Die Legende von Blut und Asche von FalonDin (Castiel x Lysander [Sweet Amoris]) ================================================================================ Kapitel 12: Freundschaft ist ein zartes Band -------------------------------------------- Immer wieder erinnere ich mich an damals. Diesen einen Tag im Hochsommer. Es war viel los auf den kleinen Spielplatz in unserem Viertel. Kinder lachten, schaukelten oder buddelten im Sand. Es war mitten in den Sommerferien gewesen. Vater und Mutter waren auf der Arbeit gewesen und ich passte, wie jeden Nachmittag, auf meine kleine Schwester Amber auf. Sie ist zwei Jahre jünger als ich. Während ich auf einer Bank saß und über den kleinen Kinder -PDA gebeugt war, passierte es plötzlich. „Ahhhhhhh... Gib sie mir wieder. Sie gehört nicht dir.“ Weinend saß das blonde Mädchen im Sandkasten. Vor ihr stand ein Junge in meinem Alter und riss die Puppe von Amber in die Luft. „Du blöde Kuh, warum hast du meine Sandburg zertreten.“ „Das ist ausversehen passiert. Ich bin gestolpert und...“ Der Junge warf die Puppe in den feinkörnigen Sand und schubste das Mädchen dann zurück, welche sich gerade aufgerappelt hatte und wenige Sekunden später wieder im Sand saß. Sofort erhob ich mich und ging auf den Jungen zu, der es wagte, so mit meiner Schwester umzuspringen. „Hey, lass sie gefälligst in Ruhe. Sie hat doch gesagt, dass es ein versehen war. Also höre auf sie zu schubsen.“ Der dunkelhaarige Junge musterte mich ausgiebig und grinste dann. „Wer bist du Blödmann denn? Etwa ihr Freund.“ „Ich bin ihr Bruder und du gibst ihr jetzt sofort die Puppe zurück, oder...“ Was sollte ich nur antworten? Mein Blick ging nachdenklich hin und her und der Rowdy lachte spöttisch. „Oh Gott bist du dumm. Weißt du etwa nicht, was du sagen sollst?“ Dumm? Er wagte es mich als dumm zu bezeichnen? Ohne groß nachdenken stürmte ich auf ihn los und warf ihn zu Boden. Erstaunt sah er mich an und versuchte mich dann von sich zu stoßen. Immer wieder tauschten wir Schläge und Hiebe aus, während wir uns dabei in dem Sand wälzten. Erst als jemand dazwischen ging und wir auseinander gerissen wurden hörten wir auf. Ein metallischer Geschmack von Blut machte sich in meinem Mund breit. Es war ein bekannter Geschmack. Spürte ich solchen doch öfters. Ohne weiteres nahm ich die Puppe vom Boden und meine Schwester an der Hand. Es war spät gewesen und es wäre besser nach Hause zu gehen. Wahrscheinlich würden Mutter und Vater schon Zuhause sein..... Ein schwerer Schlag ins Gesicht ließ mich eiskalt erstarren. Ich spürte den Schmerz in meinen Wangen kaum noch. Ich war sie gewöhnt. Dauernd. Das Einzige, was mich wirklich verletzte waren diese Worte. Worte, die ich ebenso täglich zu hören bekam. Mein Vater hatte mich in mein Zimmer gezogen. Wie immer, redete er auf mir ein. „Nathaniel, es ist wirklich nicht mehr feierlich mit dir. Schau dich doch mal an! Du bist so groß und musst dich noch mit anderen im Sandkasten prügeln. Dabei solltest du lieber hier drin sitzen und lernen. Wenn du so weitermachst wirst du immer ein jämmerlicher Versager bleiben.“ Mechanisch nickte ich nur. Dies war das Einzige was ich in solchen Momenten immer tun konnte. Grob packte er mich am Kinn und zwang mich, ihn anzusehen. Er hatte eisblaue, kalte Augen gehabt. „Du setzt dich jetzt hin und lernst. Das Essen fällt für dich aus. Ich werde um 20 Uhr kommen und mir deine Statistik ansehen.“ Dann wand er sich ab und verließ das Zimmer. In meinem Hals hatte sich ein dicker Kloß festgesetzt, den ich versuchte hinunter zu schlucken. Doch es gelang mir nicht. Seufzend setzte ich mich in mein Bett, nahm ein Schluck vom Wasser und beugte mich wieder über meine Matheaufgaben, die ich versuchte zu lösen. Doch die Zahlen sprangen hin und her und seufzend ließ ich die Seite einfach aufgeschlagen ohne das ich die Aufgaben weiter anrührte. Es war diese Zeit, wo ich mir wünschte ein Vogel zu sein. Dann könnte ich einfach meine Flügel ausbreiten und mich vom Winde in die Ferne tragen lassen. Leider war ich kein Vogel gewesen. Sondern nur ein unauffälliger Junge. Eine Person, die auf den Straßen dieser Stadt nicht mal beachtet wurde. Die Umwelt nahm selten Notiz von jemanden. Die Menschheit wurde immer egoistischer und es nervte mich. Jeder dachte nur an sich. Ein erneuter Schluck aus der Wasserflasche. Ich hatte Hunger gehabt, würde aber wie immer wohl mit diesem Gefühl einschlafen müssen. Wenn meinem Vater irgend etwas an mir missfiel, dann würde ich dafür sofort die Konsequenzen spüren müssen. Wie immer hatte ich nicht erwähnt was wirklich passiert war. Warum auch? Er würde mir sowieso nicht zuhören. Meine Mutter war da leider auf seiner Seite gewesen. Für den beiden zählte es nur, dass ich was aus mir mache. Vater war ein hochrangiger Politiker gewesen und hatte sich zur Wahl zum neuem Senator aufstellen lassen. Er war sehr beliebt, da er immer ein auf perfekten Menschen ohne Fehler machte, dem seine Familie wichtig war. Sein großes Motto war: „Gewaltfreie Erziehung und Bildung für Jedermann.“ In meinen Augen war er der größte Heuchler gewesen, den man sich vorstellen konnte. Mein Vater betrat gegen 20 Uhr erneut das Zimmer und nahm den PDA zur Hand. Bis zum Alter von 14 Jahren, dem Alter wo wir unsere Tätowierung bekamen, besaßen wir nur PDA's extra für Kinder. Mit ihnen konnte man nicht im Internet surfen. Es gab kleine Spiel zum lernen. Die Eltern konnten mit ihren eigenem PDA immer nachsehen, was die Kinder wie lange getrieben haben. Dies machte er nun auch. Ich hatte das Mathematikprogramm aufgehabt, es aber nicht benutzt. Dies wurde ebenfalls angezeigt. „Dir ist bewusst, dass du die Aufgaben nicht nur ansehen sollst. Du sollst sie gefälligst auch lösen. Ist das so schwer zu begreifen?“ „Nein, ich...“ „Versuche dich nicht immer raus zureden. Mach dich fertig. Morgen um 6 ist die Nacht vorbei.“ Dann ging er wieder. Ein Wunder, dass er nicht wieder zuschlug. Seufzend nahm ich meine Sachen und ging unter die Dusche. Die nächsten Wochen verbrachte ich meistens im Zimmer. Die Ferien bekam ich kaum mit, da ich am frühen Morgen geweckt wurde und mich mit einem Privatlehrer rum schlagen musste. Ich fühlte mich ausgebrannt, konnte mich kaum noch auf irgendetwas konzentrieren. An diesem Nachmittag bat mich meine Mutter, wieder auf Amber aufzupassen. Wie immer wollte sie zum Spielplatz gehen. Da ich die frische Luft brauchte, sagte ich zu. Natürlich hatte ich mein PDA bei mir um was zu 'lernen'. Es war ruhig gewesen. Der Himmel war Wolken verhangen und es war ein leicht unangenehmer Wind zu spüren gewesen. Es würde wohl noch ein mächtiges Gewitter geben. Es roch nämlich herrlich danach. Amber unterhielt sich auf der Rutsche mit einem Jungen. Er war der Einzige, der noch auf dem Spielplatz war. Erst einige Augenblicke später bemerkte ich, dass sie sich stritten. Wenig später schubste er Amber die Rutsche hinunter. Sie blieb ein wenig geschockt im Sand sitzen. So geschockt, dass sie nicht mal weinte. „Hey, spinnst du? Warum hast du sie darunter geschubst? Ihr hätte sonst was passieren können“ fuhr ich ihn an. Der schwarze Haarschopf drehte sich zu mir. Dann rutschte er hinunter, landete neben Amber und kam auf mir zu. „Hast du etwa ein Problem?“ „Ja, du bist mein Problem!“ Der Junge blieb vor mir stehen. „Entschuldige dich bei ihr“, giftete ich ihn an. Doch er zuckte nicht einmal mit der Wimper. „Sie hat die Rutsche blockiert. Tut mir ja leid. Außerdem ist ihre Stimme total nervig.“ Um seine Aussage noch Nachdruck zu verleihen, rollte er mit den Augen. „Und du bist ihr großer Bruder, was? Sitzt auf der Bank und lernst, Streber. Willst du etwa Papi glücklich machen?“ Ein freches Grinsen hatte sich auf seine Züge gelegt. Papi glücklich machen. Dieser Satz ließ mich sauer aufstoßen. Der Griff um mein PDA wurde fester. Ehe ich es weiter realisieren konnte, hatte ich ihn diesen an den Kopf geworfen, worauf er anfing an der Stirn zu bluten. Das rote Rinnsal lief rechts am Auge vorbei. Die Onyxe waren ganz starr gewesen und auch meine Schwester sah still zu uns. Die ersten Regentropfen prasselten hinunter und erzeugten sanfte Töne in der Luft. Dies schien meinen Gegenüber wieder ins Leben zurück zu holen. Er stürzte sich auf mich und schlug immer wieder auf meinen Körper ein. Es hatte heftig angefangen zu regnen. Zu dritt saßen wir in einer alten Röhre bei einer Baustelle. Amber hatte den Kopf leicht an mich gelehnt und schlief. Der Junge saß am anderen Ende und musterte mich etwas. Nachdem der Regen schlimmer geworden waren, hatten wir aufgehört uns zu prügeln und Schutz gesucht. Noch immer blutete er stark an der Stirn. Ich suchte in meiner Hosentasche herum und fand ein Taschentuch, das ich ihm reichte. „Danke.“ „Kein Problem.“ „Wegen gerade...“ „Schon gut, ich hab die Nerven verloren.“ „Ich habe noch nie jemanden gesehen, der bei solchen Sätzen so was von ausflippt.“ Mein Blick senkte sich. „Mein Vater....Er hasst mich. Egal was ich tue, es ist immer falsch. Eigentlich bin ich nicht der Typ zum lernen, doch er verlangt es von mir. Auch wenn es schwer ist, versuche ich mich durchzubeißen um ihn eines Tages stolz zu machen. Damit er mich endlich mal bemerkt.“ „Ach so“ Mein Gegenüber hatte den Blick nach draußen gewandt. Es sah nicht so aus, als würde es in der nächsten Zeit aufhören zu regnen. „Wie heißt du?“ fragte er dann plötzlich. „Nathaniel.“ „Nathaniel.“ Er blickte zum Himmel und lächelte. „Mein Name ist Castiel“ Castiel also. Sein Blick ging zu mir und er lächelte. Es gab an diesen Abend sehr viel Ärger. Ich war halb blau geprügelt von Castiel und nebenbei war mein PDA absolut reif für die Schrottpresse. Aber es war mir egal gewesen. Castiel und ich trafen uns seit diesem Tag regelmäßig. Wir machten allerhand zusammen und kamen in der Schule auch tatsächlich in die selbe Klasse. Schnell waren wir beste Freunde geworden. Er war immer für mich da und ich konnte ihn jeder Zeit anrufen, wenn ich Probleme hatte. Andersherum war es genauso. Nur waren seine Probleme von einem ganz anderen Kaliber als die meinen. Seit diesem Tag auf dem Spielplatz, habe ich angefangen nicht für meinen Vater zu lernen, sondern für mich selbst. Ich wollte meine Welt verstehen lernen und habe mir zu jedem Thema immer extra Lektüren besorgt. Klar konnte ich es meinem Vater immer noch nicht recht machen, doch dies war mir nun so was von egal. Ich war nicht mehr besessen davon, Anerkennung von ihm zu bekommen. Denn die hatte ich von ein er anderen Person erfahren. Einer Person, die mir zeigt, wie wertvoll und wichtig ich ihr bin. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)