Geboren um zu leben von abgemeldet (Bill zieht um....) ================================================================================ Kapitel 5: Shopping ------------------- In meinem Zimmer warf ich meine Tasche aufs Bett, ehe ich mir mein Shirt über den Kopf zog, und dieses in den Wäschekorb hinter der Tür pfefferte. Ich nahm das neue Shirt aus der Tüte und wühlte dann auf meinem Schreibtisch nach einer Schere herum, um das Preisschild abzuschneiden. Nach einigem hin und her hatte ich diese dann auch gefunden, und nach erfolgreicher Entfernung des Preisschildes, zog ich das Shirt an. Ich betrachtete mich kurz im Spiegel und befand, dass mir das Shirt gut stand. Kurz fuhr ich mir durch die Haare, ehe ich meine Zimmertür wieder öffnete und den nächsten Schrei des Tages ausstieß. Vor der Tür stand Tom, der mindestens genauso erschrak wie ich auch. Allerdings vermutlich, weil ich so geschrien hatte. „Himmel, bist du schreckhaft“ stieß er aus und fasste sich kurz ans Herz, ehe er mich musterte. Sein Blick glitt von meinem Gesicht nach unten zu meinem Shirt, bevor sich ein Grinsen auf seine Lippen stahl. „Steht dir“ kommentierte er dann und ich stotterte eher ein 'Danke' als das ich es sagte. Toms Blick blieb an meinem linken Unterarm hängen während er die Stirn runzelte und danach griff. Ich sah ihn verwirrt an, als seine Hand sich um mein Handgelenk schloss und meinen Arm anhob, während er sich drehte um meine Tätowierung besser sehen und lesen zu können. Die Finger seiner anderen Hand fuhren über die Farbe unter meiner Haut und verpassten mir glatt eine Gänsehaut. „Eine bestimmte Bedeutung?“ fragte er mich dann, ohne mich anzusehen und ich nickte einfach nur. „Mein Geburtsjahr und...Freiheit eben“ antwortete ich dann. Besser konnte ich es nicht erklären. „In dem Jahr bin ich auch geboren“ stellte Tom fest, während er noch immer über meinen Unterarm strich. Ich beschloss darauf einzugehen, um mich nicht weiter auf seine Berührungen konzentrieren zu können, die mich irgendwie nervös machten. „Ja?“ fragte ich deswegen nach und Tom nickte. „Am 1. September“ kams dann und ich blinzelte kurz, bevor ich meinen Arm leicht bewegte, um dem kribbeln irgendwie entgegen zu wirken. „Ich auch“ stellte ich dann fest. Tom hob seinen Blick und sah mich überrascht an, ehe er anfing zu lachen. „Das ist ja mal geil. Dann können wir dieses Jahr auch gleich zusammen feiern“ stellte er fest, und überrumpelte mich damit etwas. Seine Hand löste sich von meinem Handgelenk und ich war wirklich froh darum. Dieses Kribbeln das seine Finger ausgelöst hatten, war nicht mehr erträglich gewesen. „Ach ja...ich stand hier eigentlich um dir zu sagen, dass das Essen fertig ist“ grinste er schief und ich lächelte, bevor ich ihm in die Küche folgte. Auf dem Küchentisch standen bereits die Teller auf denen das Kartoffelgratin gehäuft war und vor sich hin dampfte. Zusammen mit Tom ließ ich mich an den Tisch fallen und sah auf, als er sich räusperte. „Ich weiß nicht ob mans essen kann, also sei vorsichtig“ kommentierte er und ich hob fragend eine Augenbraue. „Ich schmeck nicht gern ab. Um genau zu sein mach ich das nie“ erklärte er und ich hob interessierte eine Augenbraue, bevor sich ein Grinsen auf mein Gesicht schlich. „Stimmt...Georg erwähnte irgendwas von berühmten, übernatürlichen Augenmaß“ Eine Weile herrschte Stille, während Tom mich einfach anstarrte. „Was aus meinem Leben hat Georg dir eigentlich nicht erzählt?“ fragte er mich belustigt und ich zuckte mit den Schultern. Das wusste ich nun auch nicht so genau. Da ich Tom nicht sonderlich gut kannte, wusste ich ja nicht was Georg so ausgelassen hatte. Vermutlich so einiges...oder auch nicht. Georg hatte schon ziemlich viel erzählt. „Ich weiß nicht. Ich denke schon das er einiges ausgelassen hat“ antwortete ich dann und schob mir eine Gabel mit Gratin in den Mund, um darauf herum zu kauen. Von Tom wurde ich die ganze Zeit über angestarrt, bis ich hinunter geschluckt hatte. „Würde es nicht wirklich schwul rüber kommen, würde ich dich jetzt fragen ob du mich heiratest“ kommentierte ich und Tom guckte mich zuerst etwas verplant an, ehe er leise lachte. „Laut Georg bin ich beziehungsfähig, also lässt sich das sicher einrichten. Nur werd ich vermutlich mit deinem späteren Freund ziemlich im Klinsch liegen“ witzelte er dann, und ich musste grinsen. Ich wusste natürlich das Tom es nur als Witz gemeint hatte, aber irgendwie baute er mich damit doch auf. Also würde ich nicht mein Leben lang allein vor mich hin leben. Zumindest in seinen Augen nicht. Das restliche Essen verlief schweigen, bevor Tom aufstand und die Teller in die Spülmaschine räumte. „Also...du kannst das in der Mikrowelle aufwärmen ne?“ erklärte er mich dann und deutete auf die Form mit dem restlichen Gratin, was mich lächelnd nicken ließ. Das er mir überhaupt was kochte verwunderte mich ja schon. „Hast du Angst das ich verhungere?“ neckte ich ihn dann ein bisschen und schob mir eine Zigarette zwischen die Lippen, die ich anzündete. Sein Gesichtsausdruck wurde ernst und er kam auf mich zu, wo er die Hände in die Hüften stemmte und auf mich runter sah. „Also viel ist an dir ja nicht dran. Ich hab gestern als ich dich umarmt habe gedacht, das du gleich zerbrichst wenn ich zu fest drücke“ kams ernst, ehe er grinsen musste und mich damit ansteckte. Ja, ich hatte gestern auch gedacht, das er anscheinend dachte ich wäre aus Glas. Aber das war ich nicht. Ich hielt schon einiges aus. Immerhin lebte ich nach Georgs Umarmung ja auch noch, und der hatte wirklich Kraft. „Und was willst du nun mit mir unternehmen?“ kam die neugierige Frage aus meinem Mund. Zumindest hatte er davon vorhin etwas verlauten lassen. Und da ich mich hier sowieso noch nicht so richtig auskannte – um genau zu sein gar nicht – war ich mal gespannt was er so vorschlagen würde. Tom sah aus als würde er überlegen, während er nach meiner Zigarette griff, sie mir abnahm und kurz daran zog, ehe er sie mir wieder vor die Lippen hielt. Ich nahm die Zigarette wieder zwischen die Lippen, und sah Tom von unten herauf fragend an, der einen nachdenklichen Gesichtsausdruck aufgesetzt hatte. Nach ungefähr zwei Minuten, in denen ich meine Kippe fertig geraucht hatte, hellte sich sein Gesicht auf und er grinste auf mich runter. „Lust nochmal shoppen zu gehen?“ fragte er dann und ich sah ihn zweifelnd an. Tom machte nicht unbedingt den Eindruck als würde er gern shoppen gehen. Zumindest fand ich das. „Was denn? Ich geh ziemlich gern shoppen. Und ich habe die Hoffnung, dass es mit dir anders wird als mit Georg.“ Meine Augenbraue wanderte wieder in die Höhe und ich sah ihn fragend an. Anscheinend wurde es Tom zu dumm zu mir runter zu gucken, weswegen er vor mir in die Hocke ging und ich jetzt mehr oder weniger auf ihn runter guckte. „Ob du es glaubst oder nicht, ich kann stundenlang in irgendwelchen Läden rum rennen. Na ja...eher in welchen mit Klamotten in Übergröße, aber das dürfte nicht so das Problem sein. Und hey, ich fungiere auch gern mal als Kleiderständer oder Tütenträger“ kams von ihm, und ich musste lachen. Ich willigte ein. Was anderes blieb mir auch gar nicht übrig, wenn er sich so rein hängte. Außerdem liebte ich shoppen. Und mit Tom shoppen zu gehen, könnte lustig werden. Tom schleppte mich durch ein paar U-Bahnstationen, zu einem Einkaufscenter das sich OEZ nannte. Und verdammt, das war riesig. Ich stand in der Eingangshalle und guckte mich staunend um. „Das schaffen wir doch nie“ stieß ich aus. Dafür brauchte man doch bestimmt Tage um sich alles anzugucken. Zumindest fühlte es sich gerade so an. „Keine Sorge, wir haben Zeit bis die Geschäfte schließen. Und danach können wir immer noch irgendwas machen. Ich hab deiner Mutter angekündigt, dich heute vermutlich ziemlich spät wieder zurück zu bringen“ kams und ich guckte Tom fragend an. „Das ist ja super, das ihr euch so gut versteht und plant wer mich wann haben darf“ witzelte ich dann und Tom zuckte nur grinsend mit den Schultern. Ich stellte fest, das Shoppen mit Tom nicht nur ziemlich entspannt war, sondern tatsächlich Spaß machte. Er motzte nicht das ich in irgendeinem Laden ewig brauchte, oder dies und jenes noch anprobieren wollte. Er ließ sich mit Klamotten behängen oder stand mit einem ganzen Berg vor der Umkleide und wartete geduldig, nur um dann Kommentare zu meinen Outfits abzugeben. Irgendwann war er weg und ich war etwas irritiert, ehe er um die Ecke bog und mit einer Lederjacke herum wedelte die voll mit Nieten besetzt war. Und die ich unbedingt haben musste. Das er meinen Geschmack nach ein paar Stunden schon so gut kannte, machte mir fast Angst. Unser Weg führte uns irgendwann zu Deichmann, weil Tom der festen Überzeugung war, jetzt sofort, neue Schuhe zu brauchen. Ich ließ ihn zur Herrenabteilung gehen während ich ein Paar Schuhe in der Damenabteilung ins Visier nahm. Und nein, ich war kein Transvestit. Ich mochte halt hohe Schuhe. Manchmal zumindest. Und diese Schuhe waren einfach ein Traum. Keilabsatz, schwarz, Stiefeletten und samtweich. Kurz gucke ich über meine Schulter, sah Tom aber nirgendwo, weswegen ich die Schuhe einfach anprobierte, und in dem dafür vorgesehenen Spiegel betrachtete. „Ich finde es irgendwie erstaunlich das du darauf laufen kannst“ kams und ich erschreckte mich fast zu Tode. Als ich mich umdrehte, stand Tom hinter mir, in einem Arm einen Schuhkarton, während er ungeniert auf meine Füße guckte. Und es war mir verdammt nochmal peinlich. Wirklich peinlich. Da würde unsere aufkeimende Freundschaft dahin gehen. „Ahm...“ fing ich an doch Tom unterbrach mich nur mit einer Geste. „Ich will gar nicht hören was du dir zu deiner Entschuldigung zurecht gelegt hast“ kams dann und ich schluckte. Klasse Bill, kannst du nicht sein wie jeder andere normale Mensch auch? „Ich find es irgendwie ziemlich mies, dass du mir nicht gesagt hast das du auf solchen Teilen laufen kannst“ Ich nickte nur geschlagen, ehe ich stockte und Tom irritiert ansah, der mich angrinste. „Du findest das nicht seltsam?“ fragte ich dann ungläubig nach und er zuckte mit den Schultern. „Ich würde mir vermutlich den Hals brechen. Und seltsam finde ich eher Frauen die so was anziehen und dann damit laufen als hätten sie nen Stock im Arsch“ kams und ich musste unweigerlich leise lachen. Tom wartete bis ich meine Schuhe wieder getauscht hatte und wir gingen zur Kasse und bezahlten. „Ich komme gerade auf die grandioseste Idee meines Lebens“ verkündete er als wir den Laden verließen und ich guckte ihn gespannt an. Darauf war ich jetzt wirklich gespannt. „Du ziehst die Dinger an wenn wir Samstag weggehen“ informierte er mich. „Das mache ich weil?“ fragte ich dann einfach mal zurück und hob eine Augenbraue. „Weil die perfekt zu der Hose und der Lederjacke passen, die wir bei New Yorker gekauft haben“ kam das Argument zurück. Ich musste jetzt nicht erwähnen das ich etwas verwirrt war. „Du bist dir sicher das du hetero bist, ja?“ kams neckend von mir und Tom zog eine Schnute ehe er wieder grinste. „Ja. Aber meine Mum verdient ihre Kohle damit Klamotten einzukaufen. Also entweder wirst du als Sohn komplett geschädigt oder du kennst dich irgendwann mehr oder weniger damit aus“ kams von ihm während er mit den Schultern zuckte. Das Argument war wirklich gut. Und vor allem plausibel. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)