Ich warte auf dich von LenjaKa ================================================================================ Kapitel 13: Von Männern und Frauen ---------------------------------- Einige Sommer waren bereits ins Land gezogen seitdem Lenja und Ári bei ihren Onkeln lebten. Beide Kinder hielten die Zwerge auf Trab; jedes auf seine eigene Art und Weise. Ári war von einem Säugling zu einem kleinen, aufgeweckten Zwergenjungen herangewachsen. Am liebsten spielte er tagein tagaus mit den anderen Jungs. Mal hier, mal dort flitzten sie durch die Gänge. Sie spielten Zwerge gegen Orks, wobei nie jemand freiwillig die Rolle der fiesen Ungeheuer übernehmen wollte. Immer entschied das Los. Ári hatte meistens Glück. Doch als er einmal Pech hatte, lief er zu seiner großen Schwester und klagte ihr sein Leid. Und was machen die tollsten Schwestern, die der Erebor beherbergte? Genau, sie unterbrechen kurz ihre Aufgaben und laufen einer ganzen Bande Zwergenkinder hinterher. Freudig quiekend rannte die Meute durch die Gänge. Lenja hinter ihnen her. So schnell es eben in dem unpraktischen Kleid geht, dachte sich die junge Frau. Ja, Lenja war kein kleines Mädchen mehr. Nicht nur ihre Haare waren in den letzten Jahren um viele Zentimeter länger geworden. Sie selbst war auch in die Höhe geschossen und nur noch knapp einen Kopf kleiner als ihr Onkel Dwalin. Der nannte sie trotzdem immer noch „Kurze“. Aus Gewohnheit oder manchmal auch, um sie ein bisschen zu necken. Zu ihrem Missfallen hatte ihr Körper an einigen Stellen plötzlich unnatürliche Rundungen bekommen. Sie war mit großen Schritten in die Pubertät gerutscht, ohne es sofort zu merken. Natürlich hatte sie nach und nach gesehen, wie ihre Brust anfing zu wachsen. Auch ihre Hüften waren breiter geworden. Von ihren Oberschenkeln ganz zu schweigen. Diese Veränderungen machten Lenja nicht glücklicher, das Gegenteil war eher der Fall. Und die Kleider saßen auch nicht mehr so locker an ihrem Körper, wie sie es wollte. Eigentlich trug sie die „Dinger“, wie sie sie gegenüber ihren Onkeln und Ári nannte, nur noch in der Öffentlichkeit. Immer wenn sie mit Dwalin den Schwertkampf abseits des Erebor übte, trug sie ein Paar lederne Hosen unter ihrem Rock. Wie dem auch war. Nur zu oft hatte sie in letzter Zeit beobachtet, wie der ein oder andere junge Zwerg ihr einen interessierten Blick zuwarf. Erst letztens am Durinstag als sie mit Ári an der Hand auf ihre Onkel wartete. Zuerst hatte sie vermutet, dass der verstohlene Blick einem älteren Mädchen hinter ihr galt. Doch als sie sich umdrehte, um zu schauen, wie die vermeintlich Angebetete reagieren würde, stellte sie zu ihrem Entsetzen fest, dass dort keine andere junge Frau stand. Ihr wurde mulmig zumute. Meinte der schmierige Typ sie? Ihr blieb keine Zeit diese Frage weiter zu ergründen, denn Dwalin näherte sich freudig strahlend ihr und Ári. Er nahm den verwirrten Blick seiner Nichte wahr und warf dem selbsternannten Casanova von gegenüber einen vernichtenden Blick zu. „Versprich mir bitte eins, Kurze: Lass auch in der nächsten Zeit noch die Finger von Jungs. Das ist noch nichts für dich. Die machen euch Mädchen nur schöne Augen und dann...“, brummte ihr Onkel. „Und dann was? Was meinst du, Onkel Dwalin?“, fragte Lenja interessiert. „Ach, das ist auch egal. Hauptsache du lässt die Finger von den Kerlen“, wich Dwalin aus. „Und lass dieses furchtbare „Onkel“ weg! Ich fühle mich jedes Mal auf den Schlag um mehrere Jahrzehnte gealtert, wenn du mich so nennst.“ „Ist notiert, Dwalin“, schmunzelte sie. „Aber Balin darf ich wohl noch „Onkel“ nennen, oder?“ „Ja, das musst du sogar! Denn der ist wirklich älter als ich“, lachte Dwalin auf als er sich mit seiner Nichte und seinen Neffen im Arm auf zum zwergischen Neujahrsfest machte. ** „Ich kann das nicht, Balin. Du musst das machen. Was soll ich ihr denn sagen? Das führt doch zu nichts! Du bist der ruhigere und ausgeglichenere von uns beiden. Es ist deine Aufgabe!“, meckerte Dwalin eines frühen Abends so leise wie möglich. Er wollte nicht, dass Lenja sofort mitbekam, das über sie gesprochen wurde. Er wusste, dass seine Nichte es hasste, wenn einfach über sie so gesprochen wurde als wäre sie ein Möbelstück oder eine Sache, die keine eigene Meinung hatte. „Jetzt zier dich doch nicht so, Dwalin! Natürlich bin auch ich ihr Onkel. Aber ihr beide seid doch immer ein Herz und eine Seele. Also: Steh jetzt deinen Mann und sprich mit ihr! Sie vertraut dir von uns beiden am Meisten. Du wirst das schon schaffen, mein lieber Bruder. Wer kämpfen kann, der kann auch mit seiner Nichte ein wichtiges Gespräch führen“, beschloss Balin. Lenja hatte die beiden in ihrem Zimmer bereits gehört. Sie wunderte sich, um was es ihren Onkeln ging. Und um das endlich herauszufinden, wollte sie jetzt einfach nachfragen gehen. Wenn es wirklich so wichtig war, wie Balin meinte und Dwalin sich davor drückte, dann musste sie die Sache einfach in die Hand nehmen. Manchmal musste sie eben ihre Onkel zu deren Glück zwingen. „Über was wollt ihr denn mit mir sprechen?“, fragte Lenja als sie im Türrahmen zur Stube stand. „Das erklärt dir alles dein Onkel Dwalin. Ich gehe jetzt ein bisschen mit Ári spazieren. Komm mein Junge, lassen wir die beiden mal allein“, sprach Balin und Ári verschwand fröhlich neben seinem Onkel aus dem Raum. „Du bist furchtbar, weißt du das Balin“, schimpfte Dwalin seinem älteren Bruder hinterher. „Also“, machte Lenja. Dwalin fühlte sich ertappt. Er räusperte sich. „Ähm, ja. Magst du dich nicht setzen?“ „Habe ich irgendetwas ausgefressen, oder was ist nicht in Ordnung, Dwalin?“, fragte Lenja mit hochgezogener Augenbraue. „Nein, nein. Ganz und gar nicht. Es ist nur so...du wirst ja älter. Und na ja, da verändert sich ja auch so einiges. Also...außen und innen, wenn du verstehst, was ich meine... weißt du, was ich dir damit sagen will?“, stotterte Dwalin sichtlich peinlich berührt. Lenja schüttelte verwirrt den Kopf. „Also gut. Dann probiere ich es mal anders...hmm...also, du hast doch bestimmt gemerkt, dass du..nun ja...so langsam...breiter wirst... also, ich will jetzt nicht sagen, dass du dick bist oder so...du bekommst aber so langsam...wie soll ich es sagen...Kurven! Ja, das ist das richtige Wort! Also, die weiblichen Kurven an Brust und Hüfte. Verstehst du?“ „Nein...nur so halb“, entgegnete Lenja mit zusammengezogenen Augenbrauen. Was wollte er ihr sagen? Dwalin begann erneut sich um Kopf und Kragen zu reden: „Also. Wir halten fest. Dein Körper wird weiblicher. Und das bedeutet, dass du langsam aber sicher zu einer Frau wirst, Kurze. Und das wiederum heißt, dass du auch...noch nicht sofort...na ja, irgendwie auch alles...kannst...was alle andere Frauen auch können... verstehst du das?“, fragte Dwalin mit verzweifeltem Gesichtsausdruck. „Was willst du mir damit sagen?“, fragte Lenja, obwohl es ihr nun langsam dämmerte, worauf ihr Onkel eigentlich hinaus wollte. „Etwa nähen und stricken?“ „Nein, das doch nicht! Ich meine...na...Kinder kriegen. So, nun ist es raus. Bald hast du den Körper einer Frau und das bedeutet, dass du schwanger werden kannst. Also, wenn du mit einem Mann“, er räusperte sich und wurde etwas rot, „Mann ist das schwer! Ich verfluche Balin, dass er mich einfach so in Stich mit dir lässt...du weißt schon...wenn ein Mann und eine Frau zusammen...na ja, sich zusammen ein Lager teilen...sich lieb haben...dann kann es sein, dass dann ein Kind entsteht...verstehst du mich, Kurze?“ Lenja hatte ihren Onkel schon verstanden. Auch wenn sie damals vielleicht noch ein bisschen zu jung für die „wichtigen“ Dinge im Leben gewesen war, hatte sie ihre Mutter bereits gefragt gehabt, wie die Babys entstehen als Ári unterwegs war. Und im Gegensatz zu Dwalin hatte Láfa ihr ohne großartige Ausschweife erklärt, woher die Kinder kamen und wann Lenja eines Tages selbst welche bekommen könnte. Sie wusste, dass Dwalin verzweifelt versuchte ihr zu erklären, was es hieß langsam erwachsen zu werden. Doch so leicht wollte sie es ihm nicht sofort machen. Sie wollte ihn noch ein bisschen ärgern bevor sie sich zu erkennen gab. „Du meinst also, wenn ich mit dir zusammen in einem Bett schlafe, dann werde ich schwanger und bekomme ein Kind?“, fragte Lenja und hatte Mühe sich ein Lachen zu verkneifen. „Was? Nein, natürlich nicht! Ich bin dein Onkel...Ich meine...wenn ein Mann und eine Frau...wie soll ich dir das nur erklären...sich sehr innig lieben...ineinander...gleiten...“ „Ist schon gut, Onkelchen! Mutter hat mich schon über alles Wichtige aufgeklärt als Ári sich ankündigte. Du brauchst keine Angst haben. Ich weiß, wie das mit dem Kinderkriegen so geht. Jedenfalls theoretisch. Und ich habe nicht vor, das in nächster Zeit auszuprobieren. Geht’s dir jetzt besser?“, sprach Lenja fröhlich strahlend und legte fürsorglich eine Hand auf Dwalins Schulter. „Und wieso lässt du mich so lange im Dunkeln tappen? Das ist unfair!“, schimpfte Dwalin sichtlich beleidigt. „Na, ich konnte doch nicht ahnen, wo du drauf hinaus willst. Wieso hast du denn nicht gleich gesagt, dass du mit mir über den Zyklus einer Frau sprechen willst, hm?“, fragte Lenja halb amüsiert, halb mitfühlend. Der arme Dwalin...sprach er sich doch so sehr um Kopf und Kragen. Als Lohn gab Lenja ihrem Onkel einen Kuss auf die Stirn. „Das machst du aber nicht bei einem dieser daher gelaufenen Bürschchen“, brummte er. „Nein. Großes Zwergenehrenwort!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)