Diary of a Lady Bat von Ishizuka-Kazumi (What if... Batman was a girl?) ================================================================================ Kapitel 1: The First Night -------------------------- Liebes Tagebuch, Um ehrlich zu sein, hasse ich es, den ersten Eintrag mit dieser fürchterlichen Standard-Floskel beginnen zu müssen, aber leider fällt mir nichts Besseres ein. Bei meinem permanenten Schlafmangel ist ja der Gedanke daran, ein Tagebuch zu führen, schon dämlich genug. Aber ich habe das Gefühl, dass ich bei meinem derzeitigen Lebensstil demnächst ernsthafte psychische Probleme bekommen könnte, und dann werden mir diese Einträge hoffentlich dabei helfen, mich selbst zu analysieren und wieder halbwegs in Ordnung zu bringen, ehe man mich in einer dieser "Besserungsanstalten" verschwinden lässt, wie alle anderen, die sich kritisch äußern. Vermerk Nummer 1: Morgen in der Lesung nach Hinweisen auf Paranoia fragen und mich selbst darauf prüfen Na toll. Ich führe dieses Tagebuch zur Selbstanalyse seit gerade mal zwei Minuten und habe schon den ersten Verdacht auf psychische Probleme. Wenn ich so weitermache, lasse ich mich in zwei Tagen selbst einweisen. Vermerk Nummer 2: Morgen in der Lesung ebenfalls nach Hinweisen auf krankhaftes Befolgen gesellschaftlicher Konventionen fragen und mich selbst darauf prüfen Vermerk Nummer 3: Sinnvolle Ausrede für das Fragen so seltsamer Fragen einfallen lassen, ehe irgendjemand Verdacht schöpft Ich seufze und lege den Stift beiseite, ehe ich das Tagebuch zuklappe und in den kleinen Tresor mit der 26-stelligen Kombination einschließe. "Tagebuch" klingt irgendwie ziemlich bescheuert und kindisch. Vielleicht sollte ich das Ding lieber meine Memoiren nennen. Aber wenn dieses Büchlein an die Öffentlichkeit kommt, bin ich erledigt. Dann hilft mir kein Geld der Welt mehr - und ich muss es wissen, ich bin reich. Na ja, genau genommen ist nur mein Vater reich. Ich überlege kurz, ob ich das Tagebuch wieder herausholen und einen vierten Vermerk bezüglich möglicher Minderwertigkeitskomplexe eintragen soll, aber dann finde ich das doch zu umständlich. Außerdem ist es schon spät, die Zeiger meines Weckers zeigen bereits zehn Minuten nach Mitternacht an. Höchste Zeit für meinen großen Auftritt hier in Gotham City. Ich habe es satt, das Opfer zu sein. Ich habe es satt, angelogen zu werden. Es hat lange genug gedauert, mich auf diesen Moment vorzubereiten. Aber nun werde ich die Dinge selbst in die Hand nehmen. All die Lügner, korrupten Ehrenträger und Mörder sollten sich besser in Acht nehmen. Ich habe genug gelitten. Ich werde dieses Leid anderen ersparen. Der Dress hängt in einem versteckten hinteren Teil meines Kleiderschranks, den man nur mit Netzhautscan öffnen kann. Hat doch seine Vorteile, nur so im Geld zu schwimmen. Was auf den ersten Blick wie einfacher grauer Stoff wirkt, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als ein Kevlar-Anzug. Schützt gegen Messer, Schläge und auf größere Entfernungen sogar vor Kugeln. Eigentlich habe ich nicht vor, in eine Situation zu geraten, in der ich solchen Schutz nötig hätte, aber man weiß ja nie. Ich bin lieber auf alles vorbereitet. Ich ziehe mir die schwarzen Handschuhe über, dann das Cape mit den Fledermausohren, die die ganzen Hightech-Geräte verbergen, die für meine kleinen Aktionen nötig sind. Das mit dem Fledermaus-Look ist vielleicht etwas zu theatralisch, aber irgendwie passt es doch ganz gut. Es war eine Fledermaus, die sich damals in mein Zimmer verirrt und über ein paar seltsame Zufälle mein Leben zerstört, aber auch gerettet hat. Ich habe sie nachträglich Bruce getauft. Bruce, die Fledermaus. Der Name passt meiner Meinung nach recht gut. Es ist eine Kleinigkeit, an der Hauswand emporzuklettern, das Überwachungssystem lahmzulegen und mich in das Zimmer mit dem Safe vorzuarbeiten. Das Ding wirkt gerade zu lächerlich im Vergleich zu dem, in dem ich vorhin mein Tagebuch verstaut habe. Fast schon als wollten diese Deppen, dass jemand kommt und sie ausraubt. Aber gut, ich will mich nicht beschweren. Mit einem dumpfen Klicken öffnet sich die Tür. Fein geordnet liegen das Geld und die Akten darin. Definitiv genug Informationen um zu beweisen, dass der Chef dieser Firma nicht ganz so legal gehandelt hat wie er immer vorgibt. Ich stecke den gesamten Inhalt in den winzigen Rucksack, der unter dem Cape versteckt ist. Die Akten sind für die Polizei, damit sich mein Image etwas aufbessert, das Geld ist für mich, weil Daddy schon wieder mit dem Taschengeld knausert. Und diese Ausrüstung, die ich gerade trage, war wirklich alles andere als billig. In dem Moment, in dem der Safe leer ist, geht plötzlich laut und schrill der Alarm los. Offenbar war der Boden darin gewichtsempfindlich. Ich fluche leise, dass ich daran nicht eher gedacht und etwas anderes als Ersatz hineingelegt habe. Eine Visitenkarte oder so etwas, wie man es in Filmen immer sieht. Jetzt ist dafür leider keine Zeit mehr. Ich bin beinahe auf dem Dach angekommen, als man mich entdeckt. Lautes Geschrei unter den Männern, die mir nun vorne und hinten im Gang den Weg versperren. Vielleicht sind es Cops, vielleicht Kriminelle. In dieser Stadt trifft wahrscheinlich beides zu. "Hände hoch! Und leg alles, was du genommen hast, vor dir auf den Boden!", schreit einer und richtet seine Pistole auf mich. Ich ziehe eine Schnute und verkneife es mir, den Herren darauf hinzuweisen, dass ich nicht gleichzeitig die Hände hochnehmen und etwas auf den Boden legen kann. Außerdem bin ich hier bestimmt nicht eingebrochen, nur um den Krempel jetzt zurückzugeben. Stattdessen rühre ich mich nicht und warte ab. Auf den richtigen Moment. Der Moment in dem einer von ihnen mir die Chance gibt, hier wegzukommen. Der Kerl redet aber munter weiter. Sein Fehler. "Wer bist du? Und was soll der komische Aufzug? Karneval ist vorbei, Freundchen!" Ich hoffe darauf, dass der Stimmverzerrer, den ich eingebaut habe, seinen Job macht, ehe ich den Mund öffne und antworte. Meine Stimme klingt tiefer und rau, irgendwie richtig unheimlich. "Sehen Sie das nicht, Sir?" Der Mann vor mir zittert. Offensichtlich findet er die Stimme auch unheimlich. Gut. "Schluss mit dem Unfug! Sag endlich, wer du-" Er ist so sehr aus der Fassung, dass er gestikuliert und dabei die Pistole von mir abwendet. Da ist sie ja endlich, meine Chance. Ich renne los, direkt auf ihn zu. Er ist irritiert genug, um nicht sofort zu schießen. Ein blitzschneller Griff zu seinem Handgelenk, eine geübte Gewichtsverlagerung und schon fliegt der Kerl auf seine beiden Kollegen hinter ihm und mein Weg zum Dach ist endlich frei. Meine Lungen brennen von dem ganzen Gerenne, als ich oben ankomme. Außer Atem sauge ich die kühle Nachtluft ein. Ausdauer war noch nie meine Stärke. Vielleicht hätte ich letztes Jahr nicht so oft den Sportunterricht schwänzen sollen. Am Rand des Gebäudes bleibe ich stehen, blicke nach unten auf die Lichter der von hier aus winzig klein erscheinenden Autos. Wie viele Stockwerke hatte das Gebäude noch mal? Fünfundvierzig oder Vierundfünfzig. Ich habe schon immer gerne Zahlendreher gemacht. Hinter mir haben sich derweil die Wachmänner aufgebaut, jeder seine Pistole im Anschlag. Jeder außer dem Kerl, der sich nun sein seltsam verdrehtes Handgelenk hält und hinter den anderen steht. Der sieht gar nicht glücklich aus. "Von hier aus kommst du nicht mehr weg! Ergib dich endlich, du Freak! Du ziehst dich vielleicht wie eine Fledermaus an, aber fliegen kannst du sicherlich nicht!" Ich zwinge mich, nicht zu grinsen. Image bewahren. Los, gib dir Mühe. Die raue Stimme, die mir sogar selbst fremd vorkommt, ertönt wieder. "Sicher...?" Dann stürze ich mich rückwärts über das viel zu niedrige Geländer. Blöde Idee. Wenn ich das Cape als Fallschirm benutzen will, muss ich anders herum in der Luft sein. Toll gemacht. Ein paar Sekunden freien Falls vergehen noch, ehe ich es endlich schaffe mich zu drehen und das Cape aufzuspannen. Über mir wird es laut. Die Kerle haben letztendlich doch noch angefangen zu schießen. Aber ich bin schon zu weit weg, lande in einer dunklen Gasse zwei Straßen weiter neben meinem pechschwarzen Motorrad. Die kriegen mich nicht mehr. "Hey, Prinzesschen! Aufwachen! Wenn der Prof dich hier schlafen sieht, gibt's ein Donnerwetter!" "Als ob du noch nie in der Lesung geschlafen hättest", grummle ich und lasse die Augen geschlossen, die Aufforderung geflissentlich ignorierend. Was ich leider nicht ignorieren kann, ist das Pieksen in meinen Arm, das darauf folgt. "Los, Prinzesschen, wach auf! Oder muss ich erst einen Prinzen finden, der dich wach küsst?" "Hau ab. Lass mich schlafen", fauche ich, öffne nun aber trotzdem die Augen. Was ich sehe, sind zerrissene Jeans voller Sicherheitsnadeln. Ich hebe langsam den Blick. Schottenrock, zerfetztes Tanktop, Lederjacke, kahlrasierter Kopf mit Ausnahme des hochgegelten, blondierten Irokesen in der Mitte. Am Hinterkopf sind es Rastalocken, das weiß ich, auch ohne sie zu sehen. Ich gähne. "Morgen, Mike." "Morgen, Prinzesschen", grüßt er zurück und lässt sich mit einer Zeitung in der einen und einem Kaffee in der anderen Hand auf den Stuhl neben mir fallen. Die Vorlesung beginnt zwar in zehn Minuten, aber das hat ihn noch nie bei seinem Frühstück gestört. Während mein einziger Freund in diesem Saal voll mit Hunderten von Studenten in seiner Tasche nach seinem Essen wühlt, schnappe ich mir die Zeitung. Wehe meine kleine Aktion gestern Abend hat keine Schlagzeilen gemacht. Auf dem Titelblatt prangt in großen Buchstaben "Wer ist der mysteriöse" - ich halte unbewusst die Luft an - "Superman?". Ach, verdammt. Schon wieder dieser Spinner aus Metropolis. Macht nichts außer durch die Gegend zu fliegen und irgendwelche Idioten zu retten. Der reinste Pfadfinder. Ich blättere weiter und sehe auf Seite 3, wonach ich gesucht habe. "Unbekannter im Fledermauskostüm raubt Industriekonzern 'Eugenics' in Gotham City aus - Streng vertrauliche Akten vor Polizeiamt gefunden - Verdacht auf Kooperation Eugenics' mit Drogendealern eventuell bestätigt" Eventuell bestätigt? Was soll das denn heißen? Ich habe diesen Deppen von der Polizei mindestens das Dreifache an Beweisen geliefert, was nötig wäre, um diesen Verdacht zu bestätigen. Offenbar sind da schon wieder Bestechungsgelder geflossen. Wie ich diese Stadt doch hasse. Halbherzig überfliege ich den Artikel, bis ich zum Ende komme. "... teilte ein Sprecher des Sicherheitsdienstes mit, der Täter habe ein Fledermauskostüm getragen. Offiziell hat sich noch niemand zu dem Einbruch bekannt. Der Namenlose wird von den meisten bereits "Batman" genannt." Meine Hand krallt sich fester in das Zeitungspapier. Batman? BatMAN? Okay, ich weiß, ich habe nicht gerade die weiblichste Figur. Meine Oberweite und meine Hüfte könnten stattlicher sein, und meine Taille ein wenig schmaler. Und ich bin ein wenig muskulös, schließlich klettern sich vierzig Stockwerke nicht von allein hoch. Aber haben die mich wirklich für einen Mann gehalten? "Hey, locker, Prinzesschen. Sauer, dass die Herren in den Strumpfhosen dir die Show gestohlen haben? Bist leider nur auf Seite 17, blätter mal vor", reißt mich Mikes Stimme aus meinen Gedanken. Ich streiche das zerknitterte Zeitungspapier glatt und blättere weiter. "Milliardenerbin Beverly Bennett beginnt Psychologie-Studium in Gotham City mit dem besten Durchschnitt seit sieben Jahren", grunze ich leise vor mich hin. Beverly Bennett. Ich hasse meinen Namen. Klingt wie aus einem dieser billigen Schnulzen-Romane. Absolut bescheuert. "Na, BB? Stolz auf dein Genie?" "Nenn mich nicht 'BB'. Du weißt, dass ich den Namen hasse." "Nur mit der Ruhe, Prinzesschen." "Nenn mich nicht Prinzesschen. Du weißt, dass ich das hasse." "Oh, heute sind wir also wieder launisch. Aber man kann sich das wohl leisten, wenn man so einen reichen Vater hat wie du, was?" "Reduzier mich nicht auf das Vermögen meines Vaters. Du weißt, dass ich das hasse." "Ja ja. Dann antworte mir doch endlich mal, ob du stolz darauf bist, dass du so viel intelligenter bist als wir alle hier." Der Professor kommt herein, wie immer zu spät, und beginnt die Vorlesung. Das erspart es mir, Mike darauf aufmerksam zu machen, dass ich es hasse, wenn man mich als Genie darstellt. Jetzt musst ich erst mal aufpassen und etwas lernen. Immerhin hat mir mein Wissen über die menschliche Psyche gestern Nacht das Leben gerettet. Wer weiß, wann das wieder nötig ist. ~*~*~*~ Okay. Erstes Kapitel ist fertig. Zweites auch beinahe. Auf einmal kam die Kreativität über mich. Lassen wir uns überraschen, wo das hinführt. Ich hoffe, ich kann den ein oder anderen ein wenig amüsieren =3 Kapitel 2: The Second Night --------------------------- Die Vorlesung endet um halb Fünf nachmittags. Das gibt mir zum Glück die Möglichkeit, noch ein paar Stunden zu schlafen, ehe um Elf in der Nacht mein Wecker klingelt und ich mich für meinen Zweitjob fertig machen muss. Aber erst mal noch etwas anderes. Liebes Tagebuch, Schon wieder beginne ich meinen Eintrag mit diesem bescheuerten "Liebes Tagebuch". Aber leider ist mir noch immer nichts Besseres eingefallen. Mike ist auch immer noch so blöd wie sonst. Hat sich natürlich totgelacht darüber, dass ich so viele Fragen gestellt habe. Aber ich weiß, dass er das nicht böse meint. Damit ist mein Verdacht auf paranoide Schizophrenie und Minderwertigkeitskomplexe vorerst widerlegt. Irgend so ein Spacko in Metropolis hat mir die Show gestohlen. Nennt sich "Superman" und rettet ohne Sinn und Verstand irgendwelche Leute. Der Kerl vom Sicherheitsdienst hält mich für einen Kerl. Die Presse nennt mich darum jetzt "Batman". Eine Schande ist das, auch wenn ich eigentlich froh sein sollte. So wird immerhin niemand die Psychologie-Stundentin im ersten Semester verdächtigen. Trotzdem denke ich, dass ich die Dinge mal richtigstellen sollte, wenn ich heute Abend nachsehe, wer da bei der Polizei schon wieder sein Privatvermögen über seine Pflicht gestellt hat. Ich muss mir bis dahin nur noch einen Namen einfallen lassen. Als ich mein Tagebuch wieder sicher weggeschlossen und meinen Dress angezogen habe, fühle ich mich beinahe wie ein anderer Mensch. Stark und selbstbewusst. Ich hätte einen Vermerk eintragen sollen, dass ich mich auf multiple Persönlichkeiten prüfen muss. Aber ich bin schon wieder spät dran, also muss das warten. Die Sicherheitsmaßnahmen bei der Polizei in Gotham City sind recht nachlässig. Es gibt nämlich keine. Weil sämtliche Polizei-Institutionen relativ regelmäßig niedergebrannt oder anderweitig zerstört werden, hat man sich wohl gedacht, dass ein Einbruchsalarm auch nicht mehr helfen würde. Glück für mich, denn so habe ich schnell herausgefunden, bei welchem Polizisten die Akten mit den Beweisen plötzlich "hängen geblieben" sind. Eine knappe halbe Stunde später steht mein schwarzes Motorrad im Schatten vom Haus eines gewissen Lieutenant Doronet. Sein Haus ist wirklich ausgesprochen luxuriös. Ich wusste gar nicht, dass Polizisten dermaßen fürstlich bezahlt werden. Der Verdacht auf gewisse Nebeneinnahmen springt einem ja förmlich ins Gesicht. Lautlos schleiche ich mich über seinen Balkon in sein Schlafzimmer. Der liebe Mister Doronet hat einen ausgesprochen festen Schlaf. Oder ich war einfach nur zu leise. Jedenfalls wacht er nicht auf. Ich gehe noch mal nach draußen, schlage dann mit Nachdruck die Tür auf und bleibe als vermummter schwarzer Schatten im Türrahmen stehen. Mister Doronet regt sich endlich, sieht sich recht verschlafen um, ehe er mich entdeckt. Seine Augen weiten sich vor Angst und er beginnt stumm zu zittern. Ich wusste doch, dass die leuchtend weißen Gläser über den Augen eine gute Idee waren. Ich muss echt gruselig aussehen. Besonders für jemanden, der Dreck am Stecken hat. "W-Was willst du...?", fragt er mit einer piepsigen Stimme. Der arme Mann sollte sich so ein cooles Gerät wie ich zulegen, dass ihn furchteinflößender klingen lässt. Seine Hand tastet nach seiner Pistole, die unter dem Kissen lag. War nicht schwer zu finden. Ich hab sie längst weggenommen. "Ich habe Ihrer Polizeiwache gestern ein kleines Präsent zukommen lassen", kommt das tiefe Grollen aus meinem Stimmverzerrer. Ich halte seine Pistole hoch, damit er endlich mit dem hektischen Suchen aufhört. "Ich mag es nicht, wenn man so etwas... verschwinden lässt, Mister Doronet." Irgendwas muss in dem Kopf von dem Kerl gerade vorgehen. Vielleicht denkt er, dass ich ihn erschießen will. Dabei habe ich die blöde Pistole nicht mal auf ihn gerichtet. Dennoch springt der Kerl plötzlich mit einem panischen Schrei auf mich zu. Ich weiche mit einer geübten Bewegung aus und er fällt hin. Sein blasser Bauch schwabbelt, als er sich keuchend hochkämpft, nur um wieder auf mich loszugehen. Ich weiche ihm weiter aus, bis er auf einer leeren Champagnerflasche ausrutscht und fast von seinem Balkon fällt. Einen Moment lang bin ich versucht, ihn fallen zu lassen. Ist immerhin seine Schuld, wenn er im vierten Stock schläft. Aber wenn ich eine Anklage wegen Mordes am Hals habe, dürfte ich ernsthafte Probleme mit der Polizei hier bekommen. Immerhin ist der Kerl Lieutenant. Also halte ich mit der einen Hand seinen Arm fest und drücke ihm die andere mit der Pistole auf den Rücken, damit er nicht fällt. Beinahe reißt mich sein Gewicht mit hinab und ich sehe mich schon mit gebrochenem Genick auf dem Boden liegen, aber irgendwie schaffe ich es, uns beide oben zu halten. In dem Moment geht ein gleißend helles Licht an. Ich kneife die Augen zusammen. "Sie sind umstellt. Lassen Sie sofort die Waffe fallen. Ich wiederhole, Sie sind umstellt. Lassen Sie sofort...", dröhnt mir eine Stimme aus einem Megaphon in den Ohren. Langsam gewöhnen sich meine Augen an das Licht, das aus verschiedenen Scheinwerfern kommt. Zwei an dem Hubschrauber über mir, einige andere unten auf dem Boden bei den Polizeiautos. "Scheiße", fluche ich leise, als mir klar wird, dass sie bei der Polizei sehr wohl mitbekommen haben, dass ich da war und wen ich suche. Und "Verdammte Scheiße", gleich noch mal, als ich merke, dass der Lauf von der Pistole gerade sehr vielsagend in den Nacken von Mr Doronet drückt, den ich an das Geländer im vierten Stock presse. Das haben die wohl gerade etwas falsch interpretiert. Ich rühre mich keinen Millimeter, während die Stimme sich immer weiter wiederholt. Solange ich den Lieutenant festhalte, werden die Polizisten nicht eingreifen. Wer auch immer das Sagen hat, hat wohl begriffen, dass der Kerl in seinen Tod stürzt, wenn ich ihn jetzt loslasse. Was er eigentlich verdient hätte, aber wie gesagt, eine Mordanklage brauche ich wirklich nicht. Denken, Beverly, los. Lass dir was einfallen mit deinem verdammt genialen Kopf. Wofür lernst du denn täglich was über die menschliche Psyche? Ich ziehe den Mann langsam weg vom Geländer, drücke die Pistole dafür fester in seinen Nacken. Ich brauche ein Druckmittel, tut mir leid. Das war es dann wohl mit meinem guten Image. Aber ich bin hier gerade von zwanzig Polizisten umzingelt und möchte nicht vor Gericht landen. "Wer ist der Einsatzleiter?", fragt meine ungewohnt finstere Stimme gegen den Lärm der Rotorblätter des Hubschraubers an. Ich sehe, wie sich die Polizisten am Boden bewegen und ein Mann mit Schnurrbart und Brille vortritt. "Ich bin Lieutenant Gordon!", schreit der Mann zu mir herauf. Noch ein Lieutenant, na klasse. "Wer bist du und was willst du?" Ich mache einen Schritt nach hinten, bringe etwas Abstand zwischen mich und Doronet, dem ich noch immer mit ausgestrecktem Arm die Pistole an den Hals halte. Ich sehe den Mann zittern. Schwitzen. Meine Gedanken rasen. Angst vor dem Tod. Panik. Komm schon, Beverly, mach. Erinner dich an die Psychologie-Lesung zur Angst. Panik resultiert in Flucht oder Aggression. Das läuft in Doronets Fall beides auf dasselbe hinaus - er muss mich entwaffnen. Wenn ich ihm die Möglichkeit gebe, wird er mich angreifen. Gut, das klingt wie ein Plan. "Ich, Mr Gordon", spricht meine bedrohliche Stimme weiter, während ich mich noch etwas weiter von Doronet entferne, "bin äußerst verstimmt über Ihre Betitelung meiner Person", ich mache noch einen halben Schritt und der Wind der Rotorblätter erfasst mein schwarzes Cape, das mich bis jetzt verhüllt hat und nun nach hinten geweht wird, wodurch man den hautengen grauen Kevlar-Anzug sehen kann, der meinen offensichtlich nicht männlichen Körper bedeckt, "als BatMAN." Ich kann regelrecht zusehen, wie den Polizisten da unten ein Licht aufgeht, als sie endlich kapieren, dass ich ein Mädchen bin. Gut so, Beverly. Lass sie nur glauben, dass du beinahe einen Polizisten umgebracht hättest, um das mit deinem Geschlecht klarzustellen. Kein Wort davon, dass du einen korrupten Konzern auffliegen lassen wolltest. Ist gut für mein schlechtes Image. Sonst ende ich noch wie dieser Spinner in Metropolis. "Gut, Miss", ruft der Polizist, Gordon oder wie er heißt, zu mir hoch. "Wie möchten Sie denn genannt werden? Batwoman? Batgirl?" Ich kann sehen, wie die Muskeln in Doronets Schultern arbeiten. Jetzt wo er weiß, dass ich ein Mädchen bin, fühlt er sich überlegen, denkt, er kann mich entwaffnen. Der Angriff ist provoziert. Er muss es nur noch tun. Mach schon, Doronet, du Feigling. Greif mich an. "Aber nicht doch. Das ist mir viel zu klischeehaft und einfach. Ich bin...", beginne ich und nehme die Pistole etwas weiter von Doronet weg. Endlich fasst sich der Trottel ein Herz und tut das, was ich will. Er dreht sich geradezu in Zeitlupe um. Viel zu langsam für mich. Er starrt nur noch ins Leere, dort wo ich gerade noch stand. Die Pistole landet auf dem Boden, als ich mich hinter seinem Rücken auf das Geländer das Balkons schwinge. Der Haken trifft zielsicher eine der Kufen des Hubschraubers und ich schwinge mich in die Luft. "Lady Bat!", rufe ich den Namen in die Nacht, der mir in dieser Sekunde in den Sinn kommt, ehe ich im Dunkeln verschwinde, um auf meinem Motorrad abzuhauen. Diese Idioten kriegen mich nie. "Prinzesschen. Hey, Prinzesschen. BB. Beverly. Wach auf. Willst du jetzt jede Vorlesung verschlafen?" "Lass mich in Ruhe, Mike", murmle ich ungnädig, öffne aber trotzdem mit einem Gähnen die Augen. Der Nachteil an diesen nächtlichen Unternehmungen ist ganz eindeutig der Schlafmangel. Während er seine Tasche ausräumt, um sein Frühstück zu finden, klaue ich ihm wieder mal seine Zeitung. Auf dem Titelblatt ist ein fantastisches Foto. Ich muss unbedingt diesen Fotografen kennenlernen. Das Seil, mit dem ich mich hochziehe, ist nicht zu sehen, dadurch wirkt mein Körper mit dem hochgewehten Cape wirklich wie der einer fliegenden Fledermaus mit ausgebreiteten Flügeln. Die grellen Scheinwerferlichter sind hinter mir, wodurch ich gänzlich schwarz bin. Nur die Augen glühen weiß und dämonisch. Nein, menschlich sehe ich auf dem Bild wirklich nicht aus. Mehr wie ein Monster. Perfekt für Gotham City. Ruiniert wird das Ganze nur von der Schlagzeile und dem Artikel dazu. "Lady Bat versucht Polizisten zu ermorden" - Na toll, so viel zu der Mordanklage. Ich schiebe beleidigt die Unterlippe vor. Das kann ja noch was werden. Mike hat derweil endlich sein belegtes Brot gefunden und tippt auf das Foto. "Den Kerl triffst du doch heute Mittag, oder?", fragt er mit vollem Mund. "Bitte was?", frage ich verwirrt zurück. Mike weiß immer besser als ich über meine Termine bescheid. Wieso verstehe ich übrigens bis heute nicht. Aber von einer Verabredung müsste ich doch eigentlich was wissen. "Na, den Fotografen. Jimmy Olsen vom Daily Planet aus Metropolis. Der ist seit gestern mit zwei Kollegen in der Stadt, und sie hatten ein Interview mit dir für heute Nachmittag vereinbart." "Kacke, stimmt ja...", murmle ich und lasse meinen Kopf auf die Tischplatte sinken. Das wird grässlich werden. Diese Lois Lane ist bekannt dafür, reiche Leute schlecht dastehen zu lassen. Hoffentlich wird ihr neuer Kollege sie ein wenig bremsen. Wie hieß der noch gleich? Clark Kent, glaube ich... ~*~*~*~ Wow, bin ich gerade schreibwütig. Ich bin selbst ganz überrascht. Aber ich weiß vorher selbst noch nicht, was nachher dabei herauskommt, darum bin ich gerade selbst ziemlich gespannt. Das kann ja ein fantastisches Treffen werden ;) Kapitel 3: The Third Night -------------------------- Ungeduldig tippe ich mit dem Finger auf die Tischplatte. Ich bin hundemüde und habe nur noch ein paar Stunden, ehe ich wieder aufstehen muss, um mich mit irgendwelchen Spinnern herumzuschlagen. Schlaf ist gerade wirklich ein knappes Gut und nun muss ich hier herumsitzen, um auf drei unpünktliche Reporter zu warten. Die sind auf jeden Fall schon mal unten durch bei mir. Der Blitz einer Kamera reißt mich aus meinem Gegrübel. Ich blicke auf und sehe die Drei endlich auf den Tisch in dem Café zukommen, in dem sie unbedingt ihr Interview führen wollten. Der Junge mit der Kamera muss Jimmy Olsen sein, der Kerl, der das tolle Foto von Lady Bat gemacht hat. Die Frau ist offensichtlich Lois Lane. Und der Kerl hinter ihr... Gute Güte, der Kerl hat die Figur eines Nachtclub-Türstehers. Wusste gar nicht, dass Reporter solche Muskeln haben können. Und schlecht aussehen tut er auch nicht. Dumm nur, dass ich seinen Namen schon wieder vergessen habe. "Guten Tag. Lois Lane vom Daily Planet aus Metropolis", stellt sich die Frau bei mir vor und ich zwinge mich, lächelnd ihre Hand zu nehmen. Ihretwegen verliere ich ein paar kostbare Stunden Schlaf - unnötig also zu erwähnen, dass ich sie nicht leiden kann. Das Interview ist wie erwartet eine kleine Katastrophe. Ms Lane stellt ihre Fragen so, dass ich morgen in der Zeitung wahrscheinlich als Kinder fressendes Monstrum dastehen werde. Da geht er hin, der einstmals gute Ruf von Beverly Bennett... Okay, ich geb's ja zu, den hat es nie gegeben. "Miss Bennett, wie ist es nun, da Sie zum ersten Mal weg von zu Hause sind? Es gab ja immer Vermutungen, dass es zwischen Ihnen und Ihrem Vater Unstimmigkeiten gab, seit Sie Ihre Verlobung abgesagt haben." "Ich versichere Ihnen, Ms Lane, zwischen mir und meinem Vater ist alles bestens." Ich lächle. Lüge. "Das freut mich zu hören. Nun, Sie sind seit gut zwei Wochen hier in Gotham City. In letzter Zeit ist hier ja auch eine dieser maskierten Gestalten aufgetaucht, die man plötzlich überall sieht. Unser Jimmy hier hat sie letzte Nacht fotografiert. Was halten Sie denn von dieser Lady Bat?" Ich überlege kurz. Jetzt nur nichts Falsches sagen. Am Ende wird ja doch alles gegen mich verwendet werden. "Ich denke, sie handelt recht... seltsam." "Seltsam? Wie meinen Sie das?", fragt nun Clark Kent. Der war die ganze Zeit über still und hat nur Ms Lane angeschaut als wäre sie das wundervollste, was diese Welt zu bieten hat. Ich glaube, er ist total verknallt, aber sie zeigt dem armen Kerl die kalte Schulter. Erst jetzt, wo es um Lady Bat geht, wirkt er plötzlich ziemlich interessiert. "Nun ja, sie bricht bei einem Konzern ein und stiehlt dort Geld und Akten. Dann bringt sie diese Akten zur Polizei. Und am nächsten Tag geht sie los und bedroht plötzlich den für diese Akten zuständigen Polizisten. Da frage ich mich einfach, wieso sie so etwas tut." Ich schaue Mr Kent in die Augen. Er schaut zurück. Irgendwas ist seltsam an dem Kerl. Bringt kein Wort raus bis es um Maskierte geht. Ich will gerade den Mund aufmachen, um das Thema zu wechseln, als hinter uns plötzlich Geschrei losbricht. Ich drehe mich um und sehe zwei Männer mit schwarzen Strumpfmasken und prall gefüllten Säcken über die Straße rennen, jeder eine Pistole in der Hand, mit der er blindwütig in die Gegend schießt. Mitten auf der Straße. Am helllichten Tag. Und niemand tut etwas. Oh Gotham, du verdorbene Stadt. Einer der beiden dreht sich um und sieht mich. Die Art, wie er mich anschaut und dann seinen Partner anstößt... Verdammte Scheiße, ich kenne dieses Szenario. Der Kerl hat gerade Beverly Bennett erkannt. Seine Chance auf ein richtig fettes Lösegeld, wenn er mich entführt. Und hier in Gotham hält ihn bestimmt so schnell keiner auf. Die beiden Männer kommen auf uns zu. Ich weiß, dass ich mir schleunigst was einfallen lassen muss. Aber als Lady Bat auffliegen will ich nicht, Beverly Bennett muss schwach und hilflos wirken. Verdammt. Sie fangen wieder an zu schießen, ohne darüber nachzudenken oder wenigstens mal zu zielen. Eine Kugel saust an mir vorbei, eine andere bohrt sich in den Café-Tisch vor mir. Ich sehe mich bereits tot und durchlöchert am Boden liegen. Die drei Reporter aus Metropolis sind auch wie erstarrt. Na ja, zumindest zwei von ihnen. Mr Kent hingegen springt plötzlich auf, als wolle er wegrennen. Und einer von den beiden Möchtegern-Entführern sieht das. Zielt. Und Kent merkt es nicht. Scheiße, nein. Bevor ich darüber nachdenken kann, springe ich auf und werfe mich mit meinem vollen Gewicht gegen ihn, um ihn zu Boden zu werfen und aus der Schusslinie zu bekommen. Der laute Knall des Schusses zerreißt die Stille. Er taumelt, aber fällt nicht. Natürlich, er wiegt bestimmt doppelt so viel wie ich. Er ist so gut wie tot. Halt, nein. Ich stehe zwischen ihm und dem Kerl. Ich bin so gut wie tot. Die Zeit vergeht quälend langsam. Das Adrenalin pulsiert durch meinen Körper, aber ich komme hier nicht rechtzeitig weg, kann hier nicht weg, wenn ich ihn retten will. Eine Sekunde vergeht. Dann noch eine. Ich merke, dass ich mich unbewusst an Mr Kents Hemd festgeklammert habe. Dann merke ich, dass ich zittere. Ich habe Angst. Ich will noch nicht sterben. Seine Hand liegt auf meinem Rücken, fast so, als wolle er mich schützen. Irgendetwas stimmt nicht. Der Schmerz bleibt aus. Unmöglich, der Schuss muss mich getroffen haben, ich stand genau in der Schusslinie... "Miss Bennett, geht es Ihnen gut?", fragt er mich mit sanfter Stimme. Ich nicke nur, bringe kein Wort heraus. Ich lebe noch...? Langsam lasse ich ihn los, mache unsicher einen Schritt zurück. Als ich mich umdrehe, stehen die beiden Gangster da und starren fassungslos auf ihre leeren Hände. Die beiden Pistolen liegen geschmolzen auf dem Boden. Ich versuche zu denken, aber dafür gibt es keine logische Erklärung. "Miss Bennett...?", fragt Mr Kent wieder, vorsichtig, als habe er Angst, dass ich gleich zusammenbreche. Die Sorge habe ich auch. "Alles in Ordnung...", murmle ich tonlos. Letzte und vorletzte Nacht wurde ich auch mit Pistolen bedroht, ich bin das gewohnt... Ich muss mich zusammenreißen. Vielleicht klappt es später. Wenn ich nicht mehr das Gefühl habe, dass ich mit einer Kugel im Rücken und tot auf dem Boden liegen sollte. Die Polizei kommt überraschenderweise und nimmt die beiden Bankräuber fest. Ms Lane bedankt sich für das Interview, dann gehen die drei. Mr Kent dreht sich noch einmal zurück und schaut mich besorgt an, ehe sie außer Sichtweite sind. Ich sinke auf meine Knie. Vielleicht habe ich mir den Knall nur eingebildet. Vielleicht hat der Kerl gar nicht wirklich geschossen. Dann sehe ich vor meinen Knien etwas auf dem Boden in der Sonne blitzen. Eine Patrone. Die, die jetzt eigentlich gerade in meinem Rücken stecken müsste. Und sie ist so zerknautscht, als wäre sie auf einen Panzer getroffen. Ich versuche, es zu begreifen. Aber ich kann nicht. Liebes Tage- Ach, scheiß drauf. Liebe Memoiren, Ich müsste gerade eigentlich tot sein. Ich habe die Kugel mitgenommen. Das Ding ist echt. Es müsste gerade in mir drin stecken, aber stattdessen ist es nur ziemlich demoliert. Wenn ich nicht bald eine logische Erklärung dafür finde, drehe ich wohl wirklich noch durch. Ich werde das Gefühl nicht los, dass ich bei der ganzen Sache irgendetwas übersehe. Als wäre die Lösung offensichtlich. Aber ich kann einfach nicht darauf kommen. Ich habe eine Weile überlegt, ob ich heute Nacht rausgehen sollte oder nicht, aber mich schließlich doch dafür entschieden. In dem Dress bin ich Lady Bat, nicht Beverly. Und Lady Bat wird mit diesem ganzen Kram irgendwie besser fertig. Ich muss mir nur noch einfallen lassen, was ich dann tun soll. Meinen lieben Freund Doronet, der Lieutenant, der die Schmiergelder angenommen hat, kann ich heute wohl leider nicht besuchen. Das würde sonst wirklich so wirken, als wolle ich ihn umbringen. Ich denke, ich werde einfach mal ein wenig die Stadt unsicher machen und dem ein oder anderen Kleinkriminellen den Schrecken seines Lebens einjagen, bevor da draußen noch irgend eine andere Beverly oder ein anderer Mr Kent stirbt. Dieser Mr Kent ist auch irgendwie seltsam gewesen. Hatte zwar nur Augen für Lois Lane und wird bei der nie eine Chance haben, aber ich... Scheiße, dass hier jetzt hinzuschreiben wird klingen wie in einem von diesen billigen Liebesromanen, aber außer mir wird's ja eh keiner lesen. Ich kann nicht vergessen, wie er mich angeschaut hat. Und wie seine Hand auf meinem Rücken lag, als wolle er mich beschützen. Mich hat in meinem ganzen Leben noch niemand beschützt. Ich kriege jedes mal Herzklopfen, wenn ich daran denke, wie er mich festgehalten hat. Aber ich bin nicht verliebt, ich schwör's. Das ist irgendetwas anderes. Trotzdem ist Clark Kent wirklich nett. Ich glaube, ich mag ihn. Ich schließe das Tagebuch in meinen kleinen Safe. Ich werde mich nicht in den Reporter aus Metropolis verlieben, oh nein. Ganz bestimmt nicht. Ich versuche, mein klopfendes Herz zu beruhigen. Dann ziehe ich mir den Dress über und springe aus meinem Fenster in die Nacht hinaus. Ich sehe einen Kerl mit einer prall gefüllten Tasche aus einem Fenster klettern und renke ihm die Schulter aus, ehe ich ihn mit seiner eigenen Jacke kopfüber an die Feuerleiter fessle. Ich höre eine Frau in einer Gasse schreien und breche ihrem Beinahe-Vergewaltiger mit einem Tritt drei Rippen, sodass er ohnmächtig zusammenbricht. Ich höre den Alarm in einem kleinen Laden und schlage die drei Einbrecher einen nach dem anderen bewusstlos, bevor die Polizei kommt. Beim ersten Mal schmerzt mein Arm von der ungewohnten Belastung. Beim zweiten Mal bekomme ich einen schmerzhaften Schlag in den Bauch. Beim dritten Mal schlägt mir der letzte von den Dreien mit einem Baseballschläger gegen den Brustkorb und ich danke dem Gott, an den ich nicht glaube, dafür, dass ich mir dabei nichts breche. Und mit jeder vollbrachten Tat fühle ich mich besser, trotz der Schmerzen. Es ist beinahe drei Uhr nachts, als ich noch einen Einbruch bemerke. Zumindest mal halte ich es für einen. Bei einer Firma, die Sprengstoff herstellt, wurde die Hintertür aufgebrochen. Unnötig zu erwähnen, dass das in einer Stadt wie Gotham nichts Gutes heißen kann. So leise wie möglich schleiche ich mich hinein. In einer der Hallen hat jemand das Licht eingeschaltet. Entweder eine sehr motivierte Nachtschicht oder das nächste Opfer von Lady Bat. Mehrere ziemlich muskelbepackte Männer laufen in der Halle herum, tragen dabei verschiedene Kisten zu einem Lieferwagen. Ich kneife die Augen zusammen, um besser sehen zu können. Vielleicht bin ich schon früher verrückt geworden als erwartet. Oder aber diese Kerle sind tatsächlich alle wie Clowns geschminkt. In Gotham treiben sich doch wirklich die seltsamsten Gestalten herum. Ich schleiche mich näher an den LKW heran. Ein Mann steht dort mit einem Megaphon in der Hand und scheucht alle anderen herum. Gruselige Clowns-Visage, grüne Haare, lila-farbener Anzug. Der Kerl ist definitiv irre. Er hebt sein Megaphon und brüllt Befehle durch die Halle. Seine Stimme hat etwas Unheimliches. Irgendetwas zwischen ungezügeltem Wahnsinn und eiskalt berechnendem Genie. Ich pirsche mich noch näher heran. Ich lese, was auf den Kisten steht und versuche, mir einen Reim darauf zu machen. Ich war immer recht gut in Chemie, zu irgendeinem Schluss muss ich ja wohl komm- Ein Schatten fällt auf mich und ich weiche instinktiv mit einem großen Satz aus. Gut, weil mir das ein klägliches Ende durch ein Brecheisen erspart. Schlecht, weil mein instinktiver Satz mich in die Mitte der Halle befördert hat, wo mich alle sehen können. Der Kerl mit dem Brecheisen, der gerade eben versucht hat, mich hinterrücks zu erschlagen, kommt wieder auf mich zu. Und auch die anderen lassen ihre Arbeit stehen und liegen, um mich einzukreisen. Eine tolle Lage, in die du dich da mal wieder gebracht hast, Beverly, lobe ich mich selbst sarkastisch. "Huu huu huu, wer stattet uns denn hier einen kleinen nächtlichen Besuch ab?", kreischt der Mann im lila-farbenen Anzug und kommt mit einem manisch breiten Grinsen auf mich zu. Er bleibt vor mir stehen und streckt wie zur Begrüßung die Hand aus. "Mein Name ist Joker. Und du bist Lady Bat, nehme ich an?" Ich sage nichts und bleibe stehen, die ausgestreckte Hand ignorierend. Sein Pech, dass ich den Elektroschocker an der Handfläche gesehen habe. Nach einigen Momenten verschwindet sein Grinsen und macht einem genervten Gesichtsausdruck Platz. "So so. Die Fledermaus will also nicht mit mir reden. Bist du stumm? Weißt du was, ist mir egal. Gleich bist du es auf jeden Fall. Ich brauche dieses Zeug nämlich, um die Stadt in die Hölle zu bomben. Also kümmert euch um sie, Jungs!" Mit diesen Worten dreht er sich um und spaziert davon, während die anderen mir noch näher kommen. Wird wohl höchste Zeit, auszuprobieren, was ich in meinen ganzen Jujutsu-, Karate-, Kung Fu- und Box-Stunden so gelernt habe. Hoffentlich genug, um es mit einem guten Dutzend Muskelpakete aufnehmen zu können. Ich weiß, dass ich in einem reinen Vergleich körperlicher Kraft nicht bestehen kann. Mal ganz abgesehen davon, dass die Typen in der Überzahl sind. Also muss ich mir wieder mal was einfallen lassen. Ich weiche aus, wieder und wieder, verdrehe das ein oder andere Gelenk genug, dass man es so schnell nicht mehr schmerzfrei bewegen kann. Einen kann ich in die Magengrube treten, der steht so schnell nicht mehr auf. Einen anderen lasse ich in die Faust seines Kumpels rennen, vor dem habe ich auch erst mal Ruhe. Zwei haben eine ausgekugelte Schulter, nicht die feine Art, aber effektiv. Ich packe den Arm von Nummer Fünf, als er mich schlägt, bringe ihn aus dem Gleichgewicht und lasse ihn dann unter seinem eigenen Gewicht zu Boden gehen. So weit, so gut. Fehlen nur noch- Der Schmerz explodiert in meinem unteren Rücken und ich fliege ein kleines Stück durch die Luft, ehe ich unsanft auf den Boden falle. Diesmal hat der Kerl mit dem Brecheisen mich erwischt. Oder es war das Gör in dem rot-schwarzen Anzug, das wie eine Irre durch die Gegend springt. Ich will mich aufrappeln, doch sofort drückt sich ein Stiefel fest in meinen Bauch und hält mich auf dem Boden fest. Scheiße. Der Kerl über mir grinst, was durch sein aufgemaltes Clownsgesicht nur noch unheimlicher wirkt. Vorfreudig schlägt er sein Brecheisen ein paar mal in die eigene Hand, ehe er es hoch über seinen Kopf hebt, um- Das laute Jaulen von Polizeisirenen zerreißt die Stille. Der Joker, wie er sich selbst genannt hat, brüllt durch die Gegend, dass sie jetzt gehen müssen. Offenbar hat der Kerl eine Menge Autorität, denn sofort lassen alle von mir ab und rennen zum Lieferwagen. "War schön, dich kennenzulernen, Batsy! Vielleicht sehen wir uns ja nächste Nacht noch mal, ehe ich die Stadt ins Jenseits schicke!", kreischt der irre Clown. Irgendjemand gibt Gas und der LKW bricht mit viel Lärm durch die Wand und anschließend durch die von der Polizei errichtete Barrikade, ehe er in der Nacht verschwindet. Dann sind sie weg. Nur ich und die drei bewusstlosen Killer-Clowns sind noch da. Ich kämpfe mich keuchend auf die Füße. Mir tut alles weh, besonders der linke Arm und die Stelle am Rücken, wo mich das Brecheisen erwischt hat. Hoffentlich ist es nichts Ernsthaftes. Fast wäre ich eben draufgegangen. Wie ironisch, dass ausgerechnet die Polizei mich gerettet hat. Leicht schwankend und mit schmerzenden Gliedern laufe ich aus der Halle, ein paar Treppen hinauf, bis ich auf dem Dach bin und den Nachthimmel über mir habe. Ein paar Stockwerke unter mir sehe ich die blinkenden Lichter der Warnleuchten auf den Polizeiautos und frage mich innerlich, wie ich hier nur schon wieder rauskommen soll. Ich entdecke unten am Boden jemanden, der mir bekannt vorkommt. Lieutenant Gordon, wenn ich mich nicht irre. Leider entdeckt er mich auch und sofort strahlt mir wieder das unerträglich helle Licht eines Scheinwerfers in die Augen. "Lady Bat, Sie sind verhaftet. Ergeben Sie sich friedlich und nehmen Sie Ihre Maske ab", dröhnt seine Megaphon-verstärkte Stimme zu mir hoch. Ich seufze und frage mich, womit ich das eigentlich verdient habe. Ich wollte heute doch nur helfen. "Lieutenant, statt Fledermäuse zu jagen sollten Sie sich lieber um den wahnsinnigen Clown kümmern!", rufe ich ihm zu. Dieser Joker hat offenbar vor, morgen die ganze Stadt in die Luft zu jagen. Und um ehrlich zu sein, der Kerl wirkt so verrückt, ich glaube, er hat das wirklich ernst gemeint. Auch wenn mir noch nicht ganz klar ist, was er damit bezwecken will. Dringend nötig, dass irgendjemand ihn aufhält. Aber Gordon sieht das wohl leider ein wenig anders. "Lady Bat, Sie sind mindestens genau so kriminell wie der Clown! Sie sind angeklagt wegen Einbruchs, Diebstahl, Bedrohung, Behinderung der Staatsgewalt, versuchten Mordes und seit heute Nacht auch Selbstjustiz und schwerer Körperverletzung! Ergeben Sie sich friedlich, sonst bin ich gezwungen, das Feuer zu eröffnen!" Gut, der Mann will es wohl nicht einsehen. Sieht ganz so aus, als hätte ich keine andere Wahl, als mich selbst um den Joker zu kümmern. Was natürlich voraussetzt, dass ich hier lebendig und ohne Handschellen rauskomme. Echt blöd, dass ich heute mein Motorrad zu Hause gelassen habe. Immerhin ist das Gebiet dicht besiedelt. "Ich sage es zum letzten Mal! Ergeben Sie sich oder ich eröffne das Feuer!", schreit Gordon zu mir hinauf. Etwas saust unter mir in die Hausfassade. Ein Warnschuss. Ich schätze, er meint das mit dem Schießen ernst. Zeit zu verschwinden. Mein Haken trift das höchste Gebäude zwei Straßen weiter. Das ist mehr als genug. Ich springe hoch in die Luft, schwinge mich über die Köpfe der Polizisten hinweg durch die Nacht. Ich lande auf dem Dach, laufe ohne stehen zu bleiben weiter und springe auf das nächste, immer wieder, immer weiter, bis sich der Lärm der Sirenen hinter mir verliert. Ich springe weiter von Dach zu Dach, bis ich mir sicher bin, sie abgehängt zu haben. Meine Lungen brennen. Mein linker Arm lässt sich kaum bewegen. Ich glaube, ich blute irgendwo. Aber auf eine seltsame Art und Weise bin ich glücklich. Ich bin frei. Niemand kann mich fangen, nicht hier, auf Gothams Dächern, während die Nacht mich in ihren Schatten verbirgt... "Guten Abend, Miss Bat." Ich fahre herum. Blauer Anzug. Rotes Cape. Ein riesiges fettes "S" auf der Brust. Und der Kerl schwebt verdammt noch mal in der Luft als ginge ihn die Schwerkraft nichts an. Der Super-Spinner aus Metropolis. Auch das noch. "Lady Bat", berichtige ich ihn und hoffe, dass er nicht gemerkt hat, wie sehr ich mich eben erschrocken habe. "Gut, dann Lady Bat. Ich bin-" "Superman. Ich weiß. Geh zurück nach Metropolis, dort braucht doch bestimmt wieder irgendjemand deine Hilfe." "Das würde ich gerne. Doch leider gibt es Angelegenheiten in Gotham, die meine Aufmerksamkeit erforden." "Sicherlich kann ich mich ebenso gut um diese Angelegenheiten kümmern." "Um genau zu sein, sind Sie diese Angelegenheit, Lady Bat." "Ich wüsste nicht, inwiefern." "Die Gesellschaft misstraut uns Leuten, die wir Masken und Kostüme tragen, um Außergewöhnliches zu vollbringen. Sie misstraut uns wegen Leuten wie Ihnen, die diese zweite Identität nutzen, um Gesetze zu brechen anstatt sie zu bewahren." "Ich breche keine Gesetze. Ich biege sie." "Lady Bat, ich muss Sie leider bitten, sich der Polizei zu stellen. Sollten Sie wirklich nichts Unrechtes getan haben, haben Sie ja nichts zu befürchten." Er landet auf dem Dach und macht einen Schritt auf mich zu. Ich mache instinktiv einen zurück. "Bist du verrückt? Die werden mich demaskieren. Ich weiß nicht, wie du es dir leisten kannst, hier ohne Maske durch die Gegend zu schweben-" "Hypnose." "-aber wenn man herausfindet, wer ich bin, habe ich ein Problem." Ich schaue den Kerl an und er schaut zurück. Den Bruchteil einer Sekunde später ist er direkt vor mir und hält meine Handgelenke in unnachgiebig starken Händen fest. Ich versuche, mich loszureißen, aber mit ausgesprochen wenig Erfolg. Er zieht leicht die Augenbrauen zusammen, als würde er sich konzentrieren. "Entschuldigen Sie, aber ich muss Sie leider wirklich bitten, sich der Polizei zu-" Ich versuche mich an alles zu erinnern, was ich über den Kerl weiß. Seine Schuld, dass er Exklusiv-Interviews an Lois Lane gibt und alle seine Geheimnisse rumerzählt. Alien vom nun zerstörten Planeten Krypton. Kann fliegen. Quasi unverwundbar. Schützt offensichtlich durch hypnotische Fähigkeiten auf das Unterbewusstsein seine wahre Identität. Hitzeblick. Außergewöhnliche Schnelligkeit und Kraft. Röntgen- Verdammte Scheiße, Röntgenblick. Der Super-Spinner versucht gerade durch meine Maske zu sehen. In dem Moment, in dem mir diese Erkenntnis kommt, ist es schon zu spät. Womit ich allerdings nicht gerechnet habe, ist seine Reaktion. Er lässt mich los und tritt einen Schritt zurück. "Du...?", fragt er und sieht mich völlig verblüfft an. "Du hast unter die Maske geschaut", presse ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Ich hoffe, er kann die Verachtung in meiner Stimme hören. Gerade von jemandem wie ihm hätte ich eigentlich erwartet, dass er den Anstand hat, meine Geheimidentität zu respektieren. Womit ich allerdings nicht gerechnet habe, ist, dass mich das gerade eben wohl gerettet hat - warum auch immer. "Du... du hast heute dein Leben riskiert, um jemanden zu retten, den du kaum kanntest...", murmelt er und wirkt seltsam berührt. Der Kerl weiß nicht nur, wer ich bin, sondern auch noch, was ich getan habe. Das wird ja immer schlimmer. "Ich konnte ja nicht nur dasitzen und zusehen", fauche ich. Ich bin immer noch wütend, dass er geschaut hat. "Warum tust du das, was du tust? Warum tust du diese... 'seltsamen' Dinge?" "Ich will helfen. Mein Leben ist kaputt. War ziemlich beschissen. Weil die einflussreichen Leute die Gesetze zu ihrem Vorteil nutzen. Und irgendjemand das wieder in Ordnung bringen muss." "Warum ist dein Leben 'kaputt'?", fragt er mich. Seine Stimme klingt so sanft... Sie erinnert mich an irgendjemanden. Ich kann nur nicht sagen, an wen. Hängt vielleicht mit seinen bescheuerten Hypnose-Fähigkeiten zusammen. "Kann dir doch egal sein. Lass mich gehen", verlange ich. Der Kerl ist mir in beinahe allen Punkten überlegen. Ich kann nicht vor ihm weglaufen, wenn er das nicht will, so viel steht fest. Er legt den Kopf leicht schief. Scheint so, als würde er nachdenken. Ist wahrscheinlich etwas Neues für ihn, Gesetze nicht einfach so zu akzeptieren, wie sie auf dem Papier stehen, sondern zur Abwechslung mal seinen eigenen Kopf zu benutzen. "Ich lasse dich gehen, wenn du mir sagst, warum du das hier tust. Und was du damit bezwecken willst", meint er schließlich. Ich seufze. "Ich habe ja keine große Wahl, oder? Ich hoffe, du erwartest nichts allzu Dramatisches. Ich bin vielleicht nicht völlig normal, aber ich bin auch nicht gerade durch die Hölle auf Erden gegangen. Um es kurz zu machen, mein Dad wollte mich umbringen und ich hab's überlebt. Dann hab ich mir vorgenommen-" "Moment", unterbricht der Super-Spinner mich. "Dein Dad wollte dich umbringen lassen? Hast du da nicht irgendwas falsch verstanden?" "Wäre schön, oder? War aber so. Mein Dad mag's nicht, wenn ihm jemand widerspricht und seine Autorität in Frage stellt. Auch nicht, wenn's seine eigene Tochter ist. Ist mir aber egal, ich hab mich dran gewöhnt." "Sieht nicht so aus." "Was?" "Deine Hand", sagt der Alien. Ich schaue zu meiner rechten Hand und merke erst jetzt, dass ich sie zur Faust geballt habe. Und ich zittere. Muss echt kalt sein heute Abend. Ich bin nämlich darüber hinweg, ganz sicher. Ich seufze beherrscht. "Bringen wir das hier einfach hinter uns, damit ich schlafen gehen kann, okay? Ich fass mich auch kurz, ich versprech's. Ich war echt sauer. Und dann, als ich ausgezogen bin, um hier zu studieren, habe ich mir vorgenommen, meine Fähigkeiten zu nutzen. Ich hab's satt, dass diese reichen Leute machen, was sie wollen. Dass überhaupt irgendjemand andere für seinen eigenen Vorteil ausnutzt und verletzt. Ich kann vielleicht nicht fliegen wie du, aber ich weiß, wie man Leuten Angst macht. Und ich werde ihnen Angst machen. Ich werde dafür sorgen, dass niemand sich mehr Macht, Vertrauen oder Gerechtigkeit erkauft." Ich hole tief Luft. Ich bin ruhig, ganz ruhig. Ich bin über den ganzen Kram hinweg. "So, da hast du's jetzt. Nichts Schockierendes. Nur ich, wie ich durchdrehe. Darf ich jetzt schlafen gehen? Ich bin müde." Superman starrt mich immer noch an. Seine blauen Augen scheinen nach irgendwas zu suchen. Irgendwie kommen sie mir bekannt vor... Verdammt, ich kriege davon echt Kopfschmerzen. Nach ein paar Momenten des Schweigens nickt er schließlich. "Na schön. Tu, was du willst. Aber lass niemanden zu Schaden kommen." "Ja ja", grummele ich. Niemanden, der es nicht verdient hätte. Superman dreht sich weg und schwebt davon. Ich warte noch ein paar Minuten, bis ich das Radar aus meinem Gürtel hole. Ich kann's nicht glauben, dass der Kerl tatsächlich blöd genug war, nicht zu merken, dass ich einen Peilsender an seinem Cape befestigt habe. Auge um Auge, Zahn um Zahn. Superman schaut unter die Maske von Lady Bat. Jetzt findet Lady Bat heraus, wer der mysteriöse Superman in Wirklichkeit ist. Das kleine Fernglas leistet gute Dienste, als ich damit in das hell erleuchtete Hotelzimmer schaue. Der rot-blaue Anzug liegt auf dem Bett. Die Tür vom Badezimmer öffnet sich und heraus tritt... "Clark Kent", knurre ich und balle meine Hand zur Faust, diesmal mit voller Absicht. Auf einmal ist die Blockade in meinen Gedanken weg, die seine Hypnose-Kräfte die ganze Zeit über aufrecht erhalten haben. Die unglaubliche Ähnlichkeit, der durchdringende Blick, die sanfte Stimme, natürlich, alles identisch. Jetzt verstehe ich auch endlich, wieso ich den Schuss am Nachmittag überlebt habe. Clark Kent hatte seine Hand auf meinem Rücken und die Kugel ist dagegen geflogen. Und während ich noch unter Schock stand, hat er mit seinem Hitzeblick die Pistolen geschmolzen. Der Kerl schaut einfach mit seinem blöden Röntgenblick unter meine Maske, als wäre es nichts, und benutzt gleichzeitig Hypnose, um mich davon abzuhalten, das Offensichtliche zu erkennen, nämlich dass Clark Kent und Superman ein und dieselbe Person sind. Ich bin verdammt noch mal sauer. Clark Kent nimmt seinen Superman-Anzug und verstaut ihn in seinem Schrank. Er hält inne, nimmt das Cape genauer unter die Lupe. Ein Gefühl der Genugtuung überkommt mich, als ich den Schock in seinem Gesicht sehe. Jetzt hat er den Peilsender wohl gefunden. Er sieht aus dem Fenster und entdeckt mich wahrscheinlich mit irgendeiner Super-Weitsicht. Ich grinse selbstgefällig, winke ihm zu und mache mich dann davon. Sauer bin ich trotzdem. Liebe Memoiren, Ich hasse Clark Kent. Er ist der Super-Spinner aus Metropolis. ~*~*~*~ Okay, diesmal ist das Kapitel irgendwie ein wenig länger geworden. Ist ja aber auch viel passiert. Erstes mal Clark Kent, erstes mal Joker, erstes mal Superman... Endlich Charaktere, die es auch wirklich gibt ;) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)