Der Schöne und das Biest von FalonDin ([Sweet Amoris] (Castiel x Kentin)) ================================================================================ Prolog: Die Rückkehr -------------------- Es ging langsam auf den Herbst zu. Die ersten Blätter fielen tänzelnd zu Boden. Wie ein verliebtes Paar, schmiegten sich die blätter aneinander. Wie in einer Art Paarungstanz. Eine leichte Windböe kam vorbei, trennte sie voneinander. Ich blickte leicht durch die Baumwipfel und atmete tief durch. Endlich war ich wieder zurück. Konnte endlich wieder auf Sweet Amoris gehen und endlich Sie wiedersehen. Wie ich sie doch vermisst hatte. Ihr süßes Lachen, ihre wundervollen Augen, das blonde Haar, welches immer im Wind wehte. Als ich endlich am Schultor ankam blickte ich mich um. Es war noch nicht all zu viel los und ich konnte kurz bei der Schülervertretung vorbeischauen und die Anmeldung klären. Ich kramte in meinem Rucksack rum und holte den weißen Briefumschlag mit dem Formular, dem Foto und die erneute Anmeldegebühr. Es war lästig, sich ständig neu anmelden zu müssen. Aber was getan werden musste, musste getan werden. Ich klopfte an der Tür zum Zimmer und öffnete diese dann. Zwei Augenpaare legte sich auf mir. Nathaniel – der Schulsprecher - blickte zu seiner Schwester. „Wir reden heute Abend zu Hause darüber. Ich muss mich jetzt leider um die Arbeit kümmern.“ lächelte er sie an. Das blonde Mädchen hatte den Blick noch immer nicht von mir genommen und ich lächelte sie leicht an. „Hi“ meinte ich nur. Leicht perplex erwachte diese aus ihrer Starre und wand sich dann an uns vorbei zur Tür. Ohne ein weiteres Wort ging sie. Eigentlich hätte ich ja mit einem schnippischen Kommentar ihrerseits gerechnet, aber es kam nichts. Nachdem die Tür geschlossen war, konnte ich Nathaniel mein anliegen vortragen. Zum Glück lief alles ohne größere Probleme ab. Bevor ich ging, lächelte er mir noch einmal zu. „Du siehst echt gut aus. Es freut mich, dass du wieder da bist.“ ein breites Lächeln umspielte meine Züge und ich verließ das Zimmer der Schülervertretung. Es war ruhig auf den Flur. Der Unterricht beginnt erst in etwa 15min. Die meisten schienen wohl schon ihre Plätze im Klassenraum eingenommen zu haben. Ich ging zu meinen Spind und stopfte alles rein, was ich nicht groß brauchte. Es war ein anderer als ich vorher hatte. Neben mir kam eine Person zum stehen und blickte mich leicht an. Ihr grünen Seelenspiegel blickten mich leicht an. Amber. Ich schloß mein Spind und lehnte mich lässig gegen diesen. „Was ist los? Du schaust als hättest du einen Geist gesehen“ grinste ich sie leicht an. „Du bist neu hier, habe ich recht?“ Wow~ dieses Mädchen hatte immer noch die Auffassungsgabe eines Toastbrots. „Nein, ich bin nur hier um den Wasserrohrbruch im Keller zu reparieren.“ sie rollte genervt mit den Augen. „wenn du mich verarschen willst, bist du bei mir leider an der falschen Adresse.“ ,zischte sie leicht. Mein Hände hoben sich und spielte mit einer Haarsträhne von ihr. „Eigentlich bist du ganz süß, wenn du so kratzbürstig bist.“ murmelte ich leicht, worauf sie leicht rot wurde. Treffer! Dieses Mädchen war so einfach gestrickt, dass es eigentlich schon peinlich war. Bevor ich noch irgendetwas sagte, hob ich ihr Kinn an und küsste sie sanft auf die Lippen. Sie schmeckten süß... anscheinend Erdbeerlipgloss. „Woah~ wenn ich so was am frühen morgen sehe, hat das Müsli in meinem Magen das Bedürfnis nochmal Luft zu schnuppern.“ ich kannte diese Stimme und löste den Kuss. Auch Amber blickte zu dem Rotschopf der in einiger Entfernung stand. Neben ihn stand sie. Oh je sie war immer noch genauso süß wie vor ein paar Monaten, als ich die Schule verlassen hatte. Bevor ich was sagen konnte, fing das blonde Mädchen neben mir an, dass Wort zu ergreifen. „Naja, normalerweise bist du ja immer diejenige die mit den Neuen einen auf „best friends“ macht. Also bin ich dir dieses mal zuvor gekommen. Meine Freundin zuckte leicht mit den Schultern und musterte mich leicht. „Der arme Kerl. Er scheint echt absolut kein Geschmack zu haben.“ sie musterte mich ein wenig länger. „Wie heißt er eigentlich?“ Er spürte, wie ein Pfeil mein Herz durchbohrte. Sie erkannte mich also nicht? Dabei waren wir so ewig lange befreundet und JETZT..... Ich sog die Luft hart ein und spürte den Blick des blonden Mädchens neben mir auf sich. „Wollte ich eigentlich auch fragen“ „Wie jetzt... ihr knutscht hier mitten auf dem Flur rum und DU willst mir sagen, du kennst nicht mal seinen Namen“ Meine Freundin – die immer noch neben Castiel stand – schlug sich mit der Hand gegen die Stirn. Ich stieß mich von dem Spind ab, vergrub meine Hände in den Taschen und ging – ohne Amber weiterhin zu beachten – an den anderen beiden vorbei. „Oh man, warum seid ihr Weiber eigentlich ständig so verdammt oberflächlich? Ich wand mich kurz zu Amber. „Sorry, vergiss das einfach, okay? Eigentlich bist du doch nicht süß und von deinem Kuss rede ich mal gar nicht.“ Ich musste ein leises prusten vernehmen. „Na zum Glück, hat er das noch rechtzeitig bemerkt, sonst hätte ich den glauben an die Menschheit verloren.“ Was sie aber sagte, merkte ich kaum, da ich den Blick Castiels auf meiner Haut spürte. Ich spürte, wie sich eine unangenehme Gänsehaut auf mein Körper legte und ich dann schleunigst das weite suchte. Kapitel 1: Die Bekanntgabe des Schulfestes ------------------------------------------ Ich blickte in das Gesicht in dem Spiegel. Ich sah scheußlich aus. Um mich ein wenig zu beruhigen spritzte ich mir erneut etwas Wasser ins Gesicht und klopfte mir dann gegen die Wange. „Komm Kentin, beruhige dich.“ versuchte ich mir selber einzureden. „Nur weil sie dich nicht erkannt hatte, bedeutete es noch gar nichts.“ Ich atmete noch einmal tief durch und strich mir dann eine braune Haarsträhne aus den Augen. Zumindest hatte ich jetzt bei Amber schon die Genugtuung gehabt. Ich habe mich gerächt für das, was sie mir in den Wochen – die ich hier war - angetan hatte. Nicht nur mein Essensgeld hatte sie mir täglich entwendet, auch die ganzen Schikane gegenüber Rose. Gerade als ich mich zum gehen bewegen wollte, wurde die Tür zum WC geöffnet und Castiel stand in dieser. Na ganz toll. Die Militärschule hatte mich zwar zu einem Mann gemacht, aber das Pech konnte sie mir nicht von der Schulter nehmen. Ich wand den Blick ab. Denn wie heißt es so schön: „Siehst du ihn nicht- sieht er dich nicht“ Der Rothaarige kam auf mir zu und packte mich leicht an der Hand. Ein leichtes zucken fuhr durch meinen Körper und ich senkte den Blick leicht gen Boden. „Oh Mann, dass ist mal wieder typisch Amber. Sie war noch nie die Hellste gewesen.“ Ich blickte ihn fragend an. „Die kleine tollpatschige Brillenschlange von damals. Wow~ man hätte dich fast nicht wiedererkannt.“ Ein wenig panisch wich ich zurück gegen die Wand. „Hast du zufällig ein Problem damit?“ brachte ich nur hervor. Meine Stimme zitterte heftig. Er schnippte mir gegen die Stirn und grinste verachtend. „Oh Brillie kann anscheinend auch sein Mund auf machen. Kaum bist du hier, sorgst du schon für Chaos.“ Was sollte es heißen? Chaos war es ja nun wirklich nicht. Ich hatte nur diese Giftschlange von Amber geküsst und sie dann eiskalt abserviert. Mein Rachefeldzug nahm somit nichts weiter als seinen Anfang. Leicht knurrend schlug ich seine Hand weg und ging ohne weiteres an ihn vorbei. Auch wenn es nicht so aussah, dieser Schritt fiel mir schwer. Ich hatte Respekt vor Castiel und jetzt, ohne ihn eine Antwort zu geben, einfach zu gehen war für mich ein ziemlich großer Schritt. Erneut spürte ich den eisigen Blick im Nacken. Erneut vernahm ich leicht grinsend seine Stimme. „Rose scheint dich auch nicht erkannt zu haben. Wie fühlt es sich denn an, wenn die eigene Flamme einen nicht erkennt? Na ja, ich denke bei ihr läuft da eh nichts mehr.. so oft wie sie mit unserem Schulsprecher verkehrt.“ Wie jetzt? Ich blickte ihn noch einmal an und wollte etwas sagen, wusste aber einfach nicht was. Der Rotschopf wand sich dann auch zum gehen. „Ja, ja du hast richtig gehört..... sie und Nathaniel.. da gibt es leider keinen Ausweg, Brillenschlange.... obwohl..... Brillenschlange passt nun auch nicht mehr.... vielleicht sollte ich dich ab jetzt Chaoskrümel nennen. Für Chaos sorgst du ja schon, aber beim Gerede kommt meistens nur heiße Luft raus.“ CHAOSKRÜMEL??????? Bevor ich irgendwas drauf erwidern konnte, ging er an mir vorbei, knuffte mir dabei ziemlich fest in die Seiten und ging dann lachend davon. Dieser Mistkerl. Sein loses Mundwerk funktioniert anscheinend immer noch einwandfrei. Zur ersten Stunde kam ich dann, dank eines gewissen Herren auch zu spät. Das sorgte gleich dafür, dass ich den ersten Anranzer gleich in der ersten Stunde bekam. Herrlich..... wenn der Rest des Tages auch noch so bescheiden lief, würde ich mich heute Abend in unserem Garten einbuddeln. Ich saß ganz hinten. Da ich auch noch ein Fensterplatz ergattern konnte blickte ich ab und an hinaus. Ich hatte einen perfekten Blick auf den Sportplatz der Schule. Ich war ein wenig in Gedanken gewesen, erst als die Direktorin herein kam sah ich auf. Sie verkündigte, dass in wenigen Monaten das Schulfest stattfand und jede Klasse etwas bestimmtes machen musste. Sie teilte uns mit, dass wir ein Theaterstück aufführen müssen. Ein allgemeines Raunen ging durch die Klasse. Einige fanden die Idee echt toll, einige wenige waren gar nicht dafür und murrten sofort rum. „Oh man ein Café wäre viel cooler geworden. Jetzt müssen wir so ein Stück aufführen.“ vernahm ich von dem Mädchen vor mir, dass mit ihrer Freundin kurz die Köpfe zusammen steckte. Castial - ja ich durfte neben ihn sitzen und ja ich war sauer, dass er mich nicht vorhin mit in die Klasse genommen hatte und SEINETWEGEN zu spät kam- lehnte sich nach hinten und verschränkte die Arme gelangweilt hinter dem Kopf. „Das war es wohl mit Unterricht.“ murmelte er - mehr zu sich selber als zu irgendwem anders - grinsend. Die Klassensprecherin ging nach vorne und notierte die Wünsche für das Stück an die Tafel. Mit kleinen Zetteln wurde dann für das Stück abgestimmt. Jeder musste sein Favorit aufschreiben und in einen kleinen Becher vorne am Lehrertisch einwerfen. Die Mehrheit entschied sich am Ende für „Romeo und Julia“. An sich ein echt schönes Stück. Vorausgesetzt Romeo und Julia werden auch glaubhaft besetzt. Ich blickte zu Rose und musste an die Worte vorhin denken. Wenn es wahr ist, wäre die Rolle perfekt für sie und Nathaniel. Sie würden es überzeugend spielen. „Gut, dann werden wir nun die Rollen besetzen.“ Ein Einwand von einem Mädchen aus der Klasse kam. „Wollen wir die Namen nicht alle notieren und ziehen, wer welche Rolle spielen soll? So hätte doch jeder die Chance „Romeo“ oder „Julia“ zu werden.“ Die Idee schien echt gut anzukommen, aber ich hatte meine Zweifel, was wenn beide Rollen von zwei Jungs bzw. zwei Mädchen belegt werden würde? Wieder wurden Zettel verteilt und jeder musste seinen Namen darauf schreiben. Wieder zog unsere Klassensprecherin die Namen. Diesmal aber wurden diese auf vorhergesagte Rollen verteilt. Nathaniel hatte die Rolle von Mercutio ergattert. Amber war die Amme von Julia und Rose durfte den Vater von Romeo spielen. Wie wahnwitzig diese Rollenverteilung auch war. Die Härte kam noch, als das Mädchen vorne Castiel als Romeo bekanntgab. Dieser fiel vor Schreck fast von seinem Stuhl. „Ich werde unter Garantie NICHT Romeo spielen“ brummte er leicht aufgebracht. Lysander versuchte ihn zu beruhigen. „Warte doch erstmal ab, wer Julia sein wird.....“ meinte er nur etwas. Ich glaube aber nicht, dass eine Julia ihn davon abhalten konnte, diese Rolle nicht zu besetzen. Seufzend fasste sich das Mädchen an die Stirn und griff erneut in den Becher. „So mein lieber Romeo. Deine Julia wird..“ sie faltete den Zettel auf und grinste bitterböse. „...Kentin sein“ Oh nein bitte alles nur DAS nicht. Ich spürte die Augen der gesamte Klasse auf mir ruhen. Oh ja heute ist definitiv ein guter Tag um sich im Garten zu begraben......... Kapitel 2: Probe mit Hindernissen --------------------------------- Na toll, konnte es eigentlich noch schlimmer kommen? Ich hatte den Kopf gegen mein Spind gelegt und hatte einfach nur das Bedürfnis, auf diesen einzuschlagen. Rose und Nathaniel standen neben mir. „Ich wäre auch nicht sonderlich begeistert davon, die Julia für Castiel spielen zu müssen.“ meinte unser Schulsprecher nur. Rose legte mir tröstend die Hand auf die Schulter. „So schlimm......“ sie brach ab und seufzte leicht. Sie wusste wohl selber, dass es mit einem Bad Boy Romeo einfach nur die Hölle für mich werden würde. Nathaniel kam auch nicht ganz so gut bei der Rollenbesetzung weg. Immerhin musste er den besten Freund Romeos spielen und die beiden waren absolut das Gegenteil davon. Aber der Blonde hatte soviel Disziplin, dass er Castiel zumindest den besten Kumpel vorspielen konnte. Castiel gesellte sich zu uns. „Hör zu.... ich habe echt keine Lust auf dieses dumme Theaterstück und erst Recht nicht auf so einer Julia.“ Ich drehte mich zu diesen. „Glaubst du etwa, ich freue mich darauf?“ brummte ich leicht genervt und machte eine abweisende Handbewegung. „Komm Schnucki... zieh Leine...“ Das brachte den Rothaarigen auf die Palme. Er rammte seine Faust Millimeter an meinen Kopf vorbei in den Spind. Er kam näher und flüsterte mir etwas ins Ohr. „Hör zu, Kleiner... nur weil du auf der Militärschule warst, heißt es noch lange nicht das du hier den großen Max markieren musst.“ Sein Atem war warm und streifte mein Ohr, worauf sich meine Nackenhaare aufstellten und ich leicht rot wurde und deswegen verlegen die Augen schloss. Dann stützte er sich ab und diese unangenehme Situation war vorbei. Ich merkte, dass Nathaniel auf ihn einredete ohne wirklich zu begreifen worum es ging. Castiel wand sich genervt ab und verließ das Schulgebäude. „Manchmal werde ich aus diesem Typen einfach nicht schlau“ murmelte das Mädchen leicht. Sie merkte das ich rot war und strubbelte mir freundschaftlich durchs Haar. Damit wollte sie die – für mich – unangenehme Situation von eben auflockern. Das hatte sie früher immer schon gemacht. Ich fand es schön, als sie nach der Stunde zu mir kam und sich entschuldigte, dass sie mich nicht erkannt hatte. Sie war echt süß gewesen. Nathaniel wand sich zum gehen. „Ich hab noch Sachen zu erledigen. Wir sehen uns morgen.“ Er warf Rose einen verliebten Blick zu und wand sich dann zum gehen. „Wir sollten auch nach Hause.“ murmelte das Mädchen mit leicht geröteten Wangen und lief dann mit ihrem Rucksack Richtung Ausgang. Hastig folgte ich ihr. In den nächsten Tagen bekamen wir das Stück dann vorgesetzt. Ein Mädchen aus unserer Klasse hatte sie in eine etwas modernere Variante umgeschrieben. Aber sie war immer noch der Meinung ich solle unbedingt ein Kleid tragen. Manchmal glaube ich einfach nur diese Mädchen wollten einfach nur einmal einen Kerl in einem Kleid sehen. Am Nachmittag begannen dann die ersten Proben. Ich hatte das Manuskript aufgeschlagen und ging sie durch. Heute wollten wir einige Szenen proben. „Weiß einer von euch, wo Castiel steckt?“ fragte unser Klassenlehrer. Er war immerhin dafür verantwortlich, dass alles reibungslos über die Bühne ging. Er war anfangs der Meinung das er Probleme mit mir haben wird, da ich immerhin hier das Mädchen war. Aber bisher war der Rotschopf der Einzige der aus der Reihe tanzte und sich bisher erfolgreich von dieser Pflicht drückte. Ich nuckelte an meinem Apfelsaft, als plötzlich die Tür aufging und Lysander samt Castiel im Schlepptau eintrat. Zweiter war nicht sonderlich erfreut. Lysander sah zum Klassenlehrer. „So da ist er. Ich denke es sollte keine Probleme mit ihm geben.“ Castiel brummte nur leicht und wand sich leicht genervt ab. Sein Freund hatte ihn wohl ein Ultimatum gestellt und Castiel konnte unmöglich ablehnen. Ich war echt neugierig um was es ging. Danach gingen wir wie bereits angesprochen einige Szenen durch. Leider gab es auch Einzelszenen mit Amber und ich musste mich vor diesem Toastbrotmädchen ernsthaft in acht nehmen. Sie mag zwar hohl sein, aber genauso gefährlich würde sie mir werden. Ich wusste, dass sie scharf auf die Julia-Rolle war und somit kam es nicht gerade selten vor, dass sie mir kleine Fallen stellte, mich zum stolpern brachte und sonstiges. Wobei sie dann immer gleich ein Kommentar abgeben musste. „Dieser Junge ist so inkompetent....... es würde mit Sicherheit bessere Julias geben als ihn.“ Dabei sah sie gelangweilt auf ihre Fingernägel. Castiel schlug sich genervt die Hand vor die Stirn. Dann schnappte er meinen Arm und zog mich an sich. „Hör zu, Amber...... wenn du aufhören würdest ihn ständig irgendwelche Fallen zu stellen, wäre es gar nicht so schlimm. Also beruhige dich gefälligst und spiele deine Rolle. Außerdem gibt er doch die perfekte Julia ab. Elfenbeinfarbene Haut, feminine Ausstrahlung und absolute Gier nach süßem Zeug... Absolutes Mädchen“ Hallo, hast du wirklich so eine Meinung über mich? Das besagte Mädchen schlug sich mit der Hand ihre Haare nach hinten und ging beleidigt von der Bühne. „Ich hab noch ein Termin im Nagelstudio... bis dann.“ Ohne weiteres ging sie davon und ließ uns zurück. Nathaniel rollte peinlich berührt mit den Augen. „Manchmal benimmt sie sich wie ein Kleinkind“ „Manchmal ist untertrieben.“ warf das blonde Mädchen murrend ein. Noch immer lag ich ein wenig in Castiels armen. „Könntest du aufhören, dich so an mich zu krallen....“ brummte er dann zu mir. Panisch ließ ich ab und Rose musste ein wenig kichern. Mit hochrotem Kopf stapfte ich dann von der Bühne. Warum hatte er sich bitte gerade so für mich eingesetzt? „Okay, wir machen Schluß für heute.“ meinte unser Lehrer und alle packten ihr Zeug zusammen. Für den ersten Probetag war es echt schon die Härte. Ich packte meine Sachen und schulterte mein Rucksack. Als ich gerade losgehen wollte, packte mich jemand am Arm und ich blickte in die Augen von Castiel. Was war denn nun kaputt? Fragend sah ich ihn an. Kapitel 3: Der perfekte Kuss ---------------------------- Castiel und ich liefen schweigend durch die Straßen. Er hatte den Vorschlag gemacht, dass wir einige Passagen selber noch einmal ansprachen und gemeinsam durchgingen. In einem kleinen Café setzten wir uns dann hin. Obwohl es langsam auf Herbst zuging, war ein recht warmes Wetter. Der Rotschopf blickte mich an und warf das Manuskript auf den Tisch. „Nimm dich gefälligst vor Amber in Acht.“ Ich zuckte leicht und blickte ihn an. „Du solltest wissen, dass sie scharf darauf ist, selber die Julia zu spielen.“ Ach...... das wusste ich auch. Mir schwirrten so viele Worte im Kopf rum. Aber die Tatsache, dass er mich gerade wegen Amber anmotzte, brachte mich leicht aus der Fassung. „Ähm... okay“ ,ich nickte nur schweigend und blickte leicht betreten zu Boden. Er seufzte und massierte sich genervt die Schläfen. Dann bestellte er bei der Kellnerin 2 Cola. „Hör auf wie ein getretener Hund zu Boden zu schauen.“ Genervt rollte ich mit den Augen und sah ihn an. „Tut mir leid, Romeo.“ Mit eine „tzzz“ wand Castiel den Blick ab und erneut schwiegen wir. Es war eine unangenehme Stille. Die Luft zwischen uns vibrierte förmlich. Selbst als die Kellnerin die Cola brachte, verzog mein Gegenüber keine Miene. Entweder war er wegen irgendetwas stinkig oder er war weggenickt... worauf ich letzteres eher ausschloss. Um nicht unhöflich zu sein, bedankte ich mich bei der jungen Frau. „Wollten wir nicht eigentlich unseren Text durchgehen?“ ,versuchte ich die Stimmung aufzulockern. Castiel nahm das Manuskript und öffnete die Seiten. Er hatte mit Haftnotizen die Seiten beklebt in denen es nur Szenen mit Julia gab. Auch die Szenen mit Mercutio waren angeklebt, aber die Haftnotizen unterschieden sich farblich voneinander. Meine waren pink und Nathaniels waren blau. Szenen in denen mit mehreren Personen gespielt wurden, waren hingegen grün markiert. Gedankenverloren blickte ich weiter sein Manuskript an. Anscheinend stand er dennoch sehr auf Ordnung. Möge er noch so fies sein. Gerade als er etwas sagen wollte, kam an unserem Tisch jemand zum stehen. „Hey, na ihr 2 was macht ihr denn feines?“ ,lächelte uns Rose an. Ich zeigte aufs Manuskript und sie lächelte. „Ihr nimmt die Sache echt sehr ernst, dann kann es ja nur gut werden.“ „Wir wollten zusammen die Fünfte Szene durchgehen. Die auf dem Fest, wo sich Romeo und Julia das erste mal treffen.“ sagte ich beiläufig zu ihr. Sie zog die Brauen hoch. „Ihr wollt gleich mit einer Kussszene anfangen?“ Synchron blickten wir das Mädchen an. „Ihr habt euch das Manuskript noch gar nicht richtig durchgelesen oder?“ Ich hatte bisher alles grob übersprungen. Immerhin kannte man die Geschichte der beiden ja. „Romeo küsst Julia in der fünften Szene gleich 2mal.“ Ich nahm mein Manuskript und hielt es mir vor die Lippen. „Von küssen war nie die Rede. Wir werden uns niemals küssen.“ warf der Rotschopf gleich garstig ein, worauf das Mädchen natürlich sofort Gegen-konterte. „Romeo und Julia sind verliebt..... du kannst doch nicht verlangen, dass ihr nur so tun könnt.... Das ist sowas von unprofessionell und auffallen tut so etwas auch.“ „Okay, im Stück werde ich es tun, aber in den Proben nicht.“ Er war bockig. Meine Freundin blickte immer noch zu Castiel. „Hier geht es nicht einfach nur um einen Kuss... es ist DER Kuss. Du kannst nicht einfach mal cool und kurz deine Lippen auf die von Kentin setzen. Er muss leidenschaftlich sein.“ Je mehr sie redete desto röter und kleiner wurde ich in meinem Stuhl. Ich hatte mich nach hinten gelehnt und atmete tief durch. „Es ist doch nur ein blöder Kuss.“ „Blöder Kuss?“ Das Mädchen war nun aufgestanden und blickte Castiel an. „Küssen ist eine Kunst klar? Es gibt nicht nur einen Kuss. Es gibt viele verschiedene. Den Groben, den Leidenschaftlichen, den Wilden, den Feuchten..... es gibt unterschiede. KAPIERT?!“ sie war echt wütend und selbst Castiel wich ein wenig zurück und sah sie leicht belämmert an. „Okay, krieg dich wieder ein.“ brummte er und Rose setzte sich strahlend hin. „Geht doch.“ sagte sie siegestrunken. Castiel und ich blickten uns nur vielsagend an. Sie war ein kleines Monster. Sie konnte zwar süß und niedlich sein aber hinter dieser Fassade verbarg sich ein grausames Biest, dass sich durchzusetzen wusste. An diesen Nachmittag kamen Castiel und ich nicht mehr zum Proben. Stattdessen unterhielten wir uns noch ziemlich lange im Café. Rose gab uns noch in vielen Sachen Tipps. Gegen frühen Abend verließen wir das Café und unsere Wege trennten sich. Ich ging noch ein paar Straßen zusammen mit Castiel. Er schien bei mir in der Nähe zu wohnen. Ich blickte zu dem Meer in der Ferne. Die Sonne wirkte wie ein großer Feuerball und es sah aus als würde das glitzernde Meer durch diese brennen. Ein wundervoller Anblick. Der Rotschopf blieb stehen. Ich wand mich zu ihn und wollte mich gerade verabschieden, als er – wie heute bei den Proben - meine Hand nahm und mich zu sich zog. Er blickte mir in die Augen. Oh mein Gott, ich blickte in die silbergrauen Seelenspielgel. Sie wirkten wie großer glänzender Onyx. Seine andere Hand schlang sich leicht um meinen Rücken und ich spürte wie mir das Blut in den Wangen schoss und mein Herz wie wild gegen meine Brust hämmerte. Fasziniert blickte ich ihn weiterhin in die Augen. „Dann, Göttin, lass sie beten. Es ist Brauch. Das glaube sich in Trauer nicht verdreht.“ Er flüsterte diese Worte seines Textes. Wie in Trance antwortete ich darauf. „Die Götter tun nichts, nein, sie lassen tun.“ Meine Stimme bebte leise. „Dann tu du auch nichts und lass uns so ruh'n“ Dann spürte ich seine Lippen auf meine. Kapitel 4: Heart Beat --------------------- Er löste den Kuss und ich blickte ihn mit roten Wangen an. Castiel seufzte leise. „War das zärtlich genug?“ brummte er sofort wieder. Ich senkte den Blick und nickte. „Zumindest... war es überraschend.“ murmelte ich verlegen. Noch immer hämmerte mein Herz panisch gegen die Brust. Ich hatte erst damit gerechnet, dass er mich jetzt anschreien, schlagen oder was auch immer tun würde. Aber nichts dergleichen geschah. Er stand gedankenverloren vor mir und blickte zum Himmel. Er hatte sich von mir gelöst gehabt und den Arm keck in die Hüften gestemmt. „Egal...“ eine abweisende Handbewegung folgte. „Wir sehen uns dann morgen. Bis dann.“ Mit seinem typisch genervten Tonfall wand er sich ab und ging ohne ein weiteres Wort davon. What the hell..... was THIS? Diese Frage ging mir auf den gesamten Heimweg durch den Kopf. Erst sagte er gar nichts, dann küsste er mich und dann...... ging er einfach als wäre nicht geschehen? Meine Finger strichen immer wieder über meine Lippen. Ausgerechnet er war derjenige von dem ich einen Kuss bekomme.. und dann noch der Erste. Ja.. okay Amber, aber dieses Mädchen zählte einfach nicht. Sie war nur eine dumme Gans.. und Gänse gehören nicht zu den Menschen. Manchmal fragte ich mich sowieso, ob sie ein Mensch war. Ich dachte meistens eher an ein – mit Helium gefüllten – Luftballon, damit sie aufrecht gehen konnte. Aber egal.. warum hat er es getan? Warum? Hatte er nicht vorhin noch darauf bestanden, dass er mich niemals küssen würde? Seufzend warf ich mich Zuhause aufs Bett. Mir war so flau im Magen das ich nicht mal Essen konnte. Stattdessen schlief ich nur Augenblicke später ein. Am nächsten Morgen kam Rose zu mir und lehnte sich gegen meinen Spind. „Was ist los? Du siehst bedrückt aus, Kentin“ Ich nickte nur schweigend, verstaute alles und ging. Ich konnte seid gestern kein klaren Gedanken mehr fassen und das wurmte mich. Meine Freundin folgte mir und versuchte aus mir herauszubekommen, was los war. „Komm sag schon... gestern warst du noch so gut drauf und jetzt?“ Seufzend blickte ich sie an. „Meinst du... ich bin wirklich gut genug für diese Rolle?“ murmelte ich leise. Ihre Brauen gingen nach oben und sie legte den Kopf leicht schief. „Was.... wie kommst du denn plötzlich darauf?“ „Ach... ich weiß nicht. Ich.... also... wir müssen uns küssen und ich will... Castiel nicht in Verlegenheit bringen.“ murmelte ich stotternd und unglaubwürdig. Das Mädchen begriff. „Achso, du hast Angst du kriegst was von Castiel auf die Mütze. Mach dir keine sorgen, notfalls geben wir dir 24h Begleitschutz.“ Seufzend wuschelte ich sie leicht durchs Haar. „Manchmal glaub ich auch, du bist als Kind vom Wickeltisch gefallen.“ Schmollend sah sie mich an und ich ging ohne ein weiteres Wort an ihr vorbei in den Klassenraum. Sofort warf ich meinen Rucksack auf den Tisch und bettete den Kopf darauf. Zum 100000x ließ ich die Sache von gestern Revue passieren. Erneut wurde ich rot und in meiner Brust verkrampfte sich alles. Das war absolut nicht das, was ich mir erhofft hatte. Jemand trat zu mir an den Tisch und ich wand den Blick zu der Person. Ich blickte in die augen unseres Schulsprechers. „Rose hat mir gesagt, dass mit dir etwas nicht stimmt. Was ist los?“ „Mit mir ist gar nichts. Ich bin nur der Meinung für die Rolle der Julia einfach nicht geeignet zu sein.“ murmelte ich leise. Nathaniel sah mich an. „Jeder in dieser Klasse ist der Meinung, dass du für diese Rolle perfekt bist. Wenn sich sogar Castiel für dich einsetzt. Du solltest dich nicht immer so in den Schatten stellen. Du bist eine tolle Julia.“ Ich wusste echt nicht, ob er einfach nur seine Pflichten als Schulsprecher nachging oder ob er das ernst meinte. Mein Blick wandte sich nach vorne. „Hmmmm... wenn ihr alle dieser Meinung seid.“ hauchte ich murmelnd. Ein lächelndes Nicken unseres Schulsprechers ließ mich leicht lächeln. „So ist es. Das wird ein wundervolles Stück. Da bin ich mir sicher.“ Er wollte noch etwas sagen, doch in diesen Augenblick ging die Schulglocke und er erhob sich um auf sein Platz zu gehen. „Du weißt, dass du jeder Zeit mit mir reden kannst.“ meinte er noch bevor er zur anderen Seite des Klassenzimmers verschwand. Kurz folgte ich mit dem Blick, dann wand ich mich dem leeren Platz neben mir zu. Castiel war nicht da. Wo er wohl steckte? Wahrscheinlich schwänzte er mal wieder. Wie ich recht hatte, schwänzte er. Das war die Gelegenheit mich heute zu drücken. Nach dem Unterricht packte ich schnell mein Zeug zusammen und verließ ohne weiteres die Schule. *****In der Aula – nach der Schule*** „Wo steckt er nur? Hat er sich tatsächlich gedrückt?“ Rose saß auf der Bühne und blickte wartend zur Tür. Heute hatten sie Anprobe. Zumindest Romeo und Julia. Aber das konnte man wohl knicken, wenn sowohl Julia als auch Romeo fehlten. Nathaniel setzte sich genervt zu ihr. „Hmm...... ich frag mich, warum er hinschmeißen wollte.“ „Ich weiß nicht. Ob gestern zwischen den beiden irgendetwas vorgefallen war?“ In dem Moment ging die Tür auf und Castiel trat ein. Er ging auf die beiden zu, stellte seine Tasche ab und blickte sich um. „Ist aber nicht viel los hier. Wo ist der Chaoskrümel?“ Die blauen Augen setzten sich fragen auf den Rotschopf. „Chaoskrümel? Wen meinst du?“ „Na wem wohl... den Julia-Typ.“ Er massierte sich die Schläfen und setzte sich auf den Boden. „Keine Ahnung wo er steckt. Er war heute morgen schon so seltsam. Er wollte hinschmeißen.“ Diesmal war es an Castiel der fragend zu den beiden blickte. „Wie.. er will hinschmeißen?“ Nathaniel zuckte mit den Schultern und Rose ergriff erneut das Wort. „Er meinte es nur. Ist gestern irgendwas vorgefallen zwischen euch?“ Darauf antwortete er gar nicht. Er war bereits auf dem Weg zum Ausgang. „Ich bring ihn her.. und wenn ich ihn herprügeln muss.“ ,schnauzte er nur wutentbrannt. Rose wandte sich zu Nathaniel. „Ich glaub wir sollten ein Krankenwagen rufen.“ Ich lag im Bett und hing erneut meinen Gedanken nach. Ich hatte mir eine Rolle Kekse geschnappt und schob sie frustriert in mich hinein. Selbst als unten die Klingel ging, reagierte ich kein bisschen. Erst als ein völlig wütender Castiel gegen die Tür hämmerte und sich dann gegen die Angel lehnte blickte ich auf. „Hey..... hast du nicht was vergessen?“ brummte er und ich schüttelte nur den Kopf. Er kam näher zu mir und blickte mir in die Augen. „Hör zu....... ich habe keinen Bock auf Amber als Julia... also denk gar nicht daran, diese schei** hinzuschmeißen.“ „Aber......“ „Was aber........? Komm sag schon? Bin ich dir nicht gut genug? Hättest du lieber Rose als Romeo oder wärst du lieber Romeo und sie Julia? Werde gefälligst wach, Mann....... Das Leben ist kein Ponyhof... sondern eine Irrenanstalt. Es gibt leider kein ideales Leben vorgeworfen, dass muss man sich selber erarbeiten. Du musst mit mir vorlieb nehmen und DU wirst dieses Stück auch spielen, kapiert?“ Ich war komplett überrannt. Seine Augen blitzten und erneut bekam ich das absolute Herzklopfen. Verdammt, dieser Mistkerl brachte mich so aus der Fassung. Am liebsten würde ich ihn eine reinhauen. „Aber... ich .. bin nicht gut genug als Julia.“ Castiel brummte nur leicht. Dann holte er aus und verpasste mir eine schallende Ohrfeige. Bevor ich diese jedoch realisieren konnte, legten sich seine Lippen erneut auf meine. „Du Idiot... ich will keine andere Julia, verstehst du das nicht?“ hauchte er gegen meine Lippen. „Du bist perfekt. Also.... komm.“ Ich blickte ihn an und hielt mir immer noch total fassungslos die Wange. Er wand sich mit hochrotem Kopf ab. „Alter, sei froh, dass ich gute Laune habe. Sonst hätte ich dein Kopf zu Brei geschlagen.“ Wie nett. Das war der Castiel den ich kannte und ich atmete tief durch. Wenn er sogar herkam um mir zu sagen, dass ich Julia bin.. sollte ich es tun. „Also gut, okay.“ er packte meine Hand und zog mich mit. Ich hatte noch immer in dieser einen unangebissenen Keks, welcher mir meinen gegenüber aus der hand nahm. „Hey, dass ist meiner“ protestierte ich. Er öffnete den Keks, leckte über die Schokolade, machte ihn zusammen und reichte ihn zurück. Schmollend wand ich den Blick ab. „Jetzt.. kannst du ihn selber essen.“ Lachend schob sich dieser den Keks in den Mund. Händchen haltend gingen wir durch die Straßen zurück zur Schule. Keiner fragte, was passiert war. Denn Castiel hatte mal wieder einen bitterbösen blick drauf und niemand wollte sich mit ihm anlegen. Das Mädchen, welches für die Kostüme verantwortlich war, bat mich mitzukommen. Ich folgre ihr in einen kleinen Vorbereitungsraum und setzte mich auf einen Stuhl. Ein weiteres Mädchen kam hinzu und zusammen machten sich die beiden über mich her. Ich bekam ein marineblaues Kleid angezogen. Es war auf schimmernden Satin. Es war Schulterfrei und ich drehte mich ein wenig. Durch den weiten Reifrock wirkte es wie ein Ballkleid. „Es ist natürlich nur das Kleid, was du beim Fest anziehst.“ meinte sie lächelnd. Ich war echt fasziniert. Dann begann das andere Mädchen, mich zu schminken. Ich hasste das Gefühl von Make-up auf meiner Haut. „Wir wollen dir keine Perücke geben, da du voll schöne, glänzende Haare hast.“ meinte sie lächelnd und zeigte mir 3 Haarverlängerungen, die man mit einem Clip in meinem Haar befestigen konnte. Nach gefühlten Stunden betrachtete ich mich im Spiegel. „Oh mein Gott, ich seh aus wie ein Mädchen.“ hauchte ich und die beiden Mädchen gaben sich ein High Five. „Du bist so süß, Kentin. Du hast schöne, helle Haut. Das ist echt wunderschön. Komm zeigen wir es den anderen.“ Sie nahm meine Hand und zog mich aus dem Raum. Die anderen schienen zu Proben. „Meine Damen und Herren unsere Julia.“ alle wandten sich zu mir und ich trat hinaus auf die Bühne. Jeder sah mich an und ich wurde rot. „Oh mein Gott, wie süß“ murmelte Rose fasziniert. Castiel blieb der Mund offen stehen. Ha, er war komplett von der Rolle, fing sich aber sofort wieder. „Ich hoffe du hast keine Boxershorts drunter“ und wand sich ohne weiteres wieder seinem Manuskript zu. Dieser VOLLIDIOT!!!!!!!!!!! Kapitel 5: Mondlichtgeflüster ----------------------------- Rose bewunderte das Kleid noch immer. Dann fuhr sie mir leicht durch die hochgesteckten Haare hinten. „Das sieht echt fantastisch aus. Du siehst echt aus wie ein Mädchen.“ Sanft lächelte ich sie an. „Aber an deinem Gang müssen wir echt noch üben. Du läufst wie ein Bauer im Salat.“ ,meinte sie lächelnd. Dann nahm sie ihr Mathematokbuch und legte es mir auf den Kopf. „Rücken gerade und die Brust raus.“ Sie hörte sich an wie ein kleiner Offizier beim Militär. Erst sollte ich männlich werden und nun war ich kaum wieder auf dieser Schule sollte ich das Mädchen spielen. Aber ich musste auch sagen das es mir gefiel. Ich ging einige Schritte. Mein Glück war, dass mir die Mädchen keine hochhackigen Schuhe antun wollten. Somit hatte ich blaue Ballerinas bekommen, die perfekt zum Kleid passten. Ich ging ein paar Schritte den Gang zwischen den Stuhlreihen entlang. Immer wieder auf und ab. Bei jedem mal wurde der Gang besser, aber ich musste mit dem Kleid echt zurechtkommen, so weit wie es war. Plötzlich kam unsere „Visagistin“ wieder auf die Bühne. Kurz hinter ihr trat dann Castiel vor. Es war total still im Raum. Jeder wusste, wenn er jetzt lachen würde, wäre er tot. Zumindest stand unser Romeo ziemlich verlegen auf der Bühne. Er hatte einen königsblauen Wams an, dessen weiße Ärmel zum Ende hin weit auseinander gingen. Dazu eine Melonenhose die ebenfalls in blau gehalten war. Darunter trug er eine weiße Strumpfhose. Die Schuhe waren schwarz und mit leichten Absätzen hinten. Die roten Haare waren zu einem Zopf hinten gebunden. Nur vorne waren die Haare etwas zu kurz, dass sie ihn leicht in die Augen fielen. Verdammt er sah echt gut aus, er sollte sie öfters so tragen. Erneut sprang mein Herzmotor auf 180 und ich legte leicht meine Hand auf die Brust. „Wenn irgend einer lacht, brech ich ihm das Genick.“ Rose stemmte die Hand in die Seite. „Keiner hat vor dich auszulachen. Außerdem steht es dir.... Mr. Strumpfhose.“ grinste sie breit und Castiel wand sich Zähne knirschend ab. Der Nachmittag verlief weiterhin recht gut und gechillt. Da Castiel und ich bei der Anprobe waren, haben die anderen ihre Szenen geprobt. So langsam aber sicher, beherrschte fast jeder seinen Text. Nur hier und da gab es einige Patzer. Castiel und ich saßen nebeneinander und sahen den anderen zu. Mein Gegenüber hatte sein Manuskript in der Hand und malte darin rum. Ich selber konzentrierte mich auf die anderen. „Castiel..... kommst du bitte? Wir wollen Szene 13 spielen“ meinte unser Lehrer und Castiel erhob sich genervt. „Jetzt muss ich unseren armen Schulsprecher beweinen.“ Er sah kurz zu mir und machte leichte Würg-Geräusche. Ich grinste ein wenig. Oh ja, er hasste Nathaniel. Sie spielten ihre Szene aber mit den anderen fast perfekt. Castiel konnte sich also doch zusammenreißen, wenn er wollte. Dafür, dass er am Anfang absolut dagegen war, lief es jetzt umso besser. Ich merkte allgemein, dass der Zusammenhalt in dieser Klasse besser war. Natürlich gab es auch Ausnahmen und unter dieser fiel auch Amber. Sie zickte und wetterte gegen alles und jeden. Wenn der Lehrer und Nathaniel nicht ab und an ein Machtwort sprechen würden, hätte sie wohl das ganze Stück schon zum sprengen gebracht. „Das war gut. Machen wir Schluss. Lernt aber übers Wochenende noch eure Texte. Wir wollen das Stück am Montag einmal durchspielen.“ Alle nickten und nahmen dann ihre Sachen und gingen. „Kentin warte kurz.“ Ich blickte mich um und Rose kam vor mir zum stehen. „Ähm..... ich hab eine großartige Idee.“ Fragend sah ich sie an. „Wenn du das Wochenende nichts vor hast, wie wäre es, wenn du zu mir kommst und wir proben? Meine Eltern sind übers Wochenede nicht da und wir hätten Ruhe und können alles in Ruhe durchgehen.“ Wie? Sie wollte mit mir alleine proben? „Also... Castiel und Nathaniel kommen auch. Wir müssen nur aufpassen, dass sie sich nicht gegenseitig an die Gurgel springen. Meine Eltern würden es nicht toll finden, wenn ihr Haus zu einem Tatort wird.“ Ich musste bei der Vorstellung grinsen und nickte. „Okay, soll ich was mitbringen?“ Meine Eltern kannten Rose und ich dachte, es würde absolut kein Problem sein. „Nein, eigentlich nicht. Ich hab extra schon ein wenig was geholt. Also sagen wir... 17Uhr bei mir?“ Eigentlich wollte ich antworten, aber sie lief sofort vorbei und ich sah ihr nur nach. Ach ja dieser kleine Wildfang. „Okay... bis 17Uhr“ murmelte ich und machte mich auf dem Weg nach Hause. Wie ich dachte, war es für meine Eltern absolut kein Problem. Besonders, da sie wussten, dass ich für das Stück proben würde. Ich packte meine Schulsachen aus und warf ein paar Klamotten rein. Gegen halb 5 machte ich mich auf den Weg zu Rose. Ich hoffte, dass es ein tolles Wochenende werden würde. Wie ich feststellte war ich der Letzte. Nathaniel und Castiel hatten sich im Wohnzimmer gemütlich gemacht. Nathaniel saß auf einem Sitzkissen und blätterte in seinem Manuskript rum. Castiel saß auf dem Sofa. Er hatte die Beine an den Körper gezogen und das Manuskript auf den Oberschenkeln gebettet. Auch er blickte schweigend in sein Skript. „Wow~ sogar auf einem Friedhof ist die Stimmung fröhlicher.“ ,gab ich zu Rose und sie musste grinsen. „Du weißt doch, die beiden sind wie Hund und Katze. Sei froh, dass sie so ruhig sind.“ Sie setzte sich dann neben Nathaniel und nahm ein Kissen und drückte es an sich. Ich legte mich bäuchlinks auf den Boden und legte das Manuskript vor mir hin. „Wo fangen wir an?“ Nathaniel blickte auf. „Wir waren doch gerade dabei nochmal die 13 Szene durchzugehen.“ murmelte Castiel aus seiner Ecke. Rose seufzte leicht. Dann herrschte aber ruhe und wir konzentrierten uns alle gemeinsam auf das Stück. Da ich nicht groß was machen konnte, lauschte ich ihn oder spielte die Person, die gerade nicht anwesend war. So konnten auch Castiel und ich unsere Szenen proben. „Küsst euch endlich, verdammt!“ Rose sah von einem zum anderen. Ich runzelte die Stirn und sah kopfschüttelnd in mein Text um ihren Blick auszuweichen. Es waren genau die selben Zeilen, die wir uns damals beim ersten Kuss zugeflüstert haben. Der Rotschopf blickte zu ihr runter. „Nein.... wie oft noch?!“ „Wie willst du das am Montag machen?“ „Da lass ich mir was einfallen.“ Die beiden fingen heftig an zu streiten und Nathaniel erhob sich „Ich... werde essen machen“. Ich folgte ihn eilig. „Was soll es denn geben?“ Der Schulsprecher lächelte leicht. „Wir waren für Chinesisch Süß-Sauer. Willst du helfen?“ Er holte gerade das frische Fleisch aus dem Kühlschrank und reichte es mir. Ich setzte mich mit ihm an den Tisch und zusammen schnitten wir das Gemüse und das Fleisch. „Mal schauen, wann die beiden fertig sind mit streiten.“ ,lachte er dann leicht. „Rose weiß ernsthaft ihren Kopf durchzusetzen. Das mag ich an ihr.“ Mein Blick ging zu ihn. Verträumt lächelte Nathaniel. Seine Wangen hatten sich leicht rot gefärbt. Tatsächlich schien er wirklich in Rose verliebt zu sein. Mich wunderte es, dass mir kein einziger Stich durch die Brust ging. Anscheinend hatte ich mich damit abgefunden, dass im Herzen meiner Freundin einfach kein Platz für mich ist. „Du bist eine verdammte, kleine Hexe“ Nathaniel und ich blickten Richtung Flur zu Castiel der gerade aus dem Wohnzimmer kam und sich zu uns gesellte. „Sie ist ein kleines Biest.“ Trotzig ließ er sich auf einen Stuhl neben Nathaniel fallen. Was war denn nun passiert? Rose grinste breit und schielte vom Flur aus zu uns rein. „Ihr habt euch also schon geküsst. Aha... also nehmt ihr die Kussgeschichte doch ernst“ Meine Wangen glühten und ich blickte verlegen zu Boden. Oh nein, er hatte es gesagt. Wie konnte er nur? Nathaniel seufzte. „Dann haben sie es.. was ist bei einem Stück schon dabei.“ Rose sah ihn schmollend an. „Warum seid ihr Jungs so......“ sie suchte anscheinend nach einer passenden Beschreibung. „...unromantisch? Ich mein, ein Kuss ist doch was besonderes, oder?“ mit einem „pfff“ wand sich Castiel den Blick ab und klaute ein Stück Paprika von unserem Schulsprecher. „Natürlich ist es was besonderes, besonders wenn man die Person liebt. Aber hier geht es um ein Stück und die beiden sind Jungs.“ Nathaniel lächelte sie sanft an und Rose wurde leicht rot. „Aber Romeo und Julia lieben sich auch.“ „Klar, aber im Endeffekt ist es nur ein Stück.“ er strich ihr leicht durchs Haar. Die beiden schienen sich in den Augen des jeweils anderen verloren zu haben. Castiel und ich starrten sie die ganze Zeit schweigend an, als würden wir irgendwas erwarten. „Nathaniel... ich....“ „Woah, ich glaub ich muss mich übergeben.“ brummte Castiel und erhob sich wieder. Er fand irgendwie keine Ruhe. Die beiden Verliebten schreckten auf und Rose warf Castiel ein Stuhlkissen hinterher. „Castiel, du verdammter Penner!“ Nathaniel hatte sich verlegen seinem Gemüse zugewandt. Ich musste lächeln. Irgendwie waren sie süß. Eine gute halbe Stunde später saßen wir zusammen am Essenstisch und genossen das leckere Essen von Nathaniel. „Ich kann dich nicht leiden, aber kochen kannst du echt gut.“ brummte Castiel nur. „Das nehme ich als Kompliment.“ ,meinte der Blonde recht kühl ohne Castiel dabei anzusehen. Sie werden nie Freunde werden, aber sie akzeptierten sich immerhin. Ich war bereits fertig und beobachtete die anderen. Auch Nathaniel war bereits fertig und hatte sich leicht nach hinten gelehnt. Auf dem Tisch war alles leer gewesen. In der Pfanne befand sich nur noch ein kleines Stück Fleisch, welches von Rose als auch von Castiel angestarrt wurde. Kurz blickten die beiden sich an, dann wurden die Stäbchen erhoben und das Duell um das letzte Bissen des Essens begann. Mein Gegenüber hatte die Stirn gerunzelt und blickte abwechselnd von Castiel zu Rose. Immer wieder trafen die Stäbchen aufeinander. „Ich werde dir dieses letzte Stück Fleisch niemals geben, Bad Boy“ brummte das Mädchen. Wobei Castiel nur leicht lachend mit. „Nur über mein Leiche, Blondchen“ konterte. Doch abrupt wurde ihr Duell beendet. Nathaniel zuckte unbeeindruckt seine Stäbchen, nahm das Stück Fleisch und ließ es genüsslich in seinen Mund verschwinden. 1 zu 0 für Nathaniel würde ich sagen und brach in schallendes Gelächter aus. Die beiden Duellanten sahen ihn wie vom Blitz gerührt an und ließen sich dann betrübt auf den Stuhl sinken. Der Rest des Abends verlief sehr entspannend, wir haben uns für heute eine Pause gegönnt und einige DVD's geschaut. Irgendwann gegen 2 Uhr sind wir dann hoch in Rose' Zimmer gegangen. Auf den Boden lagen Matratzen und ganz viele Kissen. Ich ließ mich sofort auf einer vor dem Fenster fallen. Castiel nahm die neben mir und Nathaniel schlief am anderen Ende des Zimmers, direkt vor dem Bett. Unsere Matratzen lagen so, dass wir uns direkt ansehen konnten. Castiel ließ sich fallen und streckte sich. „Ich geh zuerst ins Badezimmer.“ Mit diesem Wort erhob ich mich und verschwand. Gerade als ich mich umgezogen hatte, kamen die anderen beiden Jungs rein. Ich sah sie fragend an. „Wir sind doch eh Männer, also können wir uns auch umziehen. Tun wir in der Schule immerhin auch.“ meinte Castiel und stellte sich neben mir vor dem Spiegel. Der Schulsprecher zog sich dann auch um und kam dann auch zu mir. Wir blickten alle in den Spiegel und Nathaniel musste lachen. „Ich fühle mich wie so ein Mädchen auf einer Pyjama-Party“ Castiel grinste ebenfalls. „Soll ich dir für die Nacht Schleifen ins Haar binden?“ „Nein danke.. ich verzichte liebend gerne.“ zwinkerte er. Nachdem wir fertig waren, verließ Nathaniel zuerst das Badezimmer. Kurz sah ich zu Castiel. „Das scheint echt ein gutes Wochenende zu werden. Zumindest für die beiden.“ „Vielleicht sollten wir noch eine Weile allein hier bleiben.“ griste mein Gegenüber. Er trug eine blaue Shorts und darüber ein schwarzes Shirt. Ich selber trug eine rote Trainingshose und ein weißes Muskelshirt darüber. Er war noch immer dabei sich die Zähne putzen. Als er fertig war, band er sich die Haare zu einem Zopf und ich wurde wieder rot. „Das gefällt dir, oder?“ ,hauchte er mir entgegen und ich nickte leicht. Er ging leicht an mir vorbei, wobei sich unsere Hände kurz streiften und ich meine sofort reflexartig wegzog. Er ging raus und blieb im Türrahmen stehen und winkte mir leicht zu. Ich ging zu ihn und folgte seinen blick. Da standen die beiden Turteltäubchen küssend in Rose Zimmer. „Herzlichen Glückwunsch“ meinte ich etwas und ging raus. Die beiden lösten sich verlegen voneinander. „Das war nur ein „Gute-Nacht-Kuss“ meinte das Mädchen und kletterte in ihr Bett. Auch Nathaniel legte sich hin, blieb aber schweigsam. „Natürlich.. so intensiv. Wer es glaubt.“ grinste der Rotschopf und legte sich auch ins Bett. Als ich dann ebenfalls lag, wünschten wir uns eine Gute Nacht und Rose löschte das Licht. Ich blickte aus dem Fenster und schwieg. An schlafen war irgendwie gar nicht zu denken. Die anderen schienen bereits im Land der träume zu sein. Ich schloss nun ebenfalls meine Augen und versuchte zu schlafen. „Oje..“ murmelte ich nach einer Zeit. Mehr zu mich als zu irgendwem anderen. „Sie spricht. Sprich weiter, Engel. Denn für diese Nacht dort über mir bist du so schön, als hätt der Himmel dich als Boten ausgeschickt, der aller Menschenblick nach oben zieht, wenn er auf träge Wattewolken steigt und segelt auf der Brust der Lüfte hin.“ Ich wurde rot. Castiel schien anscheinend auch noch wach zu liegen. Ich rollte mich auf den Bauch und blickte nach vorne auf das Bett von Castiel. Er war keinen Meter von mir weg. Lag auf den Rücken, wie ich gerade noch. „Ach, Romeo, warum nur heißt du so? Leg deinen Vater und den Namen ab. Wenn dus nicht willst, schwör nur die Liebe mir und ich will kein Capulet mehr sein.“ Er blickte leicht hoch zu mir und lächelte. Das Mondlicht – das durchs Fenster schien – spiegelte sich in den dunklen Seelenspiegel. Es war Vollmond und ich konnte jede Einzelheit meines Gegenübers sehen. Er rollte sich nun auch auf den Bauch und blickte mich an. Seine Hände verhakten sich leicht mit meinen. „Ich will noch mehr hörn........“ er wand den Blick ab und dachte nach. Ich musste grinsen. „..oder sag ich was?“ murmelte er dann leicht abwesend. „Es ist dein Name nur: der ist mein Feind. Denn: Du heißt du. Nicht Montague.....“ Ich sprach flüsternd meinen Text. Es gefiel mir.. hier zwischen Rose und Nathaniel im Mondlicht diese Sätze zu sprechen, nein zu flüstern. Mein Herz fing an zu pochen. Castiel kam mit jedem Wort, dass ich sprach näher und ich wand mein Blick leicht ab. Ich spürte wie er seine Hand an mein Kinn legte und den Kopf zu sich zog. „.. und statt des Namens, Romeo, nimm mich als Teil von dir.“ wieder bebte meine Stimme als sich unsere Blicke trafen. Ich spürte seinen warmen Atem gegen meine Lippen und wieder stellten sich meine Nackenhaare auf. Es war ein angenehmes – positives – Gefühl . „Nenn Liebster mich und ich bin neu getauft. Ab heute heiß ich nie mehr Romeo.“ Dann legten wir die letzten Millimeter zurück und fielen in einen innigen Kuss. Kapitel 6: Das Spiel mit der Liebe ---------------------------------- Castiel hatte seine Hände leicht an meinen Wangen gelegt. Ich spürte diesen Kuss intensiver als alles andere je dagewesene. Erst als sich nach einer gefühlten Ewigkeit unsere Lippen voneinander trennten, kam ich zurück in die Realität. Wir blickten uns schweigend an. Keiner von uns beiden wollte diese Stimmung jetzt zerstören.. diesen Augenblick. Castiel spielte verträumt mit einer meiner Haarsträhnen. Ich war leicht rot gewesen und sah ihn tief in die Augen. Er grinste leicht. „Du schmeckst echt gut. Ich könnte süchtig danach werden“, hauchte er leicht. „Hör auf so was blödes zu sagen.“, murmelte ich leise und bettete – mehr aus Verlegenheit – den Kopf ins Kissen. Ich spürte wie er sich über meinen Kopf beugte. „Ich meine es ernst.“ Ich drehte mich auf den Rücken und sah ihn erneut an. Die Haare fielen ihn leicht ins Gesicht und zum ersten Mal hob ich meine Hand und strich ihn diese aus den Augen. Meine Hände zitterten wie verrückt und Castiel nahm sie und küsste sanft jeden der einzelnen Finger. Mit roten Wangen wand ich mein Blick erneut ab. Mein Herz fing wieder heftig an zu pochen. Ich war mit der Situation überfordert. Sollte ich ihn tun lassen oder sollte ich meine Hände wegziehen? Castiel sah mir erneut in die Augen und wollte zu einem weiteren Kuss ansetzen . Ich öffnete die Augen, da mich irgendetwas mit voller Wucht in die Rippen trat. Neben mir stand Castiel, einen Bein auf meinen Brustkorb gestellt. In einer Hand hielt er ein Toast. „Du bist echt eine Schlafmütze. Alle sind schon wach und du liegst hier immer noch faul rum. Gibt Frühstück.“ Mit diesen Worten wand er sich ab und verließ das Zimmer. Okay... es war ein Traum. Ich sah mich im Zimmer des Mädchens um und atmete tief durch. Jetzt stellte sich mir ehrlich die Frage, seit wann war es geträumt? War der Kuss schon ein Traum oder bin ich dabei eingeschlafen? Es war auf alle Fälle nicht schön, dass ich jetzt schon von meinem Romeo träumte. Ich rappelte mich auf und streckte mich. Ein Blick zum Wecker sagte mir, dass es erst kurz nach 9Uhr war. „Oh Mann, es ist Samstag.“, brummte ich leicht mürrisch und ließ mich wieder in die weichen Daunen fallen. Vor meinem inneren Auge erlebte ich den Traum in einer Art Film. Es war so surreal gewesen und doch... irgendwie war es nicht falsch, nicht unwirklich. „KENTIN... WENN DU NICHT GLEICH UNTEN BIST DANN HETZE ICH DIR AMBER AUF DEN HALS!!!!!“ Ich schreckte auf und erhob mich. Das wollte ich natürlich nicht. Barfuß tapste ich die Treppe runter. „Also was habt ihr heute vor?“, fragte Casteil, als ich in die Küche trat und mich mit einem müden „Guten Morgen“ auf einen Stuhl setzte. Nathaniel zuckte mit der Schulter. „Wir sollten den Tag heute genießen. Vielleicht sollten wir in den Park gehen. Das Wetter scheint gut zu werden und Proben könnten wir auch da.“ Er blickte in die Runde und unser Mädchen war sofort Feuer und Flamme. „Ja, wir können ja auch ein Picknick machen. Ich könnte ein paar Sandwiches machen und wir nehmen Tee und Säfte mit und....“ Bevor sie weiter was sagen konnte, schnippte ihr Castiel gegen die Stirn. „Ganz ruhig, Blondie. Hol Luft.. ist genug für alle da und plapper nicht ohne Punkt und Komma. Das Mädchen steckte die Zunge raus und aß weiter ihr Frühstück. Ich selbst ließ meines unberührt stehen. Mir war flau im Magen und mein Kopf kam irgendwie nicht zur Ruhe, was ein wenig Kopfschmerzen auslöste. Nathaniel blickte besorgt zu mir. „Du hast dein Essen nicht angerührt und blass bist du auch. Ist alles okay?“ Ich nickte. „Nur ein wenig Kopfweh, mehr nicht.“, winkte ich dann lächelnd ab. „Wenn es dir nicht gut geht, solltest du dich wieder hinlegen“ meinte Rose leise und sah dabei ebenfalls besorgt zu mir. Castiel, welcher mir Gegenüber saß – blickte auch in meine Richtung. Wieder diese dunklen Augen. Ich senkte den Blick. Irgendwie konnte ich diesen Augen nie standhalten. Warum nur? Verkrampft legte ich eine Hand an meine Brust. „Macht euch keine Sorgen, dass wird wieder. Die Idee mit dem Park finde ich übrigens gut. Dann geht es mir bestimmt auch bald besser.“ „Du solltest dich solange trotzdem noch hinlegen. Wir holen dich, sobald wir losgehen. Die Vorbereitungen schaffen wir auch ohne dich.“, meinte unser Schulsprecher freundlich. Erwidern konnte ich darauf nichts. Ich ging einfach hoch in Rose Zimmer und ließ mich auf die Matratze vors Fenster fallen. Seufzend drückte ich mein Kopf ins Kissen. Wenn ich nicht bald wusste, warum mein Herz bei Castiel so extrem durchdrehte, würde ich wahnsinnig werden. Ich mein, er ist ein junger Mann. Er hat eine fiese Art und nett ist er gerade auch nur, weil ich seine Julia spielen muss und er dazu gezwungen wird. Sobald dieses Stück vorbei ist, würden wir uns wieder aus dem Weg gehen. Ich hoffte, dass ich es mir nur einbildete und er vielleicht doch etwas empfand. Trotzdem seufzte ich. Eigentlich wollte ich doch gar nicht, dass sich diese Art von Situation ändert. Es hatte etwas zauberhaftes... verspieltes an sich. Etwas was ich einfach nicht beschreiben konnte. Ich fragte mich, ob ich mir diese Küsse nur eingebildet habe. Diesen sanften Ersten, den flüchtigen Zweiten und den intensiven Dritten. Jeder dieser Küsse war anders und doch hatte ich jedes Mal das Gefühl, dass mein Herz gleich vor Freude zerspringt. Vielleicht sollte ich es mir endgültig eingestehen, auch wenn ich es eigentlich gar nicht will. Aber ich habe mich wohl in Castiel verliebt. Ich fing immerhin an diese Kuss-Sache von Rose zu verstehen. Am liebsten würde ich mir die Hirnhaut abkratzen, um wieder klare Gedanken zu fassen, aber es war einfach nicht möglich. Tatsächlich war ich eingeschlafen. Erst als jemand meine Stirn fühlte wurde ich wach. Besorgt blickten mich die silbergrauen Augen an. „Du scheinst zumindest kein Fieber zu haben.“ Er setzte sich neben mir hin und ich schloß erneut die Augen. „Willst du vielleicht nach Hause? Du musst immerhin bis Montag wieder fit sein.“, meinte er etwas streng. Nur ein Kopfschütteln gab zu verstehen, dass ich nicht heim wollte. Seufzend sah er mich an. Ja, ich wusste, dass er mich ansah. Sein Blick war so intensiv, dass es an jeder Stelle – die er ansah - leicht kribbelte. Zumindest kam es mir so vor. „Du gefällst mir wirklich nicht. Eigentlich bist du immer so aktiv und jetzt lässt du den Kopf hängen.“ Ein kurzes schweigen, dann machte es bei ihn irgendwie „Klick“. „Ah ich verstehe, es ist wegen Rose.“ Fragend öffnete ich die Augen. „bitte?“ „Naja... jetzt wo sie ja mit Nathaniel zusammen ist, hast du keine Chance mehr und das zieht dich runter“ Ich richtete mich auf und blickte ihn an. „Echt Castiel, du bist so ein Vollidiot.“, knurrte ich ihn an, schnappte mir ein paar Klamotten und verschwand ins Badezimmer. „Oh Gott, ich sehe so scheußlich aus.“ murmelte ich. Meine Haare waren zerzaust und ich hatte Augenringen so groß wie der Saturnring. Vielleicht sollte ich mich erstmal frisch machen. Nachdem ich nach einer halben Stunde fertig war, sah es auch gleich viel besser aus. Mein Magen hatte sich beruhigt und ich hatte plötzlich ein Bärenhunger. Ich brachte meine Sachen weg und ging hinunter. Rose saß auf Nathaniels Schoß und träumte schon von unseren Tag im Park. „Wir können ja auch noch altes Brot mitnehmen und die Enten füttern.“ Nathaniel sah sie grinsend an und Castiel schlug die Hand vor die Stirn. „Manchmal frage ich mich echt, ob du bei der Geburt zu wenig Sauerstoff bekommen hast. Wie alt bist du bitte?“, murrte er. „Oh... der große Castiel-Macho mag keine Enten.“ Sie zog einen Flunsch und schnitt dann etwas altes Brot in kleine Stücke. Ich beobachtete die 3 einfach nur. „Was ist eigentlich mit dir und Kentin?“ Rose sah zu dem Rotschopf und ich trat ein Schritt zurück um ein wenig zu lauschen. „Was soll schon sein? Es ist nur ein blödes Stück. Sobald es vorbei ist, habe ich mit dem Krümel nichts mehr zu tun.“, zuckte er brummig mit der Schulter. Nathaniel sah ihn an. „Dabei scheint ihr euch echt gut zu verstehen.“ „Das ist doch bloß wegen diesem blöden Auftritt. Eigentlich ist mir dieser Typ so was von egal. Er ist einfach nervig mit seiner Art und Weise.“ Na toll. Ich lehnte mich gegen die Wand des Flurs und sank dann zu Boden. Was hatte ich mir auch dabei gedacht? Das er sich wahrhaftig in mich verlieben könnte? Oh Gott, wie naiv muss ich sein? Ich krallte meine Hände ins Haar und atmete tief durch, da ich merkte das sich Tränen in meinen Augen bildeten. Es war nur ein Traum... nichts weiter........ Kapitel 7: Das Picknick ----------------------- Ich saß im nahem Park auf einer Schaukel und hing meinen Gedanken nach. Wie lange ich schon hier war, wusste ich nicht. Aber ich schätzte, dass es langsam Zeit für Mittag war. Noch immer hatte ich nichts gegessen. Meine Geldbörse hatte ich auch bei Rose gelassen, da ich ziemlich schnell und ohne nachzudenken ihre Wohnung verlassen hatte. Meine Magenschmerzen hatten wieder zugenommen und ich atmete einmal tief durch. Das war ja echt mal ein mieser Tag. Eigentlich hatte ich gedacht, es könnte ein gutes Wochenende werden und ich könnte die Freundschaft zu Castiel etwas festigen. Stattdessen bekam ich mit, dass eben Genannter mich sogar ziemlich nervig fand. Ich fragte mich immer, was nervig war. Ich war nicht quirlig oder sonst etwas. Ich redete eigentlich auch nicht sehr viel. Das Einzige was ich war, war tollpatschig. Aber nervte man deswegen gleich jemanden? „Kentin“ Mein Blick ging zum Eingang des Parkes. Dort stand Rose und lächelte sofort. Sie kam auf mich zugerannt und blickte mich an. „Hier steckst du also.. Gott, ich habe mir solche Sorgen gemacht. Warum bist du so plötzlich weg?“ ,plapperte sie ohne Punkt und Komma und ich musste ein wenig schmunzeln. Castiel hatte recht, sie sprach so schnell, dass man Angst hatte, sie würde jeden Augenblick wegen Sauerstoffmangels zusammenbrechen. „Alles okay, ich wollte nur raus, weil mir so übel war.“ So wirklich gelogen war es ja nicht. Zum Glück waren die Tränen schon getrocknet gewesen. Sie legte den Kopf schief. „Okay.....“ So wirklich glauben konnte sie es anscheinend nicht. Denn sie hatte die Mundwinkel ein wenig verzogen. „Na gut, dann sag ich Nathaniel bescheid, dass wir im Park auf ihn warten." Nur Nathaniel? Sie schien den fragenden Blick bemerkt zu haben. „Castiel kommt gegen 13Uhr zu uns. Er wollte mit Demon spazieren gehen und von da kommt er gleich her.“, erklärte sie mir, worauf ich verständlich nickte. Das heißt ich habe die nächsten paar Stunden mit den beiden. Rose hatte bereits ihr Handy aus der Tasche geholt und versuchte Nathaniel zu erreichen. Derweil erhob ich mich und ging zu einer Baumgruppe in naher Entfernung. Hier konnten wir uns ein wenig niederlassen. Fern von den Kindern auf dem Spielplatz. Keine 10min später war der Schülersprecher bei uns. Wir breiteten eine Decke aus und setzten uns darauf. Mit dem Essen wollten wir warten, bis Castiel zu uns stieß. Ich lehnte mich gegen den Stamm des Baumes. „Warum bist du eigentlich vorhin gegangen ?“, fragte nun auch er. Diese Fragerei ging mir ein wenig auf den Keks, aber ich erklärte ihn geduldig, dass mir schlecht war und ich Luft brauchte. Rose hielt mir plötzlich ein Sandwich unter die Nase. „Du hattest kein Frühstück und es dauert, bis Castiel herkommt. Du musst hungrig sein.“ Leicht rot um der Nasenspitze nahm ich es dankend an. Es war belegt mit Salat, Tomaten und Käse. Obwohl mir der Magen in den Kniekehlen hing, knabberte ich wie ein Mäuschen an dem Sandwich. Irgendwie war mir nun wieder schlecht und ich ließ die Hände sinken. „Sicher, dass bei dir alles okay ist?“ Der Blick Nathaniels traf mich und ich nickte. „Ich denke schon. Ich fühle mich heute einfach nur etwas unwohl. Macht euch keine Gedanken.“ Die beiden tauschten sich vielsagende Blicke aus. „Sag mal, Kentin.“, das Mädchen kam zu mir und setzte sich neben mir hin. „Du hast mitbekommen, was Castiel vorhin gesagt hat, oder?“ Sie kannte mich einfach zu gut. Immerhin waren wir seit dem Kindergarten miteinander befreundet. Ich schwieg nur, was sie in ihrer Vermutung bestätigte. „Komm, höre doch nicht auf diesen Idioten.“, meinte sie nur leicht. Auch Nathaniel lächelte mich an. „Es gibt Leute, die werden Gegenüber anderen Menschen verletzend nur um ihre eigenen Gefühle zu überspielen.“ Was heißt das jetzt? Das er mich doch mag. „Genau. Ich glaube Castiel mag dich, aber er will es einfach nicht zugeben, weil es sein Image als „Bad Boy“ ruinieren könnte.“, erriet Rose meine Gedanken. Nathaniel nickte etwas. „Also Kopf hoch und falls er es doch übertreiben sollte, werde ich ihn mir zur Brust nehmen.“ Wir sahen ihn schweigend an. Jeder schien sich sein Teil zu denken. Wir gingen gerade unseren Text durch, als plötzlich ein schwarzer Hund auf uns zu gerannt kam und Rose fast umnietete. Diese strich dem Hund über den Kopf. „Hey, na Demon....“ Der Hund schien sich echt zu freuen. Auch Castiel trat zu uns an den Platz und ließ sich nieder. Er hatte einen großen Stock in der Hand und warf ihn so weit er konnte weg. Sofort eilte Demon hinterher und wir sahen ihm nach. „Du solltest ihn anleinen, bevor es Ärger mit den Müttern gibt.“, murmelte der Blonde. Doch Castiel zuckte nur mit der Schulter. „Die sind soweit weg und außerdem hab ich den Stock in die andere Richtung geworfen.“ Genervt rollte Nathaniel mit den Augen. Es brachte nichts, dem Rotschopf irgendwelche Predigten zu halten. Er setze seinen Kopf eh durch. Dann sah er zu mir. „Na du Krümel... hast du wieder Chaos verursacht?“ Na danke auch, wer hat denn bitte angefangen? Das war ja wohl nicht ich gewesen. „Lass ihn doch einfach, Castiel. Er hat schon seine Gründe.“ Das Mädchen kramte in dem Korb herum und tischte dann das Essen auf: Sandwiches in allen belegbaren Varianten, Orangensaft, Kräutertee und - extra für den Kaffeejunkie Castiel – eine Thermoskanne mit Kaffee. Schwarz versteht sich, wie seine Seele. Demon hatte sich neben die Decke gelegt und schlief etwas. Der Spaziergang mit Castiel schien in schön ausgepowert zu haben. „Ein schöner Hund.“, meinte ich dann auch beiläufig zu Castiel. Dieser sah mich nur an und nickte. Die anderen beide tauschten sich erneut Blicke aus und Rose erhob sich. „Verdammt ich habe was vergessen.“ Wir sahen sie nur kurz fragend an und sie packte Nathaniels Hand. „Kannst du bitte kurz mitkommen? Ich muss nur kurz in die Stadt. Du musst mir helfen, bitte.“ Ihren flehenden Blick konnte der Schulsprecher nicht widerstehen und er nickte verpeilt und erhob sich ebenfalls. Rose verhakte ihre Hand mit seiner und zog ihn mit. „Wartet hier bitte. Wir sind in 10min wieder da.“ ,dann waren die beiden verschwunden . „Was hat der denn gestochen?“, brummte Castiel ein wenig und ich zuckte genauso irritiert die Schulter. Ob es ein Vorwand war um uns alleine zu lassen? Ich atmete tief durch. „Du seufzt ganz schön oft in letzter Zeit“, fiel ihm auf. Er sah mich durchdringend an und ich spürte wie mir die Röte ins Gesicht schoss. „Bist du krank oder so?“ Ein Kopfschütteln folgte und er seufzte. Er beugte sich leicht zu mir und hielt meinen Kopf leicht fest, worauf ich noch röter wurde. „Warum weichst du verdammt noch mal meinem Blick aus?“ Er war wütend und ich zuckte ein wenig zusammen. Mein Herzschlag ging und er musste grinsen. „Du hast Angst vor mir, oder?“ „Nein, eigentlich nicht mehr.“ „Oh nicht mehr“ ,er musste lachen, was mich wütend werden ließ. „Du bist echt ein Chaoskrümel. Warst auf der Militärschule und hast immer noch Angst. Gott, dass ist als wenn man Perlen vor die Säue werfen würde.“ Er glaubte mir also nicht. „Tzz..... Du musst reden, du bist immer noch genauso ein Vollidiot wie früher, da würde auch eine Militärschule nichts mehr bringen.“ Castiel musste erneut lachen. „Das war der dümmste Konter, den ich jemals gehört habe.“ Er hatte recht, ich konnte nichts kontern. Ich war verzweifelt. „Wenn ich dich so sehr nerve, warum gehst du mir dann nicht aus dem Weg?“, murmelte ich dann leise. Er runzelte die Stirn. „Das ist es also. Du hast dieses dumme Gespräch von vorhin mitbekommen.“ Wow~ er dachte mit. Das gab schon einen Pluspunkt für ihn. Wieder senkte ich den Blick und Castiel hob meinen Kopf wieder an. „Hör auf meinem Blick auszuweichen. Das ist ein Zeichen von Schwäche. Hast du so was auf dieser Militärschule nicht gelernt?“ Doch klar, aber ich war gerade einfach nur gebrochen und wollte mich irgendwie auch gar nicht wehren. Irgendwie wollte ich diese Aufmerksamkeit von ihm, auch wenn sie noch so negativ war. So wusste ich, dass er mich wenigstens beachtete. Seufzend sah er mir in die Augen. „Was willst du hören? Erwartest du eine Liebeserklärung oder was?“ Meine Augen wurden größer und er wurde rot. „Verdammt...“ ,vernahm ich nur flüsternd. Nun war er es, der den Blick abgewandt hatte. „Kentin, dass hat doch alles so was von keinen Sinn..“ flüsterte er weiter. Es war das erste Mal, dass er meinen Namen aussprach und das mit einer Zärtlichkeit, die es mir eiskalt über den Rücken laufen ließ. Er saß im Schneidersitz vor mir. „Es ist nur ein dummes Stück, mehr nicht. Wenn es vorbei ist, war es das.....“ murmelte er nur. Aber er schien nachdenklich. Diesmal war es mir so was von egal. Ich beugte mich zu ihn rüber und gab ihn einen leichten Kuss auf die Lippen. Ich rechnete mit einer Abweisung, aber genau das Gegenteil geschah. Er zog mich leicht zu sich ran und erwiderte den Kuss. Nach einigen Augenblicken war es vorbei und wir sahen uns einfach nur in die Augen. Er nahm seine Hand und wuschelte mir leicht durchs Haar. „Du machst mich echt schwach.“ Kapitel 8: Die neue Mitschülerin -------------------------------- Castiel lehnte gegen den Baum. Er hatte mich so zu sich gezogen, dass ich mit den Rücken gegen seine Brust lag. Seine Arme ginge unter meinen hindurch. Dann hielt er mir ein Sandwich unter die Nase. „Ess... ich weiß genau, dass du noch nichts gegessen hast. Du bist blass und solltest etwas zu dir nehmen.“ Seine Worte klangen leicht befehligend. Ich sah etwas zu ihm hoch und sein Blick sagte: Leg dich nicht mit mir an, ich bin stärker als du. Mit leicht geröteten Wangen ließ ich mich dann von dem Rotschopf füttern. Ich aß immer noch wie eine Maus, aber Castiel blieb erstaunlicherweise sehr ruhig. Nach einer gefühlten Ewigkeit hatte ich dann 2 Sandwiches verdrückt und Castiel gab sich zufrieden damit. Ich atmete tief durch. „Vernachlässige bloß nicht deine Gesundheit.“, brummte er nur ein wenig. Ein sanftes nicken, gab ihn zu verstehen, dass ich verstand. Unsere Hände hatten sich jetzt ineinander verschlungen. Plötzlich stieß er mich leicht von sich und ich war anfangs etwas irritiert. Als Rose und Nathaniel in der Ferne auftauchten, verstand ich aber und ich setzte mich in Lotusposition neben Castiel. "Da sind wir wieder. Tut mir nochmal sehr leid.“, entschuldigend ließ sich das Mädchen auf die Decke sinken. „Schon okay, nicht so schlimm.“ Nathaniel reichte und beide ein Eis. „Haben wir euch mitgebracht, weil ihr so anständig gewartet habt.“ Mein Partner und ich schauten uns kurz an und lächelten dann zu Nathaniel. Natürlich probten wir dann endlich. Immerhin mussten wir übermorgen schon alles aufführen. Ich atmete durch. Nur hier und da hatte ich noch einige Patzer gehabt. Aber wir wurden von mal zu mal besser. Gegen späten Abend, verließen wir den Park, da es anfing wirklich frisch zu werden. Außerdem hat uns die Luft wirklich ziemlich k.o. gemacht. Bei Rose angekommen, verschwanden wir auch schnell ins Bett. Ich wurde nachts durch ein flüstern wach. Da ich auf den Bauch lag, sah ich sofort in die Augen meines Gegenübers und ich wurde puterrot. „Du bist so niedlich, wenn du schläfst.“, flüsterte er leicht und ich stieß ihn nur grummelnd gegen den Kopf. Ich lauschte weiter. Anscheinend war Rose zu Nathaniel gekrochen und die beiden unterhielten sich. Irgendwie waren sie echt süß. Rose kicherte plötzlich und der Rotschopf ließ den Kopf ins Kissen sinken. „Ruhe am anderen Ende des Zimmers“ Die beiden blieben still. „Oh der böse Castiel-Macho will heiabubu machen.“, lachte das Mädchen und ich musste ebenfalls grinsen. Auch Nathaniel schien zu schmunzeln. Mir warf der Rotschopf einen bitterbösen Blick zu. Ich sah zu ihn und gab ihn einen sanften Kuss, wobei er mir sofort ganz gemein in die Lippe biss und ich ihn geschockt ansah. „Ich bin bockig, lass mich in Ruhe.“ Er drehte sich weg, zog sich die Decke über den Kopf und versuchte zu schlafen. Ich hob meine Hand und strich ihn leicht durch das rote Haar. Es glänzte so wundervoll und ich beugte mich zu ihn um daran zu schnüffeln. „Könntest du Perversling aufhören mich anzubaggern?“ murrte er leicht. Er war stinkig. Rose machte das Licht an, saß auf den Bett und sah zu uns. „Okay, irgendwie sind eure Gespräche interessanter.“ Sie nahm ihr Kissen und drückte es fest an sich und blickte uns erwartend an. Castiel warf ihr das Kissen entgegen und sie fiel nach hinten vom Bett direkt auf Nathaniel rauf, der anfangen musste zu lachen. Sie krabbelte erneut zum Lichtschlater. „Naja wir sollten echt schlafen.“ Damit löschte sie das Licht. Aber sie flüsterten immernoch. "Klappe." Fauchte Castiel. "Ok Ok Nacht ihr 3" "Nacht Schatz" "Nacht Süßer " "SCHNAUZE!!!!!" "Reg dich ab dahinten." "Ist ja gut, Brauner." "Könntet ihr aufhören, euch zu streiten?" Warf ich etwas genervt ein. "Sag das deinem Romeo." "RUHE VERDAMMT ICH HAB KOPFSCHMERZEN." "Armer Castiel. Willst du eine Kopfschmerztablette haben?", fragte Nathaniel "Nein, ich will schlafen." "Wenn ihr so weitermacht kommen wir nicht mehr dazu.", murmelte Rose. "Du hast doch angefangen. Wir hätten längst schlafen können." "Ok ich sag ja nichts mehr, aber wehe ihr hört nicht auch auf." "Wie du meinst Rose." "Ich sagte ihr sollt auch aufhören." "Ja Chef." "RUHE GOTT VERDAMMT!!!" Dann war es auch still und ich schlief Minuten später wieder ein. Am nächsten Morgen wurde ich durch das klingeln eines Handys geweckt. Es war penetrant und der Gegenüber schien echt eine Ausdauer zu haben. Sobald die Mailbox ansprach wurde aufgelegt und Sekunden später wieder angerufen. Ich öffnete meine Augen und sah zu Castiel der immer noch eingemummelt dalag und sich die Decke über den Kopf gezogen hatte. Am anderen Ende des Zimmers erhob sich Nathaniel, nahm das Handy und verschwand aus dem Zimmer um zu telefonieren. Ich blickte ihn nach und Rose streckte sich leicht. Als er wenig später reinkam, teilte er nur kurz mit, dass er heim musste. Er gab Rose einen leichten Kuss, nahm seine Sachen und verschwand ins Badezimmer. Das Mädchen erhob sich ebenfalls und verschwand dann nach draußen. Ich blickte kurz auf die Uhr. Halb Acht. Warum sollte Nathaniel jetzt schon nach Hause? Ich blickte zu den schlafenden Castiel und beobachtete ihn etwas. Er sah so friedlich aus, wie er da lag. Ganz anders, als er sich gab. Aber langsam hatte ich eh das Gefühl, dass er im Inneren ein echt netter Typ war. „Hör auf mich zu beobachten“, brummte er und ich wand panisch den Blick ab. Woher wusste er, dass ich ihn ansah. „Ich merke, dass du mich anstarrst. Das ist ja übel. Also lass es gefälligst bleiben.“ Er sah dann zu mir. „Guten Morgen.“ sagte er dann und er streckte sich etwas. Wir hörten unten die Tür. Nathaniel war dann weg. Auch Castiel musste gegen Mittag Demon abholen. Somit blieb uns also nur noch das gemeinsame Frühstück. Rose saß in der Küche als wir kamen und lächelte ein wenig. Sie schien traurig zu sein, dass unser Schulsprecher so schnell gehen musste. Castiel setzte sich und blickte zu ihr. „Ihr seht euch doch morgen wieder. Also Kopf hoch.“, meinte er nur und Rose nickte ein wenig. Ich aß ein wenig. Ich musste ja, da Castiel mich wie ein Luchs beobachtete. „Morgen ist die Probe. Seid ihr auch so aufgeregt?“, fragte das Mädchen dann freudestrahlend. „Klar sind wir das. Immerhin müssen wir uns küssen.“, brummte Castiel und ich klopfte ihn leicht auf die Schulter. „Du wirst das überleben.“, sagte ich nur leicht und grinste ihn dann honigsüß an, worauf er grimmig den Mundwinkel verzog und das Mädchen lachen musste. Nach dem Frühstück verabschiedeten wir uns von dem Mädchen und gingen auch unseren Weg. Den Rest des Tages verbrachte ich mit meinen Hausaufgaben und dem Text. Gegen Abend bekam ich dann eine SMS von Castiel. „Ich hoffe du hast ordentlich gegessen. Geh früh schlafen, damit du beim Auftritt morgen nicht patzt. Cas“ „Haha, sehr witzig.“ murmelte ich ein wenig. Ich packte das Handy weg und ging noch einmal meinen Text durch. Danach machte ich mich fürs Bett fertig und ließ den neuen Tag auf mich zukommen. Auf dem Schulhof herrschte reges treiben. Alle waren wegen dem Schulfest in der nächsten Woche total aufgedreht. Rose kam auf mich zugerannt und gerade als ich sie begrüßen wollte, packte sie mich am Arm und zog mich in eine entfernte Ecke des Schulhofes. „Ich freue mich auch, dich zu sehen ,Rose“ murmelte ich total verplant. „Kentin, wir haben ein megagroßes Problem.“ Meine Stirn legte sich in Falten. Oh bitte, komm rück raus. Was ist passiert? Sie blickte mich an und sagte nur ein wort oder eher ein Namen. „Henriette“. Ich erstarrte sofort zu Stein und Schweiß bildete sich auf meiner Stirn. „Oh bitte nicht“ „Doch... sie ist ab heute hier auf der Schule. Nathaniel nimmt gerade ihre Anmeldungen vor. Sie freut sich total dich endlich wiederzusehen und sie ist überhaupt nicht begeistert, dass ICH auch noch hier bin.“, murmelte sie leicht mürrisch. Na toll, da hatte ich ja nun wirklich ein Problem. Wir gingen zusammen ins Schulgebäude. Wir schlichen uns schnell zu den Schließfächern und verstauten unseren Kram darin. Doch gerade in diesem Moment, trat das Mädchen aus dem Zimmer der Schulleitung. Ich drehte mich sofort Richtung Schrank und beobachtete sie aus den Augenwinkeln. Da stand sie. Henriette, dieses Mädchen was so altbacken war wie meine Großmutter. Sie hatte schwarzes, langes Haar, dass hinten in 2 Zöpfen geflochten war. Sie hatte blasse Haut und ihr Gesicht zierten Sommersprossen und eine dicke Hornbrille, wie ich sie noch vor einiger Zeit trug. Wenn sie lächelte, blitzte eine Zahnspange auf. Gekleidet war sie in einen langen Rock und einer weiten, weißen Bluse mit Spitze. Ich erschauderte etwas, da sie in unsere Richtung lief. Sie blieb vor Rose stehen und sah sie an. „So... ab jetzt kann der Krieg beginnen.“, lächelte sie leicht. Was für ein Krieg? Rose sah sie leicht verplant an und ging dann. „Du bist echt nicht ganz richtig...“, brummte sie und ging zu Nathaniel, welcher sie sofort leicht umarmte und gemeinsam gingen sie Richtung Klassenzimmer. Rose, was hast du getan? Nun stand ich hier, dass Gesicht immer noch weggedreht und hoffend, dass sie mich nicht erkannte. Doch sie sah mich an.. ich spürte es. Es war anders als bei Castiel. Sie kam näher und ich drückte mich weiter gegen den Spind. „BITTE RETTE MICH DOCH EINER!!!!!“, schrie ich in meinem Kopf. Das Mädchen kam näher und drehte mich zu sich. „Ken... oh... was.. wie siehst du denn aus?“ Hallo, war das ein Vorwurf oder wie? „Militärschule“, grinste ich nur murmelnd und sie lächelte. Dann fiel sie mir in den Arm und drückte sich an meine Brust. „Ich habe dich so vermisst. Endlich bist du wieder bei mir.“ Na toll. Eigentlich war ich froh gewesen, diese Klette los zu sein und nun war sie auch noch hier. „Ken.. endlich hab ich dich alleine für mich.“ Sie kam mir näher und küsste mich dann auf die Lippen. In der Ferne sah ich gerade Castiel um die Ecke kommen. Als er mich sah senkte er wütend den Blick, kehrte um und ging. Na toll.......... Kapitel 9: Die geheimnisvolle Lunchbox -------------------------------------- Ich schubste Henriette leicht von mir. Sie stolperte und fiel hin. Kurz entschuldigte ich mich und lief dann den Flur entlang Richtung Klassenzimmer. „Hey Kentin, im Flur wird nicht gerannt“ ,rief mir unser Schulsprecher hinterher. Als ich im Raum ankam, war Niemand dort zu sehen. Anscheinend waren einige von ihnen schon in der Aula gewesen und hatten dort ihr Zeug abgestellt. Es fiel mir jedoch sofort auf, das etwas auf meinem Tisch stand und ich begab mich dorthin. Es war eine Lunchbox. Sie war in einem zarten rosaton gehalten und auf dem Deckel befand sich eine weiße Katze im Anime-Stil. Ich wurde leicht rot. Wer zum Teufel hatte mir denn eine Lunchbox gemacht? Ich nahm den Deckel ab. Sie war in 3 Teilen unterteilt. Auf der linken Seite waren drei Sandwiches mit Salat, Käse und Salami belegt. Die rechte Seite war in zwei weitere Abschnitte geteilt. Die obere Hälfte war mit Tomaten, Apfelstücken und Weintrauben gefüllt und die Unterseite beinhaltete ein kleinen Becher mit Schokoladenpudding. Was zur...? Ich wusste einfach nicht, was ich davon halten sollte und vor allem von wem diese Lunchbox kam. Ich setzte mich auf meinen Stuhl und atmete tief durch. Gerade als ich mir eine Weintraube nehmen wollte, vernahm ich aus den Augenwinkeln eine Bewegung an der Tür und ich blickte sofort hin. Aber da war es schon vorbei. Hatte mich etwa jemand beobachtet? Das klingeln ließ mich aufschrecken. „Verdammt, ich muss zur Probe.“ Hastig packte ich die Lunchbox in meinen Rucksack und verschwand Richtung Aula. Alle waren versammelt und Rose atmete erleichtert durch, als sie sah, dass ich durch die Tür gestürmt kam. „Ein Glück, da bist du ja. Bist du dieser klette entkommen?“ Ich sah sie vorwurfsvoll an und sie verneigte sich entschuldigend. „Sorry, ich hätte ihr sonst eine reingehauen, glaub mir. Sie ist ein Biest und 10000 x schlimmer als Amber.“ Da hatte sie wohl recht. Ich sah mich kurz um. Links von der Bühne erblickte ich Lysander und Castiel, die in einem Gespräch vertieft waren. Der Rotschopf schien ziemlich angepisst zu sein. „Castiel ist verdammt mies drauf. Wenn du nicht vorsichtig bist, frisst er dich.“ Die Bestätigung dafür, dass ich Recht hatte. Unser Lehrer schickte uns auf Position. „Gut, wir spielen einmal das gesamte Stück durch, in Ordnung?“ Alle nickten und nahmen ihren Platz ein. Jetzt erst bemerkte ich die tolle Kulisse. Alexy,Viola und die anderen hatten sich echt verdammt viel Mühe gegeben. Wir nahmen unseren Platz ein begannen dann, dass Stück einmal komplett durchzuspielen. Bei der ersten Begegnung von Romeo und Julia blickten uns alle an. Ich spürte ihre Blicke wie Speere die durch meinen Körper gingen. Ich verkrampfte leicht und merkte, dass ich einen dicken Kloß im Hals hatte und mein Mund total trocken war. Auch, dass Castiel nicht ganz bei der Sache war, bemerkte ich ebenfalls. „Dann, Göttin, lass sie beten. Es ist Brauch. Das Glaube sich in Trauer nicht verdreht.“ Er nahm mich leicht in den Arm und ich blickte ihn ein wenig an. Doch er wich meinen Blick leicht aus. „Die Götter tun nichts, Nein, sie lassen tun.“ erwiderte ich seine Worte. „Dann.. tue auch du nichts und lass uns so ruh'n“ Er kam näher und biss sich leicht auf die Unterlippe. Eigentlich sollte er mich küssen, aber es passierte nichts. Die Sekunden verstrichen und er wand sich ab. „Entschuldigung“ murrte er dann leicht. Der Lehrer seufzte und gab Zeichen, dass wir einfach weiterspielen sollten. Ich blickte kurz zu Rose, welche nur leicht fragend mit der Schulter zuckte. Sie war anscheinend auch gerade Situationsüberfordert. Auch der zweite Kuss in dieser Szene wurde nicht ausgeführt. Die meisten dachten, Castiel wäre einfach zu feige. Ich glaubte eher, dass es etwas mit den Kuss vorhin auf sich hatte. Ich musste ihn nach der Probe unbedingt fragen. Das Stück blieb auch weiterhin ziemlich kusslos und am Ende des Stückes erhob sich der Lehrer. „Garnicht so schlecht, wenn sich unser Romeo jetzt noch zusammenreißen würde und Julia auch küssen würde.“ meinte er nur seufzend. Wenn das im Stück schief ging, würde das echt komisch aussehen... Romeo und Julia ohne Kussszene ist garantiert eine Premiere. Mein Partner brummte nur leicht und verließ ohne ein weiteres Wort die Aula. „Ich bin in der Cafeteria und hole mir einen Kaffee.“ ,meinte er nur, bevor er endgültig verschwand. Ich ließ mich am Bühnenrand nieder und atmete tief durch. Als wäre ich nicht frustriert genug gewesen, wich mir nun Castiel auch noch im Stück aus. Rose setzte sich zu mir. „Habt ihr euch gestritten?“ ,war das einzige, was ich vernahm. Ich schüttelte nur den Kopf. „Er kam nur vorhin um die Ecke, als Henriette meinte mich küssen zu müssen.“ Ich erschauderte erneut nur bei diesem Gedanken daran und ich hatte immer noch das Bedürfnis mir den Mund mit Seife auswaschen zu müssen. „Was? Sie hat dich geküsst und Castiel hat es gesehen?“ Sie grinste breit und stieß mir mit den Ellenbogen in die Seite. „Da läuft was bei euch, oder?“ ,sie meinte es aus Spaß. Dennoch seufzte ich leise und sprang von der Bühne. „Nein, eigentlich nicht.. ich hoffte es wäre so.“ Das Mädchen bekam ganz große Augen. „Wie jetzt?“ Eine leicht abweisende Handbewegung von mir gab ihr zu verstehen, dass ich darüber absolut nicht reden wollte. Da mir auch gerade die Lunchbox wieder einfiel, wechselte ich schlagartig das Thema. „Du hast mir nicht zufällig eine Lunchbox auf den Tisch gestellt?“ „Eine Lunchbox?“ Dann schüttelte sie aber mit dem Kopf. Ich nahm die Box hervor und zeigte ihr diese. „Wie süß. Glaubst du es war Henriette?“, fragte sie und ich legte die Box sofort auf den Stuhl vor mir. „Woher soll sie wissen wo ich sitze? Sie wusste nicht mal in welche Klasse ich ging, geschweige denn wo wir Unterricht haben und wo ich sitze. Ich denke, ich kann sie ausschliessen.“ Nathaniel trat zu uns. Er hatte Lysander im Schlepptau. „Weißt du was mit Cas los war?“, fragte Lysander und ich schüttelte den Kopf. Ich wollte erst mit Castiel reden, bevor ich überhaupt etwas zu ihm sagte. Rose wusste, dass ich so dachte und sagte ebenfalls nicht. Der Blonde sah auf die Box. „Die ist ja niedlich. Willst du sie jemanden geben?“ fragte er und ich schüttelte erneut den Kopf. „Nein, sie stand heute früh auf meinen Platz und ich weiß leider nicht, von wem sie ist“, gab ich ehrlich zu. „Wahrscheinlich von einem Mädchen“, bemerkte Lysander und ich zuckte mit den Schultern. „Aber von welchem?“ „Hast du jemanden, der dich mag oder so?“ Nathaniel sah mich fragend an und ich schüttelte den Kopf. „Nein, ich denke auch nicht, dass mir die Person eine Lunchbox macht.“ Wir zermalmten uns zu viert den Kopf über die Lunchbox. Währenddessen hatte ich reingegriffen und aß einen der Sandwiches. Sie waren echt gut und vorallem der Pudding. Ich wollte mich bei dieser Person unbedingt bedanken, aber dazu musste ich erst einmal wissen wer diese Person war. Castiel kam nach einiger zeit wieder in die Aula. Er schien sich ein wenig beruhigt zu haben. Kurz sah er in unsere Richtung. „Warum seht ihr so nachdenklich aus?“ ,brummte er noch immer leicht genervt. Lysander ergriff zuerst das Wort. „Wir versuchen herauszufinden wer Kentin die Lunchbox gegeben hat.“ „Ich hoffe echt nicht, dass es Henriette war“ ,fügte ich hinzu. „Denn das Essen ist echt lecker.“ „Wer ist Henriette? Etwa diese hässliche Brillenschlange von vorhin, die so altbacken ist, wie meine Urgroßmutter?“ Ich blickte ihn an. Genau so dachte ich immerhin auch über sie. „Sie ist seit dem Kindergarten hinter Kentin her. Ist ihn sogar hierher gefolgt und will ihn um jeden Preis haben. Mich sieht sie als Konkurrentin, da er ja in mich verliebt war“, erklärte Rose, während ich gedankenverloren mein Schokopudding auslöffelte. „Aha.... und deswegen muss sie dich also mitten auf den Flur küssen?“ Diesmal sah ich ihn an und runzelte die Stirn. Hörte ich da etwa Eifersucht in der Stimme? Lysander und Nathaniel sahen sich ebenfalls vielsagend an. Castiel war rot. „Bilde dir bloß nichts ein, klar? Ich kann es nur nicht leiden, wenn man mitten auf den Flur seine DNA austauschen muss.“ „Du bist doch nur neidisch, weil dich keiner freiwillig küssen will“, konterte Rose und steckte den sprachlosen Castiel die Zunge raus. Besagter wand einfach nur brummend den Blick ab. „Von wegen.. auf so was kann ich gerne verzichten. Im übrigen ist das Ding von mir“ Er deutete auf die Box. „Wie jetzt?“ „Ich habe die Box extra für dich gekauft und habe dir was zu essen gemacht, da ich festgestellt habe, dass du ein verdammt mieser Esser bist und ich schwöre dir, ich behalte deine Essgewohnheiten im Auge.“ er schien die anderen um sich herum vergessen zu haben. Er beugte sich zu mir, dass sich unsere Nasenspitzen fast berührten. Gerade als er etwas sagen wollte, ging die Aulatür auf. „KENTIN....“ Oh nein bitte, alles nur das nicht. Castiel rollte genervt mit den Augen, drehte sich zu ihr und zog mich zu sich. „Hey du da, wenn du ihn hier haben willst... musst du an mir vorbei, Kleine. Ab jetzt herrscht Krieg.“ Er grinste das Mädchen im Gang fies an. Bitte?! Ich war total perplex gewesen. Kapitel 10: Die Wette --------------------- Es herrschte eine unangenehme Stille in der Aula. Alle Blicke waren auf uns gerichtet. Rose verschränke genervt die Arme vor der Brust und blickte zu dem dunkelhaarigen Mädchen an der Tür. „Henriette........ hast du nichts zu tun? Pilze im Wald suchen oder so was?“ Ich schielte kurz zu ihr. Castiel hatte mich grober zu sich gezogen. Noch immer waren die Onyxe auf das Mädchen gerichtet. „Rose, ganz ehrlich, deine dummen Kommentare kannst du dir so was von sparen. Mich wundert es wirklich, das Kentin in so eine hohle Frucht wie dich verliebt ist.“ Ein Seufzen entwich mir. „Ich bin doch gar nicht mehr in Rose verliebt“ ,grummelte ich echt. Irgendwie war mir die Situation einfach zu viel. Ich befreite mich aus den Armen Castiels, welcher mich aber erneut grob packte. Diesmal aber am Handgelenk. „Ach ja, im übrigen hab ich kein Problem damit, Kentin zu küssen. Ist immerhin nur ein dummer Kuss... in einem dummen Stück.“ Er zuckte mit der Schulter, hob mein Kinn an und küsste mich leicht. Henriette wäre am liebsten zusammengebrochen und die anderen atmeten ebenfalls hörbar ein. Dann vergrub er die Hände in den Taschen und ging Richtung Ausgang. Vor dem Mädchen blieb er stehen. Er riss ihr etwas von der Bluse und ließ es auf den Boden fallen. „1 zu 0 für mich..... ich werde es dir nicht einfach machen.“ Ich konnte nur Bruchstücke raus hören. Hallo? Hatte jemand mal mich gefragt ob ich überhaupt Lust hatte, dass Objekt der Begierde in ihrem 'Krieg' zu sein? Rose kam zu mir und legte mir die Hand auf die Schulter. „Alles okay?“ Ein besorgter Ausdruck lag in ihrem Blick und ich nickte lächelnd. Lysander ging an uns vorbei, Richtung Castiel und ich konnte nur noch ein „Übertreibe es nicht, Castiel“ vernehmen. Auch Henriette wand sich ab und verließ die Aula. *~*~*~* auf dem Schulhof*~*~*~* „Was soll der Mist?“ Brummte Castiel und lehnte sich gegen die Schulmauer. Lysander hatte sich vor ihn gestellt und blickte ihn an. „Anscheinend läuft es recht gut für dich.“ Der Rotschopf blickte leicht in das Gesicht seines Freundes. „Oh ja, wie du es siehst. Nur leider funkt mir jetzt diese dumme Göre dazwischen. Ich könnte echt kotzen.“ Man bemerkte, dass Castiel wütend war, doch Lysander blieb ruhig wie immer. „Ich denke trotzdem, dass ich dir die Karten wohl geben muss. Kentin scheint hin und hergerissen zu sein. Hätte ich eigentlich nicht erwartet.“ „Tja, ich habe dir doch gesagt, dass ich den Kleinen erobern kann, wenn ich möchte... und für diese Karten tue ich ausnahmsweise mal alles.“ Er stieß sich von der Mauer ab und wollte an Lysander vorbei. „Ich habe irgendwie ein ungutes Gefühl dabei.“ „Komm schon, Lysander. In 3-4 Wochen redet eh keiner mehr drüber und selbst er wird nicht mehr drüber nachdenken. Es sind nichts weiter als dumme Kinderspiele.... da muss einer verlieren.“ Mit diesen Worten verschwand er Richtung Schultor. Lysander blieb zurück und seufzte nur leicht. „Was hab ich nur angerichtet...?“ Er bemerkte nicht, dass in einiger Entfernung Henriette stand. Sie hielt sich versteckt und grinste innerlich. „Ich glaube, bald steht es 2 zu 1 mein Lieber... und dann gilt dieser Krieg für mich als gewonnen......“ Die ganze Woche über ließ Henriette mich in Ruhe. Nach der Mathestunde setzte sich Rose auf meinen Tisch und blickte mich an. „Du hast schon seit einiger Zeit ruhe vor Henriette. Meinst du sie hat aufgegeben?“ Ich blickte sie an und schüttelte den Kopf. Henriette war schon seit der Grundschule in mich verliebt und ich glaube nicht, dass sie plötzlich einfach so aufgeben würde, nur weil ein gewisser Herr ihr den Krieg erklärt hatte. „Du kennst doch Jette, oder? Glaubst du wirklich sie gibt auf?“ Ihr Blick ging zum Fenster. „Nein, aber sie lief dir schon seit einiger Zeit nicht nach und irgendwie macht es mir Sorgen.“ Sie verschränkte die Arme und schloss die Augen. „Sie plant bestimmt irgendwas um Castiel eins auszuwischen........“ Mir war es egal. Ich hatte seit dem Tag schon keine Lust mehr, ständig der Spielball dieser beiden Verrückten zu sein. „Mir egal...... meinetwegen können sie sich gegenseitig die Köpfe einschlagen. Ist mir eh peinlich, was die beiden meinen da abziehen zu müssen.“ Ja, ich gab es zu.. ich war stinkig. Bei Henriette war ich es ja gewohnt, aber dass Castiel sich auf dieses Niveau hinab ließ, ließ mich ein wenig aus der Haut fahren. Warum nur hat er sich so von ihr provozieren lassen? Castiel kam gerade mit einem Pappbecher Kaffee aus der Cafeteria und setzte sich schweigend auf seinen Platz. Rose blickte uns abwechselnd an und ging dann. „Na ja, ich geh mal die Lage checken. Vielleicht finde ich ja was raus.“ Wir blickten ihr nach und Castiel runzelte die Stirn. „Was hat die Verrückte jetzt wieder vor?“ „Fragt der Verrückte, der sich auf ein Kinderniveau von Jette runter ziehen lässt.....“ Ich sah aus dem Fenster um ihn zu verstehen zu geben, dass ich absolut kein Bock habe mit ihn jetzt zu diskutieren. „Oh man, bist du wegen der Sache echt immer noch sauer? Gott, du bist echt nachtragend. Aber mal ehrlich, Krümel.... hast du nicht Lust, am Wochenende noch zusammen zu proben?“ Wich er aus oder meinte er es ernst? Mein Blick ging zu ihn und er blickte ausdruckslos zu mir. Manchmal wusste ich echt nicht was er dachte und das verstärkte ein wenig den Drang, ihn eine reinzuhauen. „Mit Rose und Nathaniel?“ „Nein alleine. Unsere Todesszene klappt einfach nicht. Wir sollten sie einfach etwas üben. Meinst du nicht?“ Er sah mir in die Augen und ich musste leicht lächeln. „Na gut, okay.... von Samstag auf Sonntag?“ Mein Gegenüber nickte leicht. „Da ich alleine wohne, wäre es bei mir natürlich Ideal.“ Bei ihm also.... Irgendwie war mir flau in der Magengegend, aber ich nahm an und er schrieb mir auf einen Zettel seine Adresse. Er wohnte tatsächlich nur 3 straßen von mir entfernt. „Samstag gegen 14 Uhr.“ Leider kam dieser Samstag viel zu schnell. Montag würden wir unsere letzte Probe haben und am Abend würde das Stück aufgeführt werden. In der Schule lief alles auf Hochbetrieb. Bereits am Freitag hatten wir mit kompletten Bühnenequipment geprobt. Wir haben alle Kostüme getragen. Rosalia war wirklich stolz darauf und das konnte sie auch. Die Kostüme die sie mit Leigh angefertigt hat, waren echt ein absoluter Traum. Gegen 14 Uhr machte ich mich auf den Weg zu Castiel. Unsere Todesszene war immer noch total daneben und wir mussten uns heute ernsthaft daran setzen und sie spielen. Wir hatten uns die Requisiten aus der Schule mitgenommen. Natürlich hatten wir die Erlaubnis des Lehrers gehabt. Einige Minuten später stand ich vor dessen Tür und klopfte. Ziemlich grimmig sah er mich an. Er öffnete die Tür weiter, dass ich eintreten konnte. Es war eine kleine Wohnung gewesen. Im Flur hingen einige Poster von Rockbands. Ansonsten war aber alles normal. Soviel Ordnung kannte ich ja irgendwie schon von ihm. Ich zog mir die Schuhe aus und ging mit ihn ins Wohnzimmer, wo wir uns auf das Sofa setzten. „Willst du was trinken?“ Fragte er und verschwand in die angrenzende Küche. „Ja, ein Glas Wasser.“ Er kam mit zwei Gläsern und einer Flasche Wasser und einer Cola zurück und stellte sie auf den Tisch. „Wir sollten sofort anfangen. Wenn ich nur daran denke das wir Übermorgen schon den Auftritt haben....“ Hatte er etwa Lampenfieber? „Spielst du nicht in einer Band? Dann hast du doch Bühnenerfahrung.“ „Nein habe ich nicht und selbst wenn gibt es ein großen Unterschied zwischen einem großen Theaterstück und E-Gitarre spielen. Auch wenn beides Konzentration und Disziplin verlangt.“ Manchmal beeindruckte er mich mit seinen Worten wirklich. Verlegen nickte ich und nippte dabei an meinem Wasserglas. Demon lag vor dem Sofa und blickte uns ein wenig an. Irgendetwas passte einfach nicht. Irgendwann am Abend warf ich genervt alles hin. Castiel war seltsamerweise die Ruhe in Person. Er öffnete eine zweite Flasche Cola und goss sich erneut was ein. Ich musste aufpassen, dass er den Abend nicht noch einen Koffeinschock bekam. „Machen wir Pause. Ich muss eh mit Demon runter. Holen wir uns dann was zu Essen.“ Ohne ein weiteres Wort nahm er meine Hand und half mir auf. „Ein wenig Luft tut unseren müden Köpfen ganz gut.“ Jetzt merkte ich, dass auch Castiel geschlaucht war. Er gähnte ab und an und streckte sich leicht. Er schlüpfte in seine Schuhe und nahm Demon's Leine von der kleinen Kommode. Gemeinsam verließen wir die Wohnung. Es war schon etwas dunkel draußen und der Wind war frisch. Ich kuschelte mich ein wenig in meine Jacke. Schweigsam gingen wir nebeneinander her. In der Nähe von Castiels Wohnung war ein großer Park. Dort ließen wir Demon ein wenig laufen. Wir selber redeten einfach nur. Ich merkte immer mehr, dass hinter Castiel's Bad Boy Fassade ein richtig einfühlsamer Mensch steckte. Er dachte über Sachen nach über die ich mir niemals Gedanken machen würde. Da kam ich mir dann selber wieder wie ein Kind vor. Er schien sehr intelligent zu sein, gab dieses aber anscheinend nicht sehr oft preis. Die ersten Sterne glitzerten bereits am Himmel und auch er vergrub sich nun ein wenig in seiner Jacke. Es wurde echt immer kälter. „Wir sollten uns langsam auf dem Weg machen, sonst bekommen wir nichts mehr zu futtern. Hast du auf etwas bestimmtes Appetit, sonst gehen wir zu 'Happy Burger'“ Happy Burger? War das nicht so eine Fast Food Kette? Eigentlich stand ich nicht so darauf, aber ich war einverstanden damit und so gingen wir dann zu 'Happy Burger' Da wir Demon dabei hatten nahmen wir das Essen mit. Zurück in der Wohnung ließen wir uns auf dem Sofa nieder. Noch einmal sahen wir ins Manuskript. „Ich hätte nicht gedacht, dass uns ausgerechnet diese Szene solche Schwierigkeiten bereitete.“ Castiel lief wie ein Tiger im Wohnzimmer auf und ab. Ich knabberte an meinem Burger und sah ihn dabei ein wenig an. Vielleicht sollten wir es auf dem Fussboden üben. „Julia nimmt das Gift zu sich um sich so von ihrer Familie zu lösen. Doch dieses Gift ist ja kein richtiges Gift und sie erwacht nach einer bestimmten Zeit. Romeo bekommt jedoch Wind davon, dass Julia tot ist und besorgt sich in einer Apotheke Gift um ihr in den Tod zu folgen. Kurz nachdem dieser das Gift trinkt und stirbt, erwacht Julia aus ihrem Schlaf.“ Sein Blick ging zu mir und ich hörte in meinen Kaubewegungen inne. „Julia kann den Anblick nicht ertragen, nimmt den Dolch und bringt sich dann ebenfalls um“ ,hauchte er leise. Er fuhr sich leicht durchs Haar und atmete tief durch. „Soweit - so gut“ Ich erhob mich und zog Castiel zu mir und drückte ihn zu Boden. Ich hatte mich leicht über ihn gebeugt. „Es funktioniert aber erst nicht so, wo Romeo bereits tot ist. Ich bin viel zu emotionslos“ Wieder dieser intensive Blick. „Dann sag deinen Text und lass uns weitermachen... Wenn ich hier eh schon rum liege... wir werden den Fehler schon finden.“ Er erhob sich kurz und nahm das kleine Fläschchen vom Tisch und legte sich wieder hin. Ich kniete mich neben ihn hin und blickte ihn an. „Was ist das hier? Ein Glas in Romeos Hand. Ja, Gift, hat ihn ein zweites Mal verbannt. Geizhals, trinkst alles und lässt nichts für mich, dir nachzufolgen. Ich küss deinen Mund, vielleicht liegt noch ein wenig Gift auf ihm. Mach mich lebendig, dass ich sterben kann.“ Ich küsste sanft seine Lippen. Ich löste mich leicht und hauchte gegen die Lippen. „Dein Mund ist warm.“ Ich sah ihn leicht an. Die leichten Züge. Castiel hob seine Hand und wuschelte mir leicht durchs Haar. Seufzend ließ ich den Kopf auf seine Brust fallen. Ich hörte seinen Herzschlag. Es beruhigte mich so sehr, dass ich die Augen schloss und mich einfach nur an ihn lehnte. Dabei spürte ich immer wieder wie seine Hände durch mein Haar gingen. Aber es wurde immer sanfter und nach einiger Zeit hatte er ebenfalls abgeschalten. Mein Hände glitten leicht über seinen Hals und ich vergrub mein Kopf in seiner Halsbeuge was ihn schwer atmen ließ. Er zog mich ein wenig zu sich und ich küsste leicht seinen Hals. Es war eine Art Trancezustand. Wir konnten uns einfach nicht dagegen wehren. Vielleicht wollten wir das auch gar nicht. Noch immer schwiegen wir und ich wollte mich dann doch leicht erheben, wurde aber von Castiel zurück in seine Arme gezogen. Ein erneuter Blick in die Augen folgte. Ich war so was von gefesselt und wenig später fielen wir in einen innigen Kuss der schnell wilder wurde.... Ich erwachte am nächsten Morgen in einem weichen Bett. Tief atmete ich den Duft von Castiel ein, der tief in den Daunen steckte. Jemand strich mir zärtlich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Müde öffnete ich die Augen und blickte in die dunklen silbergrauen Augen Castiels. „Na... ausgeschlafen?“ Fragte er leise und ich schüttelte nur müde den Kopf. Er musste grinsen. „Wir sollten aber proben..... immerhin kamen wir ja nicht mehr groß dazu.“ Sofort wurde ich rot und zog die Decke über meinen Kopf. „Na gut ich geh kurz eine Runde mit Demon......“ Ich merkte, wie er sich vom Bett erhob und das Schlafzimmer verließ. Als ich dann die Tür hörte, erhob ich mich und suchte mein Zeug zusammen und verschwand ins Badezimmer um ausgiebig zu duschen. Ich brauchte dringend einen klaren Kopf. Es kam mir wie eine halbe Ewigkeit vor, als ich dann bekleidet in einer Trainingshose und einem T-_Shirt aus dem Badezimmer trat. Castiel trat gerade durch die Tür und ich wünschte ihn einen Guten Morgen. Er legte die Hundeleine beiseite und ging Richtung Küche, wobei er mir leicht durchs Haar strich „Ganymed“ ,hauchte er grinsend. Ich runzelte dir Stirn und sah ihn nach. „Ganymed?“ Fragte ich ihn. „Dein neuer Spitzname“ antwortete er nur darauf. Er nahm sich eine Tasse Kaffee und lehnte sich gegen die Arbeitsplatte der Küche. „Und das ist was?“ Ich bemerkte, dass er mir eine Tasse Tee gemacht hatte, welche ich dankend entgegen nahm. „Sag ich nicht.“ Wie gemein. Wahrscheinlich war es irgendwas fieses und ich blubberte schmollend in meine Tasse. Nach dem „Frühstück“ - man konnte es nicht wirklich Frühstück nennen – probten wir weiter. Wir redeten nicht über die Sache von gestern und irgendwie war mir das auch ganz genehm. Doch wir bekamen die Szene immer noch nicht auf die Reihe. Erst gegen Mittag konnten wir ein wenig mehr Dramatik reinbringen. Dann wurde es auch immer besser. Wir wussten langsam, wie wir am besten zueinander liegen und knien mussten, damit es angenehm aussah und wir uns selber dabei nichts verrenkten. Gegen Abend ging ich dann heim. Castiel begleitete mich bis vor die Haustür. Dort blieben wir dann stehen. Wir sahen uns kurz an. Verlegen senkte ich den Blick und Castiel hob meinen Blick wieder an. „Du sollst nicht immer den Kopf hängen lassen“ ,hauchte er gegen die Lippen. „Wir sehen uns morgen, okay?“ Ich nickte leicht und wünschte ihm eine gute Nacht. Dann verschwand ich in den Hausflur. Dort atmete ich tief durch. Morgen würde sich also alles ändern. Entweder es wäre danach mit dem Kontakt vorbei oder wir trafen uns weiterhin regelmäßig. Immerhin schienen wir wirklich gut miteinander auszukommen. Ich konnte die halbe Nacht nicht schlafen, so aufgeregt war ich. Als ich in die Aula kam, merkte ich, dass es nicht nur mir so ging. Auch Rose war extrem aufgeregt. Sie steckte bereits in ihren Kostüm und hatte einen künstlichen Bart. „Der sieht toll aus, oder?“ Ich musste echt lachen. „Ja, du siehst verdammt spitze aus, Rose. Du gibst echt einen tollen Montague ab“ ,lächelte ich aufmunternd. Obwohl wir alle kaum geschlafen haben, war die Stimmung echt hervorragend. Rosalia kam ab und an zu ein paar Leuten und nahm den letzten Schliff vor. Nacheinander wurden wir für unseren Auftritt fertig gemacht. Castiel war der Letzte der dann kam. Rosalia packte ihn und nahm ihn sofort mit in die Umkleide noch bevor dieser überhaupt ein brummiges „Guten Morgen“ von sich geben konnte. Rose holte mich aus den Gedanken, als sie mir auf die Schulter klopfte und zur Aulatür deutete. Henriette kam auf uns zu. „Hey, kann ich bitte kurz mit dir reden, Kentin?“ Ich blickte sie an und sah fragend zu Rose. „Es ist wirklich wichtig.“ Hoffentlich war es wirklich wichtig. Mit einem Nicken gab ich ihr zu verstehen das es okay war und sie bat mich mit auf den Hof. Dort lehnte sie sich mit dem Rücken an die Wand. „Sag, liebst du diesen Castiel?“ Sofort wurde ich puterrot und sah sie an. „Ähm... also... warum fragst du?“ „Bitte, sag mir, dass es nicht so ist.“ Warum das denn? „Jette, gib es doch endlich auf. Du weißt, dass ich dich echt mag, aber nur auf der Freundschaftsebene....“ Sie schüttelte den Kopf und sah mich an. „Darum geht es gar nicht. Castiel...... verarscht dich nur.. Ich habe Montag mitbekommen, wie die beiden - Er und der Weißhaarige - etwas von einer Wette geredet haben. Solltest du dich während den Proben des Stückes in Castiel verlieben, bekommt er von Lysander irgendwelche Karten.“ Ich sah sie ein wenig geschockt an. „Willst du jetzt Castiel irgendwas in die Schuhe schieben um mich rum zubekommen?“ Schrie ich sie an. Sie krallte sich in meinen Armen. „Ach ja? Traust du mir so was zu? Das ich Castiel so schlecht mache, nur um dich zu bekommen? Ganz ehrlich, so eine falsche Schlange bin ich nicht und das solltest du wissen.“ Sie hatte recht. Sie liebte mich so sehr, sie würde mich in dieser Hinsicht niemals belügen, da war ich sicher. „Wann hast du es mitbekommen?“ Nun wollte ich mehr wissen. Sie erzählte mir, dass sie die beiden am Montag nach den Proben gefolgt ist. Eigentlich wollte sie an den beiden vorbeigehen, hatte aber mitbekommen, dass es um mich ging und wollte alles mitbekommen. „Bitte...... verliebe dich nicht in Castiel.... er spielt nur mit dir.“ Ich hatte mich zu ihr an die Wand gelegt und rutschte diese hinunter. „Aber... ich.... dann kann ich Julia nicht spielen.“ Mir war richtig schlecht und flau im Magen. Meine Gedanken drehten sich um so viele Sachen. Rose trat zu uns. „Kentin.....“ Ich blickte sie an. Sie hatte einen besorgten Ausdruck angenommen. „Sorry, ich bin gefolgt und hab es mitangehört. Tut mir leid“ ,verlegen kratzte sie sich an der Wange. Es war mir egal. „Schon gut....... ist okay. Kannst du sagen, dass ich mich übergeben habe und heim gegangen bin? Amber kann ja meine Rolle spielen.“ „Bitte? Das kannst du nicht tun. Gut okay, Castiel hat echt scheiße gebaut und das bekommt er nach dem Auftritt auch von mir zu hören, aber willst du echt, dass Amber Julia spielt... das Castiel sie küssen tut?“ Natürlich nicht. Sofort erhob ich mich. Meine Freundin strich mir die Tränen aus den Augen. „Bitte höre auf zu weinen, ja? Ich hätte nicht gedacht, dass du ihn so lieben würdest. Gott, ich hab das gar nicht mitbekommen. Es tut mir so leid.“ Auch sie schluchzte nun und ich zog sie sanft in meine Arme. Gemeinsam weinten wir und auch der Himmel passte sich dieser Stimmung an. Es fing wie aus Eimern an zu regnen. Kapitel 11: Die Aufführung -------------------------- Es schüttete wie aus Eimern. Rose und ich hatten uns unter das kleine Häuschen gestellt indem die Fahrradständer waren. Ich lehnte betrübt gegen die Holzwand und ließ mein Blick gedankenverloren schweifen. Rose stand neben mir und ich hielt sie leicht an den Händen und versuchte sie zu beruhigen. Irgendwie tut sie mir so leid. Sie hat zwar nichts damit zu tun, trotzdem nimmt es sie so sehr mit. Wir wussten nicht, wie lange wir schon dastanden. Waren es Minuten oder schon Stunden gewesen? Plötzlich kam Nathaniel um die Ecke und sah uns besorgt an. „Was ist denn mit euch los?“ Ich zog Rose leicht zu Nathaniel. „Kümmere dich bitte um sie. Es ist meine schuld", bat ich unseren Schulsprecher. Rose blickte zu mir und tupfte sich mit einen Taschebntuch die Tränen weg. „Du bist nicht schuld. Es ist dieser Penner von Castiel", murrte sie etwas. Nathaniel verstand gar nichts und blickte nur fragend von Einem zum Anderen. „Sie soll es dir erklären“, meinte ich nur. Ich hatte mich gefangen um für Rose eine Stütze zu sein, doch im Inneren schrie meine Seele. Vor Wut, vor Trauer, vor Schmerz. „Ich... weiß nicht was passiert ist, aber ihr solltet reinkommen. Es ist kalt und das Schulfest wird gleich von der Direktorin eröffnet und dann wollen wir noch einmal proben. Wenn wir fertig sind, solltet ihr mir erzählen was passiert ist.“ Er wirkte ein wenig besorgt, aber auch Ärger lag in seiner Stimme. War es wegen Castiel oder vertraute er mir nicht? „Geht ruhig vor... ich komme gleich nach", murmelte ich etwas und schloss die Augen bevor ich mich wieder gegen die Holzwand lehnte. Henriette war komischerweise direkt nachdem erscheinen von Rose verschwunden. Ich hätte noch so gerne einiges gewusst. Rose und Nathaniel gingen zurück in das Schulgebäude. Bevor auch ich mich zurück in die Aula gesellte, lauschte ich den Regentropfen, wie sie ihr kleines Lied spielten. In allen möglichen Klangfarben. Noch einmal atmete ich tief durch und wand mich dann ebenfalls Richtung Schulgebäude. In der Aula herrschte großes Getümmel. Die Direktorin stand auf der Bühne und hielt eine kleine Rede. Ich drängte mich durch die Masse an Schülern – was in einem Kleid nicht sonderlich einfach ist- zum Backstagebereich. Rosalia kam sofort auf mich zugerannt und legte ihre Hände an meine Wangen. „Hast du auch geweint? Gott, was ist denn passiert? Rose war gerade auch so aufgelöst.“ Ich winkte ein wenig ab und sie lächelte sanft. „Komm, ich schminke dich und dann müssen wir bald alles vorbereiten.“ Sie hatte recht. Es dauerte nicht mehr lange und unser Auftritt würde stattfinden. Ein kurzer Blick durch die Klasse. Castiel stand - gekleidet in seinen Romeosachen – mit Lysander in einer Ecke und unterhielt sich mit diesem. Machten sie gerade ihre Wette klar? Gott, wenn ich nur daran dachte kochte unbändige Wut in mir hoch. Warum nur hatte ich mich nur so bezirzen lassen? Ich war doch echt ein verdammter Idiot. Nathaniel stand plötzlich neben mir. Er schien wütend zu sein und ich wich einen Schritt zurück. „Kann mich endlich einer aufklären, was passiert ist? Warum hat Rose geweint?“ Er war eindeutig sauer. Ich erzählte ihn grob, was ich von Jette wusste und lehnte mich gegen die Wand. Mein Freund seufzte leise. „Castiel ist echt noch furchtbarer als ich dachte...“, brummte er. „Schon gut, es war meine Schuld. Ich hab mich gehen lassen und mir zu viel eingebildet. Das passiert, wenn man zu naiv ist. Selber Schuld“, grinste ich schief. Eigentlich war mir gerade gar nicht nach grinsen zumute. Nathaniel atmete tief durch. „Aber gerade so was gehört sich nicht. Man spielt nicht mit den Herzen Verliebter. Gerade von Lysander hätte ich eine gewisse Reife erwartet.“ Das musste ich gestehen. Normalerweise ist Lysander nicht diese Art von Mann, der sich auf so was niveauloses einlässt. Oder es war anfangs nur Spaß und die Sache ist dem Weißhaarigen über den Kopf gewachsen bzw. aus den Händen geglitten. Die Direktorin trat hinter die Bühne. „Ich wünsche euch für euren Auftritt später toi, toi, toi. Ich habe sogar ein paar Journalisten eingeladen, die ein kleinen Artikel schreiben.“ Sie wünschte uns Glück und so langsam machte sich ein noch unwohleres Gefühl in mir breit. Das letzte mal werde ich Castiel küssen....... die Nervosität stieg immer mehr. Einige liefen nochmal auf und ab und gingen ihren Text durch. Sogar Amber hatte sich zu Rose und Nathaniel gesetzt und ließ sich ihren Text abfragen. Ich saß auf einen kleinen Stuhl und Rosalia machte mit dir Haarverlängerungsclips in die Haare und stylte sie mir ein wenig. Außerdem musste ich neu gepudert werden, da mir vorhin alles verwischt war. „So ich habe versucht deine roten Augen ein wenig zu verstecken. Ich hoffe du hast dich gefangen und du konzentrierst dich auf das Stück.“ Sie lächelte mich sanft an. Ein wirklich sehr nettes Mädchen musste ich zugeben. Dann wurde es langsam ernst. Die ersten stellten sich bereits auf Position und ich schlich umher um ein wenig den Kopf klar zu kriegen. Ich durfte auf keinen Fall patzen, sonst durfte ich mir garantiert was von Amber anhören lassen. Dann begann das Stück auch schon. Es lief alles perfekt. Es gab einige Patzer, aber die waren so minimal, dass man sie kaum bemerkte. Auch ich hatte dann meinen ersten Auftritt. Ich klopfte mir kurz gegen die Wange. „Komm schon, Kentin. Konzentration. Trübsal blasen kannst du später auch noch.“ Ich setzte ein Lächeln auf und betrat die Bühne. Castiel stand am anderen Ende. Oh Gott, sofort bekam ich Herzklopfen. Als er dann meine Hand nahm stellten sich mal wieder meine Nackenhaare auf. Ein Blick in die Seelenspiegel und ich hatte das Gefühl dahinzuschmelzen wie flüssiges Gold. Als er mich küsste zuckte ich zusammen. Ich bemerkte den leicht fragenden Blick. Dann bekamen wir uns aber wieder in den Griff. „Jetzt hat mein Mund die Sünde, die er nahm.“ Romeo sah mir in die Augen. „Gib sie zurück, Oja, woher sie kam.“ Ein erneuter Kuss. Sanft hauchte ich gegen seine Lippen. Es war wie in Trance. Dieser Kerl bringt mich sowas von aus der Fassung. „Ihr küsst, wies aufgeschrieben ist.“ Amber betrat die Bühne. „Madame, eure Mutter wünscht euch auf ein Wort.“ Ich blickte mich zu ihr um und auch Castiel wand sich dem blonden Mädchen zu, die wie eine typische Zofe dieser Zeit aussah. „Wer ist die Mutter?“ Es saß alles. Anfangs hatte ich die Befürchtung, dass dieses Stück von irgendwem gesprengt wird.. am meisten dachte ich da an Amber. Doch stattdessen lief alles reibungslos. Jeder schien vergessen zu haben, dass wir auf einer großen Bühne standen. „Capulet. Mein Leben in der Hand des Feindes.“ Der Rotschopf machte eine leicht theatralische Handbewegung und Nathaniel packte ihn leicht und zog ihn mit. „Jetzt lasst uns gehen. Noch schöner wird es nicht.“ „Das fürchte ich auch, denn dunkler wird mein Licht.“ Castiel sah mich an und ich wich den Blick geschickt aus. Rose sagte ihren Text auf und Castiel und Nathaniel gingen an ihr vorbei hinter die Bühne. Ich sah aus der Ferne, dass sich die beiden sofort losließen. Sie waren immer noch Feinde. Amber und ich standen nun allein auf der Bühne. Ich wand mich etwas zu ihr. Es sah seltsam aus, da sie etwas kleiner war als ich. Wir sahen und kurz in die Augen. „Sag, Amme, wer ist dieser Edelmann?“ „Den kenn ich nicht.“ Ich krallte mich gespielt an ihr Kleid. „Finds raus. Ist er verheiratet, o nein: Dann wird mein Grab, mein Ehebett wohl sein.“ „Der da ist Romeo, ein Montague, der einzige Sohn von eurem großen Feind.“ Wie im Manuskript geschrieben ging ich geschockt zu Boden. Ein kurzer Blick über die Zuschauer. Die Direktorin lächelte stolz. Es schien ihr zu gefallen. Dann senkte ich den Blick und schloss die Augen. „Dann heißt die Mutter meiner liebe Hass. Zu früh gewusst, zu spät, dass ich lass. Dies Lieben, das geboren ist, wird Schmerz, denn an den schlimmsten Feind häng ich mein Herz.“ Meine Stimme wurde immer nachdenklicher und leiser. Irgendwie passten diese Worte gerade zu meiner Stimmung. Ich bemerkte den fragenden Blick von Amber. Sie schien ein wenig verwirrt zu sein, da ich emotional plötzlich anders reagierte, als in den Proben. Sie ging aber ihren Text weiter und nach kurzen Sätzen gingen wir beide ab. Unser Lehrer hob die Daumen hoch. „Das war perfekt, Kentin.“ Ich nickte leicht und ging in eine Ecke. Wenn er nur wüsste..... Ich verfolgte das Stück eher im Hintergrund. Viel zu sehr hing ich meinen eigenen Gedanken nach. Ab und an musste mich jemand daran erinnern, dass ich gleich dran war und wieder auf die Bühne musste. Dann neigte sich dieses Stück auch langsam dem Ende. Ich lag regungslos auf der Bühne. Romeo und Lorenzo unterhielten sich. Castiel hatte seinen Text wirklich perfekt gelernt und ich war wirklich erstaunt, was für eine Präzision dieser an den Ttag legte. Als dann Castiel neben mir zu Boden fiel, war es mein Zeichen, dass ich erwachen musste. Ich sprach meinen Text. Kniete mich dann neben Castiel und beugte mich über ihn. Mir stand ein fetter Kloß im Hals und ich hatte Angst, dass ich kein einziges Wort über die Lippen bekam. Ich legte meine Hand auf das Fläschchen das er leicht festhielt. Ich spürte die Wärme seiner Hand. Nachdem ich den Text mit der Flasche aufgesagt hatte, beugte ich mich zu ihn. Das wird er sein. Der letzte Kuss. Mir traten Tränen in die Augen und ich setzte meine Lippen auf die Seine. Er erwiderte ihn zaghaft. „Dein Mund ist warm.“ Eigentlich kamen nun die Wachen und ich musste mich kurze Zeit später den Theaterdolch in den Bauch rammen. Aber ich flüsterte einfach weiter. „Warum hast du mir das angetan? Sag es mir? Warum war ich nur ein dummer Wetteinsatz für dich, Castiel?“ Niemand hörte uns und die anderen spielten einfach weiter. Er hatte die Augen aufgerissen und sah mich an. Die Tränen rollten unaufhaltsam über meine Wange. „Kentin.... woher?“ Ich musste weiterspielen. Schnell erhob ich mich, und nahm den Dolch. Der letzte Satz kam nur brüchig über meine Lippen. Dann nahm ich den Dolch und setzte ihn an. Sekunden später fiel ich neben Castiel zu Boden. Ich spürte den Blick von ihm und kniff die Augen fest zusammen. Es dauerte noch einige Minuten, bis dann der Vorhang mit tosendem Ablaus fiel. Sofort erhob ich mich und schlüpfte aus meinen Schuhen und ging hastig von der Bühne. Ich wollte einfach nur weg. Zum Glück bemerkte keiner, dass ich weg war und ich konnte die Aula fluchtartig verlassen. Draußen auf dem Schulhof blieb ich stehen. Noch immer regnete es in strömen und schnell hingen mir die künstlichen Haare im Gesicht. Mein Kleid war durchnässt und meine Füße waren kalt. Der kalte Steinboden konnte mich aber auch nicht aus meinen seltsamen Zustand reißen. Mein Herz fühlte sich an, als würde es zerreißen wollen. „Kentin....“ Diese Stimme. Gerade als ich weiter rennen wollte, packte mich Castiel fest und brachte mich zum stehen. „Bleib bitte stehen und lass es mich erklären.“ „Erklären? Was willst du bitte erklären? Das es dir Spaß gemacht hat, mit den Gefühlen von mir zu spielen. Ich hoffe du hattest deinen Spaß. Geh ruhig und amüsiere dich mit Lysander über meine Dummheit. Habt ja ein kleines Naivchen gefunden....“ „Jetzt höre mir doch erstmal zu... verdammt.“ Er schrie und aus Reflex ballte ich die Hand zu einer Faust und verpasste ihn einen Kinnhaken. „LASS MICH IN RUHE, DU PENNER. ICH HASSE DICH!!!!“ Castiel hielt sich die geschlagene Stelle und blickte mich entsetzt an. „Ich will dich nie wiedersehen....“ mit diesen Worten drehte ich mich um, lief weiter und ließ den gedemütigten Castiel zurück. Kapitel 12: Der Liebesbrief am schwarzen Brett ---------------------------------------------- Ich lief durch die fast Menschenleeren Straßen nach Hause. Ab und an drehten sich die wenigen Menschen nach mir um. Ich musste echt ein schreckliches Bild abgeben. Ein Junge in einem Kleid der auch noch barfuß durch die halbe Stadt lief. Die Haarclips waren so nass gewesen, dass ich sie rausnahm. Als ich daheim ankam öffnete ich die Tür. Alles war ruhig. Meine Mutter war immerhin beim Auftritt gewesen. Mein Vater war selten Zuhause. Immerhin war er beim Militär und eine hohe Führungsperson. Nun hatte ich keine Kraft mehr mich stark zu stellen. Endlich war ich alleine. Kraftlos ließ ich mich die Tür in meinem Zimmer runtergleiten. Immer wieder schlug ich weinend mit der Faust auf den Boden. Eine absolute Verzweiflung hatte sind endgültig in mir breitgemacht. Die Tränen liefen unaufhaltsam über meine Wangen. Ich vernahm die Wohnungstür unten. „Kentin... bist du da?“ Sie sollte es spätestens merken, wenn die mein Schlüssel auf der Kommode sah. Einige Sekunden später klopfte es an meiner Tür. „Bist du da? was ist los? Die in der Schule haben sich große Sorgen gemacht. Warum bist du einfach gegangen?“ „Lass mich bitte in Ruhe. Ich möchte einfach nur alleine sein“, gab ich ihr mit erstickender Stimme zu verstehen. „Weinst du? Ken... bitte was ist los?“ Wie besorgt sie klang, aber ich wollte gerade einfach nur alleine sein. „Bitte, ich erzähle es dir später. Lass mich bitte ein wenig alleine, ja?“ Sie seufzte leise. „Na gut, aber wenn du reden willst... du weißt, dass du zu mir kommen kannst. Ich stell hier deine Sachen hin, Rose hat sie mir gegeben.“ „Dankeschön, Ma~“, murmelte ich, ob sie es hörte wusste ich nicht. Nach einigen Minuten öffnete ich die Tür und holte meinen Rucksack rein. Ich kramte nach dem silberfarbenen Handy. Er hatte einen kleinen Anhänger mit einer weißen Katze dran. Ich hatte 10 Anrufe und mindestens 20 SMS bekommen. Ohne sie zu lesen, machte ich das Handy aus und legte es aufs Bett. Den Rucksack warf ich in die Ecke. Dann schlüpfte ich erstmal aus dem nassen Kleid und hing es auf die Heizung. Dann warf ich mich ohne weiteres ins Bett. Als würde ich an der Sache mit Castiel nicht genug zu knabbern haben, war ich am nächsten Morgen mit einer fetten Grippe gesegnet worden. Mir ging es absolut elendig und meine Ma schickte mich sofort ins Bett zurück. Eigene Schuld... hätte ich doch gestern noch geduscht... und barfuß nach Hause gehen ist anscheinend auch kontraproduktiv. Nun lag ich nach einen heißen Bad wieder im Bett. Mein Fieber lag fast bei 40°C und meine Ma wollte eigentlich mit mir ins Krankenhaus. Ich weigerte mich aber und nun lag ich hier. War auf einer Seite frustriert und auf der anderen Seite erleichtert nicht zur Schule zu müssen und Castiel über den Weg zu laufen. Die Tage zogen an mir vorbei. Die meiste Zeit schlief ich eigentlich nur. An einem Freitag klingelte es an der Tür. Ich machte mir keinen Kopf, immerhin klingelte es ständig. Meine Mutter stand Sekunden später im Raum und bat mich mitzukommen. „Einer deiner Schulfreunde ist an der Tür“, meinte sie. „Sag ihn, ich bin ausgewandert“, brummte ich mürrisch. „Jetzt habe dich nicht so Kentin. Er hat extra den Weg hierher auf sich genommen. Er wollte mit dir reden. Es wäre dringend, sagte er.“ „Ich schwöre dir, Mutter. Wenn Castiel vor der Tür steht, halt mich lieber fest. Kann sein, dass ich ihn eine reinhauen werde.“ Ich war aus meinem Bett gestiegen und tapste die Treppe hinunter in den Flur. Zu meiner Überraschung war es nicht Castiel der da an der Tür stand, sondern Lysander. Er lächelte mich kurz an und ich bat ihn rein und hoch zu meinem Zimmer. Wenn er reden wollte, wollte ich nicht unbedingt das meine Mutter zuhörte. Ich krabbelte leicht genervt ins Bett zurück und sah ihn an. „Du willst?“ Man merkte es, dass ich immer noch extrem sauer war. Auf ihn, aber noch viel mehr auf Castiel. Lysander sah mich an. „Ich wollte mich bei dir entschuldigen.“ Wow, kam nur ein wenig spät. „Die Sache mit der Wette war ziemlich dumm und ich hatte Castiel bereits gebeten, es sein zu lassen.“ „Ach ja und er wollte nicht?“ „Nein, er wollte diese Wette um jeden Preis einlösen“ „Darf ich fragen um was es ging.“ Irgendwie wollte ich es gar nicht wissen. Es würde mich wahrscheinlich nur noch mehr verletzen. „Es ging um Karten für ein VIP Konzert seiner Lieblingsband. Die Karten dafür waren innerhalb weniger Minuten ausverkauft gewesen. Ich selber hatte zwei Karten bekommen.“ So war das also. Ich senkte mein Blick und dachte nach. „Ich finde es trotzdem ziemlich mies von dir und Castiel. Leider war ich so naiv und bin darauf reingefallen und niemand hat auch nur ansatzweise Rücksicht auf meine Gefühle genommen. Ich hätte es eigentlich von Anfang an wissen sollen. Castiel war einfach viel zu nett und das passte eigentlich nicht zu ihn.“ Ich krallte meine Hände in die Bettdecke. Wieder hatte ich das Bedürfnis zu weinen. Lysander kam zu mir und setzte sich zu mir ans Bett. „Castiel hat die Karten am Ende aber nicht angenommen.“ Ich sah ihn fragend an. „Er weiß, dass es ein Fehler war. Mit dem Herzen von Verliebten spielt man einfach nicht, dass ist auch ihm bewusst geworden.“ Ein leichtes Nicken gab ihm zu verstehen, dass ich verstand. Aber ich konnte Castiel trotzdem nicht verzeihen.. zumindest vorerst nicht. „Du solltest wirklich bald ein klärendes Gespräch mit ihm führen. Er ist seit Montag noch schlechter drauf als sonst. Das tut den Schülern auch nicht gut.“ Ein leichtes Lachen entwich mir. Warum kam mir gerade das Bild von einem Castiel im Godzilla-Kostüm - der die ganze Schule plattwalzt - in den Kopf? Der Weißhaarige erhob sich. „Ich sollte nun gehen. Du musst dich noch ausruhen und eigentlich wollte ich mich auch nur entschuldigen. Es war eine dumme Sache. Tut mir leid, Kentin.“ Schon alleine weil er sich entschuldigt hatte, stieg er bei mir gleich wieder in der Sympathie. Ich rappelte mich aus dem Bett und begleitete ihn zur Tür, wo wir uns verabschiedeten. „Bis dann“ ,sagte er bevor er sich abwandte und den Weg heim ging. Ich hoffte innig, dass er sich nicht verlief. Immerhin schaffte er es sogar sich in unserer Turnhalle zu verlaufen. Ich ging hinauf in mein Zimmer und dachte ein wenig nach. Vielleicht sollte ich mal mein Handy checken. Seit Montag hatte ich es nicht mehr angehabt. Nachdem ich es gestartet hatte, gab es ein leises piepsen von sich. Ach du meine Güte.... SMS ohne Ende. „Hey Kentin, was ist los? Wo bist du? Die Direktorin wollte dich beglückwünschen. Rose“[i/] „Keeeeeeeen~ Antworte gefälligst, sonst komm ich vorbei und haue dich. Die anderen machen sich die absoluten Sorgen um dich. Jette“ „Herzlichen Glückwunsch du wurdest zum besten Schauspieler dieses Stückes ausgezeichnet. :3 Hoffentlich kann ich dich bald beglückwünschen. Gute Besserung auch von Nathaniel. Rose“ Es waren noch viel mehr SMS drauf. Die meisten von Castiel, welche ich aber ohne zu lesen löschte. Ich legte mich wieder in Bett und antwortete meiner Freundin. „Hey Liebes, mir geht es gut. Die Grippe hat mich umgenietet. Mach dir keine Sorgen. Am Montag bin ich da. Bitte ertragt noch bis dahin dieses Monster von Castiel. Kentin“ Ich legte das Handy bei Seite und versuchte nochmal zu Schlafen. Nach dem Wochenende würde ich mich dann in die Höhle des Löwen begeben. Ob ich bis dahin aber mit ihm reden werde, wird sich bis dahin zeigen. Am Montag morgen ging es mir dann auch recht gut. Mir war immer noch flau im Magen. Was aber auch daran liegen kann, dass ich seit einiger Zeit kaum noch essen konnte. Ich würgte es mir ehrlich gesagt eher runter. Als ich die Schule betrat kam Rose auf mich zugerannt und umarmte mich leicht. „Oh Kentin, wie geht es dir? Mein Gott, alle haben sich so Sorgen um dich gemacht. Wie geht’s dir? Oh Gott, Castiel benimmt sich wie ein Vollidiot....... keiner ist sicher vor ihm... Sogar mit Lysander hatte er sich gestern in den Haaren.“ Das Mädchen plapperte wieder in einer Tour und ich musste meine Freundin ernsthaft bremsen. Castiel ging an uns vorbei und ich senkte den Blick ein wenig. „Na du Chaoskrümel... Bist du auch wieder unter den Lebenden?“ „Komm Junge, geh einfach weiter..“, konterte ich sofort und meine Freundin zuckte leicht zusammen. „Hasst du ihn so sehr?“, flüsterte sie mir entgegen. Ein sanfter Seufzer entglitt mir. „Nein, eigentlich nicht. Aber ich kann nicht so tun, als wäre nichts geschehen... irgendwie kann ich ihn nicht verzeihen.“ „Ich kann es verstehen. Er hat auch mit deinen Gefühlen gespielt. Dummer Castiel.“ „Ach schon gut.“, grinste ich dann und gemeinsam gingen wir ins Schulgebäude. Zuerst musste ich zu Rosalia. Immerhin hatte ich noch das Kleid und die Haarclips, welche ich unbedingt zurückgeben wollte. Diese fand ich dann auch im Klassenzimmer. Sie sah mich lächelnd an. „Danke. Schön, dass es dir wieder besser geht. Tut mir leid, was zwischen dir, Lysander und Castiel vorgefallen ist.“ Anscheinend hatte diese Sache seine Runden gedreht. „Wieviele wissen davon?“ „Die ganze Klasse. Nachdem du am Montag plötzlich weg warst, hat Rose Castiel verbal ziemlich nieder gemacht. Aber ihn ging es schon dreckig genug. Wirst du ihm verzeihen können?“ Ein leichtes Schulterzucken kam nur von mir. Das konnte ich jetzt noch nicht sagen. Noch leckte ich mir die Wunden und diese waren ziemlich groß. Als es zum Unterricht klingelte, ging ich auf meinen Platz. Nun musste ich mich stellen. Immerhin saßen wir im Unterricht immer noch nebeneinander. Doch auch Castiel blieb ehr schweigsam. Er spielte genervt mit seinem Stift rum, welchen ich ihn irgendwann aus der Hand schlug. „Lass das gefälligst!“ zischte ich ihn genervt an. Ich hatte mein Kopf etwas gesenkt, damit es nicht alle mitbekamen. Auch er senkte seinen Kopf und kam etwas näher, worauf ich reflexartig zurückwich. „Komm mal wieder runter, klar?“ „Ich bin unten, aber dein gespiele geht mir tierisch auf den Zeiger.“ „Wow~ wirst du jetzt zum Kampfzwerg oder wie?“ Ich wand mich zum Fenster und blickte einfach raus. Der Klügere gab bekanntlich nach. „Kentin... können wir nicht über alles reden?“, klang es verzweifelt. „Ich hab nichts mit dir zu besprechen...“ Nun gab er ruhe und wand sich dem Unterricht zu. Erst gegen Ende des ersten Unterrichtsblockes sah er zu mir. Den Blick der Onyxe wich ich sofort aus. „Du kannst besser küssen, als so manches Mädchen“ Ja und? „Schön.. und …..?“ „Jetzt sei doch nicht so bockig!“ Es klingelte gerade zur Pause und er erhob sich um den Raum zu verlassen. „Ich bin nicht bockig... sondern einfach nur verletzt...“ hauchte ich dann flüsternd. Natürlich vernahm er es nicht mehr. Nathaniel kam in der Pause zu mir und überreichte mir einen kleinen Umschlag. Fragend blickte ich ihn an, worauf er sanft lächelte. „Es ist von der Direktorin. Du wurdest bei dem Stück als bester Schauspieler ausgezeichnet und deswegen soll ich dir diesen Gutschein überreichen. Eigentlich wollte ich es vor der Klasse machen, aber ich glaub du willst erstmal nicht unbedingt im Mittelpunkt stehen.“ Da hatte er recht. Ich bedankte mich freundlich und höflich bei Nathaniel und nahm den Gutschein entgegen. „Wie geht es dir?“ „Könnte besser sein. Die Sache nagt ein wenig an mir.“ „Verständlich, es ist auch nicht sehr gut gewesen. Die Direktorin hat davon Wind bekommen und die beiden haben eine Strafe bekommen. Was es war, darf ich dir aber leider nicht sagen.“ Das war wohl die Diskretion die er als Schülersprecher zu wahren hatte. „Danke Nathaniel, aber das war nicht nötig gewesen.“ Ich lächelte ihn sanft an und er erwiderte es. Dann legte er seine Hand auf meine Schulter. „Wenn du Hilfe brauchst, bin ich da. Zögere auf keinen Fall.“ Ein erneuter Dank. Dann wand er sich ab und ging zurück in die Schülervertretung. Der Arme hatte aber auch ständig zu tun. Kam da Rose nicht viel zu kurz? Am nächsten Tag ging ich etwas früher zur Schule, da ich noch etwas zu erledigen hatte. Außerdem wollte sich die Direktorin noch einmal kurz mit mir unterhalten. Wegen dem Auftritt. Nathaniel lief mir im Flur über den weg und ich wünschte ihn einen „Guten Morgen“. Er hatte echt zu tun. Er war einer der Ersten der kam und einer der Letzten die gingen. Sobald er Zuhause war musste er ja auch noch seine Schularbeiten machen. Er musste echt den totalen Stress haben und trotzdem wirkt er immer so lässig. Ich öffnete gerade den Spind (Ich wollte meinen Rucksack verstauen) fiel ein weißer Briefumschlag zu Boden. Was war das denn? Schnell verstaute ich mein Zeug und hob dann den Brief auf. Ich drehte ihn, aber er war nirgends beschrieben. Na toll, garantiert war er von Castiel oder jemand hatte sich im Spind geirrt und er sollte in einen anderen landen. Die Direktorin rief mich und ich warf den Brief zurück in den Spind. Leider sah ich nicht, dass dieser wieder hinausfiel....... Fast bis zum Unterrichtsbeginn war ich im Sekretariat. Ich musste mich schleunigst beeilen, da gleich die Stunde anfing. Schnell kramte ich mein Rucksack aus dem Schrank. Wie ich feststellte war der Brief plötzlich verschwunden und ich suchte meine gesamten Hefter durch. Verdammt, wo zum Geier war er nur? Rose kam zu mir. „Da hat sich irgendwer ein Spaß erlaubt und am schwarzen Brett ein Liebesbrief aufgehangen.“ Wie? Ich sah sie verdutzt an und sie Verschränkte die Arme vor der Brust. „Ja, schau nicht so. Am schwarzem Brett hängt ein Liebesbrief. Es stand nur da, dass er gefunden wurde und nun sucht man sowohl Empfänger als auch den Absender.“ Ach du heilige........ Mir kam sofort Amber in den Sinn. Ihr würde ich spontan einfach alles zutrauen. Zusammen mit Rose ging ich zum schwarzen Brett vor dem sich einige Schüler gestellt hatten und tuschelten. Ich drängelte mich durch sie hindurch und versuchte ein Blick zu erhaschen. Es war ein ganz normales Blatt Papier auf den mit schwarzer Tinte geschrieben war: Ich weiß nicht wie anfangen soll ohne mich dabei zu blamieren. Ich fange einfach mal an und hoffe, du wirst den Brief lesen und ihn nicht gleich wegwerfen. Diese ganze Sache tut mir einfach nur leid. Ja, anfangs war es nur ein dummes Spiel gewesen. Ein Spiel womit ich beweisen wollte, dass ich es schaffe jemanden – der Angst vor mir hat - zu erobern. Dazu kam mir dieses Puzzleteil einfach recht und für diesen Einsatz hätte ich gerade zu dem Zeitpunkt alles getan. Doch schnell habe ich angefangen dich mit anderen Augen zu betrachten. Du siehst die Welt aus einer Perspektive, die niemand sonst kennt. Du strahlst den ganzen Tag mit der Sonne um die Wette. Du freust dich über einen kleinen Sonnenstrahl der durch die dunkelste Wolkendecke bricht. Du bist diszipliniert und kannst gleichzeitig verdammt albern sein. Du bist Loyal deinen Freunden gegenüber und du gibst Personen selbst dann noch Halt, wenn du selber am Boden liegst. In den letzten Wochen habe ich dich immer mehr bewundern gelernt. Unsere Beziehung begann mit einem Kuss im Sonnenuntergang und endete mit einem Kuss, bei dem ich deine Tränen auf meiner Haut spürte. Als ich diese salzige Flüssigkeit spürte, wusste ich, dass ich den größten Fehler meines Lebens begangen habe. Ich habe mich in meinen eigenem Netz stranguliert und damit habe ich jemanden verloren, der mir in den letzten Wochen mehr ans Herz gewachsen ist als irgend etwas anderes. Ich konnte mich dir gegenüber nicht erklären. Wie auch? Du warst verletzt... du wurdest um etwas betrogen... man hat dir das Herz herausgerissen und es mit Füßen getreten. Warum solltest du also jemanden wie mir zuhören? Die Woche war die absolute Hölle für mich. Es gab eine Strafe und Abweisung nach der anderen. Doch keine Strafe war so schlimm als die deiner Abweisung. Meine Worte unerhört. Jeden Abend wiederholte ich sie.. immer wieder... doch immer verpufften sie ohne das sie jemand vernahm. In dieser Zeit ist mir aufgefallen, dass niemand dir das Wasser reichen konnte. Niemand konnte mein Herz so zum strahlen bringen wie du es getan hattest. Einfach nur mit deiner Anwesenheit und deiner Wärme. Mir war schon seit diesem einen gemeinsamen Wochenende klar, dass du etwas besonderes bist. Dieser eine Kuss mitten im Licht des Vollmondes... neben unseren Klassenkameraden. Ich glaube ich war noch nie so beflügelt gewesen. Dieses flüstern von Worten. Dein zarter Atemzug auf meinen Lippen.. Das alles brachte mich einfach nur um den Verstand und ab da wusste ich, dass ich dich wollte.... für immer.... Doch mein Ego war zu stolz. Ich konnte mir einfach nicht eingestehen, dass ICH mich ausgerechnet in dich verliebt haben sollte. Es war absurd.. gar unmenschlich. Somit spielte ich dieses Spiel weiter... In der Hoffnung, dass es nur Einbildung war. Wir hatten ein weiteres gemeinsames Wochenende und wir gingen gemeinsam einen Schritt den ich vorher mit niemanden gegangen bin. Deine Verlegenheit danach war einfach unendlich bezaubernd. Verzückt neckte ich dich um immer wieder diese Verlegenheit bei dir an den Tag zu legen. Als dann auch noch dieses Mädchen auftauchte, spürte ich zum ersten mal einfach nur grausame Eifersucht. Niemand.. niemand sollte diese Lippen küssen. Gerade zu dieser Zeit sah ich dich als mein Eigentum und ich wollte dich um alles in der Welt beschützen. Auch wenn ich dafür sorgte, dass du einfach nur genervt warst.... Als dann alles ans Licht kam, brach es mir fast das Herz. Als du weinend im Regen standest.... Meintest, dass du mich hassen würdest und du mich nie wiedersehen möchtest. Ich glaube ich bin in ein unendlich tiefes Loch gefallen.... Warum fallen einen die Fehler erst auf, wenn es zu spät ist? Ich weiß, dass es zu spät ist.... Doch ich weiß, dass ich unsere kurze und gemeinsame Zeit niemals vergessen werde. Denn....* Du bist der hellste Punkt an meinem Horizont!* Du bist der Farbenklecks in meinem „grau-in-grau“! Du bist das Rettungsboot auf meinem Ozean! Du bist der Wirbelsturm in meinem Wasserglas! Du bist in meiner Winterzeit der Sonnenstrahl! Du hast die Wärme, meine Eiszeit aufzutau'n! Du hast die Stärke, meiner Schwäche zu vertrau'n! Du hast die Tiefe, die mich in die Höhe zieht! Ich hoffe, du wirst mir eines Tages verzeihen können und ebenso hoffe ich, dass du einen Partner findet, der dich so behandelt, wie du es verdienst... Denn ich habe meine Chance leider nicht genutzt...... In Liebe und Sehnsucht Ich schluckte schwer, da ich wusste, dass er von Castiel kam und er an mich gerichtet war. Mein Herz klopfte wie wild gegen meine Brust und ich hatte Angst, dass die anderen es hören konnten. Rose stubste mich leicht an, da ich wohl in eine Art Trance gefallen bin. „Schön, oder?“ Gerade als ich was erwidern wollte, stand der Rotschopf neben uns und betrachtete den Brief. Dabei verzog er keine Miene. „Ach du liebe Güte. Wer so einen Mist schreibt sollte ernsthaft bestraft werden.“ Machte er sich gerade selber fertig? Immerhin war es SEIN Brief. Rose sah ihn schmollend an. „Die Person die diesen Brief geschrieben hat, hat alle seine Gefühle preisgegeben und du wagst es, ihn in den Schmutz zu ziehen?“ Mir war es einfach zu viel. Ich ging mürrisch davon und warf Castiel im vorbeigehen ein „Lügner“ zu. Kapitel 13: Das Date -------------------- Nathaniel trat zu mir an den Tisch. Nach der Sache mit dem Brief hatte ich mich in den Klassenraum gesetzt und den Kopf auf den Tisch gelegt um nachzudenken. Als jedoch unser Schulsprecher vor mir stand hob ich mein Kopf. Er zog sich Castiels Stuhl ran und setzte sich hin. Wollte er irgendetwas sagen? „Der Brief am schwarzem Brett.....“ „Er ist von Castiel......“, murmelte ich nur. „Dachte ich mir..... es waren so viele Punkte die zusammen passen. Soviel Romantik hätte ich ihm gar nicht zugetraut. Die Mädchen sind alle hin und weg.“ Ein schmunzeln huschte über meine Lippen. „Glaub mir.... das war sein Romantik-Reserve für die nächsten 3 Jahre... mindestens.“ Nathaniel musste lachen. „Wohl wahr, wohl wahr. Ich frage mich trotzdem wer diesen Brief dort aufgehangen hatte.“ Nachdenklich hatte er den Blick gesenkt. „Ich hatte den Brief heute früh in meinem Spind. Kurz nachdem wir uns begegnet sind. Er muss mir wohl aus dem Spind gefallen sein. Jedenfalls war er – nachdem ich bei der Direktorin war – nicht mehr da und Rose kam Sekunden später zu mir und erzählte mir, dass einer am schwarzem Brett hing.“ „Wie lange warst du bei der Direktorin?“ „Eine knappe Stunde etwa. Es könnte jeder gewesen sein, Nathaniel. Außerdem ist es mir egal, wer ihn da aufgehangen hat. So konnte ich ihn lesen. Eigentlich wollte ich ihn zerreißen und in den Müll werfen.“ Ein Stirnrunzeln meines Gegenübers gab mir zu verstehen, dass er sich wunderte. „Immer noch so mies auf ihn zu sprechen?“ Ich nickte nur ein wenig. „Wer weiß, vielleicht bin ich einfach nur nachtragend...“ Leider wusste ich selbst nicht ob ich auf mein Herz oder meinem Bauch hören sollte. Das Herz sagte „Nein“ und mein Bauch meinte, ich solle das Risiko eingehen und ihn eine zweite Chance geben. „Es ist schwer, besonders wenn es so frisch ist. Castiel scheint es aber ernsthaft zu bereuen.“ „Ja, ich weiß...... aber wenn ich ihn so schnell verzeihen, denkt er vielleicht er kann es immer mit mir machen. Darauf habe ich einfach keine Lust.“ Nathaniel schwieg und sah mich einfach nur nachdenklich an. Plötzlich trat eine weitere Person zu uns an den Tisch. Als wir beide aufsahen, blickten wir in ein ziemlich wütendes Gesicht Castiels. Dieser packte mich auch grob am Oberarm. „Ich muss dich kurz sprechen.“ „Castiel, sei doch nicht so grob“, blaffte Nathaniel den Rotschopf an. „Geh deine Akten entstauben.... und höre auf dich einzumischen“, knurrte er nur und ich wurde unsanft aus dem Klassenzimmer gezogen. Unsere Klassenkameraden sahen uns einfach nach. „Aua, hey kannst du ein wenig locker lassen? Du tust mir weh.“ „Halt einfach deine dumme Klappe... kann sein, dass ich dir sonst eine reinhaue.“ Bitte? Was war denn bei dem kaputt? Seufzend schwieg ich und ließ mich hastig durch die Gänge des Schulgebäudes auf den Schulhof ziehen. Abseits blieben wir stehen. Dann erst ließ er mich los. „Was soll der scheiß?“ Total perplex sah ich ihn an. „Häh?“ Ich war völlig verwirrt? Hat ihn irgendwas gestochen oder warum kommt er mir plötzlich so? „Was soll der Mist? Willst du mich auch noch bloßstellen?“ Es machte Klick. Natürlich, er dachte ich hätte den Brief an das schwarze Brett gehangen. „Ich denke nicht, dass ich dich bloßstellen möchte. Nur damit du es weißt: Ich bin genauso ein Opfer. Immerhin geht es in dem Brief um mich und da sind ziemlich pikante Sachen drin. Also wäre ich garantiert nicht so dämlich und präsentiere so was der Öffentlichkeit... Im übrigen bin ich nicht so ein Vollidiot und spiele mit deinen Gefühlen!“ Knurrte ich ihn an. Man merkte, dass ich total in Rage war. Castiel entspannte sich merklich. Ob er meine Worte überhaupt aufnahm wusste ich nicht. „Du warst es also nicht? Aber wie kam jemand anderes an den Brief?“ „Er ist mir wohl aus dem Spind gefallen, als ich zur Direktorin gegangen bin und etwas in Eile war“, erklärte ich ihm. Mein Blick war zu Boden gerichtet. Ob tatsächlich Amber dahinter stecken könnte? Ich möchte sie eigentlich nicht verdächtigen, aber wenn meistens so was passiert war es immer dieses Mädchen. Zwei Hände wurde links und rechts von meinem Kopf abgestützt. Reflexartig sah ich in die Augen Castiels, welcher mir nun ein wenig näher gekommen ist. „Kentin...... ich....“ Gerade als er was sagen wollte, rief Nathaniel uns vom Schulgebäude aus zu, dass wir gefälligst reinkommen sollten. Seufzend ließ der Rotschopf von mir ab und ging wieder rein. „Was zur Hölle..?!“ Irgendwie fühlte ich mich gerade wie bestellt und nicht abgeholt... Als die Schulglocke läutete erwachte ich aus meiner Starre und lief zurück ins Klassenzimmer. Nach einiger Zeit fragte ich mich echt ob ich bei versteckte Kamera gelandet bin. Es gab allmögliche Situation in denen Castiel mit mir reden wollte, aber ständig wurden wir gestört. Sei es, dass Castiel im Sportunterricht einen Fußball an den Kopf bekommen hatte und dann wahnsinnig wütend geworden ist oder Ob auf dem Flur ein Mädchen in mir reinrannte und ich ziemlich unsanft auf den Boden landete. So ging es den gesamten Vormittag.. Irgendetwas störte IMMER. Zur Mittagspause saß ich dann ziemlich gefrustet in der Caféteria und stocherte genervt in meiner Spaghetti rum. Rose setzte sich dann zu mir und grinste. „Hey, und hast du schon mit Castiel geredet bzw. er mit dir?“ Ich blickte sie an. „Tz... wir werden ständig gestört. Irgendetwas funkt uns dauernd dazwischen und seit der letzten Stunde versucht er es gar nicht mehr. Das Schicksal meint es gerade nicht sehr gut mit uns.“ Im inneren wollte ich auch, dass wir über alles redeten. Aber es war echt zum verrückt werden, wenn ständig was passierte. Das Mädchen reichte mir einen Briefumschlag und ich sah sie fragend an. „Für dich...... geh mit Castiel hin.“ Ich öffnete den Umschlag und zog zwei Karten für den 'Aquagarden' heraus. Der 'Aquagarden' war eine Mischung aus Aquarium und Vergnügungspark und ziemlich beliebt. „Glaubst du ernsthaft, Castiel würde sich auf so was einlassen?“ „Komm, ihr müsst endlich mal reden und vielleicht kommt euch dieses Treffen recht. Ihr seid nicht in der Schule und habt viel Zeit. Ich wette ihr habt eine Menge Spaß“, grinste sie und irgendwie hatte ich ein ungutes Gefühl bei der Sache. Mit einem „Dankeschön“ ließ ich die Karten in meiner Tasche verschwinden. Als ich dann zum Klassenzimmer kam war Castiel noch nicht da. Erst kurz nach Unterrichtsbeginn trat er mit einem trockenen „Entschuldigung“ ein und setzte sich auf den Platz. Ich spielte immer mit den Gedanken, wann ich ihn den Brief geben sollte oder ob ich es überhaupt tun sollte. Kurz vor dem Ende schob ich den Umschlag Castiel zu, welcher diesen fragend ansah. Er nahm ihn und öffnete sie und erblickte die Karten. Sein Blick war ausdruckslos und ich könnte mich darüber gleich wieder aufregen. Ich schob ihn einen weiteren Zettel zu: 'Samstag.. 10Uhr... am Eingang?????' Er nahm einen Stift und schrieb etwas darunter. Dann schob er mir den Zettel wieder zu. 'Wenn du willst...' Würde ich sonst fragen? Ich nickte ihn nur an und er erwiderte es schweigsam. Somit stand es fest. Samstag ging ich mit Castiel aus. Mo-Moment, ausgehen? MIST!!!! Natürlich... verdammt..... ich nahm den Zettel und schrieb noch was darauf und schob ihn zu Castiel. „Das ist KEIN Date..wir reden nur miteinander, okay?“ Er musste breit grinsen und ich blickte mit geröteten Wangen weg. Ich werde Rose umbringen, dass hatte sie doch geplant. Ich sah auch zu ihr und sie grinste breit bis über beide Ohren. Sie hatte uns beobachtet. ****Samstag**** Rose und Jette hatten sich etwas abseits des 'Aquagarden' -Eingangs gestellt. Nathaniel seufzte ein wenig. „Ich hätte nie gedacht, dass ich irgendwann mal Castiel nachspionieren würde.“ Rose sah ihn leicht schmollend an. „Wir spionieren nicht, wir greifen den beiden einfach nur etwas unter die Arme. Mehr nicht. Als ein weiteres seufzen folgte, gab Rose ihn einen leichten Kuss. „Ich revanchiere mich bei dir, Nath“, grinste sie zuckersüß. Damit war der Schulsprecher erstmal ruhig gestellt. Jette machte ihre Videokamera Startklar. „Warum hast du eine Kamera mit?“ „Ich werde alles dokumentieren.....“ „Du bist schlimmer als Peggy und Rosalia zusammen.. armer Kentin“, murmelte das blonde Mädchen und Nathaniel musste etwas prusten. Ich stand am Eingang des 'Aquagarden' an einer kleinen Statue, die einen Skalar darstellen sollte. Mein Blick ging zu der Uhr. Es war bereits kurz nach 10. Castiel hielt anscheinend nichts von Pünktlichkeit. Das er nicht kam, schloss ich aus. Immerhin ging es hier um seine zweite Chance. Ich blickte kurz an mir hinab. Hoffentlich sah ich nicht so auffällig aus. Ich trug eine schwarze Jeans mit roten Sneaker und ein weißes Muskelshirt. Darüber trug ich ein weißes Hemd mit einem Karomuster in leichtem rot. Normalerweise sind das so gar nicht meine Farben, aber na ja. Ich lehnte mich weiter wartend gegen die Statue und blickte verträumt in den azurblauen, wolkenlosen Himmel. „Hey, sorry das ich so spät bin. Ich hab diesen dummen Bus verpasst“, lächelnd sah ich zu Castiel. „Schon okay, ist nicht so schlimm.“ Zuerst musterte ich ihn ein wenig. Auch er trug eine schwarze Jeans hat und rote Sneaker. Jedoch hatte er ein schwarzes Shirt an und darüber ein rotes Hemd. Farblich passten wir ja optimal zusammen. Wollen wir rein?“ Klar wollten wir. Gemeinsam gingen wir dann in den 'Aquagarden'. Es war ein wahnsinnig großes Gelände gewesen und wir hatten uns ein Programmheft geholt indem eine Karte von dem gesamten Gelände war. Gemeinsam suchten wir uns eine Route raus, die am besten war um zumindest fast alles zu sehen. Alles würden wir wohl kaum schaffen bei der Größe. Wir wollten uns auf alle Fälle den Großteil der Tiere ansehen. Wir gingen also zu einer großen Halle die zu unserer linken lag. Es war keine Halle wie wir feststellten, sondern ein großer, langer Tunnel. Es sollte ein großen Korallenriff darstellen und ich war sofort fasziniert. Ich packte Castiel an der Hand und zog ihn zu einer Bank. Ich setzte mich daneben und blickt fasziniert zu den Tieren hinter den dicken Scheiben. Eine Schildkröte schwamm vorbei und ich beobachtete sie etwas. „Magst du so was?“ Ich sah zu Castiel, welcher meinen Blick gefolgt war. „Ich mag Fische sehr. Ich wollte immer selber welche haben, aber mein Vater hat es nie erlaubt“, erklärte ich meinem Freund. Dieser hörte auch Aufmerksam zu. „Ich kann mit Fischen nichts anfangen.. sie sind langweilig.“ „Ach quatsch... hast du dich jemals mit ihnen beschäftigt?“ Ich nahm ihn an der Hand und zog ihn mit. Ich wollte ihn etwas zeigen und hoffte, dass ich fündig werden würde. Ich blieb vor einem Felsen stehen, der mit vielen Anemonen bedeckt war und von Clownfischen durchschwommen wurden. „Da Anemonenfische.“ Castiel sah sie an. „Was ist an denen so besonders?“ „Seeanemonen und Clownfische leben zusammen in eine Symbiose. Die Anemonen geben den Anemonenfischen Schutz vor anderen, da sie schlechte Schwimmer sind. Im Gegenzug vertreiben die Anemonenfische andere Fische von den Anemonen, damit diese nicht gefressen werden.“ Ich war in einen absoluten Rededrang und teilte dem Rotschopf alles mit was ich wusste. Erst Minuten später merkte ich es und hielt mir verlegen die Hand vor dem Mund. „Verdammt... ich rede in einer Tour. Tut mir leid ich langweile dich bestimmt.“ Castiel hatte sich mit den Rücken gegen das Geländer gelehnt und beobachtete die Fische auf der anderen Seite des Ganges. „Nein, ich habe dir zugehört. Du weißt eine Menge über Fische“, warf er erstaunt ein. „Es geht... ja..“, murmelte ich ein wenig. Castiel grinste etwas. „Vielleicht kannst du mir die Fische ja doch schmackhaft machen.“ Das klang eindeutig zweideutig und ich musste ein wenig schmollen. Lachend wuschelte er mir durchs Haar. „Lass uns weitergehen.“ Zusammen machten wir uns auf dem Weg weiter durch den Tunnel. Am Anfang des Tunnels standen die anderen Drei und beobachteten ihre beiden Opfer. „Kentin kann ja richtig dolle plaudern, wenn er will“, meinte Nathaniel beeindruckt. „So ist er. Er liebt Fische.“ „Ich weiß echt nicht, was an Fischen so toll ist. Sie sind zwar bunt und haben eine schöne Farbe und Formen. Aber man kann sie nicht streicheln und anfassen.“ Rose seufzte leicht. „Du solltest dir ein Meerschwein anschaffen, Jette.“ Diese grinste leicht. Nathaniel hatte sich an den Rand gestellt und beobachtete einige Schildkröten die miteinander spielten. „Schnell, sie gehen weiter.“ Hastig fasste das blonde Mädchen die anderen beiden an der Hand und zog sie mit. Zum Mittagessen ließen wir uns in einem kleinen Restaurant auf dem Gelände nieder. Überall standen Aquarien mit allen Arten von Fischen drin. Ich blickte zu Castiel, welcher immer noch ziemlich gelangweilt aussah. Ich nippte an meiner Cola und überlegte, was ich sagen könnte. „Kentin...“ Mein Blick ging zu ihn und ich sah wieder in diese faszinierenden Augen. „Also, ich wollte dir...“ In dem Moment kam die Kellnerin und fragte, wer von uns welches Gericht bekam. Castiel blubberte genervt in seine Cola und ich sah mich um. Ich hätte am liebsten geschrien. Das war doch nicht mehr NORMAL. „Ich will danach Achterbahn fahren.... zum abreagieren....“, knurrte mein Gegenüber leicht und ich musste seufzend. Er war wohl auch einfach nur noch frustriert. War ja auch klar. Immerhin musste er bestimmt auch erstmal den Mut haben irgendetwas zu sagen und dann wurde er IMMER WIEDER unterbrochen. Schweigsam genossen wir unser Essen. „Was willst du danach machen?“ Castiel sah mich wieder an. „Ich möchte noch die Pinguine sehen. Ansonsten haben wir ja schon einiges hinter uns.“ „Pinguine also... magst du sie auch so sehr?“ Ich schüttelte den Kopf. „Nein, an Fische kommt niemand ran. Aber sie sind trotzdem toll. Gibt es denn keine Tiere die du magst? Abgesehen von Hunden?“ „Ich mag Schweine.... am liebsten als Schnitzel.“ Darüber konnte ich nun gar nichts sagen. Meinte er das ernst oder wie? „Natürlich mag ich auch andere Tiere. Aber eher so Reptilien wie Schlangen und Leguane und natürlich mag ich Spinnen.“ Warum wunderte mich das nicht? Es passte irgendwie zu diesen Kerl. Mit einem Kaninchen konnte ich ihn mir am wenigsten vorstellen... oder mit einer Katze. Dafür war eher Nathaniel der Typ. „Ich dachte schon, du meintest das mit dem Schwein ernst.“ Er grinste etwas frech. „War klar, dass du darauf reinfällst.“ Ich kickte ihn unterm Tisch gegen sein Schienbein worauf Castiel zuckte und ausversehen gegen den Tisch knallte. Worauf sich alle zu uns umdrehten. Geschah ihm recht... Mistkerl. Nachdem Essen machten wir uns zu der Polarhalle auf. Dort gab es ein Bereich mit Eisbären und einen mit Pinguinen. Wir wollten uns vor allem die Pinguine ansehen. Es war eine große, weite Halle in der es recht kühl war. Auf meiner Haut legte sich sofort eine Gänsehaut. Ich blickte zu den vielen Pinguinen die dort im Schnee standen. Einige hatten Nachwuchs bekommen und die Kleinen standen zwischen den Beinen der Eltern. Es sah einfach nur so niedlich aus. Sogar Castiel schien davon beeindruckt zu sein. „Wusstest du, dass einige Pinguinarten eines extrem hohe Partnertreue haben? Natürlich nicht alle, aber es gibt auch Pinguine die mit ihren Partner Jahre zusammenbleiben und immer wieder Nachwuchs bekommen.“ „Ernsthaft? Hätte man von Tieren nicht erwartet.“ Ich sah ihn leicht an und musste grinsen. „Skalare haben auch eine hohe Partnertreue“ Er runzelte die Stirn. „Erstens: wie kommst du plötzlich auf Skalare und zweitens: Warum reden wir über Partnertreue?“ Ich sah verlegen weg uns wurde ein wenig rot. „Naja... also...“ „Schon gut, du musst dich nicht erklären. Aber sehr nett, dass du dein Wissen mit mir teilst.“ Tja, so war ich halt schon immer. Wir beobachteten die Pinguine noch eine ganze Weile. Keine Ahnung warum, aber irgendwie waren wir von diesen Geschöpfen in den Bann gezogen worden. Irgendwann begann ich aber zu zittern und Castiel meinte, wir sollten gehen. Wir verirrten uns in einem Souvenirshop. Es gab alles mögliche. Es fing mit Plüschtieren an, ging über Schmuck und endete irgendwo bei Klamotten. Auch kleine Sachen wie Feuerzeuge, Kugelschreiber und Figuren waren käuflich zu erwerben. Wir trennten uns und schauten uns in Seelenruhe um. Es gab so viele schöne Sachen. Ich konnte mich nicht entscheiden. Ich sah zu einem kleinen Kästchen indem ein kleines, schwarzes Lederarmband war. Dazu gab es etliche verschiedene silberne Anhänger - in Form von kleinen Tieren - und echte Muscheln. Ich hätte Castiel gerne eins geschenkt, einfach nur, weil er mit mir hergekommen war. Doch ich wusste einfach nicht, was für ein Tier ich nehmen sollte. Nicht das er nachher eingeschnappt war. Aber im Notfall konnte er ja einfach nur das Lederarmband tragen ohne Anhänger. Ich entschied mich für eine kleine, blaue Muschel. Nachdem ich die kleine bordeauxfarbene Schatulle weggepackt hatte verließ ich den Souvenirshop und wartete auf Castiel. Da ich nicht wusste, wie lange er noch fortbleiben würde, kaufte ich mir ein Eis und setzte mich dann vor dem Geschäft auf eine Bank. Ich hoffte, es würde ihn gefallen. „Kentin, dein Eis schmilzt..“ Castiel schnappte sich die Eistüte und leckte das runter laufende Eis weg. „Warum so in Gedanken?“ „Ich weiß nicht. Hab kurz nachgedacht.“ Er reicht mir das Eis zurück und streckte sich. Die Sonne fing schon langsam an zu verschwinden. Klar es war immerhin schon Herbst und es fing an früh dunkel zu werden. „Was ist? Fahren wir zum Abschluss noch mit dem Riesenrad und dann.....“ Ob wir es im Riesenrad schaffen würden, endlich zu reden? Da konnte uns immerhin keiner stören und wir hatten für einige Minuten Ruhe. Verlegen nickte ich und er nahm mich an der Hand und ging mit mir zum Riesenrad. Jette quietschte leicht. „Oh mein Gott, er hat an Kentins Eis geleckt“ Rose und Nathaniel seufzten etwas und folgten dem filmenden Mädchen, die den beiden auf den Fersen war. „Sie wollen Riesenrad fahren, dass ist die Gelegenheit“ Sie packte die beiden und drängelte sich durch die Menschenmassen. „Das ist der Zeitpunkt.“ In der Gondel sah sie zu den anderen beiden. „Sie haben uns nicht bemerkt. Ich werde alles aufnehmen... ALLES“ „Sie ist besessen“, flüsterte der Junge zu seiner Freundin, welche nur leicht nickte. Wir saßen nun in der Gondel des Riesenrades. Nun hatten wir endgültig ein paar Minuten nur für uns, ohne das irgendetwas stören konnte. Castiel sah hinaus. Sammelte er sich die Worte zusammen? Mein Herz bubberte wieder leicht und ich musste tief durchatmen. Mein Gegenüber sah mich leicht an. „Kentin …..“ Ich erwiderte seinen Blick und wartete. „Ich liebe dich..........“ Kapitel 14: Die Verschwörung ---------------------------- Mein Herz pochte immer schneller, meine Knie waren weich und ich war wirklich froh zu sitzen. Meine Lippen waren trocken und ich musste sie mit der Zunge ein wenig befeuchten. Ich spürte die Wärme in meinen Wange. Gott, diese Gefühle die gerade auf mir einprasselten waren überwältigend und ich hatte das Bedürfnis einfach nur weinen zu müssen. Es waren Sekunden.. diese drei Worte... noch immer hingen sie wie ein Echo in meinem Kopf. Der Rotschopf sah mich seitdem einfach nur an. Ich war gerade so etwas von überfordert gewesen. „Ich........ liebe dich …. auch...“, erwiderte ich brüchig. Fest hatte ich meine Augen geschlossen und nun kullerten mir die Tränen wirklich über die Wangen. Ich hätten nie erwartet, dass Castiel mir diese drei Wörter jemals sagen würde. Nicht mir. Wir waren so verdammt verschieden gewesen. Hätte mir so was jemand vor ein paar Monaten gesagt, wäre ich wohl panisch weggezogen. Castiel hatte meine Hand genommen und strich leicht über den Handrücken. „Diese ganze Sache war ein totaler Fehler gewesen. Es tut mir wirklich verdammt leid. Ich wollte dich niemals zum weinen bringen.“ Er flüsterte nur und ich gab einfach nur ein nicken von mir. Noch immer hatte ich einen fetten Kloß im Hals und ich wusste einfach nicht was ich sagen sollte. Meine Gefühle drehten gerade totale Purzelbäume. Vorsichtig strich er mit den Fingern über meine Wangen. Nahm mein Kopf leicht in die Hand und küsste sanft und zärtlich meine Lippen, was ich leicht erwiderte. „Ich bin mit dieser Situation so was von überfordert“, grinste er plötzlich. „Ich war noch nie so verliebt, dass ich einfach nicht weiß was ich tun soll. Ich habe wirklich Angst nochmal irgend etwas falsch zu machen. Ich kann nicht versprechen dich ewig zu lieben. Gefühle ändern sich, wir ändern uns.... und wer weiß, vielleicht erinnern wir uns in 2 – 3 Jahren nur noch an dieses Gefühl.... diesen Tag... diese Situation. Aber solange, wie ich diese innigen Gefühle in mir tragen werde ich sie wie ein Mann tragen und dich voller Hingabe lieben und beschützen.“ Er hauchte mir gegen die Lippen, wollte die letzten Millimeter nicht zurücklegen. „Diese Worte machen mich so unendlich verlegen“,hauchte ich heiser. Castiel klatschte sich leicht gegen die Stirn und grinste. „Wir haben schon die Nacht miteinander verbracht und dir ist es peinlich, wenn ich 'Ich liebe dich' sage? Du bist ja süß“ Schüchtern legte ich den Kopf in seine Halsbeuge. „Sei still, Blödmann“, grummelte ich nur. Dann atmete ich tief seinen Duft ein. Jede Faser meines Körpers sollte diesen Geruch speichern. So, dass ich ihn nie vergessen werde. Sein Griff wurde fester. Er beugte sich leicht zu mir, schloss die Augen und flüsterte mir etwas ins Ohr. „Hast du auch das Gefühl, dass wir beobachtet werden?“ Verwirrt öffnete ich die Augen. Er hatte es also auch gespürt. Dieses Gefühl, als wenn uns den ganzen Tag schon irgendwer auf den Fersen war. Nur ein leichtes Nicken ließ ich mir nehmen. Ansonsten wollte ich gar nicht weiter aus seinen Armen. Erst als die Gondel unten zum stehen kam, lösten wir uns seufzend voneinaner. Man öffnete uns die Tür und gemeinsam stiegen wir aus. Castiel vergrub die Hände in den Taschen und gemeinsam gingen wir dann zum Ausgang. Da wir uns nun gegenseitig gestanden hatten, dass wir uns beobachtet fühlten sahen wir uns ein wenig um. Doch niemand den wir kannten war auch nur in der Nähe. „Wir haben uns wohl geirrt....“, flüsterte ich, nachdem wir den 'Aquagarden' verlassen hatten und die Straße zurück zur Busstation liefen. „Hmm... es ist trotzdem seltsam. Ich habe ein ganz ungutes Gefühl.“ „Mache dir kein Kopf. Bestimmt haben wir uns das nur eingebildet“, versuchte ich meinen Freund – ich denke ich kann ihn jetzt so bezeichnen – zu beruhigen. Wie ich bald feststellen musste, war das ein großer Fehler gewesen. Wir fuhren gemeinsam zurück in die Stadt. Unterwegs hatte ich meine Mutter angerufen und ihr mitgeteilt, dass ich über Nacht bei Castiel bleiben würde. Wir hatten noch eine Menge zu reden und es wir Zeit, dass wir alles aus der Welt schafften. Mit einem einfachen 'Ich liebe dich' war es dann irgendwie doch noch nicht getan. Das wussten wir beide. Auf dem Weg zu Castiels Wohnung haben wir einen kurzen Stopp bei einer Pizzeria gemacht und uns jeder eine Pizza geholt. Wir hatten das letzte Mal immerhin etwas zum Mittag gegessen und das war schon einige Zeit her. Kurz nach 21 Uhr kamen wir in Castiels Wohnung an. Demon hatte er über Nacht bei einen Freund gelassen. Ob er damit Lysander meinte? Wirklich nachfragen wollte ich aber nicht. Wir ließen uns im Wohnzimmer nieder. Ich saß auf den Boden und blickte leicht verstohlen zu ihm hoch. Er sah mich an. Es war ein seltsames knistern zwischen uns und ich wurde wieder rot und bekam leichtes Herzklopfen. Castiel bat mich neben sich Platz zu nehmen. Somit folgte ich seiner Bitte und setzte mich zu ihm. „Wie gesagt, tut mir das alles echt mega leid. Ich habe die Konzertkarten von Lysander auch nicht angenommen.“ „Ich weiß, Lysander war bei mir als ich krank war und hat sich entschuldigt.“ Castiel sah mich an. „Er war also echt bei dir?“ „Ja, ich war auch erstaunt. Ich hab erst gedacht, er kommt nie wieder zurück. So oft wie er sich verlaufen tut.“ Ich musste etwas lachen und Castiel grinste ebenfalls etwas. „Wie gut, dass du mich nicht besuchen kamst. Ich glaube ich hätte dir eine reingehauen.“ Ich lehnte mich zurück und mein Freund sah auf seine Pizza. „Du musst mich echt gehasst haben..“ Mein Grinsen war schief und verbittert. Diese ganzen Gefühle kamen wieder hoch. Gott, ich hab immerhin gelitten wie ein Hund. „Ich habe dich nicht gehasst. Nur nachdem ich alles erfahren habe, hatte ich das Gefühl von vorne bis hinten einfach nur verarscht worden zu sein. Ich bin in ein tiefes Gefühlschaos gestürzt. Ich wollte es einfach nicht wahrhaben, dass du nur mit mir gespielt hast. Ich habe immer alles an dir genossen. Deine Küsse, deine Nähe... Ich habe mich seit Ewigkeiten nicht mehr so geborgen gefühlt und ich dachte wirklich, es könnte vielleicht etwas festes mit uns werden... und wenn man dann so was erfährt... ist es richtig bitter. Einfach nur ein Wetteinsatz für Konzertkarten zu sein.“ Meine Beine hatte ich an den Körper gezogen und mein Kopf war auf dem Knie abgestützt. In meiner Brust hatte sich alles wieder zusammengezogen. Es ist, als würde ich alles noch einmal erleben. Castiel nahm mich leicht in den Arm und zog mich an seine Brust. Seine Hand strich dabei leicht durch mein Haar und sofort erleichterte sich alles und meine negativen Gefühle schlugen in Verliebtheit um. Wie schmerzlich es mir plötzlich bewusst wurde. Ich hatte das Gefühl in meinem Bauch wären Tausende von Schmetterlingen unterwegs und meine Knie schlackerten wieder. Gott, ich war diesen Typen so verfallen gewesen. „Ich kann es leider nicht rückgängig machen, aber ich verspreche dir, dir nie wieder so wehzutun. Es hat mir so das Herz gebrochen, als ich deine Tränen sah.“ Er hauchte diese Worte sanft in mein Ohr und ich drückte mich enger an ihn. Vorsichtig hob er mein Kinn an und ich blickte tief in die dunklen Seelenspiegel. „Ich liebe dich wirklich, Kentin.“ Dann versiegelte er meine Lippen mit einem Kuss. Vorsichtig löste ich mich von ihm und blickte in seine Augen. „Warte, ich habe noch etwas für dich.“ Castiel sah mich fragend an und ich griff einmal in meine Taschen und holte die bordeauxfarbene Schatulle heraus und reichte sie meinem Gegenüber. „Ein Geschenk... ich hoffe es gefällt dir. Ich habe es vorhin gekauft und bin der Meinung, das jetzt ein guter Zeitpunkt ist, es dir zu geben.“ Verlegen nahm Castiel das Geschenk entgegen. Er öffnete das kleine Kästchen. „Wow, das ist wunderschön. Vielen Dank, Kentin.“ Er schenkte mir ein leichtes Lächeln. „Ich wusste nicht, was ich für einen Anhänger nehmen sollte, deswegen ist es eine blaue Muschel geworden.“ „Sie ist wunderschön.“ Dann griff auch er in seine Tasche und holte ein kleines Tütchen hervor. „Dann kann ich dir ja auch ein Geschenk geben.“ Er hatte mir also auch ein Geschenk gekauft. Schüchtern nahm auch ich es entgegen. Ich traute mich gar nicht es auf zumachen. Mein erstes Geschenk und dann von ihm. Mein Herz flatterte wieder. Mit zitternden Hände öffnete ich das kleine Päckchen und kippte den Inhalt auf meiner Hand aus. Es war eine Lederkette mit einem silbernen Skalar als Anhänger. „Weil du Fische magst und Skalare eine hohe Partnertreue haben“, grinste er schelmisch. Er hatte es sich tatsächlich gemerkt, was ich erzählte. Errötend bedankte ich mich bei meinem Freund und gegenseitig machten wir uns die kleinen Geschenke um. Dies war der erste Schritt in unsere gemeinsame Zukunft. Castiel streichelte mir am nächsten Morgen leicht durchs Haar. Ich hatte mein Kopf auf seine Brust gelegt und lauschte dem Herzschlag in dieser. So wirklich wach war ich noch nicht gewesen. Ich hatte in den letzten Wochen soviel Stress gehabt und jetzt genoss ich diese Zeit hier zusammen mit Castiel. Mein Gegenüber schwieg auch noch, aber ich wusste, dass er mich beobachtete. Sanft lächelte ich ihn an. „Hör auf mich zu beobachten“, murmelte ich verlegen und zog die Decke enger um den Körper. „Du bist aber echt süß, wenn du so verschlafen bist.“ Wieder wurde ich rot. „Sag so was nicht immer, dass ist mir peinlich“ „Das werde ich dir aber jetzt öfter sagen", flüsterte er nur und schenkte mir dann einen sanften Schmetterlingskuss aufs Haar. „Frühstück?“ „Nur im Bett“, grinste ich ihn fies an. Leicht drückte er mich von sich und ich kuschelte mich in das Kissen neben mir. „Wie du möchtest, Prinzessin“, lachte er und verließ das Zimmer. Ich diskutierte nicht mit ihm. Es brachte eh nichts. Nach einer gefühlten Ewigkeit – ich bin wieder weggenickt- kam Castiel zurück. Er hatte ein Tablett dabei. Darauf waren Brötchen mit Marmelade, Kräuterquark und Käse zu sehen. Eine Tasse Kaffee für ihn und ein warmer Kakao für mich. Wie süß, er brachte es mir tatsächlich ans Bett. Vorsichtig richtete ich mich auf und blickte ihn an. „Wow~ lässt du jetzt den Gentleman raushängen?“ Grinste ich gespielt. „Aber selbstverständlich. So was kommt auch nicht immer vor, also gewöhne dich nicht dran, Ganymed.“ Ich wurde leicht rot und nahm die Tasse Kakao und nahm einen großen Schluck. Damit Castiel sicher sein konnte, dass ich auch ja aß, begann er mich zu füttern. Das war ja nun gar nichts für mich, ließ ihn aber machen. Am Nachmittag verließ ich dann seine Wohnung. Er wollte noch Demon abholen und auch ich musste mich auf die nächste Woche vorbereiten. Immerhin standen einige Klausuren an und mein Notendurchschnitt musste sich nicht unbedingt verschlechtern. Als ich daheim ankam, fragte meine Mutter mich sofort aus. Sie war so verdammt neugierig. Ich erzählte ihr nur, dass ich mit einem Freund im 'Aquagarden' war und wir zu spät heim kamen und ich deswegen über Nacht bei diesem geschlafen habe. Sie musste immerhin nicht alles wissen und mein Vater würde diese Sache eh nicht gefallen. „Henriette war vorhin mit Rose hier“ „Wie?“ Ich sah auf. „Sie wollten dich sprechen und haben ziemlich freudig geschaut, als ich meinte das du bei einen Freund schlafen würdest“, erklärte sie mir. Natürlich... Rose und Henriette..... dann das Gefühl gestern... Sie hatten uns anscheinend nachspioniert. Ich musste Rose anrufen. Hastig kramte ich in meiner Tasche rum, während ich mich zu meinem Zimmer aufmachte und dort die Tasche in eine Ecke warf. „Hallo, Kentin“, erklang die freudige Stimme am anderen Ende der Leitung. „Hey Rose, meine Ma meinte, du warst vorhin mir Jette hier. Was war los?“ „Wir wollten nur fragen, ob du Lust hast mit uns in die Stadt zu kommen“ Ah ja, irgendetwas an dieser Sache war mir Paradox. Seit wann waren die beiden Mädchen so sehr miteinander befreundet, dass sie sogar mit mir zusammen Eis essen gehen wollten? Hab ich irgendwas in der Woche verpasst? „Wie war euer Date am Samstag?“ Holte sie mich aus den Gedanken. „Ach ja, war toll gewesen und wir hatten kein Date. Wir haben nur miteinander geredet. Aber... du warst nicht zufällig mit Jette dort gewesen?“ Es blieb einige Sekunden still, als müsse sie sich ihre Antwort gut überlegen. Ich hatte anscheinend ins Schwarze getroffen. „Rose....“ Ich klang langsam etwas ernster. Sie seufzte dann leise. „Ich war mit Nathaniel da, ja. Wir hatte immerhin auch Karten. Wir wollten euch nur eure Freiheit lassen, deswegen habe ich nicht gefragt ob wir zusammen gehen wollten.“ „Achso und lief es gut?“ „Ja, war schön gewesen.“ „Du und Nathaniel habt auch nicht sehr viel Zeit für euch, oder?“ Ein erneutes Seufzen meiner Freundin. „Na ja Nathaniel ist Schulsprecher und hat auch allgemein viel zu tun. Aber seine freie Zeit verbringt er immer mit mir. Außerdem ist er wirklich sehr süß. Ich liebe ihn wirklich.... aber das tut nichts zur Sache: Was ist bei dir und Castiel raus gekommen? Habt ihr euch ausgesprochen?“ „Ja, wir sind jetzt zusammen... zumindest versuchen wir es erstmal miteinander.“ Ich spürte wieder, wie ich rot wurde und meine Freundin musste grinsen. „Das freut mich für euch. Glückwunsch.“ Ich dankte ihr sehr. Wir quatschten noch ziemlich lange miteinander. Rose hat mir auch einiges mit Nathaniel anvertraut und ich freute mich sehr, dass unsere Freundschaft eine neue Stufe erreicht hatte und die Liebe nun nicht mehr zwischen uns stand. „Verdammt, ich habe verschlafen.“ Hastig stürmte ich ins Bad und duschte mich. Ich hätte schon längst fertig sein müssen. Während ich mir die Haare abtrocknete, hastete ich die Treppen hinunter und eilte in die Küche. Meine Mutter war bereits zur Arbeit gefahren. Sie hatte mir aber ein paar Toast gemacht und diese bestrich ich schnell mit Honig. Warum passiert mir so was neuerdings? Auf der Militärschule musste ich täglich um 5 Uhr raus und das ging ohne Probleme und nun? Nun kam ich zum Unterrichtsbeginn um 8 Uhr zu spät. Ich schulterte meinen Rucksack und lief aus dem Haus. Hoffentlich schaffte ich es noch rechtzeitig zum Unterrichtsbeginn. Auf dem Schulgelände wich ich geschickt einer Gruppe Mädchen aus, die plappernd auf dem Schulhof standen und erschrocken aufquietschte als ich an ihnen vorbei lief. „Tut mir leid, kommt nie wieder vor.“ Gerade als ich das Gebäude betreten wollte, ertönte das Signal einer Meldung aus dem Lautsprecher. Ich blieb stehen und lauschte wie die anderen auch. „Kentin, Ich liebe dich.“ WAS ZUR HÖLLE?! Das war Castiels Stimme die da aus dem Lautsprecher drang. „Ich bin mit dieser Situation so was von überfordert. Ich war noch nie so verliebt, dass ich einfach nicht weiß was ich tun soll. Ich habe wirklich Angst nochmal irgend etwas falsch zu machen. Ich kann nicht versprechen dich ewig zu lieben. Gefühle ändern sich, wir ändern uns.... und wer weiß, vielleicht erinnern wir uns in 2 – 3 Jahren nur noch an dieses Gefühl.... diesen Tag... diese Situation. Aber solange, wie ich diese innigen Gefühle in mir trage werde ich sie wie ein Mann tragen und dich voller Hingabe lieben und beschützen.“ Ich hatte ein Déjà-vu. Da lief gerade tatsächlich unser Gespräch vom Samstag.. und alle Schüler dieser Schule konnten es hören. Was war nur geschehen? Warum und wieso? Ich spürte unzählige Blicke auf mir und es war mir so etwas von unangenehm wie einige anfingen zu tuscheln. „WAS ZUR HÖLLE SOLL DIE VERF***TE SCHEISSE?“ Eindeutig Castiels Stimme. Er stand am Schultor mit tiefroten Wangen – ich wusste nicht ob es durch die Verlegenheit oder seiner Wut kam – und fluchte wie ein kleiner Rohrspatz. Henriette lief plötzlich weinend aus dem Schulgebäude und Rose hinterher. Als sie mich aber erblickte blieb sie stehen und sah verlegen weg. Oh nein, sie waren uns also tatsächlich am Wochenende gefolgt und haben uns ausspioniert. „Rose, sag mir bitte, dass das nicht auf deine Kappe geht.“ Das blonde Mädchen sah mich an und schüttelt den Kopf. „Damit habe ich nichts zu tun. Vielleicht solltest du mal Henriette fragen.“ Ja, irgendwie war es einfach zu schön gewesen, wenn jetzt in meinem Leben einfach mal Ruhe einkehren würde. Wütend wand ich mich ab und ging zur Schülervertretung. Jetzt konnte nur noch Nathaniel alles aufklären........ Kapitel 15: Rachefeldzug ------------------------ Ich klopfte an die Zimmertür der Schülervertretung. Da niemand öffnete, drückte ich die Klinke hinunter und trat ein. Es war leer. „Na nu seltsam, keiner da.“ „Kentin, was ist los, was möchtest du?“ Ich wand mich um und blickte in die Augen von Melody. „Ich suche Nathaniel.“ „Der ist vor ein paar Minuten aus dem Zimmer gestürmt und meinte er müsse dringend mit jemanden reden.“ Na toll. „Weißt du denn, wann er wiederkommt? Ich muss ihn dringend sprechen. Es ist wichtig.“ Sie legte den Kopf schief. „Wegen der Sache von gerade? Tut mir leid, ich weiß nicht mal mit wem er reden wollte. Ich gebe ihn aber Bescheid, sobald er auftaucht, in Ordnung?“ Da konnte man wohl erstmal nichts tut. Ich nickte leicht und bedankte mich bei dem Mädchen. Gerade als ich gehen wollte, hielt Melody mich zurück. „Ich freu mich für dich... Ich hätte nie erwartet, dass Castiel so ein Outing hinlegt.“ „Es war nicht Castiel, der es gerade verkündet hat. Sondern ein Tonband. Jemand hat uns am Wochenende im 'Aquagarden' nachspioniert.“ „Du denkst es war Nathaniel?“ Um Gottes willen, natürlich nicht. „Nein, aber ich habe eine Frage an ihn, die damit zu tun hat.“ Damit ging ich einfach. Ich musste versuchen Castiel zu beruhigen. Als ich das Klassenzimmer betrat, stellte ich jedoch fest, dass dieser noch nicht da war. Wahrscheinlich hatte er sofort kehrt gemacht und ist pissig nach Hause gelaufen. Zumindest würde ich ihn das zutrauen. Als ich mein Blick weiter durchs Klassenzimmer streifen ließ, fiel mir auf, dass auch Nathaniel und Rose noch nicht im Raum waren. Rose war garantiert mit Henriette reden und Nathaniel war ebenfalls bei dem Gespräch. Seufzend setzte ich mich auf meinen Stuhl und sah hinauf zur Decke. Castiel warf seinen Rucksack voller Wut auf den Tisch. „Wenn ich diese Tussi erwische, gibt es Mord und Totschlag, also zögere nicht mich davon abzuhalten“, zickte er sofort rum. „Guten morgen, Castiel.. ich freue mich auch dich zu sehen.“ Er blickte mich an. „Morgen.“ Er sah kurz auf seine Armbanduhr und erhob sich nochmal. „Ich hole mir einen Kaffee willst du auch was?“ Er wartete meine Antwort nicht ab, sondern ging einfach. Gerade als er durch die Tür war, trat auch Nathaniel in den Raum. Er sah ziemlich fertig aus und ließ sich einfach nur auf sein Stuhl nieder. Er atmete kurz tief durch und erhob sich dann um zu mir zu kommen. „Melody meinte du wolltest mit mir reden. Was ist los?“ Er hatte wieder sein besorgten Schülersprecherblick drauf. Manchmal fragte ich mich, ob er sich dazu zwingen musste, so nett zu sein. Hatte der Junge nicht irgendwann mal einen schlechten Tag? Zum Beispiel heute? Bis gerade eben sah er total niedergeschlagen aus. „Wir hätten das auch später klären können. Du siehst ziemlich fertig aus“, meinte ich zu ihm und er ließ sich auf den Stuhl vor mir sinken. „Hör bloß auf. Dieser Tag ist die absolute Hölle. Ich würde am liebsten schreien.“ Dann lächelte er aber wieder und wollte wissen, was mich bedrückte. „Warst du am Samstag im 'Aquagarden' gewesen?“ Ich hatte einen großen Vorteil. Nathaniel war ein schlechter Lügner. Mir würde sofort auffallen, wenn er lügen würde. Er nickte aber leicht. „Ähmm.... ja mit Rose und Henriette.“ BINGO!!!! Rose bedachte die Sache nicht, Nathaniel zu sagen, dass er nur erwähnen sollte, dass er mit ihr dort war. Das war ihr Fehler. Also war sie nicht nur mit Nathaniel dort, sondern auch mit Jette. Es war seltsam, warum hingen die beiden Mädchen so oft zusammen? Es war mir ein großes Rätsel. „Henriette also auch? Hatte sie irgendetwas seltsames gemacht? Bitte ich muss es wissen.“ Der blonde wusste bereits, worauf dieses Gespräch hinaus lief und fuhr sich einmal mit der Hand über den Nasenrücken. Er sah wirklich erschöpft aus. „Es geht um die Lautsprecherdurchsage vorhin, oder?“ Castiel hatte sich bereits wieder hingesetzt und schob mir einen Becher Tee hin. Ich blickte wieder zum Schulsprecher. „Castiel und ich haben uns die ganze Zeit beobachtet gefühlt. Gestern meinte Rose zu mir, sie wäre auch mit dir dagewesen. Ich hatte mir erst nichts dabei gedacht, doch als das mit der Durchsage kam wurde ich misstrauisch. Ich traue Spionage weder dir noch Rose zu... Henriette hingegen.... deswegen wollte ich fragen.“ „Ich werde sie umbringen!“ Zischte Castiel wiederholt. Ich sah ihn böse an. „Wirst du nicht. Ich hab kein Bock, dich im Knast zu besuchen.“ Bockig wand Castiel den Blick ab. „Es war nicht Henriette gewesen...“ Wir beide sahen ihn nun fragend an. „Es war meine Schwester... Sie hat die Aufnahmen gestohlen und sie heute früh abgespielt.“ „AMBER?!“ Der Blonde nickte leicht. „Henriette war heute früh hier, weil sie im Zimmer der Schülerzeitung das Videoband vom Wochenende schneiden wollte. Ich wusste es, weil wir gestern darüber geredet haben. Kurz vor halb 7 Uhr kam sie zu mir und meinte, dass das Videoband plötzlich weg wäre. Sie hatte das Zimmer nur für einen kurzen Augenblick verlassen um aus ihrem Spind ein CD-Rohling zu holen und den Film dort zu kopieren.“ Nathaniel erklärte alles genau. Sowohl Castiel als auch ich hörten aufmerksam zu. „Aber woher wusstest du, dass es Amber war?“ „Ich wusste schon seit einiger Zeit, dass sie sich wegen dem Kuss an dir rächen wollte. Außerdem war sie sowieso unsterblich in Castiel verliebt. Sie konnte es nicht ertragen, was da lief. Du warst ihr ein Dorn im Auge. Sie muss mich am Sonntag belauscht haben, als ich mit Henriette am Telefon über das Video geredet hatte. Zumindest war es mir schleierhaft, warum sie heute morgen noch vor mir das Haus verließ.“ So war es also. „Ich habe mir Amber vorhin zur Brust genommen. Gott, es war schrecklich", seufzte der Blonde. „Manchmal hat sie es einfach verdient.“ Noch immer war Castiel zickig. Manchmal glaubte ich echt, der Junge sollte mal ein Mädchen werden. Nathaniel sah genervt zu Castiel. „Das weiß ich selber.“ Er erhob sich dann, da er zurück auf seinen Platz musste. Immerhin klingelte es gerade zum Unterricht. Castiel sah ihn nach. „Vollidiot.“ Nachdem Unterricht erhob sich Castiel und verließ den Raum. Er musste unbedingt mit Henriette reden. In der Tür zum Raum der Parallelklasse blieb er stehen. Henriette saß vorne und blickte ihn leicht an. „Kann ich mit dir reden? Es ist wichtig..“ Sie verzog kurz das Gesicht, erhob sich aber und folgte Castiel hinaus auf den Schulhof. „Was willst du von mir?“ Brummte sie etwas. „Sei lieber ganz still, Mäuschen. Du kannst echt froh sein, dass ich keine Frauen schlage, sonst würdest du schon auf den Boden liegen.“ Der Rotschopf lehnte sich leicht nach hinten und blickte zum Himmel. „Ich weiß, dass du nicht daran schuld bist, was heute morgen passiert ist. Es war Amber und ich will ihr gerne eins auswischen. Dazu bräuchte ich deine Hilfe.“ Das Mädchen blickte in Castiels Augen und grinste. „Und was ist, wenn ich keine Lust habe mit dir zu kooperieren?“ Hauchte sie ihm entgegen. Sie ist und bleibt vorsichtig. Später würde sie mal eine gute Managerin abgeben, soviel war sicher. „Kentin und ich vergessen alles, was du gemacht hast. Wir fangen ganz von vorne an. Ich denke, dass wäre auch in deinem Interesse.“ „Okay, worum geht es?“ „Zeige das wahre Gesicht von Amber. Jeder auf der Schule weiß, dass sie eine Tyrannin ist. Zuhause tut sie aber ein auf liebste Tochter der Welt. Ich will sie überführen und das Video ihren Eltern zuspielen und dann wird das Prinzesschen erstmal eine Strafe von ihren Eltern bekommen.“ Die schwarzen Haare des Mädchen wehten im Wind und sie grinste böse. „Klingt gut, mit diesem Mädchen habe ich auch noch ein Hühnchen zu rupfen. Abgemacht, wir sind Partner.“ Irgendetwas stimmt nicht. Nach jeder Stunde verließ Castiel schweigend den Klassenraum und war unauffindbar. Ich wollte ihn nicht nachspionieren, dennoch hatte ich ein ungutes Gefühl bei der Sache. Auch Rose machte mir dies in der Cafeteria klar. „Castiel benimmt sich seit heute Morgen total seltsam.“ Lysander und auch Nathaniel hatten sich zu uns gesetzt. „Vielleicht plant er irgendwas“, meinte Lysander nur ein wenig. Was dafür sorgte, dass mein ungutes Gefühl noch stärker wurde. „Wo ist eigentlich Jette? Hat sie seit heute Morgen überhaupt jemand gesehen?“ Unser Schulsprecher schüttelte den Kopf. „Nicht das Castiel sie zur Strecke gebracht hat“ Rose erhob sich und sah uns beängstigt an. Genervt wand ich ab. „Hör auf zu spinnen. So schlimm ist Castiel nun auch wieder nicht.“ „Aber mal ehrlich, Kentin.. hat er heute schon irgendwas nettes zu dir gesagt?“ Alle Augen legten sich auf mir und ich seufze. „Nein und...?“ „Dann will er es doch gar nicht zugeben.. er steht nicht zu dir...“ „Rose bitte, hör auf es ist eine Angelegenheit zwischen Kentin und Castiel. Das geht uns nichts an. Hier geht es um etwas anderes.“ Aus Nathaniels Stimme hörte man raus, dass er absolut kein Widerspruch duldete und somit setzte sich das Mädchen hin. „Castiel und ich müssen das auch nicht an die große Glocke hängen.“ Lysander nickte. „So ist es. Castiel mag es sowieso nicht, ständig turtelnd durch die Gegend zu laufen.“ Wenn man vom Teufel sprach ist dieser auch nicht weit. Der Rotschopf stand plötzlich neben mir, zog sich ein Stuhl ran und grinste bis über beide Ohren. Er umarmte mich, gab mir einen zärtlichen Kuss und stibitzte mir was von meinem Essen. Wenn er so lächelte, bekam ich es echt mit der Angst zu tun. Lysander ergriff das Wort. „Du wirkst plötzlich so gut gelaunt.“ „Ja, das bin ich auch. Sogar sehr gut.....“ Er lächelte noch breiter und wir anderen sahen uns kurz an. Hier war doch irgend etwas faul..... Kapitel 16: Die Leiden des Schulsprechers ----------------------------------------- Es war ein ziemlich kalter Morgen gewesen. Ich hatte mich in eine Jacke gekuschelt und mein Gesicht halb unter dem Schal begraben. Unangenehm zischte der Wind eisig durch meine haselnussbraunen Haare. Ein kurzer Blick zum wolkenverhangenen Himmel. Ja, jetzt merkte man langsam, dass es Winter wurde. „Hey Kentin.“ Ich blickte mich um und sah zu Castiel, der gerade – ebenfalls eingepackt – aus der Nebenstraße kam. Ich zog mein Schal runter und setzte meine Lippen auf seine. Schnell verpackte ich sie wieder und gemeinsam gingen wir weiter Richtung Schule. Er musste ein wenig lachen. „Ich dachte, auf der Militärschule wirst du gegen Wetter abgehärtet.“ „Glaubst du ja wohl selber nicht“, brummte ich leicht genervt. Er nahm meine kalten Hände und drückte sie leicht. Eigentlich hatte ich bei dem Wetter keine Lust auf Händchen halten, aber irgendwie wurde mir dann doch warm. Was aber auch daran liegen kann, dass die Glücksgefühle gerade wieder Purzelbäume schlugen. „Warum bist du in letzter Zeit so verdammt gut gelaunt?“ "Findest du, dass ich gut gelaunt bin?“ Sein Blick ging kurz zu mir und ich musste ein wenig lachen. „Jap, es ist schon ein wenig seltsam......“ „Du machst dir viel zu viele Gedanken. Ernsthaft.“ Na ich wusste ja nicht so genau. Schweigend gingen wir weiter Richtung Schule. An dem Schultor angekommen, löste sich mein Freund von mir. „Ich muss noch kurz weg. Wir sehen uns im Unterricht.“ Ein erneuter Kuss und dann lief er davon. Irgendwie war ich es ja gewohnt, dass er neuerdings ständig vor dem Unterricht und in den Pausen verschwand. „Kentin... Hallo“ Ich wand mein Blick zurück und sah zu Rose die in einen langen dunkelblauen Mantel gehüllt war. Ihr Gesicht war in einen roten Schal gewicklt. Sie war auch eine Frostbeule wie ich gewesen. Als sie auf meiner Höhe war gingen wir gemeinsam in das Schulgebäude. „Heute Abend ist der Elternabend..... Oh Gott, wenn ich nur daran denke, läuft es mir eiskalt den Rücken runter“, murmelte das Mädchen und verstaute ihre Sachen in den Spind. „Es geht doch größten Teils um die Zwischenprüfungen im März und um unsere Klassenfahrt im Januar oder irre ich mich?“ „Nein, aber wenn ich jetzt schon an Prüfungen denke... Ich hoffe Nathaniel hat Zeit und wir können gemeinsam lernen.“ Sie sah auf und blickte sich um. „Mal was anderes: Ist dein Göttergatte wieder stiften gegangen?“ Ich habe mir angewöhnt darauf nur mit einem Schulterzucken zu reagieren. Immerhin ging das jetzt seit guten drei Wochen so und ich merkte immer mehr, dass die Bombe bald platzte und irgendwie hoffte ich innig, dann krank zu sein. „Du kennst es doch schon langsam, oder?“ Sie grinste schief und nickte. Dann warf sie ihre Spindtür zu und wir gingen zum Klassenraum. „Irgendwas hat er vor und wenn die Bombe platz möchte ich nicht hier sein“, murmelte sie und ich musste lachen, da ich vor einigen Sekunden noch genauso gedacht hatte. Wir betraten den Klassenraum und sahen uns um. „Wo ist Nathaniel?“ „Er muss eine Menge für heute Abend vorbereiten. Deswegen wird er heute auch nicht mit uns zu Mittag essen.“ „Der Arme...“ „So ist es halt. Man hat halt eine Menge Verantwortung.“ Ein Mädchen aus der Parallelklasse wand sich uns zu. „Ähm... ihr seid doch Freunde von Henriette, oder?“ Das dunkelhaarige Mädchen sah uns an und Rose und ich gaben nur ein Nicken von uns. Was hatten sie denn für ein Problem mit Jette? „Wisst ihr zufällig, warum sie seit Wochen ständig verschwindet? Man sieht sie nur während den Stunden. Ich muss mit ihr reden, wegen unserer gemeinsamen Klassenfahrt, aber ich treffe sie nie an.“ „Also... langsam wird es mir unheimlich. Castiel verschwindet immerhin auch ständig und ist nur während des Unterrichtes da. Meinst du sie hecken zusammen etwas aus?“ Das blonde Mädchen wand sich mir zu. „Ich beantrage einen Schulwechsel“, gab ich nur panisch von mir. Wenn Castiel alleine was plante war es schon schlimm, aber wenn er sich mit Jette zusammentat würde es in einer totalen Katastrophe enden. Das war mir absolut klar. Rose hielt mich fest und blickte zu dem anderen Mädchen. „Wenn wir sie sehen, sagen wir ihr Bescheid. Aber, wie du bereits bemerkt hast ist Castiel genauso lost. Also hoffen wir, dass es ruhig bleibt.“ Sie bedankte sich leicht und ging dann zurück in ihre Klasse und auch Rose und ich setzten uns, da es klingelte. Kurz bevor der Lehrer eintrat war auch Castiel wieder im Raum. Es war echt zum Mäuse melken. Vielleicht sollte ich ihn in der Pause wirklich folgen. „Das ist doch absolut unnormal.“ Rose war sauer und fuchtelte mit ihrer Gabel vor meinem Gesicht herum. Seit gestern waren wir in der Cafeteria nur noch zu dritt. Nathaniel hatte mit dem Elternabend eine Menge um die Ohren und Castiel und Jette steckten schon seit drei Wochen anscheinend zusammen und planten irgend etwas. „Kannst du das bitte lassen? Ich hasse es, wenn man mich mit einer Gabel bedroht“, brummte ich meiner Freundin zu. Diese setzte sich hin und massakrierte wenige Sekunden später ihren Salat. Lysander – welcher neben mir saß und gedankenverloren den Kopf auf die Hand abstütze - beobachtete das Mädchen. „Ich muss dir leider recht geben. Auch ich finde es unnormal, dass er scheinbar mit diesem Mädchen irgendetwas plant und ehrlich gesagt, habe selbst ich ein ungutes Gefühl bei der ganzen Sache. Wir sollten versuchen diesen Plan zu vereiteln.“ „Sehr witzig, Lysander. Wie sollen wir das machen? Erstens: Sind die beiden sofort nach dem Unterricht verschwunden und zweitens: Müssen wir erstmal herausfinden WAS sie planen. Das könnte dauern und wir wissen nicht, wann sie vorhaben ihren Plan umzusetzen.“ Das Mädchen raufte sich die Haare. Nachdenklich ließ auch ich mein Blick senken. Was nur könnten wir tun? Lysander erhob sich und nahm sein Tablett. Er hatte sein Essen kaum angerührt, was bei mir auch nicht besser aussah. Irgendwie schlug mir das alles gerade so was von auf den Magen, dass ich keinen bissen herunter bekam. „Ich werde mit Castiel reden. Wir haben heute Probe. Ich melde mich dann bei euch, okay?“ Wir nickten und blickten Lysander nach, der mit seinem Tablett die Cafeteria verließ. Manchmal hatte er seine Gedanken einfach nicht beisammen. „Wir sollten selber etwas tun. Nicht, dass ich Lysander nicht vertraue, aber ich glaube er hat es bis heute Nachmittag vergessen. Der Junge ist einfach viel zu zerstreut.“ Ich musste ein wenig grinsen. Zusammen brachten wir unsere Tabletts weg und verließen die Cafeteria. Rose lag auf meinem Bett und blickte an die hellblau gefärbte Decke. Ich selber saß in Lotussitz vor dem Bett und hatte mein Französischbuch aufgeschlagen um etwas zu lernen. Deswegen hatten wir uns heute Nachmittag eigentlich verabredet. Jette sollte auch kommen, aber da man sie ja kaum noch erreichte, haben wir es einfach gelassen und lernten alleine. Das Mädchen seufzte leise und richtete sich auf. „Hast du was von Castiel gehört?“ „Nein, habe ich nicht. Wollten wir nicht lernen?“ Versuchte ich das Thema zu wechseln. Ich hatte gerade einfach keine Lust mich mit ihm zu befassen. Nicht, dass ich sauer war, aber mein ungutes Gefühl nahm sonst wieder überhand und dann konnte ich mich nicht auf die Aufgaben konzentrieren. Sie setzte sich vor mir hin und blickte mir tief in die Augen. „Wie kann dich das so kalt lassen? Wenn er scheiße baut, kann es Castiel einen Schulverweis kosten. Willst du das er von der Schule fliegt?“ DANKE ROSE!!!! Ich warf mein Französischbuch zur Seite und sah sie an. „Natürlich nicht, aber ich bin nicht Castiels Kindermädchen, oder? Wenn er meint, er müsse irgendwelchen Müll produzieren, dann bitteschön. Ich bin nicht sein Engelchen, dass ständig auf seiner Schulter sitzt und dafür sorgt, dass er es sein lässt. Ich bin nur sein Freund, okay?“ Schmollend verschränkte die Blonde die Arme vor der Brust und sah mich weiterhin standfest an. „Und wenn Unschuldige mit reingezogen werden?“ „Dann tut es mir leid“, wand ich den Blick ab. „Du machst dir also doch Sorgen um Castiel, hab ich recht?“ Natürlich tat ich das. Immerhin war dieser Penner mein Freund. „Klar.. oder?“ „Na also, dann setzen wir uns morgen mit Lysander zusammen und planen die 'Operation: Rotkäppchen'“ „Rot...käppchen?“ „Ja, Rotkäppchen........“ „Manchmal glaube ich auch, zu deiner Geburt haben die Ärzte gerufen: „Schnell ein Hammer, sonst wird’s ein Fahrrad““ Rose sah mich an und streckte die Zunge raus. „Nur weil du nicht auf so coole Namen kommst.“ Ich musste lachen. Da hatte sie recht. Irgendwie sah ich uns schon - platziert im Schulgebäude- mit Walkie-Talkies sitzen. Jeder mit einem komischen Namen. Rose war „rosa Wolke“, Lysander war „verwirrter Vogel“ und ich wahrscheinlich „Krümelmonster“. Allein dieser Gedanke erheiterte meine Stimmung ein wenig. Gegen 20 Uhr verabschiedete sich Rose von mir. Meine Mutter war bereits seit einer Stunde beim Elternabend gewesen und ich hatte somit sturmfrei. Bevor ich mich aber ins Bett verkrümelte um noch ein wenig zu lernen, sah ich auf mein Handy. Wie ich feststellen musste, hatte ich 5 Anrufe in Abwesenheit und 2 SMS. Die Anrufe kamen allesamt von Lysander. Eine SMS war ebenfalls von ihm: „Castiel war nicht bei der Probe. Habe ein ungutes Gefühl bei der Sache. Lysander“ Als würde mich diese SMS nicht schon genug zum nachdenken bringen, gab mir die andere SMS irgendwie den Rest. Sie war von Castiel: „Operation: 'Rachefeldzug an Amber' wird heute in die entscheidene Phase übergehen. Das Himmelfahrtskommando ist bereit und wird jeden Augenblick loslegen.“ Was hatte dieser Vollidiot eigentlich vor und warum jetzt? Ich blickte auf die Uhrzeit der SMS: 19:15 Uhr. Seltsam... was brachte es Castiel jetzt, sich an....... Oh mein Gott, mir fiel es wie Schuppen von den Haaren. Natürlich der Elternabend. Castiel hatte irgendetwas vor, was mit dem Elternabend zu tun hatte. Ich wählte Rose Telefonnummer, aber es war besetzt. Na nu mit wem telefonierte sie denn jetzt? Eigentlich kam mir nur Nathaniel in den Sinn, doch dieser war auf dem Elternabend oder war die Bombe bereits eingeschlagen? Eigentlich wollte ich warten bis meine Mutter nach Hause kam um sie zu fragen ob etwas seltsames passiert war. Doch ich schlief über mein Französischbuch ein. Ich würde nicht sagen, dass es ein tiefer Schlaf war, aber ich habe nicht mitbekommen, als sie wieder zuhause war. Stattdessen erwachte ich irgendwann in der Nacht. Mit leichten Rückenschmerzen ließ ich mich ins Bett fallen und versuchte weiterzuschlafen, doch irgendwie bekam ich den Kopf nicht klar. Castiel hat bestimmt irgend ein scheiß produziert und ich wusste, dass der Ärger morgen in der Schule umso größer war. Irgendwann überkam mich dann doch der Schlaf und ich wurde am nächste Morgen unsanft von meinem Wecker geweckt. Meine Mutter war wohl schon auf der Arbeit gewesen. Somit schlich ich hinunter in die Küche wo bereits mein Frühstück stand. Quälend schob ich mir ein Toast rein und ging dann – nachdem ich mich fertig machte – zur Schule. Vor dem Schultor hörte ich dann eine Stimme, die mich aus den Gedanken riss. Es war Rose, welche auf mich zu gerannt kam. „Castiel ist echt nicht ganz richtig.“ „Okay, sag mir was vorgefallen ist. Ich weiß, dass gestern irgend etwas passiert ist. Ich habe eine seltsame SMS bekommen“, brummte ich nur. „So genau weiß ich es selber noch nicht. Ich weiß nur, dass gestern während des Elternabend ein Video von Amber in alle Klassenräume ausgestrahlt wurde.“ Na ganz toll. Irgendwie war es harmloser als ich annahm, aber irgendetwas sagte mir, dass es noch nicht alles war. „Nathaniel wird beschuldigt, dass er sich an ihr rächen wollte und wurde vom Schulsprecherdienst entlassen“, murmelte sie leicht. „Bitte?“ ich blieb stehen und sah sie entsetzt an. „Ich weiß auch nicht, warum sie Nathaniel beschuldigen. Aber anscheinend gab es zwischen Amber und ihm in letzter Zeit viel Streit, dass die Eltern wohl dieser Ansicht waren. Ich muss mir das auch erstmal von ihm erklären lassen. Vorläufig soll er erstmal bis Ende des Monats suspendiert sein. Sollte sich der wahre Täter bis dahin nicht gestellt haben, wird er komplett aus dem Amt enthoben.“ Ich schlug mir die Hand vor die Stirn und seufzte. Da waren irgendwie gerade wieder ganz böse Mächte am Werk und diesmal traf es leider Nathaniel. „Aber die können doch nicht einfach Nathaniel die Schuld in die Schuhe schieben.. Jeder weiß, dass er der Letzte wäre der so etwas tun würde.“ Wir betraten das Schulgebäude und ich ging zu meinen Spind um mein Zeug zu verstauen. Normalerweise sah ich morgens immer Castiel doch diesmal begegnete ich ihn nicht. Irgendwie bereitete mir das ebenso Sorgen, wie die Sache mit Nathaniel. „Du siehst blass aus, Kentin. Ist auch alles okay?“ Das Mädchen blickte mich an und ich nickte nur. „Ja, ich mach mir nur Gedanken und das schlägt mir irgendwie auf den Magen.“ Auch wenn Castiel für dieses ganze Zeug verantwortlich war, fühlte ich mich dennoch irgendwie schuldig. Manchmal fragte ich mich echt, warum ich diesen Vollidioten begegnen musste. Mein Leben wäre um einiges einfacher, wenn er nicht mein Freund wäre. Dann wäre es mir egal, was Castiel für Mist produzierte, aber so fühlte ich mich für ihn verantwortlich. Lysander kam zu uns. „Könntet ihr mitkommen? Sonst gehen Nathaniel und Castiel gleich aufeinander los“ Wie jetzt? Rose und ich blickten uns an und nickten dann. „Sie sind hinter der Turnhalle“, erklärte der junge Mann und schon rannten wir Richtung Hof zur Sporthalle. Bereits von weitem hörten wir, wie die beiden sich anschrien. So kannte ich Nathaniel ja gar nicht. Dieser hatte Castiel an der Jacke gepackt und gegen die Wand gedrückt. Seine Wut konnte ich nachvollziehen, immerhin hat Castiel ihn um sein Amt gebracht. „Komm schon, Nathaniel. Deine Schwester musste man mal eine Lektion erteilen. So kann es doch nicht weitergehen.“ „Das weiß ich, aber weißt du eigentlich, was du getan hast? Hab jetzt gefälligst den Arsch in der Hose und steh zu deiner Aktion. Du hast mich in diese Misere gebracht und Henriette steht nun auch ziemlich blöd da.“ Er stieß Castiel gegen die Wand und wand sich ab. „Du bist echt so dämlich, Castiel......“, brummte er. Castiel wurde sauer und ballte die Hände leicht zu Fäusten und holte aus. Schnell sprang ich zwischen die beiden. „Castiel, hör auf!“ Rief ich zu ihn. Doch es war zu spät. Ich bekam die Faust Castiels ins Gesicht. Sofort spürte ich ein stechenden Schmerz in meinem Gesicht und in meinem Mund den metallischen Geschmack von Blut. Ich spürte eine mächtige Ohnmacht und fiel dann zu Boden.......... Kapitel 17: Ein Lied für Kentin ------------------------------- „...tin“, hörte ich von weit her ein Stimme. Ich spürte das brummen in meinem Kopf und hielt mir die Hände leicht an diesen. „Ich glaube er kommt zu sich“, vernahm ich die Stimme meiner Freundin Rose. Vorsichtig öffnete ich die Augen und blickte in das verschwommene Gesicht vor mir. Na toll, ich habe eine Kontaktlinse verloren. „Na endlich. Wir dachten schon, Castiel hat dich ins Koma geprügelt.“ „Rose, könntest du bitte mein kleines blaues Täschchen aus meiner Tasche holen?“ Fragte ich meine Freundin ohne auf ihr Kommentar einzugehen. Diese ging an meinen Rucksack und reichte mir diese wenig später. Mir war zwar schwindlig, aber ich wand mich aus dem Bett und ließ mich von Rose helfen an das kleine Waschbecken zu kommen. Suchend kramte ich in der kleinen Tasche nach einen Behälter und holte die rechte Kontaktlinse aus dem Auge und machte sie in den Behälter. Solange mir die andere fehlte, brachte sie mir gar nichts. Seufzend sah ich auf die Brille. Es war nicht diese eklige Hornbrille von einst. Sie war rahmenlos und somit recht unscheinbar. Trotzdem hasste ich sie, aber ich musste da jetzt durch. Ich betrachtete das kleine Veilchen am linken Auge und fuhr darüber. Castiel hat ernsthaft eine gute Rechte, dass konnte niemand abstreiten. Rose kam zu mir und lächelte mich zärtlich an. „Sieht komisch aus, wenn du eine Brille trägst. Ich wusste gar nicht das du Kontaktlinsenträger bist.“ Genervt rollte ich mit den Augen. „Natürlich, ich hatte die Brille damals nur zur Deko auf. Ich habe ziemlich schlechte Augen, aber nach der Militärschule war mir eine Brille einfach zu blöd, deswegen habe ich mir Kontaktlinsen gekauft. Sie sind zwar teuer, aber es sieht einfach besser aus“, erklärte ich ihr. Dabei sah ich immer noch in den Spiegel und atmete tief durch. „Aber die neue Brille steht dir. Du siehst sehr sexy aus“, grinste mich das Mädchen frech an. Ob sie das ernst meinte? „Das Veilchen ist aber weniger hübsch“, murmelte ich ein wenig. Rose musste lachen. Es klopfte an der Tür und die Krankenschwester kam herein. „Ein Glück du bist wieder wach. Wie fühlst du dich?“ „Ganz gut, ich habe nur ein wenig Kopfschmerzen“, murmelte ich. Erleichtert atmete sie auf. „Dann bin ich beruhigt. Es ist gerade Mittagspause. Vielleicht solltest du etwas Essen gehen. Ich werde dir ein paar Tabletten geben und dich für den Rest des Tages vom Unterricht befreien. Solltest du aber weiterhin Kopfschmerzen haben oder diese schlimmer werden, bitte ich dich zu einem Arzt zu gehen. Eine leichte Gehirnerschütterung ist nicht auszuschließen. Auch wenn Nathaniel dich aufgefangen hat, hat dein Kopf wahrscheinlich ordentlich was gespürt, ja?“ Sie sah mich lächelnd an und ich nahm die Tabletten von ihr entgegen. „Dankeschön, ja ich werde es im Auge behalten. Vielen Dank.“ Rose und ich verabschiedeten uns und gingen zu den Jungs in die Cafeteria. Nathaniel und Castiel schienen noch immer zu streiten. Lysander sah uns lächelnd entgegen. „Wie geht es dir?“ „Ganz gut.“ Ich ließ mich neben meinem Freund nieder, der mich ansah. „Warum trägst du eine Brille?“ Fragte er mich. Verlegen wand ich mich ab. „Hab wohl meine linke Kontaktlinse verloren, als du mich geschlagen hast, Schatz.“ Castiel seufzte mürrisch. „Warum bist du auch so dämlich und läufst davor?“ „Weil ich nicht wollte, das du dich mit Nathaniel prügelst. Kann mir jetzt verdammt noch mal irgend jemand erzählen was passiert ist? Ich kriege hier gar nichts mehr mit und das macht mich stinke wütend.“ Alle sahen mich perplex an. „Ruhig, Brauner.“ Mein Freund wuschelte mir durchs Haar. „Zuerst mal sollte ich mich bei dir entschuldigen. Dein Veilchen sieht echt schlimm aus, ich hoffe es tut nicht all zu sehr weh.“ „Ich werde es überleben“, meinte ich ein wenig stinkig. Ging aber auf den zärtlichen Versöhnungskuss ein. Lysander hatte den Kopf auf die Hand abgestützt. „Wir wissen es bisher auch nicht wirklich. Nathaniel ist ziemlich wütend auf Castiel, weil er sich weigert zur Direktorin zu gehen und zu gestehen, dass er den ganzen Mist mit dem Video verzapft hat.“ „Ich selber habe mich gestellt und bin heute morgen zur Direktorin. Sie wollte wissen, wer mein Partner war, wollte aber Castiel decken und sagte, dass ich es nicht sagen kann. Nathaniel aber keineswegs etwas damit zu tun hat. Sie glaubt mir aber nicht. Deswegen liegt es jetzt allein an Castiel“, erklärte mir dann auch Henriette. Sie hatte betrübt ihren Blick gesenkt und stocherte in ihren nicht identifizierbarem Essen herum. Lysander legte ihr aufmunternd eine Hand auf die Schulter und das Mädchen wurde ein wenig rot um die Nase. „Was für ein Video war es eigentlich?“ Wollte ich wissen. Rose hatte mir eine Flasche Kakao und einen Salat geholt. Dann setzte sie sich wieder neben Nathaniel hin und sah diesen ebenfalls an. „So schlimm war es eigentlich nicht. Sie haben anscheinend einige Wochen Amber dabei gefilmt wie sie Schüler schikaniert und ihnen Geld und andere Sachen stiehlt. Meine Eltern sind fast an die Decke gegangen und sie bekommt in der nächsten Zeit erstmal kein Taschengeld. Leider denken meine Eltern, dass ich diese Sache geplant hätte. Ich hab Amber als Kind immer viel geärgert und irgendwie denken sie, ich würde so etwas kindisches immer noch tun. Somit glauben sie, dass ich hinter diesem Video stecke.“ Er nahm ein Schluck von seiner Wasserflasche und lehnte sich nach hinten. „Die Direktorin traut mir so was eigentlich auch nicht zu, sie muss der Sache aber nachgehen. Somit hat sie mich vorläufig vom Schulsprecheramt entlassen.“ „Das ist doch aber so was von doof. Wenn sich der wahre Täter – in diesem Fall Castiel - nicht stellt …..“ „....Dann werde ich komplett aus dem Amt entlassen“, führte Nathaniel den Satz von Henriette zu Ende. „Bis wann muss der Täter sich stellen?“ Ich hatte die ganze Zeit zugehört und Nathaniel angeblickt. Castiel hatte leicht meine Hand unterm Tisch genommen und streichelte sie, was mich ein wenig erröten ließ. „Bis Ende des Monats.“ „Das ist doch aber schon am Montag“, murmelte Rose nachdenklich und Henriette fügte dem nur einen seufzen hinzu. Nun lag also alles an Castiel. Dieser erhob sich. „Ich werde mich nicht stellen. Gibt nur ein Schulverweis und noch einer würde dafür sorgen, dass ich von der Schule fliege. Also vergesst es.“ Brummig nahm er sein Zeug und verschwand. Das konnte ja wahrlich noch heiter werden. Rose und ich verließen gemeinsam die Cafeteria. Noch immer zermalmten wir uns den Kopf darüber, wie wir Castiel dazu brachten, sich zu stellen. Uns wollte aber nichts einfallen. „Ich versuche mit Castiel zu reden. Vielleicht schaffe ich es ja“, bat ich mich dann an. Das Mädchen nickte leicht. Sie verabschiedete sich dann von mir und ging zurück zum Schulgebäude. Somit hatte ich also für den Rest des Tages erstmal frei. Gerade als ich durch das Schultor gehen wollte, rief der Rotschopf mir etwas zu und ich drehte mich um. Er kam neben mir zum stehen. „Ich bestehe darauf, dich nach Hause zu bringen.“ „Ich finde den Weg auch alleine“, versuchte ich ihn klar zumachen. Doch er gab nicht nach. „Ich habe mir von der Schulschwester extra eine Entschuldigung geben lassen, Also.“ Er packte mich etwas grob an der Hand und gemeinsam machten wir uns auf den Weg zu mir nach Hause. „Ja gut, aber ich will noch beim Optiker vorbei, okay? Brauch ja eine neue Kontaktlinse.“ „Meinetwegen, aber dann geht es heim.“ „Es liegt auf den Weg, also sei nicht so pampig“, fuhr ich ihn an. Eigentlich war ich hier derjenige der sauer sein müsste. Stattdessen benahm er sich wie ein Kleinkind. „Tut mir leid.“ Er sah mich versöhnlich an und ich lächelte leicht. Beim Optiker angekommen, bekam Castiel erstmal einen Schock wegen des Preises. „Oh man, davon kann ich mir fast eine neue E-Gitarre kaufen.“ „Tja, Jahreslinsen kosten leider so einiges“, seufzte ich ein wenig und steckte dann das kleine Fläschchen in die Tasche. Tatsächlich bestand er darauf mich komplett bis nach Hause zu bringen. Vor meiner Tür blieben wir stehen. „Willst du noch mit reinkommen? Meine Mutter ist arbeiten.“ War das jetzt eine Anspielung auf irgend etwas? Ich wurde rot und senkte den Blick. Manchmal gab ich echt dummes Zeug von mir. Lächelnd bejahte er und ich musste ganz kurz nachdenken ob mein Zimmer auch ordentlich war und ich nichts herumzuliegen hatte. Wir gingen hinauf in mein Zimmer. Irgendwie war es mir unangenehm Castiel mit rein zunehmen. Immerhin war dieses Zimmer meine absolute Privatsphäre und jetzt teilte ich diese mit meinem Freund. Als ich die Zimmertür öffnete trat er als erstes hinein. Er sah sich schweigend um. Gott, er hielt mich bestimmt für total kindisch. Ich ließ kurz selber mein Blick durchs Zimmer schweifen. Es war recht klein und hatte blaue Wände. Die Wand, an dem mein Bett stand, bestand aus Fototapete die einen Schwarm Skalare darstellte. Neben dem Fenster stand mein Kleiderschrank und daneben eine kleine Kommode auf den mein kleiner Fernseher stand. Ich sah selten fern und wenn dann auch meistens nur im Hintergrund, beim Hausaufgaben machen. Neben der Tür war mein Schreibtisch, der ziemlich verkramt aussah. Es lagen überall Stifte und Blätter herum. Sogar mein Netbook, den ich für die Hausarbeiten benutzte war kaum zu sehen. Der Tisch war zum Glück im gesamten Zimmer das unordentlichste. Neben mein Bett stand noch ein kleines Teleskop und meine Deckenleuchte bestand aus einer großen orangefarbenen Kugel, die die Sonne darstellen sollte. Drumherum kreisten die neun Planeten. Es war mal in der 6. Klasse ein Schulprojekt gewesen und irgendwie konnte ich mich damals nicht davon trennen. Ja, ich war eindeutig ein Freak, wenn nicht sogar mal ein Nerd, gewesen. „Du liebst anscheinend auch Sterne.“ Sein Blick haftete an dem Schulprojekt an der Decke. „Ja, kann man so sagen. Das habe ich von meinem Vater. Er interessiert sich auch dafür. Aber es ist nicht so extrem wie mit Fischen“, erklärte ich ihn. „Und das Ding da ist ein Schulprojekt aus der 6. klasse. Ignoriere es einfach“, murmelte ich und er musste schmunzeln. „Süßes Zimmer jedenfalls.“ Er hielt mich bestimmt für total kindisch und chaotisch. Er setzte sich auf das Bett und blickte mich an. „Oh, willst du was trinken?“ Ich verließ eilig das Zimmer ohne seine Antwort abzuwarten und ging in die Küche. Wie immer war er vollgestopft bis obenhin. Ich holte eine Flasche Cola heraus und nahm zwei Gläser und begab mich zurück zu meinen Freund. Dieser stand am Schreibtisch und las einige der Blätter die darauf lagen. Auch das alte Manuskript fiel in seine Hände. „Du hast es noch?“ „Ja,irgendwie bedeutet es mir viel. Deswegen konnte ich es nicht wegschmeißen.“ Ich sortierte fix ein wenig und sorgte für Ordnung auf dem Schreibtisch. Dann setzte sich Castiel auf den Stuhl und ich zog mir einen Hocker heran. „Darf ich dir eine Frage stellen?“ Mein Blick ging direkt in die dunklen Augen. Anscheinend wusste er schon worum es ging und die Augen verengten sich zu kleinen Schlitzen. „Geht es um einen blonden Jungen? Dann nein.“ Er war bockig. „Wie ich bereits sagte, selbst wenn ich es wollte. Das würde mir einen Schulverweis einbringen und damit würde ich von der Schule fliegen. Das würden meine Alten niemals verkraften.“ Seine Alten? Wahrscheinlich meinte er seine Eltern. „Hmm.. und wenn Nathaniel ein gutes Wort einlegt und die Direktorin bittet, dir keinen Schulverweis zu geben?“ „Tzzz du glaubst doch nicht, dass unser Schulsprecher auf so was einlässt. Wir reden hier von Nathaniel“ „Ach komm schon, Castiel. Benehme dich doch nicht wie so ein Kleinkind. Ich rede mit Nathaniel, okay? Aber bitte, gib zu das du es warst. Wenn du es nicht für ihn tust, tue es bitte für mich, ja?“ Er sah mich leicht an und seufzte. „Oh man warum kann ich dir nicht widerstehen?“ „Weil du mich liebst“, hauchte ich grinsend und er wuschelte mir leicht durchs Haar. „Mein Ganymed“ Er kam auf einige Millimeter ran und drückte mir dann einen süßen Kuss auf die Lippen. Gott, ich liebte sie. Er hatte so verdammt weiche Lippen und ich war schon richtig süchtig nach ihnen. „Erkläre mir mal endlich was Ganymed bedeutet. Es ist bestimmt irgend etwas fieses, oder?“ Ich schmollte, worauf Castiel lachen musste. Er packte meine Hand und zog mich auf seinen Schoß. Sein Blick verlor sich in meinen giftgrünen Augen. „Ganymed war einst der Liebhaber von Zeus. Man sagt, er wäre der Schönste unter den Sterblichen gewesen“, hauchte er mir leicht entgegen. Ich wurde total rot. So etwas also. Es war mir schon ein wenig unangenehm, aber jetzt wo ich die Bedeutung kannte, war es nicht mehr ganz so schlimm. Kurz sah Castiel auf die Uhr. „Mist, ich muss kurz heim und eine Runde mit Demon gehen und dann kann ich wiederkommen. Wäre das für dich in Ordnung?“ Mein Blick ging zu ihn. Er hatte sich bereits erhoben und machte sich gerade auf den Weg nach unten. „Ja, okay. Wenn du willst mache ich uns Abendessen. Meine Ma kommt ja erst gegen 23 Uhr nach Hause.“ „Was arbeitet deine Mutter eigentlich?“ Fragte er, während er in seine Sneakers schlüpfte. „Sie ist Krankenschwester. Deswegen bin ich manchmal auch über Nacht alleine.“ „Ach so und dein Vater?“ Ich runzelte die Stirn. „Er ist Kommandant einer Luftwaffendivision“ Castiel pfiff anerkennend. „Sogar recht hoch. Sehr cool....“ Er nahm sein Rucksack. „Nun gut, wir reden später weiter. Bis dann.“ Vorsichtig küsste er mich noch einmal und verschwand dann. Während Castiel unterwegs war rief ich bei meiner Mutter an um ihr von meinem Unfall zu berichten. Dabei ließ ich natürlich aus, dass Castiel mich geschlagen hatte. Auch wenn es unbeabsichtigt war. Er konnte nichts dafür. „Wenn deine Schmerzen schlimmer werden, komme bitte zu mir ins Krankenhaus, ja? Das könnte eine leichte Gehirnerschütterung verursacht haben. Nicht das da noch irgendetwas passierte.“ Wie immer war sie besorgt. „Mach dir keine Gedanken. Ich habe von der Schulschwester ein paar Tabletten bekommen und die Schmerzen sind abgeklungen. Falls aber was sein sollte, komme ich natürlich ins Krankenhaus.“ „Sehr gut. Ach ja... dein Vater kommt nächste Woche nach Hause. Er wollte mit dir dann über etwas reden.“ Mit mir? „Oh... okay...Cool, es ist schon eine Weile her, dass er Zuhause war. Das letzte Mal kam er nur kurz um mich in die Militärschule zu stecken.“ Meine Mutter blieb still und ich wollte das unangenehme Gespräch beenden. Meine Mutter und ich hatten bei meinem Vater geteilte Meinungen. „Ja, okay. Dann bis heute Abend. Esse heute Abend ja ordentlich, hörst du? Du hast bestimmt schon wieder abgenommen.“ Ich musste lachen. „Ich mache mir wohl Reis mit Hähnchenbrustfilet oder so etwas. Mach dir keine Gedanken, Ma. Bis heute Abend.“ Ich drückte den Knopf und seufzte ein wenig. Er kommt also wieder nach Hause.... Castiel und ich lagen in meinem Bett und betrachteten schweigend die Decke. Er hatte seine Hand in mein Haar vergraben und strich leicht darin rum. „Willst du was bestimmtes zum Abend essen? Ich könnte ja für uns kochen.“ Mein Gegenüber sah mich an und nickte. „Was soll es denn geben?“ „Irgend etwas mit Reis und Hühnchen...... zumindest hätte ich darauf Appetit.“ Ich drehte mich auf den Bauch und blickte ihn an. „Warum hast du eigentlich eine Gitarre mitgebracht?“ „Ich wollte dir etwas vorsingen.“ Wie jetzt? Ich setzte mich auf und blickte ihn mit leicht schief gelegten Kopf an. „Schau nicht so. Es ist nicht meine E-Gitarre sondern eine normale, aber ja... ich wollte dir etwas vorsingen.“ Eigentlich war ich immer der Meinung, dass Lysander der Sänger war und Castiel der Gitarrist. „Oh okay und was willst du mir vorsingen?“ Ich musste gestehen, dass ich ihn noch nie hab singen hören und ich wurde immer aufgeregter. Mein Freund stand auf und ging zu der verpackten Gitarre und holte sie aus der Tasche. Als er wieder auf dem Bett saß, stimmte er sie ein wenig und begann dann zu spielen. Er hatte eine fantastische Stimme. Ich mochte sie ja so schon sehr, aber wenn er sang war es einfach umwerfend. Während er sang beobachtete ich ihn. Konnte kaum mein Blick von ihm abwenden. Der Kehlkopf der leicht im sehnigen Hals vibrierte, das rote Haar das ihn leicht in die Augen fiel und die sinnlichen Lippen die jeden kleinen Laut ertönen ließen. Ja, ich war wirklich hin und weg davon und musste zugeben, dass ich mich gerade ein weiteres Mal in Castiel verliebt hatte. Als er fertig war öffnete er wieder die Augen und gaben die Onyxe wieder frei. Ein sanftes Lächeln huschte über seine Züge. „Wow, das war einfach unglaublich du hast echt eine fantastische Stimme.“ Wenn Castiel schon so sang, wollte ich gar nicht wissen wie Lysander sich anhörte. Er zog mich zu sich und flüsterte mir ein leise „Ich liebe dich“ ins Ohr, ehe er meine Lippen erneut mit einem Kuss versiegelte. Kapitel 18: Familienbande (Teil 1) ---------------------------------- Castiel und ich standen in der Küche. Wie bereits vorgeschlagen, wollten wir Hähnchenbrustfilet mit Reis und ein wenig Gemüse machen. Ich brachte mal wieder ordentlich was zu Essen, Bevor meine Mutter mich irgendwann doch noch zum Arzt zwang, weil ich abnahm. Obwohl es in letzter Zeit eigentlich wieder geht. Er hatte den Arm sanft um meine Hüfte geschlungen und den Kopf auf meiner Schulter gebettet. Schweigend sah er mir beim kochen zu. „Wenn wir später mal zusammenziehen sollten, weiß ich ja wer kochen tut“, hauchte er leicht in mein Ohr. Kurz danach biss er leicht hinein und trennte sich dann von mir. Mit hochrotem Kopf beobachtete ich ihn dabei, wie er den Tisch für uns beide deckte. Ich machte uns das Essen auf den Teller und setzte mich dann zu Castiel. Er sah mich leicht an und wünschte mir einen guten Appetit. Gerade als wir loslegen wollten, packte Castiel meine Hand und zog mich halb über den Tisch. Panisch krallte ich mich an der Tischplatte fest und sah ihn fest in die dunklen Augen. Er grinste breit. „Ich finde diese Schürze ja total sexy an dir. Kochst du das nächste mal nackt für mich?“ Wieder spürte ich, wie mir die Röte in den Wangen schoss. Bevor ich irgendwas auf seine Bemerkung antworten konnte, presste er erneut seine Lippen auf meine. Wir fielen wieder in einen innigen Kuss. Plötzlich öffnete sich die Haustür und panisch lösten wir uns voneinander. Da saßen wir nun, beide mit einer Schamesröte im Gesicht und neugierig in den Flur blickend. Wer konnte das sein? Mein Mutter war doch arbeiten? Oh bitte sag mir jetzt nicht, dass.....? Doch er war es. Da stand er in der Tür. Er trug schwarze Stiefel und eine typische Militäruniformhose. Sein Oberkörper war von einem weißen Muskelshirt bedeckt und um den Hals trug er die typische Erkennungsmarke, welche auch ich besaß. Sein Gesicht war makaber und kantig. Die hellen, fast schon stahlblauen Augen sahen von einen zum anderen. Sein braunes Haar war kurz geschoren. Na toll, sagte Mutter vorhin am Telefon nicht, dass er demnächst kommt? Was bitte ist für meine Mutter bitte „demnächst“???? Mein Vater stellte den olivgrünen Rucksack in den Flur und kam dann zum Tisch und sah mich an. „Kentin...“ „Ja, Vater?“ „Du siehst gut aus, die Militärschule hat dir gut getan. Endlich bist du keine Pussy mehr.“ Er strich über das Veilchen was mich zusammen zucken ließ. Castiel wollte gerade etwas sagen, als ich diesen unterm Tisch unsanft gegen das Schienbein trat und ihn vielsagend ansah. Dieser rollte genervt mit den Augen. „Ich wusste nicht, dass du heute schon kommst. Leider habe ich nur für uns zwei gekocht“, brummte ich ein wenig bockig. „Im übrigen ist es ziemlich unhöflich, den Besuch konsequent zu ignorieren.“ Mein Vater wand den Blick zu dem Rotschopf und musterte diesen. Die Augen meines Freundes wurden zu kleinen Schlitzen „Guten Tag, ich bin Castiel“, stellte er sich freundlich vor. Ich schlug mir seufzend die Hand vor die Stirn. Castiel, du Idiot. Mein Vaters Blick wurde nun ebenfalls etwas gröber und ich hatte das Bedürfnis ganz schnell das Weite zu suchen. „Du bist doch dieser Rowdy aus Kens Schule. Typen wie ihr habt doch nicht mal eine vernünftige Erziehung genossen.“ Sein Blick schnellte zu mir und ich sah genervt zur Decke. „Oh man, dass ist Monate her. Jetzt krieg' dich doch mal ein.“ „Ich kriege mich aber nicht ein. Du bist ein vernünftiger Junge und ich will nicht, dass du dich mit so einem Pack abgibst.“ „Hallo, wie reden sie eigentlich mit mir?“ Brummte mein Freund ziemlich wütend. Doch mein Vater schenkte ihn ein verächtlichen Blick und packte ihn an der Schule. „Ich glaube dein „Freund“ möchte gehen.“ Er sprach die Worte mit so einem Sarkasmus aus, das ich am liebsten gekotzt hätte. „Hey, hören sie gefälligst auf mich anzupacken“, fauchte Castiel. Ich konnte seinen Ärger verstehen. „Bist du bescheuert? Lass ihn gefälligst los.“ „So, hol deine Sachen und dann verschwinde hier und wehe ich sehe dich noch einmal.“ Castiel sah mich an und ich zuckte total perplex mit der Schulter. „Wenn sie mich loslassen würden, würde ich meine Sachen auch holen.“ Nachdem mein Vater Castiel losgelassen hatte, ging dieser hinauf in mein Zimmer. Als er wieder unten war, schlüpfte er in seine Sneakers und sah zu mir. Mein Vater hatte ihn bereits die Tür aufgemacht. „Komm, zieh Leine“, meinte er nur und warf ihn dann raus und knallte hinter diesem die Tür zu. „Du bist so was von bescheuert.“ Ohne ein weiteres Wort ging ich hinauf in mein Zimmer und warf die Tür mit einem lauten Knall zu und schloss ab. Das war doch nicht mehr normal. Hatte er Castiel tatsächlich vor die Tür gesetzt. Ich ging zu meinem Fenster und öffnete es. Draußen stand er und blickte wartend zu mir hoch. „Dein Vater ist mir so was von sympathisch“, grinste er ironisch und ich seufzte. „Tut mir leid, ich wusste ja nicht, dass er noch heute vor der Tür steht. Meine Ma hatte vorhin beim Telefonat schon erwähnt, dass er heim kommt.“ „Leider konnte ich nun dein leckeres Essen nicht mehr probieren.“ „Werde ich auch nicht mehr. Ich bleib für den Rest des Tages in meinem Zimmer. Wenn du willst, gehen wir morgen nach der Schule zu dir. Dann koch ich nochmal.“ Castiel hatte die Arme vor der Brust verschränkt. „Okay, aber du solltest heute auch noch essen.“ „Nein, ich verzichte liebend gerne. Nun gut, ich geh lieber rein. Bevor er noch anfängt unsere Nachbarschaft zu unterhalten“, murrte ich. Außerdem konnte ich so das Thema „Essen“ gut umgehen. Mein Freund wand sich lächelnd ab und winkte noch einmal kurz herauf. Dann schloss ich das Fenster und seufzte. Das war doch echt mal so was von peinlich gewesen. Am nächsten Morgen begegnete ich Rose unterwegs. Schweigend gingen wir nebeneinander her. Gedankenverloren knabberte ich an einem Keks und bot dem Mädchen ebenfalls einen an, die sie dankend entgegen nahm. „Du wirkst bedrückt.“ Ihr Blick ruhte besorgt auf mir. „Mein Vater ist mal wieder Zuhause. Er hat Castiel und mich gestern beim Essen gestört und diesen einfach vor die Tür gesetzt. So was peinliches.“ Es sprudelte aus mir heraus. Das Mädchen sah mich mit hochgezogener Augenbraue an und sah dann wieder nach vorne. „Ich verstehe es gut. Tut mir leid.“ Ich schüttelte nur den Kopf. „Da kannst du ja nichts für. Mach dir also keinen Kopf.“ „Wie lange bleibt er denn?“ „Nur eine Woche. Er muss zu einem Seminar hier in der Stadt. Deswegen ist er Zuhause.“ „Verstehe. Dann zähle einfach die Tage. Eine Woche ist ja nun nicht so schlimm“, lächelte sie aufmunternd und ich nickte. Lysander wartete am Schultor auf uns. Gemeinsam gingen wir in den Klassenraum. Nathaniel wünschte uns einen guten Morgen. Ich ging zu ihn und fragte sofort, ob ich in der Pause mit ihm reden konnte. Nur noch ich konnte diese ganze Sache begleichen und sollte dem Schulsprecher fragen, ob es möglich wäre ein mildes Strafmaß über Castiel zu verhängen, sollte er sich stellen. In der Pause ging ich mit Nathaniel in ein leeres Klassenzimmer und ich ließ mich auf einen der Stühle nieder. Castiel war heute in der Schule nicht aufgetaucht. Wahrscheinlich schwänzte er mal wieder. „Warum wolltest du mit mir reden?“ Der junge Mann lehnte sich gegen den Tisch und sah zu mir hinunter. „Ich habe gestern mit Castiel wegen der Sache beim Elternabend gesprochen.“ Mein Gegenüber wurde hellhörig. „Meinst du, du könntest die Direktorin überreden, dass es keine Schulverweis gibt? Nur dann wäre er bereit, der Direktorin alles zu stecken“, meinte ich nur. Ich blickte auf den Tisch in dem mit einem spitzen Gegenstand hinein geritzt wurde. Dieses ging über Herzchen mit Buchstaben bis zu „Daniel, ich liebe dich. Deine Tina“ Der Blonde fuhr sich durchs Haar und seufzte ein wenig. „Ich weiß nicht, ob die Direktorin da mit sich reden lässt. Vielleicht kann ich eine Suspendierung für ein paar Tage verhandeln. Aber milder wird es garantiert nicht. Seine Eltern werden über den Vorfall eh in Kenntnis gesetzt. Auch wenn er nicht mehr bei diesen wohnt.“ Er sah an die Wand hinter mir. Seufzend senkte ich den Blick. „Ich hab mein bestes versucht um ihn zu überreden, ehrlich.“ Verdutzt sah mich Nathaniel an und wuschelte mir dann durchs Haar. „Mach dir keinen Kopf. Du machst dir über alles viel zu viel Gedanken. Deswegen bist du auch neuerdings immer so blass. Schalt ruhig mal einen Gang runter, ja? Nicht das du hier noch zusammenbrichst. Ich werde mich mit Castiel unterhalten und verhandeln. Ich denke, wir sollten das auf die Reihe bekommen.“ Ein sachtes Lächeln umspielte ihn und ich atmete erleichtert durch. Er nahm mir damit wirklich eine Last von den Schultern. Denn ich wollte nicht, dass Nathaniel wegen Castiel Probleme hatte und ich wollte nicht, dass Castiel wegen der Sache von der Schule flog. „Danke Nathaniel.“ „Schon gut. Wir kriegen das alles hin. Also beruhige dich, ja?“ Ich gab nur ein erleichtertes nicken von mir und mein Freund stieß sich ein wenig von der Bank ab. „Weißt du, was mit Castiel heute ist?“ Ich zuckte mit den Schultern und Nathaniel seufzte. „Dann wundert er sich, warum er dauernd Verweise bekommt.“ Er hatte recht. Castiel wollte nicht von der Schule fliegen, verscherzte sich aber alles meist selber. Als ich am Abend nach Hause kam – ich war noch bei Castiel um ihn von der Sache mit Nathaniel zu unterrichten – war meine Mutter bereits am Essen machen. Castiel und ich hatten unser „Date“ um eine Woche verschoben, bis mein Vater wieder weg war. Ich ging in die Küche und lehnte gegen den Rahmen der Tür. Sie sah mich lächelnd an. „Da bist du ja. Wo warst du?“ „Einem Klassenkamerad die Hausaufgaben vorbei bringen.“ Das war nicht mal wirklich gelogen, immerhin hatte ich Castiel diese auch mitgeteilt. Ich sah mich um. „Ist er noch bei seinem Seminar?“ Ich setzte mich an den Tisch und meine Mutter nickte. „Ja, aber er wird rechtzeitig zum Essen wieder da sein.“ Ich sah zum Backofen und musste freudig feststellen, dass es Auflauf gab. Nach Kekse schon etwas sehr leckeres. Anscheinend achtete meine Mutter darauf, dass ich aß und machte Sachen, die ich besonders mochte. „Meinetwegen kann er weg bleiben.“ Seufzend drehte sich meine Mutter zu mir um. „Habt ihr euch gestern gestritten?“ „Hallo, er hat Castiel ohne weiteres vor die Tür gesetzt, Ma... Was erwartest du da? Das ich ihn mit offenen Armen empfange?“ Mein Vater und ich hatten eine recht schwierige Beziehung. Er hielt mich immer für einen Loser, was ich ja früher auch war. Ich hatte ihn immer als eine Art Vorbild gesehen, aber nachdem er mich in die Militärschule steckte, hegte ich einen absoluten Groll gegen ihn. Es war immerhin nicht das erste Mal, dass er gegen meinen Willen handelte. Er wollte immer, dass ich ein Mann werde. Nun bin ich einer und ja, ich habe nun keine Hemmungen mehr, mich gegen ihn aufzulehnen. Gerade als ich damit fertig war, den Tisch zu decken kam er auch nach Hause. Er hatte seine Ausgehuniform an und gab meiner Mutter - nachdem er die Küche betrat – einen Kuss. Süß waren sie schon. Sie liebten sich ohne Hemmungen, dass wusste ich. Sie setzten sich an den Tisch und mein Vater sah mich an. Ein wenig mürrisch wich ich seinem Blick aus. „Wir müssen uns mal über deine Zukunft unterhalten.“ Bitte, was?! Ich sah ihn leicht fragend an. „Du bist nun endlich ein Mann geworden und siehst verdammt gut aus. Wahrscheinlich laufen dir die Mädchen reihenweise hinterher. Hast du eine Freundin? Rose ist doch ein süßes und vernünftiges Mädchen. Sie wäre eine ideale Partnerin für dich.“ Sein Blick war durch dringlich und ich wurde rot. „Rose hat einen Freund“, murmelte ich nur und stocherte leicht genervt in meinem Gratin rum. Meine Mutter beobachtete mich besorgt. „Na und? Das ist ein Grund, aber noch lange kein Hindernis, oder?“ Bitte? Genervt rollte ich mit den Augen. Und so was von einem Mann der das Wort 'Loyalität' eigentlich kennen müsste. Würde er für etwas sein Vaterland verraten? „Ja, natürlich.. du hast sie doch echt nicht alle, ernsthaft.“ Mein Vater sah mich an. „Du bist im Abschlussjahr. Danach wirst du zum Militär gehen und kaum Zuhause sein. Es wäre vielleicht gut, bis dahin deine Zukunft etwas gesichert zu haben und zu wissen, dass du einen warmen Herd hast, wenn du heim kommst.“ „Ich denke, ich kann mir trotzdem noch meinen Partner selbst wählen.“ Ich ließ ein bissen von dem Gratin in meinem Mund verschwinden um meinem Vater nichts mehr sagen zu müssen. Er ging mir so was von auf die Nerven und er brachte mich ernsthaft in rage. Am liebsten würde ich mir meine Sachen schnappen und für diese eine Woche zu Castiel verschwinden. „Selbstverständlich, du musst sie mir dann nur vorstellen.“ „Da kannst du dann lange warten. Ich werde garantiert nie mit einem Mädchen nach Hause kommen.“ Mein Vater zog die Augenbrauen fragend nach oben und ich wand den Blick immer noch frustriert ab. Ich nahm ein Schluck von meiner Cola. „Oh, ist es dir etwa unangenehm? Wir wollen doch nur wissen, wie sie so ist.“ „Oh klar und wahrscheinlich müssen ihre Eltern ihr eine Mitgift geben, wenn sie mich heiraten will. Wir sind im 21. Jahrhundert und da gibt es nicht nur heterosexuelle Beziehungen.“ Geschockt sahen mich meine Eltern beide an und ich hielt mir fluchend die Hand vor dem Mund. „So was werde ich nicht in meiner Familie dulden.“ Mein Vater hatte sich erhoben und sah mich finster an. Auch ich erhob mich. „Gut, dann bin ich ab heute nicht mehr dein Sohn“, schrie ich ihn an. Ich warf meine Gabel auf den Teller und ging nach oben und kramte ein paar Sachen zusammen. Dann stürmte ich mit meinem Rucksack aus dem zimmer. „Ken, wo willst du hin?“ „Ich geh zu Castiel.... MEINEM FREUND“, betonte ich dann noch, damit es mein Vater ebenso mitbekam. Er tigerte in der Küche auf und ab und hatte sich eine Zigarette angesteckt. Ich sah meine Mutter entschuldigend an und verließ ohne weiteres die Wohnung. Was für ein totaler Reinfall das doch war. Vor Wut liefen mir auch noch Tränen über die Wangen. Dieses homophobe Arschloch. Kapitel 19: Familienbande (Teil 2) ---------------------------------- Ich hatte mein Handy ausgeschaltet und war auf dem Weg zu Castiel. Im Hausflur hörte ich bereits, dass unser Schulsprecher anwesend war. Ich ging die Treppe hinauf und blieb – als ich fast oben war – auf der Treppe stehen. Sie redeten weiter und ich senkte einfach nur mein Blick und wartete bis sie fertig war. Mein Freund stieß sich plötzlich von der Tür ab und sah an Nathaniel vorbei. „Kentin, was ist los? Was machst du hier?“ Nun wand sich auch Nathaniel zu mir um. Ich hob leicht meinen Blick und Castiel kam sofort zu mir um mich in die Arme zu nehmen. „Hey, du musst doch nicht weinen.“ Nathaniel kam ebenfalls zu uns und sah mich besorgt an. „Was ist passiert? Warum bist du so aufgelöst?“ Ich schüttelte nur den Kopf. „Mein Vater.“ Nathaniel und Castiel sahen sich leicht an. Der Rotschopf nahm mich an der Hand und führte mich in die Wohnung. Nathaniel folgte und schloss hinter sich die Tür. Wir setzen uns ins Wohnzimmer und Castiel holte mir ein Glas Wasser und Taschentücher, während der Blonde versuchte mich weiterhin zu beruhigen. Als mein Freund mir das Wasser reichte, wollte er wissen was passiert ist. Nur kurz und mit gebrochener Stimme erzählte ich den beiden was vor einigen Minuten bei uns Zuhause passiert ist. „Klingt ja echt nett“, murmelte Nathaniel. „Du hättest ihn gestern erleben müssen. Da hat er mich einfach vor die Tür gesetzt.“ Die Augenbrauen des Blonden schoben sich weiter nach oben. „Es war mir echt peinlich. Das er so mit meinen Freunden umsprang. So was von unterste Schublade.“ Nathaniel nahm mir das Glas Wasser ab und sah dann fragend zu Castiel, welcher aber nur abwinkte. „Wir reden morgen in der Schule weiter darüber.“ Die beiden erhoben sich und Nathaniel hoffte, dass es mir bald besser ging. Dann ging er nach Hause und ich blieb mit Castiel alleine zurück. Wieder setzte dieser sich zu mir. Ich hatte mich ein wenig gefangen und sah gedankenverloren auf den kleinen Tisch vor uns. „Kann ich die Woche hier bei dir bleiben?“ Mein Freund nickte leicht und zog mich dann erneut in die Arme. „Solange du willst.“ „Ich will ihn einfach nur nicht sehen.“, murmelte ich etwas. Wieder hatte ich die Beine an meinem Körper gezogen und blickte nachdenklich auf Demon, der vor dem Sofa saß und zu uns hoch sah. Castiel schloss mich leicht in seine Arme und gab mir einen leichten Kuss auf die Schläfen. „Ist in Ordnung. Weiß deine Mutter wenigstens, dass du hier bist?“ „Ja, mein Vater weiß es auch. Musste es ihn sofort mitteilen.“ „Hast du ja mal ein krasses Outing hingelegt. Wie hat deine Ma reagiert?“ Ich seufzte ein wenig und lehnte mich gegen meinen Freund. „Sie war geschockt. Klar, ich habe ihr jahrelang was von Rose vor geheult und nun bekam sie plötzlich zu hören, dass ich einen Freund habe. Aber ich denke sie verkraftet es. Bei meinem Vater war ich mir da nicht so sicher.“, erklärte ich ihn leise weiter. Noch immer lief das Gespräch beim essen wie ein Film in meinem Kopf ab. Ich versuchte mir ja zumindest Mühe zu geben mit ihm klar zu kommen, aber es gelang mir einfach nicht. Stattdessen machte ich es sogar noch schlimmer. „Gott, ich bin so ein Volltrottel.“ „Warum du? Nur weil dein Vater nicht kapiert, das Homosexualität keine Krankheit ist? Ich bitte dich. Er ist einfach nur ein engstirniger, alter Mann.“ Bei der Vorstellung musste ich lachen. „Wenn er das hören würde, würde er dich umbringen.“ Wenig später saßen wir bei einer bestellten Pizza und sahen eine DVD. Leider hatten Castiel und ich jeweils andere Vorlieben für diese. Während er mehr auf Horror- und Actionfilme stand, war ich eher der Typ für Dramen und Komödien. Ja, man glaubte es mir nicht, aber es war wirklich so. Meistens lief der Fernseher aber eh nur im Hintergrund. Wir redeten vor allem viel. „War Nathaniel da, wegen der Sache mit Amber?“ Ich knabberte an meiner Pizza rum. Jetzt erst merkte ich was ich eigentlich für ein Hunger hatte. Hastig kaute ich und nahm ein neuen bissen. Er sah mich grinsend an. „Gott, du hast ja einen gesunden Appetit. Das sehe ich gerne. Wo du ja in letzter Zeit dein essen ziemlich vernachlässigst.“ Dann wand er das Gespräch auf das eigentliche Thema zurück. „Ja, deswegen war unser verehrter Schulsprecher hier. Er meinte, er habe mit der Direktorin geredet und wenn ich mich Stelle, würde ich für ein paar Tage von der Schule suspendiert werden.“ „Also konnte er was besseres nicht raus schlagen. Schade.“ „ Na ja, wenn du jetzt hier bist, würde ich mir die Sache noch mal überlegen.“ Fragend legte ich den Kopf schief und sah ihn an. „Wenn du hier bist. Dann könnten wir die paar Tage einfach kuschelnd im Bett verbringen“, verstand er meinen fragenden Blick. Errötend stieß ich ihn leicht an den Kopf. „Blödmann“, schmollte ich ein wenig. Worauf er mir lachend durchs Haar wuschelte. Rose kam zu uns gerannt und umarmte mich leicht. „Kentin du lebst.“, rief sie total erschrocken und blickte mich dabei an. „Ja, warum auch nicht?“ Castiel blieb neben ihr stehen und schnippte ihr gegen die Stirn. „Dummkopf.“ Lachend verließ er uns und ich war mit meiner Freundin allein. „Dein Vater hat gestern bei uns angerufen und meinte du wärst besessen und hast dir irgendwas in den Kopf gesetzt und bist einfach von Zuhause abgehauen.“ Sie hatte Tränen in den Augen. „Ich habe mir solche Sorgen gemacht.“ Lachend pattete ich ihr den Kopf und fragte mich innerlich, warum ich KEINE normalen Freunde hatte. Wenn meine Familie schon nicht ganz richtig war, konnte ich ja wenigstens darauf bestehen. „Ich habe mich nur geoutet und einen großen Krach damit provoziert. Bin nur zu Castiel geflüchtet“, erklärte ich ihr einfach langsam. Sie sah mich schniefend an und tupfte sich mit einem Taschentuch dir Tränen aus den Augen. „Achso und ich habe so die Panik geschoben.“ „Ja, dass habe ich gesehen. Du solltest dein Kajal nachziehen.“, fügte ich hinzu. Wir machten uns dann auf dem Weg zum Klassenzimmer. Wie ich feststellte, waren sowohl mein Freund als auch Nathaniel nicht im Raum gewesen. Erst nachdem der Unterricht begann kam Nathaniel ohne Castiel zurück in den Raum. Er legte dem Lehrer ein Dokument auf den Tisch, welches er fragend durchlas. Als er damit fertig war machte er eine Notiz ins Klassenbuch und führte seinen Unterricht fort. In der Mittagspause saßen wir alle in der Cafeteria. Abgesehen von Castiel. Wie ich in der Pause erfahren hatte, war er bei der Direktorin und hat alles zugegeben. Jetzt war er für den Rest der Woche von der Schule suspendiert. So wirklich störte das den Rothaarigen bestimmt nicht. Nur seine Eltern würde es nicht unbedingt gefallen. „Schön, dass sich Castiel gestellt hast und du dein Job als Schulsprecher wieder hast.“, lächelte Rose zu ihrem Freund. Dieser nickte nur und sah auf sein Essen. „Was ist das eigentlich für ein Zeug?“ Auch Henriette betrachtete diesen Auflauf mit seltsamen Blick. Es war Gelb mit einer Sahnesoße und man konnte absolut nicht definieren, was da drin war. „Tote Katze“ Alle blicke richteten sich auf Lysander der leicht lächelte. „Schmeckt nach Nudelauflauf“, fügte er dann aber schulterzuckend hinzu. Auch ich stocherte ein wenig lustlos in meinem toten Auflauf rum. Rose sah mich besorgt an. „Was machst du eigentlich wegen deinen Eltern?“ „Ich bleib bei Castiel, bis mein Vater wieder weg ist und dann rede ich mit meiner Mutter. Sie wird garantiert Verständnis haben. Von meinem homophoben Vater brauche ich so was nicht zu erwarten.“ „Vielleicht ist es für dein Vater nur ein Schock, dass gerade sein Sohn auf Männer steht. Ich mein, für Eltern ist es auch eine neue und schwere Situation.“ Lysander sah mich lächelnd an. „Vielleicht solltet ihr euch alle mal zusammen setzen und miteinander reden. Castiel am besten auch.“ „Das Problem ist, dass mein Vater Castiel nicht ausstehen kann. Er hat ihn vorgestern einfach vor die Tür gesetzt. Er wollte nichts hören.. absolut nichts. Mein Vater ist manchmal kindischer als Castiel, wenn der seinen Kopf durchsetzen will.“ „Ich verstehe.“ Ein wenig nachdenklich wandte der Weißhaarige den Blick ab. Anscheinend war er genauso überfragt gewesen wie ich. Als ich am Nachmittag bei Castiel ankam, saß dieser im Bett und schrieb an irgendetwas rum. Kurz beobachtete ich ihn dabei. Es war so anmutig, wie er den Block auf den Oberschenkeln gebettet hatte und den Arm darauf abstütze, womit er sich den Kopf ein wenig hielt. Ich gab ihn einen leichten Kuss und streckte mich. „Ich bin stolz auf dich.“ Mein Freund sah fragend zu mir. Wieder zog mich sein Blick fast aus und ich wurde leicht rot. „Das du dich gestellt hast.“ „Ich habe das nur für dich getan. Ich kann dir halt nicht widerstehen.“ Kurz ging der Blick auf den Block vor ihn. Dann sah er mich wieder an. „Deine Mutter hat bei mir angerufen.“ Na ganz toll. „Was wollte sie denn?“ Ich ging zu meinem Rucksack und zog mich ein wenig lässiger an. Auch mein Freund hatte nur eine schwarze Trainingshose und ein offenes Hemd an und ich erwischte mich ständig dabei, wie ich ihn auf den schönen Oberkörper starrte. Ich beneidete ihn leicht dafür. Zwar machte ich auch relativ viel Sport, aber trotzdem hatte ich nicht so einen Adoniskörper wie er. „Sie hat uns heute Abend zum Essen eingeladen“ Perplex sah ich ihn an. „Ernsthaft?“ „Ja, sie meinte wir sollten uns alle in Ruhe kennen lernen und von vorne anfangen.“ War ja klar, dass meine Mutter versuchte diesen Scherbenhaufen zu reparieren. Das machte sie immer. In jeder Situation – in der mein Vater und ich uns gestritten hatten – war sie der ruhige Pol und sorgte dafür, dass wir danach zumindest wieder miteinander redeten. „Ich habe zugesagt.. ist ja in unserem Interesse.“ Seufzend sah ich ihn an. „Du weißt genau, dass es peinlich für dich werden könnte und du willst das echt machen?“ Er nickte grinsend. „18 Uhr beim Italiener an der Ecke.“ Auch noch außerhalb essen. Das konnte ja was werden. Ich sah morgen schon die Schlagzeile in der Zeitung: „Vater zerfleischt Freund des Sohnes beim Italiener.“ „Ich geh duschen.“, gab ich nur brummend von mir und verschwand dann ins Badezimmer. Castiels Blick im Nacken spürend. Das heiße Wasser prasselte mir auf den Körper. Ich spürte wie die Wassertropfen ihren Weg nach unten bahnten. Ein Tropfen an meiner Haarsträhne tropfte auf den Boden des Duschbeckens. Gedankenverloren hatte ich eine Hand an der Wand abgestützt. Irgendwie konnte ich gerade keinen klaren Gedanken fassen. Was bezweckten sie mit diesem gemeinsamen Abendessen nur? Mir war wieder flau im Magen und ich atmete tief durch. Plötzlich umarmt mich jemand von hinten und flüsterte mir leicht ins Ohr: „Soll ich dir den Rücken waschen?“ Total erschrocken sah ich nach hinten zu ihn. Er grinste ein wenig und presste seinen nackten Körper gegen meinen, was mich wieder erröten ließ. Jede Stelle meines Körpers - die mit seiner in Berührung kam - brannte wie Feuer. Er nahm das Seiftuch und begann mich zu waschen. Dabei massierte er mir die Schulter leicht. „Du bist viel zu verkrampft. Falls sie uns doch auseinander bringen wollten, verspreche ich dir, werden wir durchbrennen. Wir gehen zum Bahnhof, kaufen uns ein Zugticket irgendwo hin und kommen nie wieder zurück. Romantisch oder?“ Ein helles Lachen entwich mir und ich drehte mich komplett zu ihn um und küsste ihn leicht. „Wow~ und ich dachte bei dem Liebesbrief hast du die Romantik für 3 Jahren verbraucht.“ „Ja, aber ich habe noch kleine Reserven.“, zwinkerte er mir entgegen. Nachdem wir fertig waren, hüllte er mich in ein großes Badehandtuch und trug mich dann ins Schlafzimmer. Wir zogen uns an und gingen dann eine Runde mit Demon hinaus. Wir saßen in einer Ecke des Restaurants. Der Tisch war rund und üppig und wir alle hatten eine menge Platz daran. Castiel und ich haben es und gemeinsam auf der leicht runden Sitzbank gemütlich gemacht, während meine beiden Eltern uns Gegenüber auf Stühlen saß. Castiel hatte seine Haare zu einem Zopf gebunden und war in einem roten Shirt gekleidet. Auch ich hatte mich recht normal angezogen. Ich hatte keine Lust, meinen Eltern irgendetwas vorzuspielen nur weil sie es von mir erwarteten. Auch Castiel wollte einfach ganz normal bleiben. Mein Vater konnte kaum den Blick von diesem lassen und schon nach 5 min mit ihm war ich leicht genervt und lehnte mich etwas zurück. Mein Freund drückte meine Hand und lächelte mich leicht an. „Castiel war dein Name, richtig?“ Mein Vater fing zuerst an die unangenehme Stille zu brechen. Mein Freund nickte leicht. „Genau ich bin Castiel. Der böse Rowdy von Kentins Schule.“ Ich hatte wieder das Bedürfnis, dem Rotschopf gegen das Schienbein zu treten. Was mir aber in dieser Position nicht möglich war. Zwischen meinen Vater und Castiel lag ein unangenehmes knistern, dass sogar meine Mutter seufzen musste. Sie waren beide Hitzköpfe gewesen und das war eine sehr explosive Mischung. „Wenn du mich veralbern willst..“ Castiel unterbrach ihn sofort. „Sie haben damit doch letztens angefangen, oder? Es ist schade, dass sie einen Menschen verurteilen noch bevor sie ihn kennengelernt haben. Nicht alle Menschen mit langen Haaren und grimmigen Blick sind schlechte Menschen... allerhöchstens schlechtgelaunte Menschen.“ Castiel wand den Blick dann zu mir und ich lächelte ihn leicht an. Mein Vater schwieg kurz. „Darf ich fragen, was du nach der Schule geplant hast?“ Da war sie, diese Frage. „Vater, könntest du es bitte lassen. Es kann dir doch egal sei ,was er mal werden will.“ „Das sagst du. Ich sehe das anders.“ Erneut sahen die Augen zu Castiel. Dieser lehnte sich zurück. „Ich bin ehrlich, ich habe keine Ahnung. Ein Freund und ich haben eine Band, vielleicht werden wir nach der Schule richtig durchstarten und Karriere machen.“ „Was für ein törichter Gedanke. Die Jugend nimmt ihr Leben viel zu einfach. Karriere machen sollst du im Beruf, Junge“ „Es ist in dem Falle ein Beruf. Wenn es nicht klappt, kann ich immer noch irgend etwas studieren und eine Familie gründen.“ Meine Mutter sah ihn an. „Das heißt du weißt noch gar nicht, ob du mit Kentin zusammen bleibst?“ Sie war erstaunt. „Liebe sind Gefühle. Gefühle ändern sich mit der Zeit und etwas wie Liebe muss gehegt und gepflegt werden. Ich liebe Kentin und er liebt mich. Wir verstehen uns ohne Worte. Doch niemand weiß ob es ewig hält. Es wäre ein Lüge zu sagen, dass ich ihn ewig lieben werde. Denn ich weiß nicht, was in 5 oder 6 Jahren ist.“ Meine Eltern sahen ihn schweigend an und blickten einander vielsagend an. Ich liebte seine Ehrlichkeit und ich freute mich, dass er hier niemanden irgendetwas vor heuchelte. Mein Vater konnte Heuchler nicht ausstehen. „Du bist immerhin ehrlich. So was mag ich.“ Er hatte den Blick auf den Tisch gesetzt. „Eins können sie mir glauben. Ich werde ihn nicht wehtun und immer beschützen. Selbst wenn wir uns eines Tages trennen sollten, werden wir immer noch Freunde bleiben.“ „Es ist trotzdem seltsam, wenn der eigene Sohn auf Männer steht. Es ist was anderes. Man akzeptiert es ja eigentlich, aber man fällt aus allen Wolken wenn man dann davon erfährt.“, meinte er ruhig und nahm ein Schluck von seinem Wasser. Die Kellnerin kam in diesem Moment und brachte uns die Vorspeise. Ein wenig seufzend stocherte ich in dem bunten Salat rum, nahm eine Cherrytomate und ließ sie in meinem Mund verschwinden. Ich spürte den Blick der drei auf mir. Castiel zog mich plötzlich zu sich. „Wenn du nicht vernünftig isst, werde ich es dir vorkauen und meinem Kuss einflößen.“ War das ein Angebot oder eine Drohung? Meine Mutter wurde rot und mein Vater beobachtete uns neugierig. Castiel schien vergessen zu haben, dass wir hier immer noch mit meinen Eltern essen waren. Dieser griff gerade in die Tasche und holte die rosafarbene Lunchbox mit dem Katzenmotiv hervor und ich blickte ihn erstaunt an. „Hier ess' eins davon und wehe nicht.“, brummte er. Verlegen nahm ich das Sandwich und aß es ohne weiteres auf. Castiel konnte wahnsinnig leckere Sandwiches machen und ich musste zugeben, dass ich süchtig nach ihnen wurde. Während alle ihren Salat aßen, verputzte ich den Inhalt der Lunchbox. „Du hast also auch mitbekommen, dass Ken wenig isst.“ Wieder ergriff meine Mutter das Wort. „Ja, schon bei dem Stück ist es mir aufgefallen. Er isst wie eine Maus. Es sei denn es gibt Kekse. Seitdem habe ich seine Essgewohnheiten im Auge und ich habe herausgefunden, dass er diese Sandwiches fast so gerne isst wie Kekse. Deswegen bring ich ihn immer welche zur Schule mit.“ Mein Vater atmete tief durch und sah Castiel an. „Obwohl du ein Mann bist, kümmerst du dich aufopferungsvoll für ihn und sorgst sogar dafür, dass er ordentlich isst. Du wärst tatsächlich die perfekte Frau für ihn.“ Castiel und ich fielen aus allen Wolken. Er sah Castiel tatsächlich als Frau. Mein Vater klopfte diesen auf die Schulter. Ein Zeichen von Respekt. Ging es nun tatsächlich nur wegen dieses Essens besser? „Ich werde dich an der Seite meines Sohnes akzeptieren, aber erwarte nicht, dass wir beide Freunde werden.“ War ja irgendwie klar. „Dafür musst du dich erstmal als Frau beweisen.“ Castiel zitterte vor Wut und ich musste lachen. Er dachte tatsächlich, dass er die Frau in der Beziehung wäre. Ich kuschelte mich leicht an Castiel um ihn zu beruhigen und flüsterte ihn ein „Ich liebe dich“ ins Ohr. Leicht knatschig wand er den Blick ab. „Dein Vater hält mich für ein Weib. Nur deswegen akzeptiert er mich.“ „Nimm es locker. Immerhin kennen die anderen die Wahrheit.“ Wir gaben uns kurz einen Kuss und fingen dann an zu lachen. Kapitel 20: Party, Party.. Ähm Party? ------------------------------------- Anmerkung: Dieses Kapitel spielt ca. 1-2 monate nach dem letzten Kapitel. Ich hatte nämlich ein weihnachtskapitel dazwischen geplant, aber bei dem Wetter kam keine Stimmung auf. :) *~*~*~* Es war 5 Uhr morgens und ich blickte hinaus auf die Verschlafene Stadt. Es war Ende Januar gewesen und der Schnee lag dick auf der Erde. Es hatte über Nacht erneut Neuschnee gegeben. Meine Mutter fuhr vorsichtig Richtung Schule. Heute fand nun endlich unsere langersehnte Klassenfahrt in die Schweiz statt. Es war unser letzter großer Ausflug vor den Prüfungen gewesen. Nächste Woche Freitag hatten wir unsere erste große Vorprüfung in Mathemathik, aber daran wollte ich jetzt nicht denken. Immerhin lag eine ganze Woche voller Spaß vor uns. Dennoch wirkte ich ein wenig frustriert. Castiel und ich hatten in den letzten Wochen dauernd irgendwelche kleinen Streits gehabt und ich hatte Angst, dass es in dieser Woche noch mehr ausartete.Ich spürte kurz den besorgten Blick meiner Mutter auf mir. „Ihr habt eine Woche Klassenfahrt vor euch und du ziehst ein Gesicht, wie sieben Tage Regenwetter.“ „Tut mir leid, ich bin nur nicht ausgeschlafen.“ ,log ich sie an. Ein seufzen entwich ihr. Sie kannte mich gut genug um zu wissen, das mich etwas bedrückte, aber ich nicht darüber reden wollte. Vor dem Schulhof blieb sie stehen. Ich stieg aus und nahm meine Tasche aus dem Kofferraum. Lächelnd verabschiedete ich mich von meiner Mutter und sie fuhr davon, nachdem sie sich überzeugt hatte, dass ich auch alles hatte. „Geldbörse, Auslandskrankenversicherung, Krankenkarte?“ Genervt rollte ich mit den Augen. „Ma, ich habe alles. Mache dir nicht soviel Gedanken.“ Ich hielt ihr das kleine Dokumentenbüchlein hoch, welches ich dann wieder in meinen Rucksack verstaute. Rose lächelte mich verschlafen an. Sie hatte -genau wie ich - ein Kissen in der Hand. Wir mussten lachen. Es war mal wieder so typisch gewesen. „Die anderen noch nicht da?“ „Na ja, wenn man bedenkt, dass erst halb 6 Treff ist....“, zuckte sie mit der Schulter und ich nickte etwas. Mit der Zeit trudelten immer mehr unserer Klassenkameraden ein. Nathaniel hatte ein Klemmbrett im Arm und notierte genau die Anwesenheit der Schüler. Er war dafür verantwortlich, dass alles reibungslos seinen Gang ging. Castiel trat später zu uns. Er begrüßte uns alle uns verstaute die Hände wieder in seinen Mantel. Rose sah von mir zu ihn und warf mir dabei einen vielsagenden Blick zu, den ich mit einem zucken quittierte. Nathaniel kam kurz zu uns und begrüßte uns ebenfalls, dann ging er zu einer Gruppe Mädchen weiter. Lysander stand ein wenig abseits und gab dem Busfahrer schon seine Sachen. Dann schulterte er seinen Rucksack und kam zu uns rüber. „Guten Morgen.“, lächelte er leicht. Wir begrüßten ihn leicht und brachten dann ebenfalls unsere Taschen zum Busfahrer, damit er diese verstauen konnte. „Habt ihr immer noch Streit?“ Rose ging leicht neben mir her. Nur kurz nickte ich. „Hat sich irgendwie so festgesetzt. Was heißt Streit? Streiten tun wir nicht wirklich. Es ist eher so, als wäre für Castiel alles selbstverständlich.“, murmelte ich nur und das Mädchen gab ein leichtes seufzen von sich. „Meint ihr, es läuft noch lange mit euch?“ Ich sah sie erneut an und sah dann zu Boden. „Ich liebe Castiel, keine Zweifel. Es würde mir wirklich das Herz brechen, aber ich weiß echt nicht, was in seinen Kopf so vor sich geht.“ wir redeten die ganze Zeit, bis unserer Lehrer uns bat, in den großen Reisebus einzusteigen. „Ach, ich kann Busfahrten nicht leiden.“ Henriette war zu uns gestoßen. Sie war jetzt schon ziemlich blass gewesen und nahm eine Tablette in den Mund und spülte mit einem Schluck Wasser hinterher. Die beiden Mädchen setzten sich vor mir hin. Ich blieb alleine sitzen, da Castiel weiter hinten bei Lysander sitzen wollte. Nathaniel musste vorne bleiben um einen Überblick zu haben. Neben ihn saß Melody. Wir hatten eine lange Fahrt vor uns, die ca. 8 Stunden dauerte. Da aber der Schnee noch dazu kam, ging ich von zwei bis drei Stunden mehr aus. Ich atmete tief durch und blickte hinaus. Es war noch immer dunkel gewesen, aber am östlichen Horizont konnte man bereits den blassblauen Himmel erblicken. Es würde nicht mehr lange dauern und der Tag würde anbrechen. Ich schloss die Augen und versuchte ein wenig meine Gedanken nachzuhängen und vielleicht noch ein wenig zu schlafen. Es war ruhig im Bus gewesen, da diese Idee wohl viele hatten. Rose und Henriette hatten sich ebenfalls aneinander gelehnt und schliefen. Das blonde Mädchen hielt ihr Kissen fest in der Hand dabei. Henriette hatte sich ein paar Ohrstöpsel in die Ohren gestopft und hörte Musik. Ich legte mein Kissen zwischen Scheibe und Kopf und kam dann auch langsam zur Ruhe. „Ken, hey...“ Jemand flüsterte mir etwas zu. Als ich die Augen öffnete, blickte ich in das Gesicht unseres Schulsprechers. „Wir legen gerade eine Pause ein, möchtest du etwas essen?“ Rose und Jette sahen über ihren Sitz zu mir. „Du hast echt die ganzen 3 Stunden geschlafen. Hast du die Nacht so schlecht geschlafen?“, fragte Jette. Ich ließ meinen verschlafenen Blick durch die Reihe gleiten und stellte fest, dass alle draußen waren und sich die Beine vertreten. „Nein, ich war einfach nur müde. Sind wir echt schon 3 Stunden unterwegs?“ Meine Freundin nickte lächelnd und verschwand dann mit Jette aus dem Bus. Unser Schulsprecher sah den beiden nach und setzte sich auf den Platz neben mir. „Zwischen dir und Castiel alles okay?“ Ich schüttelte leicht den Kopf und fuhr mir mit der Hand über meinen schmerzenden Nacken. „Wir haben uns ein wenig auseinander gelebt.“ Ich kramte derweil in meinem Rucksack rum und kramte meine schwarze Geldbörse aus dieser. Gemeinsam mit Nathaniel verließ ich den Bus und ging zu dem Restaurant – an den ein Laden grenzte - an der Raststätte. Hier und da standen die Leute aus unserer und der Parallelklasse rum. Sie schienen alle bereits eine Menge Spaß zu haben. Vorm Eingang des Restaurants standen Lysander, Jette und Castiel. Castiel hatte sich eine Zigarette angesteckt und sah uns leicht an. Er packte mich am Arm. „Was willst du Essen?“ „Nichts... ich hole mir nur etwas zu trinken. Habe mein Wasser Zuhause vergessen.“ Ein wenig befreite ich mich aus seinen Griff. „Dann hole ich dir halt was.“ „Ja tue das.“ Lysander und Jette musterten uns schweigend. Nathaniel war bereits reingegangen und holte sich für Rose und ihn ein Lunchpaket mit Sandwiches, Obst, Gemüse und einer Flasche Orangensaft. Ein wenig beobachtete ich die beiden Verliebten. Rose hatte sich leicht bei diesem eingeharkt und lachte ein wenig. Castiel war meinen Blick gefolgt. „Woran denkst du?“, flüsterte er mir ins Ohr. Er hatte sich leicht zu mir gebeugt und sprach, ohne das es die anderen beiden mitbekamen. „Ich habe nur Nathaniel und Rose beobachtet mehr nicht.“ Kurz sah ich in Castiels Augen und er gab mir einen flüchtigen Kuss auf die Lippen. „Hole dir dein Wasser...“, meinte er und ließ mich dann los. Ein wenig perplex sah ich ihn an und verschwand dann in das Gebäude. Ich ging durch die Regale mit den Wasserflaschen. Still, Medium oder Mineralwasser. In Plastik- oder Glasflaschen? Es dauerte eine schiere Ewigkeit, was aber auch daran lag, dass ich mit meinen Gedanken irgendwie wieder abgedriftet war. Gerade als ich eine 1 Liter - Flasche greifen wollte, hatte jemand wohl den selben Gedanken. Unsere Finger berührten sich und wir zogen sie reflexartig zurück. Ich wand mich leicht zu der Person und Alexy sah mich verlegen an. „Tut mir leid, ich wusste nicht, dass du die selbe wolltest.“ Er griff erneut ins Regal und gab mir eine der Flaschen. Dann nahm er selber eine und ging dann davon. Kurz sah ich ihn nach. Ich betrachtete die Flasche in meiner Fand und ging zu der Kasse, an der auch andere aus meiner Klasse standen. Nathaniel war bereits gegangen und Rose stand plaudernd mit Jette vor mir. Ich reihte mich bei den beiden ein. „Hast du gerade mit Alexy geflirtet?“, grinste mich das dunkelhaarige Mädchen an und ich zog die Augenbraue hoch. „Nein, wir wollten nur die selbe Flasche im selben Augenblick. Er hat sie mir gegeben und ist dann gegangen.“ Sie sah zu Rose und grinste sie ein wenig an. „Mach ihn doch eifersüchtig, Das bringt Pepp in eure einschlafende Beziehung.“ Genervt rollte ich mit den Augen. „Lass es einfach meine Sorge sein, okay?“ Sie zuckte mit der Schulter und ich griff mir zwei der Lunchboxen, die auch Nathaniel gekauft hatte und ein Packung Schokoladenkekse. Nachdem ich mein Zeug bezahlt hatte, ging ich wieder raus. Nun hatte ich auch die beiden Orangensaftflaschen in der Hand und ich musste aufpassen, dass ich nicht irgendetwas fallen ließ. Leider war ich ziemlich tollpatschig und stolperte leicht. Hastig versuchte ich mein Gleichgewicht wiederzufinden und alles auszubalancieren. Jedoch fiel mir dabei eine der Lunchboxen aus der Hand. Ach verdammt. Ich fluchte schon, als sie jemand auffing und sie mir wieder grinsend auf den Einkauf packte. Es war erneut Alexy gewesen, welcher dann einfach weiterging ohne ein 'Danke' von mir abzuwarten. Er hätte es aber wohl eh nicht mitbekommen, da er sich die grünen Kopfhörer über die Ohren gestülpt hatte. Castiel sah mir bereits entgegen. Er schnippte den Zigarettenstummel weg und pustete den letzen Rauch aus. Vor diesem blieb ich stehen. „Hier eine Lunchbox für mich und eine für dich.“ Er zog die Brauen fragend hoch. „Ich hab schon gegessen.“ Er hielt eine leere Tüte hoch in der mal Donuts oder so etwas gewesen waren. „Aber dennoch Danke, Schatz.“ Ein wenig angeknatscht ging ich wieder in den Bus und ließ die Sachen auf den Sitz neben mir fallen. Rose blickte sich fragend um. „Du siehst sauer aus.“ „Bin ich auch....“ Nun wand sich auch Jette um und fragte warum ich so schlecht drauf war. „Ich habe für Castiel und mir etwas zu Essen gekauft und er meinte, er hätte schon. Hätte er mir das Zeug nicht einfach aus Höflichkeit abnehmen können?“ Ich fühlte mich irgendwie abgeblitzt und das war der eigentlich Grund warum ich so wütend war. Ich versuchte schon, diese leicht frostige Stimmung zwischen uns ein wenig zu erwärmen und er? Er trat sie mit Füßen. Als die Leute wieder alle auf ihren Plätzen waren und Nathaniel dafür gesorgt hatte, dass alle da waren ging die Fahrt weiter. Die Lunchboxen blieben unberührt. Das einzige was ich zu mir nahm, waren die Kekse gewesen. Im Bus lief ein Film. Aber es war ein schlechter und alter Film gewesen und ich habe nach Minuten aufgehört dahin zusehen. Stattdessen sah ich wieder aus dem Fenster. Die Landschaft war schon ein wenig hügeliger gewesen und in der Ferne sah man ab und an ein paar Berge. Die Stimmung im Bus war ziemlich ausgelassen. Castiel kam nach vorne um den Busfahrer ein paar CD's von den Mädchen - die ebenfalls hinten saßen – zu geben. Dieser schmiss auch gleich ein paar davon rein und durch den Bus drang Aprés Ski Musik. Na klasse, die hatten ein Geschmack. Als mein Freund zurück wollte, blieb er bei mir stehen und setzte sich neben mir hin. „Warum isst du nicht?“, fragte er nur, worauf ich ihn einen stinkigen Blick zu warf. „Ich bin zu fett.....“ war das einzige was ich darauf kommentierte. „Hör auf so ein Müll zu reden.“ Er öffnete den Deckel der großen Lunchbox und sah hinein. Er nahm ein Sandwich heraus und hielt ihn mir unter die Nase. „Ess!“ „Vergiss es... ich habe kein Hunger.“ Um dies natürlich nicht zu bestätigen, fing mein Magen heftig an zur knurren und ich wand grummelnd mein Blick zum Fenster. „Warum benimmst du dich wie ein Kleinkind?“, fragte er giftig, worauf ich ebenso giftig konterte: „Warum bist du so ein verdammter Idiot?“ Sein Blick fixierte mich richtig, ich hielt diesen aber stand. Seine dunklen Onyxe sprühten richtig Funken und ich musste mich arg beherrschen, nicht doch wegzusehen. Aber das war ein Zeichen von Schwäche und ich wollte gegenüber Castiel einfach keine Schwäche zeigen. Ich atmete tief durch und biss dann leicht von dem Sandwich in seiner Hand ab. Es hieß immer, dass der klügere nachgibt und irgendwie hatte ich das Bedürfnis, einfach nicht mit Castiel zu streiten. Wir stritten einfach viel zu viel wegen jeder Kleinigkeit. Rose lugte leicht zwischen den Sitzen hindurch. Castiel strich mir leicht durchs Haar. „Wir sind in letzter Zeit ziemlich eklig zueinander. Tut mir leid.“, murmelte er etwas. Ich schüttelte nur leicht den Kopf und und hielt dann seine Hand fest. „Schon gut.... es liegt auch an mir. Ich will dir soviel Freiheit lassen, wie möglich... aber dann komm ich doch wieder angekrochen wie ein bettelndes Hündchen... Gott, ich bin so mies.“ Castiel lächelte mich an. „Schon gut. Iss bitte ein wenig, ja? Wir reden später, Kentin.“ Er umarmte mich leicht und löste sich dann von mir um zurück zu gehen. Ich hatte mit einen kleinen Kuss gerechnet, aber dieser blieb mal wieder aus. Rose, Jette und ich redeten ein wenig miteinander. Nebenbei spielten wir ein paar Videospiele im Multiplayermodus auf einer Handkonsole oder besser drei davon, was uns echt zum lachen brachte. Allgemein war die Stimmung recht ausgelassen. Besonders in den hinteren Reihen war eine extreme Stimmung gewesen. Lysander riss plötzlich die Arme nach oben und sang. „..und dann die Hände...“ Mein Freund erhob sich ebenfalls und stimmte mit ein „zum Himmel...“ Sie sangen dann im Duett weiter: „...und lasst uns fröhlich sein.“ Die beiden Mädchen fingen heftig an zu lachen und Jette holte ihre Kamera heraus um alles auf Videoband festzuhalten. Die beiden konnten echte Spaßkanonen sein. Nathaniel war vorne in ein Buch vertieft. Plötzlich kam Alexy durch die Reihen und setzte sich zu mir. „Wolle du Rose.. kaufe?“, sprach er mit einem leicht türkischen Akzent.. Zumindest denke ich es sollte sich so anhören. Ich verneinte und schnippte ihn gegen die Stirn. Dann erhob er sich und ging zu den beiden Mädchen. „Wollt ihr Rose kaufe?“ „Alexy, was machen die Spinner mit dir dahinten?“ Rose war derweil in ein schallendes Gelächter ausgebrochen und nahm Alexy eine der selbst gebastelten Papierblumen ab, die er in der Hand hielt. Dieser Junge hatte zu viel Langeweile. „Als Bezahlung will ich ein Kuss auf die Wange.“ Er hielt Rose die Wange hin und diese gab ihn einen leichten Kuss auf diese. Nathaniel schüttelte leicht den Kopf und wand sich wieder seinem Buch zu. Alexy zog dann weiter. Ganz vorne setzte er sich bei Nathaniel auf den Schoß. „Komm, kauf mir eine Rose ab.“ Er hatte ihn umarmt und sah den blonden Schulsprecher an. Dieser konterte: „Muss ich auch mit einem Kuss bezahlen?“ „Nö.. mit Naturalien anderer Art.“, zwinkerte er etwas. Bevor Nathaniel die Nerven verlor, legte er ihn eine Rose auf den Schoß und ging – nachdem er einen Handkuss machte und der halbe Bus fast lag vor lachen – wieder zurück auf seinen Platz. Rose sah ihn nach. „Alexy kann ganz schön frech sein, wenn er wollte.“ Sie reichte mir dann die Papierrose. „Schenk' sie deinem liebsten.“ Kurz betrachtete ich die Blume, die aus roten und grünen Papier gemacht wurde. Wahrscheinlich machten er und Viola hinten nichts anderes. Ein leises seufzen entglitt mir und ich sah wieder hinaus. Neben mir lag nun schon die zweite Lunchbox die halb aufgegessen war. Mein Hunger war stärker gewesen. Ich hatte mir aus meinem kleinen Notizbuch eine Seite herausgenommen und schrieb darauf: 'Kein Mensch hat ein Leben, das nur aus perfekten kleinen Augenblicken besteht. Und wenn es so wäre, wären die Augenblicke nicht mehr perfekt, sondern normal. Wie soll man wissen, was Freude ist, wenn man nie Kummer hat?' Ich nahm ein wenig Tesafilm und rollte den Zettel um den Stil der Papierblume und klebte am Ende das Stück Tesa darauf, damit es fest saß. Kurz winkte ich Alexy - welcher immer noch Papierblumen an den Mann bringen wollte – zu mir. „Kannst du diese bitte Castiel geben?“, fragte ich höflich und Alexy grinste, als er den kleinen Zettel daran sah. Verlegen wand ich den Blick ein wenig ab. Ich spürte die Blicke der anderen auf uns ruhen. „Bezahlung bitte.“ Er hielt mir die Wange hin und ich schluckte leicht. Seufzend fragte ich, ob er sie Castiel nicht so geben konnte. „Na gut, aber nur weil du süß bist, Kentin.“, zwinkerte er mir zu und stolzierte dann zurück zu den anderen. „Lord Castiel, eine Rose für euch, von der junge Dame dort vorne.“ Ich rollte ein wenig mit den Augen und erwiderte kurz den Blick, den Castiel mir zuwarf. Er nahm die Rose dankend entgegen und jeder wollte wissen, was auf den Zettel stand, der um dieser Papierblume war. „Das geht euch verdammt noch mal nichts an.“, knurrte er nur. Er faltete den Brief auseinander. Mehr konnte ich nicht erkennen, da ich meinen Blick wieder abwand. Die Stimmung wurde gegen Abend hin immer ruhiger. Einige Leute waren wieder auf ihren Platz gewesen und versuchten ein wenig zu dösen. Auch ich hatte mir die Ohrstöpsel meines MP3-Players in die Ohren gemacht und versuchte zu schlafen. Der Busfahrer kündigte dann eine Stunde später an, dass wir langsam alles zusammenpacken sollten. Nach ca. 9 Stunden im Bus und etwa 5 Pausen waren wir dann endlich da angekommen wo wir hin wollten. Es war ein niedliches Skidörfchen gewesen. Es war alles weiß wie Puderzucker und die Holzhütten hatten etwas sehr romantisches an sich. Wir waren alle fasziniert. Nur langsam kam der Bus durch die kleinen Straßen, aber somit hatten wir alle die Gelegenheit alles anzusehen. Vor einem großen Holzhaus blieben wir dann stehen. Es hatte Balkons und war komplett weiß gewesen. Nur die Dielen an den Wänden waren in einen dunklen Kiefernholz gehalten. Unser Lehrer erklärte uns, dass wir erst alle unsere Taschen holen sollten und dann langsam nach Gruppen hineingehen sollten um unsere Schlüssel für die Zimmer abzuholen. Die Zimmeraufteilungen hatten wir bereits in der Schule gemacht, damit es jetzt keine großen Streitereien gab. Ich hatte ein Sechserzimmer mit Nathaniel, Armin, Alexy, Castiel und Lysander gehabt. Die beiden Mädchen waren mit Iris, Melody und Rosalia in einem Zimmer gewesen. Nachdem wir unsere Taschen hatten, versammelten wir uns alle um Nathaniel. Dieser hatte unseren Schlüssel und übergab ihn Lysander. Einen anderen erklärte er den Weg zum Zimmer. Er hatte einfach Angst, Lysander würde sich verlaufen und in dieser großen Jugendherberge war dies durch aus möglich. Alexy ging voran in das Haus. Nathaniel musste bis zum Schluss die Schlüssel unter den Leuten aufteilen und schauen ob alles stimmte. Drin war das Haus nicht sehr geräumig gewesen. Zumindest nicht der Flur. Die Gänge waren schmal und die kleine Treppe war ebenso eng und zudem noch ziemlich steil. Wir mussten sehr vorsichtig sein. In jedem Geschoss gab es einen großen Vorraum mit Tischen. Es war wie ein Gemeinschaftsraum gewesen, nur dass links und rechts ein kleiner Korridor zu den Zimmern führten. Wir hatten unser Zimmer im 2. Obergeschoss gehabt. Wie Nathaniel uns vorher erklärte, hatten wir des 1. und 2. Obergeschoss für uns alleine. Andere Gäste wurden ins Erdgeschoss verlegt. So konnte sich unsere Klasse schön ausbreiten. Am Ende des langen Flures war direkt ein Zimmer gewesen. Nicht links oder rechts wie die anderen, sondern genau geradeaus. Die Sechserzimmer waren alle an der Stirnseite des Ganges gewesen. Lysander öffnete die Tür und wir traten in ein Zimmer mit 2 Ehebetten die links an der Wand aneinandergrenzten. Nur ein kleiner Weg trennte diese voneinander. An der rechten Seite standen zwei einzelne Betten mit den Kopfseiten zueinander. Lysander nahm sofort eines der Einzelbetten in Beschlag und warf seine Tasche darauf. Alexy und Armin nahmen das Ehebett direkt am Fenster. Somit blieben also Castiel und ich übrig, die im anderen Ehebett schlafen mussten. „Ein Ehebett? Nicht euer ernst.“ „Du kannst es dir auch gern mit Nathaniel teilen, wenn du willst.“, fiel ihn Lysander ins Wort. Eilig schüttelte er aber den Kopf und Lysander stellte grinsend Nathaniels Rucksack auf den Bett neben sich. Mehr hatte das Zimmer nicht gehabt. Auf einen kleinen Tisch am Fußende von Nathaniels Bett stand ein Fernseher. Direkt hinter und links neben der Tür, waren die Schränke gewesen. Castiel und ich machten unsere Taschen unters Bett und probierten erstmal die Betten aus. Gemütlich waren sie alle mal gewesen. Nathaniel kam ca. eine Viertelstunde später zu uns. Er sah ebenfalls ein wenig verpeilt aus, als er die Ehebetten sah. „Wie nett.. und es gab kein Streit?“, fragte er fast schon begeistert. „Die Zwillinge wollten eh in einem Bett schlafen und Castiel und Kentin sind immerhin ein Paar, also sollen sie sich nicht so haben.“, erklärte der Weißhaarige. Nathaniel setzte sich auf sein Bett und befreite sich von seinen Mantel und hing ihn in den Schrank. Dann herrschte erstmal Ruhe. Castiel war eingeschlafen und auch Alexy schien ein wenig zu dösen. Armin daddelte ein Game auf seiner PSP und Lys und unser Schulsprecher unterhielten sich leise. Sie schienen sich wirklich gut zu verstehen und das gefiel mir. „Gegen 18uhr gibt es Essen. Der Lehrer erwartet uns unten im Speisesaal.“ Er hatte wieder sein Buch aufgeschlagen und las es weiter. Ich drehte mich auf den Bauch und versuchte ein wenig zu schlafen. Da ich es aber nicht konnte, beobachtete ich meinen Freund. Vorsichtig strich ich ihn eine Haarsträhne aus den geschlossenen Augen. Wie süß er doch sein konnte. Zum Abendessen trafen wir uns unten mit den beiden Mädchen. Jeder in unserem Zimmer hatte einen Schlüssel bekommen. So konnte jeder rein und raus ohne einen anderen suchen zu müssen. Es war wirklich praktisch. Die Mädchen lächelten uns an und wir machten uns zu dem großen, hellen Speisesaal auf. Überall waren weiße Tische mit Stühlen. Ich ließ mich auf einen nieder um Plätze freizuhalten. Castiel brachte mir meine Portion mit und stellte sie dann vor mir hin. Ein wenig fragend sah ich auf das Essen. Es war eine komische, trübe Suppe mit nicht identifizierbaren Zutaten drin. „Glaubt ihr, die wollen uns umbringen?“, fragte uns Jette und rührte dabei die Brühe um. Auch Castiel sah diese etwas misstrauisch an. „Schlimmer, als in der Cafeteria kann es nicht sein.“ „Bist du dir da ganz sicher?“, murmelte Rose. Lysander unterdessen löffelte ohne Kommentare die Suppe vom Teller und alle sahen ihn erstaunt an. Er sah uns alle an und zuckte mit der Schulter. „Der Hunger treibt es rein, der Ekel runter.“ „Du bist manchmal echt widerlich.“, murmelte meine Freundin etwas und kostete dann auch. Alle ließen sich das Essen 'schmecken'. Ich schob den Teller weg und erhob mich. „Ich bin auf dem Zimmer.“ Sie sahen mir schweigend nach. Ich verschwand in den Gemeinschaftswaschraum am Ende des Flures und stellte mich unter die Dusche. Es dauerte schier Ewigkeiten bis das Wasser endlich heiß wurde. Ich lehnte mich leicht gegen die Wand und dachte nach. Erst als jemand den Raum betrat und sich neben mir in die nächste Duschkabine stellte, schreckte ich auf, wodurch mein Duschgel in das kleine Duschbecken fiel. Ohne Worte hob ich es auf und ging raus. Ich legte ein Handtuch um meine Hüften und trocknete mir die Haare ab. Ich sah in den Spiegel und blickte in meine smaragdgrünen Augen. Ich fragte mich wieder, ob ich vielleicht selber schuld bin, dass Castiel und ich uns so voneinander entfernten. Ob ich nicht mehr hübsch genug war? „Warum starrst du dich denn so an?“ Ich blickte zur Seite und sah zu Alexy, der sich die dunklen Haare trocken rubbelte. „Glaubst du, ich bin unattraktiv?“ Murmelte ich und sah wieder in den Spiegel vor mir. Alexy runzelte ein wenig die Stirn und lächelte dann zärtlich. „Keineswegs.. ich finde dich wunderschön. Es ist schade, dass du mit Castiel zusammen bist. Es ist wirklich eine Verschwendung.“ Verlegen blickte ich ihn an und er lächelte sanft und blickte nun in sein Spiegel. „Pärchen sind bei mir tabu, sonst hätte ich dich schon längst um ein Date gebeten.“ Er sah mich nicht an, sondern lächelte sein Spiegelbild entgegen. Ich spürte wie mir die Knie weich wurden und ich mich krampfhaft an den kleinen Waschbecken festhalten musste. „Alexy...“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)