Jenseits vom Nil von PenguinROAR ((Seto x Joey) / (Seth x Jono)) ================================================================================ Kapitel 3: Der Test ------------------- Jenseits vom Nil Titel: Jenseits vom Nil Teil: 4/? Autor: Shiotori E-Mail: Blue-Eyes@gmx.net Fanfiction: Yu-Gi-Oh! Pairings: Seto x Joey Disclaimer: Die Charaktere gehören nicht mir und ich verdiene kein Geld mit ihnen. „…“ – jemand redet //….// - jemand denkt Kapitel 3: Der Test Hinter Duke betraten Joey und Yami den Versammlungsraum. Das Hotel war scheinbar darauf ausgerichtet Geschäftsleute zu beherbergen, die Räumlichkeiten benötigten um laufende Projekte, oder dergleichen vorzustellen. Die gesamte Mannschaft war bereits versammelt, alle unterhielten sich angeregt, bis sie den Blondschopf entdeckten. Ein Raunen machte die Runde und langsam wurde es still. Na toll! Jetzt wo alle Blicke auf Joey gerichtet waren, fühlte er sich doch gleich viel wohler. Zum Glück war Yami da, sonst hätte er sich wirklich wie ein Kaninchen in der Falle gefühlt. „Ah, da seid ihr ja! Komm zu mir, Joey!“ rief Pegasus von der anderen Seite des Raumes und winkte ihm zu. Überall waren Stuhlreihen aufgebaut, auf die sich das Team nun verteilte, während Joey nach vorne ging. Irgendwie fühlte er sich gerade in seine Schulzeit zurück versetzt, in der er unvorbereitet zu seinem Lehrer an die Tafel kommen musste, verfolgt von den Blicken seiner Mitschüler, die abwartend dabei zusahen, ob er die Aufgabe vergeigen würde. Zum Glück war die Situation hier etwas anders. Lächelnd hieß Pegasus seinen ‚Schützling‘ willkommen und begann auch gleich zu reden. „Das hier ist Joey Wheeler und die Besetzung unseres Jonos. Er ist zwar noch Schauspielneuling, hat aber großes Potential und Talent. Wie ihr wisst, ist es nicht einfach mich zu beeindrucken.“, sagte er mit einem stolzen Blick auf Joey gerichtet, eher er fort fuhr: „Ich möchte euch nun alle mit ihm bekannt machen, damit er sich schnell orientieren kann. Anschließend könnt ihr auch Feierabend machen. Lediglich die Hauptdarsteller möchte ich bitten, noch länger zu bleiben.“ Pegasus hatte während seiner Rede Joey einen Arm um die Schulter gelegt. Joey lächelte etwas verlegen, wie sollte er sich auch sonst in so einer Situation verhalten? Pegasus stellte dem Blondschopf nach der Reihe den Filmstab vor, darunter den Stuntmen, den Suit Actors, den Nebendarstellern und noch vielen mehr. Anders als Joey erwartet hatte, schienen sich alle zu freuen ihn zu sehen. Es gab nur einen Menschen in diesem Raum, dem man ansah, dass er Joey die Pest und Cholera an den Hals wünschte. Dieser Jemand saß in der vordersten Reihe, hatte ein Bein über das andere geschlagen und die Arme vor seinem Körper verschränkt. Seine blauen Augen verfolgten mit genervten und kühlen Blick dieses ganze Theater, zweifelslos Zeitverschwendung. Als sich ihre Blicke trafen verhärtete sich Kaibas Blick sofort, wurde eiskalt, so dass Joey einen Moment lang wie erstarrt war. Doch dann verengte auch er die Augen, hob das Kinn leicht an und warf Seto Kaiba einen trotzigen Blick zu, den alle sehen konnten. Von jemand wie ihm, ließ sich ein Joey Wheeler doch nicht einschüchtern. Da konnte der Kerl starren, bis ihm die Augen zu krusteten. Nach außen hin sah man es Seto nicht an, doch innerlich war er überrascht, denn er hätte nicht mit dem öffentlichen Contra des Blonden gerechnet, was nicht hieß, dass es ihn beeindruckte. Eher gab es seiner Wut noch einen zusätzlichen Schub! //Dieser unverschämte kleine Wicht.//, fluchte Seto in Gedanken. Ja, er würde nicht Ruhen, bis dieser Kerl von hier verschwand. Mit so jemandem zu arbeiten, war definitiv unter seiner Würde! „Nun gut… Joey? Kaiba? Alles in Ordnung?“, fragte Pegasus etwas aus dem Konzept gebracht, woraufhin die Angesprochenen nur nickten und ihre Blicke voneinander trennten. Yami lehnte sich an eine Wand und grinste leicht. Von allen hier, war er wohl der souveränste und professionellste Darsteller. Und er hatte ein gutes Auge. „Gut, dann können wir fortfahren!“, sagte Pegasus. Die Leute denen Joey bereits vorgestellt worden war, gingen nun in den wohlverdienten Feierabend, so dass sich nur noch eine kleine Gruppe von wichtigen Personen in dem Raum befand. „Joey, das sind Raphael und Siegfried. Mit ihnen wirst du viel Zeit verbringen. Raphael ist dein Stunttrainer, bei ihm wirst du ebenfalls Schwertkampfszenen und Bogenschießen lernen.“ Ein großer – nein eher riesiger Mann, ein Hüne mit blonden Haaren, breiten Schultern und Koteletten stand auf und gab Joey die Hand. Neben dem Kerl kam sich Joey klein und schmächtig vor, doch entgegen des ersten Eindrucks wirkte Raphael nicht einschüchternd, sondern eher sympathisch. Dagegen war Bakura viel angsteinflößender. Selbst jetzt lief Joey eine Gänsehaut den Rücken hinunter, wenn er dessen Blicke im Nacken spürte. Es kam ihm in diesem Moment sogar so vor, als würde er dieses gruselige, leise Lachen in seinem Kopf hören. Wuah! „Freut mich sehr!“ begrüßten sich die beiden. Anschließend wurde Joey Siegfried von Schröder vorgestellt. Meine Güte, wie sah dieser Kerl denn aus? „Das ist Siegfried von Schröder! Bei ihm wirst du in die Maske gehen. Er ist ein bekannter Modedesigner, Historiker, exzellenter Visagist und Stylist.“ Die glänzend kirschblütenrosafarbenen Haare warf Siegfried über die Schulter und hielt Joey anschließend, die von Spitze umrahmte Hand zum Gruß hin, aber nur um ihn näher zu sich zu ziehen und argwöhnisch zu mustern. „Das… ist er also nun…unsere Wüstenblume Jono, ja??“ Siegfried begann den Blondschopf mit kritischem Blick zu umrunden, wobei sich Joey ziemlich blöd vorkam. „Ja! Er ist geeignet! Äußerlich zumindest! Aber was ist das für ein grauenvoller Kleidergeschmack? Sieh dich an! Lumpen wie ein Kartoffelsack!“ rief Siegfried aus und zupfte bestürzt an Joeys T-Shirt herum, als wäre es Mottenzerfressen. Nett! Wirklich nett der Kerl! Verärgert zog Joey die Augenbrauen zusammen. Den Blick zu Kaiba schenkte er sich in diesem Moment. Wahrscheinlich würde der Brünette mit einem triumphierenden Grinsen im Gesicht auf seinem Platz sitzen und sich in seiner, von Siegfried bestätigten Meinung suhlen. „So ist der größte Teil der Menschheit gekleidet und mir gefällt es. Kann ja nicht jeder einen so außergewöhnlichen Geschmack haben wie Sie!“ konterte der Blondschopf und bemühte sich zu einem Lächeln, entzog sich dem Herumgezupfe und sah zu Pegasus. Siegfried war empört. Niemand hatte bisher gewagt ihn abzuwürgen und dann einfach stehen zu lassen. Verächtlich verzog er die Lippen. „Naja, in der Not muss man eben nehmen was man bekommt. Ein Profi, wie ich darf nicht wählerisch sein, mit viel Zeit und Mühe (gemurmelt: und unglaublich viel Glück) werde ich aus diesem Straßenjungen schon eine Wüstenblume zaubern. Etwas abnehmen täte ihm ganz gut, er scheint um die Hüften doch etwas üppig zu sein!“ Siegfried nahm eine selbstgefällige und geschmeidige Pose ein, als würde er für ein Foto posieren. Einen Finger hatte er dabei ans Kinn gelegt. Im Raum herrschten einige Sekunden lang Stille. Auch Joey musste sich sammeln. Von Kaiba erklang als erstes, ein kurzes und schadenfrohes Geräusch. Auf seinen Lippen lag der pure Hohn. Toll, da waren sich ja zwei Idioten einig! Luft holend wollte Joey gerade seine Meinung und Wut in Worte fassen, als Siegfried sich plötzlich zu Seto drehte und sagte: „Sie brauchen gar nicht zu lachen Kaiba! Über ihre Figur fangen wir am besten gar nicht erst an zu sprechen. Ah! Es ist einfach nur frustrierend! Ich Siegfried von Schröder muss mich ständig mit dem Zweitbesten zufrieden geben und aus dem Unmöglichen etwas Bezauberndes schaffen. Ich habe manchmal das Gefühl, dass man meine Arbeit wirklich unterschätzt!“ Mit einer übertrieben verzweifelten Geste begab sich Siegfried zur Türe, aus der zuvor bereits Raphael verschwunden war. Joey, wie auch Kaiba starrten dem Rosafarbenen hinterher. Der Kerl hatte wirklich Probleme! Eindeutig! „Aber nein Siegfried, wir wissen Ihre Arbeit mehr als nur zu schätzen. Sie sind der Beste, das wissen alle!“, sagte Pegasus und versuchte zu beschwichtigen, wo es momentan ging. Siegfried war ein Künstler und daher überaus sensibel und überempfindlich. Doch leider war er wirklich einer der Besten! Die Türe fiel mit einem Knall ins Schloss und Pegasus legte Joey eine Hand auf die Schulter. „Er ist nicht einfach, aber bitte versuch mit ihm auszukommen.“, bat er Joey lächelnd, der sich langsam fragte mit wie vielen Leuten er noch Nachsicht zeigen sollte. Sich beleidigen zu lassen war nicht sein Hobby! Zu üppig um die Hüften, der Kerl hatte echt einen Schuss! Joey war stolz auf seine Figur. Er war sportlich und schlank, man könnte durchaus sagen er war gut gebaut. Zugegeben, er besaß nicht so lange, schlanke Beine wie Kaiba und war im Gegensatz zu diesen sicher zierlicher, aber nur deshalb sah der Blondschopf nicht schlechter aus! „Beleidigen muss ich mich aber auch nicht lassen!“ meinte Joey noch trotzig, ehe sich Bakura einmischte. „Wie dem auch sei, können wir weiter machen? Siegfried meinte immerhin er würde es irgendwie schaffen aus dir eine Wüstenblume zu machen, also kein Grund zur Sorge!“ Argh! War das nun eine Beleidigung oder aufmunternd gemeint? Bakura war echt ein komischer, nein er korrigierte sich, ein gruseliger Typ, der sich nicht in die Karten schauen ließ. Räuspernd mischte sich nun Duke ein und überreichte Pegasus einen kleinen Stapel von Manuskripten. „Ah ja, genau! So Leute, nun besprechen wir den morgigen Ablauf. Beginn ist 8 Uhr, für alle bis auf Joey. Du wirst bereits um 6 Uhr zu Raphael zum Training gehen. Duke? Wo ist der Wochenplan?“ Duke überreichte dem Blondschopf einen Zettel auf dem die Aktivitäten der Woche eingetragen waren. Wow! Viel Platz für Freizeit blieb nicht, Joeys Tage in der Woche waren vollgestopft mit Terminen. //Na toll! Das heißt irgendwann gegen 5 Uhr aufstehen!//, dachte er etwas geknickt. Das war für Joey, der eingefleischter Langschläfer war, wirklich ein herber Schlag. Aber er konnte sich nicht beschweren, immerhin durfte er dafür in diesem Film mitspielen. „Um 8 Uhr kommst du dann in die Maske zu Siegfried und gegen 9 Uhr werde wir dann hoffentlich die ersten Szenen drehen können. Wir werden zu Beginn die Szene drehen, in der Jono vor den Palastwachen auf der Flucht ist und auf der Straße das erste Mal auf Seth trifft. Das ist eine Schlüsselszene, denn Seth wird dort bereits erkennen, dass Jono der Träger des schwarzen Drachens ist.“ Joey sah überrascht auf. Wäre er wirklich ein Hund, hätten sich seine Ohren nun aufmerksam aufgestellt. Hatte er richtig gehört? Seine Augen begannen zu leuchten. „Echt? Jono bekommt auch einen Drachen? Wie cool ist das denn?“, rief Joey begeistert aus, worüber die anderen etwas stutzten. Kaiba stöhnte leise und rieb sich kopfschüttelnd die Schläfe. „Na super! Wheeler kennt nicht mal seine eigene Rolle. Aber was überrascht mich das noch? Einem drittklassigen Schauspieler, wie dir habe ich nichts anderes zugetraut!“, giftete Kaiba ihn mit höhnischer Stimme entgegen, woraufhin Joeys Strahlen in den Augen zu einem wütenden Funkeln wurde. „Ich kenne meine Rolle bereits sehr gut! Allerdings hatte ich im Gegensatz zu dir, bisher kaum Zeit das ganze Skript zu lesen, was aber nicht heißt, dass ich unvorbereitet zu den Dreharbeiten erscheine! Ich kann extrem schnell lernen und selbst spontan eine Szene bewältigen“, verteidigte sich der wütende Blondschopf. Kaiba und er standen sich nun dicht gegenüber und bewarfen sich förmlich mit tödlichen Blicken. Ein Klatschen riss sie aus ihrem Streit. Pegasus hatte sich die Szene genau betrachtet und wollte den beiden Streithähnen nun einen Dämpfer verpassen. Gleichzeitig würde es für Joey ein Test sein. „Wenn das so ist wird es euch beiden doch sicher nichts ausmachen Szene 189 spontan zu spielen. Dann ist Kaiba vielleicht beruhigt und wir können morgen mit neuer Energie ans Werk gehen!“, beschloss Pegasus mit einem Anflug von Endgültigkeit in der Stimme. Seto, der schon öfters mit Pegasus zusammen gearbeitet hatte wusste, was diese Stimmlage zu bedeuten hatte und blätterte verärgert Szene 189 auf. Joey wurde von den Worten des anderen total aus dem Konzept gebracht, doch verstand auch er nach ein paar Sekunden, was von ihm nun verlangt wurde. Mist! Aber gut, er hatte sich diese Suppe selbst eingebrockt und musste nun zeigen, dass er sie auslöffeln konnte. Daher schlug auch er Szene 189 auf und begann sie zu lesen. Blaue, wie auch braune Augen weiteten sich, die einen leicht, die anderen deutlich erkennbar. „Gibt es ein Problem? Schaut euch die Szene genau an, ihr habt 15 Minuten!“, entschied Pegasus und begann anschließend mit Bakura und Yami, der Joey einen aufmunternden Blick zuwarf ein Gespräch. Na toll! Nur wegen diesem Mistkerl musste er jetzt zeigen, was er konnte. Noch einmal warfen sich Seto und er vernichtende Blicke zu, bevor sie sich ihrem Schicksal ergaben, in die Szene vertieften und lernten. Joey wurde mit der Zeit immer nervöser. Vollständiger Auszug, darin enthalten Szene 189: ~ Der goldene Ring um seinen Hals brannte, wie glühendes Eisen. Die ägyptischen Zeichen darauf glühten rot auf und begannen Jonos Hals hinab zu kriechen und sich um seinen Körper zu binden, wie feste Stricke. Das Atmen fiel ihm immer schwerer, hin und wieder verschwamm die Sicht, doch aufgeben kam für ihn nicht in Frage. „Alarm!!! Der Rotäugige ist entkommen! Meldet das sofort dem Hohepriester Seth! Wir müssen ihn finden!“ Erschreckt blickte Jono auf. Aus dem Palast erklang das Heulen der Hörner, die den Ausbruch eines Gefangenen in der ganzen Gegend verkündeten. Bald schon würde überall die Palastwache nach ihm suchen. Doch diese Männer waren es nicht, vor denen sich Jono fürchtete. Die Wächter waren diejenigen, die wirklich gefährlich waren. Vor allem fürchtete sich der Blonde aber vor dem Mann, mit den saphierblauen Augen und dem eiskalten Blick, der es geschafft hatte ihn zu besiegen und ihn seither gefangen hielt. Unter gar keinen Umständen durfte es Jono riskieren, wieder in die Fänge des Hohepriesters zu gelangen. Keuchend lief er weiter, verkrallte seine rechte Hand in den Stoff seines Oberteils vor seinen Lungen, die sich bei jedem Atemzug verkrampften. Der goldene Ring um seinen Hals war ein magischer Gegenstand, angefertigt von Seth um die Bestien in den Gefangenen zu unterdrücken und zu bändigen. Sobald ein Gefangener die Palastmauern verlassen hatte, erwachte die Magie und setzte Kräfte frei, die jeden Mann in kürzester Zeit in die Knie zwingen würden. Jonos schwarzer Rotaugendrache kämpfte gegen diese Magie an, versuchte auszubrechen. Der Widerstand und Kampf zehrte an den Kräften seines Trägers und bereitete ihm große Schmerzen. Doch es ging nicht anders, sie mussten es versuchen. So schnell er in diesem Zustand konnte, rannte Jono durch die Gassen, versuchte seine Verfolger abzuschütteln und seine Spuren zu verwischen. Er war bereits im Marktteil der Stadt angekommen, der sich durch viele kleine und umwundene Seitenwege auszeichnete, in denen man schnell die Orientierung verlieren konnte. Noch besser wäre gewesen, wenn er in den Menschenmassen hätte untertauchen können, doch mitten in der Nacht war kaum jemand auf den Straßen. Der Boden erbebte unter den galoppierenden Pferdehufen. Die Straßen wurden durch die Fackeln in schwimmendes Licht getaucht und die Schatten tanzten über die Mauern und Wände der Häuser. In einer kleinen Gasse hinter gestapelten Kisten lehnte Jono gegen einen Holzzaun und versteckte sich, bis er plötzlich vor Schmerzen aufschrie. Seine Beine gaben nach und langsam sackte er an dem Zaun hinab zu Boden. Seine eine Hand hielt er immer noch gegen seine Bronchien gepresst, mit der anderen verkrallte er sich in seinen blonden Haaren. Die Zeichen auf seiner Haut pulsierten, in seinen Ohren schallte ein schmerzhafter Schrei, der Jono das Gefühl gab, dass sein Kopf bald platzen würde. Er war hier! Der Weiße! Und keine zehn Sekunden später sah Jono, wie ein goldener Stab im Schein einer Fackel aufblitzte und Seth mit erbarmungslosem Blick auf ihn zuschritt. „Hast du allen Ernstes geglaubt entkommen zu können?“, fragte der brünette Priester mit einer Kälte in der Stimme, die selbst der Nacht Ägyptens Konkurrenz machte. Mit lauernden Augen beobachtete er, wie sich der Blondschopf vor Qualen wand. Und trotz dieser ausweglosen Situation traf ihn ein hasserfüllter und aufmüpfiger Blick, in dem immer noch Hoffnung und Stolz flammte. „Wie du siehst… ist es mir gelungen…!“, keuchte Jono, darauf bemüht seine Stimme so klar und fest wie möglich klingen zu lassen. Verärgert packte Seth den Kleineren am Kragen, zog ihn zu sich hoch und drückte ihn an die staubige Wand. „Ich habe dich besiegt und deshalb gehörst du mir! Dein Trotz wird bald verschwinden, wenn es sein muss breche ich dich eigenhändig. Ihr Schattenträger besitzt keine Freiheit!“, zischte Seth warnend und verstärkte den Druck gegen Jono. Ein schwaches Auflachen erklang und zeigte sich auf dem schmutzgefärbten Gesicht des Blonden, bis seine Augen so klar und voller Abscheu, wie in seinen stärksten Stunden, in die des Priesters sahen. „Ich werde niemals irgendwem gehören und ich werde nicht aufgeben, bis ich meine Freiheit zurück gewonnen habe!“, zischte er ihm mit aller Kraft entgegen, was für Seth einem Schlag ins Gesicht gleichkam. Dieser Junge gehörte ihm, daran würde auch er selbst nichts ändern. Und er würde es ihm noch lehren. Der goldene Stab in seiner freien Hand leuchtete auf und Jono drückte mit schmerzverzogenem Gesicht seinen Kopf gegen die Wand. Dieser miese und feige Kerl bediente sich auch wirklich jedem Mittel. Der Widerstand löste sich aus dem geschwächten Körper und Seth drückte dem Unterlegenen hart seine Lippen auf, zwang ihn zu einem Kuss, der keineswegs liebevoll gemeint war. Seth dominierte ihn! Innerlich schrie Jono vor Wut, lehnte sich gegen die Magien des Millenniumsstabes auf. Der Kampf fand im Innern statt, in seinen Ohren hallte das Gebrüll seines schwarzen Rotaugendrachens, der gegen die magischen Siegel und Ketten so kraftvoll wie er konnte aufbegehrte. Jono riss die braunen Augen auf, die nun immer wieder rot aufflackerten. //Mist! Ich verliere die Kontrolle! Das kann gar nicht sein! Die Siegel sind viel zu stark!//, dachte Seth und intensivierte den Kuss, während sein Millenniumsstab noch mehr Kraft auf ihn ausübte. Jono glaubte wahnsinnig zu werden. Die körperliche, wie auch geistige Belastung war zu hoch für einen Menschen, die Schmerzen nicht auszuhalten. Er müsste den Kuss nur erwidern, dann würden die Qualen endlich aufhören. Doch den zu Kuss erwidern, würde bedeuten sich Seth unterzuordnen, sich ihm quasi selbst auszuliefern und sich als seinen Besitz zu kennzeichnen. Nein! Niemals! Jono stieß mit einem Schrei den Hohepriester von sich, der sich gerade noch fangen konnte. Fassungslos musste er mit ansehen, wie seine Magie versagte, der goldene Ring um Jonos Hals zerbarst in hunderte Einzelteile. Die glühenden Zeichen verschwanden, dafür leuchteten Jonos Augen rot auf und schwarze Schatten wirbelten um ihn herum, bis sein schwarzer Rotaugendrache, laut brüllend über ihn erschien, bereit alles und jeden zu vernichten, der dem Blondschopf noch einmal zu nahe kommen würde. Seth wich zurück, sein Blick sah eisern zu dem schwarzen Drachen hinauf. //Jono hat die Kontrolle über ihn verloren!//, schloss Seth in Gedanken fälschlicher Weise und hob seinen Stab. Er würde seinen weißen Drachen rufen, nur mit ihm würde er eine Chance haben den Schattenträger wieder einzufangen. Entgegen seiner Vermutung rannte Jono los, die Gasse entlang und fort von Seth. Sein Drache folgte ihm. Die Pferde der Stadtwachen scheuten vor der riesigen Bestie und einige warfen ihre Reiter hinunter, eher sie die Flucht ergriffen. Ein zweites Brüllen schallte über die Stadt und über den Dächern erschien ein weißer Drache, der silbern erstrahlte. Der Rotaugendrache sah seinen Gegner drohend an und machte sich auf einen Kampf gefasst. Jono rannte währenddessen immer weiter. Er spürte, dass Seth ihn bereits verfolgte. Und so war es auch. Nur wenig später musste der Blondschopf erkennen, dass er in eine Sackgasse gelaufen war. Langsam drehte er sich um, Seth stand ihm, in etwa 50 m Entfernung gegenüber. Über ihren Köpfen umkreisten sich die beiden Drachen, lauerten und warteten auf den Angriff des jeweils anderen. „Gib endlich auf! Du hast keine Chance. Ich habe dich schon einmal besiegt und werde es auch wieder tun!“, rief Seth Jono entgegen, der zusehen musste, wie er von immer mehr Wachen eingekreist wurde. //Der schwarze Drache hat Jono vollends unter Kontrolle. Er ist eine Gefahr für alle, ich muss ihn einfangen und seine Kräfte bannen, bevor sich die Prophezeiung erfüllt. Momentan würde Jono weder Freund noch Familie erkennen und wahllos alle töten.// Knurrend und sich umblickend wie ein gehetztes Tier wurde der blonde Schattenträger immer mehr an die Stadtmauer gedrängt. Es gab nur noch einen Weg der erneuten Gefangennahme zu entkommen! Er musste angreifen. Bestie und Träger verstanden sich auch ohne Worte, da sie miteinander verbunden waren. Und so öffnete der schwarze Drache sein Maul, in dessen Schlund sich eine rotflammende Kugel formte. Seths weißer Drache reagierte augenblicklich und formte in seinem Rachen seine Lichtblitzattacke. //Greif ihn direkt an!//, schickte Jono seiner Bestie den Gedanken und machte sich bereit sofort los zu stürmen, als er plötzlich die immer noch rotglühenden Augen vor Schreck weit aufriss. Zwei Straßenkinder standen weinend direkt hinter Seth, der sie gar nicht zu bemerken schien. Würde er seinen Drachen Seth angreifen lassen, würde er zweifelsohne die Kinder ebenfalls treffen und schwer verletzen, wenn nicht sogar töten. „Stop!!! Hör auf!“, schrie Jono daraufhin plötzlich, was Seth stutzen ließ. Er hatte Jonos Blick über seine Schulter hinweg bemerkt und drehte sich um, entdeckte daraufhin die weinenden Kinder. Der Rotauge stoppte sofort seinen Angriff, versuchte noch zu Jono zu fliegen, was allerdings zur Folge hatte, dass sie beide direkt von der Lichtblitzkugel des weißen Drachens getroffen wurden. Für normalen Menschen wäre diese Attacke sofort tödlich gewesen, für einen Schattenträger reichte sie gerade aus, um ihn das Bewusstsein verlieren zu lassen. Jono brach verletzt zusammen, wurde allerdings bevor er auf den harten Boden aufschlagen konnte von der riesigen Schnauze seines, ebenfalls verletzten Drachens aufgefangen. Ein schwaches Lächeln bildete sich auf den Lippen des Blonden. „Es tut mir leid…“, flüsterte er dem Rotauge beinahe stimmlos zu, strich ihm noch einmal schwach über den Kopf, bevor er endgültig das Bewusstsein verlor. Der Drache löste sich in Schatten auf, die in den Rücken von Jonos drangen. Der verletzte Körper fiel in den staubigen Sand und blieb regungslos dort liegen. Die Wachen stürmten auf ihn zu, fesselten ihn und einer der Kerle legte Jono einen neuen goldenen Ring um den Hals, der sich von selbst zusammen zog, bis er nicht mehr über den Kopf des Blondschopfs passen konnte. Seth sah dem ganzen still und mit emotionslosem Blick zu, während sich auch sein Drache in ihn zurückzog. „Mein Herr! Wohin sollen wir den Gefangenen bringen?“, fragte einer der Wachmänner, der jedoch keine Antwort erhielt. Seths Blick verharrte auf dem schmutzigen und von Schrammen übersäten Gesicht Jonos. „Mein Herr?“, erklang erneut die Stimme des Wachmanns, dieses Mal jedoch zögernd. „Bringt ihn in mein Gemach!“, befahl er kalt, wand sich mit Schwung um, so dass sein blauer Umhang im Wind flatterte und stieg auf sein Pferd. ~ Verdammt! Diese Szene war extrem schwierig zu spielen. Nicht nur, dass sie beide die Umgebung in Gedanken vor sich sehen mussten, sie mussten sich auch die Drachen und anderen Personen bildlich vorstellen, mit ihnen agieren, obwohl sie gar nicht da waren. Nun gut, Szene 189 begann erst dort, wo Seth Jono in der Gasse fand, dennoch war das alles nicht einfach ohne Set und andere Darsteller zu spielen. Joey atmete tief ein und aus. Er merkte sich die markanten und aussagekräftigen Momente. Ihm wäre lieber gewesen eine Szene mit viel Text spielen zu müssen, als eine Szene, die ein hohes Maß an darstellerischem Können voraussetzte. Ein Seitenblick zu Kaiba, zeigte ihm, dass dieser auch ganz und gar nicht begeistert schien, so spontan diese Szene aufführen zu müssen. Zu dumm, dass er ein Profi war und das alles nicht boykottieren konnte, ohne vor dem Köter sein Gesicht zu verlieren. //Das büßt die Flohtöle mir!//, fluchte Seto, wurde dann aber von Pegasus Worten aus den Gedanken gerissen. „Gut, können wir anfangen?“ Er begann den beiden Schauspielern kurz zu zeigen wo ungefähr welcher Ort war. Natürlich würde er die Enge des Raumes und die damit eingeschränkte Darstellungsmöglichkeiten berücksichtigen. Wie nachsichtig von ihm! Kaiba schickte Todesblicke zu allen beiden. Yami unterdrückte ein Lachen, während Bakura nur schadenfroh und finster, er sah wieder beängstigend aus, grinste. „Meinst du die beiden kriegen das hin?“ fragte Yami den Weißhaarigen, der eine Hand an seine Hüfte stemmte und mit dem Kopf eine abschätzende Geste machte. „Kaiba schon, bei dem Frischling bin ich mir da nicht so sicher. Er hat den deutlich schwereren Part dazustellen und dazu kommt noch, dass er keinerlei Hilfestellungen durch das Set oder Orientierung durch andere Darsteller bekommt. Er hat ja nicht einmal die Projektionen der Drachen, oder die computeranimierte Darstellung dieser Szene zu sehen bekommen. Es wird auf alle Fälle amüsant!“ Bei diesen Worten verzog sich sein Gesicht zu einem schadenfrohen und dunklen Grinsen und er zückte sein Handy. Yami schüttelte darüber nur resignieren den Kopf und lächelte leicht. Joey und Kaiba nahmen währenddessen ihre Positionen ein. Anhand ihrer Blicke, die sie sich zuwarfen konnte wohl jeder erkennen, dass sie beide ihr Bestes geben wollten, um ja nicht dem anderen zu unterliegen. Zwischen ihnen herrschte eiserne Rivalität. „Also auf 3! 3, 2, 1 Action!“, rief Pegasus mit einem strahlen, als würde er gleich eine riesige Geburtstagsüberraschung erhalten. Joey rannte los, stolperte und sah sich gehetzt um, eher er sich langsam gegen die Wand fallen ließ und schwer atmend an ihr lehnte. Seine rechte Hand hatte er in sein T-Shirt über seinen Bronchien gekrallt. Er schloss erschöpft die Augen, versuchte scheinbar sich etwas zu beruhigen und zu frischer Luft zu kommen, eher ein Ruck durch seinen Körper ging und er die Augen schreiend aufriss. Zitternd hob er seine freie Hand, krallte seine freie Hand in seinen blonden Schopf, während er fahrig, mit schmerzverzerrtem Blick an der Wand hinab rutschte und auf dem Boden sitzend aufkam. Alle beobachteten gespannt die Szene die sich ihnen bot. In Pegasus Augen leuchtete es, Yami hob die Augenbrauen, während Bakura immer noch mit seinem dunklen Grinsen auf den Lippen alles filmte. Kaiba hatte die Arme vor seinem Oberkörper verschränkt und studierte mit undeutbaren Blick und steinerner Miene Joeys Darstellung. Als Joey mit rastlosen und ängstlichen Blick in seine Richtung sah, ging Seto auf ihn zu. „Hast du allen Ernstes geglaubt entkommen zu können?“, sprach Seto seinen Text und legte ohne Probleme eine eisige Kälte in seine Stimme. Joey lief dabei wirklich ein Schauder über den Rücken. Eines musste er Kaiba lassen: Er war perfekt für diese Rolle. Es war nicht schwer sich vorzustellen, dass Pegasus Seth nach Kaibas Abbild und Charakter geformt haben könnte. Vor Joey kam Seto zum stehen, sah mit gemischten Gefühlen zu, wie der Blondschopf glaubhaft, quälende Schmerzen vorspielte. Dann hob sich sein Gesicht und Kaiba traf ein hasserfüllter Blick, in dem sich Trotz, Stolz und Hoffnung mischte. Ohne es bewusst zu merken, spiegelte sich ganz automatisch und rollenunabhängig Überraschen in Setos Gesicht wider. „Wie du siehst… ist es mir gelungen…!“, keuchte Joey und zeigte ein triumphierendes Lächeln, das nicht in der Szene beschrieben war. //Er formt seinen ganz eigenen Jono!//, ging es Yami durch den Kopf, der nun begann mit wachsendem Interesse Seto zu beobachten, der wirklich im Innersten Wut verspürte, Joey am Kragen zu sich hoch zog und mit deutlichem Engagement an die Wand drückte, so dass der Kleinere vor Schmerz tatsächlich auf keuchte. //Du Arsch! Das hast du mit Absicht gemacht!//, fluchte Joey in Gedanken, fiel dabei allerdings nicht aus seiner Rolle, was Kaiba insgeheim zu Hoffen schien. „Ich habe dich besiegt und deshalb gehörst du mir! Dein Trotz wird bald verschwinden, wenn es sein muss breche ich dich eigenhändig. Ihr Schattenträger werdet niemals Freiheit besitzen!“ Setos gezischte Stimme, sein Blick, die Brutalität, mit der er Joey gegen die Wand presste, machte für den Blondschopf die Szene realer, als sie sein sollte. Pegasus Blick war mittlerweile absolut ernst geworden. „Pst! Bakura! Hast du Kaiba jemals so gesehen?“, flüsterte Yami seinem Sitznachbarn ins Ohr, beugte sich dafür leicht zu ihm runter. „Nein! Aber es ist genial!“, sagte Bakura mit deutlicher Begeisterung in der Stimme. Dass Joey gerade tatsächlich zu leiden hatte, schien ihn dabei keineswegs zu stören. Im Gegenteil, sein finsteres Grinsen, nahm noch einen Deut mit Schadenfreude gemischt zu. //Zum Glück haben die beiden gerade keine Waffen!//, dachte Yami sich und sah mittleidig und etwas schief lächelnd zu seinem blonden Freund, der seine angeblich innerlichen Qualen zu bekämpfen schien, schwach aber dennoch verachtend Auflachte und mit klarem und Abscheu getränkten Blick in Kaibas blaue Augen sah. „Ich werde niemals irgendwem gehören, vor allem nicht dir! Und ich werde nicht aufgeben, bis ich meine Freiheit zurück gewonnen habe!“, presste Joey zwischen seinen Lippen hervor und begegnete dem beinahe wahnsinnigen Blick des bis aufs Mark provozierten Seth/Kaibas. Wah, der Kerl sah wirklich so aus, als würde er gleich jeden Moment versuchen ihn mit seinen kalten, langen Fingern zu erdrosseln. Doch anstatt, dass das geschah, hob Kaiba seinen imaginären Stab, was Joey daran erinnerte, dass er nun wieder große Schmerzen spüren sollte, was er auch gleich in seinem Gesicht widerspiegelte, den Kopf in den Nacken zog, so dass er unangenehm an der Wand entlang schrabbte. Wieso war das auch eine schicke, aber unebene Steinwand? Joeys Hände, die Kaibas Handgelenk umfasst hatten, um den Griff angeblich zu lösen, verloren sämtliche Anspannung und er ließ sie kraftlos neben sich hängen, was die Situation für den Blonden noch unangenehmer machte, denn Seto zog ihn immerhin zu sich hoch, so dass Joeys Fußspitzen kaum noch den Boden berührten. Der schien bislang wahre Freuden an dieser Szene zu haben, immerhin konnte er Joey so schmerzvoll an die Wand drücken. Auch Joeys Blick verlor das lebendige Feuer, das er bisher hatte zeigen können. In Kaibas Blick leuchtete kurz Widerwille und Überwindung auf, ehe er sich zu Joey hinab beugte und hart seine Lippen auf die Weichen des Blondschopfs presste, sich mit seiner Zunge sofort zwischen diese schob und brutal seinen Mund ausräuberte, während er vernichtend in die braunen Augen des Kleineren sah. Moment! So stand das aber nicht im Drehbuch! Wie versteinert starrte Joey den Brünetten an, ehe er die Augen zukniff. Er war kurz davor die Szene zu schmeißen, doch ihn überfiel eine ohnmächtige Schwäche, die seinen ganzen Körper leicht erzittern ließ. Durch seine Venen zog sich ein berauschender Schmerz, der ein Kribbeln hinterließ und in sein Herz mündete, das sich einen Augenblick zusammen krampfte und anschließend begann deutlich schneller zu schlagen. So etwas hatte Joey noch nie erlebt, noch nie gespürt! Er fühlte sich wirklich schwach und eingeschüchtert, dominiert – es war kein schönes Gefühl -, gleichzeitig war es berauschend und verführte sich fallen zu lassen. Was Seto in diesem Moment dachte oder empfand, konnte man ihm nicht ansehen. Er intensivierte den Kuss noch mehr, überforderte Joey, der in seiner Ratlosigkeit den Kuss einen Augenblick erwiderte, was Seto natürlich registrierte. Seine blauen Augen verdunkelten sich. In Wahrheit wusste Joey gerade einfach nicht wohin mit sich, bis es ihm wirklich zu viel wurde und er tatsächlich glaubte wahnsinnig zu werden. Als würde tatsächlich ein Drache in ihm brüllen, riss der Blondschopf die Augen auf und begann sich zu wehren, mobilisierte alle seine Kräfte und schubste Kaiba mit einem Aufschrei und solcher Wucht von sich, dass dieser wirklich schwer ins Taumeln geriet und sich nur in allerletzter Sekunde fangen konnte. Schwer atmend standen sich beide gegenüber. In diesem Moment waren sie nicht Seth und Jono, sondern Seto und Joey. Der Brünette fing sich am ehesten wieder, sah in die Luft, wo nichts zu sehen war, in der Story allerdings Jonos schwarzer Rotaugendrache erschienen wäre. Er ging einige Schritte zurück und hob den Arm. Joey verweilte immer noch wie versteinert vor Kaiba, obwohl er an dieser Stelle schon längst hätte weglaufen sollen. Seto sah mit seinen Augen zu seinem ‚Drehpartner‘ und seufzte innerlich. Pegasus und Yami starrten gebannt zu dem Blondschopf. //Sag ich es doch! Ein drittklassiger Schauspieler!//, dachte er verächtlich und rief „Erscheine mein weißer Drache mit eiskaltem Blick!“, eine Textpassage, die im Skript nicht vorgekommen war. Als würde Joey aus einer Tagträumerei erwachen, blinzelte er überrascht und erkannte, dass er kurzfristig aus seiner Rolle gefallen war. Sich fangend und innerlich beschimpfend, hastete er los. Die Fluchtszene kürzten sie natürlich, bis Joey an der nächsten Wand angelangt war. Langsam drehte er sich um und sah Kaiba, wie er beinahe majestätisch auf ihn zuschritt und in 5 Metern Entfernung stehen blieb. Wie ein in die Enge getriebenes Tier sah sich Joey, scheinbar nach einem Fluchtweg um, schien andere Leute zu sehen, die ihm den Weg abschnitten und immer wieder an die Wand drängten. Sein Blick verhärtete sich und braune Augen trafen auf Blaue! „Gib endlich auf! Du hast keine Chance. Ich habe dich schon einmal besiegt und werde es jetzt wieder tun!“. Setos Stimme hallte durch den Raum und Joeys Blick verengte sich wütend. Er sah kurz nach oben, bis er wieder den Blick auf den Brünetten richtete und die beiden imaginären Kinder hinter ihm entdeckte. „Stop!!! Hör auf!“, schrie Joey. Kaiba drehte sich mit fragendem Blick um, sah anstatt der Kinder lediglich Yami, der grinste und mit seinen Fingern eine Peacezeichen formte. Er könnte den Stachelkopf erwürgen! Als sich Seto wieder Joey zuwendete, sah er wie dieser in sich zusammen sackte. Das schwache, kraftlose und entschuldigende Lächeln, dass der Blonde seinem ‚Drachen‘ schenkte, ging Kaiba durch Mark und Bein. Schlussendlich verschwanden die braunen Seelenspiegel hinter den Lidern und er blieb regungslos liegen. Stille herrschte „Wow! Das war mit Leidenschaft gespielt!“, flüsterte Yami anerkennend. Dann begann Pegasus langsam an zu klatschen und auch Yami stieg mit ein und für seine Verhältnisse laut zu Jubeln. Bakura steckte sein Handy zurück in die Hosentasche und vergrub anschließend seine Hände in ihnen. „Das war großartig!“ rief Pegasus und dachte mit einem innerlich weinenden Auge: //Verflixt! Viel zu gut für einen Test!// Kaiba verschränkte lediglich die Arme vor der Brust und schnaubte verächtlich. „Kann ich nun endlich auf mein Zimmer? Das war reine Zeitverschwendung!“, beschwerte er sich kalt und mit seiner typischen Betonung. Irgendwas fehlte. Alle sahen zu Joey, der immer noch regungslos auf dem Boden lag und sich keinen Millimeter bewegt hatte. Alle erschraken, die einen offensichtlich, die anderen verborgen, oder vielleicht gar nicht. Kaiba war allerdings als Erster bei dem Blondschopf und drehte ihn auf den Rücken. „Hey Köter!“, sagte er mit etwas fragender Stimme, in der allerdings keinerlei Sorge mitschwang. „Sag bloß der Kuss hat dich so -Klatsch-…“ Die blauen Augen des Brünetten weiteten sich fassungslos und er hob eine Hand zu der schmerzenden Wange, auf der sich langsam begann ein roter Handabdruck abzuzeichen. Auch die Anderen, selbst Bakura starrte Joey überrascht an, der sich mittlerweile aufgerichtet hatte und seine Hand leicht schüttelte. „Man, hast du einen Dickschädel, das prickelt ja noch in den Knochen wider.“, beschwerte er sich, stand dann schwungvoll auf und betrachtete Kaiba mit einem distanzierten Blick. „Das war für die Aktion an der Wand! Ich danke schon im Voraus für die blauen Flecken!“, rief er verärgert und rieb sich den schmerzenden Hinterkopf. Kaiba schien sich langsam wieder zu fangen, stellte sich nun ebenfalls hin und baute sich vor dem deutlich kleineren Blondschopf auf, packte ihn erneut mit beiden Händen am Kragen und zog ihn, dieses Mal wirklich wütend zu sich hoch. „Das hast du nicht umsonst gemacht, Wheeler! Ich schwöre dir, ich verklage dich, dass du dich davon ein Leben lang nicht erholen wirst!“, zischte der Brünette und verstärkte den Griff an Joeys Oberteil deutlich. Wütend funkelten sie sich an. „Hey! Hört auf ihr beiden!“, rief Yami und versuchte Kaibas eisernen Griff ohne Erfolg zu lösen. „Jetzt hilf mir doch mal Bakura!“, schimpfte der Stachelhaarige und warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu, der allerdings wieder damit beschäftigt war die Szene zu filmen. „Wieso? Das sollten wir die beiden alleine regeln lassen!“, sprach er mit einem unheimlichen Vergnügen in der Stimme aus. Ernsthaft besorgt war er nicht und wie es sich in den nächsten Sekunden zeigte, zu Recht. Joey löste Setos Griff ruckartig und entfernte sich einen Schritt von ihm. „Ach ja? Dann tu es doch, Kaiba! Denk nicht, dass ich Angst vor dir habe!“, konterte er mit derselben Verachtung in der Stimme. Die Hände des Brünetten ballten sich zu Fäusten, ehe er sich von Joey abwand und zur Türe ging. „Das wird ein Nachspiel haben, Wheeler!“ Mit diesen Worten verließ Kaiba den Raum und machte sich, schäumend vor Wut, auf den Weg in sein Zimmer. Joey streckte ihm lediglich noch die Zunge raus. Dann sah er Pegasus und Yami an. „Ich würde jetzt auch gerne gehen. Ich muss morgen immerhin sehr früh aufstehen.“ Angesprochene nickten nur, Bakura grinste leicht und ging zusammen mit dem Blondschopf aus dem Besprechungsraum. Yami lachte auf und schüttelte leicht den Kopf. Pegasus seufzte tief, schmunzelte aber ebenfalls. „Wieso ausgerechnet Szene 189?“, fragte Yami Pegasus und sah ihn von der Seite an. „Wieso? Es ist eine Schlüsselszene, in der sich Jono Seths Respekt verdient und in der sich Seths Einstellung Jono und den Schattenträgern gegenüber verändert. Er fängt das Grübeln an, hinterfragt seine Einstellung. Ich hatte gehofft, dass sich diese Szene auch auf Kaiba und Joey auswirkt. Was sie ja auch hat, nur anders als ich geplant habe!“ Yami verschränkte die Arme hinter seinem Kopf. „Ja, Joey ist niemand, dessen Handlungen man vorhersagen kann. Ich glaube aber, dass sich die Szene doch positiver auf die beiden ausgewirkt hat, als man im ersten Moment sieht.“ Pegasus nickte zustimmend. „Egal, was sie selbst denken. Sie sind ein perfektes Gespann, das sich gegenseitig dazu antreibt das Beste zu geben.“ Währenddessen starrte Seto sein Spiegelbild im Badezimmer finster an. Der Handabdruck Joeys war deutlich auf seiner Wange zu sehen und immer noch sah er den trotzigen Blick vor sich, hörte die herausfordernden Worte in seinen Ohren schallen. Vorsichtig strich er über die schmerzende Stille, eher er mit der Faust die Ablagefläche schlug, so dass die kleinen Fläschchen gefährlich zu klirren begannen. //Der Köter ist gefährlich… ich darf keine Zeit verlieren!//, dachte er und verließ dann das Badezimmer. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)