Ich weiß, was du denkst von abgemeldet (Sanji x Zoro) ================================================================================ Kapitel 8: Annäherung --------------------- "..." Sprechen '...' Gedanken #...# Beerengedanken ____________________________________________ Sein Leben oder wie er es sah, hatte sich verändert. Er bevorzugte seine weiblichen Crewmitglieder nicht mehr so sehr und versuchte allen die gleiche Behandlung zu geben. Aber was sich am meisten verändert hatte, war seine Beziehung zu Zoro. Vorher hatte er sich von ihm provozieren lassen und ihm alles in selber Münze heimgezahlt, wenn sie sich gestritten oder gegeneinander gekämpft hätten. Doch jetzt sagte ihm seine kleine Stimme im Hinterkopf, bei jeder Aktion, die der Schwertkämpfer brachte, dass dieser in ihn verliebt war und es wohl aus diesem Grund tat. Vor allem die Kämpfe, da er Sanji wohl in solch einer Situation nahe sein konnte, ohne das es auffiel. Und eben diese Situation trat jetzt gerade wieder ein. Vor einigen Tage hatten die Strohhutpiraten endlich ablegen und einen neuen Kurs nehmen können. Nach einem deftigen Mittagessen, hatte Zoro gezwungenermaßen den Abwasch übernommen und innerhalb von fünf Minuten drei Teller fallen gelassen. Es folgte der übliche Austausch von Schimpfwörtern, bis hin zum Kampf. Sanji war es davor nie wirklich aufgefallen, doch dank den Beeren, die ihm einen Einblick gegeben hatten und Brook, der ihn noch mal auf den Trichter gebracht hatte, fiel ihm bei näherer Betrachtung eindeutig auf, dass Zoro ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen hatte. Es lenkte ihn ab und das mehr als sonst. Immer wieder verpasste er seine Chance Zoro einen Tritt zu geben oder seine Schwerter ordentlich zu blocken. Irgendwann wurde es ihm dann zu viel und er hörte einfach auf. „Was ist? Schiss zu verlieren?“, fragte Zoro mit einem überheblichen Grinsen im Gesicht. „Gegen dich? Träumst du etwa oder bist du schon wieder betrunken?“ Das war das erste Mal, seit dem Tag, als Sanji Zoro aus der Bar geschleift hatte, das er es erwähnte. Das hätte er besser nicht getan, denn der Schwertkämpfer sah ihn mit einem wütenden Gesichtsausdruck an und schmiss dann das Tuch zum Abtrocknen direkt vor die Füße des Kochs. Ohne Worte trampelte Zoro daraufhin aus der Küche und schmiss die Tür mit einem lauten Krachen hinter sich zu. „Mist, erst nachdenken und dann reden, Sanji“, sagte er zu sich selber und beugte sich dann herunter, um das Küchentuch zu nehmen und die restliche Arbeit alleine zu machen. „Ich hätte es wissen müssen. Er hat am Tag danach kein Wort mit mir gewechselt und hat mich regelrecht ignoriert. Es ist ihm sicher peinlich, dass ich ihn so gesehen habe.“ Mit flinken Fingern trocknete Sanji die letzten Teller ab und wühlte dann in seiner Jacketttasche, um sich eine Zigarette anzuzünden. 'Ich dachte, dass ich es könnte, aber ich kann einfach nicht verdrängen, dass er in mich verknallt ist. Ich stecke echt tief im Schlamassel', dachte er und ging aus der Küche um etwas Sonne zu tanken. „Aber ich kann auch nicht einfach so aufhören so zu sein, wie ich bin. Wenn ich netter zu ihm bin, nur weil er mir irgendwie leid tut, wird er erst recht misstrauisch.' Sanji zog lange an seiner Zigarette und blies den blauen Qualm aus, während er in die Sonne sah. Seine Augen brannten kurz und mussten sich an das grelle Licht gewöhnen. „Unglücklich verliebt hm?“, nuschelte er mit seiner Kippe zwischen den Lippen. „Wer ist unglücklich verliebt?“, hörte der Blonde plötzlich hinter sich. Der Angesprochene drehte sich schlagartig um und erkannte Robin, die ihre Kaffeetasse in der Hand hielt und ihn fragend ansah. „K- keiner“, stammelte Sanji und zog nervös an seiner Zigarette. „Ich... es ist das Buch, dass du mir empfohlen hast!“ „Oh, hast du es gelesen?“ „Ja, habe ich, Robin-chan. Es hat mir sehr gut gefallen. Du kannst mir ruhig immer wieder Bücher empfehlen!“ „Das freut mich“, lächelte sie und trank einen Schluck der schwarzen Flüssigkeit. „Ist es nicht schön? Kaum sind wir einen Tag von der Insel weg und schon scheint wieder die Sonne.“ „Da hast du recht. Der ständige Regen hat uns ganz schön runter gezogen.“ „Vor allem unseren Kapitän hat dies gar nicht gefallen. Er ist vor Langeweile ja beinahe eingegangen“, lachte sie. „Ihm muss es schon unter den Fingern jucken. Es ist lange her, dass wir ein Abenteuer hatten.“ „Ja, aber so ein wenig Ruhe ist auch nicht schlecht“, erklärte Robin und ging an Sanji vorbei. „Ich werde mich ein wenig auf das Deck setzen und ein neues Buch lesen. Du kannst dich gerne zu mir gesellen, wenn du magst.“ „Ich würde gerne, aber ich muss noch die Vorräte ordnen, die ich auf der letzten Insel gekauft habe“, sagte Sanji betrübt. „Und ich muss die neuen Schlösser anbringen. Die Rabauken haben herausgefunden wie man die alten knackt.“ „Dann wünsche ich dir viel Spaß“, sagte Robin und ging zurück zu ihrer Liege. 'Verdammt, was soll ich tun?', überlegte Sanji angestrengt. Er warf sein Zigarette ins Wasser und ging dann wieder zurück in seine Kombüse. Er überwand die kurze Strecke durch den Raum und kam dann in seiner riesigen Vorratskammer an. Die Regale waren halb leer, doch mehrere Kisten stapelten sich auf den Boden und warteten nur darauf ausgeräumt zu werden. Langsam ging er in die Hocke und öffnete eine der Pappboxen. Hier, alleine in dem Raum, hatte er wenigstens Zeit über einige Sachen klar zu werden. Die Beeren waren über Bord gegangen, doch ihre Nachwirkungen waren geblieben und schienen schwerer zu sein als die Last, die er los geworden war. „Was denkt sich dieser Grünspan eigentlich dabei? Warum gerade ich?“, murmelte Sanji, während er einige Packungen Mehl in das untere Regal einräumte. „Umso länger ich darüber nachdenke, umso grotesker erscheint mir das.“ Sanji seufzte und öffnete eine weitere Pappbox, die Zucker und einige andere Gewürze ans Tageslicht förderten. Er besah sich kurz den Inhalt und nahm dann die kleinen Verpackungen, um sie an ihren vorbestimmten Ort abzulegen. 'Eigentlich bräuchte ich mich nicht mal schlecht fühlen deswegen, doch ich kann dieses Gefühl einfach nicht abschütteln mich bei ihm entschuldigen zu müssen... oder', Sanji schluckte hart und schien Löcher in die Chilipackung vor ihm zu starren, 'oder... ich sollte ihn wirklich darauf ansprechen. So wie ich ihn kenne würde er es mir nie sagen, dass er in mich verknallt ist.' Der Blonde lachte trocken und stellte das getrocknete Basilikum ab. 'Und was dann? Das Selbe wird er mich wohl dann auch fragen, wenn er es nicht erst abstreiten wird.' Sanjis merkte wie sich seine Brust zusammen zog. Er wollte es sich nicht eingestehen, doch ein klein wenig war er sogar eifersüchtig auf Zoro. Der Schiffskoch war noch nie verliebt gewesen, auch, wenn er in seiner Vergangenheit Beziehungen mit Frauen geführt hatte, hatte er doch noch nie dieses unglaublich warme und kribbelnde Gefühl in seinem Bauch gehabt. Die Frauen, die Flirts, alles was er für die Schönheiten tat, die er so traf, war für ihn nur eine Möglichkeit die Einsamkeit, die er irgendwo empfand, unterdrücken zu können. Und, wenn er dann doch einmal Glück bei einer hatte, kam ihm das nur gelegen und bescherte ihm eine schöne Zeit. „Ob der Marimo wohl wirklich unglücklich ist und mir deswegen nichts sagt? Weil er ernsthaft denkt, dass ich ein 'liebestoller Weiberheld' bin?“, nuschelte Sanji und sah sich nach einer weiteren Kiste um, die er öffnen konnte. „Hach, das ist alles so verdammt verzwickt.“ Die nächste Box öffnete er langsamer als beabsichtigt. „Warum mache ich mir eigentlich so viele Gedanken? Ich will doch nur wissen was Sache ist! Oder will ich etwa wirklich mehr über ihn wissen? Wir kennen uns schon seit mehr als zwei Jahren, doch ich weiß praktisch NICHTS über ihn. Kein Wunder, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass er wirklich in mich verliebt ist. Das einzige was ich weiß ist, dass er viel schläft, was er gerne isst, trainiert wie ein Bekloppter und der beste Schwertkämpfer werden will.“ Sanji merkte wie er ein wenig wütend über sich selber wurde. Er war doch ein Mitglied der Crew und er wusste sogar mehr über Brook, der erst seit wenigen Monaten ein Mitglied war. „Warum habe ich nicht aufgehört die Beeren zu nehmen?“, fragte sich Sanji und ließ die Pappbox vor sich halb geöffnet liegen. „Kann es wirklich sein, dass ich ihn besser kennen lernen will, jetzt wo sich so vieles geändert hat?“ Sanji verbrachte noch circa eine Stunde in der Vorratskammer und im Kühlraum, um ihre Vorräte einzuordnen und zu sortieren. Er hatte immer wieder über sein Problem nachgedacht und war daher nur langsam voran gekommen. Doch endlich war er zufrieden und wischte sich kleine Schweißtropfen von der Stirn, bevor er wieder in seine Kombüse ging und zurück auf das Deck. Für die nächsten paar Stunden hatte er nichts zu tun und so hatte er sich entschlossen Robin etwas Gesellschaft zu leisten und ein neues Buch anzufangen. Doch bevor er die Tür zum Schiffsflur öffnen konnte entdeckte er Nami, die mitten auf dem Deck stand und von ihrem Logport zum Himmel sah und diese Tätigkeit immer wieder zu wiederholen schien. „Nami-san~“, rief er und schwebte zu ihr. „Hast du mich gesucht? Möchtest du vielleicht eine kleine Erfrischung?“ „Sanji, sag mal“, sagte sie und sah wieder in den Himmel. „Hast du das auch gespürt?“ „Wenn du mein Herz meinst, das bei deinem wunderschönen Anblick-“ „Das meinte ich nicht, Idiot. Diese kleine Erschütterung vor fünf Minuten.“ „Eine Erschütterung? Nein, ich war im Vorratsraum und habe rein gar nichts gemerkt.“ „Wirklich nicht?“, Nami sah zurück zu ihrem Logport und tippte ihn mit ihrem Zeigefinger an. „Was ist denn los?“ „Ich hätte schwören können, dass sich unser Kurs verändert hat, aber der Logport scheint immer noch in die selbe Richtung zu zeigen“, sagte Nami mit einer hoch gezogenen Augenbraue. „Es war sicher nichts, Namilein“, säuselte Sanji unverzüglich. „Du kannst ruhig wieder in dein Zimmer gehen und weiter arbeiten. Soll ich dir noch einen Drink bringen?“ „Das ist nicht nötig, Sanji. Aber falls du etwas merkwürdiges bemerken solltest, gib mir bitte Bescheid.“ „Das mache ich“, sagte der Smutje lächelnd und sah Nami noch eine Weile nach, als sie zurück in ihr Arbeitszimmer ging. Kurz sah Sanji ebenfalls in den strahlend blauen Himmel und überlegte angestrengt nach. Nein, er hatte keine Erschütterung oder etwas in der Art bemerkt, aber er hatte sich auch nicht darauf konzentriert. Dass das Schiff ab und an wackelte, war völlig normal für ihn und er würde so oder so keinen Unterschied feststellen können. Nami war darin viel besser, schließlich war sie Navigatorin, doch wenn man nach dem Logport ging, hatte sich nichts an ihrem Kurs verändert. Womöglich hatte sich Nami das alles wirklich nur eingebildet. Schulterzuckend ging Sanji dann endlich in sein Zimmer und besah sich sein kleines Bücherregal. Dort hatte er die Bücher gelagert, die er aus der schiffseigenen Bibliothek hatte und lesen wollte. Zielsicher ergriff er einen Abenteuerroman, in den er schon seit ewigen Zeiten lesen wollte und ging mit diesem zurück auf das Deck und zu Robin, die völlig in ihrer Geschichte vertieft gar nicht bemerkte, dass Sanji sich neben sie auf eine andere Liege setzte. Erst zehn Minuten später schien sie zu bemerken, dass sie nicht mehr alleine war. „Darf ich dich etwas fragen, Koch-san?“ „Aber natürlich“, sagte Sanji überschwänglich. „Hast du noch einmal einen Migräneanfall gehabt? Das Wetter hat sich nach unserer Abfahrt ja wieder geändert.“ „Uhm“, Sanji schüttelte seinen Kopf. „Zum Glück nicht.“ „Das ist gut. Ich habe mir schon Sorgen gemacht.“ „Keine Angst. Chopper hat mir Medikamente gegeben für den Fall, dass ich Symptome bekomme. Ich werde euch sicher nicht zur Last fallen.“ Robin lächelte ihn mysteriös an, bevor sie sich wieder ihrem Buch zuwendete. „Das freut mich. Ich habe schon befürchtet, dass wir in Zukunft öfter damit rechnen müssen.“ 'Na super, zum Glück habe ich die Beeren weg geworfen. Nach Robins Gesichtsausdruck zu urteilen weiß sie sicher irgendwas und sagt es einfach nicht. Was habe ich nur gemacht?', dachte Sanji verzweifelt und sah auf die aufgeschlagenen Seiten in seinem Buch. Er konnte sich nun beim besten Willen nicht mehr auf die eigentlich spannende Geschichte konzentrieren. Nicht einmal eine Stunde Ruhe und Sonnenschein schien man ihm zu gönnen. So leise wie möglich schlug Sanji sein Buch zu und setzte sich von der Liege auf. Das Beste wäre wohl sich mit Kochen abzulenken und die Zeit dabei zu vergessen. Die Strohhutpiraten waren bereits über fünf Tage auf See. Nami hatte von keinem neuen Zwischenfall berichtet und sie schienen problemlos Kurs auf die nächste Insel zu nehmen. Während die Crew auf dem Schiff Unsinn trieb oder ihrer Arbeit nachging, stand Sanji vor der ihm wohl bekannten Leiter, die zu Zoros Ausguck führte. Er hatte nachgedacht, Tag um Tag, und war zu dem Entschluss gekommen, dass er mit dem Grünhaarigen reden musste. Was dabei herauskommen würde, wenn sie überhaupt vernünftig miteinander reden konnten, stand wohl in den Sternen. Es war auf jeden Fall allemal besser als nichts zu tun und in seinen eigenen Gedanken zu verrotten. Er wollte einfach wissen warum es gerade er war! Was war so besonders an ihm, dass sich der Schwertkämpfer, der sonst bei niemanden Interesse zeigte, in ihn verliebt hatte. Gekonnt schnippte er seine Zigarette über die Reling ins Meer und erklomm dann die Leiterstufen. Mit jedem weiteren Schritt schnürte sich seine Kehle immer mehr zu. Was sollte er sagen? Wo sollte er anfangen? Er überwand die letzte Sprosse und klopfte dann an die Luke über ihn. Wie erwartet bekam er keine Antwort und kletterte dann ohne weiteres Warten durch die Öffnung. Das erste was er erblickte oder besser hörte war ein laut schnarchender Schwertkämpfer, der an der Wand gelehnt schlief. Leise schloss Sanji wieder die Luke und schlich dann zu Zoro. 'Wie ein Faultier', dachte er und musste grinsen. 'Es wäre ein Leichtes ihn jetzt zu treten und aus der Fassung zu bringen...' Langsam ging Sanji genau vor Zoro in die Hocke und musterte das schlafende Gesicht genauer – man hatte ja nicht wirklich oft die Gelegenheit dies im privaten tun zu können. 'Seine Haare sind wirklich sehr... grün', stellte Sanji still lachend fest. 'Aber seine Augenbrauen sind nicht grün. Ob er wohl...' Sanjis Augen wanderten Zoros Körper immer weiter hinunter. Über dessen muskulöse Brust, die sich im Schlaf immer wieder hob und senkte, zu dessen Bauch, der von einem grauen Shirt verdeckt wurde, bis schließlich hin zum Intimbereich, der in der schwarzen Hose verhüllt war. Schnell schüttelte Sanji seinen Kopf und sah wieder in das Gesicht vor ihn. Was hatte er sich nur dabei gedacht? Es war ja nicht so, dass er wirklich wissen wollte, ob Zoro 'dort' auch grün war! „Blöder Marimo“, flüsterte Sanji noch immer mit hochrotem Kopf. „Blöder Kochlöffel.“ Sanji fiel vor Schreck nach hinten und sah mit aufgerissenen Augen Zoro dabei zu wie dieser sich streckte und herzhaft gähnte. „Genug geglotzt?“, fragte der Schwertkämpfer, als er seinen Nacken rieb. „Oder willst du mich noch weiter beobachten.“ „Du... du hast gar nicht ge- geschlafen?“, stotterte Sanji verdutzt. „Wer könnte denn schlafen, wenn du mit deinen Tretern über den Boden trampelst?“ „Das stimmt nicht! Ich bin extra leise gel-“ Sanji stockte in seinem Sprechen. War er gerade wirklich dabei sich vor dem Schwertkämpfer zu rechtfertigen? Als hätte er gar nichts gesagt, sah er den Grünhaarigen giftig wie sonst auch immer an. Dieser jedoch musterte ihn eingehend mit einer hochgezogenen Augenbraue und versucht etwas anderes als Trotz in Sanjis Gesicht lesen zu können. „Nun, was willst du?“, fragte Zoro gelangweilt. Er sah sich kurz im Zimmer um, bevor sein Blick wieder auf seinem Gegenüber haften blieb. „Ich sehe keinen Teller. Du hast mir also nichts zu Essen mitgebracht. Du hast mich auch nicht getreten, als du gesehen hast, dass ich geschlafen haben, was mich nun doch ein wenig stutzig macht. Also was planst du, Giftmischer?“ „Nichts? Ich wollte nur“, Sanji versuchte die stechenden Augen zu meiden, die ihn durchbohrten, „... reden?“ Der Schiffskoch hatte dies unsicherer und leiser als beabsichtigt gesagt. So richtig wusste er selber nicht, was er hier oben alleine mit Zoro wollte. Er wusste nur, dass es bei der Atmosphäre, die zwischen ihnen herrschte, nicht bleiben konnte und sich irgendetwas ändern musste. Einfach nur irgendetwas. „Reden? DU willst mit MIR reden? Ist dir der Tabak in den Kopf gestiegen oder was?“, fragte Zoro verdutzt. „Ich meine damit, uhm“, nuschelte Sanji unsicher, während er sich in eine halbwegs bequeme Position auf den Boden setzte, „Wir sind doch Crewmitglieder, nicht wahr? Ich rede mit allen, nur mit dir streite ich mich immer. Und da dachte ich mir, dass es vielleicht ganz gut wäre, wenn wir unsere Beziehung zueinander ein wenig lockern, damit es in Zukunft keine Schwierigkeiten geben wird.“ „Das fällt dir sehr früh ein“, konterte der Grünhaarige und sah ihn verwundert an. „Über was willst du reden? Oder willst du einfach irgendwas aus mir raus leiern und es dann gegen mich verwenden?“ „Denkst du wirklich, dass ich das tun würde?“, fragte Sanji ernst nach. 'Warum muss der Trottel nur so misstrauisch sein?!' Zoro zuckte mit seinen Schultern und stand von seinem vorherigen Schlafplatz auf. „Also worüber willst du reden? Das Wetter? Oder warum du den Weibern immer hinterher hechelst wie ein räudiger Köter?“ Der Schwertkämpfer hatte seine Arme vor der Brust verschränkt und war zu einem der Fenster gegangen, um seinen Blick auf etwas anderes zu lenken als Sanji. Vielleicht hatte er auch Angst, dass er von diesem wieder so sehr abgelenkt werden würde und ein Marineschiff nicht rechtzeitig erkennen konnte. „Räudiger Köter? Nun hör mal auf, so schlimm bin ich auch nicht. Ich bin eben nur zuvorkommend. Außerdem würdest du das auch tun, wenn du so gut aussehen würdest wie ich, Chancen bei den Frauen haben würdest und...“ „Und was?“, fragte Zoro monoton nach, während er weiter auf das Meer starrte. „Wenn du überhaupt auf Frauen stehen würdest.“ „Bitte?!“, schrie der Grünhaarige überrascht. „Was genau willst du mir eigentlich damit sagen?“ „Du bist doch... naja... asexuell?“ „Habe ich das je behauptet?“ „Nein, aber nach all den Jahren in denen wir schon zusammen auf See sind, hast du noch nie ein Interesse an Frauen gehabt und da dachte ich mir-“ „Unser Kapitän schwirrt auch nicht hinter jeder Frau her. Nur, weil DU so bist, heißt das nicht, dass das ein Normalzustand sein muss. Was soll das eigentlich? Warum fragst du mich so einen Dreck?“ „Ich weiß nicht, ich dachte nur, dass ich ja irgendwo anfangen muss.“ „Dann sag mir doch mal, warum du so weibstoll bist? Hat dich deine Mutter zu lange gestillt oder was?“ „Hat sie nicht und außerdem ist sie gestorben als ich drei war, glaube ich“, sagte Sanji und überlegte angestrengt. „Du glaubst?“ „Ich weiß nicht mehr genau wie alt ich war. Ich weiß nur noch, dass wir als ich klein war eine Überfahrt zu einer anderen Insel machten und Piraten unser Schiff zerlegt haben“, antwortete Sanji mit einem schrägen Grinsen. „Meine Mutter ist dabei gestorben und mich hat man mit einigen Überlebenden einen Tag später gefunden.“ Zoro richtete seinen Blick langsam wieder auf das Meer und legte seine Stirn in Falten. Sanji erkannte, dass Zoro seinen Mund einige Male öffnete und zum Reden ansetzen wollte. „Falls du mir so etwas wie 'das tut mir leid' sagen willst, lass es stecken“, winkte der Smutje ab. „Ich kann mich kaum an sie erinnern. Das einzige, was ich noch weiß ist, dass sie wunderschön aussah und eine exzellente Köchin war.“ Sanji war von sich selber überrascht. Warum konnte er das so einfach erzählen und dann gerade Zoro? Das hatte er doch noch nie getan. Nun, niemand hatte ihn auch jemals danach gefragt. Aber jetzt, wo er den Anfang gemacht hatte, hoffte er, dass Zoro vielleicht auch ein wenig dazu beitragen könnte. „Bist du deswegen Koch geworden?“ „Vielleicht hat das auch dazu beigetragen. Kann gut sein. Meine Hingabe zu Frauen hat ihren Ursprung wohl auch ein wenig darin“, lachte Sanji. „Hm.“ „Sehr gesprächig bist du aber nicht, muss ich feststellen.“ „Was soll ich schon groß dazu sagen? Das ist deine Sache, was du mit deinem Leben machst.“ „Stimmt. Aber darf ich dir trotzdem eine Frage stellen?“ „Wenn es nicht wieder um bescheuerte Weiber geht...“ „Warum hast du immer dieses Grinsen auf den Lippen, wenn wir kämpfen?“ Der Schiffskoch erkannte, dass Zoro jegliche Gesichtszüge entglitten und er sich leicht auf die Unterlippe biss. Er hatte es ja schon geahnt, beinahe gewusst, dass es etwas damit zu tun haben musste, dass Zoro in ihn verschossen war. Aber nun schien sich dies wirklich zu bestätigen. „Ich weiß nicht, was du meinst“, war die Antwort des Schwertkämpfers. „Das musst du dir eingebildet haben.“ „Habe ich nicht. Da bin ich mir sicher. Also raus mit der Sprache: Macht es dir Spaß, wenn wir uns streiten?“ Nach einer längeren Pause antwortete Zoro dann endlich. „So würde ich das nicht sagen.“ „Sondern?“ „Kartoffelschäler, was genau willst du von mir? Was ist der wahre Grund für deine bescheuerten Fragen? Dass du plötzlich mit mir 'befreundet' sein willst, ist viel zu abwegig. Das ist nicht deine Art, denn soweit ich mich daran erinnern kann, hasst du mich.“ „Ich hasse dich nicht“, sagte Sanji locker. „Ich habe dir das vielleicht einige Male an den Kopf geworfen und du hast mir das ebenfalls schon gesagt, aber das war eher in der Hitze des Gefechts. Wirklich hassen tue ich dich kein Stück, sonst wäre ich schon längst nicht mehr in der Crew.“ Zoro blieb ruhig an seinen Platz stehen und in seinem Kopf schien es mächtig zu rattern. Sanji holte der weilen seine Zigarettenpackung aus seiner Brusttasche hervor und zündete sich einen der Glimmstängel an. „Wehe du aschst mir den Boden voll“, sagte Zoro drohend. „Keine Angst, ich habe meinen eigenen Aschenbecher mitgebracht“, sagte Sanji schnell und holte eine kleine Dose hervor, die er als transportablen Aschenbecher umfunktioniert hatte. Nach einigen Momenten der Stille durchbrach der Schwertkämpfer diese mit einen lauten Seufzen und setzte sich zurück auf den Boden. Seine Augen fingen die Gestalt von Sanji ein, der mit ausgestreckten Beinen auf den Boden saß, eine Zigarette im Mundwinkel hatte und jegliche Deckung hatte fallen gelassen. Irgendetwas roch für Zoros Geschmack wirklich faul. 'Vielleicht hat der Nichtsnutz beim letzten Kampf einen zu viel über die Schädel bekommen', dachte er bei sich, als er versuchte die ganze Situation zu verarbeiten. „Vielleicht sollte ich öfter hier hoch kommen. Hier ist es wenigstens ruhig.“ „Du hast doch einen Dachschaden!“, sagte Zoro laut. „In den letzten Wochen hast du zu viele Sachen gemacht, die untypisch für einen Fake-Koch wie dich sind und nun das? Du planst doch was.“ „Sicher tue ich das.“ „Wusste ich es doch. Also raus mit der Sprache: Was willst du wirklich?“ „Ge-heim-nis“, sagte Sanji spielerisch und hielt seinen Zeigefinger vor seinen Mund. Der Schiffskoch kannte gar nicht so schnell reagieren, da hatte Zoro ihn schon am Kragen gepackt und ihn aus seinem Ausguck geworfen. Sanji schaffte es gerade noch so sicher unten auf dem Deck zu landen. Das hätte er vielleicht lassen sollen. Für einen kurzen Augenblick hatte er doch ernsthaft vergessen welch niedrige Toleranzschwelle der Schwertkämpfer hatte. „Sanji, was ist los? Hat dich Zoro etwa gerade nach unten geworfen?“, fragte Nami, die nur einige Meter von ihm weg stand. „Das hat er wohl“, lachte Sanji schief. „Und was machst du hier, Namilein?“ „Die Wellen, der Wind... in einem Tag treffen wir auf eine neue Insel.“ „Wirklich? Das solltest du so schnell es geht unserem Kapitän erzählen. Der wird sich einen Ast abfreuen“, lachte Sanji und ging zur Flurtür. 'Nun, auch wenn ich es ein wenig übertrieben habe, war es für den ersten Versuch doch gar nicht schlecht.' Sanji sah kurz nach oben zum Ausguck und erhaschte Zoro, der am Fenster stand und nach unten sah. Schnell hatte der Schwertkämpfer sich wieder versteckt. Sanji blinzelte und sah noch einmal genauer hin. Nein, das hatte er sich nicht eingebildet. Gerade im Moment, wollte er sich am liebsten auf die Zunge beißen, sich die Haare ausreißen und am liebsten ertrinken, denn ein kleiner Gedanke war ihm durch den Kopf geschossen: 'Süß'. Das war alles, was er bei dem Anblick von Zoros ertappten Gesichtsausdruck gedacht hatte. Schockiert über sich rannte er praktisch die Tür ein und floh in sein Zimmer, wo ihn niemand sehen konnte. „Ich habe das nicht gedacht!“, schrie er durch den Raum. Er raufte sich seine Haare und ging in die Hocke. „Warum habe ich das gedacht?! Das ist Zoro von dem wir hier reden! Zoro, der Muskelidiot.“ Der Schiffskoch kniff seine Augen zusammen und versuchte seinen Kopf leer zu bekommen. Die Beeren hatten das mit ihm gemacht. Sie hatten sicher sein ganzen Gehirn und Wesen verändert, doch davon hatte Ramjuni ihm aber nichts erzählt! Langsam öffnete Sanji seine Augen wieder und starrte auf den Holzboden vor ihm. „Beere“, brachte er monoton hervor. „BEERE?!“ Er stolperte praktisch über seine eigenen Beine, als er zu dem genannten Objekt vor sich kroch. „Warum liegt hier eine der bescheuerten Beeren?!“ Da fiel es ihm wieder ein. Ihm war doch die Metallschatulle aus der Hand geglitten und alle kleinen Kügelchen hatten sich über den Boden verteilt. Eigentlich hatte er gedacht, dass er alle aufgesammelt hatte, doch da hatte er sich wohl geirrt. Mit zitternden Händen ergriff er die getrocknete Kugel und besah sie sich genauer – kein Zweifel, es war die weiße Wahrheitsbeere. Paranoid sah sich Sanji in seinem Zimmer um und legte sich auf den Boden. Er sah unter sein Bett, unter jedes einzelne Regal, das er hier stehen hatte. Das Ergebnis waren schlussendlich drei Beeren, die er in der Hand hielt. Fluchend umschloss er sie mit seiner Hand und setzte sich zurück auf den Boden. „Das gibt es doch nicht und da dachte ich, dass ich euch los bin“, nuschelte er. Nach einigen Schockmomenten stöhnte er dann auf. Er konnte es einfach nicht fassen. War das nun ein Glück für ihn oder Unglück? Sollte er sie wegschmeißen, wie er es mit den anderen gemacht hatte oder behalten? „Was ich mit euch mache, kann ich auch Morgen noch entscheiden“, grummelte er und fuhr mit seiner Hand in seine linke Jacketttasche, um die Beeren dort hinein gleiten zu lassen, doch er holte die Hand wieder hervor. Dort in der Jacketttasche... „Vier Beeren... DAS GIBT ES DOCH NICHT!“ Bevor sie auf der letzten Insel ein Hotel gesucht hatten, hatte er sich zwei Beeren eingesteckt und nur eine benutzt. Er erinnerte sich. „Na toll, vier Beeren... vier...“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)