New Age von hard-peel_soft-core (Die Geschichte einer Revulotion) ================================================================================ Kapitel 1: Verkauft ------------------- Die darauf folgenden Tage waren die schlimmsten, die der junge Hybride in seinen 18 Jahren je hatte ertragen müssen. Natürlich wurden die Zwingerbesitzer sehr bald schon auf Shinobus Abwesenheit aufmerksam und veranlassten eine gründliche Durchsuchung der Gegend. Als keine Spur von dem dunkelblonden Neko gefunden wurde, bekamen die restlichen Nekos im Zwinger die Wut des Besitzers mit mehr Verboten und dem Entzug an Nahrung zu spüren. Schließlich wurden alle Nekos einer Befragung, oder besser gesagt einem Verhör, unterzogen, da man ziemlich bald schloss, dass ein Komplize zu diesem Fluchtplan vonnöten gewesen sein musste um zu gelingen. Der Hunger zerrte an den Kräften des ohnehin schon sehr mageren brünetten Nekos mit den Peridot-grünen Augen. Dennoch hielt er stand und schützte den Aufenthaltsort seines Freundes zu dessen und zu seinem eigenen Schutz. Er wollte nicht wissen, was sie mit Ausreißern anstellten. Immerhin musste er kennenlernen, was sie mit Hauptverdächtigen machten. Als bester Freund des Geflohenen wurde er der Mithilfe beschuldigt und bestraft. Seine Meinung über die Menschen hatte sich sogar noch verschlechtert, nun da er Bandagen an seinen Händen und Beinen tragen musste, die unzählige Male getreten worden waren. Sein Schwanz, das empfindlichste aller Körperteile eines Nekos, war ganz besonders schlimm in Mitleidenschaft gezogen worden. Seinen Körper zierten mehrere blaue Flecken und Schürfwunden. Und er konnte sich noch nicht einmal beschweren, da ihm selbst dieses Recht aberkannt worden war. Außerdem war es nur eine Frage der Zeit bis er an jemanden verkauft werden würde, der von da an sein Master war und dessen Befehlen er sich fügen musste. „A-aber, mein Herr. Er ist in keiner Verfassung für eine Besichtigung“, hörte er den Zwingerbesitzer beschwichtigen. Er klang seltsamerweise als hätte ihn jemand in die Enge gedrängt. „Kommen Sie doch zu einem anderen Zeitpunkt wieder.“ „So viel Zeit habe ich nicht. Ich will ihn jetzt sehen.“ Die fremde Stimme klang, als würde sie keinen Widerspruch dulden. Sie war tief, aber eigenartig warm, obwohl sie nicht gerade von sehr vielen Emotionen begleitet wurde. Ritsus Ohren hatten sich instinktiv in dessen Richtung gedreht, doch er machte sich nicht die Mühe den Kopf zu heben. Seitdem sein bester Freund gegangen war, fühlte er sich alleine wie nie zuvor und die Misshandlungen trugen ihr übriges zu seiner depressiven Stimmung bei. Er hob den Blick noch nicht einmal, als sich ein Paar Schuhe auf seiner Augenhöhe befand. „Sie hatten Recht. Er ist in keinem guten Zustand“, merkte die zu den Schuhen gehörende Person trocken an. Das musste den Zwingerbesitzer wohl in Verlegenheit gebracht haben, denn er trat mit aller Kraft gegen die Gitterstäbe, sodass der arme Neko dahinter erschrocken zusammenzuckte. „Steh auf, du fauler Nichtsnutz!“, wurde Ritsu angeherrscht und er beschloss, dass es wohl das Klügste war, sich zu fügen. Als er in aufrechter Position war, glitten auch seine Augen langsam von den Schuhen über die Hosenbeine nach oben bis er in bernsteinfarbene, scharfe Augen blickte. Der Mann vor ihm war groß, sogar größer als der Zwingerbesitzer, schlank, aber nicht hager. Er hatte ein breites Kinn und scharfgeschnittene Gesichtszüge. In sein Gesicht fielen schwarze Strähnen. Sein Blick aber war so durchbohrend, dass Ritsu am liebsten einen Schritt zurückgetreten wäre. Er hatte es jedoch satt, sich von den Menschen unterwerfen zu lassen und reckte trotzig sein Kinn in die Höhe. „Das hier also ist der letzte Onodera.“ Der Fremde klang abschätzend, schon beinahe spöttisch. Ritsu fragte sich einen Moment, ob er wohl über sein Aussehen enttäuscht war, befahl sich aber dann, nicht über so etwas nachzudenken. Es fehlte gerade noch, dass er den Ansprüchen eines Menschen genügen wollte. „Viele interessieren sich für ihn. Mein Herr, ich muss Ihnen mitteilen, dass schon einige ehrenwerte Herren angekündigt haben, ihn zu kaufen. Ich fürchte, die Liste ist lang“, teilte ihm der Zwingerbesitzer mit einem fetten Grinsen im Gesicht mit. Er erhoffte sich wohl, gutes Geld mit dieser Rasse erwirtschaften zu können. Ohne Frage würde er ihn an den höchsten Bieter verkaufen. „Holen Sie ihn aus dem Käfig“, forderte der Fremde nachdenklich, als hätte er vor, den Kauf erst gründlich zu überdenken. Das war ungewöhnlich. Normalerweise reichte den Interessenten die Bestätigung, den echten und letzten Onodera vor sich zu haben. „Sofort, mein Herr.“ Die Käfigtür wurde mit einem lauten Knarzen geöffnet und Ritsu wurde grob aus seinem Gefängnis herausgezogen. Er stolperte, konnte sich aber noch auf den Beinen halten. Auf keinen Fall würde er dem Zwingerbesitzer die Genugtuung gönnen, ihn auf dem kalten Boden liegen zu sehen. Zur großen Überraschung des Nekos trat der fremde Herr, dessen Kleidung auf eine edle Abstammung und dem damit verbundenen Reichtum schließen ließ, zu ihm und legte ihm beide Hände an die Hüften. Instinktiv wurde der brünette Hybride rot und sah zur Seite. Dadurch entging ihm jedoch der lethargische Blick des Schwarzhaarigen. „Er ist mager“, kommentierte er, woraufhin sich Ritsus Augenbrauen wütend zusammenzogen. Er wagte es jedoch nicht, etwas zu erwidern. „Äh, mein Herr, Onoderas sind von Natur aus sehr zierlich“, begründete der Zwingerbesitzer. „Sein Fell ist verfilzt und die Farbe ausgebleicht. Auch seine Haltung ist krumm und seine Statur schwächlich. Das einzig Wertvolle an ihm sind wohl seine Augen. Ansonsten sehe ich nicht sehr viel, wofür er seinen Namen und den damit verbundenen Wert verdient hätte“, schloss der Fremde seine Inspektion ab. Ritsu sah Rot. Wie konnte dieser Mensch es wagen, von ihm zu sprechen als wäre er nur ein Stück Ware, das bewertet werden musste? Sein Fell sträubte sich vor Wut. „Was fällt Ihnen ei- Au!“ Bevor er ausreden konnte, wurde er mit einem Tritt des Zwingerbesitzers zum Schweigen gebracht. Vor Schmerz wimmerte er leise und schlang seine Arme um seinen attackierten Brustkorb. Das würde wohl für neue Blutergüsse sorgen. Der Fremde aber blieb von dem Akt der Gewalt, der sich gerade vor seinen Augen abgespielt hatte, absolut unberührt. So wie es alle Menschen taten, wenn es sich bei dem Opfer um einen Neko handelte. Er hatte ein Scheckbuch aus seiner Manteltasche geholt und schrieb einen Betrag nieder, den er dem Zwingerbesitzer zeigte. „Das ist alles, was ich bereit bin zu bezahlen. Mehr können Sie für ihn auch nicht verlangen“, verkündete der Schwarzhaarige selbstbewusst. Ritsu durfte selbstverständlich keinen Blick auf die Summe werfen, doch er konnte an der Reaktion des Zwingerbesitzers erahnen, dass es wohl mehr war als sich dieser jemals erhofft hatte zu erhalten. „Ich stelle Ihnen sofort die Papiere aus.“ Danach folgte die Prozedur, von der Ritsu schon tausendmal gehört und die er bis vor kurzem immer gefürchtet hatte. Ihm wurde ein Halsband umgelegt, das ihn als Besitztum markieren sollte und er bekam die Kleidung eines einfachen Dienstboten. Die bestand aus einer schwarzen Hose, die so groß war, dass er die Beine umstülpen musste um nicht darüber zu stolpern, einem übergroßen weißen Hemd und einem schwarzen Gilet. Zu guter Letzt bekam er noch schwarze Schuhe mit fast durchgelaufener Sohle. Er bekam nicht mehr an Kleidungsstücken und das, obwohl es Winter war und es gestern angefangen hatte zu schneien. Der Neko konnte nur hoffen, dass sein neuer Master ihn nicht zu Fuß zu seinem neuen Zuhause laufen lassen würde. Schweigend folgte er dem Schwarzhaarigen nach draußen und obwohl es das erste Mal seit langer Zeit war, dass er außerhalb des Zwingers bei Tageslicht war, konnte er es doch nicht genießen, da er geradewegs ins Ungewisse zusteuerte. Sein Besitzer schien jedenfalls keine Empathie für Nekos zu haben, da er vorhin, als Ritsu ach so kraftvoll getreten worden war, noch nicht einmal mit der Wimper gezuckt hatte. Nun, da Ritsu ihn genauer studierte, stellte er fest, dass sein neuer Master nicht um sehr viel älter war als er selbst. Das machte ihn ihm nicht gerade sympathischer, aber zumindest weniger einschüchternd. Gemeinsam stiegen sie in ein Auto, einem Zweisitzer, das sich wohl nur die höhere Schicht der Gesellschaft der Menschen leisten konnte. Auf dem Weg zu dem Anwesen des Masters sprachen sie kein Wort, was Ritsu ganz recht war. Es war ihm lieber, als Interesse und Gehorsam heucheln zu müssen während einer Konversation. Die Augen des Nekos weiteten sich erstaunt, als sie schließlich in die Einfahrt eines großen, pompösen Herrenhauses einbogen. Das war also sein neues Zuhause? Sein Master musste in der Tat über sehr viel Einfluss und Geld verfügen. Schon nachdem sie die Eingangstür hinter ihnen schlossen, eilte eine Reihe von Bediensteten herbei und nahm dem Schwarzhaarigen seinen Mantel ab. „Wascht ihn und steckt ihn in Kleidung, in der er annehmbar aussieht“, befahl er einer der Bediensteten, die lächelnd nickte und den Neko mit sich zog. Ehe er sich versah, befand er sich in einer lächerlich großen Badewanne und betrachtete seine Reflexion in den Seifenblasen des Schaumbades. Die ältere Bedienstete kam wenige Augenblicke später in das Badezimmer, mit einem Stapel Kleidung in den Armen. „Oh, Süßer, tut mir leid, aber ich werde deinen Kopf einschamponieren müssen. Deine Haare bedürfen dringend Pflege“, warnte sie ihn mit einem warmen Lächeln vor und rückte ihre kleine runde Brille zurecht. Da er ohnehin keine andere Wahl hatte, ließ er es über sich ergehen, stellte aber schnell fest, dass es keineswegs eine unangenehme Erfahrung war. Er mochte den blumigen Geruch des Schampos und genoss die massierenden Handbewegungen auf seiner Kopfhaut. Plötzlich hielten die Hände aber inne. „Ach, Gottchen, das sieht mir aber nach einer ordentlichen Beule aus. Ich sollte dir dann sofort Eis auflegen“, überlegte sie laut. Dann massierte sie fröhlich summend weiter. Schließlich war sein Bad beendet und er fühlte sich frisch und entspannt. Die Kleidung, die ihm bereitgelegt worden war, bestand aus einer dunklen Hose, einem hellen Hemd und einem beigefarbenen Pullover, der sich warm und weich an seine Haut schmiegte. Zum ersten Mal fühlte er sich wohl in seiner Haut. Kurze Zeit später kam die ältere Bedienstete zurück um ihn zu abzuholen. „Ach, ich hab mich ja noch gar nicht vorgestellt. Nenn mich einfach Eba“, fiel ihr plötzlich ein und sie schlug ihre Hände verlegen an ihr Gesicht, als hätte sie einen großen Fauxpas begangen. „Ich bin Onodera Ritsu, Eba-san“, stellte der Hybride sich schüchtern vor. Die ältere Frau lächelte. „Na, du bist ja ein Goldstück! Ich bin sicher Madam wird entzückt von dir sein.“ Er wusste nicht, wovon sie sprach, aber er würde es wohl schon sehr bald herausfinden. Eba führte ihn in den Westflügel des Hauses bis sie schließlich vor einer Tür hielten. „Sie erwartet dich bereits“, meinte Eba aufmunternd und tätschelte ihm noch einmal kurz mütterlich den Kopf, behutsam, seine Beule nicht zu treffen. Dann ließ sie ihn allein. Ritsu schloss kurz die Augen und atmete noch einmal tief durch, bevor er zaghaft die Tür öffnete. Überraschenderweise befand er sich in einem Schlafzimmer. In der Mitte des Raumes stand ein großes Himmelbett, in der eine ältere, gebrechlich aussehende Frau lag. An ihrer Seite stand der schwarzhaarige junge Mann, der ihn gekauft hatte. „Ist er das?“, fragte eine schwache, raue Stimme. Der Schwarzhaarige nickte nur und bedeutete dem Neko, näher zu kommen. „Er ist der letzte Onodera. Genau, was du wolltest, obaa-san“, verkündete er mit einer unerwartet sanften Stimme. Seine Großmutter schenkte ihm ein Lächeln und drückte seine Hand. „In der Tat. Und er ist wunderschön. Komm näher, mein Junge“, forderte sie ihn freundlich auf, worauf der Neko natürlich Folge leistete. Von nahem sah die alte Dame sogar noch kleiner und fragiler aus als von der Ferne. Ritsu, der sich gerade noch rechtzeitig an seine Manieren erinnerte, verbeugte sich tief. „Wie ist dein Name?“ „Ritsu, Herrin“, antwortete der Hybride sogleich. Sie musterte ihn neugierig von oben bis unten und piekte ihn schließlich mit einem langen Finger in den Magen. „Masamune, zeig ihm doch das Haus. Und sorge dafür, dass ihm eine ordentliche Mahlzeit zubereitet wird. Er fällt uns ja schon fast von den Knochen“, wandte sie sich dann an ihren Enkel. Dieser sah mit einem ausdruckslosen Gesicht zu dem Neko. „Das ist die Bibliothek.“ Der Neko mit den zimtfarbenen Haaren konnte seinen Augen nicht trauen. War er im Paradies? Noch nie in seinem Leben hatte er so viele Bücher gesehen. Davon hatte er stets nur träumen können. Aber nun war sein Traum zum Greifen nah. Ohne es zu merken wanderte er mit verzücktem Blick an den Regalen entlang. Masamune konnte die Sehnsucht in den peridotfarbenen Augen sehen, die ihn an jemanden auf Diät erinnerte, dem man ein meterlanges Büffet zeigte. Offensichtlich hatte der Hybride eine Leidenschaft für Literatur. Genau wie er selbst. Er seufzte. „Bedien dich ruhig.“ Darauf drehte sich Ritsu zu dem Älteren um und sah ihn mit solch leuchtenden Augen und einem derart herzerweichenden Lächeln an, dass dem anderen eine unerwartete Wärme erfüllte. Dieses Gefühl schüttelte der junge Mann aber sofort ab. Zu guter Letzt brachte er den Hybriden zu seinem Zimmer, bei dessen Anblick der Neko vor Staunen und Dankbarkeit kaum wusste, wie er sich verhalten sollte. Er hatte ein weiches Bett, einen geräumigen Kleiderschrank und vom Fenster aus einen wunderschönen Ausblick auf den Garten des Anwesens. Vielleicht ist es doch nicht so schlecht, gekauft worden zu sein, dachte Ritsu bei sich und ihm war ein wenig leichter ums Herz. Ehrlichgesagt hatte er sich schon Sorgen um seine Situation von nun an gemacht. Zurzeit schien es ihm aber, als waren diese vollkommen unbegründet. Der Schwarzhaarige beobachtete ausdruckslos wie sich der Neko umsah und mehr als nur zufrieden wirkte. „Ich habe dich gekauft, damit du meiner Großmutter jeden Wunsch erfüllst. Du unterstehst nun ihrem Dienst“, teilte er ihm dann mit, um sich so bald wie möglich wieder um seine eigenen Angelegenheiten kümmern zu können. Ritsu, der gerade eben noch gierig aus dem Fenster gesehen hatte, drehte sich abrupt um und verbeugte sich. „Sehr wohl, Master.“ Ein Neko unterstand demjenigen, der ihn gekauft und über seine Papiere verfügte, so besagte es das Gesetz. „Eba wartet mit einer frisch gekochten Mahlzeit unten in der Küche auf dich“, fügte Masamune kurzangebunden hinzu. Der Brünette fühlte den kühlen Blick seines Masters noch einige Zeit auf sich ruhen, bevor dieser sein Zimmer verließ. Nachdem er sich eine Weile auf sein Bett gelegt hatte und alles noch einmal Revue passieren ließ, musste er sich doch eingestehen, dass ihn immer noch Sorgen plagten. Was, wenn sich die Großmutter als nekofeindlicher Mensch entpuppte? Was, wenn er in seiner Tollpatschigkeit, die ihm seit Geburt anhaftete, ein Missgeschick passierte und er dafür bestraft würde? Was, wenn sie bald feststellte, dass er nicht die Art von Neko war, die sie wollte und er wurde weiterverkauft? Auf dem Weg in die Küche versuchte er ohne großen Erfolg, diese Sorgen abzuschütteln, nur um sich noch mehr darin zu verlieren. Schweren Herzens seufzte er. „Was ist los, Herzchen?“, fragte Eba ihn mit einem mitfühlenden Lächeln und stellte ihm ein Teller vor die Nase. „Dankeschön, Eba-san“, bedankte der Neko sich für die Mahlzeit, schlug die Hände zusammen und flüsterte ein „Itadakimasu“ bevor er sich darüber hermachte. Der Hunger hatte ihn bereits solange gequält, dass er ihn kaum mehr bemerkte, doch in diesem Augenblick wurde ihm schmerzhaft bewusst wie leer sein Magen tatsächlich war. Das ältere Dienstmädchen setzte sich ihm gegenüber an den kleinen Tisch in der Küche und musterte ihn eingehend. Sie hatte den prüfenden Blick, der von Erfahrung und Menschenkenntnis sprach. „Der junge Herr hat dich bestimmt schon herumgeführt“, mutmaßte sie. „Das Haus ist wirklich sehr schön.“ Ritsu fühlte sich schon beinahe verpflichtet, dieses Kompliment auszusprechen, auch wenn es stimmte. Eba grinste breit. „Mir wurde bereits gesagt, dass du für Takano-sama zuständig bist. Ihre Gesundheit hat ihr in letzter Zeit ziemlich zu schaffen gemacht, aber ich bin sicher, dass sich ihr Gemüt mit deiner Anwesenheit bessern wird.“ Eba tätschelte ihm mütterlich den Arm. Ihre Stimme verriet die Demut und den tiefen Respekt, die sie für ihre Herrin hegte. „Sie ist eine weise, ehrliche Frau. Und ich bin mir sicher, dass sie deine Gesellschaft sehr schätzen wird“, meinte sie beruhigend. Sie hatte es tatsächlich geschafft, Ritsu von einigen seiner Sorgen zu erlösen, was ihr ein schüchternes Lächeln von ihm einbrachte. „Du wirst bald Teil dieses Haushaltes sein, du wirst sehen.“ „Ich hasse es, ans Bett gefesselt zu sein. Es trägt nur dazu bei, dass ich mich nutzlos fühle“, seufzte die ältere Dame müde. Sehnsüchtig warf sie einen Blick Richtung Fenster. Ritsu konnte es ihr bei dem traumhaften Wetter draußen wahrlich nicht verdenken. „Oh, Ritsu, lass uns Schach spielen. Damit zumindest meine grauen Zellen in Gebrauch bleiben“, schlug sie dann wie aus dem Nichts vor und überraschte damit den Neko. Dieser folgte ihrer Aufforderung aber nichtsdestotrotz. Weil er noch nie Schach gespielt hatte, musste sie ihm zuerst die Spielregeln erklären, doch es dauerte nicht lange, bis der erste Zug überdacht wurde. Ritsu war sich nicht sicher, ob von ihm erwartet wurde, dass er absichtlich verlor. Zwar musste er sich als Anfänger in diesem Spiel derzeit noch nicht darum bemühen, doch trotzdem beschäftigte ihn dieser Gedanke. „Ich weiß, was du denkst“, riss Takano-san ihn aus seinen Gedanken, während sie einen Springer über die Felder hüpfen ließ. „‘Ist es erlaubt, die alte arme Frau zu schlagen‘, hab ich recht?“, vermutete sie, worauf Ritsu erstarrte. Ihr Lachen ertönte munter und viel gesünder als es ihr Körper war. „Die Sorgenfalte auf deiner Stirn hat dich verraten. Ach, und wage es ja nicht, mich gewinnen zu lassen.“ „Ich glaube nicht, dass ich Willen brauche um zu verlieren, Herrin.“ Das erste Spiel gewann tatsächlich die ältere Herrin. Sie spielten noch zwei weitere Runden miteinander und bei der letzten schaffte Ritsu es sogar, Takano-san zu besiegen. Außerdem stellte er fest, dass ihm das Spiel Freude bereitete. Vor allem, Takano-san als Spielpartnerin zu haben, gefiel ihm mehr als er es je erwartet hätte. Sie spielten in Stille und doch bedrückte das Schweigen keinen von ihnen. Er fühlte sich seltsam wohl in ihrer Gegenwart. „Ritsu, ich möchte, dass du Masamune Tee bringst. Seine Studierzeit ist jetzt vorbei. Du findest ihn in der Bibliothek“, forderte sie ihn nach ihrem letzten Spiel auf und lächelte kurz. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)