Ich weiß, was du denkst von abgemeldet (Sanji x Zoro) ================================================================================ Kapitel 13: Schlechtes Gewissen? Nein! Herzklopfen?! ---------------------------------------------------- Sanji konnte nur raten, aber er glaubte circa zwanzig Meter gefallen zu sein. Der Strick hatte zu seinem Glück nur zwei Meter vor dem Aufschlag aufgehört und so war er nicht sonderlich tief und hart auf den Boden aufgeschlagen. Er sah sich um, doch erkannte nur schemenhaft den Umriss der Grube. „Koch, lebst du noch?!“, konnte Sanji das Echo seines Kameraden hören. „Frag nicht so bescheuert“, schrie er nach oben. 'Hier irgendwo müssen seine Schwerter sein... verdammt, im Dunkeln kann ich echt kaum was erkennen.' So vorsichtig, soweit es mit seinen gefesselten Füßen möglich war, ging er den Boden ab, immer darauf bedacht, dass er auf die Schwerter treten könnte. Und nur Gott wusste, was ihm dann blühen würde, wenn Zoro seinen Schuhabdruck darauf fand. Nach einigen Minuten stieß er gegen etwas und er hörte es leise klackern. Da waren sie. Sofort ging er in die Hocke und fühlte nach den Schwertern. Sie lagen beinahe nebeneinander vor ihm auf der Erde und warteten nur darauf zurück zu ihren Besitzer zu können. Schnell zog eines der Schwerter aus der Scheide. Er konnte nicht erkennen um welches es sich handelte, doch das war ihm im Moment auch egal. Vorsichtig setzte er es an die Fesseln hinter seinem Rücken an und schaffte es in Windeseile diese durch zuschneiden. Die selbe Prozedur vollzog er daraufhin an dem Strick um seine Knöchel. Endlich war er nicht mehr gefesselt und hatte wieder seine gewohnte Bewegungsfreiheit. Er streckte und rieb seine tauben Glieder, um sie wieder zum Leben zu erwecken. Wieder sah er sich um, doch diesmal mit den Schwertern in seiner Hand, die er fest umschloss. „Hier irgendwo...“, nuschelte er und lief einfach geradeaus, bis er an der Wand angekommen war. Er tastete sie ab. Meter für Meter und griff dann plötzlich ins Leere. Er hatte es ja geahnt. Wenn es einen Ausgang gab, musste es ja auch einen Eingang geben. Und schon alleine aus Neugier heraus, wollte er wissen, wohin der Weg ihn führen würde. Er ging einige Schritte und wusste, dass er nun den richtigen Weg nahm – immer geradeaus durch die neu gefundene Höhle. Doch nach nicht mal einer Minute blieb er stehen und lauschte. Er konnte etwas am anderen Ende der Höhle hören. Kratzen, scharren, knurren. Es traf ihn wie der Schlag. Irgendein Tier, das groß genug war, um die Geräusche bis hier hin zu tragen, musste in dieser Grube wohnen. Deswegen hatten die Eingeborenen sie über dieser aufgehängt und sie nicht fest genug angebunden. Sie schienen darauf gewettet zu haben, dass sie entweder den Schwertern nach sprangen, die Zoro so viel bedeuteten oder eine Flucht versuchen würden. Sanji machte eine Kehrtwende und schlich so schnell und leise wie es möglich war zurück. Er ging einige Schritte, bis er den Himmel über sich erkannte und Zoro, der weiterhin in der Luft hing. Schnell blickte er sich um und sah wieder in die Höhle, aus der weiterhin die bedrohlichen Geräusche kamen, die er vorher nicht wahrgenommen hatte, doch nun umso lauter wurden und näher zu kommen schienen. Er musste hier raus und die einzige Möglichkeit bestand wohl darin sich das Ende des Seils zu schnappen und hoch zu klettern. Ohne weiter darüber nachzudenken steckte sich Sanji die drei Schwerter fest an den Gürtel und nahm dann Anlauf. Zum Glück waren seine Beine regelrecht dafür geschaffen so hoch zu springen. Er stieß sich an der Wand ab und ergriff sofort das Seil, als es in sein Blickfeld kam. Kurz schwang er vor und zurück, doch ließ er keine Sekunde mehr verstreichen, um aus diesem dunklen Ort zu klettern. Er kam dem Tageslicht immer näher und näher. „Koch!“, sagte Zoro aufgeregt. „Was hast du so lang gebraucht?!“ Das war so typisch. Keine Wiedersehensfreude, sondern nur rumgezicke. „Ich freu' mich auch dich zu sehen, Säbelheini.“ Sanji kletterte immer höher, bis er neben Zoro angekommen war. Der Smutje streckte seine Hand nach dem Holzmast über ihm aus und hangelte sich dann nach oben. „Ich mach dich jetzt los“, sagte Sanji und zerrte an Zoros Knoten herum. „Hör doch auf so herum zu zappeln!“ „Dann hör du auf mich so nervös zu machen. Warum bist DU denn so hibbelig und hast es auf einmal ganz eilig.“ Sanji biss seine Zähne zusammen und sah in die Schwärze unter ihm. „Die Eingeborenen scheinen ein Haustierchen zu haben, dass dort unten wohnt und ich habe keine Lust herauszufinden was das für ein Vieh ist.“ „Und deswegen machst du so einen Stress?“, fragte Zoro rhetorisch, versuchte sich jedoch wirklich weniger zu bewegen. Sanji schaffte es einen Großteil des Knotens zu lösen und griff dann unter Zoros Achsel, um ihn fest zu halten. „Wenn ich den letzten Knoten aufgemacht habe, werfe ich dich dort rüber, ok?“ Zoro nickte widerstrebend und sah Sanji dabei zu, wie er ihn mit einer Hand festhielt und mit der anderen den Strick um seinen Körper löste. Von einer Sekunde auf die andere, warf er ihn dann auf festen Boden und der Blonde sprang ihm nach. Mit einem arroganten Lächeln stand er über Zoro und nahm daraufhin die Schwerter von seinem Gürtel. „Willst du das alleine machen oder soll ich das auch für dich übernehmen?“, fragte Sanji grinsend. Zoros Blick reichte als Antwort. Der Schwertkämpfer nahm seine Lieblinge zur Hilfe, um sich von seinen Hand- und Fußfesseln zu lösen. Während sich Zoro abmühte, wühlte Sanji in seiner Tasche nach seiner wohlverdienten Zigarette. Den Glimmstängel hatte er mehr als nötig. Doch bevor er seiner Sucht nachgehen konnte, machte sein Gesicht Bekanntschaft mit einer ziemlich großen Faust. Hart schlug er auf den Boden auf und rieb sich die schmerzende Wange. „Sag mal spinnst du?“, schrie Sanji ihn an. „Du... du!“, sagte der Grünhaarige mit geballten Fäusten. Wütend sah er auf den Koch herab. Seine Augenbrauen waren zusammengekniffen und schienen voll mit Anspannung zu sein. „Hab ich dir gesagt, dass du das alles tun sollst?“ „Hä? Brüllst du mich gerade an, weil ich deine Schwerter zurück gebracht habe?“, hakte Sanji nach, während er aufstand und seine Hose von der Erde befreite. Der Schwertkämpfer kniff seine Augen zusammen, ebenso wie seine Lippen und versuchte anscheinend unterdrücken zu wollen, was er am liebsten als nächstes sagen würde. Stattdessen trat er den nächstgrößeren Stein, den er fand und drehte sich von Sanji weg. „Lass uns zurück zum Schiff gehen“, presste der Grünhaarige hervor. „Wenn wir zurück zum Schiff wollen, musst du weiter nach links gehen, sonst kommen wir wieder in dem Dorf an“, seufzte Sanji. Ohne einen weiteren Kommentar zeigte Sanji in die Richtung, die er meinte und Zoro stapfte los. Was war mit ihm los? War er wütend? Aber warum? Weil er sich in diese Grube fallen lassen, die Schwerter zurück gebracht und sie beide dadurch befreit hatte? War das wieder so eine Verletzte-Stolz-Geschichte? Selbst, wenn Sanji ihn jetzt fragen würde, würde er wohl kaum eine ehrliche Antwort bekommen. Nicht, wenn er nach Zoros Stimmung ging, die im Augenblick reichlich am Tiefpunkt angelangt war, wenn man sich dessen Gesicht und Gang betrachtete. Aufgebracht ging dieser durch den Wald, immer gerade aus und das sogar ohne sich zu verirren. Er bog aus keinen unerfindlichen Gründen einfach mal eben so nach rechts oder links ab, sondern ging einfach immer weiter den Weg, den der Koch ihm gewiesen hatte. Vielleicht war es gerade das, was den Schiffskoch so nervös machte. „Das Schiff ist nicht hier!“, sagte Zoro in einem aufgebrachten Ton, als sie nach dem Waldmarsch endlich wieder den Strand erreicht hatten. „Ich habe auch nicht gesagt, dass in dieser Richtung das Schiff liegt“, antwortete Sanji ihm locker. „Ich habe nur auf die Richtung gewiesen in der auf jeden Fall NICHT das Dorf liegt.“ „Sag mal, willst du mich verarschen?“ „Wir müssen doch nur den Strand lang laufen und irgendwann kommen wir schon wieder beim Schiff an. Die Insel ist nicht groß, also meck-, uhm, ich meine lass uns einfach gehen.“ Im Moment sollte er sich wohl doch ein wenig zusammennehmen und keinen neuen Streit mit Zoro beginnen, der womöglich in einem Blutgemetzel enden könnte. Wortlos gingen sie, mit dem Sand unter den Füßen, ihren Weg und hofften nur noch darauf bald ihr Schiff, ihr Zuhause, zu erblicken. 'Meine Güte, warum muss der nur so bockig sein? Er soll doch froh sein, dass ich die Drecksarbeit erledigt habe und er keinen Finger rühren musste. Besonders, weil es seine Schuld ist', dachte der Blonde zähneknirschend. 'Genau, seine Schuld! Er musste ja unbedingt die Beere mit sich schleppen, was uns wohl erst in diese verzwickte Lage gebracht hat.' Sanji kniff seine Augen zusammen und beobachtete Zoro, wie er weiterhin in Rage vor ihm lief und ab und an schnaubte. 'Er hat eine genommen! Oder zwei! Die Eingeborenen haben ja schließlich nur eine bei ihm gefunden', grummelte Sanji in sich hinein und blieb dann stehen. „Hey!“ „Was?“, knurrte Zoro. Er machte keine Anstalten stehen zu bleiben. „Du hast die anderen Beeren wirklich genommen, nicht wahr?“, fragte Sanji und versuchte nicht aufgebracht zu klingen. Nach wie vor wollte er Zoro nicht zu sehr aufregen, um ein Gefecht zu vermeiden. Dafür hatte er nach den letzten Stunden auch keine Energie mehr. „Was geht es dich an?“, zischte der Grünhaarige und schien keine Anstalten zu machen stehen zu bleiben. „Es geht mich sehr wohl etwas an.“ Sanji hatte dies trotziger als beabsichtigt gesagt. Warum konnte der Schwertkämpfer nicht einfach zugeben, dass er ebenso Scheiße gebaut hatte. Da hatte Sanji einmal in seinem Leben gedacht das Richtige getan zu haben und es entpuppte sich als Fehlschlag. Zoro war kein Stück besser als er. „Ich habe dir vertraut, dass du sie weg wirfst, weil ich es einfach nicht gepackt habe und dann nimmst DU sie? Was hast du damit eigentlich getan? Wen hast du belauscht?“ Endlich blieb Zoro stehen. Hatten sie ein ähnliches Gespräch nicht erst vor wenigen Wochen, nur mit vertauschten Rollen, geführt? Hätte er damals gedacht, dass Zoro die Beeren benutzen würde, hätte er sie nie aus der Hand gegeben. Nicht nur, weil es darum ging, dass Zoro damit jemanden belauschen konnte, sondern auch, weil Sanji um die Gefahren der Beeren wusste. Jede Beere hätte eine zu viel sein können. Nicht nur bei Sanji, auch bei Zoro. Genau das war es, was die Situation so schlimm für ihn machte. Dieses „was wäre, wenn“ machte ihr schier wahnsinnig. „Bist du auf einmal stumm oder was hast du?“, hakte der Blonde nach. „Warum verurteilst du MICH? Du bist doch derjenige, der damit angefangen hat!“ „Aber das heißt nicht, dass du mir alles nachahmen musst!“ Der Schiffskoch der Sunny konnte im herabsinkenden Sonnenlicht erkennen, dass Zoros Gesicht rot wurde. Nicht vor Wut, wie zuvor, sondern vor Scham, was dessen Augen verrieten, die seine mieden. Nein, das konnte einfach nicht wahr sein. Hatte Zoro etwa genau das gemacht, was Sanji gerade dachte? Abwegig war es nicht. „Du hast mich belauscht, nicht wahr? Mich!“ „Laber nicht 'rum, Koch. Die Welt dreht sich nicht alleine um dich“, sagte Zoro, während er offensichtlich mit seinen Zähnen knirschte. „Das mag sein, aber wie wir beide wissen bis du nach wie vor in mich ver-“ „Sei ruhig!“, schrie Zoro und trampelte regelrecht auf ihn zu. Wie einige Tage zuvor hatte er Sanji am Kragen gepackt und sah ihn giftig an. Wahrscheinlich würde es immer wieder zu dieser Situation kommen, wenn er erwähnte, dass Zoro in ihn verliebt war. Er hätte es besser wissen müssen. Reflexartig hob er seinen Arm und ergriff das Handgelenk von Zoro, um ihn von seinem Kragen zu lösen. „Tut mir Leid“, sagt Sanji ernsthaft. Obwohl er wusste, dass Zoro es nie hören wollte, hatte er es schon wieder erwähnt. So, als ob sich Sanji nicht nur damit abgefunden hätte, sondern es sogar als normalen Zustand ansah. Warum war es dem Schwertkämpfer nur so unsagbar unangenehm? Hatte es wirklich etwas mit Stolz zu tun? Nur, weil er auf einen Mann stand oder besser gesagt in ihn verliebt war, musste er sich doch nicht gleich so „entmannt“ fühlen. Umso länger Sanji darüber nachgedacht hatte, umso weniger war ihm dieser Fakt unangenehm. Er hatte sich ernsthaft daran gewöhnt, dass ein Mann in ihr verliebt war – auch, wenn es sich dabei um den bekannten Faulpelzen handelte. „Nun gut, ich habe sie benutzt und zwar an dir“, sagte Zoro, als er von Sanjis Kragen losließ. „Ich wollte die ausgleichende Gerechtigkeit wieder herstellen, wenn du es so sehen willst. Wäre doch unfair, wenn nur du diese Chance gehabt hättest.“ „Und? Hast du etwas interessantes erfahren?“, grinste Sanji schief. „Mehr oder weniger.“ „Was soll das heißen?“, hakte der Blonde nach, als er sich seinen Hals rieb, dort wo der Kragen eingeschnitten hatte. „Dass du mehr über mich nachdenkst, als ich erwartet habe“, sagte Zoro, während er ihn hämisch und arrogant ansah. „Das war wirklich überraschend.“ „Das tu ich nicht!“ „Und ob du das machst. In der Woche, in der ich kein Wort mit dir geredet habe, bist du in Selbstmitleid zerflossen und alle Gedanken galten mir. Sollte ich mich geehrt fühlen? Wohl eher nicht, was? Vor allem, weil es im Endeffekt doch nur um dich ging und, dass du dein Leben wegen diesen Beeren aus allen Bahnen geworfen hast.“ Kein Wort brachte der verdutzte Smutje heraus. Es stimmte. Alles, was Zoro da gerade sagte stimmte. Weil er wegen diesen Beeren wusste, dass Zoro in ihn verliebt hatte, hatte sich für ihn alles innerhalb von wenigen Tagen verändert. Seine gewohnte Beziehung zu dem Schwertkämpfer war nicht mehr die selbe und in der Woche des Schweigens, hatte er dessen eindeutig nachgeweint, wenn er es nicht besser wüsste. „Ich sehe es immer noch nicht viel anders, Karottenputzer. Für mich hat sich nichts geändert. Du bist der selbe nervige und weibstolle Koch, der du schon immer warst. Alles andere ist nebensächlich, weil du dem hier in wenigen Wochen keine Beachtung mehr schenken wirst. Wir beiden wissen das.“ „Da- das stimmt nicht“, stotterte Sanji unbeabsichtigt. „Lass es einfach bleiben, Koch“, seufzte der Schwertkämpfer und strich sich durch die Haare. „Ich will einfach nur zum Schiff zurück.“ Sanji sah seinem Crewmitglied mit großen Augen dabei zu, wie dieser auf seinen Füßen eine Kehrtwendung machte und wieder den Strand entlang ging. Was war das? Warum konnte Sanji einfach nicht davon ablassen, dass Zoro in ihn verliebt war. Warum musste er es einfach immer wieder zur Sprache bringen, obwohl er kein neues Ergebnis aus diesen „Diskussionen“ erwarten konnte. Der Grund war sicherlich schon lange nicht mehr, dass sich Sanji einfach nur geschmeichelt fühlte und mehr davon hören wollte, um sich damit größer zu machen. 'Verflucht, was ist los mit mir?', dachte der Blonde, als er dem Schwertkämpfer nachging. 'Ich sollte ihm doch böse sein, weil er in meinen Kopf gewühlt hat, aber stattdessen habe ich mir nur Sorgen gemacht, weil die Beeren ihn hätten verrückt machen können.' Es dauerte noch gut eine halbe Stunde, bis sie endlich die Sunny erspähen konnten. Die Strohhutpiraten hatten ihr Lager weiterhin am Strand aufgeschlagen und schienen eine kleine Party zu veranstalten. Man konnte Musik hören und heiteres Gerede. Luffy und Usopp, die die beiden als erstes gesehen hatten, kamen auf sie zu gerannt und wedelten wild mit ihren Armen. „Fleeeeeeeisch!“, schrie Luffy aufgeregt. „Wo ist mein Fleisch?!“ Zoro machte keine Anstalten zu antworten. Stattdessen ging er an sie vorbei, weiter zum Schiff. „Es gibt keins, Kapitän“, sagte Sanji locker, als er sich eine Zigarette anzündete. „Wir sind auf Schwierigkeiten gestoßen.“ Der Schiffskoch ging ebenfalls weiter, da er keine Lust hatte die Geschichte zweimal zu erzählen. „Leute, wir müssen unsere Sachen zusammenpacken.“ „Warum?“, fragte Franky, als er seine Colaflasche neben sich abstellte. „Ärger?“ „So kann man es sagen“, antwortete Sanji, während er Sand auf das Lagerfeuer streute. „Auf der Insel gibt es Eingeborene, die über unseren Besuch nicht gerade erfreut waren.“ „Das macht doch nichts!“, warf Luffy ein. „Wenn die uns angreifen, haben wir wenigstens wieder ein bisschen Spaß. Vor allem nachdem ich die letzte Party verpasst habe.“ „Nichts da! Sie wollen nur ihre Insel verteidigen, also haben wir hier nichts zu suchen. Wir hätten hier erst gar nicht Halt machen sollen, vor allem, weil der Logport die Insel nicht mal als Ziel angesetzt hatte.“ Die anderen stimmten in einem kollektiven Stöhnen zu. Wahrscheinlich hatten sie alle darauf gehofft einen gemütlichen Abend am Lagerfeuer zu verbringen und nun wurde dies zunichte gemacht. Sanji konnte sie verstehen. Auch er hätte gerne einen spaßigen Abend verbracht, doch was nicht sein sollte... „Was hat eigentlich mit Zoro? Der scheint wieder mal bei bester Laune zu sein“, sagte Brook, während er seine Violine unter den Arm klemmte. Sanji schielte zu Luffy, der bei der Erwähnung des ersten Mats hellhörig geworden war. „Der ist nur angefressen, weil wir durch die halbe Insel laufen durften und weil uns die Eingeborenen einen schweren Nachmittag gemacht haben. Keine Angst, der wird sich schon wieder einkriegen.“ „Ist das so?“, hakte Luffy nach. „Ja“, antwortete der Smutje standhaft und lächelte Luffy zuversichtlich an. Der Kapitän der Strohhutpiraten schien kurz zu überlegen, grinste dann jedoch breit. „Dafür will ich ein Festmahl, wenn wir abgelegt haben.“ „Kein Problem.“ Schnell packten sie ihre Sachen zusammen und verfrachteten alles wieder auf dem Schiff. Nami schien etwas angenervt zu sein von dem schnellen Abgang, doch bald hatte sie ihre zickige Stimme abgestellt und den neuen Kurs berechnet, den Franky am Steuer einschlug. Brook spielte weiterhin auf seiner Violine, während Luffy, Usopp und Chopper die kleine Tanzparty auf dem Deck weiterführten. Zoro war verschwunden oder besser gesagt nicht in Sichtweite, was wohl bedeutete, dass er sich in seine Räume zurück gezogen hatte. Der Koch konnte nicht einmal erahnen, was dieser wohl im Moment tat oder dachte. Warum war es nur so unfassbar schwer den Grünhaarigen einzuschätzen? Bei jedem gelang es ihm, doch bei Zoro scheiterte er abgrundtief. Er hatte nichts außer Fragen, was ihn anging. Dass Zoro ein Buch mit sieben Siegeln war, war wohl mehr als untertrieben. Erschöpft vom Tag, drückte Sanji die Zigarette in seinem Aschenbecher aus. Die Crew war hungrig, was hieß, dass er noch lange nicht ins Bett gehen konnte, sondern Essen kochen musste. Langsam trottete er in die Kühlkammer und suchte einige große Fleischstücke heraus, die er über seinen Küchengrill brutzeln lassen konnte. Dazu noch Kartoffeln und Gemüse. Das musste für heute reichen. Zu mehr war er auch gar nicht in der Lage. Der Duft von gebratenem Fleisch und gedünstetem Gemüse stieg ihm in die Nase. Die Kartoffeln brodelten derweilen auf dem Herd. Jetzt konnte er nicht vielmehr machen als Warten und ab und an seine Hand zum würzen erheben. Wie in Trance stand er vor seinen Küchengeräten und sah zu wie rohes Essen genießbar wurde. 'Was für ein Tag', dachte er. Das dachte er, wie eigentlich recht oft in letzter Zeit. Oder besser gesagt, seit er sich mit Zoro beschäftigte. Er wurde einfach nicht schlau aus dem Schwertkämpfer. Aber, was ihn wütender machte war, dass er nicht schlau aus sich wurde! Was wollte er mit all dem bezwecken? Er wollte mit Zoro diskutieren, streiten, kämpfen... reden. Wie und wann war es nur dazu gekommen, dass er so von dem Faulpelz dachte? Immer wieder sprang dieser eine Satz durch seinen Kopf. 'Der Marimo ist in mich verliebt.' Da war er, der unveränderbare Fakt, der sein Leben auf den Kopf stellte. Doch nicht nur in seinem Kopf tobte der Sturm, auch seine Brust zog sich schmerzhaft bei diesem Gedanken zusammen. „Warum, warum fühle ich mich nur so?“, fragte er leise und ballte seine Fäuste fest zusammen. 'Ich empfinde nichts für ihn, also was ist los mit mir?' Er wollte es sich nicht eingestehen, doch er wollte es Zoro recht machen. Er wollte ihn nicht verletzen und der Grund war nicht nur, weil sie Crewmitglieder waren sondern, weil ihm Zoro etwas bedeutete. „Etwas“. Was war dieses „etwas“? „Verdammt“, nuschelte der Blonde und streute frische Gewürze auf das Fleisch. „Ich fühle etwas für ihn, doch was, verflucht?“ Wütend stellte er mit lautem Krachen die Teller auf den Tisch und legte das Besteck daneben. 'Ich bin sogar lieber in dieses Loch gefallen, um seine Schwerter zu holen und uns zu befreien, anstatt es ihn machen zu lassen. Ich wollte nicht, dass er es tut. Warum? Aus Angst?' Seit langem hatte Sanji wieder einmal das Gefühl Kopfschmerzen zu bekommen und diesmal waren es eindeutig nicht die Wahrheitsbeeren, die diese verursachten. 'Er hat mir heute sogar eine reingehauen und ich konnte ihm nicht mal richtig böse sein. Oh mein Gott, was passiert hier mit mir?' Zoro war der erste Mensch der ihn liebte, ohne etwas von ihm zu erwarten. Wo auf der Welt würde man so etwas noch finden? Nirgends, außer hier. Es war etwas außergewöhnliches, etwas einzigartiges, für Sanji noch nie vorher da gewesenes. Und er konnte es immer noch nicht glauben, dass er das Ziel der Begierde war. Wut mischte sich mit einem merkwürdigen Glücksgefühl und dem Gefühl in seiner Brust, welches er nicht beschreiben konnte. Es erinnerte ihn jedoch an das Empfinden von schlechtem Gewissen. Automatisch stellte er die mit Essen gefüllten Teller auf den Tisch. Er erahnte, dass Zoro wohl nicht zum Essen nach unten kommen würde, also schaufelte er eine große Portion von allem auf den übrigen Teller. Kurz sah er sich im Raum um, als ob er Angst hätte, dass vielleicht jemand in der Tür stand, der ihn dabei beobachtete. Niemand sah ihn und trotzdem fühlte er sich ertappt. Zögernd nahm er den Teller in die Hand und ging damit langsam durch die Küchentür. „Essen ist fertig“, brüllte er in die Runde. Als ob er einen Startschuss abgegeben hätte, stürmten alle durch die Tür an ihn vorbei und stürzten sich über die Teller – wie erwartet. Mit einem leichten Schulterzucken ging er in Richtung des Mastes und sah die Leiter nach oben. Dort war Zoro, das wusste er. Woanders konnte er gar nicht sein. Ein leises Seufzen verließ seine Lippen, als er die erste Sprosse in Angriff nahm. Immer weiter entfernte er sich vom Deck und kam dem Ausguck näher. Oben angekommen klopfte er vorsichtig. „Was?“, hörte er genervt von der anderen Seite. Sanji antwortete jedoch nicht, sondern öffnete einfach die Luke und trat in den spärlich beleuchteten Ausguck. Mit seinem Fuß ließ er die Bodenluke wieder zufallen und sah sich dann im Raum um. Zoro saß auf dem Sofa und sah aus dem Fenster auf das Meer. Er hatte sich nicht zu Sanji umgedreht, als ob er gewusst hätte, dass es Sanji war, der in seine Räume eingedrungen war. Der Blonde wusste nicht, was er tun sollte oder besser gesagt, was er sagen sollte. Noch vor wenigen Minuten war sein Kopf voller Fragen gewesen, die nach einer Antwort suchten, doch jetzt war alles wie leer gefegt. Kurz sah er sich im Raum um und stellte den Teller dann auf einen kleinen Tisch, der neben den Hanteln stand. „Ich dachte mir schon, dass du nicht vor hast zum Abendessen zu kommen, also habe ich dir was hoch gebracht.“ „Das sehe ich.“ Kurz angebunden. Das war, was Sanji als erstes feststellte. Das zweite war, dass Zoro weiterhin seinen Blick mied, was ihn eher störte. 'Ich kann es nicht fassen. Warum bewegen sich meine Füße nicht. Ich muss doch wieder nach unten gehen', dachte der Smutje, während er wieder das Gefühl hatte, dass sich seine Brust zusammenzog. „Hör mal... das heute war ziemlich verrückt, nicht wahr?“ „Ja.“ „Wer hätte gedacht, dass wir ausgerechnet auf der Insel landen, wo diese Beeren herkommen.“ „Stimmt.“ Sanji zog sein Gesicht zusammen. Was machte er da nur? Wollte er ernsthaft ein Gespräch mit dem wortkargsten Menschen auf Erden anfangen, obwohl diesem eindeutig nicht nach Reden zumute war? Er wollte, dass Zoro mit ihm redete, so wie es schon einmal war. Sie hatten doch schon mal das Eis gebrochen, also warum sollte es nicht wieder so sein? „Gibt es noch was?“, fragte Zoro nach einem längerem Schweigen. „Wenn nicht, dann kannst du ja wieder in deine Küche gehen.“ Der Schwertkämpfer klang so merkwürdig. Gereiztheit mit einer Mischung aus Melancholie, wenn es Sanji hätte beschreiben müssen. Es war etwas, dass Sanji nicht bei dem Grünhaarigen hören wollte. Er sollte wie immer klingen: gelangweilt, müde, sarkastisch. 'Was wäre, wenn ich drauf eingehen würde? Wenn ich ihn einfach... wenn er mich... küssen... würde?', überlegte Sanji und merkte nur wenige Sekunden später wie sein Gesicht hoch rot wurde. 'Nein, nein, nein! Das würde bedeuten, dass ich ihn auch mag. 'So' mag! Das geht nicht. Nur, weil er der erste ist, der nichts von mir als Gegenleistung erwarten würde, heißt das nicht, dass ich darauf eingehen muss.' Sanji machte einige Schritte auf Zoro zu. Unsicher warum er nicht einfach kehrt machte und wieder zurück in sein Heiligtum ging. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)