Harvest Moon - The Distance Between Us von jane-pride (Chelsea&Vaughn) ================================================================================ Kapitel 26: Vaughns weicher Kern -------------------------------- Kapitel 26 Vaughns weicher Kern     „Das ist wirklich schade, dass du Sabrina nicht treffen konntest.“, seufzte Julia traurig und ließ sich rücklings auf ihr Bett fallen. „Ja. Ihr Vater war noch nicht mal an die Tür gekommen, um es mir persönlich zu sagen. Deren Angestellter hatte mich regelrecht kleingefaltet, was einem Mädchen wie mir einfallen würde, unangemeldet vorbeizuschauen und die Tochter des Hauses besuchen zu wollen.“, empörte sich Lana und boxte noch immer aufgebracht auf ein Kissen von Julia, welches sie in ihrem Schoß hielt. „Kurz, war ich sogar der Meinung gewesen, Sabrina an einen der Fenster gesehen zu haben, aber ihre Gestalt war genauso schnell wieder verschwunden, wie sie gekommen war.“ „Es ist so ungerecht. Ich meine, was geht in Regis Kopf vor, dass wir nicht mal mehr unsere Freundin besuchen dürfen? Wir kennen uns schon so lange, und noch nie hatten wir ihm einen Grund geliefert, dass wir ein schlechter Umgang für seine Tochter wären. Bis auf diese eine Sache, in der wir 20 MINUTEN zu spät zum Unterricht erschienen sind. Das ist doch wirklich lachhaft!“ „Ich gebe dir recht. Das die Schule auch unbedingt unsere Familien informieren musste. Wir sind doch alt genug. Einige von uns werden bald 18. Wir sind wahrlich keine kleinen Kinder mehr, die noch bei jeder Kleinigkeit zu Mami und Papi rennen, wenn wir Probleme haben. Also echt!“   In diesem Moment klopfte es an Julias Zimmertür und kurz darauf trat Mirabelle ein und lächelte die Mädchen fröhlich an. „Na, ihr zwei. Was sollen denn diese trüben Gesichter? Seht, ich habe euch einen Zitronenkuchen gebacken, vielleicht muntert der euch wieder auf.“ „Danke, Mutter. Aber Lana und ich wissen einfach nicht mehr weiter. Mit Nathalie haben wir uns wieder vertragen, doch an Sabrina kommen wir nach wie vor nicht heran. Sowohl per Telefon, als auch persönlich vor ihrer Tür werden wir abgewiesen und ein Handy besitzt Sabrina leider nicht.“ „Selbst wenn, hätte es ihr Vater vermutlich konfisziert.“, äußerte Lana bitter. „Ich verstehe. Das ist wirklich nicht sehr schön.“ „Du hast nicht zufällig eine Idee, was wir sonst noch tun können?“, fragte Julia hoffnungsvoll und sah ihre Mutter flehentlich an. „Hm, nun, ich weiß nicht, aber vielleicht wäre es einen Versuch wert, wenn ich Regis einen Besuch abstatte und mit ihm darüber rede.“, überlegte Mirabelle laut, wobei sie sorgenvoll die Stirn runzelte. „Allerdings kann ich euch nichts versprechen. Auch müsst ihr geduldig sein. Regis legt sehr viel wert auf Manieren, deswegen werde ich meinen Besuch vorher ankündigen, bzw. fragen, ob einer möglich wäre und er auch Zeit hat. Versteht ihr? Wir sollten nicht mit der Tür ins Haus fallen.“ „Bitte, versuche es Mutter. Ich kenne dich, so leicht gibst du dich nicht geschlagen. Du hast schon einige Dickköpfe zu sanften Lämmern gemacht, wenn es sein musste.“ „Haha. Ach, Kind, danke für das Kompliment. Ich verspreche euch, ich werde mein Bestes geben. Aber jetzt, nehmt doch ein Stück Kuchen. Er ist frisch gebacken und wartet nur darauf von euch gegessen zu werden.“   Das ließen sich die Mädchen nicht noch einmal sagen und griffen beherzt zu.   +++++   Vaughn hatte sich relativ früh auf den Weg zu Andreas Betrieb gemacht, um Chelsea zu besuchen. Auf der einen Seite hatte er es sehr eilig, Chelsea schnellstmöglich wieder zu sehen, weil sie eine Faszination auf ihn ausübte, die er sich nicht erklären konnte. Jedoch, auf der anderen Seite, fragte er sich, was ihn eigentlich genau zu dieser Handlung bewegte, Chelsea einen Besuch abzustatten, obwohl er sie kaum kannte. Sicher, er war ihr bereits häufiger über den Weg gelaufen und hatte sich ein paar Mal mit ihr unterhalten. Er hatte sie im Schlafanzug gesehen, und das auch noch nachts, was er bis heute nicht vergessen konnte und er hatte sie vor Denny gerettet. Gerade dieses Erlebnis war noch sehr gut in seinem Gedächtnis verankert. Dieses fröhliche und unbeschwerte Mädchen, als die, er sie kennen gelernt hatte, war an jenem Tag nicht mehr dieselbe gewesen, was auch nachvollziehbar war. Sein Beschützerinstinkt war in ihm geweckt wurden, bei dem er das Gefühl hatte, dass er dem unbedingt Folge leisten musste. Er wollte für Chelsea da sein und irgendwo auch mehr sein, als nur ein Bekannter oder Freund, wenn sie es denn schon waren. Vaughn wusste es nicht. Was Chelsea betraf, war er sich mit gar nichts sicher. Wann hatte sie einen so großen Platz in seinen Gedanken eingenommen, obwohl er sich die nächste Zeit von Frauen fernhalten wollte? Bisher brachten sie ihm nichts als Ärger ein, doch Chelsea war…ja, sie war anders und irgendwie etwas Besonderes, die er verstehen wollte.   Auf dem Landweg, Richtung Chelseas zu Hause, fuhr Vaughn langsamer, damit er nicht all zu früh bei ihr vor der Tür stand und somit den Eindruck erwecken könnte, dass er es bei sich zu Hause nicht mehr länger ausgehalten hatte, Chelsea wieder zu sehen. Es war eine Viertelstunde vor der vereinbarten Zeit, als Vaughn auf Andreas Hof einfuhr. Chelsea hatte seinen Wagen gehört, weswegen sie kurz nachdem Vaughn aus dem Auto gestiegen war, auch schon an der Eingangstür erschien.   „Hallo, Vaughn. Schön, dass du schon da bist.“, begrüßte sie ihn herzlich und wäre ihm beinahe um den Hals gefallen, so sehr freute sie sich ihn wieder zu sehen, konnte sich aber gerade noch bremsen. Zum Glück bekam Vaughn davon nichts mit. Etwas verlegen fuhr er sich mit einer Hand durch seine Haare und schloss sein Auto ab. „Hi. Entschuldige, wenn ich etwas zu früh bin. Ich wusste nicht wie schnell ich durch die Stadt kommen würde.“ Das war natürlich gelogen, aber Vaughn wollte keinen aufdringlichen Eindruck erwecken. Außerdem kannte er die Strecke. „Das macht doch nichts. Möchtest du erstmal mit reinkommen? Mein Bruder ist in der Küche und wartet dort auf uns.“   Somit führte Chelsea Vaughn das kurze Stück durchs Haus, um zur Küche zu gelangen. Dabei bemerkte sie nicht, dass Vaughn etwas irritiert war, von der Tatsache, dass Chelseas Bruder ebenfalls anwesend sein würde. Aus irgendeinem unerklärlichen Grund war er davon ausgegangen, dass er mit Chelsea allein sein würde, was ihm lieber gewesen wäre. Im Nach Hinein betrachtet, kam er sich jetzt ziemlich albern vor. Immerhin wohnte Chelseas Familie ebenfalls hier, weswegen es nur all zu logisch war, dass diese auch da sein würde. Denn, welcher Vater würde seine eigene Tochter mit einem fremden Mann alleine lassen? Normalerweise niemand, dem seine eigene Tochter am Herzen lag.   „Tag, Vaughn. Wir haben uns lange nicht gesehen.“, grüßte Mark den herbeigeführten Gast. „Wie schaut´s bei dir aus?“ „Ganz gut. Ich kann nicht klagen.“, antwortete Vaughn. „Wie findest du es denn hier? Ich meine deinen neuen Wohnort.“ „Inzwischen recht gut. Alles, was ich brauche, weiß ich, wo ich es finden kann. Und mit Mirabelle als Chefin habe ich es auch nicht schlecht getroffen.“ „Das ist wahr. Mirabelle ist wirklich ein herzensguter Mensch.“, meldete sich Chelsea zu Wort und lächelte Vaughn an. „Wir kennen sie schon, seitdem wir noch ganz klein waren. Sie hat uns viel geholfen, nachdem unsere Mutter gestorben war.“ „Genau. Sie war fast wie eine zweite Mutter für uns gewesen. Auf eine gewisse Art und Weise ist sie es sogar heute noch. Sie hat immer ein offenes Ohr für Probleme.“ „Das habe ich gemerkt. Anfangs, fand ich das ein wenig nervig.“, gab Vaughn zu. „Aber man gewöhnt sich dran.“ „Ja, mit der Zeit schon. Du, Vaughn? Möchtest du zuerst eine Tasse Kaffee trinken oder sollen wir mit dem Rundgang beginnen?“, fragte Chelsea nach, die es innerlich kaum noch erwarten konnte, Vaughn alles zu zeigen. So aufgeregt, hatte sie sich schon lange nicht mehr gefühlt. Vaughns Präsenz rief in ihr noch nie da gewesene Reaktionen hervor, die sie etwas durcheinander, aber auch glücklich machten. Nur zu gerne, hätte sie gewusst, was das alles zu bedeuten hatte, und aus irgendeinem Grund, interessierte es sie, ob es Vaughn genauso erging, wenn er mit ihr zusammen war. Vaughn war zuerst für den Rundgang, woraufhin alle drei sich in Bewegung setzten.   Es wurde eine unterhaltsame Stunde, in der Chelsea und besonders Mark viel erzählten, wobei Chelsea weniger zu Wort kam. Schon nach kurzer Zeit ist ihr bewusst geworden, das Vaughn automatisch den Blickkontakt zu Mark suchte, was sie sehr enttäuschte. Liebend gern, hätte sie Vaughn alles erzählt, was sie wusste. Allerdings traute sie sich auch nicht, ihrem Bruder ins Wort zu fallen und selber das Reden zu übernehmen. Nebenbei fand sie es doch verwunderlich, dass Vaughn so schnell einen guten Draht zu ihrem Bruder fassen konnte, obwohl sie sich erst das zweite Mal heute begegnet waren. Dagegen waren ihre Gespräche mit Vaughn eher knapp und mit wenig Input versehen, was ihr erst jetzt so richtig bewusst wurde. Sie hatte sich eingebildet, dass da etwas zwischen ihnen war, was auch eine gewisse Bedeutung hatte. Zumindest war es ihr wichtig gewesen, Vaughn in letzter Zeit häufiger zu sehen und mit ihm ins Gespräch zu kommen. Damit sie ihn besser kennen lernen konnte, ging sie verhältnismäßig oft nach der Schule zu Julia, um einen Blick auf Vaughn werfen zu können. Und wenn er zurückgesehen hatte, war es das Highlight des Tages für sie gewesen. Noch all zu gut, konnte sie sich an die Umarmung erinnern, an das Gefühl, welches Vaughns Nähe in ihr ausgelöst hatte. Das war für sie unglaublich schön gewesen, ein solches Gefühl kannte sie noch nicht, auch wenn sie nicht genau wusste, was es war und was es bedeutete. Trotz alldem freute sie sich für ihren Bruder, gerade weil er, seitdem Vaughn zu Besuch war, kein ernstes Gesicht zog, sondern viel mehr ausgeglichen und fröhlich wirkte. Seine Gedanken waren mal nicht bei dem schrecklichen Ereignis, was Mark noch immer sehr belastete. Außerdem war er Vaughn so unendlich dankbar, dass er Schlimmeres verhindern konnte. Das sagte er ihm auch noch mal, als er dafür gesorgt hatte, dass er für einige Minuten mit Vaughn allein sein konnte. Zwar war Chelsea deswegen sehr geknickt, ging aber dennoch mit einem Lächeln vorweg und ließ die Männer allein zurück.   „Ist alles in Ordnung?“, fragte Vaughn nach, denn ihm war aufgefallen, dass Chelsea eben nicht all zu glücklich gewirkt hatte. Des Weiteren war sie die letzte Stunde recht still gewesen, weswegen sich Vaughn schon die ganze Zeit Gedanken gemacht hatte. Denn mit seinen Empfindungen war er ausschließlich bei Chelsea gewesen. War sie, ziemlich nah an ihm vorbeigegangen, konnte er ihren femininen Geruch wahrnehmen, der ihn fast betäubt hätte. Zumindest, ein wenig berauscht, was es ihn fast unmöglich gemacht hatte mit Mark im neutralen Ton weiter zu reden. Deshalb hatte er auch mehr den Kontakt zu Mark gesucht, anstatt zu der jungen Frau, die ihm fast den Verstand raubte und das einzig und allein durch ihre bloße Anwesenheit. „Mit Chelsea? Doch, ihr geht es gut. Sie lacht und redet wieder wie früher.“, antwortete Mark. „Ich meinte gerade nicht diesen Vorfall im Wald, sondern eben gerade. Deine Schwester sah nicht wirklich zufrieden aus.“ „Ach so? Mir ist nichts aufgefallen, aber ich muss zugeben, dass ich darauf nicht geachtet habe. Aber, was ich mit dir besprechen wollte. Hast du vielleicht ´ne Ahnung, wer dieser Typ war, der Chelsea überfallen hatte?“ Augenblicklich wurde Mark wieder todernst. Vaughn spürte, dass sich die Ausstrahlung seines Gegenübers geändert hatte. Er wirkte nicht mehr so fröhlich und locker, sondern angespannt und irgendwie auch aggressiv. Erstaunt, blickte Vaughn ihn an.   „Nein, aber hat dir Chelsea nicht erzählt, dass er bei ihr auf die Schule geht?“ „Doch, aber dort war er seit jenem Tag nicht mehr. Du kannst dir sicher vorstellen, was für Gedanken ich mir gemacht habe, als meine Schwester nach dem Wochenende wieder in die Schule musste, damit unser Vater nicht Wind davon bekommt.“ „Er weiß es nicht? Warum?“ „Chelsea möchte es so. Ich kann sie auch verstehen. Es geht ihr aber auch darum, dass sie mich damit schützt. Weißt du, an diesem Tag hätte Chelsea sich gar nicht verabreden dürfen, sie hatte Hausarrest. Damit sie sich dennoch mit ihm treffen konnte, habe ich ihr dabei geholfen.“ Mark ballte seine Fäuste. So tief saßen der Schmerz und die Verzweiflung, die er seitdem mit sich herumtrug. Er wollte seine Schwester rächen, aber auch gleichzeitig seine Schuld wieder begleichen, damit er sich entlastet fühlen konnte. Vaughn ahnte, was in ihm vorgeben musste. Seine angestaute Wut blieb ihm nicht verborgen. Dennoch entschied er sich dazu, Mark nicht zu erzählen, dass dieser Denny wieder in der Schule erschienen und Chelsea ihm erneut begegnet war. Wenn sie es ihm nicht gesagt hatte, musste sie ihre Gründe dafür haben. Somit beschloss er, selber auch noch mal mit Chelsea darüber zu reden. „Das ist bitter.“, äußerte sich Vaughn dazu. „Ich verstehe dich. Wenn ich etwas erfahren sollte, werde ich dich davon in Kenntnis setzen. Einverstanden?“ „Abgemacht. Und vielen Dank, Vaughn.“   +++++   Eine passende Gelegenheit bot sich Vaughn mit Chelsea alleine zu sein, als Mark einen Anruf von einem seiner Kommilitonen bekam. In diesem Moment befanden sie sich im Pferdestall. Chelsea war gerade dabei gedankenverloren eines der Pferde zu streicheln, ihr Herz überschlug sich fast vor Freude, aber auch vor Sorge, als Vaughn das Wort an sie richtete.   „Ist alles in Ordnung, Chelsea?“ „Hm? Was meinst du?“ „Du bist so still geworden. Schon die ganze Zeit. Ist wirklich alles in Ordnung mit dir?“ „Wie? Oh, ähm, ja. Ja, mir geht es gut. Ihr habt euch so gut unterhalten, da wollte ich nicht dazwischen gehen.“ Trotzdem beschäftigte Vaughn der Gedanke, dass es nur die halbe Wahrheit war. Denn noch immer, sah Chelsea ihn nicht richtig an und irgendwie störte es ihn. Er versuchte seinen Ärger darüber zu unterdrücken und setzte das mangelnde Gespräch einfach fort. „Warum hast du deinem Bruder nicht erzählt, dass dieser Typ wieder in der Schule gewesen ist?“, fiel er gleich mit der Tür ins Haus, wobei er eigentlich nicht so hart dabei klingen wollte, aber seine Gefühle ließen sich nur schwer bändigen. „Woher weißt du das?“, hob die Brünette überrascht ihren Kopf. Für eine Sekunde sah sie ihn an, schaute dann aber wieder weg, was Vaughn fast wahnsinnig machte. „Vorhin haben wir uns darüber unterhalten. Er macht sich große Sorgen um dich.“ „Ich weiß. Dabei sage ich ihm immer, dass es nicht seine Schuld war. Niemand hat Schuld daran. Es ist…es ist einfach passiert. Mein Bruder soll sich nicht noch mehr Vorwürfe machen. Ich komme schon…ich komme schon damit klar.“ „Ist das wirklich so?“, hakte Vaughn nach. „Lassen wir das Thema. Ich will nicht mehr darüber reden.“ Chelsea wollte gar nicht so schroff gegenüber Vaughn sein, aber es ging ihr allmählich auf die Nerven, dass jeder der Meinung war, sie wie ein sanftes Püppchen behandeln zu müssen. Dadurch, kann sie doch niemals vernünftig damit abschließen und es vielleicht sogar vergessen. Außerdem, dachte Chelsea, was geht es dich überhaupt an, wie ich mich fühle? Bis eben hattest du mich komplett ignoriert.   Da Chelsea immer noch abgewandt zu Vaughn stand, merkte sie nicht, wie er sich ganz nah neben sie gestellt hatte und seine Hand an ihre linke Wange hob. Chelsea erschrak davon so sehr, dass sie beinahe geschrien hätte, konnte sich aber noch beherrschen und drehte sich abrupt zu Vaughn um, der sie zärtlich ansah. Es war einzig allein dieser Blick, der ihr sämtliches Zeitgefühl raubte. Erneut legte Vaughn seine Hand an ihre Wange und streichelte eine einzelne Träne weg, die sie bis eben nicht einmal bemerkt hatte. Dabei musste er sich gewaltig beherrschen, nicht sofort über sie herzufallen, so stark war sein Gefühl nach körperlicher Nähe zu ihr.   „Es ist alles gut.“   Ein simpler Satz, der in Chelsea ein gewaltiges Gefühlschaos auslöste. Heftig fing sie an zu weinen, ließ sich an Vaughns Brust fallen und von ihm festhalten. Er selber, wusste gar nicht, warum er das getan hatte, was der Auslöser dazu war, näher an Chelsea heranzutreten. Irgendwie hatte er gespürt, dass sie Nähe brauchte, auch wenn sie sich von ihm zunächst abgewandt hatte. Gleichzeitig spürte er, dass auch er diese Nähe benötigte. Chelsea konnte ihm etwas geben, was er lange Zeit geglaubt hatte, verloren zu haben. Nun konnte er sich gewiss sein, dass er diese junge Frau mochte. Sogar sehr mochte, und dass er sie am liebsten für immer in seinen Armen festgehalten hätte.   „Ich brauche dich, Vaughn.“   Leise flüsterte Chelsea diese Worte. Doch Vaughn hatte sie verstanden und zog sie umso enger an sich heran. Es war ein schöner und inniger Moment, der dadurch gestört wurde, dass das Pferd, was sich hinter Chelsea in der Box befand, kurz wieherte, Chelsea mit der Nase anstupste, woraufhin beide das Gleichgewicht verloren und hinfielen. Vaughn landete auf seinen Rücken und Chelsea natürlich auf ihm drauf. Der junge Mann hatte Chelsea auch keine Sekunde losgelassen, weswegen er sie auch jetzt noch, in seinen Armen hielt. Jeder von ihnen war zunächst zu überrascht, um wieder aufzustehen. Nachdem, Chelsea den größten Schreck überwunden hatte, richtete sie sich langsam auf, wobei es sich nicht vermeiden ließ, dass sie auf Vaughns Gesichtshöhe kam und sie ihn einfach anstarrte. Doch, Vaughn ging es ähnlich. Zwar tat ihm sein Rücken und sein Hintern weh, aber er war gerade zu überwältigt davon, Chelsea auf sich zu haben, dass er sie ebenfalls mit seinen Augen geradeaus fixierte.   Chelsea spürte, wie ihr gesamtes Blut ins Gesicht schoss. Nebenbei klopfte ihr Herz wie wild. Sie konnte sogar, Vaughns Herzschlag spüren. Als sie sich aufrichten wollte, wurde sie von ihm zurückgehalten, indem er beide Hände an ihr Gesicht legte, wodurch sie gezwungen war, erneut auf Vaughn zu gucken. Dieses Mal lächelte er. Es sorgte dafür, dass auch Chelsea lächeln musste. Vorsichtig zog Vaughn Chelsea zu sich heran. Immer näher kamen sie sich. Kurz bevor sich deren Lippen berührten, hörte Chelseas Herz auf zu schlagen. Sie konnte Vaughns Atem direkt auf ihrer Haut spüren. Sein männlicher Duft benebelte ihre Sinne. Alles, was sie jetzt wollte war, Vaughns Lippen auf ihren zu spüren. Ihm so nah wie möglich zu sein. Als sich ihre Lippen zu einem zärtlichen Kuss vereinigten, war es für Chelsea wie der Himmel auf Erden. Dieser Kuss setzte sämtliche Gefühle in ihr frei, versetzte sie in eine andere Welt und sie dachte, dass so ihr erster Kuss hätte sein müssen. Diese flüchtige Erinnerung, an Denny, vergaß sie zu ihrem Glück schnell wieder. Kurzzeitig, spürte Vaughn, dass Chelsea sich verkrampft hatte. Unmittelbar darauf, war sie aber wieder entspannt, was auch ihn beruhigte und genoss diese unerwartete Nähe weiter mit ihr. Sein eigener Rauschzustand hatte ungeahnte Höhen erreicht, so glücklich fühlte er sich in diesem Augenblick, in dem Chelsea ihm so nah sein und er sie berühren konnte. Es war auch für ihn überwältigend und unbeschreiblich schön, dass er diesen Kuss, am liebsten nie beendet hätte.   Als es so weit war, sprachen beide kein Wort miteinander. Der flüchtige Augenkontakt zwischen ihnen sagte alles. Sie waren beide überwältigt von dem, was gerade zwischen ihnen passiert war und auch mit dem was sie füreinander gefühlt hatten, dass keiner von ihnen, dieses schöne Erlebnis mit Worten zerstören wollte. Ein inniger Moment und die Welt um sie herum war nebensächlich geworden. So nebensächlich, dass es einige Zeit dauerte, bis sie das Räuspern hörten, was vom Eingang des Stalls an ihre Ohren drang.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)