Erst hatten wir kein Glück und dann kam auch noch Preußen dazu! von Polysaccharid (One-Shot Sammlung) ================================================================================ Prolog: Erst hatten wir kein Glück und dann kam auch noch Preußen dazu! ----------------------------------------------------------------------- Österreich, Wien 16:30 Uhr, Gegenwart „Gilbert, bleib stehen!“ „Jetzt hab dich nicht so, Liz!“ „Niemand hat dich eingeladen!“ „Doch, ich mich, das reicht!“ Schnell duckte sich der Preuße unter der flachen Hand hinweg, die nur zu gerne seinen Hinterkopf erwischt hätte. Kurz warf er Elizabeta noch ein charmantes Lächeln über die Schulter zu, das gleichzeitig verdächtig an Schadenfreude erinnerte, ehe er auch schon im Marschschritt weiter den Gang herunter polterte. Empört schürzte die junge Frau die Lippen. Was erlaubte sich dieser Kerl eigentlich immer? Es war unglaublich! Mit einem undamenhaften Tritt gegen die Tür, wurde diese von Elizabeta zugeknallt, bevor sie Flüche murmelnd dem Eindringling hinterher stampfte. Sie hatte ihm extra erklärt, warum Roderich keine Zeit hatte! Er saß mit der Schweiz zusammen, um über ein Gemeinschaftsprojekt zu diskutieren, das ein paar Investoren aus Österreich auf die Beine gestellt hatten. Schwer zu glauben, aber wahr. Nach etlichen Jahrzehnten, in denen sie sich gegenseitig als Dummköpfe und Deppen beschimpft hatten, waren sie endlich wieder an einen Tisch zusammengekommen. Und genau das würde sie Gilbert nicht zerstören lassen! Dieser ungehobelte, einfältige Brüllaffe würde nicht dazwischenplatzen und das Zimmer auf den Kopf stellen! Oh nein, dieses Mal nicht! Elizabeta beschleunigte ihre Schritte, bis sie schließlich zu laufen begann. Die Treppe hoch, einen Gang entlang, immer dem sorglosen Pfeifen hinterher. Zu schade, dass sie keine Zeit mehr hatte, um schnell in die Küche zu gehen und Gilberts alte Bekannte aus dem Schrank zu holen! Aber wer war sie denn, dass sie es nicht auch ohne Bratpfanne mit ihm aufnehmen könnte? Starr fixierte sie den Rücken des Preußen, schätze noch einmal die Zeit ab, die er brauchen würde, bevor er die Tür erreichte. Beherzt nahm sie Anlauf, schlang die Arme fest um seinen Bauch und riss ihn mit Schwung und dem eigenen Körpergewicht zu Boden. Überrascht, geschockt und völlig verdattert, keuchte Gilbert auf, versuchte noch das Gleichgewicht zu halten, fiel dann aber haltlos nach vorn um. Elizabeta vernahm nur noch ein gequältes Stöhnen, als der Albino der Länge nach auf den Boden aufkam. Es dauerte jedoch nicht lange, bis er seinem Widerwillen mit gepressten Ton Luft machte: „Hast du sie noch alle??? Runter von mir!“ „Das denkst du dir so! Blöder Hammel!“ Die Ungarin zog ihre Arme unter dem größeren Körper hervor und holte fürs erste den Schlag auf dessen Hinterkopf nach. „Elende Hexe! Du bist scheiße schwer!“ Gilbert zog die Arme unter den Oberkörper und versuchte sogleich, sich aufzustemmen. Doch wie zur Bestätigung seiner Worte, wollte es nicht so recht. „Zwing mich nicht, dir weh zu tun!“ „Pah, als ob! Und was heißt hier schwer?“ Trotzig erhob sich die junge Frau ein Stück, nur um sich mit Wucht wieder auf ihn fallen zu lassen. Sollte er doch erleben, was schwer hieß! Unglaublich so was einer Frau ins Gesicht zu sagen! …mehr oder weniger. Gilbert spürte deutlich, wie ihm die Luft aus der Lunge gedrückt wurde und die kurze Hoffnung, sich erheben zu können, zerplatzte. Frustriert schlug er mit der geballten Faust auf den Parkettboden ein und schielte verhalten zu der Tür, die er gerade eben noch sicher gewusst hatte. Dann würde er sich anders bemerkbar machen. Nichts leichter als das! „ÖSTERREICH!“ Elizabeta zuckte heftig zusammen und schlug in einer Kurzschlussreaktion erneut auf den weißen Schopf ein. „SEI STILL DU PLAGE!“, motze sie nicht gerade leiser, konnte damit jedoch nicht viel ausrichten. Gilbert ließ es sich trotz der Schläge nicht nehmen, erneut nach seinem Lieblingsopfer zu rufen, bis ihm schließlich der Mund zugehalten wurde. Doch dagegen hatte er ebenfalls seine ganz eigene Lösung. Und bei Ungarn konnte er es ja machen. Ungeniert verließ seine Zunge ihr Heim und fuhr einmal ausgiebig über die störende Handfläche. Das Ergebnis trat wie gewünscht ein. Zumindest in einer Hinsicht. „DU EKELHAFTER PERVERSER!!!“ Angewidert zog die junge Frau die Hand zurück, wischte sie an dem Hemd des Preußen ab. Und dann begann es: Triaden von Schlägen prasselten auf den am Boden Liegenden nieder, Flüche wurden ausgespienen und Vergleiche aufgerollt, die schon zu Schlesiens Zeiten alt gewesen waren. Kurz hatte Gilbert noch darüber lachen können, doch als die Schläge jedes Mal härter wurden und er keine Chance sah, zu entkommen, hielt er sich bald schützend die Arme über den Kopf. Doch keine gute Idee, es so auszureizen...! Merken fürs nächste Mal! Plötzlich –Elizabeta holte gerade für die nächste Kette an Beschimpfungen Luft- sprang die Tür vor ihnen auf und vor sie trat der verärgerte Hausherr. Der Blick ernst, die Wangen schon vor Zorn gerötet. Ein Wunder, dass er bei dem Theater nicht bereits früher heraus gestürmt war. Die junge Frau hielt sofort inne, blickte ertappt auf, ebenso wie Gilbert, der froh darüber war, den Fäusten entronnen zu sein. Munter begann er zu grinsen, hob schlicht eine Hand zum Gruß, ehe er den Zustand des Älteren einmal genauer unter die Lupe nahm. Er atmete flacher als üblich, die Wangen gerötet, ebenso verdächtig die Lippen. Die Haare schienen wie hastig in Form gebracht, Kragen und überhaupt das Hemd wirkten verzogen. Das Grinsen des Preußen wurde breiter, wissender, auch wenn sich gleichzeitig Unglaube auf seine Züge schlich. Es muss verzerrt ausgesehen haben, trotzdem eindeutig genug, um Roderich die Lippen zusammenziehen zu lassen. Der Ton auf seinen Wangen wurde tiefer und das prüfende Schielen in den Raum hinter sich, bestätigte vollends den Gedankengang des ungebetenen Gastes. Jetzt erklärte sich auch, warum sich der eifrige Geschäftsmann nicht gleich hatte blicken lassen. Er hatte erst einmal seine Hose schließen müssen...~ Fragend sah Elizabeta zwischen den beiden Männern umher, bevor sie schließlich aufstand und wie selbstverständlich Roderichs Hemd zurechtzupfte. Entschuldigend und etwas peinlich berührt lächelte sie zu ihm auf, wollte schon mit einem reuevollen Seitenblick auf die Schweiz die Lage erklären, da hielt sie inne. Gilbert, bereits selbst wieder auf den Beinen, sah nur ihre Augenbrauen höher wandern. Die Augen weiteten sich, mehr überrascht als alles andere, was in dieser prekären Situation angemessen erschienen wäre. Dann sah sie wieder zu Roderich. Seine Erklärung der Lage hatte nun Vorrang. Man sah, wie er schluckte, angestrengt nachdachte, hoffte, die Sache harmlos erklären zu können. Einfallen tat ihm nichts. Daher nahm er Erstbestes, was ihm auf der Zunge lag. „W-was macht >er< hier, Lizbet?“ Die Blicke lagen nun auf Gilbert. Sie sah ihn an, zuckte unbeholfen mit den Schultern, schielte noch einmal in den Raum, dann wieder zu Roderich. Betretenes Schweigen. Kein Mucks, nicht einmal atmen hörte man einen der Beteiligten. Kein Atmen, kein Rascheln, kein Erklärungsversuch. Auch nicht seitens der Schweiz, die immer noch ebenso regungslos irgendwo im Zimmer stehen musste. Sicherlich nicht minder schockiert, als der Rest von ihnen. Oder besser gesagt, nicht minder schockiert als Elizabeta und Roderich, denn die Regung im Gesicht des Preußen verriet deutlich, dass er die Sache amüsanter fand, als man es sich wünschen wollte. Er konnte es sich erlauben, schadenfroh zu sein. Klar, wären Österreich und Ungarn bis heute verheiratet gewesen, er hätte sich seines Anstands besinnt und den Mund gehalten. Aber da die beiden nun auf einer zwar führsorglichen aber rein freundschaftlichen Basis angekommen waren, würde es keinen verletzten. Ein paar Sticheleine musste Roderich außerdem von ihm gewohnt sein. „... also wie schaut‘s aus? Mit dem ‚Gemeinschaftsprojekt‘ durch oder grade beim Vorgeplänkel?“ Jeder der Wörter triefte nur so vor neckender Zweideutigkeit. Resigniert seufzte der Österreicher auf. Er versuchte gar nicht erst, den Jüngeren zum Schweigen zu bringen, das würde ihn nur mehr anstacheln. Auch wenn die Situation zum Schreien war. Wie konnte man auch nur solch ein Pech haben...? ... blieb nur die Hoffnung, dass Vash sich zusammenriss und Gilbert in den nächsten Sekunden erschoss. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)