, hätten sie nicht jemand …“ Mit einem kreischendem Quietschen schwang die Eisentür auf und während der Kaiserliche weiter lamentierte und durch das Tor schritt, traf ihn ein Feuerball direkt im Gesicht und er taumelte schreiend zurück und rammte seinen Kamerad beinahe so heftig, dass er beide zu Boden riss. Das Fleisch in seinem Gesicht schien wie Eis zu schmelzen und münzgroße Blasen bildeten sich auf jeder freien Fläche. Arelyn hatte ihn genau da erwischt, wo er wollte. Doch er hatte auch zu lange gezögert und die Schnelligkeit des anderen Soldaten unterschätzt, denn Besagter hatte schon längst sein Schwert gezogen und stürmte mit einem wilden Brüllen auf den Dunkelelfen zu. Erschrocken wich er aus und stolperte einige Schritte nach hinten. Selbst wenn es sich nur um ein simples und womöglich stumpfes Eisenschwert handelte, die dünne Robe, die er trug würde ihn vor keinerlei Verletzung schützen. Doch Ralof war hastig genug zur Stelle, um dem Kaiserlichen gleichermaßen sein Schwert in den Rücken zu jagen und ihn zu Boden zu senden. Der Soldat mit dem verbrannten Gesicht hatte sich währenddessen auch wieder aufrappeln können und schwang wutentbrannt seine schwere Streitaxt. Ein riesenhafter Rotwardone gekleidet in Rot und Silber; fast blind, da der Feuerstoß seine Augäpfel beinahe gänzlich geschmolzen hatte. Arelyn war gerade dabei, den letzten Rest seiner Magicka zu sammeln, als ein hellblauer Blitz an ihm vorbei schnellte. Er konnte es nicht sofort identifizieren, aber um einen Blitzzauber hatte es sich sicherlich nicht gehandelt. Der Blick des Elfs schnippte zurück zu seinem Angreifer, welcher jetzt allerdings seine Arme hängen ließ und seine Waffen wieder auf seinen breiten Rücken schnallte. Verwirrt suchte er mit den Überresten seiner Augen den kleinen Raum ab und begutachtete auch die drei Besucher. Ein erschöpftes und angestrengt gepresstes „Was braucht Ihr?“ floss von seinen angesengten Lippen und Arelyn senkte seine Hände und ließ die warme Magicka wieder in seinen Körper zurückströmen. Auch Ralof senkte seine Waffe und sein Blick fiel auf den Dieb, dessen hämisches Grinsen ihn schnell verriet. „Kommt.“ knurrte Gahrot daraufhin. „Der Zauber wird nicht allzu lange anhalten.“ und fischte den Schlüssel auf der Tasche des toten Kaiserlichen. Rasch folgten der Nord und der Elf dem Dieb durch die schmale Tür, immer noch unter Augenschein des verzauberten Soldaten. Lautlos schlich Gahrot durch die schmalen Gänge unterhalb Helgens, während sich Ralof nicht wirklich bemühte, keine Geräusche zu verursachen. Immer wieder wanderte ein giftiger Blick über die Schulter des Bretonen, doch der Nord schien sich davon nicht beeindrucken zu lassen, setzte seine Füße dann aber behutsamer voreinander. Der Dunmer hingegen verursachte auf dem kalten Stein kaum einen Laut, wohl auch seiner leichten Kleidung zu verdanken. Sie gingen rasch weiter und nach ein paar Biegungen konnte die Gruppe laute Stimmen vernehmen, die sich bedrohlich aufbäumten, je näher sie kamen. „Kaiserliche.“ zischte Ralof und zog aufgeregt sein Schwert, so laut, dass die feindlichen Soldaten es auch hörten. Nervös drehten sie sich zu dem Geräusch, welches in ihren Ohren nur allzu bekannt war und zogen ebenfalls ihre Waffen. Unter ihnen war ein missmutig dreinblickender Kerkermeister und vor seinen Füßen lagen die Leichen von zwei Sturmmänteln in riesigen dunklen Lachen frischen Blutes. Dieser Anblick schürte die Wut des Nords, er presste seine Kiefer fest zusammen und sein Gesicht verzog in Zorn und Verzweiflung. Zwei Kaiserliche hatten sich nun aufgemacht, den Quell des Tumults ausfindig zu machen und wollten gerade um die letzte Ecke biegen, als Arelyn Magicka in seinen Handflächen sammelte, leuchtend blaue Blitze formte und diese in Richtung der Kaiserlichen warf. Einen von beiden traf der Funken quer in die Brust und es schleuderte in gegen die gegenüberliegende Wand, dem anderen allerdings schmetterte es nur die Waffe aus der Hand, denn durch den Blitz war das Metall glühend heiß geworden. Anderweitig verletzt hatte sich der Soldat allerdings nicht und Kampfeslust glitzerte gefährlich in den Augen des  kaiserlichen Nords, als er sich mit voller Inbrunst und einem ohrenbetäubenden Schrei auf den Elf stürzte und ihn hart zu Boden riss. Das Gewicht des Riesen boxte ihm die Luft aus den Lungen und heißer, weißer Schmerz schwappte seine Wirbelsäule hinab, als etwas sehr hartes sein rechtes Jochbein traf und es beinahe brach. Es benötigte zwei Armpaare, den Kaiserlichen von ihm wegzureißen und einen geschwinden Schwertstreich, um ihn zu töten. Zäh tropfte Blut von Arelyns Kinn, als er sich mühsam aufsetzte. Das Rot durchnässte den Kragen seiner Robe und er murrte, als er seine Wange tätschelte. Ein Blick zu dem toten Kaiserlichen erklärte die Schlagkraft der Attacke; pfiffiger Weise hatte der Nord an jeder Hand einen Cestus getragen. Währenddessen machte Ralof auch mit dem anderen kaiserlichen Soldaten, der sich gerade wieder aufrappeln wollte, kurzen Prozess und steckte sein nun blutbeschmiertes Schwert wieder weg. Gahrot half dem Elf mit einem genervten Knurren auf, welches Arelyn nur mit einem ebenso grimmigen Murren erwiderte, ihm aber dankend zunickte. Er war noch ganz benommen und traute seinen Beinen kaum, sein Kopf hämmerte vor Schmerz, als er seine Robe zurecht zupfte. „Ihr seid beide nicht sonderlich kampferprobt.“ stellte Ralof fest und verschränkte die Arme vor seiner Brust. „Bleibt in meiner Nähe, dann kommt Ihr sicher hier raus.“ Arelyn ignorierte seine Anmerkung und wischte sich mit dem rechten Handrücken das Blut vom Gesicht und zuckte leicht zusammen, es tat doch mehr weh, als er dachte und auch wenn er einen Heilzauber anwenden könnte, würde wohl ein nettes Andenken auf seiner Haut bleiben. Und so war er froh, dass er den wenigen Rest seiner Magicka für Wichtigeres aufsparen konnte. ‚Nicht besonders kampferprobt, was denkt dieser Nord eigentlich, wer er ist? ‘ dachte sich Gahrot still und verzog das Gesicht zu einer genervten Grimasse. Natürlich war er nicht kampferprobt, er zog es vor, jedem Kampf aus dem Weg zu gehen und hatte auch nicht vor, Nachkampftechniken bekannt zu werden. Es war wesentlich komfortabler, Gegner aus der Ferne auszuschalten oder gar nicht zu kämpfen. Arelyns Gedanken waren ähnlicher Natur, allerdings fiel es ihm noch immer schwer, einen klaren Urteilsstrang zu fassen und alles vor seinen Augen war ein wenig schwammig. Der Raum, in den sie jetzt traten, stank nach Blut und Tod. In den Zellen, die an einer der Wände platziert waren, lagen die ausgemergelten Leichen zweier Gefangener, die Kleider noch am Leib und die Waffen neben ihnen. Ralof machte sich sofort daran, den Raum nach Tränken und Waffen abzusuchen und fand in einer der Ecken ein verlorenes Schild eines gefallenen Kameraden. Auf der Wand gegenüber den Zellen war eine Art Theke aufgebaut, den leeren Wein- und Metflaschen nach zu urteilen. Auch lagen mehrere Münzen verteilt auf dem Holz, nach welchen Gahrot geschwind griff, als er die Regale nach Brauchbarem absuchte. Der Elf hingegen schnüffelte angewidert an einer der halbleeren Flaschen Nordmet, von denen einige den hölzernen Tisch in der Mitte des Raumes schmückten. In seiner kurzen Zeit in Himmelsrand war er noch nicht wirklich warm geworden mit diesen seltsamen nordischen Gebräuen. In einer der Zellen lag der Körper eines Magierlehrlings und Arelyn beäugte den toten Bretonen mit einer Spur Mitleid. Die Welt der Magie schien in diesen Gefilden nach wie vor mit Vorsicht oder Abscheu behandelt zu werden, dabei konnte der Elf das nicht wirklich verstehen. Sicherlich hatten alle Dunmer eine angeborene Affinität zu Magie und wurden schon in jungen Jahren mit allerlei Zaubersprüchen und Schriftrollen konfrontiert, aber ihm hatte es immer Spaß gemacht, zu lernen und neue Zauber auszuprobieren. Er hoffte, dass es kein Fehler war, nach Himmelsrand zu kommen. Sein Kopf begann wieder zu schmerzen, als er sich versuchte zu erinnern, was vor seiner Festnahme von den Kaiserlichen passiert war. Gahrot machte sich währenddessen ungeniert daran, die Schlösser der Zellen aufzuknacken, er war interessiert an dem Inhalt der Taschen des toten Sturmmantelsoldaten.  Damit erntete er einen missbilligenden Blick von dem Elf. /klick/ „Was tut Ihr da?“ fragte Ralof verwirrt und aufgebracht. „Ich bezweifle, dass die Beiden Kleinigkeiten vermissen werden. Gebrauchen jedenfalls können wir es besser als sie.“ Die Ausbeute der Zelle, in dem der Soldat lag, war eher dürftig und enthielt nur ein paar glänzende Münzen und einen Zaubertrank der Geringen Heilung, welchen Gahrot mit einer flinken Handbewegung ungesehen in einer seiner vielen Taschen verstaute. Er plünderte nicht gern Leichen und so ließ er seine Hände nur kurz über die Kleidung des Sturmmantels tasten und spürte nichts, was seine Aufmerksamkeit erregte. Und so wanderte er leichten Schrittes zu der zweiten Zelle und nach ein paar Handgriffen war auch diese Tür geöffnet und seine Finger geisterten erneut über Taschen und Beutel. Nun war Arelyns Neugier geschürt, denn Utensilien eines Magierlehrlings könnte er möglicherweise gebrauchen. Die Robe des Toten war leider genauso schäbig wie seine und so konnte er den Gedanken, die Kleidung eines Verstorbenen zu tragen, dankbar aus seinem Kopf schieben. Neben einer Silberkette, die die flinken Finger des Diebs schnell von der Brust des Novizen gepickt hatten, war nur noch ein kleiner Lederbeutel um die Hüfte des toten Bretonen gebunden, die Gahrot mit zwei Handgriffen löste und Arelyn in die Arme warf. Der Beutel klapperte, als der Elf sein Gewicht begutachtete und sogleich öffnete er das Lid und durchsuchte die Inhalte. Neben ein paar gewöhnlichen Alchemiezutaten waren darin auch zwei Magickatränke zu finden und ein weiterer verzauberter Ring, jedoch war besagte Verzauberung so schwach, das Arelyn nicht einmal erkennen konnte, um was es sich handelte. Baff sah er zu dem Dieb, der ihn nur hämisch angrinste und sagte: „Gern geschehen.“ „Seid Ihr hier fertig? Wir müssen weiter.“  Als Ralof weiter durch die Gänge streifte, folgte ihm der Elf mit einigen Schritten Abstand. Gahrot war noch weiter zurück gefallen und war wie ein Schatten selbst, seine Stiefel erzeugten auf dem Boden kaum ein Geräusch. Arelyn musste zugegen, dass er beeindruckt war; nicht nur von der Fähigkeit des Diebs, sich lautlos zu bewegen, sondern auch von seiner Begabung, Schlösser zu knacken. Sicherlich könnte das jeder nach einer Weile lernen, aber bei dem Bretonen erschien alles so natürlich, als würde er dem schon sein Leben lang nachgehen. Es hatte ihn nicht mehr als ein paar Drehungen seiner Handgelenke und flinker Bewegungen seiner langen Finger gekostet, das rostige Schloss zu öffnen. Arelyn ballte seine Fäuste, fester als eigentlich nötig und streckte dann seine Hände weit aus, beugte seine Finger einzeln und begutachtete seine aschfarbene Haut. Er bezweifelte, dass es ihm möglich wäre, so filigrane Dinge zu bearbeiten. Zwar kannte er die Grundlagen des Schlossknackens, aber selbst hatte er noch nie einen Dietrich in der Hand gehabt und Gahrot war so schnell gewesen, dass er nichts sehen konnte.  Nicht, dass er eine Diebeslaufbahn anstrebte; oft genug wurde er auf seinen Reisen bisher schon bestohlen, aber den ein oder anderen Kniff konnte er sich vielleicht auch von einem Dieb noch abschauen. Gedankenversunken ging er dem Sturmmantel nach, als dieser plötzlich eine Hand hob und die Gruppe stoppte. Von dem Dieb war schon wieder nirgends eine Spur. Wortlos hob Ralof einen verstreuten Bogen von Boden auf und deutete nach vorn in die Höhle, die sich nun vor ihnen auftat. Arelyn hatte gar nicht bemerkt, wie sie durch schier endlose Gänge geirrt waren, bis sich die Katakomben von Helgen schließlich in einer natürlich geschaffenen Höhle verliefen. Überall lagen Skelette verteilt und der Elf merkte schnell, dass es sich dabei nicht nur im tierische handelte. Fast genau vor seinen Füßen lag ein perfekt abgenagter menschlicher Schädel. Er ging in die Hocke und suchte Schutz im Schatten eines großen Felsens, während er die Höhle nach der Ursache der vielen Knochen absuchte. Das Beben der Drachenschreie war schon längst verstummt, zu tief waren sie mittlerweile unter der Erde, aber ein neuerliches Brummen zog Arelyns Aufmerksamkeit auf sich: das aufgeregte Schnaufen eines ausgewachsenen Braunbären. „Wir können es angreifen oder vorbei schleichen.“ flüsterte Ralof und deutete an ein paar Steinen vorbei, die ein wenig Sichtschutz vor dem Bären gewährleisten würden. Der Elf wägte ihre Möglichkeiten ab, nur kurz, denn seine Magicka hatte sich noch immer nicht genug regeneriert. Er nickte Ralof zu und blieb in der Hocke, suggerierte so den kampflosen Weg an dem Tier vorbei. Der Sturmmantel hatte dagegen nichts einzuwenden, denn auch ihm waren die Strapazen der letzten Stunden bestens anzusehen. Arelyn war kein Leisetreter, aber er versuchte sein Bestes, so geräuschlos wie möglich die letzten Meter zu meistern, denn er konnte schon beinahe die klare Luft Himmelsrands spüren. So hoffte er zumindest. Der Bär richtete sich plötzlich auf und sprang auf seine Hinterpfoten, bäumte sich zu seiner vollen Größe auf. Der Elf gefror, während Ralof weiterschlich und sich nicht einmal umdrehte. Er war physisch und psychisch bald am Ende seiner Kräfte und so lugte er vorsichtig über seine Schultern und atmete erleichtert aus, als sich das Tier wieder niederlegte und weiterschnaufte. Wenige Meter weiter vor ihnen stieg der Weg kontinuierlich an und am Ende des Höhlenweges blitzte tatsächlich das helle Sonnenlicht Tamriels durch das Gestein. Arelyn atmete noch mehr auf und folgte Ralof die letzten Schritte wortlos, aber mit dem kleinsten Anzeichen eines Lächelns auf den Lippen. Kapitel 3: 03. -------------- Die Sonne schien hell von einem wolkenlosen Himmel und die Wälder lagen so still und ruhig, als hätte niemals ein Drache die Bevölkerung von Helgen ausgelöscht. Ein leichter Geruch von Asche und Feuer lag in der Luft. Arelyn roch das natürlich sofort, aber seine Begleiter schienen davon gar nichts mitzubekommen. Ein bitteres Lächeln huschte über sein Gesicht, kannte er doch diesen Geruch nur zu gut. Jedenfalls glaubte er ihn zu kennen... "Nördlich von hier liegt Flusswald. Es ist wohl besser, wenn ihr mir erst einmal dahin folgt und eure Vorräte aufstockt. Gerdur, meine Schwester, ist sehr hilfsbereit..." begann Ralof mit heiterer Stimme, zu froh, endlich wieder unter der hellen Sonne Tamriels zu wandeln, bevor er durch ein neuerliches Donnern im Himmel jäh unterbrochen wurde. Seine Arme hingen nutzlos von seinem Körper, eben hatte er noch enthusiastisch damit vor seiner Brust artikuliert. Das schwarze Ungetüm fegte hoch über ihren Köpfen hinweg, beachtete sie gar nicht und flog Richtung Norden. Zwar nicht in Richtung Flusswald, das beruhigte den Sturmmantel ein wenig, aber weiter nördlich... Ralof bewegte sich nun in einem raschen Trab den Berghang hinab. "Folgt mir oder nicht, Eure Entscheidung." rief er über seine Schulter in Richtung des Elfs und wortlos folgte er dem Nord. Plötzlich hörte er hinter sich einen Ast knacken und schon hatte er eine Abwehrhaltung eingenommen und Magicka knisterte in seinen Handflächen. Gahrot duckte seinen Kopf und lugte schief grinsend unter seiner Kapuze hervor. "Vorsichtig damit." bemerkte er nur trocken und ging unbeeindruckt an Arelyn vorbei. Dieser ließ erleichtert seine Hände sinken, war aber auf der anderen Seite auch überrascht und aufgewühlt. Wo war der Bretone bis eben gewesen? Gelassen joggte Gahrot Ralof hinterher, zog seine Kapuze allerdings weiter ins Gesicht, als sie die hölzernen Tore Flusswalds durchschritten. Der Dieb war schon einmal in dem Ort gewesen, vor ein paar Wochen, als er Lucan Valerius um ein paar Septimen erleichtert hatte und nebenbei noch ein paar Schmuckstücke den Weg in seine Taschen gefunden hatten. Es war gleichzeitig gefährlich als auch aufregend wieder hier zu sein. Die Wachen beäugten die drei Besucher nur kurz und wandten sich dann wieder ihren gewöhnlichen Patrouillen zu. Ralof hatte gleich die erste linke Biegung auf der breiten Hauptstraße in Flusswald genommen und von weiten schon konnte man eine aufgebrachte, weibliche Stimme seinen Namen rufen hören. Arelyn blieb allerdings plötzlich stehen und so auch Gahrot, wenn auch verwundert über das Verhalten des Dunmer. Auch Ralof drehte sich nun um, Zweifel lag in seinen Augen, als Gerdur sich von der Holzmühle aus näherte. "Danke, dass Ihr uns hier her gebracht habt, Ralof. Aber ich denke, ich werde mich nun von Euch trennen." sagte der Elf mit fester Stimme. Sein Gesicht allerdings sprach eine andere Sprache und Gahrot merkte das sofort. Seine Stirn lag in tiefen Falten und das Rot seiner Augen glitzerte wie ein polierter Rubin, trotz des Nebels, der ihn zu umwölben schien. Ralof winkte mit einer einfachen Handbewegung ab. "Ich verstehe. Und ich habe zu danken. Ohne Eure Hilfe hätten es einige meiner Kameraden sicher nicht geschafft." er führte eine geballte Hand zu seiner Brust, legte sie da ab, wo sich sein Herz befand und schickte ein Stoßgebet zu den Neu Göttlichen. "Mögen die Gefallenen in Sovngarde ruhen." Gerdur war währenddessen an ihren Bruder heran getreten. "Ralof, sind das Kameraden?" /Sie sehen beide nicht so aus. Sind sie gefährlich? Was ist in Helgen passiert?/ Der Sturmmantel wandte sich kurz zu seiner Schwester und hob eine Hand. "Gerdur, Geduld. Ich werde gleich alles berichten." dann drehte er sich wieder zu dem Elf. Arelyn fühlte sich zusehends unwohl unter dem Blick des weiblichen Nords, denn sie hatte mittlerweile auch ihre Holzfälleraxt fester in die Hände genommen und ihre Knöchel wurden langsam weiß. Ralof löste währenddessen einen kleinen braunen Beutel von seinen Gürtel (Gahrot hatte den bisher gar nicht bemerkt und zog unter seiner Kapuze sie Augenbrauen zusammen) und ihn Arelyn entgegen. Eher unbeholfen fing er ihn und er klimperte laut in seinen Händen. "Nehmt diese Septime und geht zum Schlafenden Riesen. Ruht dort." Arelyn begutachtete das Gewicht des Beutels und ging mit unsicherem Kopfschütteln einige Schritte auf Ralof zu. "Ich kann das nicht anne-" Gahrot griff von hinten nach seiner schmutzigen Magierrobe und zog ihn zurück. "Nehmt es an." zischte er tonlos und ließ dann wieder vom Stoff ab. Ralof grinste schief. "Ich merke, wie unwohl Ihr Euch fühlt." sagte Ralof dann leiser als eben. "Schlaft im Wirtshaus. Trotzdem möchte ich Euch um etwas bitten." Der Sturmmantel suchte Augenkontakt mit dem verblüfft dreinblickenden Elfen und er gestattete es. "Geht nach Weißlauf, berichtet dem Jarl vom Drachen. Er muss es wissen. Sagt ihm, er muss Truppen nach Flusswald schicken, wir sind hier ohne Schutz." Arelyn nickte nur stumm. Er wollte in Himmelsrand reisen und nun hatte er die Möglichkeit und sogar eine Aufgabe. Er war schon beinahe stolz auf sich selbst. Nun machte Ralof ein paar Schritte auf den Dunmer zu und hatte schnell die Entfernung zwischen ihnen beiden geschlossen. Verwirrt wollte Arelyn zurückweichen, aber der Sturmmantel griff nach seiner Hand und hielt den Elf an seinem Unterarm fest - eine nordische Art und Weise, Hände zu schütteln. Der Magierlehrling tat es ihm gleich und nickte. "Habt Dank, Elf. Habt Dank, Freund." Auch Gahrot nickte er anerkennend zu, aber den Bretonen interessierte die ganze Szenerie nicht wirklich. Während Ralof sich endlich seiner ungeduldigen Schwester zuwandte und sich mit ihr auf einen breiten Baumstumpf setzte, um ihr die ganze Geschichte von Anfang zu erklären, hatten sich auch die anderen Beiden umgewandt und die Richtung zum Schlafenden Riesen eingeschlagen. "Was werdet Ihr nun tun?" fragte Gahrot stichelnd. Der Bretone war groß für seine Art, aber Arelyn überragte ihn dennoch um ein paar Zentimeter und so konnte er mit zusammengezogenen Brauen auf den Dieb herab sehen. Obwohl es eigentlich aussah, als würde er seine Brauen permanent zusammenziehen und sein Gesicht dauerhaft in Schatten legen. "Ich denke, ich werde die Nacht im Wirtshaus verbringen und dann nach Weißlauf reisen." antwortete er bedacht und kratze dabei sein Kinn. "Ralofs... nette Spende ist mehr als ausreichend für ein warmes Bett und eine warme Mahlzeit." Sie betraten zusammen die Taverne. In einer der Ecken des Raumes spielte ein Bard, in einer anderen saß ein eher schäbig aussehender Mann, vertieft in seinen Krug voll Met. Arelyn wanderte zum Tresen und traf dort auf einen düster drein blickenden Nord, der stoisch Gläser und Becher putzte. Als der Elf an ihn heran trat, senkte er seinen Lappen und musterte seine Gäste. Gahrot war einige Schritte hinter dem Elf zurück gefallen und es war, als würde er einen Sicherheitsabstand einnehmen. Besser auf Nummer sicher gehen. "Ich hätte gern ein Zimmer für die Nacht. Und eine Mahlzeit." "15 Septime. Ich koche. Hinten links." kam die kurze Antwort, aber Arelyn war einverstanden mit der Art des Nords, als er merkte, dass er Gahrot nicht anders behandelte. Womöglich mochte Orgnar, so der Name des Gastwirtes, generell seine Gäste nicht. Die Sonne verschwand langsam hinter den Bergen und tauchte Flusswald in das weiche, goldene Licht eines Spätsommers, wie Arelyn ihn noch nie gesehen hatte. Er konnte sich an kaum noch etwas erinnern, was vor Helgen passierte. Er war unglaublich erschöpft. Aber als er an dem kleinen Fenster im Schlafenden Riesen vor seinem Abendessen saß, fühlte er sich fast wohl. Sven, der Bard, spielte im Hintergrund, sanftes Zupfen seiner Laute begleitet von leisen Worten. Gahrot saß ihm gegenüber und musterte ihn, als er gelangweilt auf seinem Horkersteak herum kaute. Sein Kopf rastete dabei auf seiner Hand und sein Ellenbogen auf dem Holz des Tisches. Im Gegensatz zu Arelyn war sein Rücken eher krumm, nach vorn gewölbt und seine Kapuze war immer noch tief in sein Gesicht gezogen. Der Elf hatte auch Horker auf seinem Teller liegen und wusste sich nicht mit dem seltsamen Geschmack anzufreunden. Zähes, rotes Fleisch mit vielen harten Sehnen. Er konnte nicht verstehen, wie das bei den Nord als eine Delikatesse galt. Nichts desto trotz würgte er es herunter, denn sein Körper zeigte endlich Erschöpfungserscheinungen und auch sein Magen hatte schmerzlich geknurrte. "Warum seid Ihr noch hier?" fragte der Elf nach ein paar Momenten Stille dann genervt. Der Dieb starrte ihn die ganze Zeit von unter seiner Kapuze an, seine eisblauen Augen blitzten dabei gefährlich auf. "Nun,  ich habe mich entschlossen, mit nach Weißlauf zu gehen." sagte er zwischen zwei Bissen Brot. Arelyn evaluierte seine Antworten. Er schon sein halb verzehrtes Horkersteak beiseite und kaute leise auf einem Stück Brot herum. Noch immer lagen die Augen des Diebs auf ihm, doch er hielt dem Stand. "Hat das einen besonderen Grund?" kam nun seine Antwort. Gahrot streckte seine linke Hand aus, dann streckte er seine Finger. "Ich bin ein Dieb." sagte er eine Oktave tiefer. "Ich denke, ich bin in Weißlauf gut aufgehoben." Arelyns Augen glänzten in dem dämmrigen Licht der Taverne in einem unnatürlichen Dunkelrot, stellte der Bretone fest. Aber auf der anderen Seite war er auch nicht überrascht, Dunmer bargen eine seltsame Faszination für ihn. Vielleicht aufgrund der aschfarbenen Haut, die so ungesund und kränklich aussah, vielleicht aufgrund der beinahe pupillenlosen Augen, die blitzten wie Rubine. Oder vielleicht auch wegen der gemeinsamen Affinität für Magie. Gahrot konnte es fast spüren, die Magicka im Körper des Elfs. Sie war stark, aber er konnte sie noch nicht kontrollieren und seinem Willen beugen. "Das macht Sinn." erwiderte Arelyn knapp. Der Dieb verzog daraufhin den Mund, sagte aber nichts weiter. Nachdem sich Arelyn mehr oder weniger satt gegessen hatte und noch uninteressiert an seinem Met nippte, dachte er nach. Er hatte so viele Fragen an Gahrot, wollte so viel wissen. Stattdessen saßen sie beide in Stille da und keiner sprach ein Wort. „Weißlauf also.“ bemerkte Arelyn, als er am nächsten Morgen aus der Taverne trat und sich unter der Morgensonne weit streckte. Hinter ihm folgte Gahrot, gekleidet in sein enges, braunes Leder und mit der Kapuze tief ins Gesicht gezogen. „Richtung Norden. Über die Brücke und dann ist es egal, welchem Weg wir folgen.“ kommentierte der Bretone und ging voraus. Ein leichter Anflug von Asche lag noch immer in der Luft, doch Arelyn kam mittlerweile der Gedanke, dass er sich das alles nur einbilden würde. Während er neben Gahrot marschierte, passierten sie die steinerne Brücke und schlugen dann einen direkten Weg nach Norden ein. Er führte sie einen kleinen Hügel hinauf und der Elf versank gerade in seinen Gedanken, als er ein aggressives Knurren zu seiner Rechten hörte. Erschrocken sammelte er sofort Flammen in seinen Handflächen, Gahrot hingegen blieb ruhig und in seinen Händen schimmerte ein bleicher, hellblauer Zauber, derselbe, den Arelyn schon in Helgen gesehen hatte. Keine Sekunde später wurden die Felle der zwei Wölfe matt blau erleuchtet und das Knurren wich einem defensiven Winseln. Gahrot grinste unter seiner Kapuze hervor und spazierte an den Tieren vorbei. Arelyn senkte seine Hände wieder und die Flammen erloschen. Unsicher schritt er an den Wölfen vorbei, die ihn nur noch desinteressiert ansahen und dann langsam das Weite suchten. „Was war das gerade für ein Zauber?“ fragte er ungläubig und neugierig. Gahrot lachte leise in sich hinein. „Das wüsstet Ihr wohl gern, huh?“ Genervt schüttelte Arelyn seinen Kopf und folgte dem Dieb weiter den Berg hinauf.  Mit dem Lächeln immer noch auf den Lippen ließ Gahrot seine Handflächen wieder aufleuchten und sagte: „Der Zauber nennt sich Besänftigen, allerdings nur anwendbar auf relativ schwache Wesen und Menschen.“ Das Leuchten erlosch. „Derselbe Zauber wie in Helgen.“ nickte Arelyn. „Ziemlich nützlich dem Anschein nach.“ „In der Tat. Neben diesem Zauber existieren noch viele andere, ähnliche Illusionszauber. Beschwichtigen erscheint mir als der nützlichste; allerdings sollte man auch Raserei und Furcht nicht außer Acht lassen. Die Illusionsmagie ist tatsächlich die Klasse der Magie, die ich bisher bevorzugt habe. Damit kann man den meisten Kämpfen aus dem Weg gehen… oder sie zu seinem Vorteil manipulieren.“ Während Gahrot erzählte, erreichten sie die flache Spitze des Hügels und sie folgten einem Pfad ins Tal. In der Ferne waren schon die Ebenen Weißlaufs zu erkennen und die mit hohen Steinmauern umgebene Stadt selbst. „Ihr scheint eine Menge über Magie zu wissen.“ stellte Arelyn fest. Daraufhin lachte der Bretone allerdings nur kurz: „Nein, nicht wirklich. Und wahrscheinlich auch nicht mehr als Ihr.“ Ein amüsiertes Schnauben entwich dem Elf und er schüttelte den Kopf. „Euch scheinen Zerstörungszauber zu liegen. Eure Darbietung in den Katakomben von Helgen war beeindruckend.“ gluckste Gahrot. Arelyn taxierte den Bretonen. Er konnte nicht sagen, ob das Spott oder Wertschätzung war, aber er hinterfragte es nicht weiter, sondern folgte weiter dem Weg ins Tal hinab. Die nächsten Minuten waren von angenehmer Stille überschattet, hier und dort nahm ein Fuchs oder Kaninchen Reißaus oder der Wind wehte raschelnd durch verdorrte, trockene Äste der Büsche am Wegrand. Es war wolkig und nur dann und wann schaffte es die Sonne, ihre Strahlen gen Erde zu senden. Arelyn sah sich um. Himmelsrand war wunderschön. Bisher hatte er nicht die Change gehabt, seine Umgebung in sich aufzunehmen, aber selbst die winterlichen Wälder rund um Helgen hatten ihren Eindruck hinterlassen. Berge und Hügel wechselten sich mit weiten, flachen Ebenen ab, auf denen rege Landwirtschaft betrieben wurde. Er hatte nur wenige Monate in Cyrodiil verbracht und auch nur die nördlichen Gefilde erforschen können, aber bisher konnte er viele Parallelen erkennen. Er brannte direkt darauf, mehr von den schneebedeckten Landschaften zu sehen, die winterkalten und dauerfrostigen Gebiete im Norden reizten ihn dabei am meisten. „Könnt Ihr mir sagen, wie ich am schnellsten von Weißlauf nach Winterfe - “, doch er wurde abrupt von Gahrot abgeschnitten, dessen Handflächen neuerlich hellblau aufflackerten. Einige duzend Meter den Berghang hinab war ein Eistroll zu sehen, umgeben von drei Kämpfern, die versuchten, ihn zu Fall zu bringen. Bisher scheinbar ohne großen Erfolg. Gahrot schleuderte seinen Illusionszauber auf das Biest, dieser prallte jedoch unwirksam vom Fell ab und erzürnte den Troll offenbar nur noch mehr. Der Bretone verzog das Gesicht und bereute sein Eingreifen in den Kampf sogleich. Der Troll, dessen dicker Oberkörper schon von mehreren Pfeilen geziert war, zeigte keine Anzeichen von Erschöpfung oder Schwäche und hatte sich jetzt den beiden Reisenden zugewandt und schlug seine geballten Pranken wütend auf den Boden. Ein großer Nord mit glänzender Eisenrüstung brüllte etwas Unverständliches und schwang sein Schwert und Schild in Richtung des Ungetüms. Etwas weiter entfernt tänzelte eine rothaarige Frau mit fragwürdiger Rüstung am Körper und bohrte einen weiteren Pfeil in den Rücken des Trolls. Dieser taumelte nun zwar ein wenig, hetzte aber weiter in die Richtung des Bretonen. Arelyn sammelte Magicka in seinen Handflächen und warf zwei Feuerbälle auf den Troll, sengte sein weißes Fell und machte ihn noch wütender. In diesem Moment verfluchte Gahrot, dass er seinen Bogen in Helgen nicht gefunden und auf dem Weg auch keinen weiteren aufgesammelt hatte. Er war im Nachkampf nicht erprobt – nicht, dass er mit seinem einfachen Eisendolch viel gegen ein solches Monstrum hätte anrichten können – und mit Zerstörungsmagie konnte er nicht aufwarten. Er trennte sich von Arelyn und dachte angestrengt nach. Nach zwei Augenaufschlägen rief er dem Elf zu: „Eistrolle sind schwach gegen Feuer!“ Der Troll näherte sich nun mit gefährlicher Geschwindigkeit dem Magier, gefolgt von dem Nord und einem weiteren weiblichen Kämpfer mit auffällig roter Gesichtsbemalung. Arelyn wurde nervös. ‚Schwach gegen Feuer, das habe ich gesehen. ‘ Dennoch sammelte er Magicka, diesmal allerdings formte er eine flammende Kugel zwischen seinen Händen und schleuderte den Feuerball mit mehr Kraft auf den Troll. Dieser traf das Ungetüm zur einen Hälfte in die Brust, zur anderen allerdings direkt in das grimmige Gesicht und schmolz ihm die drei Augen allesamt auf einmal. Der Troll bäumte sich mit einem markerschütternden, schmerzerfüllten Brüllen auf und stürzte sich auf den Elf. Er hatte gerade noch Energie, einen weiteren Feuerstoß aus seinen Handflächen zu senden, dann war seine Magicka beinahe vollkommen erschöpft. Währenddessen jedoch hatte der Nord aufgeholt und rammte sein breites Schwert in das linke Schulterblatt des Trolls, brachte ihn damit aus dem Gleichgewicht und schickte ihn auf ein Knie. Mit seinen großen Pranken schlug er um sich, landete einen Hieb quer in die Brust des Kämpfers und warf ihn ein paar Meter nach hinten. Mit der anderen Klaue peitschte er Arelyn ebenfalls von seinen Füßen und er landete hart auf seinem Rücken. Das trieb ihm schmerzhaft die Luft aus den Lungen und gerade als der Troll sich gefährlich über ihm aufbaute, um für einen finalen Schlag auszuholen, bohrte sich ein Pfeil von hinten durch seinen Hals und sendete ihn mit einem abscheulichen Gurgeln endlich zu Boden. Sein verbrannter Körper zuckte noch einige Male und die verbrannten Augen schnellten in ihren Höhlen hektisch umher, bis er komplett erschlaffte und sein Leben ausgehaucht war. Arelyn allerdings fand endlich wieder seinen Atem und wischte sich erleichtert mit einer Hand durch sein verschwitztes Gesicht. Unbeholfen rappelte er sich auf. Seine Robe war bespritzt mit dem klebrigen Blut des Trolls und hatte einige neue Löcher. Gahrot trat wortlos an seine Seite und verschränkte die Arme, als die drei Kämpfer sich vor den Beiden aufreiten und sie beäugten. Der Nord hatte sich schnell wieder aufrichten können und sah beinahe unbeschadet aus. Zwar hatte seine Rüstung hier und da eine Schramme, er allerdings war unbeschadet davon gekommen. Die anderen Beiden waren auch unverletzt. Arelyn war der einzige, dem man den Kampf wirklich ansehen konnte, sein Atem war schwer und tief und seine Magicka reichte nicht einmal mehr für einen einfachen Heilzauber. Die rothaarige Frau hatte ihren Bogen wieder auf ihren schmalen Rücken geschnallt und stemmte die Arme in die Hüften. „Das war gar nicht schlecht!“ sie nickte dem Elf zu und ignorierte Gahrot, „Ich würde Euch ja vorschlagen, den Gefährten beizutreten, aber wir setzen nicht auf Magie.“ Der Nord wischte währenddessen das dunkle Blut des Trolls von seinem Schwert und verschränkte dann die Arme. „Aela, ich glaube kaum, dass die beiden überhaupt das Zeug zu einem Welpen hätten.“ Seine Stimme war tief und seine schwarze Kriegsbemalung um die Augen ließ ihn gefährlich aussehen. Gahrot verzog bei seinem Vorwurf beleidigt das Gesicht, ging aber nicht weiter darauf ein. Er hatte weder Lust, sich den Gefährten anzuschließen, noch sich mit ihnen anzulegen. So zuckte er nur desinteressiert mit den Schultern und griff Arelyn beim Ellenbogen. „Gern geschehen.“ sagte er und setze ein gespieltes Grinsen auf, „Wir haben allerdings Wichtigeres in Weißlauf zu erledigen.“ Der Nord schnaufte und verschränkte die Brauen, ließ die Beiden aber weiterziehen. Aela bedachte Arelyn mit einem interessierten Blick, den der Elf nicht zu deuten wusste, sagte aber nichts und machte sich daran, den Troll zu häuten und in seine Einzelteile zu schneiden. Gahrots Griff war fest und seine Finger bohrten sich beinahe schmerzhaft in das Fleisch des Elfs, als er ihm vom Schauplatz des Kampfes fortzog. Er war sichtlich irritiert und erschöpft, konnte sich aber erst nach mehreren Metern von dem Bretonen losreißen. Und erst als sie aus dem Blickfeld der Gefährten verschwunden waren, gestattete Gahrot dem Elf eine Pause. Wortlos setzte er sich auf einen Stein am Wegesrand und nahm überrascht aber dankbar eine kleine, hellrote Flasche entgegen, die Gahrot aus den Taschen seiner Rüstung gezaubert hatte. Die Sonne schien nun heiß vom fast wolkenlosen Himmel und der Trank war zäh und warm in seinem Mund. Trotzdem machte sich sofort die Wirkung bemerkbar und seine Glieder fühlten sich weniger schwer, weniger taub an. „Das war ziemlich knapp eben.“ bemerkte Gahrot forsch und verschränkte seine Arme. Arelyn musste nach oben sehen und wurde sofort von der Sonne geblendet, seine Augen funkelten dabei in einem ähnlichen Ton, wie die Augen des Drachens in Helgen. Unbewusst schluckte der Bretone und wich einen kleinen Schritt zurück. Sein Gegenüber hatte das scheinbar nicht bemerkt, denn er antwortete verstimmt: „Ihr wart auch keine besonders große Hilfe.“ Er stellte die leere Flasche auf das weiche Moos neben dem Stein, auf dem er saß und rollte seine Schultern. Er fühlte sich schon viel besser. Gahrot schnaubte nur über den Kommentar. Er würde niemals zugeben, dass er in besagtem Moment einfach machtlos gewesen war, so ganz ohne seine gewohnten Waffen. Und wieder breitete sich eine unangenehme Stille zwischen den Beiden aus. Arelyn zupfte abwesend an seiner Robe; er brauchte dringend eine neue, und Gahrot zählte die Septime, die er in den Taschen seiner Rüstung finden konnte. Nach weiteren Minuten des Nichtstuns rappelte sich der Elf endlich auf und bedeutete Gahrot, ihm zu folgen. „Ich gehe davon aus, Ihr ward hier schon einmal?“ fragte Arelyn, als sie den ersten Steinbogen durchschritten. Er erntete nur ein leises Lachen. „Natürlich.“ beantwortete er seine Frage selbst. Vor dem Haupttor der hohen Stadtmauer, die Weißlauf umgab, wurden sie von zwei Wachen aufgehalten. Das Gelb ihrer Rüstung leuchtete unnatürlich grell im hellen Sonnenlicht und beide hatten ihre Waffen gezückt. „Halt, Reisende. Die Stadt ist wegen der Drachen abgeriegelt. Kein Zutritt.“ „Wir bringen Nachrichten aus Helgen. Wir waren beim Drachenangriff dabei.“ konterte Arelyn ruhig und gefasst. Gahrot blieb hinter ihm und versteckte sich im Schatten seiner Kapuze. Die Wachen tauschten einen Blick aus und einer nickte, während er sein Schwert zurücksteckt. „In Ordnung, aber wir behalten Euch im Auge.“ Und so überquerten sie die Zugbrücke und traten durch das große Holztor, das sie in die Stadt selbst brachte. Es war für Arelyn das erste Mal, dass er in Weißlauf war, fern war es das erste Mal, dass er den Fuß in eine Stadt  in Himmelsrand setzte. Zu seiner Rechten hörte er jemanden in einer Schmiede arbeiten, während zu seiner Linken Treppen in scheinbar einen weiteren Stadtteil aufragten. Gahrot rollte angespannt seine Schultern und blieb in der Nähe des Elfs, während sie dem gepflasterten Weg in Richtung Marktplatz folgten. „Wir befinden uns hier im Tieflandbezirk. Ich glaube, der Name erklärt sich von selbst.“ erklärte der Dieb ohne Aufforderung  und Arelyn hielt ihn nicht auf. Weißlauf wirkte auf ihn auf den ersten Blick wie eine geschäftige, weltoffene Stadt. Sowohl Bauern, als auch Edelleute tummelten sich auf den Straßen und Gassen, sammelten sich vor den Marktständen und diskutierten Preise und Ware. „Das ist Arcadias Kupferkessel, ein Alchemiegeschäft. Gleich daneben“ Gahrot deutete mit dem rechten Daumen über seine Schulter und eine Stadtwache verschränkte unwirsch die Arme vor der Brust, „befindet sich Belethors Gemischtwarenladen. Er hat eigentlich fast alles auf Lager, verlangt dafür aber auch gesalzene Preise.“ Der Dieb grinste in sich hinein und der Elf konnte sich ausmalen, dass er plante, ihn so bald wie möglich zu bestehlen. Er wusste noch immer nicht, wie er darüber denken sollte. Auf der einen Seite verstanden sie sich wirklich gut und Gahrot hatte ihm auch schon mehrmals aus der Patsche geholfen, aber auf der anderen Seite konnte er Diebe und Langfinger eigentlich nicht gutheißen. Statt etwas zu sagen, atmete er nur tief ein und ließ dann die Schultern wieder sinken. „In der Beflaggten Mähre dort drüben kann man trinken, essen und ein Zimmer mieten.“ bemerkte der Bretone, als sie ein paar Stufen einer neuerlichen Treppe erklommen, die sich ihnen auftaten. „Im Trunkenen Jägersmann ist es aber in der Regel weniger gefüllt. Nun, das ist der Wolkenbezirk. Hier leben die wohlhabenderen Einwohner Weißlaufs.“ seine Augen funkelten dabei schelmisch auf und en Grinsen stahl sich auf seine schmalen, bleichen Lippen. Als Arelyn ihn fragte, was das für ein imposantes Gebäude zu ihrer Rechten war, zuckte Gahrot nur gelangweilt mit den Schultern. „Jorrvaskr.“ antwortete er nur schlicht und ging unbehelligt weiter. Der Dunmer schnaubte genervt, denn offenbar hatte der Dieb schon nach kurzer Zeit seinen Elan für einen Stadtrundgang verloren. Arelyn hatte insgeheim gehofft, mehr zu erfahren, denn es war so unglaublich aufregend für ihn. So spannend. Alles war neu. Die letzten Minuten hatte er damit zugebracht, die Architektur Weißlaufs in sich aufzunehmen und alles in seinem Gedächtnis abzuspeichern. Vielleicht würde er später ja auch noch Zeit haben, ein paar schnelle Skizzen von den Häusern, Straßen und Gärten anzufertigen. Es war nur noch sehr wenig von Ralofs Gold übrig und so würde er sich wohl erst einmal überlegen müssen, wo er mehr Septime herbekommen würde. Jorrvaskr selbst sah aus wie ein riesenhaftes Schiff, das auf dem Bauch aufgebahrt war und mit viel Holz verkleidet wurde. Für Arelyn sah das Gebäude nach typischer Nordbauweise aus, gleichzeitig allerdings wirkte es sehr einladend und gemütlich. Er war schon einige Schritte hinter Gahrot zurück gefallen und riss seinen Blick nur mühsam von der Methalle los. Auf einem kleinen runden Platz vor besagter Halle wuchs ein Baum, der so aussah, als hätte er seine besten Tage schon längst hinter sich gelassen, denn er trug keine Blätter mehr und alle seine Äste waren verdorrt und brüchig. Soweit Arelyn es beurteilen konnte, bildete der Baum den Mittelpunkt der Stadt und trotz seines Gesundheitszustands schienen noch viele Pilger im Schatten des Stammes Kraft zu tanken. „Das ist der Güldengrünbaum, der heilige Baum der Göttin Kynareth.“ sagte eine Stimme neben dem Elf und er drehte sich überrascht zu ihr um. Hinter ihm stand ein Nord in einfachen, orangefarbenen Priesterroben und hatte die Arme in Ehrerbietung in Richtung des Baumes erhoben. „Ich bin eine Priesterin von Kynareth und für das Wohl der Bewohner von Weißlauf verantwortlich.“ berichtet die Frau trocken, wandte sich wieder dem knorrigen Baum zu und strich mit den Händen langsam über die graue Rinde. Gedankenverloren blickte sie nach oben in die Krone des Baumes und tätschelte weiter das leblose Holz. Arelyn ließ von der Priesterin ab und folgte dem Dieb weitere Stufen nach oben, ihr Weg führte sie über mehrere steinerne Plattformen und sie stiegen immer weiter gen Himmel. Neben ihnen plätscherte unaufhörlich Wasser und Fackeln entlang des Weges wurden entzündet, denn die Sonne senkte sich und würde bald hinter den Bergen verschwinden. Arelyn hatte gar nicht bemerkt, wie schnell der Tag voran geschritten und wie viel Zeit vergangen war. Die Wachen mehrten sich, je näher sich die beiden Reisegefährten der obersten Ebene der Stadt näherten. Zufrieden nickte Gahrot sich selbst zu. „Drachenfeste. Der Sitz des Jarl von Weißlauf.“ Dann gluckste er leise und leckte sich mit einer schnellen Bewegung seiner Zunge über die Lippen und ein gefährliches Glitzern schwoll in seinen Augen an. Arelyn folgte ihm noch immer, ein paar Meter hinter ihm, beeindruckt und eingeschüchtert von dem imposanten Gebilde, das sich nun in voller Pracht vor ihnen aufbaute. Drachenfeste.  Arelyn hatte schon viele Gerüchte und Geschichten gehört. Großkönig Olaf Ein-Auge ließ die Drachenfeste am Ende der Dritten Ära erbauen und nachdem er den Drachen Numinex auf der Spitze des Berg Anthor bekämpft hatte, brachte ihn mit einem Schrei auf die Erde und nahm ihn schließlich in der Drachenfeste gefangen. Noch immer soll der Schädel des Drachen im Thronsaal über dem Sitz des Jarl hängen und erinnern. Der Elf hatte bisher überhaupt nicht an Drachen geglaubt, geschweige denn an Schreie, die den Willen eines Drachen beugen und ihn einem Menschen unterwürfig machen können. Aber seit seinen Erlebnissen in Helgen hatte sich sein Glauben an diese Dinge völlig geändert. Er hätte schwören können, dass er das Monstrum hatte schreien hören und diese seltsamen Worte aus seinem riesigen Maul hatten das ganze Dorf in Windeseile von der Landkarte radiert. Arelyn war auf der kurzen Holzbrücke stehen geblieben, hatte sich über das Geländer gelehrt und nach oben in den Abendhimmel gesehen. Sein Blick wanderte weiter die Außenwände der Festung hinauf und der Elf betrachtete, wie sich die verschiedenen Teile des Hauptgebäudes in den Himmel schraubten. „Was tut Ihr da, Spitzohr?“ tönte eine tiefe Stimme. Arelyn drehte seinen Kopf in Richtung des Soldaten, der jetzt einige Schritte auf ihn zugetreten war. Seine Hand lag gefährlich auf dem Knauf seines Eisenschwertes und auch ein weiterer Soldat war nun neugierig geworden. Die Helme der Männer ließen es nicht zu, ihre Gesichtsausdrücke zu beurteilen und Arelyns Brauen zogen sich aufgebracht zusammen. Er ließ vom Geländer der Brücke ab und seine Schultern sackten passiv nach unten. Die Wache war damit noch immer nicht zufrieden gestellt und verringerte den Abstand zu dem Fremden  etwas mehr: „Was habt Ihr hier zu schaffen?“, seine Stimme klang nun noch unfreundlicher als vorher. „Gar nichts?“ antwortete Arelyn mehr als verwirrt und unter dem prüfenden Blick der Wache schloss er in wenigen Schritten zu Gahrot auf und gemeinsam betraten sie die Drachenfeste. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)