Ich weiß, was du denkst von abgemeldet (Sanji x Zoro) ================================================================================ Kapitel 12: Zoro ist Schuld --------------------------- Luffy verließ mit gesenkten Kopf und dem Strohhut im Gesicht die Bibliothek. Sanji stand alleine, mitten in dem von Büchern umringten Raum und versuchte ein Loch in den Boden zu starren. Was hatte er da nur gerade gesagt? Die Crew verlassen? Was war ihm da nur in den Sinn gekommen? Aber falls es wirklich so weit kommen sollte, würde das wohl das Beste sein. „Tja, um meine Meinung jetzt zu ändern, ist es wohl zu spät“, sagte Sanji und setzte sich auf das Sofa. „So wie ich Luffy kenne, wird er mich wirklich auf der nächstbesten Insel raus schmeißen...“ „Das wird er wohl“, sagte eine Stimme, die Sanji seit über einer Woche nicht mehr gehört hatte. „Marimo!“ Der Schwertkämpfer tauchte hinter einem der Bücherregale auf. Sanji erkannte, dass dieser sich den Nacken massierte und ein lautes Gähnen von sich gab. Der Faulpelz schlief also nicht nur auf dem Deck, sondern auch in der Bibliothek ein. „Warum schläfst du in der Bibliothek? Das sieht dir so gar nicht ähnlich“, sagte der Smutje, während er sich eine neue Zigarette anzündete. 'Versuch so normal wie möglich zu erscheinen.' „Was denkst du denn? Bei dem Krach, den ihr auf dem Deck gemacht habt, kann doch keiner in Ruhe sein Nickerchen halten“, gähnte Zoro. „Warum hast du das gesagt?“ Bildete sich Sanji das gerade wirklich ein oder redete der Schwertkämpfer wieder mit ihm? Was war denn in Zoro geraten? Erst das tagelange Schweigen und Ignorieren und nun tat er so, als ob nichts gewesen wäre? „Was gesagt?“ „Stell dich nicht dumm, Karottenputzer. Warum hast du Luffy gesagt, dass er dich aus der Crew schmeißen kann?!“ „Rate doch mal!“, sagte Sanji laut und seufzte daraufhin. Die Hand, die die Zigarette hielt, zitterte leicht. „Ich habe alles aufs Spiel gesetzt und tue das immer noch! Ich habe mit meinem egoistischen Verhalten die ganze Crew in Gefahr gebracht und dich... was ich mit dir gemacht habe, war das Schlimmste, was ich wohl jemals getan habe. Also frag nicht! Wir haben seit Tagen nicht geredet oder besser gesagt, du hast nicht mit mir geredet. Und nun machst du deinen Mund auf, nur weil du ein Gespräch zwischen mir und unserem Kapitän gehört hast?“ Zoros Blick verfinsterte sich. Der Schiffskoch konnte nicht einmal erahnen, was der Grünhaarige im Moment dachte. Er hatte sich nie viel Gedanken über Zoro gemacht und ihn nie lange genug beobachtet, um in dessen Gedanken und Gesichtszüge vielleicht einen Zusammenhang zu erkennen. Und nun war es womöglich zu spät dafür. „Warum redest du plötzlich wieder mit mir? Ich dachte du bist sauer auf mich. Nachdem, was ich...“, sagte Sanji und würde mit jedem Wort leiser. Beschämt über sich selber sah er in die entgegengesetzte Richtung von Zoro. „Tsk, das ist ja wohl mir überlassen, wann ich mit dir rede und wann nicht.“ „Du hast recht. Tut mir leid, dass-“ „Meine Güte! Kannst du endlich mit diesem Scheiß aufhören?“ Sanji sah in das wütende Gesicht seines Crewmitglieds. „Was ist denn jetzt schon wieder?“ „Hör auf dich zu bemitleiden! Das kann doch keiner mehr mit ansehen! Seit einer Woche läufst du herum wie sieben Tage Regenwetter, bescheuerter Kochlöffel.“ „Das kann dir doch egal sein. Du willst mich doch eh nicht mehr auf dem Schiff haben. Also ist es vielleicht sogar besser, wenn ich gehe.“ „Ich... ich bin immer noch sauer auf dich. Was du gemacht hast war einfach nur mies, aber ich will nicht, dass du.... dass du das Schiff verlässt“, sagte Zoro zähneknirschend. „Ich habe nicht vergessen, was du getan und gesagt hast, hörst du mich? Aber, wenn du deswegen wegläufst, werde ich dich höchst persönlich zersäbeln!“ Wütend stapfte Zoro auf die Tür zu und riss sie auf. Sanji schaffte es gerade noch ihn vom Gehen abzuhalten und sich in die Tür zu stellen. Er war völlig automatisch aufgesprungen, als ob seine Gliedmaßen das Denken übernommen hätten. „Und was soll ich dann tun?“, fragte er. „Wir können doch nicht so tun, als ob nichts gewesen wäre. Vor allem, weil du in mich-“ „Sage es ja nicht!“, schrie Zoro. „Wage nicht, dass jemals auszusprechen!“ „Aber-“ „Du weißt nicht, was du machen sollst?“, fragte Zoro und sah ihn mit funkelnden Augen an. „Dann lass mich dir sagen, was du tun sollst: vergiss alles, was du jemals 'gehört' hast. Ich werde ebenfalls versuchen alles zu vergessen. Also bleib auf dem Schiff! Wenn wir uns wie immer verhalten, wird Luffy keinen Grund mehr haben dich aus der Crew zu schmeißen.“ „Warum tust du das?“, fragte Sanji, als er mit seiner Hand fest die Türklinke umschloss. 'Bescheuerte Frage, Sanji. Du kannst dir den Grund doch denken.“ „Keine Ahnung, Suppenlöffel“, sagte er genervt und gleichzeitig angespannt. „Und nun geh mir aus dem Weg, ich will mir ein anderes Plätzchen zum Schlafen suchen. Du solltest wohl auch besser wieder zurück zu deinen Küchenschaben gehen.“ Ohne weitere Worte, stieß Zoro den Schiffskoch leicht zur Seite, so dass er aus der Bibliothek gehen konnte. Einen kurzen Moment verfolgte Sanji sein Crewmitglied mit den Augen, als dieser im nächsten Flur verschwand und außer Sichtweite war. Was sollte er jetzt fühlen? War er glücklich? Traurig? Erleichtert? Obwohl er Zoro zutiefst verletzt hatte, schien diesem immer noch etwas an ihm zu liegen. Er hatte ihn falsch eingeschätzt und das wohl schon seit Beginn ihrer Reise. „Super, jetzt habe ich ein noch schlechteres Gewissen“, grummelte Sanji und verschwand ebenfalls aus der Bibliothek, um Nami ihren Kaffee zuzubereiten. Die Sonne brannte auf die Strohhutpiraten, als sie ein Lagerfeuer auf dem Strand errichteten. Früh am Morgen hatten sie eine Insel entdeckt, die anscheinend nur von Wald bewachsen und umringt von weißen Sand war. Aus der Ferne konnten sie ab und an das Singen von Vögeln oder das Brüllen von größeren Tieren hören, die auf jeden Fall ein leckeres Essen versprachen. „Hach, ist das schön“, sagte Nami, während sie sich auf der Sonnenliege sonnte und einen Cocktail trank. „Findest du nicht auch, Robin?“ Die Archäologin lächelte sie an und widmete sich dann sofort wieder ihrem Buch. Im seichten Wasser spielten Usopp, Chopper und Luffy im Wasser, wobei der Kapitän und der kleine Arzt Luftpolster um ihre Bäuche hatten. „Hey Koch, pass auf, dass du mein Fleisch nicht vergisst“, rief Zoro dem Smutje vom Deck zu. Gerade erledigte er sein mittägliches Trainingsprogramm und sah dem Treiben der anderen aus der Ferne zu. Sanji war noch dabei das Lagerfeuer aufzubauen und war von der plötzlichen Erwähnung seines „Spitznamens“ so überrascht gewesen, dass er einen Holzsscheit (*1) beinahe fallen ließ. Er sah nach oben zum Deck und musste einige Male wegen der Sonne blinzeln. Doch sein Blick verweilte nur einen Bruchteil eines Moments auf Zoros durchschwitzten Körper. Aus dem Augenwinkel konnte er Luffy, ihren Kapitän erkennen, der im Wasserspiel inne hielt und beide beobachtete. „Warum sagst du mir das, Schwertfutzi! Wir haben noch nicht mal ein Tier erlegt!“ Luffy beobachtete sie weiterhin. Sanji hoffte nur, dass er das Zögern in seiner Stimme nicht gehört hatte. „Dafür kann ich doch nichts!“, rief der Grünhaarige ihm wieder entgegen und stellte seine Hantel beiseite. „Und ich kann wohl was dafür? Willst du wirklich deswegen rumzicken?“ „Rumzicken?!“ Alles kam praktisch wie von selbst aus Sanjis Mund. Es war als ob er auf Zoros Sticheleien konditioniert war und ihm alles in gleicher Münze heimzahlen müsste. Noch vor wenigen Tagen hatte keiner von ihnen etwas zu dem anderen gesagt. Schweigen war an der Tagesordnung gewesen und auf einmal behandelte Zoro ihn ernsthaft wieder so wie früher. Als ob nie etwas gewesen wäre. Als ob er wirklich wollte, dass alles was war, ungeschehen werde. „Haltet die Klappe ihr beiden“, schrie Nami und sah sie über ihrer Sonnenbrille giftig an. „Aber natürlich, mein Namilein“, säuselte Sanji sofort und sah daraufhin zu Zoro, der gelangweilt aufs Meer hinaus sah. „Wer geht eigentlich nachher etwas zu Essen jagen?“, fragte die Navigatorin, als sie ihre Sonnenbrille wieder richtig aufsetzte und sich nach hinten in die Liege lehnte. „Ich glaube das werde ich übernehmen. Die anderen würden nur die kleine, ruhige Insel zerstören.“ „Dann nimm mal Zoro mit. Sein lautstarkes Schnaufen beim Training und das Schnarchen, wenn er schläft stört mich beim Bräunen.“ „Den Marimo?“, fragte der Koch aufgelöst nach. „Er... ich...“ Der Smutje erkannte, dass sein Stottern und das Erwähnen eines gewissen ersten Mats, Luffy hellhörig gemacht hatte. Wieder sah dieser zum Strand und beobachtete wie Sanji sich verhielt. Das konnte es doch nicht geben. Er hatte ein Übel gegen das andere getauscht. Konnte es wirklich noch schlimmer kommen? „Meinetwegen“, sagte er geschlagen und wendete sich wieder zum Schiff. „Marimo, antreten! Du wirst mein Packesel sein!“ „Was willst du?“, sagte der Grünhaarige und lehnte sich über die Reling. „Du gehst mit mir jagen, hast du gehört?“ Als Antwort bekam der Smutje nur ein Grummeln und ein verschränken der Arme. Die typische Antwort, die er eigentlich immer bekam, wenn Zoro etwas tun sollte, aber nicht wirklich wollte und auch nicht nein sagen konnte. Langsam und beinahe schläfrig bewegte sich der Schwertkämpfer auf die Strickleiter zu und kletterte herunter. Er sah mit einer hochgezogenen Braue den Schiffskoch an und schien darauf zu warten, dass dieser den ersten Schritt tat. Sanji kratze sich am Hinterkopf und wies mit seiner freien Hand in das Buschwerk. „Da lang. Lauf vor mir, so dass ich dich im Blickfeld habe.“ Der Blonde konnte hören wie sein Gegenüber mit der Zunge schnalzte und sich auf in den Wald machte. Mit den Händen in beiden Hosentaschen folgte Sanji seinem Crewmitglied in einem Meter Abstand. Immer weiter entfernten sie sich vom Strand, bis sie schließlich tief im Wald waren. Überall um sie herum waren Pflanzen, die sie noch nie gesehen hatten. An einigen Bäumen schienen Früchte zu hängen, die hoffentlich essbar waren und später einen schönen Nachtisch abgeben würden. „Hier gibt es nicht mal ein einziges Wildschwein! Wo sind denn die ganzen Viecher? Überall nur blöde Vögel“, nörgelte Zoro, der eine Hängepflanze aus seinem Sichtfeld schlug. „Wir sind erst seit zehn Minuten unterwegs. Sei doch nicht so ungeduldig“, sagte Sanji, während er sich eine Zigarette anzündete. Da Zoro die ganz Zeit vor ihm lief, hatte Sanji einen hervorragenden Blick auf dessen Rücken. Sein ärmelloses weißes Shirt brachte ihm einen guten Einblick auf dessen starke Arme und wie sich jeder Muskel bei einer Bewegung anspannte und zuckte. „Marimo, hör mal...“ „Was ist? Hast du Fleisch gesehen?“ „Nein~“, sagte Sanji und verdrehte seine Augen. „Das vorhin... Luffy beobachtet uns echt mit Adleraugen.“ „Ich weiß, aber ich glaube nicht, dass er etwas sagen wird. Er wollte wohl nur checken, wie wir uns verhalten.“ „Das denke ich mir auch.“ „Du solltest vielleicht auch etwas lockerer werden. Du tust immer so, als ob ich dir mein Schwert in den Arsch gesteckt hätte.“ Sanji konnte die Zweideutigkeit dieser Aussage nicht von sich schütteln. Zoro sollte wirklich an seiner Wortwahl arbeitet. Röte zierte nun die Wangen des Blonden. Was hätte er sich auch anderes denken sollen, als die Zweideutigkeit, mit der Zoro es sicherlich nicht mit Absicht gesagt hat. Ein paar mehr Manieren würden dem Schwertkämpfer sicher nicht schaden. Kein Wunder, dass Sanjis erster Eindruck kein besonders guter war und sie somit auf keine gesunde Beziehung aufbauen konnten. „Hach, verflucht, ich habe Hunger und hier ist weit und breit nichts!“, schrie Zoro und stapfte mit voller Wucht auf den Boden. Sanji konnte sich ein schiefes Grinsen nicht verkneifen. Doch aus dem Grinsen wurde im Bruchteil einer Sekunde ein geschockter Gesichtsausdruck. Vor seinen Augen war Zoro plötzlich verschwunden. Von einem Moment auf den anderen. Der Koch beschleunigten seinen Schritt und beinahe wäre ihm dasselbe Schicksal ereilt, wenn er sich nicht an einem Ast festgehalten hätte. Der Grünhaarige war ohne Vorwarnung in eine Grube gefallen, die gut und gern fünf Meter tief war. Fluchende Geräusche kamen aus dieser. „Hey, Marimo, alles in Ordnung?“, fragte Sanji, als er seinen Halt stabilisierte. „Frag nicht so bescheuert!“, schrie Zoro. „Und frag ja nicht, ob du mir helfen sollst!“ Ja, es war wirklich beinahe wieder so wie früher. Sanji hockte sich am Rand der Grube hin und sah in die Tiefe. Er hörte, wie sich Zoro langsam wieder nach oben durchschlug. Mit einem gehässigen Grinsen hörte der Blonde seinem Crewmitglied zu, wie dieser anscheinend an der nassen Erde keinen Halt fand und wieder nach unten rutsche. „Warum ist hier eigentlich so ein bescheuertes Loch?!“, rief Zoro verärgert. „Keine Ahnung“, antwortete Sanji nach einiger Zeit. „Ja, warum ist hier eigentlich so ein Loch? Die Erde scheint frisch ausgehoben zu sein... sie ist locker... aber das würde ja heißen!“ Wie von der Biene gestochen schnellte der Koch nach oben und sah sich um. Er betrachtete jeden Busch in der Umgebung und lauschte nach einem Rascheln. Gerade, als er in die üppigen Baumkronen blicken wollte, durchfuhr sein Nacken ein stechender Schmerz. „Verdammt“, sagte er und fasste sich an die schmerzende Stelle. Seine zitternde Hand fand einen kleinen Pfeil, den er sich aus der Haut zog und betrachtete. Er war aus Holz gemacht, mit keinen Verzierungen verschönert und mit roten Federn beschmückt. Fest umklammerte Sanji das kleine Objekt. „Marimo, komm so schnell es geht da raus! Wir müssen... hier... weg...“ Doch weiter kam Sanji nicht. Er merkte wie alles vor seinen Augen schwarz wurde und er keinen Gedanken mehr fassen konnte. Das letzte, was ihm durch den Kopf schoss war „Warum versuchen uns die Bewohner jeder Insel nur betäuben zu wollen?!“ „-ch...“ 'Verdammt... was ist passiert?' „Koch!“ 'Bin ich denn nur vom Pech verfolgt?' „KOCH!“ „Klappe“, sagte Sanji und rieb sich seinen immer noch schmerzenden Nacken. Langsam öffnete er seine Augen und versuchte etwas zu erkennen. „Wo sind wir?“ „Mach dir Augen richtig auf und sieh dich um.“ Erst jetzt fing der Smutje an die Umgebung genauer zu betrachten. Sein Sehfeld war noch ein wenig verschleiert, doch das wurde von Sekunde zu Sekunde besser, bis er endlich wieder klar sehen konnte. Sie waren in einer Hütte aus Stroh und Holz. Tageslicht drang vereinzelt durch offene Stelle des Daches und erhellte den kargen Raum. Zoro saß gefesselt neben Sanji und sah ihn mit zusammengezogenen Augenbrauen an, als ob dies seine Schuld wäre. Nach nähere Betrachtung stellte nun auch Sanji fest, dass er gefesselt war und sich nur mit viel Anstrengung aufrichten konnte. Schwer atmend lehnte er sich an die Wand, an der auch Zoro saß. „Was ist passiert?“, fragte Sanji überrumpelt. „Ich Loch, du betäubt, Eingeborene grrr grr.“ „Sag mal, willst du mich verarschen oder verärgern?“ „Was denn? Ich habe doch erzählt, was passierst ist.“ „Und das konntest du nicht ein wenig genauer? Du hast doch deine Schwerter dabei gehabt und bist nicht auf die Idee gekommen dich zu wehren?“ „Die haben...“, Sanji erkannte im kargen Licht, dass Zoro rot wurde, „mich auch erwischt.“ „Ich kann es einfach nicht fassen! Es ist kaum zwei Wochen her, dass wir irgendwo in einem schimmeligen Keller gefangen waren und wir uns rausboxen mussten und nun das? Eingeborene?“ „Es ist nicht meine Schuld und das weißt du!“ Zähneknirschend riss sich Sanji von seinem Crewmitglied los und sah sich weiter um. Er konnte es einfach nicht fassen. Hier waren sie: auf dem Erdboden in einer schäbigen Hütte sitzend und von Eingeborenen gefangen. Was war das? Karma? Das musste es sein. Egal wohin sie hingingen, sie wurden ohne Grund gefangen genommen. Als nächstes kam noch, dass sogar die Eingeborenen einen Deal mit der Marine hatten. Überraschen würde es Sanji in diesem Moment jedenfalls nicht mehr. „Und was machen wir jetzt?“, fragte Zoro, als ob es das Normalste der Welt war. „Warum fragst du mich das jedes Mal? Ich habe doch keine Ahnung, was wir jetzt machen sollen. Die anderen werden sicher denken, dass du dich im Wald verlaufen hast und ich dir nachjage wie ein Bekloppter. Die werden sich erst von ihren Ärschen auf bewegen, wenn der nächste Morgen anbricht“, geiferte Sanji regelrecht, als er sich versuchte von seinen Fesseln zu befreien. „Warum geschehen solche Dinge eigentlich immer, wenn ich mit dir unterwegs bin?!“ Wenn Blicke töten könnten, wäre Sanji wahrscheinlich in diesem Moment tausend qualvolle Tode gestorben. „Dreh dich einfach um, Muskelidiot, vielleicht schaffe ich es deine Fesseln zu lösen“, seufzte Sanji und drehte sich mit dem Rücken zu Zoro, der ihn erst mit einem merkwürdigen Blick ansah und sich dann ebenfalls mit dem Rücken zu ihm setzte und an ihn heranrückte. 'Bin ich Mister Initiative oder warum muss ich immer die Ansagen machen?', dachte Sanji genervt, als er die zusammengebunden Hände hinter sich suchte. Er brauchte nicht lange, um das Stück Seil zu finden und die Umrisse dessen zu betasten. Das Gefühl unter seinen Fingern verriet ihm, dass es einige Zeit dauern konnte, bis er den Knoten lösen könnte. Diese Stammesleute schienen auf jeden Fall zu wissen wie man Gefangene fesselte. Etwas hektisch zurrte Sanji an dem Knoten und versuchte ihn zu lockern, wobei er abrutsche und die Hand von Zoro berührte. Sie war warm, regelrecht heiß und ließen Sanji vor Schreck einen Moment inne halten. Er hatte den Schwertkämpfer schon öfters berührt, vor allem, wenn sie in ihrer Kampfphase waren, doch seit Sanji wusste, was dieser für ihn empfand, war dies eher zur Rarität geworden. Vor allem in der letzten Woche des Schweigens. Nervös versuchte sich der Koch wieder auf den Knoten zu konzentrieren, doch ihm blieb nicht lange Zeit diesen weiter zu untersuchen. Gerade, als sich Zoro über dessen miesen und misslungenen Versuch aufregen wollte, schob sich der Vorhang zum Eingang zur Seite und herein kamen drei Männer von der Sonne braun gebrannte Männer. Sie waren nur spärlich bekleidet. Sanji verstand kein Wort. Und das nicht, weil diese zu schnell sprachen oder über etwas redeten, was nicht in sein Hirn rein wollte, sondern weil sie eine Sprache sprachen, die er bisher noch nie in seinem Leben gehört hatte. Das konnte ja lustig werden. Die muskulösen Körper der Männer sprachen Bände von ihren täglichen Anstrengungen, unter denen hoffentlich kein Mord stand. „Uhm, hallo?“, sagte Sanji unsicher und sah von einem Mann zum anderen. „Wir haben keine bösen Absichten, also wäre es echt nett, wenn ihr uns wieder frei lassen würdet.“ Die Männer sahen ihn mit einer wütenden Miene an und schienen dann etwas zu bereden. „Wow, Koch. Du bist ja unglaublich diplomatisch. Das habe ich ja gar nicht von dir erwartet.“ „Sei doch ruhig“, zischte der Blonde. „Gibt es bei euch vielleicht jemanden, der uns versteht?“ Ohne ein Wort, gingen zwei der Männer auf sie zu und schleiften sie aus der kleinen Hütte an die frische Luft. Sanji musste sich an die plötzliche Helligkeit gewöhnen, doch erkannte sofort, als seine Augen wieder alles wahrnehmen konnten, dass ihre Gefangenschaft wohl ein Schauspiel für das ganze Dorf war. Um sie herum standen Frauen, Männer, sogar Kinder, die auf sie herabsahen. Brutal wurden sie vor die Füße eines mit bunten Federn und reich verzierter Kleidung tragenden Mannes geworfen. Die Männer, die sie aus der Hütte bugsiert hatte, zwangen sie in eine kniende Position zu setzen. „Was wollt ihr?“, fragte der Mann. Sanji blinzelte einige Male und schnappte dann nach Luft. Wenigstens einer hier konnte ihre Sprache und verstand sie. „Nichts, wir haben nur nach etwas zu Essen gesucht.“ „Das ist unsere Insel.“ „Das wussten wir nicht, wirklich! Wenn ihr uns frei lasst, werden wir sofort abhauen, das schwöre ich.“ Der Mann, der anscheinend ihr Anführer war, nickte einem seiner Untergebenen zu. Dieser verschwand für einen kurzen Moment und kam dann mit Zoros Schwertern wieder. „Hey, fass' die nicht an!“, schrie der Grünhaarige und biss seine Zähne zusammen. „Fallen lassen!“ „Sei ruhig, Trottel“, flüsterte Sanji. „Für Jagen brauch man keine drei Schwerter“, sagte der Mann ernst und zeigte auf die Klingen, die lieblos auf den Boden geworfen wurden. Von Zoro war ein Knurren zu hören. „Das... das ist nichts. Wir haben sie immer dabei. Wir wollten euch nicht überfallen und auch niemanden weh tun!“ „Aber ihr wolltet stehlen“, sagte der Anführer drohend und zeigte auf Zoro, der verblüfft von der Gestik war. „Stehlen?“, hakte Sanji nach und sah von Zoro zu dem großen, beleibten Mann. „Ja, ihr wolltet unser Geheimnis stehlen“, sagte der Fremde und hielt seine Hand auf, in der eine für Sanji wohlbekannte getrocknete Beere lag. Sofort schnellte sein Blick zu Zoro, der emotionslos auf die geöffnete Hand sah. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit bis Sanji die Information verarbeiten konnte. Zoro, Schlafmütze der Grandline, war so dumm gewesen und hatte eine der Beeren bei sich gehabt. Aber abgesehen davon, musste dass ja heißen, dass sie ausgerechnet auf der Insel gelandet waren, von der Ramjuni ihm erzählt hatte. Wie viel Zufall konnte es eigentlich auf der Welt geben? Waren alle Stränge des Schicksals auf ihn gerichtet und wollte ihm das Leben schwer machen? „Zoro...“, flüsterte Sanji ihm zu. „Warum hast du sie nicht weggeworfen?“ „Hast du wirklich gedacht, dass ich das tun würde?“, fragte er halb verblüfft, halb genervt. „Hast du etwa auch eine genommen?“ „Kochlöffel, ich glaube nicht, dass das der richtige Ort ist, um darüber zu diskutieren.“ Der Anführer der Eingeborene verzog verachtend sein Gesicht und legte die einzelne Beere in eine kleine Schachtel, die ein kleines Kind fort trug. Ein weiteres Handzeichen folgte und die beiden Männer, die sie vorher aus der Hütte geschleift hatten, warfen sie nun über ihre Schultern und schienen somit fertig für eine kleine Wanderung zu sein. Zoros Schwerter wurden von dem dritten Mann getragen. Der Anführer sagte einige unverständliche Worte zu ihnen und dann etwas lauteres zu den anderen Dorfbewohnern, die dann jubelten. „Hey, wohin bringt ihr uns?“, rief Sanji dem Anführer zu. „Was habt ihr vor?“ „Ihr bekommt das, was ihr verdient“, sagte er und setzte sich dann wieder auf seinen thronartigen Stuhl. Ohne Worte und Erklärungen wurden die beiden Strohhutpiraten aus dem kleinen Dorf getragen. Die Bäume, die an ihren vorbeizogen, verrieten, dass es kein schöner Abend werden würde. Immer weiter trugen die Männer sie in den Wald, bis sie an einer Art Lichtung angekommen waren. Inmitten dieser war eine riesige Grube und darüber ein Holzgestell, dessen Arm über die Grube reichte. 'Was haben die nur alle mit ihren Gruben', fragte sich Sanji, als er mit Zoro zusammen auf den Boden geworfen wurde. Einer der Männer ergriff das Seil, welches um den Holzpfosten hing und holte so den Arm heran, der über der Grube hing. Nun ging alles sehr schnell, ein anderer Mann wickelte noch einmal Strick um beide und knotete das Ende um das Holz. Es reichte ein Stoß und die beiden Piraten hingen baumelnd über die Grube, dessen Boden man nicht sehen konnte. Blanke Schwärze begrüßte sie und schien nur darauf zu warten sie in ihre Arme schließen zu können. Sanji sah sich hektisch um, während Zoro in diesem Moment einen Wutanfall bekam. Seine geliebten Schwerter, die mitgenommen wurden, wurden nun über den Abgrund gehalten. Der Eingeborene, der sie in der Hand hatte, grinste ihn an und nur wenige Sekunden später fielen die drei Klingen in das Loch. „Spinnst du?! Lass mich sofort hier runter! Ich werde dich sowas von alle machen!“, schrie Zoro und versuchte sich ein weiteres Mal zu befreien, doch der Strick löste sich kein Stück. Eines musste man diesen Eingeborenen lassen. Sie wussten nicht nur wie man Betäubungspfeile abschoss, sondern auch wie man 1A Seile herstellte. Mit dieser letzten Aktion wurden sie zurück gelassen. Die Männer verschwanden wieder in den dicht bewachsenen Wald und ließen beide alleine in ihrer vorerst ausweglosen Lage. „Jetzt hör doch mal auf so herumzuhampeln“, sagte Sanji. „Wenn du so weiter machst, fallen wir beide noch da runter.“ Der Schwerkämpfer brauchte noch einige Zeit, um sich zu beruhigen. Der Blick war jedoch weiterhin auf die Schwärze gerichtet, dort wo sich die Schwerter befanden. Sanji versuchte derweilen an dem neuen Strick zu nästeln und ihn zu lösen. Der neue Knoten, und der Strick, der um seinen Oberkörper gebunden war, schien nicht so kompliziert zu sein, wie die, die um ihre Handgelenke und Knöchel waren. „Hör mir zu Marimo, um deine Schwerter tut es mir leid, aber ich komm vielleicht aus den Fesseln raus“, sagte Sanji hektisch. „Und was bringt dir das? Du wirst in die Grube fallen, die weiß was ich wie tief ist.“ „Nicht, wenn ich mich am Strick festhalte. Dann werde ich zwar in die Grube fallen, aber hoffentlich nicht unten aufschlagen.“ „Bist du irre? Und was machst du, wenn das Seil länger ist als das Loch tief?“ „Das werden wir erst wissen, wenn es so weit ist“, erklärte der Koch mit einen schrägen Grinsen. 'Ok, also das hier habe ich schon lose... noch ein bisschen mehr.' Zoro sah immer wieder abwechselnd von der Grube zu Sanji. Der Blonde schien hoch konzentriert in seinem Tun, doch ab und an hielt er inne und schien nach zu denken. „Was ist los? Plötzlich nicht mehr so motiviert in den Tot stürzen zu wollen?“, fragte Zoro hämisch. „Nein, ich habe nur nachgedacht und versucht die ganze Situation zu realisieren. Ist dir mal aufgefallen, dass wir echt immer in so ein beklopptes Schlamassel hineingeraten?“ „Ich sage doch, dass wir lieber warten sollten, bis die anderen uns finden.“ „Jetzt hör mir mal zu: Wenn die anderen irgendwann auf die Idee kommen sollten uns zu suchen, werden sie hundertpro ebenfalls an diese Eingeborenen geraten. Sie wissen nichts von den Wahrheitsbeeren und ich will auch nicht, dass sie jemals etwas davon erfahren. Das heißt also, dass wir so schnell wie möglich von hier weg müssen und die anderen dazu bringen müssen abzulegen.“ „Aber du-“ „Sei ruhig, Marimo, erinnerst du dich noch, was du mir in der Bibliothek gesagt hast? Wir tun doch nur so, als ob wir miteinander auskommen. Also lass mich verflucht noch mal einfach machen und sei ruhig“, sagte Sanji, während er einen Großteil des Knoten gelöst hatte. 'Shit, er kann doch nichts dafür, also warum geh ich ihn dann nur so an?' Zoro schwang einen Körper ein wenig nach rechts, so dass er Sanji besser im Blickfeld haben konnte. Er war nach wie vor nicht wirklich gut zu sprechen auf Sanji, doch was dieser im Moment vorhatte war einfach nur fahrlässig. Gerade wollte er zu einer gehörigen Standpauke ansetzen, als Sanji ein breites Grinsen im Gesicht hatte. „Wir sehen uns dann gleich“, sagte der Schiffskoch. „Und mach dir keine Sorgen, ich werde dir deine Schwerter schon zurückbringen.“ „Bist du bescheuert? Hey!“, schrie der Grünhaarige aufgebracht. „Warum tust du das?“ „Was meinst du?“ „Wenn du den Knoten lösen konntest, dann brauchst du dich doch nur wieder auf festen Boden zu schwingen.“ „Und was dann? Davon kann ich die Fesseln um meine Handgelenke und Füße auch nicht lösen. Also geh ich da runter und nehme deine Schwerter zur Hilfe“, sagte Sanji locker. 'Außerdem willst du doch so schnell es geht deine Schwerter zurück...' „Ja, aber-“ „Nichts aber. Ich mach das jetzt. In ein paar Minuten bin ich schon wieder zurück und werde dich befreien“, sagte Sanji grinsend. 'Und lieber falle ich da runter, als wie wenn du das machen würdest. Moment. Stopp. Habe ich das gerade wirklich gedacht?' Schnell schüttelte Sanji seinen Kopf, während Zoro ihn weiterhin ernst ansah. Der Blonde drehte seinen Kopf zu seinem Crewmitglied und lachte ihn an. „Bis gleich, ok?“ Zoro wollte gerade noch etwas erwidern, doch es war zu spät. Sanji umklammerte das Stück Seil hinter seinem Rücken so fest es ging und löste die letzten beiden Knoten, die ihn an Ort und Stelle gehalten hatten. Der Strick rollte sich um seinen Körper auf und Sanji fiel in den Abgrund – zu Sanjis Freude, nicht so schnell wie erwartet. Zurück ließ er einen fluchenden Zoro, der nur dabei zusehen konnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)