You`re a honey von Marron ================================================================================ Kapitel 1: Neue Schule, neues Leben ----------------------------------- Wir befinden uns in New York, genauer gesagt vor einer nach außen hin gewöhnlichen High School. Das riesige Gebäude steht erhaben inmitten des Geländes und erweckt einen respektvollen Eindruck – zumindest für jeden, der nicht auf diese Schule geht. Für mich wird das wohl anders sein, denn heute ist mein erster Schultag nach unserem Umzug nach Amerika. Warum? Ganz einfach – Scheidung. Und meine Mutter hat das Sorgerecht bekommen. Sie wollte neu anfangen und kümmert sich nicht darum, ob ich damit einverstanden bin. Ginge es nach mir, wären wir in Tokio geblieben. Nicht, weil ich kein Englisch könnte, nein – als Klassensprecherin waren meine Noten mit die Besten. Aber ich hatte – und habe immer noch – die Hoffnung, dass ich ihn noch einmal wiedersehe, wenn ich dort bliebe, wo er immer hingehörte. Meine Mutter nannte das schwachsinnig. Tja, jetzt stehe ich hier, auf dem Parkplatz und überlege seit gut fünf Minuten, wie ich das nur ohne all meine Freunde schaffen soll. Schüler gehen langsam an mir vorbei, während sie mich skeptisch beäugen. Ich kann es ihnen nicht verdenken, da ich selbst wohl auch so reagieren würde. Ich muss seufzen und setze mich endlich in Bewegung. Zum Glück ist alles sehr übersichtlich aufgebaut und ich muss nur den anderen zum Haupteingang folgen. Irgendwo muss ja wohl das Sekretariat sein, oder? Als ich drinnen stehe, geht mir auf, dass ich nicht einmal weiß, was Sekretariat auf Englisch heißt. Großartig, das geht ja schon mal gut los! Kopfschüttelnd suche ich nach Hilfe. Ein blonder Junge, der in etwa so groß ist wie ich, sieht zu mir herüber und unsere Blicke begegnen sich. Er lächelt und kommt zu mir herüber. „Hey“, grüßt er mich. Ich nicke und muss auch lächeln. „I`ve never seen you around here. Are you a new student?“ Ich nicke. „Yes. But I don`t know where to go now.“ Soweit reicht mein Sprachverständniss noch und ich klopfe mir mental auf die Schulter, den Akzent verstanden zu haben. Er fährt sich durchs Haar. „Well, then follow me. I can show you, ok?“ „Thanks, that would be great.“ Wir sind schon ein paar Schritte gegangen, als er den Kopf dreht. „I`m Mike, by the way.“ „And my name is Hillary. Nice to meet you“, antworte ich leise. Ob ich mir den Namen merken kann? Ich hab`s nicht so mit Namen und Gesichtern. Er grinst mich an und wird langsamer, sodass wir fast nebeneinander gehen. „Cute name. Are you from somewhere near?“ „Nope“, lache ich, „I`m from Japan. Little Nippon, you know?“ Er wirkt verblüfft. „Cool! That makes two!“ Verwirrt blinzele ich, doch bevor ich fragen kann, redet er schon weiter: „Ich bin nämlich ebenfalls von dort und erst vor zwei Jahren hergezogen.“ Völlig baff starre ich ihn an. Dann muss ich erleichtert lachen. „Wow, cool. Und ich dachte schon, ich müsste meine Muttersprache begraben.“ Er nickt. „Dachte ich auch, aber is gar nicht so. Wirst sehen, hier gibt`s jede Menge Japaner. Und wir helfen dir alle echt gern, ja?“ Ich nicke. Vielleicht ein bisschen zu heftig, aber Mike scheint nichts zu bemerken. „So, wie jetzt“, grinst er und deutet auf eine Tür. Ich blicke überrascht darauf und seufze. „Tja, dann hol ich mir mal alles ab.“ Er steckt die Hände in die Hosentaschen. „Ich warte hier.“ Gaaanz toll. Einer von der super-hilfsbereiten Sorte. Solche Leute werden schnell anhänglich und nervig. Trotzdem kann ich nicht ablehnen. Ich bin so erleichtert, jemandem begegnet zu sein, der mir helfen kann, dass ich mich nicht mehr traue, allein loszustapfen. Also nicke ich nur höflich und betrete den Raum. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)