Wie ich dich kennen lernte, wie ich dich hassen lernte, wie ich dich lieben lernte von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 3: Wie ich dich kennen lernte - III ------------------------------------------- „Bevor du kamst, gab es da kein Problem, ich war höchstens eine Stunde täglich weg. Ansonsten ging ich immer meinen Pflichten nach. War ganz schön einsam.", antwortete der deutsche Orden nach kurzem Überlegen. Natürlich, jedes Land hatte Verantwortung zu übernehmen und dieser sollte man nachkommen und wenn man nichts anderes zu tun hatte, dann kam man diesen auch nach. „Wir sollten langsam zurückkehren“, meinte der Weißblonde ein wenig geknickt. Keiner von beiden wollte dahin zurück, wo sie herkamen, wo ihre Pflichten auf sie warteten, wo ihre Kindheit endete. Sie würden wieder in ihr altes Muster zurück fallen, so sein, wie all die Erwachsenen um sie herum. Streng und ernst. Mit keinem Gedanken an die wunderschöne Welt dort draußen. „Aber wir sehen uns morgen wieder, oder?“, hoffnungsvoll blickte die Brünette den Jungen an. „Na klar, wir können die Höhle doch nicht einfach so stehen lassen“, wieder zog sich ein freches Grinsen über sein Gesicht und aus seinen rot schimmernden Augen blickte er Elizaveta an. Die beiden Kinder verabschiedeten sich. Es war eine kurze Verabschiedung, auch wenn keiner so richtig Heim wollte. Die Ungarin drehte sich auf ihrem Pferd um und sah Gilbert nach. Doch dieser lief einfach weiter in den Wald hinein und starrte stur gerade aus. Liz seufzte, dann gab sie dem Pferd ein Anzeichen um los zu reiten. Warum musste sie auch ein Land sein? Warum hätte sie nicht als normales Kind geboren werden können, so wie die Kinder unten im Dorf auch? Traurig blickte sie vor sich her, als sie an die vielen Mädchen und Jungen im Dort dachte, die immer spielen konnten, wann sie wollten. Einmal war Elizaveta zum Marktplatz gelaufen, eigentlich hatte sie die Hoffnung gehabt mitspielen zu dürfen, doch die Kinder hatten sie weg geschubst und gerufen sie solle verschwinden. Natürlich, man sah ihr an, dass sie von der Burg am oberen Rande des Dorfes kam und die Kinder wollten nichts mit ihr zu tun haben. Seitdem war die Brünette nur noch in den Wald geritten, wo sie eigentlich immer alleine gewesen war. Bis vor zwei Tagen, als sie Gilbert kennen gelernt hatte. Ein Lächeln zog sich über ihre Mundwinkel. Sie hatte in den zwei Tagen einen wirklich guten Freund gefunden, der das selbe Leid teilte wie sie. Sie war nicht mehr alleine damit. Und sie freute sich auf morgen, sehr sogar. Mit Gilbert würde sie die Höhle erkunden und vielleicht sogar viele tolle Schätze dort finden. Aber das wichtigste war; Sie würden beide einfach Kind sein. Am nächsten Morgen, gerade als die Ungarin sich aus dem Fenster hinaus schleichen wollte, ging die Tür auf. Erschrocken rutschte sie mit einem Fuß ab, doch gerade noch hielt sie sich fest. „Elizaveta, was machst du da?", wütend wurde sie angesehen und am Arm mitgezogen. Dass sie das Fensterbrett fast herunter viel, und sich dabei den Fuß umknickte, schien niemanden zu interessieren. „Versuchst dich heraus zu schleichen, wie ein kleines Kind. Du hast zu tun, das weißt du! Du musst dich um dein Land kümmern" „Aber-", versuchte das Mädchen sich zu wehren. Doch sie hatte keine Chance, wurde einfach unterbrochen und mitgezogen. Sie hasste es. Nie hatte sie Mitspracherecht und im Grunde entschieden die anderen doch immer, was eigentlich richtig war. Sie saß nur dabei und durfte 'dekorativ' herum sitzen. Und heute war es wieder so. Ihre Gedanken schweiften immer ab. Eigentlich wollte sie doch schon längst weg sein und sich mit Gilbert treffen. Nervös zappelte sie mit den Beinen. Innerlich hoffte sie, er würde auf sie warten. Kaum war das letzte Wort gesprochen und die Zettel zusammen geräumt, sprang die Ungarin auf. Ihr war es egal, dass ihr Fuß immer noch schmerzte, sie wollte zu Gilbert. Hoffentlich war dieser noch da. So schnell wie noch nie, saß sie auf ihrem Pferd und hechtete zum Wald. Hoffentlich war er noch da und war ihr nicht böse, aber Gilbert wusste doch, wie es sich als Land so lebte und außerdem konnte sie da ja nichts für. Kaum hatte sie zu Ende gedacht, sah sie auch schon die Lichtung, aber dort war kein breit grinsender Albino zu sehen. War er doch schon weg? Langsam stieg sie vom Pferd und ließ sich auf dem Boden nieder. Vielleicht würde Gilbert ja noch mal wieder kommen? Der deutsche Orden stand an einem Baum gelehnt ganz in der Nähe der Lichtung. Er hatte das Hufgetrappel vernommen und dachte nach. Sie hatte ihn versetzt, war eindeutig zu spät gekommen! Wütend schlug er gegen den Baumstamm. Er hatte gestern sehr viel Ärger bekommen, als er zuhause angekommen war, er war viel zu lange weg gewesen. Das dürfe nicht noch einmal passieren, schimpften sie auf ihn ein. Doch wieder hatte er sich weggeschlichen um Elizaveta zu sehen. Nur um sie zu sehen! Doch diese war einfach nicht erschienen, hatte ihn einfach sitzen lassen. Gilbert war wütend auf sie, doch irgendwie.. Er wollte nicht nach Hause, was sollte er denn auch da? Sich benehmen? Erwachsen werden? Nein, das wollte er jetzt noch nicht! Er wollte seine Kindheit ausleben. Mit diesem Gedanken ging er zurück zu der Lichtung, wo die Ungarin wartete. Sie saß auf dem Boden, hatte die Augen geschlossen und hatte die Beine an die Brust gezogen. Laut räusperte der Weißblonde sich und sah, wie die Brünette zusammen zuckte und ihn dann mit einem strahlendem Lächeln ansah. Doch er erwiderte das Lächeln nicht. Als sie das Räuspern hörte blickte sie auf und sah Gilbert. Ein Glück, war er doch gekommen. Sie schenkte ihm ein Lächeln und stand auf. Doch der Junge erwiderte das Lächeln nicht. „Es tut mir leid, ich wollte früher hier sein, doch ich durfte nicht!“, fing sie an zu erklären, doch immer noch schwieg der deutsche Orden und Elizaveta fühlte sich langsam unwohl. „Es tut mir wirklich leid Gilbert, ich wollte dich nicht warten lassen“ Der Angesprochene seufzte und schien zu überlegen. „Jetzt ist es wohl zu spät die Höhle zu erkunden. Es wird eh gleich dunkel“, murmelte Liz mit einem Blick gen Himmel. „Aber ich will auch nicht nach Hause, da bekomme ich eh nur wieder Ärger“ „Dann bleib du doch hier, ich gehe nach Hause! Ich hab genug von deinen Ausreden“, fauchte Gilbert. Eigentlich wusste er nicht, warum er sich so verletzt fühlte und nun so böse auf sie war. Doch sie hatte ihn versetzt und sich dann wahrscheinlich irgendeine billige Ausrede einfallen lassen. Wahrscheinlich mochte sie ihn nicht einmal mehr richtig. Er merkte nicht, dass er in die ganz falsche Richtung dachte, doch so wurde es ihm gelehrt. Wenn dich jemand einmal enttäuscht, enttäuscht er dich immer wieder. Wütend blickte Gilbert die Ungarin an, die dort stand und ihn verwirrt und erschrocken ansah. „Gilbert, warte doch mal“, rief sie und griff nach seinem Arm. „Ich konnte da nichts für, du weißt doch, wie es als Land so ist, du weißt doch, dass wir.. dass wir nicht machen können, was wir wollen“ Die Ungarin hatte Angst, Angst, dass er sie nicht wieder sehen wollte, weil sie ihn im Stich gelassen hatte. „Du kannst doch nicht gehen, nur wegen so was.. so was blödem“, rief sie und ihre Stimme klang wütender als gewollt, aber irgendwie wollte sie ihre Angst überdecken. Unschlüssig stand er vor ihr, unfähig sich auch nur ein Stückchen zu bewegen. Gilbert wollte die Ungarin auf keinen Fall verlieren, sie hatte ihm Hoffnung gegeben, ihm gezeigt was Leben war. Sie war sein Leben! Er stand morgens nur für sie auf und legte sich nachts nur für sie schlafen. Egal was in seinem Haus passierte, welche Qualen er auch ertragen musste, ein Gedanke an sie und er musste lächeln. Langsam schaute Gilbert Elizaveta ins Gesicht. „Ich glaube dir, so schwer mir das auch fällt. Aber bitte.... lass uns eine Zeit lang nicht mehr treffen. Bitte.", presste er hervor. Nachdem er das sagte liefen ihr nun wirklich die Tränen über die Wangen. Sie wusste es doch. Eine Zeit lang nicht mehr treffen. Sie wusste, dass es hieß, er würde sie niemals wieder sehen wollen. Schnell drehte sie sich um und rannte weg. Gilbert sollte nicht sehen, dass sie weinte. Das würde sie ihm nicht gönnen. Erst als sie zuhause ankam, hielt sie an und holte tief Luft. Sie war selber schuld, dass er nichts mehr mit ihr zu tun haben wollte. Sie konnte sich ja auch niemals durchsetzen. Die Ungarin wischte sich unwirsch über die Augen und ging zum Stall. Sie kletterte die Leiter zu dem Heuboden rauf und verkroch sich dort in eine Ecke, wo die Hauskatze es sich gemütlich gemacht hatte. Elizaveta zog die junge Katze auf ihren Schoß und streichelte sie sanft. Irgendwie musste sie sich ja beruhigen. Gilbert wollte sie nicht wiedersehen. 'Lass uns eine Zeit lang nicht mehr treffen', war doch eigentlich nur ein anderes synonym für 'Ich will dich nicht mehr sehen, geh weg!' Sie wusste es. Die Katze hüpfte von ihrem Schoß, als die Ungarin aufgehört hatte sie zu streicheln und Liz zog ihre Knie an. Die letzten Tränen wollte sie einfach nicht mehr aufhalten. Sie konnte es auch nicht. Das war also ihre Kindheit gewesen. Zwei wunderbare Tage, mit einem Jungen, den sie eigentlich kaum kannte, besser kennenlernen wollte, aber nun keine Chance mehr dazu hatte. Jetzt hatte sie keinen Grund mehr zu flüchten. Die Ungarin würde nun wieder den ganzen Tag zuhause bleiben. Arbeit erledigen und sich die Streitereien der Erwachsenen anhören. 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