Mamá von Ajaka ================================================================================ Kapitel 1: Zwitschern --------------------- „Gilbert!“ Genervt drehte sich der Angesprochene in seinem Bett auf den Bauch. Warum durfte er nicht ausschlafen? Die Tür zu seinem Zimmer flog auf und Antonia stürmte herein. „Würdest du dich bitte endlich aus dem Bett bequemen? Mir gehen bereits die Kerzen aus!“ Kurz hob der Albino den Kopf und sah seine Adoptivmutter fragend an. „Tonia… lass mich bitte ausschlafen…“, brummte er und ließ sich wieder ins Kissen fallen. Er hörte sie noch schnauben, ehe sie meinte: „Dann esse ich deinen Geburtstagskuchen eben alleine!“ Das wirkte. Sofort stand Gilbert auf und zog sich an. „Das darfst du nicht!“, meinte er und rannte seiner Mutter nach. In der Küche hatte er sie dann und nahm sie fest in die Arme. „Alles Gute zum 18. Geburtstag!“ Lächelnd gab sie ihm einen Kuss auf die Stirn. Kurz musste er über sich selbst den Kopf schütteln. Fast hätte er seinen eigenen Geburtstag verschlafen! „Nun bin ich schon vier Jahre bei dir…“, murmelte Gilbert. Und in der Zeit hatte sich einiges getan. Er hatte lernen müssen, dass auch seine Adoptivmutter ihm nicht alles geben konnte. Sie hatte sehr bald strikte Regeln aufgestellt, an die Gilbert sich auch brav hielt. Zum Beispiel durfte er nachts nicht zu ihr ins Bett klettern oder überhaupt nachts in ihr Zimmer. Sie ging auch nicht mit ins Schwimmbad. „Warum denn für etwas Geld ausgeben, wenn der Strand gleich hier in der Nähe ist?“, meinte sie immer. Klar hatte sie damit Recht, aber auch da ging sie nie mit ins Wasser. Aber das war Gilbert egal, dass Antonia so ihre Macken hatte. Sie hatte ihn drei Jahre lang in die Schule gefahren und abends von seinem Nebenjob abgeholt. Oder wenn er mit seinen Kumpel mal zu viel getrunken hatte, war sie morgens oder nachmittags meistens vor der Türe gestanden, wenn er nicht gefahren wurde. Bei ihr hatte er alle Freiheiten der Welt und er liebte sie. „Willst du nicht mal die Kerzen auspusten?“, fragte Antonia und riss ihn aus seinen Gedanken. Sofort stand Gilbert vor dem richtig süß aussehenden Kuchen (selten hatte er so viel Glasur und Sahne gesehen, aber er wusste, dass seine Mama Antonia verdammt gut backen konnte) und blies die Kerzen aus. Er sah auf und stand alleine in der Küche. Eine lustige Eigenart seiner Adoptivmutter, einfach so zu verschwinden. Gilbert ließ seinen Blick schweifen und der blieb am kleinen Kalender, der zwischen den ganzen Bildern von ihm fast unterging, hängen. Das heutige Datum – der 18.1 – war dick und rot markiert. Das ließ ihn breit grinsen und er bekam nicht mit, wie Antonia wiederkam und ihm etwas auf den Kopf setzte. Ein leises Tschilp! ließ Gilbert dann allerdings herum wirbeln. Er sah das grinsende Gesicht seiner Mutter. Vorsichtig tastete er seinen Kopf ab, bis er auf einen kleinen Hubbel stieß. Wieder machte es Tschilp! Ganz langsam nahm er das kleine Etwas von seinem Kopf und bestaunte es. In seinen Händen lag ein flauschiger, kleiner gelber Vogel und sah aus seinen winzigen Augen genauso neugierig zurück. „Dein Geburtstagsgeschenk, mein kleiner Mann.“, meinte Antonia lächelnd. Gilbert sah sie breit grinsend an, setzte den Vogel wieder auf seinen Kopf und fiel ihr um den Hals. „Das ist so awesome, Mama Antonia!“, rief er lachend. Als es an der Tür klingelte, ließ er sie los und rannte grinsend hin, um sie zu öffnen. Vor der Tür standen zwei seiner besten Freunde; der große Däne Matthias, der erst vor ein paar Jahren in die kleine spanische Stadt gezogen war und der Rumäne Vlad, der irgendwie schon immer in Gilberts Klasse war. „Gilbert, altes Haus!“, rief Matthias und umarmte ihn so überschwänglich, dass der kleine Vogel auf Gilberts Kopf schimpfte. „Alles Gute zum Geburtstag!“ „Auch von mir!“, meinte Vlad und grinste so breit, dass man seine unnatürlich spitzen Eckzähne sah. „Und du hast da was am Kopf!“ „Ja, den hab ich gerade von Antonia bekommen!“ Gilbert holte den Vogel von seinem Kopf und zeigte ihn. „Awesome, nicht?!“ „Ist der putzig!“, meinte Vlad. „Wie heißt er denn?“ Der Albino stutzte. Der Kleine hatte noch keinen Namen. „Ach, mir fällt bestimmt noch etwas Tolles ein!“, meinte er dann und schloss die Tür hinter ihnen. „Hallo Jungs!“, rief da Antonia aus der Küche. „Hola, Fräulein C!“ Matthias zog seine Schuhe aus und ging mit Gilbert in die Küche. „Wir wollten Gil für den Rest des Tages entführen, wenn das für Sie klar geht?“ „Schon. Fährst du ihn dann morgen wieder her oder soll ich ihn abholen? Ich kann mir nämlich gut vorstellen, was ihr heute noch so anstellen werdet.“ Matthias lachte. „Haben Sie uns durchschaut. Ja, ich bring ihn dann morgen heim, wenn das mein Kopf zulässt. Und ähm… Dürften wir den Kuchen mitnehmen? Der sieht verdammt lecker aus!“ Lachend packte Antonia den halben Kuchen ein und drückte ihn Matthias in die Hand. Gilbert hatte derweil mit Vlad oben einen kleinen Rucksack gepackt und kam nun mit dem Rumänen die Treppe runter. „Also dann, Jungs. Viel Spaß und übertriebt es nicht!“ „Ja, Antonia.“ „Ja, Fräulein C.“ Alle drei wurden nochmals umarmt, ehe sie gingen. Kaum saßen die drei im Auto des Dänen, drehte sich Vlad zu Gilbert um und meinte: „Und deine Mutter fühlt sich um die Taille rum immer noch so komisch an, Gil!“ „Ach komm, halt die Klappe! Ich will gar nicht wissen, dass du meine Mutter an grabschst!“, brummte der Albino. Er hatte keine Lust, an seinem Geburtstag über ein angebliches, nicht existierendes Geheimnis seiner Adoptivmutter zu diskutieren. „Dreh die Musik auf, Matthias! Immerhin wollen wir gleich feiern!“, meinte er, als sie losfuhren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)