Magical Lies von Erenya (~~ Originalspeedwichtelff für Plueschninja) ================================================================================ Kapitel 3: Wir wurden belogen ----------------------------- 20. Tag Nachmittag Mahou Shoujo Wohnheim Lyras Zimmer Müde lag Lyra in ihrem Bett und starrte an die Decke, die so weiß und kalt wie ihr innerstes Empfinden war. Sie dachte an Naenia zurück, die in ihren Armen gestorben war, angeschossen von einer unbekannten Person. Die Polizei hatte die Waffe nicht unweit von der Schule gefunden. Sogar der Schalldämpfer war noch draufgeschraubt gewesen. Die Polizei ging davon aus, dass der Täter sie weggeworfen hatte, um im Fall einer Durchsuchung der Passanten in der Nähe der Schule nicht aufzufallen. Es war scheinbar das perfekte Verbrechen, denn nicht einmal die Fingerabdrücke waren auf der Waffe. Nach diesem Vorfall hatte sich Lyra krankschreiben lassen. Sie konnte einfach nicht so tun, als sei nichts geschehen, und weitermachen wie bisher. Schon gar nicht, weil sie in ihren Armen gestorben war. “Gevatter Tod… hatte Recht…” Die letzten Worte Naenias hallten immer noch in Lyras Kopf wider, weswegen sie sich umdrehte und ihr Kissen auf ihre Ohren drückte. Sie wollte diese Worte nicht hören, denn sie sagten ihr, dass sie sterben sollte und keine andere Wahl hatte. “Lyra?” Ein Klopfen an der Tür riss Lyra aus ihren Gedanken und ließ sie hochschrecken. Sie lauschte der Stimme, die eindeutig von Plüschi kam. Irgendwie hatte sie das Mädchen in ihrer Trauer vollkommen vergessen. “Darf ich reinkommen?” Flehend drangen Plüschis Worte auf ihre Seite des Zimmers. Schweigend saß Lyra auf ihrem Bett und überlegte, ob sie ihre Mitbewohnerin reinlassen sollte, oder ob sie vielleicht nur wieder versuchten, sie aus ihrem Schneckenhaus zu locken. “Komm rein…” Kurz und knapp, noch bevor sie die eigentliche Entscheidung getroffen hatte, sprach Lyra die Worte aus und erhob sich aus ihrem warmen, schützenden Bett. Ihr Blick blieb auf der Tür gerichtet, die sich langsam öffnete und ihr die Sicht auf Plüschi preisgab. “Ich weiß, dass du momentan lieber alleine bist. Aber ich mache mir Sorgen um dich. Sicher, es ist grausam gewesen, was mit Naenia geschehen ist, aber dein Leben geht weiter. Nimm dir Lilim und Rizumu als Beispiel. Beide haben ihre Eltern sterben sehen.” Langsam, noch während sie sprach, trat Plüschi in das Zimmer ein und ging auf die Schwarzhaarige zu, die ihr Platz auf dem Bett machte. “Haben wir nicht alle unsere Eltern sterben sehen?”, fragte Lyra bitter und biss sich dabei auf die Lippen. Sie hasste sich für diesen Kommentar, denn sie wusste, wie sehr Plüschi unter dem Verlust ihrer Mutter und ihrer kleinen Schwester litt. Doch statt ein trauriges Gesicht zu machen, lächelte Plüschi und schüttelte leicht den Kopf. “Bei den beiden ist es etwas anders. Ihre Mütter wurden bedroht, sie wurden zu Magical Girls, und am Ende war es doch zu spät. Sie konnten ihren Tod nicht verhindern. Niemand, nicht einmal ein Magical Girl, kann das eigene Schicksal ändern.” Leise lachte Lyra verächtlich auf, als sie Plüschis Worte hörte. Es war reine Ironie, dass ein Magical Girl den Tod eines normalen Menschen verhindern konnte, nicht aber den von Freundinnen, Kampfgefährtinnen oder gar sich selbst. “Und wie sind sie erwacht?” Da Plüschi sie scheinbar aufmuntern wollte und auch bereit war, ihr die Geschichte der beiden Mädchen zu erzählen, wollte Lyra nicht den Miesepeter spielen und der Brünetten ein kleines Erfolgserlebnis gönnen. “Fangen wir bei Lilim an. Sie ist die erste, die von uns erwacht ist. Und das im Alter von acht Jahren.” -9 Jahre Abend Phoenix Corporation Gelangweilt sah sich die kleine, acht Jahre alte Lilim im Büro ihres Vaters um. Sie hasste es, zu warten, vor allem hier, wo es weder Papier noch Spielzeuge oder Stifte zum Malen gab. Im Gegensatz zu ihr war ihre Mutter geduldiger. Sie saß entspannt auf dem Sofa und beobachtete lächelnd ihre Tochter, die fast schon aufgebracht im Zimmer umherlief. “Wann kommt Papa endlich? Ich hab Hunger!” Leise lachte die schwarzhaarige, zierliche Schönheit über die Worte ihrer Tochter, denn sie hätten ebenso von ihrem Vater kommen können. “Er kommt gleich. Gedulde dich noch etwas, Lil.” Schmollend setzte sich die kleine Prinzessin nun neben ihre Mutter und versuchte sich in Geduld zu üben. Dass sie in Gedanken dennoch weiter drängelte und fluchte, war ihr aber deutlich anzusehen. “Hab ich euch endlich gefunden. Deine Schutzkraft scheint noch recht aktiv zu sein, Magical Shield.” Erschrocken zuckten Lilim und ihre Mutter zusammen, als plötzlich eine Stimme ertönte und ein schwarzhaariger Brillenträger im Raum erschien. “Caliburn! Was willst du hier? Verschwinde!” Schützend stellte sich Lilims Mutter vor ihre kleine Prinzessin. Das kleine Mädchen verstand nicht, was los war, doch sie drückte sich ängstlich an ihre Mutter, denn die Gefahr, die von diesem eiskalten Mann ausging, war deutlich zu spüren. “Heute seid ihr dazu bestimmt, zu sterben.” Elegant hob der Mann seine Hand, woraufhin ein Dämon neben ihm erschien. “Vernichte sie…”, erklärte er und löste sich in Luft auf. Ernst sah Lilims Mutter den Dämon an, der langsam auf sie zukam. Sie wusste, dass sie chancenlos war, denn seit Lilims Geburt war es ihr nicht mehr gelungen sich in ein Magical Girl zu verwandeln, und Lilim selbst war noch zu jung, um das Gen aktivieren zu können. “Prinzessin… Wenn Mami das Zeichen gibt, wirst du ganz schnell weglaufen. Hast du verstanden?” Ängstlich nickte Lilim und drückte sich an ihre Mutter. Sie hatte unbeschreibliche Angst um die Schönheit, die sich scheinbar mit diesem Ding anlegen wollte. Dabei wusste selbst Lilim in ihrem zarten Alter, dass sie verlieren würde, denn ihre Mutter war nur ein Mensch. Langsam und vorsichtig griff Lilims Mutter in ihr Haar und zog aus ihrem Haarknoten, der mit zwei Schmuckdolchen fixiert war, einen von diesen heraus. Ernst fixierte sie den Dämon, der immer näher kam und ein vorfreudiges Grinsen im Gesicht hatte. Er roch schon das Blutbad, das er anrichten würde, und der Gedanke daran machte ihn glücklich. “Jetzt, Lilim!” Als der Dämon ihnen nahe genug war, stieß sich Lilims Mutter vom Boden ab und griff den Dämon, der immer wieder geschickt auswich, an. Panisch lief die Kleine zur Tür und legte ihre Hand auf den Knauf. Sie wusste schon, was sie tun würde, wenn sie draußen war. Schnell würde sie dann zur Security rennen, den Mann an der Hand fassen und so schnell wie möglich zum Büro ihres Vaters zerren, damit er ihre Mutter retten konnte. “Argh…” Lilim zuckte zusammen, als sie etwas hinter sich poltern hörte. Gefangen in ihrer Angst blieb sie an der Tür stehen und lauschte dem gurgelnden, unmenschlichen Geräuschen hinter sich. Hatte ihre Mutter gewonnen? Ging es ihr gut? Vorsichtig drehte sich Lilim um, wo der zuckende Körper ihrer Mutter, kopflos am Boden lag. Ihre Augen weiteten sich, als sie das Blut auf den weißen Teppich fließen sah. Selbst wenn sie jetzt zur Security floh, es war zu spät. Ihre Mutter war… Unbändige Wut staute sich in Lilim auf, als sie zu dem Dämon sah, der lachend den Kopf ihrer Mutter in den Händen hielt. Ihr Blick war starr, der Mund blutverschmiert und doch glaubte Lilim, dass sich ihre Lippen bewegten und die Worte “Räche mich” formten. Wütend ballte Lilim ihre kleinen Hände zur Faust und lief auf den Dämon zu, der noch mehr lachte, als er sah, dass der kleine Zwerg sich mit ihm anlegen wollte. Doch Lilim ließ sich nicht beirren und ließ ihrer Wut freien Lauf, wodurch sie sich in ein grelles Licht hüllte. Das Lachen des Dämons verhallte, und noch bevor dieser realisieren konnte, was mit dem Zwerg geschah, löste er sich in seine Bestandteile auf. 20. Tag Nachmittag Mahou Shoujo Wohnheim Lyras Zimmer Noch während Plüschis bildhaften Beschreibungen, von denen sich Lyra sicher war, dass sie übertrieben waren, kämpfte die Zuhörende den ein oder anderen Würgereiz nieder. Sie hatte nun aber immerhin ein Bild davon, wie traumatisierend dieses Erlebnis für die junge Lilim gewesen sein musste. Umso erstaunlicher war es, dass sie so einen überlegten und ruhigen Eindruck machte, wenn es um die Magicals ging. Sie selbst war sich sicher, dass sie an ihrer Stelle jedes mal ausflippen und sich Hals über Kopf in den Kampf stürzen, um Rache üben zu können. “Und was ist mit Rizumu?”, fragte Lyra, die eigentlich schon ahnte, dass ihr Schicksal nicht minder traurig war. Schließlich war die Tragik für alle hier ein Teil der Vergangenheit. “Naja… Rizumus Mutter… war ebenfalls ein Idol, und sie starb vor laufender Kamera bei ihrem letzten Filmdreh. Ihr Tod hat sie legendär gemacht und Rizumu zu einem Magical Girl.” Kurz dachte Lyra nach. Was Plüschi ihr erzählte, kam ihr bekannt vor. Sie glaubte sogar, sich an diesen spektakulären Todesfall zu erinnern. Die Medien hatten schließlich alle darüber gesprochen und einer der Spezialeffect-Crew war zum Tode verurteilt wurden. Man glaubte, dass er von der Schauspielerin abgewiesen worden war und er sie deswegen umgebracht hatte. Vor zwei Jahren war das Urteil schließlich verhängt worden. “Das eigentlich traurige ist, dass dieser Vorfall Rizumu zu einer Waise gemacht hat. Der Spezialeffektemann war ihr Vater.” -5 Jahre Mittag Filmset von “Bloody Attorney” Genüsslich schlürfte Rizumu ihren Apfelsaft, während sie auf ihrem Platz saß und ihrer Mutter bei der entscheidendsten Szene eines neuen Horrorstreifens beobachtete. Die Lichter am Set waren gedimmt, als ihre Mutter, eine wirklich schöne blonde Frau mit makellosem Körper und Haut, einen langen leeren Gang entlanglief. Rizumu konnte förmlich die Anspannung und Angst spüren, die ihre Mutter darstellte, als sie sich vorsichtig im Flur umsah. Eines der Lichter begann zu flackern, woraufhin ihre Mutter zusammenfuhr und ihr Blick nur panischer durch den dunklen langen Gang streifte. Rizumu wusste, was gleich passieren würde, denn sie hatte das Drehbuch auswendig gelernt und kannte jedes Detail, weswegen sie auch nicht zusammenzuckte, als plötzlich ein Tonband anging und die Stille durchbrach. “Unschuldig… Wir sind unschuldig! Schuldig… Sie sind schuldig!” Wie es im Drehbuch stand, sah sich Rizumus Mutter wieder im Flur um, doch nirgends gab es eine Person, die diese unheimlichen Worte gesprochen haben konnte. Alles näherte sich langsam dem Finale und Rizumu war gespannt, wie ihre Mutter es umsetzen würde. “Ich bin nicht schuldig! Ich habe mein Bestes gegeben. Ihr habt diese Taten verbrochen und musstet verurteilt werden. Die Beweise sprachen dafür!”, wehrte sich die Frau gegen die Stimmen vom Tonband und lief nun schneller über den leeren Gang. “Schuldig… Sie haben uns für ihre Erfolgsquote verkauft. Sie sind eine Mörderin…” Je mehr Worte aus dem Tonband kamen, desto schneller lief Rizumus Mutter, bis sie schließlich in die Tür zum Frauenklo abbog. “Cut!!! Okay Leute, fünf Minuten Pause. Räumt um für die letzte Szene. Yuri, du warst wieder fantastisch. Dank dir wird dieser Film ein Hit.” Rizumu lächelte, als der Regisseur ihre Mutter mit Lob überschüttete. Es war nicht zu übersehen, wie stolz sie auf die Schauspielerin war, die nun freudestrahlend zu ihrem Vater ging, um sich das Gimmick für die letzte Szene umbinden zu lassen. Es war ein kleiner flacher Beutel, der ihr unter dem Oberteil angelegt wurde und auf Knopfdruck explodierte. Raus kamen dann künstliche Gedärme und Kunstblut, so dass es aussah, als wäre der Bauch der Person explodiert. “Hast du Spaß, Kleine?” Fragend sah Rizumu auf, dahin wo ein Mann mit schwarzen Haaren und Brille stand. Nur aus dem Augenwinkel heraus fixierte er sie mit seinen kalten Augen. Rizumu hatte diesen Mann noch nie hier gesehen, doch sie nickte leicht, sich an ihre Safttüte klammernd. “Pass gut auf… Das wird euer beider letzte Vorstellung.” Wie eine Drohung kamen dem Mann die Worte über die Lippen und jagten Rizumu einen leichten Schauer über den Rücken. Wie gebannt sah sie dem Mann nach, der in der Dunkelheit des Studios schließlich verschwand. Mit gespielter Panik saß Rizumus Mutter auf einer funktionsunfähigen Kloschüssel und hielt sich die Ohren zu, während sie auf ihrem Platz hin und her wiegte. “Nein… ihr wart alle schuldig… die Beweise sprachen doch für euch…”, verteidigte sie sich, wobei ihre Worte sich hin und wieder überschlugen. Immer noch hörte sie die Stimmen der Tonbandaufnahme. “Du hast sie gefälscht!”, klagten sie die Stimmen an, doch die Schauspielerin schüttelte nur den Kopf. “Boom Boom…” Erschrocken sah Yuri auf, als sie die Stimmen hörte. Rizumu hatte sie ebenfalls gehört und war verwundert, denn das stand nicht im Drehbuch. Genauso wenig stand darin, dass Yuri jetzt schon den Kopf heben sollte. Sie sollte erst etwas später in die Leere starren und unsinniges Zeug reden. “Chef…”, merkte ein Kameramann, doch der Regisseur hob nur die Hand und verwies auf Yuris Blick, der erfüllt von realer Angst war. “Halt drauf…”, flüsterte er nur und merkte nicht, wie Rizumu sich hinter ihn stellte und ebenfalls auf den Bildschirm sah. Doch im Gegensatz zu ihm sah das Mädchen dort etwas, das nicht da sein sollte “Verschwinde! Lass mich in Ruhe! Geh!” Panik ergriff Yuri, als sie auf den Feuerteufel sah, der sie hämisch angrinste. “Boom Boom”, hauchte er wieder grinsend und hob seine Hand, woraufhin ein leichtes Piepsen die kleine Fakekabine erfüllte. “Nun hol ich mir deine Tochter”, flüsterte der Feuerdämon und verschwand wie von Geisterhand aus der Kabine. Yuri spürte die Gefahr, in der ihre Kleine sich befand und griff nach der Türklinke, die jedoch abbrach. “Nein! Bitte das nicht! Lasst mich raus!!!” Wild hämmerte Yuri gegen die Tür, die wie verankert dort blieb, wo sie war. Wahre Panik ergriff sie, während das Piepsen immer lauter wurde. Sie musste hier raus. Sie musste ihre Tochter beschützen. Mit aller Kraft stemmte sich Yuri gegen die Klotür. Sie ignorierte das schneller werdende Piepsen. Erst als sie das Knacksen hörte, das von der Tür kam, zeigte sich ein erleichtertes Lächeln. Noch einmal warf sie sich mit voller Kraft gegen die Tür, die aufbrach und mit Wucht aufschwang, so dass die Menschen am Set nur noch sahen, wie ein aufgesprengter Mensch, dessen Innereien sich an der Klotür verteilten, zu Boden fiel. “Cut! Gut gemacht Leute!” Tosender Applaus erschallte, kaum dass die Kamera aus war. Keiner hatte bemerkt, dass nicht alles so gelaufen war, wie es im Drehbuch gestanden hatte. Nur Rizumu wusste es und sie lief geradewegs zu Yuris Garderobe, denn sie wusste, dass sie die Nächste sein sollte. “Wohin so eilig, kleines Magical Girl?” Wie versteinert blieb Rizumu stehen, als sie die Stimme des Feuerteufels hörte. “Deine Mutter ist eine großartige Schauspielerin. Selbst mit ihrem Tod hat sie die Menschen begeistert.” Lachend fixierte der Feuerteufel das Mädchen, dessen Blick sich verfinsterte. Er lachte ihre Mutter aus. Ihre geliebte Mutter, die er auf dem Gewissen hatte. Wütend ballte sie ihre Hand zur Faust, während sie den lachenden Teufel weiter fixierte. Sie wollte ihn zum Schweigen bringen. Er sollte aufhören, über ihre Mutter zu lachen. Obwohl sie wusste, dass sie keine Chance hatte, lief sie auf den Teufel zu, der seine krallenbesetzte Hand hob. “Genau, komm in die Arme des Todes.” Er fand es fast schon süß, wie erzürnt die Kleine war und wie sie glaubte, dass sie ihn mit einem Faustschlag in die Knie zwingen konnte. “Diesen einen Schlag gestatte ich dir!”, lachte er und beobachtete die Kleine, die ihre Schrittgeschwindigkeit erhöhte und von einem weißen Licht umhüllt wurde. “Ich werde für meine Mutter weiterleben!!!” Wütend holte sie mit der Faust aus, als sie vor ihm stand und bohrte sie, angefüllt mit einer wohltuenden Kraft, in seine Magengrube. Der Feuerteufel spürte wie ihre Hand ihn durchbohrte und die Flammen seiner Geburt ihn umloderten. Er hatte verloren, gegen ein erwachtes Magical Girl. 20. Tag Nachmittag Mahou Shoujo Wohnheim Lyras Zimmer Nachdenklich fixierte Lyra Plüschi, die diesen Blick unheimlich fand und deswegen etwas weggerückt war. Ihr war zwischen den beiden Geschichten eine Gemeinsamkeit aufgefallen. “Dieser Mann mit der Brille…” Ernst sah sie Plüschi an, die leicht lachte, um ihre eigene Angst vor Lyra zu überspielen. “Der wurde nie gefunden. Er gehörte auch nicht zur Filmcrew”, erklärte Plüschi, die sich scheinbar bestens mit Rizumus Vergangenheit vertraut gemacht hatte. “Das meine ich nicht! Wer ist dieser Mann? Er ist auch bei Lilim aufgetaucht und hat ihr ein Magical auf den Hals gehetzt. Und ich habe ihn auch schon gesehen.” Lyra erinnerte sich an ihren zweiten Tag in dieser Stadt, wo sie ihn in der Nähe eines Takoyakistandes gesehen hatte. “Gute Frage… Keine Ahnung, wer er ist.” Seufzend schüttelte Lyra den Kopf und erhob sich aus dem Bett. Sie wusste nun endlich, wer schuld daran war, dass Naenia sterben musste. Zumindest glaubte sie, dass es dieser Mann gewesen war. “Wo sind Rizumu-senpai und Lilim-senpai?” Fragend sah Plüschi Lyra an, die durch ihren Blicke sagte, dass sie nun dringend mit ihren Senpais reden musste. Dem wollte sie sich nicht entgegenstellen, zumal sie das Gefühl hatte, dass Lyra nun aus ihrem Tief befreit war. “Im Besprechungsraum mit Finlass-sensei.” Leise murrte Lyra. Sie hatte keine Lust darauf, die Lehrerin zu sehen, doch sie musste da durch, immerhin war das, was sie die anderen beiden fragen wollte, wichtig. “Komm mit, Plüschi! Es wird Zeit, dass man uns endlich alles erzählt.” Fest packte Lyra Plüschi am Arm und zog sie aus ihrem Zimmer in die Richtung des Besprechungsraumes. 20. Tag Nachmittag Mahou Shoujo Wohnheim Besprechungsraum Ruhig führte Finlass ihre Tasse Tee unter den ernsten Blicken von Rizumu und Lilim an ihre Lippen. Schon seit einer geschlagenen Stunde befragten beide sie wegen der Sache mit Naenia, doch die Lehrerin blieb ruhig, so als ob es nicht das Problem der Gruppe wäre. “Sie sind ziemlich ruhig dafür, dass eine potentielle Helferin von uns gegangen ist”, erklärte Lilim, die der Lehrerin seit Naenias Tod nicht mehr ganz über den Weg traute. “Es war eben ihr Schicksal. Da kann man nichts machen.” Ruhig trank sie einen weiteren Schluck aus ihrer Tasse. Doch ihr blieb nicht verborgen, dass die beiden Oberstufenschülerinnen ihr misstrauten. “Schon seltsam, dass sie stirbt. Und das in dem Moment, als sie Lyra etwas von ihnen erzählen wollte”, setzte Rizumu nach, die durch Lyra erfahren hatte, was auf dem Dach vorgefallen war. “Sicher wollte sie Lügen über mich verbreiten, um unser neustes Teammitglied zu verunsichern. Naenia war von Anfang an eine faule Frucht am Baum.” Nun war es Finlass, die die beiden Mädchen ernst ansah. Obwohl beiden bewusst war, dass Naenia dank Finlass’ Anwesenheit nie vorhatte, sich ihnen anzuschließen, hatten sie ihre Mitstreiterin nicht als faule Frucht gesehen. Schließlich war sie immer bereit, wenn es eine Schlacht zu schlagen galt. Auf ihre Weise war sie schon ein wichtiges Teammitglied gewesen, das nun fehlte. “Ich fordere Antworten!” Schwungvoll öffnete sich die Tür und Lyra stand mit Plüschi an der Hand, in dieser. “Du hast dich aus dem Bett bemüht? Schön dass du deinen Kummer endlich vergessen hast und über Naenia hinweg gekommen bist”, erklärte Finlass und lächelte Lyra an. Doch Lyra ignorierte die Frau und lief auf Rizumu und Lilim zu. “Wer ist dieser schwarzhaarige Mann mit der Brille?” Ganz direkt sah Lyra ihre Teamkolleginnen an, die einander ansahen, als würden sie geistig darüber diskutieren, ob sie es dem Neuling sagen sollten. “Dieser Mann… Ist Caliburn. Er ist nicht nur der Mörder unserer Eltern gewesen, er ist auch unser Feind. Ihm verdankt die Welt all das Leid und wir unsere Schmerzen.” Kaum, dass Rizumu die Worte ausgesprochen hatte, schlug Lyra auf den Tisch und sah die beiden Mädchen wütend an. “Ihr wusstet es die ganze Zeit. Wann hatte ihr vor, es uns zu sagen? WANN?!” Schweigend sahen Lilim und Rizumu einander an. Es war ein Blick, den Lyra nur zu gut zu deuten wusste. “Also nie… Dann nehmt doch eure Rache. Aber ohne mich. Ich bin nicht euer Kanonenfutter!” Wütend stürmte Lyra aus dem Besprechungsraum raus. Sie hatte nun verstanden, wofür sie gut war. Was Plüschi nun aus dieser Erkenntnis machte, war ihr egal. Sie wollte nur noch weg. Seufzend erhob sich Finlass von ihrem Platz und lief zur Tür, die noch offen stand. Lyra hatte es wirklich geschafft, die Stimmung noch tiefer zu kippen. Jetzt noch mit den beiden Oberstufenschülern zu diskutieren, würde also nichts bringen. Sie musste warten, bis sie die Mädchen wieder mit ihren persönlichen Wünschen impfen konnte. “Wenn wir die letzte, Erenya, auch noch besiegen, wird Caliburn sich doch zeigen, oder?” Überrascht blieb Finlass stehen, als Lilim sie vollkommen unerwartet angesprochen hatte. Vielleicht war Lyra doch noch zu etwas gut gewesen. Zumindest breitete sich dieser Gedanke in Finlass Kopf aus. “Natürlich. Er hat dann keine andere Wahl mehr. Schließlich ruht die Welt dann auf seinen Schultern.” Leise lachend verließ Finlass das Zimmer. Schweigend folgten ihr Lilim und Rizumu und ließen Plüschi alleine zurück. Und obwohl das Mädchen nicht wusste, was hier vor sich ging, hatte sie ein ungutes Gefühl. Sie spürte das Unheil förmlich auf sie zurasen. 23. Tag Abend Mahou Shoujo Wohnheim Plüschis Zimmer Seufzend blätterte Plüschi eine Seite in ihrem Schillerbuch, dessen Geschichte “Kabale und Liebe” enthielt, um. Die Stimmung im Mahou Shoujo war nach wie vor gedrückt, und sie verstand nicht wieso. Lyra kam kaum noch nach Hause, und in der Schule sprach sie nicht einmal mehr mit ihr. Sie hatte bereits das Gefühl, dass sie irgendwie Schuld an der ganzen Sache war. Und dabei wusste sie, dass dies nicht der Wahrheit entsprach. “Lyra ist sauer auf Lilim, Finlass und Rizumu… Finlass meidet Lyra… Und Lilim und Rizumu ignorieren Lyra total… Und natürlich mag keiner mit mir, der nutzlosen Plüschi, reden.” Plüschi fand es einfach deprimierend. Sie wusste ja, dass sie das wohl nutzloseste Magical Girl der Gruppe war. Es war ein mieses Gefühl, das noch so deutlich gezeigt zu bekommen. Müde ließ sie ihren Kopf auf den Tisch sinken und schloss die Augen. Alle hatten so tolle Fähigkeiten. Lilim konnte die Kräfte eines Partners verstärken, Lyra und Rizumu konnten einen Gegner mit einem Angriff ausschalten, und selbst die verstorbene Naenia war mit ihren regenerativen Fähigkeiten nützlicher als sie. “Wäre ich doch nur an Naenias Stelle gestorben. Ich bin ihnen nur ein Klotz am Bein…”, flüsterte Plüschi und schloss die Augen. “Du bist die Einzige von ihnen, die den Wandel bringen kann.” Erschrocken drehte sich Plüschi, als sie ihr Haupt erhoben hatte, um und sah dem Brillenträger, der sie ernst fixierte, in die kalten Augen. 23. Tag Abend Filmset für “Ao no Egoist” Vorsichtig tastete sich Rizumu zu einem Schalter vor, der die Kulisse nun etwas erhellte. Aufmerksam sah sie sich um und schließlich, als die Luft rein war, winkte sie Lilim zu sich. “Und der Magical ist wirklich hier?” Lilim traute dem ganzen nicht, denn ein Filmset war schon ein merkwürdiger Aufenthaltsort für den letzten Magical von Caliburn. Durch das spärliche Licht fiel es ihr nicht leicht, auch nur etwas zu sehen. “Habe ich mich je geirrt? Erenya ist hier irgendwo. Ich spüre sie ganz deutlich.” Auch Rizumu sah sich genau um und lief tiefer in die Kulisse, die hier aufgestellt war, hinein. Der Gedanke, dass ihre Mutter vor fünf Jahren in einer Filmkulisse gestorben war, fröstelte sie ein wenig. Es war schon ein seltsamer Zufall, dass sie nach fünf Jahren wieder hier stand und nach einem Magical suchte. “Erenya! Komm raus, wir wissen, dass du da bist! Verstecken ist sinnlos!”, rief Lilim und gesellte sich zu ihrer Partnerin. “Ich schätze, sie redet nicht mit jedem, Lil…”, scherzte Rizumu und erntete dafür ein leises Brummen. Lilim fand nicht, dass jetzt der richtige Zeitpunkt für Scherze war. Aber irgendwie passte es zu Rizumu, weswegen sie doch etwas lächelte. “Willkommen an den Orten, an denen ihr endlich Verantwortung für eure Taten übernehmt.” Wie ein Blitz leuchteten die Lichter des Filmsets auf und Lilim erkannte mit Schrecken, in was für einem Filmset sie sich befanden. Das ganze Set erinnerte sie an das Büro ihres Vaters, in dem ihre Mutter von einem Magical getötet worden war. “Bist du bereit, Lilim?” Leise aber dennoch deutlich sprach Rizumu ihre Partnerin an, die entschlossen nickte. Sie waren beide so bereit wie noch nie, denn es stand nur noch dieses Magical zwischen ihnen und Caliburn. “Dann los!” Synchron hoben beide ihre Arme in die Luft und ließen das Licht der Verwandlung erstrahlen. Als es erlosch, standen sie kampfbereit dem Monster gegenüber, das beide traurig fixierte. “Die Magie der Träume, Magical Dream!”, rief die pinke Rizumu und machte sich bereit, den ersten Schlag zu machen. “Die Magie der Liebe, Magical Love!” Rot erstrahlte Lilim, die kurz Rizumus Hand griff und ihr etwas Energie schenkte, damit sie das so schnell wie möglich beenden konnten. 23. Tag Abend Mahou Shoujo Wohnheim Plüschis Zimmer Mit geweiteten Augen sah Plüschi zu dem Mann, der sie mit kaltem Blick fixierte, sich ihr aber nicht näherte. Er wollte dem Magical Girl klar machen, dass er in friedlicher Absicht gekommen war. “Du bist Caliburn… Unser Feind”, hauchte Plüschi leise, und dennoch machte sie keine Anstalten, sich zu verwandeln. “Euer Feind? Mhm.” Nachdenklich schob sich Caliburn die Brille wieder hoch, die etwas verrutscht war. Sie hatte schon irgendwie Recht. Er war ihr Feind, aber aus anderen Gründen, als sie wohl glaubte. “Momentan gibt es nur einen Feind im Gang dieser Welt. Und dieser Feind benutzt euch, um seine Pläne zu verwirklichen. Verstehst du das, Plüschi?” Anhand von Plüschis Blick konnte der Brillenträger sehen, dass sie nicht verstand, worauf er hinaus wollte. “Also schön, ich erkläre es dir. Baku_Chan, Newt und Erenya sind keine Magicals. Sie sind also auch keine Diener von mir. Alle drei sind Pfeiler dieser Welt. Sie sind… oder vielmehr sie waren so etwas wie meine Freunde.” Langsam lief Caliburn zu Plüschis Bett und setzte sich ruhig auf dieses. Er wusste, dass Erenya jetzt gegen Lilim und Rizumu kämpfen würde, und laut Newts Vorhersage brannte auch ihre Kerze langsam ab. “Du bist die Letzte, der ich vertrauen kann. Denn du bist vollkommen unschuldig. Du bist nicht von Finlass’ Willen erfüllt oder dem unabdingbaren Willen, zu überleben. Plüschi, dein Schicksal ist es, zum Wohle der Welt deine Teamkolleginnen umzubringen.” Plüschis Augen weiteten sich. Der Gedanke, dass sie ihre Mitbewohnerinnen umbringen sollte, klang einfach nur absurd, doch sie wusste, dass es besser war, wenn sie Caliburn weiter zuhörte. 23. Tag Abend Filmset “Ao no Egoist” Lyra war froh, dass sie Lilim und Rizumu heimlich gefolgt war, denn sie hörte bereits die Geräusche eines Kampfes, die von der Filmkulisse des neuen Streifens “Ao no Egoist” kam. Leise schlich sie sich zur Tür und sah durch einen kleinen Spalt zum Kampfgeschehen. Von der Decke hing die dritte von Caliburns Dienern. Sie war das komplette Gegenteil zu den beiden anderen, die sie besiegt hatte, denn weiße Flügel ragten aus dem Rücken des Wesens das menschlich und unmenschlich zugleich war und eine Lichtkugel nach der anderen auf Rizumu und Lilim warf. Obwohl beide Mädchen flink waren, gelang es ihnen nicht, dieses Magical direkt anzugreifen. Sie brauchten Hilfe, das wurde sogar Lyra klar, die ihre Kraft konzentrierte und bereit war, sich zu verwandeln. “Eine Bewegung, Lyra, und ich schneide dir deinen hübschen Hals durch.” Kalt und drohend drang die Stimme Finlass’ an ihr Ohr. Sie wusste nicht, wie die Lehrerin so schnell hierher gefunden hatte, doch sie vermutete, dass die Blonde sie aus reiner Vorsicht beschattet hatte. “Sie haben Naenia umgebracht.” Es fiel Lyra wie Schuppen von den Augen und ihr wurde auch bewusst, dass ihre Lehrerin sie ebenfalls ausschalten würde, wenn sie nicht tat, was sie sagte. “Schlaues Mädchen. Aber keine Sorge, du wirst sie bald wiedersehen.” 23. Tag Abend Filmset “Ao no Egoist” Kulisse Obwohl es Rizumu und Lilim ein ums andere Mal gelang, den Angriffen des Magicals auszuweichen, wussten sie, dass es nicht mehr lange so weitergehen konnte. Schon jetzt machte sich bei ihnen die Erschöpfung bemerkbar, weswegen beide schon Ausschau nach einer Deckung hielten. “Was sollen wir tun?”, fragte Lilim, die sich vom Boden abstieß, als ein erneuter Angriff sie um Haaresbreite verfehlte. Ihr Blick wandte sich zu ihrer Partnerin, die schwer atmend das engelähnliche Magical fixierte. “Bist du immer noch bereit, für unsere Rache zu sterben, Lilim?” Die Augen der roten Kriegerin weiteten sich, als sie die Worte ihrer Kollegin vernahm. Es war, als hätten sie einen geheimen Code benutzt, und Lilim verstand, was sie wollte. “Natürlich”, flüsterte sie schließlich und griff vorsichtig nach Rizumus zierlicher Hand. “Wir haben uns das damals geschworen, als wir uns das erste Mal begegnet sind. Wir haben uns geschworen, jeden Atemzug zu Gunsten unserer Rache zu nehmen.” Ein Lächeln lag auf Lilims Lippen, als sie sprach und ihre Kraft in Rizumu überströmen ließ. Sie hatten nur eine Chance, soviel war sicher. “Es war schön, dich kennenlernen zu dürfen, Rizumu. Mach unserem Alptraum ein Ende.” Langsam wandte Rizumu ihr pinkes Haupt zu Lilim, die immer blasser und schwächer wurde. Sie hingegen fühlte die Stärke von Lilims Leben in ihrem Körper pulsieren. Sanft zog sie Lilim in ihre Arme und drückte das Mädchen an sich. Sie merkte, dass diese fast nicht mehr aus eigener Kraft stehen konnte. Doch sie brauchte alles von ihrer Kraft, wenn sie gewinnen wollte. Behutsam legte sie ihre Lippen auf Lilims und zwang ihre Freundin mit sanfter Gewalt zum Kuss des Todes. Erst als Lilim wieder ihre schwarzen Haare hatte, löste sie den Kuss und ließ den leblosen Körper ihrer Gefährtin zu Boden fallen. “Nun schlagen unser beider Herzen in meiner Brust. Und mit vereinter Kraft werden wir beide heute unsere Träume leben!” Rizumu ballte ihre Hand zu Faust und stieß sich vom Boden ab. Sie spürte Lilims Kraft, die in ihren Adern pulsierte und mehr als nur die Sprungkraft erhöht hatte. Mit vereinter Kraft näherte sich Rizumu dem Engel, der die ganze Szene fast schon mit Entsetzen angesehen hatte. “Für unsere Rache!” Mit Schwung holte Rizumu aus und stieß ihre Faust durch den Körper ihrer Gegnerin, die sie mitleidig ansah. Obwohl sie wusste, dass dies nun ihr Ende war, hob sie ihre Hand und strich sanft über Rizumus Wange. “Irgendwann… musst du die Verantwortung für die Ermordung deiner Brüder und Schwestern übernehmen. Du tust mir wirklich leid, dass du mit diesem Schicksal geboren wurdest“, flüsterte Erenya mit einer Träne, die ihre Wange hinabrann. Ein gleißendes Licht erstrahlte, während sich der Magical langsam in einen Haufen Federn verwandelte. Rizumu spürte, dass sie ihren letzten Schlag mit ihrem sterbenden Atem machen wollte und versuchte sich aus den Federn zu ziehen. Doch diese hatten sich fest in ihren Arm gebohrt und hafteten wie mit Widerhaken versehen, aneinander. “Verdammt!” Greller und greller wurde das Licht, doch es gelang Rizumu nicht, sich zu befreien. Und schließlich, so als wäre es vom Schicksal vorherbestimmt gewesen, explodierte das Magical und schleuderte Rizumu gegen eine Wand. Das Idol, welches nun wieder ihr ziviles Aussehen angenommen hatte, spürte den Aufprall nur zu deutlich, war aber froh, dass sie es doch überlebt hatte. ‘Das Magical hat versagt.’ Erleichtert lachte Rizumu bei diesem Gedanken auf und öffnete die Augen, um sich zu orientieren, doch sie sah nichts. Weder Schatten noch Silhouetten offenbarten sich vor ihren Augen. Fast schon panisch versuchte sie, die Arme zu heben, doch es ging nicht. Sie spürte ihren Körper nicht mehr. Sie spürte nur noch einen stechenden Schmerz, eine Vibration. Was war das? Das Idol hatte nicht genug Gelegenheit, darüber nachzudenken. Sie hörte nicht einmal mehr die zweite Explosion, die sie in Stücke riss. 23. Tag Abend Filmset “Ao no Egoist” Da Finlass ihr immer noch das Messer an die Kehle hielt, hatte Lyra keine andere Wahl, als nun auch noch den Tod von Lilim und Rizumu zu beobachten. Heiße Tränen liefen ihr über die Wangen, als die Federn, die sich bei der ersten Explosion in Rizumus Körper gebohrt hatten, explodierten und das Idol in Stücke rissen. “Scheint so, als könnte nun jeder von Rizumus Fans ein Stück von ihr haben”, lachte Finlass und schüttelte den Kopf, als hätte sie den besten Witz des Jahres gerissen. Lyra fand das aber alles nur makaber und verzog angewidert das Gesicht. “Warum tun sie das alles? Warum benutzen sie uns für ihre Pläne?” Lyra wollte nun Antworten, und sie war froh, wenn sie Finlass so dazu bringen konnte, die makaberen Scherze zu lassen. “Warum? Du, die fast von ihrer Mutter umgebracht worden wäre, fragst mich warum? Gerade du solltest das wissen. Die Menschen sind schlecht. Sie spielen mit den Gefühlen ihrer Mitmenschen, schätzen das Leben weniger als ihr Papier und Metall. Seit Jahrhunderten schon zerstört der Mensch diesen Planeten wegen seiner Gier. Das Ende dieser Welt wird damit sowieso irgendwann kommen. Warum sollte ich es da nicht beschleunigen und in der ersten Reihe sitzen, von wo aus ich die angsterfüllten Gesichter dieser Narren genießen kann?” Aus jedem Wort, das Finlass sprach, hörte Lyra die Schmerzen, die sie über all die Zeit erlitten hatte. Doch war es richtig, wegen dieser Schmerzen gleich die ganze Welt zu zerstören? “Sie verschwenden die Lebenszeit, die ihnen von dem Magical Girl geschenkt wurde”, wisperte Lyra und holte nun mit dem Ellenbogen aus, den sie in Finlass’ Magengrube versenkte. Weil Finlass damit nicht gerechnet hatte, ließ sie Lyra los, die sofort dahin lief, wo Rizumu und Lilim gestorben waren. Wie damals, bei ihrer Mutter, rannte Lyra um ihr Leben, und wie damals folgte ihr die Person, die ihr den Lebensodem rauben wollte. “Bleib stehen!” Als hätte sie auf Finlass’ Worte gehört, hielt Lyra plötzlich inne. Schon damals hatte weglaufen nichts gebracht, und auch heute würde es nichts bringen. Doch anders als damals war sie jetzt nicht hilflos. Entschlossen drehte sich Lyra zu Finlass um und verwandelte sich in das gelbe Magical Girl. Sie würde um ihr Leben kämpfen, selbst wenn das mit unfairen Mitteln geschah. “Scheint so, als hättest du deine Bestimmung erkannt”, stellte Finlass fest und lächelte Lyra kalt an, die fragend eine Augenbraue hob. “Was meinen Sie?” Lyra verstand nicht, worauf Finlass hinaus wollte. Hatte sie ihr etwas damit in die Hände gespielt? Lachend schüttelte Finlass den Kopf und hob diesen leicht an. Es war einfach herrlich, wie naiv dieses Mädchen war. “Du hast herausgefunden, dass ich Naenia ausgeschaltet habe, aber nicht, was Magical Girls wirklich sind? Dabei ist es namentlich doch so offensichtlich. Magicals… Magical Girls… Geht dir ein Licht auf?” Lyra ging in der Tat ein Licht auf, als ihre Lehrerin sprach. Magical Girls… Sie waren Magicals. Zitternd hob Lyra ihre Hand. Sie redete sich ein, dass Finlass log. Es war schließlich nicht das erste Mal gewesen. “Genau, bring mich um! Das liegt doch in der Natur von euch Magicals.” Immer noch zitterte Lyra. Sie wollte niemanden umbringen, aber wenn sie es nicht tat, würde die Lehrerin sie ausschalten, wie sie es mit Naenia gemacht hatte. “Tu es! Folge deiner Natur!” Fordernd schrie Finlass die Kriegerin an, die mit ihrer linken Hand den rechten Arm stützte, damit dieser nicht zu stark zitterte. Ihr Atem ging schwerer, denn ihr wurde immer klarer, dass sie Finlass ausschalten würde. Sie musste das tun, wenn sie überleben wollte. “Komm, du Magical! Töte mich!” Lyra konnte sich den Forderungen nicht mehr widersetzen. Sie sammelte ihre Energie in ihrer Hand und war bereit, sie abzufeuern. “Wusste ich es doch… Magical Girls sind auch nur Monster!” Fast schon zufrieden lachte Finlass über diese Erkenntnis. Doch Lyra schüttelte den Kopf und hob ihren rechten Arm, um den Angriff abzulenken. “Nein! Ich bin ein Mensch!”, schrie Lyra und entließ ihren Strahl gen Decke. “Sehen sie! Ich bin ein Mensch! Ich habe sie am Leben gelassen.” Immer noch schien Finlass zufrieden zu sein. Sie fühlte sich als Bezwingerin eines Magical Girls, weswegen sie langsam auf Lyra zuging und nur wenige Meter vor ihr stehen blieb. “In der Tat… Das bist du”, wisperte die Lehrerin und hob die Hand mit dem Messer. Sie hielt aber inne, denn sie hörte ein seltsames Geräusch von der Decke. Fragend sah sie nach oben und blickte auf den Scheinwerfer, der nur einen Augenschlag später mit ihr kollidierte und sie mit seinem Gewicht zu Boden drückte. 23. Tag Mitternacht Mahou Shoujo Wohnheim Gemeinschaftsraum Schwer atmend betrat Lyra das Wohnheim und sah in den Gemeinschaftsraum, in dem Plüschi saß und einen Tee trank. Scheinbar hatte das Mädchen gewartet, denn sie erhob sich, als sie Lyra bemerkte und lief auf das Mädchen zu. “Es sind also nur noch wir…”, stellte sie fest, als wüsste sie bereits, dass Lilim und Rizumu tot waren. Vorsichtig hob Plüschi ihre Hand und strich über das trockene Blut, das noch auf Lyras Wange klebte. “Was machen wir nun?”, fragte Lyra atemlos und sah in Plüschis warme Augen. “Nein, Lyra. Die Frage ist nicht, was wir machen. Sondern was du tun wirst.” Vorsichtig löste sich Plüschi von ihrer Mitbewohnerin und ging zur Tür, die ins Freie führte. Lyra verstand nicht, was das bedeuten sollte, aber es fühlte sich wie ein Abschied an. “In einer Woche, an der Shaman Bridge. Um Mitternacht. Dann wird sich das Schicksal der Welt entscheiden. Komm bitte an diesem Tag, Lyra. Es macht keinen Sinn mehr wegzulaufen.” Lyra spürte nur noch den kühlen Wind der Abendluft, als Plüschi die Tür öffnete und in die Nacht verschwand. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)