Ich warte auf dich von LenjaKa ================================================================================ Kapitel 12: Lektionen --------------------- Der Entschluss war nun endlich gefasst. Lenja wollte sich nicht mehr länger vertrösten lassen. Sie wollte nun endlich mit der Ausbildung beginnen. Eine Kriegerin wollte sie werden und kein geringerer als Dwalin sollte ihr dabei helfen. Er hatte ihr es bereits so oft versprochen, doch immer wieder kam etwas dazwischen. Mal war er nicht im Erebor und verließ diesen ohne seiner Nichte wirklich zu sagen, wohin ihn seine Mission führte, mal hatte das Mädchen das Gefühl ihr Onkel Balin würde sie und seinen jüngeren Bruder stärker beobachten, wenn Lenja Dwalin fast dazu bekommen hatte mit ihr endlich das Kämpfen zu üben -und er hasste die Kontrolle seines älteren Bruders- und dann gab es Zeiten, wo sie sich dachte, dass Dwalin einfach keine Lust hatte. Nun sollte er ihr aber nicht mehr ausweichen können. Eines Abends als Balin noch nicht daheim war, setzte sich Lenja auf die Lehne des Sofas auf dem ihr nichtsahnender Onkel Dwalin seine müden Knochen ausgestreckt hatte und entspannte. Der sah nur kurz auf und schloss wieder seine Augen. Sie wusste, wie sie ihn aus dem Konzept bringen konnte. Nur zu oft hatte sie es bereits ausprobiert und sie kannte ihren Onkel in- und auswendig. Also starrte sie ihn weiter von der Lehne aus an. Sie bewegte sich keinen Zentimeter. Sie wusste, dass Dwalin ihre Anwesenheit spürte und ihn das nervös auf sein Gemüt schlug, wenn sie nichts sagte und nur schaute. Pünktlich, wie erhofft, begann er sich auf dem Sofa unruhig zur Seite zu drehen. Lenja fühlte sich in ihrem Vorhaben bestätigt und hielt an ihrer Position fest. Es würde nicht mehr lange dauern bis Dwalin nachgeben würde. „Was willst du von mir, Kurze? Ist es denn so viel verlangt, wenn du deinen armen Onkel nach getaner Arbeit ein bisschen Zeit zum Verschnaufen lässt?“, brummte Dwalin mit geschlossenen Augen in das Polster. Endlich, nun konnte das Unternehmen Fahrt aufnehmen! Lenja rutschte von der Lehne auf die Beine ihres Onkels hinab. Auch wenn sie kein Federgewicht mehr war, gab Dwalin keinen Murks von sich. Hatte er noch die Hoffnung, dass er seine Nichte wortlos von ihrem Vorhaben abbringen konnte? Langsam aber stetig krabbelte sie an ihm hoch. Vorsichtig wie ein Bergsteiger hob sie sich bis zu seinem Gesicht empor. Als sie fast auf Augenhöhe waren, pustete sie ihrem Onkel auf seinen dunklen Bart. „Lass das, Lenja!“, brummte Dwalin und streifte sich mit einer Hand durch sein Gesicht, sodass Lenja in Deckung gehen musste, um nicht erwischt zu werden. Kaum war Ruhe eingekehrt, begann das Mädchen ihr Spiel von vorn und pustete ihrem Onkel wieder ins Gesicht. Der öffnete nun mit einem Ruck seine Augen und sah seine Nichte direkt in ihre großen, grünen Kulleraugen. „Ich hasse es, wenn du mich so anschaust. Was willst du, Kurze? Es muss ja unheimlich wichtig sein, wenn du mich mit diesem Blick anstarrst“, gab Dwalin resigniert von sich. „Du hast es mir so oft versprochen, Onkel Dwalin! Ich will jetzt endlich kämpfen lernen. Ende der Diskussion“, meinte das Mädchen und schob trotzig die Unterlippe nach vorn. „Himmel! Du klingst manchmal wirklich wie Balin! Ende der Diskussion. Pah, ich wollte doch gar nicht mit dir diskutieren“, entgegnete der Zwerg und verdrehte seine blauen Augen. „Umso besser!“, rief Lenja voller Freude und begann auf und ab zu hüpfen. „Dann können wir ja gleich loslegen, oder nicht!?“ „Wenn du so weitermachst, dann bin ich seekrank und nichts geht mehr“, stellte Dwalin trocken fest, woraufhin das Mädchen sofort inne hielt. „Also gut. Morgen Nachmittag, Punkt vier Uhr kommst du mit Ári zusammen zum Fluss“, sagte der Zwerg. „Aber wieso denn mit dem Kleinen? Der stört doch nur“, schimpfte Lenja. „Meinst du Balin merkt sonst nicht, dass wir beide etwas im Schilde führen? Also, keine Wiedereden. Du nimmst deinen Bruder mit, ziehst dir ein paar Hosen unter deinen Rock und sagst ihm, dass du einen tollen Spaziergang mit Ári machst und ihr beide mich dann auf dem Rückweg abholt, falls er dich fragen sollte. In Ordnung?“, meinte Dwalin als er Lenja in ihre vor Freude glitzernden Augen schaute. „Du bist der Beste, Onkel Dwalin!“, sprach sie und drückte ihm einen Kuss auf seine Nase. „Ist ja gut. Aber jetzt lässt du mich bitte ein bisschen in Ruhe, einverstanden?“ „Abgemacht“, stimmte Lenja ihm zu und verschwand aus der Stube. Dwalin sah ihr hinterher und schüttelte den Kopf. ** Lenja konnte es kaum mehr aushalten. Schon den ganzen Tag war sie so glücklich. Heute sollte es endlich losgehen! Viel zu früh zog sie sich ihre ledernen Hosen unter ihren weitesten Rock. Sie würde ihn nachher einfach ausziehen. Und obenherum sorgten ihr Hemd und die Weste für den nötigen Freiraum. Für Ári hatte sie sich auch schon etwas ausgedacht. Damit sie sich voll und ganz mit Dwalin auf ihre erste Übungsstunde konzentrieren konnte, sollte ihr Brüderchen ein Gurtgestell um bekommen. Das ließ er sich auch daheim gefallen, wenn Lenja Dinge im Haushalt erledigte und ihn nicht ständig mit sich herum tragen konnte. Er hatte in der letzten Zeit mit dem Krabbeln begonnen und so konnte sie sich wenigstens sicher sein, dass er an seinem Sicherheitsseil befestigt nicht weit kam. Manchmal fand sie, dass Ári damit aussah, wie ein kleiner Hund. Aber er durfte sie nicht stören. Nicht heute. Und wenn er sein Kuscheltuch dabei hatte, dann würde er schon ruhig sein, dachte sich die große Schwester. So nahm Lenja Ári auf den einen Arm und ihren Rucksack auf den anderen, indem das Gestell und die Decke sich befanden. Jetzt musste sie sich nur noch an Balin vorbei schleichen. „So Onkel Balin, ich gehe mit dem kleinen Knirps hier eine große Runde spazieren. Und auf dem Rückweg bringen wir dann Dwalin mit“, sprach Lenja und verschwand ohne auf eine Reaktion zu warten aus der Eingangstür. Balin blickte ihr verwundert nach. Selten hatte er seine Nichte mit einem solchen Elan gesehen, wenn es um einen Spaziergang mit Ári ging. Wenn da mal nicht ein anderer Grund dahinter stecken sollte. Beschwingt kam Lenja am Treffpunkt an. Dwalin war noch nicht da. Wahrscheinlich war sie noch etwas zu früh. So entschloss sie Ári schon einmal sein Gestell anzulegen und das Seil, das ihm einen gewissen Spielraum gab, fest an einem Baum zu verknoten. Auf seine Schmusedecke gekuschelt, wirkte er auch nicht unglücklich auf seine Schwester. Sie ließ sich neben ihm nieder, zog den Rock aus und wartete sehnsüchtig auf ihren Onkel. Wo steckte der nur? Endlich entdeckte sie ihn. Er trug irgendetwas bei sich, was Lenja aus dieser Entfernung noch nicht genau erkennen konnte. Lang war es aber auf jeden Fall. Als er näher kam, sah sie es eindeutig: er trug zwei lange Hölzer bei sich. „Und Kurze, bist du immer noch davon überzeugt, kämpfen zu lernen?“, fragte Dwalin als er vor ihr stehen blieb. Lenja betrachtete die Holzstäbe und nickte dann. „Ja, das bin ich.“ „Dann legen wir jetzt los. Also, wir üben heute mit den Stäben das Blocken. Das heißt für dich, dass du aufpassen musst, wenn ich mich mit dem Stab nähere. Du musst versuchen meinen Schlag zu blocken und die Wucht aufzufangen. Meinst du, du bekommst da hin?“, sprach der Zwerg mit einem besorgten Blick auf die Kleine. „Und ob ich das schaffe“, meinte Lenja siegessicher. „Auf geht’s“, sprach ihr Onkel und reichte ihr einen Holzstab bevor er im nächsten Augenblick sie auch direkt attackierte. Tapfer blockte Lenja jeden seiner Schläge. Nach und nach wurden die aber immer stärker und kamen schneller hinter einander. Langsam aber sicher kam das Mädchen öfters ins Straucheln, woraufhin Dwalin inne hielt und sie durchatmen ließ. „Wollen wir für heute aufhören? Du machst deine Sache wirklich gut, aber ich will dich auch nicht fix und fertig machen“, meinte der Zwerg. „Nein, nein. Das geht schon. Was hältst du davon, wenn noch eine weitere Schwierigkeit einbauen? Wie wäre es, wenn wir auf den Steinen über den Fluss weiterkämpfen“, erklärte Lenja als sie sich vom Boden aufrappelte. „Ist das dein Ernst? Du willst wirklich dahin?“, fragte ihr Onkel überrascht. Sie nickte. „In Ordnung“, sprach Dwalin und folgte Lenja wenige Meter zu den großen Steinen, die sie schon immer so gern übersprungen hatte. Beide stellten sich gegenüber den anderen auf und Dwalin setzte wie schon so oft zum Schlag an. Lenja hielt so fest sie konnte dagegen. Der unebene Boden zu ihren Füßen knirschte leicht unter der Anstrengung. „Echt gut, Kurze“, lobte Dwalin sie bevor er ein weiteres Mal ausholte. Doch dieses Mal hielt Lenja nicht nur mit aller Kraft dagegen, sondern holte nun unbewusst zum Gegenschlag aus. Durch den Schwung geriet Dwalin ins Wanken und nach einem kurzen Straucheln landete er im Fluss. Lenja ließ sofort ihren Holzstab fallen und eilte ihm hinterher. „Es tut mir so leid, Onkel Dwalin! Ich wollte nicht, dass du ins Wasser fällst. Wirklich nicht!“, sprudelte es nur so aus dem Mädchen. Dwalin hatte sich nach der ersten Verwunderung schnell wieder gefangen und brach in schallendes Gelächter aus. „Ist schon gut, Kurze. Das nächste Mal bin ich aber nicht so zimperlich. Ich weiß ja jetzt, dass du ordentlich Kraft in den Armen hast und auch nicht davor zurückschreckst deinen eigenen Onkel ins Wasser zu befördern.“ Lenja musste nun auch lachen als sie ihrem Onkel aus dem Wasser half. Der Arme war richtig durchnässt und so führte die beiden mit dem kleinen Ári zusammen der direkte Weg durch das Portal hinein in den Erebor zurück. Auf ihrem Weg begegneten sie einer Gruppe von Zwergen, die im Dienste des Königs standen. Unter ihnen war auch Thorin, der die Ankömmlinge mit fragendem Blick anschaute. „Es hat plötzlich angefangen zu regnen, in Ordnung?“, meinte Dwalin knapp im Vorbeigehen. Lenja schmunzelte. Thorin tat es ihr gleich. Nur konnte sie es nicht sehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)