I wish you'd stay von Vidora (Ein Taito-Krimi) ================================================================================ Kapitel 11: Gefährliche Nähe ---------------------------- „Du solltest zu ihm gehen und von Angesicht zu Angesicht mit ihm darüber reden“, sagte Matt schließlich, nachdem sie sich mehrere Minuten angeschwiegen hatten. „Da gibt es nichts mehr zu reden, fürchte ich.“ Tai lächelte, aber es reichte nicht, um ihn zu täuschen. „Du hättest gestern Abend lieber zu ihm gehen sollen. Tut mir leid, dass ich dich hier so mit reingezogen habe.“ Tai sah auf. „Du siehst das falsch, Matt. Du bist mein Freund und er hätte sicher verstanden, dass ich dir beistehen wollte...“ Naja, ob das wirklich stimmte? Oder ob das nur wieder Tais naive Ader war, die sich die Tatsachen schönredete? Er wollte etwas erwidern, aber Tai sprach weiter. „Die Beziehung lief auch vor der Polizeisache schon nicht so toll... Es ist eigentlich sowieso besser so. Glaube ich.“ Matt hob eine Augenbraue. Der leicht niedergeschlagene Ausdruck in Tais Augen blieb. Er wusste nicht, ob er tiefer graben oder es dabei belassen sollte. Sie tranken still ihren Kaffee aus. Tai sah viel zu betrübt aus, obwohl er sich Mühe gab, das mit einem Grinsen zu überspielen, wenn er Matts Blick bemerkte. Er versuchte, sich an früher zu erinnern. Tai war selten wirklich traurig gewesen. Enttäuscht vielleicht, wenn er ein Spiel verloren hatte, wobei das bei ihm schnell in Trotz und Entschlossenheit umgeschlagen war. Aber damals war das beste Mittel immer Ablenkung gewesen... „Hast du dann vielleicht Lust, schwimmen zu gehen?“ * „Die Tests haben eindeutig ergeben, dass dieser Stift zu der Schrift an der Wand passt.“ Brents Stirn lag in tiefen Falten, während er das unschuldig aussehende Schreibinstrument betrachtete. Dann glitt sein Blick langsam wieder hinauf zu Jules' Gesicht. „Es gibt doch sicher hunderte solcher Stifte in Tokyo.“ „Es ist kein eindeutiger Beweis, aber ein weiteres Indiz, das in die selbe Richtung deutet... Sie müssen das Gesamtbild betrachten, nicht nur die einzelnen Teile.“ Jules blickte ihn sachlich an. „Es ist tatsächlich oft so, dass solche Verbrechen von Personen aus dem vertrauten Umfeld begangen werden. Das Motiv könnte Neid sein, oder eine krankhafte Eifersucht...“ Aber... das war einfach so schwer zu glauben. Sein Gefühl sagte ihm, dass Taichi es nicht gewesen sein konnte. Aber was der Detektiv vorbrachte, ließ ihn langsam doch an seiner eigenen Einschätzung zweifeln. War er einfach nur naiv? Geblendet von einer sympathischen Fassade? Brent schüttelte den Kopf. Taichi tat Matt gut, das hatte er schnell gemerkt, er hatte es zwischen den Zeilen seiner Songs gelesen und er hatte es an seinen Reaktionen auf das Thema gemerkt. Was für ein Schlag wäre es nach dem grässlichen Ende seiner Verlobung, wenn sich jetzt auch noch herausstellte, dass sein Freund aus der Schulzeit ihn bedrohte? * Die Sonne fiel sanft durch das Glasdach und ließ die Wassertropfen glitzern, als Tai mit Wucht auftauchte und die nasse Mähne schüttelte. Die langen Haarsträhnen flogen herum und klebten triefend in seiner Stirn während er lachte und sie mit der Hand beiseite schob. „Kommst du auch rein, oder was?“ Matt lächelte innerlich darüber, wie schnell Tai nach dem Bruch seiner Beziehung wieder lachen konnte. Aber das war eben sein sonniges Gemüt, das ihn schon immer ausgezeichnet und bei allen beliebt gemacht hatte. Natürlich hieß das nicht, dass er schon darüber hinweg war, aber zumindest saß er nicht auf dem Bett und heulte oder schrieb traurige Lieder. Er kam auf seine Tai-Art-und-Weise darüber hinweg. „Keine Hektik.“ Er platzierte sein Handtuch auf dem Stuhl und tappte dann zum Beckenrand. Das war das erste Mal, dass er diesen Pool benutzte. Seinen Pool. Seinen Indoor-Pool. Es wirkte noch immer so absurd. Er hockte sich an den Rand und tauchte die Hand ins Wasser. Ziemlich frisch. Aber leider hatte er Schwimmen ja selber vorgeschlagen, also würde er nicht drumherum kommen. Plötzlich ergriff Tai seine Hand und zog ihn ins Becken. * „Tai!“, hörte er noch Matts überraschten Schrei, aber dann tauchte er auch schon ein und jeder Schall wurde vom Wasser gedämpft. Er öffnete die Augen und blickte in das Gesicht seines Kumpels, das gerade noch blasser wirkte, als normalerweise. Er grinste, als Matt ihm sein Handgelenk entriss und an die Oberfläche paddelte. „Scheiße ist das kalt!“ „Nur im ersten Moment.“ Matt schob mit einer lässigen Geste die durchnässten Ponysträhnen aus dem Gesicht, was ihn irgendwie wilder aussehen ließ. Blaue Augen funkelten ihn direkt an. Ein kleines bisschen Wut lag darin. Dann kam es, wie es kommen musste – der Gegenangriff auf ihn wurde gestartet. Matt warf sich auf ihn, bekam seine Schultern zu greifen und tauchte ihn unter. Er hatte gerade noch eine Sekunde um Luft zu holen, dann versanken sie gemeinsam in der Stille. Das Sonnenlicht schien genau auf sie beide herab und ließ Yamatos Haare golden glitzern. Tai merkte, wie er unwillkürlich lächelte, während sie immer langsamer Richtung Boden sanken. Matt blinzelte. Die spielerische Wut war gewichen, er sah für einen Augenblick einfach nur befreit und fröhlich aus, als er auf ihn herabblickte und grinste, die Hände noch immer auf seinen Schultern. Tai spürte, wie sein Herz schneller schlug. Es war einer dieser Momente, in denen man das Glück fühlen konnte. Aber es dauerte nur Sekunden, dann ließ Matt ihn los um aufzutauchen. * Der Mittag verging während sie schwammen, tauchten und Blödsinn machten. Sein Plan schien zu funktionieren – Tai sah zu keiner Sekunde traurig aus. Im Gegenteil, sie lachten so viel, dass ihm manchmal die Mundwinkel wehtaten. Ein Gefühl, von dem er nicht wusste, wann er es das letzte Mal gehabt hatte. Aber da er nicht mit einer so sportlichen Kondition wie sein Freund gesegnet war, zog er sich bald an den Beckenrand zurück, stützte die Unterarme auf und sah Tai zu, wie er von einem Ende des Pools zum anderen kraulte. „Was ist? Schon aus der Puste oder was?“, fragte er keck, als er bemerkte, dass er Pause machte. „Hast du keinen Hunger?“ Tai hielt den Kopf leicht schief, während er über die Frage nachzudenken schien. „Jetzt, wo du es sagst...“ Kurze Zeit später saßen sie nebeneinander auf dem Liegestuhl und aßen Spaghetti. Stinknormale Spaghetti. Wie früher. „... und Misaki passt mir den Ball rüber, aber er kommt nicht so gut. Zu hoch und meterweit entfernt...“ Tai schlang einen Batzen Nudeln herunter, bevor er weitersprach. „Also sprinte ich nach vorne und sehe, dass es nicht mehr reicht... also hilft nur ein Hechtsprung. Kopfball! Und er ist drin!“ Tai riss den Arm als Siegesgeste nach oben. Matt grinste. Tai war nach wie vor voll dabei, wenn er von seinen Matches erzählte. „Die Medien sind auch schon auf dich aufmerksam geworden. Ich habe einen Fernsehbericht gesehen, in dem du vorkamst.“ Er angelte sich die letzten zwei Nudeln aus der Schüssel und stellte sie dann auf den Boden. „Du hast mich im Fernsehen gesehen?“ „Ja, auf dem Flug.... am 20. Mai.“ „Ich glaube, da hab ich dich auch gesehen... gehört meine ich.“ Tais Stimme wurde leiser während er sprach, als ob ihn das Gesagte an etwas erinnerte. * Ja, da hatte die Sache mit Masao gerade Fahrt aufgenommen. Er erinnerte sich noch, wie sie die Treppen zu seiner Wohnung hochgestiegen waren. Noch euphorisch vom Training und aufgeregt angesichts dessen, was sie stillschweigend beschlossen hatten. Aber die Hitze zwischen ihnen war schlagartig abgekühlt, als er diese Stimme gehört hatte, wie sie die Zeilen sang, die tief vergraben in seinem Unterbewusstsein, seit Jahren unausgesprochen warteten, über die Lippen gebracht zu werden. Der Person gesagt zu werden, für deren Ohren allein sie bestimmt waren. „Willst du noch eine Runde im Pool drehen oder wollen wir uns ein anderes Betätigungsfeld suchen? Ich habe noch einen Fitnessraum.“ Tai blickte auf, die Gedanken von eben verwischten. Er hob misstrauisch eine Braue. Dass Matt einen Fitnessraum hatte, war schon etwas merkwürdig, aber dass er sogar vorschlug, ihn zu benutzen... er schien sich doch verändert zu haben. Oder aber... „Du musst das nicht machen.“ „Was?“ Matt blickte ihn verwundert an. „Dich mit Sport quälen, um mich abzulenken“, antwortete er und lächelte. „Ich quäle mich nicht. Ich … versuche nur verzweifelt, dich hierzubehalten, damit ich Unterhaltung habe. Absolut eigennützig.“ Ein viel besserer Lügner als er selbst, war sein Kumpel aber auch nicht. Er legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Er war einfach nicht der Richtige. Was soll's? Ich werde drüber hinwegkommen und ich verspreche, dass ich mich nicht irgendwo runterstürze.“ Matt blickte Tais Hand an, als würde er sich über diese Geste wundern. „Danke, dass du so ein guter Freund bist, Yama.“ Nun blickten die blauen Augen wieder in seine. Er konnte sehen, wie die Mundwinkel des Sängers nach oben zuckten. Im selben Moment realisierte er, dass er diesen Spitznamen seit damals nicht mehr benutzt hatte. Es war ein Zeichen ihrer Vertrautheit gewesen. Er hatte ihn benutzt, ohne darüber nachzudenken … ganz natürlich eben. Es war ein schönes Gefühl. „Lass uns lieber noch einen Film gucken.“ So verbrachten sie den Nachmittag damit, sich mit Popcorn bewaffnet auf dem Sofa zu lümmeln, die Füße auf dem Tisch abgelegt, und sich von Actionfilmen berieseln zu lassen während sie Scherze über die Schauspieler abließen. Zum Thema Schauspieler schien Matt ohnehin einiges erzählen zu können … blieb wohl nicht aus, wenn man zwei Jahre mit jemandem aus dieser Zunft liiert war. „Sag mal...“, begann er. Es gab da eine Frage, die ihn schon seit einer Weile immer wieder beschäftigte. Matt nahm die Füße vom Tisch und drehte sich auf dem Sofa zu ihm, schaute interessiert. Er hatte seine ungeteilte Aufmerksamkeit. Wieso machte es ihm das gerade nur schwerer? „Wirst du eigentlich bald wieder auf Tournee gehen, oder...“ Erkenntnis blitzte in den blauen Augen auf. Er fuhr sich durchs Haar. Sein Blick wich kurz zur Seite aus, während er nachzudenken schien. „In der nächsten Zeit bestimmt nicht“, erwiderte er schließlich. „Aber ich weiß nicht, wie es in ein paar Jahren aussieht. Es kommt drauf an...“ „Auf euren Erfolg?“ Matt sah ihn wieder an. „Unter anderem.“ * Wann würde diese Achterbahn aufhören? Ständig schwankten sie zwischen dem Hochgefühl ihrer Freundschaft und den Tiefen ihrer vergangenen Verfehlungen. Die bittere Miene seines Freundes erzeugte ein schweres Gefühl in seinem Magen. „Ich würde nicht nochmal einfach so abhauen“, beschwor er und meinte es auch so. „Ich verspreche es.“ Ein schwaches Lächeln zierte Tais Gesicht. Er war sich nicht sicher, ob er ihm glaubte. Da würde er noch einiges an Vertrauen zurückgewinnen müssen, das wurde ihm jetzt bewusst. Sie mussten sich stetig weiter herantasten. „Und wer weiß … vielleicht interessiert sich in einem halben Jahr keine Sau mehr für uns … oder der Stalker killt mich … oder ich bin in einem Jahr verheiratet und habe drei Kinder“, versuchte er die Stimmung wieder aufzulockern. Tai gab ein amüsiertes Schnaufen von sich. „Die ganze Welt liebt deine Musik.“ „Die Welt ist verdammt schnelllebig.“ „Der Stalker kriegt dich nicht.“ „Das will ich hoffen.“ „Und ich glaube, drei Kinder und eine Hochzeit in einem Jahr ist unwahrscheinlich. Eine Schwangerschaft dauert-“ „Drillinge!“ Tai schüttelte den Kopf und lachte. „Vielleicht hält mich ja auch irgendwas anderes davon ab.“ * Schon wieder so ein Moment, in dem er Herzklopfen bekam, wenn er ihn ansah. Wie Matt da so saß, seitlich gegen die Sofalehne gelehnt und den Kopf dort lässig abgestützt, die Finger in den Haaren vergraben, konnte er ihn sich direkt wieder in einem Werbespot vorstellen. Sexy … Er biss sich auf die Unterlippe. Was bildete er sich ein? Bis vor zehn Stunden war er noch mit Masao zusammen gewesen und jetzt … Warum jetzt? Wann hatte er sich zu einem Arschloch entwickelt, das direkt nach Ende einer Beziehung alle alten Gefühle abschalten und dem nächstbesten Kerl hinterher geifern konnte? Nein. Matt war nicht einfach der nächstbeste, er war auch gleichzeitig der falscheste, den er sich dafür aussuchen konnte. Er sollte sich wohl erst mal etwas Zeit nehmen, diese Trennung zu verdauen, damit er nicht aus Einsamkeit seinen besten Freund ansprang. Er rappelte sich vom Sofa auf. „Tja, ich werde dann langsam aufbrechen.“ Nachdem sie sein Zeug eingesammelt hatten, brachte Matt ihn zur Tür. „Danke fürs Gesellschaft leisten.“ „Es hat Spaß gemacht, in deiner Luxusbude zu übernachten.“ „Und sprich dich mit deinem Ex-Freund aus.“ Er nickte leicht. Ja, wahrscheinlich würde er das tun. Ein paar Dinge waren bisher ungesagt geblieben. Sie lächelten sich kurz zu und Tai zögerte bei dem Gedanken, was ein angemessener Abschied in so einer Situation war. Früher hatten sie sich immer kurz umarmt, aber … Matt schien ebenfalls unschlüssig, machte jedenfalls keine Anstalten zu einem Handschlag oder so. Er schaute ihn nur an. Schon wieder diese Anspannung. Ein Knistern lag in der Luft. Ging es nur ihm so? Es war ein gefährliches Gefühl, das sich da in ihm aufbaute. Er erinnerte sich daran, wozu es damals geführt hatte... „Dann … bis bald!“ Er zwang sich zu einem Grinsen, hob kurz die Hand zum Gruß, drehte sich um und ging eilig davon. Diese schnelle Abgang war sicher seltsam rübergekommen … aber er wusste nicht, wozu er sich hätte verleiten lassen, wenn er weiter dort gestanden und nachgedacht hätte. Das war auf jeden Fall die beste Lösung gewesen. Er konnte es später damit erklären, dass er doch noch etwas mitgenommen wegen seiner kürzlichen Trennung war. Genau. Matt würde das verstehen. Tai stieg aus der U-Bahn und joggte die Treppen hinauf. Von hier aus war es nicht mehr weit. Die Straßenlaternen waren bereits eingeschaltet. Morgen musste er wieder arbeiten. Diesen ganzen Alltagskram hatte er fast vergessen, während er bei Matt gewesen war. Als hätte die Außenwelt währenddessen gar nicht existiert. Er seufzte. Zu Hause würde er Masao anrufen. Er musste wenigstens versuchen, mit ihm zu reden. Es war Zeit, ein bisschen Ordnung in diese Sache zu bringen. In seine Gefühle. Inzwischen hatte er das Gefühl, dass es gut war, dass sie sich getrennt hatten. Die Beziehung hatte von Anfang an unter einem schlechten Stern gestanden, er hatte alles blockiert. Logisch, dass er damit das Vertrauen nach und nach verspielt hatte, kein Wunder, dass Masao ihm misstraute. Und auch, dass er den logischen Schluss daraus gezogen hatte. Da waren zwar noch Gefühle, aber zum Großteil verkettet mit einem Schuldgefühl. Das war nicht die richtige Basis für eine Beziehung. Sie sollten nochmal darüber reden und dann versuchen, damit umzugehen. Vielleicht würden sie danach irgendwann Freunde sein. Er hatte seine Straße erreicht und marschierte auf das Wohnhaus zu. Als er gerade aufschließen wollte, trat jemand hinter ihn und legte eine Hand auf seine Schulter. „Yagami Taichi?“ Eine unbekannte Stimme. Was wollte der Kerl von ihm? Er drehte sich langsam um, auf alles gefasst, und blickte schließlich auf einen Typ in Uniform, der ihm eine Polizeimarke entgegenhielt. Ein Anflug von Panik verdrehte ihm den Magen. Verdammt! Auch das noch. Wurde er jetzt verhaftet oder was? Er unterdrückte den Drang, wegzulaufen. „Ja?“ „Katsura, Polizei. Ich muss Sie bitten, mitzukommen.“ Das konnte alles nicht wahr sein. * Nach Tais Verabschiedung hatte Matt sich ein kleines Abendessen zubereitet und sich damit aufs Sofa verzogen um den vergangenen Tag Revue passieren zu lassen. Er war so dankbar dafür, dass Tai sich mit ihm versöhnt hatte und sie die alten Zeiten wieder aufleben lassen konnten. Er blätterte mit dem Smartphone durch die neusten Facebook-Kommentare auf seiner Fanseite. Mal keine verstörenden Nachrichten zu finden. Nur das übliche Geschmachte. Es klang seltsam, aber trotz all der Aufmerksamkeit, all der Fans und ihren Liebesbekundungen, trotz ausverkaufter Stadien und Interviewanfragen fühlte er sich oft außen vor. Gerade jetzt, nachdem Tai hier gewesen war, wog dieses Gefühl schwer. Fans waren eben keine Freunde, Beliebtheit war keine Liebe und Medien-Aufmerksamkeit war kein echtes Interesse. Er legte das Telefon weg und zappte durch die Kanäle. Nach ein paar Minuten unterbrach die Türklingel seine Abendunterhaltung. Mit gemischten Gefühlen erhob er sich. Hoffentlich war es Brent mit der guten Nachricht, dass der Einbrecher gefasst war. Und hoffentlich war es nicht schon wieder Sam. Er lugte durch den Spion und stellte erleichtert fest, dass es Jules war. Dann bestand vielleicht wirklich Hoffnung darauf, dass es Fortschritte bei den Ermittlungen gab. Er öffnete die Tür und ließ den Detektiv ein. „Bon soir, Yamato. Ich hoffe, ich störe nicht.“   „Es gibt hier nichts, wobei man stören könnte. Ich hoffe, Sie bringen gute Nachrichten?“ Sie durchquerten den kleinen Flur und blieben an der Theke, welche die Küche vom Wohnzimmer abtrennte, stehen. Jules lächelte. „Ja, das tue ich durchaus.“ Seine Stimme klang anders als sonst … tiefer. Die eisblauen Augen funkelten ihn an. Irgendetwas stimmte nicht. Unruhe stieg in Yamato auf, er tastete hinter sich nach dem Rand der Theke während er Jules nicht aus den Augen ließ. „Spannen Sie mich nicht auf die Folter, Jules. Ich wäre wirklich froh, wenn Sie mir sagen könnten, dass die Sache aufgeklärt ist.“ Er versuchte, sich seine plötzliche Anspannung nicht anmerken zu lassen. Er wurde langsam paranoid, wie es schien. „Natürlich.“ Jules lächelte sein charismatisches Lächeln und griff in seine Jacke während er näher auf ihn zukam. Matt wollte gerade erleichtert ausatmen und das neue Material betrachten. Was er sah, war jedoch der Lauf einer Pistole an seiner Brust.   Sein Kopf war leer. Er konnte einfach nur starr dastehen und mit geweiteten Augen die Schusswaffe anstarren, die der Detektiv auf ihn richtete. Er spürte den Druck der Waffe an seinem Körper, der ihm klarmachte, dass das hier keiner seiner Alpträume war. Er schluckte hart, als er begann, das Geschehen zu begreifen. Erst nach Sekunden gelang es ihm, den Kopf zu heben. Jules' Gesichtsausdruck hatte sich kaum verändert. Er lächelte noch immer, nur etwas breiter. „Ich habe das Warten genauso satt wie du, das kannst du mir glauben“, sagte er sanft. Sein Puls raste. Viel zu langsam begann sein Verstand wieder zu arbeiten. Er wollte noch nicht sterben verdammt! Er tastete hinter sich auf der Theke herum, aber dank seines guten Ordnungsbewusstseins lag da natürlich kein Messer. Sofort verstärkte sich der Druck gegen sein Herz. „Ich würde dir raten, diese Idee sofort zu vergessen. Ich habe wirklich keine Lust, den Abend beenden zu müssen, bevor er überhaupt begonnen hat.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)