Faal Kalah do zein zurun Fahdonne. von Solaire ================================================================================ Kapitel 3: 03. -------------- Die Sonne schien hell von einem wolkenlosen Himmel und die Wälder lagen so still und ruhig, als hätte niemals ein Drache die Bevölkerung von Helgen ausgelöscht. Ein leichter Geruch von Asche und Feuer lag in der Luft. Arelyn roch das natürlich sofort, aber seine Begleiter schienen davon gar nichts mitzubekommen. Ein bitteres Lächeln huschte über sein Gesicht, kannte er doch diesen Geruch nur zu gut. Jedenfalls glaubte er ihn zu kennen... "Nördlich von hier liegt Flusswald. Es ist wohl besser, wenn ihr mir erst einmal dahin folgt und eure Vorräte aufstockt. Gerdur, meine Schwester, ist sehr hilfsbereit..." begann Ralof mit heiterer Stimme, zu froh, endlich wieder unter der hellen Sonne Tamriels zu wandeln, bevor er durch ein neuerliches Donnern im Himmel jäh unterbrochen wurde. Seine Arme hingen nutzlos von seinem Körper, eben hatte er noch enthusiastisch damit vor seiner Brust artikuliert. Das schwarze Ungetüm fegte hoch über ihren Köpfen hinweg, beachtete sie gar nicht und flog Richtung Norden. Zwar nicht in Richtung Flusswald, das beruhigte den Sturmmantel ein wenig, aber weiter nördlich... Ralof bewegte sich nun in einem raschen Trab den Berghang hinab. "Folgt mir oder nicht, Eure Entscheidung." rief er über seine Schulter in Richtung des Elfs und wortlos folgte er dem Nord. Plötzlich hörte er hinter sich einen Ast knacken und schon hatte er eine Abwehrhaltung eingenommen und Magicka knisterte in seinen Handflächen. Gahrot duckte seinen Kopf und lugte schief grinsend unter seiner Kapuze hervor. "Vorsichtig damit." bemerkte er nur trocken und ging unbeeindruckt an Arelyn vorbei. Dieser ließ erleichtert seine Hände sinken, war aber auf der anderen Seite auch überrascht und aufgewühlt. Wo war der Bretone bis eben gewesen? Gelassen joggte Gahrot Ralof hinterher, zog seine Kapuze allerdings weiter ins Gesicht, als sie die hölzernen Tore Flusswalds durchschritten. Der Dieb war schon einmal in dem Ort gewesen, vor ein paar Wochen, als er Lucan Valerius um ein paar Septimen erleichtert hatte und nebenbei noch ein paar Schmuckstücke den Weg in seine Taschen gefunden hatten. Es war gleichzeitig gefährlich als auch aufregend wieder hier zu sein. Die Wachen beäugten die drei Besucher nur kurz und wandten sich dann wieder ihren gewöhnlichen Patrouillen zu. Ralof hatte gleich die erste linke Biegung auf der breiten Hauptstraße in Flusswald genommen und von weiten schon konnte man eine aufgebrachte, weibliche Stimme seinen Namen rufen hören. Arelyn blieb allerdings plötzlich stehen und so auch Gahrot, wenn auch verwundert über das Verhalten des Dunmer. Auch Ralof drehte sich nun um, Zweifel lag in seinen Augen, als Gerdur sich von der Holzmühle aus näherte. "Danke, dass Ihr uns hier her gebracht habt, Ralof. Aber ich denke, ich werde mich nun von Euch trennen." sagte der Elf mit fester Stimme. Sein Gesicht allerdings sprach eine andere Sprache und Gahrot merkte das sofort. Seine Stirn lag in tiefen Falten und das Rot seiner Augen glitzerte wie ein polierter Rubin, trotz des Nebels, der ihn zu umwölben schien. Ralof winkte mit einer einfachen Handbewegung ab. "Ich verstehe. Und ich habe zu danken. Ohne Eure Hilfe hätten es einige meiner Kameraden sicher nicht geschafft." er führte eine geballte Hand zu seiner Brust, legte sie da ab, wo sich sein Herz befand und schickte ein Stoßgebet zu den Neu Göttlichen. "Mögen die Gefallenen in Sovngarde ruhen." Gerdur war währenddessen an ihren Bruder heran getreten. "Ralof, sind das Kameraden?" /Sie sehen beide nicht so aus. Sind sie gefährlich? Was ist in Helgen passiert?/ Der Sturmmantel wandte sich kurz zu seiner Schwester und hob eine Hand. "Gerdur, Geduld. Ich werde gleich alles berichten." dann drehte er sich wieder zu dem Elf. Arelyn fühlte sich zusehends unwohl unter dem Blick des weiblichen Nords, denn sie hatte mittlerweile auch ihre Holzfälleraxt fester in die Hände genommen und ihre Knöchel wurden langsam weiß. Ralof löste währenddessen einen kleinen braunen Beutel von seinen Gürtel (Gahrot hatte den bisher gar nicht bemerkt und zog unter seiner Kapuze sie Augenbrauen zusammen) und ihn Arelyn entgegen. Eher unbeholfen fing er ihn und er klimperte laut in seinen Händen. "Nehmt diese Septime und geht zum Schlafenden Riesen. Ruht dort." Arelyn begutachtete das Gewicht des Beutels und ging mit unsicherem Kopfschütteln einige Schritte auf Ralof zu. "Ich kann das nicht anne-" Gahrot griff von hinten nach seiner schmutzigen Magierrobe und zog ihn zurück. "Nehmt es an." zischte er tonlos und ließ dann wieder vom Stoff ab. Ralof grinste schief. "Ich merke, wie unwohl Ihr Euch fühlt." sagte Ralof dann leiser als eben. "Schlaft im Wirtshaus. Trotzdem möchte ich Euch um etwas bitten." Der Sturmmantel suchte Augenkontakt mit dem verblüfft dreinblickenden Elfen und er gestattete es. "Geht nach Weißlauf, berichtet dem Jarl vom Drachen. Er muss es wissen. Sagt ihm, er muss Truppen nach Flusswald schicken, wir sind hier ohne Schutz." Arelyn nickte nur stumm. Er wollte in Himmelsrand reisen und nun hatte er die Möglichkeit und sogar eine Aufgabe. Er war schon beinahe stolz auf sich selbst. Nun machte Ralof ein paar Schritte auf den Dunmer zu und hatte schnell die Entfernung zwischen ihnen beiden geschlossen. Verwirrt wollte Arelyn zurückweichen, aber der Sturmmantel griff nach seiner Hand und hielt den Elf an seinem Unterarm fest - eine nordische Art und Weise, Hände zu schütteln. Der Magierlehrling tat es ihm gleich und nickte. "Habt Dank, Elf. Habt Dank, Freund." Auch Gahrot nickte er anerkennend zu, aber den Bretonen interessierte die ganze Szenerie nicht wirklich. Während Ralof sich endlich seiner ungeduldigen Schwester zuwandte und sich mit ihr auf einen breiten Baumstumpf setzte, um ihr die ganze Geschichte von Anfang zu erklären, hatten sich auch die anderen Beiden umgewandt und die Richtung zum Schlafenden Riesen eingeschlagen. "Was werdet Ihr nun tun?" fragte Gahrot stichelnd. Der Bretone war groß für seine Art, aber Arelyn überragte ihn dennoch um ein paar Zentimeter und so konnte er mit zusammengezogenen Brauen auf den Dieb herab sehen. Obwohl es eigentlich aussah, als würde er seine Brauen permanent zusammenziehen und sein Gesicht dauerhaft in Schatten legen. "Ich denke, ich werde die Nacht im Wirtshaus verbringen und dann nach Weißlauf reisen." antwortete er bedacht und kratze dabei sein Kinn. "Ralofs... nette Spende ist mehr als ausreichend für ein warmes Bett und eine warme Mahlzeit." Sie betraten zusammen die Taverne. In einer der Ecken des Raumes spielte ein Bard, in einer anderen saß ein eher schäbig aussehender Mann, vertieft in seinen Krug voll Met. Arelyn wanderte zum Tresen und traf dort auf einen düster drein blickenden Nord, der stoisch Gläser und Becher putzte. Als der Elf an ihn heran trat, senkte er seinen Lappen und musterte seine Gäste. Gahrot war einige Schritte hinter dem Elf zurück gefallen und es war, als würde er einen Sicherheitsabstand einnehmen. Besser auf Nummer sicher gehen. "Ich hätte gern ein Zimmer für die Nacht. Und eine Mahlzeit." "15 Septime. Ich koche. Hinten links." kam die kurze Antwort, aber Arelyn war einverstanden mit der Art des Nords, als er merkte, dass er Gahrot nicht anders behandelte. Womöglich mochte Orgnar, so der Name des Gastwirtes, generell seine Gäste nicht. Die Sonne verschwand langsam hinter den Bergen und tauchte Flusswald in das weiche, goldene Licht eines Spätsommers, wie Arelyn ihn noch nie gesehen hatte. Er konnte sich an kaum noch etwas erinnern, was vor Helgen passierte. Er war unglaublich erschöpft. Aber als er an dem kleinen Fenster im Schlafenden Riesen vor seinem Abendessen saß, fühlte er sich fast wohl. Sven, der Bard, spielte im Hintergrund, sanftes Zupfen seiner Laute begleitet von leisen Worten. Gahrot saß ihm gegenüber und musterte ihn, als er gelangweilt auf seinem Horkersteak herum kaute. Sein Kopf rastete dabei auf seiner Hand und sein Ellenbogen auf dem Holz des Tisches. Im Gegensatz zu Arelyn war sein Rücken eher krumm, nach vorn gewölbt und seine Kapuze war immer noch tief in sein Gesicht gezogen. Der Elf hatte auch Horker auf seinem Teller liegen und wusste sich nicht mit dem seltsamen Geschmack anzufreunden. Zähes, rotes Fleisch mit vielen harten Sehnen. Er konnte nicht verstehen, wie das bei den Nord als eine Delikatesse galt. Nichts desto trotz würgte er es herunter, denn sein Körper zeigte endlich Erschöpfungserscheinungen und auch sein Magen hatte schmerzlich geknurrte. "Warum seid Ihr noch hier?" fragte der Elf nach ein paar Momenten Stille dann genervt. Der Dieb starrte ihn die ganze Zeit von unter seiner Kapuze an, seine eisblauen Augen blitzten dabei gefährlich auf. "Nun,  ich habe mich entschlossen, mit nach Weißlauf zu gehen." sagte er zwischen zwei Bissen Brot. Arelyn evaluierte seine Antworten. Er schon sein halb verzehrtes Horkersteak beiseite und kaute leise auf einem Stück Brot herum. Noch immer lagen die Augen des Diebs auf ihm, doch er hielt dem Stand. "Hat das einen besonderen Grund?" kam nun seine Antwort. Gahrot streckte seine linke Hand aus, dann streckte er seine Finger. "Ich bin ein Dieb." sagte er eine Oktave tiefer. "Ich denke, ich bin in Weißlauf gut aufgehoben." Arelyns Augen glänzten in dem dämmrigen Licht der Taverne in einem unnatürlichen Dunkelrot, stellte der Bretone fest. Aber auf der anderen Seite war er auch nicht überrascht, Dunmer bargen eine seltsame Faszination für ihn. Vielleicht aufgrund der aschfarbenen Haut, die so ungesund und kränklich aussah, vielleicht aufgrund der beinahe pupillenlosen Augen, die blitzten wie Rubine. Oder vielleicht auch wegen der gemeinsamen Affinität für Magie. Gahrot konnte es fast spüren, die Magicka im Körper des Elfs. Sie war stark, aber er konnte sie noch nicht kontrollieren und seinem Willen beugen. "Das macht Sinn." erwiderte Arelyn knapp. Der Dieb verzog daraufhin den Mund, sagte aber nichts weiter. Nachdem sich Arelyn mehr oder weniger satt gegessen hatte und noch uninteressiert an seinem Met nippte, dachte er nach. Er hatte so viele Fragen an Gahrot, wollte so viel wissen. Stattdessen saßen sie beide in Stille da und keiner sprach ein Wort. „Weißlauf also.“ bemerkte Arelyn, als er am nächsten Morgen aus der Taverne trat und sich unter der Morgensonne weit streckte. Hinter ihm folgte Gahrot, gekleidet in sein enges, braunes Leder und mit der Kapuze tief ins Gesicht gezogen. „Richtung Norden. Über die Brücke und dann ist es egal, welchem Weg wir folgen.“ kommentierte der Bretone und ging voraus. Ein leichter Anflug von Asche lag noch immer in der Luft, doch Arelyn kam mittlerweile der Gedanke, dass er sich das alles nur einbilden würde. Während er neben Gahrot marschierte, passierten sie die steinerne Brücke und schlugen dann einen direkten Weg nach Norden ein. Er führte sie einen kleinen Hügel hinauf und der Elf versank gerade in seinen Gedanken, als er ein aggressives Knurren zu seiner Rechten hörte. Erschrocken sammelte er sofort Flammen in seinen Handflächen, Gahrot hingegen blieb ruhig und in seinen Händen schimmerte ein bleicher, hellblauer Zauber, derselbe, den Arelyn schon in Helgen gesehen hatte. Keine Sekunde später wurden die Felle der zwei Wölfe matt blau erleuchtet und das Knurren wich einem defensiven Winseln. Gahrot grinste unter seiner Kapuze hervor und spazierte an den Tieren vorbei. Arelyn senkte seine Hände wieder und die Flammen erloschen. Unsicher schritt er an den Wölfen vorbei, die ihn nur noch desinteressiert ansahen und dann langsam das Weite suchten. „Was war das gerade für ein Zauber?“ fragte er ungläubig und neugierig. Gahrot lachte leise in sich hinein. „Das wüsstet Ihr wohl gern, huh?“ Genervt schüttelte Arelyn seinen Kopf und folgte dem Dieb weiter den Berg hinauf.  Mit dem Lächeln immer noch auf den Lippen ließ Gahrot seine Handflächen wieder aufleuchten und sagte: „Der Zauber nennt sich Besänftigen, allerdings nur anwendbar auf relativ schwache Wesen und Menschen.“ Das Leuchten erlosch. „Derselbe Zauber wie in Helgen.“ nickte Arelyn. „Ziemlich nützlich dem Anschein nach.“ „In der Tat. Neben diesem Zauber existieren noch viele andere, ähnliche Illusionszauber. Beschwichtigen erscheint mir als der nützlichste; allerdings sollte man auch Raserei und Furcht nicht außer Acht lassen. Die Illusionsmagie ist tatsächlich die Klasse der Magie, die ich bisher bevorzugt habe. Damit kann man den meisten Kämpfen aus dem Weg gehen… oder sie zu seinem Vorteil manipulieren.“ Während Gahrot erzählte, erreichten sie die flache Spitze des Hügels und sie folgten einem Pfad ins Tal. In der Ferne waren schon die Ebenen Weißlaufs zu erkennen und die mit hohen Steinmauern umgebene Stadt selbst. „Ihr scheint eine Menge über Magie zu wissen.“ stellte Arelyn fest. Daraufhin lachte der Bretone allerdings nur kurz: „Nein, nicht wirklich. Und wahrscheinlich auch nicht mehr als Ihr.“ Ein amüsiertes Schnauben entwich dem Elf und er schüttelte den Kopf. „Euch scheinen Zerstörungszauber zu liegen. Eure Darbietung in den Katakomben von Helgen war beeindruckend.“ gluckste Gahrot. Arelyn taxierte den Bretonen. Er konnte nicht sagen, ob das Spott oder Wertschätzung war, aber er hinterfragte es nicht weiter, sondern folgte weiter dem Weg ins Tal hinab. Die nächsten Minuten waren von angenehmer Stille überschattet, hier und dort nahm ein Fuchs oder Kaninchen Reißaus oder der Wind wehte raschelnd durch verdorrte, trockene Äste der Büsche am Wegrand. Es war wolkig und nur dann und wann schaffte es die Sonne, ihre Strahlen gen Erde zu senden. Arelyn sah sich um. Himmelsrand war wunderschön. Bisher hatte er nicht die Change gehabt, seine Umgebung in sich aufzunehmen, aber selbst die winterlichen Wälder rund um Helgen hatten ihren Eindruck hinterlassen. Berge und Hügel wechselten sich mit weiten, flachen Ebenen ab, auf denen rege Landwirtschaft betrieben wurde. Er hatte nur wenige Monate in Cyrodiil verbracht und auch nur die nördlichen Gefilde erforschen können, aber bisher konnte er viele Parallelen erkennen. Er brannte direkt darauf, mehr von den schneebedeckten Landschaften zu sehen, die winterkalten und dauerfrostigen Gebiete im Norden reizten ihn dabei am meisten. „Könnt Ihr mir sagen, wie ich am schnellsten von Weißlauf nach Winterfe - “, doch er wurde abrupt von Gahrot abgeschnitten, dessen Handflächen neuerlich hellblau aufflackerten. Einige duzend Meter den Berghang hinab war ein Eistroll zu sehen, umgeben von drei Kämpfern, die versuchten, ihn zu Fall zu bringen. Bisher scheinbar ohne großen Erfolg. Gahrot schleuderte seinen Illusionszauber auf das Biest, dieser prallte jedoch unwirksam vom Fell ab und erzürnte den Troll offenbar nur noch mehr. Der Bretone verzog das Gesicht und bereute sein Eingreifen in den Kampf sogleich. Der Troll, dessen dicker Oberkörper schon von mehreren Pfeilen geziert war, zeigte keine Anzeichen von Erschöpfung oder Schwäche und hatte sich jetzt den beiden Reisenden zugewandt und schlug seine geballten Pranken wütend auf den Boden. Ein großer Nord mit glänzender Eisenrüstung brüllte etwas Unverständliches und schwang sein Schwert und Schild in Richtung des Ungetüms. Etwas weiter entfernt tänzelte eine rothaarige Frau mit fragwürdiger Rüstung am Körper und bohrte einen weiteren Pfeil in den Rücken des Trolls. Dieser taumelte nun zwar ein wenig, hetzte aber weiter in die Richtung des Bretonen. Arelyn sammelte Magicka in seinen Handflächen und warf zwei Feuerbälle auf den Troll, sengte sein weißes Fell und machte ihn noch wütender. In diesem Moment verfluchte Gahrot, dass er seinen Bogen in Helgen nicht gefunden und auf dem Weg auch keinen weiteren aufgesammelt hatte. Er war im Nachkampf nicht erprobt – nicht, dass er mit seinem einfachen Eisendolch viel gegen ein solches Monstrum hätte anrichten können – und mit Zerstörungsmagie konnte er nicht aufwarten. Er trennte sich von Arelyn und dachte angestrengt nach. Nach zwei Augenaufschlägen rief er dem Elf zu: „Eistrolle sind schwach gegen Feuer!“ Der Troll näherte sich nun mit gefährlicher Geschwindigkeit dem Magier, gefolgt von dem Nord und einem weiteren weiblichen Kämpfer mit auffällig roter Gesichtsbemalung. Arelyn wurde nervös. ‚Schwach gegen Feuer, das habe ich gesehen. ‘ Dennoch sammelte er Magicka, diesmal allerdings formte er eine flammende Kugel zwischen seinen Händen und schleuderte den Feuerball mit mehr Kraft auf den Troll. Dieser traf das Ungetüm zur einen Hälfte in die Brust, zur anderen allerdings direkt in das grimmige Gesicht und schmolz ihm die drei Augen allesamt auf einmal. Der Troll bäumte sich mit einem markerschütternden, schmerzerfüllten Brüllen auf und stürzte sich auf den Elf. Er hatte gerade noch Energie, einen weiteren Feuerstoß aus seinen Handflächen zu senden, dann war seine Magicka beinahe vollkommen erschöpft. Währenddessen jedoch hatte der Nord aufgeholt und rammte sein breites Schwert in das linke Schulterblatt des Trolls, brachte ihn damit aus dem Gleichgewicht und schickte ihn auf ein Knie. Mit seinen großen Pranken schlug er um sich, landete einen Hieb quer in die Brust des Kämpfers und warf ihn ein paar Meter nach hinten. Mit der anderen Klaue peitschte er Arelyn ebenfalls von seinen Füßen und er landete hart auf seinem Rücken. Das trieb ihm schmerzhaft die Luft aus den Lungen und gerade als der Troll sich gefährlich über ihm aufbaute, um für einen finalen Schlag auszuholen, bohrte sich ein Pfeil von hinten durch seinen Hals und sendete ihn mit einem abscheulichen Gurgeln endlich zu Boden. Sein verbrannter Körper zuckte noch einige Male und die verbrannten Augen schnellten in ihren Höhlen hektisch umher, bis er komplett erschlaffte und sein Leben ausgehaucht war. Arelyn allerdings fand endlich wieder seinen Atem und wischte sich erleichtert mit einer Hand durch sein verschwitztes Gesicht. Unbeholfen rappelte er sich auf. Seine Robe war bespritzt mit dem klebrigen Blut des Trolls und hatte einige neue Löcher. Gahrot trat wortlos an seine Seite und verschränkte die Arme, als die drei Kämpfer sich vor den Beiden aufreiten und sie beäugten. Der Nord hatte sich schnell wieder aufrichten können und sah beinahe unbeschadet aus. Zwar hatte seine Rüstung hier und da eine Schramme, er allerdings war unbeschadet davon gekommen. Die anderen Beiden waren auch unverletzt. Arelyn war der einzige, dem man den Kampf wirklich ansehen konnte, sein Atem war schwer und tief und seine Magicka reichte nicht einmal mehr für einen einfachen Heilzauber. Die rothaarige Frau hatte ihren Bogen wieder auf ihren schmalen Rücken geschnallt und stemmte die Arme in die Hüften. „Das war gar nicht schlecht!“ sie nickte dem Elf zu und ignorierte Gahrot, „Ich würde Euch ja vorschlagen, den Gefährten beizutreten, aber wir setzen nicht auf Magie.“ Der Nord wischte währenddessen das dunkle Blut des Trolls von seinem Schwert und verschränkte dann die Arme. „Aela, ich glaube kaum, dass die beiden überhaupt das Zeug zu einem Welpen hätten.“ Seine Stimme war tief und seine schwarze Kriegsbemalung um die Augen ließ ihn gefährlich aussehen. Gahrot verzog bei seinem Vorwurf beleidigt das Gesicht, ging aber nicht weiter darauf ein. Er hatte weder Lust, sich den Gefährten anzuschließen, noch sich mit ihnen anzulegen. So zuckte er nur desinteressiert mit den Schultern und griff Arelyn beim Ellenbogen. „Gern geschehen.“ sagte er und setze ein gespieltes Grinsen auf, „Wir haben allerdings Wichtigeres in Weißlauf zu erledigen.“ Der Nord schnaufte und verschränkte die Brauen, ließ die Beiden aber weiterziehen. Aela bedachte Arelyn mit einem interessierten Blick, den der Elf nicht zu deuten wusste, sagte aber nichts und machte sich daran, den Troll zu häuten und in seine Einzelteile zu schneiden. Gahrots Griff war fest und seine Finger bohrten sich beinahe schmerzhaft in das Fleisch des Elfs, als er ihm vom Schauplatz des Kampfes fortzog. Er war sichtlich irritiert und erschöpft, konnte sich aber erst nach mehreren Metern von dem Bretonen losreißen. Und erst als sie aus dem Blickfeld der Gefährten verschwunden waren, gestattete Gahrot dem Elf eine Pause. Wortlos setzte er sich auf einen Stein am Wegesrand und nahm überrascht aber dankbar eine kleine, hellrote Flasche entgegen, die Gahrot aus den Taschen seiner Rüstung gezaubert hatte. Die Sonne schien nun heiß vom fast wolkenlosen Himmel und der Trank war zäh und warm in seinem Mund. Trotzdem machte sich sofort die Wirkung bemerkbar und seine Glieder fühlten sich weniger schwer, weniger taub an. „Das war ziemlich knapp eben.“ bemerkte Gahrot forsch und verschränkte seine Arme. Arelyn musste nach oben sehen und wurde sofort von der Sonne geblendet, seine Augen funkelten dabei in einem ähnlichen Ton, wie die Augen des Drachens in Helgen. Unbewusst schluckte der Bretone und wich einen kleinen Schritt zurück. Sein Gegenüber hatte das scheinbar nicht bemerkt, denn er antwortete verstimmt: „Ihr wart auch keine besonders große Hilfe.“ Er stellte die leere Flasche auf das weiche Moos neben dem Stein, auf dem er saß und rollte seine Schultern. Er fühlte sich schon viel besser. Gahrot schnaubte nur über den Kommentar. Er würde niemals zugeben, dass er in besagtem Moment einfach machtlos gewesen war, so ganz ohne seine gewohnten Waffen. Und wieder breitete sich eine unangenehme Stille zwischen den Beiden aus. Arelyn zupfte abwesend an seiner Robe; er brauchte dringend eine neue, und Gahrot zählte die Septime, die er in den Taschen seiner Rüstung finden konnte. Nach weiteren Minuten des Nichtstuns rappelte sich der Elf endlich auf und bedeutete Gahrot, ihm zu folgen. „Ich gehe davon aus, Ihr ward hier schon einmal?“ fragte Arelyn, als sie den ersten Steinbogen durchschritten. Er erntete nur ein leises Lachen. „Natürlich.“ beantwortete er seine Frage selbst. Vor dem Haupttor der hohen Stadtmauer, die Weißlauf umgab, wurden sie von zwei Wachen aufgehalten. Das Gelb ihrer Rüstung leuchtete unnatürlich grell im hellen Sonnenlicht und beide hatten ihre Waffen gezückt. „Halt, Reisende. Die Stadt ist wegen der Drachen abgeriegelt. Kein Zutritt.“ „Wir bringen Nachrichten aus Helgen. Wir waren beim Drachenangriff dabei.“ konterte Arelyn ruhig und gefasst. Gahrot blieb hinter ihm und versteckte sich im Schatten seiner Kapuze. Die Wachen tauschten einen Blick aus und einer nickte, während er sein Schwert zurücksteckt. „In Ordnung, aber wir behalten Euch im Auge.“ Und so überquerten sie die Zugbrücke und traten durch das große Holztor, das sie in die Stadt selbst brachte. Es war für Arelyn das erste Mal, dass er in Weißlauf war, fern war es das erste Mal, dass er den Fuß in eine Stadt  in Himmelsrand setzte. Zu seiner Rechten hörte er jemanden in einer Schmiede arbeiten, während zu seiner Linken Treppen in scheinbar einen weiteren Stadtteil aufragten. Gahrot rollte angespannt seine Schultern und blieb in der Nähe des Elfs, während sie dem gepflasterten Weg in Richtung Marktplatz folgten. „Wir befinden uns hier im Tieflandbezirk. Ich glaube, der Name erklärt sich von selbst.“ erklärte der Dieb ohne Aufforderung  und Arelyn hielt ihn nicht auf. Weißlauf wirkte auf ihn auf den ersten Blick wie eine geschäftige, weltoffene Stadt. Sowohl Bauern, als auch Edelleute tummelten sich auf den Straßen und Gassen, sammelten sich vor den Marktständen und diskutierten Preise und Ware. „Das ist Arcadias Kupferkessel, ein Alchemiegeschäft. Gleich daneben“ Gahrot deutete mit dem rechten Daumen über seine Schulter und eine Stadtwache verschränkte unwirsch die Arme vor der Brust, „befindet sich Belethors Gemischtwarenladen. Er hat eigentlich fast alles auf Lager, verlangt dafür aber auch gesalzene Preise.“ Der Dieb grinste in sich hinein und der Elf konnte sich ausmalen, dass er plante, ihn so bald wie möglich zu bestehlen. Er wusste noch immer nicht, wie er darüber denken sollte. Auf der einen Seite verstanden sie sich wirklich gut und Gahrot hatte ihm auch schon mehrmals aus der Patsche geholfen, aber auf der anderen Seite konnte er Diebe und Langfinger eigentlich nicht gutheißen. Statt etwas zu sagen, atmete er nur tief ein und ließ dann die Schultern wieder sinken. „In der Beflaggten Mähre dort drüben kann man trinken, essen und ein Zimmer mieten.“ bemerkte der Bretone, als sie ein paar Stufen einer neuerlichen Treppe erklommen, die sich ihnen auftaten. „Im Trunkenen Jägersmann ist es aber in der Regel weniger gefüllt. Nun, das ist der Wolkenbezirk. Hier leben die wohlhabenderen Einwohner Weißlaufs.“ seine Augen funkelten dabei schelmisch auf und en Grinsen stahl sich auf seine schmalen, bleichen Lippen. Als Arelyn ihn fragte, was das für ein imposantes Gebäude zu ihrer Rechten war, zuckte Gahrot nur gelangweilt mit den Schultern. „Jorrvaskr.“ antwortete er nur schlicht und ging unbehelligt weiter. Der Dunmer schnaubte genervt, denn offenbar hatte der Dieb schon nach kurzer Zeit seinen Elan für einen Stadtrundgang verloren. Arelyn hatte insgeheim gehofft, mehr zu erfahren, denn es war so unglaublich aufregend für ihn. So spannend. Alles war neu. Die letzten Minuten hatte er damit zugebracht, die Architektur Weißlaufs in sich aufzunehmen und alles in seinem Gedächtnis abzuspeichern. Vielleicht würde er später ja auch noch Zeit haben, ein paar schnelle Skizzen von den Häusern, Straßen und Gärten anzufertigen. Es war nur noch sehr wenig von Ralofs Gold übrig und so würde er sich wohl erst einmal überlegen müssen, wo er mehr Septime herbekommen würde. Jorrvaskr selbst sah aus wie ein riesenhaftes Schiff, das auf dem Bauch aufgebahrt war und mit viel Holz verkleidet wurde. Für Arelyn sah das Gebäude nach typischer Nordbauweise aus, gleichzeitig allerdings wirkte es sehr einladend und gemütlich. Er war schon einige Schritte hinter Gahrot zurück gefallen und riss seinen Blick nur mühsam von der Methalle los. Auf einem kleinen runden Platz vor besagter Halle wuchs ein Baum, der so aussah, als hätte er seine besten Tage schon längst hinter sich gelassen, denn er trug keine Blätter mehr und alle seine Äste waren verdorrt und brüchig. Soweit Arelyn es beurteilen konnte, bildete der Baum den Mittelpunkt der Stadt und trotz seines Gesundheitszustands schienen noch viele Pilger im Schatten des Stammes Kraft zu tanken. „Das ist der Güldengrünbaum, der heilige Baum der Göttin Kynareth.“ sagte eine Stimme neben dem Elf und er drehte sich überrascht zu ihr um. Hinter ihm stand ein Nord in einfachen, orangefarbenen Priesterroben und hatte die Arme in Ehrerbietung in Richtung des Baumes erhoben. „Ich bin eine Priesterin von Kynareth und für das Wohl der Bewohner von Weißlauf verantwortlich.“ berichtet die Frau trocken, wandte sich wieder dem knorrigen Baum zu und strich mit den Händen langsam über die graue Rinde. Gedankenverloren blickte sie nach oben in die Krone des Baumes und tätschelte weiter das leblose Holz. Arelyn ließ von der Priesterin ab und folgte dem Dieb weitere Stufen nach oben, ihr Weg führte sie über mehrere steinerne Plattformen und sie stiegen immer weiter gen Himmel. Neben ihnen plätscherte unaufhörlich Wasser und Fackeln entlang des Weges wurden entzündet, denn die Sonne senkte sich und würde bald hinter den Bergen verschwinden. Arelyn hatte gar nicht bemerkt, wie schnell der Tag voran geschritten und wie viel Zeit vergangen war. Die Wachen mehrten sich, je näher sich die beiden Reisegefährten der obersten Ebene der Stadt näherten. Zufrieden nickte Gahrot sich selbst zu. „Drachenfeste. Der Sitz des Jarl von Weißlauf.“ Dann gluckste er leise und leckte sich mit einer schnellen Bewegung seiner Zunge über die Lippen und ein gefährliches Glitzern schwoll in seinen Augen an. Arelyn folgte ihm noch immer, ein paar Meter hinter ihm, beeindruckt und eingeschüchtert von dem imposanten Gebilde, das sich nun in voller Pracht vor ihnen aufbaute. Drachenfeste.  Arelyn hatte schon viele Gerüchte und Geschichten gehört. Großkönig Olaf Ein-Auge ließ die Drachenfeste am Ende der Dritten Ära erbauen und nachdem er den Drachen Numinex auf der Spitze des Berg Anthor bekämpft hatte, brachte ihn mit einem Schrei auf die Erde und nahm ihn schließlich in der Drachenfeste gefangen. Noch immer soll der Schädel des Drachen im Thronsaal über dem Sitz des Jarl hängen und erinnern. Der Elf hatte bisher überhaupt nicht an Drachen geglaubt, geschweige denn an Schreie, die den Willen eines Drachen beugen und ihn einem Menschen unterwürfig machen können. Aber seit seinen Erlebnissen in Helgen hatte sich sein Glauben an diese Dinge völlig geändert. Er hätte schwören können, dass er das Monstrum hatte schreien hören und diese seltsamen Worte aus seinem riesigen Maul hatten das ganze Dorf in Windeseile von der Landkarte radiert. Arelyn war auf der kurzen Holzbrücke stehen geblieben, hatte sich über das Geländer gelehrt und nach oben in den Abendhimmel gesehen. Sein Blick wanderte weiter die Außenwände der Festung hinauf und der Elf betrachtete, wie sich die verschiedenen Teile des Hauptgebäudes in den Himmel schraubten. „Was tut Ihr da, Spitzohr?“ tönte eine tiefe Stimme. Arelyn drehte seinen Kopf in Richtung des Soldaten, der jetzt einige Schritte auf ihn zugetreten war. Seine Hand lag gefährlich auf dem Knauf seines Eisenschwertes und auch ein weiterer Soldat war nun neugierig geworden. Die Helme der Männer ließen es nicht zu, ihre Gesichtsausdrücke zu beurteilen und Arelyns Brauen zogen sich aufgebracht zusammen. Er ließ vom Geländer der Brücke ab und seine Schultern sackten passiv nach unten. Die Wache war damit noch immer nicht zufrieden gestellt und verringerte den Abstand zu dem Fremden  etwas mehr: „Was habt Ihr hier zu schaffen?“, seine Stimme klang nun noch unfreundlicher als vorher. „Gar nichts?“ antwortete Arelyn mehr als verwirrt und unter dem prüfenden Blick der Wache schloss er in wenigen Schritten zu Gahrot auf und gemeinsam betraten sie die Drachenfeste. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)