Bullum Solare von Shub_Niggurath ================================================================================ Kapitel 16: Der Untergang des Hikawa-Tempels -------------------------------------------- Sie hatten es geschafft! Usagi hatte es wirklich geschafft, dieses Monster zu besiegen ohne einen Kollateralschaden anzurichten. Das Training hatte gefruchtet. Und es war nicht, wie sie vermutet hatte, so, dass sie im ersten echten Einsatz Usagis Hand hatte halten müssen. Sie hatte es alleine geschafft! Und eine einzelne Kriegerin reichte aus, um die Züchtungen in die Knie zu zwingen, wie Makoto Kino bewiesen hatte. Man brauchte also nicht mehr auf Sailor Moon zu warten, um diese kleinen Brocken zu besiegen. Und auf Sailor Sun erst recht nicht. Sie selber fühlte sich dadurch tatsächlich entlastet, keine Gewissensbisse, weil sie jemandem nicht zu Hilfe gekommen war. Und Usagi und Co. würden sie auch in Zukunft entlasten, vor allem, da die Mädels das Talent besaßen, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Als sie von Usagis Erfolg gehört hatte, hatte sie sich bei der Geburtstagsfeier einfach mal wieder richtig angesoffen. Und sich daran erinnert, wie lustig es war, betrunken zu sein, obwohl sie sich vage daran erinnern konnte, sich nicht sonderlich gut benommen zu haben. Und es hatte ihr gefallen. Sie wollte es wiederholen. Der Tag war gut gelaufen, sie hatte sich nicht einmal mit Rika gestritten, also sah sie keinen Grund sich nicht in die Bar zu setzen. „Whiskey on the Rocks,“ orderte Akane und schaute erst doof, dann belustigt, als der Barkeeper sich zu ihr umdrehte. „Hola, des is ja der Maskenheini. Wie geht’s?“ Mamoru schaute finster. Er stellte ihr kommentarlos das Glas hin. Akane trank es in einem Zug aus. „Noch einen.“ Er hatte kaum von ihr weggedreht, als er die Bestellung aufnahm. „Noch einen,“ ertönte es wieder. „Und noch einen.“ Er stellte ihr das vierte Glas Whiskey zusammen mit einem Glas Wasser hin. Er seufzte. „Wenn ich nicht mit dir rede, trinkst du dir wohl eine Alkoholvergiftung an.“ „Keine Angst, das hab ich nicht wegen dir vor.“ Er hatte schon einige betrunkene gesehen und gehört, und Akane sah weder so aus, noch redete sie so. Und es war klar, dass die folgende Frage nicht eine Folge des Rausches war, soweit hatte er sie schon kennenlernen dürfen. „Hast ’ne Neue?“ Mamoru blickte sie verwirrt an. „Darf ich fragen, wie du das meinst.“ „Na, wie wohl, Blödi. Du hast das Prinzesschen übern Haufn g’haut, weilst wos bessres g’funden host.“ Er wollte zum Reden ansetzen, doch Akane redete weiter, wobei er Schwierigkeiten hatte ihrem Osaka-Dialekt zu folgen: „Weißt, weil i jederzeit in’d Orbeit g’rufen werdn konnt, hob i mi scho ewig nimma traut an huckn zu hobn. Aba die Schicksen mochen ois grod recht guat, i hob scho via Wochn frei, kannst da des vorstelln? Jetzt darf i mi wieder a bissi gehn lassen, dank deiner Ex-Ische. Solltest dir das nomal überlegn, so inkompetent is die nimmer.“ Das vierte Glas war inzwischen wieder leer, Akane tippe dagegen, als Signal, dass sie noch einen wollte. Mamoru schäumte vor Wut. Es war das erste Mal, dass jemand von dem Abstand sprach, den er sich zu Usagi genommen hatte, und dabei auch noch gleich so drastisch von Trennung sprach. Es war keine Trennung. Und Akanes Worte klangen tatsächlich verurteilend, obwohl ihr Urteil über Usagi weiterhin nicht positiv ausfiel. Die Verurteilung war fehl am Platz. Er hatte einen guten Grund. Und dass es jemand besseren als Usagi gäbe, stimmte erst recht nicht. Ja, sie war ihm gelegentlich auf den Nerv gegangen, ja, er hatte seine Zweifel gehabt, doch nachdem er über einen Monat keinen Kontakt mehr zu ihr hatte, vermisste er sie. Und er hasste sich dafür, ihr nie Hikari vorgestellt zu haben. Er hasste es, sie belügen zu müssen und belogen zu haben. Er hasste es, ihr nicht zur Hilfe gekommen zu sein und es auch nicht zu können. Es schmerzte jedes Mal, wenn er es unterdrücken musste, sich in Tuxedo Mask zu verwandeln. Doch da war noch die Angst, die größer war, als der Hass. „Also, so wie i euch kenneng’lernt hab, hab i ma ned des Traumpaar ausm Märchen vorg’stellt. Sooo distanziert. Hat scho so g’wirkt, als...“ „Ich werde bedroht.“ Er wusste nicht, ob es eine gute Idee war, Akane davon etwas zu erzählen. Doch seine Wut brachte ihn dazu es richtig stellen zu müssen. Außerdem, wer kannte sich besser mit den Feinden aus, als sie? „Wirklich? Von wem denn? Von deiner neuen?“ Er sah sie wütend an. Akane nahm einen kleinen Schluck. Da sie den Themenwechsel erkannte, unterdrückte sie auch wieder ihren Osaka-Slang: „Schon gut, ich weiß, worauf du anspielst. Silberhaarige Frau mit Gesicht, als würde sie gleich zu heulen anfangen?“ Er blinzelte. Versuchte sie gerade zu erraten, wer der Feinde ihn bedrängt? Er wusste den Namen seines Bedrohers, doch er zögerte ihn zu sagen, also sprach er nur: „Nein.“ Akane atmete erleichtert auf. „Hätte mich auch gewundert. Aber die gehört zu den gefährlichsten der Truppe. Solange nicht sie oder ein dürrer Hüne mit Augenklappe dich bedrohen, musst du das ganze nicht ernst nehmen. Nimm einfach...“ Sie brach mitten im Satz. Sie las Mamorus Gesicht. Und in ihrem spiegelte sich plötzlich Entsetzen. „E...e... es ist ein dürrer Hüne mit Augenklappe.“ „Du kennst M...“ Sie schüttete ihn das Glas Wasser ins Gesicht, womit sie Mamoru das Wort abschnitt, trank den fünften Whiskey aus und bestellte sofort einen neuen. „Sag niemals seinen Namen. Erst recht nicht in meiner Gegenwart.“ Sie trank den sechsten Whiskey aus. „Verdammt, ich dürfte gar nicht mehr hier sein.“ „Akane, was...“ „Sag auch nie wieder meinen Namen, hast du verstanden.“ Ihrer Stimme wohnte eine Aggressivität inne, dass es Mamoru schauderte. Sie kramte einen Zettel aus ihrem Rucksack und schrieb eine Emailadresse auf, die nur aus Zahlen bestand. „Der Bastard hat keine Ahnung von EDV und weiß damit nicht zu recherchieren. Sobald du nach Hause kommst, schreibst du mir eine Email mit allem, was vorgefallen ist. Und danach löschst du sie gleich. Verstanden?“ Sie wirkte, als wolle sie ihn gleich umbringen und er wagte es nicht Fragen zu stellen. Mit zitternden Händen tippte Akane Tayo auf das Whiskeyglas. Er schenkte ein. Sie trank aus. „Und tu was er sagt, so grausam es auch sein mag. Wenn er will, dass du keinen Kontakt zu... zur deiner Ex hast, tu’s. Wenn er will, dass du jemanden umbringst, tu’s. Wenn er will, dass du dich selber umbringst, tu es.“ Sie schien mit jeder Sekunde aufgebrachter und Mamoru überlegte, ob es eine so gute Idee war, ihr noch einen Whiskey auszuschenken, wie sie es wünschte, doch er tat es. „Denn alles was du dir vorstellen kannst, was der Bastard plant, es ist schlimmer.“ An ihrer Stimme erkannte man inzwischen den Whiskeykonsum und ihr Gesicht wirkte wie das eines Kampfhundes kurz vorm Angriff. „Und noch was, erwähne nicht nur nicht seinen Namen, sondern KEINEN. Niemals, auch wenn er nicht da ist, wer weiß, wo er lauert. Auch in der Email, schreib keinen Namen. Denk nicht einmal an Namen.“ „Wie soll das...“ „HAST DU MICH VERSTANDEN?!“ Sie sprang auf und packte ihn am Kragen. Sie schrie so laut, dass alle weiteren Gäste auf sie aufmerksam wurden. Doch sie ließ ihn erst los, als er ein Ja flüsterte. Ohne weitere Worte legte sie einen Geldschein auf die Theke, der den getrunkenen Betrag kaum abdeckte, und trank das letzte Glas Whiskey aus. Sie wankte davon. Mamoru wusste nicht, ob sein Bedroher oder Akane Tayo ihm mehr Angst einjagen sollte. Es hatte aus heiterem Himmel angefangen zu regnen. Die Tropfen auf ihrer Haut ließen die Kopfschmerzen noch größer werden. Und es war nicht der Whiskey, der das Hämmern in ihrem Schädel verursachte. Keine Entlastung. Was auch immer diese vier Wochen waren, es ging wieder los. Eine Pause, die sinnlose Hoffnungen schürte, nur, damit sich alles als schlimmer herausstellen konnte, als sie hatte ahnen können. Akane wusste nicht mehr, wie sie auch nur auf den Gedanken hatte kommen können, diese inkompetenten Figuren könnten auch nur irgendwie dafür sorgen sie zu entlasten. Was auch immer geschehen war, der Hahn im Korb hatte es so verbockt, er die Aufmerksamkeit des perversen Bastards auf sich gezogen. Und Akane und damit die ganze Welt gefährdete. Ich muss ihn umbringen dachte Akane. Scheiß auf das Schicksal, ich muss ihn umbringen, sonst gibt es gar keine Zukunft mehr. Scheiß auf Usagi und die anderen und was sie von dir halten könnten. Bring ihn um. Bring ihn um, bevor er dich verrät und alles umsonst war. Besser er stirbt und die ganze Welt bleibt am leben. Bring ihn um, der Bastard wird es sowieso tun und du nimmst ihm das Vergnügen. Bring ihn um, vergönn ihm einen schnellen, sanften Tod. Bring ihn um, bring ihn, bring ihn um. Sie hämmerte gegen ihren Kopf. Es konnte doch nicht sein, dass der Tod von Mamoru Chiba der einzige Weg war, aus der Misere herauszukommen? Akane wusste, dass der Alkohol sie nicht klar denken ließ, es ihr verbat, irgendwelche Schlüsse zu ziehen, wie es dazu hatte kommen können, dass dieses Monster Mamoru Chiba ausfindig gemacht hatte. Doch sie wusste, er hatte eine Fährte, die auch bald zu ihr führen würde. Und sie war noch nicht bereit. Sie war noch nicht bereit für eine Konfrontation. Egal, wie viele Narben sie ihm schon zugefügt hatte, sie hatte es noch nie geschafft ihn umzubringen. Und ohne die weiteren Artefakte würde sie auch nicht schaffen und den Armreif hatten sowieso die Sailorkriegerinnen absorbiert. Und das einzige Lebewesen, das die Kraft hatte, ihn zu vernichten, war noch immer verschwunden. Sie musste Mamoru Chiba umbringen, ehe er den Bastard zu ihr führen konnte. Entsetzt über sich selber, fing Akane endlich an zu rennen, weg von der Bar, weg von Mamoru, damit sie nicht das tat, was ihr die ganze Zeit durch den Kopf ging. Eigentlich war die Bar, in welchen Rei sonst mit ihren Studienkolleginnen abhing, eine Baggerbar, dazu da um (theoretisch) einen netten Jungen kennen zu lernen. Es war vielleicht nicht die beste Idee, gerade dorthin Usagi auszuführen, aber ihr war nichts auf die Schnelle eingefallen, als Usagi sie mit der Nachricht anrief es gäbe etwas zu feiern und sonst niemand Zeit hätte. Doch ihr gefiel die Bar. Die Musik und die umstehenden Gespräche störten auch zum Glück kaum beim Reden, die beiden mussten nur sehr laut sprechen. „Also, wie hast du vor die Fenster zu bezahlen zu bezahlen?“, sagte Rei. Usagi dachte, sie hörte schlecht: „Ach, das ist der Dank dafür, dass ich dein Zuhause gerettet habe.“ „Aber du hast trotzdem die Fenster zerstört.“ „Ich habe dir schon so oft gesagt, dass war das Monster.“ „Nein, nein, nein... du redest es doch nur schön, dass du deine Kräfte noch immer nicht ganz unter Kontrolle hast. Man muss ja fast froh sein, dass nur zwei Fenster daran glauben mussten und nicht gleich der ganze Tempel.“ Rei wusste es besser. Natürlich war Usagi nicht daran schuld. Aber die Sticheleien mussten weiterhin sein. Aus Erfahrung wusste sie, dass Usagi zwar sehr zickig auf Witze über sie reagierte, aber ich dadurch eher von den wahren Sorgen ablenken ließ, als dass diese verstärkt wurden. „Also, mir ist ja eine Miku ausgefallen und eine zweite Assistentin für Reinigungsarbeiten wäre gar nicht so schlecht...“ „Aber, ich habe dir gerade erzählt, dass ich wieder einen Job habe.“ Dieser neue Beruf war der Grund zu feiern. Und es handelte sich um den absurdesten Job, den Usagi sich hätte aussuchen können. Sie war seit heute Kinderbetreuerin. Yuichirus schwangere Frau hatte Usagi erzählt, dass sie in ein paar Tagen aufhören würde zu arbeiten, da der Beruf sich mit der Schwangerschaft nicht mehr vereinbaren ließ, aber der Kindergarten verzweifelt war, da man keinen Ersatz fand. Und Usagi fiel nichts Besseres ein, als sich für den Job zu bewerben. Mit einem Unterhaltungsprogramm hatte sie die Direktorin überzeugen können. Rei konnte sich gut vorstellen, dass Usagi, kindisch wie sie war, gute Programme für Kinder aufstellen konnte, aber aufgrund mangelnder Geduld und der Tatsache, dass die einzige Erfahrung die sie mit kleinen Kindern hatte, ihre zukünftige Tochter war, mit der sie sich ständig zankte, schien sie nicht gerade geeignet für den Beruf. „Wetten, du wirfst nach einer Woche das Handtuch.“ Usagi knurrte. „Quatsch. Kinder lieben mich. Ich bin perfekt für den Job.“ Rei kicherte. „Dürfen wir die beiden Damen vielleicht auf einen Drink einladen?“ Die beiden setzten sich neben sie an die Bar – ein junger, hübscher Herr neben Usagi, einer neben Rei. Rei winkte ab. „Tut mir leid, wir sind liiert.“ „Auch heute Nacht.“ „JA.“ Die beiden verschwanden. Usagi seufzte. „Du musst das nicht tun.“ „Was denn? „Nur wegen mir einen Typen abblitzen lassen, der dir offensichtlich gefallen hat.“ „Er hat mir nicht gefallen.“ Lüge, aber tatsächlich hatte Usagi ihre Motivation durchschaut. Sie schlürfte an ihrem Cocktail. „Ich möchte dann eh bald verschwinden.“ „Aber ich habe dir noch gar nicht von Makotos Erfolg erzählt.“ „Morgen um fünf Uhr nachmittags, wenn du den Hikawa-Tempel fegen musst, kannst du mir das auch noch erzählen. Ich habe morgen um acht Uhr eine Vorlesung und nachher ein wahrscheinlich ziemlich kompliziertes Treffen. Und du solltest an deinem zweiten Arbeitstag auch nicht zu spät erscheinen. Und erst recht nicht restfett.“ Was schon passierte, wenn Usagi auch nur einen leichten Cocktail trank. Rei hatte ihr alkoholische Getränke schon beim Betreten der Bar verboten. Usagi knurrte: „Langweilerin. Jobs heißen noch lange nicht, dass man sich nicht amüsieren darf.“ Die kann sich ja gar nicht vorstellen, was ich für einen Spaß habe, wenn ich mit meinen Studienkolleginnen unterwegs bin, dachte Rei schelmisch. Aber trotzdem kam sie zu dem Schluss, dass es doch mehr Spaß machte Usagi auf den Arm zu nehmen, als mit ihren Unifreundinnen um die Häuser zu ziehen. „Jaja. Ich gehe trotzdem. Wenn du nicht mindestens fünfmal pro Minute angegraben werden möchtest, solltest du mich begleiten.“ Sie nahm ihre Jacke und Usagi tat es ihr schmollend nach. Der Doktor erschrak, als die Tür aufgerissen wurde, und erschrak noch mehr als, die Gestalt sah, die in sein Labor eintrat. „Lass es frei“, murmelte Mithras. Der Doktor nickte. „Es... es wird aber ein paar Stunden dauern, bis...“ Er konnte den Satz nicht beendet, zu viel Angst hatte er, Mithras würde ihm den Kopf abreißen, da er ihm bis jetzt nicht gesagt hatte, dass es einige Zeit dauerte, bis die Kreatur freigelassen sein würde. „Ist egal. Ich habe unten noch etwas zu erledigen.“ Akane erwachte vom schrillen Klingelton ihres Handys. Ihr Kopf fühlte sich an, als würden darin 10 Bauarbeiter mit Presslufthämmern arbeiten. Sie zögerte bis sie abhob. Es war Rei. „WO ZUM TEUFEL BIST DU?“, schrie sie und Akane hielt das Telefon weg von ihrem Ohr. Das Gebrüll tat ihrem Kopf nicht gut. „Ich bin... äh.“ Sie war zu Hause. Und sie hatte keinerlei Erinnerungen mehr, wie sie dort hingekommen war. Nachdem sie losgerannt war, hatte der Whiskey initiierte Black Out begonnen. Der zweite innerhalb von wenigen Tagen. Und lieber wäre es ihr gewesen, sie hätte das Gespräch mit Mamoru Chiba vergessen. Das Gesicht des Bastards erschien vor ihren Augen. Ihr wurde übel. „Zu Hause,“ murmelte sie. „Wir sind seit einer halben Stunde verabredet. Denkst du, ich hätte sonst keine Termine?“ „Äh.. tja... sorry... äh... weißt du, mir ist etwas dazwischen gekommen und...“ Sie stockte. „Um ehrlich zu sein, ich liege mit einem Mörderkater im Bett.“ Rei begann mit lauter Stimme und ohne Unterbrechung sich zu empören. Akane bekam kaum mit, was ihre Gesprächspartnerin von sich gab. Sie dachte an den Bastard und Mamoru, fragte sich, wie sie aus diesem Schlamassel wieder hinauskommen sollte. Weiterhin schien ihr die einzige richtige Lösung, Chiba einfach umzubringen, dann war verlor der Bastard den Kontakt zu ihnen. Vor einigen Monaten, als sie die Sailor-Kriegerinnen noch nicht kannte, hätte sie dies im Dienste der Rettung der Welt noch ohne zu zögern getan, aber nun quälte sie die Option. War das wirklich moralisch vertretbar? Akane sah zu dem Leguan. Wusste er bereits Bescheid? Vermutlich, denn er las gerade die E-Mail, die Mamoru ihr geschrieben hatte. Rei hörte noch immer nicht auf, sich zu beklagen. Akane stand auf und stelle fest, dass sie dieselbe Kleidung von gestern trug. Sie ging zum dem Leguan und streichelte ihm über den Kopf. „Ist es wirklich so dringend, dass wir reden?“, unterbrach Akane schließlich Rei. „JA!“ „Ist es wirklich nichts, dass...“ Sie stockte. Wer wusste schon, ob der Bastard nicht inzwischen gelernt hatte, Telefone abzuhören. Die Macht dazu hätte er jedenfalls. „Okay, dann, wenn du diese Mädchen beaufsichtigen musst, dann treffen wir uns einfach beim Hikawa-Tempel, ist das ein Kompromiss?“ Akane würde gerne genervter klingen, doch es gelang ihr nicht. Rei zeigte sich einverstanden, erwähnte aber inzwischen zum xten Mal, wie störend sie es empfand, umsonst in den Park gefahren zu sein, wo der Treffpunkt doch Akanes Vorschlag gewesen war. „Bis in einer halben Stunde“, unterbrach Akane sie und legte auf. Die Hose behielt sie an, doch sie suchte ein neues Oberteil, das nicht das Bar roch. Akane griff nach dem XL-Männer-T-Shirt, das sie immer trug, wenn es ihr schlecht ging. Sie las die E-Mail nicht, sie wollte jetzt noch nicht genau wissen, was zwischen Mamoru Chiba und dem Bastard genau vorgegangen war. Sie wollte nur eine schnelle Lösung finden, doch eine die nicht darin bestand, jemanden zu ermorden. Doch ihr Kopf schien in keine andere Richtung leiten zu wollen. Und musste sie überhaupt selbst alle Entscheidungen übernehmen, wo sie doch nicht einmal Hauptverantwortliche für die Rettung der Welt war. Sie sah auf den Leguan. „Überleg dir was,“ flüsterte sie ihm zu und ging. Es war schon lange her, dass Mamoru alleine in seiner neuen Bleibe war. Als er bei den Tsukinos ausgezogen war, hatte er sich noch gar nicht um eine neue Unterkunft gekümmert, so sehr hatte ihn der Schrecken weg von diesem Haus gejagt. Zuerst hatte er sich an Setsuna gewandt, doch es war bei einer Nacht geblieben. Setsuna hatte akzeptiert, dass er nicht verraten wollte, was vorgefallen war, doch von Hotaru konnte man das nicht behaupten. Von Hypnoseversuchen bis hin zu Gewaltreaktionen, hatte sie aus Sorge um das Silvermillenium zu jedem Mittel gegriffen, um der Wahrheit auf die Schliche zu kommen. Innerhalb einer Nacht konnte sie die Wahrheit nicht herausfinden, doch irgendwann würde sie. Und so ging er. Er ging zu Ryo. Zwar befand sich auch dort eine lebhafte Teenagerin, aber eine, die ihn brauchte. Er brauchte viel Kraft Ryo, der schon einige Bier getrunken hatte, zu überzeugen ihn aufzunehmen. Das beste Argument war Geld, Mamoru log, dass sich die Balken bogen, von wegen, er hätte in der Lotterie gewonnen, und er würde Ryo finanziell stark unterstützen. Als auch noch Hikari ihn anflehte, wurde ihm Asyl gewehrt. Und nun saß in dieser Wohnung fest mit dem leiblichen Vater, den er hasste, und der Halbschwester, die ihn vergötterte. Zum Glück war er heute bis zum Nachmittag alleine. Mamoru hatte in Ruhe die E-Mail an Akane Tayo schreiben können. Danach wollte er sich der Diplomarbeit widmen. Doch es ging ihm zu viel durch den Kopf herum. Gerne hätte er noch einmal die E-Mail gelesen, doch Akanes Wunsch entsprechend, hatte er sie gelöscht. Mamoru erinnerte sich ihr geschrieben zu haben, dass mit Hilfe der Schlage, die sich in seinen Körper genistet hatte, der Feind ihn hatte aufspüren können. Dass der Feind ihm von davon erzählt hatte, dass das Mondkönigreich an Sunnas Tod schuld war. Dass sie auf Rache aus waren. Dass er sich seiner Verlobten nicht nähern durfte, denn bevor er ihn, Mamoru, umbringen würde, wollte er, dass er litt und zumindest leicht spürte, wie es war, eine geliebte Person zu verlieren. Er berichtete von dem Wahnsinn, den der Hüne ausgestrahlt hatte, sowie er die hohe Intelligenz dessen gespürt hatte. Und er fragte, warum sie gestern wie eine rasende Furie gewirkt hatte; erzählte, dass er gefürchtet hatte, sie würde ihn umbringen. Er fragte sie, was sie alles wusste und nicht erzählen wollte. Er fragte, was zu tun sein. Ehrlich gesagt, erwartete er keine Antwort, trotzdem kontrollierte er alle zehn Minuten den Posteingang. Es würde wieder kein guter Tag für die Diplomarbeit sein. Mamoru klappte den Laptop zu und rieb sich die Schläfen. Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken „Konzentrationsprobleme?“, fragte Mithras. Akane saß am auf den Treppen des Hikawa-Tempel und versuchte nachzudenken, doch die Kopfschmerzen ließen es nicht zu. „Bring ihn um,“ hallte es immer wieder. Langsam erlangte sie die Sicherheit, dass der Kater alleine nicht für das Hämmern in ihrem Gehirn verantwortlich war. „Meine Güte, du siehst wirklich aus als hätte dich ein Auto überfahren.“ Sie sah hoch und da war Rei. Akane hatte eine wütende Mimik und Gebrüll erwartet. Doch die Marskriegerin in Zivil blickte sie nur mitleidig an. Akane wusste, warum sie es den ganzen Tag vermieden hatte. „Ich hatte gestern einen einfach einen Scheißtag.“ „Und deswegen bist du nicht in den Tempel gegangen? Mein Opa kennt dich ja inzwischen.“ Akane knurrte. Aus irgendeinem Grund hatte ihr Bauch ihr verboten auch nur einen Schritt weiter zu gehen. Doch das wollte sie vor Rei nicht sagen. „Ich hatte keine Lust auf einen alten Sack, der unter einem XL-Männer-T-Shirt meine Brüste findet.“ Rei knurrte, wohl war der Großvater ein zu sensibles Thema für sie. „Was ist so wichtig, dass du unbedingt mit mir besprechen willst?“ „Gehen wir erst einmal hinein und gönnen uns eine Tasse Kaffee.“ „Nein.“ „Wieso?“ „Mir geht es wirklich nicht gut und würde gerne jeden Schritt vermeiden. Die Treppen sind nur halb so unbequem, wie sie aussehen.“ Akane tippte mit dem Finger auf den Stein. Rei seufzte und setzte sich. „Zwei Sachen,“ begann Rei. Das würde länger dauern, dachte Akane. Dabei hatte sie nur auf eine kurze Unterredung gehofft. „Ich denke, ich muss es dir endlich erzählen. Kurz bevor wir uns kennengelernt haben, haben bei mir erschreckende Visionen angefangen. Ich sehe darin, wie Merkur, Jupiter, Venus und ich von einer Silhouette mit einer Geißel vernichtet werden.“ „Ha. Das ist also der Grund, warum du so feindselig mit gegenüber bist. Und ich hatte gehofft, es liegt an meiner Persönlichkeit.“ „Die auch.“ Akane lächelte: „Und du willst wissen, ob ich vorhabe euch zu töten.“ „So drastisch würde ich es nicht formulieren, aber... ja.“ Akane legte den Kopf in den Nacken. Wie ironisch, dass sie seit Stunden daran dachte, Mamoru Chiba den Hals umzudrehen. Unfreiwillig musste sie sich die Frage stellen, ob sie sich einmal überlegen müssen wird, auch den Sailorkriegerinnen etwas anzutun, sollte der Bastard zu nahe an sie kommen. „Ich kämpfe zwar für meine eigene Sache, aber es liegt mir fern, dass ihr auch nur irgendwie zu Schaden kommt. Im Gegenteil. Ich bin vielleicht nicht der netteste Mensch der Welt, aber tatsächlich sehe ich es auch als meine Aufgabe euch zu schützen. Hyperion braucht schließlich auch den Silberkristall, um seine Ziele zu verwirklichen.“ War es wirklich noch eine gute Idee Hyperions Namen zu sagen? Der alte Mann konnte zwar nicht mehr reagieren, das wusste sie, aber wer konnte schon ahnen, ob sich das Gehör des Bastards nicht inzwischen so verbessert hatte, dass er auch auf den Namen seines Vaters reagieren konnte? „Du redest noch immer so, als wären die Feinde alleine deine Angelegenheit. Das sind sie nicht mehr.“ Akane lächelte. Sollte sie glauben, was sie wollte. „Hast du entschlossen, mir von deinen Visionen zu erzählen, weil ich inzwischen Teil von eurem Team bin?“ Die letzten Worte untermalte sie, indem sie Redezeichen mit den Händen formte. „Sei nicht so herablassend. Sogar ich habe es akzeptiert, obwohl ich dir immer noch nicht vertraue.“ Sie schnaufte. Wenn Rei wüsste, was sie wüsste. „Tja, sture Menschen sind halt schwer zu knacken. Was ist das zweite?“ Rei wandte den Blick von ihr ab. „Dein hysterischer Anfall.“ „Mein was?“ Rei richtete wieder die Augen zu Akane und sah sie verdutzt an, als könne sie gar nicht nachvollziehen, dass Akane irritiert war. „Ähm... bei der Überraschungsparty. Erinnerst du dich nicht mehr?“ Akane dachte angestrengt nach und in ihrem Kopf tat alles weh, als sie sich an ein Gespräch mit Kyoko Asakawa erinnerte und daran, dass sie mit Hotaru Marihuana geraucht hatte. Sie erinnerte sich an eine Diskussion mit Ami, an die Tanzfläche, wo sie zusammen mit Usagi peinlich herumgehüpft war, und an einen Streit mit Michiru, in welchem es um Rika ging. Und dann begann der Filmriss. „Du hast zwei Zierdecken heruntergerissen, die Usagi angebracht hatte, um den Schaden von dem Kampf mit dem Monster zu verbergen. Und dann...“ „WIA MIASSEN HIA ABHAUN!“, schrie Akane und alle blickten auf sie. Rei knurrte. Irgendwie war klar, dass ausgerechnet die Neue für eine unangenehme Situation bei der Party sorgen würde, obwohl bis jetzt alles ausgelassen war. Es war vier Uhr nachts und nur mehr ein harter Kern, bestehend aus Usagi, Minako, Motoki, Kyoko und Michiru, war geblieben. Alle schienen ihre Sorgen vergessen zu haben. Und jetzt schrie Akane hysterisch. „WOS IS HEIT GNAU PASSIERT?“, brüllte Akane Usagi an. Diese wusste nicht, was sie sagen sollte. „Da lauert wos. Da hot si wos eingnistet. Der Templ is korrumpiert. Do gibt’s Ungeziefer!“ Obwohl Akane eine große Menge getrunken hatte, schien sich ihr Rausch in Grenzen zu halten. Bis jetzt. Offensichtlich hatte sie Halluzinationen. Beim Kiffen hatte man sie schon erwischt, wer weiß, was sie noch mitgebracht hatte. „Ich glaube, du solltest in ein Bett,“ mischte sich Michiru ein. „Ich rufe ein Taxi.“ „NEIN!“ Mit der Hand deutete Michiru von ihr wegzubleiben. „I muss mi verwandln. Macht der...“ Minako hatte Akane noch im rechten Moment den Mund zuhalten können. Motoki und Kyoko hatten schließlich keine Ahnung, mit wem sie da gerade feierten. Michiru rief trotzdem ein Taxi und mit beruhigenden Worten lotste Minako sie hinein. Die Party ging weiter und alle hatten vergessen, was vorgefallen war. Bis auf Rei, die ahnte, dass an dem hysterischen Anfall nicht der Alkohol, sondern etwas Besorgniserregendes liegen musste. Die Erinnerung schlug wie ein Blitz ein und Akane hielt sich den Kopf. Das war es. Das war das mulmige Gefühl im Magen, weswegen sie sich nicht in den Hikawa-Tempel gewagt hatte. Diese Kreatur, die Usagi besiegt hatte, musste irgendetwas zurückgelassen haben. Nur was? Akane übergab sich in diesem Moment. Mithras begutachtete die Fotos, die an der Wand hingen. Mamoru gefiel es nicht, mit welch perversen Blick er die betrachtete, vor allem jene von Hikari nicht. Doch am meisten interessierte er sich für das Familienfoto, auf welchem Mamoru als Kind zu sehen war. Es war kurz vor dem Unfall geschossen worden. Man sah Ryo, noch nicht vom Alkohol vergiftet, Hana, Mamorus leibliche, verstorbene Mutter, und ihn, alle drei lächelnd. „Sobald ich weiß, wie jemand aussieht, finde ich ihn jederzeit wieder,“ erklärte Mithras, obwohl Mamoru diese Frage noch gar nicht ausgesprochen hatte. „Ich komme zwar nicht an deine Erinnerungen ran, aber die unmittelbaren Gedanken von Kleingeistern wie dir, kann ich lesen wie ein offenes Buch.“ Es war wieder geschehen. Mamoru wunderte sich, dass der Mann mit der Augenklappe ihn daher den nächsten Gedanken aussprechen ließ: „Willst du der Sache ein Ende bereiten?“ Mithras kicherte: „Jetzt stell dich nicht dümmer als du bist. Denkst du, ich würde dich umbringen, ehe du mich keinen Schritt an die Mondschlampe herangebracht hast.“ „Rede nicht so über sie.“ „Sonst?“ Mithras schnippte. Mamoru konnte nur knapp dem Aschenbecher ausweichen, den Mithras nur Kraft seiner Gedanken durch die Luft fliegen ließ. „Was willst du dann hier?“ „Ach, weißt du, du bist die mit Abstand bedeutendste Person, mit der ich im Moment zu tun habe, ich hielt es für unhöflich, mich schon so lange nicht mehr gemeldet zu haben. Aber, da du ja selbst ein Prinz bist, wirst du wissen, was für Aufgaben man nicht nachkommen muss. Böse Pläne schmieden, Untergebene quälen, etcetera.“ Der sarkastische Unterton beunruhigte Mamoru auf vielen Ebenen. „Zum Glück habe ich heute in dieser Welt etwas zu tun und da sich alles ein wenig verzögert, wollte ich unbedingt die Gelegenheit nutzen, unsere Freundschaft zu pflegen.“ Mithras schlenderte durch das Wohnzimmer. Er betrachtete weiterhin persönliche Gegenstände, die Ryo und Hikari gehörten. „Wie ich sehe, bist du brav, hast dir ne Unterkunft gesucht, die schön weit von deiner Mondschlampe ist. Gar keine persönlichen Gegenstände von dir, außer dem Ding.“ Mithras nahm den Laptop hoch betrachtete ihn von mehreren Seiten und stellte ihn zurück. Mamoru war froh, tatsächlich die E-Mail an Akane gelöscht zu haben. „Du musst mir mal unbedingt beibringen, wie man mit den Dingern umgeht, ich denke, sie würden mein Leben merklich erleichtert.“ Mithras grinste wie ein kleiner Junge, doch es lag nichts Unschuldiges in seinem Gesichtsaudruck. „Heute habe ich nur leider keine Zeit, die Arbeit ruft. Ich schau dann mal in den nächsten Tagen vorbei. Kauf mir so n Ding und dann erklärst du mir alles, kapiert?“ Mamoru nickte. Tayo hatte gesagt, er solle alles tun, was Mithras von ihm verlangte. Die erste Forderung war zum Glück eines der harmlosesten Dinge, die sich Mamoru vorstellen konnte. „Na da, see you later, alligator. After a while, crocodile.“ Und so schnell wie er gekommen war, was Mithras wieder verschwunden. „Wow, du scheinst ja gestern wirklich übertrieben zu haben,“ sagte Rei und schaute angeekelt auf das Erbrochene. „Magst du wirklich nicht reinkommen...“ „ER IST HIER!“, schrie Akane plötzlich. „Wer, was?“ In diesem Moment ließ ein Beben den Boden erzittern. Rei drehte sich instinktiv um. Aus dem Boden schossen rote Fasern, die schnell jeglichen Baum und Stein umwickelten. Rei und Akane sprangen auf, ehe diese Fäden auch sie erwischen konnten. Und nun starrte Rei auf den kaum wiederzuerkennenden Hikawa-Tempel. Und in diesem Moment fing ihr Magen an verrückt zu spielen. Ihr Großvater war noch zu Hause. „Wir müssen etwas tun!,“ rief Rei, während ihr Tränen in die Augen schossen, und fing an ihrer Tasche den Verwandlungsstab zu suchen. Doch Akane machte keinen Anstand etwas zu unternehmen, sie röchelte, als hätte sie einen Asthmaanfall und packte Rei am Handgelenk, als sie den Stab herauszog. „Wir müssen hier weg,“ keuchte Akane „Bist du wahnsinnig!“, schrie Rei. „Mein Großvater... wir müssen kämpfen.“ „Dein Großvater ist verloren.“ Akane packte fester zu und Rei schmerzte die Hand. „ER ist hier.“ „Wer?“ Keine Antwort Akane wollte losrennen und Rei mit sich zerren, doch Rei riss sich mit aller Kraft los, was ihr mehr Mühe kostete als erwartete. Angewidert starrte sie auf Akane, auf deren Gesicht sich blankes Entsetzen spiegelte. Was war los? Traute sie sich wegen des Katers nicht zu kämpfen? Rei rief ihren Verwandlungsspruch. „Jetzt zier dich nicht so,“ sagte sie. „Es ist sicher noch nicht zu spät. Wir können... nein, wir müssen meinen Großvater noch retten.“ Mit jedem Wort musste sie eine Träne unterdrücken. Akane packte Sailor Mars an den Schultern. „Dein Opa ist verloren. Was da drinnen vorgeht, liegt weit über unseren Kräften. Wir können nicht gewinnen, sondern wir müssen weg von hier“ brülle sie. Sailor Mars war überrascht, welch eine Kraft sie hatte. Auch mit ihrer Sailorkraft kostete es sie genau so viel Mühe, sich zu befreien. Sailor Mars stiegen wieder Tränen in die Augen. „Das kann doch nicht wahr sein,“ brüllte sie. „Immer tust du so, als wärst du zu cool für die Welt und jetzt machst du einen Rückzieher nur wegen eines dämlichen Katers. Du bist nichts anderes als eine Heuchlerin und ein Feigling.“ „Mars, das ist nicht der Kater. Ich meine es ernst, wir haben keine Chance gegen dieses Monster da drinnen und den Opa ist sicher schon...“ „HALT DIE KLAPPE,“ schrie Rei. „Was bist du für eine Sailorkriegerin, wenn du jemandem den Untergang ausliefern willst, ohne versucht haben ihn zu retten?“ „Wir haben schon klargestellt, dass ich nicht so wir ihr bin. Glaub mir, ich weiß, dass wir unterlegen sind und nur uns selbst in Gefahr bringen, wenn wir da rein gehen.“ „Aber ... Es steht ein Menschenleben auf dem Spiel. Das Leben meines Großvaters. Wir MÜSSEN es versuchen. Wir müssen unser Leben riskieren, um einen Menschen zu retten.“ „Aber manchmal ist das Leben von jemand anderem weniger wert, als das eines anderen.“ Mars konnte sich nicht mehr zusammenreißen und verpasste Akane eine Ohrfeige. Sie schäumte vor Wut. „Verdammt, warum argumentiere ich überhaupt mit dir. Dein moralischer Standpunkt ist katastrophal. Und wenn du wegen deines unverantwortlichen Besäufnisses nicht kämpfen kannst, heißt das noch lange nicht, dass ich es nicht tun werde. Ich werde niemanden im Stich lassen.“ Und sie rannte los. „Bleib stehen!“, rief Akane nach. Doch Sailor Mars rannte weiter in den mit roten Fasern umwickelten Hikawa-Tempel. Nichts erinnerte mehr als das ehrwürdige Gebäude. „TU WAS DU WILLST,“ hörte sie Akane brüllen. „ABER SAG NIEMALS, ICH HÄTTE DICH NICHT GEWARNT. WAS IMMER PASSIERT, ES LIEGT IN DEINER VERANTWORTUNG!“ Und dann verstummte sie. Sailor Mars bahnte sich mit ihrer Feuerkraft den Weg frei. Immer wieder versuchten die Fäden sie zu fesseln, doch sie konnte diese jedes Mal abwehren. Es war ein Kinderspiel. Was hatte Akane für ein Problem, diese Dinger stellten nun wirklich keine Herausforderung dar. Sie rannte zum Zimmer ihres Großvaters. Okay, sie spürte es, irgendwas war da drinnen, etwas Großes, wahrscheinlich das Biest, das diese Fäden steuerte. Doch konnte es wirklich so stark sein, dass sie keine Chance dagegen hatte? Sailor Mars stieß die Tür auf und konnte nur einen kurzen Blick auf die Leiche ihres Großvaters schauen. Sie wusste nicht, welche Emotionen durch die durch gingen, denn der Schmerz, den sie in der nächsten Sekunde spürte, ließ keine anderen Gefühle zu. Es fühlte sich an, als steckten tausende Nadeln in ihrem Körper, außen und innen. Bewegen konnte sie sich nicht, die Luft schien sie festzuhalten. Doch eine unsichtbare Hand führte ihre Augen weg vom Leichnam ihres Großvaters, hin zu einer schwarz gekleideten Figur. Ein überdurchschnittlicher großer Mann mit einer Augenklappe. „Guck, guck,“ sagte Mithras. „Alleine?“ Er wartete, er sah sich um. Sailor Mars fiel das Atmen schwer und der Schmerz ließ sie fast bewusstlos werden. Fast. Irgendetwas verhinderte das. Mithras stampfte auf und trat ein Loch in den Boden. „Ist die Leichenschänderin meiner Mutter also doch nicht mit,“ knurrte er. „Scheiße, scheiße, scheiße!“ Bei jedem Fluch schoss er mit einem Energieball um sich, der Schaden in Boden, Decke und Wände verursachte. „Ich hab mich verkalkuliert. Dabei war sie da, konnte ihre Nähe fast greifen.“ Und in seiner Wut trat er Sailor Mars in den Bauch. Sie konnte sich plötzlich wieder bewegen. Sie fiel zu Boden und hielt sich den Magen. „Na ja, wär auch ein zu schönes Zuckerl gewesen. Wenigstens hab ich das, weswegen ich gekommen bin.“ Er packte Sailor Mars an den Haaren. Eine Druckwelle erfüllte den Raum und das Tor zu seiner Welt öffnete sich. Mithras zerrte Sailor Mars in die andere Welt. Sie wusste plötzlich, was Akane gemeint hatte. Usagi war geschlaucht. Dass vierjährige Kinder so bösartig sein konnten, hatte sie nicht vermutet. Die erste Stunde war ja noch amüsant gewesen, doch dann hatte ein Mädchen angefangen sich über ihre Frisur lustig zu machen. Sie hatte zu streiten angefangen. Und am Ende des Tages, wurde Usagi von allen Kindern nur mehr „Hasenschädel“ gerufen. Und jetzt musste sich auch noch zu Rei putzen gehen, eine Tätigkeit die sie hasste, wie die Pest. Schmollend schritt Usagi zum Hikawa-Tempel. Und traute ihren Augen kaum. „Rei...“, murmelte sie. Der Tempel war in sich zusammengefallen, begraben unter roten Fasern, die sich bewegten. Eine unheimliche, bedrückende Macht ging vom ganzen Tempel aus. „Hino-sama,“ murmelte sie. Benommen ging Usagi die Treppen hinaus. Dass sie auf die Fäden trat, schien das Wesen nicht stören. Je näher sie der Ruine kam, umso mehr wurde sie sich des Zerstörungsausmaßes bewusst. Sie zitterte am ganzen Körper. „Rei...“ Der Tempel war zusammengestürzt. Keiner konnte unter diesen Trümmern überlebt haben. Sie wusste nicht, was passiert war, doch sie wusste, dass Rei ihren Namen nicht hören würde. Trotzdem schrie Usagi laut nach der Marskriegerin. Sie war an Rika vorbei geschlichen. In ihr Zimmer. Sie schloss die Tür hinter sich zu und rutschte diese entlang, bis sie am Boden saß. Sie vergrub die Hände in den Haaren. Sie wollte heulen, aber sie hatte auf den Weg in ihr Zuhause schon mehr geweint, als gewohnt, sodass ihr Vorrat verbraucht schien. „Was habe ich getan?“, murmelte sie. Hyperion und der Bastard wollten Sunnas Starseed zurück um den Silberkristall zu zerstören. Nie wollte sie mit den Mädchen etwas zu tun haben, doch immer hatte sie es als ihre versteckte Aufgabe verstanden, die Sailorkriegerinnen zu beschützen. Zuerst Sunnas Starseed, dann die Kriegerinnen, damit der Bastard sein Ziel nicht erreich konnte. Doch nachdem sie die Mädchen kennengelernt hatte, schienen die Prioritäten gleich auf. Und sie war abgehauen. Er hatte es geschafft. Er hatte sie wieder in die Knie gezwungen. Und jetzt machst du einen Rückzieher nur wegen eines dämlichen Katers, hatte Mars gesagt. Und sie hatte Recht. Nicht, weil sie wusste dass sie dem Bastard generell unterlegen war, sondern weil sie es erst recht mit einem Kater war, war sie Sailor Mars nicht gefolgt. Was bist du für eine Sailorkriegerin, wenn du jemandem den Untergang ausliefern willst, ohne versucht haben ihn zu retten? Eine verdammt miese, die ihre Aufgaben und Existenzsinn aus den Augen verloren hat. Dein moralischer Standpunkt ist katastrophal. Ja, das war er. Sie hatte Stunden darüber nachgedacht Mamoru Chiba zu ermorden. Und sie hatte, weil sie Angst um ihr Leben hatte, da sie wusste, dass sie wegen ihres unverantwortlichen Verhaltens letzte Nachte keine Chance gegen den Bastard hatte, eine Kumpanin dem größten Monster von allen ausgeliefert. Sie hatte versagt. Wieder. Er hatte sie wieder in die Knie gezwungen. „Akira...,“ murmelte sie. „Akira, was soll ich tun? Ich bin überfordert. Wo bist du? Was soll ich tun?“ Zusammenreißen, war das erste Wort, das ihr durch den Kopf schoss. Das wäre nicht seine Antwort gewesen, die er ihr gegeben hätte (wahrscheinlich hätte er das Gegenteil gesagt, dass sie einfach aufgeben solle, weil alles schon längst ihre Verantwortung überschritte). Aber es das, was sie sich selbst geantwortet hätte, würde sie sich selbst gegenübertreten, ohne Kopfschmerzen ohne Verzweiflung. Denn es war das, was sie schon oft getan hatte. Sie stand auf, sah auf ihren Computer. Der Leguan hatte ihr eine Nachricht hinterlassen, elendig lang, sie hatte wirklich keine Lust alles zu lesen. Also scrollte sie zum letzten Satz hinunter. Akane schrie, als sie den Lösungsvorschlag des Leguans für das Chiba-Problem las: Bring ihn um. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)