Ich weiß, was du denkst von abgemeldet (Sanji x Zoro) ================================================================================ Kapitel 6: Unerwartetes Treffen ------------------------------- „...“ Gesagt '...' Gedacht #...# Gedanken, wegen der Beeren ---------------------------------------------------- Bis vor zwei Wochen war Sanjis Welt noch normal gewesen. Er hatte seinen Lieblingsfrauen jeden Nachmittag eine eigens kreierte Süßigkeit gemacht und hatte nur Augen für die bezaubernden Körper und die lieblichen Stimmen der Schönheiten. Vor kaum einer Woche hatte sich seine Welt dann circa um 90 Grad gedreht. Die 'Wahrheitsbeeren' hatten ihm offenbart, dass der schiffseigene Faulpelz seinen Arsch geil fand und er anscheinend mehr als nur sein Essen wollte. Doch nun, vor kaum 8 Stunden hatte sich seine Welt ein weiteres Mal um 90 Grad gedreht. Zoro war verliebt in ihn und darüber gab es keine Zweifel, denn er hatte es selber gehört und das beinahe deutlicher als alles andere. Seine Welt stand seither auf dem Kopf. 'Ich fühle mich so schlecht! Ich kann ihm nicht mal in die Augen sehen', seufzt Sanji in Gedanken. Er saß mit seiner Crew in der Nähe des Hotels und aß mit ihnen zusammen Frühstück. Es war keine besondere Lokalität. Das kleine Restaurant wurde von einem Ehepaar geführt, die sich freuten bei dem regnerischen Wetter Kundschaft zu haben. Während sich alle den Bauch voll schlugen, saß der Blonde vor seinem kaum angerührten Teller und nippte an seinem Kaffee. 'Als hätte ich in seinem Tagebuch gelesen. Oh mein Gott! Das ist eigentlich sogar beinahe schlimmer als in einem Tagebuch zu lesen. Aber hätte ich denn ahnen können, dass so etwas dabei rauskommt?!' Lustlos stocherte er in seinem Rührei rum und schob es dann beiseite. Sofort krallte sich Luffy den Teller und schlang alles auf einmal hinunter. Robin, die neben dem Koch saß, fragte sich schon den ganzen Morgen, was mit dem sonst so aufgeweckten Schiffskoch los war. „Hast du wieder Migräne?“, fragte sie besorgt. „Migräne?“, fragte Sanji verwundert nach. 'Ah, stimmt ja. Ich habe allen erzählt, dass ich vor einigen Tagen einen Migräneanfall hatte.' Zu seinem Glück hatten alle Strohhutpiraten ihm diese Story abgenommen. Sogar Robin schien keinen besonderen Verdacht geschöpft zu haben, obwohl sie ihn ab und an mit einem merkwürdigen Blick musterte. „Aber nein, Robin-chan. Mir geht es hervorragend. Ich finde es nur schade, dass es die ganze Zeit regnet.“ „Das wird sich wohl in nächster Zeit nicht ändern“, warf Nami ein. „Auf dieser Insel scheint es immer zu regnen. Wir können froh sein, wenn wir einen guten Moment zum Ablegen erwischen werden.“ „Wann wird sich der Logport neu einstellen?“, fragte der Kapitän mit vollem Mund. Die Navigatorin sah ihn schulterzuckend an. „Drei Tage, vielleicht auch vier. So richtig konnte mir das hier keiner sagen.“ „Und was sollen wir so lange machen?“, fragte Usopp. „Es regnet den ganzen Tag, in der Stadt ist nichts los, obwohl sie riesig ist und wir dürfen auch keinen Ärger machen.“ „Was weiß ich“, sagte Nami. „Lasst euch was einfallen. Ich werde jedenfalls später irgendwann die Stadt erkunden. Ihr könnt ja auf euren Zimmern verrotten.“ 'Ich habe noch nicht mal ein Wort mit ihm geredet', ging es Sanji durch den Kopf. Er hatte den anderen bei ihrem Smalltalk kaum zugehört. 'Das einzige, was ich getan habe war... ihn zu treten, als er sieben Uhr morgens seine bescheuerten Übungen im Zimmer gemacht hat.' Für einen Bruchteil einer Sekunde traute sich der Blonde dann schräg gegenüber von sich zu blicken, wo Zoro saß. Wie gewohnt hatte dieser in beiden Händen etwas zu essen und schlug sich seinen Bauch wie die anderen männlichen Crewmitglieder voll. Wo auch immer die Strohhutpiraten waren, gab es ein Fressgelage, selbst in diesem kleinen beschaulichen Restaurant. 'Ich muss hier raus. Scheiß drauf, dass es regnet!', dachte Sanji und stand langsam von seinem Stuhl auf. „Leute, ich geh mich mal ein wenig umsehen.“ „Warte, ich komme mit“, sagte Franky. „Du willst sicher zu den Händlern, oder? Das kleine Stück kann ich dich begleiten.“ Sanji nickte seinem Freund zu und nahm sich dann den Regenschirm, der neben ihm stand. Er würde ihn auf jeden Fall brauchen. Ohne sich um zu blicken, ging Sanji, mit Franky, der ihn mit einigen Schritten Abstand folgte, aus dem Lokal. „Bro, macht dir das Wetter denn nichts aus?“ „Doch, aber ich muss mich schließlich umsehen und mit den Händlern reden. Es wäre schon schön, wenn wir unsere Vorräten aufstocken können. Dank der letzten Insel haben wir praktisch alles aufgefressen.“ „Stimmt“, grinste Franky. „Es ist schön, dass es dir besser geht. Die Frauen können zwar auch einigermaßen gut kochen, aber da hat immer was gefehlt.“ „Danke für das Lob“, lachte Sanji. Sanji hatte dies eher aus Reflex gesagt, denn im Moment gab es nichts, was seine Stimmung hätte erheitern können. Auf den Weg zur Innenstadt textete ihn Franky mit Extrawünschen betreffend der Vorräte zu. Sanji nahm dies nur mit halben Ohr wahr, denn seine Hauptgedanken galten immer noch dem vorherigen Abend. Erstarrt hatte er die ganze Nacht im Bett gelegen und einigen letzten Gedanken von Zoro gelauscht, die sich um Sake gedreht hatten. Aus Angst, dass der Schwertkämpfer bemerken würde, dass er noch wach war, hatte er sich kein Stück bewegt und hatte so langsam und leise geatmet wie möglich. Es war eine furchtbare Nacht gewesen. Vermischt mit den Regentropfen, die gegen die Fensterscheibe prasselten, war das einzige Geräusch das leise Schnarchen von Zoro gewesen, der im Schlaf ab und an etwas unverständliches murmelte. Sanjis Kopf war wie leer gefegt. Der einzige Gedanke, der beständig war, war das Zoro in ihn verliebt war. Nichts anderes konnten seine Gehirnzellen verarbeiten oder noch aufnehmen. Wie er es dann schließlich geschafft hatte für eine Stunde schlafen zu können, war ihm rätselhaft. Er wusste nur noch, dass das Nächste woran er sich erinnern konnte sein reflexartiger Tritt gegen Zoro gewesen war, der schnaufend Liegestütze gemacht hatte. Als er dann auf einmal die überrumpelten Augen des Grünhaarigen gesehen hatte, war er überstürzt ins Bad gerannt und kam erst wieder heraus, als sich alle zum Frühstück aufmachten. Besser hätte ein Morgen für ihn gar nicht anfangen können. „Ich werde mal in den Laden gehen“, sagte Franky und blieb stehen. „Was?“ Sanji war aus seiner Gedankenwelt gerissen worden und sah den Schiffsbauer verwirrt an. Dann wanderte sein Blick zu dem Laden vor dem sie standen und dessen Schild. „Motor-Bau“. „Bro, pass auf, dass dir bei all dem Tagträumen keine Frau entwischt“, lachte Franky. „Darüber musst du dir wohl keine Sorgen machen“, grinste Sanji. „Eine Lady spüre ich aus 100 Meter Entfernung.“ Sanji winkte seinem Crewmitglied zum Abschied kurz zu und ging dann weiter durch die Straße. Links und rechts waren einige kleine Geschäfte: ein Blumenladen, ein kleines Café, ein Metzger, einige Bekleidungsgeschäfte und so weiter. Eigentlich wollte sich Sanji zu dem Markt durchfragen, doch er konnte sich dafür einfach nicht ermutigen. „Entschuldigen Sie“, fragte eine Stimme neben ihm. Sanji sah in das Gesicht eines Mannes mittleren Alters, der eine grüne Uniform zu tragen schien. Mit einem gehetzten Gesicht wedelte er vor Sanjis Gesicht mit einem Zettel herum. „Haben Sie vielleicht diesen Mann in der Stadt gesehen?“, fragte er und reichte Sanji das Blatt mit einem Foto. Darauf war ein junger Mann abgebildet, der ungefähr sein Alter sein müsste. Er hatte verstrubbelte schulterlange Haare und einen Bart, der seine markanten Gesichtszüge weicher wirken lies. Man erkannte, dass die eingefallen Augen von dunklen Ringen umrahmt waren und die gesuchte Person wohl auch sonst recht mager zu sein schien. „Nein“, antwortete der Blonde und schüttelte seinen Kopf. „Aber wer ist das denn?“ „Er ist aus unserer Anstalt abgehauen.“ „Anstalt?“ „Oh, Sie wohnen anscheinend nicht hier?“ „Nein, ich bin mit Freunden auf einer Durchreise“, antwortete Sanji. 'Für so was habe ich gerade echt keinen Nerv...' „Wir haben einige Kilometer von hier die größte Nervenanstalt der Grandline, wo auch zum Teil gefährliche Verbrecher untergekommen sind.“ „Achso“, antwortete Sanji gelangweilt. „Wir haben auch einige Piraten zu Forschungszwecken. Sie müssen wissen, dass wir gut von der Marine unterstützt werden“, lachte der Mann. „Wie dem auch sei. Dieser Mann ist vor einer Woche geflüchtet und wir sind seither auf der Suche. Halten Sie lieber ihre Augen offen, denn der kann ganz schön bissig werden und das meine ich wortwörtlich.“ „Danke für die Information“, sagte Sanji erzwungen freundlich. 'Die Marine hat auch überall ihre Zweitprojekte. Unfassbar. Wir sollten aufpassen, dass keiner Wind von uns bekommt.' Kaum zehn Schritte weiter warf er den Zettel mit dem Foto in einen Papierkorb und trottete weiter die Gasse entlang. Das verfluchte Wetter offenbarte ihm eine ganz neue Ebene der Zeitwahrnehmung. Ein ständig verdunkelter Himmel und Regen brachte ja schon nach einem Tag seine innere Uhr komplett zum durchdrehen. Für ewig hier wohnen, konnte er sich nicht einmal annähernd vorstellen. Noch dazu bereitete ihm das ständige nachdenken über die Geschehnisse der letzten Nacht schon wieder Kopfschmerzen. 'Ich sollte Chopper besser nicht nach Schmerzmitteln fragen. Dann löchert er mich wieder durch. Ich hoffe einfach, dass es hier einen Medizinladen in der Nähe gibt.' Sanji ging weiter durch die mit Steinen gepflasterte Gasse und fragte die nächstbeste schöne junge Frau, die er sah, nach einem Laden für Heilkunde. Nach einigen Gewohnheitsflirts, irrte er dann weiter durch die labyrinthartige Stadt, was ihn leider immer wieder zwang nach Bewohnern Ausschau zu halten. Endlich hatte er in einer langen Seitengasse den gesuchten Laden entdeckt, doch als er nur noch einige Fuß vom Eingang entfernt war, rempelte ihn ein Mann an, der sich nicht einmal bei ihm entschuldigte. „Hey!“, rief Sanji ihm hinterher. „Idiot.“ Sanji wollte gerade in das Geschäft gehen, als er das ihm wohlbekannte leise Berryklimpern, welches noch vor wenigen Sekunden in seiner Tasche zu hören war, nicht mehr vernahm. „Das... HEY! BLEIB STEHEN!“, schrie Sanji dem Mann nach, der schon eine gute Entfernung zwischen sie beide gebracht hatte. Sofort sprintete er los und verlor dabei unterwegs seinen Regenschirm. Der Dieb war schnell, aber Sanji war schneller - seine Beine waren eben nicht nur zum kämpfen da. „Jetzt bleib verflucht nochmal stehen und gib mir mein Geld zurück!“, schrie Sanji ihn weiter an und trat ihn bei der besten Gelegenheit in die Beine, was den Dieb zum stolpern brachte. „So, und nun gibst du mir schön mein Geld zurück.“ Sanji packte die Schulter des Mannes und drehte ihn um, doch was er da sah ließ ihn kurz verwundert drein blicken. „Du bist der Typ, den alle suchen!“, lachte Sanji. „Was für ein verfluchter Zufall ist das denn.“ „Tu mir nichts, hier dein Geld!“, sagte der Mann und reichte mit zitternden Händen Sanji einen kleinen Beutel. „Lass mich los, lass mich gehen!“ Der Mann hatte seine Augen zusammen gekniffen, als ob er jede Sekunde einen Schlag erwarten würde. „Sorry, das kann ich nicht. Du sollst gefährlich sein“, sagte Sanji locker. 'Wobei du echt ganz schön dürre bist um jemanden Schaden zuzufügen.' „Genau, genau. Ich bin zu schwach. Also lass mich gehen!“ Sanjis Augen blinzelten. Moment. Das erinnerte ihn doch an etwas Bekanntes! „Was hast du gerade gesagt?“ „Ich? Ich.... nichts! Lass mich los, bitte!“ „Nein“, sagte Sanji und starrte in das aschfahle Gesicht unter ihm. „Du hast mir zugestimmt, dass du schwach bist.“ „Das... habe ich nicht, nein!“ „DOCH HAST DU!“, schrie Sanji ihn an. „Wie konntest du das wissen? Ich habe das nur gedacht.“ „Ich... ich weiß nicht wovon du redest! Du hast dein Geld wieder, also lass mich bitte gehen.“ 'Das ist wie bei den Beeren! Ich war auch komplett verwirrt, als ich das erste Mal die Gedanken der anderen gehört habe, aber sie nicht gesprochen haben...' Urplötzlich war der Mann ganz still. Langsam öffnete er seine grünen Augen und sah in das Gesicht des Blonden, als ob er versuchen wollen würde etwas darin zu lesen. „Du kennst... die 'Wahrheitsbeeren'?“, fragte der Mann leise. 'Ich habe es doch geahnt', dachte Sanji und lockerte seinen Griff langsam. „Du kennst sie auch? Woher?“ „Lass mich los und ich werde dir alles erzählen, bitte!“ Sanji sah den Mann für einige Augenblicke noch skeptisch an, ließ ihn dann jedoch aufstehen. „Also?“, hakte Sanji nach. „Dann leg mal los.“ „Nicht hier, sie verfolgen mich. Lass uns woanders hingehen.“ Sanji nickte kurz und folgte dann mit schnellen Schritten der ausgemergelten Gestalt durch den Irrgarten. Es dauerte beinahe eine Viertelstunde bis sie vor einem verlassenen Haus angekommen waren und der Mann diesen betrat. Sanji folgte ihm ohne zu zögern. Er kannte die Beeren! Und er hatte eindeutig seine Gedanken lesen können. Das war für ihn Beweis genug, um ihn wenigstens ein bisschen zu vertrauen. Und sollte der Typ etwas vorhaben, würde sein Fuß in dessen Arsch landen. Die Gemäuer des Hauses waren sicher schon einsturzgefährdet. Überall tropfte Wasser von der Decke und die Einrichtung war zum Teil staubig und zerstört. So ganz wohl war Sanji nicht bei der Sache, aber seine Neugier machte ihn schier wahnsinnig. „Woher weißt du von den Beeren?“, fragte der Mann. „Eigentlich sollte ich eher dir diese Fragen stellen, aber gut, wie du willst. Vor wenigen Wochen waren meine Freunde und ich auf einer Insel und eine ältere Frau aus einem Ramschladen hat sie mir geschenkt.“ „Wie hießt die Insel?“ „Kraku.“ Der Mann streifte endlich seine Kapuze nach hinten und enthüllte fettige hellbraunes Haare mit einigen weißen Strähnen. „Dann hast du meine Großmutter getroffen? Sie lebt also noch...“ „Die Alte ist deine Großmutter? Dann musst du Ramjuni sein!“ „Die Närrin, gibt einfach Sachen weiter ohne zu wissen, was damit passieren könnte“, murmelte er und setzte sich auf einen alten Stuhl, der an einer Zimmerwand stand. „Wirf sie weg. Die Beeren.“ „Hä? Warum sollte ich?“ „Sonst wirst du so wie ich enden.“ „Ich habe keine Ahnung wovon du redest. Kannst du es mir nicht so erklären, dass ich es verstehe?“ „Ich hoffe du hast ein wenig Zeit mitgebracht“, lachte Ramjuni schallend. „Die Geschichte ist leider nicht kurz. Aber Zeit spielt für mich schon lange keine Rolle mehr.“ Sanji nickte und suchte sich dann einen Stuhl, den er gegenüber des merkwürdigen Mannes stellte. Ramjuni versuchte seine zitternden Hände zu beruhigen und atmete dann schließlich tief ein. „Es fing vor fünf Jahren an. Meine Crew und ich, du musst wissen ich bin Pirat oder war es einmal... haben an einer Insel Anker gesetzt. Es war eine wunderschöne Insel. Der Wald, die Tiere, die Blumen, der Strand, alles war wie aus einem Bilderbuch. Nach einigen Tagen Erkundungstour haben wir dort einen Eingeborenenstamm gefunden, die uns freundlich begrüßt haben“, lachte Ramjuni bei der Erinnerung. „Es gab bei ihnen nichts zu holen, also was hätten wir tun sollen? Wir haben uns bewirten lassen und hatten Spaß. Es waren wunderschöne Tage. Wir haben kostenloses Essen und einen Schlafplatz bekommen und als Gegenleistung halfen wir ihnen bei der Jagd.“ Das Gesicht von Ramjuni, so müde und kränklich es auch aussah, schien in den Erinnerungen neu aufzuleben. Eine Eigenschaft, die er wohl von seiner Großmutter geerbt hatte. „Doch dann haben wir von den 'Wahrheitsbeeren' Wind bekommen. Es gab sie überall an kleinen Büschen auf der Insel verteilt. Der Stammesälteste hat uns erlaubt welche zu sammeln und mitzunehmen. Er hat uns jedoch ausdrücklich gewarnt, dass man sie nicht wahllos nehmen sollte. Aber... nun, du kannst das sicher nachvollziehen... als wir uns auf den Rückweg zu unserem Schiff begaben, haben wir unterwegs immer mehr der Beeren mitgenommen – praktisch alle, die wir finden konnte. Wir wollten die eine Hälfte für uns behalten und die andere verkaufen. So sind auch einige zu meiner Großmutter gelangt. Ich habe sie ihr auf der Durchreise mitgebracht und geschenkt, doch da... wusste ich noch nicht, was sie für Auswirkungen haben können.“ Ramjuni fuhr sich mit beiden Händen über das Gesicht und versuchte seine Gedanken zu ordnen. Sanji beobachtete das Szenario mit interessierten Augen. „Sie sind wie Teufelsfrüchte, nicht wahr? Nur, dass man noch immer schwimmen kann und nicht immer die Gedanken anderer hört... Wir haben sie genommen, wenn wir in neuen Häfen waren oder auf Raubzügen, bei Kämpfen und bei vielem mehr. Wir konnten einen riesigen Vorteil herausschlagen, denn schließlich war es immer gut zu wissen, was andere denken und worauf sie Acht geben-“ „Moment. Ihr habt sie bei Kämpfen genommen? In Städten? Aber es müssten doch dutzende Menschen dort gewesen sein, die um dich herum waren. Bist du nicht irre geworden?“ „Wir hatten nach den ersten zwei Versuchen schnell festgestellt, dass man steuern kann wen man hören will und wen nicht. Wir konnten, auch wenn wir die Beeren im Blut hatten, die Wirkung komplett ausschalten und nur auf eine oder zwei Personen reduzieren. Die Möglichkeiten waren unendlich.“ „Ich habe die Beeren schon mehr als zweimal genommen und bei mir geht das nicht. Ich habe au-“ „Sie sind alt, nicht wahr? Vertrocknet sicher auch. Die Wirkung ist nicht mehr die Selbe.“ „Ja... sie sind alt...“ „Ich dachte es mir. Du hast echt Glück“, grinste Ramjuni schief. „Meine ganze Crew ist regelrecht süchtig danach geworden. Es gab kaum einen Tag an dem wir die Beeren nicht genommen haben. Wir haben viel Geld damit gemacht und waren zeitweise in einigen Teilen der Grandline gefürchtet. Aber irgendwann... da... da haben wir Gedanken gehört ohne die Beeren genommen zu haben. Am Anfang waren es nur vereinzelte Schnipsel und irgendwann waren es alle Gedanken um uns herum. Wir konnten sie nicht mehr abstellen.“ „Wann ist das passiert?“ „Vor vier Jahren.“ „Das heißt innerhalb von einem Jahr?“ „Ja, meine ganze Crew ist nach einem Jahr dem Wahnsinn verfallen. Einige haben sich umgebracht. Andere sind an den ständigen Kopfschmerzen elendig gestorben und einige, so wie ich, sind in der Anstalt Binglin gelandet. Wir hatten nicht viel Glück, muss ich noch dazu sagen. Meine Crew war kaum in der Lage das Schiff zu steuern und dann sind wir ausgerechnet hier gelandet. Alle meine Kameraden sind tot oder hocken noch in Zellen.“ „Das heißt selbst jetzt hörst du Gedanken?“ „So deutlich als ob man zu mir sprechen würde“, antwortete er. „Es gibt Momente in denen meine Kopfschmerzen nachlassen. So habe ich es auch geschafft zu fliehen oder Menschen hier in der Stadt zu bestehlen. Aber dann... gibt es auch Momente in denen ich glaube, dass mein Schädel aufspringt. Du hast das sicher schon erlebt, nicht wahr?“ „Ja...“ „Deswegen, hör auf! Schmeiße sie weg. Bei uns hat es kaum ein Jahr gedauert bis wir dem Wahnsinn verfallen sind, aber das waren frische Beeren. Ich kann nicht mal annähernd sagen, was bei den getrockneten Beeren passieren könnte. Es kann natürlich auch sein, dass es nie passieren wird, aber-“ „Ich verstehe, was du meinst“, unterbrach der Blonde ihn. Sanji hatte ja gewusst, dass es bei den Dingern irgendeinen Haken geben musste, aber dass die Folgeschäden so groß sein konnten? Nein, das hätte er sich nicht mal in seinen kühnsten Träumen vorstellen können. „Was wirst du jetzt tun? Dich für immer in dieser Bruchbude verstecken, bis sie dich gefunden haben?“ „Ich weiß es noch nicht genau. Diese Insel ist recht groß mit vielen Gebieten, die nicht bewohnt sind. Ich werde auf einen geeigneten Moment warten und dann dort hin gehen.“ „Denkst du das ist eine gute Idee? Bis dahin könnten sie dich gefunden haben.“ „Schlimmer als jetzt kann es nicht werden. Vielmehr als mich wieder einfangen können sie nicht. Sie haben alle Versuche, die es gibt, wohl schon an mir ausprobiert. Jetzt müssen sie mich nur noch töten und meinen Kopf auf sägen.“ „Sie wissen also von den Beeren?“ „Nein, nicht von den Beeren, aber dass ich und meine Freunde Gedanken hören können.“ „Kann ich denn nichts tun? Ich möchte dir helfen“, fragte Sanji verzweifelt. „Nein, bitte lass das. Es würde dir auch Ärger bringen.“ „Aber deine Kameraden-“ „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie auch sterben. So oder so, ich und sie werden von unserem Leid irgendwann erlöst werden.“ „Aber... ich und meine Crew könnten deine Freunde befreien. Diese Anstalt sollte es nicht geben!“ „Das sagst du so einfach. Schließlich sind da ja nicht nur meine Freunde. Dort gibt es echte Irre und falls sie auch mit ausbrechen sollten... nein, das will ich nicht und meine Freunde sicher auch nicht.“ „Ich-“ „Lass es. Es ist die gerechte Strafe, die wir bekommen haben. Wir haben gemordet, gestohlen, betrogen. Etwas anderes verdienen wir nicht und das solltest du verstehen.“ Sanji senkte seinen Kopf und starrte auf den dreckigen Holzfußboden. Er fühlte sich so hilflos. Am liebsten hätte er Ramjuni angeboten ihn aus der Stadt zu schaffen, auf sein Schiff sogar, doch was dann? Nicht nur seine Freunde würden unbequeme Fragen stellen... „Geh nach Hause“, sagte Ramjuni leise. „Ich m-“ „Sag bitte nichts mehr. Versprich mir nur noch, dass du die Beeren weg wirfst. Niemand sollte sie haben, niemand außer dem Eingeborenenstamm, dem sie rechtmäßig gehören.“ „Ich... verspreche es“, sagte Sanji mit gepresster Stimme. „Und nun geh zu deinen Freunden. Ich werde schon klar kommen.“ Der Blonde nickte und sah Ramjuni ein letztes Mal in die Augen. Mit einem kleinen Lächeln reichte er ihm die Hand. „Es war schön mit jemanden darüber reden zu können“, sagte Ramjuni, als er die Geste erwiderte. „Leb wohl. Ah, und das hier“, Sanji wühlte in seiner Tasche nach dem Geldbeutel und gab sie seinem Gegenüber. „So wirst du für einige Zeit wenigstens nicht noch einmal erwischt.“ Ramjuni lächelte ihm entgegen und bedankte sich. Mit dem Geld konnte er sich wenigstens eine neue und nicht ganz so schmutzige Verkleidung kaufen. Ein letztes mal betrachtete Sanji die Gestalt und ging dann wieder aus dem Haus in den Regen. Hart schlugen die Tropfen auf seinen Körper ein und durchzogen ihn mit einem eisigen Schauer. Den restlichen Tag war Sanji ziellos in der Stadt herum geirrt und war erst spät in der Nacht wieder im Hotel angekommen. Eine Angestellte überreichte ihm einen Zettel auf dem Robin ihm geschrieben hatte, dass sie zum Abendessen wieder im selben Lokal waren. Und obwohl sein Magen grummelte, konnte er sich nicht dazu aufraffen wieder zurück in den Regen zu gehen. Lieber ging er in sein Zimmer und stellte sich für einige Minuten unter die heiße Duschen. Wie kann es nur sein, dass gerade ihm immer so eine Scheiße passierte? Erst Zoro und nun traten ihm sogar die Beeren in den Arsch. Eines war er sich aber sicher: er wollte nicht so enden wie Ramjuni. Er sollte die Beeren, die er noch auf dem Schiff hatte, bei der nächsten Gelegenheit sofort ins Meer schmeißen. Er wollte sich nicht mal vorstellen wie es tatsächlich wäre 24 Stunden am Tag von jedem die Gedanken hören zu können. Sicher würde er wie einige aus Ramjunis Crew elendig verrecken oder sich sogar lieber umbringen, damit es schneller ging. Gähnend schlüpfte Sanji nach seiner Dusche in seine Schlafhosen und in einen dicken Pullover. Er fühlte sich immer noch durchfroren. Kein Wunder, da er den ganzen Tag sinnlos in der Stadt rum gelaufen war. „Ach, auch mal wieder da?“, fragte Zoro, der das Zimmer betreten hatte. „Siehst du doch oder warum sonst hätte ich die Zimmertür offen gelassen?“, konterte Sanji und setzte sich auf sein Bett. „Wo warst du den ganzen Tag?“ „Hm? Interessiert mit wie vielen Frauen ich mich beschäftigt habe?“, lachte Sanji, als er sich auf seinem Bett ausstreckte und seine Arme hinter den Kopf verschränkte. 'Merkwürdig. Noch vor einer Minute war meine Stimmung wie das Wetter und kaum ist der Marimo wieder hier und streitet mit mir, fühle ich mich besser.' „Tsk, das hättest du wohl gern?! Also hast du für die Weiber ordentlich eingekauft, damit sie ihren üblichen Nachmittagskuchen kriegen?“ „Nein, ich bin nur in der Stadt rum gelaufen. Aber ich habe sicherlich trotzdem mehr gemacht als du, Faultier!“, sagte Sanji hämisch. „Ich habe... ach egal, was geht es dich an?!“, sagte Zoro verwirrt. „Ich muss mich vor einem Karottenputzer nicht rechtfertigen.“ Zoro stellte seine Katana an das Sofa gelehnt hin und fuhr sich durch die feuchten Haare. Sanji beobachtete jede Handbewegung aufmerksam bis ihm plötzlich der Schlag traf. Er hatte sich mit Zoro unterhalten! Noch heute früh war er nicht mal in der Lage gewesen ihn anzusehen, geschweige denn etwas zu ihm zu sagen. Geschockt über sich selber drehte er sich sofort zur Seite und zerrte an seiner Bettdecke herum, die er dann über sich legte. Wie konnte das passieren? Er hatte für einige Minuten völlig vergessen, dass Zoro in ihn verliebt war und ihn beinahe wieder normal behandelt. 'Was tu ich hier? Was? Ich habe doch keine Ahnung wie ich mit ihm umgehen soll. Er ist in mich verliebt, verdammt! Am Ende legt er jedes nette Wort, das mir entfleuchen könnte, auf die Goldwaage und macht sich Hoffnungen.' „Ich geh duschen.“ „Was?“, fragte Sanji verwundert und sah dann, dass Zoro nur noch in seinen Shorts bekleidet da stand. „Uhm ja klar, geh nur.“ Zoro sah auf Sanji herunter, der in die Bettdecke eingemummelt war und versuchte sich aufzuwärmen. Kurz ließ er ein genervtes Stöhnen verlauten und ging dann zu der Heizung, die im Zimmer stand. Er drehte den Regler auf die höchste Stufe und ging ohne einen weiteren Mucks zu machen ins Badezimmer. 'Er hat die Heizung aufgedreht... ganz toll! Er hat es getan, weil mir kalt war. Ihm fallen echt Sachen auf, die sonst niemand bemerken würde. Verfluchte scheiße, warum habe ich das früher nicht bemerkt? Er macht diese Kleinigkeiten sicher schon seit Monaten. Der ist eine grummelnde, nicht ganz so enthusiastische, Kopie von mir und wie ich Frauen behandle. Ich könnt kotzen und heulen gleichzeitig. Ich habe echt KEINE Ahnung, was ich fühlen soll...' Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)