His only one way back von Harulein (Was wird aus Sasuke Uchiha?) ================================================================================ Kapitel 1: Kara 空 ----------------- Kein Herz. Kein gutes Gefühl. Nichts. Nur das rastlose Streben nach Macht. Hass ist Stärke. Und Stärke ist Macht. Nichts anderes hat irgendeine Bedeutung für mich. Das ist noch nicht vollkommen. Soll es aber werden. Und zwar bald. Eine Schlange mit goldener Schuppenzeichnung und dunklen Augen schaut mich an. Etwas in meinem Kopf regt sich. Vielleicht ein Gefühl oder so. Das letzte bisschen, was ich noch habe. Das muss auch noch verschwinden. Deshalb hat diese Schlange keinen Namen. Ein Name würde bedeuten, dass ich die unverzeihliche Schwäche zulasse, eine Bindung zu diesem Tier aufzubauen. Sie sieht mich durch den Maschendraht ihres Käfigs hindurch an. Etwas in ihren Augen berührt mich. Irgendwo, kaum fühlbar. Ihr Blick enthält fast so etwas wie Interesse. Für mich als Mensch oder als Ninja? Ich weiß es nicht. Und eigentlich kann es mir auch egal sein. „Was schaust du sie so an?“, fragt Kabuto und sieht mich von der Seite an. „Gar nichts“, antworte ich kalt. „Ich frag mich nur, warum du sie gleich umbringen willst. Sie könnte doch ziemlich groß und stark werden, oder?“ „Sie hat den Test nicht bestanden.“ „Was für einen Test?“ Welche von den vielen Prüfungen, denen du jedes lebende oder tote Opfer hier unterziehst, ist es dieses Mal? Ein weiterer Versuch, die perfekte Lebensform zu züchten, eine lebendige, jedoch willenlose Waffe, von der du dir irgendwelche Macht versprichst? Aber, weißt du, Kabuto, mir kann das egal sein. Ich bin für dich doch auch nur ein weiteres interessantes Lebewesen, an dem du deine Drogen ausprobierst... Du wirst schon sehen, wie lange Orochimaru dir das noch mit mir erlaubt. „Diese Schlange ist ein Missgeschick unserer Zucht. Sie ist nicht in der Lage, jemanden zu töten. Deshalb ist sie komplett nutzlos“, sagt Kabuto in demselben sachlichen, gefühllosen Tonfall wie immer. Er hat die Spritze mit dem tödlichen, durchsichtigen Gift schon in der Hand. Die junge Schlange blinzelt. Ihre Augen sind dunkel mit ein wenig Gold darin. Warum interessiert mich das überhaupt? Es kann mir doch egal sein, warum eine Schlange von Hunderten durch den Überlebenstest gefallen ist und trotzdem im Augenblick noch lebt! Vielleicht, weil sie so stark aussieht. Ihr Blick hat etwas, das unter wilden, natürlichen Bedingungen nicht gebrochen werden würde. Weil selbst die gnadenlose Wildnis der Wüste lebensfreundlicher ist als dieser Ort hier. Kabuto nimmt die durchsichtige Kappe von der Nadel, öffnet den Käfig und holt die Schlange heraus. Sie zischelt leise, blinzelt wieder und schiebt die dünne, durchsichtige Haut vor ihren perlartigen Augen vor und zurück. Irgendwas an ihr fasziniert mich. Dieses Tier ist nicht wie die anderen. Vielleicht nutzlos, aber trotzdem besonders und… eben nicht wertlos. Obwohl ich mir andererseits nicht vorstellen kann, worin ihr besonderer Wert bestehen könnte. Kabuto kann Gedanken lesen. Ich weiß nicht, wie er das macht und es ist mir auch egal. Er durchschaut einfach jeden. Auch mich. „Was ist mit dir los, Sasuke?“, fragt er und eigentlich ist so ein Satz in dem Ton schon ein Grund für mich, ihn auf der Stelle umzulegen. „Nerv mich nicht!“ „Willst du dabei zusehen, wie ich sie vergifte?“, fragt er herausfordernd, weil ihm das kleine bisschen Gefühl, das ich für einige Augenblicke entwickelt habe, natürlich aufgefallen ist. Die Vernichtung jedes guten Gefühls in meiner Seele gehört auch zu seinen Aufgaben. Für einen Moment gewinnt die Faszination für dieses Tier, das mich so seltsam wissend ansieht, die Oberhand und ich sage etwas sehr Idiotisches: „Musst du sie denn gleich umbringen? Es könnte doch sein, dass sie irgendwas Besonderes kann.“ „Du wirst ja wohl nicht auf den letzten Metern vor deinem Ziel noch mal zurückfallen und sensibel werden, Sasuke?“ Er soll mich, verdammt noch mal, nicht ständig darauf ansprechen!! Das mit Itachi und mir geht Kabuto absolut nichts an!! „Nein! Ganz sicher nicht!“ „Also, warum stellst du dich dann so an? Du musst noch nicht einmal zusehen“, sagt Kabuto. Seine Augen sind kalt und schwarz. Sehen meine genauso aus? Genauso gefühllos und berechnend? Kann gut sein. Ich kann nichts dagegen tun, dass sich auf einmal wieder so etwas wie Gefühle in mir regen, und erst recht nicht erklären, was das soll. Vielleicht habe ich auch nur schlecht geschlafen. „Ich könnte noch was aus ihr rausholen. Sie gleich nach dem ersten Test umzubringen, das wäre doch Verschwendung.“ Kabuto lächelt mich an, aber es erreicht wie immer nicht seine Augen, kommt nicht mal in die Nähe. Er ist so ein Heuchler! Lächelt, obwohl er es nie so meint! Ich bin wenigstens ehrlich. Und lächeln kann ich schon lange nicht mehr. „Dann versuch es eben. Versuche, dieser Schlange Grausamkeit beizubringen. Bei dir ist uns das schließlich auch erstklassig gelungen.“ Darauf kann ich keine Antwort geben. Weil ich nicht mehr weiß, ob ich je anders war. Es kommt mir so vor, als würde ich schon seit mehr als drei Jahren so sein wie jetzt. Ich nehme die Schlange aus dem Käfig. Ihre gespaltene Zungenspitze berührt zögerlich und kitzelnd meine Haut. „Ach, da ist noch etwas: Orochimaru will dich sehen“, sagt Kabuto, dreht sich um und verschwindet. In letzter Zeit will er mich öfter sehen, um sich davon zu überzeugen, welche Fortschritte ich mache. Ich weiß doch ganz genau, was er von mir will, das muss mir keiner sagen. Und schon gar nicht Naruto. Dass der mich tatsächlich gefunden hat, berührt mich doch ein wenig mehr, als ich zugeben wollte. Obwohl ich unter Einfluss einer hohen Dosis von Kabutos Medikamenten stand, war es mir nicht völlig egal, dass Naruto und Sakura mich noch immer suchen und verfolgen. Ich hab mich nicht gefreut oder so, aber ganz egal war es mir auch nicht. Immerhin scheinen sie zu einigem an Risiko bereit zu sein, um mich zu suchen. Aber nach dem, was ich zu ihnen gesagt habe, wird das jetzt ganz sicher vorbei sein. Mir rennt niemand mehr hinterher. Ich bin allein. Endlich. Schon seit einer ganzen Weile hab ich das bestimmte Gefühl, dass mir irgendwas fehlt. Ich kann beim besten Willen nicht sagen, was es ist, obwohl ich schonungslos alles durchgegangen bin. Und dann habe ich beschlossen, dieses Loch mit Hass zu füllen. Davon hab ich schließlich genug. Seitdem ist das Gefühl, nicht vollständig zu sein, fast verschwunden. Mit Hass kann man alles betäuben. Und deshalb bringt er mich weiter. Menschen denken nun einmal gern an Dinge, die zurückliegen, auch wenn sie nicht vorhaben, jemals zurückzukehren. Und das Einzige, was man dagegen tun kann, ist, sich ausschließlich auf sein Ziel zu konzentrieren und alles mit Hass zu betäuben. Die Schlange schüttelt den Kopf. „Was?!“ „Nee!“, sagt sie und ihre Besonderheit stellt sich als bloße Fähigkeit, Sprechen zu können, heraus. Na klasse! „Frag mich jetzt bloß nicht, warum ich dir gerade das Leben gerettet habe! Eigentlich mache ich sowas nicht, verstanden?“ Sie sieht mich nur an, blinzelt nicht einmal mehr. Vielleicht ist es wirklich ihr klarer, ungebrochener Blick, der mich so sehr fasziniert, dass ich sie gerade vor Kabutos Giftspritze gerettet habe. Ich kehre ins Versteck zurück, in die dunklen, endlosen Gänge unter der Erde, nehme die Schlange mit auf mein Zimmer und lasse sie auf meinem Bett liegen. Dann mache ich mich auf den Weg zu Orochimarus Räumen. Es ist merkwürdig still. So still, dass ich sogar das leise Flackern der Kerzen an den Wänden hören kann. Und meine eigenen Schritte. Ich gehe an Kabutos Zimmer vorbei, in Richtung von Orochimarus Räumen. Seltsam, dass es so ruhig ist. Ich hasse diese Stille! Sie bringt mich, egal wie viel Zeit vergangen ist, immer wieder dazu, nachzudenken, mich zu erinnern und dann die wenigen Tränen, die sich nach all den Jahren noch in meine Augen wagen, hinter einer unüberwindbaren Mauer aus Hass, Wut und Rachsucht einzusperren. Ich hasse nicht nur diese Stille, nein! Ich hasse alles! Itachi. Orochimaru. Naruto. Die ganze Welt! Sogar mich selbst! Verdammt, es ist immer noch so still! Ich stehe vor der Tür, hinter der sich jener bestimmte Raum befindet, der in jedem Versteck gleich aussieht: Orochimarus bevorzugter Aufenthaltsraum. Da ich von drinnen keine Stimmen höre, öffne ich die Tür, ohne vorher zu fragen. Was soll’s, hab ich eh noch nie getan. Und obwohl es so still ist und ich niemandes Anwesenheit spüren kann, fühle ich deutlich, dass etwas nicht stimmt. Nicht das Gefühl, das einfach aus dieser merkwürdigen Stille resultiert, sondern etwas anderes, eine Art Präsenz von etwas, das ich überhaupt nicht einordnen kann. Zeit, Raum und Schall: einen kurzen Moment lang scheint sich alles zu bewegen, gleichzeitig stillzustehen und zu verstummen. Diese "Präsenz" ist ziemlich groß und bedeutungsschwer, so dass sie meine an Bedeutungslosigkeit und Hass gewöhnte Seele fast ein wenig überfordert. „Orochimaru! Wo steckst du?“ Keine Antwort. „He, Kabuto! Du hast doch gesagt, er würde mich erwarten!“ Auch nichts. Hier ist wirklich niemand mehr. Noch nicht einmal irgendwelche Gefangenen, die äußerlich kaum noch als Menschen zu erkennen sind, so sehr hat Kabuto ihre halbverhungerten Körper mit seinen Experimenten verändert. Absolut niemand. Das ist nicht gut. Soviel weiß ich gerade noch. Gerade, als ich die Tür öffne, höre ich, wie etwas Schweres zu Boden fällt und auf mich zu rollt, bis es vor meinen Füßen liegen bleibt. Eine Perle, faustgroß und leuchtend hellrosafarben. Wo kommt die denn her? Ich sehe zur Decke, und keine Sekunde zu spät: dort oben schließt sich gerade vor meinen Augen, keine vier Meter von mir entfernt und mitten im dunklen Wüstensandstein, ein mitternachtsblau schimmerndes Loch, eine Art Tor, wie ich noch nie eines gesehen habe. Hier stimmt etwas ganz gewaltig nicht! Erst, als ich mich richtig umsehe, fällt mir auf, dass der ganze biochemische Kram, Kabutos gesamten Gerätschaften, Papiere und alle Gläser mit Medikamenten und eingelegten Tieren, verschwunden sind. Der Tisch ist wie leergefegt, sämtliche Schränke weit offen, bis in die letzte Ecke ausgeräumt und alles, was irgendwie Wert oder Informationsgehalt hatte, absolut weg! Dort, mitten im Raum, direkt unter der Stelle, wo sich das dunkelblaue Tor in Luft aufgelöst hat, liegt noch etwas auf dem Boden: eine schimmernde, meerblaue Schuppe, wohl etwa so groß wie meine Handfläche. Sie hat dieselbe undefinierbare, bedeutungsschwere Präsenz, die ich eben auf dem Gang vor dem Zimmer gespürt habe. Verdammt noch mal, was ist hier los?! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)