The Lost get found von Ashelia (Rise of the Brave Tangled Dragon | One-Shot Sammlung) ================================================================================ Kapitel 3: Meeting Rapunzel --------------------------- „Und? Was sagst du?“, fragte er, nachdem sie das Unterholz hinter sich gelassen hatten. Vor ihnen erstreckte sich ein kleiner, unberührter Fleck des Waldes Coronas. Na ja, sagen wir fast unberührt. Ein schmaler, undeutlicher Weg führte am Fluss vorbei zu einem einsam stehenden Turm, der von den Felswänden geschützt wurde. Es war ein idyllisches Bild, abgeschieden von der Welt und dem Trubel des Königreiches. „Nun... es ist definitiv kein Schloss“, stellte Eugene fest und stemmte die Hände in die Hüfte, während er das Bild genauer betrachtete. Sein Begleiter schnaubte: „Dir kann man es auch nicht recht machen. Es muss etwas hermachen, die Mädels sollen ja nicht denken man wäre der arme kleine Dieb, der man in Wirklichkeit ist. Groß soll es sein und am besten nicht in der Dorfmitte, wir wollen ja nicht den Berufsverkehr mitbekommen.“ „Was kann ich dafür, wenn du mir nicht zuhörst? Türme sind normalerweise nur ein Teil von Schlössern. Oder willst du mir erzählen, dass sich unter der Erde noch ein Schloss befindet?“ Doch er erntete nur ein Schulterzucken. „Weißt du, wir können auch umkehren und die Sache vergessen“, schlug Jack schließlich vor und plötzlich schien die Gegenwehr in Interesse umzuschwenken. „Ach, wo wir schon den weiten Weg hier hin gemacht haben... können wir das letzte Stück auch noch hinter uns bringen“, resignierte Eugene etwas zu theatralisch als dass sein Desinteresse von vorhin noch als ernst gelten könnte und begann den Weg entlang zu marschieren. Nicht, dass Jack es anders erwartet hatte, denn dafür kannte er den im Königreich berüchtigten Dieb nun schon zu lange. Er wusste nicht, warum ausgerechnet Eugene eins der Bücher in die Hände bekommen hatte, in denen Geschichten über den Osterhasen, die Zahnfee, Nord und ihm erzählt wurden. Wobei besonders der Fakt, dass es ihn, Jack Frost, erwähnte ihn gewundert hatte, wo immernoch wenige Leute an ihn glaubten. Natürlich hatte er herausfinden wollen, wie es dazu kam, aber wie es sich heraus stellte war der Teil über ihn nur eine Ergänzung, handgeschrieben und der Autor unbekannt. Doch auch, wenn er den Schreiber nie kennen lernen würde, war er ihm dankbar. Nicht, dass er es je zugeben würde, immerhin hielt Jack genau wie Eugene eine Fassade aufrecht, wo er doch zu stolz war, zuzugeben wie wenige Menschen an ihm glaubten. Im Gegenzug akzeptierte er den neuen Namen und Ruf des Abenteurers Flynn Rider, obwohl er ihn als Waisen voller Phantasie kennen gelernt hatte. Keiner der beiden stellte die Entscheidung oder Aussagen des anderen in (ernsthaft) Frage und nur selten brach Jack die Regel und neckte ihn mit seinem richtigen Namen, worauf er jedes Mal ansprang. Besonders wo er sich nie sicher sein konnte, welche Menschen den Wintergeist hören und nicht hören konnten. Endlich angekommen wurde der Turm erstmal von nahem betrachtet. „Und hier lebt niemand?“ Jack, der nun schon über hunderte von Jahren auf der Erde wandelte, zuckte mit den Schultern. „Nicht, dass ich wüsste. Zumindest war es, als ich das letzte Mal hier war, unbewohnt und ich bezweifel, dass in den letzten 25 Jahren irgendjemand zufällig hier vorbei kam. Du flüchtest Tag und Nacht durch Dorf und Wald und hast dich noch nie her verirrt.“ „Ich flüchte doch nicht, dass würde ja heißen ich würde vor etwas oder jemandem weglaufen“, erwiderte er mit einem Augenrollen „Ich reise.“ „Du reist mit den Schlosswachen im Rücken“, korrigierte Jack ihn. „Ja, wie auch immer...“, lachte er, den Blick auf die Mauern gerichtet „Hier gibt es keinen Eingang, du Genie.“ „Und ich dachte, das wäre mal eine Herausforderung für einen geübten Dieb wie dich. Oder müssen diese komischen Brüder das Denken für dich erst übernehmen?“ „Du meinst, die Stabbington Brüder?“ Ja, er hatte mitbekommen, wie sie und Eugene geplant hatten, die Krone zu stehlen, und es war ein Wunder, dass dieser Plan wirklich funktioniert hatte. Doch war keiner der beiden Parteien dafür bekannt gerne zu teilen, weswegen Eugene mehr als zuvor nach einer sicheren Zuflucht suchte - für sich und die geklaute Krone. Was sie dort hin brachte, wo sie nun waren. „Ich kann Schlösser knacken, durch Fenster einsteigen, aber nicht durch Wände gehen“, erklärte er mit verschränkten Armen. „Dann solltest du deinen Lernbedarf vielleicht erweitern“, grinste Jack, während er seinen Stab hob und sich vom Wind tragen ließ. Er brauchte keine Minute um das große Fenster oben am Turm zu bemerken, wo er landete. „Hier drüben kommt man rein!“, rief er, um ein Zeichen zu geben während er über den Rand lugte bevor er kurz den Blick schweifen ließ. Die Aussicht war wirklich nicht schlecht, das musste er zugeben. Kurz sah er nochmal hinab, wo Eugene scheinbar fluchend versuchte die Wand zu erklimmen. Das würde wohl ein paar Minuten dauern. Zeit, in der er sich noch etwas weiter umsehen konnte. Oder etwas höher. Ohne Angst vor dem Fall war es schon immer eine Vorliebe von ihm gewesen auf den höchsten Dächern zu landen und wie sollte er sich anders die Zeit vertreiben, wenn er Eugene nicht am mühsamen Aufstieg hindern dürfte? Doch währte seine Zeit auf dem Dach des Turms nicht lange als ein dumpfer Laut die Stille unterbrach. „Eugene?!“, rief er besorgt. Er hatte Kopfschmerzen, stellte er fest noch bevor er die Augen öffnete. Das verschwommene Bild seiner Umgebung half nicht viel ihn zu erinnern, wo er war. Warte, da war ein vertrautes Lachen. Seine Sehkraft normalisierte sich, nur um... Jack zu sehen, wie er gegen ein schadenfrohes Lachen ankämpfte. Sonst würde dieser wohl kaum in seinen Zeigefinger beißen. Er versuchte sich zu bewegen, aufzustehen, doch etwas hielt ihn zurück, egal, wie sehr er sich versuchte zu befreien. Was...? „Sind das... Haare?“, fragte er irritiert, sein Blick folgte dem, was ihn an den Stuhl band. „Widerstand... Widerstand ist zwecklos!“, rief Jemand aus dem Schatten. Er konnte die Stimme allerdings nicht zuordnen. „Huh?“ Noch mitgenommen von dem Schlag und dem Pochen am Hinterkopf, sah er fragend zu Jack, der sich nun langsam wieder genug unter Kontrolle hatte um zu sprechen ohne sich selbst zu unterbrechen. „Nun... sagen wir, ich hab mich geirrt“, gestand er mit einem Grinsen, welches gar nicht zu seinen Worten passte „und du wurdest von einem Mädchen bewusstlos geschlagen.“ „Haha... guter Witz... als wäre es möglich, dass mich ein Mädchen so zurichtet“, leugnete er, aber Jack deutete mit einem Kopfnicken nur Richtung Schatten: „Und wie erklärst du dann das?“ Kurz nachdem er das letzte Wort ausgesprochen hatte, bewegte sich eine zierliche Gestalt mit langen blonden Haaren - dieselben, die ihn an den Stuhl fesselten - ins Licht. „Was ist so lustig daran, von einem Mädchen geschlagen zu werden?“, fragte sie eine Bratpfanne im Notfall zur Abwehr bereit haltend, falls nur einer von ihnen eine falsche Bewegung machte. Dabei war der beste Teil gewesen, wie sie Eugene im Schrank verstaut hatte. Aber das würde Jack ihm bei nächster Gelegenheit schon noch erzählen... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)