photo album drama von PMA (Das Problem mit den Gefühlen...) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- „Du musst nicht immer kommen.“ „Ich hab es Asuma versprochen.“ Er drehte den Kopf ein Stück zur Seite. Er fühlte, dass er es nicht mehr lange hier aushalten würde. Er, der große Kakashi mit dem Sharingan, Schüler des 4. Hokage, Sonder-Jo-Nin von Konohagakure, einer der fünf Ninja-Großmächte, wurde emotional. Lachhaft. Kurenai verabschiedete sich und spazierte die Straße hinunter. Und er, er saß hier, auf einem Vordach des Konoha-Krankenhauses und versteckte sich vor seinen Kollegen. Schwach. Shikamaru nahm nun Naruto beiseite. Er erzählte ihm, dass er Kurenais Kind unterrichten würde und dass es an der Zeit wäre, erwachsen zu werden, dass der Großteil ihrer Entwicklung abgeschlossen wäre und dass sie an die nächste Generation denken müssten. Wie Recht er hatte, dieser unglaublich weise Junge. Er wusste, wie das Leben lief, jetzt schon. Er sah alles, jede Situation wie aus der Vogelperspektive, überblickte stets das gesamte Geschehen. Er hatte begriffen. Kakashi hatte lange gebraucht, um zu begreifen. Dumm. Schlimm war, dass es ihm nun so unglaublich schwer fiel, sich daran zu halten. Er hatte angefangen, sie genauer zu betrachten, als sie Jo-Nin wurde. Kurenai Yuhi, eine unglaublich starke, unglaublich schöne Frau. Unglaublich, ja. Unglaublich war das alles hier, weil er es einfach nicht glauben konnte, dass immer er solches Pech mit seinen Emotionen hatte. Asuma hatte er schon länger gekannt, er war einfach ein netter Kollege, außerdem der wohl lässigste Konoha-Ninja, schon an der Akademie. Kakashi hatte sich heimlich ein Beispiel an ihm genommen, hatte angefangen, diesen verschlafenen Blick aufzusetzen, erst recht, nachdem sich sein Vater… Er musste einen kühlen Kopf bewahren, durfte jetzt nicht ausflippen. Er lehnte seinen Kopf gegen die kalte Steinwand, schloss die Augen und dachte nach. Asuma und Kurenai waren schon vor ihrer Jo-Nin-Prüfung zusammen gewesen. Sie hatten es nie jemandem erzählt, aber es war offensichtlich. Kakashi hatte damit anfangs kein Problem, kannte er diese Kurenai doch nur am Rande. Aber als er mit ihr ein paar Missionen überstanden und sie mit Asuma immer öfter zu dritt zusammengesessen hatten, entwickelten sich langsam Gefühle für sie. Immer schwerer war es ihm gefallen, die Emotionen zurückzuhalten und eine gute Miene aufzusetzen, wenn sie mal wieder miteinander um die Häuser zogen. Einmal, als sie auf dem Jahrmarkt waren, hatte Asuma am Losstand eine Kamera gewonnen. Als sie am Ende des Abends entspannt bei Sake am Tisch saßen, hatte er die Kellnerin gebeten, ein Foto von ihnen zu machen. Davon bekam dann jeder einen Abzug - diese Fotos waren zur Tradition geworden. Zu jedem Anlass machten sie Gruppenfotos – und jedes Mal wurde Kakashi dabei seine Rolle bewusst, seine Rolle als der Freund des Paars, der stets nett grinsend daneben stand – und der ihm doch so hätte schaden können, hätte er offenbart, was in seinem Inneren vorging. Es zerriss ihm das Herz, jedes Foto, jedes Zucken des Blitzlichts schlug sich wie ein Nagel in sein leidendes Herz. Doch etwas an seiner Lage zu ändern, wäre schwer gewesen, hätte Überwindung gekostet. Und es hätte die Freundschaft auf ewig belastet, es wäre stets wie ein graues Tuch über all den bunten Freuden vergangener und zukünftiger Tage geschwebt, hätte sie alle zusammen belastet. Vielleicht hätte es diese wunderschöne und doch zerbrechliche Perle der Freundschaft auch komplett zerschmettert. Die Splitter einer zerbrochenen Freundschaft sind etwas extrem Gefährliches. Jeder, der von ihnen getroffen wurde, war nur noch… bemitleidenswert. Ja, das war er, er ganz allein: bemitleidenswert. Doch sobald er das, wofür man ihn hätte bemitleiden können, offenbart hätte, hätte er genau das getan: die Freundschaft zerschmettert, Asuma und Kurenai auch zu… zu bemitleidenswerten Menschen gemacht? Also schön, das galt es dann wohl zu verhindern. Offenbarung. Mitleid. Kakashi öffnete die Augen. Shikamarus Worte über die nächste Generation, dass sie coole Senseis werden mussten… das hatte ihn gerade sehr berührt. War es doch zu einem großen Teil nicht nur die Geschichte seines Teams, sondern auch seine Freundschaft zu Asuma gewesen, die ihn zu dem gemacht hatte, was er war; zu dem coolen Ninja mit der Maske, dem verschlafenen Blick und den Flirtbüchern. Die Bücher, ja… auch die hatte er angefangen zu lesen, um Asumas Coolness ein Stück näher zu kommen. Gut, dass dieses Streben nicht bis in das Alter angehalten hatte, als Asuma angefangen hatte zu rauchen... tss! Wie auch immer, die Bücher waren ihm geblieben. In einer Phase, in der Kakashis Sehnsucht nach der Frau, mit der er Seite an Seite kämpfte, ihm zu viel zu werden drohte, hatte er diese nutzlosen Bücher genommen und sich gefragt, wozu sie eigentlich da waren. Seine ganze Verkleidung, wozu war sie gut? Dazu, die anderen vor seinen Gefühlen zu schützen. Gut, dann sollte sie ihm auch helfen, seine Trauer zu kompensieren. Rasend vor Wut und in sich hineingefressener Trauer hatte er die Schachtel mit den Gruppenfotos herausgekramt. Ganz abgegriffen war sie, nicht nur, weil er ständig neue dazulegte, sondern auch weil er ständig Kurenai auf den Bildern betrachtete. Wie verrückt hatte er Fotos aus der Schachtel genommen und sie irgendwo in die Bücher geklebt. Dann hatte er sich mit Mühe seine Tränen verbissen und war schließlich völlig erschöpft eingeschlafen. Von da an hatte er sich in den Büchern immer nur die Bilder angeschaut, ohne dass irgendjemand von seinem „Fotoalbum“ wusste. Manchmal war es schwierig, rechtzeitig umzublättern oder sonst irgendwie zu verhindern, dass jemand die Bilder sah, doch er konnte das nicht einfach so sein lassen. Sich das alles noch einmal vor Augen zu führen, bereitete ihm solche Kopfschmerzen. Er musste jetzt abhauen. Kakashi atmete tief durch und blickte grimmig auf die kleine Beule in seiner Tasche, die eines der Bücher verursachte. Er war ein psychisches Wrack, das war ihm klar. Er war lachhaft, schwach, dumm und bemitleidenswert, auch das war ihm klar. Doch – und das war ihm noch viel klarer – er durfte auf keinen Fall zulassen, dass ein lachhafter, schwacher, dummer und bemitleidenswerter Mensch andere Menschen verletzte. Er sprang. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)