Ich weiß, was du denkst von abgemeldet (Sanji x Zoro) ================================================================================ Prolog: Der Anfang ------------------ „Heeeeiß“, seufzte Sanji, während er sich nach einem kühlen Plätzchen umsah. Das Wetter meinte es mit ihm, und mit den anderen Strohhutpiraten, eindeutig nicht gut. Vor drei Tagen hatten sie an der Insel Kraku angelegt und sich dort für einige Tage einquartiert. Während der Rest der Crew die Insel erkundete und Zoro auf das Schiff aufpasste, beziehungsweise dort schlief, durchstöberte Sanji die verschiedensten Läden der Hafenstadt nach Spezialitäten und Raritäten zum Kochen. Vorbei an Händlern, bog er in die nächste schattige Seitengasse ein und hockte sich an die kühle Wand gelehnt hin. Die Einkaufstüten ließ er achtlos neben sich gleiten, die viel zu schwer im Moment waren. „Verfluchte Insel, verfluchtes Wetter“, stöhnte er, während er seine Krawatte lockerte und mit der Hand etwas Luft zufächerte. „Und natürlich ist genau dann keiner auffindbar, wenn ich einkaufen muss. Das ist so typisch für die Bande. Und dieser bescheuerte Schwertheini, ist nicht mal durch meine Tritte wach geworden!“ Ein grummelndes Geräusch verließ die Kehle des Kochs. Heute Abend würden sie wieder Segel setzen und bis dahin musste er die letzten Einkäufe erledigt haben. Den Großteil hatte er zum Glück schon den Tag zuvor geschafft, doch einige kleine Dinge hatte er sich für Heute aufgespart. Wenn es nicht um die einzigartigen Gewürze und Kräuter ging, hätte er sich nicht noch einmal aufgemacht und würde wahrscheinlich wie ein gewisser Faulpelz die ganze Zeit herumliegen und schlafen. „Junger Mann.“ „Hm?“, knurrte Sanji und sah sich in der schmalen Gasse um. Er erblickte einige Meter von sich entfernt eine ältere Frau, die komplett in verschiedene rote Kleidungsstücke gehüllt und mit zu viel Schmuck behangen war. „Hast du Durst, Junge?“, fragte sie und schenkte ihm ein schräges Lächeln, welches ein wenig verzerrt aussah wegen den Unmengen an Falten, die sie im Gesicht hatte. „Ein bisschen“, antwortete Sanji erschöpft, während er weiter die merkwürdige Greisin betrachtete. „Dann komm mit. Mein Laden ist ein Stück die Gasse runter“, sagte sie und ging bereits ihres Weges. Kurz blinzelte der Blonde und erhob sich dann aus seiner hockenden Position. Schnell griff er nach seinen Tüten und sah der Frau nach, die zwischen den Häusern entlang schlurfte. Reflexartig zuckte er mit seinen Schultern und folgte ihr dann. Viel zu ausgetrocknet war er, als dass er so eine Einladung hätte ablehnen können. Nach nicht einmal einer Minuten, waren sie weiter in die schattige Gasse gelaufen und standen nun vor einem, wie es für Sanji aussah, Kuriositätengeschäft. Allerlei merkwürdige Gegenstände, alte Möbel, getrocknete Blumen und alter Schmuck, schmückten den Laden. „Setze dich irgendwo hin“, sagte sie, während sie sich ihres Kopftuchs entledigte und ihr weißes Krausehaar hervortrat. „Ich hole dir ein Glas Wasser.“ „Dankeschön, Madam“, antwortete Sanji und ließ sich auf den nächstbesten Stuhl fallen, der im Raum stand. 'Wenn an der Wand keine Schrumpfköpfe hängen würden, könnte man meinen, dass dies vielleicht sogar ein seriöser Laden wäre. Vielleicht ein wenig schräg, aber dennoch ganz in Ordnung.' „Dürfte ich Sie fragen... was Sie genau verkaufen?“, fragte Sanji, während er sich den Schweiß von der Stirn wischte und sich weiter in dem Laden umsah. „Och, dies und jenes. Alles und nichts“, lachte die Frau, als sie mit einem Glas Wasser zurück kam. „Hier, mein Junge.“ „Danke“, sagte Sanji, als er das Glas entgegen nahm. „Alles und nichts... hm?“ „Das war nur ein Scherz“, grinste die Frau und setzte sich auf einen Stuhl gegenüber des Blonden. „Ich verkaufe das, was hier sonst niemanden verkauft und was mir gefällt. Wenn ich auf Reisen bin oder meine Familie mir etwas von ihren Abenteuern mitbringt, dann stelle ich es in den Laden. Aber ich habe nicht viel Kundschaft, von daher sammelt sich alles hier an.“ „Achso“, murmelte Sanji und trank einen großen Schluck des kühlen Nass. „Darf ich dich was fragen, Junge?“ „Uhm natürlich, Madam“, sagte Sanji freundlich. „Was ist dein Beruf? Ich habe dich noch nie hier in der Stadt gesehen und und du bist auch nicht dem Wetter entsprechend gekleidet.“ „Ich bin Koch auf einem Piratenschiff.“ „Du bist ein Pirat?“, fragte sie laut. Sanji bekam ein ungutes Gefühl. Er versuchte es sich immer zu verkneifen den Teil mit dem Piraten zu sagen, doch sein Stolz verbot es ihm. Wahrscheinlich würde die Oma ihn in nicht mal fünf Sekunden aus ihrem Laden werfen und er müsste mit trockener Kehle zum Schiff zurück trotten. „Ich habe es doch gewusst“, rief sie weiter in einer lauten, jedoch nicht verärgerten Stimme. „Hä?“ „Du hast die selbe Aura um dich wie mein Sohn und mein Enkel. Ihr riecht auch gleich.“ „Was für einen Geruch meinen Sie?“ „Nach Meer und Abenteuer“, lachte sie. „Gut, gut. Hättest du was anderes als Pirat gesagt, hätte ich dir das Wasser mit 200 Berry berechnet.“ „Tun Sie das bei jedem?“ „Natürlich! Jeder braucht doch seinen Spaß. Außerdem braucht auch jeder Geld zum überleben!“, lachte sie mit einer krächzenden Stimme. „Nun, da Sie mir für das Wasser nichts berechnen wollen, kann ich Ihnen vielleicht etwas Gutes tun? Ich habe noch etwas Zeit bis ich auf mein Schiff zurück muss.“ „Als Bezahlung nehme ich von Piraten nur Geschichten an. Erzähl mir, bis du wieder zu deinem Schiff zurück musst, von deinen Kameraden und euren Abenteuern.“ 'Nichts einfacher als das', dachte sich Sanji und fing bereits an zu Erzählen. An Abenteuern mangelte es ihm zum Glück nicht, dank den Idioten von seiner Crew. Besonderes Interesse schien die Frau an den Crewmitgliedern mit den Kräften der Teufelsfrüchte zu haben, da man so etwas nicht alle Tage zu hören bekam. Brook hatte es ihr wohl am meisten angetan, da sie es beinahe nicht glauben konnte, dass sie doch tatsächlich ein Skelett auf ihrem Schiff hatten. Die Stunden verflogen regelrecht und Sanji hätte schwören können, dass ihre Falten durch die Freude, die sie bei den Geschichten hatte, weniger wurden. Vorsichtig schielte er zu der großen Uhr am Ende des Raumes und stellte fest, dass er sich langsam wieder auf den Weg machen musste. „Du musst zu deinen Freunden zurück, nicht wahr?“, fragte sie ein wenig traurig. „Leider, aber ich verspreche Ihnen, dass wenn wir jemals wieder zu dieser Insel kommen sollten, ich Sie besuchen werde. Mit neuen Geschichten.“ „Ich bezweifle, dass ihr noch einmal herkommt“, sagte sie lachend. „Aber bevor du gehst... folge mir.“ Sanji nickte zögernd und stand von dem hölzernen Stuhl auf, um der Greisin durch das Geschäft, zu einem der hintersten Räume zu folgen. „Du hast mir Heute viel Freude bereitet und dafür möchte ich dir etwas schenken.“ „Das brauchen Sie nicht. Sie haben mich bereits reichlich mit Wasser versorgt“, antwortete der Blonde höflich. „Nichts da!“, sagt sie und durchstöberte einen alten, verschnörkelten Schrank. „Wo sind sie denn... wo... ah, hier!“ Hervor zog die Frau eine metallene Schatulle. Interessiert betrachtete Sanji das Objekt und fragte sich nun doch, was die merkwürdige Oma da für ihn hatte. „Mein Enkel hat mir das vor einigen Jahren mitgebracht“, erzählte sie und öffnete den Deckel. Darin lagen vielleicht zwanzig, höchstens dreißig, verschrumpelte weiße Kugeln. „Weißt du was das ist?“ „Beeren? Ein Gewürz? Erleuchten Sie mich.“ „Mein Enkel hat sie auf einer beinahe verlassenen Insel gefunden. Von den Einheimischen wurden sie 'Wahrheitsfrüchte' genannt, da sie das hervorbringen, was man sonst nie erfahren würde.“ „Wie meinen Sie das?“ „Schluckt man eine dieser getrockneten Beeren, kann man die Gedanken aller Menschen hören, die in der Nähe sind. Ich muss jedoch sagen, da sie schon alt und vertrocknet sind, reicht die Weite vielleicht nur zehn bis fünfzehn Meter.“ „Wirklich? Diese kleinen Dinger können das?“, fragte Sanji und rollte eine der Perlen zwischen seinen Fingern umher. „Und wie lange kann man dann die Gedanken anderer hören?“ „Ich würde behaupten, dass die Wirkung vielleicht nur noch eine Stunde anhält.“ „Hmmmm“, Sanji betrachtete weiterhin die weißen Kugeln und runzelte seine Stirn. „Ich glaube nicht, dass ich dafür Verwendung habe. Außerdem weiß ich nicht wie ich sie einsetzen sollte. In meiner näheren Umgebung, gibt es ja nur meine Crew.“ Die Augen der Frau funkelten verdächtig, als sie sich dem Gesicht von Sanji näherte. „Stell dir doch mal vor wie einfach es damit wäre eine schöne Frau zu umgarnen.“ „Hm?!“, Sanjis Ohren spitzen sich bei diesen Worten. „Du würdest immer genau wissen, was sie denkt und will...“ „Uhm, also, wenn Sie unbedingt wollen, dass ich sie nehme, dann...“ „Wusste ich es doch“, grinste sie verschmitzt. „Es wäre eine Schande, wenn du sie nicht nimmst. In einigen Monaten sind sie sicher unbrauchbar und ich müsste sie wegschmeißen. Hier bitte.“ Sie überreichte Sanji die Schatulle und schloss daraufhin wieder den Schrank. „Und nun geh, mein Junge. Ich wünsche dir und deinen Kameraden eine gute Reise. Ah, und falls du jemals meine Familie treffen solltest, richte ihnen Grüße von mir aus. Ramja ist mein Sohn und mein Enkel heißt Ramjuni.“ „Das werde ich machen. Bis bald, Madam“, sagte Sanji und verbeugte sich zum Abschied. Die Greisin winkte ihm zu, während Sanji seine Einkaufstüten einsammelte und aus dem Laden verschwand. Er warf einen letzten Blick auf das Türschild. „Granzis Geschäft. Etwas für Jeden“. 'Vielleicht sollte sie ihr Motto ändern, damit sie mehr Kundschaft hat', dachte er bei sich. Der Blonde Schüttelte seinen Kopf und schritt dann wieder die Gasse entlang. Ab und an blieb sein Blick auf der Tüte mit der Schatulle und den darin enthaltenen „Wahrheitsbeeren“ hängen. Eigentlich dürfte das recht lustig sein. So hätte er vielleicht mehr Chancen bei Nami oder Robin. Zurück auf dem Schiff wurde er von einem Teil der Crew mit frisch gefangen Fischen begrüßt. Luffy, Chopper und Usopp hatten wohl die neuen Angeln ausprobiert, während der Rest irgendwo auf dem Schiff verstreut die von Franky gebaute Klimaanlage genoss. „Sanji~, kannst du die heute Abend für uns braten?“, fragte der Kapitän mit großen Augen. „Klar, bringt sie in die Kombüse, aber passt auf, dass ihr nichts dreckig macht.“ „Geht klar, Sanji!“, warf Usopp dazwischen, der sich bereits einige der Fische aufschulterte und in die Küche brachte. „Alles ok, Sanji? Warum siehst du so müde aus?“, fragte Chopper, der sich den Koch besorgt ansah. „Es ist nichts. Nur diese verdammte Abendsonne“, seufzte Sanji und schleppte sich in Richtung Kombüse. „Das glaube ich dir. Hätte ich mir nicht die kleinen Eisboxen um den Bauch gebunden, würde ich auch flach liegen“, kicherte Chopper. Den ganzen Tag draußen herum laufen und ohne Punkt und Komma Geschichten zu erzählen, machte echt müde. Sanji konnte nun endlich die Tüten in seiner heiß geliebten Küche abstellen und zündete sich eine Zigarette an. Genüsslich paffte er an seinem Glimmstängel, bis er geräuschvoll in die Plastiktüte griff und die Metallschatulle hervorholte. Sollte er es ausprobieren? Jetzt? Die Versuchung war wirklich groß. Er war schon neugierig, ob es wirklich funktionieren würde oder, ob die Oma ihn nur veräppelt hatte. Nach einigen Momenten schüttelte er jedoch mit dem Kopf und schloss seine Augen. „Kochen, ich muss Abendessen kochen!“, ermahnte er sich und krempelte seine Ärmel hoch. Zum Glück hatte Franky auch hier eine Klimaanlage eingebaut. Sanji war echt froh, dass sie jemand an Bord hatten, der etwas von Technik verstand. Wenn Lyopp so etwas konstruiert hätte, wäre das Schiff am Ende noch in die Luft geflogen. Ein letztes Mal zog er an seiner Zigarette und drückte den Stummel dann in einem Aschenbecher aus. Schnell wusch er seine Hände und machte sich daran Gemüse zu schneiden und die von seinem Kameraden gefangenen Fische auszunehmen. Mit einem Lied auf den Lippen streute er die neu erworbenen Gewürze auf die Fische und rieb sie ein. Er liebte es einfach in Ruhe zu kochen und seinem Rhythmus zu folgen. Nur durch die Tür konnte er ab und an Gebrüll oder Lachen hören. Nichts desto trotz galt all seine Konzentration dem Fisch, der unter seinen schlanken Fingern lag. Seine meditative Kochkunst wurde jedoch nach einigen Minuten von einer schwungvoll aufgestoßenen Tür unterbrochen. „Sake“, war das einzige Wort, das Zoro sagte, als er Sanjis Heiligtum betrat. „Hat es dir nicht gereicht dein Hirn den ganzen Tag in der Sonne brutzeln zu lassen? Musst du dir nun auch noch die letzten Hirnzellen wegsaufen?“, fragte Sanji genervt, als er mit seinem Messer kleine Schnitte in den Fisch machte. „Laber nicht 'rum, Kochlöffel, gib mir lieber meinen Sake“, grummelte der Grünhaarige mit verschränkten Armen. „Im rechten Schrank ganz unten“, murrte der Smutje genervt. 'Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich die Gedanken des Marimos nicht mal hören könnte, wenn ich genau neben ihm stehe. Der kann sicher nicht mal mehr denken nach all der Sauferei.' „Was gibt’s heute Abend zu essen?“, fragte Zoro, als er seinen Lieblings-Sake aus dem Schrank holte. „Fisch, kannst du doch sehen“, sagte Sanji schnippisch. „Mhm“, antwortete der Grünhaarige kurz und stapfte dann aus der Kombüse ohne ein weiteres Wort zu sagen. „Blöder Marimo, muss der mir immer die Laune verderben?!“, nuschelte Sanji. Schnell warf er einige der Gemüsestücke in den Kochtopf und gab Öl in die Bratpfanne. „Ich sollte lieber daran denken, dass ich mit diesen Beeren die tiefsten Gedanken von Nami-swan und Robin-chwan erfahren kann.“ Schnell hellte sich seine Stimmung wieder auf, worauf ihm auch das Kochen leichter von der Hand ging. In seinem Kopf stellte er sich vor, wie er Nami oder Robin erobern könnte und ihnen sprichwörtlich die Wünsche von den Augen ablesen könnte. Das alles war nun möglich! Davor hatte er nicht einmal den Hauch einer Chance, doch nun kam sie angerollt, in Form einer kleinen vertrockneten Beere. Kapitel 1: Eine Beere zum Frühstück ----------------------------------- "..." Sprechen '...' Gedanken #...# Gedanken, die man nur wegen den Beeren hören kann -------------------------------------------------- Es war einen Tag her, dass die Strohhutpiraten die Insel verlassen hatten und Sanji immer wieder an die Beeren denken musste. Im Moment saß er in der Küche, das fertige Frühstück stand bereits auf dem Tisch, und er war damit beschäftigt seine morgendliche Zigarette zu rauchen. Die Schatulle hatte er im hintersten Unterschrank versteckt, hinter den Oliven, in der Hoffnung, dass nicht einmal Luffy in seinem nächtlichen Fresswahn diese finden würde. Doch nun saß er hier und hielt eine der weißen, getrockneten Früchte in der Hand und besah sich diese genauer. Er hatte die ganze Nacht wach gelegen und die Konsequenzen bedacht, die das alles haben könnte. Wenn man es moralisch betrachtete, würde er mit dieser Aktion in die Privatsphäre seiner Freunde einfallen. Auf der anderen Seite war es einfach zu verlockend, als es nicht zu tun. Was hatte er schon zu verlieren? Es war ja nicht so, dass einer von ihnen ein riesiges Geheimnis hatte, dass er nicht teilen würde. Außerdem könnte er damit Namis oder Robins Herz erobern, weil er ihnen dann die Wünsche von den Augen ablas. Verlockend, einfach zu verlockend. Tief atmete der Blonde den blauen Rauch ein und sah dann auf die Küchenuhr, die neben dem Kühlschrank hing. In nicht mal zehn Minuten würden die ersten hier auftauchen und ihren Hunger stillen wollen. Wenn er die Beere ausprobieren wollte, dann wäre jetzt die beste Chance. „Wehe die schmeckt eklig“, knurrte er und schluckte sie ohne noch weiter zu zögern herunter. Sie schmeckte nach... gar nichts. Quälend langsam schien sie seine Kehle herunter zu rutschen und den Weg zu seinem Magen zu finden. Während er weiterhin an seinem Glimmstängel zog, versuchte er sich auf irgendein neues Gefühl zu konzentrieren. Er wusste nicht auf was, doch irgendwie hatte er gehofft etwas zu spüren oder eine Veränderung zu bemerken. Aber er fühlte sich nicht anders. Ein wenig enttäuscht drückte er seine Zigarette aus und zündete sich gleich darauf eine neue an. „Die Oma hat mich angelogen. Die wollte sicher nur etwas von ihrem Kram an einen irgendeinen Dummen loswerden“, nuschelte er in seinen Filter hinein. „Was für eine Oma?“, fragte Robin, die gerade zusammen mit Nami die Kombüse betrat. „Oh, niemand, niemand. Setzt euch doch schon mal und fangt an zu essen. Ich hole euch euren Fruchtsaft und Kaffee.“ „Danke, Sanji“, sagte Nami und setzte sich neben Robin, um sich etwas von dem Müsli in die Schüssel zu tun. „Robin, du musst mir heute mit einer Karte helfen. Du warst doch am anderen Ende der Insel.“ „Ja war ich und ich helfe dir gern, wenn du willst. Ich habe heute nichts weiter zu tun.“ Sanji hörte dem Gespräch mit halben Ohr zu, während er seinen geliebten Frauen den frisch gepressten Saft eingoss. Genervt stellte er fest, dass die Beeren anscheinend wirklich nicht wirkten, denn so sehr er sich versuchte zu konzentrieren, nichts passierte. Auch nicht bei dem Rest der Crew, die wenige Minuten später in die Küche stürmte und sich wie die Tiere über das Essen hermachte. Als letzter betrat Zoro gähnend die Kombüse. Nachtwache oder nicht, er war, egal zu welcher Uhrzeit, wie ein Faultier und schien sich für keine Belange zu interessieren. Wortlos setzte sich der Grünhaarige an seinen Platz und schaufelte sich wahllos etwas von dem Frühstück auf seinen Teller. Sanji verdrehte seine Augen, als er mit einem Teller zu dem Nachzügler trat und ihm diesen hinstellte. „Hier, dein Rührei“, sagte Sanji schnell bevor er sich seinen favorisierten Frauen zuwandt. „Nami-san, Robin-chan, möchtet ihr noch etwas haben?“ „Nein, ich bin versorgt.“ „Ich auch“, antwortete Robin, während sie an ihrem frischen Kaffee nippte. #Bescheuerter Karottenputzer!# „Wie war das, Säbelrassler?“, wütete Sanji reflexartig und sah Zoro daraufhin herausfordernd an. Zoro jedoch erhob seinen Blick vom Teller nur langsam. Sein Gesicht zierte eine zusammengekniffene Augenbraue und einen fragenden und leicht genervten Blick. „Was willst du, Koch?“ „Sanji-Bro, ist alles klar?“, fragte Franky, der neben Zoro saß. „Der Marimo sucht schon früh am Morgen Streit, das ist los“, antwortete Sanji gelassen, während er weiterhin in das fragende Gesicht sah. „Mein Bro, Zoro hat doch gar nichts gesagt.“ „Hä?“, hakte der Blonde nach. #Wahrscheinlich hat er sich einen Sonnenstich auf der letzten Insel geholt. Chopper sollte sich Sanji-Bro echt mal angucken#, erklang Frankys Stimme. Moment, Franky? Der war genau in seinem Blickfeld und Sanji hatte nicht gesehen, dass dieser geredet hatte. #Meine Güte, was für ein Lärm. Können die denn nie ruhig sein beim Essen?!# Nami? #Ich muss Chopper nachher beim Medizinschrank helfen... hm, ja und danach das Waffenlager überprüfen.# Usopp? #Wie ich es mir dachte... er IST ein bescheuerter Karottenputzer. Jetzt ist er komplett verrückt geworden.# MARIMO! 'Oh mein Gott! Es funktioniert wirklich!', schrie Sanji sich selber aufgeregt in Gedanken an. 'Das ist ja irre. Aber Moment... ich kann nicht die Gedanken aller hören... nur die von Nami, Marimo, Usopp und Franky. Das heißt also, dass ich niemanden hören kann, der Teufelskräfte hat? Das ist Betrug!!! Robin, ich will auch Robin hören.' „Sanji, alles klar bei dir?“, fragte Chopper besorgt, als er das zerknautschte Gesicht des Kochs sah. „Ja, alles klar“, lachte Sanji und versuchte sich weiter auf die schwarzhaarige Schönheit zu konzentrieren. 'Na los, das muss doch irgendwie gehen. Wie unfair wäre das denn, wenn ich nur die Hälfte der Sippe hören kann.' Doch egal wie sehr er sich auch konzentrierte, er konnte niemanden sonst hören. Das einzige, was er in seinem Kopf vernahm war Usopp, der unnütze Gedanken hatte, Nami, die genervt schien, Franky, dessen Fantasien 8 Uhr morgens schon nicht Jugendfrei waren und Zoro, der sich im Moment seinen Schlaf- und Trainingsplan zusammenstellte. Nun, wie dem auch sei. Er konnte Nami hören und das musste vorerst reichen. #Hoffentlich halten die heute mal ihre Klappe, wenigstens solange ich an meiner Karte arbeite.# Sanjis Augenbraue zuckte aufgeregt. Da hätten wir doch schon die erste „gute Tat“. Die Crew in Zaum halten, solange Nami-Schatz an der Inselkarte arbeitete. Wobei sich diese Aufgabe doch als etwas schwerer herausstellen dürfte, schließlich kannte er seine Freunde. Und solange das Wetter auf See gut war, verbrachten die meisten den Tag damit Unsinn zu machen. „Ich verzieh mich dann mal. Habe noch einiges zu tun“, sagte Franky und stand vom Tisch auf. Kurz darauf verschwanden dann auch Chopper, Franky und Usopp. Luffy folgte ihnen mit einem riesigen belegten Brot. Brook saß in der Ecke der Küche und schrieb ruhig an einem neuen Lied, während Zoro sich zu seinem morgendlichen Training aufmachte. „Robin, ich geh schon mal in mein Arbeitszimmer.“ „Alles klar, Nami, ich komme dann nach“, sagte die Archäologin, während sie ihren Kaffee austrank. „Sanji, wenn du willst, kann ich dir beim Abwasch helfen.“ „Oh, das freut mich Robin-chan! Das macht meinen Tag gleich viel schöner, wenn er so anfängt“, frohlockte der Blonde, als er das Geschirr vom Tisch abräumte. #Wehe Sanji hält Robin zu lange auf. Ich will diese Karte endlich fertig haben und an meiner Weltkarte weiterarbeiten.# Nami schien heute ziemlich genervt zu sein, stellte Sanji fest. Oder war sie etwa immer so? Nein, seine Nami war eine Frohnatur! Wahrscheinlich war sie einfach nur mit dem falschen Fuß aufgestanden. „Reiche mir einfach die Teller, ich trockne dann ab“, sagte Robin und stellte sich neben Sanji, der seine Hände bereits tief im Seifenwasser hatte. „Das ist so nobel von dir, dass du mir freiwillig hilfst“, säuselte er und reichte ihr eine Tasse. „Die anderen verschwinden immer so schnell, dass ich am Ende alles alleine machen muss.“ Die Archäologin kicherte ein wenig. „Das stimmt wohl. Sie drücken sich eben gern vor der Arbeit.“ #... Das hier und... dort war der Berg. Ich habe doch irgendwo die Daten aufgeschrieben...# Sanji sah unauffällig zur Küchendecke. Genau über ihnen hatte Nami ihr Arbeitszimmer. Das heißt also, dass man sie auch durch die Wände hören konnte. Sehr interessant. Usopp und Franky waren irgendwo im unteren Bereich des Schiffes – wohl zu weit weg, denn von ihnen hörte er keinen Mucks. Die merkwürdige Oma hatte wohl recht damit, dass die Reichweite nur zehn Meter, wenn überhaupt betrug. #... 2, 3, 4, 5... verflucht, mir knurrt der Magen. Ich hätte mehr zum Frühstück essen sollen... 6, 7, 8, 9... Das ist nur die Schuld dieses verdammten Kochlöffels. Naja, wenigstens gab es Eiweiß.# 'Dieser... Marimo! Verflucht, kann der sich nicht aus meinem Radar entfernen? Ich will lieber nur Nami hören. Was muss der auch unbedingt hier auf dem Deck trainieren. Blöder Hirni!' „Alles in Ordnung, Koch-san? Du scheinst abgelenkt“, stellte Robin verwundert fest. Irgendwie wirkte Sanji wütend, doch sie konnte die Quelle nicht ausmachen. „Hm, was? Nein, alles in Ordnung, Robin-chan. Ich habe nur an etwas denken müssen.“, sagte Sanji schnell. „Erzähl du doch lieber, ob du auf der Insel etwas interessantes entdeckt hast. Wir hatten noch gar nicht die Gelegenheit darüber zu reden.“ „Leider nicht. Es gab dort zwar einige Ruinen, aber die waren leider nicht sonderlich alt. Von daher lohnte es sich nicht wirklich sie weiter zu erforschen. Ich hoffe auf der nächsten Insel habe ich mehr Glück.“ „Das hoffe ich für dich. Du arbeitest ja gerade an deinem Buch, nicht wahr? Ich bin gespannt darauf es zu lesen, wenn es fertig ist.“ „Das ist nichts besonderes“, lachte Robin, während sie weiterhin einige Teller abtrocknete. „Ich schreibe nur das auf, was bisher keiner getan hat. Und ich glaube, dass es leider nur für Historiker interessant sein wird.“ „Das darfst du nicht so sehen. Wenn du so schön schreibst wie du aussiehst, dann wird jeder dein Buch lesen wollen.“ „Das ist lieb“, lachte Robin. „Und bei dir? Hast du auf der Insel denn was interessantes ergattern können?“ „Hmmm“, Sanji überlegte, was er außer den „Wahrheitsbeeren“ gefunden hatte, „ein Gewürz, dass es wohl nur auf dieser Insel gibt. Ich habe es jedenfalls bisher noch-“ #Verdammt, wo bleibt Robin? Dieser Sanji hat sie bestimmt um den Finger gewickelt und lässt sie nun nicht gehen. Ich brauch die Daten für die Nordseite! Argh, verfluchter Sanji und sein rumgeflirte!# „... uhm... ich habe... uhm ja, das Gewürz bisher noch nirgends gesehen. Genau das wollte ich sagen.“ „Sanji? Ist wirklich alles in Ordnung mit dir? Du benimmst dich heute früh wirklich merkwürdig.“ „Es ist nichts, es ist nichts. Aber Robin, du solltest lieber zu Nami gehen. Sie wartet sicher schon auf dich.“ „Vielleicht hast du recht“, antwortete sie, als sie den letzten Teller in das Abtropfgitter stellte. „Wenn du hier alleine klar kommst, geh ich dann mal.“ „Das macht wirklich nichts. Ich bin es, wie vorhin gesagt, ja schon gewohnt“, winkte der Blonde ab. „Ich bringe euch dann später etwas zum Brunch.“ „Danke, Koch-san, bis nachher dann.“ Sanji nickte ihr zu und als er sah, dass sie die Küchentür schloss, seufzte er auf. Er war froh, dass Usopp und Franky nicht in Reichweite waren. Namis gedankliches Kartografieren und das Gewichtheben vom Marimo schien sich gleichzeitig in seinem Kopf abzuspielen. Immer wieder „134, 135, 136, 137...“ Das nächste Mal, sollte er die Beere nehmen, wenn Zoro sein Nickerchen hielt. Der konnte ihm aber auch echt alles mies machen. Nach zehn weiteren Tellern, nickte er zufrieden zu seiner getanen Arbeit und zündete sich seine Belohnungszigarette an. #20 Meter östlich... und dort war dann der Wald, ja...# Nami schien echt beschäftigt mit ihrer Arbeit zu sein. Es war wohl besser, wenn er den Brunch später hoch brachte, wenn sie mit der Karte fertig war. Zur eigenen Bestätigung nickte er noch einmal und setzte sich dann an den Küchentisch. #242, 243, 244...# 'Dieser... Vollpfosten“, dachte Sanji genervt. 'Ich würde allzu gerne wissen, warum er seine Übungen immer ausgerechnet hier auf dem Deck machen muss, wo ich ihn sehen... nein, hören kann!' „Sanji? Du siehst aus, als ob du gleich zum Schlag ausholen würdest.“ „Was?“, fragte Sanji überrascht. 'Oh, Brook, ich habe völlig vergessen, dass er noch immer hier in der Küche ist.' „Störe ich dich? Soll ich lieber woanders hingehen und meinen Text schreiben?“ „Nein, ist in Ord-“ #Luffy, du Arsch, bleib stehen# „LUFFY! Gib mir das sofort zurück!!!“, schrie Usopp in einer Lautstärke, die das ganze Schiff hätte erschüttern können. „Ich will es doch nur ausprobieren!“, konterte der Kapitän. #.... Ganz ruhig, Nami, du darfst nicht durchdrehen. Wäre auch zu schön gewesen, wenn diese Trottel einmal ruhig wären... denk an deine Karte...# Da war es, seine Chance, auf die er insgeheim gewartet hatte. In einer strahlenden Pose, stand er auf und schritt aus seiner Kombüse auf das Deck. Kurz richtete er sich seine schwarze Krawatte und den Jacketkragen und besah sich das Schauspiel. #Nein, er darf die Harpune nicht nehmen... die ist nicht mal an einem Strick festgebunden. Oh, Mann, Luffy.# Kurz räusperte Sanji sich. „Haltet die Klappe!“, rief er zu den beiden, die gerade Katz und Maus auf dem Deck spielten. Luffy hatte eine riesige Harpune in der Hand, die er anscheinend ausprobieren wollte – wofür auch immer. Und Usopp rannte ihm keuchend hinterher. „Ihr sollt ruhig sein, habe ich gesagt! Nami arbeitet und ihr geht gefälligst wieder und spielt woanders weiter.“ #Sanji#, dachte Nami. 'Ja, jetzt kommt es. Dankbarkeit. Liebe! Ich habe das Tor zu deinem Herzen geöffnet', dachte der Blonde freudig. Doch das war nicht das einzige, was geöffnet wurde. Die Tür zu Namis Arbeitszimmer sprang auf und heraus trat eine wütende Navigatorin. „Was brüllst du nun auch noch hier 'rum!“, rief sie Sanji entgegen. „Schlimm genug, wenn es zwei sind, aber drei? Geht alle einfach irgendwo hin, wo ich euch weder sehen, hören noch riechen kann! Ich habe heute keinen Nerv für eure Kindereien!“ „Aber Nami“, sagte Luffy und hielt ihr die Harpune entgegen. „Ich wollte damit was fangen.“ „Das kannst du auch morgen machen, Luffy. Verzieht euch!“ „Wohl gesprochen, Nami-san“, säuselte Sanji ihr entgegen. #Wow, ist die übel drauf#, dachte Usopp und nutzte die Sekunde der Unachtsamkeit, um Luffy das Fangwerkzeug aus den Händen zu reißen. „Lass uns verschwinden, Kapitän.“ „Meinetwegen“, grummelte Luffy und ließ seine Arme hängen. Das war so typisch für ihn. Man nahm ihm sein Spielzeug weg und schon war er trotzig, wie ein kleines Kind. #Die Seehexe hat mal wieder gewettert#, gab Zoro zum Besten. Vorsichtig sah Sanji daraufhin wieder zu Nami, die noch in ihrer Arbeitstür stand und darauf wartete, dass Ruhe einkehrte. Sofort fing sie den Blick von Sanji mit stechenden Augen ein. #Dieser Sanji, muss der sich nun auch immer wie ein Kindskopf aufführen? Aber mir ist das allemal lieber als seine bescheuerten und pubertären Annäherungsversuche. Wann rafft der das eigentlich auch mal, dass ich keinen Bock auf ihn oder überhaupt so etwas habe.# Autsch. Das hatte gesessen. Sanji sah, dass Nami hörbar aufstöhnte und die Tür zu ihrem Zimmer zuknallte. Na ganz toll. Sein heldenhafter Plan wurde von seinem Übermut praktisch zerstört und nun sah er das Tor zu Nami Herzen buchstäblich wieder zufallen. Den Tag hatte er sich damit gründlich kaputt gemacht. #Meine Güte, was für ein Trarar. 312, 313, 314, 315... Und dann geifert die Hexe auch gleich noch den Kartoffelschäler an. Die soll froh sein, dass der ihr mindestens zehn Mal am Tag was zu Essen bringt. 325, 326... Ich habe den Luxus nicht! Am liebsten würde ich diesen Koch-# 'Was zum?', schrie Sanji in seinen Gedanken. 'Am liebsten würdest du mich was? In Stücke schneiden?' Wütend stapfte Sanji auf Zoro zu, doch stoppte wenige Schritte vor ihm. Er hörte Zoro nicht mehr zählen. Hieß das etwa...? Ja, auch Nami hörte er nicht mehr. Die Wirkung hatte aufgehört?! „Is' was?“, fragte Zoro genervt, als er den Schiffskoch nur wenige Schritte von ihm stehen sah. Tatsache, da war gar nichts mehr. Zoro ignorierend stürmte er zurück in seine Küche. Die Wirkung hatte wann noch mal angefangen? So gegen 8:10 Uhr. Da war Zoro in die Küche gekommen. Und wie spät war es jetzt? Sein Blick suchte die Uhr an der Wand. 10:02 Uhr. Beinahe zwei Stunden! Doch mehr als eine Stunde! 'Wow, nicht schlecht. Zwei Stunden sind wirklich mehr als genug um Nami-' Der Koch stockte in seinem Gedankengang. 'Wann rafft der das eigentlich auch mal, dass ich keinen Bock auf ihn oder auf so etwas habe', das hatte sie von ihm gedacht. Wenn sie es GESAGT hätte, würde er daran zweifeln, da Menschen immer was anderes sagen, als sie denken. Wahrlich denken Menschen, was sie in Wahrheit empfinden. Das hieße dann wohl, dass sie ihn wirklich nicht mal ein klein wenig interessant fand. 'Ach hör auf', lachte Sanji. 'Wer bin ich denn? Nach einem Versuch gebe ich doch nicht kleinbei. In einer Stunde werde ich ihr, und Robin den leckersten Erdbeerpudding der Welt bringen. Dann wird sie sich schon wieder beruhigt haben. Und Morgen starte ich einfach einen neuen Versuch. Beeren habe ich ja genug.' Gesagt, getan. Sanji flog regelrecht zu seinem Kühlschrank und besah sich den Inhalt. Für zwei Pudding brauchte er zum Glück nicht so viel. Gerade als er ein Ei aus dem Seitenfach nehmen wollte, hielt er wieder in seiner Bewegung inne. Unabsichtlich schlichen sich Zoros Worte in seinen Kopf. 'Und dann geifert die Hexe auch gleich noch den Kartoffelschäler an. Die soll froh sein, dass der ihr mindestens zehn Mal am Tag was zu Essen bringt... Ich habe den Luxus nicht!' Hatte der Marimo ihn da irgendwie auf seine eigene schräge Art verteidigt? Nein, das war nicht die Art des beinahe weltbesten Schwertkämpfers. Aber irgendwo hatte er ja recht. Er bevorzugte die beiden Frauen eindeutig. Vielleicht sollte er Zoro und den anderen auch was zum Brunch machen, um die ausgleichende Gerechtigkeit wieder herzustellen. „Außerdem ist der Grünspan noch hungrig. Wer weiß, warum der so wenig gegessen hat“, nuschelte Sanji in Erinnerung, dass Zoro etwas von Magen knurren gedacht hatte. „Moment mal!!!“ Warum dachte Sanji plötzlich an Zoro, der hatte das Nami-Robin-Gedanken-Monopol plötzlich mit seinen unnützen Kommentaren überlagert. Eigentlich ein Wunder, dass dieser Schwertkämpfer etwas sinnvolles dachte. Nein, das war eigentlich egal. Was den blonden Koch störte, war die Tatsache, dass er überhaupt über etwas grübelte, was Zoro dachte. Beinahe wütend über sich selber packte er die Zutaten für eine riesige Schüssel Pudding auf seine Arme und brachte alles zu seinem Küchenpult. Eier, Milch, Zucker und Erdbeeren. Gekonnt und mit beinahe geschlossenen Augen rührte er sein Meisterwerk zusammen und verteilte dann die Puddingmasse in acht Schüsseln, vor der neunten stoppte er. 'Verflucht, der Marimo hasst alles Süße!' Zähneknirschend besah er sich sein fertiges Werk und überlegte, was er Zoro für eine Extrawurst machen sollte. Nach einigem hin und her, fiel ihm ein, dass er noch gekochten Reis übrig haben musste. 'Was soll's, dann kriegt er eben Onigiri. Wenigstens ist das nicht viel Arbeit.' Da der Pudding sowieso noch etwas brauchte, um abzukühlen, schenkte er seine Aufmerksamkeit dem Reis und den Noriblättern. Fünf große Onigiri sollten dem Gierschlund wenigstens bis zum Mittagessen das Maul stopfen. „Sanji?“, fragte Brook im Hintergrund. Der Koch ließ vor Schreck beinahe eines der Bällchen fallen. Dieses Skelett war ja immer noch da! Was war der eigentlich? Unsichtbar? Hatte er die Kraft seine Aura zu löschen. „Ja?“ „Ist der Pudding für die Crew?“ „Jap, ich dachte, dass wir vielleicht alle etwas zum Brunch essen könnten.“ „Wow, das hast du ja noch nie gemacht. Kann ich meinen jetzt schon haben?“ „Hm, wenn du willst“, sagte der Koch und legte den fertigen Reisball zur Seite, um Brook eine der Schüsseln und einen Löffel zu bringen. „Was grinst du denn so?“ „Ach, ich habe dich nur die ganze Zeit beobachtet wie du Selbstgespräche geführt hast. Das war wirklich lustig.“ „Vergiss das bitte schnell wieder. Die anderen denken eh schon, dass ich heute eine Macke habe.“ „Kein Ding, danke für den Pudding.“ Er musste wirklich aufpassen, dass er nicht weiter auffiel, sonst würden sie wirklich noch Verdacht schöpfen, dass etwas nicht „normal“ war. Kurz atmete der Koch tief ein und formte den letzten Onigiri in seiner Hand, bevor er es mit Norbiblättern umhüllte. Ein kurzer, prüfender Blick verriet ihm, dass die Puddings nicht mehr ganz so heiß und bereit zum essen waren. Er verteilte die Schüsseln auf ein großes Tablett und machte sich mit diesen auf den Weg zu seinen Crewmitgliedern. Die Suche stellte sich als leicht heraus. Luffy, Usopp und Franky waren im Waffenraum und werkelten an den Kanonen herum. Nun, Luffy saß ehrlich gesagt nur mitten im Raum und erzählte etwas von einem Seekönig, der von einem Hai angeknabbert wurde. Was auch immer. Er musste die Pointe verpasst haben. Sobald Sanji die Schüsseln auf einen Tisch stellte, stürmten alle praktisch darauf zu. Bei Chopper war es ähnlich. Er krallte sich regelrecht an Sanjis Seite und dankte ihm überschwänglich. Doch Sanjis eigentliches Ziel war das Arbeitszimmer von Nami. Er schüttelte also den Fellball von seinem Jacket ab und ging zurück aufs Deck, um die Treppe zu Namis Arbeitszimmer zu nehmen. Aus seinem Augenwinkel konnte er sehen, dass Zoro auf sein Tablett sah und ein lautes „tsk“ von sich gab. Dafür brauchte er nicht einmal die 'Wahrheitsbeere', um wissen zu müssen, was Zoro gerade dachte. 'Die Hexe und das andere Weib bekommen mal wieder was zu essen, während ich leer ausgehe.' So etwas in der Art war es sicherlich. Sanji konnte doch nichts dafür. Er liebte Frauen einfach zu sehr und das zeigte er ihnen eben. Zu dankbar war er für die Existenz derer. Vielleicht lag es aber auch an seiner Mutter, die wie er in Erinnerung hatte, eine ausgesprochene Schönheit war. Kurz klopfte er an die Arbeitstür und räusperte sich. „Robin-chan, Nami-san, ich habe euch etwas zum Brunch gebracht“, sagte er bevor er das Zimmer betrat. Er erkannte seine liebste Navigatorin, die sich über das Papier beugte und Robin, die in der Nähe von ihr saß und einige Sachen notierte. „Danke, Koch-san. Was gibt es denn?“, fragte Robin, die von ihren Notizen aufsah. „Erdbeerpudding. Ich hoffe es schmeckt euch“, sagte er und stellte die Schüsseln auf den Tisch ab. „Danke“, sagte Nami schließlich. „Pass bitte auf, dass du mir nichts voll kleckerst.“ „Keine Angst, mein Nami-Schätzen. Ich hoffe du wirst mit deiner Arbeit bald fertig sein.“ Als Antwort bekam er nur ein Grummeln und ein entschuldigendes Lächeln von Robin. Sanji verstand. Nami war gerade eindeutig nicht in Stimmung für Konversation. Wahrscheinlich lief etwas mit dem kartografieren nicht so ganz wie sie wollte. Leise verschwand er wieder aus dem Zimmer und nahm den Weg zu seiner Küche, um die frischen Reisbällchen einzusammeln. 'Wehe der zeigt keine Dankbarkeit', dachte er, als er wieder aufs Deck trat. 'Was mache ich mir eigentlich vor? Der Muskelidiot zeigt doch nie Dankbarkeit!' Kurz besah sich Sanji den Grünhaarigen, der immer noch beim Training war. Nach einigen Augenblicken schien es Zoro dann zu reichen und er stellte seine Hantel auf dem Boden ab. „Was glotzt du so?“, fragte er genervt. „Wieder eine Abfuhr von der Geldjägerin bekommen?“ „Hier“, sagte Sanji knapp und reichte seinem Gegenüber den Teller. „Was ist das?“ „Kannst du doch sehen. Onigiri.“ „Aha“, sagte Zoro, der sich gerade wieder runter beugte, um seine Hantel zu greifen. „Für dich, du Schwertheini. Die anderen haben Pudding bekommen, aber ich dachte, dass du das lieber hast.“ „Hm“, Zoro besah sich den Teller und runzelte seine Stirn. Zögernd sah er von den Reisbällchen in Sanjis Gesicht und wieder zurück. „Hast du da Gift reingemischt?“ „Nein, du Vollpfosten! Ich kann sie auch wieder mitnehmen!“ Es folgte eine längere Pause in der Zoro seinen Blick immer wieder von seinem Lieblingsessen zu Sanjis Gesicht schweifen ließ. „Stell's hier irgendwo hin. Ich muss erst mein Training machen.“ Der Blonde zuckte mit seinen Achseln und stellte den Teller daraufhin an ein schattiges Plätzchen. Aus dem Augenwinkel sah er, wie Zoro seine Hantel wieder in Beschlag nahm und sein Training fortsetzte. 'Der hätte sich ruhig mal bedanken können', dachte er, als er sich eine Zigarette aus der Hemdtasche zog und anzündete. 'Hab's doch gewusst. Undankbar. Verfluchter Marimo. Da will ich ihm EINMAL was Gutes tun... aber neeeein...' Der Schiffskoch zog sich wieder in seine Kombüse zurück, um seiner eigenen Arbeit nach zu gehen. Vielleicht sollte er ein neues Rezept ausprobieren? Etwas, was zum sonnigen Wetter passte. Er drehte sich halb um, um aus dem Bullauge seiner Küchentür zu sehen. Doch anstatt einen kurzen Blick auf den blauen Himmel und die grelle Sonne zu erhaschen, sah er wie die Hantel des Schwertkämpfers achtlos auf dem Deck lag und dessen Besitzer sich wie wild die Onigiri hineinschlang. „Blöder Moosschädel und sein Stolz“, nuschelte er mit einem leichten Lächeln. Zielstrebig schritt der Koch zu seinem Bücherregal und nahm ein Rezeptbuch heraus. Irgendetwas mit Fleisch. Das würde besonders die männlichen Crewmitglieder freuen. Etwas wahllos blätterte er durch die Seiten, während er sich eine neue Kippe anzündete. Was für ein Vormittag! Auf der einen Seite fühlte er sich irgendwie überschwänglich. Er hatte seiner Crew eine kleine, wenn auch eigentlich unbedeutende Freude gemacht. Aber, was er am aufregendsten fand war, dass die Beeren wirklich funktionierten! Auf der anderen Seite war seine Stimmung, was Nami anging, immer noch ein wenig betrübt. Mehr als es so lange versuchen, bis er Erfolg hatte, konnte er ja nicht tun. Doch würde er überhaupt jemals Erfolg haben? Die Wahrscheinlichkeit war nach heute verschwindend gering. Vor allem nachdem Sanji nun einen kleinen Einblick in die Gedankenwelt der Navigatorin erhaschen konnte. 'Ich muss mich einfach weiter anstrengen', dachte er, als er weiter im Rezeptbuch blätterte. 'Ich könnte mich besser auf Nami konzentrieren, wenn die anderen nicht andauernd in meine Hörweite kommen würden. Vor allem dieser Marimo!' Kapitel 2: "Nicht-moosig!" -------------------------- "..." Sprechen '...' Gedanken #...# Gedanken, die man nur wegen den Beeren hören kann. Das Zeichen ist bei allen Charakteren gleich. -------------------------------------------------- Und schon wieder hatte Sanji von Nami einen Tritt in den Arsch bekommen. Seufzend und mit einem betrübten Gesicht lehnte sich der Koch auf die Reling und sah, während seine Zigarette lose im Mundwinkel hing, in das Meerwasser. Vereinzelt konnte er kleine Fische erkennen, die sich im Blau tummelten. Nach dem Fehlschlag von gestern, hatte er ohne zu zögern und mit der festen Absicht heute keine Fehler zu machen, eine der Wahrheitsbeeren geschluckt. Bevor er sich jedoch die geschmacklose Kugel in den Mund geschoben hatte, beobachtete er Zoro, der sich Gott sei Dank gerade zu seinem vier-stündigen Mittagsschlaf legte und Usopp, der zusammen mit Franky einen Plan für die Kanonenausbesserung anfertigte. Hieße also, dass beide wieder im unteren Teil des Schiffs waren. Das alles schrie geradezu nach super Voraussetzungen, um nur Nami zu hören! Aber leider... Frustriert erinnerte er sich an die vorherige Stunde, in der die Beere angefangen hatte zu wirken und er sich seiner Sache mehr als nur sicher war. Nach einem gelungenen Mittagsessen und dem Abwasch, den er mal wieder alleine machen durfte, hatte er seine Chance erkannt und darauf gewartet, dass die Beere ihre Wirkung entfaltete. Von seiner Küche aus, hatte er einen super Blick auf das andere Ende des Decks und dort sah er etwas, was sein Herz praktisch zum Tanzen veranlasste. Seine geliebte Nami und Robin hatten es sich in der Sonne gemütlich gemacht und bräunten sich nur mit einem Bikini bekleidet auf den Liegen. Besser hätte es für ihn gar nicht kommen können. Eigentlich wollte er sofort aus der Kombüse stürmen und zu den Frauen rennen, doch dann besah er sich seine Kleidung. Die war wegen einer kleinen Essensschlacht, die Luffy angefangen hatte, schmutzig und klebrig geworden. Dieser kindische Kapitän und seine Ausfälle. Ein Wunder, dass ihr Schiff nicht schon längst auf dem Grund des Meeres lag. Sein, mit Soße bekleckertes Hemd betrachtend, erkannte er die Möglichkeit seinen neuen Anzug der Öffentlichkeit präsentieren zu können. Auf der letzten Insel hatte er es zwischen den Einkäufen geschafft in einem kleinen Bekleidungsladen hineinzusehen. Sofort hatte er sich in den schwarzen Nadelstreifenanzug verliebt. Leider hatte der Verkäufer ihm gesagt, dass seine Hosengröße ausverkauft war und so war er gezwungen die Hose eine Nummer kleiner zu nehmen. Abgesehen davon, dass sie nun enger saß, als seine anderen Hosen, fiel es sonst nicht wirklich auf. In Windeseile war er von seiner geliebten Küche in sein Zimmer geschwebt und hatte sich die Sachen herausgelegt. Das Jacket sollte er lieber nicht anziehen, da der Tag selbst für seine Verhältnisse zu heiß war. Er hatte gehofft, dass je weiter sie auf das Meer hinaustrieben, eine kühle Brise durch die Haare streifen würde, doch seine Vorstellung wurde aufs grausamste zerstört. Er beließ es also bei der Hose, einem altrosafarbenen Hemd und einer schwarzen locker sitzenden Krawatte. Zufrieden mit seinem Aussehen hüpfte er zurück auf das Deck und sah sich um. Sein Blick fiel auf den schlafenden Zoro, der es sich in einer schattigen Ecke gemütlich gemacht hatte und mit seinen Schwertern zu kuscheln schien. Schnell wendete er sich von dem Übel ab und sah zu den beiden Frauen, die in der Sonne lagen. Nach einigen Schritten merkte der Koch, dass die Wirkung der Beeren bereits angefangen hatte, denn er konnte Namis Gedanken immer deutlicher wahrnehmen. #...ich sollte vielleicht wirklich das Buch, von dem Robin vorhin erzählt hat, lesen. Womöglich gibt es darin einige Informationen über die Insel, auf die wir im Moment zusteuern...# „Nami-san, Robin-chan“, rief Sanji ihnen zu. „Darf ich mich ein wenig zu euch gesellen.“ „Gerne doch, Sanji“, sagte Robin und machte ihm Platz auf der Liege, damit er sich hinsetzen konnte. „Bist du mit deinem Küchendienst fertig?“ „Schon lange. Was macht ihr beiden Hübschen denn?“, fragte er, während er sich das Buch von Robin ansah. „Ich lese gerade ein Buch über die Flora auf der Bamboo-Insel.“ #Boha, wie nervig. Da will man einmal seine Ruhe und schon kommt der verliebte Pfau wieder an. Das ist ja nicht zum aushalten. Da fällt mir ein, dass ich meine Sonnencreme vergessen habe. Das ist auch nicht zum aushalten...# Sanjis linke Augenbraue zuckte und sein Mundwinkel zog sich unscheinbar nach oben. „Das klingt ja interessant, Robin“, sagte Sanji schnell und wandte sich dann der anderen Frau zu. „Nami-Schätzchen, ich sehe, dass du deine Sonnencreme gar nicht hier hast. Soll ich sie dir holen? Du willst doch sicher nicht, dass deine bezaubernde Haut einen Sonnenbrand bekommt.“ „Was? Uhm, ja. Sie ist in meinem Zimmer auf der Kommode. Aber komm ja nicht auf die Idee in meine Schränke zu gucken!“ „Keine Angst, ich respektiere deine Privatsphäre und würde das nie tun.“ #Von wegen. Der ist sicher gerade dabei sich ein Versteck für die geklauten BH's und Slips auszudenken. Perverser.# Das war eindeutig übertrieben! Dachte sie das wirklich von ihm? Blöde Frage, natürlich dachte sie das von ihm... Aber kam er ernsthaft so rüber? Dachte Robin am Ende das selbe? Etwas traurig ging er zurück in das Schiffsinnere, einige Gänge entlang, bis er schließlich Namis Zimmer erreichte. Er war bisher vielleicht nur zwei Mal hier gewesen, doch trotzdem wusste er genau welche Kommode Nami gemeint hatte. Er ergriff die kleine Flasche und machte sich mit ihr zurück auf den Weg. Den beiden waren noch nicht einmal seine neue Hose und Hemd aufgefallen. Ihm fiel es immer SOFORT auf, wenn die beiden etwas neues gekauft hatten. Beinahe auswendig kannte er ihre Kleidersammlung. Für Außenstehende mochte das schräg klingen, doch für ihn war das selbstverständlich. Er fand, dass es zur Höflichkeit gehörte einer Frau zu sagen, dass sie in ihrem neuen Kleid gut aussah. Kurz fiel sein Blick auf die Sonnencreme in seiner Hand und ein Seufzen verließ seine Lippen. Hoffentlich würde er Namis Stimmung dadurch wenigstens ein klein wenig steigern und am Ende durfte er ihr vielleicht sogar den Rücken eincremen! Mit einem Kichern betrat er wieder das Deck und steuerte auf seine zwei Göttinnen zu. „Nami-san, ich habe deine Sonnencreme mitgebracht.“ #Wurde ja auch Zeit, habe schon kurzzeitig gedacht, dass er mit meinen BH's vielleicht ein Theaterstück aufführt.# „Danke“, sagte die Navigatorin. „Soll ich dir vielleicht den Rücken eincremen? Da kommst du doch so schlecht hin.“ #Oh Gott, bitte nicht! Ich kann es nicht fassen, dass er mich das gefragt hat! Ich dachte echt, dass es schlimmer nicht kommen kann, aber das? Lieber beiß' ich mir die Zunge ab, als das ich den an meinen Rücken lasse.# „Brauchst du nicht. Robin wird das nachher machen.“ „O- Ok“ Das hatte wieder gesessen und zwar heftig. Wir sehr nervte er sie eigentlich? Klar, als Koch und Kämpfer schien sie ihn zu akzeptieren, aber das? Das hatte sich beinahe nach Ekel angehört. Nein, das war vielleicht zu hart gesagt, aber trotzdem. Alles, was er nun dachte war 'nicht auffallen, normal verhalten.' Vor allem, weil Robin in der Nähe war. Diese Frau hatte ja ein Gespür dafür, wenn etwas nicht der Norm entsprach. „Soll ich euch nachher etwas zur Erfrischung bringen? Einen selbst gemachten Eistee vielleicht?“ „Das wäre lieb, Koch-san. Wir werden wohl noch einige Zeit hier draußen sein“, antwortete Robin ihm, während sie von ihrem Buch aufsah. „Kannst du für mich extra viel Minze reinmachen? Du weißt, dass ich das gern habe.“ #Ja stachel ihn nur weiter an, damit er uns weiter nervt, Robin. Super gemacht.# „Mach ich, hast du auch einen Extrawunsch, Nami-san?“ „Nein, mir ist egal was drin ist.“ Sanji nickte ihr zu und verschwand dann in einer hüpfenden Bewegung zum hinteren Teil des Schiffs. Er brauchte unbedingt eine Zigarette und kurz seine Ruhe. So war es dazu gekommen, dass der Schiffskoch gekränkt über der Reling hing und in das blaue Tief hinabsah. „Hach, das ist doch scheiße“, seufzte er und paffte weiter an seinem Glimmstängel. 'Ich sollte es einfach aufgeben. Nami wird wohl echt nie was von mir wollen.' Mit diesen Gedanken schmiss er nach einigen Minuten endlich seine Zigarette über Bord und schleppte sich in seine Kombüse, um den Eistee fertig zu machen. Irgendwie hatte er keine Lust. Das war das erste Mal seit Jahren, dass er keine Freude beim Kochen empfand. Mit einem leisen Stöhnen ließ er die Minzblätter in eines der Gläser fallen und übergoss die darin liegenden Eiswürfel mit kaltem gesüßten Fruchttee. Mit einem Gefühl sich lieber in seinem Zimmer verstecken zu wollen, betrat er wieder das Deck, um den Frauen die Erfrischungen zu bringen. #Aaaaah, habe ich gut geschlafen!!!# 'Das gab es doch nicht! Jetzt war auch noch der Grünspan wach geworden. Eigentlich sollte dieser doch noch mindestens zwei Stunden im Land der Träume sein und imaginäre Gegner mit seinen Schwertern zersäbeln.' #Hm, irgendwie habe ich Hunger. Ich sollte mir nachher was aus der Küche ergattern.# 'Ach, er bedient sich also nicht nur am Sake, sondern klaut auch heimlich was von den Vorräten? Das ist ja höchst interessant.' Sanji ging vorbei an Zoro, hoch auf das fordere Deck. Kurz machte er sich mit einem Räuspern bemerkbar und beugte sich dann ein wenig vor, um die Gläser von seinem Tablett auf den kleinen Tisch zu stellen. #Was ist denn das? Der Koch hat eine neue Hose? Hoffentlich zieht der die öfters an in nächster Zeit. Sein Arsch kommt dadurch wenigstens besser zur Geltung.# KLIRR! Namis Eistee zerbrach auf dem Boden. Sanji war komplett in seiner Bewegung erstarrt und hatte weit aufgerissene Augen. #Verflucht, meine Beine sind jetzt klebrig wegen der Brühe!# „Sanji, was soll das?“, fragte Nami genervt. Doch Sanji gab keinen Mucks von sich. Schnell blinzelte er, um die Situation zu ergreifen und sich aus seiner Starre zu lösen. 'Wa- wa- wa- WAAAAAS?!' #Der kann nicht mal richtig ein Glas hinstellen. Bekloppter Kartoffelschäler... Mensch, bin ich verspannt.# „Sanji, alles in Ordnung?“, fragte nun Robin. „Was? Uhm... uhm, ja, alles klar“, stotterte der Blonde und hockte sich hin, um die Glassplitter auf sein Tablett zu sammeln. 'Der Marimo hat das nicht gedacht, er hat das nicht gedacht nein, hat er nicht!' Sanji sammelte die Scherben weiterhin auf und legte so vorsichtig auf sein Tablett. Dabei wischte mit einem Taschentuch so gut es ging den Eistee auf. 'Verdammt, er HAT es gedacht', brüllte er in Gedanken. 'Das gibt es doch nicht. Wie kommt der Moosschädel dazu so was zu denken? Das ist so... nicht-moosig!' „Sanji, wegen dir muss ich meine Beine waschen“, zetere Nami, die über ihre Haut strich. „Tut mir leid, Nami-Schätzchen“, antwortete er gespielt entschuldigend. „Ich hole dir nachher einen neuen Eistee.“ Im Moment hatte er echt andere Probleme, als Namis perfekt rasierte Beine und den Eistee. Unsicher stand er auf und nahm den Weg zurück zu seiner Kombüse. So gut es ging versuchte er den Blick von Zoro zu vermeiden, der immer noch dabei war seine Glieder zu strecken und zu dehnen. #Hm, das Hemd muss auch neu sein. Habe ich vorher noch nie an dem trotteligen Karrottenputzer gesehen.# 'Warum fällt ihm das auf? Warum ist er der einzige, der das bemerkt?', fragte Sanji sich, als er seine Küche betrat. 'Was ist hier los? Diese Beeren müssen eine Fehlfunktion haben. In Wirklichkeit waren das doch sicher Namis Gedanken!' Sanji fing an zu lachen, doch sein Lachen hielt nicht lang. Er hörte wie die Küchentür leise geöffnet wurde und schwere Schritte den Raum betraten. #Alls klar, jetzt ist er total irre geworden.# Sanji räusperte sich kurz und tat dann so, als ob er nichts gehört hätte. So konzentriert wie es ging, warf er das zerbrochene Glas in den Müll und machte sich dann daran sein Tablett zu säubern. Zoro war eindeutig im Raum, doch Sanji versuchte es zu ignorieren. Das war das Beste. „Koch.“ Ignorieren. Einfach ignorieren. Der Marimo ist nicht hier. „Koch!“ 'Ich sollte mir einen Beruhigungstee machen. Ja, genau, das brauch ich jetzt.' „KOCH!“ „WAS?“, geiferte Sanji und drehte sich um. Wäre Sanji eine Katze, hätte er einen Katzenbuckel gemacht. „Ich habe Hunger. Kann ich mir ein Sandwich machen?“ „W- was?“, wunderte sich Sanji. 'Er fragt? Er nimmst es sich nicht einfach? Und da dachte ich er würde ohne mein Wissen Vorräte stehlen.' „Ein Sandwich! Meine Güte, hat dich das Gebrüll der Seeschlange taub gemacht oder was hast du für ein Problem?“ „Alles in Ordnung. Mach nur, nimm dir, was du brauchst“, sagte der Blonde schnell und widmete sich wieder seinem eigentlich schon sauberen Tablett. „Nein, Moment, lass mich das machen. Ich trau dir nicht. Am Ende hinterlässt du mir einen Schweinestall.“ „Wie du willst, ist deine Sache“, sagte Zoro und setzte sich dann an den Küchentisch. Mit der rechten Hand stützte er sein Kinn ab und verfolgte jede Bewegung des Schiffkochs. Sanji sah kurz zu seinem selbst ernannten Rivalen und ging dann zum Kühlschrank. Käse, Hühnchen, ein bisschen Gemüse und Brot. Damit sollte Zoro zufrieden sein. Keine Butter, nichts all zu fettiges und nur mageres Fleisch. 'Das ist ganz normal, ich bin Koch. Da weiß man eben, was jeder für seinen Körper braucht, das ist nichts besonderes!', redete er sich ein, während er zu seiner Arbeitsplatte zurück ging. #Von hier habe ich echt einen super Ausblick. Vielleicht sollte ich meinen Sake in Zukunft hier trinken.# „Marimo!“, rutschte es aus dem Blonden aus. „Was? Kriegst nicht mal ein Sandwich richtig hin, Fake-Koch?“, konterte der Grünhaarige. „Musst du hier so rumlungern? Du kannst auch gerne wieder rausgehen. Ich spüre wie sich dein Moos in der Küche festsetzt.“ „Tsk“, schnallte Zoro mit seiner Zunge und ging ohne ein weiteres Wort aus der Küche. #Was für ein Idiot. Bescheuerter Kartoffelschäler!# 'Ich hör auf diese Beeren zu nehmen! Ich will so was nicht hören~!', weinte Sanji imaginär. Das war nicht fair. Am liebsten hätte er dann doch einen Einblick in Frankys perverse Gelüste gehabt oder in Usopps langweilige Gedanken. Aber doch keine verwirrenden Kommentare von Zoro, die seinen Tag zerstörten. #1, 2, 3, 4...# Super, jetzt fing der auch noch mit seinem Training an. Und wieder durfte sich Sanji das monotone Zählen anhören, was er jedoch nach einigen Minuten als besser erklärte, als ECHTE Gedanken. Der Blonde seufzte schwer, als er die beiden Brothälften zusammenklappte und das Sandwich somit fertig war. Das würde also heißen, dass er wieder raus gehen musste, um Zoro seinen Snack zu bringen. Nur widerwillig und mit viel zögern schleppte er sich raus und stellte den Teller an ein schattiges Plätzchen. „Hab' dein Essen wieder neben die Treppe gestellt. Pass auf, dass unser Kapitän es nicht entdeckt“, sagte der Schiffskoch schnell und setzte wieder zum gehen an. „Kümmer' dich lieber um deinen Kram, Koch“, antwortete Zoro. „Wie war das? Ich mach dir extra ein Sandwich, damit du nicht hungerst und du geiferst mich dann noch an?“ „Kann doch nichts dafür. Hätte mir das Stück Brot da auch selber machen können.“ „Aber dann hättest du am Ende noch meine Küche zerlegt!“ „Wie war das? Ich kann mit scharfen Klingen wenigstens besser umgehen als du!“ „Ach wirklich?“ Sanjis Blut kochte und Zoro ließ seine Hantel auf den Boden fallen. Der Kämpfer hatte seine Hände längst an den Scheiden seiner Schwerter und wartete nur darauf, dass sein Gegenüber eine Bewegung machten. „Tja, du bist eben doch 'nur' ein Koch“, grinste Zoro und musste sich sofort mit seinen Schwertern verteidigen, da Sanji ihm einen heftigen Tritt entgegen schleuderte. „Und du bist 'nur' ein Muskelidiot!“ „Wenigstens habe ich Muskeln!“ Das reichte Sanji. Er ließ seine Füße in der Luft tanzen und versuchte immer wieder auf Zoro einzutreten. Der jedoch konterte alle Angriffe beinahe automatisch, als ob er jede Bewegung des Blonden vorhersehen konnte. #Na endlich wieder ein bisschen Spaß. Mir war schon ganz langweilig, weil der Topflappen sich kaum noch provozieren lassen hat.# 'Was zum-?' Sanji konnte der Gegenattacke von Zoro gerade noch ausweichen. Das Gedachte von Zoro hatte ihn kurz aus der Fassung gebracht. Schnell versuchte er seinen Halt wiederzuerlangen, doch dank seiner engen Hose, schaffte er dies nicht und landete stattdessen mit dem Hintern auf dem Holzboden. „Fuck!“, zischte er. „Ich sagte es doch: 'nur' ein Koch“, gab Zoro ihm noch einmal zu verstehen. #Was zum Geier war das? Dieses billige Ausweichen hat er ja noch nie gemacht.# Sanji reichte es. Er musste hier weg. Zoro musste aus seinem Radar und Nami wollte er im Moment auch einfach nicht mehr sehen. Kurz schenkte er seinem Gegenüber einen stechenden Blick und rappelte sich dann auf. Mit langen Schritten stapfte er zur Tür, die ins Schiffsinnere führte und knallte diese dann geräuschvoll zu. Zurück ließ er einen verdutzten Grünhaarigen, der ihm mit einem Schulterzucken nachsah und sich dann dem Sandwich widmete. „Bescheuerter Marimo!“, geiferte er als er den Flur entlang ging. „Alles in Ordnung, Sanji“, fragte Chopper, der bei dem Lärm seinen Kopf aus seinem Krankenzimmer gesteckt hatte. „Ja!“, grummelte Sanji und lief an dem kleinen Rentier vorbei zum Ende des Flurs und die Treppe herunter zu seinem Zimmer. Von weitem konnte er noch die Rufe ihres fluffigen Arztes hören. Wütend riss er seine Tür auf und schlug sie dann sofort wieder zu. Endlich allein. Er hörte auch keine Gedanken mehr. Am liebsten hätte er seine Wand gekickt, doch das würde Franky ihm wohl nicht verzeihen. Stattdessen setzte er sich auf sein, in der Ecke platziertes Bett und starrte die Wand gegenüber davon an. Er konnte es einfach nicht fassen! Diese blöden Gedanken von Zoro hatten ihn total aus dem Konzept gebracht und er hatte sich wie noch nie zuvor blamiert, indem sein Hintern das Deck geküsst hatte. Peinlicher hätte es nicht gehen können. „Marimos Aktionen und Gedanken passen kein bisschen zusammen...“, nuschelte Sanji. „Wie kann er so ein Zeug nur denken?!“ Ihm war plötzlich bewusst, dass er weiterhin in den engen Hosen steckte. Schnell stand er auf und ging zu seinem Kleiderschrank, um sich die weiteste Hose herauszusuchen, die er hatte. Er wühlte einige Minuten darin, doch fand keine. Nur perfekt sitzende Kleidungsstücke hatte er in seiner Hand. Verflucht sei sein Perfektionismus und Stil! „Was tu' ich hier eigentlich?“, fragte er sich, als er seine Hose aufknöpfte und in die Ecke des Raumes warf. Schnell schlüpfte er mit seinen schlanken Beinen in bequemeren Stoff und ging zurück zu seinem Bett, um sich dort fallen zu lassen. Abgesehen davon, dass ihn Zoro gerade wirklich aufregte, schlichen sich seine Gedanken wieder zu Nami. Eigentlich hatte er vorgehabt nicht so schnell aufzugeben, doch Namis Gedanken sprachen Bände. Wahrscheinlichen würde sich das auch nach zehn oder hundert Versuchen nicht ändern. Womöglich sollte es einfach nicht sein. So lange er sich erinnern konnte, wollte er immer eine schöne Frau an seiner Seite. Die ersten Jahre seines Lebens, hatte er dies auch, in Form seiner Mutter, die seiner Meinung nach die schönste Frau war, die er jemals gesehen hatte. Doch sie war seit Jahren tot. Und seit er die Pubertät erreicht hatte, war er auf der Suche nach einer reinen Blume, die sein Leben fröhlicher und wertvoller machte. Als er noch im Baratie angestellt war, hatte er im Laufe der Jahre zwei Freundinnen gehabt, die ihn jedoch alle, wegen seiner schlechten Angewohnheit mit jeder Frau flirten zu müssen, nach einigen Monaten verlassen hatten. Schlechte oder wie Sanji es eher sah, gute Angewohnheiten wurde man eben schwer los. Beide seiner Ex-Freundinnen hatten ihn sogar mit beinahe den selben Worten sitzen lassen. „Du liebst mich doch gar nicht wirklich, sonst würdest du nicht mit jeder nächstbesten Frau flirten und ihr schöne Augen machen.“ Mit einem gequälten Stöhnen, drehte er sich zur Seite und umarmte sein Kopfkissen. Warum hatte er nie Glück bei Frauen? Anscheinend war das einzige lebende Wesen, was in irgendeiner Weise Interesse an ihm hatte, ein Moosball, den er nicht mal mochte! „Nein, nein nein!“ Warum nur? Mochte Zoro ihn etwa? Diesem gefiel es, dass sie kämpften. Das war eindeutig. Ihm schien das Essen zu schmecken und er war dankbar dafür, auch wenn er es weder sagte noch zeigte und ihn lieber als talentlosen Koch hinstellte. Und dann fielen dem Säbelrassler Kleinigkeiten auf, wie eine neue Hose oder Hemd. Das war doch eher Sanjis Territorium! Ihm fielen solche Sachen immer auf, aber das gerade Zoro...? Wer hätte das gedacht. „Oder wohl eher... wer hätte gedacht, dass der Marimo... schwu- schwu-u... NEIN! Moment, stopp. Das ist er nicht“, lachte Sanji schallend. Aber was für eine Erklärung hätte es sonst geben sollen? '...Sein Arsch kommt dadurch wenigstens besser zur Geltung.' Das war doch Beweis genug, nicht wahr? Roronoa Zoro, beinahe bester Schwertkämpfer, war schwul! „Nein... ich dachte immer, er wäre asexuell, aber das? DAS? Und dann denkt er SO WAS von MIR? Ich glaube ich sterbe!“ Verzweiflung mischte sich mit Unglauben. Er hatte geglaubt, dass die Beeren es ihm vielleicht ermöglichten die Wünsche von Namis Augen abzulesen, doch ihr Wunsch schien es zu sein, dass Sanji sie in Ruhe ließ. Sonst hatte er von den Beeren nichts erwartet – jedenfalls keine dunklen Geheimnisse, wie das von Zoro. Wie sollte er dem Hantelheini nur in die Augen schauen, wenn er doch nun wusste, das Zoro ihn sexy, nein, attraktiv, nein... IRGENDWAS fand. „Würg.“ Sanji wollte sich im Moment nichts Genaueres vorstellen. Kapitel 3: Kleiner Zwischenstopp -------------------------------- "..." Sprechen '...' Gedanken #...# Gedanken, die man nur wegen den Beeren hören kann. Das Zeichen ist bei allen Charakteren gleich. -------------------------------------------------- Das Abendessen war beinahe problemlos verlaufen. Sanji hatte es geschafft vor allem Zoro auszuweichen und ihn so gut es ging zu ignorieren. Auch, wenn dieser sich einen Witz wegen Sanjis Bruchlandung nicht verkneifen konnte. Mit einer Zigarette in der rechten Hand und einem sehr starken Beruhigungstee in der linken, saß der Schiffskoch nun allein in seiner Kombüse am Esstisch. Das Aufräumen hatten zum Glück Brook und Chopper übernommen. Er war schon froh gewesen, dass ihm das üppige Abendessen gelungen war, trotz seines ratternden Gehirns und der daraus resultierenden Unmöglichkeit sich zu konzentrieren. Die Geräusche, die vom Deck herein dröhnten, verrieten ihm, dass Brook seine Violine spielte und Chopper, Luffy und Usopp wohl einen mehr als akrobatischen Tanz mit Gesang dazu veranstalteten. 'Was für ein Tag... WAS FÜR EIN TAG!' Sanji konnte immer noch nicht fassen, was alles passiert war. Erst die Sache mit Nami, an der er immer noch zu knabbern hatte und dann Zoro. Zoro, der ernsthaft an ihn und über ihn nachdachte. Und es waren nicht einfach nur die üblichen Sticheleien, die sie sich jeden Tag an den Kopf warfen, sondern Sachen, die der Blonde nie in seinem Leben erwartet hätte. Langsamer als üblich drückte er seine Zigarette aus und stellte den noch immer heißen Tee auf den Tisch. Kurz sah er sich in seiner Küche um, aus paranoider Angst, dass jemand ihn beobachten könnte. Gezielt schritt er nun auf einen der Schränke zu, öffnete diesen und stöberte hinter den eingelegten Oliven nach der Metallschatulle. Schnell fand er diese auch und ging mit dieser zurück an den Tisch. Vorsichtig legte er den Behälter auf die hölzerne Ablage und setzte sich dann wieder. Er zögerte, doch öffnete dann den Deckel. Ihn begrüßten einige, noch leicht rollende weiße Kugeln. Wenn er es nicht besser wüsste, würde er meinen das die Beeren ihn nach diesem „gelungenen“ Tag auslachten. Er seufzte und ergriff dann wahllos zwei der Kugeln, die sich auf seiner Handfläche kugelten. Er hatte nun drei Alternativen, nein, vier sogar. Option Nummer eins: die Wahrheitsbeeren ins Meer werfen und alles vergessen. Einfach alles. Option Nummer zwei: die Kugeln behalten und Gefahr laufen Zoro in seinen Radar zu bekommen und versuchen ihm andauernd auszuweichen. Das würde aber beinhalten, dass er weiterhin an Namis Fersen kleben musste, sonst hätte das ja keinen Nutzen. Option Nummer drei: ebenfalls die Kugeln behalten und zwar für Notfälle, welcher Art diese das auch jemals sein sollten und zum Schluss Option vier: die Kugeln dazu benutzen um weiter Informationen von Zoros Gedanken zu sammeln. „Hey, Sanji, was machst du da?“, rief Chopper, der buchstäblich die Tür eingeschlagen hatte. „Was? Uhm uhm, ich eh?“ „Was hast du da? Was ist in der Box?“, harkte Chopper nach und gesellte sich zu dem Koch neben einen Stuhl. „Das hier?“, fragte Sanji zur Bestätigung und versuchte sich eine Erklärung für die altertümliche Schatulle zu überlegen. „Ein Gewürz, das ich auf der letzten Insel gekauft habe.“ Unbeabsichtigt, ließ er die getrockneten Kugeln, die er in seiner Hand hatte, in die Jackettasche verschwinden. Kurz bevor sich Chopper eine der Kugeln aus der Box greifen wollte, knallte Sanji den Deckel ohne Vorwarnung zu. „Ich wollte doch nur mal gucken.“ „Sorry, aber die sind teuer...“ „Schmeckt das Gewürz denn wenigstens? Und, wenn ja, wie?“ „Schmecken? Hm...“, Sanji musste unwillkürlich wieder an den heutigen Tag denken. „Bitter. Eindeutig bitter.“ „Und wofür kannst du die dann gebrauchen? Damit schmeckt doch nichts!“ „Ich lasse mir da schon was einfallen, keine Angst“, sagte Sanji gelassen. „Ist eure Party draußen zu ende oder warum bist du hier?“ „Oh, richtig! Ich wollte mir eigentlich nur ein Glas Wasser holen“, antwortete das kleine Rentier schnell und hüpfte von dem Stuhl runter. „Lass ruhig. Ich hole dir das Wasser“, warf der Blonde ein und nutzte die Gelegenheit, um die Schatulle aus Choppers Reichweite zu bringen. Fest hielt er diese mit seiner Hand umklammert, als er zum Wasserhahn ging und Chopper somit ein Glas füllte. „Danke, Sanji“, sagte Chopper und nahm das Wasser entgegen. „Willst du nicht ein wenig mit uns tanzen und singen?“ „Hm, ich denke nicht. Ich werde glaube ich ins Bett gehen. Bin irgendwie müde.“ „Du wirst doch nicht etwa krank? Du siehst auch ein wenig blass aus.“ „Mach dir keine Sorgen“, sagte Sanji, während er neben Chopper herging und die Küche verließ. „Ich wünsche euch noch viel Spaß.“ Chopper grinste ihm zu und hüpfte dann wieder zu seinen Kameraden, die gerade dabei waren einen Rekord im falschsingen aufzustellen. Am Mast lehnend, konnte er auch einen gewissen grünhaarigen Schwerkämpfer entdecken, der dem Treiben mit einem leichten Lächeln zusah. Nicht weit entfernt waren auch Robin und Nami, die sich angeregt unterhielten. Von Franky und Usopp war nichts zu sehen. Bevor Sanji jedoch die Tür zum Schiffsflur öffnete, konnte er erkennen, dass Zoro einen ernsten Blick zu ihn gewendet hatte. 'Einfach nicht drum kümmern', redete er sich selber zu und verschwand dann hinter der Holztür. Den Weg zu seinem Zimmer verbrachte er gähnend und schon halb im Schlaf. Abgesehen von den Anstrengungen des Tages, hatte er das Gefühl, dass jedes Mal, wenn die Wirkung der Beeren aufhörte, er danach todmüde war. Normalerweise wäre er um diese Uhrzeit noch hellwach. Einen stichfesten Beweis dafür, dass die Beeren daran Schuld waren, konnte er leider nicht liefern, da er sie bisher ja nur zwei Mal ausprobiert hatte. Als er in seinem Zimmer ankam, bemerkte er, dass er die Metallschatulle die ganze Zeit bei sich getragen hatte. Nun, was sollte es. Ob er sie nun hinter den meist gehassten Oliven versteckte oder in seinem Zimmer, war auch egal. Beinahe lieblos warf er sie auf seine Kommode und schälte sich dann bis auf seine Shorts aus den Klamotten. Völlig erschöpft, konnte er sich dann endlich auf sein Bett fallen lassen. Zurück zu den Optionen, die er sich in der Küche zurecht gelegt hatte. Die Beeren wegwerfen war eindeutig eine Verschwendung. Sie weiterhin wahllos benutzen, war zu riskant. Vor allem, weil er nach der letzten Abfuhr von Nami, die Idee sie rum zu kriegen verworfen hatte. Blieben also nur noch zwei Möglichkeiten: sie behalten für Notfälle oder sie gezielt einsetzen und zwar bei Zoro, der Sanji „irgendwas“ fand. „Irgendwas“ war für Sanji schon mehr als genug. Es war jedenfalls mehr als Nichts! Was ihm persönlich am liebsten gewesen wäre. Doch er musste sich eingestehen, dass wenn Zoro sich nicht gerade auf sein Training konzentrierte, er Hunger hatte oder sich aufregte, dass Nami, liebevoll von ihm Hexe genannt, zu laut war, sich dessen Gedanken um ihn drehten. Aber vielleicht waren dies nur Zufälle gewesen. Womöglich hatte er die Beeren genau zu dem Zeitpunkt genommen, in denen Zoro eben Mal an ihn gedacht hatte. Wieder gähnte der Koch und kuschelte sich daraufhin in sein Kissen. Welche Entscheidung er nun schlussendlich treffen würde, konnte auch bis Morgen warten. Im Moment war er einfach noch zu aufgewühlt. Der nächste Tag fing besser an, als er erhofft hatte. Durch den Wind in der Nacht hatten sie ein gutes Stück ihrer Strecke zurückgelegt und konnten am Horizont bereits einen kleinen Landfleck erspähen. „Endlich eine Insel!“, schrie ihr Kapitän in die Runde. „Abenteuer, Abenteuer! Sanji pack' uns schon mal ein Lunchpacket zusammen.“ „Nicht so voreilig, Luffy. Es wird noch gut zwei Stunden dauern, bis wir dort ankommen“, warf Nami lachend ein. Die ganze Strohhutbande hatte sich auf dem Deck versammelt und sah auf die weit entfernte Insel. „Nami, hast du das Buch gelesen, was ich dir empfohlen habe?“, fragte Robin. „Habe ich, die Insel dürfte uns keine Probleme machen. Einige Ruinen gibt es auch dort für dich und lange sollten wir dort auch nicht stecken müssen. Unser Logport dürfte sich in den nächsten 24 Stunden wieder einstellen.“ „Also waren doch so viele Informationen über die Insel in dem Buch?“ „Mehr oder weniger. Einige Grundfakten über die verschiedenen Inseln hier in der Umgebung. Nach dieser dürfte unser Urlaub dann zu ende sein.“ „Was meinst du damit?“, fragte Franky. „Das werdet ihr in ein paar Tagen schon früh genug sehen“, sprach Nami mit einem geheimnisvollen, schattigen Lächeln. Das war es also. Eine neue Insel und Abenteuer. Sanji hatte sich nach dem Aufstehen vorgenommen nie wieder Geschenke von fremden Menschen anzunehmen. Seine Welt stand immer noch auf dem Kopf und so ungern er es sich eingestand, interessierte es ihn unterbewusst, was in dem Kopf des Grünhaarigen vor sich ging. Mit seiner Zigarette in der Hand, ging er zurück in sein Heiligtum, um dort einige Vorkehrungen zu treffen. Er wusste, dass sobald das Schiff in den Hafen einlief, die komplette Crew auf der Insel verteilt war und man sie vorerst nicht wieder zu Gesicht kriegen würden. Es bescherte ihn einige Schnippelarbeit um die Lunchpackete fertig zu machen und jedem seine Extrawünsche zu erfüllen. Vor allem Luffy stellte wie immer eine Herausforderung dar. Nicht, weil dieser einen auserlesen Geschmack hatte, sondern weil es eher um die Masse an Essen ging. Das ganze Fleisch braten und es in eine extra für den Kapitän angefertigte Lunchbox zu stopfen, nahm wohl die meiste Zeit in Anspruch. Dank des Gebrülls an Deck, konnte er nach einiger Zeit eins und eins zusammen zählen. Sie liefen wohl endlich in den Hafen ein. Die Zeit war, dank des Kochens, wie im Wind für ihn verflogen. Mit den Essensboxen bepackt, ging er zurück zu den anderen und händigte jedem sein Essen aus. „Sanji, wir haben nur 24 Stunden Zeit“, sagte Nami, als sie ihre Lunchbox entgegen nahm. „Am besten stockst du unsere Vorräte noch einmal gründlich auf. Für die nächste Insel werden wir circa eine Woche brauchen.“ „Mach, ich Nami“, sagte der Koch lächelnd. „Was wirst du tun?“ „Ich werde mich in der Stadt umsehen und einige schnelle Vermessungen der Insel machen. Eigentlich hätte ich echt mal wieder Lust neue Kleider zu kaufen, aber naja. Dann werde ich das wohl verschieben müssen.“ Während Brook und Franky dabei waren das Schiff im Hafen diebstahlsicher zu machen, brachen Luffy, Usopp und Chopper zu einer Erkundungstour auf. Robin ging einige Minuten später mit Brook und Nami im Schlepptau ebenfalls in die Stadt, um zu fragen wo sich Ruinen oder historische Gebäude befanden. Zurück blieben also Sanji, Zoro und Franky. Der Schiffsbauer hatte jedoch schon seine eigenen Pläne - er musste einige Gerätschaften für seine neuen Erfindungen auftreiben. Wie hätte es also nicht anders sollen sein. Sanji stand alleine auf dem Deck und schielte zu dem Schwertkämpfer, der kurz vorm Einschlafen war. „Marimo!“ „Hm. Was ist?“ „Ich muss einkaufen und du kommst mit.“ „Warum? Das kannst du doch auch alleine machen.“ „Vergiss es. Ich habe keine Lust den ganzen Kram wieder alleine zu schleppen. Außerdem... wer von uns hat denn die aufgeblasenen Muskeln?“, grinste Sanji hämisch. Er vernahm ein genervtes Grummeln von Zoro und wie sich dieser vom bequemen Boden auf rappelte. Ohne Worte folgte dieser dem Koch. Sein Gesicht sprach Bände. Am liebsten würde Zoro im Moment in das Land der Träume reisen, anstatt mit dem liebestollen Koch eine Einkaufstour zu machen. Sanji fragte den erstbesten Mann, den er im Hafen auf dem Bootssteg sah, nach dem Weg zum Markt. Mit reichlich Berry in der Tasche und Zoro im Schlepptau, konnte er nun endlich einkaufen gehen. Er hätte ebenso alleine gehen können, doch so hatte er wenigstens einen Packesel, den er ausnutzen konnte. Das Einkaufen verlief für Sanji überraschend problemlos. Zoro murrte zwar bei jeder neuen Tüte und Kiste, doch trug alles, ohne einen bösartigen Kommentar abzulassen. Bald waren die wichtigsten Besorgungen erledigt. Zum Glück hatte Sanji einen netten Händler gefunden, der die Kartoffeln, das Fleisch und eine große Ration an ausgesuchtem Gemüse am Abend zum Schiff liefern würde. Aus dem Augenwinkel heraus konnte er Zoros erleichtertes Gesicht erkennen. Sanji konnte sich bei diesem Gesichtsausdruck einfach ein Schmunzeln nicht verkneifen. „Hey, Marimo. Hast du Durst?“, fragte Sanji frei heraus. „Wie meinen?“ „Dort drüben ist ein Café. Komm, ich geb' dir was aus.“ „Warum?“ „Was warum? Ich habe selber Durst und dachte, dass es unfair wäre, wenn nur ich was trinke. Und nun labere nicht und komm.“ Zoro betrachtete sein Crewmitglied mit skeptischen Augen. Der Koch hatte sich die letzten Tage echt merkwürdig verhalten, doch das jetzt? Und dann würde Sanji auch noch bezahlen. Irgendwas roch hier eindeutig faul. Vorsichtig stellte Zoro die Lebensmittel neben einem Cafétisch ab und setzte sich gegenüber von Sanji, der dabei war eine neue Packung Zigaretten zu öffnen. „Was soll das? Irgendwas hast du doch vor.“ „Habe ich nicht und jetzt hör auf so zu tun, als ob ich einen Mordplan schmieden würde.“ Es stimmte, dass der Blonde gestern Abend nicht mal in der Lage war den Grünhaarigen richtig anzusehen. Doch nach dem guten Schlaf, den er gehabt hatte, hatte sich dies gelegt. Dank des Grünspans dürfte ihm wohl für einige Wochen nicht langweilig werden. „Was darf ich Ihnen bringen?“, fragte eine Kellnerin, die wie aus dem Nichts aufgetaucht war. „Sake“, schnellte es aus Zoro. Sanji konnte nichts weiter als seine Augen zu verdrehen. Es war noch nicht mal 12 Uhr Mittag und schon war der Schwertkämpfer dabei sich zu besaufen. „Und für Sie?“ „Einen Kaffee, bitte. Und ein Lächeln von dir“, säuselte Sanji reflexartig. Die Kellnerin kicherte und verschwand dann in die Caféräumen. „Du kannst es einfach nicht lassen, was?“, hakte Zoro nach. „Hm?“ „Du musst echt jede Frau anbaggern. Reicht die Seehexe und Robin denn nicht aus?“ „Was denn?“, sagte Sanji und ein gehässiges Grinsen schlich sich auf seine Lippen. Wer hätte gedacht, dass er die Informationen, die er von Zoro in der kurzen Zeit gesammelt hatte gegen ihn verwenden könnte. „Eifersüchtig?“ „Warum sollte ich? Ich habe es nicht nötig jeder Frau nach zu rennen.“ „Das meinte ich nicht. Ich meinte, ob du eifersüchtig auf die Frauen bist?“ Sanji konnte sich dies einfach nicht verkneifen. Viel zu sehr hatte sich dafür die Gelegenheit geboten. Warum nicht? Er hatte ja nichts Besseres zu tun. Und sich ein bisschen über Zoro lustig machen, war dann genau das Richtige. Sanji hatte das Gefühl seinen Gegenüber komplett in der Hand zu haben. Er konnte Macht ausüben. Macht, die er vorher noch nie in dieser Form gehabt hatte. Zoro indessen starrte Sanji emotionslos an. Seine Arme hatte er weiterhin vor der Brust verschränkt. Bald jedoch verengten sich seine Augen zu Schlitzen. „Bist du noch ganz dicht?“, fragte Zoro kühl. Gerade wollte Sanji zu einer Antwort ansetzen, als ein Gepolter die Straße erschütterte. „Sanji-san~, Zoro-san~“, rief Brook ihnen von weiten zu. Er kam auf sie zu gerannt. „Schnell, haut ab. Zurück auf das Schiff!“ „Was?“, geiferte Zoro. „Ich warte hier auf meinen Sake!“ „Das ist egal. LOS!“ Zoro und Sanji stöhnten gleichzeitig auf und rannten mit den Einkäufen Richtung Schiff. „Was ist passiert?“, fragte Sanji nun endlich. „Chopper hat mich mit der Miniteleschnecke angerufen. Luffy und Usopp haben sich dummerweise mit der hiesigen Mafia angelegt.“ „Hier gibt es Mafia? Na und? Ist doch nichts wovor wir weglaufen müssten“, lachte Sanji. „Ja, aber wir sollten hier nicht wirklich Aufsehen erwecken. Wenn es sich nicht lohnt und für uns nichts dabei raus kommt, dann wäre ein Kampf doch sinnlos. Also los, die anderen sind schon längst beim Schiff und warten nur noch auf euch.“ „Na super“, zeterte Sanji. Es dauerte nur wenige Minuten bis alle auf dem Schiff waren und Franky den Anker einholte. Gerade als sie zur Fahrt ansetzten, tauchte eine Horde wild gewordener Männer auf, die jedoch an den Stegen Halt machen musste. „Nami-san, was sollen wir jetzt tun? Auf die Insel können wir ja wohl schwer zurück. Was wird mit dem Logport passieren?“, fragte Sanji. „Das dürfte kein Problem sein. Solang wir um die Insel rum segeln und dort verharren bis der Logport eine neue Richtung hat, werden wir hoffentlich keinen Stress kriegen.“ „Verflucht, die Vorräte!“, Sanji fielen buchstäblich die Schuppen von den Augen. „Der Händler wollte heute Abend die Vorräte zum Schiff liefern. Was sollen wir jetzt machen?“ „Keine Ahnung, frag mich doch nicht!“, schrie die Navigatorin ihn an. Franky war derweilen dabei das Schiff einmal um die kleine Insel zu lenken. Während Luffy und Usopp sich eine gehörige Standpauke der Navigator anhörten, gesellte sich Robin zu Sanji. „Wir könnten in einer kleinen Gruppe später von Bord gehen. Auf der anderen Seite dürfte nur Wald sein und vielleicht finden wir dort einige Sachen, die wir lagern können.“ „Eine andere Wahl haben wir wohl nicht. Für sieben Tage würde das, was wir in der Vorratskammer haben, vielleicht nur gerade so reichen. Aber wir können ja nie wissen – vor allem bei so einem Kapitän.“ Mit seiner obligatorischen Zigarette im Mund lehnte sich Sanji an die Reling und sah zu wie das Schiff die Insel umkreiste. Er erkannte immer mehr Wald und hörte aus der Ferne bereits Vögel. Wenn man sich das Dickicht dort betrachtete, war das mit den Vorräten hoffentlich gesichert. Er wollte sich gar nicht vorstellen, was passieren würde, wenn das Essen auf dem Schiff knapp werden würde. Luffy wäre dann unberechenbar! Der Rest des Tages verlief damit, dass sich einige der am wenigsten unauffälligen Mitglieder der Crew, Robin, Sanji, und Chopper auf die Suche nach Essen machten. Leider Gottes hatte Zoro sich der Gruppe heimlich angeschlossen. Während Nami ein waches Auge über die restliche Strohhutbande hatte, waren im laufe des Abends alle mit gesammelten Früchten und einigen erlegten Tieren zurück gekehrt. Alle bis auf einer. Wie es eben seine Art war, war ein gewisser Schwertkämpfer noch Nachts 23 Uhr verschwunden. Das war einfach so typisch für den Grünhaarigen! Ihm fehlte eindeutig ein Kompass im Gehirn. „Was nun? Sollen wir noch etwas warten oder morgen früh mit der Suche beginnen?“, fragte Franky. „Ich denke, das einer von uns los gehen und ihn suchen sollte“, sagte Robin, während sie ihren Abendtee trank. „Wenn wir Pech haben, trifft er sonst noch auf diese Mafioso Typen und dann werden wir richtig Ärger haben hier los zu kommen.“ „Das sehe ich auch so, Robin“, warf Nami ein. „Also los. Einer von uns geht ihn jetzt suchen.“ „Und wer?“, hakte Chopper nach. Nami sah ihn grinsend an. „Jemand, der stark ist, auf den Verlass ist und der sich nicht so schnell verläuft.“ Wenige Sekunden später waren alle Augen auf Sanji gerichtet. „EH??? Ihr wollt mich doch verarschen. Warum soll ich den Trottel suchen?“ „Stell dich doch nicht dümmer, als du bist“, erklärte Nami. „Ich muss hier bleiben, weil ich den Logport im Auge behalten muss. Auf Luffy, Usopp und Franky ist was so was angeht kein Verlass...“ Im Hintergrund konnte man Einwürfe und Gebrüll der drei Genannten hören. „... und Brook verläuft sich auch viel zu gern. Bleiben also nur du und Robin. Und da Robin eine schwache Frau ist-“ „Ist ja gut, ist ja gut. Ich mache mich schon auf den Weg.“ Sanji schnappte sich eine Lampe und kletterte dann murrend das Schiff hinunter. „Bescheuerter Grünspan... orientierungsloser Moosball...“ Sanji gebrauchte allerlei verschiedener Schimpfwörter, als er den Wald betrat und erst mal einfach nur geradeaus lief. Nach circa einer halben Stunde war er komplett im Innern des Waldes verschwunden und fing an nach Zoro zu rufen. Vorbei an einigen Sträuchern trat er inmitten eine Pfütze. „Aaaargh das gibt es doch alles nicht! Warum muss immer ich die Arschkarte ziehen?! Und dann gibt es hier auch noch überall Insekten!“ Sanji versuchte einige Mücken, die von der Taschenlampe angezogen wurden, zu vertreiben, was ihm aber nur spärlich gelang. „Verflucht, Marimo!!! Hey, bist du hier irgendwo?!“ Das war doch einfach die Hölle. Es war kalt, nass, überall waren Insekten und es war stockfinster. Immer wieder peitschten ihm Äste und Blätter ins Gesicht. Er wollte nur eins: weg hier. Aber ohne den Schwertkämpfer konnte er wohl kaum zurück gehen. Also blieb ihm nichts anderes übrig, als immer weiter in den Wald zu gehen und nach dem Gesuchten zu rufen. Sich einige dreckige Blätter aus den Haaren ziehend, rief er in regelmäßigen Abständen nach Zoro und hielt dann immer für einen kurzen Moment inne, um eine mögliche Antwort zu hören. „Marimo~!!!“ „Was denn? Ich bin doch hier.“ „AAAAAAH!“ Zoro war geräuschlos hinter dem Blonden aufgetaucht. Schnell atmend, hielt sich Sanji seine Brust und schwenkte das Licht der Taschenlampe auf sein Crewmitglied. „Warum musst du mich so erschrecken?!“ „Kann doch nichts dafür, wenn du wie ein verängstigtes Häschen durch den Wald streifst!“ „Was? Ich habe dich gesucht! Und das seit gut zwei Stunden!“ Zoro hob eine Augenbraue und blickte dann zur Seite. „Ich kann es einfach nicht fassen, dass du dich so sehr verlaufen hast. Wegen dir habe sogar ICH meine Orientierung verloren.“ „Da kann ich doch nichts dafür. Ich hätte schon wieder zum Schiff zurück gefunden.“ „Ach sei ruhig, ich habe jetzt keinen Nerv mit dir zu streiten. Wir haben andere Probleme.“ „Die da wären?“ „Dass wir mitten in der Nacht im Wald sind und so nicht zurück finden. Du musstest ja wie ein Irrer hier durch das Gebüsch laufen.“ „Tja, und was gedenkst du nun zu tun?“ „Nichts, wir bleiben hier und warten bis es hell wird. Dann klettern wir auf die Bäume und halten nach der Sunny Ausschau.“ „Hm“, grummelte Zoro und setzte sich dann auf eine große Wurzel, die aus der Erde ragte. „Was tust du da?“ „Du hast doch gesagt, dass wir hier warten sollen.“ „Ja, aber wir könnten uns doch wenigstens einen trockeneren Platz suchen.“ „Gibt's nicht.“ Sanji verdrehte seine Augen und sah sich dann mit der Taschenlampe um. Schnell riss er einige, der großen Blätter von Bäumen und platzierte sie auf dem Boden, um sich dort nieder zu lassen. Eine ganze Nacht allein mit Zoro. Den Abend hatte er sich wirklich anders vorgestellt. Vorsichtig schielte er zu diesem, der seine Arme vor der Brust verschränkt hatte und sich an dem Baum hinter sich anlehnte. „Was glotzt du schon wieder so?“, fragte Zoro genervt. „Marimo... ist dir eigentlich bewusst, dass ich wegen dir hier bin und ich mich zu Tode frieren werde?!“ „Sei keine Memme.“ Hätte Sanji die Kraft Pfeile durch seine Augen schießen zu können, hätte er dies im Moment getan. Zitternd steckte er seine Hände in die Jackettasche und versuchte diese dadurch ein wenig aufzuwärmen, doch stattdessen erfühlte er etwas. 'Das sind doch... oh, shit, ich habe ganz vergessen, dass ich gestern Abend die Beeren in meine Tasche gesteckt habe.' Seinen Hunger konnte er damit nicht stillen, aber seine Neugier. Man erinnere sich: er war hier alleine MIT Zoro. Zoro, der wirre Gedanken über ihn hatte und anscheinend auch ein Interesse. Nun, er wollte sich nach wie vor keine haarkleinen Details anhören, doch so eine Gelegenheit wie jetzt würde sich wohl so schnell nicht mehr anbieten. Unauffällig zog er also eine der Beeren aus seiner Tasche und schluckte sie runter. In der Dunkelheit sah es so aus, als ob sich Sanji die Nase gewischt hätte. 'Warum tu ich das eigentlich? Eigentlich wollte ich mich doch von ihm fern halten und nichts mehr von seinen Gedanken hören... doch es ist einfach zu aufregend, nein, interessant, nein... ach egal. Ich habe einfach nichts besseres zu tun!' Sanji zählte praktisch die Minuten, bis die Beere plötzlich ihre Wirkung einsetzte und er in das Gehirn seines Gegenübers hineinsehen konnte. Das würde wohl die einzige Aufmunterung sein, die er in dieser Nacht bekommen sollte. #... Scheiß Koch... ich habe nicht drum gebeten, dass man mir nachläuft... ich habe eh schon ein schlechtes Gewissen, weil ich in dieser Misere bin. Doofer Kartoffelschäler...# „Marimo?“ #Toll, will er mich jetzt weiter anscheißen?# „Was?“ „Hat es sich wenigstens gelohnt, dass du in den Wald gegangen bist? Ich meine, hast du ein paar Früchte gefunden oder ein Tierchen erlegt?“ „Nein.“ #Gleich kommt's. Angemotze Runde zwei.# „Naja, ist ja auch egal. Hauptsache ich habe dich jetzt gefunden. Hatte schon Angst, dass ich dich vor lauter Grün hier nicht entdecken würde“, sagte Sanji in einem normalen Ton. 'Tja, mal sehen, was du darauf erwiderst.' „Tsk.“ #Was soll das? Was zum Geier ist mit dem Gemüseschneider los? Der Tut ja beinahe so, als ob er sich Sorgen um mich gemacht hätte.# 'Sorgen um dich gemacht? HA! So denkst du also... naja, so ganz falsch liegt er da auch nicht. Wäre schon schön in die Hose gegangen, wenn ihn ein paar dieser Mafia Typen entdeckt hätten und wir dann noch mehr Stress hätten, als ohnehin schon', dachte Sanji. „Jetzt tu doch nicht so. Du bist doch eigentlich froh, dass ich dich gefunden habe.“ „Ach und warum?“ „Weil du dich mit sonst niemanden so gut durch die Nacht streiten könntest“, lachte der Blonde. #Wenigstens hat er in dieser Beziehung recht.# „Hast du noch irgendwas zu sagen? Wenn nicht, dann schlaf' ich eine Runde.“ „Nein, nicht wirklich. Schlaf gut. Ich wecke dich dann, wenn wir zurück gehen.“ #Schlaf gut? SCHLAF GUT? Ok, hier ist etwas eindeutig nicht normal. Schon schlimm genug, dass ich alleine mit ihm bin und wohl kaum ein Auge zu kriegen werde. Aber, dass er so etwas von sich gibt? Seit zwei Tagen hat er echt einen an der Klatsche. Man könnte ja beinahe meinen, dass er sich FREIWILLIG mehr mit mir auseinander setzt. Pah, schön wär's!# Sanji musste sich zusammenreißen nicht zu lachen oder breit zu grinsen. Diese ganze Situation war einfach zu surreal. Da hatte er Zoro, schräg gegenüber von sich sitzen und dessen Gehirn ratterte wie ein Uhrwerk. Eine kleine, nicht normale Bemerkung des Kochs und schon war der Schwertkämpfer damit für mehrere Minuten beschäftigt. Wie lange ging das wohl schon so? Seit wann dachte Zoro so sehr über ihn nach? Wochen? Monate? Vielleicht sogar Jahre? Ganz am Anfang, als er das erste Mal diese geheime Gedanken gehört hatte, die mehr als eindeutig waren, war Sanji schockiert gewesen, er war regelrecht aus allen Wolken gefallen. Doch nachdem er eine Nacht drüber geschlafen hatte, sah das schon ganz anders aus. Es fühlte sich so an, als ob er ein seltenes Tier mitten im Dschungel gefunden hätte und mit zu sich nach Hause nahm, um es zu studieren. Auf der einen Seite fühlte er sich abgestoßen von der Eigenart dieses Tieres und deren Merkmale, doch auf der anderen war es einfach zu faszinierend und aufregend, weil es etwas komplett neues war. 'Ist ja nicht so, dass ich auch was von ihm will. Ich meine ok, er sieht ganz annehmbar aus, aber ich finde ihn nicht sonderlich anziehend. Schließlich stehe ich auf Frauen. Ich glaube da braucht es schon ein bisschen mehr, damit ich Gefühle oder so etwas in der Art für den beschränkten Schwertfutzi entwickle', Sanji stoppte in seinem Gedankenfluss und spürte regelrecht wie ihm ein kalter Schauer den Rücken herunterlief. 'Moment! Habe ich gerade wirklich in Betracht gezogen Gefühle für Zoro entwickeln zu können? Nur, weil er meinen unglaublich attraktiven Körper geil findet, was verständlich ist, heißt das doch noch lange nicht, dass ich das Selbe denken muss von ihm!' #Hm, verflucht. Hunger! Am liebsten wäre ich jetzt wieder auf der Sunny und würde das Futter des Fake-Kochs essen...# 'Hilfe! Was habe ich mir nur dabei gedacht, die Beere zu nehmen? Sanji, du bist ein bescheuerter Idiot! Warum lernst du nie aus deinen Fehlern?!' Kapitel 4: Eine Beere zum falschen Zeitpunkt -------------------------------------------- "..." Gesagt '...' Gedacht #...# Beerengedanken ----------------------------------------- Noch gut eine Stunde durfte sich Sanji verschiedene Variationen von „Onigiri mit Ingwer... nein, eingelegten Pflaumen“, „Hat mich der Koch echt gesucht?“ bis hin zu „Wenn ich morgen 10 Stunden trainiere, kann ich 10 Stunden schlafen“ anhören. Irgendwann hatte sich dann der „Zoro-Funk“ eingestellt und es herrschte Ruhe. Echte Ruhe. Keiner von den beiden hatte die ganze Nacht durch ein Wort geredet. Erst recht nicht Zoro, der die ganze Zeit schon so getan hatte als ob er schlief. Sanji jedoch wurde mit jeder Minute zusehends müder, er spürte regelrecht wie er immer weiter ins Land der Träume ab glitt. Ob dies nun wirklich an den Nachwirkungen der Beeren lag oder einfach daran, dass er den ganzen Tag durch die Gegend gehetzt wurde, war ihm in dem Moment mehr als nur egal. Als er seine Augen das nächste Mal öffnete, sah er als erstes die hölzerne Decke seines Zimmers. Er würde sie überall erkennen. Schließlich war sie das erste, was er jeden Morgen sah. Verschlafen blinzelte er und wischte sich danach über die trägen Augen. „Hm... mein Zimmer...“, nuschelte er bestätigend. „MEIN ZIMMER?!“ Wie von einer Biene gestochen saß er kerzengerade in seinem Bett und blickte sich hektisch um. Wie war er hier her gekommen. Das letzte woran er sich erinnerte war, dass er auf dem kalten Boden im Wald hockte und aus zufallenden Augen Zoro angesehen hatte. Und jetzt war er plötzlich hier. Seine Sachen hingen über einen Stuhl und er steckte in seiner Schlafhose und Shirt. „Oh, Sanji, du bist ja endlich wach“, sagte Chopper, der sein Zimmer in diesem Augenblick betrat und hinter sich die Tür schloss. „Wach? Ja, bin ich. Wie komme ich hier her?“, fragte er verwirrt an den kleinen Doktor gerichtet. „Zoro hat dich heute Früh zurück gebracht. Du hast geschlafen wie ein Baby“, lachte Chopper. „Musst wohl ganz schön fertig und durch gefroren gewesen sein. So kennt man dich ja gar nicht.“ „Der Schwertheini hat mich zurück gebracht?“ „Das habe ich doch gerade gesagt.“ „Nein... der SCHWERTHEINI hat MICH ZURÜCK GEBRACHT? Alleine? Durch den Wald? Selbstständig? Mich?“ „Jup, hat er. Waren ebenso geschockt wie du“, berichtete das Rentier. „Hier, trink das.“ Chopper reichte Sanji ein mit einer merkwürdigen Flüssigkeit gefülltes Glas. Es sah grau-grünlich aus und Sanji nahm das Getränk nur widerwillig entgegen. „Was ist das?“, fragte der Koch und roch vorsichtig daran. „Vitamine, Mineralstoffe und einige andere Sachen. Du warst ganz schön weggetreten und das für gut 5-6 Stunden. Ich konnte aber nicht wirklich etwas feststellen. Deswegen trinkst du das am besten, damit du wieder Energie kriegst“, erklärte Chopper, während er sich ans Fußende des Bettes setzte. „Wie fühlst du dich denn eigentlich?“ „Eigentlich fühle ich mich sehr gut“, sagte Sanji wahrheitsgemäß. „Ich glaube, ich war einfach nur verdammt müde und brauchte den Schlaf.“ „Denke ich auch. Und nun trink!“ Sanji verzog sein Gesicht zu einer verzerrten Grimasse. In einem Zug kippte er das ganze Glas ohne Luft zu holen herunter. Es schmeckte widerwärtig – wie erwartet. Schnell hatte er es geleert und schüttelte sich am ganzen Körper. Jeden Tag würde er das nicht trinken wollen. Wie aus Protest gab Sanji dem Schiffsarzt das leere Glas zurück und sah ihn immer noch angewidert an. „Wer hat sich eigentlich um das Frühstück gekümmert, als ich so gut geschlummert habe?“, fragte er, als er sich über den Mund wischte, um die Rückstände des Vitamintranks verschwinden zu lassen. „Robin und Brook.“ „Na wenigstens etwas. Da kann ich mir sicher sein, dass die Küche nicht wie ein Schweinestall aussieht“, sagte Sanji. Er schob seine Bettdecke zur Seite und schlüpfte aus seinem Bett. „Ich werde mich erst mal frisch machen und dann schauen, was wir zu Mittag essen können.“ „Na ok. Schaust du bei mir vorbei, wenn du dich unwohl fühlen solltest?“, fragte der kleine Arzt besorgt nach. „Keine Angst, Chopper, mir geht es prima.“ Sanji konnte es immer noch nicht glauben. Zoro, der wohl orientierungsloseste Mensch der Welt, hatte ihn zum Schiff zurück gebracht und dies sogar in den Morgenstunden! Das hieße ja, dass sich dieser auf den Rückweg nicht wirklich verlaufen hatte. Unglauben durchzog den ganzen Körper des Kochs. Schnell zog er seine Morgenwäsche durch und betrachtete sich dabei immer wieder im Spiegel. Kleine Augenringe zierten sein sonst so makelloses Gesicht. Er seufzte bei dem Anblick und ging dann zurück in sein Zimmer, um sich um zuziehen. Noch völlig in Gedanken vertieft, fand er dann endlich den Weg zum Deck und sah sofort, dass sie mitten auf dem Meer waren. Sie schienen schon vor einiger Zeit, als er noch die Traumfee küsste, in See gestochen zu sein. Automatisch zog er eine Zigarette aus der Packung und zündete sie an. Ein bisschen frische Seeluft und der Geschmack von Tabak würden, so hoffte er, die restliche Müdigkeit aus seinen Gliedern vertreiben. Ein leises Summen verließ seine Lippen, als er um das Deck herum und zu seinem Lieblingsplatz, dem Heck, ging. Dort hatte er immer seine Ruhe, da die Meute sich eher am Bug aufhielt. Gelassen lehnte er sich auf die Reling und sah wie das Schiff einige Wellen hinter sich ließ. „Na, aufgewacht, Prinzesschen?“ Sanji ließ vor Schreck seine Zigarette in das Wasser fallen und drehte sich daraufhin um. Einige Meter vor ihm saß Zoro auf dem Boden und gähnte ihn herzhaft an. „Das sagst gerade du?!“ „Ich bin nicht derjenige, der wie tot die halbe Nacht und den Morgen verpennt hat.“ „Das lässt sich wohl schwer nachweisen, dass das nicht auch auf dich zutrifft.“ Sanji hatte seine Augen zu Schlitzen zusammen gekniffen, während er blind in seiner Tasche nach einer neuen Kippe suchte. Was sollte das? Zoro schlief doch nie hier. NIE! Er hatte seine Standartplätze zum trainieren und Nickerchen halten und das war eindeutig nicht das Heck. „Ich habe gehört“, fing der Blonde an, während er sich den neuen Glimmstängel anzündete, „dass du mich zum Schiff zurück gebracht hast. Wie hast du das geschafft?“ „Ich habe dich auf meinem Rücken getragen.“ Sanji sah ihn verwundert an und merkte wie er für einen kleinen Moment rot wurde. „Das meinte ich nicht. Ich meinte, wie hast du es geschafft aus dem Wald zu finden?“ „Tsk. Ich habe das getan, was du vorgeschlagen hast, Karottenputzer. Als es hell war, bin ich auf einen Baum gestiegen und habe nach dem Mast der Sunny Ausschau gehalten. Und dann bin ich mit dir beladen zurück.“ Sanji glaubte seinen Ohren nicht zu trauen. Zoro, der dachte, dass Norden „oben“ liegt, hatte ernsthaft den Weg zur Sunny zurück gefunden und das alleine. „Naja, wenigstens hast du es geschafft ohne uns beide zu töten. Ich hatte keine große Lust für immer in dem Wald verschollen zu bleiben.“ Sanji schenkte Zoro ein hämisches Lächeln, bevor er an diesem vorbei zu seiner Küche ging. Hier würde er sicherlich keine Ruhe finden, denn gerade im Moment konnte er drei Dinge immer noch nicht fassen. Erstens, dass Zoro den Weg ganz alleine aus dem Wald gefunden hatte. Zweitens, dass er Sanji sogar getragen und nicht einfach zurück gelassen hatte und schlussendlich drittens. Er hatte soeben ein Gespräch ohne Angegeife und Gebrüll mit selbigem Moosschädel geführt. Die Strohhutpiraten waren seit drei Tagen wieder auf See. Das Wetter wurde zusehendes kälter und Nami sagte voraus, dass sie wohl bald in stürmischere Gewässer kommen würden. Es war Abend und Sanji saß mit einem Tee und seinem Rezeptnotizbuch in der Küche und dachte sich ein neues Gericht aus. Da sie auf der letzten Insel zwar einige Früchte und Tiere erlegt hatten, würden sie bis zur nächsten Insel problemlos durchkommen. Nichts desto trotz hatte er im Moment die Muse mit den unbekannten Früchten, die sie gesammelt hatten, ein Rezept zu kreieren. Die letzten Tage waren relativ problemlos verlaufen. Er sprang weiterhin um Nami und Robin herum, dies jedoch mehr aus Gewohnheit als mit Absicht. Leider, und zu seiner eigenen Gereiztheit, bemerkte er, dass sein Blick immer wieder zu Zoro wanderte, der ihn jedoch ignorierte oder an motzte, was der Blonde zu gucken hatte. Sanji hatte in dieser Zeit die Möglichkeit gehabt über einiges nachzudenken. Es war klar, nein, mehr als nur eindeutig, dass Zoro ihn attraktiv oder 'irgendwas' fand. Doch heute Morgen stahl sich ein Gedanke in seinen Kopf. Zoro war doch eher einer der simplen Menschen, die sich nicht so wahllos auf etwas ein schossen. Er tat etwas immer aus einem bestimmten Grund und mit einem Ziel. Was also war Zoros Ziel was Sanji betraf? Er hatte nie wirkliche Andeutungen gemacht oder war aufgefallen. Das war merkwürdig, wenn man betrachtete, dass der Schwertkämpfer immer genau das bekam, was er wollte. Also was wollte Zoro? Nur mit ihm schlafen? War das alles? Nun, eigentlich war es mehr als genug. Sanji konnte sich nicht mal in seinen absurdesten Träumen vorstellen wie dieser Akt von statten gehen würde. Es schüttelte den Blonden am ganzen Körper. Nein. Niemals! Da würde einiges fehlen. Weiche Haut, große Brüste und... ein paar andere Sachen... Aber nichts desto trotz. Verdrängen ging nicht und Sanji wollte lieber die ganze Wahrheit herausfinden, als nur einen kleinen Teil davon aufgedeckt zu haben. Was er dann mit dem Ergebnis seiner Ermittlung anstellen würde, konnte er sich ja überlegen wenn es so weit war. Langsam klappte er sein Buch zu und lehnte sich im Stuhl zurück. Eine neue Zigarette fand den Weg zwischen seine Lippen, während er in seiner Tasche nach einem Feuerzeug suchte. Zwischen drei Beeren fand er dieses dann. Jawohl, zwischen den Beeren. Sanji trug nach einigem überlegen immer ein paar Beeren mit sich. Für 'Notfälle' natürlich. Und dieser Notfall war auch jetzt - ihm war langweilig und das gehörig. Also steckte er sich zwischen zwei Zügen eine getrocknete Kugel in den Mund und wartete bei einem schönen Fruchttee und seiner Tabakdosis das Einsetzen der Wirkung ab. Nach gut einer halben Stunde stand er dann von seinem Platz auf und sortiere sein Notizbuch im Regal ein. Die Teetasse stellte er auf die Arbeitsplatte und schlenderte dann aus seiner Küche. Obwohl es noch nicht mal Abend war, war der Himmel durch graue Wolken verdunkelt. Das hatte Nami also auf der letzten Insel gemeint, als sie sagte, dass der Urlaub ab jetzt zu ende war. Jeden Moment konnte es passieren, dass Regen vom Himmel fiel. Die Wellen jedenfalls waren schon größer und kündigten einen Sturm an. Kurz sah Sanji sich um. Am Bug des Schiffs konnte er Luffy entdecken, der auf das Meer hinaus sah. Die anderen konnte er nicht entdecken. Das hieße also, dass Zoro in seinen Ausguck auf dem Mast war. Super Timing. Sanji erinnerte sich, dass er für die erste Hälfte der Nacht Wachdienst hatte. Eine Stunde früher auftauchen, würde ihm die Gelegenheit bescheren ein Wörtchen mit dem Schwertkämpfer reden zu können und vielleicht noch einige Details herauszufinden. Er kletterte also an der Leiter den Mast hinauf und klopfte kurz, bevor er die Luke öffnete. Auf eine Antwort wartet er erst gar nicht, denn er wusste, dass Zoro wach war und an nichts wichtiges dachte und auch nicht beschäftigt schien. #Ich sollte der Hexe ein Bein stellen... so einfach wie heute lass ich mich nicht noch einmal von meinem Schlafplatz vertreiben#, war das was Sanji auf halben Kletterweg aufgefangen hatte. #Was zum?! Was macht DER hier?# „Was tust du hier, Koch?“, fragte Zoro gereizt, als er Sanji durch die Luke klettern sah. „Motz mich doch nicht gleich an“, antwortete der Smutje und schloss die Luke hinter sich. Er zündete sich sofort eine neue Zigarette an - Nervennahrung für das Unerwartete. „Ich habe nicht gewusst, dass du hier oben bist. Eigentlich habe ich doch Dienst.“ „Tja, jetzt hast du ja gesehen, dass ich hier bin“, sagte Zoro bissig. #Warum verflucht geht er nicht? Der kann mir doch nicht erzählen, dass er nicht gewusst hat, dass ich hier oben bin.# „Sei doch nicht so bissig“, lachte Sanji und lehnte sich an ein Fenster, um die sich schnell bewegenden Wolken zu beobachten. „Warum geiferst du mich eigentlich immer an? Ich habe doch gar nichts gemacht.“ #Was wird das? Ein Gespräch?!#, dachte Zoro, während ein grummelndes Geräusch seine Kehle verließ. „Du brüllst mich doch auch immer an!“ „Hm, da hast du wohl recht. Wir können uns wohl echt nicht leiden, was?“, grinste Sanji verschmitzt. #Wie es bei dir steht... du kannst mich eindeutig nicht leiden. Das sieht man dir ja praktisch an der Nasenspitze an. Aber bei mir-# „FUCK!“ „Was?“, rief Zoro überrascht. #Was ist denn jetzt los?# „Sei mal ruhig!“, schrie Sanji ihn an und starrte weiter aus dem Fenster. 'Das gibt es doch nicht. Nicht jetzt. Nicht, wenn ich die Beeren intus habe.' #Ich sagte es doch... ER brüllt mich immer an!# „Ich habe gesagt du sollst ruhig ein!“ „Ich habe doch gar nich-“ Sanji rannte zum Lautsprecher im Ausguck und hob den Hörer ab. „Alle sofort auf das Deck, ein Schiff der Marine hat in unsere Richtung abgedreht!“ #Marine?# Zoro sprang von seinem Sofa auf und sah aus dem Fenster. Dort war eindeutig ein Schiff mit dem Marinezeichen auf der Flagge und sie schienen ihre Fahrtrute zu ihnen gedreht zu haben. Sie waren nicht einmal hundert Meter entfernt. Wie konnte er das übersehen haben? „Worauf wartest du?“, rief Sanji dem Schwertkämpfer entgegen, als er die Luke wieder öffnete. „Schwing deinen Arsch hier runter.“ „Ich bin ja schon unterwegs“, rief der Grünhaarige ihm entgegen. #Jetzt fängt er noch an mir Befehle zu erteilen. Der Tag wird immer besser.# Als Sanji und Zoro endlich auf dem Deck waren, kam der Rest der Crew durch die Türen gestürmt und Luffy hatte ein breites Grinsen auf seinem Gesicht. „Endlich mal ein bisschen Aufregung“, lachte der Kapitän und beugte sich über die Reling. „Luffy, sei ruhig“, brüllte Nami ihn an. „Franky, Usopp, geht ihr am besten zu den Kanonen. Das ist leider nicht nur ein kleines Marineschiff.“ Als Nami den Satz beendete fielen auf einmal die ersten Regentropfen, die mit jeder Sekunde stärker wurden. #Verflucht, der Sturm, der sich hier zusammenbraut wird es uns schwer machen. Hoffentlich kommen wir hier unbeschadet raus.# „Na ganz toll. Wir haben wohl heute gar kein Glück“, seufzte sie, während sie ein Fernglas auf das Schiff richtete. „Ich würde sagen... 50 Mann, vielleicht auch 60 sind auf dem Deck... und die winken uns eindeutig nicht zu.“ Auf einmal durchzog die Luft ein knallendes Geräusch. Die ersten Kanonen der Marine wurden abgefeuert und zielten auf die Sunny. Luffy und Zoro waren dabei die Kanonenkugeln abzuwehren, doch zwei trafen die Seite der Sunny und zerschlugen einen großen Teil der Reling. Während das Schiff der Marine immer weiter auf sie zu kam, antworteten nun auch endlich Franky und Usopp mit ihren Kanonenkünsten. Doch leider hielt dies das Feindesschiff nicht ab, da das Schiff leider schon zu nah war. Sie schafften es, trotz der stürmischen Wellen, bis auf 10 Meter an die Strohhutbande zu gelangen. Und dann geschah es. Die ersten Marinesoldaten schwangen sich mit Seilen zur Sunny, während ihr Offizier sie ermutigte die ganze Bande gefangen zu nehmen. Das war genau das, worauf Sanji nicht gehofft hatte. Chopper versuchte in seiner vergrößerten Form das Schiff um zu lenken, doch die Marine hatte sie mit Enterhaken fixiert. #Verfluchte Piraten!# #Wenn ich einen fange oder töte, bringt mir das eine saftige Gehaltserhöhung ein!# #Diesmal werden sie nicht entkommen.# #Bringt sie um!# Er versuchte sie zu ignorieren, da er sich auf den Kampf konzentrieren musste. Er schaffte es einige der Soldaten mit seinen Tritten zurück zu befördern, doch es hörte einfach nicht auf. #Gerechtigkeit!# #Verfluchtes Piratenpack. Na los, kommt schon her!# Alles stürzte auf einmal über ihn ein. Gedanken überlagerten sich und schienen seinen Kopf zu füllen. Es war wie ein Glas, das einfach kein Wasser mehr aufnehmen konnte. #Shit, wie konnte es passieren, dass wir nicht früh genug gemerkt haben, dass die auf uns zusteuern! Der bekloppte Schwertfutzi muss mal wieder gepennt haben#, schrie Nami mit hinein. Sanjis Blick schnellte kurz zu Nami und Robin, die ebenfalls kämpften, aber mit der Hilfe von Brook und Chopper gut klar kamen. Unbändiger Schmerz breitete sich immer weiter in Sanji aus. Er hatte noch nie in seinem Leben solche Kopfschmerzen gehabt. Er war mehr als nur überfordert mit all den Informationen, die auf ihn ein droschen. Immer wieder musste er aus Reflex seine Augen zusammenkneifen. #Scheiße, was ist mit dem Koch los, der kämpft wie ein Anfänger!# Nun mischten sich auch wieder Zoros Gedanken darunter, da er nur einige Meter von ihm stand und mit drei Marinesoldaten gleichzeitig kämpfte. Und dann passierte es. Ein Soldat erkannte seine Chance und traf mit seiner Klinge den Blonden in die Schulter. Sofort weiteten sich die blauen Augen, erst jetzt realisierte er die Situation in der er sich befand. Er beförderte den Soldaten mit einem starken Tritt vom Schiff und ergriff den Schwertgriff, um sie sich herauszuziehen. #Dich bring ich um!# „Sanji!“, schrie Chopper ihm von weiten entgegen. „Alles in Ordnung?“ Sanji konnte nicht antworten. Endlich hatte er es geschafft sich des Schwertes zu entledigen und dieses achtlos von sich zu werfen. Die Schmerzen, die er in der Schulter hatte, waren Nichts im Vergleich zu jenen, die seinen Kopf peinigten. Es war, als ob man seinen Schädel auf gesägt, Rasierklingen rein geschmissen, wieder zugenäht hatte und kräftig durch durchschüttelte. Er fasste sich mit seiner linken Hand an den Kopf. Er bekam gar nicht mit wie Brook es schließlich schaffte die Taue mit den Enterhaken zu kappen und wie Chopper das Schiff hart Backbord lenkte. Franky und Usopp hatten es derweilen vollbracht mehrere größere Löcher in die Seite des Marineschiffs zu schießen und Luffy schleuderte zum Abschied die restlichen Soldaten zurück. Ein undefinierbares Geräusch verließ die Kehle des Blonden. Sie waren immer noch da. Die Stimmen, die sie verfluchten, hassten, sie als Gehaltserhöhung ansahen. Aber sie waren vermischt mit den Stimmen seiner Crew, die sich freuten, dass sie es geschafft hatten ihre Feinde in die Flucht zu schlagen. Orientierungslos wackelte Sanji auf seinen Beinen in irgendeine Richtung und versuchte Halt zu finden. #Was zum Geier ist mit dem Koch los?!# „Hey, Sanji, was tust du da?“, rief Nami nun auch, als sie erkannte, dass der Smutje auf die zerschlagene Stelle der Reling zusteuerte. „SANJI!“ Der Blonde verlor seinen Halt und fiel über Bord. Die Strohhutpiraten sahen der Situation verstört zu, starr in Schock und für einen Augenblick unfähig sich zu bewegen. „Sanji“, warf nun auch Luffy ein, der auf die zerstörte Stelle zu rannte und beinahe ebenfalls ins Meer gefallen wäre, doch Zoro hielt ihn an der Schulter fest und schubste ihn einige Meter nach hinten, bevor er seine Schwerter auf das Deck warf und dem Schiffskoch nach sprang. #Du bescheuerter Karottenputzer. Wo bist du?# 'Gott, könnt ihr nicht endlich mal ruhig sein?', dachte Sanji. 'Wo bin ich eigentlich? Mein Kopf... wenigstens gibt es nicht mehr so viele Stim- WASSSER?' Sanjis Augen sprangen auf. Um ihn herum war es schwarz und er bekam auf einmal keine Luft mehr. Er realisierte, dass er wohl ins Wasser gefallen war und immer weiter herab sank. Er versuchte seine Gliedmaßen zu bewegen und wieder nach oben zu schwimmen, doch sein Körper schien wie gelähmt. #Da ist er! Verflucht, das ist nur meine Schuld! Ich habe das Schiff nicht gesehen. Wehe er kratzt ab.# 'Marimo?', Sanji versuchte in dem Wasser etwas zu erkennen, doch sein Blick war von den Kopfschmerzen getrübt – er konnte ja kaum seine eigene Hand vor Augen sehen. Aus heiterem Himmel wurde er am Arm gepackt und mitgezogen. #Endlich. Und jetzt schnell nach oben, bevor mir am Ende noch die Luft ausgeht und wir beide ersaufen.# 'Ha, wer hätte das gedacht... der Muskelidiot mal wieder. Ausgerechnet er muss mich retten. Noch tiefer kann ich wohl nicht sinken.' Sanji spürte wie die Hand von Zoro, die ihn eben noch am Arm gepackt hatte, um seine Hüfte lag. Wahrscheinlich um besser Halt zu haben und den Smutje nicht zu verlieren. #Komm schon, komm!# Sanji musste trotz seinen bebenden Schmerzen beinahe lachen. Viel zu absurd war die Situation, in die er geraten war. Doch dann plötzlich spürte er die windige Luft in seinem Gesicht und hörte das Geschrei seiner Freunde. #Oh Gott, ihm geht es gut! Danke!#, jubelte Usopp. „Sanji! Zoro, schnell bring ihn hoch!“, rief der Schiffsarzt dem Grünhaarigen hektisch zu. #Hoffentlich geht es Sanji-Bro-# Endlich war Schweigen eingekehrt. Keine Gedanken drangen mehr in das schon längst überfüllte Gehirn des Blonden. Eine Welle der Erleichterung überfiel ihn. Wenn nun noch die Schmerzen aufhören würden, wäre er vollends zufrieden für den Tag. Er hatte seine Augen geschlossen und bekam nur nebenbei mit wie Zoro mit ihm ein Seil hoch kletterte und ihn Franky übergab, der den Blonden auf das Deck legte. Chopper riss ihm praktisch das Hemd auf und untersuchte die Wunde. Aus Reflex zuckte Sanji zusammen, als der Arzt seine klaffende Verletzung begutachtete. „Sanji, kannst du mich hören?“, fragte Chopper besorgt. „Ja~“, stöhnte der Angesprochene genervt. Er wollte nur noch schlafen. Nichts weiter. „Wie ist das passiert?“, fragte Luffy aufgebracht. „Das war doch nur ein kleiner Möchtegern und du lässt dich von dem einfach verletzten?“ „Seid leise...“, flüsterte Sanji. „Was? Was hast du gesagt?“, fragte das kleine Rentier nach und beugte sich näher zu Sanjis Gesicht „Ihr sollt die Klappe halten!“, schrie Sanji mit letzter Kraft und fasste sich dann mit seiner nicht schmerzenden Hand an den Kopf. Geschockt über den plötzlichen und untypischen Ausbruch des Blonden sahen sich alle verwirrt an. Alle bis auf Zoro, der seinen Blick auf den am Boden liegenden und blutenden Sanji fixiert hatte und seine Stirn in Falten legte. „Franky?“, fragte Chopper diesmal leiser als zuvor. „Kannst du Sanji bitte in mein Arztzimmer bringen?“ „Kein Ding“, sagte er und hob gleich darauf den nassen Körper an, um ihn mit Chopper zusammen in dessen Untersuchungsraum zu bringen. „Was war das gerade?“, fragte Usopp. „Sanji war-“ „Merkwürdig“, beendete Robin den Satz. „So würde er nie reagieren, wenn er nicht echte Schmerzen hätte.“ Luffy blinzelte und schob seinen Strohhut zurecht. „Aber seine Wunde war nicht sonderlich tief. Das hab' sogar ich gesehen.“ „Genau.“ Robin tippte mit ihrem Finger an ihr Kinn und hatte ihre typische Denkerpose eingenommen. „Er hat sich seinen Kopf gehalten... Kopfschmerzen vielleicht? Wahrscheinlich hat er während dem Kampf einen Schlag abbekommen.“ „Nun, Chopper wird uns dann sicher mehr erzählen. Aber erst mal sollten wir zusehen, dass wir aus dem Sturm rauskommen, Leute“, erklärte Nami mit einer festen Stimme, als sie in die schwarzen Wolken blickte. „Ich werde den Kurs neu berechnen, bevor wir am Ende in noch ein Marineschiff rein fahren.“ Die Navigatorin seufzte und sah auf ihren Logport. „Da fällt mir ein, Zoro, du hattest Dienst. Warum ist dir das Schiff nicht früher aufgefallen?!“, schrie die Navigatorin den Schwertkämpfer an. „Ich...“, Zorro stockte und wusste nicht so recht, was er erzählen sollte. Er konnte ja kaum sagen, dass er wegen Sanji abgelenkt war. „Ich habe geschlafen.“ Der verletzte Blonde lag derweilen bereits auf Choppers Untersuchungstisch und versuchte sich nicht anmerken zu lassen wie schrecklich es ihm ging – er versagte jedoch kläglich. Immer wieder verließ sein Mund ein leises schmerzvolles Stöhnen. Chopper hatte in einer Windeseile die Wunde gesäubert und war nun dabei sie zu nähen. Da sie zum Glück nicht tief war, und Sanji auch sonst keine äußerlichen Verletzungen hatte, war die Panik, die der Schiffsarzt für einen Moment verspürte vorerst verschwunden. Ihm fiel jedoch im Laufe der „Operation“ immer wieder auf, dass sich der Koch die Schläfen und die Augen rieb. „Sanji, erzähl mir die Wahrheit“, sagte Chopper, als er den Faden zum nähen durchschnitt. „Du hast Kopfschmerzen, nicht wahr?“ „Ja...“, sagte Sanji vernebelt. Chopper hatte ihm eine seiner „Spezialspritzen“ gegeben. Sein Kopf dröhnte immer noch, aber wenigstens spürte er nicht, was da gerade mit seiner Schulter angestellt wurde. „Ich habe aber keine Wunde gesehen. Du wurdest also nicht geschlagen.“ „Hm...“ „Hast du die Kopfschmerzen öfter?“ „Nein...“ „Sonst noch andere Symptome? Verschleierter Blick? Schmerzende Augen? Irgendwas?“ „Verschwommen...“ „Nun gut. Wir werden das mal weiter beobachten und falls es noch einmal passieren sollte oder in ein paar Stunden noch nicht besser ist, gibst du mir sofort Bescheid, klar?“ Sanji nickte schwach. Er war so unglaublich müde. Diese verfluchten Beeren! Wer hätte denn auch ahnen können, dass genau in dem Moment die Marine auftauchen könnte? Er war wirklich nur vom Pech verfolgt. Und dabei hatte er doch vorgehabt, etwas mehr über Zoros Gedanken zu erfahren. Zoro... er hatte ihn gerettet. Wenn der Schwertkämpfer ihm nicht nach gesprungen wäre, würde Sanji jetzt mit den Fischen schmusen – so viel war sicher. Es widerstrebte ihm, aber vielleicht sollte er seinem Rivalen dieses eine Mal danken. So waren jedenfalls seine letzten Gedanken, bevor er einschlief und Chopper weiter seine Arbeit machen ließ. Kapitel 5: Eine Beere zum falschen Zeitpunkt 2 ---------------------------------------------- „...“ Gesagt '...' Gedacht #...# Gedanken, wegen der Beeren --------------------------------------------------------- Sanji wusste nicht wie lange er geschlafen hatte. Ein Blick durch das Fenster verriet ihm jedoch, dass es dunkel war und nach seiner Müdigkeit zu urteilen könnte er sowohl fünf aber auch gut über 24 Stunden geschlafen haben. Er wusste es nicht. Die Uhr an Choppers Wand, die 2:34 Uhr anzeigte, verwies leider nicht auf den Tag. Das einzige, was er aber wusste war, dass sein Schädel immer noch dröhnte und sich nun auch seine verletzte Schulter, die Chopper geflickt hatte, deutlich durch stechenden Schmerz bemerkbar machte. Benanntes Rentier schlief mit seinem Kopf auf den Tisch gelegt einige Meter von ihm. Er musste die ganze Zeit über Sanji gewacht haben. Sie konnten sich wirklich glücklich schätzen, so einen Arzt an Bord zu haben. Vorsichtig versuchte sich Sanji seinen verklärten Blick aus den Augen zu reiben. Er glaubte, dass seine Augäpfel vor Druck bald raus springen würden. Wahrscheinlich waren das immer noch die Nachwirkungen, die er nun an Leib und Seele erfahren durfte. Die verfluchten Beeren hatten ihm das eingebrockt! 'Nein', dachte der Blonde und schüttelte seinen Kopf. 'Das war ich selber. Ich hätte wissen müssen, dass wir hier auf offener See auf die Marine oder andere Piraten treffen könnten.' Der Schiffskoch schloss seine Lider und versuchte seine Energie zu sammeln. Kurz sah er noch zu dem schlafenden Arzt und stand dann, so leise wie möglich, von seinem Bett auf. Sein Gang war noch wackelig und er glaubte Pudding in den Beinen zu haben, doch er schaffte es aus dem Krankenzimmer zurück auf das Deck zu gehen. Tief atmete er die frische Seeluft ein, die seine Müdigkeit wenigstens ein bisschen vertrieb. Der Kampfplatz schien von seinen Kameraden wieder gerichtet worden zu sein, denn Sanji konnte keinen einzigen Holzsplitter auf dem Boden entdecken und auch die Reling war wieder komplett hergerichtet. Nur eine winzige Anpassungsnaht verriet, dass hier einmal alles weg gerissen war. „Erstmal ein Wasser“, nuschelte er und drehte sich dann zu seiner Kombüse um. „Ich muss mir diesen toten Tier Geschmack aus dem Mund waschen.“ Zu seiner Verwunderung erkannte er, dass in seiner Küche Licht brannte. Wehe das war Luffy, der seine Abwesenheit ausnutzte und sich an der Vorratskammer zu schaffen machte. Mit leisen Schritten ging er zur Tür und öffnete sie, doch dort war nicht wie erwartet der Kapitän mit einer handvoll Essen, sondern Zoro, der auf der Wandbank saß und eine Flasche Sake trank. 'Der fehlt mir gerade noch. Wird sicher keine Minute dauern, bis er sich über mich lustig macht.' Sanji versuchte sich nicht anmerken zu lassen, dass er den Schwertkämpfer entdeckt hatte und ging ohne sich um zu blicken zum Geschirrschrank, um sich ein Glas herauszunehmen. Endlich konnte er etwas trinken. Seine Kehle fühlte sich klebrig und trocken an. Eine Zahnbürste wäre im Moment auch nicht schlecht. Vielleicht sollte er, bevor er wieder ins Bett ging, duschen und sich die Zähne putzen, um den widerlichen Geschmack abzutöten und seinen stinkenden Körpergeruch loszuwerden. Während er das Wasser herunter spülte, konnte er den Blick von Zoro regelrecht in seinem Nacken spüren. Er beobachtete ihn mit Adleraugen aber sagte nichts. Sanji seufzte und stellte sein Glas ab. „Wie lange habe ich geschlafen?“ „Du-“, Zoro hatte den Satz kaum angefangen, da hörte er schon wieder auf. Er überlegte, was er sagen sollte. „Beinahe zwei Tage.“ „Dachte ich mir schon. Kein Wunder, dass meine Kehle ausgetrocknet war.“ Sanji drehte sich endlich um und betrachtete den Faulpelz. Zoro hatte seinen Griff fest um die Flasche geschlossen, als ob er Angst hatte diese fallen zu lassen. Sie waren beide alleine – die beste Chance sich zu bedanken. Und besser jetzt als nie und es schnell über die Bühne kriegen als es hinauszögern. „Marimo“, sagte der Smutje mit fester Stimme. Er war gerade dabei das letzte bisschen Stolz weg zuwerfen, das er noch besaß. „Danke, dass du... naja... mich aus dem Wasser gefischt hast.“ „Wa- ah?!“ Aus dem sonst so gefassten Gesicht des Schwertkämpfers glitten alle Züge. Sanji hatte sich noch nie für etwas bei ihm bedankt. Diesen Tag sollte er mit vielen Kreuzen rot im Kalender markieren und dem Blonden das jedes Jahr zeigen und ihn daran erinnern. „Mach nicht so ein Theater, nur weil ich mich bedankt habe. Das wird kein zweites Mal vorkommen“, sagte Sanji schnell, als er die Reaktion des Grünhaarigen sah. Mit langsamen Bewegungen füllte er sein Glas erneut und ging dann damit zum Tisch, um sich zu setzen. Kurz schnellte sein Blick zu Zoro, der vehement den Augenkontakt mied. Eigentlich wollte Sanji duschen gehen und weiter schlafen, doch seine Beine sagte ihm, dass er sich für einen Moment setzen musste. Dass Zoro in diesem Augenblick nur einen Meter von ihm entfernt war, war ihm ziemlich egal. „Was war los mit dir?“, fragte Zoro nach einigem Zögern und trank dann wieder einen Schluck aus seiner Flasche. „Hmm... hast du dir etwa Sorgen um mich gemacht?“, grinste Sanji verschmitzt, während er mit einem Zeigefinger auf den Tisch tippte. „Warum sollte ich mir Sorgen um einen verkappten Gemüseschneider machen?!“ „Ahso?“, sagte der Blonde in einem vergnügten Unterton. „So klang das aber nicht für mich.“ „Lenke nicht ab“, giftete der Schwertkämpfer ihn an. „Was.war.da.los.gewesen?“ „Nicht so bösartig, Säbelheini. Nichts weiter. Ich hatte glaube ich einen Migräneanfall. Nichts worüber man sich aufregen müsste.“ Das war eindeutig die beste Entschuldigung, die er bringen konnte. Seine Symptome glichen wenigstens der von Migräne, also würde das hoffentlich auch jeder schlucken. Vor allem Robin, die mit ihrem Scharfsinn sicherlich bereits Blut geleckt hatte. „Migräne?“, fragte Zoro nach und kniff seine Augenbrauen zusammen. Ein skeptischer Blick überflog Sanjis Körper und vor allem dessen Gesicht. „Verarschen kann ich mich selber!“ Zoro nahm einen letzten großen Schluck des Sakes und knallte die Flasche dann auf den Tisch. Er verschlief zwar die meisten wichtigen Dinge, doch bescheuert war er nicht. Er wusste, roch praktisch, dass mit Sanji etwas faul war. „Und was denkst du, was es sonst war?“, hakte der Blonde nach und lehnte sich gelassen in den Stuhl zurück. „Es war einfach nur Migräne, ausgelöst durch die Wetterschwankung. Das könnte jedem passieren.“ „Ich habe keine Ahnung was da in deinem Sturkopf abgegangen ist!“, brüllte Zoro ihn an. „Aber ich schwöre dir, dass wenn es etwas ist, was unser Schiff in Gefahr bringt, ich alles daran setzten werde es herauszufinden.“ „Das sagst gerade du? Wer hatte denn Dienst und hat währenddessen das Marineschiff schön an uns heran segeln lassen?!“ „Das... das war“, stotterte Zoro. 'Du warst das! Du hast mich von meinen Pflichten abgehalten!' „Ja? Lass es einfach bleiben, Muskelidiot.“ „Wie war das?“ Zoro legte seine Hand an eines seiner Schwerter und löste es ein wenig aus der Scheide, doch als er den müden Blick von Sanji sah, der auf seine Hand gerichtet war, entschied er sich um. Mit einem grummeln steckte er sein Katana wieder zurück. „Was denn? Kein Kampf?“ „Nicht heute. Aber sobald du nicht mehr aussiehst wie eine wandelnde Leiche, werde ich dir den Mais aus dem Hirn prügeln.“ „Das würde ich zu gerne sehen“, grinste Sanji, als er seinen Kopf auf einer Hand aufstützte. Zoro knurrte zur Antwort sein Gegenüber an und stapfte dann ohne ein weiteres Wort aus der Küche. Sanji hörte wie die Tür zugeknallt wurde und Zoro mit trampelnden Schritten über das Deck stapfte. „Und du hast dir doch Sorgen gemacht... sonst hättest du nicht gefragt, beschissener Grünspan“, flüsterte er, während er sein Glas hin und her schwenkte. Eines war klar: die Beeren konnte und durfte er nicht mehr so wahllos einsetzen. Es war nicht auszudenken, was das nächste Mal passieren könnte. Am Ende würde er da nicht wieder so unbeschadet herauskommen. Seine linke Hand wanderte zu seiner schmerzenden Schulter. Es hätte ihn wirklich schwerer treffen können. Das einzige, was er mit seiner Situation vollbracht hatte war, Ärger und Umstände für seine Crewmitglieder. Er fühlte sich für einen Moment wirklich nur wie ein schäbiger Koch, nichts weiter. Sogar Luffy hatte ihn, seinen schwachen Erinnerungen nach zu urteilen, angeschnauzt. „Hach, verflucht. Ich habe mich seit Jahren nicht mehr so armselig gefühlt“, grinste er schief und trank einen Schluck seines Wassers. Er musste wirklich aufpassen. Eigentlich wäre es besser, wenn er die Beeren wirklich ins Meer warf, doch dann würde er mit seinem „Zoro-Problem“ nicht weiter kommen. Nun, so ganz steckte er in seinem Problem nicht mehr fest. Zoro hatte ihn gerettet und es keinem anderen überlassen. Und das war reichlich bemerkenswert, wenn man bedachte, dass Zoro kein herausragender Schwimmer war. In den tobendem Gewässer hätte dieser leicht ertrinken können, doch trotzdem war er ihm nach gesprungen und seine Gedanken hatten zwischendurch sogar leicht verzweifelt geklungen. „Hach, egal. Ich kann darüber auch nachdenken, wenn ich ausgeschlafen habe“, seufzte er und trank den letzten Schluck Wasser. Sanji brauchte zwei weitere Tage, bis er sich wieder ganz gesund fühlte. Trotzdem hatte es ihn nicht davon abgehalten wenigstens für seine Crew zu kochen. Diese hatte sogar ohne zu Murren das Abwaschen und Putzen übernommen, um ihm wenigstens etwas Arbeit abzunehmen. Selbst die Drückeberger, die sich sonst immer am schnellsten aus dem Staub machten, hatten abgewaschen. Aber heute fühlte er sich super. Geradezu großartig! Er hatte das Gefühl voller Energie zu stecken und diese wieder auspowern zu wollen. Das Beste, was er tun konnte war also einen riesigen Kuchen backen, den er seinen Freunden als Dank schenken konnte. Mit den Früchten der letzten Insel mischte er eine süße Füllung zusammen und dekorierte danach mit viel Sahne den Kuchen. Eigentlich hätte er sich dafür lieber mehr Zeit genommen, doch vor einer Stunde hatte Luffy, den der Sturm nicht störte, eine Insel entdeckt. Bald würden sie dort ankommen. Sanji teilte also den Kuchen in gleichgroße Teile und verpackte ihn in die Lunchboxen. Zoro bekam wieder seine Extrawurst: Reis und gegrillten Aal. Der Koch schloss gerade die letzte Lunchbox, als die ganze Crew seine Küche betrat. Nami schleifte Luffy, der sich mit Händen und Füßen wehrte, regelrecht hinter sich her. „Sanji, wir müssen unser Gespräch kurz hier machen. Auf dem Deck ist die Hölle los“, sagte die Navigatorin. „Aber natürlich Nami-san!“, säuselte der Koch automatisch und schwebte zu ihr. „Was gibt es denn zu bereden?“ „Also Leute, wie ihr alle wisst, sind wir hier auf einem stürmischen Teil der Grandline. Leider kann ich das Wetter hier nicht so gut vorhersagen. Deswegen werden wir solange auf der Insel bleiben bis sich die See wenigstens ein bisschen beruhigt hat.“ Zur Bestätigung schaukelte das Schiff ein bisschen mehr als ohnehin schon. „Ich erwarte also von ALLEN, dass ihr keinen Ärger macht und keinen Streit anfangt. Mit NIEMANDEN!“, sagte sie vor allem an Luffy gerichtet. „Wir suchen uns ein Hotel und übernachten dort. Einer sollte aber trotzdem zur Sicherheit auf der Sunny bleiben. Also wer meldet sich?“ Sanji sah aus seinem Augenwinkel, dass Zoro seine Lippen leicht öffnete und zum Sprechen ansetzen wollte, doch er wurde unterbrochen. „Ich bleibe hier“, sagte Brook. „Ich kann ja wohl kaum eine Erkältung bekommen yohoho~“ „Das stimmt allerdings Skelett-san“, lachte Robin lieblich. „Na dann hätten wir das geklärt. Wenn wir anlegen suchen wir uns eine Bleibe und Brook bleibt auf der Sunny.“ „Nami-Schätzchen, ich habe euch leckere Lunchboxen gemacht“, warf Sanji ein und überbrachte zwei davon Robin und Nami. „Das ist lieb, Koch-san“, sagte Robin und nahm die Box entgegen. Als alle ihr Essen bekommen hatten, blieb nur noch Zoro übrig. Der Rest der Crew war bereits aus der Küche verschwunden, um Vorbereitungen zu treffen. Sanji hielt Zoro mit seiner rechten Hand die Box entgegen, während er mit seiner linken eine Zigarette hielt und daran paffte. „Für dich, Marimo.“ Zoro beäugte den Gegenstand genauer und zog eine Augenbraue hoch. In letzter Zeit war der Koch verdammt rücksichtsvoll gewesen. Zoro und auch der restliche, männliche Teil der Crew bekam eine gute Portion des Essens. Das war vorher nie der Fall gewesen. „Ich kann es auch selber essen“, sagte Sanji herausfordernd. Zoro schenkte dem Blonden einen bösen Blick und krallte sich dann regelrecht die Lunchbox. Wortlos stapfte der Grünhaarige daraufhin aus der Küche und lies den Koch mit einem amüsierten Lächeln zurück. Es war zu schade, dass er in den letzten Tagen keine Gelegenheit hatte die Beeren zu nehmen, doch der Vorfall mit der Marine hatte ihn eines besseren belehrt. Es hatte nicht mehr lange gedauert, bis sie in den Hafen einliefen und ihr Schiff dort befestigen konnten. Brook blieb wie versprochen auf der Sunny und widmete sich seinem Training und seinen Liedern. Währenddessen fragte sich die Crew durch die Stadt. Gleich bei dem ersten Bewohner hatten sie erfahren, dass die Insel Narik hieß und die Hafenstadt gleichfalls die Hauptstadt war. Es schien eine recht große Insel zu sein, von der man aber wegen den langen Regenphasen wohl nicht viel sehen konnte. Im Hotel angekommen übernahm Nami das einchecken und verteilte dann die Schlüssel. Da das Hotel beinahe leer war, konnte man behaupten, dass die Strohhutpiraten nicht auf Zimmern, sondern auf Stockwerken verteilt waren. „Also ich gehe mit Robin auf ein Zimmer und-“ „Kann nicht jeder ein Zimmer kriegen? Das Hotel ist doch eh wie ausgestorben“, meckerte Usopp rum. „Vergiss es!“, giftete die Navigatorin. „Es ist so schon teuer genug! Ach wisst ihr, macht euren Dreck alleine.“ Nami warf Usopp die Schlüssel entgegen und ging dann zusammen mit Robin zur Treppe. „Also ich geh mit Usopp auf ein Zimmer“, grinste Luffy breit. „Du kannst mir dann ein paar deiner Geschichten erzählen.“ „Bleiben also noch wir vier übrig“, sagte Franky. „Schere-Stein-Papier?“ Zoro ließ einen genervten Laut entweichen und sah nicht gerade begeistert aus. Solch Kindereien. „Ich will nur pennen, also macht das unter euch aus“, sagte er und gähnte daraufhin. „Na gut, Sanji, bist du bereit?“, fragte Chopper, der seine Pfote hinhielt. „Meinetwegen.“ Die drei sahen sich noch kurz an und ließen dann ihre Hände und das Glück entscheiden. Anders hätte es auch nicht kommen können: Sanji ging leer aus. Das hieße wohl, dass er zusammen mit Zoro... „Das ist doch wohl ein Witz!“, sagte der Grünhaarige, als er das Ergebnis sah. „Da mach ich nicht mit.“ „Zicke nicht so herum, Moosschädel“, sagte Sanji und schnappte sich seinen Rucksack. „Lass uns einfach ins Zimmer gehen.“ „Das wäre dann wohl entschieden, Zoro“, lachte Chopper. 'Perfektes Timing. Besser hätte es nicht laufen können! Endlich habe ich mal wieder etwas Glück', dachte Sanji freudig und nahm sich den Zimmerschlüssel. „Komm schon, du Faulpelz oder willst du dir die Beine in den Bauch stehen.“ Im Gegensatz zu Sanji, glaubte Zoro verrückt werden zu müssen. Das Pech schien ihn praktisch zu verfolgen. Ohne weitere Wiederworte und mit einem zerknirschtem Gesicht schlurfte er hinter dem Schiffskoch bis zum fünften Stockwerk die Treppen hoch. Sanji ließ den Schlüssel die ganze Zeit in seiner Hand tanzen. „Zimmer 503, 503... ah da“, nuschelte er und schloss die Tür auf. Das Zimmer war einfach. Zwei Betten, ein Bad mit dem Nötigsten und eine Couch stand in der Ecke. Es fehlte etwas an Farbe und Dekoration, aber zum Schlafen würde es allemal reichen. „Ich bin kurz im Bad“, sagte Sanji und warf seinen Rucksack in eine Ecke. Zoro seufzte bei der zufallenden Tür auf. Das konnte was werden. Aber solang sie es schafften die Einrichtung des Zimmers heil zu lassen, würden sie wenigstens keinen Anschiss von der Seehexe bekommen. Sanji stand derweilen im Bad und hatte beide Hände aufgestützt. Er konnte sich ein Grinsen einfach nicht mehr verkneifen. Die letzten Tage waren einfach zu langweilig gewesen. Aber nun hatte er die perfekte Gelegenheit in Zoros Oberstübchen zu schnuppern und vielleicht etwas Neues zu entdecken. Blind suchte er in seiner Hosentasche nach einer der Beeren und steckte sie sofort in den Mund. Es würde wieder einige Zeit dauern, bis sie anfing zu wirken, also stellte er die Dusche an, um sich seine Zeit zu vertreiben. Und da er von der kleinen Wandertour in der Stadt ohnehin durchnässt und halb erfrorenen war, nahm er die Gelegenheit wahr sich aufzuwärmen. Angeekelt schälte er sich aus seinem Anzug und Unterwäsche, hing sie im Bad auf und stellte sich daraufhin unter die Dusche. Das heiße Wasser prickelte auf seiner Haut und fühlte sich einfach großartig an. Kurz ließ er seinen Blick durch die Duschkabine schweifen und entdeckte eine kleine Packung Seife. „Blumenduft. Na ganz wunderbar“, lachte er und seifte sich damit ein. „Was Besseres werde ich hier wohl nicht kriegen...“ Sanji blieb noch circa eine halbe Stunde unter der Dusche, bis er endlich die ersten Gedanken von Zoro empfing. #Wie lange will der sich noch in der Dusche einweichen? Kaum gibt es was umsonst, verbraucht er das ganze warme Wasser...# Sanji stellte grinsend das Wasser ab und griff sich ein Handtuch mit dem er sich kurz abtrocknete und es dann um seine Hüften schlang. Er wuschelte sich zum Abschluss noch durch seine nassen Haare und ging dann aus dem Bad. #Oh mein Gott, nicht das noch! Der hat ja nur so einen Wischlappen an.# Zoro saß auf dem Bett und war dabei seine Schwerter zu reinigen, doch nichts desto trotz erhaschte er einen kurzen Blick auf den Koch. Sanji schien dem allem keine Beachtung zu schenken. Er ging zielstrebig auf seinen Rücksack zu und holte sich seine Schlafhose heraus und ein Shirt. #Wehe der plant sich hier umzuzie- Shit, er tut es! Geh sterben, beschissener Koch!# Sanji streifte sich sein Handtuch von der Hüfte und entblößte sich ohne Scham vor Zoro. Was sollte der schon tun? Selbst, wenn er auf Sanji stand, würde er ihn nicht vergewaltigen. Dazu wäre nicht mal der Schwertkämpfer in der Lage. Also machte sich Sanji seinen Spaß aus der Situation und kleidete sich langsam an. Kurz trocknete er seine Haare noch ein wenig mit dem Handtuch und hing es dann über die Heizung, die im Zimmer stand. #Ich will hier raus. Ich würde sogar bei Franky schlafen, wenn ich die Wahl hätte. Vielleicht sollte ich einfach gehen und Chopper aus dem Zimmer werfen und dort einziehen.# „Du kannst jetzt ins Bad, wenn du willst“, sagte Sanji, als er sich aus seinem Rucksack einen Roman nahm, den Robin ihm empfohlen hatte. „Später“, sagte Zoro monoton und polierte seine Katanas weiter. #Wie kann der sich einfach vor mir umziehen?!# Bekannter Übeltäter schritt zu seinem Bett und ließ sich dort elegant fallen. Sein Alibi-Buch hatte er schon aufgeschlagen. Vielleicht würde er später wirklich darin lesen, doch bis dahin ruhte es in seiner Hand und wurde in regelmäßigen Abständen umgeblättert. #Ich hasse ihn. Nein, du musst dich auf deine Schwerter konzentrieren. Der ganzen Regen hat ihnen nicht gut getan. Warum bin ich nur schon wieder auf dem Deck eingeschlafen?!# Sanji schmunzelte und strich sich einige nasse Strähnen aus dem Gesicht. 'Hab's doch gewusst. Ist viel amüsanter als ein Buch zu lesen.' #Und dann hat er auch noch nasse Haare! Warum hasst mich Gott nur so sehr?! Da fällt mir wieder ein... Haare... ich würde wirklich zu gerne wissen, was der Karottenputzer unter seiner Schmalzlocke hat. Am Ende ist er da ganz fürchterlich entstellt! Wobei... das wäre mir auch egal.“ 'Egal?', Sanji blinzelte und blätterte eine Seite seines Buches um. 'Wie zum Geier könnte ihm das egal sein? Nun wirklich entstellt bin ich nicht, aber trotzdem...' #Ich hätte mir was vom Sake mitnehmen sollen. Am besten gehe ich welchen kaufen. Sonst überstehe ich die Nacht nicht.# Zoro steckte seine Katana wieder an seinen Gürtel und stand von seinem Bett auf. „Wo gehst du hin?“, fragte Sanji ahnungslos. „Sake kaufen.“ „Hm“, Sanji grummelte in sich hinein. 'Bravo. Da hab ich schon mal die Beeren intus und bin alleine mit dem und dann haut der ab!' #Nur schnell raus hier#, dachte Zoro und verließ mit dem Schlüssel das Zimmer. #Hoffentlich haben die hier wenigstens was starkes...# „Na super! Du beschränkter Muskelidiot!“, stöhnte Sanji und legte sein Buch zur Seite. Der Tag war also gelaufen und er hatte eine Beere sinnlos verschwendet. Wie auf Kommando gähnte er und schaltete dann seine Tischlampe aus. Was hätte er schon anderes tun sollen? Sein Unterhaltungsprogramm war ja gerade eben aus der Tür geschlendert auf der Suche nach seiner Wahldroge. Schnell kuschelte sich der Blonde unter die warme Bettdecke und schloss seine Augen. Morgen sollte er sich in der Stadt umsehen und nach einigen Händlern Ausschau halten. Diesmal mussten sie ihre Vorräte wirklich aufstocken, denn ständig auf Sparflamme laufen war auch nicht wirklich das Wahre. Sanji fragte sich, was die anderen wohl tun werden. Nami würde sicher Luffy an sich ketten, damit dieser keinen Mist baute. Sie war anscheinend immer noch angefressen von dessen letzter Aktion. Nach einigen Minuten des Dösens wurde die Zimmertür wieder aufgeschlossen und Zoro kam mit zwei Flaschen beladen hinein. #Dunkel? Grandios, pennt der Fake-Koch etwa schon? Da kann ich das Trinken auch gleich sein lassen und es mir für Morgen aufheben.# 'Sehr rücksichtsvoll, Hantelklopfer', dachte Sanji verschlafen. Er hatte seinen Rücken zu Zoros Bett gedreht und konnte somit nicht sehen, was hinter ihm von statten ging. Zoro war gerade dabei seine Hose zu öffnen und sie zusammen mit seinem Hemd auf das Sofa zu legen. Im Dunkeln war er eindeutig zu faul dafür nach seinen Schlafsachen zu suchen. #Einige Stunden schlafen werden mir ja nicht schaden#, dachte Zoro und schlüpfte ebenfalls in sein Bett. #Dem Koch scheint es wieder gut zu gehen... aber ich werde schon noch rausfinden, was da vor einigen Tagen mit ihm abgegangen ist. Das war eindeutig nicht koscher! Migräne, das ich nicht lache. Ich zeig dem mal Migräne!# 'Na dann viel Erfolg, Herr Detektiv. Du und dein träges Hirn werden das in hundert Jahren noch nicht einmal gecheckt haben.' #Warum eigentlich gerade er? Warum muss es dieser weibstolle Kochlöffel sein in den ich mich verlieben musste? Da wäre mir glaube ich jeder andere lieber gewesen. Die hassen mich wenigstens nicht! Ich muss mir morgen echt die Kante geben, sonst übersteh' ich diese erzwungene Zimmerverteilung nicht!# '... Wa... nein... was? Moment kurz... WAS? WAAAS?!', Sanjis Augen waren aufgesprungen und starrten in die Dunkelheit. Seine Luft hatte er vor Schreck angehalten. 'Nein, nein, nein, das habe ich nicht gehört! Oh Gott! Er ist nicht scharf auf mich! Er findet mich nicht einfach nur anziehend... was verständlich wäre! E- Er ist in mich ver- ver- verliebt?!' Der Smutje glaubte einen Herzinfarkt erlitten zu haben. Er versuchte das Gedachte anders auszulegen, aber diesmal war es eindeutig gewesen. Mehr als eindeutig. Verflucht eindeutig! Der Schwertkämpfer war verschossen in ihn! Er wollte nicht einfach nur seinen unglaublich erotischen und schönen Körper, er wollte IHN! Spätestens jetzt war der Spaß für Sanji vorbei. Die Sache, dass Zoro womöglich schwul war und einige Männer, einschließlich ihn, attraktiv fand, die war ja noch erträglich und sogar recht unterhaltsam. Man bedenke die Gedanken des Grünhaarigen und den Unterhaltungswert von diesen. Aber DAS? Das war eindeutig eine Nummer zu viel des Guten. Nach Sanjis Wissen hatte sich noch NIE jemand in ihn wirklich verliebt. Die Frauen, die gesagt haben, dass sie ihn liebten waren zwar nach ihrer Trennung betrübt gewesen, doch hatten kaum eine Woche später einen neuen Lover. Ergo: wenn es richtige Liebe gewesen wäre, hätten die sich nicht mal annähernd nach einem neuen Mann umgesehen und das erst recht nicht nach so kurzer Zeit. Und nun sollte es ausgerechnet der kampfbesessene Saufbold sein, der sich in ihn verliebt hatte? So einfach zeigte Zoro doch nirgends sein Interesse, nur, wenn es ihm wichtig war und er sich dafür aufopfern konnte. Man siehe seine Kampf- und Trainingsbesessenheit. Aber er hatte sich noch nie, nicht mal annähernd um Sanji geschert. Offiziell hasste er ihn. Sie kämpften bei jeder Gelegenheit und kratzten sich die Augen aus. Doch inoffiziell... schien dies ein ganz anderer Fall zu sein. Vielleicht waren die ewigen Sticheleien, das Kämpfen und ignorieren am Ende wirklich eine verquere Art von Zuneigung. Schließlich traf das sonst bei niemanden, außer Sanji zu. Zoro benahm sich doch bei jedem der Crew total anders. Sanji war sich sicher: die heutige Nacht würde er wohl schlaflos verbringen. Kapitel 6: Unerwartetes Treffen ------------------------------- „...“ Gesagt '...' Gedacht #...# Gedanken, wegen der Beeren ---------------------------------------------------- Bis vor zwei Wochen war Sanjis Welt noch normal gewesen. Er hatte seinen Lieblingsfrauen jeden Nachmittag eine eigens kreierte Süßigkeit gemacht und hatte nur Augen für die bezaubernden Körper und die lieblichen Stimmen der Schönheiten. Vor kaum einer Woche hatte sich seine Welt dann circa um 90 Grad gedreht. Die 'Wahrheitsbeeren' hatten ihm offenbart, dass der schiffseigene Faulpelz seinen Arsch geil fand und er anscheinend mehr als nur sein Essen wollte. Doch nun, vor kaum 8 Stunden hatte sich seine Welt ein weiteres Mal um 90 Grad gedreht. Zoro war verliebt in ihn und darüber gab es keine Zweifel, denn er hatte es selber gehört und das beinahe deutlicher als alles andere. Seine Welt stand seither auf dem Kopf. 'Ich fühle mich so schlecht! Ich kann ihm nicht mal in die Augen sehen', seufzt Sanji in Gedanken. Er saß mit seiner Crew in der Nähe des Hotels und aß mit ihnen zusammen Frühstück. Es war keine besondere Lokalität. Das kleine Restaurant wurde von einem Ehepaar geführt, die sich freuten bei dem regnerischen Wetter Kundschaft zu haben. Während sich alle den Bauch voll schlugen, saß der Blonde vor seinem kaum angerührten Teller und nippte an seinem Kaffee. 'Als hätte ich in seinem Tagebuch gelesen. Oh mein Gott! Das ist eigentlich sogar beinahe schlimmer als in einem Tagebuch zu lesen. Aber hätte ich denn ahnen können, dass so etwas dabei rauskommt?!' Lustlos stocherte er in seinem Rührei rum und schob es dann beiseite. Sofort krallte sich Luffy den Teller und schlang alles auf einmal hinunter. Robin, die neben dem Koch saß, fragte sich schon den ganzen Morgen, was mit dem sonst so aufgeweckten Schiffskoch los war. „Hast du wieder Migräne?“, fragte sie besorgt. „Migräne?“, fragte Sanji verwundert nach. 'Ah, stimmt ja. Ich habe allen erzählt, dass ich vor einigen Tagen einen Migräneanfall hatte.' Zu seinem Glück hatten alle Strohhutpiraten ihm diese Story abgenommen. Sogar Robin schien keinen besonderen Verdacht geschöpft zu haben, obwohl sie ihn ab und an mit einem merkwürdigen Blick musterte. „Aber nein, Robin-chan. Mir geht es hervorragend. Ich finde es nur schade, dass es die ganze Zeit regnet.“ „Das wird sich wohl in nächster Zeit nicht ändern“, warf Nami ein. „Auf dieser Insel scheint es immer zu regnen. Wir können froh sein, wenn wir einen guten Moment zum Ablegen erwischen werden.“ „Wann wird sich der Logport neu einstellen?“, fragte der Kapitän mit vollem Mund. Die Navigatorin sah ihn schulterzuckend an. „Drei Tage, vielleicht auch vier. So richtig konnte mir das hier keiner sagen.“ „Und was sollen wir so lange machen?“, fragte Usopp. „Es regnet den ganzen Tag, in der Stadt ist nichts los, obwohl sie riesig ist und wir dürfen auch keinen Ärger machen.“ „Was weiß ich“, sagte Nami. „Lasst euch was einfallen. Ich werde jedenfalls später irgendwann die Stadt erkunden. Ihr könnt ja auf euren Zimmern verrotten.“ 'Ich habe noch nicht mal ein Wort mit ihm geredet', ging es Sanji durch den Kopf. Er hatte den anderen bei ihrem Smalltalk kaum zugehört. 'Das einzige, was ich getan habe war... ihn zu treten, als er sieben Uhr morgens seine bescheuerten Übungen im Zimmer gemacht hat.' Für einen Bruchteil einer Sekunde traute sich der Blonde dann schräg gegenüber von sich zu blicken, wo Zoro saß. Wie gewohnt hatte dieser in beiden Händen etwas zu essen und schlug sich seinen Bauch wie die anderen männlichen Crewmitglieder voll. Wo auch immer die Strohhutpiraten waren, gab es ein Fressgelage, selbst in diesem kleinen beschaulichen Restaurant. 'Ich muss hier raus. Scheiß drauf, dass es regnet!', dachte Sanji und stand langsam von seinem Stuhl auf. „Leute, ich geh mich mal ein wenig umsehen.“ „Warte, ich komme mit“, sagte Franky. „Du willst sicher zu den Händlern, oder? Das kleine Stück kann ich dich begleiten.“ Sanji nickte seinem Freund zu und nahm sich dann den Regenschirm, der neben ihm stand. Er würde ihn auf jeden Fall brauchen. Ohne sich um zu blicken, ging Sanji, mit Franky, der ihn mit einigen Schritten Abstand folgte, aus dem Lokal. „Bro, macht dir das Wetter denn nichts aus?“ „Doch, aber ich muss mich schließlich umsehen und mit den Händlern reden. Es wäre schon schön, wenn wir unsere Vorräten aufstocken können. Dank der letzten Insel haben wir praktisch alles aufgefressen.“ „Stimmt“, grinste Franky. „Es ist schön, dass es dir besser geht. Die Frauen können zwar auch einigermaßen gut kochen, aber da hat immer was gefehlt.“ „Danke für das Lob“, lachte Sanji. Sanji hatte dies eher aus Reflex gesagt, denn im Moment gab es nichts, was seine Stimmung hätte erheitern können. Auf den Weg zur Innenstadt textete ihn Franky mit Extrawünschen betreffend der Vorräte zu. Sanji nahm dies nur mit halben Ohr wahr, denn seine Hauptgedanken galten immer noch dem vorherigen Abend. Erstarrt hatte er die ganze Nacht im Bett gelegen und einigen letzten Gedanken von Zoro gelauscht, die sich um Sake gedreht hatten. Aus Angst, dass der Schwertkämpfer bemerken würde, dass er noch wach war, hatte er sich kein Stück bewegt und hatte so langsam und leise geatmet wie möglich. Es war eine furchtbare Nacht gewesen. Vermischt mit den Regentropfen, die gegen die Fensterscheibe prasselten, war das einzige Geräusch das leise Schnarchen von Zoro gewesen, der im Schlaf ab und an etwas unverständliches murmelte. Sanjis Kopf war wie leer gefegt. Der einzige Gedanke, der beständig war, war das Zoro in ihn verliebt war. Nichts anderes konnten seine Gehirnzellen verarbeiten oder noch aufnehmen. Wie er es dann schließlich geschafft hatte für eine Stunde schlafen zu können, war ihm rätselhaft. Er wusste nur noch, dass das Nächste woran er sich erinnern konnte sein reflexartiger Tritt gegen Zoro gewesen war, der schnaufend Liegestütze gemacht hatte. Als er dann auf einmal die überrumpelten Augen des Grünhaarigen gesehen hatte, war er überstürzt ins Bad gerannt und kam erst wieder heraus, als sich alle zum Frühstück aufmachten. Besser hätte ein Morgen für ihn gar nicht anfangen können. „Ich werde mal in den Laden gehen“, sagte Franky und blieb stehen. „Was?“ Sanji war aus seiner Gedankenwelt gerissen worden und sah den Schiffsbauer verwirrt an. Dann wanderte sein Blick zu dem Laden vor dem sie standen und dessen Schild. „Motor-Bau“. „Bro, pass auf, dass dir bei all dem Tagträumen keine Frau entwischt“, lachte Franky. „Darüber musst du dir wohl keine Sorgen machen“, grinste Sanji. „Eine Lady spüre ich aus 100 Meter Entfernung.“ Sanji winkte seinem Crewmitglied zum Abschied kurz zu und ging dann weiter durch die Straße. Links und rechts waren einige kleine Geschäfte: ein Blumenladen, ein kleines Café, ein Metzger, einige Bekleidungsgeschäfte und so weiter. Eigentlich wollte sich Sanji zu dem Markt durchfragen, doch er konnte sich dafür einfach nicht ermutigen. „Entschuldigen Sie“, fragte eine Stimme neben ihm. Sanji sah in das Gesicht eines Mannes mittleren Alters, der eine grüne Uniform zu tragen schien. Mit einem gehetzten Gesicht wedelte er vor Sanjis Gesicht mit einem Zettel herum. „Haben Sie vielleicht diesen Mann in der Stadt gesehen?“, fragte er und reichte Sanji das Blatt mit einem Foto. Darauf war ein junger Mann abgebildet, der ungefähr sein Alter sein müsste. Er hatte verstrubbelte schulterlange Haare und einen Bart, der seine markanten Gesichtszüge weicher wirken lies. Man erkannte, dass die eingefallen Augen von dunklen Ringen umrahmt waren und die gesuchte Person wohl auch sonst recht mager zu sein schien. „Nein“, antwortete der Blonde und schüttelte seinen Kopf. „Aber wer ist das denn?“ „Er ist aus unserer Anstalt abgehauen.“ „Anstalt?“ „Oh, Sie wohnen anscheinend nicht hier?“ „Nein, ich bin mit Freunden auf einer Durchreise“, antwortete Sanji. 'Für so was habe ich gerade echt keinen Nerv...' „Wir haben einige Kilometer von hier die größte Nervenanstalt der Grandline, wo auch zum Teil gefährliche Verbrecher untergekommen sind.“ „Achso“, antwortete Sanji gelangweilt. „Wir haben auch einige Piraten zu Forschungszwecken. Sie müssen wissen, dass wir gut von der Marine unterstützt werden“, lachte der Mann. „Wie dem auch sei. Dieser Mann ist vor einer Woche geflüchtet und wir sind seither auf der Suche. Halten Sie lieber ihre Augen offen, denn der kann ganz schön bissig werden und das meine ich wortwörtlich.“ „Danke für die Information“, sagte Sanji erzwungen freundlich. 'Die Marine hat auch überall ihre Zweitprojekte. Unfassbar. Wir sollten aufpassen, dass keiner Wind von uns bekommt.' Kaum zehn Schritte weiter warf er den Zettel mit dem Foto in einen Papierkorb und trottete weiter die Gasse entlang. Das verfluchte Wetter offenbarte ihm eine ganz neue Ebene der Zeitwahrnehmung. Ein ständig verdunkelter Himmel und Regen brachte ja schon nach einem Tag seine innere Uhr komplett zum durchdrehen. Für ewig hier wohnen, konnte er sich nicht einmal annähernd vorstellen. Noch dazu bereitete ihm das ständige nachdenken über die Geschehnisse der letzten Nacht schon wieder Kopfschmerzen. 'Ich sollte Chopper besser nicht nach Schmerzmitteln fragen. Dann löchert er mich wieder durch. Ich hoffe einfach, dass es hier einen Medizinladen in der Nähe gibt.' Sanji ging weiter durch die mit Steinen gepflasterte Gasse und fragte die nächstbeste schöne junge Frau, die er sah, nach einem Laden für Heilkunde. Nach einigen Gewohnheitsflirts, irrte er dann weiter durch die labyrinthartige Stadt, was ihn leider immer wieder zwang nach Bewohnern Ausschau zu halten. Endlich hatte er in einer langen Seitengasse den gesuchten Laden entdeckt, doch als er nur noch einige Fuß vom Eingang entfernt war, rempelte ihn ein Mann an, der sich nicht einmal bei ihm entschuldigte. „Hey!“, rief Sanji ihm hinterher. „Idiot.“ Sanji wollte gerade in das Geschäft gehen, als er das ihm wohlbekannte leise Berryklimpern, welches noch vor wenigen Sekunden in seiner Tasche zu hören war, nicht mehr vernahm. „Das... HEY! BLEIB STEHEN!“, schrie Sanji dem Mann nach, der schon eine gute Entfernung zwischen sie beide gebracht hatte. Sofort sprintete er los und verlor dabei unterwegs seinen Regenschirm. Der Dieb war schnell, aber Sanji war schneller - seine Beine waren eben nicht nur zum kämpfen da. „Jetzt bleib verflucht nochmal stehen und gib mir mein Geld zurück!“, schrie Sanji ihn weiter an und trat ihn bei der besten Gelegenheit in die Beine, was den Dieb zum stolpern brachte. „So, und nun gibst du mir schön mein Geld zurück.“ Sanji packte die Schulter des Mannes und drehte ihn um, doch was er da sah ließ ihn kurz verwundert drein blicken. „Du bist der Typ, den alle suchen!“, lachte Sanji. „Was für ein verfluchter Zufall ist das denn.“ „Tu mir nichts, hier dein Geld!“, sagte der Mann und reichte mit zitternden Händen Sanji einen kleinen Beutel. „Lass mich los, lass mich gehen!“ Der Mann hatte seine Augen zusammen gekniffen, als ob er jede Sekunde einen Schlag erwarten würde. „Sorry, das kann ich nicht. Du sollst gefährlich sein“, sagte Sanji locker. 'Wobei du echt ganz schön dürre bist um jemanden Schaden zuzufügen.' „Genau, genau. Ich bin zu schwach. Also lass mich gehen!“ Sanjis Augen blinzelten. Moment. Das erinnerte ihn doch an etwas Bekanntes! „Was hast du gerade gesagt?“ „Ich? Ich.... nichts! Lass mich los, bitte!“ „Nein“, sagte Sanji und starrte in das aschfahle Gesicht unter ihm. „Du hast mir zugestimmt, dass du schwach bist.“ „Das... habe ich nicht, nein!“ „DOCH HAST DU!“, schrie Sanji ihn an. „Wie konntest du das wissen? Ich habe das nur gedacht.“ „Ich... ich weiß nicht wovon du redest! Du hast dein Geld wieder, also lass mich bitte gehen.“ 'Das ist wie bei den Beeren! Ich war auch komplett verwirrt, als ich das erste Mal die Gedanken der anderen gehört habe, aber sie nicht gesprochen haben...' Urplötzlich war der Mann ganz still. Langsam öffnete er seine grünen Augen und sah in das Gesicht des Blonden, als ob er versuchen wollen würde etwas darin zu lesen. „Du kennst... die 'Wahrheitsbeeren'?“, fragte der Mann leise. 'Ich habe es doch geahnt', dachte Sanji und lockerte seinen Griff langsam. „Du kennst sie auch? Woher?“ „Lass mich los und ich werde dir alles erzählen, bitte!“ Sanji sah den Mann für einige Augenblicke noch skeptisch an, ließ ihn dann jedoch aufstehen. „Also?“, hakte Sanji nach. „Dann leg mal los.“ „Nicht hier, sie verfolgen mich. Lass uns woanders hingehen.“ Sanji nickte kurz und folgte dann mit schnellen Schritten der ausgemergelten Gestalt durch den Irrgarten. Es dauerte beinahe eine Viertelstunde bis sie vor einem verlassenen Haus angekommen waren und der Mann diesen betrat. Sanji folgte ihm ohne zu zögern. Er kannte die Beeren! Und er hatte eindeutig seine Gedanken lesen können. Das war für ihn Beweis genug, um ihn wenigstens ein bisschen zu vertrauen. Und sollte der Typ etwas vorhaben, würde sein Fuß in dessen Arsch landen. Die Gemäuer des Hauses waren sicher schon einsturzgefährdet. Überall tropfte Wasser von der Decke und die Einrichtung war zum Teil staubig und zerstört. So ganz wohl war Sanji nicht bei der Sache, aber seine Neugier machte ihn schier wahnsinnig. „Woher weißt du von den Beeren?“, fragte der Mann. „Eigentlich sollte ich eher dir diese Fragen stellen, aber gut, wie du willst. Vor wenigen Wochen waren meine Freunde und ich auf einer Insel und eine ältere Frau aus einem Ramschladen hat sie mir geschenkt.“ „Wie hießt die Insel?“ „Kraku.“ Der Mann streifte endlich seine Kapuze nach hinten und enthüllte fettige hellbraunes Haare mit einigen weißen Strähnen. „Dann hast du meine Großmutter getroffen? Sie lebt also noch...“ „Die Alte ist deine Großmutter? Dann musst du Ramjuni sein!“ „Die Närrin, gibt einfach Sachen weiter ohne zu wissen, was damit passieren könnte“, murmelte er und setzte sich auf einen alten Stuhl, der an einer Zimmerwand stand. „Wirf sie weg. Die Beeren.“ „Hä? Warum sollte ich?“ „Sonst wirst du so wie ich enden.“ „Ich habe keine Ahnung wovon du redest. Kannst du es mir nicht so erklären, dass ich es verstehe?“ „Ich hoffe du hast ein wenig Zeit mitgebracht“, lachte Ramjuni schallend. „Die Geschichte ist leider nicht kurz. Aber Zeit spielt für mich schon lange keine Rolle mehr.“ Sanji nickte und suchte sich dann einen Stuhl, den er gegenüber des merkwürdigen Mannes stellte. Ramjuni versuchte seine zitternden Hände zu beruhigen und atmete dann schließlich tief ein. „Es fing vor fünf Jahren an. Meine Crew und ich, du musst wissen ich bin Pirat oder war es einmal... haben an einer Insel Anker gesetzt. Es war eine wunderschöne Insel. Der Wald, die Tiere, die Blumen, der Strand, alles war wie aus einem Bilderbuch. Nach einigen Tagen Erkundungstour haben wir dort einen Eingeborenenstamm gefunden, die uns freundlich begrüßt haben“, lachte Ramjuni bei der Erinnerung. „Es gab bei ihnen nichts zu holen, also was hätten wir tun sollen? Wir haben uns bewirten lassen und hatten Spaß. Es waren wunderschöne Tage. Wir haben kostenloses Essen und einen Schlafplatz bekommen und als Gegenleistung halfen wir ihnen bei der Jagd.“ Das Gesicht von Ramjuni, so müde und kränklich es auch aussah, schien in den Erinnerungen neu aufzuleben. Eine Eigenschaft, die er wohl von seiner Großmutter geerbt hatte. „Doch dann haben wir von den 'Wahrheitsbeeren' Wind bekommen. Es gab sie überall an kleinen Büschen auf der Insel verteilt. Der Stammesälteste hat uns erlaubt welche zu sammeln und mitzunehmen. Er hat uns jedoch ausdrücklich gewarnt, dass man sie nicht wahllos nehmen sollte. Aber... nun, du kannst das sicher nachvollziehen... als wir uns auf den Rückweg zu unserem Schiff begaben, haben wir unterwegs immer mehr der Beeren mitgenommen – praktisch alle, die wir finden konnte. Wir wollten die eine Hälfte für uns behalten und die andere verkaufen. So sind auch einige zu meiner Großmutter gelangt. Ich habe sie ihr auf der Durchreise mitgebracht und geschenkt, doch da... wusste ich noch nicht, was sie für Auswirkungen haben können.“ Ramjuni fuhr sich mit beiden Händen über das Gesicht und versuchte seine Gedanken zu ordnen. Sanji beobachtete das Szenario mit interessierten Augen. „Sie sind wie Teufelsfrüchte, nicht wahr? Nur, dass man noch immer schwimmen kann und nicht immer die Gedanken anderer hört... Wir haben sie genommen, wenn wir in neuen Häfen waren oder auf Raubzügen, bei Kämpfen und bei vielem mehr. Wir konnten einen riesigen Vorteil herausschlagen, denn schließlich war es immer gut zu wissen, was andere denken und worauf sie Acht geben-“ „Moment. Ihr habt sie bei Kämpfen genommen? In Städten? Aber es müssten doch dutzende Menschen dort gewesen sein, die um dich herum waren. Bist du nicht irre geworden?“ „Wir hatten nach den ersten zwei Versuchen schnell festgestellt, dass man steuern kann wen man hören will und wen nicht. Wir konnten, auch wenn wir die Beeren im Blut hatten, die Wirkung komplett ausschalten und nur auf eine oder zwei Personen reduzieren. Die Möglichkeiten waren unendlich.“ „Ich habe die Beeren schon mehr als zweimal genommen und bei mir geht das nicht. Ich habe au-“ „Sie sind alt, nicht wahr? Vertrocknet sicher auch. Die Wirkung ist nicht mehr die Selbe.“ „Ja... sie sind alt...“ „Ich dachte es mir. Du hast echt Glück“, grinste Ramjuni schief. „Meine ganze Crew ist regelrecht süchtig danach geworden. Es gab kaum einen Tag an dem wir die Beeren nicht genommen haben. Wir haben viel Geld damit gemacht und waren zeitweise in einigen Teilen der Grandline gefürchtet. Aber irgendwann... da... da haben wir Gedanken gehört ohne die Beeren genommen zu haben. Am Anfang waren es nur vereinzelte Schnipsel und irgendwann waren es alle Gedanken um uns herum. Wir konnten sie nicht mehr abstellen.“ „Wann ist das passiert?“ „Vor vier Jahren.“ „Das heißt innerhalb von einem Jahr?“ „Ja, meine ganze Crew ist nach einem Jahr dem Wahnsinn verfallen. Einige haben sich umgebracht. Andere sind an den ständigen Kopfschmerzen elendig gestorben und einige, so wie ich, sind in der Anstalt Binglin gelandet. Wir hatten nicht viel Glück, muss ich noch dazu sagen. Meine Crew war kaum in der Lage das Schiff zu steuern und dann sind wir ausgerechnet hier gelandet. Alle meine Kameraden sind tot oder hocken noch in Zellen.“ „Das heißt selbst jetzt hörst du Gedanken?“ „So deutlich als ob man zu mir sprechen würde“, antwortete er. „Es gibt Momente in denen meine Kopfschmerzen nachlassen. So habe ich es auch geschafft zu fliehen oder Menschen hier in der Stadt zu bestehlen. Aber dann... gibt es auch Momente in denen ich glaube, dass mein Schädel aufspringt. Du hast das sicher schon erlebt, nicht wahr?“ „Ja...“ „Deswegen, hör auf! Schmeiße sie weg. Bei uns hat es kaum ein Jahr gedauert bis wir dem Wahnsinn verfallen sind, aber das waren frische Beeren. Ich kann nicht mal annähernd sagen, was bei den getrockneten Beeren passieren könnte. Es kann natürlich auch sein, dass es nie passieren wird, aber-“ „Ich verstehe, was du meinst“, unterbrach der Blonde ihn. Sanji hatte ja gewusst, dass es bei den Dingern irgendeinen Haken geben musste, aber dass die Folgeschäden so groß sein konnten? Nein, das hätte er sich nicht mal in seinen kühnsten Träumen vorstellen können. „Was wirst du jetzt tun? Dich für immer in dieser Bruchbude verstecken, bis sie dich gefunden haben?“ „Ich weiß es noch nicht genau. Diese Insel ist recht groß mit vielen Gebieten, die nicht bewohnt sind. Ich werde auf einen geeigneten Moment warten und dann dort hin gehen.“ „Denkst du das ist eine gute Idee? Bis dahin könnten sie dich gefunden haben.“ „Schlimmer als jetzt kann es nicht werden. Vielmehr als mich wieder einfangen können sie nicht. Sie haben alle Versuche, die es gibt, wohl schon an mir ausprobiert. Jetzt müssen sie mich nur noch töten und meinen Kopf auf sägen.“ „Sie wissen also von den Beeren?“ „Nein, nicht von den Beeren, aber dass ich und meine Freunde Gedanken hören können.“ „Kann ich denn nichts tun? Ich möchte dir helfen“, fragte Sanji verzweifelt. „Nein, bitte lass das. Es würde dir auch Ärger bringen.“ „Aber deine Kameraden-“ „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie auch sterben. So oder so, ich und sie werden von unserem Leid irgendwann erlöst werden.“ „Aber... ich und meine Crew könnten deine Freunde befreien. Diese Anstalt sollte es nicht geben!“ „Das sagst du so einfach. Schließlich sind da ja nicht nur meine Freunde. Dort gibt es echte Irre und falls sie auch mit ausbrechen sollten... nein, das will ich nicht und meine Freunde sicher auch nicht.“ „Ich-“ „Lass es. Es ist die gerechte Strafe, die wir bekommen haben. Wir haben gemordet, gestohlen, betrogen. Etwas anderes verdienen wir nicht und das solltest du verstehen.“ Sanji senkte seinen Kopf und starrte auf den dreckigen Holzfußboden. Er fühlte sich so hilflos. Am liebsten hätte er Ramjuni angeboten ihn aus der Stadt zu schaffen, auf sein Schiff sogar, doch was dann? Nicht nur seine Freunde würden unbequeme Fragen stellen... „Geh nach Hause“, sagte Ramjuni leise. „Ich m-“ „Sag bitte nichts mehr. Versprich mir nur noch, dass du die Beeren weg wirfst. Niemand sollte sie haben, niemand außer dem Eingeborenenstamm, dem sie rechtmäßig gehören.“ „Ich... verspreche es“, sagte Sanji mit gepresster Stimme. „Und nun geh zu deinen Freunden. Ich werde schon klar kommen.“ Der Blonde nickte und sah Ramjuni ein letztes Mal in die Augen. Mit einem kleinen Lächeln reichte er ihm die Hand. „Es war schön mit jemanden darüber reden zu können“, sagte Ramjuni, als er die Geste erwiderte. „Leb wohl. Ah, und das hier“, Sanji wühlte in seiner Tasche nach dem Geldbeutel und gab sie seinem Gegenüber. „So wirst du für einige Zeit wenigstens nicht noch einmal erwischt.“ Ramjuni lächelte ihm entgegen und bedankte sich. Mit dem Geld konnte er sich wenigstens eine neue und nicht ganz so schmutzige Verkleidung kaufen. Ein letztes mal betrachtete Sanji die Gestalt und ging dann wieder aus dem Haus in den Regen. Hart schlugen die Tropfen auf seinen Körper ein und durchzogen ihn mit einem eisigen Schauer. Den restlichen Tag war Sanji ziellos in der Stadt herum geirrt und war erst spät in der Nacht wieder im Hotel angekommen. Eine Angestellte überreichte ihm einen Zettel auf dem Robin ihm geschrieben hatte, dass sie zum Abendessen wieder im selben Lokal waren. Und obwohl sein Magen grummelte, konnte er sich nicht dazu aufraffen wieder zurück in den Regen zu gehen. Lieber ging er in sein Zimmer und stellte sich für einige Minuten unter die heiße Duschen. Wie kann es nur sein, dass gerade ihm immer so eine Scheiße passierte? Erst Zoro und nun traten ihm sogar die Beeren in den Arsch. Eines war er sich aber sicher: er wollte nicht so enden wie Ramjuni. Er sollte die Beeren, die er noch auf dem Schiff hatte, bei der nächsten Gelegenheit sofort ins Meer schmeißen. Er wollte sich nicht mal vorstellen wie es tatsächlich wäre 24 Stunden am Tag von jedem die Gedanken hören zu können. Sicher würde er wie einige aus Ramjunis Crew elendig verrecken oder sich sogar lieber umbringen, damit es schneller ging. Gähnend schlüpfte Sanji nach seiner Dusche in seine Schlafhosen und in einen dicken Pullover. Er fühlte sich immer noch durchfroren. Kein Wunder, da er den ganzen Tag sinnlos in der Stadt rum gelaufen war. „Ach, auch mal wieder da?“, fragte Zoro, der das Zimmer betreten hatte. „Siehst du doch oder warum sonst hätte ich die Zimmertür offen gelassen?“, konterte Sanji und setzte sich auf sein Bett. „Wo warst du den ganzen Tag?“ „Hm? Interessiert mit wie vielen Frauen ich mich beschäftigt habe?“, lachte Sanji, als er sich auf seinem Bett ausstreckte und seine Arme hinter den Kopf verschränkte. 'Merkwürdig. Noch vor einer Minute war meine Stimmung wie das Wetter und kaum ist der Marimo wieder hier und streitet mit mir, fühle ich mich besser.' „Tsk, das hättest du wohl gern?! Also hast du für die Weiber ordentlich eingekauft, damit sie ihren üblichen Nachmittagskuchen kriegen?“ „Nein, ich bin nur in der Stadt rum gelaufen. Aber ich habe sicherlich trotzdem mehr gemacht als du, Faultier!“, sagte Sanji hämisch. „Ich habe... ach egal, was geht es dich an?!“, sagte Zoro verwirrt. „Ich muss mich vor einem Karottenputzer nicht rechtfertigen.“ Zoro stellte seine Katana an das Sofa gelehnt hin und fuhr sich durch die feuchten Haare. Sanji beobachtete jede Handbewegung aufmerksam bis ihm plötzlich der Schlag traf. Er hatte sich mit Zoro unterhalten! Noch heute früh war er nicht mal in der Lage gewesen ihn anzusehen, geschweige denn etwas zu ihm zu sagen. Geschockt über sich selber drehte er sich sofort zur Seite und zerrte an seiner Bettdecke herum, die er dann über sich legte. Wie konnte das passieren? Er hatte für einige Minuten völlig vergessen, dass Zoro in ihn verliebt war und ihn beinahe wieder normal behandelt. 'Was tu ich hier? Was? Ich habe doch keine Ahnung wie ich mit ihm umgehen soll. Er ist in mich verliebt, verdammt! Am Ende legt er jedes nette Wort, das mir entfleuchen könnte, auf die Goldwaage und macht sich Hoffnungen.' „Ich geh duschen.“ „Was?“, fragte Sanji verwundert und sah dann, dass Zoro nur noch in seinen Shorts bekleidet da stand. „Uhm ja klar, geh nur.“ Zoro sah auf Sanji herunter, der in die Bettdecke eingemummelt war und versuchte sich aufzuwärmen. Kurz ließ er ein genervtes Stöhnen verlauten und ging dann zu der Heizung, die im Zimmer stand. Er drehte den Regler auf die höchste Stufe und ging ohne einen weiteren Mucks zu machen ins Badezimmer. 'Er hat die Heizung aufgedreht... ganz toll! Er hat es getan, weil mir kalt war. Ihm fallen echt Sachen auf, die sonst niemand bemerken würde. Verfluchte scheiße, warum habe ich das früher nicht bemerkt? Er macht diese Kleinigkeiten sicher schon seit Monaten. Der ist eine grummelnde, nicht ganz so enthusiastische, Kopie von mir und wie ich Frauen behandle. Ich könnt kotzen und heulen gleichzeitig. Ich habe echt KEINE Ahnung, was ich fühlen soll...' Kapitel 7: Betrunken? Wie das? ------------------------------ "..." Gesprochen '...' Gedanken #...# Beerengedanken ------------------------------------------- „Verflucht, jetzt hör doch mal auf zu trainieren!“, schrie Sanji das fünfte Mal in einer Stunde. „Das ganze Zimmer stinkt schon wegen dir.“ „Und was soll ich dann machen, Kartoffelschäler?“ „Ich habe keine Ahnung! Geh raus und stell dich in den Regen. Dein Grün sieht ein wenig blass aus und braucht wohl Nährstoffe“, sagte der Blonde trocken und versuchte seine Aufmerksamkeit wieder auf sein Buch zu lenken. Seit gut vier Stunden war Sanji gezwungen mit Zoro im Zimmer zu bleiben. In der Nacht hatte sich der Regen in einen gewaltigen Sturm gewandelt, der nun über die Insel fegte und eher die Touristen als die Stadtbewohner in Aufregung versetzte. Raus gehen war nicht mal annähernd möglich und so lungerte die Crew auf ihren Zimmern herum und verbrachte dort ihre Zeit. Nun, alle bis auf Robin und Franky, die sich gestern auf den Weg zu einigen Ruinen gemacht hatten und noch nicht zurück gekehrt waren. Sanji hatte zwar ordentlich auf den Putz gehauen und wollte ihr am liebsten hinterher rennen, doch Nami beschwichtigte ihn, dass sie noch bis zum Abend warten sollten. Schließlich war sie zusammen mit Franky, der ein Auge auf sie hatte und bei drohender Gefahr schon wusste was zu tun war. „Das hättest du wohl gern, was?“, knurrte Zoro. „Bei dem Wetter geh nicht einmal ich raus.“ „Warum? Angst davor einzuschlafen und an Ort und Stelle zu ersaufen?“, lachte Sanji hämisch und klappte sein Buch zu. „Geh lieber unter die Dusche, damit ich diesen Gestank nicht weiter ertragen muss.“ „Wenigstens rieche ich besser als dein Dreckessen!“, warf ihm Zoro an den Kopf und stapfte daraufhin in das Badezimmer. 'Endlich ist er weg... Ich dachte schon, ich habe heute keine Ruhe mehr. Dieses ganze Geschnaufe hat mich beinahe wahnsinnig gemacht.' Sanji legte sein Buch zur Seite und setzte sich im Schneidersitz hin, um aus dem Fenster zu sehen. Im Hintergrund konnte er das Rauschen der Dusche hören. Er konnte es nicht fassen, dass er den ganzen Vormittag mit Zoro alleine verbracht hatte und sie sich nicht gegenseitig an die Gurgel gegangen waren. Soweit es ging, versuchte Sanji dies jedenfalls zu vermeiden und einen gebührenden Abstand zu behalten. Der ständige im Raum schwebende Fakt, dass Zoro in ihn verliebt war, ließ ihn einfach nicht mehr los. Eines musste sich Sanji jedoch eingestehen: seine Situation war eigentlich gar nicht so schlimm wie vorerst vermutet. Alarmstufe rot wäre angesagt gewesen, wenn Zoro es ihm GESAGT hätte und dann irgendwas erwarten würde – eine Antwort womöglich! Aber so? Kein Geständnis, keine Antwort. Eigentlich hatte sich nichts an der Situation zwischen den beiden geändert und wird es wohl auch in Zukunft nicht, doch trotzdem nagte es an Sanji. Es war nicht nur das schlechte Gewissen in Zoros Oberstübchen geschnüffelt zu haben, sondern auch dieses unterdrückte Gefühl der Verlegenheit. 'Ich weiß echt nicht, was ich tun soll. Zu erst sollte ich die Beeren wegwerfen und danach kann ich-... super, der Grünspan ist schon fertig mit duschen.' Zoro kam frisch gekleidet und nicht mehr nach Schweiß stinkend aus der Badetür und rubbelte sich grob seine Haare trocken. Achtlos warf er sein Handtuch über die Heizung und ergriff seine Katanas. „Gehst du wo hin?“, fragte Sanji mit einer hoch gezogenen Augenbraue. „Du wolltest doch, dass ich mich verzieh. Da kannst du wenigstens dein beklopptes Buch da in Ruhe lesen“, grummelte Zoro und ging ohne ihn anzusehen aus dem Hotelzimmer. 'Na ganz toll. Will der etwa ganz raus gehen?!', fragte sich Sanji und sah wieder aus dem Fenster. 'Nein, er hatte ja selber gesagt, dass nicht einmal er das tun würde.' Der mit Regen beladene scharfe Wind zog an den klappernden Scheiben vorbei und kündigte an, dass das Ablegen von der Insel wohl noch einige Zeit ins Wasser fallen dürfte. Seufzend lehnte er sich in sein Kopfkissen zurück und schloss seine Augen. So ganz allein war ihm nun auch zu langweilig. Das Buch, das Robin ihm empfohlen hatte, traf nicht ganz so recht seinen Geschmack und war eher nur ein Lückenfüller. Ein Liebesroman war nicht gerade die Lektüre, auf die er im Moment Wert legte. Träge bemühte er sich aus dem Bett und schnappte sich den Zimmerschlüssel, der auf dem Nachttisch lag. Ein kleiner Rundgang von Tür zu Tür seiner Crewmitglieder, würde ihm vielleicht etwas Ablenkung bringen. Also ergriff Sanji sein Jackett und machte sich auf den Weg. Auf der Etage unter ihm wohnte Nami. Ein kleiner Abstecher zu ihr würde ihm wenigstens offenbaren, ob Robin schon wieder da war. Doch dieser Gedanke wurde jäh unterbrochen. Seine geliebte Schönheit stand völlig durchnässt vor ihrer Zimmertür und war gerade dabei diese aufzuschließen. „Robin-chan! Du bist ja ganz nass“, sagte der Schiffskoch besorgt und rannte auf sie zu. „Oh, Koch-san. Ja, ich bin gerade erst wieder angekommen. War eine ganz schöne Wildwassertour bis hier her.“ „Ich hoffe du bist nicht verletzt?!“ Besorgt und beinahe ohne Hintergedanken ließ er seine Augen über den schönen Körper seiner Kameradin gleiten und musterte die durchnässte Kleidung, die an ihrem Körper klebte. „Nein, keine Angst. Ich bin nur etwas durch gefroren und müde, aber es hat sich gelohnt. Ich habe schöne neue Aufzeichnungen sammeln können.“ „Geh aber nun schnell unter die Dusche“, säuselte Sanji. „Sonst wirst du noch krank.“ „Das werde ich tun“, antwortete die Archäologin mit einem lieblichen Lächeln. „Da fällt mir ein... ich habe vor dem Hotel Zoro gesehen, der eine Bar gesucht hat.“ „Wirklich?“, fragte Sanji und runzelte seine Stirn. 'Dieser Volltrottel, er ist wirklich raus gegangen!' „Vielleicht solltest du ihn zurück holen. Der Sturm wird immer schlimmer. Das haben mir jedenfalls einige Stadtbewohner gesagt, die wir unterwegs getroffen haben.“ „Muss ich? Der hat doch gestern auch alleine den Weg zum Sakekaufen gefunden.“ „Das ist dir überlassen, Sanji“, lachte Robin. „Ich werde jetzt jedenfalls eine heiße Dusche nehmen.“ „Viel Spaß, Robin-chan“, sagte Sanji und winkte ihr beschwingt zu. 'Dreck, eigentlich habe ich keine Lust ihm zu folgen, aber Robin hat recht. Der Sturm scheint schlimmer zu werden und bei seiner Orientierung findet er doch alleine niemals den Weg zurück.' Sanji kratzte sich am Hinterkopf und seufzte hörbar auf. Robin war unbeschadet zurückgekehrt, aber sie hatte auch Franky dabei gehabt. Und vielleicht war Zoros kurzzeitige Gabe der Orientierung auch nicht mehr vorhanden und er würde dann später wirklich in der Stadt umher irren. „Ach scheiß drauf“, sagte Sanji und ging die Treppe weiter nach unten. Kurz blieb er vor dem Hotelausgang stehen und öffnete dann die Tür. Augenblicklich schlugen ihm riesige Regentropfen entgegen und er war im Bruchteil einer Sekunden bis auf die Haut durchweicht. Mit einem genervten Gesichtsausdruck sah Sanji auf die Straße und machte sich dann auf den Weg. Weit konnte Zoro nicht gekommen sein. Er war ja schließlich erst seit vielleicht mal 20 Minuten weg, wenn überhaupt. Seine Aufgabe war einfach: in jeder Bar nachfragen, ob sie einen grünhaarigen Muskelidioten gesehen hatten und bei Misserfolg weiter ziehen. Genau dies tat Sanji seit gut einer Stunde. Eine Stunde gekrönt von Misserfolg und einem ansteigenden Spiegel der Aggression. Sein ganzer Körper bibberte und er konnte bei all dem Regen seine Augen kaum noch offen halten. 'Nur noch eine Bar, EINE, und dann verpiss ich mich zurück ins Hotel. Das gibt es doch nicht. Wie kann der Schwertheini nur so weit gekommen sein?!' Sanji erkannte ein beleuchtetes Schild, welches den Eingang zu einer der vielen Bars wies. Er beschleunigte seinen Schritt und trat praktisch die Tür ein, da er es so schnell wie möglich hinter sich bringen wollte. Ein Schwall von Tabakqualm und Alkohol kam ihm entgegen und benebelte seine Sinne. Seine Augen mussten sich kurz an das schummrige Lichte der Kneipe gewöhnen und suchten dann den Barmann, der dabei war einige Gläser zu polieren. „Entschuldigen Sie“, sagte Sanji und beugte sich ein wenig über den Tresen. „Haben Sie vielleicht einen Mann mit grünen Haaren und drei Schwertern gesehen?“ „Ja, mein Junge“, sagte der graubärtige Barmann. „Dort hinten in der Ecke sitzt er. Du kannst ja dann für ihn bezahlen. Er hat meine halbe Bar leer gesoffen.“ „Bitte?“, hakte Sanji nach und hob seine Augenbrauen. „Dein Freund scheint ganz schön betrunken zu sein, meinte ich damit.“ Zoro? Betrunken? Eher würden ihm Brüste wachsen, als dass Zoro Anzeichen von Trunkenheit aufweisen könnte. Suchend ließ er seine Augen wieder durch die Bar wandern, bis er in einer dunklen Ecke den gesuchten Muskelberg fand. Zielstrebig ging er an den teils belegten Tischen vorbei und blieb vor Zoro stehen, der seinen Kopf auf einer Hand aufstützte und mit verklärten Augen ins Nichts starrte. Sofort drehte sich Sanji wieder um und befühlte seine Brust. Nichts. Flach wie immer. Langsamer als beabsichtigt und mit einem flauen Gefühl im Magen drehte er sich wieder zu Zoro zurück. „Hey, Marimo“, sagte Sanji laut und beugte sich ein Stück nach unten. „Lass uns zurück ins Hotel gehen.“ Zoro löste sich langsam aus seiner Starre und sah in Sanjis erschöpftes Gesicht. Zoros Augen schienen ihn erst gar nicht wahr zu nehmen, doch dann öffnete er nach einer gefühlten Ewigkeit endlich seinen Mund. „Geh weg, Koch“, nuschelte der Grünhaarige. „Von wegen! Ich bin extra durch dieses beschissene Wetter gelaufen, um DICH zu suchen! Wie bescheuert bist du eigentlich bei dem Sturm einen trinken gehen zu wollen?“ „Was geht’s dich an?!“ „Du bist... ein Mitglied unserer Crew und ich kann nicht verantworten, dass du wegen deiner Dummheit ersäufst oder verloren gehst.“ „Mach dich doch nicht lächerlich“, sagte Zoro monoton und nahm noch einen Schluck aus seiner Flasche. Sanji erkannte sofort, dass es nicht der übliche Sake war, sondern etwas stärkeres. Reflexartig schnappte sich der Blonde die Flasche, stellte sie außer Reichweite und setzte sich danach auf den Stuhl gegenüber von Zoro. Dieser versuchte eindeutig zu kaschieren, dass er einige Drinks zu viel intus hatte, doch seine Augen verrieten es. „Warum hast du so viel getrunken?“, fragte Sanji ernst und lehnte sich in den Stuhl zurück. „Das hast du noch nie gemacht.“ „Ich habe doch schon gesagt, dass es dich nichts angeht, Karottenputzer!“, sagte Zoro um einiges lauter. Man konnte hören, dass er ein wenig lallte, doch nur, wenn man genauer darauf achtete. „Jetzt sei kein verfluchtes Kleinkind und steh auf, ich will heute noch heil zurück kommen. Außerdem.... es ist gerade erst mal Nachmittag und du stinkst wie ein Bottich Whisky.“ „Ich bin nicht betrunken!“, verteidigte sich der Grünhaarige und sah ihn giftig an. „Ja, ja“, nuschelte Sanji und stand auf, um sich Zoros Arm zu nehmen und ihn von seinem Sitzplatz hoch zu ziehen. „Hey“, grummelte der Angetrunkene und fing an sich zu wehren. „Ich kann alleine gehen.“ „Na dann habe ich ja schon eine Sorge weniger“, seufzte Sanji und ging mit Zoro im Schlepptau zum Barmann, um eine gehörige Summe an Berry hinzu blättern. „Das gibt es doch nicht. Du bist wirklich ein Loch ohne Boden. Das Geld will ich wieder haben.“ „Hat keiner drum gebeten, dass du bezahlscht.“ „Ja, ja“, sagte Sanji gelassen. Zusammen mit Zoro fand sich Sanji wieder auf der kalten und nassen Straße wieder. In regelmäßigen Abständen sagte er Zoro, welche Richtung er gehen sollte. So intelligent wie der Blonde war, ging er nur wenige Schritte hinter Zoro her, damit dieser nicht wie sonst verloren ging. „Ich habe rechts gesagt, nicht links“, schrie Sanji das hundertste mal genervt. „Rechts ist dort, wo du deine Flasche immer hältst!“ „Isch weis wo reschts ist!“, schrie nun auch der Grünhaarige ihn an. „Anscheinend nicht!“ „Du-“ „Kein Streit, das können wir tun, wenn wir zurück im Hotel sind.“ Nach einer gefühlten Stunde, standen sie endlich wieder im Trockenen. Zoro hatte unterwegs beinahe schlapp gemacht, doch Sanji hatte es geschafft, obwohl dieser sich anfänglich gewehrt hatte, ihm am Arm zu packen und einfach mit zu ziehen. Ein schlechtes Gewissen machten sich immer mehr in ihm bemerkbar und schien seine Eingeweide aufzufressen, denn schließlich war er es gewesen, der Zoro aus dem Zimmer vertrieben hatte. Würde er jetzt eine der Beeren nehmen, konnte er wenigstens herausfinden, warum Zoro getrunken hatte, doch nach der gestrigen Story war ihm dies ein wenig zu riskant. 'Eigentlich brauch ich die Beeren dafür nicht', dachte er zähneknirschend, als er immer noch mit Zoro eingehakt die Treppen hoch stapfte. 'Er denkt, dass ich ihn hasse und ihn deswegen aus dem Zimmer geworfen habe und immer an motze. Ist doch kein Wunder, dass er sich betrinkt. Obwohl... er hat das doch noch nie gemacht! Oder habe ich es einfach nicht gemerkt? Nein, das ist einfach zu untypisch für ihn.' Sanji hatte mit jedem Stockwerk mehr Probleme den Grünhaarigen mit zuziehen. Anscheinend war durch das Laufen der Alkohol erst recht in sein System gelangt, denn man hörte immer nur zusammenhanglos gebrabbelte Sätze von ihm. „Jetzt mach dich doch nicht schwerer, als du bist“, zeterte der Blonde und lehnte Zoro gegen eine Wand, damit er die Zimmertür aufschließen konnte. „Und jetzt ab ins Bett mit dir.“ Sanji packte wieder den Trunkenbold und schob ihn durch die Tür bis hin zu seinem Bett. Erschöpft setzte sich Sanji neben Zoro und fuhr sich durch die nassen Haare. Man könnte ja beinahe meinen, dass der Schwertkämpfer sich hat mit Absicht so gehen lassen, damit Sanji ihn anfassen und mit zerren musste. Dieselbe Masche hatte er bei hunderten Frauen ebenfalls schon abgezogen. „Ich hol dir ein Handtuch, brauchst du sonst noch was?“, fragte Sanji genervt. Doch er bekam keine gesprochene Antwort, stattdessen hatte Zoro sein Handgelenk ergriffen und hielt ihn davon ab aufzustehen. „Wer bist du?“, fragte der Grünhaarige. Sanji hob eine Augenbraue und sah ihn verwirrt an. „Du bist echt betrunken, was? Ich bin's, der 'Fake-Koch'.“ „Der Koch hätte mich nicht gesucht und zurück gebracht.“ „Schon vergessen? Es ist kaum eine Woche her, da bin ich in diesen verfluchten Wald gegangen und hab ebenfalls deinen faulen Arsch gesucht. Und nun lass mich los.“ Zoros Griff wurde für den Bruchteil einer Sekunde fester, bevor er dann ganz von Sanji ab ließ und er sich so erheben konnte. Flüchtig ließ Sanji seinen Blick durch das Zimmer wandern und entdeckte das zuvor benutzte Handtuch, welches er holte und es Zoro hinwarf. „Trockne dich ab oder soll ich das auch noch für dich übernehmen?“ Als Antwort bekam er ein lautes Knurren. Endlich setzte sich der Schwertkämpfer auf und rubbelte sich seinen Kopf trocken. Dem Schwertkämpfer ging es, wenn man seine Bewegungen beobachtete, wohl schon etwas besser. Sanji war derweil damit beschäftigt sich frische Sachen anzuziehen und seinem Zimmergenossen ebenfalls einige trockene Klamotten hinzuwerfen. „Zieh das an. Wenn du krank wirst bringt mich Chopper um“, sagte Sanji so kühl wie möglich. In Wirklichkeit war sein Inneres aufgewühlt. Zoro hatte ihn so fest am Handgelenk gehalten, dass es immer noch zu schmerzen schien. Was sollte das? Nur, weil Sanji etwas nettes gesagt oder getan hatte, hieß das doch nicht gleich, dass Zoro so ausflippen musste. „Du bist echt nicht der Koch.“ „Was laberst du eigentlich die ganze Zeit für einen Stuss, Marimo?“, fragte Sanji und trocknete sich nun ebenfalls seine Haare. „Etwas ist wirklich nicht in Ordnung mit deinem Mooshirn. Erst gehst du in den Sturm, was mehr als nur bescheuert ist und dann säufst du wie ein Irrer? Das passt ebenfalls nicht zu dir.“ „Ach und du kennst mich wohl so gut, dass du sagen kannst, wer ich bin?“, konterte Zoro und warf sein Handtuch auf den Boden. „Das einzige wovon du Ahnung hast sind Frauen abschrecken und Giftmischen.“ „Wie war das?“, fragte Sanji scharf nach. „Sag mal hast du sie noch alle?“ „Du bist doch derjenige mit dem irgendwas nicht stimmt! Ich weiß, dass du was verbirgst. Denkst du ich habe das schon vergessen? Die anderen mögen dir das mit der Migräne vielleicht abgenommen haben, aber ich nicht.“ „Und das weißt du, weil du mich ebenfalls so genau kennst?“, fragte Sanji und verschränkte seine Arme. 'Fuck, ins Fettnäpfchen getreten. Natürlich tut er das, wenn er in mich verknallt ist und mich immer mit Adleraugen verfolgt.' Zoro sagte daraufhin nichts, sondern stand auf, stellte seine Katanas wieder neben das Sofa und zog seine Klamotten aus. Kurz erhaschte er einen Blick auf Zoros entblößten Körper, der sich ohne Scham umzog. Eigentlich sah dieser ganz passabel aus. Gut gezeichnete Muskeln, eine stattliche Körpergröße, ein markantes Gesicht. Es gab sicher Frauen, die ihn anziehend finden würden, also warum dann gerade er? Warum Sanji? Zoro war wenige Minuten später wortlos und den Augenkontakt meidend ins Bett gegangen und schien seinen Rausch ausschlafen zu wollen. Sanji hatte währenddessen die ganze Zeit auf seinem Bett gesessen und seinem Crewmitglied beim Schlafen zugesehen. Schnarchende Geräusche drangen unter der Bettdecke hervor. Zoro würde wohl bis Morgen durch schlafen – so kannte Sanji ihn. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass es erst kurz vor 18 Uhr war und sein Magen schien dies zu bestätigen, denn er hatte das letzte mal in den Morgenstunden etwas zwischen den Zähnen gehabt. Zoro war ja in seinem Traumkoma und würde nicht merken, dass er aus dem Zimmer verschwand. Leise schlich er aus der Tür und ging die Stockwerke ab, um seine Crewmitglieder zu fragen, ob sie Essen gehen wollten, doch zu seiner Überraschung rannte ihm Chopper entgegen und sagte ihm, dass Franky zusammen mit Robin auf ihren Rückweg einen Berg an Essen gekauft hatten und dies in ihrem Zimmer verschlingen wollten. Der kleine Arzt war gerade auf seiner Mission gewesen Sanji und Zoro zu holen, als der Blonde in diesem Moment durch den Flur gelaufen kam. „Wo ist Zoro?“, fragte Chopper so hyperaktiv wie immer. „Auf unserem Zimmer seinen Rausch ausschlafen.“ „Was? Wie meinst du das?“ „Er ist in der Stadt gewesen und hat sich betrunken.“ „Zoro? Das kann nicht sein. Seine Toleranzschwelle ist viel höher wie die von anderen. Er müsste eine Flasche nach der anderen getrunken haben, um überhaupt angetrunken zu wirken.“ „Das erklärt wohl, warum ich 300 Berry für sein Saufgelage hinblättern musste.“ „WAS? Ich geh sofort nach ihm sehen“, sagte Chopper und wollte sofort den Flur entlang tapste, als er von Sanji aufgehalten wurde. „Das brauchst du nicht. Er muss nur ausschlafen.“ „Aber-“ „Nichts aber. Er ist selber daran schuld und nun lass uns etwas essen.“ Sanji und Chopper blieben vor der Tür stehen aus der der lauter Lärm kam. Kaum hatten sie diese geöffnet, sprang ihm Luffy entgegen und begrüßte ihn auf seine eigene schräge Art. „Sanji, kannst du mir das Fleisch grillen? Franky hat einen Elektrogrill mitgebracht.“ „Klar“, grinste Sanji und gesellte sich zu der Gruppe, um etwas aus den ihm dargebotenen Zutaten zu zaubern. „Wollt ihr anderen auch etwas?“ „Aber natürlich doch!“, rief Usopp ihm entgegen. Sanji krempelte seine Ärmel nach oben und machte sich ans Werk. Kurz würzte er das Fleisch und legte es dann auf den kleinen Grill. „Woher habt ihr eigentlich das ganze Zeug? Draußen wütetet es doch.“ „Oh“, fing Robin an. „Die Bewohner hier scheinen das so gewohnt zu sein, dass sie ihrem üblichen Tagewerk einfach weiter nachgehen. Kam uns nur gelegen. Also haben Franky und ich auf den Rückweg eine ordentliche Portion von allem gekauft.“ „Sehr praktisch“, grinste Sanji und drehte das Fleisch um. „Wo ist eigentlich der Faulpelz“, fragte nun auch Nami, als sie die fehlende Präsenz des Schwertkämpfers bemerkte. „Der liegt im Bett und schläft“, warf Chopper ein. „Anscheinend hat er ein wenig zu viel getrunken.“ „Ach so? Na umso mehr zu essen für uns“, sagte die Navigatorin und öffnete eine Saftflasche. „Los, lasst uns ordentlich reinhauen.“ Sanji hatte ein Summen auf den Lippen, während er das Fleisch vor dem angekippten Fenster grillte und nebenbei einen Salat machte. Robin war währenddessen dabei noch einige Brötchen zu belegen und sie dann zusammen mit Sanjis fertigem Mahl auf einen Tisch zu stellen. „Sagt mal, findet ihr das nicht ein wenig unfair, dass wir hier so essen und Brook die ganze Zeit alleine auf dem Schiff ist?“, fragte Chopper, der sich eine kleine Tomate in den Mund schob und sie auf seiner Zunge zergehen ließ. „Ich kann nachher gerne mal zum Schiff gehen“, sagte Sanji. 'Und die Beeren bei der Gelegenheit wegwerfen.' „Wirklich? Aber du warst heute schon draußen“, antwortete der kleine Schiffsarzt und sah Sanji besorgt an. „Was, wenn du wieder einen Migräneanfall bekommst.“ „Keine Angst, Herr Doktor. Ich habe mich schon längst an das Wetter gewöhnt.“ „Dann nimm wenigstens meinen Regenmantel, Koch-san“, sagte Robin und reichte ihm daraufhin ihr Kleidungsstück. „Damit wirst du nicht ganz so nass werden.“ „Danke, mein Robinlein“, säuselte Sanji und nahm ihr den Mantel ab. „Dafür bekommst du, wenn wir wieder auf dem Schiff sind, ein extra leckeres Stück Obsttorte.“ Das Fressgelage in dem kleinen Zimmer artete noch circa zwei Stunden aus. Luffy, Chopper und Usopp lagen ausgestreckt auf dem Boden und hielten ein Nickerchen, während Robin und Nami den wenigen Abwasch in dem kleinen Bad erledigten. „Willst du wirklich noch zum Schiff, Bro?“, fragte Franky, als er mit einem Holzstäbchen in seinen Zähnen stocherte. „Ich denke schon. Ich werde die Nacht gleich dort verbringen und morgen erst wieder herkommen, wenn sich der Sturm gelegt hat. Außerdem muss ich noch etwas wegen den Vorräten checken, damit ich auch das richtige kaufe“, erklärte er und zog sich den grauen Regenmantel über. „Außerdem kann es nicht schaden Brook ein wenig Gesellschaft zu leisten.“ Sanji sah noch kurz zu seinen Nickerchen haltenden Freunden und lächelte leicht. 'Und ich sollte mein Vorhaben lieber jetzt in die Tat umsetzen, bevor ich mich anders entscheide.' „Dann pass gut auf dich auf, Sanji-Bro.“ „Keine Angst, das Schiff ist kaum 10 Minuten entfernt.“ Vielleicht hätte seine Aktion doch bis morgen warten können. Der Wind peitschte ihm abermals scharf ins Gesicht und machte es schwer den Weg durch die Gassen zu erkennen. Zum Glück erinnerte er sich gut an den Weg zu ihrem Schiff und war auch unbeschadet angekommen. Dort im Hafen schwankte Sunny auf den hohen Wellen hin und her und schien ihn zu begrüßen. Sanji kletterte mit etwas Mühe die Strickleiter nach oben und rutschte vor Schreck beinahe ab, als er das Knochengesicht nur einen Meter über sich sah. „Brook! Erschreck mich doch nicht so“, sagte er und überwand das letzte Stück des kleinen Kletterweges. „Ich habe gehört, dass jemand die Leiter hoch klettert und habe gedacht, dass es vielleicht ein Dieb ist“, erklärte das Skelett und half Sanji über die Reling. „Was tust du hier, Sanji?“ „Ich dachte, dass ich mal nach dir sehe und ich muss noch etwas in der Vorratskammer nachsehen.“ „Mir geht es gut“, lachte Brook freudig. „Aber schön, dass ihr an mich gedacht habt.“ „Warst du die ganze Zeit über hier auf dem Deck?“, fragte Sanji verwundert. „Ja, seit wir angelegt haben. Ich habe zwischendurch ein wenig Violine unter der Bedachung gespielt und an einem neuen Lied gearbeitet.“ „Dich stört der Regen wirklich kein Stück, was?“, grinste Sanji und zog seinen Mantel ein Stück enger. Langsam wurde es wirklich kalt. Den ganzen Tag auf den Beinen sein und durch das unbehagliche Wetter spazieren, sollte er in Zukunft besser sein lassen. „Nein, ich kann ja nicht fühlen, dass es nass und kalt ist, yohoho~“ Sanji konnte sich ein weiteres Grinsen nicht verkneifen. „Lass uns in die Kombüse gehen, ich koch dir auch was.“ „Danke, Sanji“, sagte Brook und folgte dem durchnässten Koch ins Trockene. „Reicht eine Gemüsesuppe?“ „Ich brauch eigentlich nichts zu essen, aber wenn du kochst, dann sage ich nicht nein“, lachte Brook und setzte sich an den Esstisch. „Wie geht es den anderen?“ „Gut. So munter wie immer. Robin scheint Glück mit ihren Ruinen gehabt zu haben... aber der ganze Regen hält uns leider von Erkundungstouren ab.“ „Vielleicht haben wir auf der nächsten Insel mehr Glück. Ich hoffe es jedenfalls, denn dann kann jemand anderes die Wache übernehmen.“ „Das hoffe ich auch. Den ganzen Tag auf dem Zimmer mit einem Moosball zu hocken, macht echt keinen Spaß, sag ich dir“, seufzte der Schiffskoch, als er dabei war etwas Gemüse zu schneiden und die Brühe nebenbei köcheln zu lassen. „Du bist mit Zoro in einem Zimmer?“ „Ja~ und ich sage dir, dass es echt nicht spaßig ist.“ „Ich hoffe ihr habt genug Berry dabei, damit ihr dann für die Reparatur bezahlen könnt.“ Sanji ließ das Gemüse in den Topf fallen und würzte die Suppe mit einigen Kräutern nach. Zufrieden besah er das Spiel aus roten und grünen Würfeln, die in der Brühe schwammen. „Darüber brauchst du dir keine Sorgen machen. Wir sind anständige junge Männer, die den Besitz anderer respektieren“, erklärte Sanji und wendete sich nun dem Wasserkocher zu, um Tee auf zugießen. Zufrieden mit sich selber zündete er eine Zigarette an und füllte zwei Tassen und ließ das heiße Wasser über die Teesiebe laufen. Mit den zwei Teetassen in der Hand ging er dann zu Brook und setzte sich gegenüber von ihm hin. „Du siehst schon wieder müde aus, Sanji“, sagte Brook und nahm den Tee entgegen. „Nein... ja, ich... hach, ich durfte heute den halben Nachmittag den bescheuerten Marimo suchen, weil er im Sturm unbedingt einen trinken gehen musste.“ „So? Warum bist gerade du gegangen? Das hätte auch Franky machen können. Dem tut so ein kleines Wetterchen doch nichts.“ „Es war vielleicht ein wenig meine Schuld, dass Zoro aus dem Hotel verschwunden ist. Ich habe ihn indirekt aus dem Zimmer geworfen.“ „Ach und dann hattest du ein schlechtes Gewissen und bist ihm nach? Das ist ja sehr nobel von dir gewesen.“ „Ich weiß, nicht wahr?! Ich bin doch viel zu gut für diese Welt. Ich habe sogar seine Rechnung bezahlt und ihn halb nach Hause getragen, weil er einen zu viel intus hatte.“ Es herrschte eine längere Pause in der beide an ihren Teetassen nippten und den fruchtigen Geschmack genossen. Schließlich stellte Brook seine Tasse auf den Tisch und schien seinen Gegenüber anzugrinsen. „Du magst Zoro wirklich, nicht wahr?“ „... WAS?! Wie, wie meinst du das?“, schrie Sanji und verbrannte sich beinahe beim Trinken. „Naja, ihr streitet euch doch immer und es scheint euch irren Spaß zu machen, sogar, wenn ihr gegeneinander kämpft. Es macht Freude euch dabei zuzusehen.“ „So ist das nicht. Er geht mir nur auf die Nerven und dann muss ich ihm eben zeigen wer der Stärkere von uns beiden ist.“ „Aber du hast doch noch nie gegen ihn gewonnen.“ „Ich habe aber auch noch nie verloren!“ „Haha, das stimmt. Aber wie dem auch sei, die Suppe kocht gerade über.“ Sanjis Blick schnellte zu dem Kochtopf und er sprang auf. In Windeseile nahm er den Topf vom Feuer und stellte die Kochplatten ab. Wenigstens war das Gemüse nun weich. Schnell verfrachtete er die Suppe in eine Schüssel und brachte sie zurück zu Brook, der dankend das Essen an nahm. „Es ist wirklich nicht so“, fing Sanji an und zündete sich eine neue Zigarette an. „Mir macht es keinen Spaß mich mit dem Grünspan zu prügeln.“ „Ist schon gut. Ich habe es verstanden“, lachte Brook und schlürfte an seiner Suppe. „Aber Zoro macht es Spaß, er hat dann immer so einen zufriedenen Gesichtsausdruck.“ 'Ja, warum wohl? Wer von uns beiden ist denn hier der Kampfperverse?', dachte Sanji und zog an seiner Zigarette. „Brook, ich werde auf mein Zimmer gehen und dort die Nacht bleiben. Ich werde erst morgen wieder zurück gehen.“ „Geht klar, schlafe gut.“ Sanji nickte Brook zu und verschwand dann aus der Küche um die andere Tür zum Schiffsflur zu nehmen. Einige Schritte die Treppe hinunter und dann wieder einen Flur entlang, durch die Tür und schon stand er in seinem Zimmer. Ohne zu zögern ging er zu seiner Kommode und öffnete das unterste Schubfach - dort thronte die verfluchte metallene Schatulle und lachte ihn aus. „Tz, als ob es mir Spaß machen würde mich mit dem Marimo zu streiten. Brook spinnt doch!“, sagte Sanji laut und nahm die Schatulle aus dem Versteck. Mit tastenden Fingern befühlte er die raue Oberfläche und schloss seine Augen. Er fand den kleinen Vorsprung zum öffnen der Schatulle und wollte sie anheben, als ihm auf einmal alles aus den Händen fiel. Seine Hände zitterten. „Scheiße, nicht auch noch das!“, schrie er und besah sein Machwerk. Die Metallschatulle lag auf dem Boden und die Beeren rollten im Zimmer herum. „Warum zittern meine Hände auf einmal?“ Sanji wusste es nicht. War es vielleicht die Vorstellung die Macht, die er bislang besaß aus den Händen zu geben oder die Erkenntnis, was diese kleinen Beeren mit ihm anrichten könnten? Er konnte nicht sagen, was es war, doch er versuchte seine Hände zu beruhigen und die getrockneten Kugeln zu seinen Füßen aufzusammeln. „Was für ein Tag“, seufzte er und ließ wieder eine Beere zurück fallen. Seit er diese Beeren hatte, hatten sie ihm eigentlich nur Ärger eingebracht. Sein Bild von Nami war unwiderruflich zerstört, sein Bild von Zoro wurde regelrecht zerrissen, dann noch durch den Schredder gezogen und schließlich verbrannt. Sein verdammtes Leben stand auf den Kopf und würde durch den Besitz der Beeren nur noch weiter in die Abwärtsspirale gezogen werden. „Ich muss sie wegwerfen. Ich muss“, sagte er sich immer wieder und rutschte mit seinen Knien über den Fußboden, um die etwas weiter gelegenen Beeren einzusammeln. Nach einer gefühlten Ewigkeit glaubte er dann endlich alle zu haben und stellte die Schatulle auf seinen Nachtschrank. Mit einigem Abstand setzte er sich daneben auf sein Bett und starrte sie an. Er brauchte nur sein Fenster zu öffnen und die Beeren hinaus zuwerfen – mehr nicht. „Ramjuni... du willst nicht so enden wie er, also tu es“, redete er sich selber zu und stand dann auf, um das Fenster zu öffnen Er schnappte sich die Metallschatulle und hielt sie aus der Öffnung. „Lass los, jetzt lass doch los!“ Das Regenwasser schlug gegen seinen Arm und animierte ihn regelrecht dazu die Schatulle fallen zu lassen. Langsam und wie in Zeitlupe öffnete er seine Hand und ließ sie los. Er hörte kein Platschen, als sie auf das Meer aufschlug, sondern nur den Sturm, der weiter wütete. Kapitel 8: Annäherung --------------------- "..." Sprechen '...' Gedanken #...# Beerengedanken ____________________________________________ Sein Leben oder wie er es sah, hatte sich verändert. Er bevorzugte seine weiblichen Crewmitglieder nicht mehr so sehr und versuchte allen die gleiche Behandlung zu geben. Aber was sich am meisten verändert hatte, war seine Beziehung zu Zoro. Vorher hatte er sich von ihm provozieren lassen und ihm alles in selber Münze heimgezahlt, wenn sie sich gestritten oder gegeneinander gekämpft hätten. Doch jetzt sagte ihm seine kleine Stimme im Hinterkopf, bei jeder Aktion, die der Schwertkämpfer brachte, dass dieser in ihn verliebt war und es wohl aus diesem Grund tat. Vor allem die Kämpfe, da er Sanji wohl in solch einer Situation nahe sein konnte, ohne das es auffiel. Und eben diese Situation trat jetzt gerade wieder ein. Vor einigen Tage hatten die Strohhutpiraten endlich ablegen und einen neuen Kurs nehmen können. Nach einem deftigen Mittagessen, hatte Zoro gezwungenermaßen den Abwasch übernommen und innerhalb von fünf Minuten drei Teller fallen gelassen. Es folgte der übliche Austausch von Schimpfwörtern, bis hin zum Kampf. Sanji war es davor nie wirklich aufgefallen, doch dank den Beeren, die ihm einen Einblick gegeben hatten und Brook, der ihn noch mal auf den Trichter gebracht hatte, fiel ihm bei näherer Betrachtung eindeutig auf, dass Zoro ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen hatte. Es lenkte ihn ab und das mehr als sonst. Immer wieder verpasste er seine Chance Zoro einen Tritt zu geben oder seine Schwerter ordentlich zu blocken. Irgendwann wurde es ihm dann zu viel und er hörte einfach auf. „Was ist? Schiss zu verlieren?“, fragte Zoro mit einem überheblichen Grinsen im Gesicht. „Gegen dich? Träumst du etwa oder bist du schon wieder betrunken?“ Das war das erste Mal, seit dem Tag, als Sanji Zoro aus der Bar geschleift hatte, das er es erwähnte. Das hätte er besser nicht getan, denn der Schwertkämpfer sah ihn mit einem wütenden Gesichtsausdruck an und schmiss dann das Tuch zum Abtrocknen direkt vor die Füße des Kochs. Ohne Worte trampelte Zoro daraufhin aus der Küche und schmiss die Tür mit einem lauten Krachen hinter sich zu. „Mist, erst nachdenken und dann reden, Sanji“, sagte er zu sich selber und beugte sich dann herunter, um das Küchentuch zu nehmen und die restliche Arbeit alleine zu machen. „Ich hätte es wissen müssen. Er hat am Tag danach kein Wort mit mir gewechselt und hat mich regelrecht ignoriert. Es ist ihm sicher peinlich, dass ich ihn so gesehen habe.“ Mit flinken Fingern trocknete Sanji die letzten Teller ab und wühlte dann in seiner Jacketttasche, um sich eine Zigarette anzuzünden. 'Ich dachte, dass ich es könnte, aber ich kann einfach nicht verdrängen, dass er in mich verknallt ist. Ich stecke echt tief im Schlamassel', dachte er und ging aus der Küche um etwas Sonne zu tanken. „Aber ich kann auch nicht einfach so aufhören so zu sein, wie ich bin. Wenn ich netter zu ihm bin, nur weil er mir irgendwie leid tut, wird er erst recht misstrauisch.' Sanji zog lange an seiner Zigarette und blies den blauen Qualm aus, während er in die Sonne sah. Seine Augen brannten kurz und mussten sich an das grelle Licht gewöhnen. „Unglücklich verliebt hm?“, nuschelte er mit seiner Kippe zwischen den Lippen. „Wer ist unglücklich verliebt?“, hörte der Blonde plötzlich hinter sich. Der Angesprochene drehte sich schlagartig um und erkannte Robin, die ihre Kaffeetasse in der Hand hielt und ihn fragend ansah. „K- keiner“, stammelte Sanji und zog nervös an seiner Zigarette. „Ich... es ist das Buch, dass du mir empfohlen hast!“ „Oh, hast du es gelesen?“ „Ja, habe ich, Robin-chan. Es hat mir sehr gut gefallen. Du kannst mir ruhig immer wieder Bücher empfehlen!“ „Das freut mich“, lächelte sie und trank einen Schluck der schwarzen Flüssigkeit. „Ist es nicht schön? Kaum sind wir einen Tag von der Insel weg und schon scheint wieder die Sonne.“ „Da hast du recht. Der ständige Regen hat uns ganz schön runter gezogen.“ „Vor allem unseren Kapitän hat dies gar nicht gefallen. Er ist vor Langeweile ja beinahe eingegangen“, lachte sie. „Ihm muss es schon unter den Fingern jucken. Es ist lange her, dass wir ein Abenteuer hatten.“ „Ja, aber so ein wenig Ruhe ist auch nicht schlecht“, erklärte Robin und ging an Sanji vorbei. „Ich werde mich ein wenig auf das Deck setzen und ein neues Buch lesen. Du kannst dich gerne zu mir gesellen, wenn du magst.“ „Ich würde gerne, aber ich muss noch die Vorräte ordnen, die ich auf der letzten Insel gekauft habe“, sagte Sanji betrübt. „Und ich muss die neuen Schlösser anbringen. Die Rabauken haben herausgefunden wie man die alten knackt.“ „Dann wünsche ich dir viel Spaß“, sagte Robin und ging zurück zu ihrer Liege. 'Verdammt, was soll ich tun?', überlegte Sanji angestrengt. Er warf sein Zigarette ins Wasser und ging dann wieder zurück in seine Kombüse. Er überwand die kurze Strecke durch den Raum und kam dann in seiner riesigen Vorratskammer an. Die Regale waren halb leer, doch mehrere Kisten stapelten sich auf den Boden und warteten nur darauf ausgeräumt zu werden. Langsam ging er in die Hocke und öffnete eine der Pappboxen. Hier, alleine in dem Raum, hatte er wenigstens Zeit über einige Sachen klar zu werden. Die Beeren waren über Bord gegangen, doch ihre Nachwirkungen waren geblieben und schienen schwerer zu sein als die Last, die er los geworden war. „Was denkt sich dieser Grünspan eigentlich dabei? Warum gerade ich?“, murmelte Sanji, während er einige Packungen Mehl in das untere Regal einräumte. „Umso länger ich darüber nachdenke, umso grotesker erscheint mir das.“ Sanji seufzte und öffnete eine weitere Pappbox, die Zucker und einige andere Gewürze ans Tageslicht förderten. Er besah sich kurz den Inhalt und nahm dann die kleinen Verpackungen, um sie an ihren vorbestimmten Ort abzulegen. 'Eigentlich bräuchte ich mich nicht mal schlecht fühlen deswegen, doch ich kann dieses Gefühl einfach nicht abschütteln mich bei ihm entschuldigen zu müssen... oder', Sanji schluckte hart und schien Löcher in die Chilipackung vor ihm zu starren, 'oder... ich sollte ihn wirklich darauf ansprechen. So wie ich ihn kenne würde er es mir nie sagen, dass er in mich verknallt ist.' Der Blonde lachte trocken und stellte das getrocknete Basilikum ab. 'Und was dann? Das Selbe wird er mich wohl dann auch fragen, wenn er es nicht erst abstreiten wird.' Sanjis merkte wie sich seine Brust zusammen zog. Er wollte es sich nicht eingestehen, doch ein klein wenig war er sogar eifersüchtig auf Zoro. Der Schiffskoch war noch nie verliebt gewesen, auch, wenn er in seiner Vergangenheit Beziehungen mit Frauen geführt hatte, hatte er doch noch nie dieses unglaublich warme und kribbelnde Gefühl in seinem Bauch gehabt. Die Frauen, die Flirts, alles was er für die Schönheiten tat, die er so traf, war für ihn nur eine Möglichkeit die Einsamkeit, die er irgendwo empfand, unterdrücken zu können. Und, wenn er dann doch einmal Glück bei einer hatte, kam ihm das nur gelegen und bescherte ihm eine schöne Zeit. „Ob der Marimo wohl wirklich unglücklich ist und mir deswegen nichts sagt? Weil er ernsthaft denkt, dass ich ein 'liebestoller Weiberheld' bin?“, nuschelte Sanji und sah sich nach einer weiteren Kiste um, die er öffnen konnte. „Hach, das ist alles so verdammt verzwickt.“ Die nächste Box öffnete er langsamer als beabsichtigt. „Warum mache ich mir eigentlich so viele Gedanken? Ich will doch nur wissen was Sache ist! Oder will ich etwa wirklich mehr über ihn wissen? Wir kennen uns schon seit mehr als zwei Jahren, doch ich weiß praktisch NICHTS über ihn. Kein Wunder, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass er wirklich in mich verliebt ist. Das einzige was ich weiß ist, dass er viel schläft, was er gerne isst, trainiert wie ein Bekloppter und der beste Schwertkämpfer werden will.“ Sanji merkte wie er ein wenig wütend über sich selber wurde. Er war doch ein Mitglied der Crew und er wusste sogar mehr über Brook, der erst seit wenigen Monaten ein Mitglied war. „Warum habe ich nicht aufgehört die Beeren zu nehmen?“, fragte sich Sanji und ließ die Pappbox vor sich halb geöffnet liegen. „Kann es wirklich sein, dass ich ihn besser kennen lernen will, jetzt wo sich so vieles geändert hat?“ Sanji verbrachte noch circa eine Stunde in der Vorratskammer und im Kühlraum, um ihre Vorräte einzuordnen und zu sortieren. Er hatte immer wieder über sein Problem nachgedacht und war daher nur langsam voran gekommen. Doch endlich war er zufrieden und wischte sich kleine Schweißtropfen von der Stirn, bevor er wieder in seine Kombüse ging und zurück auf das Deck. Für die nächsten paar Stunden hatte er nichts zu tun und so hatte er sich entschlossen Robin etwas Gesellschaft zu leisten und ein neues Buch anzufangen. Doch bevor er die Tür zum Schiffsflur öffnen konnte entdeckte er Nami, die mitten auf dem Deck stand und von ihrem Logport zum Himmel sah und diese Tätigkeit immer wieder zu wiederholen schien. „Nami-san~“, rief er und schwebte zu ihr. „Hast du mich gesucht? Möchtest du vielleicht eine kleine Erfrischung?“ „Sanji, sag mal“, sagte sie und sah wieder in den Himmel. „Hast du das auch gespürt?“ „Wenn du mein Herz meinst, das bei deinem wunderschönen Anblick-“ „Das meinte ich nicht, Idiot. Diese kleine Erschütterung vor fünf Minuten.“ „Eine Erschütterung? Nein, ich war im Vorratsraum und habe rein gar nichts gemerkt.“ „Wirklich nicht?“, Nami sah zurück zu ihrem Logport und tippte ihn mit ihrem Zeigefinger an. „Was ist denn los?“ „Ich hätte schwören können, dass sich unser Kurs verändert hat, aber der Logport scheint immer noch in die selbe Richtung zu zeigen“, sagte Nami mit einer hoch gezogenen Augenbraue. „Es war sicher nichts, Namilein“, säuselte Sanji unverzüglich. „Du kannst ruhig wieder in dein Zimmer gehen und weiter arbeiten. Soll ich dir noch einen Drink bringen?“ „Das ist nicht nötig, Sanji. Aber falls du etwas merkwürdiges bemerken solltest, gib mir bitte Bescheid.“ „Das mache ich“, sagte der Smutje lächelnd und sah Nami noch eine Weile nach, als sie zurück in ihr Arbeitszimmer ging. Kurz sah Sanji ebenfalls in den strahlend blauen Himmel und überlegte angestrengt nach. Nein, er hatte keine Erschütterung oder etwas in der Art bemerkt, aber er hatte sich auch nicht darauf konzentriert. Dass das Schiff ab und an wackelte, war völlig normal für ihn und er würde so oder so keinen Unterschied feststellen können. Nami war darin viel besser, schließlich war sie Navigatorin, doch wenn man nach dem Logport ging, hatte sich nichts an ihrem Kurs verändert. Womöglich hatte sich Nami das alles wirklich nur eingebildet. Schulterzuckend ging Sanji dann endlich in sein Zimmer und besah sich sein kleines Bücherregal. Dort hatte er die Bücher gelagert, die er aus der schiffseigenen Bibliothek hatte und lesen wollte. Zielsicher ergriff er einen Abenteuerroman, in den er schon seit ewigen Zeiten lesen wollte und ging mit diesem zurück auf das Deck und zu Robin, die völlig in ihrer Geschichte vertieft gar nicht bemerkte, dass Sanji sich neben sie auf eine andere Liege setzte. Erst zehn Minuten später schien sie zu bemerken, dass sie nicht mehr alleine war. „Darf ich dich etwas fragen, Koch-san?“ „Aber natürlich“, sagte Sanji überschwänglich. „Hast du noch einmal einen Migräneanfall gehabt? Das Wetter hat sich nach unserer Abfahrt ja wieder geändert.“ „Uhm“, Sanji schüttelte seinen Kopf. „Zum Glück nicht.“ „Das ist gut. Ich habe mir schon Sorgen gemacht.“ „Keine Angst. Chopper hat mir Medikamente gegeben für den Fall, dass ich Symptome bekomme. Ich werde euch sicher nicht zur Last fallen.“ Robin lächelte ihn mysteriös an, bevor sie sich wieder ihrem Buch zuwendete. „Das freut mich. Ich habe schon befürchtet, dass wir in Zukunft öfter damit rechnen müssen.“ 'Na super, zum Glück habe ich die Beeren weg geworfen. Nach Robins Gesichtsausdruck zu urteilen weiß sie sicher irgendwas und sagt es einfach nicht. Was habe ich nur gemacht?', dachte Sanji verzweifelt und sah auf die aufgeschlagenen Seiten in seinem Buch. Er konnte sich nun beim besten Willen nicht mehr auf die eigentlich spannende Geschichte konzentrieren. Nicht einmal eine Stunde Ruhe und Sonnenschein schien man ihm zu gönnen. So leise wie möglich schlug Sanji sein Buch zu und setzte sich von der Liege auf. Das Beste wäre wohl sich mit Kochen abzulenken und die Zeit dabei zu vergessen. Die Strohhutpiraten waren bereits über fünf Tage auf See. Nami hatte von keinem neuen Zwischenfall berichtet und sie schienen problemlos Kurs auf die nächste Insel zu nehmen. Während die Crew auf dem Schiff Unsinn trieb oder ihrer Arbeit nachging, stand Sanji vor der ihm wohl bekannten Leiter, die zu Zoros Ausguck führte. Er hatte nachgedacht, Tag um Tag, und war zu dem Entschluss gekommen, dass er mit dem Grünhaarigen reden musste. Was dabei herauskommen würde, wenn sie überhaupt vernünftig miteinander reden konnten, stand wohl in den Sternen. Es war auf jeden Fall allemal besser als nichts zu tun und in seinen eigenen Gedanken zu verrotten. Er wollte einfach wissen warum es gerade er war! Was war so besonders an ihm, dass sich der Schwertkämpfer, der sonst bei niemanden Interesse zeigte, in ihn verliebt hatte. Gekonnt schnippte er seine Zigarette über die Reling ins Meer und erklomm dann die Leiterstufen. Mit jedem weiteren Schritt schnürte sich seine Kehle immer mehr zu. Was sollte er sagen? Wo sollte er anfangen? Er überwand die letzte Sprosse und klopfte dann an die Luke über ihn. Wie erwartet bekam er keine Antwort und kletterte dann ohne weiteres Warten durch die Öffnung. Das erste was er erblickte oder besser hörte war ein laut schnarchender Schwertkämpfer, der an der Wand gelehnt schlief. Leise schloss Sanji wieder die Luke und schlich dann zu Zoro. 'Wie ein Faultier', dachte er und musste grinsen. 'Es wäre ein Leichtes ihn jetzt zu treten und aus der Fassung zu bringen...' Langsam ging Sanji genau vor Zoro in die Hocke und musterte das schlafende Gesicht genauer – man hatte ja nicht wirklich oft die Gelegenheit dies im privaten tun zu können. 'Seine Haare sind wirklich sehr... grün', stellte Sanji still lachend fest. 'Aber seine Augenbrauen sind nicht grün. Ob er wohl...' Sanjis Augen wanderten Zoros Körper immer weiter hinunter. Über dessen muskulöse Brust, die sich im Schlaf immer wieder hob und senkte, zu dessen Bauch, der von einem grauen Shirt verdeckt wurde, bis schließlich hin zum Intimbereich, der in der schwarzen Hose verhüllt war. Schnell schüttelte Sanji seinen Kopf und sah wieder in das Gesicht vor ihn. Was hatte er sich nur dabei gedacht? Es war ja nicht so, dass er wirklich wissen wollte, ob Zoro 'dort' auch grün war! „Blöder Marimo“, flüsterte Sanji noch immer mit hochrotem Kopf. „Blöder Kochlöffel.“ Sanji fiel vor Schreck nach hinten und sah mit aufgerissenen Augen Zoro dabei zu wie dieser sich streckte und herzhaft gähnte. „Genug geglotzt?“, fragte der Schwertkämpfer, als er seinen Nacken rieb. „Oder willst du mich noch weiter beobachten.“ „Du... du hast gar nicht ge- geschlafen?“, stotterte Sanji verdutzt. „Wer könnte denn schlafen, wenn du mit deinen Tretern über den Boden trampelst?“ „Das stimmt nicht! Ich bin extra leise gel-“ Sanji stockte in seinem Sprechen. War er gerade wirklich dabei sich vor dem Schwertkämpfer zu rechtfertigen? Als hätte er gar nichts gesagt, sah er den Grünhaarigen giftig wie sonst auch immer an. Dieser jedoch musterte ihn eingehend mit einer hochgezogenen Augenbraue und versucht etwas anderes als Trotz in Sanjis Gesicht lesen zu können. „Nun, was willst du?“, fragte Zoro gelangweilt. Er sah sich kurz im Zimmer um, bevor sein Blick wieder auf seinem Gegenüber haften blieb. „Ich sehe keinen Teller. Du hast mir also nichts zu Essen mitgebracht. Du hast mich auch nicht getreten, als du gesehen hast, dass ich geschlafen haben, was mich nun doch ein wenig stutzig macht. Also was planst du, Giftmischer?“ „Nichts? Ich wollte nur“, Sanji versuchte die stechenden Augen zu meiden, die ihn durchbohrten, „... reden?“ Der Schiffskoch hatte dies unsicherer und leiser als beabsichtigt gesagt. So richtig wusste er selber nicht, was er hier oben alleine mit Zoro wollte. Er wusste nur, dass es bei der Atmosphäre, die zwischen ihnen herrschte, nicht bleiben konnte und sich irgendetwas ändern musste. Einfach nur irgendetwas. „Reden? DU willst mit MIR reden? Ist dir der Tabak in den Kopf gestiegen oder was?“, fragte Zoro verdutzt. „Ich meine damit, uhm“, nuschelte Sanji unsicher, während er sich in eine halbwegs bequeme Position auf den Boden setzte, „Wir sind doch Crewmitglieder, nicht wahr? Ich rede mit allen, nur mit dir streite ich mich immer. Und da dachte ich mir, dass es vielleicht ganz gut wäre, wenn wir unsere Beziehung zueinander ein wenig lockern, damit es in Zukunft keine Schwierigkeiten geben wird.“ „Das fällt dir sehr früh ein“, konterte der Grünhaarige und sah ihn verwundert an. „Über was willst du reden? Oder willst du einfach irgendwas aus mir raus leiern und es dann gegen mich verwenden?“ „Denkst du wirklich, dass ich das tun würde?“, fragte Sanji ernst nach. 'Warum muss der Trottel nur so misstrauisch sein?!' Zoro zuckte mit seinen Schultern und stand von seinem vorherigen Schlafplatz auf. „Also worüber willst du reden? Das Wetter? Oder warum du den Weibern immer hinterher hechelst wie ein räudiger Köter?“ Der Schwertkämpfer hatte seine Arme vor der Brust verschränkt und war zu einem der Fenster gegangen, um seinen Blick auf etwas anderes zu lenken als Sanji. Vielleicht hatte er auch Angst, dass er von diesem wieder so sehr abgelenkt werden würde und ein Marineschiff nicht rechtzeitig erkennen konnte. „Räudiger Köter? Nun hör mal auf, so schlimm bin ich auch nicht. Ich bin eben nur zuvorkommend. Außerdem würdest du das auch tun, wenn du so gut aussehen würdest wie ich, Chancen bei den Frauen haben würdest und...“ „Und was?“, fragte Zoro monoton nach, während er weiter auf das Meer starrte. „Wenn du überhaupt auf Frauen stehen würdest.“ „Bitte?!“, schrie der Grünhaarige überrascht. „Was genau willst du mir eigentlich damit sagen?“ „Du bist doch... naja... asexuell?“ „Habe ich das je behauptet?“ „Nein, aber nach all den Jahren in denen wir schon zusammen auf See sind, hast du noch nie ein Interesse an Frauen gehabt und da dachte ich mir-“ „Unser Kapitän schwirrt auch nicht hinter jeder Frau her. Nur, weil DU so bist, heißt das nicht, dass das ein Normalzustand sein muss. Was soll das eigentlich? Warum fragst du mich so einen Dreck?“ „Ich weiß nicht, ich dachte nur, dass ich ja irgendwo anfangen muss.“ „Dann sag mir doch mal, warum du so weibstoll bist? Hat dich deine Mutter zu lange gestillt oder was?“ „Hat sie nicht und außerdem ist sie gestorben als ich drei war, glaube ich“, sagte Sanji und überlegte angestrengt. „Du glaubst?“ „Ich weiß nicht mehr genau wie alt ich war. Ich weiß nur noch, dass wir als ich klein war eine Überfahrt zu einer anderen Insel machten und Piraten unser Schiff zerlegt haben“, antwortete Sanji mit einem schrägen Grinsen. „Meine Mutter ist dabei gestorben und mich hat man mit einigen Überlebenden einen Tag später gefunden.“ Zoro richtete seinen Blick langsam wieder auf das Meer und legte seine Stirn in Falten. Sanji erkannte, dass Zoro seinen Mund einige Male öffnete und zum Reden ansetzen wollte. „Falls du mir so etwas wie 'das tut mir leid' sagen willst, lass es stecken“, winkte der Smutje ab. „Ich kann mich kaum an sie erinnern. Das einzige, was ich noch weiß ist, dass sie wunderschön aussah und eine exzellente Köchin war.“ Sanji war von sich selber überrascht. Warum konnte er das so einfach erzählen und dann gerade Zoro? Das hatte er doch noch nie getan. Nun, niemand hatte ihn auch jemals danach gefragt. Aber jetzt, wo er den Anfang gemacht hatte, hoffte er, dass Zoro vielleicht auch ein wenig dazu beitragen könnte. „Bist du deswegen Koch geworden?“ „Vielleicht hat das auch dazu beigetragen. Kann gut sein. Meine Hingabe zu Frauen hat ihren Ursprung wohl auch ein wenig darin“, lachte Sanji. „Hm.“ „Sehr gesprächig bist du aber nicht, muss ich feststellen.“ „Was soll ich schon groß dazu sagen? Das ist deine Sache, was du mit deinem Leben machst.“ „Stimmt. Aber darf ich dir trotzdem eine Frage stellen?“ „Wenn es nicht wieder um bescheuerte Weiber geht...“ „Warum hast du immer dieses Grinsen auf den Lippen, wenn wir kämpfen?“ Der Schiffskoch erkannte, dass Zoro jegliche Gesichtszüge entglitten und er sich leicht auf die Unterlippe biss. Er hatte es ja schon geahnt, beinahe gewusst, dass es etwas damit zu tun haben musste, dass Zoro in ihn verschossen war. Aber nun schien sich dies wirklich zu bestätigen. „Ich weiß nicht, was du meinst“, war die Antwort des Schwertkämpfers. „Das musst du dir eingebildet haben.“ „Habe ich nicht. Da bin ich mir sicher. Also raus mit der Sprache: Macht es dir Spaß, wenn wir uns streiten?“ Nach einer längeren Pause antwortete Zoro dann endlich. „So würde ich das nicht sagen.“ „Sondern?“ „Kartoffelschäler, was genau willst du von mir? Was ist der wahre Grund für deine bescheuerten Fragen? Dass du plötzlich mit mir 'befreundet' sein willst, ist viel zu abwegig. Das ist nicht deine Art, denn soweit ich mich daran erinnern kann, hasst du mich.“ „Ich hasse dich nicht“, sagte Sanji locker. „Ich habe dir das vielleicht einige Male an den Kopf geworfen und du hast mir das ebenfalls schon gesagt, aber das war eher in der Hitze des Gefechts. Wirklich hassen tue ich dich kein Stück, sonst wäre ich schon längst nicht mehr in der Crew.“ Zoro blieb ruhig an seinen Platz stehen und in seinem Kopf schien es mächtig zu rattern. Sanji holte der weilen seine Zigarettenpackung aus seiner Brusttasche hervor und zündete sich einen der Glimmstängel an. „Wehe du aschst mir den Boden voll“, sagte Zoro drohend. „Keine Angst, ich habe meinen eigenen Aschenbecher mitgebracht“, sagte Sanji schnell und holte eine kleine Dose hervor, die er als transportablen Aschenbecher umfunktioniert hatte. Nach einigen Momenten der Stille durchbrach der Schwertkämpfer diese mit einen lauten Seufzen und setzte sich zurück auf den Boden. Seine Augen fingen die Gestalt von Sanji ein, der mit ausgestreckten Beinen auf den Boden saß, eine Zigarette im Mundwinkel hatte und jegliche Deckung hatte fallen gelassen. Irgendetwas roch für Zoros Geschmack wirklich faul. 'Vielleicht hat der Nichtsnutz beim letzten Kampf einen zu viel über die Schädel bekommen', dachte er bei sich, als er versuchte die ganze Situation zu verarbeiten. „Vielleicht sollte ich öfter hier hoch kommen. Hier ist es wenigstens ruhig.“ „Du hast doch einen Dachschaden!“, sagte Zoro laut. „In den letzten Wochen hast du zu viele Sachen gemacht, die untypisch für einen Fake-Koch wie dich sind und nun das? Du planst doch was.“ „Sicher tue ich das.“ „Wusste ich es doch. Also raus mit der Sprache: Was willst du wirklich?“ „Ge-heim-nis“, sagte Sanji spielerisch und hielt seinen Zeigefinger vor seinen Mund. Der Schiffskoch kannte gar nicht so schnell reagieren, da hatte Zoro ihn schon am Kragen gepackt und ihn aus seinem Ausguck geworfen. Sanji schaffte es gerade noch so sicher unten auf dem Deck zu landen. Das hätte er vielleicht lassen sollen. Für einen kurzen Augenblick hatte er doch ernsthaft vergessen welch niedrige Toleranzschwelle der Schwertkämpfer hatte. „Sanji, was ist los? Hat dich Zoro etwa gerade nach unten geworfen?“, fragte Nami, die nur einige Meter von ihm weg stand. „Das hat er wohl“, lachte Sanji schief. „Und was machst du hier, Namilein?“ „Die Wellen, der Wind... in einem Tag treffen wir auf eine neue Insel.“ „Wirklich? Das solltest du so schnell es geht unserem Kapitän erzählen. Der wird sich einen Ast abfreuen“, lachte Sanji und ging zur Flurtür. 'Nun, auch wenn ich es ein wenig übertrieben habe, war es für den ersten Versuch doch gar nicht schlecht.' Sanji sah kurz nach oben zum Ausguck und erhaschte Zoro, der am Fenster stand und nach unten sah. Schnell hatte der Schwertkämpfer sich wieder versteckt. Sanji blinzelte und sah noch einmal genauer hin. Nein, das hatte er sich nicht eingebildet. Gerade im Moment, wollte er sich am liebsten auf die Zunge beißen, sich die Haare ausreißen und am liebsten ertrinken, denn ein kleiner Gedanke war ihm durch den Kopf geschossen: 'Süß'. Das war alles, was er bei dem Anblick von Zoros ertappten Gesichtsausdruck gedacht hatte. Schockiert über sich rannte er praktisch die Tür ein und floh in sein Zimmer, wo ihn niemand sehen konnte. „Ich habe das nicht gedacht!“, schrie er durch den Raum. Er raufte sich seine Haare und ging in die Hocke. „Warum habe ich das gedacht?! Das ist Zoro von dem wir hier reden! Zoro, der Muskelidiot.“ Der Schiffskoch kniff seine Augen zusammen und versuchte seinen Kopf leer zu bekommen. Die Beeren hatten das mit ihm gemacht. Sie hatten sicher sein ganzen Gehirn und Wesen verändert, doch davon hatte Ramjuni ihm aber nichts erzählt! Langsam öffnete Sanji seine Augen wieder und starrte auf den Holzboden vor ihm. „Beere“, brachte er monoton hervor. „BEERE?!“ Er stolperte praktisch über seine eigenen Beine, als er zu dem genannten Objekt vor sich kroch. „Warum liegt hier eine der bescheuerten Beeren?!“ Da fiel es ihm wieder ein. Ihm war doch die Metallschatulle aus der Hand geglitten und alle kleinen Kügelchen hatten sich über den Boden verteilt. Eigentlich hatte er gedacht, dass er alle aufgesammelt hatte, doch da hatte er sich wohl geirrt. Mit zitternden Händen ergriff er die getrocknete Kugel und besah sie sich genauer – kein Zweifel, es war die weiße Wahrheitsbeere. Paranoid sah sich Sanji in seinem Zimmer um und legte sich auf den Boden. Er sah unter sein Bett, unter jedes einzelne Regal, das er hier stehen hatte. Das Ergebnis waren schlussendlich drei Beeren, die er in der Hand hielt. Fluchend umschloss er sie mit seiner Hand und setzte sich zurück auf den Boden. „Das gibt es doch nicht und da dachte ich, dass ich euch los bin“, nuschelte er. Nach einigen Schockmomenten stöhnte er dann auf. Er konnte es einfach nicht fassen. War das nun ein Glück für ihn oder Unglück? Sollte er sie wegschmeißen, wie er es mit den anderen gemacht hatte oder behalten? „Was ich mit euch mache, kann ich auch Morgen noch entscheiden“, grummelte er und fuhr mit seiner Hand in seine linke Jacketttasche, um die Beeren dort hinein gleiten zu lassen, doch er holte die Hand wieder hervor. Dort in der Jacketttasche... „Vier Beeren... DAS GIBT ES DOCH NICHT!“ Bevor sie auf der letzten Insel ein Hotel gesucht hatten, hatte er sich zwei Beeren eingesteckt und nur eine benutzt. Er erinnerte sich. „Na toll, vier Beeren... vier...“ Kapitel 9: Neue Insel, neues Glück? ----------------------------------- „Boha~ die Insel sieht aber lustig aus“, rief Luffy seinen Freunden zu. „Das stimmt wohl, Kapitän“, sagte Franky, der ebenfalls in Hochstimmung zu sein schien. „Das ist eine su~per Insel.“ Die Strohhutpiraten staunten nicht schlecht, als sie an ihrem neuen Ziel angekommen waren. Anscheinend hatten sie endlich mal einen Glückstreffer gelandet, denn die Insel war eindeutig eine Urlaubsinsel. In der Stadt waren überall Onsen, ein kleiner Vergnügungspark, Hotels, Restaurants, und Sehenswürdigkeiten ausgeschildert. Hier hatten sie wenigstens etwas Spaß und konnten sich von der letzten regnerischen Insel erholen. Überall liefen Touristen durch die Stadt und auch einige Piraten schienen hier zu sein, denn große Schiffe mit Galionsfiguren waren im Hafen. „Seit ihr gerade erst angekommen?“, fragte eine junge Frau an die Strohhut-Gruppe gerichtet. Sie trug einen dunkelblauen Blazer und einen knielangen Rock. Ihre hellbraunen Locken ruhten auf ihren Schultern und unter langen Wimpern strahlten braune Augen hervor. „Aber ja~“, rief Sanji sofort und stand in nicht einmal einer Sekunde vor der Schönheit. „Und wer bist du, wenn ich fragen darf, mein Engel?“ Die Frau kicherte verlegen und strich dann eine Strähne hinter ihr Ohr. „Ich bin Angestellte im Gromann-Hotel. Hier im Hafen gibt es viele Angestellte, die für ihr Hotel werben.“ „Das ist wunderbar“, säuselte Sanji. „Wir werden auf jeden Fall in dein Hotel gehen, nicht wahr?“ Sanji drehte sich zu seinen Kameraden um, die teils einen amüsierten und teils einen genervten Gesichtsausdruck hatten. „Darf ich denn fragen wie teuer euer Hotel ist?“, warf Nami ein. „Alle Hotels auf dieser Insel haben den selben Preis, das ist genau der Grund warum wir im Hafen dafür werben und Neuankömmlinge begrüßen.“ „Die selben Preise? Das ist ja merkwürdig“, stellte Nami fest und setzte ihre misstrauische Miene auf. „Warum das denn?“ „Oh, das hat keinen besonderen Grund. Der Bürgermeister unserer schönen Stadt hat dies beschlossen, damit es keinen Streit zwischen den Hotels gibt. Man sieht ja, dass wir eine große Touristenstadt sind.“ „Nun gut“, sagte Nami und drehte sich zu den Strohhutpiraten um. „Was meint ihr?“ „Ich bin dabei!“, rief Luffy ihr zu. „Mir ist es egal wo wir schlafen. Ich will nur endlich zu dem Vergnügungspark.“ „Unser Kapitän hat gesprochen yohoho~“, lachte Brook. „Dann hätten wir das...“, fing Nami an und sah auf ihr Namensschild, das sie an ihrem Blazer trug. „Christi-san.“ „Dann folgt mir bitte alle. Ich werde euch auf den Weg zum Hotel erklären welche Sehenswürdigkeiten wir haben.“ Der Weg durch die Stadt war recht unterhaltsam. Unterwegs liefen sie an einigen Souveniergeschäften vorbei, an reichlich gefüllten Bars und regsam quatschenden Touristen, die ihren Urlaub genossen. Es dauerte nicht lange und da standen sie vor einem riesigen Hotel, das den Namen Gromann trug. Christi führte sie in die hohe Lobby, wo sie ein Zimmer zugeteilt bekamen. „Im vierten Stock haben wir unseren Essbereich. Jede Gruppe bekommt ihr eigenes Zimmer zugeteilt so, dass ihr dort ungestört essen könnt“, sagte sie als sie den Knopf des Fahrstuhls drückte. „Im hinteren Bereich ist unsere Terrasse mit einem Swimmingpool, den ihr gerne nutzen könnt. Ich werde euch jetzt auf eure Zimmer bringen.“ Da Robin und Nami wieder ein Zimmer zu zweit nahmen, blieb es also an den männlichen Mitgliedern der Crew, wie sich sich verteilten. Chopper grinste Sanji von unten breit an. „Willst du mit mir auf ein Zimmer gehen?“, fragte Sanji mit seiner Zigarette im Mund. „Ja, wenn du nichts dagegen hast. Das letzte mal war es mir ein bisschen zu laut, um ehrlich zu sein. Franky hat im Schlaf wie ein Holzfäller geschnarcht.“ „Nun gut, dann kannst du gerne mit zu mir.“ „Wollen wir Zoro auch auf unser Zimmer holen?“ „Die Algenbirne? Warum gerade der?“ „Ihr scheint euch in letzter Zeit besser zu verstehen und da dachte ich mir...“ Sanji sah aus seinem Augenwinkel, dass der Schwertkämpfer dem Treiben gelangweilt zusah. Das konnte ja wieder etwas werden. Aber, wenn Chopper mit auf ihrem Zimmer war, dürfte es wohl keine Probleme geben. „Meinetwegen“, seufzte Sanji. Ungewollt musste er sich an gestern erinnern, als er sich blauäugig in ein Gespräch mit Zoro gestürzt hatte. Ehrlich gesagt war dies gar nicht so schlecht gelaufen – jedenfalls bis zu dem Punkt an dem er aus dem Ausguck geworfen wurde. Doch dann... hatte er sich dabei erwischt wie er Sachen von Zoro dachte, die er eigentlich auf Frauen reduziert hatte. Süß. Süß waren doch nur wunderhübsche zarte Frauen mit langen Haaren, die im Wind wehten und eine zuckersüße Stimme hatten! Und ein muskelbeladener grünhaariger, wortkarger, häufig gereizter Schwertkämpfer fiel normalerweise nicht unter diese Kategorie. Doch, als wenn dies noch nicht genug wäre, hatte er in seinem Zimmer und in seiner Jacketttasche vier Wahrheitsbeeren gefunden, von denen er dachte sie für immer los geworden zu sein. In seinen Augen war es Schicksal, das musste so sein. Er würde sie sicher für etwas wichtiges benötigen, redete er sich seit dem gestrigen Abend immer wieder ein und hatte sie daher in seine Jacketttasche belassen. „Zoro, hör mal“, rief Chopper aufgeregt. „Sanji hat gesagt, dass du mit auf unser Zimmer kommen kannst!“ Das kleine Rentier schien sich darüber wirklich zu freuen. Es war kein Geheimnis, dass Chopper und Zoro eine recht gute Beziehung zueinander hatten. Der Schiffskoch hatte schon längst gemerkt, dass wenn beide zusammen waren, Zoro immer ein Lächeln auf den Lippen hatte und sogar ab und an lachte. Wie schaffte der kleine Arzt das nur? „Hat er?“, sagte Zoro uninteressiert und sah daraufhin Sanji an, der sich irgendwie ertappt fühlte. „Habt ihr euch entschieden wie ihr schlafen wollt?“, fragte Christi mit den letzten beiden Schlüsseln in der Hand. „Aber natürlich, meine Schöne“, sagte Sanji freudig erregt. „Wir drei gehen auf ein Zimmer.“ „Oh, aber wir haben nur Doppelzimmer.“ „Ich schlafe einfach bei Zoro mit im Bett“, warf Chopper ein und sah Zoro daraufhin an, der zur Bestätigung nickte. „Ok. Dann gebe ich Ihnen den Schlüssel“, sagte Christi und überreichte dem Smutje das kleine Messingobjekt. „Da ich euch hier her geleitet habe, werde ich auch dafür sorgen, dass euer Aufenthalt zufriedenstellend wird. Ich werde euch also um 19 Uhr zum Abendessen abholen.“ „Oh das ist wunderbar!“, säuselte Sanji und winkte der Hotelangestellten nach, die wieder zum Fahrstuhl ging. „Weiberheld“, sagte Zoro leise und sah Sanji dabei zu wie dieser die Zimmertür öffnete. „Na und?!“, rief Sanji ihm entgegen. „Na na, kein Streit ihr beiden“, beschwichtigte Chopper gekonnt. „Wollen wir uns nicht vielleicht die Stadt ansehen? Ich möchte unbedingt zu einem Onsen. Davon haben all die Touristen geschwärmt an denen wir vorbeigegangen sind.“ „Ja, ein Onsen wäre nicht schlecht“, bestätigte der Schiffskoch, als er das Hotelzimmer betrachtete, welches im Vergleich zum letzten um einiges moderner war. „Zoro willst du mitkommen?“, fragte Chopper aufgeregt, während er seine kleine Tasche auf einen Stuhl stellte. Zoro. Onsen. Wasser. Handtuch. NACKT? Sanji versuchte diese Wörter in seinem Kopf zu verarbeiten. Nein, so weit durfte es nicht kommen. Der Grünhaarige würde sofort merken, dass etwas ganz und gar nicht mit ihm stimmte. Der Schiffskoch spürte wie sein Gesicht einen merklichen Rotton an nahm, den er versuchte zu verstecken, in dem er schnell zum Fenster ging, dies öffnete und eine Alibizigarette anzündete. Er wusste nicht, was ihm bei der Sache peinlicher war. Dass Zoro IHN nackt sehen könnte oder, dass ER Zoro nackt sehen könnte. Vorher hatte er nie Hemmungen gehabt sich zu entblößen, er hatte es ja auch aus Spaß auf der letzten Insel getan, nur um Zoros Gedanken dazu zu hören. Aber die Sterne hatten sich neu geordnet und waren nun auf „Liebe“ eingestellt. „Ohne mich, ich suche mir eine Bar“, sagte Zoro. 'Gott sei dank!', war Sanjis einziger Gedanke. 'Ich hätte echt nicht gewusst, was ich machen sollte, wenn er ja gesagt hätte.' „Das ist aber Schade“, seufzte Chopper. „Wollen wir dann die anderen fragen?“ „Das können wir gerne tun“, antwortete Sanji schnell und drückte seine Zigarette aus. „Lass uns am besten gleich gehen.“ „Kommst du nicht mit, Zoro? Du wolltest doch in eine Bar gehen.“ „Ich bleibe noch ein wenig hier und mache meinen Mittagsschlaf.“ Um seine Aussage zu unterlegen gähnte Zoro herzhaft und legte sich auf das nächstbeste Bett. Chopper sah dem ein wenig traurig zu, doch Sanji tippte ihm auf die kleine Schulter und zeigte zur Tür. Leise gingen beide aus dem Zimmer und klopften bei den anderen. Zu ihrer Überraschung willigte jedoch nur Brook ein sie zu einem Onsen zu begleiten. Die anderen wollten unbedingt zu dem Vergnügungspark von dem Christi erzählt hatte, während sich Robin nach den alten Sehenswürdigkeiten erkundigen würde. „Schade, dass die anderen nicht mitkommen wollten“, seufzte Chopper und lies seinen Kopf hängen. „Das macht doch nichts. Zu dritt werden wir auch Spaß haben“, sagte Sanji schnell, während er sich die Straßenschilder anschaute. „Wenn wir nach rechts gehen und die Straße entlang und dann dürften wir zum nächsten Onsen kommen. Wir haben echt Glück nicht wahr?“ Chopper nickte zur Bestätigung. „Ich freue mich schon auf das warme Bad.“ „Hoffentlich bricht nicht der Vulkan aus, während wir im Wasser sind yohoho~“ „Der Vulkan?!“, schrie Chopper und sah angsterfüllt zu dem Berg. „Brook! Keine Angst, Chopper, der Vulkan wird nicht ausbrechen. Christi-san hat uns doch erzählt, dass er seit 200 Jahren nicht ausgebrochen ist“, beschwichtigte Sanji den Arzt. „Das hoffe ich...“ Nach zehn Minuten Gehweg waren sie endlich vor dem mittelgroßen Gebäude angekommen. Sanji bezahlte die Eintrittskosten und bekam die Schlüssel zu ihren Spinden. „Meint ihr, dass es eine gute Idee war, dass ich mitgekommen bin? Die anderen werden sicher gucken, wenn ein Skelett im Wasser sitzt.“ Sanji lachte und gab ihm einen der Schlüssel. „Mach dir da mal keine Gedanken. Lass sie ruhig gucken.“ Die drei waren in einer Windeseile ausgezogen, hatten ihre Sachen sicher verschlossen und waren nur noch mit Badetüchern um den Hüften bekleidet. Lachend gingen sie in den großen Baderaum, der an dem Außenbad angeschlossen war. „Ein Onsen und ein Innenbad. Nicht schlecht. Die müssen echt Geld damit verdienen“, sagte Brook. Alle zusammen gingen zu den Duschen und duschten sich erst einmal bevor sie in das erstbeste Bad stiegen. Mit einem wohligen Seufzen lehnten sie sich an die Steinwände. „Wir müssen später echt noch nach draußen gehen. Man soll dort eine super Aussicht auf den Vulkan haben“, schnurrte das kleine Rentier. „Das machen wir“, antwortete Brook. Es war gut, dass Zoro die Einladung abgelehnt hatte. Sanji wollte sich gar nicht ausmalen, was passiert wäre, wenn der Grünhaarige mitgekommen wäre. Er hätte Sachen gesehen, die er nicht sehen wollte. Alleine bei dem Gedanken wurde Sanji rot und musste sich zusammenreißen keinen peinlich berührten Laut von sich zu geben. Der Nachmittag ging schnell herum. Chopper, Brook und Sanji hatten es sich im Onsen Restaurant gemütlich gemacht und einen kleinen Snack zu sich genommen, bevor sie in den Außenbereich gingen und sich dort wieder in das Wasser setzten. Von hier hatten sie wirklich einen schönen Blick auf den Berg, der nur erahnen ließ, dass er ein Vulkan war und auf die Bäume die dort in voller Pracht standen. Sie hatten dank den Karten, die überall in den Straßen hingen schnell gemerkt, dass die ganze Stadt um den Vulkan herum gebaut war und sich am Fuße des Berges die meisten Onsen befanden, wo man mehr Ruhe und einen netten Ausblick hatte. „Sanji, wollen wir langsam zurück gehen? Es ist schon beinahe Abend und die anderen sind sicher auch bald im Hotel zurück.“ „Ihr beide könnt gerne schon gehen“, antwortete Sanji dem kleinen Rentier. „Ich bleibe noch etwas hier.“ Gerade im Moment gefiel es Sanji einfach viel zu sehr im Wasser. Es prickelte warm auf seiner Haut und duftete einfach wundervoll. Wohlig seufzend drehte er sich um und legte seine Arme auf die Steine so, dass er seinen Kopf auf sie ablegen konnte. Ein kleines Nickerchen würde sicher nicht schaden, bevor er zu den anderen ins Hotel zurückkehren würde. Langsam driftete er ins Land der Träume ab und es kam ihm vor als hätte er eine Ewigkeit geschlafen, als er das nächste mal seine Augen öffnete. Der Himmel war dunkel und die Umgebung wurde nur von einigen kleinen Lampen erhellt. „Mist, ich habe verpennt“, stellte er fest und ging so schnell wie möglich aus dem Wasser. Seine Haut war bereits ganz schrumpelig, doch darüber wollte er sich keine Gedanken machen. Er fand seinen Weg durch den Innenbereich zu den Umkleidekammern und zog sich um. Mit einem zufriedenen Lächeln ging er aus dem Onsen und spazierte die Straßen entlang. Eine frische Brise strich durch seine Haare und fühlte sich auf seiner erhitzten Haut einfach wunderbar an. Er nahm einige Umwege, um zurück zum Hotel zu gehen und sich dabei noch die Stadt anzusehen, doch nach circa einer halben Stunde stand er dann wieder in der riesigen Lobby. Christi schien ihn dort bereits erwartet zu haben. „Sanji-san, Sie sind spät dran“, stellte sie fest und wies ihm den Weg zum Fahrstuhl. „Ich habe im Onsen ein wenig die Zeit vergessen. Sind die anderen schon beim essen?“ „Sie dürften eigentlich schon fertig sein, aber ich werde für Sie eine neue Bestellung bringen lassen.“ „Das ist aber lieb von dir“, säuselte er in seiner charmantesten Stimme. „Willst du nicht vielleicht ein Glas Wein mit mir trinken, während ich auf das Essen warte?“ „Ich muss leider ablehnen, da mir das untersagt ist“, sagte sie und drückte den Fahrstuhlknopf, der sie zum Essbereich brachte. „Zu schade“, sagte er betrübt, während die Fahrstuhltür von neuem aufging und einen langen Flur mit mehreren Türen zum Vorschein treten lies. „Ihr Esszimmer ist die Nummer 12. Soll ich Sie bis dahin begleiten?“ „Aber ja“, sagte Sanji schnell und sah sich im Flur um. Seine Laune wurde jedoch sofort unterbrochen, denn mitten im Flur stand ein gewisser grünhaariger Schwertkämpfer, der sich umsah. „Uhm, aber wenn ich es mir genauer überlege wäre es nicht schlecht, wenn du die Bestellung schon aufgeben würden. Ich habe ganz schön Hunger.“ „Aber natürlich doch“, sagte sie und wand sich dann zu Zoro, der mit einem verpeilten Gesichtsausdruck in den Gegend rumstand. „Wie ich sehe sind Sie nun auch aufgetaucht. Ich werde sofort zwei Bestellungen kommen lassen.“ Christi verbeugte sich kurz und ging dann zurück zum Fahrstuhl. „Was machst du hier, Algenbirne?“ „Nach was sieht es denn aus? Ich suche unser Esszimmer.“ „Das ist zwei Türen weiter“, sagte Sanji genervt und beobachtete wie Zoro dabei war die nächstbeste Tür vor sich zu öffnen. „Die rechte Seite nicht links. Muss ich denn sogar das machen?“ Sanji ging an den Schwertkämpfer vorbei und öffnete die Tür, die den Esszimmer zum Vorschein treten ließ. In mitten dessen stand ein riesiger Tisch, auf dem noch vereinzelt leere Teller standen. Die Wand gegenüber von der Tür war von einem großen Fenster geschmückt – man hatte von hier einen netten kleinen Ausblick zum hinteren Bereich des Hotels. „Da seit ihr ja“, sagte Luffy. „Wo ward ihr denn solange?“ Anscheinend hatte der Großteil der Crew ihr Essen schon verputzt, denn alle waren aufgestanden und machten sich fertig, um in ihre Zimmer zurück zu kehren. „Geschlafen.“ „Ges- uhm ich war noch Baden und das hat sich ein wenig länger hingezogen“, sagte Sanji nach einigem Überlegen. „Nun gut, dann esst ihr mal schön. Wir gehen auf unsere Zimmer und legen uns hin. Das ganze Essen hat uns ganz müde gemacht“, sagte Nami und ging an Sanji vorbei zur Tür. „Oh ja, mein Bäuchlein ist so voll...“, stöhnte Chopper und schleppte sich auf seinen kleinen Beinen durch den Raum. „Dann wünsche ich euch noch eine schöne Nacht“, sagte Sanji und setzte sich dann auf den Boden an den Tisch. Mit einem Grinsen sah er seinen Freunden zu wie sie das Zimmer verließen. Sie schienen alle einen aufregenden Tag im Vergnügungspark gehabt zu haben und nun noch das Essen... kein Wunder, dass sie alle, wie kleine Kinder, müde waren. Zoro setzte sich mit einem grummelnden Geräusch gegenüber von Sanji. Seine Schwerter legte er zur Seite. „So... du bist also im Onsen eingeschlafen?“, fragte der Grünhaarige halb interessiert. „Ich uhm“, stotterte Sanji und merkte wie er rot wurde. „Na und?! Das kann doch jedem mal passieren.“ „Und da dachte ich, dass gerade dir das nicht passieren würde. Du machst dich doch immer lustig darüber, dass ich an den komischsten Orten einschlafe.“ „Ach sei ruhig, Säbelheini.“ „Topflappen!“ „Muskelidiot!“ „Schmalzlocke!“ „Schmalzlocke? Du willst doch nur wissen, was ich unter den Haaren verberge“, sagte Sanji wissend und strich über die blonden Strähnen. Zoro versuchte uninteressiert zu schauen, doch Sanji wusste, er hatte es ja selber von ihm 'gehört', dass sein Gegenüber wissen wollte, was sich darunter verbarg. Das Wortgefecht der beiden wurde jedoch von einem Klopfen an der Tür unterbrochen. Ein junger Mann mit der Uniform des Hotels betrat das Zimmer. Vor ihm hatte er einen großen Servierwagen. Gekonnt stapelte er alles Geschirr, welches sich auf dem Tisch befand und stellte es in den Wagen. Das Essen, welches darauf war verteilte er vor Sanji und Zoro auf dem Tisch. „Möchten Sie Tee?“, fragte er höflich. „Ja bitte, aber Sie können alles dafür hier lassen. Ich mache mir den Tee selber“, sagte Sanji und stand auf, um dem Angestellten die heiße Kanne mit Wasser, Tassen, die Teekanne und einen kleinen Behälter mit Tee abzunehmen. Der Angestellte verbeugte sich und verließ zusammen mit seinem Servierwagen wieder den Raum. Es dauerte keine Sekunde, da hörte Sanji bereits ein schmatzendes Geräusch, welches nur von Zoro stammen konnte. Und tatsächlich hatte dieser bereits seine Backen mit Essen voll gestopft. Fleisch, Fisch, verschiedene Gemüsegerichte und so weiter hatten sie hier und Zoro schien dies gar nicht richtig zu würdigen. Als ob er Tage Hunger gelitten hätte, knabberte er an einem Fisch rum. „Marimo, benimm dich doch mal!“ „Warum? Du bist doch nur hier!“, sagte der Schwertkämpfer zwischen zwei Bissen. Sanji seufzte und setzte sich zurück an seinen Platz. Langsam ließ er einige der Teeblätter in die Kanne gleiten und goss dann gekonnt das heiße Wasser darüber. Schnell setzte er den Deckel wieder auf die Kanne und sah auf seine Uhr. Drei Minuten, dann war der grüne Tee fertig. In der Zwischenzeit betrachtete er sich die Speisen genauer. Die Hotelköche schienen etwas von ihrem Handwerk zu verstehen, denn sie rochen wunderbar. Doch bevor er einen Bissen nahm, wollte er den Tee kosten. Er sah ein weiteres mal auf seine Uhr und nickte dann zufrieden, bevor er sich eine Tasse eingoss und die Teeblätter wieder aus der Kanne entfernte. „Willst du auch?“, fragte Sanji und hielt Zoro eine der Tassen hin. Der Schwertkämpfer betrachtete das Objekt oder die Hand, Sanji konnte nicht genau ausmachen was von beiden, genauer und nahm dann nach einer gefühlten Ewigkeit endlich die Tasse und trank sie in einem Schluck aus. „Banause“, nuschelte der Blonde und trank nun einen kleinen Schluck. Es schmeckte leicht bitter, aber trotzdem ein wenig süßlich. Zufrieden stellte er die Tasse beiseite und nahm sich dann die Gabel, um mit dem Essen endlich anzufangen. Es wäre viel zu Schade, wenn das Abendessen kalt werden würde. Als erstes nahm er sich die Misosuppe vor und das gebratene Gemüse. Schon bei seinem ersten Bissen, beziehungsweise Schluck, konnte er sagen, dass alles ganz hervorragend schmeckte, doch irgendetwas lag ihm auf der Zunge. 'Was ist das für ein Gewürz?', dachte er angestrengt, während er die Misosuppe austrank und sich nun dem Gemüse widmete. 'Hier auch! Das selbe Gewürz. Ich kenne das... woher nur?!' Sanji stellte das Gemüse beiseite und nahm mit der Gabel ein Stück vom Fisch. 'Hier auch! Es schmeckt... sauer... bitter... ein wenig wie Kresse... nein, nicht Kresse... Moment mal!' Wie von der Tarantel gestochen beugte sich Sanji vor und nahm nun einen kleinen Bissen vom Fleisch. Auch dort hatte er diesen leichten, unterschwelligen Geschmack, den er nun einordnen konnte. „Hör auf zu essen, Marimo!“, schrie er und schlug dem Angesprochenen förmlich alles Besteck aus den Händen. „Was-? Küchenschabe, was zum Geier soll das? Hast du dein Hirn etwa im Badewasser zu lange kochen lassen?!“ „Wie viel hast du gegessen?“ „Hä? Weiß nicht genau. Genug? Aber ich könnte ruhig mehr vertragen.“ „Scheiße, los steh auf, wir müssen sofort zu den anderen und aus dem Hotel raus.“ „Was ist denn mit dir los?“, fragte Zoro verwirrt und stand von seinem Platz auf. Reflexartig ergriff er seine Schwerter. „Die haben was ins Essen gemischt und zwar Schlafkraut. Normalerweise schmeckt man davon nichts, doch da ich was geschmeckt habe, müssen die ganz schön was in unsere Portionen reingemischt haben. Sicher sind die anderen deswegen so müde gewesen!“ „Aber... warum?“ „Ich habe keine Ahnung. Wir sollten jedenfalls so schnell es geht zu den anderen.“ „Woher kennst du dieses Kraut?“, fragte Zoro, als sie aus der Tür zum Fahrstuhl stürmten und wie wild die Knöpfe betätigten. Aus irgendeinem Grund gab es auf diesem Stockwerk keine Treppe, die sie hätten nehmen können. „Der Alte, du weißt schon, vom Baratie, hat mir nicht nur Kochen beigebracht, sondern mir auch von einigen Pflanzen erzählt, die man leicht für Kräutern halten könnte. Darunter war auch dieses Schlafkraut... das hat er mir sogar selber zum essen gegeben, dieser Sadist. Wir können nur hoffen, dass die anderen nicht schon längst eingenickt sind. Hey, hörst du mir zu?“ „Ja, ich... weiß nicht, meine Augen...“, stammelte Zoro und wischte sich mit der Hand über das Gesicht. Die Fahrstuhltür ging auf und Zoro torkelte nach vorn und lehnte sich gegen die Fahrstuhlwand. Schnell fand Sanji ebenfalls seinen Weg in die Kabine und drückte den Knopf zu ihrem Stockwerk. „Marimo, du darfst jetzt nicht einschlafen!“, schrie er den Schwertkämpfer an, während er an dessen Schultern rüttelte. „Ich... weiß...“, sagte der Angesprochene leise und lies seine Schwerter fallen. „Verdammt!“, sagte Sanji und fing den Grünhaargen auf, der plötzlich in sich zusammensackte. „Was mach ich jetzt nur?“ Der Blonde hatte nicht mehr genug Zeit zum nachdenken. Er merkte wie sein Sichtfeld immer vernebelter und sein ganzer Körper schwerer wurde. Aus Wut über sich selber Schlug er seine Wangen, um sich wach zu halten, er kniff sich in seine Arme, versuchte alles zu tun, doch es brachte nichts. „Nicht einschlafen...“, war das Letzte, was er sagte, bevor auch er einschlief und mit Zoro zusammen im Fahrstuhl lag, unwissend was auf sie zukam. Kapitel 10: Eine Flucht mit Folgen ---------------------------------- Kälte und Feuchtigkeit, war das erste, was Sanji fühlte, als er langsam wieder zu Bewusstsein kam. Seine Lider wirkten schwer und sein ganzer Körper schien wie Blei, doch er schaffte es sich an den Händen ein wenig aufzustützen und seine Augen an das karge Licht zu gewöhnen. „Wo bin ich?“, fragte er leise in den Raum hinein. Als er aber Zoro vor sich liegen sah, konnte er sich wieder daran erinnern, was passiert war. Das Schlafkraut, der Fahrstuhl... Er war also tatsächlich eingeschlafen und hatte nicht mitbekommen, was mit ihm und Zoro danach passiert war oder ob die anderen Crewmitglieder das selbe Schicksal ereilt hatte. „Das gibt es doch nicht“, seufzte der Smutje. „Wo zum Geier sind wir?“ Sanji sah sich um. Der Raum war vielleicht 20 qm groß und wirkte wie ein Keller, wo man normalerweise Gemüse lagern würde. Da aus einigen kleinen Löchern in der Decke Wasser tropfte, war die Luft feucht und kalt. Es gab nirgends ein Fenster, nur eine Eisentür ruhte in einer Wand. Das schwache Licht im Raum wurde von einer kleine Lampe an der Decke gespendet, die ab und an flackerte. Es gab keine Chance herauszufinden wie lange sie schon in diesem Kerker waren. „Verdammt!“, fluchte Sanji und robbte zu Zoro. Er hatte im Moment einfach keine Kraft, um aufzustehen. „Marimo, hey!“ Sanji rüttelte fest an der Schulter des Schwertkämpfers, bekam jedoch nur ein Schnarchen als Antwort. Nach einigem Überlegen konnte er sich den Grund denken, warum Zoro noch wie ein Baby schlief. Schließlich hatte dieser locker für zwei gegessen, während Sanji zum Großteil nur die Suppe zu sich genommen hatte und einige Bissen der anderen Gerichte. „Na toll. Sicher pennen die anderen auch in irgendwelchen Räumen und haben keine Ahnung, was passiert ist.“ Kraftlos legte er sich neben Zoro auf den Boden und starrte die Decke an. Er erinnerte sich an Jeff's Worte von damals, die ihm gesagt haben, dass Schlafkraut einem nicht nur ins Land der Träume beförderte, sondern einem auch für einige Stunde die Kraft nahm. Es war also zwecklos die Tür eintreten zu wollen. 'Ok, ganz ruhig. Nachdenken, Sanji', dachte er und schloss seine Augen. 'Nur das Hotel hatte die Gelegenheit das Schlafkraut ins Essen zu mischen. Aber warum?' Entweder steckte die Marine dahinter, die ganze Insel oder dieses Hotel wimmelte nur so von Kopfgeldjägern. Egal wer es war, die Situation war zum Haare raufen. Der Strohhutkapitän war bekanntlich der Stärkste ihrer kleinen Crew, doch wie er ihn kannte, hatte Luffy nicht nur für zwei gegessen, sondern für zehn. Dieser war also am ehesten kampfunfähig. „Boha mein Schädel!“ „Marimo!“ Sofort hatte Sanji sich wieder aufgesetzt und sah auf Zoro herab, der sich seinen Kopf hielt und merklich Schwierigkeiten hatte seine Bewegungen zu koordinieren. „Sei mal ein bisschen leiser. Der Sake hat ganz schön rein gehauen!“ „Du... hast keinen Sake getrunken, Moosball“, sagte Sanji leise. „Was zum?“, fluchte Zoro, als er die Situation erkannte, in der sie sich befanden. „Was ist das für ein Rattenloch? Wo sind wir?“ „Ich habe keine Ahnung. Ich kann mich nur noch daran erinnern, dass wir im Fahrstuhl eingeschlafen sind und dann bin ich hier aufgewacht.“ Der Grünhaarige brauchte mehrere Versuche, um sich aufzurichten. „Das waren sicher die Hotelfutzis.“ „Das denke ich auch“, bestätigte Sanji nüchtern. „Die Tür ist aus Eisen, da kommen wir nicht durch und deine Schwerter sind auch weg.“ „WAS?!“ Zoro sah sich hektisch im Raum um und stöhnte dann auf. Schlimmer hätte es für ihn nicht kommen können. Irgendwo waren seine geliebten Katanas und mussten ohne ihn zurecht kommen. Womöglich wurden sie falsch gelagert und sogar verkauft! Zerstört, weggeschmissen! Es gab viele Möglichkeiten, die Zoro sich nicht ausmalen wollte. „Was machen wir jetzt?“, fragte der Schwertkämpfer in den Raum. Er bekam ein schnalzen mit der Zunge als Antwort. „Was bin ich? Das Notfallplan-Handbuch? Ich habe keine Ahnung, was wir jetzt machen sollen!“ „Da musst du mich doch nicht gleich anbrüllen, Küchenschabe.“ „Du...“, giftete Sanji und wollte dem Schwertkämpfer am liebsten alle Schimpfwörter, die er kannte entgegen werfen, doch er entschied sich anders. Jetzt war nicht der Moment einen Streit anzufangen. Sie steckten im Schlamassel und was noch furchtbarer war, dass sie unwissend in diese Situation hinein geschlittert waren. Sie hatten einfach viel zu lange kein Abenteuer gehabt und waren wohl unachtsam geworden. Wenn es doch nur eine Möglichkeit gäbe zu erfahren, wo sie waren oder was draußen passierte. Nervös kramte Sanji in seiner Tasche nach Zigaretten und wurde fündig, doch dann fiel ihm eine kleine, weiße Kugel aus der Tasche. Seine Augen weiteten sich, als die Beere geräuschlos über den Boden rollte. Schnell ergriff er sie und umschloss sie mit seiner Hand. In der anderen hielt er seine Zigarettenpackung und zog sich mit dem Mund eine heraus. Vorsichtig steckte er die Packung zurück in seine Tasche und zündete sich den Glimmstängel an. So was wie Schicksal gab es also doch. Es gab also einen Grund, warum er die Beeren gefunden hatte und warum sich einige in seinem Zimmer versteckt hatten. Wenn er die Beere nahm würde er mit viel Glück herausfinden, was hinter den Mauern vonstatten ging, aber nur mit viel Glück. Sie hatten ja bekanntlich nur eine Reichweite von zehn Metern. „Wie kannst du in so einer Situation rauchen?“, fragte Zoro mürrisch. „Glaub mir, jetzt ist wohl die beste Situation um zu rauchen.“ So war es auch. Wenn er je Grund hatte wegen Nervosität eine Kippe im Mund zu haben, war er jetzt. Schließlich war das Vorhaben nicht nur vom Glück abhängig, sondern auch von Gefahr beladen. Die Beeren hatten Ramjunis ganzes Leben verändert und vielleicht war es genau DIESE eine Beere, die das Fass oder besser gesagt sein Hirn zum überlaufen bringen würde. Vorsichtig schielte Sanji zu Zoro, der sich seine Schläfen rieb und versuchte wach zu werden. Schnell ließ Sanji die getrocknete Frucht in seinem Mund verschwinden und würgte sie hinunter. Jetzt war es zu spät. Es gab kein zurück mehr. „Du aschst auf deine Hose, Koch“, sagte Zoro monoton. „Was? Oh...“, Sanji fegte die lose Zigarettenasche von seiner Kleidung und nahm gleich daraufhin einen weiteren Zug. „Was ist los mit dir? Dein Gesicht sieht wie sieben Tage Regenwetter aus.“ „Das fragst du noch? Sieh dich mal um und dann weißt du, warum meine Laune den Tiefpunkt erreicht hat.“ Sanji hoffte einfach, dass ihn das Glück ein weiteres Mal küsste, ihn nicht im Stich ließ und die Wirkung nach zwei Stunden wieder aufhörte. Aufgeregt zog er an seiner Zigarette und dachte nach. Jetzt im Moment könnten sie so vieles machen. In den Vergnügungspark gehen oder in einem schicken Restaurant essen, aber nein... jetzt hockten sie in irgendeinem kalten Drecksloch und versuchten das beste aus ihrer Situation zu machen. Zoro und Sanji verbrachten die Minuten mit Schweigen. Sanji versuchte sich mit Tabak wach zu kriegen, während Zoro eine andere Variante, in Form von Dehnungsübungen, versuchte. „Wir sollten einfach drauf warten, dass jemand in die Zelle kommt und ihn dann überwältigen“, sagte Zoro dann auf einmal. „Dann wünsche ich dir viel Spaß dabei, Säbelheini, denn ich wette mit dir, dass nicht mal du in deinem Zustand was gegen die ausrichten könntest.“ „War doch nur ein Vorschlag.“ „Ein super Vorschlag, wirklich.“ #Meine Güte ist der pampig. Wir sind doch bisher aus jedem Schlamassel raus gekommen...# 'Und schon bin ich wieder in seiner Gedankenwelt drin und diesmal kann ich nicht mal weglaufen.' Zwischen den beiden herrschte wieder Schweigen. Keiner sagte ein Wort, doch für Sanji machte das keinen Unterschied mehr. Während Sanji seine Zigarette rauchte, beobachtete er Zoro wie dieser sich nun hinstellte und versuchte seine Körperspannung und Kraft wieder zu erlangen. Er streckte sich und seufzte ab und an, weil er wohl merkte, dass er gerade mal genug Kraft hatte zu laufen. Probeweise schlug er mit der Faust gegen die Eisentür und fluchte daraufhin. #Der Koch hat recht gehabt. Aussichtslos in diesem Zustand hier raus zu kommen.# „Habe dir doch gesagt, dass das nichts bringt.“ Zoro grummelte. „Ja, ja.“ #Mist, wie kommen wir hier raus und wie finden wir die anderen?! Hach, und dann sitze ich mit dem Karottenschäler auch noch in einer Zelle. Einen besseren Urlaub kann ich mir eigentlich gar nicht wünschen.# 'Wir sitzen in der Scheiße und der denkt an mich?', fragte sich Sanji und merkte wie er rot wurde. 'Wir könnten hier noch Tage hocken und weiß Gott was wird mit uns passieren und er denkt an mich.' #Ich sollte mich glücklich schätzen etwas Zeit mit ihm verbringen zu können, aber das könnte doch in einer etwas angenehmeren Umgebung sein.# 'Und gleich kommt er mit irgendwelchen Date-Phantasien', dachte Sanji und verdrehte seine Augen. 'Wenn wir es so betrachten, können wir in nächster Zeit wohl nichts machen. Vielleicht sollte ich das beste daraus machen! Ich wollte doch mit ihm reden.' Sanji zündete sich eine neue Zigarette an und wand sich dann zu dem Grünhaarigen. „Marimo.“ „Was ist?“ „Du wolltest doch wissen, was ich hinter meinen Haaren verberge“, sagte Sanji. 'So eine Gelegenheit wird wohl nicht mehr kommen. Wer weiß, was in einigen Tagen sein wird, also kann ich ihm es auch zeigen.' „Wie kommst du darauf?“, fragte Zoro schnippisch. #Oh Gott, ja! Macht er es etwa freiwillig? Ich dachte schon, dass ich ewig drauf warten und ihm während einer unserer Kämpfe die Locke abschneiden müsste.# „Komm einfach her“, sagte Sanji und grinste ein wenig. Murrend kam der Grünhaarige in Sanjis Richtung und setzte sich mit einem Meter Abstand vor ihm hin. Uninteressiert musterte er Sanji, wie dieser mit seiner Hand zum Gesicht glitt und seine Haare berührte. #Er tut es wirklich! Er scheint wirklich zu denken, dass unsere Situation ausweglos ist, sonst würde er das wohl nie machen.# Sanjis Finger strichen durch seine blonden, weichen Haare und er zögerte. Sollte er es wirklich tun? Er hatte es noch niemanden gezeigt. #Macht er es nun oder nicht?# 'Man könnte meinen, dass der Muskelidiot beinahe hibbelig ist', dachte Sanji noch so bei sich, als er seinen Mut zusammen nahm und seine Haare komplett beiseite schob. #Eine... Narbe?# Sanjis Augenbraue zierte an der Seite eine kleine Narbe. Sie war nicht wirklich auffällig, aber wenn man wusste, wo man hinsehen sollte, bemerkte man sie. „Warum versteckst du die Narbe?“ „Ich habe dir doch von meiner Mutter erzählt, wie sie gestorben ist und ich dann mit Trümmern auf dem Meer gedriftet bin.“ „Ja...“ „Ich hatte mich damals genau hier verletzt und es ist eine Narbe zurück geblieben. Jedes Mal, wenn ich sie sehe, werde ich daran erinnert. Also verstecke ich es einfach. Vor mir und vor den anderen.“ „Und warum erzählst du mir das alles?“ „Ja, warum wohl? Ich habe keine Ahnung“, lachte Sanji ein wenig. „Das habe ich mich auch schon gefragt.“ #Toll. Jetzt bilde ich mir wirklich was drauf ein, dass er gerade MIR so eine Story erzählt.# #Gott, habe ich Hunger...# Sanji blinzelte. Da war eine fremde Stimme in seinem Kopf und die gehörte eindeutig zu jemanden von außerhalb. #Warum müssen wir die Wache übernehmen? Das gibt es doch nicht.# 'Wachmänner. Ich habe es doch geahnt', dachte Sanji aufgeregt und versuchte sich nichts anmerken zu lassen. #Nun, wenigstens haben wir diesmal eine fette Beute#, dachte eine zweite fremde Stimme. #Die Strohhutpiraten werden uns eine riesige Summe an Kopfgeld bringen.# 'Kopfgeldjäger...' #Vielleicht springt für uns ein Bonus heraus. Unser Bürgermeister ist ja bereits vor Freude halb wahnsinnig geworden. Ich kann mir regelrecht sein Telefonat mit der Marine vorstellen. Sicher ist er vor Stolz geplatzt.# #Hach, zum Glück war die Zelle hier noch frei. Ich hätte keine Lust gehabt die beiden letzten nach ganz unten zu bringen...# #Naja, lange muss ich wenigstens nicht mehr Hunger leiden. In einigen Stunden werden wir abgelöst und morgen kommt dann die Marine und nimmt das Piratenpack fest.# 'Was? Oh nein, morgen schon?! Nun wird es eng', dachte Sanji, während er seine Zigarette ausdrückte und sie in die Ecke warf. „Marimo?“ „Was ist?“, fragte Zoro überrumpelt. „Was ist, wenn die wirklich Kopfgeldjäger sind und die Marine schon unterwegs ist?“ „Wenn das so wäre, dann sieht es nicht gerade rosig für uns aus. Aber ich denke, dass unsere Kräfte bald zurück kommen. Ich fühle mich schon um einiges Stärker, seit ich aufgewacht ist. Aber was ist mit dir? Schiss?“ Sanji blieb für einige Augenblicke still, bis er antwortete. „Nein.“ „Was ist los mit dir? Du benimmst dich schon wieder so komisch“, sagte Zoro und musterte den Smutje, der gerade dabei war sich eine neue Zigarette anzuzünden. #Warum knickt der wegen so einer Lappalie ein? Warum tut der so, als ob er ein Weichei ist?# „Marimo, du-“ #Wachablösung? Jetzt schon?# #Na endlich kann ich nach Hau- Oh, verdammt! Das Skelett!# „Skelett?“, schrie Sanji und sah sofort zur Tür. „Hast du Hallus?“, fragte Zoro schräg grinsend. #Meine Waffe, oh verdammt, es bringt nichts!# #Hilfe! Fall doch tot um, du Monster!# „BROOK!“, schrie Sanji abermals und stolperte zur Eisentür. Wie wild schlug er dagegen und hoffte einfach nur, dass ihr Crewmitglied ihn hörte. „Was ist mit dem? Ist er da draußen? Ich habe nichts gehört.“ „Los, Moosschädel, mach dich nützlich!“ Sanji klopfte weiterhin gegen die Tür, während Zoro ihn mit einem skeptischen Gesichtsausdruck beobachtete. Dann auf einmal wurde die Tür aufgeschlossen. „Yohohoho, wen haben wir denn da?“ „Brook, ich habe es doch gewusst!“, rief Sanji. „Wie bist du den Kopfgeldjägern entkommen?“ #Er tut ja gerade so, als ob er sicher wäre, dass die Leute hier wirklich Kopfgeldjäger sind. Und woher wusste er, dass Brook vor der Tür ist?# Sanji versuchte die Gedanken von Zoro zu ignorieren. Jetzt im Moment konnte er wirklich nicht Rücksicht auf ihn und seine Skepsis nehmen. Die Priorität lag darin die anderen zu finden und so schnell es ging von der Insel abzuhauen. „Ich habe gestern nach dem Abendessen einen Spaziergang gemacht und als ich zurück ins Hotel bin, wurde ich von komischen Typen überfallen. Ich habe sie ausgeschaltet und mich dann rein geschlichen. Und dann habe ich gesehen, dass einige Angestellte euch in einen komischen Raum brachten. Ich habe etwas gewartet und den Zugang zu einem Untergrundbereich gefunden.“ „Aber das Schlafkraut! Hast du nichts gegessen?“ „Was für ein Schlafkraut?“ „In dem Abendessen... da war ein Schlafkraut. Die Kopfgeldjäger oder Hotelangestellte, egal, sind wohl dann in die Zimmer gegangen und haben unsere Freunde schlafend vorgefunden und in diesen Keller hier gebracht.“ „Oh, wirklich? Ich bin nicht eingeschlafen.“ „Das liegt wohl daran, weil du ein... Skelett bist“, sagte Sanji und grinste. „Wahrscheinlich konnte es bei dir gar nicht wirken.“ „Das mag wohl sein, yohoho~“ „Wie hast du uns gefunden, Brook?“, fragte nun Zoro, der bislang geschwiegen hatte. „Ich habe mich in einem verlassenen Zimmer versteckt und so lange gewartet, bis ich die beste Gelegenheit zum Angriff gesehen habe. Und dann habe ich dieses Klopfen gehört und euch gefunden.“ „Wie lange sind wir schon hier unten?“, fragte Sanji, als er den Raum verließ und in den Flur sah. Dort erkannte er zwei Männer in Uniform, die auf dem Boden lagen. „Du musst doch schon etwas von den anderen gehört haben.“ „Nein, ich bin zwar schon seit mehreren Stunden hier unten, aber ehrlich gesagt scheint es weiter nach unten zu gehen. Das hier ist erst das zweite Untergeschoss.“ „Das heißt also, dass die Crew weiter unten ist. Hier scheint es keine anderen Türen zu geben, sondern nur zwei Treppen“, stellte Zoro fest, als er sich ebenfalls umsah. „Das denke ich mir auch. Sollen wir weiter nach unten?“, fragte Brook und zog sein Schwert. „Wartet mal kurz“, sagte Sanji und ging zu einem der Männer. „Hey, aufwachen, hallo~!“ Sanji gab dem Mann einige Ohrfeigen, bis dieser seine Augen flatternd aufschlug. „Eine falsche Bewegung und mein Freund hier wird dir wieder eine Abreibung geben und diesmal mit seinem Schwert“, sagte Sanji und zeigte auf Brook, der ein Grinsen im Gesicht hatte. Der Mann nickte daraufhin schnell. „Nun gut, ihr seit also Kopfgeldjäger, habe ich recht?“ #Verflucht, der Boss wird durchdrehen.# „So was in der Art“, knurrte der Mann. „Was ist eure Masche?“ „Ich darf darüber nichts sagen“, nuschelte der Mann und sah trotzig zur Seite. #Shit, unser Bürgermeister wird uns killen, wenn er erfährt, dass uns einige durch die Lappen gegangen sind. Und der Marineoffizier wird auch nicht gerade begeistert sein.# „Nun gut, ich gehe davon aus, dass unsere Freunde ebenfalls hier unten sind. Wo genau?“ „Viertes Untergeschoss“, sagte der Mann zischend. #Als ob ich dir die Wahrheit sagen würde.# „Nicht das fünfte?“ „Nein.“ „Nicht das sechste?“, fragte Sanji prüfend. „Nein“, antwortete der Mann. #Fuck, hoffentlich kommen sie nicht bis dort hin.# „Aha, und wie kommen wir in die Zellen? Mein Freund hier scheint dir einige Schlüssel abgenommen zu haben. Sind die Schlüssel für die anderen Zellen dabei?“ Der Mann schüttelte seinen Kopf. #Ich habe doch gewusst, dass es bescheuert ist alle Zellenschlüssel an einen Bund zu hängen, aber auf mich hört ja keiner.# „Schau mich an, du kleiner Wurm“, sagte Sanji wütend. „Ist die ganze Insel involviert?“ „Nein, nur unser Hotel“, sagte der Mann widerwillig. #Von wegen, natürlich ist jedes Hotel auf dieser Insel involviert. Was denken die denn warum das hier so ein Paradies ist?! Weil der Bürgermeister das Kopfgeld für Sehenswürdigkeiten ausgibt und dann Gewinn dank der Touristen macht.# „Eine letzte Frage. Wo sind die drei Katanas und die anderen Waffen, die ihr womöglich meinen Freunden abgenommen habt.“ #Im dritten Untergeschoss, dort wo ich mein Mittagsschläfchen gehalten habe#, dachte der Mann lachend. „Nicht hier im Hotel. Dafür sind andere zuständig.“ 'Na, das ging ja einfacher als gedacht', grinste Sanji in sich hinein. „Brook, der Typ kann meinetwegen jetzt ein kleines Schläfchen halten.“ „Aber natürlich, das denke ich auch“, lachte Brook und schritt zu dem am Boden liegenden Mann. Sanji ließ von dessen Kragen los und wand sich zu Zoro. „Wie sieht es mit deiner Kraft aus?“ „Alles bestens“, sagte Zoro monoton. Hinter sich hörte Sanji verzweifelte Geräusche, die wohl bedeuteten, dass Brook den Mann wieder zum Schweigen gebracht hatten. Die ängstlichen Gedanken, die der Mann hatte, bestätigten nur seine Vermutung. „Lasst uns nach unten gehen“, sagte Sanji und ging auf die Treppe zu, die nach unten führte. Wortlos gingen seine zwei Kameraden hinter ihm her. „Brook, du hast doch gesagt, dass wir hier im zweiten Untergeschoss sind, nicht wahr?“, fragte Sanji nach, als sie im nächsten Stockwerk angekommen waren. „Ja, da bin ich mir sogar ziemlich sicher.“ „Dann werden wir hier die Waffen finden.“ „Wie kommst du darauf? Der Typ hat doch gesagt, dass er nicht weiß wo sie sind“, sagte Zoro verwirrt. „Lass mich einfach machen. Wir haben jetzt keine Zeit um zu diskutieren. Brook, gib mir die Schlüssel und ihr beide steht Wache.“ „Koch, du-!“ „Später, Muskelidiot, ich werde erst einmal deine Schwerter suchen gehen.“ Der Flur war nicht sonderlich groß. Es gab nur vier Türen. Doch leider gab es mehr als 20 Schlüssel an dem Bund, den Brook dem Wachmann abgenommen hatte. So schnell es ging klapperte Sanji alle Türen ab. Die erste Tür war leer, in der zweiten gab es Waffen, doch Sanji konnte keine erkennen, die zur Strohhutbande gehörte, erst in der dritten wurde er fündig. In einer Ecke des Raumes sah er die drei geliebten Schwerter von Zoro stehen, Namis Klima-Taktstock und Usopps Schleuder. Zufrieden steckte er sich die Waffen in die Hose und nahm Zoros Schwerter in die Hand. Mit einem hämischen Grinsen auf dem Gesicht betrat er wieder den Flur und warf dem Grünhaarigen seine Katans zu. #Wie hat er das gemacht? Woher wusste er....# Verblüfft sah Zoro immer wieder von seinen Schwertern zu Sanji. Der Smutje wusste, dass er sein Zeitlimit erreicht hatte. Das Verbergen der Beeren war spätestens mit dieser Aktion verfallen. Es musste schnell gehen und, dass er die Hilfe der Beeren hatte, war im Moment das Beste, was ihm passieren konnte. „Lass uns schnell ins sechste Untergeschoss, dort sind die anderen.“ „Warum weißt du das? Der Mann hat doch-“ „Brook, denkst du wirklich, dass uns dieses Weichei die Wahrheit gesagt hat? Meinst du nicht, dass er uns direkt in die Arme seiner Kameraden laufen lassen wollte? Ich gehe also davon aus, dass das vierte Untergeschoss ein Platz ist, wo seine Freunde ihren Aufenthaltsraum oder so etwas in der Art haben. Und außerdem hat er auf meine Frage, ob unsere Freunde nicht doch irgendwo weiter unten sind, wie wild geblinzelt, als ich das sechste Stockwerk erwähnt habe. Das heißt also, dass er gelogen hat.“ #Der Mann hat nicht geblinzelt, ich habe es genau gesehen. Also warum erzählt der Koch so einen Dreck?# Sie rannten, bis sie endlich im sechsten Unterstockwerk angekommen waren. Am Vierten waren sie vorbei geschlichen, um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Völlig außer Atem sahen sie sich um. Sanji reichte Brook die Schlüssel, da er sich setzen musste. Ja, hier waren ihre Freunde. Er konnte sie hören. Nami, Franky, Usopp. Das hieße auch, dass die anderen bei ihnen waren und sie hoffentlich nur kraftlos waren und nicht verletzt. „Brook, beeile dich, bald werden sie merken, dass wir aus den Zellen verschwunden sind“, rief Sanji ihm entgegen. Endlich hatte Brook die erste der vier Türen geöffnet und Nami und Chopper kamen zum Vorschein. Aufgeregt umarmten sie das Skelett und stellten Fragen. Robin und Franky, die sich in der nächsten Zelle befanden, waren da schon etwas gediegener. In der dritten Zelle jedoch fanden sie wie erwartet Usopp und einen schlafenden Kapitän. Ihr Kapitän hatte von allen wohl am meisten gegessen und war sicher noch für einige Stunden ausgeknockt. „Was ist hier los?“, fragte Nami, als sie von Sanji ihre Klima-Taktstock entgegen nahm. Usopp umklammerte seine Schleuder, als ob er sie jeden Moment einsetzen wollte. „Das Hotel wird von Kopfgeldjägern geführt, sogar die ganze Insel“, sagte Sanji. „Wir müssen so schnell es geht aus diesem Keller raus und unser Schiff finden.“ #Zum Glück sind drei von uns den Kopfgeldjägern entwischt. Meine Colavorräte sind am Ende, alleine wären wir nicht aus der Zelle gekommen#, dachte Franky, als er Luffy über die Schulter schwang. „Dann zeig uns mal den Weg nach draußen, Koch-san“, sagte Robin, als ob es das Normalste der Welt wäre. „Das übernimmt lieber Brook, er hat uns zuerst gefunden“, sagte Sanji. 'Die Gedanken der anderen... sie sind aufgeregt, obwohl sie es versuchen zu verbergen. Hoffentlich treffen wir nicht auf eine Horde Hotelangestellte.' So leise wie möglich versuchte die Gruppe der Strohhutpiraten die Treppen nach oben zu gehen. Sie schafften es bis zum zweiten Stockwerk, doch als sie dann wieder die Treppe weiter nehmen wollten, standen sie vor vier Männern in Uniform. „Was- IHR!“, sagte einer der Männer und zog seine Pistole, doch Brook schaffte es sie ihm aus der Hand zu schlagen. #Sie sind entkommen. Wie haben sie das geschafft?# Einer der Männer holte eine Minischnecke hervor und alarmierte anscheinend seinen Vorgesetzten. Brook und Zoro schafften es die vier Männer nieder zu strecken, doch es dauerte nicht lange bis sie aus den Stockwerken unter ihnen Geschrei hörten. Das mussten die anderen Kopfgeldjäger sein, die geschlafen hatten und nun von dem Fluchtversuch unterrichtet wurden. So schnell sie konnten rannten sie weiter die Treppen nach oben und standen dann plötzlich in einem hell erleuchteten Raum. „Dort links geht es zur Küche“, sagte Brook. „Und wenn wir weiter nach rechts gehen, kommen wir zum Ausgang.“ Ja, hier waren sie eindeutig wieder in der Nähe von Menschen und der Oberwelt. Sanji konnte es in seinem Kopf hören. Dutzende Stimmen, die von allen Seiten auf ihn einschlugen. Er kniff seine Augen zusammen und rieb sich seine Schläfen. Lange würde er das nicht aushalten. „Da sind sie!“, rief ein Hotelkoch, der gerade in den Durchgangsraum trat. „Schnappt sie euch!“ #Der Gemüseputzer... er... hat schon wieder Kopfschmerzen. Sein Gesicht und die Gesten verraten ihn... aber bis vor einer Minute ging es ihm noch gut. Also warum jetzt?# 'Oh bitte hör doch auf zu denken, Schwertfutzi!', dachte Sanji, als er eine Masse an Gedanken hinter sich hörte. Hinter ihm konnte er hören wie die Treppen benutzt wurden. Es waren die Kopfgeldjäger, die sie aus dem Kerker verfolgten. #HA! Draußen warten mindestens zwanzig unserer Kameraden. Solange sie nicht den Ausgang durch die Küche nehmen, haben wir sie in Null Komma nichts wieder im Kerker#, dachte einer der Köche, der ein Messer in der Hand hielt. „DIE KÜCHE!“, schrie Sanji laut. „Durch die Küche, schnell!“ Alle Augen waren auf ihn gerichtet, als er mit seiner Hand in die Richtung der fünf Köche zeigte, die sich überrumpelt fühlten. Sofort stürmten Zoro und Brook los und kämpften mit den Köchen, die vor Überraschung gar nicht wussten, was sie tun sollten. Der Rest der Strohhutpiraten rannte durch die Tür und sah sich hektisch in der großen Küche um, bis Chopper auf die Tür zeigte, die nach draußen führte. „Los, beeilt euch, die Typen aus dem Keller sind jetzt auch hier oben!“, rief Nami ihnen zu, als sie sah, dass gut ein Dutzend Männer die Kochstätte betraten. Zoro kämpfte in seiner üblichen Manier, obwohl er schwächer war also sonst. Man konnte von Glück reden, dass die Gegner nicht sonderlich viel drauf hatten und sie somit ein Klacks für ihn waren. Robin stand der Tür als nächste und öffnete sie. Eine dreckige Hinterhofgasse kam zum Vorschein. Chopper, der Schwierigkeiten hatte hinterher zu kommen, wurde im laufen von Usopp gepackt. Sie erkannten, dass das Licht in der Gasse von der Morgensonne erhellt wurde. Sie waren also zum Glück wirklich nur eine Nacht in dem Kerker gewesen. „Die Sunny sollte noch im Hafen sein!“, rief Franky. „Mit den Sicherheitsvorkehrungen, die ich dort installiert habe, dürften sie es schwer gehabt haben sie innerhalb von 24 Stunden los zu kriegen.“ „Na wenigstens etwas“, grinste Robin. Sanji war das Schlusslicht der Truppe, als sie in der Gasse verschwanden und von den Kopfgeldjägern verfolgt wurden. Er wusste, dass sobald er im Hafen sein würde, er womöglich wieder ohnmächtig werden würde. Zu den Mitgliedern seiner Crew, kamen derzeit noch die Truppe, die sie verfolgte und bald auch die Stadtbewohner. Sein Blick war leicht verschleiert und er hatte das Gefühl, dass sich Messer in seine Schläfen bohrten. Er versuchte sich auf den wackeligen Beinen zu halten und so gut es ging zu rennen. #Die Gasse links, dann rechts, gerade aus.... ja dort geht es zum Hafen#, dachte Nami aufgeregt nach. #Der Koch sieht schon wieder so aus, als ob er gleich tot umfällt. Na ganz toll. Kommt das jetzt auch noch dazu? Selber Schuld sag ich da mal, wenn er so einen Scheiß macht.# 'Scheiß? Verdammt, ich kann kaum einen klaren Gedanken hören. Was meint der Marimo?' Auf einmal spürte Sanji eine Hand, die ihm am Arm packte. „Was tust du da, Muskelidiot?“ „Halt die Klappe!“, schrie Zoro ihm entgegen und stellte ihm im nächsten Moment ein Bein, doch anstatt den Boden zu küssen, landete er in Zoros Armen und wurde denn über die Schulter geworfen und getragen. „Bist du bekloppt? Lass mich los, du Hirni“, sagte Sanji und klopfte mit seinen Fäusten auf den breiten Rücken. „Ich hab gesagt, du sollst die Klappe halten!“, rief Zoro über seine Schulter. #Kann der nicht einmal das tun, was ich ihm sage?# Sanji kniff seine Augen zusammen. Gerade in dem Moment liefen sie durch den Hafenmarkt. Es war früh am Morgen, doch gerade jetzt hatten alle kleinen Läden geöffnet und die früh aufstehenden Bürger erledigten ihre Einkäufe. Ein Schmerzenslaut verließ Sanjis Mund und spätestens jetzt war er nicht mehr in der Lage einen klaren Gedanken zu fassen oder zu realisieren, was um ihn herum geschah. „Die Sunny, los!“, rief Franky und aktivierte durch Fernschaltung einen Knopf, der die Strickleiter von der Reling herunterfallen ließ. Brook, der im Moment der Stärkste von ihnen war, blieb vorerst unten und kämpfte gegen die ersten Ankömmlinge aus dem Hotel. Franky und Nami waren derweilen dabei das Schiff klar zu machen, während der Rest der Crew völlig außer Atem auf dem Deck lag oder saß und versuchte nach Luft zu schnappen. „Brook, komm nach oben“, rief Nami. „Mach schnell.“ Franky hatte den Anker eingeholt und die Blockaden des Ruders entschärft. Das Schiff war schon einen Meter vom Steg weg, als Brook über das Wasser sprang und sich an der Strickleiter festhielt. „Yohoho, tut mir leid, aber ihr müsst nun alleine spielen“, lachte das Skelett und kletterte die Leiter nach oben. „Geht es allen gut?“, fragte Chopper in die Runde. Er stand auf seinen wackeligen kleinen Beinen und schien überglücklich. „Sanji, alles in Ordnung?“ „Hm...“, nuschelte der Smutje leise am Boden liegend. Vor nicht einmal einer Minute hatten die Gedankenübertragungen endlich aufgehört. „Das hat Spaß gemacht, nicht wahr?“, sagte Robin, als sie ihre Kleidung zurecht rückte. Sanjis Kopf dröhnte immer noch, aber im Moment war ihm einfach nur nach Heulen zumute. Er war einfach überglücklich, dass er keine Gedanken mehr empfing. Die eine Beere war also nicht zu viel gewesen. Es hatte aufgehört. Er würde nicht damit leben müssen und am Ende verrückt werden. „Mir geht es gut, ich bin nur K.O.“, sagte Sanji mit Nachdruck. Er wusste, dass der kleine Schiffsarzt sonst keine Ruhe geben würde. „Das sind wir wohl alle“, bestätigte Chopper und setzte sich neben Robin. „Wie geht es unserem Kapitän?“, fragte Nami müde. „Der pennt. Was sollte er sonst machen?“, lachte Usopp und ließ sich nach hinten fallen. „Und das werde ich nun auch wieder tun.“ „Leute, wer passt auf, dass wir nicht weiter verfolgt werden?“, fragte die Navigatorin gähnend. „Ich will nur noch ins Bett und weiter schlafen.“ „Das übernehmen Brook und ich würde ich mal meinen“, antwortete Franky, der sowieso schon am Steuer stand. „Ich brauch nur eine Flasche Cola und schon bin ich wieder voll dabei.“ „Dann hätten wir das ja geklärt. Leute, alle Mann in die Kojen!“, rief Nami in die Runde. Sanji war gerade dabei sich aufzusetzen und ebenfalls in Richtung des Zimmerflurs zu gehen, als ihn eine Hand am Arm abermals zurück hielt. „Zoro, schon wieder? Das hatten wir doch erst“, stöhnte Sanji. „Ausguck, sofort!“, sagte er mit einer festen Stimme und begann die Leiter am Mast empor zu steigen. Der Schiffskoch hätte wissen müssen, dass dies früher oder später passieren würde. Mit einem immer noch dröhnenden Kopf, Beinen wie Blei und einem schlechten Gewissen, dass sich durch seine Eingeweide fraß, überwand er die ersten Sprossen der Leiter. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis er endlich den Ausguck erreicht hatte. Zoro stand dort und hatte seine Arme verschränkt. Sobald der Koch das Zimmer betreten hatte, trat der Grünhaarige gegen die Luke und sie fiel mit einem lauten Knall zu. Sanji wühlte in seiner Tasche nach der Zigarettenpackung und zündete sich einen der Glimmstängel an. „Was ist los? Willst du reden? Hast du vielleicht Hunger oder soll ich dir einen Sake bringen?“, fragte Sanji so normal wie möglich. „Wie machst du das?“ Sanji schloss seine Augen. „Wie mache ich 'was'?“ „Wie schaffst du es Gedanken zu lesen?“ Kapitel 11: Wahrheit und Dummheit --------------------------------- „Wovon redest du? Ich und Gedanken lesen, bist du davon wirklich überzeugt?“, fragte Sanji wie eingeübt. „Ich weiß, klingt verrückt, nicht wahr?“, lachte Zoro halb ernst. „Aber du kannst es. Du hast Brook gehört und ich nicht. Du hast diesen Typen ausgefragt und obwohl er dir falsche Antworten gegeben hat, wusstest du wo unsere Waffen und der Rest der Crew sind. Spätestens, als ich meine Schwerter in der Hand hatte, war es mir schon beinahe klar. Du hast ebenfalls gewusst, dass hinter der Küche keine weiteren Kopfgeldjäger warten und was das Interessanteste ist... umso mehr Menschen um uns herum waren, umso mehr Kopfschmerzen scheinst du bekommen zu haben. So wie vor einigen Wochen bei dem Marineangriff. Das war sicher wegen den vielen Stimmen in deinem Kopf, habe ich recht?“ „Seit wann bist du ein Detektiv geworden?“, fragte der Blonde, als er zu einem Fenster ging, um den Zigarettenqualm entweichen zu lassen. „Es stimmt also? Wie machst du das und seit wann?“ Es herrschte eine längere Pause, in der Sanji aus dem Fenster sah. Er wusste, dort war das Meer und der Himmel, doch seine Augen konnten nichts wirklich realisieren. Es war, als ob er ins Leere starrte. „Versprich mir etwas, bevor ich es dir erzähle.“ Zoro knurrte und verdrehte die Augen. „Was?“ „Dass du es den anderen nicht sagst, ich könnte nicht mehr in ihre Augen sehen.“ „Meinetwegen. Und nun raus mit der Sprache!“, schrie Zoro ihn regelrecht an. Sein Geduldsfaden war kurz davor zu reißen. Die Stunde der Wahrheit war gekommen, dessen war sich der Blonde nun bewusst geworden. Der Tag vor dem er Wochen lang Angst hatte, hatte ihn eingeholt. Zeitweise hatte er sogar gehofft, dass es nie passieren würde, doch so war es eben mit kleinen schmutzigen Geheimnissen. Sie waren dafür bestimmt das Tageslicht zu erblicken. Ein langes und lautes Seufzen verließen Sanjis Lippen, als er in seiner Jacketttasche kramte. Schnell wurde er fündig und warf Zoro das gefundene Objekt entgegen. Aus Reflex fing der Schwertkämpfer den kleinen Gegenstand und betrachtete es, während eine seiner Augenbrauen in die Höhe schossen. „Das ist eine 'Wahrheitsbeere'. Ich habe einige von denen auf der Insel Kraku in die Hände bekommen.“ „Und die machen was genau?“ „Das, was du bereits gesagt hast. Wenn man die schluckt, kann man für eine bestimmte Zeit und innerhalb einer Reichweite alle Gedanken von Menschen hören. Nun, nicht wirklich, alle außer denen mit Teufelskräften.“ „Du meinst also, dass dieses hässliche Ding das kann?“ „Du wolltest doch die Wahrheit wissen, also da hast du sie“, seufzte Sanji und warf seine Kippe aus dem Fenster ins Meer. „Tut mir leid.“ „Du hast sie also wirklich benutzt... an uns?“, fragte der Schwertkämpfer ernst. Sanji schloss seine Augen und neigte seinen Kopf aus Scham. Am liebsten hätte er nein gesagt, doch es tat gut die schwere Last der Schuld von sich reden zu können und, dass es gerade Zoro war, dem er es erzählen konnte, fühlte sich noch besser an. Schließlich hatte er es gerade bei ihm am meisten benutzt. „Das habe ich. Deswegen, es tut mir leid.“ „Was... was hast du alles gehört?“ Der Schiffskoch merkte, dass die Stimme von Zoro bei der Frage leicht zitterte. Er versuchte es zu kaschieren und so neutral und ernst wie möglich zu klingen, doch das leichte Zittern war zu hören, wenn man darauf acht gab. „Alles“, brachte Sanji schwer über seine Lippen und sah daraufhin Zoro an, versuchte jedoch dessen Augen zu meiden. Er konnte sehen, dass der Schwertkämpfer schwer schluckte und er förmlich nach Worten rang. „Alles wie in...?“ „Alles.“ „Oh Gott!“, schrie der Grünhaarige. „Das glaube ich nicht! Wie lange und wie oft machst du das schon?“ Die sonst so gelangweilte Stimme war plötzlich rau, angespannt und wütend. Sanji hatte den Schiffsfaulpelz noch nie so erlebt, aber er wusste, dass Zoro das wohl höchste Privileg hatte sich aufzuregen. Sanji wünschte sich sogar, dass dieser böse auf ihn war und ihn anschrie. Es war längst fällig. „Einige Wochen? Ich habe die Beeren bei den besten Gelegenheiten genommen. Ehrlich gesagt wollte ich sie wegen Nami und Robin, aber-“ „Aber was?“ „Robin kann ich nicht hören und Nami... Nami ist wirklich eine Seehexe“, lachte der Smutje schräg. „Du hast also wirklich alles gehört? Alles alles?“ „Wie oft denn noch?!“ Sanji erkannte, dass Zoro nun endgültig alle Gesichtszüge entglitten und er rot wurde. Jetzt im Moment wurde dessen wahrscheinlich vollständig bewusst, was das bedeutete. „Du hast gehört, was ich... ich gedacht habe?!“ „Habe ich“, sagte Sanji knapp. Es herrschte längeres Schweigen bis Zoro die dicke Luft mit Fragen durchschnitt. „Aber, warum? Warum bist du dann hier? Warum redest du mit mir und versteckst dich nicht hinter den Brüsten der Seeschlange oder Robin?“ „Eine gute Frage“, sagte Sanji. „Ich weiß es selbst nicht genau. Ich konnte einfach nicht aufhören in deinem Oberstübchen zu lesen.“ „Das ist das Letzte“, warf der Schwertkämpfer ihm entgegen. „Ich kann nicht fassen, dass gerade DU das gemacht hast.“ „Ich auch nicht“, seufzte der Smutje wahrheitsgemäß. „Wolltest du dich über mich lustig machen? Ist es das?“ Sanji wusste, dass wenn er jetzt lügen würde, er seine Situation nur noch verschlimmerte. Er fühlte sich schon schlecht genug und wollte es nicht noch schlimmer machen. „Zu Anfang war ich schockiert, ehrlich gesagt... aber da wusste ich auch noch nicht alles, ich schwöre! Ich dachte, dass ich mir vielleicht einen Spaß aus dir machen könnte, weil ich mir nie ausgemalt hätte, dass du schwul sein könntest.“ Zoros Kinnlade klappte buchstäblich nach unten und er hielt seinen Atem an. Was sollte denn noch alles kommen? „Doch dann habe ich erfahren, dass es nicht einfach so ein 'ah, der ist toll und sexy' ist, was ich an sich echt lustig und interessant gefunden habe, sondern dass du es... ernst meinst.“ Zoro hatte seine freie Hand dazu benutzt, um sein Gesicht zu verbergen und es ein wenig zu senken. Der Blonde hatte somit keine Chance nur annähernd erraten zu können, was sein Gegenüber dachte. „Shit, du hast wirklich ALLES gehört“, fluchte der Schwertkämpfer. „Und nun? Was willst du damit anstellen?“ „Ich weiß es nicht! Ich war nur so... ich ha- habe-“ „Was? Komm auf den Punkt, Suppenlöffel!“, giftete Zoro. „Ich habe mich geschmeichelt gefühlt, verflucht!“ Der Schwertkämpfer blinzelte einige Male und starrte Sanji verwundert an. „Geschmeichelt. Geschmeichelt? Was geht denn mit dir?“ „Versteh das nicht falsch, in Ordnung? SO meinte ich das nicht. Es ist nur das erste Mal, dass sich jemand so für mich interessiert hat und ich wusste nicht wie ich darauf reagieren sollte. Und dann dachte ich mir, dass ich gerne noch mehr erfahren würde...“ „Deswegen hast du plötzlich mit mir geredet? Deswegen? Weil du gebauchgepinselt werden wolltest? Sag mal spinnst du?“ „So ist das nicht, wirklich.“ „Ich kann es nicht fassen! Los verschwinde! Geh in deine Küche oder was weiß ich wohin!“ Sanji kniff seine Augen zusammen, als Zoro mit jedem Wort lauter wurde. Wie ein begossener Pudel fing Sanji langsam an zu gehen, blieb jedoch vor der Luke stehen. Er kramte ein weiteres Mal in seiner Tasche und holte die letzten beiden Beeren hervor, die er besaß. „Marimo, hier“, sagte er und reichte Zoro die Beeren. „Das sind die letzten, die ich besitze. Ich will sie nicht und deswegen gebe ich sie dir. Schmeiße sie bitte für mich weg.“ Wortlos ergriff der Schwertkämpfer die weißen Kugeln und betrachtete diese ebenfalls genauer. Sanji verließ beinahe auf Zehenspitzen schleichend den Ausguck und kletterte wieder die Leiter herunter. 'Ich habe es vermasselt. Alles', dachte Sanji als er wie in Zeitlupe über das Deck ging und sich in seiner Kombüse verbarrikadierte. 'Es hat sich nichts verändert, ich habe es sogar schlimmer gemacht. Und dabei haben wir uns in letzter Zeit doch einigermaßen gut verstanden.' Schwerfällig setzte er sich auf den nächstbesten Stuhl und ließ seinen Kopf mit einem schmerzhaften Knall auf den Tisch fallen. Diese Beeren hatten sein Leben nicht nur komplizierter gemacht, sondern auch verschlimmert. Seine Traumwelt, die aus Nami, Robin und den anderen Schönheiten bestand, war immer mehr in den Hintergrund gerückt. Er wollte es sich nicht eingestehen, doch er machte sich mehr Gedanken um Zoro, als ihm lieb war. „Tat das nicht weh?“, fragte eine ihm wohl bekannte Stimme wie aus dem Nichts. Sanjis Kopf schnellte wieder nach oben und erhaschte Brook, der in der Ecke der Küche stand und Kaffee kochte. Das konnte es doch nicht geben. Sanji hatte wieder einmal nicht bemerkt, dass das Skelett im selben Raum war. „Doch“, sagte Sanji und rieb sich seine Stirn, die auf dem Tisch aufgeschlagen hatte. „Was ist los? Solltest du nicht lieber ins Bett gehen?“ „Ich... ich gehe auch gleich. Ich wollte mir nur noch etwas zu Trinken holen. Was machst du eigentlich hier?“ „Ich mache mir einen Kaffee und hole Franky eine dritte Flasche Cola. Er hat ja im Moment das Steuer übernommen.“ „Ah, stimmt.“ Träge setzte sich der Smutje auf und ging zu Brook. Dort nahm er den Wasserkocher und befüllte ihn. Ein guter Kräutertee würde ihm hoffentlich ein wenig beim Einschlafen helfen. Und das brauchte er jetzt unbedingt. Eine gute Mütze voll mit Schlaf und wenn es ging, wollte er für mehrere Tage nicht mehr aufstehen. „Du siehst verdammt fertig aus. Vielleicht solltest du noch bei Chopper vorbei schauen.“ „Nein, der schläft sicher schon“, sagte Sanji, als den Teebeutel in eine Tasse machte und das kochende Wasser darüber goss. 'Und ich habe keine Lust auf weitere Fragen. Nicht für heute.' Müde verabschiedete Sanji sich von seinem Crewmitglied und machte sich auf den Weg in sein Schlafzimmer. Beim vorbeigehen an den anderen Zimmern konnte er ab und an lautes Schnarchen hören. Seine Freunde hatten es echt verdient jetzt eine Runde mit dem Kopfkissen zu kuscheln. Auch Sanji merkte, dass seine Beine wieder mit jedem Schritt schwerer wurden. Endlich war er in seinem kleinen Zimmer angekommen und setzte sich sofort auf sein Bett. Die Teetasse stellte er auf seinem Nachtschrank ab. „Er wird nie wieder ein Wort mit mir reden“, sagte er merklich betrübt. „Er ist nachtragend und so schnell wird er das nicht vergessen.“ Sanji nahm die heiße Tasse in die Hand und pustete etwas. Kurz nippte er an der Flüssigkeit und verzog sein Gesicht zu einer Grimasse. Er hatte den Tee zu lange ziehen lassen und nun war er bitter geworden. Heute lief wirklich alles schief und nichts wollte ihm gelingen – nicht einmal das Glück war ihm Hold gewesen. Traurig stellte er seinen Tee wieder zur Seite. „Warum bin ich eigentlich so traurig?“, warf er in den Raum und ließ sich nach hinten fallen. Seine Klamotten waren noch feucht von dem Kellerloch und durchschwitzt von der Flucht, doch selbst, wenn er gewollt hätte, wäre er nicht imstande gewesen sich um zuziehen. Beinahe unbewusst schloss er seine Augen und schlang die kuschelige Decke um sich. Er wollte nicht mehr nachdenken und einfach nur noch schlafen. Der nächste Tag entsprach für Sanjis Vorstellung die Hölle. Er hatte nicht nur schlecht geschlafen, sondern war mit einer Erschöpfung aufgewacht, die er noch nie zuvor gehabt hatte. Mehr schlecht als recht hatte er das Essen auf den Tisch gebracht und den nunmehr fröhlichen Crewmitgliedern beim Verdrücken dessen zugesehen. Luffy hatte sie mit Fragen gelöchert und war mehr als nur an gefressen, dass er die „Party“ verpasst hatte. „Warum habt ihr mich nicht aufgeweckt?“, hatte der Kapitän immer wieder zwischen zwei großen Bissen geschrien. Der Rest der Crew hatte nur ein müdes Lächeln für ihn übrig. Der Rest der Crew? Nun, einer fehlte. Zoro hatte sich erwartungsgemäß nicht blicken lassen. Sanji hatte es nicht anders erwartet und für diesen einen Extrateller zubereitet, den Chopper ihm nach dem Festschmaus brachte. Der Schiffskoch rechnete fest damit, dass der Schwertkämpfer sich in nächster Zeit nicht in die Kombüse wagen würde, solange dieser wusste, dass er dort war. Umso geschockter war Sanji, als er den Schwertkämpfer dann plötzlich gegen Nachmittag in der Küche stehen sah. 'Was tut er hier? Oh mein Gott!', dachte Sanji und versuchte sich nichts anmerken zu lassen. Ohne sich um zudrehen trocknete er weiter die Tassen ab, die sie zum nachmittäglichen Tee trinken benutzt hatten. Im Augenwinkel konnte er erkennen, dass Zoro im Sakeregal wohl nach etwas zu trinken stöberte. 'Ich kann es nicht fassen, dass er hier ist. Und ich dachte, dass er für Wochen nicht in meine Nähe kommen würde. Nein, das ist egal. Konzentriere dich auf das Geschirr. Abtrocknen, Abtrocknen. Verfluchtes Geschirr! Kann der Marimo nicht einfach wieder raus gehen? Ich weiß nicht wie ich mich verhalten soll, verdammt.' Langsam und beinahe wie in Zeitlupe nahm Sanji einen Teller aus dem Abtropfsieb und trocknete ihn ab. Im Hintergrund konnte er ab und an ein leichtes Grummeln hören und das klackern der Flaschen. Wahrscheinlich fand Zoro seinen geliebten Sake nicht. „Mist“, fluchte Zoro, als er die gesuchte Flasche nicht fand 'Macht der das mit Absicht oder warum braucht der so lange?', fragte sich Sanji halb genervt und stellte dann den Teller beiseite. Seine Hände trocknete er an seiner Schürze ab, bevor er sich zu dem Schwertkämpfer drehte, der vor dem Schrank hockte und das Etikett einer Flasche las. Gezielt schritt der Koch ebenfalls zu dem Regal und beugte sich nach unten. Kurz ließ er seinen Blick über die unzähligen Flaschen wandern. Er schob zwei Flaschen beiseite und nahm den Sake, der hinter diesen lag. „Hier“, sagte der Blonde, ohne Zoro dabei anzuschauen. Zoro blinzelte einige Male und ergriff dann seinen Sake, den Sanji ihm hin hielt. Ohne ein Danke, erhob er sich von seinem Platz und ging dann zielgerichtet aus der Kombüse. Sanji hockte, wie sein Crewmitglied zuvor noch vor dem Regal und starte es an. Zoro ignorierte ihn wirklich so gut es ging und schenkte ihm ebenfalls so wenig Beachtung wie möglich. „Verdammt“, flüsterte er und fuhr sich durch die Haare. 'Ich habe wirklich KEINE Ahnung wie ich mich verhalten soll. Jetzt, wo er alles weiß, ist es wirklich noch viel schlimmer. Hoffentlich kriege ich das wieder hin.' Schleppend richtete sich der Schiffskoch von seinem Platz auf und ging zurück zu dem Geschirr. Eigentlich hatte er gehofft, dass ihm dies die gewünschte Ablenkung verschaffte, ebenso wie das Kochen, doch er scheiterte daran. Immer wieder schlichen sich Gedanken in seinen Kopf, die von einem schlechten Gewissen geprägt waren. 'Ich kann nicht einmal mit jemanden darüber reden. Robin scheint zwar schon vor einiger Zeit geahnt zu haben, aber ich kann sie ja nicht einfach gerade heraus fragen. Was sollte ich ihr schon erzählen? Hey, Robin, ich habe da ein Problem... ich habe Beeren geschluckt, die mich die Gedanken von anderen hören ließen und ich habe damit rumgespielt und raus gefunden, dass der Algenkeks in mich verliebt ist. Dann habe ich ihm alles erzählt und nun hasst er mich. Also, was hältst du davon?' Mit einem quietschenden Geräusch rubbelte Sanji das hundertste mal über einen Teller und seufzte dann auf. “No~ Chance!“, lachte er bitter und schmiss dann das Geschirrtuch auf die Arbeitsplatte und stellte den letzten Teller ab. 'Ich habe es versaut und muss mich wohl damit abfinden.' Sanji senkte seinen Kopf, doch bald darauf schnellte er wieder nach oben, als die Küchentür geöffnet wurde. „Kannst du dich nicht mal verziehen? Du sitzt hier im Weg!“, schrie Nami über ihre Schulter und stapfte dann in die Küche. „Was hast du denn, mein Namilein?“ „Zoro hockt halb vor der Küchentür und ist am saufen. Der versperrt einem regelrecht den Weg“, zeterte sie und sah sich dann um. „Ich muss einige Zeichenarbeit in meinem Arbeitszimmer machen und wollte nur fragen, ob du mir nachher einen Kaffee machen könntest.“ Sanji zögerte etwas mit der Antwort, doch schlechte Angewohnheiten wurde man eben nicht los. „Natürlich! Ich werde dir den besten Kaffee der Grandline machen, du kennst mich doch.“ „Das ist lieb von dir. Ich werde dann mal zurück gehen“, schnatterte die Navigatorin und machte sich schon wieder auf den Weg zur Tür. „Ah, da fällt mir ein, dass Chopper dich sehen wollte. Vielleicht solltest du einen kurzen Abstecher in sein Krankenzimmer machen. Keine Ahnung, was er will.“ Mit diesen Worten verschwand Nami wieder aus der Kombüse und man hörte nur noch ihr Gebrüll vor der Tür, was wohl hieß, dass der Schwertkämpfer noch immer davor saß. 'Was macht der Marimo vor der Tür?', fragte sich Sanji verwundert und starte auf das Holz, hinter dem sich wohl der Grünhaarige verbarg. 'Eigentlich sollte er doch um diese Uhrzeit pennen oder trainieren... oder in seinem Nest da oben sitzen und sich zuschütten. Verdammt, ich muss aufhören über solche Sachen nachzudenken. Das zieht mich nur noch weiter runter.' Sanji atmete tief durch und ging dann ebenfalls auf die Tür zu. Er zögerte, doch öffnete sie dann ruckartig. Schnell sah er sich in alle Richtungen um, doch er erblickte nur Luffy, der mit Usopp irgendein Spiel spielte. Sanjis Augenbrauen zogen sich zusammen und seine Augen suchten den Deckmast auf dessen Ende Zoros Wohnbereich war. Langsam glitt sein Blick von Sprosse zu Sprosse nach oben, bis er Zoro erspähte, der in der Öffnung des Fensters seine Hantelübungen machte. Sanji konnte in regelmäßigen Abständen erkennen, wie der grüne Haarschopf immer wieder von unten auftauchte und durch die Fensterscheiben lugte. Schnell wendete er seine Blick wieder ab. 'Was habe ich denn gedacht da oben zu sehen?', fragte er sich ärgerlich. 'Dass er wie ein Stalker aus dem Fenster starrt und mich wieder beobachtet?! Reiß dich zusammen, Sanji, du hast wirklich nicht mehr alles Tasse im Schrank.' Abermals wütend über sich selber stapfte er über das Decke und machte sich auf den Weg zu Chopper. Ohne darüber nachzudenken, was das kleine Rentier wollte, klopfte er an die Arztzimmertür und trat daraufhin ein. Der Schiffsarzt saß gerade auf seinem Hocker und mischte verschiedene Pulver zusammen. „Sanji, da bist du ja“, sagte der Arzt, als er den Blonden sah. „Ich habe gehört, dass du mich suchst. Was gibt es denn?“, fragte er und setzte sich auf das Krankenbett gegenüber von Chopper. „Ich wollte nur noch einmal nachfragen wie es dir geht. Du siehst nämlich nicht besonders gut aus.“ „Oh“, war alles, was Sanji hervorbrachte. Nervös kratzte er sich am Arm und versuchte Choppers geschultem Auge stand zu halten. „Ich hatte nur einen kleinen Migräneanfall, nichts aufregendes.“ „Wirklich?“, fragte das Rentier und musterte Sanji von Kopf bis Fuß. „Du weißt, dass du mir es mir sagen kannst, wenn etwas nicht in Ordnung ist.“ „Mach dir keine Sorgen. Mit mir ist alles in Ordnung. Du solltest dich lieber um die anderen kümmern. Die sehen auch noch ganz erschöpft aus.“ „Das liegt wohl noch an den Nachwirkungen des Schlafkrauts“, seufzte Chopper. „Man merkt es Luffy nicht an, aber seine Kräfte sind noch nicht ganz wieder hergestellt. Den anderen geht es auch nicht besser. Es wird wohl noch einige Tage dauern, bis wir alles wieder so fit wie vorher sind.“ „Ja...“ „Wir können froh sein, dass das Kraut bei Brook nicht gewirkt hat und dass Franky und Zoro anscheinend wieder beinahe völlig hergestellt sind. Wenn wir jetzt angegriffen werden, sind wir wenigstens nicht ganz wehrlos“, lachte Chopper, während er seinen Hut zurecht rückte. „Es... tut mir leid.“ „Hö? Was tut dir leid?“ „Das wäre alles nicht passiert, wenn ich im Onsen nicht eingeschlafen wäre. Hätte ich zusammen mit euch gegessen, wären wir nicht in diese verzwickte Lage geraten. Es war wirklich nur ein Zufall, dass es bei Brook nicht gewirkt hat. Aber, wenn es anders gekommen wär-“ „Sanji“, sagte der Schiffsarzt bestimmt. „Erstens, ist das nicht deine Schuld gewesen und das weißt du sicher auch. Und zweitens ist niemanden von uns etwas passiert, also macht dir nicht so viele Gedanken. Wir sind heil von der Insel gekommen und dieses kleine Abenteuer war doch mal abwechslungsreich.“ 'Ja, niemand ist zu Schaden gekommen... ich riskiere ja nur den Frieden auf dem Schiff mit meinen unüberlegten Aktionen', dachte er, als er seine müden Augen massierte. „Ist das alles, Chopper? Ich muss wieder zurück in die Küche und noch etwas erledigen.“ „Ja. Ich werde noch etwas mehr von dem Schlafkraut-Gegenmittel zusammen mischen. Franky und Luffy haben beinahe alles davon genommen“, grinste Chopper und drehte sich zu seinen Pülverchen um. Nervös zog Sanji eine Zigarette aus seiner Jacketttasche und verließ das Krankenzimmer. Gerade wollte er sich seinen Glimmstängel anzünden, als er einen grüne Haarschopf um die Ecke schleichen sah. Es kam Sanji so vor, als ob er Zoro überall sah. Als, ob er ihn verfolgen würde. Schnell schüttelte er seinen Kopf und ging dann zurück in seine Kombüse, um einen extra starken Kaffee für Nami zu machen. Eine Woche. Eine verdammte Woche war es her, dass Sanji und Zoro miteinander geredet hatten. Genannter Schwertkämpfer verbrachte die meiste Zeit in seinem Ausguck, trainierte, schlief und trank. Eigentlich hatte sich nichts wirklich geändert, außer, dass sich beide aus dem Weg gingen. Sanji versuchte Zoro nicht über den Weg zu laufen, weil er nicht wusste wie er reagieren oder was er sagen sollte und Zoro tat einfach so, als ob Sanji nicht anwesend wäre. Ab und an war der Grünhaarige in der Kombüse aufgetaucht, um seine Sakeflasche zu holen, doch war dann immer ohne ein weiteres Wort gegangen. Kurzum: Zoro schien nicht nur sauer, sondern auch gründlich verletzt zu sein. Wenn er nur sauer gewesen wäre, hätte er Sanji die Seele aus dem Leib geprügelt und der Smutje hätte ihn vielleicht sogar machen lassen, aber so war es viel schlimmer. Die gemeinsamen Fressorgien waren für ihn zu einer Tortur geworden, da Zoro zwar nach den ersten beiden Tagen wieder am gemeinsamen Essen teilgenommen hatte, sich jedoch fortwährend weigerte in irgendeiner Form mit ihm zu kommunizieren. Den anderen war es nicht wirklich aufgefallen, da Zoro sowieso immer eher ruhig beim Essen war und sich nur auf das konzentrierte, was er auf dem Teller hatte. Am liebsten wäre der Smutje jedes mal aus der Kombüse gerannt, als er den Grünhaarigen erspäht hatte. In Wirklichkeit hatte er gehofft, dass dieser vielleicht etwas zu ihm sagen würde, doch aus dessen Mund kam nie etwas an ihn gerichtet. Und so lag der Blonde jeden Abend in seinem Bett und dachte darüber nach wie er die Situation wieder hinkriegen sollte, doch ihm fiel einfach nichts ein. Er war jedoch zu einem Entschluss gekommen und zwar, dass er Zoro den ersten Schritt machen lassen wollte. Es war die Entscheidung des Grünhaarigen wie ihre „Beziehung“ weiter gehen sollte. „Sanji, du bist dran“, sagte Robin. „Oh, oh ja, bin ich. Herz acht“, stotterte der Blonde und legte seine Spielkarte auf den Stapel. Nicht einmal beim Kartenspielen konnte er sich richtig konzentrieren. Aufgeregt schlug Chopper seine kleinen Pfoten über den Kopf zusammen, da er wohl merkte, dass er die Runde verlieren würde. „Hättest du kein Pik legen können?!“, schrie das Rentier. „Tut mir leid“, grinste Sanji entschuldigend. „Robin, du bist dran.“ „Aye, aye. Pik acht. Bitte Chopper, nun hast du wieder eine Chance.“ Der kleine Schiffsarzt legte freudig seine Karte auf den Stapel und lachte Robin an. Es war wahrlich ein schöner Abend, um Karten zu spielen. Die drei saßen auf dem Deck und ließen den leichten, warmen Wind durch ihre Haare gleiten, während der Rest der Crew anderen Beschäftigungen nachging. Brook zum Beispiel gab im Hintergrund leise sein neues Lied zum Besten, während Franky mit einer großen Flasche Cola an einem neuen Gerät schraubte. „Tut mir leid, Chopper, aber ich habe auch einige Piks“, sagte Sanji und legte seine Karte hin. „Oh nein! Sanji, warum machst du das?“, winselte das Rentier. „Mehrere?!“ „Es ist doch nur ein Spiel“, witzelte die Archäologin, als sie hinter ihrer Hand kicherte. Ja, es war wirklich ein fröhlicher und ausgelassener Abend, bis eine gewisse Person das Deck betrat. Langsam schritt er auf die schnatternde Kartenspielgruppe zu und blieb dann kaum einen Meter von ihnen stehen. „Sanji“, sagte Luffy in einer Stimme, die die Strohhutpiraten schon länger nicht gehört hatten. „Luffy, was gibt es denn? Willst du noch einen Snack ha-“ „Wir müssen reden.“ Der Smutje musterte Luffy. Sein Blick war ernst auf ihn gerichtet und Sanji erahnte worum es ging. Nun war es also auch ihrem Anführer aufgefallen. „Ist das ein Befehl das Kapitäns?“, fragte Sanji, als er die Karten auf den Boden legte. Luffy nickte und ging in Richtung der Flurtür. Langsam stand Sanji auf und gab Franky zu verstehen, dass er für ihn Karten spielen konnte, wenn er wollte. „Hat Sanji was angestellt?“, fragte Chopper, als die beiden das Deck verließen. „Keine Angst, Chopper, es ist nichts schlimmes“, sagte Robin lächelnd. „Lass uns noch eine Runde spielen.“ Diese unbehagliche Stille machte Sanji zu schaffen. Luffy ging zielstrebig auf den nächstbesten leeren Raum, die Bibliothek, zu und verschloss, nachdem der Koch ebenfalls den Raum betreten hatte, die Tür. „Was gibt es?“, fragte Sanji, als er nach einer Zigarette wühlte. „Was genau läuft da mit Zoro und dir?“ Warum fühlte sich der Smutje nur so, als ob er in die Ecke gedrängt wurde? Das Gefühl war beinahe noch schlimmer als damals, wo er Zoro sein Geheimnis gebeichtet hatte. „Wir haben uns... gestritten.“ „Ihr streitet euch andauernd! Doch jetzt tut ihr so, als ob es den anderen nicht geben würde. Ich bin nicht dumm, Sanji! Was ist passiert?“, sagte Luffy um einiges lauter und bestimmender. „Ich... das ist eine Sache zwischen mir und dem Schwertheini“, brachte Sanji trocken hervor, als er an seiner Zigarette zog. „Ich schwöre dir, wenn es die Crew beeinflusst oder wir deswe-“ „Kapitän“, warf der Schiffskoch ein, als er weiterhin auf den Boden sah und den Blick von Luffy mied. „Hast du ihm die selbe Frage gestellt?“ „Natürlich. Er ist mein erster Mat.“ „Was hat er dazu gesagt?“ „Nichts“, antwortete Luffy halb genervt. „Er hat gesagt 'nichts ist passiert'.“ „So, hat er das?“, hakte Sanji mit einem schiefen Lächeln nach. „Mach dir keine Sorgen, Kapitän, ich bin mir sicher, dass sich das schon irgendwie wieder einrenken wird und, wenn nicht...“ „Wenn nicht?“ „Wenn wir damit irgendwelchen Ärger oder Gefahr für die Crew bedeuten sollten, kannst du mich gerne auf der nächstbesten Insel absetzen. Ich weiß nicht inwieweit wir die Kämpfe damit beeinflussen, aber wenn wir ein Hindernis sind, bitte ich dich darum, dass du mich bestrafst und nicht ihn. Er trägt keine Schuld daran.“ „Bist du dir sicher?“, fragte Luffy nach einer längeren Pause. „Ja.“ „Nun gut, ich werde mir das merken.“ Kapitel 12: Zoro ist Schuld --------------------------- Luffy verließ mit gesenkten Kopf und dem Strohhut im Gesicht die Bibliothek. Sanji stand alleine, mitten in dem von Büchern umringten Raum und versuchte ein Loch in den Boden zu starren. Was hatte er da nur gerade gesagt? Die Crew verlassen? Was war ihm da nur in den Sinn gekommen? Aber falls es wirklich so weit kommen sollte, würde das wohl das Beste sein. „Tja, um meine Meinung jetzt zu ändern, ist es wohl zu spät“, sagte Sanji und setzte sich auf das Sofa. „So wie ich Luffy kenne, wird er mich wirklich auf der nächstbesten Insel raus schmeißen...“ „Das wird er wohl“, sagte eine Stimme, die Sanji seit über einer Woche nicht mehr gehört hatte. „Marimo!“ Der Schwertkämpfer tauchte hinter einem der Bücherregale auf. Sanji erkannte, dass dieser sich den Nacken massierte und ein lautes Gähnen von sich gab. Der Faulpelz schlief also nicht nur auf dem Deck, sondern auch in der Bibliothek ein. „Warum schläfst du in der Bibliothek? Das sieht dir so gar nicht ähnlich“, sagte der Smutje, während er sich eine neue Zigarette anzündete. 'Versuch so normal wie möglich zu erscheinen.' „Was denkst du denn? Bei dem Krach, den ihr auf dem Deck gemacht habt, kann doch keiner in Ruhe sein Nickerchen halten“, gähnte Zoro. „Warum hast du das gesagt?“ Bildete sich Sanji das gerade wirklich ein oder redete der Schwertkämpfer wieder mit ihm? Was war denn in Zoro geraten? Erst das tagelange Schweigen und Ignorieren und nun tat er so, als ob nichts gewesen wäre? „Was gesagt?“ „Stell dich nicht dumm, Karottenputzer. Warum hast du Luffy gesagt, dass er dich aus der Crew schmeißen kann?!“ „Rate doch mal!“, sagte Sanji laut und seufzte daraufhin. Die Hand, die die Zigarette hielt, zitterte leicht. „Ich habe alles aufs Spiel gesetzt und tue das immer noch! Ich habe mit meinem egoistischen Verhalten die ganze Crew in Gefahr gebracht und dich... was ich mit dir gemacht habe, war das Schlimmste, was ich wohl jemals getan habe. Also frag nicht! Wir haben seit Tagen nicht geredet oder besser gesagt, du hast nicht mit mir geredet. Und nun machst du deinen Mund auf, nur weil du ein Gespräch zwischen mir und unserem Kapitän gehört hast?“ Zoros Blick verfinsterte sich. Der Schiffskoch konnte nicht einmal erahnen, was der Grünhaarige im Moment dachte. Er hatte sich nie viel Gedanken über Zoro gemacht und ihn nie lange genug beobachtet, um in dessen Gedanken und Gesichtszüge vielleicht einen Zusammenhang zu erkennen. Und nun war es womöglich zu spät dafür. „Warum redest du plötzlich wieder mit mir? Ich dachte du bist sauer auf mich. Nachdem, was ich...“, sagte Sanji und würde mit jedem Wort leiser. Beschämt über sich selber sah er in die entgegengesetzte Richtung von Zoro. „Tsk, das ist ja wohl mir überlassen, wann ich mit dir rede und wann nicht.“ „Du hast recht. Tut mir leid, dass-“ „Meine Güte! Kannst du endlich mit diesem Scheiß aufhören?“ Sanji sah in das wütende Gesicht seines Crewmitglieds. „Was ist denn jetzt schon wieder?“ „Hör auf dich zu bemitleiden! Das kann doch keiner mehr mit ansehen! Seit einer Woche läufst du herum wie sieben Tage Regenwetter, bescheuerter Kochlöffel.“ „Das kann dir doch egal sein. Du willst mich doch eh nicht mehr auf dem Schiff haben. Also ist es vielleicht sogar besser, wenn ich gehe.“ „Ich... ich bin immer noch sauer auf dich. Was du gemacht hast war einfach nur mies, aber ich will nicht, dass du.... dass du das Schiff verlässt“, sagte Zoro zähneknirschend. „Ich habe nicht vergessen, was du getan und gesagt hast, hörst du mich? Aber, wenn du deswegen wegläufst, werde ich dich höchst persönlich zersäbeln!“ Wütend stapfte Zoro auf die Tür zu und riss sie auf. Sanji schaffte es gerade noch ihn vom Gehen abzuhalten und sich in die Tür zu stellen. Er war völlig automatisch aufgesprungen, als ob seine Gliedmaßen das Denken übernommen hätten. „Und was soll ich dann tun?“, fragte er. „Wir können doch nicht so tun, als ob nichts gewesen wäre. Vor allem, weil du in mich-“ „Sage es ja nicht!“, schrie Zoro. „Wage nicht, dass jemals auszusprechen!“ „Aber-“ „Du weißt nicht, was du machen sollst?“, fragte Zoro und sah ihn mit funkelnden Augen an. „Dann lass mich dir sagen, was du tun sollst: vergiss alles, was du jemals 'gehört' hast. Ich werde ebenfalls versuchen alles zu vergessen. Also bleib auf dem Schiff! Wenn wir uns wie immer verhalten, wird Luffy keinen Grund mehr haben dich aus der Crew zu schmeißen.“ „Warum tust du das?“, fragte Sanji, als er mit seiner Hand fest die Türklinke umschloss. 'Bescheuerte Frage, Sanji. Du kannst dir den Grund doch denken.“ „Keine Ahnung, Suppenlöffel“, sagte er genervt und gleichzeitig angespannt. „Und nun geh mir aus dem Weg, ich will mir ein anderes Plätzchen zum Schlafen suchen. Du solltest wohl auch besser wieder zurück zu deinen Küchenschaben gehen.“ Ohne weitere Worte, stieß Zoro den Schiffskoch leicht zur Seite, so dass er aus der Bibliothek gehen konnte. Einen kurzen Moment verfolgte Sanji sein Crewmitglied mit den Augen, als dieser im nächsten Flur verschwand und außer Sichtweite war. Was sollte er jetzt fühlen? War er glücklich? Traurig? Erleichtert? Obwohl er Zoro zutiefst verletzt hatte, schien diesem immer noch etwas an ihm zu liegen. Er hatte ihn falsch eingeschätzt und das wohl schon seit Beginn ihrer Reise. „Super, jetzt habe ich ein noch schlechteres Gewissen“, grummelte Sanji und verschwand ebenfalls aus der Bibliothek, um Nami ihren Kaffee zuzubereiten. Die Sonne brannte auf die Strohhutpiraten, als sie ein Lagerfeuer auf dem Strand errichteten. Früh am Morgen hatten sie eine Insel entdeckt, die anscheinend nur von Wald bewachsen und umringt von weißen Sand war. Aus der Ferne konnten sie ab und an das Singen von Vögeln oder das Brüllen von größeren Tieren hören, die auf jeden Fall ein leckeres Essen versprachen. „Hach, ist das schön“, sagte Nami, während sie sich auf der Sonnenliege sonnte und einen Cocktail trank. „Findest du nicht auch, Robin?“ Die Archäologin lächelte sie an und widmete sich dann sofort wieder ihrem Buch. Im seichten Wasser spielten Usopp, Chopper und Luffy im Wasser, wobei der Kapitän und der kleine Arzt Luftpolster um ihre Bäuche hatten. „Hey Koch, pass auf, dass du mein Fleisch nicht vergisst“, rief Zoro dem Smutje vom Deck zu. Gerade erledigte er sein mittägliches Trainingsprogramm und sah dem Treiben der anderen aus der Ferne zu. Sanji war noch dabei das Lagerfeuer aufzubauen und war von der plötzlichen Erwähnung seines „Spitznamens“ so überrascht gewesen, dass er einen Holzsscheit (*1) beinahe fallen ließ. Er sah nach oben zum Deck und musste einige Male wegen der Sonne blinzeln. Doch sein Blick verweilte nur einen Bruchteil eines Moments auf Zoros durchschwitzten Körper. Aus dem Augenwinkel konnte er Luffy, ihren Kapitän erkennen, der im Wasserspiel inne hielt und beide beobachtete. „Warum sagst du mir das, Schwertfutzi! Wir haben noch nicht mal ein Tier erlegt!“ Luffy beobachtete sie weiterhin. Sanji hoffte nur, dass er das Zögern in seiner Stimme nicht gehört hatte. „Dafür kann ich doch nichts!“, rief der Grünhaarige ihm wieder entgegen und stellte seine Hantel beiseite. „Und ich kann wohl was dafür? Willst du wirklich deswegen rumzicken?“ „Rumzicken?!“ Alles kam praktisch wie von selbst aus Sanjis Mund. Es war als ob er auf Zoros Sticheleien konditioniert war und ihm alles in gleicher Münze heimzahlen müsste. Noch vor wenigen Tagen hatte keiner von ihnen etwas zu dem anderen gesagt. Schweigen war an der Tagesordnung gewesen und auf einmal behandelte Zoro ihn ernsthaft wieder so wie früher. Als ob nie etwas gewesen wäre. Als ob er wirklich wollte, dass alles was war, ungeschehen werde. „Haltet die Klappe ihr beiden“, schrie Nami und sah sie über ihrer Sonnenbrille giftig an. „Aber natürlich, mein Namilein“, säuselte Sanji sofort und sah daraufhin zu Zoro, der gelangweilt aufs Meer hinaus sah. „Wer geht eigentlich nachher etwas zu Essen jagen?“, fragte die Navigatorin, als sie ihre Sonnenbrille wieder richtig aufsetzte und sich nach hinten in die Liege lehnte. „Ich glaube das werde ich übernehmen. Die anderen würden nur die kleine, ruhige Insel zerstören.“ „Dann nimm mal Zoro mit. Sein lautstarkes Schnaufen beim Training und das Schnarchen, wenn er schläft stört mich beim Bräunen.“ „Den Marimo?“, fragte der Koch aufgelöst nach. „Er... ich...“ Der Smutje erkannte, dass sein Stottern und das Erwähnen eines gewissen ersten Mats, Luffy hellhörig gemacht hatte. Wieder sah dieser zum Strand und beobachtete wie Sanji sich verhielt. Das konnte es doch nicht geben. Er hatte ein Übel gegen das andere getauscht. Konnte es wirklich noch schlimmer kommen? „Meinetwegen“, sagte er geschlagen und wendete sich wieder zum Schiff. „Marimo, antreten! Du wirst mein Packesel sein!“ „Was willst du?“, sagte der Grünhaarige und lehnte sich über die Reling. „Du gehst mit mir jagen, hast du gehört?“ Als Antwort bekam der Smutje nur ein Grummeln und ein verschränken der Arme. Die typische Antwort, die er eigentlich immer bekam, wenn Zoro etwas tun sollte, aber nicht wirklich wollte und auch nicht nein sagen konnte. Langsam und beinahe schläfrig bewegte sich der Schwertkämpfer auf die Strickleiter zu und kletterte herunter. Er sah mit einer hochgezogenen Braue den Schiffskoch an und schien darauf zu warten, dass dieser den ersten Schritt tat. Sanji kratze sich am Hinterkopf und wies mit seiner freien Hand in das Buschwerk. „Da lang. Lauf vor mir, so dass ich dich im Blickfeld habe.“ Der Blonde konnte hören wie sein Gegenüber mit der Zunge schnalzte und sich auf in den Wald machte. Mit den Händen in beiden Hosentaschen folgte Sanji seinem Crewmitglied in einem Meter Abstand. Immer weiter entfernten sie sich vom Strand, bis sie schließlich tief im Wald waren. Überall um sie herum waren Pflanzen, die sie noch nie gesehen hatten. An einigen Bäumen schienen Früchte zu hängen, die hoffentlich essbar waren und später einen schönen Nachtisch abgeben würden. „Hier gibt es nicht mal ein einziges Wildschwein! Wo sind denn die ganzen Viecher? Überall nur blöde Vögel“, nörgelte Zoro, der eine Hängepflanze aus seinem Sichtfeld schlug. „Wir sind erst seit zehn Minuten unterwegs. Sei doch nicht so ungeduldig“, sagte Sanji, während er sich eine Zigarette anzündete. Da Zoro die ganz Zeit vor ihm lief, hatte Sanji einen hervorragenden Blick auf dessen Rücken. Sein ärmelloses weißes Shirt brachte ihm einen guten Einblick auf dessen starke Arme und wie sich jeder Muskel bei einer Bewegung anspannte und zuckte. „Marimo, hör mal...“ „Was ist? Hast du Fleisch gesehen?“ „Nein~“, sagte Sanji und verdrehte seine Augen. „Das vorhin... Luffy beobachtet uns echt mit Adleraugen.“ „Ich weiß, aber ich glaube nicht, dass er etwas sagen wird. Er wollte wohl nur checken, wie wir uns verhalten.“ „Das denke ich mir auch.“ „Du solltest vielleicht auch etwas lockerer werden. Du tust immer so, als ob ich dir mein Schwert in den Arsch gesteckt hätte.“ Sanji konnte die Zweideutigkeit dieser Aussage nicht von sich schütteln. Zoro sollte wirklich an seiner Wortwahl arbeitet. Röte zierte nun die Wangen des Blonden. Was hätte er sich auch anderes denken sollen, als die Zweideutigkeit, mit der Zoro es sicherlich nicht mit Absicht gesagt hat. Ein paar mehr Manieren würden dem Schwertkämpfer sicher nicht schaden. Kein Wunder, dass Sanjis erster Eindruck kein besonders guter war und sie somit auf keine gesunde Beziehung aufbauen konnten. „Hach, verflucht, ich habe Hunger und hier ist weit und breit nichts!“, schrie Zoro und stapfte mit voller Wucht auf den Boden. Sanji konnte sich ein schiefes Grinsen nicht verkneifen. Doch aus dem Grinsen wurde im Bruchteil einer Sekunde ein geschockter Gesichtsausdruck. Vor seinen Augen war Zoro plötzlich verschwunden. Von einem Moment auf den anderen. Der Koch beschleunigten seinen Schritt und beinahe wäre ihm dasselbe Schicksal ereilt, wenn er sich nicht an einem Ast festgehalten hätte. Der Grünhaarige war ohne Vorwarnung in eine Grube gefallen, die gut und gern fünf Meter tief war. Fluchende Geräusche kamen aus dieser. „Hey, Marimo, alles in Ordnung?“, fragte Sanji, als er seinen Halt stabilisierte. „Frag nicht so bescheuert!“, schrie Zoro. „Und frag ja nicht, ob du mir helfen sollst!“ Ja, es war wirklich beinahe wieder so wie früher. Sanji hockte sich am Rand der Grube hin und sah in die Tiefe. Er hörte, wie sich Zoro langsam wieder nach oben durchschlug. Mit einem gehässigen Grinsen hörte der Blonde seinem Crewmitglied zu, wie dieser anscheinend an der nassen Erde keinen Halt fand und wieder nach unten rutsche. „Warum ist hier eigentlich so ein bescheuertes Loch?!“, rief Zoro verärgert. „Keine Ahnung“, antwortete Sanji nach einiger Zeit. „Ja, warum ist hier eigentlich so ein Loch? Die Erde scheint frisch ausgehoben zu sein... sie ist locker... aber das würde ja heißen!“ Wie von der Biene gestochen schnellte der Koch nach oben und sah sich um. Er betrachtete jeden Busch in der Umgebung und lauschte nach einem Rascheln. Gerade, als er in die üppigen Baumkronen blicken wollte, durchfuhr sein Nacken ein stechender Schmerz. „Verdammt“, sagte er und fasste sich an die schmerzende Stelle. Seine zitternde Hand fand einen kleinen Pfeil, den er sich aus der Haut zog und betrachtete. Er war aus Holz gemacht, mit keinen Verzierungen verschönert und mit roten Federn beschmückt. Fest umklammerte Sanji das kleine Objekt. „Marimo, komm so schnell es geht da raus! Wir müssen... hier... weg...“ Doch weiter kam Sanji nicht. Er merkte wie alles vor seinen Augen schwarz wurde und er keinen Gedanken mehr fassen konnte. Das letzte, was ihm durch den Kopf schoss war „Warum versuchen uns die Bewohner jeder Insel nur betäuben zu wollen?!“ „-ch...“ 'Verdammt... was ist passiert?' „Koch!“ 'Bin ich denn nur vom Pech verfolgt?' „KOCH!“ „Klappe“, sagte Sanji und rieb sich seinen immer noch schmerzenden Nacken. Langsam öffnete er seine Augen und versuchte etwas zu erkennen. „Wo sind wir?“ „Mach dir Augen richtig auf und sieh dich um.“ Erst jetzt fing der Smutje an die Umgebung genauer zu betrachten. Sein Sehfeld war noch ein wenig verschleiert, doch das wurde von Sekunde zu Sekunde besser, bis er endlich wieder klar sehen konnte. Sie waren in einer Hütte aus Stroh und Holz. Tageslicht drang vereinzelt durch offene Stelle des Daches und erhellte den kargen Raum. Zoro saß gefesselt neben Sanji und sah ihn mit zusammengezogenen Augenbrauen an, als ob dies seine Schuld wäre. Nach nähere Betrachtung stellte nun auch Sanji fest, dass er gefesselt war und sich nur mit viel Anstrengung aufrichten konnte. Schwer atmend lehnte er sich an die Wand, an der auch Zoro saß. „Was ist passiert?“, fragte Sanji überrumpelt. „Ich Loch, du betäubt, Eingeborene grrr grr.“ „Sag mal, willst du mich verarschen oder verärgern?“ „Was denn? Ich habe doch erzählt, was passierst ist.“ „Und das konntest du nicht ein wenig genauer? Du hast doch deine Schwerter dabei gehabt und bist nicht auf die Idee gekommen dich zu wehren?“ „Die haben...“, Sanji erkannte im kargen Licht, dass Zoro rot wurde, „mich auch erwischt.“ „Ich kann es einfach nicht fassen! Es ist kaum zwei Wochen her, dass wir irgendwo in einem schimmeligen Keller gefangen waren und wir uns rausboxen mussten und nun das? Eingeborene?“ „Es ist nicht meine Schuld und das weißt du!“ Zähneknirschend riss sich Sanji von seinem Crewmitglied los und sah sich weiter um. Er konnte es einfach nicht fassen. Hier waren sie: auf dem Erdboden in einer schäbigen Hütte sitzend und von Eingeborenen gefangen. Was war das? Karma? Das musste es sein. Egal wohin sie hingingen, sie wurden ohne Grund gefangen genommen. Als nächstes kam noch, dass sogar die Eingeborenen einen Deal mit der Marine hatten. Überraschen würde es Sanji in diesem Moment jedenfalls nicht mehr. „Und was machen wir jetzt?“, fragte Zoro, als ob es das Normalste der Welt war. „Warum fragst du mich das jedes Mal? Ich habe doch keine Ahnung, was wir jetzt machen sollen. Die anderen werden sicher denken, dass du dich im Wald verlaufen hast und ich dir nachjage wie ein Bekloppter. Die werden sich erst von ihren Ärschen auf bewegen, wenn der nächste Morgen anbricht“, geiferte Sanji regelrecht, als er sich versuchte von seinen Fesseln zu befreien. „Warum geschehen solche Dinge eigentlich immer, wenn ich mit dir unterwegs bin?!“ Wenn Blicke töten könnten, wäre Sanji wahrscheinlich in diesem Moment tausend qualvolle Tode gestorben. „Dreh dich einfach um, Muskelidiot, vielleicht schaffe ich es deine Fesseln zu lösen“, seufzte Sanji und drehte sich mit dem Rücken zu Zoro, der ihn erst mit einem merkwürdigen Blick ansah und sich dann ebenfalls mit dem Rücken zu ihm setzte und an ihn heranrückte. 'Bin ich Mister Initiative oder warum muss ich immer die Ansagen machen?', dachte Sanji genervt, als er die zusammengebunden Hände hinter sich suchte. Er brauchte nicht lange, um das Stück Seil zu finden und die Umrisse dessen zu betasten. Das Gefühl unter seinen Fingern verriet ihm, dass es einige Zeit dauern konnte, bis er den Knoten lösen könnte. Diese Stammesleute schienen auf jeden Fall zu wissen wie man Gefangene fesselte. Etwas hektisch zurrte Sanji an dem Knoten und versuchte ihn zu lockern, wobei er abrutsche und die Hand von Zoro berührte. Sie war warm, regelrecht heiß und ließen Sanji vor Schreck einen Moment inne halten. Er hatte den Schwertkämpfer schon öfters berührt, vor allem, wenn sie in ihrer Kampfphase waren, doch seit Sanji wusste, was dieser für ihn empfand, war dies eher zur Rarität geworden. Vor allem in der letzten Woche des Schweigens. Nervös versuchte sich der Koch wieder auf den Knoten zu konzentrieren, doch ihm blieb nicht lange Zeit diesen weiter zu untersuchen. Gerade, als sich Zoro über dessen miesen und misslungenen Versuch aufregen wollte, schob sich der Vorhang zum Eingang zur Seite und herein kamen drei Männer von der Sonne braun gebrannte Männer. Sie waren nur spärlich bekleidet. Sanji verstand kein Wort. Und das nicht, weil diese zu schnell sprachen oder über etwas redeten, was nicht in sein Hirn rein wollte, sondern weil sie eine Sprache sprachen, die er bisher noch nie in seinem Leben gehört hatte. Das konnte ja lustig werden. Die muskulösen Körper der Männer sprachen Bände von ihren täglichen Anstrengungen, unter denen hoffentlich kein Mord stand. „Uhm, hallo?“, sagte Sanji unsicher und sah von einem Mann zum anderen. „Wir haben keine bösen Absichten, also wäre es echt nett, wenn ihr uns wieder frei lassen würdet.“ Die Männer sahen ihn mit einer wütenden Miene an und schienen dann etwas zu bereden. „Wow, Koch. Du bist ja unglaublich diplomatisch. Das habe ich ja gar nicht von dir erwartet.“ „Sei doch ruhig“, zischte der Blonde. „Gibt es bei euch vielleicht jemanden, der uns versteht?“ Ohne ein Wort, gingen zwei der Männer auf sie zu und schleiften sie aus der kleinen Hütte an die frische Luft. Sanji musste sich an die plötzliche Helligkeit gewöhnen, doch erkannte sofort, als seine Augen wieder alles wahrnehmen konnten, dass ihre Gefangenschaft wohl ein Schauspiel für das ganze Dorf war. Um sie herum standen Frauen, Männer, sogar Kinder, die auf sie herabsahen. Brutal wurden sie vor die Füße eines mit bunten Federn und reich verzierter Kleidung tragenden Mannes geworfen. Die Männer, die sie aus der Hütte bugsiert hatte, zwangen sie in eine kniende Position zu setzen. „Was wollt ihr?“, fragte der Mann. Sanji blinzelte einige Male und schnappte dann nach Luft. Wenigstens einer hier konnte ihre Sprache und verstand sie. „Nichts, wir haben nur nach etwas zu Essen gesucht.“ „Das ist unsere Insel.“ „Das wussten wir nicht, wirklich! Wenn ihr uns frei lasst, werden wir sofort abhauen, das schwöre ich.“ Der Mann, der anscheinend ihr Anführer war, nickte einem seiner Untergebenen zu. Dieser verschwand für einen kurzen Moment und kam dann mit Zoros Schwertern wieder. „Hey, fass' die nicht an!“, schrie der Grünhaarige und biss seine Zähne zusammen. „Fallen lassen!“ „Sei ruhig, Trottel“, flüsterte Sanji. „Für Jagen brauch man keine drei Schwerter“, sagte der Mann ernst und zeigte auf die Klingen, die lieblos auf den Boden geworfen wurden. Von Zoro war ein Knurren zu hören. „Das... das ist nichts. Wir haben sie immer dabei. Wir wollten euch nicht überfallen und auch niemanden weh tun!“ „Aber ihr wolltet stehlen“, sagte der Anführer drohend und zeigte auf Zoro, der verblüfft von der Gestik war. „Stehlen?“, hakte Sanji nach und sah von Zoro zu dem großen, beleibten Mann. „Ja, ihr wolltet unser Geheimnis stehlen“, sagte der Fremde und hielt seine Hand auf, in der eine für Sanji wohlbekannte getrocknete Beere lag. Sofort schnellte sein Blick zu Zoro, der emotionslos auf die geöffnete Hand sah. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit bis Sanji die Information verarbeiten konnte. Zoro, Schlafmütze der Grandline, war so dumm gewesen und hatte eine der Beeren bei sich gehabt. Aber abgesehen davon, musste dass ja heißen, dass sie ausgerechnet auf der Insel gelandet waren, von der Ramjuni ihm erzählt hatte. Wie viel Zufall konnte es eigentlich auf der Welt geben? Waren alle Stränge des Schicksals auf ihn gerichtet und wollte ihm das Leben schwer machen? „Zoro...“, flüsterte Sanji ihm zu. „Warum hast du sie nicht weggeworfen?“ „Hast du wirklich gedacht, dass ich das tun würde?“, fragte er halb verblüfft, halb genervt. „Hast du etwa auch eine genommen?“ „Kochlöffel, ich glaube nicht, dass das der richtige Ort ist, um darüber zu diskutieren.“ Der Anführer der Eingeborene verzog verachtend sein Gesicht und legte die einzelne Beere in eine kleine Schachtel, die ein kleines Kind fort trug. Ein weiteres Handzeichen folgte und die beiden Männer, die sie vorher aus der Hütte geschleift hatten, warfen sie nun über ihre Schultern und schienen somit fertig für eine kleine Wanderung zu sein. Zoros Schwerter wurden von dem dritten Mann getragen. Der Anführer sagte einige unverständliche Worte zu ihnen und dann etwas lauteres zu den anderen Dorfbewohnern, die dann jubelten. „Hey, wohin bringt ihr uns?“, rief Sanji dem Anführer zu. „Was habt ihr vor?“ „Ihr bekommt das, was ihr verdient“, sagte er und setzte sich dann wieder auf seinen thronartigen Stuhl. Ohne Worte und Erklärungen wurden die beiden Strohhutpiraten aus dem kleinen Dorf getragen. Die Bäume, die an ihren vorbeizogen, verrieten, dass es kein schöner Abend werden würde. Immer weiter trugen die Männer sie in den Wald, bis sie an einer Art Lichtung angekommen waren. Inmitten dieser war eine riesige Grube und darüber ein Holzgestell, dessen Arm über die Grube reichte. 'Was haben die nur alle mit ihren Gruben', fragte sich Sanji, als er mit Zoro zusammen auf den Boden geworfen wurde. Einer der Männer ergriff das Seil, welches um den Holzpfosten hing und holte so den Arm heran, der über der Grube hing. Nun ging alles sehr schnell, ein anderer Mann wickelte noch einmal Strick um beide und knotete das Ende um das Holz. Es reichte ein Stoß und die beiden Piraten hingen baumelnd über die Grube, dessen Boden man nicht sehen konnte. Blanke Schwärze begrüßte sie und schien nur darauf zu warten sie in ihre Arme schließen zu können. Sanji sah sich hektisch um, während Zoro in diesem Moment einen Wutanfall bekam. Seine geliebten Schwerter, die mitgenommen wurden, wurden nun über den Abgrund gehalten. Der Eingeborene, der sie in der Hand hatte, grinste ihn an und nur wenige Sekunden später fielen die drei Klingen in das Loch. „Spinnst du?! Lass mich sofort hier runter! Ich werde dich sowas von alle machen!“, schrie Zoro und versuchte sich ein weiteres Mal zu befreien, doch der Strick löste sich kein Stück. Eines musste man diesen Eingeborenen lassen. Sie wussten nicht nur wie man Betäubungspfeile abschoss, sondern auch wie man 1A Seile herstellte. Mit dieser letzten Aktion wurden sie zurück gelassen. Die Männer verschwanden wieder in den dicht bewachsenen Wald und ließen beide alleine in ihrer vorerst ausweglosen Lage. „Jetzt hör doch mal auf so herumzuhampeln“, sagte Sanji. „Wenn du so weiter machst, fallen wir beide noch da runter.“ Der Schwerkämpfer brauchte noch einige Zeit, um sich zu beruhigen. Der Blick war jedoch weiterhin auf die Schwärze gerichtet, dort wo sich die Schwerter befanden. Sanji versuchte derweilen an dem neuen Strick zu nästeln und ihn zu lösen. Der neue Knoten, und der Strick, der um seinen Oberkörper gebunden war, schien nicht so kompliziert zu sein, wie die, die um ihre Handgelenke und Knöchel waren. „Hör mir zu Marimo, um deine Schwerter tut es mir leid, aber ich komm vielleicht aus den Fesseln raus“, sagte Sanji hektisch. „Und was bringt dir das? Du wirst in die Grube fallen, die weiß was ich wie tief ist.“ „Nicht, wenn ich mich am Strick festhalte. Dann werde ich zwar in die Grube fallen, aber hoffentlich nicht unten aufschlagen.“ „Bist du irre? Und was machst du, wenn das Seil länger ist als das Loch tief?“ „Das werden wir erst wissen, wenn es so weit ist“, erklärte der Koch mit einen schrägen Grinsen. 'Ok, also das hier habe ich schon lose... noch ein bisschen mehr.' Zoro sah immer wieder abwechselnd von der Grube zu Sanji. Der Blonde schien hoch konzentriert in seinem Tun, doch ab und an hielt er inne und schien nach zu denken. „Was ist los? Plötzlich nicht mehr so motiviert in den Tot stürzen zu wollen?“, fragte Zoro hämisch. „Nein, ich habe nur nachgedacht und versucht die ganze Situation zu realisieren. Ist dir mal aufgefallen, dass wir echt immer in so ein beklopptes Schlamassel hineingeraten?“ „Ich sage doch, dass wir lieber warten sollten, bis die anderen uns finden.“ „Jetzt hör mir mal zu: Wenn die anderen irgendwann auf die Idee kommen sollten uns zu suchen, werden sie hundertpro ebenfalls an diese Eingeborenen geraten. Sie wissen nichts von den Wahrheitsbeeren und ich will auch nicht, dass sie jemals etwas davon erfahren. Das heißt also, dass wir so schnell wie möglich von hier weg müssen und die anderen dazu bringen müssen abzulegen.“ „Aber du-“ „Sei ruhig, Marimo, erinnerst du dich noch, was du mir in der Bibliothek gesagt hast? Wir tun doch nur so, als ob wir miteinander auskommen. Also lass mich verflucht noch mal einfach machen und sei ruhig“, sagte Sanji, während er einen Großteil des Knoten gelöst hatte. 'Shit, er kann doch nichts dafür, also warum geh ich ihn dann nur so an?' Zoro schwang einen Körper ein wenig nach rechts, so dass er Sanji besser im Blickfeld haben konnte. Er war nach wie vor nicht wirklich gut zu sprechen auf Sanji, doch was dieser im Moment vorhatte war einfach nur fahrlässig. Gerade wollte er zu einer gehörigen Standpauke ansetzen, als Sanji ein breites Grinsen im Gesicht hatte. „Wir sehen uns dann gleich“, sagte der Schiffskoch. „Und mach dir keine Sorgen, ich werde dir deine Schwerter schon zurückbringen.“ „Bist du bescheuert? Hey!“, schrie der Grünhaarige aufgebracht. „Warum tust du das?“ „Was meinst du?“ „Wenn du den Knoten lösen konntest, dann brauchst du dich doch nur wieder auf festen Boden zu schwingen.“ „Und was dann? Davon kann ich die Fesseln um meine Handgelenke und Füße auch nicht lösen. Also geh ich da runter und nehme deine Schwerter zur Hilfe“, sagte Sanji locker. 'Außerdem willst du doch so schnell es geht deine Schwerter zurück...' „Ja, aber-“ „Nichts aber. Ich mach das jetzt. In ein paar Minuten bin ich schon wieder zurück und werde dich befreien“, sagte Sanji grinsend. 'Und lieber falle ich da runter, als wie wenn du das machen würdest. Moment. Stopp. Habe ich das gerade wirklich gedacht?' Schnell schüttelte Sanji seinen Kopf, während Zoro ihn weiterhin ernst ansah. Der Blonde drehte seinen Kopf zu seinem Crewmitglied und lachte ihn an. „Bis gleich, ok?“ Zoro wollte gerade noch etwas erwidern, doch es war zu spät. Sanji umklammerte das Stück Seil hinter seinem Rücken so fest es ging und löste die letzten beiden Knoten, die ihn an Ort und Stelle gehalten hatten. Der Strick rollte sich um seinen Körper auf und Sanji fiel in den Abgrund – zu Sanjis Freude, nicht so schnell wie erwartet. Zurück ließ er einen fluchenden Zoro, der nur dabei zusehen konnte. Kapitel 13: Schlechtes Gewissen? Nein! Herzklopfen?! ---------------------------------------------------- Sanji konnte nur raten, aber er glaubte circa zwanzig Meter gefallen zu sein. Der Strick hatte zu seinem Glück nur zwei Meter vor dem Aufschlag aufgehört und so war er nicht sonderlich tief und hart auf den Boden aufgeschlagen. Er sah sich um, doch erkannte nur schemenhaft den Umriss der Grube. „Koch, lebst du noch?!“, konnte Sanji das Echo seines Kameraden hören. „Frag nicht so bescheuert“, schrie er nach oben. 'Hier irgendwo müssen seine Schwerter sein... verdammt, im Dunkeln kann ich echt kaum was erkennen.' So vorsichtig, soweit es mit seinen gefesselten Füßen möglich war, ging er den Boden ab, immer darauf bedacht, dass er auf die Schwerter treten könnte. Und nur Gott wusste, was ihm dann blühen würde, wenn Zoro seinen Schuhabdruck darauf fand. Nach einigen Minuten stieß er gegen etwas und er hörte es leise klackern. Da waren sie. Sofort ging er in die Hocke und fühlte nach den Schwertern. Sie lagen beinahe nebeneinander vor ihm auf der Erde und warteten nur darauf zurück zu ihren Besitzer zu können. Schnell zog eines der Schwerter aus der Scheide. Er konnte nicht erkennen um welches es sich handelte, doch das war ihm im Moment auch egal. Vorsichtig setzte er es an die Fesseln hinter seinem Rücken an und schaffte es in Windeseile diese durch zuschneiden. Die selbe Prozedur vollzog er daraufhin an dem Strick um seine Knöchel. Endlich war er nicht mehr gefesselt und hatte wieder seine gewohnte Bewegungsfreiheit. Er streckte und rieb seine tauben Glieder, um sie wieder zum Leben zu erwecken. Wieder sah er sich um, doch diesmal mit den Schwertern in seiner Hand, die er fest umschloss. „Hier irgendwo...“, nuschelte er und lief einfach geradeaus, bis er an der Wand angekommen war. Er tastete sie ab. Meter für Meter und griff dann plötzlich ins Leere. Er hatte es ja geahnt. Wenn es einen Ausgang gab, musste es ja auch einen Eingang geben. Und schon alleine aus Neugier heraus, wollte er wissen, wohin der Weg ihn führen würde. Er ging einige Schritte und wusste, dass er nun den richtigen Weg nahm – immer geradeaus durch die neu gefundene Höhle. Doch nach nicht mal einer Minute blieb er stehen und lauschte. Er konnte etwas am anderen Ende der Höhle hören. Kratzen, scharren, knurren. Es traf ihn wie der Schlag. Irgendein Tier, das groß genug war, um die Geräusche bis hier hin zu tragen, musste in dieser Grube wohnen. Deswegen hatten die Eingeborenen sie über dieser aufgehängt und sie nicht fest genug angebunden. Sie schienen darauf gewettet zu haben, dass sie entweder den Schwertern nach sprangen, die Zoro so viel bedeuteten oder eine Flucht versuchen würden. Sanji machte eine Kehrtwende und schlich so schnell und leise wie es möglich war zurück. Er ging einige Schritte, bis er den Himmel über sich erkannte und Zoro, der weiterhin in der Luft hing. Schnell blickte er sich um und sah wieder in die Höhle, aus der weiterhin die bedrohlichen Geräusche kamen, die er vorher nicht wahrgenommen hatte, doch nun umso lauter wurden und näher zu kommen schienen. Er musste hier raus und die einzige Möglichkeit bestand wohl darin sich das Ende des Seils zu schnappen und hoch zu klettern. Ohne weiter darüber nachzudenken steckte sich Sanji die drei Schwerter fest an den Gürtel und nahm dann Anlauf. Zum Glück waren seine Beine regelrecht dafür geschaffen so hoch zu springen. Er stieß sich an der Wand ab und ergriff sofort das Seil, als es in sein Blickfeld kam. Kurz schwang er vor und zurück, doch ließ er keine Sekunde mehr verstreichen, um aus diesem dunklen Ort zu klettern. Er kam dem Tageslicht immer näher und näher. „Koch!“, sagte Zoro aufgeregt. „Was hast du so lang gebraucht?!“ Das war so typisch. Keine Wiedersehensfreude, sondern nur rumgezicke. „Ich freu' mich auch dich zu sehen, Säbelheini.“ Sanji kletterte immer höher, bis er neben Zoro angekommen war. Der Smutje streckte seine Hand nach dem Holzmast über ihm aus und hangelte sich dann nach oben. „Ich mach dich jetzt los“, sagte Sanji und zerrte an Zoros Knoten herum. „Hör doch auf so herum zu zappeln!“ „Dann hör du auf mich so nervös zu machen. Warum bist DU denn so hibbelig und hast es auf einmal ganz eilig.“ Sanji biss seine Zähne zusammen und sah in die Schwärze unter ihm. „Die Eingeborenen scheinen ein Haustierchen zu haben, dass dort unten wohnt und ich habe keine Lust herauszufinden was das für ein Vieh ist.“ „Und deswegen machst du so einen Stress?“, fragte Zoro rhetorisch, versuchte sich jedoch wirklich weniger zu bewegen. Sanji schaffte es einen Großteil des Knotens zu lösen und griff dann unter Zoros Achsel, um ihn fest zu halten. „Wenn ich den letzten Knoten aufgemacht habe, werfe ich dich dort rüber, ok?“ Zoro nickte widerstrebend und sah Sanji dabei zu, wie er ihn mit einer Hand festhielt und mit der anderen den Strick um seinen Körper löste. Von einer Sekunde auf die andere, warf er ihn dann auf festen Boden und der Blonde sprang ihm nach. Mit einem arroganten Lächeln stand er über Zoro und nahm daraufhin die Schwerter von seinem Gürtel. „Willst du das alleine machen oder soll ich das auch für dich übernehmen?“, fragte Sanji grinsend. Zoros Blick reichte als Antwort. Der Schwertkämpfer nahm seine Lieblinge zur Hilfe, um sich von seinen Hand- und Fußfesseln zu lösen. Während sich Zoro abmühte, wühlte Sanji in seiner Tasche nach seiner wohlverdienten Zigarette. Den Glimmstängel hatte er mehr als nötig. Doch bevor er seiner Sucht nachgehen konnte, machte sein Gesicht Bekanntschaft mit einer ziemlich großen Faust. Hart schlug er auf den Boden auf und rieb sich die schmerzende Wange. „Sag mal spinnst du?“, schrie Sanji ihn an. „Du... du!“, sagte der Grünhaarige mit geballten Fäusten. Wütend sah er auf den Koch herab. Seine Augenbrauen waren zusammengekniffen und schienen voll mit Anspannung zu sein. „Hab ich dir gesagt, dass du das alles tun sollst?“ „Hä? Brüllst du mich gerade an, weil ich deine Schwerter zurück gebracht habe?“, hakte Sanji nach, während er aufstand und seine Hose von der Erde befreite. Der Schwertkämpfer kniff seine Augen zusammen, ebenso wie seine Lippen und versuchte anscheinend unterdrücken zu wollen, was er am liebsten als nächstes sagen würde. Stattdessen trat er den nächstgrößeren Stein, den er fand und drehte sich von Sanji weg. „Lass uns zurück zum Schiff gehen“, presste der Grünhaarige hervor. „Wenn wir zurück zum Schiff wollen, musst du weiter nach links gehen, sonst kommen wir wieder in dem Dorf an“, seufzte Sanji. Ohne einen weiteren Kommentar zeigte Sanji in die Richtung, die er meinte und Zoro stapfte los. Was war mit ihm los? War er wütend? Aber warum? Weil er sich in diese Grube fallen lassen, die Schwerter zurück gebracht und sie beide dadurch befreit hatte? War das wieder so eine Verletzte-Stolz-Geschichte? Selbst, wenn Sanji ihn jetzt fragen würde, würde er wohl kaum eine ehrliche Antwort bekommen. Nicht, wenn er nach Zoros Stimmung ging, die im Augenblick reichlich am Tiefpunkt angelangt war, wenn man sich dessen Gesicht und Gang betrachtete. Aufgebracht ging dieser durch den Wald, immer gerade aus und das sogar ohne sich zu verirren. Er bog aus keinen unerfindlichen Gründen einfach mal eben so nach rechts oder links ab, sondern ging einfach immer weiter den Weg, den der Koch ihm gewiesen hatte. Vielleicht war es gerade das, was den Schiffskoch so nervös machte. „Das Schiff ist nicht hier!“, sagte Zoro in einem aufgebrachten Ton, als sie nach dem Waldmarsch endlich wieder den Strand erreicht hatten. „Ich habe auch nicht gesagt, dass in dieser Richtung das Schiff liegt“, antwortete Sanji ihm locker. „Ich habe nur auf die Richtung gewiesen in der auf jeden Fall NICHT das Dorf liegt.“ „Sag mal, willst du mich verarschen?“ „Wir müssen doch nur den Strand lang laufen und irgendwann kommen wir schon wieder beim Schiff an. Die Insel ist nicht groß, also meck-, uhm, ich meine lass uns einfach gehen.“ Im Moment sollte er sich wohl doch ein wenig zusammennehmen und keinen neuen Streit mit Zoro beginnen, der womöglich in einem Blutgemetzel enden könnte. Wortlos gingen sie, mit dem Sand unter den Füßen, ihren Weg und hofften nur noch darauf bald ihr Schiff, ihr Zuhause, zu erblicken. 'Meine Güte, warum muss der nur so bockig sein? Er soll doch froh sein, dass ich die Drecksarbeit erledigt habe und er keinen Finger rühren musste. Besonders, weil es seine Schuld ist', dachte der Blonde zähneknirschend. 'Genau, seine Schuld! Er musste ja unbedingt die Beere mit sich schleppen, was uns wohl erst in diese verzwickte Lage gebracht hat.' Sanji kniff seine Augen zusammen und beobachtete Zoro, wie er weiterhin in Rage vor ihm lief und ab und an schnaubte. 'Er hat eine genommen! Oder zwei! Die Eingeborenen haben ja schließlich nur eine bei ihm gefunden', grummelte Sanji in sich hinein und blieb dann stehen. „Hey!“ „Was?“, knurrte Zoro. Er machte keine Anstalten stehen zu bleiben. „Du hast die anderen Beeren wirklich genommen, nicht wahr?“, fragte Sanji und versuchte nicht aufgebracht zu klingen. Nach wie vor wollte er Zoro nicht zu sehr aufregen, um ein Gefecht zu vermeiden. Dafür hatte er nach den letzten Stunden auch keine Energie mehr. „Was geht es dich an?“, zischte der Grünhaarige und schien keine Anstalten zu machen stehen zu bleiben. „Es geht mich sehr wohl etwas an.“ Sanji hatte dies trotziger als beabsichtigt gesagt. Warum konnte der Schwertkämpfer nicht einfach zugeben, dass er ebenso Scheiße gebaut hatte. Da hatte Sanji einmal in seinem Leben gedacht das Richtige getan zu haben und es entpuppte sich als Fehlschlag. Zoro war kein Stück besser als er. „Ich habe dir vertraut, dass du sie weg wirfst, weil ich es einfach nicht gepackt habe und dann nimmst DU sie? Was hast du damit eigentlich getan? Wen hast du belauscht?“ Endlich blieb Zoro stehen. Hatten sie ein ähnliches Gespräch nicht erst vor wenigen Wochen, nur mit vertauschten Rollen, geführt? Hätte er damals gedacht, dass Zoro die Beeren benutzen würde, hätte er sie nie aus der Hand gegeben. Nicht nur, weil es darum ging, dass Zoro damit jemanden belauschen konnte, sondern auch, weil Sanji um die Gefahren der Beeren wusste. Jede Beere hätte eine zu viel sein können. Nicht nur bei Sanji, auch bei Zoro. Genau das war es, was die Situation so schlimm für ihn machte. Dieses „was wäre, wenn“ machte ihr schier wahnsinnig. „Bist du auf einmal stumm oder was hast du?“, hakte der Blonde nach. „Warum verurteilst du MICH? Du bist doch derjenige, der damit angefangen hat!“ „Aber das heißt nicht, dass du mir alles nachahmen musst!“ Der Schiffskoch der Sunny konnte im herabsinkenden Sonnenlicht erkennen, dass Zoros Gesicht rot wurde. Nicht vor Wut, wie zuvor, sondern vor Scham, was dessen Augen verrieten, die seine mieden. Nein, das konnte einfach nicht wahr sein. Hatte Zoro etwa genau das gemacht, was Sanji gerade dachte? Abwegig war es nicht. „Du hast mich belauscht, nicht wahr? Mich!“ „Laber nicht 'rum, Koch. Die Welt dreht sich nicht alleine um dich“, sagte Zoro, während er offensichtlich mit seinen Zähnen knirschte. „Das mag sein, aber wie wir beide wissen bis du nach wie vor in mich ver-“ „Sei ruhig!“, schrie Zoro und trampelte regelrecht auf ihn zu. Wie einige Tage zuvor hatte er Sanji am Kragen gepackt und sah ihn giftig an. Wahrscheinlich würde es immer wieder zu dieser Situation kommen, wenn er erwähnte, dass Zoro in ihn verliebt war. Er hätte es besser wissen müssen. Reflexartig hob er seinen Arm und ergriff das Handgelenk von Zoro, um ihn von seinem Kragen zu lösen. „Tut mir Leid“, sagt Sanji ernsthaft. Obwohl er wusste, dass Zoro es nie hören wollte, hatte er es schon wieder erwähnt. So, als ob sich Sanji nicht nur damit abgefunden hätte, sondern es sogar als normalen Zustand ansah. Warum war es dem Schwertkämpfer nur so unsagbar unangenehm? Hatte es wirklich etwas mit Stolz zu tun? Nur, weil er auf einen Mann stand oder besser gesagt in ihn verliebt war, musste er sich doch nicht gleich so „entmannt“ fühlen. Umso länger Sanji darüber nachgedacht hatte, umso weniger war ihm dieser Fakt unangenehm. Er hatte sich ernsthaft daran gewöhnt, dass ein Mann in ihr verliebt war – auch, wenn es sich dabei um den bekannten Faulpelzen handelte. „Nun gut, ich habe sie benutzt und zwar an dir“, sagte Zoro, als er von Sanjis Kragen losließ. „Ich wollte die ausgleichende Gerechtigkeit wieder herstellen, wenn du es so sehen willst. Wäre doch unfair, wenn nur du diese Chance gehabt hättest.“ „Und? Hast du etwas interessantes erfahren?“, grinste Sanji schief. „Mehr oder weniger.“ „Was soll das heißen?“, hakte der Blonde nach, als er sich seinen Hals rieb, dort wo der Kragen eingeschnitten hatte. „Dass du mehr über mich nachdenkst, als ich erwartet habe“, sagte Zoro, während er ihn hämisch und arrogant ansah. „Das war wirklich überraschend.“ „Das tu ich nicht!“ „Und ob du das machst. In der Woche, in der ich kein Wort mit dir geredet habe, bist du in Selbstmitleid zerflossen und alle Gedanken galten mir. Sollte ich mich geehrt fühlen? Wohl eher nicht, was? Vor allem, weil es im Endeffekt doch nur um dich ging und, dass du dein Leben wegen diesen Beeren aus allen Bahnen geworfen hast.“ Kein Wort brachte der verdutzte Smutje heraus. Es stimmte. Alles, was Zoro da gerade sagte stimmte. Weil er wegen diesen Beeren wusste, dass Zoro in ihn verliebt hatte, hatte sich für ihn alles innerhalb von wenigen Tagen verändert. Seine gewohnte Beziehung zu dem Schwertkämpfer war nicht mehr die selbe und in der Woche des Schweigens, hatte er dessen eindeutig nachgeweint, wenn er es nicht besser wüsste. „Ich sehe es immer noch nicht viel anders, Karottenputzer. Für mich hat sich nichts geändert. Du bist der selbe nervige und weibstolle Koch, der du schon immer warst. Alles andere ist nebensächlich, weil du dem hier in wenigen Wochen keine Beachtung mehr schenken wirst. Wir beiden wissen das.“ „Da- das stimmt nicht“, stotterte Sanji unbeabsichtigt. „Lass es einfach bleiben, Koch“, seufzte der Schwertkämpfer und strich sich durch die Haare. „Ich will einfach nur zum Schiff zurück.“ Sanji sah seinem Crewmitglied mit großen Augen dabei zu, wie dieser auf seinen Füßen eine Kehrtwendung machte und wieder den Strand entlang ging. Was war das? Warum konnte Sanji einfach nicht davon ablassen, dass Zoro in ihn verliebt war. Warum musste er es einfach immer wieder zur Sprache bringen, obwohl er kein neues Ergebnis aus diesen „Diskussionen“ erwarten konnte. Der Grund war sicherlich schon lange nicht mehr, dass sich Sanji einfach nur geschmeichelt fühlte und mehr davon hören wollte, um sich damit größer zu machen. 'Verflucht, was ist los mit mir?', dachte der Blonde, als er dem Schwertkämpfer nachging. 'Ich sollte ihm doch böse sein, weil er in meinen Kopf gewühlt hat, aber stattdessen habe ich mir nur Sorgen gemacht, weil die Beeren ihn hätten verrückt machen können.' Es dauerte noch gut eine halbe Stunde, bis sie endlich die Sunny erspähen konnten. Die Strohhutpiraten hatten ihr Lager weiterhin am Strand aufgeschlagen und schienen eine kleine Party zu veranstalten. Man konnte Musik hören und heiteres Gerede. Luffy und Usopp, die die beiden als erstes gesehen hatten, kamen auf sie zu gerannt und wedelten wild mit ihren Armen. „Fleeeeeeeisch!“, schrie Luffy aufgeregt. „Wo ist mein Fleisch?!“ Zoro machte keine Anstalten zu antworten. Stattdessen ging er an sie vorbei, weiter zum Schiff. „Es gibt keins, Kapitän“, sagte Sanji locker, als er sich eine Zigarette anzündete. „Wir sind auf Schwierigkeiten gestoßen.“ Der Schiffskoch ging ebenfalls weiter, da er keine Lust hatte die Geschichte zweimal zu erzählen. „Leute, wir müssen unsere Sachen zusammenpacken.“ „Warum?“, fragte Franky, als er seine Colaflasche neben sich abstellte. „Ärger?“ „So kann man es sagen“, antwortete Sanji, während er Sand auf das Lagerfeuer streute. „Auf der Insel gibt es Eingeborene, die über unseren Besuch nicht gerade erfreut waren.“ „Das macht doch nichts!“, warf Luffy ein. „Wenn die uns angreifen, haben wir wenigstens wieder ein bisschen Spaß. Vor allem nachdem ich die letzte Party verpasst habe.“ „Nichts da! Sie wollen nur ihre Insel verteidigen, also haben wir hier nichts zu suchen. Wir hätten hier erst gar nicht Halt machen sollen, vor allem, weil der Logport die Insel nicht mal als Ziel angesetzt hatte.“ Die anderen stimmten in einem kollektiven Stöhnen zu. Wahrscheinlich hatten sie alle darauf gehofft einen gemütlichen Abend am Lagerfeuer zu verbringen und nun wurde dies zunichte gemacht. Sanji konnte sie verstehen. Auch er hätte gerne einen spaßigen Abend verbracht, doch was nicht sein sollte... „Was hat eigentlich mit Zoro? Der scheint wieder mal bei bester Laune zu sein“, sagte Brook, während er seine Violine unter den Arm klemmte. Sanji schielte zu Luffy, der bei der Erwähnung des ersten Mats hellhörig geworden war. „Der ist nur angefressen, weil wir durch die halbe Insel laufen durften und weil uns die Eingeborenen einen schweren Nachmittag gemacht haben. Keine Angst, der wird sich schon wieder einkriegen.“ „Ist das so?“, hakte Luffy nach. „Ja“, antwortete der Smutje standhaft und lächelte Luffy zuversichtlich an. Der Kapitän der Strohhutpiraten schien kurz zu überlegen, grinste dann jedoch breit. „Dafür will ich ein Festmahl, wenn wir abgelegt haben.“ „Kein Problem.“ Schnell packten sie ihre Sachen zusammen und verfrachteten alles wieder auf dem Schiff. Nami schien etwas angenervt zu sein von dem schnellen Abgang, doch bald hatte sie ihre zickige Stimme abgestellt und den neuen Kurs berechnet, den Franky am Steuer einschlug. Brook spielte weiterhin auf seiner Violine, während Luffy, Usopp und Chopper die kleine Tanzparty auf dem Deck weiterführten. Zoro war verschwunden oder besser gesagt nicht in Sichtweite, was wohl bedeutete, dass er sich in seine Räume zurück gezogen hatte. Der Koch konnte nicht einmal erahnen, was dieser wohl im Moment tat oder dachte. Warum war es nur so unfassbar schwer den Grünhaarigen einzuschätzen? Bei jedem gelang es ihm, doch bei Zoro scheiterte er abgrundtief. Er hatte nichts außer Fragen, was ihn anging. Dass Zoro ein Buch mit sieben Siegeln war, war wohl mehr als untertrieben. Erschöpft vom Tag, drückte Sanji die Zigarette in seinem Aschenbecher aus. Die Crew war hungrig, was hieß, dass er noch lange nicht ins Bett gehen konnte, sondern Essen kochen musste. Langsam trottete er in die Kühlkammer und suchte einige große Fleischstücke heraus, die er über seinen Küchengrill brutzeln lassen konnte. Dazu noch Kartoffeln und Gemüse. Das musste für heute reichen. Zu mehr war er auch gar nicht in der Lage. Der Duft von gebratenem Fleisch und gedünstetem Gemüse stieg ihm in die Nase. Die Kartoffeln brodelten derweilen auf dem Herd. Jetzt konnte er nicht vielmehr machen als Warten und ab und an seine Hand zum würzen erheben. Wie in Trance stand er vor seinen Küchengeräten und sah zu wie rohes Essen genießbar wurde. 'Was für ein Tag', dachte er. Das dachte er, wie eigentlich recht oft in letzter Zeit. Oder besser gesagt, seit er sich mit Zoro beschäftigte. Er wurde einfach nicht schlau aus dem Schwertkämpfer. Aber, was ihn wütender machte war, dass er nicht schlau aus sich wurde! Was wollte er mit all dem bezwecken? Er wollte mit Zoro diskutieren, streiten, kämpfen... reden. Wie und wann war es nur dazu gekommen, dass er so von dem Faulpelz dachte? Immer wieder sprang dieser eine Satz durch seinen Kopf. 'Der Marimo ist in mich verliebt.' Da war er, der unveränderbare Fakt, der sein Leben auf den Kopf stellte. Doch nicht nur in seinem Kopf tobte der Sturm, auch seine Brust zog sich schmerzhaft bei diesem Gedanken zusammen. „Warum, warum fühle ich mich nur so?“, fragte er leise und ballte seine Fäuste fest zusammen. 'Ich empfinde nichts für ihn, also was ist los mit mir?' Er wollte es sich nicht eingestehen, doch er wollte es Zoro recht machen. Er wollte ihn nicht verletzen und der Grund war nicht nur, weil sie Crewmitglieder waren sondern, weil ihm Zoro etwas bedeutete. „Etwas“. Was war dieses „etwas“? „Verdammt“, nuschelte der Blonde und streute frische Gewürze auf das Fleisch. „Ich fühle etwas für ihn, doch was, verflucht?“ Wütend stellte er mit lautem Krachen die Teller auf den Tisch und legte das Besteck daneben. 'Ich bin sogar lieber in dieses Loch gefallen, um seine Schwerter zu holen und uns zu befreien, anstatt es ihn machen zu lassen. Ich wollte nicht, dass er es tut. Warum? Aus Angst?' Seit langem hatte Sanji wieder einmal das Gefühl Kopfschmerzen zu bekommen und diesmal waren es eindeutig nicht die Wahrheitsbeeren, die diese verursachten. 'Er hat mir heute sogar eine reingehauen und ich konnte ihm nicht mal richtig böse sein. Oh mein Gott, was passiert hier mit mir?' Zoro war der erste Mensch der ihn liebte, ohne etwas von ihm zu erwarten. Wo auf der Welt würde man so etwas noch finden? Nirgends, außer hier. Es war etwas außergewöhnliches, etwas einzigartiges, für Sanji noch nie vorher da gewesenes. Und er konnte es immer noch nicht glauben, dass er das Ziel der Begierde war. Wut mischte sich mit einem merkwürdigen Glücksgefühl und dem Gefühl in seiner Brust, welches er nicht beschreiben konnte. Es erinnerte ihn jedoch an das Empfinden von schlechtem Gewissen. Automatisch stellte er die mit Essen gefüllten Teller auf den Tisch. Er erahnte, dass Zoro wohl nicht zum Essen nach unten kommen würde, also schaufelte er eine große Portion von allem auf den übrigen Teller. Kurz sah er sich im Raum um, als ob er Angst hätte, dass vielleicht jemand in der Tür stand, der ihn dabei beobachtete. Niemand sah ihn und trotzdem fühlte er sich ertappt. Zögernd nahm er den Teller in die Hand und ging damit langsam durch die Küchentür. „Essen ist fertig“, brüllte er in die Runde. Als ob er einen Startschuss abgegeben hätte, stürmten alle durch die Tür an ihn vorbei und stürzten sich über die Teller – wie erwartet. Mit einem leichten Schulterzucken ging er in Richtung des Mastes und sah die Leiter nach oben. Dort war Zoro, das wusste er. Woanders konnte er gar nicht sein. Ein leises Seufzen verließ seine Lippen, als er die erste Sprosse in Angriff nahm. Immer weiter entfernte er sich vom Deck und kam dem Ausguck näher. Oben angekommen klopfte er vorsichtig. „Was?“, hörte er genervt von der anderen Seite. Sanji antwortete jedoch nicht, sondern öffnete einfach die Luke und trat in den spärlich beleuchteten Ausguck. Mit seinem Fuß ließ er die Bodenluke wieder zufallen und sah sich dann im Raum um. Zoro saß auf dem Sofa und sah aus dem Fenster auf das Meer. Er hatte sich nicht zu Sanji umgedreht, als ob er gewusst hätte, dass es Sanji war, der in seine Räume eingedrungen war. Der Blonde wusste nicht, was er tun sollte oder besser gesagt, was er sagen sollte. Noch vor wenigen Minuten war sein Kopf voller Fragen gewesen, die nach einer Antwort suchten, doch jetzt war alles wie leer gefegt. Kurz sah er sich im Raum um und stellte den Teller dann auf einen kleinen Tisch, der neben den Hanteln stand. „Ich dachte mir schon, dass du nicht vor hast zum Abendessen zu kommen, also habe ich dir was hoch gebracht.“ „Das sehe ich.“ Kurz angebunden. Das war, was Sanji als erstes feststellte. Das zweite war, dass Zoro weiterhin seinen Blick mied, was ihn eher störte. 'Ich kann es nicht fassen. Warum bewegen sich meine Füße nicht. Ich muss doch wieder nach unten gehen', dachte der Smutje, während er wieder das Gefühl hatte, dass sich seine Brust zusammenzog. „Hör mal... das heute war ziemlich verrückt, nicht wahr?“ „Ja.“ „Wer hätte gedacht, dass wir ausgerechnet auf der Insel landen, wo diese Beeren herkommen.“ „Stimmt.“ Sanji zog sein Gesicht zusammen. Was machte er da nur? Wollte er ernsthaft ein Gespräch mit dem wortkargsten Menschen auf Erden anfangen, obwohl diesem eindeutig nicht nach Reden zumute war? Er wollte, dass Zoro mit ihm redete, so wie es schon einmal war. Sie hatten doch schon mal das Eis gebrochen, also warum sollte es nicht wieder so sein? „Gibt es noch was?“, fragte Zoro nach einem längerem Schweigen. „Wenn nicht, dann kannst du ja wieder in deine Küche gehen.“ Der Schwertkämpfer klang so merkwürdig. Gereiztheit mit einer Mischung aus Melancholie, wenn es Sanji hätte beschreiben müssen. Es war etwas, dass Sanji nicht bei dem Grünhaarigen hören wollte. Er sollte wie immer klingen: gelangweilt, müde, sarkastisch. 'Was wäre, wenn ich drauf eingehen würde? Wenn ich ihn einfach... wenn er mich... küssen... würde?', überlegte Sanji und merkte nur wenige Sekunden später wie sein Gesicht hoch rot wurde. 'Nein, nein, nein! Das würde bedeuten, dass ich ihn auch mag. 'So' mag! Das geht nicht. Nur, weil er der erste ist, der nichts von mir als Gegenleistung erwarten würde, heißt das nicht, dass ich darauf eingehen muss.' Sanji machte einige Schritte auf Zoro zu. Unsicher warum er nicht einfach kehrt machte und wieder zurück in sein Heiligtum ging. Kapitel 14: Gedanken und Zweifel -------------------------------- „War's das?“, fragte Zoro leicht genervt. „Eh?“ Sanji blieb abrupt stehen und wurde sich bewusst, was er da gerade vorgehabt hatte. Er stand weniger als einen Meter von Zoro entfernt und hatte anscheinend wirklich vorgehabt ihn auf gut Glück zu küssen, einfach, weil er es nicht mehr aus seinen Gedanken kriegen konnte. Dieser verfluchte Gedanke hatte sich einfach in seinen Kopf festgesetzt und hatten jegliche Funktion seines Körpers übernommen. 'Bin ich denn von allen guten Geistern verlassen? Was mach ich da?', schrie sich Sanji selber im Geiste an. Schnell machte er einige Schritte zurück und sah überall hin, nur nicht in Zoros Richtung. Sein Herz hämmerte wie wild gegen seinen Brustkorb und sein Kopf war hochrot. Er fühlte sich wie ein kleines Kind, das im Garten mit Streichhölzern gespielt hatte, um ein kleines Lagerfeuer zu entzünden, jedoch zuvor von seinen Eltern erwischt wurde. 'Nein, ich wollte das nicht tun, nein. Ich habe einfach nicht nachgedacht. Oh verflucht, er starrt mich an. Was soll ich nur machen?', dachte der Koch wie verrückt nach. „Wa- wa- was?“ Der Koch hatte eigentlich nicht vorgehabt zu stammeln, doch aus seinem Mund kamen die Worte zusammenhangslos hervorgeschossen. „Das sollte ich dich lieber fragen... was benimmst du dich so merkwürdig?“ „I- Ich... wollte nur... uhm“, stotterte Sanji abermals. Er glaubte gleich im Erdboden versinken zu müssen, so peinlich war ihm die Situation. Langsam fing Sanji an wieder zu Zoro zu sehen, der sich kein Stück von seinem Platz wegbewegt hatte und noch immer in der selben Position saß wie zuvor. Nur sein Gesicht sah ihn fragend an. Ahnte Zoro etwa, was er da vorgehabt hatte? Nein, das war es nicht, sonst würde er ihn nicht so komisch ansehen. Sanji konnte diesem Blick einfach nicht weiter standhalten und so drehte er sich um und öffnete die Luke – es war die nächstbeste Fluchtmöglichkeit vor der peinlichen Situation, in der er sich gerade befand. „Ich g- geh zurück. Lass es dir schme- schmecken“, sagte Sanji und kletterte daraufhin die Sprossen hinunter. 'Ich muss hier weg, sonst mache oder sage ich etwas, das ich bereuen würde.' Er nahm eine Sprosse und dann noch eine. Er konnte einfach nicht fassen, was da gerade passiert war. Er hatte die letzten Wochen so viel über Zoro nachgedacht, dass er sich selber wohl eine Gehirnwäsche verpasst hatte. Sein Blick war von all den verwirrenden und quälenden Gedanken ganz vernebelt, dass er eine der Sprossen mit seinem Fuß verfehlte und mit einem lauten Knall auf dem Deck der Sunny landete. Genervt rieb er sich sein Steißbein und versuchte sich aufzurichten, doch sein schmerzender Rücken und seine wackeligen Beine hinderten ihn daran. Und so saß er nun fluchend neben dem Hauptmast, hörte im Hintergrund wie seine Crewmitglieder fröhlich das Abendessen verspeisten und er fragte sich immer noch was da gerade passiert war. Zerknirscht sah er in Richtung Küche. Normalerweise wäre er in so einer Situation sofort in die Küche gerannt und hätte sich dort versteckt, jedenfalls bis er sich beruhigt hätte, doch das war im Moment wohl nicht möglich. Hier weiter wie auf dem Präsentierteller sitzen war aber auch keine wirkliche Option – blieb also nur noch sein Zimmer, wo er allein sein konnte. Sanji biss sich auf die Lippen, als er ein zweites Mal versuchte aufzustehen. Diesmal klappte es besser. Seine Beine fühlten sich immer noch schlapp an und sein Steißbein pochte vor Schmerz, doch wenigstens überstand er den Weg durch den Flur und über die Treppen bis zu seinem Zimmer. Als er die Tür aufdrückte, die er schon so oft geöffnet hatte, kamen ihm seine eigenen vier Wände auf einmal so fremd vor. Beinahe eine Woche war es her, dass die Strohhutpiraten das letzte Mal Land gesehen hatten. Dem Großteil der Crew schien dies nichts auszumachen, doch der Schiffskoch machte sich zusehends Sorgen. Ihr letzter Zwischenstopp, und das kleine „Abenteuer“, welches ihnen dort widerfahren war, hatte leider nicht nur die Nachwirkung gehabt, dass sich seine und Zoros Beziehung kaum gebessert hatte sondern auch die stete Minderung der Essensvorräte. Mit jeder Mahlzeit, die Sanji zubereitete konnte er regelrecht dabei zusehen, wie sich die Vorratskammer in einen leeren Raum verwandelte. Einmal täglich fragte er Nami, ob sie bald wieder Land erreichen würden, doch diese hatte als Antwort immer nur ein Schulterzucken übrig. Es war seine Schuld. Seine Gedanken waren in den letzten Wochen einfach nicht bei seinen Pflichten gewesen und dies hatte sie nun in eine Misere gebracht. Missmutig sah er immer wieder in den Vorratsraum und zu der Tür, die das Essen eigentlich schützen sollte. Schützen vor was? Vor nächtlichen Hungerattacken gewisser Crewmitglieder, die drei große Schlösser an einer Tür als eine Einladung zum Stehlen verstanden. Sanji wollte gar nicht wissen wer genau es war, wobei er es sich vorstellen konnte. Er hatte es bisher immer auf die Reihe gekriegt genug Essen zu besorgen, damit sie auch so eine Situation überstehen konnten. Dass Essen verschwand war schließlich nicht das erste Mal, sondern eher ein Normalzustand auf dem Schiff. Aber diesmal war es anders. Seufzend besah sich Sanji das Desaster und er beschloss seufzend, dass eine Inventur Zeitverschwendung war. Einige Säcke Kartoffeln, hier und da lag noch etwas Gemüse, ein paar Packungen Mehl und das schien es gewesen zu sein. Im Kühlraum war die Lage nicht viel besser. Ein weiterer, diesmal längerer Seufzer folgte. Langsam hob er seine Hand und fing an seine Schläfen zu massieren. Das war einfach nicht wahr. Frische Lebensmittel waren gar keine mehr da und mit dem Rest konnte er zwar weiterhin kochen, aber das war kein wirkliches Essen für ein gutes Leben, sondern nur etwas zum überleben. „Sanji, bist du hier drin?“, hörte der Koch eine bekannte liebliche Stimme aus seiner Küche rufen. Kurz zögerte er, doch dann antwortete er. „Ja, ich bin hier hinten. Warte, ich komm zu dir.“ Mit gesenktem Kopf verließ er die Kammer und schloss die Tür. Wie sollte er seinen Freunden das alles erklären? Langsam hob er seinen Kopf und sah Robin, die nur wenige Meter vor ihm stand, wie immer ein Buch in einer Hand hielt und ein leichtes Lächeln auf den Lippen hatte. „Ist irgendetwas passiert?“, fragte die Archäologin, während sie den Schiffskoch genauer musterte. „So könnte man das sagen“, sagte Sanji monoton und fing daraufhin an sofort in seiner Tasche nach einer Zigarette zu fischen. Eine gehörige Dosis Nikotin hatte er im Moment mehr als nötig. „Letzte Nacht hat sich wieder jemand an den Vorräten zu schaffen gemacht und das nicht zu knapp, darf ich hier hinzufügen. Wir werden die nächsten Tage wohl auf Festmahle verzichten müssen.“ „Ist etwa alles weg?“ Robins Augen waren vor Verwunderung geweitet – ein Ausdruck, den man bei der sonst so kühlen Frau selten sah. „Nein, keine Angst“, winkte er ab. „Aber bei diesen Mägen ohne Boden, die wir auf dem Schiff haben, reicht das alles vielleicht noch für fünf, sechs Tage, wenn wir Glück haben, aber das auch nur, wenn ich alle Rationen durch mehr als die Hälfte teile.“ „Hm, das klingt nicht gut, Koch-san. Vielleicht sollten wir mit Nami reden?“ „Und was soll sie tun? Eine Insel aus dem Hut zaubern?“ „Da hast du wohl recht...“ „Wolltest du eigentlich etwas, Robin-chan, oder warum bist du in der Küche?“ „Oh, ich wollte nur sagen, dass ich mir zwei Tassen Kaffee nehme“, erwiderte die junge Frau, während sie sich die benannten Tassen aus dem Küchenschrank nahm. „Kann ich dir vielleicht helfen, indem ich mit der Crew rede?“ „Das wäre zu liebst. Ich habe es die letzten Tage mehrmals versucht, aber auf mich scheint keiner zu hören.“ „Dann werde ich das für dich übernehmen, Sanji, ruhe dich stattdessen ein wenig aus. Du siehst müde aus.“ „Danke, Robin-chan“, sagte der Koch und beobachtete wie die Archäologin die Tassen mit der beliebten schwarzen Flüssigkeit füllte und die Kombüse verließ. Seufzend legte Sanji seinen Notizblock zur Seite und setzte sich an den Küchentisch. Was sollte er jetzt tun? Eigentlich konnte er nur darauf hoffen, dass Robins Standpredigt mehr Wirkung zeigte als seine Drohungen und Sicherheitsvorkehrungen. Er hätte nie gedacht, dass es dies jemals wieder erleben würde – das Gefühl von Verzweiflung. Tief zog er an seiner Zigarette und drückte sie daraufhin in einem Aschenbecher aus, nur um sich sofort eine neue anzuzünden. Seine Beziehung zu Zoro hatte sich wirklich nicht gebessert. Meistens schwiegen sie sich an und wenn sie miteinander redeten hing eine Wolke der Unbehaglichkeit über ihnen, die von Luffy eindeutig beäugt wurde. Sanji rechnete bereits stark damit, dass Luffy ihn wirklich vom Schiff schmeißen würde, sobald sie die nächste Insel erreichten. Gestern war er kurz davor gewesen schon mal seine Sachen zu packen, damit er „bereit“ war. Schnell hatte er den Gedanken jedoch wieder verworfen. Er wollte hier bleiben. Er wollte nicht irgendwo ausgesetzt werden, obwohl es eindeutig seine eigene Schuld wäre. Schließlich hatte er Luffy diesen Vorschlag unterbreitet. Umnachtet muss er gewesen sein, wenn er sich seine Worte von vor wenigen Wochen in die Erinnerung rief. Nein, das durfte einfach nicht passieren. Hier war sein Zuhause, seine Familie war hier. Im Baratie hatte er zwar auch eine Familie, aber es würde nicht das Selbe sein, nicht nach all den Abenteuern mit der Strohhutbande. Er hatte ja versucht mit Zoro wieder besser auszukommen, aber langsam schien er jegliche Hoffnung an das Kitten ihrer Beziehung aufzugeben. Er wusste, dass es nie wieder so wie Früher werden würde, dies hatte ihm Zoro mehr als nur einmal deutlich gemacht, aber innerlich konnte er einfach nicht damit abschließen. Erst waren sie nur Nakama gewesen, die sich stritten, aber sonst keine Probleme hatten, dann hatte Sanji die Beeren genommen und eine Art von Beziehung hatte sich entwickelt, die man eventuell und entfernt als eine freundschaftlich bezeichnen könnte. Und jetzt hatte Sanji nicht einmal mehr das Gefühl, dass sie Nakama waren, sondern einfach nur zusammen auf einem Schiff waren. Dies gefiel ihm nicht, gar nicht, doch er konnte beim besten Willen keine Lösung für sein Problem finden. Kleinigkeiten wie Zoro ebenfalls einen Snack bringen, während er Robin und Nami einen brachte, schienen den Schwertkämpfer regelrecht kalt zu lassen. Ebenso waren die Versuche eine Unterhaltung anzustreben erfolglos. Und das, was Sanji wohl am meisten auffiel war, dass sie nicht mehr kämpften. Dies war auch den anderen Crewmitgliedern aufgefallen und vor allem Luffy, der sie jedoch nicht nochmal darauf ansprach. „Hach, das gibt es doch nicht“, seufzte Sanji und fing an mit seinem Stuhl zu kippeln. „Argh!“ Beinahe wäre sein Spielchen mit dem Stuhl die Hose gegangen, da das Schiff wohl auf eine größere Welle getroffen war und nun hin und her schwankte. Kurz ließ er seinen geschulten Blick über die Küche streifen, um zu überprüfen, ob auch nichts auf den Boden gefallen war. Zum Glück war dem nicht so. Das wäre ja auch noch zu schön gewesen, wenn eine kaputte Zuckerdose verstreut über den Boden liegen würde. Mit einem Ruck positionierte er den Stuhl wieder an die richtige Stelle und rappelte sich auf. Eigentlich hätte er bald anfangen sollen zu kochen, doch da seine Lebensmittel nur noch begrenzt waren, brauchte er auch nicht mehr viel Zeit einplanen. Die kleine Zeitspanne von einer weiteren halben Stunde konnte er zum Nachdenken nutzen, obwohl er sich immer wieder im Kreis drehte und eh zu keiner Lösung kam. „NEIN!!!“ Sanji schreckte auf. Das war Namis Stimme gewesen! Wie ein Blitz sprang er von seinem Sitzplatz auf und rannte durch die Tür. Über ihn, auf dem oberen Deck, entdeckte er Nami und Robin, die sich über die Reling beugten. „Was ist los?“, rief Sanji nach oben. Sichtlich erleichtert, dass Nami anscheinend nichts passiert war. „Was war das für ein Gebrüll?“, meldete sich Brook zu Wort, der ebenfalls aus dem Schiff kam und seine Geige noch in der Hand hielt. Es dauerte keine Minute, da war die ganze Crew an Deck und stellte die selbe Frage wie Sanji zuvor. „Der Logport“, jammerte die Navigatorin und glitt zu Boden. „Er ist ins Wasser gefallen!“ „Was?!“, schrie Usopp. „Wann? Wo? Einer muss sofort hinterher springen!“ „Es ist passiert, als wir eine Welle getroffen haben“, erklärte Robin, die mit Nami zusammen war. „Wir hatten den Logport hier auf dem Tisch liegen, zusammen mit der Karte. Und dann kam die Welle und wir haben erst danach gesehen, dass der Logport weg ist.“ „Habt ihr schon auf dem Boden nachgesehen?“, fragte Franky. „Nein, du Hirni!“, schrie Nami. „Daran haben wir gar nicht gedacht!“ Man konnte ihren Sarkasmus nicht überhören. Mit einem wütenden Gesicht, das wohl ihr selber galt, sah sie auf die offene See. Dort, irgendwo, schwamm ihr Logport und würde in Zukunft nur den Fischen den Weg weisen. „Was machen wir denn nun, Nami?“, fragte Luffy. „Wie kommen wir zur nächsten Insel?“ „Ich...“, zögerte die Navigatorin. Sie schien zu überlegen. „Ich habe mir keine genauen Daten aufgeschrieben, da ich es nicht für nötig gehalten habe. Ich habe noch nie einen Logport verloren! Ich weiß zwar ungefähr in welche Richtung wir müssen, aber wenn wir nur einen Grad daneben liegen werden wir an der Insel vorbeifahren, ohne es überhaupt gemerkt zu haben.“ „Oh Gott, wir werden alle sterben“, weinte Chopper, der neben Usopp stand, welcher ebenso ein panisches Gesicht hatte. „Es tut mir leid“, sagte Nami laut und man erkannte kleine Tränen in ihren Augenwinkeln. Robin beugte sich nach unten und strich ihr über den Arm. Sie versuchte die Navigatorin zu beruhigen, aber es schien keine Wirkung zu zeigen. In der Zwischenzeit spielte sich bei Sanji eine ganz andere Szene ab: Sie würden die Insel verpassen und kläglich verhungern, da ihre Vorräte ausgegangen waren. Sie hatten seit Tagen keinen Fisch gefangen, da dieser Teil der Grandline wohl leider zu den fischarmen Gebieten gehörte. „Was ist mit den Sternen? Wenn du dich danach-“, fragte Franky. „Das wir nicht viel bringen“, seufzte Robin. „Hier, auf der Grandline, kann man sich nicht zuverlässig an den Sternen orientieren.“ „Super, und was machen wir jetzt?“, stöhnte der Halbroboter. „Macht euch keine Sorgen!“, rief Luffy ihnen zu. „Nami, hey, Nami! Du hast doch gesagt, dass du den Kurs ungefähr noch weißt, nicht wahr? Dann werden wir schon die nächste Insel erreichen. Ich vertrau dir da voll und ganz.“ „Luffy...“, schniefte die Navigatorin. „Kommt, Leute, seht doch nicht so aus wie sieben Tage Regenwetter. Nami hat uns immer zur nächsten Insel gelotst. Das wird sie auch diesmal schaffen“, sagte Luffy ermutigend. „Meinst du wirklich, Luffy?“, schniefte Chopper. Große Kullertränen kamen aus seinen Augen. „Aber natürlich!“, bestätigte der Kapitän. „In ein paar Tagen werden wir Land sehen und ein neues Abenteuer erleben.“ Die Ansprache des Kapitäns schien Wirkung gezeigt zu haben. Die Stimmung erhellte sich zusehends. Sanji blickte sich in der Runde um. Erst jetzt fiel ihm auf, dass Zoro fehlte. Wie er ihn kannte schlief dieser im Ausguck und hatte gar nichts von dem Zwischenfall mitbekommen. Das war so typisch für ihn. Ein amüsiertes Lächeln schlich sich auf sein Gesicht, welches jedoch nur kurz dort verweilte. Zu schnell wurde die kurze Erheiterung von seinen steten Gedanken überlagert. Beinahe automatisch und ohne es richtig zu wollen, sah er den Hauptmast hinauf, dort, wo Zoro mit hoher Wahrscheinlichkeit im Land der Träume war. 'Es tut mir leid, Zoro', dachte er. Diese Worte hatte er in den letzten Tagen immer wieder gedacht, doch nicht ausgesprochen. Egal wie oft er sie in Wirklichkeit sagen würde, es würde wohl kaum etwas an ihrer Situation ändern. Sondern sie vermutlich sogar verschlimmern, da Zoro eindeutig nicht daran erinnert werden wollte, dass Sanji wusste, dass er in ihn verliebt war. Kommentarlos ging Sanji zurück in seine Kombüse. Hier brauchte wohl keiner mehr seine Hilfe. Nami wurde von Robin getröstet, die ihr wohl auch bei der Navigation helfen würde. Er konnte nur hoffen, dass ihre Berechnungen fehlerfrei sein würden, damit sie nicht in die Notlage gerieten Hunger zu leiden. Kurz blickte Sanji auf die Küchenuhr. Es war an der Zeit das Abendessen zu kochen. Auch, wenn es wohl nur einen Berg an Bratkartoffeln geben würde. Mehr konnte er für den heutigen Tag nicht bereitstellen. „Sanji, yohoho~ Soll ich dir beim Kochen helfen?“ Brook, hatte sich seinen Weg in die Kombüse gebahnt und seine Violine auf den Küchentisch abgelegt. „Robin hat erzählt, dass wir nicht mehr im Luxus schweben und da dachte ich mir, dass ich dir vielleicht helfen kann.“ „Das ist, uhm, nett von dir. Du kannst mir helfen Kartoffeln zu schneiden.“ Brook hielt ihm seinen ausgestreckten nach oben zeigenden Skelettdaumen entgegen, was wohl soviel hieß wie „Alles klar, Kumpel.“ Schweigend schleppten beide Kartoffeln in die Küche. Während Brook die „Drecksarbeit“ erledigte, mischte Sanji einige Kräuter zusammen, mit denen er die Bratkartoffeln schmackhaft machen wollte. Brook, der sonst immer zur gesprächigen Sorte gehörte, war zu Sanjis Verwunderung mehr als nur ruhig. Es war nicht so, dass er etwas dagegen hatte, aber ganz behaglich war ihm dabei auch nicht. „Brook, warum hilfst du mir? Ihr helft mir doch sonst nicht beim Kochen“, sagte Sanji, als er einige Kräuter in seinem Mörser zerstieß. „Hm, ich weiß nicht genau warum“, lachte Brook. „Vielleicht habe ich ein schlechtes Gewissen, weil ich Essen geklaut habe.“ Für einige Sekunden herrschte eisiges Schweigen. Der Koch hatte seine Augen geschlossen. „Viel?“, fragte Sanji erschöpft. „Nicht so viel wie unser Kapitän“, gab das Skelett kleinlaut von sich, während ein kleines Stück Kartoffel auf den Boden fiel. „Ich frage lieber gar nicht wer alles von der Crew das Selbe getan hat“, stöhnte er, während er versuchte seinen Mörser vor Wut nicht zu zerstoßen. „Du bist überraschend gelassen“, erwiderte Brook beinahe lachend. „Hätte gedacht, dass du ausrastest und mir meinen Schädel mit einem Messer spaltest.“ „Genau, Brook, ich bin mehr als gelassen“, knurrte Sanji genervt, „und nun schneide weiter Kartoffeln oder ich werde wirklich bald ein Messer werfen.“ Wenn das Skelett in der Lage wäre zu schlucken, hätte er das genau in diesem Moment getan. Sanjis Blick, als er ihn angesehen hatte, ließ ihn beinahe erstarren. Die Tatsache, dass der Koch ihn verschont hatte und der Blick, welcher Wut und Enttäuschung gleichzeitig gezeigt hatte, ließ den Musiker zum Entschluss kommen, dass Sanji aufgegeben hatte. Aufgegeben wie in „macht doch, was ihr wollt“. Alles, was übrig blieb war ein schlechtes Gewissen, welches er zurecht hatte. Brook wusste, dass der Rest der Crew ebenfalls von diesem Gefühl geplagt waren. Nun, alle, bis auf Luffy, der sich dem Ausmaß der Situation wohl nicht bewusst war, da er sonst nicht so viele Vorräte stibitzt hätte. Sanjis größtes Problem genannt Marimo hatte sich in den Hintergrund gedrängt von der Vorratskrise, die sich nach weiteren vier Tagen nicht gebessert hatte. Nami hatte sich in ihrem Zimmer eingeschlossen und schien wie eine verrückte Berechnungen zu machen, um einer Insel näher zu kommen. „Wie lang sollen wir noch auf der See herumirren?“, frage Usopp träge und mit einer Angel in der Hand. „So lange es eben dauern wird“, erwiderte Franky. Er saß neben Usopp auf der Reling, ebenfalls mit einer Angel. „Hmm... hast du schon einen Fisch gefangen?“ „Du warst doch dabei, als ich vor zwei Stunden einen Fisch gefangen habe!“ „Stimmt, hatte ich schon vergessen, da er nicht besonders groß war.“ „Fang du doch erst einmal überhaupt einen!“, schrie Franky den Kanonier an. „Yohoho, lasst euch nicht entmutigen. Noch ein weiterer Fisch und wir können etwas essen außer Kartoffeln“, warf Brook dazwischen. Er saß nur einige Meter hinter den beiden auf dem Gras des Decks und stimmte seine Fidel. „Das wäre alles nicht passiert, wenn Nami den Logport nicht verloren und Sanji mehr Vorräte gekauft hätte“, seufzte die Langnase. Brook blickte über seine rechte Schulter zur Kombüse. Dort hatte er einen Schatten erhaschen können, der nun verschwunden war. Seine letzte Begegnung mit Sanji hatte ihm beinahe einer Kratzer im Schädel beschert. Sanji hatte eindeutig alles mitgehört. Sanji hatte geahnt, dass es dazu kommen würde. Nun fing die Crew an ihm die Schuld zu geben. Seine Gedanken schienen sich immer wieder im Kreis zu drehen, als er den Fisch filetierte, den Franky gefangen hatte. Quälend langsam zog er einzelne Gräten heraus, die er nicht erwischt hatte und legte den fertigen eingelegten Fisch zurück in den Kühlschrank. In knapp einer Stunde sollte das Abendessen fertig sein, doch nun hatte er wahrlich keine Lust mehr darauf etwas zu kochen. Immer mehr fühlte er sich verloren in den Gefühlen, die er die letzten Wochen durchlebt hatte. Nicht einmal das Kochen machte ihm Freude – was aber auch nicht verwunderlich war bei den raren Vorräten, die sie besaßen. Alles wirkte sinnlos im Angesicht des möglichen Rauswurfs aus der Crew. Eher umständlich schloss er die Kühlschranktür wieder und sah sich in der Küche um. Eigentlich hatte er vorgehabt irgendein Dessert zu zaubern aus den wenigen Zutaten, die er zusammenkratzten konnte, aber diese Idee verschwand sofort, als er den ihm wohlbekannten Schwertkämpfer in der Tür stehen sah. Dieser mied wie in letzter Zeit immer seinen Blick und ging schnurstracks auf das Alkoholregal zu, um sich seine tägliche Sakeflasche zu genehmigen. Sanji beobachtete jede einzelne Bewegung der andere Person. Immer wieder öffnete er seine Mund, um etwas zu sagen, doch kein Gedanke oder Wort wollte sich so recht formen. Also blieb er einfach neben dem Kühlschrank stehen und sah dabei zu wie Zoro mit der dunkelgrünen Flasche die Kombüse verließ. Wieder einmal verspürte er diesen Drang Zoro einfach hinterher zu rennen und aufzuhalten; sich zu erklären und alles gut zu machen, doch er wusste, dass dies nicht funktionieren würde. Müde schloss er seine Augen und holte den Fisch wieder aus dem Kühlschrank. Eigentlich hätte dieser noch ein wenig länger mit den Kräutern marinieren sollen, aber das war ihm jetzt egal. Er wollte das Abendessen einfach nur hinter sich bringen. Und hinter sich bringen war wohl auch das richtige Wort. Wie immer artete dies in eine laute Party aus, in der Brook sang und Luffy sich über das magere Mahl beschwerte. Es war alles wie immer. Selbst Zoro saß am Tisch. Er hatte sich an den am weitesten entfernten Platz von Sanji gesetzt und jener wunderte sich nicht mal mehr darüber. Doch das schmerzhafte Zusammenziehen in seiner Brust sagte ihm, dass die Situation von Tag zu Tag schlimmer wurde. Ohne ein Wort ging der Schiffskoch nach einer gefühlten Ewigkeit aus der Kombüse an die frische salzige Luft. Träge fischte er in seiner Jackettasche nach einer Zigarette und zündete sie an. 'Endlich ein Moment Ruhe', dachte er sich und ging auf die Reling zu, um sich abzustützen und das schwarze Wasser zu beobachten. „Das ist doch alles scheiße“, flüsterte Sanji und stöhnte auf. Er nahm einen weiteren Zug von seiner Zigarette. Was war nur mit dem so selbstsicheren Sanji passiert, der er noch vor wenigen Monaten war. Eigentlich wusste er, was er zu tun hatte oder besser gesagt wie er alles mit Zoro kitten konnte. Der Idealfall wäre eine Liebesbeziehung mit dem Schwertkämpfer einzugehen, denn er wusste, dass sie zu ihrer vorherigen Freundschaft oder was auch immer sie gehabt hatten, nicht zurück gehen könnten, egal was kommen würde. Aber wie dahin kommen? Denn so schwer es auch für Sanji war, er wusste, dass wenn Zoro ihm egal wäre, es ihn nicht so sehr stören würde, dass dieser ihn ignorierte. Es würde an ihm abprallen, so wie die vielen Flirtversuche, die er bei Frauen unternommen hatte. Ein weiteres Mal steckte er den Glimmstängel zwischen seine Lippen, die ein leichtes Lächeln zierten. Zoro liebte ihn, so wie noch nie jemand zuvor. Dessen war er sich bewusst und es gab ihm zugleich ein gutes wie auch ein schlechtes Gefühl. Wie konnte er dem Schwertkämpfer nach all dem Chaos, was er mit den Beeren angerichtet hatte nur begreiflich machen, was er fühlte. Er wusste ja nicht einmal die richtigen Worte dafür, was er empfand. Seine Gedanken fanden ein Ende, als seine Finger schmerzhaft brannten und er die Zigarette über Bord warf. Er musste mit Zoro reden, verdammt noch mal mit ihm reden und ihm begreiflich machen, was er fühlte oder was ihm durch den Kopf ging. Er wollte ihm alles sagen. Dass er die Strohhutbande nicht verlassen wollte, dass er Zoro nicht verlassen wollte und dass er etwas für ihn empfand. Sanji konnte schon erahnen wie dieser reagieren würde: ein verwirrter Gesichtsausdruck und ein schräges Lachen, als ob Sanji ihm einen Witz erzählt hätte. Aber das war egal. Wenn es sein musste, würde er dem Schwertkämpfer schon beweisen, was in ihm vorging. Im Notfall würde er ihn sogar ohne Vorwarnung küssen und Prügel beziehen. Er musste einfach IRGENDETWAS tun, damit dieser Stillstand aufhörte. Sanji atmete tief ein und zupfte sein Jacket zurecht. Er hatte einen Entschluss gefasst und würde nicht mehr davon zurück gehen. Er hatte es satt sich so zu fühlen. Er wollte nicht weiter der Feigling sein und dieses unbeschreiblich schlechte Gewissen haben. Zielstrebig setzte er zum Gehen an. Heute Abend, irgendwann heute Abend würde er zu Zoro gehen und sein Vorhaben in die Tat umsetzen. Ganz plötzlich jedoch stolperte er und wäre beinahe hingefallen, wenn er sich nicht an der Reling festgehalten hätte. „Verflucht. Was war das denn?“, fragte er verdutzt. Die Sunny hatte einen Ruck bekommen und schwankte noch leicht. Ein weiterer Ruck folgte. Sanji zog sich am Holz hoch und sah ins Wasser hinunter. Seine Augen verengten sich und er erkannte in dem schwarzen Wasser eine Art von Schwanz, die kurz aus dem Wasser geragt hatte. Kapitel 15: Glück im Unglück ---------------------------- „Was war das?“, schrie Chopper, der zusammen mit den anderen aus der Kombüse gekommen war und sichtlich aufgeregt erschien. „Ich... ich weiß nicht genau“, antwortete Sanji, während er weiter ins Wasser starrte. „Ein Fisch? War es ein großer Fisch?“, fragte Luffy aufgeregt und lehnte sich neben Sanji über die Reling. Wie immer war der Kapitän völlig aus dem Häuschen im Angesicht der Abwechslung vom langweiligen Alltag. „Kann sein. Ich habe so etwas wie eine Rückenflos- wah!“ Ein weiteres Mal wurde das Schiff gestreift, diesmal stärker als zuvor. Alle Augen waren auf das Meer gerichtet und die einzelnen Wellen, die sich immer wieder formten. Nun sah auch der Rest der Crew eine Art Flosse, besser konnten sie es zu diesem Moment nicht beschreiben. „Endlich was zu essen!“, rief der Kapitän mit einem breiten Grinsen im Gesicht. „Lasst uns das Fischlein fangen, Leute!“ Franky schien etwas Ähnliches wie einen Salut zu machen und wollte sich gerade zu der selbstgebauten Harpune bewegen, als das Monster aus dem Wasser ragte und sie ansah. „Uhm, Freunde, ich glaube... das ist kein Fisch“, stotterte Usopp ängstlich. Vor der Strohhutbande ragte eine dunkel-geschuppte drachenähnliche Kreatur hervor. Keiner von ihnen hatte je zuvor so etwas gesehen. Selbst Robin schien sprachlos zu sein. Das Monster war locker dreißig Meter groß und es schien, mit seinen roten Augen die Crew zu beobachten. Ohne Vorwarnung schnellte der Schwanz des Ungetüms hervor und schlug so kräftig ins Wasser, dass die Sunny wieder ins Schwanken geriet. Man konnte an den Nüstern erkennen, dass es die Strohhutbande beschnupperte und dann plötzlich anfing einen knurrigen Laut von sich zu geben. Es wirkte wie ein Jagdhund, der gerade seine Beute gefunden hatte. Sanjis Augen weiteten sich. Er hatte dieses Knurren vor nicht allzu langer Zeit gehört! Es war auf der Insel der „Wahrheitsbeeren“ gewesen, als er in die Gruben gefallen war, um Zoros Schwerter zu retten. Er erinnerte sich an das unbehagliche Gefühl, welches die Geräusche in ihn verursacht hatten und genau dieses Gefühl hatte er jetzt wieder. Das war das Monster, vor dem er geflüchtet war. Es musste Witterung von ihm aufgenommen haben. Nein, vielleicht hatten die Eingeborenen es sogar darauf angesetzt nach ihm und Zoro zu suchen und sie zu töten. Das wäre nur logisch, wenn man bedachte wie sauer sie auf die beiden gewesen waren. „Koch?“, fragte eine ihm nur zu gut bekannte Stimme. Zoro hatte seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr richtig mit ihm geredet und nun entschied er sich ausgerechnet in so einer Situation ihn anzusprechen? Toll, besser konnte der Tag eigentlich nicht werden. „Dein Blick verrät, dass du das Ding kennst. Woher? Sag es uns!“, sagte Zoro laut, so, dass es auch die anderen mitbekamen. „Erinnerst du dich an die Insel und die Grube, in die ich... nun ja, gefallen bin wegen deinen Schwertern?“ Zoro verzog sein Gesicht zu einer genervten Miene, aber nickte schließlich. „Ich habe dort unten ein Geräusch gehört und ich könnte schwören, dass es dem Monster hier SEHR ähnlich ist. Ich glaube, dass es uns verfolgt hat.“ „Na ganz toll! Ich hab doch gesagt, dass du nicht in die verfluchte Grube springen sollst!“ „Jungs, so interessant eure Unterhaltung auch ist“, warf Nami ein, „würde ich trotzdem meinen, dass wir dieses Ungetüm in Stückchen hacken sollten.“ „Ja“, entgegnete nun auch Chopper. „Und das sollten wir recht schnell in die Tat umsetzen.“ Die Stimme des kleinen Rentiers zitterte und er hatte einen Angsterfüllten Gesichtsausdruck. „Chopper?“, fragte Robin besorgt. „Kannst du es etwa verstehen?“ „So kann man das sagen... Es hat nur einen Gedanken: töten und zurückkehren. Und Sanji? Es schaut dich und Zoro die ganze Zeit an und ich habe das unbestimmte Gefühl, dass es immer saurer wird.“ Wie aufs Stichwort erhob sich der Schwanz des Monsters erneut. Diesmal zielte es jedoch nicht auf das Wasser ab, sondern auf das Schiff – ihre geliebte Sunny. Luffy schaltete schnell und stieß es mit seinem Fuß beiseite, doch es hörte einfach nicht auf. Immer wieder versuchte es einen neuen Angriff auf das Schiff. „Franky, versuch das Vieh mit der Harpune zu erwischen!“, rief der Kapitän. „Und der Rest von uns versucht es auf die herkömmliche Art zu filetieren! Na los, zeig was du drauf hast, Drachenfischlein!“ Nami und Chopper versteckten sich zusammen mit Usopp in der Kombüse – sie war am nächsten gelegen. Alle drei fühlten sich dem Kampf nicht gewachsen und hatten schnell entschieden, dass sie womöglich nur im Weg stehen würden. Währenddessen zückte Zoro seine Schwerter und wehrte einen weiteren Angriff ab, die mit einer unglaublichen Stärke auf ihn niederprasselte. „Mist, das Vieh hat einen ganz schön robusten Panzer. Ich hätte es eigentlich locker zerschneiden müssen“, zischte der Schwertkämpfer frustriert. Brook und Luffy waren währenddessen damit beschäftigt die Pranken abzuwehren und den scharfen Krallen auszuweichen, die wie Rasiermesser wirkten. Was sollte Sanji nur tun? Das Monster war kurz davor das Schiff zu zerlegen. Ein Fehler in ihrer Abwehr und sie würden vor Trümmern liegen. Nein, nicht liegen, besser gesagt schwimmen und einige würden untergehen. Mit einem schnellen Fußtritt hielt er das Monstrum davon ab ein Stück aus dem Bug zu reißen. Es schien auf jeden Angriffsversuch gelassen zu reagieren. „Leute, aus dem Weg, die Harpune kommt!“, hörte man Franky rufen. Sein neu entworfener Harpunenabschuss ragte aus einer Luke am Deck hervor und zielte direkt auf den Kopf des Monsters. Ein schnalzendes Geräusch war zu vernehmen, als sie durch die Luft flog. Die Pranken des Monsters fingen das Stück Metall und zerquetschte es mit einem schnaubenden Geräusch der Nüstern. Es blickte kurz in die Runde der Crew und warf das Metall in Zoros Richtung. Dieser hob zur Abwehr sofort seine Schwerter, wurde jedoch zurückgestoßen und landete auf dem Deck. „Alles ok, Marimo?“, fragte Sanji ohne wirklich darüber nachgedacht zu haben. Es kam einfach aus ihm herausgeschossen. „Frag nicht so dumm. Kümmere dich um deinen eigenen Kram!“, rief der Angesprochene ihm entgegen und wischte sich das Blut von der Stirn. Er musste sich beim Sturz eine Wunde am Kopf zugezogen haben. Zoro zog sein Bandana etwas tiefer und machte sich für einen neuen Angriff bereit. Sanji hatte das Gefühl, dass alles seine Schuld war. Er sah in die Augen des Ungetüms und erkannte, dass es mit seiner Arbeit hier noch lange nicht fertig war. Ja, alles war seine Schuld. Er hatte die Beeren auf das Schiff gebracht. Hätte er das nicht gemacht, würden sie sich nicht in dieser Lage befinden. Die letzten Wochen wären womöglich komplett anders verlaufen. Wieder war er in der „was wäre wenn“-Schleife gefangen. Er war abgelenkt. Abgelenkt durch seine Gedanken, durch Zoros Blut, dass dessen Stirn hinunterlief und in seine Augen tropfte, abgelenkt durch die Schuldgefühle, die er seit Wochen mit sich trug. Abgelenkt genug, um den peitschenden Schwanz des Monsters nicht wahrzunehmen und erst zu merken, dass es zu spät war, als er Holz splittern hörte. Der Hauptmast hatte einen schweren Schaden erlitten und drohte auseinander zu brechen. „Shit!“, hörte man Franky rufen. Vor Wut gepackt, nahm der Halbroboter Anlauf und Sprang auf das Monster zu. Er bekam seinen Schwanz zu packen und klammerte sich daran fest. „Pass auf, Franky“, rief Luffy ihm zu. „Wir werden das Vieh ablenken und du versuchst von dort aus was zu machen.“ „Alles klar!“ Sanji sah immer noch wie gebannt die Szenerie an. Warum fiel es ihm so schwer sich zu bewegen? Sein Blick war starr auf den Mast gerichtet. Der obere Teil, welcher angeknackst war, fing an sich gefährlich zu neigen. Das Holz knarrte einfach immer weiter. Luffy, Zoro und Brook versuchten weiterhin das Monster von vorne anzugreifen. Der Schwertkämpfer wurde ein weiteres Mal getroffen, ließ sich jedoch davon nicht beirren. „Verdammtes Blut“, war alles was er sagte, als er sich abermals über die Augen wischte und sein Bandana fester zog, was aber nichts zu bringen schien. Genau in diesem Moment gab es einen lauten Knacks, Sanji schaute wieder zum Mast und sah wie sich die gebrochene Stelle komplett vom Holz löste. Der ramponierte Ausguck und gesplittertes Holz raste auf das Deck zu. Sanjis Kopf war leer. Er sah nur wie große Holzteile dem Deck bedrohlich nah kamen. Bedrohlich nah an Zoro, der am Boden hockte und gerade dabei war aufzustehen, da er wohl von dem Ganzen nicht wirklich etwas mitbekommen hatte. Ohne nachzudenken, setzte sich der Körper des Smutjes in Bewegung und rannte auf Zoro zu. Er stieß ihn mit voller Wucht aus dem Weg. Das Nächste, was er spürte war ein Schmerz, der seinen ganzen Körper durchfuhr und Schwärze, die ihn umgab. Sanji hatte das Gefühl, dass sein ganzer Körper zertrümmert war. Jeder Muskel machte sich schmerzhaft bemerkbar und hielt ihn davon ab sich zu bewegen. Selbst seine Augenlider schienen eine Tonne zu wiegen und sich unendlich langsam zu öffnen. Er blinzelte einige Male und erkannte erst einmal nichts. Das Licht blendete seine Augen und er musste sich einige Momente an das Gefühl und die Helligkeit gewöhnen. So gut er konnte versuchte er sich nach einiger Zeit umzusehen. Er erkannte das Zimmer. Es war Choppers Krankenzimmer. Der Smutje unternahm einen Versuch sich aufzurichten, aber ihn durchfuhr abermals ein Schmerz, der ihn laut aufkeuchen ließ. „Sanji? Oh, Sanji, du bist wach!“, schrie der kleine Arzt praktisch in sein Ohr. „Nicht so laut, Cho- Chopper“, krächzte der Koch. Seine Kehle war trocken und jedes Wort kam wie Sandpapier aus ihm heraus. „Wie spät ist es? Geht es allen gut?“ „Uhm, ja, alle sind wohlauf... und es ist Mittag.“ „Hm. Und der Marimo? Er war verletzt, nicht wahr?“ „Ihm fehlt nichts. Oh, Sanji, ich bin so froh, dass du endlich wach geworden bist. Ich habe mir so Sorgen gemacht.“ „Wovon redest du?“, fragte er träge, „es ist doch erst Mi- Mittag.“ „Du... du hast drei Wochen geschlafen...“ „WAS?!“, schrie der Koch und schreckte nach oben. Ein weiterer schmerzverzerrter Laut folgte. „Bleib liegen! Dich hat es schwer erwischt.“ Sanji mochte die Atmosphäre nicht. Der Schiffsarzt hatte regelrecht Tränen vor Freude in seinen Augen. Nun, er wusste, dass Chopper immer schon nah beim Wasser gebaut war, aber das hier? Das war anders. So sah Chopper nur aus, wenn ein Wunder geschehen war. „Was ist denn eigentlich passiert? Das Monster? Das Schiff?“ „Versprichst du mir ganz ruhig liegen zu bleiben? Dann erzähle ich dir alles.“ Ein zustimmender Laut folgte und Chopper fing an zu erzählen. „Nun, Franky hat gesehen wie du Zoro weggestoßen hast, um ihn wohl vor dem fallenden Ausguck zu retten. Das komplette Ding ist auf dich... naja, drauf gefallen. Du hattest Glück, dass du nicht komplett zerschmettert wurdest. Du hast einige gebrochene Knochen, die noch weitere zwei Wochen brauchen werden, um komplett verheilt zu sein und einige Organe wurden ebenfalls verletzt. Die schlimmste Verletzung war wohl ein großer Holzsplitter gewesen, der sich in deinen Rücken gebohrt hatte. Ich musste dich deswegen die ganze Nacht operieren... wie dem auch sei. Als Luffy und Zoro gesehen haben, was passiert war, sind sie völlig ausgerastet. Ich habe es von der Kombüse aus beobachtet. Luffy hatte mit aller Gewalt das Maul dieses Monsters aufgerissen und Zoro hat, ich weiß nicht wie ich es am besten beschreiben soll... er hat das Vieh von innen zerfleischt. Du weißt schon, er ist einfach in das Vieh rein und hat ein regelrechtes Blutbad angerichtet.“ Sanji sah Chopper blinzelnd an. Zoro hat das Monster fertig gemacht. Er hatte sich nicht in den Schwertkämpfer geirrt: er war wirklich der stärkste Mensch ohne Teufelskräfte, den er kannte. Für einen kurzen Moment fühlte sich Sanji sogar geschmeichelt. Die Idee, dass Zoro vielleicht nur wegen ihm so ausgerastet war, gefiel ihm irgendwie. „Naja, und dann“, erzählte Chopper eifrig weiter, „haben wir dich aus den Trümmern gezogen. Du sahst einfach schrecklich aus und für einen kurzen Moment habe sogar ich gedacht, dass ich dich nicht wieder zusammenflicken kann. Ich habe dich sofort ins Krankenzimmer gebracht und angefangen deine Wunden zu versorgen. Du musst wohl auch ein Schädeltrauma erlitten haben, da du einfach nicht aufwachen wolltest. Ich konnte einfach nichts mehr tun, außer warten. Den anderen geht es nicht anders. Jeden Tag besuchen sie dich und wollen wissen, ob es eine Besserung gibt.“ Chopper schniefte kurz. „Sie werden vor Freude eine Party schmeißen, wenn ich ihnen sage, dass du wach bist und es dir anscheinend gut geht.“ „Ja, so gut, wie es einem gehen kann... Und das Schiff? Wie schwer sind die Schäden?“ „Alles ist beinahe wieder beim Alten. Franky hat sich den Tag darauf sofort an die Arbeit gemacht den Hauptmast zu reparieren.“ Sanji schloss seine Augen. Es muss schwer gewesen sein das Schiff und die Schäden auf offener See zu richten. Drei Wochen hatte er geschlafen und nichts mitbekommen. Moment, drei Wochen? Die Vorräte! Sie hatten doch bereits beinahe am Hungertuch genagt. „Das... das Essen. Wir hatten kaum noch welches. Wie habt ihr-?“ „Oh, das? Zu unserem Glück haben wir zwei Tage nach dem Zwischenfall mit dem Ungeheuer eine Insel entdeckt. Es ist unserer Nami zu verdanken, die wohl alles richtig berechnet hatte.“ „Das ist gut“, seufzte Sanji. „Gut. Zum Glück.“ Der Koch hätte es sich im Leben nicht verzeihen können, wenn sie wegen seiner Schuld verhungert wären. Sanji wurde von Chopper, der ihn plötzlich anfing Fragen zu stellen, wo ihm etwas weh tat und wie sehr, unterbrochen. Das kleine Rentier machte sich Notizen und stellte seine Infusion neu ein. Er war erst seit gut zwanzig Minuten wach, war aber schon wieder hundemüde. Ihm kam es vor, als ob er seit Tagen nicht geschlafen hätte. „Ok, ich werde jetzt zu den anderen gehen und ihnen sagen, dass du wieder wach bist. Ich glaube aber nicht, dass du für einen Ansturm der Rasselbande bereit bist.“ Sanji nickte leicht. Er wollte zwar gerne alle sehen, aber die Vorstellung von einem halben Dutzend lauter Stimmen, bereitete ihm jetzt schon Kopfschmerzen. „Ich bin gleich wieder da“, sagte Chopper und verließ das Zimmer. Ruhe. Sanji wusste Ruhe erst seit den „Wahrheitsbeeren“ zu schätzen. Davor war ihm nie aufgefallen wie wohltuend die Stille sein kann. Er hatte in seinem Leben immer Geräusche um sich gehabt. Das Barati war als Restaurant immer irgendwie laut gewesen und auch hier war Lärm alltäglich. Er schloss wieder seine Augen und war kurz davor in den Schlaf abzudriften, als er hörte wie die Tür wieder aufgemacht wurde. „Tut mir leid, Sanji, ich konnte ihn nicht aufhalten“, nuschelte Chopper verlegen. Sanji schielte mit einem Auge in die Richtung aus der die Stimme kam. Neben Chopper stand Luffy, sein Kapitän. Er hatte damit gerechnet, dass gerade Luffy einen Jubel ausstoßen und ihn umarmen würde, aber dem war nicht so. Stattdessen nickte der Strohhut Chopper kurz zu, der daraufhin wieder das Zimmer verließ. Mit einem zielstrebigen Schritt ging Luffy auf den Stuhl zu, der neben Sanjis Bett stand und setzte sich. Wortlos und mit einer ernsten Miene musterte er Sanji. „Hey“, sagte Sanji, um das unangenehme Schweigen zu unterbrechen. „Was geht?“ Luffy holte tief Luft, als ob er Energie bräuchte, um ihn anzuschreien, doch dann atmete er wieder lang aus und versuchte sich zu fassen. Man konnte an der Körperhaltung des Gummimenschen sichtlich erkennen, dass er angespannt war. „Gut, dass du endlich wach geworden bist“, sagte der Kapitän schließlich. „Ja“, krächzte Sanji, „Chopper hat mir erzählt, was alles passiert ist. Tut mir leid, Käpt'n.“ „Es tut dir leid? Hast du sie noch alle? Ziehst du noch einmal so etwas ab, dann-“, begann Luffy aufgebracht und beinahe außer sich. „Du hast gesagt, dass falls du jemals die Crew gefährden solltest, du das Schiff verlassen wirst. Nun, wir sind immer noch auf der Insel, wenn auch eher gezwungen. Also was ist? Du bist auch Teil der Crew und hast DICH gefährdet.“ „Luffy! Ich...“, sagte Sanji verzweifelt. Er erkannte in Luffys Augen, dass es ihm erst war. „Ich...“ Sanji richtete sich auf. Langsam, aber er schaffte es. Das Adrenalin pumpte durch seine Adern und verlieh ihm die nötige Energie. Er stützte sich auf seinen linken Ellenbogen und ergriff mit der rechten Hand Luffys Hemd. Die kleine Bewegung hatte ihm so viel Kraft gekostet, dass sich Schweißtropfen überall auf seiner Haut gebildet hatten. „Ich will nicht gehen!“, sagte er inbrünstig. „Ich wollte Zoro retten. Es war meine Schuld, meine. Das Monster. Es war hinter mir und Zoro her. Es-“ „Genug!“, sagte Luffy und legte seine Hand auf die von Sanji. „Genug. Ich will nicht wissen, was passiert ist oder ob es deine Schuld ist. Das interessiert mich nicht mehr. Zoro hat mir erzählt, dass wenn jemand Schuld daran ist, ihr beide die selbe Schuld tragt, aber er wollte mir auch nicht sagen worum es geht... Immer noch nicht.“ Luffy kratzte sich mit seiner freien Hand am Hinterkopf und schien sich dadurch zu beruhigen. „Du warst im Kampf gegen dieses Monster abgelenkt. Das habe selbst ich gemerkt. Du scheinst deine eigenen Probleme zu haben, aber wir sind eine Crew, wir sind Freunde! Wir sind dafür da, dass du deine Probleme teilen kannst und dich nicht durch Dummheit in Gefahr begibst.“ „Ich weiß“, schluckte der Smutje hörbar auf. Er war kurz vorm Heulen. Luffy wollte ihn wirklich vom Schiff werfen und das durch seine eigene dumme Aktion. „Aber bitte werf mich nicht aus der Crew, ich will hier nicht weg! Es war dumm von mir das zu sagen. Die Sache zwischen mir und Zoro, dass-“ „Kein Wort mehr“, sagte Luffy ruhig. Seine Hand drückte die von Sanji und löste sie von seinem Hemd. „Ich bin zwar der Kapitän, aber ich kann dich gar nicht aus der Crew werfen. Mein erster Mat würde ohne mit der Wimper zu zucken ebenfalls das Schiff verlassen. Und der Gedanke auf das gute Essen zu verzichten, behagt mich auch nicht besonders.“ Sanjis Kräfte ließen nach und er fiel wieder ins Bett zurück. „Das Thema ist damit noch nicht aus der Welt geschafft, damit das klar ist. Ich erwarte weiterhin, dass du dein Problem, was auch immer das ist, regelst und du mit Zoro wieder klarkommst.“ „Ja... ja, ich weiß, was ich zu tun habe, Luffy.“ „Gut, und nun schlaf. Chopper wird mir sonst den Kopf abreißen, wenn ich dich noch länger wach halte.“ Erleichterung durchströmte seinen Körper, als Luffy ihm beruhigend über den Arm strich und daraufhin den Raum verließ. Wenigstens für eine kurze Zeit konnte er wieder in der Ruhe schweben. Seine Augen schlossen sich sofort und er bekam gar nicht mehr richtig mit wie Chopper zurück ins Krankenzimmer kam und eine wärmere Decke auf ihn legte. Sanji schreckte aus einem Traum hoch. Er atmete stockend ein und aus. Es war kein Albtraum gewesen, also warum fühlte er sich dann so, als ob er aus einem aufgewacht wäre? Was hatte er nur geträumt? Er konnte sich einfach nicht daran erinnern. Wie bereits zuvor versuchte er sich an seine Umgebung zu gewöhnen. Zu seinem Glück stellte er fest, dass es wohl Nacht war, da nur das Mondlicht hineinschien und eine kleine Lampe in der Zimmerecke stand, die ein dämmriges Licht in den Raum warf. Immer noch war sein Mund trocken. Er brauchte unbedingt etwas zu trinken und er erinnerte sich schwach daran, dass auf Choppers Schreibtisch eine Karaffe mit Wasser stand und zwei Gläsern. Langsam versuchte er sich aufzurichten, blieb aber in seiner Bewegung stocken, da ein ziehender Schmerz durch seinen Rücken ging. „Verdammt“, hisste er. Stimmte ja. Der kleine Arzt hatte ihm erzählt, dass er einen Holzsplitter im Rücken gehabt hatte. „Chopper hat gesagt, dass du liegen bleiben sollst“, hörte der Schiffskoch aus einer dunklen Ecke sagen. Ein Schauer durchfuhr ihn. „Marimo?“, fragte er zögerlich. „Was machst du hier?“ „Wonach sieht es denn aus? Nachtwache halten“, antwortete der Angesprochene und stand von dem Boden auf. Erst als, er ins Licht trat, konnte Sanji ihn richtig erkennen. „Das hier ist das Krankenzimmer und nicht der Ausguck“, konterte Sanji mit einem schiefen Grinsen. „Ach, ne?! Das ist mir schon klar, Kochlöffel. Ich halte ja auch hier drin Nachtwache und nicht draußen, in dem noch halbfertigen Ausguck.“ „Oh, ok?“, sagte Sanji immer noch verwundert. Jedes Wort drang mit Überlegung aus ihm heraus. Er wollte nichts Falsches sagen, aber nicht zu sehr überlegt klingen. „Uhm, kannst du mir vielleicht helfen mich richtig hinzusetzen und mir ein Glas Wasser bringen? Ich bin am verdursten.“ „Wurde ich gerade zu deinem Diener degradiert?“, grummelte der Schwertkämpfer. Er erhielt keine Antwort. Zoro seufzte und ging auf Sanji zu, der bei der Berührung des Schwertkämpfers kurz verkrampfte, sich aber sofort wieder entspannte. Was war nur los mit ihm? Zoro richtete ihn vorsichtig auf und schob ihm ein großes Kissen unter den Rücken, damit er sich abstützen konnte. Das Glas Wasser folgte kurze Zeit später und Sanji nahm es dankend an. Der Schwertkämpfer setzte sich mittlerweile auf den Stuhl, auf dem vor wenigen Stunde Luffy gesessen hatte. „Also“, begann er und kratzte sich am Nacken, „wie geht es dir so?“ „Blumig, sieht man doch“, erwiderte Sanji lachend. „Nein, ist ok. Mir geht es gut, glaube ich. Habe wohl keine Langzeitschäden davon getragen.“ Es herrschte wieder Stille und Sanji erkannte, dass Zoros Augenbrauen zusammengezogen waren und in Falten lagen. Er schien nachzudenken und der Koch kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er den Schwertkämpfer nicht in seinen Gedankengänge stören sollte. „Warum hast du das gemacht? Du hast mich zur Seite gestoßen. Warum?“, fragte der Schwertkämpfer schließlich. „Ich weiß nicht genau, was ich zu dieser Zeit gedacht habe. Mein Körper hat sich einfach von selber bewegt.“ „Ist das so?“, harkte Zoro nach und sah ihn eindringlich in die Augen. 'Verflucht', dachte Sanji, 'er hat mich seit Wochen nicht richtig angeschaut und nun das? Will er eine Antwort mit seine Augen aus mir heraussaugen?' Es herrschte wieder Stille und Sanji senkte seinen Blick. Das Glas Wasser war auf einmal viel interessanter als die intensiven Blicke von Zoro. Er erinnerte sich daran, dass er an dem Abend des Angriffs vorgehabt hatte, Zoro alles zu erzählen. „Du bist... warum bist gerade du hier?“, kam es aus Sanji geschossen. „Ich kann auch alleine schlafen.“ „Hm“, grummelte der Schwertkämpfer. „Stört es dich?“ „Was? Nein, nicht wirklich. Ich, uhm...“, stotterte er verlegen. „Ich habe mich nur gewundert.“ „Du hast dich wie Mutter Theresa geopfert und das macht mich tierisch sauer, wenn du es genau wissen willst. Ich checke nicht, warum du das gemacht hast! Bist du bescheuert? Ich habe darauf gewartet, dass du wach wirst und ich dich als ersten zu fassen kriege, damit du deine Standpauke kriegst!“ Sanji beobachtete sein Crewmitglied genau. Der Gesichtsausdruck von Zoro war verwirrt und aufgeregt. Es war eindeutig, dass der Schwertkämpfer nicht genau wusste in welcher Reihenfolge er sich ausdrücken sollte und was genau er sagen sollte. Der Smutje kannte dieses Gefühl nur zu gut. „Ich kann es einfach nicht fassen, dass du so bescheuert bist und dich dabei auch noch verletzt. Wie kann man nur so... so... argh! Scheißkoch!“, wütete sein Gegenüber und raufte sich die Haare. „Diese ganze Geschichte, die passiert ist und diese Selbstmitleidsmasche... das bist einfach nicht du! Und, dass du mich rettest – ich sage dir an der Stelle, dass ich ganz gut selber klar gekommen wäre – das ist einfach nicht in Ordnung. So etwas machen wir nicht, nicht in dieser Crew, so etwas machst du nicht bei mir!“ Sanji fühlte sich wieder schuldig. Er wusste, dass Zoro es hasste als schwach dazustehen. „Tut mir leid...“ „Da! Du machst es schon wieder. Ich habe da keine Lust mehr drauf. Die ganzen letzten zwei Wochen waren der Horror deswegen. Du siehst aus wie ein begossener Pudel und ich kann das einfach nicht mehr ab.“ „Und was soll ich stattdessen machen? Uhn?“ „Na, so sein wie früher! So einfach ist das. Du erinnerst dich doch daran, was ich dir in der Bibliothek gesagt habe? Nichts ist passiert. Diese Beeren haben nie existiert, also komm drauf klar und fang wieder an dich wie ein liebestoller Koch zu verhalten, der bei jeder Frau durchdreht. Denn ich habe auch die Schnauze von all dem voll. Mir ist langweilig und ich bin in meiner Kampfpraxis eingerostet. Wäre zur Abwechslung mal wieder ganz nett ein bisschen aus Spaß zu kämpfen.“ „Das kann ich nicht.“ „Und warum?“ „Na, wegen dir, verdammt!“ „Was soll das denn jetzt bedeuten?“ Die Stimmlage der beiden wurden immer lauter und höher. Sanji kniff bei der Lautstärke und seiner körperlichen Anstrengung die Augen zusammen. Warum war es so schwer für ihn Klartext zu reden? Kopfschmerzen hämmerten gegen seine Schläfen und verlangten danach den Lautstärkepegel nach unten zu drehen. „Weil ich dich mag, verdammt!“, presste Sanji hervor. „Denkst du ernsthaft, dass ich alles vergessen könnte? Ich habe mir Mühe gegeben so zu tun, aber ich kann es einfach nicht.“ „Du... du... rede nicht so!“ „Aber es ist die Wahrheit. Ich habe Zeit gehabt darüber nachzudenken. Ich weiß nicht genau, was mit dir ist, aber ich verabscheue, was aus unserer Beziehung geworden ist. Ich will so nicht länger leben und da wunderst du dich, dass ich wie ein begossener Pudel rumlaufe?“ Nun war es an der Zeit, dass Sanji laut wurde. „Ich fühle... ich weiß nicht genau, was ich fühle. Ich weiß nur, dass ich dich irgendwie mag und mir die Zeit mit dir fehlt.“ „Oh bitte werde nicht so sarkastisch kitschig“, sagte Zoro und verdrehte seine Augen. „Das bin ich nicht! Ich versuche dir hier gerade zu sagen, was in mir vorgeht, verflucht. Ich wünschte ich könnte dir sagen, dass ich dich liebe, aber das kann ich nicht, weil ich nicht genau weiß wie man sich dabei fühlt-“ „Moment mal, Moment halt!“, schrie Zoro und hob seine Hand. „Wovon redest du da gerade?“ „Ich rede davon, dass ich versuchen will deine Liebe zu erwidern!“ „Das schon wieder?! Ich habe dir doch gesagt, dass du das vergessen sollst. Es ist unwichtig und mein Problem.“ „Das ist es nicht. Nicht, seit ich das erste Mal 'gehört' habe, was du für mich empfindest. Ich WILL es erwidern, verstehst du das nicht? Ich will mir selber die Chance geben nicht schon wieder etwas zu zerstören. Ich will glücklich sein und ich will, dass auch du glücklich bist. Mist, ich will, dass wir alle glücklich sind“, lachte Sanji verzweifelt. „Oh Gott, du hast sie doch nicht mehr alle“, sagte Zoro und stand so abrupt auf, dass der Stuhl nach hinten knallte. Der Schwertkämpfer setzte zum Gehen an, doch Sanji schoss ihm regelrecht hinterher und ergriff sein Handgelenk. Das Glas Wasser fiel zu Boden und zerbrach. Ihm war sein geschundener Körper im Moment egal. Er wollte einfach nicht, dass Zoro ging. Wegrannte, so wie sie beide es in letzter Zeit immer getan hatten. „Was soll das? Lass los“, sagte Zoro und versuchte die blasse Hand von sich zu schütteln. „Nein“, kam es gebrochen über die Lippen von Sanji und er schloss seinen Griff noch etwas fester um das gebräunte Handgelenk. Mit all seiner übrigen Kraft zog er Zoro näher zu sich. Er hockte immer noch auf dem Bett und hatte Mühe nicht das Gleichgewicht zu verlieren. „Nein“, wiederholte er abermals und sah Zoro verzweifelt an. „Ich mache keinen Rückzieher mehr vor deinen Gefühlen und auch nicht vor meinen, also gib auch du dem ganzen eine Chance. Schlimmer als vorher kann es doch nicht werden, oder?“ Zoro stand stumm da und ließ seinen Blick nach unten gleiten, dort, wo Sanjis Hand ihn umklammert hatte. Langsam hob er seinen Arm und zog Sanjis so mit sich. „Lass mich los.“ „Nein!“ Zoro ließ seine Zunge schnalzen und sah ihn genervt an. Er ergriff mit seiner freien Hand nun Sanjis und löste seine Finger mit ein wenig Druck von ihm. Ohne Vorwarnung führte er Sanjis Hand zu seinen Lippen und küsste sie. Reflexartig wollte Sanji sie zurückziehen, doch er konnte nicht. Er ließ Zoro gewähren. Das war es doch, was er wollte, oder? Ein wohliger Schauer durchfuhr ihn, als die rauen, jedoch feuchten Lippen seine Haut berührte. Sein Herz klopfte wie wild und er glaubte, nein wusste, dass er rot wurde. „Und?“, nuschelte Zoro. Er ließ Sanjis Hand los, die kraftlos nach unten glitt. „Zufrieden? Willst du das? Ist es das?“ Zoro sah ihn verzweifelt und sogar ein wenig traurig an. „Ja“, antwortete der Angesprochene. „Mach weiter, tu, was du willst. Zeig mir, was du die ganze Zeit schon machen wolltest.“ „Darum geht es doch nicht! Wenn ich ein Arsch wäre, hätte ich mich dir schon längst aufgedrängt. Also sag nicht so ein Zeug, als ob du nichts mitzureden hättest.“ „Aber ich will es.“ Zoro seufzte und setzte sich schließlich neben Sanji. Er sah, dass der Koch merkliche Schwierigkeiten hatte weiter in dieser Position zu hocken, also drückte er ihn zurück ins Kissen und deckte ihn wieder zu. „Du hast deinen Dickkopf nicht verloren.“ Der Smutje lachte leicht. „Egal, was hier drauf fällt“, er tippte an seine Schläfe, „einige Sachen gehen nie verloren.“ „Sanji“, sagte der Schwertkämpfer nach einer Weile. Der Angesprochene fühlte sein Herz, wie es regelrecht gegen seinen Brustkorb schlug. Zoro hatte ihn, auch in der Vergangenheit, nur selten bei seinem Namen angeredet. „Darf ich wirklich? Ich... das mit uns, würde aber nie funktionieren. Deswegen habe ich nie die Absicht gehabt es dir zu sagen.“ „Natürlich darfst du. Was denkst du denn, habe ich die ganze Zeit zu dir gesagt?“, sagte Sanji leicht frustriert. Es reichte dem Koch. Er hatte schon vor drei Wochen, was ihm jedoch wie gestern vorkam, die Absicht gehabt sich endlich durchzusetzen. Ein Versuch war es schließlich wert. Er hob wieder seinen Arm und legte ihn an die stoppelige Wange von Zoro, um ihn zu sich zu drehen. Er beugte sich vor und sah, bevor er seine eigenen Augen schloss, wie Zoros Blick panisch wurde. In diesem Moment verspürte er keine Schmerzen mehr. All seine Gedanken waren auf ein einziges Ziel gerichtet. 'Jetzt oder nie', dachte er sich und legte seine Lippen auf die von Zoro. Sie fühlten sich wie erwartet leicht rau an, nicht so weich wie die Lippen einer Frau, aber auch nicht unangenehm. Sanji wurde immer wärmer und er hatte das Gefühl, dass unter seiner Haut tausend Ameisen kribbelten. Er fing langsam an seine Lippen zu bewegen. Zoro jedoch war stocksteif und stieg erst nach einigen Momenten zaghaft in den Kuss ein. Kapitel 16: Endlich? -------------------- Als Zoro den Kuss erwiderte, fing Sanji erst an die Situation zu realisieren, in der er sich befand. Er küsste den Säbelheini und er hatte damit angefangen! Er! Die Lippenbewegungen von Zoro trafen ihn wie ein Schlag und er glaubte, dass seine Haut verbrannte, so heiß war ihm auf einmal. Ruckartig löste er sich von dem Kuss und sah seinen Gegenüber mit glasigen Augen an. Sein Atem ging stoßweise und er strich unbewusst über die Lippen. Dabei blieb sein Blick weiter auf Zoro haften, der ihn mit einer Mischung aus Verwirrtheit und Angst ansah. Er hatte gerade einen Mann geküsst und es war nicht irgendein Mann gewesen, es war Zoro. Als alltäglich konnte man das keineswegs bezeichnen. Aber was war schon alltäglich, wenn man mit den Strohhutpiraten unterwegs war? Ein Abenteuer hier und da, einige Marinesoldaten dort und nun ein Kuss mit einem männlichen Crewmitglied. „Ich... das war“, stotterte Sanji peinlich berührt. „Ich glaube, ich war ein wenig zu schnell mit meiner Entscheidung.“ Zoro seufzte und ließ sich nach hinten fallen. Fahrig strich er sich durch die grüne Haarpracht und stöhnte laut auf. Der Körper des Schwertkämpfers wirkte unnatürlich zusammengesackt, wenn seine Muskeln nicht angespannt waren. „Ich habe es doch gewusst! Du bereust es. Jetzt ist alles noch kaputter als, es ohnehin schon war.“ „Nei- nein!“, sagte der Koch schnell. „So meinte ich das nicht.“ „Ach, und wie ist es dann gemeint? Du wolltest dir doch selber etwas beweisen und das ist nun nach hinten losgegangen! Schau dich doch an!“, fluchte Zoro laut. „Du siehst aus, als hättest du den größten Schock deines Lebens gehabt.“ „Nein, ich... ich meinte damit“, stotterte Sanji abermals. „Ich weiß nicht genau. Es ging nur zu schnell und dabei war ich es doch, der damit angefangen hat. Keine Angst, ich mache keinen Rückzieher, wenn du das denkst.“ „Und was soll ich dann denken? Erst große Reden schwingen und jetzt kneifen?! Das ist so typisch für dich...“ „Es hat mir... glaube ich... gefallen“, nuschelte der Smutje nach einiger Zeit verlegen. „Ich habe für einen Moment Schiss bekommen. Ich... Marimo... das ist neu für mich. Ich hab nicht damit gerechnet, dass es mir wirklich gefällt dich zu küssen.“ „Oh Mann“, sagte der Schwertkämpfer. Gespielt massierte er sich seine Schläfen und beobachtete Sanji aus dem Augenwinkel „Und da hast du noch so großmäulig gesagt 'tu, was du willst' und 'zeig mir, was du die ganze Zeit schon machen wolltest'. Wäre die Situation nicht so ernst, würde ich drüber lachen.“ „Lach ruhig, ich mache mich doch gerade selber wieder zum Deppen“, sagte Sanji und strich sich abermals über die Lippen. Kurz leckte er über sie und glaubte Zoro noch darauf zu schmecken oder besser gesagt einen leichten Anflug von Sake. „Nun ja, du hast dich vielleicht so ein bisschen zum Deppen gemacht, Kochlöffel“, bestätigte Zoro mit einem leichten Grinsen, was jedoch schnell wieder verschwand. „Und was nun?“ Sanji wusste genau, was der Schwertkämpfer damit meinte. Sie hatten sich geküsst und es hatte ihm gefallen – das war eindeutig gewesen. Sein Körper hatte ihm Signale gesendet, die er zuvor noch nie verspürt hatte. Er erinnerte sich kurz an seine Ex-Freundinnen und die Gefühle, die er damals gehabt hatte. Sein Herz hatte bei keiner Frau jemals so schnell geschlagen und er hatte auch noch nie das Gefühl gehabt sich dem weiter so sehr hingeben und gleichzeitig weglaufen zu wollen. Es traf ihn abermals wie ein Schlag. Ja, „was nun“? Diese Frage stellte er sich auch. „Ich weiß es nicht genau“, antwortete er schließlich und sah fragend in die grauen Augen. „Was möchtest du?“ „Hmm“, nuschelte der Schwerkämpfer und setzte sich bequemer auf Sanjis Bett. Er lehnte sich an die Holzwand und verschränkte seine Arme. „Du meinst es wirklich ernst?“ „Ja“, sagte Sanji und nickte leicht. „Willst du jetzt bei allem vorher eine Bestätigung haben?“ „Wenn es die Situation verlangt, dann ja“, ergänzte sein Gegenüber und kratzte sich am Nacken. „Also ich weiß auf jeden Fall, was ich nicht will: dass wir uns weiterhin unerträglich anschweigen.“ „Ich glaube das hat sich vor ein paar Minuten erledigt, nicht wahr?“, lachte Sanji. Er zog seine Decke ein Stück nach oben und kuschelte sich mehr in die Kissen. „Ich will auch nicht, dass die Anderen das mit uns mitkriegen. Jetzt jedenfalls noch nicht. Es ist nicht so, dass ich nicht will, dass sie etwas wis-“ Sanji hob seine Hand und deutete Zoro an, dass er den Satz nicht beenden müsse. „Ich weiß. Ich muss ehrlich gestehen, dass ich mich damit noch nicht auseinandersetzen will. Wenn sie es von alleine rauskriegen... ok, aber vorerst möchte ich auch nicht, dass sie es wissen.“ Er stellte sich vor wie es wäre, wenn beide am nächsten Morgen der ganzen Crew sagen würden, was passiert war. Er konnte sich ihre Gesichter nicht einmal annähernd vorstellen, geschweige denn ihre Meinungen dazu. Nein, er war noch nicht bereit dazu, nicht mal ansatzweise. Es bestand schließlich die Chance, dass einer aus der Crew nicht allzu begeistert von den neuen Umständen war und im Moment konnte er sich wirklich nicht noch damit befassen. Er hatte bereits mehr als genug zum verarbeiten. Ein kleines Lächeln schlich sich auf die Lippen des Schwerkämpfers. „Lass uns wieder kämpfen, wenn es dir besser geht.“ „Ich glaube da musst du noch ein paar Wochen warten. Chopper dreht sonst durch.“ „Das denke ich auch. Unser Arzt kann in gewissen Momenten auch recht angsteinflößend sein“, ergänzte Zoro bestimmend. „Apropos... du solltest besser wieder schlafen. Du siehst immer noch wie eine wandelnde Leiche aus.“ „Na danke auch!“, grummelte Sanji. Er griff so gut es ging hinter sich und warf Zoro das große Kissen entgegen. „Nimm das. Du kannst hier ja weiter pennen.“ Gekonnt fing Zoro das Kissen. Er legte es jedoch neben sich ab und stand auf. „Was machst du da?“ „Ich will die Glasscherben wegmachen, bevor ich morgen früh reintrete“, sagte dieser locker und sammelte die Scherben ein. „Gut, dass du dir um deine Füße Sorgen machst und nicht um meine. Das ist ein gutes Zeichen dafür, dass wir wieder besser klar kommen.“ Sanji drehte sich ein wenig zur Seite, da sein Rücken langsam anfing zu pochen. Seine Wunde machte ihm ihm weiterhin die meisten Probleme. Wobei die beiden gebrochenen Rippen, die er eindeutig hatte, sich auch immer wieder bemerkbar machten. Er schloss seine Augen und hörte das leichte Klirren der Glasscherben, die von Zoro aufgelesen wurden. Gerade, als die Müdigkeit überhand nehmen wollte, spürte er wie sich das Bett ein wenig senkte. Träge öffnete der Koch ein Auge und sah, wie Zoro zu seinen Füßen auf dem Bett saß, mit dem Kissen im Rücken und seine Augen schloss. „Du kannst dich auch hinlegen“, flüsterte Sanji müde und machte Zoro Platz sich neben ihn legen zu können. Er bekam erst keine Antwort oder Regung von Zoro, doch nach einigen Augenblicken sah er, dass Zoro sich neben ihn auf den Rücken legte und ihn zögerlich ansah. „Du redest gefährliches Zeug, wenn du müde bist“, sagte Zoro, während er es sich bequem machte. „Und nun schlaf.“ Sanji sah Zoro noch ein letztes Mal an und schloss dann wieder seine unerträglich schweren Lider. Kurz bevor er ins Land der Träume segelte, hätte er schwören können, dass Zoro durch seine Haare strich. Es dauerte noch weitere vier Tage, bis Sanji von Chopper „entlassen“ wurde. Zoro war jeden Abend zu ihm gekommen und hatte mit ihm Zeit verbracht. Sanji wollte es sich nicht eingestehen, aber er hatte jedes Mal gehofft, dass der Schwertkämpfer wieder neben ihm schlief, aber das war nicht passiert. „Wir können gerne wieder zusammen in einem Bett schlafen, wenn du auf den Beinen bist“, hatte Zoro zu ihm gesagt und dabei gegrinst. Sanji hatte sofort gespürt wie sein Gesicht rot wurde. Diese ganze Situation war so neu für ihn. Es war unbekanntes Territorium und einfach so völlig anders als das, was er bisher kannte. Er wusste nicht, was er erwidern oder manchmal sagen sollte, wenn Zoro so redete. Auch, wenn die rationale Hälfte seines Gehirns in solchen Momenten bisweilen aussetzten, wusste er im Nachhinein doch immer, was Zoro damit meinte. Es war nicht unbedingt die Zweideutigkeit, sondern eher der Mut es endlich offen sagen zu können. Doch jetzt war nicht der Moment, um sich damit zu beschäftigen. Er konnte aufstehen und durfte sich endlich das Ausmaß der Zerstörung ansehen, welches vor drei Wochen geschehen war. Sanji stand auf dem Deck und besah sich den Hauptmast. Zu seiner Verblüffung hatte Franky wohl mehr als nur gute Arbeit geleistet, denn nur noch ein kleiner Teil des Ausgucks musste neu gebaut werden. „Hey, Sanji-Bro!“, begrüßte ihn der Halbroboter. Franky hatte einige Handwerkszeuge bei sich und wollte wohl gerade wieder den Hauptmast hinaufklettern, um mit seiner Arbeit fortzufahren. „Wie geht es dir?“ „Schon viel besser“, antwortete der Smutje auswendig gelernt. Diese Frage hatte er die letzten Tage wohl schon einhundert Mal gehört. Langsam fing es an zu nerven. „Wie sieht's aus? Wann denkst du, dass wir von der Insel ablegen können?“ „Gib mir noch zwei Tage. Usopp hilft mir hier und da. Von daher denke ich, dass wir schneller fertig werden, als gedacht.“ „Klingt doch gut“, sagte der Koch und fischte eine Zigarette hervor. Zu lange hatte er keine mehr geraucht. Chopper hatte es ihm, solang er im Krankenzimmer war, streng verboten. „Kannst du eigentlich wieder kochen? Da du ja jetzt wieder rumläufst und so“, fragte Franky hoffnungsvoll. „Du musst wissen, dass Robin und Nami zwar kochen können, aber es ist nicht wirklich das Wahre. Langsam fängt es an mir die Ohren rauszukommen.“ „Keine Angst“, kicherte Sanji, während er an seinem Glimmstängel zog. „Ich gehe gleich in die Kombüse und schau mal, was ich zum Abendessen machen kann.“ Ein breites Grinsen zierte daraufhin das Gesicht des Halbroboters und er tänzelte regelrecht über das Deck zu seinem Arbeitsplatz. Sanji verfolgte die leichten Bewegungen des schweren Körpers und musste sich ernsthaft ein Lachen verkneifen. Stattdessen nahm er noch einen Zug von der Zigarette und genoss den wohltuenden Geschmack des Tabaks, den er, seit er aufgewacht war, vermisst hatte. Zum Glück war Chopper nicht in der Nähe, da dieser ihn sicher mit den Augen durchbohrt hätte. Nach einigen Minuten der Glückseligkeit warf er den abgebrannten Stummel über Bord und machte sich auf in seine geliebte Küche. Sie wirkte aufgeräumter als vermutet. Eigentlich hatte er damit gerechnet, dass in seinem Heiligtum komplettes Chaos herrschen würde, aber zu seiner Freude war dem nicht so. Er könnte darauf wetten, dass Robin diejenige war, die dafür gesorgt hatte, dass seine Küche im Ursprungszustand blieb. Zielstrebig ging er auf den Kühlschrank zu und öffnete ihn. Seine Crewmitglieder schienen erst vor kurzer Zeit neue Lebensmittel besorgt zu haben, denn der Kühlschrank war gefüllt. Auch ein kurzer Check im Vorratsraum bestätigte ihn in seiner Annahme. Vorfreude durchströmte ihn, als er seine Ärmel nach oben krempelte. Er musste zwar noch notieren, was sie an Bestand hatten, bevor sie ablegten, doch im Augenblick wollte er einfach nur kochen. Chopper hatte, zu seinem Glück, gute Verbände angelegt so, dass er kaum noch etwas von den gebrochenen Knochen in seiner Brust spürte. Auch die Quetschungen von einigen Organen, die Chopper erwähnt hatte, schienen in seiner dreiwöchigen Schlafphase gut geheilt zu sein. Nur die Wunde in seinem Rücken, machte ihm weiterhin leichte Probleme. Dies merkte er vor allem, wenn er wie gerade eben einige kleine Säcke mit Gemüse in die Küche trug. Jede Bewegung, die er ausführte, war bedacht und ging teilweise nur langsam vonstatten. Besser vorsichtig sein, als nachsichtig. Stolz sah er auf Lebensmittel und stellte sich vor, was er alles daraus kochen konnte. Gebratenes Gemüse mit Reis, gebackener Fisch in einer sahnigen Soße und als Nachtisch vielleicht ein Früchtekuchen. Ja, das würde seine Crew hoffentlich zufrieden stellen. Glücklich fing er an das Gemüse zu schneiden. Die ganze Zeit über hatte er ein Lächeln auf den Lippen. So hatte er sich seit Monaten nicht mehr gefühlt. Wenn er es nicht besser wüsste, würde er sagen, dass er unbeschwert war. Seine alten Probleme, waren wie weggeblasen. Zoro redete wieder mit ihm und noch viel mehr! Sanji leckte sich bei dem Gedanken über die Oberlippe. Es war bei dem einen Kuss bisher geblieben, und auch wenn es ihn ein wenig störte, wollte er es nicht unbedingt übertreiben. Er mochte Zoro sehr, das war ihm klar und die gemeinsamen Abende, die sie die letzten Tage miteinander verbracht hatten, zeigte ihm, dass sie auch wieder miteinander reden konnten. Während Sanji die Zucchini in kleine Stücke schnitt, erinnerte er sich an die Geschichten, die der Schwertkämpfer ihm erzählt hatte. Von seinem Training als Kind und wie er seine Jugend verbracht hatte. Es war unbeschreiblich, dass Zoro ihm etwas von seiner Vergangenheit preisgab und es bestätigte ihn darin, dass der Schwertkämpfer anfing ihm mehr zu vertrauen. Sie hatten ein weiteres Mal neu angefangen. Das war wohl nun schon das dritte Mal, dass sie sich neu kennenlernten und es sollte auch das letzte Mal sein. Als der Schiffskoch gerade anfing einige Paprika zu entkernen, öffnete sich die Kombüsentür und der Schwertkämpfer kam herein. Wenn man von Teufel sprach oder besser gesagt an ihn dachte... „Hey“, sagte Sanji fröhlich. „Oh? Du bist ja furchtbar gut gelaunt.“ „Natürlich bin ich das. Ich kann endlich wieder kochen. Also verderb' mir das jetzt nicht“, konterte der Smutje, während er mit seinem Messer in Zoros Richtung drohte. „Was willst du eigentlich hier? Deinen Sake?“ „Das auch.“ „Und sonst?“ Sanji widmete sich weiter dem Gemüse, während er seine kleine Unterhaltung mit Zoro geführt hatte. Statt einer Antwort spürte er auf einmal einen warmen Körper hinter sich. Er drehte seinen Kopf und sah Zoro, wie dieser über seine Schulter sah, als ob es ihn interessieren würde, was er da gerade kochte. Diese Szene kam ihm merkwürdig bekannt vor. „Sonst... ich wollte sehen, was du so machst“, säuselte der Schwertkämpfer, als ob es das Normalste der Welt wäre. „Willst du noch länger so sinnlos rumstehen? Du kannst mir auch gerne helfen.“ Sanji wusste nicht so recht, was er mit dieser Situation anfangen sollte. Zoro stand einfach zu dicht hinter ihm und obwohl sie sich nicht berührten, konnte er die Wärme des anderen praktisch spüren. „Nein, danke. Ich überlasse lieber dir das kochen. Du kannst das wenigstens.“ Sanji legte das Messer zur Seite. Er war einfach nicht mehr in der Lage sich auf das zerschnippeln von Paprika zu konzentrieren. Er drehte sich um und blickte fragend in Zoros Gesicht. Graue Augen sahen ihn spielerisch an. Es war der Blick, den Zoro meistens hatte, bevor sie anfingen aus Spaß zu kämpfen. „Du weißt, dass Chopper uns beide womöglich umbringen wird, wenn wir kämpfen.“ „Ich weiß gar nicht was du hast? Daran habe ich gar nicht gedacht. Du bist schließlich immer noch ramponiert.“ „Hast du etwa Angst mir weh zu tun?“, fragte Sanji gehässig. „Als, ob du mir weh tun könntest. Selbst in diesem Zustand schaffe ich es dir einen Fußtritt gegen den mit Algen bewachsenen Schädel zu geben.“ „Willst du es drauf ankommen lassen?“, fragte Zoro beinahe arrogant. Ein breites Grinsen war das nächste, was Sanji vernahm. „Warum bist du eigentlich so knallrot?“ „Warum wohl? Denke mal drüber nach, Mooshirn.“ Es war einfach diese verdammte Nähe, kaum zehn Zentimeter trennten sie voneinander. Unweigerlich musste er an den Kuss denken, den sie vor nur wenigen Tagen hatten. Wie sollte man denn bitte schön die Ruhe bewahren, wenn die Person, mit der man solch eine Intimität ausgetauscht hatte, nur noch eine Handbreit entfernt war? „Du scheinst Moos aber ziemlich gern zu haben...“, sagte Zoro gehässig, „sonst würdest du nicht aussehen wie eine Tomate.“ „Treib es nicht zu weit“, sagte Sanji weniger als Drohung, eher als Aufforderung jetzt aufzuhören, bevor etwas passierte. „Wir sind hier in der Kombüse.“ „Das ist mir auch schon aufgefallen, so schwer es dir auch fällt mir das zu glauben“, sagte Zoro, als er seine Augen gekünstelt verdrehte. Erst jetzt registrierte er wie Zoros Hände zitterten. Der Koch hob seinen Blick und sah abermals in die grauen Augen vor sich. Er konnte erahnen, was Zoro wollte, er brauchte es ihm nicht sagen. Obwohl er das ohnehin wohl nie gemacht hätte. Zoros verdammter Stolz gepaart mit seiner Unerfahrenheit waren Indiz genug. Sanji war auf einmal erleichtert. Anders konnte er es nicht beschreiben Er war also nicht der einzige, der vor allem dem Schiss hatte. Zoro mochte noch so sehr den mutigen spielen und sagen, was er wollte, aber in Wahrheit ging es ihm doch nicht anders, wenn nicht sogar schlimmer. Der Koch hatte einen Entschluss gefasst: er würde glücklich werden und er hatte das Gefühl, dass Zoro womöglich die Person war, die ihm dieses Glück geben könnte. Warum auch nicht? Schließlich war es das erste Mal, dass jemand IHN liebte und nicht nur seine Kochkünste oder seinen, wie er immer sagte, „unbeschreiblich gut aussehenden Körper“. Ganz klar, Zoro hatte es bisher auch nicht ausgesprochen, aber das war auch unnötig. Sanji brauchte es nicht mit eigenen Ohren zu hören, er wusste es schließlich. Und kitschige Liebeserklärungen waren sowieso noch nie sein Fall gewesen. Er hob seine Arme und legte sie um den Nacken von Zoro, um ihn näher zu ziehen. Als er sah wie dieser seine Augen schloss, tat er es ihm gleich und im nächsten Moment fühlte er, wie wenige Tage zuvor, dessen Lippen auf seine. Es war Nichts im Vergleich zum ersten Mal. Es fühlte sich immer noch Neu und Anders an, aber auch gut. Verdammt gut. So sollte jeder Kuss sein. Leicht öffnete er seine Lippen und intensivierte den Kuss. Er wollte nicht mehr denken, einfach nur noch fühlen und seine Instinkte für wenigstens einen kurzen Moment die Oberhand gewinnen lassen. Unerwartet spürte er Zoros Zunge, die über seine Lippen streifte und um Einlass bat. Ohne darüber nachzudenken, ließ er ihn gewähren. Ihm war heiß, ES war heiß! Er konnte spüren, dass Zoro noch nicht so erfahren war, aber er lernte schnell. Seine Zunge umspielte und streifte immer wieder seine und verursachte ein wohliges Gefühl, welches regelrecht durch seinen ganzen Körper strömte. Sanji wusste nicht genau wie lange sie so dastanden, doch irgendwann lösten sie sich schwer atmend voneinander und holten Luft. Das war der wohl mit Abstand beste Kuss seines Lebens gewesen und er hatte schon so einige erlebt. „Ich bin so uncool“, nuschelte Sanji aufgelöst. Noch immer hatte er seine Arme um Zoros Nacken gelegt. „Keine Sorge, ich bin cool genug für uns beide.“ „Jaja~“, sagte Sanji leicht genervt, aber mit einem verschmitzten Lächeln. Am liebsten hätte er noch länger so dagestanden und den warmen Körper vor sich gespürt, aber er musste erstens kochen und zweitens, was viel wichtiger war, aus dieser weibischen Situation entfliehen. Er wollte sich gar nicht ausmalen, was passieren würde, wenn jetzt einer der Strohhutpiraten reinkäme... „Und nun“, sagte Sanji und kniff Zoro in das rechte Ohr, „lass ab von mir und hol dir deinen Sake. Ich habe noch zu tun.“ „Au-au“, sagte Zoro gekünstelt, aber ließ ohne Wiederworte von ihm ab. „Ich mach mich ja schon ab und wehe das Abendessen ist nicht gut!“ „Kümmer' dich um deinen eigenen Scheiß!“, rief Sanji ihm hinterher, als der Schwertkämpfer mit seiner grünen Sakeflasche aus der Kombüse spazierte. Wenigstens konnten sie sich weiterhin auch ohne Probleme anbrüllen. Ein weiterer Pluspunkt, wie Sanji feststellte. Das kurze Sprichwort „die Welt durch eine rosa-rote-Brille sehen“ schlich sich in seine Gedanken, doch er verwarf es sofort wieder. So war er nicht und es würde wohl auch nie so sein. Nach wie vor waren sie Piraten und ihre Welt war voll von Gefahren. Da hatte Romantik und vor allem eine Beziehung wohl eher weniger Platz, aber er wollte sich dieses Stückchen Glück bewahren und festhalten. Insgeheim sollte er den „Wahrheitsbeeren“ danken. Sie hatten ihm gezeigt, dass Zoro in ihn verliebt war. Wäre alles anders gekommen, würde er weiterhin den kurzen Röcken von Nami und Robin hinterherlaufen. Bei den Erinnerungen von Nami und ihren geheimen Gedanken, verzog der Smutje sein Gesicht. Er musste wirklich nervend gewesen sein... doch Zoros geheime Gedanken waren nicht so gewesen. Sie hatten ihm einen Schubs in seine „neue Welt“ gegeben. Das Abendessen verlief mit vollem Erfolg. Alle feierten die Genesung von Sanji. Brook spielte auf seiner Geige ein neues Lied und einige der Strohhutpiraten sangen dazu. Es war eine ausgelassene Runde, die auch Sanji endlich wieder vollends genießen konnte. Selbst die üblichen Zoffereien mit Zoro gehörten wieder zur Tagesordnung. Es war eine Sache, die er am meisten vermisst hatte und endlich konnte er wieder seinem Temperament freiem Lauf lassen. Das Einzige, was sich geändert hatte, war seine übertriebene Aufmerksamkeit zu Nami und Robin. Es gab ihnen zwar weiterhin extra Essen und erfand für sie kleine Desserts, aber es war offensichtlich, dass es nicht mehr dasselbe war. Er behandelte sie nur noch aus einem Grund so... weil sie Frauen waren. Allein für diesen Fakt verdienten sie seinen Respekt. Schließlich hatte eine Frau ihn ja auch geboren. Er war zufrieden. Zufrieden mit seiner jetzigen Situation und auch mit dem Essen, das komplett weggeputzt wurde. Seine Freunde waren nach dem Mahl wieder ihre getrennten Wege gegangen, doch Sanji konnte von der Küche aus hören, dass sie auf dem Deck wohl ein Kartenspiel spielten, während Brook weiter musizierte. Der Tag schien friedlich zu enden und das Einzige, was er zu klagen hatte, waren seine überspannten Muskeln und ab und an ein schmerzhaftes Stechen. Träge sah er auf den Berg von schmutzigem Geschirr und seufzte. Ja, es hatte sich wahrlich kaum etwas geändert. Er wollte gerade aufstehen und sich dem Geschirr widmen, als Robin und Chopper zurück in die Kombüse kamen. „Hallo Koch-san“, sagte die Archäologin, „der Kapitän will dich sprechen. Unser kleiner Arzt und ich werden uns um den Abwasch kümmern.“ „Oh, danke“, gab Sanji dankbar von sich und stand auf. Seine halb aufgerauchte Zigarette drückte er im Aschenbecher aus. Was konnte Luffy nur von ihm wollen, fragte sich Sanji, als er aus der Kombüse trat. Er erkannte, dass Franky, Usopp und Nami ein Kartenspiel angefangen hatte, während Brook neben ihnen stand und videlte. Sogar Zoro hatte sich in das Spiel eingebracht. Erst sah er den Kapitän nicht, doch dann erkannte er eine Gestalt am Bug des Schiffs. Zielstrebig ging er an seinen Freunden vorbei und blieb neben Luffy stehen. Er war nervös, auch, wenn er es sich nicht so recht eingestehen wollte. Abermals zog er eine Zigarette hervor und zündete sie an. „Was gibt’s?“, fragte er gelassen. „Nicht viel, ich wollte nur sagen, dass es gut ist zu sehen, dass du und Zoro euch wieder verstehen.“ „Uhm ja“, nuschelte Sanji mit seinem Glimmstängel im Mund. 'Verstehen ist echt nett ausgedrückt.' „Wir werden in zwei Tagen die Insel verlassen“, ergänzte Luffy fröhlich, während er auf die Stadt sah, die etwas entfernt von ihnen lag. „Ein neues Abenteuer.“ „Ja...“ „Ich verlasse mich darauf, dass alles gut ist?“ „Alles ist gut, besser als zuvor.“ „Na dann...!“, sagte Luffy mit seinem typischen breiten Grinsen. „Ich geh zurück zu den anderen. Usopp und ich haben noch eine Rechnung bei dem Kartenspiel offen.“ „Mach das. Ich bleibe noch ein wenig hier.“ Luffy hüpfte zu seinen Crewmitgliedern zu und setzte sich neben Usopp, der sofort anfing sich wegen irgendetwas aufzuregen, doch Luffy grinste ihn einfach an und nahm ihm seine Karten weg. Es war gut sie so zu sehen. Gelassen lehnte sich Sanji mit dem Rücken an die Reling und rauchte seine Zigarette, während er aus einiger Entfernung seine Freunde beobachtete. Er sah für einen kurzen Augenblick, dass Zoro aufsah und zu ihm schaute. Er deutete mit einem unauffälligem Kopfnicken an, dass Sanji mitspielen sollte. Ja, wie er es zu Luffy gesagt hatte... jetzt war alles besser, besser als zuvor. Epilog: In eine unbekannte Zukunft ---------------------------------- Wieder ein neuer Morgen. Dies verrieten Sanji die hellen Sonnenstrahlen, die sich langsam zu erkennen gaben und hell durch sein Zimmerfenster schienen. Grummelnd setzte er sich auf und streckte sich herzhaft. Seine Knochen und auch seine Wunde am Rücken waren mittlerweile komplett verheilt und er fühlte sich wie ein neugeborenes Baby. Nun, abgesehen von den neusten morgendlichen Aufstehproblemen, mit denen er nun zu kämpfen hatte. Früher wurde Sanji immer von der grellen Sonne geweckt, doch seit einiger Zeit wurde er von etwas oder besser gesagt jemand anderen beim schlafen gestört. Ein gewisser Schwertkämpfer hatte die Angewohnheit in den frühen Morgenstunden besonders laut zu schnarchen und dies wirkte als Wecker besser als jeder noch so nervige Sonnenstrahl. „Hey“, sagte der Schiffskoch, während er Zoro an der Schulter anstupste, „aufstehen, du Schnarchnase!“ Zoro lag ausgebreitet und mit allen Gliedmaßen ausgestreckt am äußeren Bettrand. Er machte den Eindruck, als ob ihm die ganze Welt gehören würde. Seine Brust hob sich regelmäßig und es wirkte so, als ob er noch im Tiefschlaf war, doch das Schnarchen hatte aufgehört. „Ich weiß, dass du wach bist... also komm. Wir müssen aufstehen“, sagte Sanji träge. Er ergriff die Bettdecke und stieß sie raschelnd beiseite. „Hmm“, kam es knurrend aus Zoros Richtung. Bevor Sanji die Chance hatte sich aus dem Bett zu wälzen, wurde er von gebräunten Armen zurück in die Kissen gedrückt. Der Schwerkämpfer lag nun halb auf Sanji und hielt ihn davon ab aus dem Bett zu klettern. „Marimo~, komm schon“, flüsterte der Smutje. Er versuchte sich aus dem festen Griff zu befreien, doch er war wie festgenagelt. „Sei kein Kleinkind, dass nicht aufstehen mag.“ „Bin ich nicht“, nuschelte sein Bettnachbar müde. Sanji drehte seinen Kopf ein Stück zur Seite und erkannte die halb geöffneten grauen Augen, die ihn musterten. Zoro bewegte sich ein Stück und legte sein rechtes Bein auf Sanji, während sein Arm den Klammergriff löste und seine Hand stattdessen anfing über die nackte blasse Haut zu streichen. Wie war es dazu gekommen? Allein bei dem Gedanken an das Geschehene schlug sein Herz wieder schneller. Seit gut zwei Wochen waren seine Wunden verheilt und nach einigen zaghaften Küssen, die beide in den letzten Wochen ausgetauscht hatten, wurden ihre Gesten immer leidenschaftlicher. Die Angst, die Sanji damals noch verspürt hatte, war wie weggeblasen und so war es nur logisch, dass er abermals den ersten Schritt machte. Er hatte schließlich mehr als nur einmal Zoro angesehen, dass er wollte, sich aber nicht traute. Auch, wenn dessen Angst anders war, als seine. Sie hatten nicht darüber geredet oder es auch nur annähernd angesprochen, aber der Schiffskoch hatte es gesehen oder besser gesagt gefühlt. Zoro hatte Angst gehabt Sanji zu überfordern oder abzuschrecken. Das war beinahe lächerlich, wenn man darüber nachdachte, was sie in der letzten Nacht schon wieder getan hatten. Sanji war nach wie vor schließlich auch nur ein Mann mit Bedürfnissen, die danach verlangten befriedigt zu werden. „Hör endlich auf damit“, fluchte Sanji, als er versuchte den Schwertkämpfer von sich zu drücken, der gerade dabei war sein Schlüsselbein nachzufahren. „begrabsch' dich lieber selber.“ „Das hat dich vor ein paar Stunden noch nicht gestört“, nuschelte Zoro und gähnte daraufhin herzhaft, ließ jedoch nicht von Sanji ab. Dessen Hand streichelte weiter über die entblößte Brust. Langsam reichte es Sanji. OK, es gefiel ihm. Ehrlich gesagt war es mehr als nur ein simples „gefallen“, aber dass Zoro beinahe jede Nacht bei ihm schlief oder umgekehrt, führte unweigerlich zu einer ewigen Wiederholung von Aktivitäten, die eigentlich Nachts stattfinden sollten. Plötzlich spürte Sanji den heißen Atmen von Zoro, der seinen Hals streifte und warme Lippen, die sich darauf legten und ihn liebkosten. Der Smutje konnte nicht anders, als sich in die Unterlippe beißen. So gerne er auch den nächtlichen Sex wiederholen würde, wusste er, dass seine Crewmitglieder Fragen stellen würden, wenn der sonst so pünktliche Koch, das Frühstück zu spät auf den Tisch bringen würde. Mit einem Ruck war Zoro auf den Boden gelandet. „Hey! Was soll das?“ Der Smutje musste grinsen. Es war ein wahrhaftig göttlicher Anblick, der sich ihm hier bot. Zoro, angehender bester Schwertkämpfer der Welt saß splitterfasernackt auf dem Holzfußboden und sah Sanji überrumpelt an. Ja, diesen Anblick hatte man nicht alle Tage. „Wir müssen uns anziehen und ich muss das Frühstück machen“, säuselte Sanji, während er aus dem Bett schlüpfte und eine neue Shorts anzog. „Und du kannst... keine Ahnung... mach einfach wonach dir ist.“ Sanji zog sich eine bequeme schwarze Hose und ein blaues Hemd an, welches er drei Knöpfe offen ließ. Bevor er aus seinem Zimmer ging, warf er einen letzten Blick auf Zoro, der noch immer auf den Boden hockte und sich den Kopf aus Frustration kratzte. Sanji hatte immer noch ein verschmitztes Grinsen auf den Lippen, doch Zoro erwiderte dies nur mit einem gespielten trotzigen Ausdruck, der wahrscheinlich in ein paar Minuten wieder abgeklungen war. Mit sichtlich guter Laune schlenderte der Koch schließlich aus seinem Zimmer, über den Gang, bis hin zum Schiffsdeck, wo er sich seine morgendliche Zigarette gönnte. Es war noch ruhig auf dem Schiff. Alle schienen noch zu schlafen, außer Brook, der Wache hielt. Sanji wusste die morgendliche Ruhe zu schätzen. Früher war es nicht so gewesen, aber jetzt freute er sich regelrecht darauf einige Minuten in der wohltuende Morgensonne zu stehen und nichts, außer das Meeresrauschen zu hören. Gekonnt schnippte er seine aufgerauchte Zigarette über die Reling und schritt in Richtung Küche. Als er durch die Tür trat, schlug ihm der Geruch von frisch aufgebrühtem Kaffee entgegen. Robin saß am Küchentisch, mit einem Buch und einer Tasse in der Hand. „Guten Morgen, Robin-chan“, grüßte er sie, als er seine Ärmel nach oben krempelte. „Warum bist du so früh wach?“ „Dir auch einen Guten Morgen“, sagte sie und stellte die Tasse ab. „Ich bin einfach nur früher als sonst wach geworden.“ „Ah, ist das so?“ Sanji nahm ein paar Äpfel und fing an sie zu schneiden. Sein heißgeliebter Obstsalat stand auf der Frühstückskarte, doch das würde wohl noch etwas Arbeit bedeuten. Ein fröhliches Lied summend, nahm er sich als nächstes einige Bananen. „Was liest du da eigentlich?“, fragte Sanji. Das Geräusch der umschlagenden Seiten hatte sich schon eine ganze Weile mit seinem Summen vermischt. Ein wenig Konversation konnte schließlich nicht schaden. „Ich habe das Buch auf der letzten Insel gekauft. Wir waren ja schließlich eine ganze Weile dort.“ „Und worum geht es?“, fragte Sanji halb neugierig. 'Dumme Frage. Sicher etwas mit Archäologie...' „Oh, ich hatte danach gesucht, wenn ich ganz ehrlich bin. Es ist ein höchst interessantes Buch“, erklärte Robin in ihrer süßen Stimme. „Es geht um eine Legende.“ „Eine Legende? Normalerweise liest du doch so schwammige Bücher nicht.“ „Ja, aber ich habe etwas gefunden, was diese Legende in die Realität umwandeln könnte.“ „Aha?“, hakte der Smutje nach. Eine weitere Banane verlor ihre Schale. „Es ist wirklich merkwürdig. Vor einigen Wochen habe ich im Flur das hier gefunden.“ Sanji schielte interessiert über seine Schulter und sah, dass Robin etwas zwischen Daumen und Zeigefinger hielt. Seine Augen wurden groß, Tellergroß! Sie hielt eine verdammte „Wahrheitsbeere“ in ihrer Hand, während ihr Gesicht einen verzückten Ausdruck hatte. Wie konnte das sein? Wie hatte sie die Beere gefunden? Wann? Wo? In Sanjis Hirn rattertes es so laut, dass er glaubte Robin müsse es hören. Sie hatte gesagt, dass sie die Beere im Flur gefunden hatte. Aber wie...? Die einzige verbleibende Möglichkeit war so banal, dass er beinahe gelacht hätte, wenn die Situation ihn nicht so in Panik versetzt hätte. Damals, als er die Beeren los werden wollte, war ihm die Schatulle runter gefallen und einige Beeren hatten sich im Zimmer „versteckt“. Es war also nicht unmöglich, dass eine durch den Türspalt in den Flur gekullert war. Und nun hatte ausgerechnet Robin diese blöde Beere gefunden. „W- was ist das?“, fragte er stotternd. 'Na ganz toll, mach es noch auffälliger, dass du nervös bist!' „Das ist eine 'Zumqua'. Nun, so wird sie jedenfalls in dem Buch genannt. Ziemlich verschrumpelt, aber man erkennt die Merkmale.“ „Und wozu ist sie gut?“ Sanji fing an die Bananen zu schneiden. Er durfte sich nicht auffällig verhalten. „In dieser Legende geht es um eine Insel und deren Bewohner. Auf der Insel herrschte ein langer Krieg zwischen den zwei stärksten Stämmen, doch ein Stamm entdeckte eines Tages einen Strauch mit merkwürdigen Beeren, die ihnen die Kraft verliehen Gedanken zu lesen.“ Robin hielt kurz inne und blätterte durch das Buch. Sanji konnte es deutlich hören. „Sie waren dadurch in der Lage die Pläne des anderen Stammes zu erfahren und zu siegen. Viele sind gestorben, aber es herrschte fortan Frieden auf der Insel.“ „Oh, das ist... schön“, kommentierte Sanji. Er wusste nicht so recht, was er dazu sagen sollte. „Es geht noch weiter. Es wird von Reisenden berichtet, die Beeren gestohlen haben. Einige sollen wahnsinnig geworden sein und andere... nun ja.“ „Was mit den anderen passiert?“ „Die wurden getötet.“ „Getötet?“ „Oh ja. Es wird berichtet, dass die Stammesältesten Räte hielten und entschieden welche Reisenden getötet werden sollten und welche nicht. Die, die sie für besonders gefährlich erachteten, sollten von dem Wächter der 'Zumqua' getötet werden.“ „Dem Wächter?“, fragte der Smutje mehr zu sich selber, als zu Robin. Er hatte einen schlimmen Verdacht. „Ja, der Wächter wird als Ungeheuer beschrieben, welches seine Opfer bis zum Ende der Welt verfolgen konnte. Es gibt sogar eine sehr interessante Illustration dazu. Möchtest du sie sehen?“ „Vielleicht später“, schluckte Sanji. Er schnippelte wohl schon seit fünf Minuten an der selben Banane, die nun nur noch eine breiige Masse war. „Bist du dir sicher? Denn diese Illustration erinnert mich sehr stark an das Ungeheuer, welches uns vor einigen Wochen angegriffen hat.“ Es war zu spät. Robin wusste es. Sie wusste einfach alles. Da hatte Sanji einmal gedacht, dass alles gut wäre und nun das? Der Morgen hatte doch so schön angefangen... Resigniert legte er seine Messer beiseite und drehte sich um. So gelassen wie möglich lehnte er sich an die Küchentheke und sah Robin verzweifelnd lächelnd an. „Ich glaube, ich brauch das Bild nicht sehen.“ „Ja“, benickte sie, „das glaube ich auch.“ Robin schlug das Buch zu und verstaute die Beere wieder in ihre Hosentasche. Sanji schluckte. „Und nun?“ „Was meinst du damit, Koch-san?“ „Was ich damit wohl meine?“, seufzte er und fuhr sich durch die blonde Haarpracht. „Willst du es den anderen erzählen?“ „Nein, das habe ich eigentlich nicht vorgehabt“, entgegnete sie ihm und nippte wieder an ihrem Kaffee. „Und warum hast du mir das dann erzählt?“ „Nun, aus zwei Gründen. Ich möchte gerne einige Notizen in das Buch machen. Nur für mich. Von daher... ich wollte von dir gerne wissen wie es so war.“ „Die Beeren? Schlimm genug, um dir sagen zu können, dass du die Beere lieber wegwerfen solltest.“ „Na so schlimm kann es doch gar nicht gewesen sein, wenn man dich die letzten Tage so beobachtet hat.“ „Wa-“, stockte Sanji und wurde rot. Er wandte sich wieder seiner Küchentheke zu. Das war eindeutig zu viel. Mehr konnte er nicht ertragen. Jetzt kam auch noch Zoro zur Sprache! Er musste schnell von dem Thema ablenken „Und was ist der zweite Grund?“ „Oh, das? Nun, in der Legende wird am Ende erwähnt, dass die Einwohner der Insel ihre Todgeweihten IMMER gekriegt haben. Und wenn es Jahre dauern sollte. Das sind doch nette Aussichten, nicht wahr? Besonders, weil ihr Haustier tot ist. Vielleicht hatte es ja Geschwister?“ Robin nahm das Buch unter ihren linken Arm. Der Smutje konnte ihre Schritten hören, die sich ihm näherten. Aus dem Augenwinkel sah er dann jedoch wie die Archäologin ihre Tasse mit der schwarzen Flüssigkeit nachfüllte und die Kombüse verließ. Sein Mund verließ ein langes, längst überfälliges, Stöhnen. Gerade, als er sein Messer wieder zur Hand nehmen wollte, öffnete sich die Tür abermals. Wollte Robin etwa noch ein weiteres Sahnehäubchen, auf das ohnehin schon meterhohe und bereits bestehende Sahnehäubchen aufsetzen? Vielleicht fehlte auch die Kirsche? Doch er hatte Glück im Unglück: es war „nur“ Zoro, der ihn verdutzt ansah. „Hast du einen Geist gesehen?“, fragte der Schwertkämpfer gähnend. „Du bist Käseweiß. Also Käseweißer als sonst, meine ich damit.“ „So was in der Art“, seufzte Sanji. Warum fühlte er sich auf einmal so erschöpft? „Alles in Ordnung?“ Zoro klang sichtlich besorgt, was überhaupt nicht zu ihm passte. „Ich kann dir gleich dein 'alles in Ordnung' in den Arsch schieben!“, wütete Sanji aufgebracht, woraufhin Zoro ihn arrogant grinsend ansah. Ein mehr als nur vielsagender Ausdruck, den sich der Schwertkämpfe angewöhnt hatte, aber nur zu Tage treten ließ, wenn sie alleine waren. Der Smutje konnte nicht anders, als seine Augen verdrehen. Es war besser, wenn er Zoro nichts von dem Gespräch mit Robin erzählte. Vor allem ihre letzten Worte ließen ihn mit einem flauen Gefühl ihm Magen zurück. Die Vergangenheit holte einen immer ein. Früher oder später. „Was willst du eigentlich hier? Frühstück gibt es erst in einer Stunde.“ Der Schiffskoch schob die zermatsche Banane seufzend beiseite und nahm sich eine neue. „Ich wollte mir die übrig gebliebenen Reisbällchen von gestern holen.“ Sanji zeigte mit einem Kopfnicken in Richtung des Kühlschranks. Zoro ging schnurstracks darauf zu, schob einige andere Lebensmittel zur Seite und stopfte sich daraufhin eines der Bällchen in den Mund. Mampfend hielt er das andere in der Hand und schloss wieder den Kühlschrank. „Hey, perverser Koch, egal was ist, du weißt, dass du es mir sagen kannst, nicht wahr?“, sagte Zoro mit vollgestopften Mund. Ein Lächeln schlich sich auf die Lippen des Smutjes. Genau das hatte er im Moment gebraucht. Eine kühle Welle der Erleichterung durchflutete ihn, weil im wie so oft in letzter Zeit bewusst wurde, dass egal, was die Zukunft bringen mag, er nicht mehr alleine war. Sollte doch ein zweites Monster kommen oder die Einwohner der Insel sie bis ans Ende der Welt jagen. Es war ihm egal, solange Zoro weiterhin an seiner Seite war. Scheiß auf Bezeichnungen für Gefühle oder Beziehungen. Ob er Zoro nun auch liebte oder nicht, wusste er nicht. Aber das brauchte er auch nicht. Das, was er jetzt fühlte, reichte ihm völlig und Zoro schien es ebenso zu genügen. Vielleicht brachte die Zukunft ja noch weitere Erkenntnisse, aber das konnte ihm nur die Zeit zeigen. „Man spricht nicht mit dem Essen im Mund“, sagte Sanji belehrend. „Das gehört sich nicht.“ „Es gehört sich so einiges nicht, aber wir tun es jeden Tag“, lachte Zoro. „Schluss jetzt! Los, geh dein morgendliches Training machen“, fauchte Sanji gekünstelt aufgebrachte. „Schon gut, schon gut.“ Der Schwertkämpfer verließ, mit den Armen hinter seinem Kopf verschränkt und dem zweiten Reisbällchen im Mund, die Kombüse. Sanji sah noch einige Momente die Tür an, hinter der Zoro verschwunden war. Vielleicht konnte das doch noch ein guter Tag werden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)