I wish you'd stay von Vidora (Ein Taito-Krimi) ================================================================================ Kapitel 12: Ich liebe dich -------------------------- Er konnte immer noch nicht glauben, dass das hier wirklich passierte. Wie war er hier nur hineingeraten? Und noch wichtiger: Wie würde er wieder herauskommen? Die leeren Wände des Verhörzimmers gaben ihm keine Antwort. Man hatte ihn hier alleine gelassen. Wahrscheinlich sollte ihn das verunsichern oder zermürben. Es war wie in einer dieser Krimiserien, nur dass man ihn nicht gefragt hatte, ob er überhaupt mitspielen wollte. Nach schier endlosen Minuten ging endlich die Tür auf und ein Polizeibeamter kam herein, setzte sich ihm gegenüber an den Tisch und blickte ihn grimmig an. „Warum bin ich hier?“ „Hauptsächlich wegen Einbruchs, Sachbeschädigung, ein bisschen Belästigung und Stalking.“ Machte sich der Typ auch noch lustig über ihn? Tai brauchte all seine Beherrschung, um einigermaßen ruhig zu bleiben. „Ich habe nichts davon getan und bevor ich hier auch nur noch ein einziges Wort dazu sage, möchte ich telefonieren.“ Der Polizist hob eine Braue, rollte mit den Augen und stand wieder auf. * Als er mit der Pistole im Rücken ins Schlafzimmer dirigiert wurde, kam es ihm vor, als würde das hier gerade jemand anderem passieren und nicht ihm, als würde er selber daneben stehen und zusehen, wie es passierte. Wahrscheinlich war es die Angst. Die Angst davor, dass sein Leben mit dem nächsten Lidschlag vorbei sein könnte. Sein Leben, das gerade in der Hand eines Verrückten lag. Er reagierte einfach nur. Er tat, was der Kerl ihm zuflüsterte und er wagte nicht, genauer darüber nachzudenken. Ihm war eiskalt, sein Herz schien unregelmäßig zu schlagen, seine Hände zitterten. Nur entfernt bekam er mit, wie er gegen die Wand seines Schlafzimmer gedrückt wurde, dann eine kalte Berührung an seinen Handgelenken. Und obwohl er nicht denken wollte, schossen ihm tausend Gedanken durch den Kopf. Warum hatten sie es nicht gemerkt? Was wollte dieser kranke Typ von ihm? Wozu dieses Spiel? Warum passierte das ausgerechnet ihm? Warum jetzt? Gab es irgendetwas, das er tun konnte? Konnte man mit dem Typen ... reden? Warum hatte er Tai gehen lassen? Er stolperte, als Jules ihn Richtung seines Bettes schob. Zu dem Bett, auf dem er noch 24 Stunden zuvor gesessen und Tai sein neues Lied vorgespielt hatte. Ob man später seine Leiche dort auffinden würde? Ihm schossen Bilder von der Tatortszene durch den Kopf. Er sah Brent und Koji, Hayato und den Rest der Band, er sah Takeru und ...Taichi, den starren Blick ungläubig auf die Szene gerichtet, in seinem Gesicht der Ausdruck eines Menschen, der seinen besten Freund zum zweiten Mal verloren hatte. Endgültig. Er sah eine Blutlache, er sah Brent, fassungslos und von Schuldgefühlen zerfressen und er sah Tai aus dem Zimmer stürmen und ziellos durch die Straßen rennen. Und er spürte eine Leere von nie gekanntem Ausmaß in sich. Es durfte noch nicht zu Ende sein. Nicht jetzt. Nicht so. „Du sagst ja gar nichts“, stellte der Detektiv mit sanfter Stimme fest. Matt unterdrückte ein sarkastisches Zischen. Sein Herz raste noch immer, aber er konnte die Situation nicht verbessern, wenn er nicht irgendwie die Ruhe behielt. Vielleicht konnte er ihn irgendwie davon überzeugen, keinen Gebraucht von der Pistole zu machen oder … es zumindest hinauszögern und auf ein Wunder hoffen. Er konnte das Zittern nicht verbergen, schon gar nicht, seit ihm die Hände hinter dem Rücken fixiert worden waren. Er fühlte sich so machtlos. Er hätte schreien können, aber wer sollte es hören? Um sich treten war ebenfalls keine Option. Solange die Pistole da war, schien jegliche Gegenwehr sinnlos. Er konnte den Kerl einfach nicht einschätzen. Niemand schien das zu können. Brent hatte sich immer so viel auf seine Menschenkenntnis eingebildet und dann höchstpersönlich diesen psychotischen Killer engagiert. Es wäre ein Grund zum lachen gewesen, wenn es nicht gerade um sein Leben gehen würde. Er war nur noch nicht tot, weil der Kerl irgendein krankes Spiel mit ihm spielte. Direkt vor dem Bett blieben sie stehen. Der Druck des Pistolenlaufs zwischen seinen Schulterblättern war allgegenwärtig. Jules stand hinter ihm, er spürte seinen Atem, als er sprach. „Verzeih mir die etwas unkonventionellen Methoden, aber … ich konnte einfach nicht anders.“ Matt wagte nicht, sich zu bewegen, aber er sah aus dem Augenwinkel, wie Jules sich an den Kopf griff und sich die Haare vom Kopf zog – eine Perücke? Zum Vorschein kamen glatte, schwarze Haare. Es wurde immer verwirrender. Sollte er den Typen von irgendwoher kennen? Wahrscheinlich schon, oder? Welchen Sinn machte eine Verkleidung sonst? Seine Nackenhärchen stellten sich auf. Er sagte nichts. Er wusste nicht, was er sagen sollte, seine Gedanken waren das reinste Chaos und voller Fragen. „Ich liebe dich.“ Der Satz ließ ihm das Blut gefrieren. Er hatte nicht gedacht, dass sich diese Worte jemals so grässlich in seinen Ohren anhören könnten. Egal wie sanft die Stimme war, die sie sprach. Er atmete tief ein und wurde sich dabei erneut bewusst, wie sehr die Angst seinen Körper im Griff hatte. Jules setzte sich auf die Bettkante und zog ihn neben sich. Dann legte er eine Hand auf seinen Oberschenkel. „Sing für mich.“ Es war so absurd, dass es ihm die Sprache verschlug. Aber scheinbar erwartete man auch gar nicht, dass er etwas sagte, denn er sprach immer weiter. „Das Lied. Unser Lied. Es tut mir leid, dass ich damals einfach nicht mehr aufgetaucht bin.“ Kalte Finger strichen über seine Wange. „Aber nachdem du mir diesen Song geschrieben hattest, wusste ich, dass du mich vermisst und dass wir nicht ohne einander sein können. Jetzt kannst du es für mich singen, nur für mich, ohne die Menschenmassen um uns herum, die deine Gefühle sowieso nicht verstehen.“ Wovon redete der Kerl? Gott, er hatte so viele potentielle Liebeslieder geschrieben und keins von denen einem psychotischen Killer gewidmet. Nein. Hier war ein Psychiater nötig, irgendwas war hier eindeutig fehlinterpretiert worden. Aber … was sollte er tun? Was konnte er tun? Würde er ihn am Leben lassen, wenn er sich auf diese wirre Fantasie einließ? „Welches Lied meinst du?“, schaffte er schließlich vorsichtig zu fragen. Er riskierte damit, den anderen zu verärgern, das war ihm klar, aber er wusste auch, dass er diesem kranken Wunsch nachkommen musste, wenn er noch ein paar Minuten weiteratmen wollte. „Unsere Trennung muss dich so sehr geschmerzt haben, dass du alles aus deinem Kopf verbannt hast, was? Diese Alibi-Samantha und dein Taichi haben dich gut davon abgelenkt, aber nach heute Nacht wirst du dich wieder daran erinnern, wie sehr wir beide zusammengehören.“ Jules – oder wer auch immer er wirklich war - strich mit seiner kalten Hand an seinem Hals entlang weiter nach unten und legte sie dahin, wo sein Herz gerade Amok lief. „Sing für mich über dein gebrochenes Herz. Und danach flicken wir es wieder zusammen.“ Immer wieder schoss ihm durch den Kopf, wie absurd das Ganze war. Merkte der Typ eigentlich noch, dass er ihm eine Pistole gegen den Leib drückte? Er atmete tief ein und aus, um sich zu beruhigen, aber es brachte nicht viel. Er musste für diesen Killer singen und irgendwie versuchen, so zu tun, als ob er seine „Gefühle“ erwiderte. Zum ersten Mal wünschte er sich tatsächlich, ein besserer Schauspieler zu sein. Seine Stimme zitterte, als er begann. Seine Kehle war so eng, dass es sich anfühlte, als müsste er jede Silbe einzeln hochwürgen. Many times, many times I fell in love with you and never showed it * „Ich habe Ihnen doch schon gesagt, dass ich sein Gesicht nicht wirklich gesehen habe. Hören Sie überhaupt zu?“ „Sie sind unser einzige Zeugin und wir sind auf Ihre Hilfe angewiesen, Miss Gold, bitte konzentrieren Sie sich.“ Sie blickte genervt durch die Scheibe, hinter der eine Reihe junger Männer stand, von denen jeder eine Zahl hielt. Ihre Augen huschten von links nach rechts und nochmal zurück, dann blieb ihr Blick kurz an der Nummer vier hängen. Der kam ihr tatsächlich bekannt vor ... „Wenn ich Ihnen helfe, kann ich dann gehen? Ich hatte heute noch etwas anderes vor.“ Sie brauchte hiernach dringend eine Zigarette. „Ja.“ „Nummer vier.“ * And don't you know, don't you know I'd die for just a lie from you yeah a token And even though, even though I know it could never heal My heart's still broken Die Worte klangen unecht und die Töne falsch, als würde sein Körper das Lied sabotieren. Sein Hals kratzte und fühlte sich trocken an. Der Typ mit der Waffe hatte die ganze Zeit über geschwiegen, aber nicht aufgehört, ihn zu befummeln, seine Schultern zu streicheln oder ihm in die Haare zu grabschen. Und jetzt, da ein paar Sekunden Stille eingekehrt war, schien er ihn anzustarren. Er spürte den Blick fast genauso bohrend wie die Waffe. Schließlich griffen kühle Finger nach seinem Kinn und zwangen ihn, den Kopf zu heben und seinem Stalker ins Gesicht zu sehen. Er sah in die kühlen Augen und der Kloß in seinem Hals wuchs. Der Kuss traf ihn unvorbereitet. Aus leicht geweiteten Augen sah er, wie der andere seine schloss, spürte die Lippen und seinen eigenen Herzschlag, der bis zum Hals geklettert war. Den reflexartigen Ruck seiner Hände hatte er nicht verhindern können, der Drang, den Kerl wegzustoßen war zu groß, aber er schien es zum Glück kaum registriert zu haben. War er so abgelenkt? Vorsichtig versuchte Matt, seine Hände aus ihrem Gefängnis zu ziehen, bis das Metall schmerzhaft in seine Haut schnitt und er die Augen zusammenkneifen musste. Es hatte keinen Sinn. Er versuchte, die Sache so gut wie möglich über sich ergehen zu lassen. Ignorierte den Mund, der sich an seinem eigenen nicht satt kosten zu können schien. „Komm schon, sei nicht so schüchtern“, forderte der andere zwischen seinen Küssen. Der französische Akzent war völlig aus seinen Worten gewichen. „Ich weiß doch, dass du eigentlich ganz anders bist.“ Matt wünschte sich, mehr Alkohol im Blut zu haben, um es besser ertragen zu können. Mechanisch öffnete er den Mund ein winziges Stück und zwang sich dazu, ihn zurückzuküssen. Sofort spürte er die fremde Zunge und ein eisiger Schauer rieselte über seinen Rücken. Ein Gedanke zuckte durch seinen Kopf, der Schnipsel einer Erinnerung. Dieses Piercing … Momente einer durchfeierten Nacht waberten an seinem inneren Auge vorbei. Schemenhaft. Er versuchte, danach zu greifen, aber das Bild entglitt ihm. War er dem Typen etwa schonmal begegnet? Oder eher – hatte er ihn jemals geküsst? Er war auf tausenden von Partys gewesen in all der Zeit und er hatte dabei nicht selten mehr Alkohol getrunken, als gut für ihn und sein Gedächtnis gewesen war … aber normalerweise war er eher an Frauen geraten. Unmöglich, sich da an eine bestimmte Person zu erinnern: Sie waren alle gleichermaßen unbedeutend gewesen, nur ein kurzer Kick in dem immerwährenden Strom aus Konzerten, Partys, Interviews und Flügen, in dem man gar keine Zeit hatte, sich auf jemanden einzulassen. Sie waren im besten Fall als vage Schatten in seiner Erinnerung zurückgeblieben, ohne Namen, ohne Telefonnummern und ohne Gefühle. In diesem Moment aber wünschte er sich, er hätte besser darauf geachtet. Brent hatte ihm mehrmals gesagt, er solle sich etwas zurückhalten – aber verdammt, dafür war es nun auch zu spät! Verwundert bemerkte er, wie die Pistole für einen Moment von seinem Rücken verschwand, stellte aber schnell fest, warum. Der Kerl lehnte sich gegen ihn, drängte ihn weiter aufs Bett ohne seine Lippen von ihm zu nehmen. Die Pistole begrüßte nun wieder seine Brust. Umständlich rutschte er nach hinten und kam auf seinen Armen zu liegen, Jules direkt über ihm. Erleichtert beobachtete Matt, wie er die Pistole zurück in seine Jacke steckte. Aber die Situation blieb beängstigend. Er bekam seine Hände nicht frei und der andere saß rittlings auf Höhe seiner Oberschenkel, sodass er auch kaum hoffen konnte, ihn von sich zu treten. „Gestern Nacht hast du mit Taichi in diesem Bett gelegen. Ich habe es kaum ausgehalten. Das musst du jetzt alles wieder gutmachen.“ Dieses Grinsen ließ ihn von Neuem erschaudern. Er hätte sein Leben lang das Bett mit Tai geteilt, aber keine eine einzige Nacht mit diesem Verrückten. Aber es war ja nicht so, als ob er überhaupt eine Wahl hatte. Er wagte nicht, nach dem „wie“ zu fragen. Der Typ schaute auf ihn herab wie ein Wolf auf seine Beute. Matts Puls schoss wieder in die Höhe, als er sich plötzlich etwas zu ihm herunter lehnte und begann, sein Hemd aufzuknöpfen. Nein - er musste das irgendwie abwenden! „Wie heißt du wirklich?“ Es war das Erstbeste, das ihm eingefallen war. Und es funktionierte, er hielt Inne und sah ihn an. „T-tut mir leid, dass ich es vergessen habe“, schob er hastig nach. Der Ausdruck des anderen wurde weicher. „Ich verzeihe dir. Aber dieses Mal wirst du es dir merken. Gabriel.“ Er versuchte so sehr, sich zu erinnern, dass es fast schon schmerzte. Je stärker er darüber nachdachte, umso mehr glaubte er, ihm doch schon mal begegnet zu sein … Gabriel machte sich indessen weiter an seinem Hemd zu schaffen, was Matt zusätzlich unter Druck setzte. Küsse folgten den geöffneten Knöpfen. „Wir … haben uns auf einer Party kennengelernt.“ Er spürte Gabriels Lächeln auf seiner Haut. „Ich wusste, dass du dich erinnern würdest.“ Etwas vibrierte in seiner Jeans. Sein Handy. Die Rettung? Gabriel griff danach, sah aufs Display. „Es ist Brent. Verhalte dich normal, oder es ist endgültig aus mit uns.“ Gabriel betätigte den Lautsprecher, nahm den Anruf an und hielt das Telefon vor Matts Gesicht. „Hey Matt, alles klar bei dir?“, kam Brents Stimme aus dem Gerät. Das war seine Chance. Aber … wenn er um Hilfe rief, würde Gabriel das Telefonat abbrechen, ihn wahrscheinlich umlegen und dann abhauen … er brauchte einen anderen Plan und zwar schnell, aber … Er konnte ja kaum geradeaus denken. Gabriels Augen verengten sich und drängten ihn zu einer Antwort. „Hi. Ja, alles klar. Was gibt’s denn?“ „Ist wirklich alles okay? Du klingst so seltsam.“ Gabriel hob die Augenbrauen. „Ja, ich bin nur ein bisschen erkältet, alles okay.“ Kurz war Stille in der Leitung. Brent räusperte sich. Im Hintergrund hörte man ein Dröhnen, scheinbar fuhr er gerade Auto. „Ich habe gerade einen Anruf von Taichi bekommen. Er wurde verhaftet. Ich bin auf dem Weg zu ihm.“ „Was?“, entfuhr es ihm. „Ja, scheinbar haben sie einen Zeugen, der ihn in der Nacht vor deiner Wohnung gesehen hat und noch irgendwas anderes. I don't care about what Jules said, er kann es unmöglich gewesen sein. Ich werde die Sache schon irgendwie hinbiegen, mach dir keine Sorgen.“ „Okay.“ „Ich rufe dich nochmal an, wenn ich genauer Bescheid weiß, okay? Bis dann!“ „Bis dann.“ Er ließ den Kopf zurück aufs Bett sinken als Gabriel das Handy beiseite legte. Game Over. Er hätte irgendeine Geheimbotschaft oder sowas in seine Worte legen müssen. Aber er war kein Genie. Und unter Druck erst recht nicht. Das war sie also gewesen, seine letzte Chance auf Rettung. „Ich hoffe, das war die letzte Störung“, raunte Gabriel und war sofort wieder dabei, ihn weiter auszuziehen. „Das mit Tai, ist das dein Werk?“ Er gluckste, ließ sich aber nicht an seiner Tätigkeit hindern. „Ja, natürlich. Ich kann nicht zulassen, dass er dich mir wegnimmt. Ich weiß, dass er auf dich steht.“ „Tut er nicht.“ Er zog ihm das Hemd halb über die Schultern und betrachtete sein Werk. „Oh doch, das tut er. Er bewahrt Fotos von dir in seinem Schlafzimmer auf. Er hört dauernd deine Musik und er hatte wegen dir Streit mit seinem Ex-Freund.“ Matt runzelte die Stirn. Er wunderte sich gar nicht erst darüber, woher Gabriel das alles wusste, sondern eher über die eben enthüllten Informationen. Gut, das mit der Musik war nicht so überraschend, aber … „Und du? Stehst du etwa auf ihn?“ Gabriel fuhr mit seinen Händen über Matts Oberkörper. Vor allem das Piercing schien es ihm angetan zu haben. „Nein“, presste er hervor und zuckte zurück, als die fremde Zunge seinen Nippel umspielte und an dem Metallstäbchen zupfte. Seine Arme begannen heftig kribbelnd nach besserer Durchblutung zu betteln. Er versuchte, das Gewicht irgendwie zu verlagern, aber Gabriel gab ihm kaum Spielraum. Er schien die Bewegung völlig anders zu deuten, denn er grinste erneut und zwang ihm noch einen Kuss auf. „Du bist genauso ungeduldig, wie ich, hm?“ Im gleichen Moment machte sich eine Hand an seiner Jeans zu schaffen. * Brent parkte seinen Wagen in einer Seitenstraße und ging den Rest zu Fuß. Ein ungutes Gefühl beschlich ihn, als er sich dem Haus näherte. Wahrscheinlich würde Matt ihn paranoid oder überbesorgt nennen, aber irgendetwas an ihrem Telefonat war seltsam gewesen. Matts Stimme – und die kannte er nunmal in- und auswendig – hatte ungewohnt angespannt geklungen. … aber vor allem war es wohl die Tatsache, dass er die Nachricht über Tais Verhaftung so wortkarg akzeptiert hatte. Er überquerte die Straße. Matts Wohnung war dunkel. Wahrscheinlich saß er im Schlafzimmer auf dem Bett und arbeitete an seinen Songs. Vielleicht war er wirklich nur krank … Aber da er jetzt hier war, würde er auch kurz nach ihm sehen, bevor er weiter zum Polizeirevier fuhr. Er betätigte die Klingel und wartete kurz. Als sich nichts rührte, stieg nun doch Unruhe in ihm hoch. Er schloss die Tür auf und trat ein. Ein süßlicher Geruch hing in der Luft. Brent hob eine Braue. Aus dem Schlafzimmer kamen Schritte. * Konnte man denn nicht mal ein paar Stunden mit seinem Geliebten allein sein? Offenbar nicht. Der Eindringling konnte nur Brent sein. Niemand außer ihm hatte sonst noch Zugang. Er hätte vielleicht doch noch einen Tag länger warten und ein Ablenkungsmanöver für den Manager arrangieren sollen … aber nachdem dieser Taichi so viel Zeit mit Matt verbracht hatte, hatte es ihn zu sehr in den Fingern gejuckt, endlich zum Zuge zu kommen. Genervt seufzend erhob er sich, stopfte sich die Haare unter die Perücke und rückte alles zurecht. „Es ist eigentlich schade um ihn, aber er kommt gerade wirklich ungelegen. Ich bin gleich wieder da“, erklärte er seinem Liebsten noch flüsternd, bevor er das Schlafzimmer verließ und die Tür hinter sich schloss. * Als Jules aus dem Schlafzimmer kam und von Matt nichts zu sehen war, sah er sich in seinem Gefühl bestätigt. Hier stimmte etwas nicht. Jules' Anzugjacke wirkte zerknittert, die Frisur saß nicht so perfekt wie sonst. Das Bild hing schief. Er trat Jules entgegen und lächelte freundlich. „Ich bin überrascht, Sie hier zu sehen Jules. Vor einer halben Stunde wurde Yagami, Ihr Verdächtiger, festgenommen, sollten Sie nicht im Revier sein?“ „Oui, ich kam gerade vorbei, um Yamato die Nachricht persönlich zu überbringen, aber er schläft tief und fest. Wir sollten ihn nicht wecken. Er kann es später erfahren.“ Der Detektiv lächelte. „Fahren wir gemeinsam ins Präsidium?“ Matt hatte hier unter normalen Umständen nur schwerlich einschlafen können … und niemals im Leben würde er so schnell wegnicken, nachdem er eben noch am Telefon erfahren hatte, dass sein bester Freund womöglich die Nacht im Gefängnis verbringen musste. Das war eine dicke, fette Lüge und er konnte sich keinen anderen Grund für so etwas denken, als … Jules griff in die Innentasche seiner Jacke während sich die Puzzleteile in Brents Kopf zusammensetzten. Augenblicke später wurde eine Pistole auf ihn gerichtet und obwohl er es inzwischen in Betracht gezogen hatte, schockierte ihn der Anblick nun doch. Der Detektiv, den er selber angeheuert hatte, dem er Matts Sicherheit anvertraut hatte ... Er fühlte sich so vorgeführt, wie noch nie in seinem Leben. Aber er würde das wieder in Ordnung bringen. Er tat einen Schritt auf Jules zu. Die blauen Augen verengten sich. „Matt braucht dich nicht mehr, er hat jetzt mich.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)