Geboren um zu leben von abgemeldet (Bill zieht um....) ================================================================================ Kapitel 4: Informationen ------------------------ Das Essen war besser als ich dachte. Obwohl Tom neben Senf noch so einiges in die Fertigsoße geworfen hatte, von dem ich dachte ich würde bestimmt anfangen zu kotzen. Es schmeckte wirklich gut, das musste man Tom lassen. Er konnte kochen, wenn auch etwas seltsam. Während dem Essen erzählte mir Georg von München und was man hier tun konnte, wovon man lieber die Finger ließ, welche Gegenden man meiden sollte und vor allem die genaue Wegbeschreibung zu Mc Donalds. Ich hörte Georg zu und nickte hier und da um ihm mitzuteilen das ich verstand und ihm auch zuhörte während ich aß. Zu meiner Überraschung war die Gegend in der ich jetzt wohnte einer jenen die ich laut Georg nachts meiden sollte. Ich sollte nicht nach 22 Uhr auf der Straße herum rennen wenn ich nicht wenigstens in einem Kampfsport den schwarzen Gürtel hatte. „Und Bill, hast du ne Freundin?“ wurde ich dann gefragt und sah Georg entgeistert an ehe ich den Kopf schüttelte. „Einen Freund?“ kam die nächste Frage und ich verschluckte mich fast am Essen. Netterweise klopfte Tom mir auf den Rücken bis ich wieder Luft bekam ehe er Georg versuchte beizubringen, dass man so was nicht einfach so fragte. Es klang alles andere als überzeugend. Nachdem ich mich von meinem Erstickungsanfall erholt hatte verneinte ich auch das. Sah ich wirklich so schwul aus? Also ich gab ja zu das ich auch auf Männer stand, manchmal zumindest. Was wirklich atemberaubendes war mir allerdings noch nicht über den Weg gelaufen. Und würde es vermutlich auch nicht. „Die Frage tut mir jetzt schon leid, aber du stehst schon auf Männer oder?“ fragte Georg dann und mir klappte der Mund auf. Im nächsten Moment zuckte Georg zusammen und kniff die Augen zu, als ihn ein eine kleine Ladung Tomatensoße ins Gesicht klatschte. Mein Blick wanderte zu Tom der Georg finster anguckte und sich dann räusperte. „Erstens fragt man das nicht einfach so, und Zweitens ging das auch ein bisschen sensibler du Kotzbrocken“ kam es von ihm, während Georg sich die Tomatensoße aus dem Gesicht wischte und Tom dann angrinste. „Tut mir leid“ entschuldigte er sich dann bei mir. „Ich rede meistens zuerst und denke erst dann“ Ich musste unweigerlich grinsen. Das war mir auch schon aufgefallen. Trotzdem bestätigte ich die Frage. Würde irgendwann sowieso heraus kommen. Zu meiner Überraschung reagierten die Beiden ziemlich gelassen. Okay, was heißt ziemlich? Georg grinste mich an und schlug mir dann den 'besten Schwulenclub der Stadt' vor, wo ich mit ihm am Samstag hingehen sollte. Gleichzeitig versicherte er mir aber das er definitiv hetero war, aber wegen der entspannten Atmosphäre gern dorthin ging. Von Tom kam nur ein Stöhnen ehe er verkündete das wenn ich Georgs Plan wirklich folgen würde, er den ganzen Samstag Abend und vermutlich auch die ganze Nacht auf Sonntag damit beschäftigt sein würde, mir irgendwelche Typen 'vom Arsch zu halten'. Auf meinen Fragenden Blick kam nur ein Schulterzucken und die Feststellung das er sich zu hundert Prozent sicher war, das mich die Kerle förmlich über den Haufen rennen würden. „Unser Tom hier ist ja auch Single, allerdings kein Kind von Traurigkeit“ grinste Georg und Toms Mundwinkel zuckten. Ich verstand das so, das Tom wohl seine Bedürfnisse stillte wenn er denn welche hatte. Hörte sich zumindest so an. „Er ist ja wirklich lieb, sieht gut aus, manchmal kann er richtig schüchtern sein, aber zum Leidwesen der Damenwelt ist er absolut Beziehungsunfähig“ teilte mir Georg dann mit und Tom murrte. Tom räumte die Teller ab während Georg mir noch so einiges von sich und Tom erzählte. Georg hatte anscheinend allgemein einen großen Mitteilungsbedarf, was mich allerdings nicht störte. Bei neuen Leuten war ich immer zurückhaltend und bekam eigentlich so gut wie nie meinen Mund auf. Deswegen galt ich manchmal als arrogant. Meine größte Sorge war jedoch das ich irgendwas blödes sagte oder die anderen es falsch verstanden. Ja, vielleicht hatte ich Komplexe. So erfuhr ich das Georg als Abschlepper beim ADAC arbeitete, und ihm der Job auch wirklich Spaß machte. Er mochte vor allem die Nachtschichten am liebsten, weil es da einfach am chilligsten war. Zudem erfuhr ich, das er Einzelkind war und das auch nicht sonderlich bedauerte. Seine Mutter war Hausfrau und arbeitete auf 400-, Basis bei einer Rechtsanwaltskanzlei als Putzfrau. Georgs Vater war Zahnarzt und hatte seine eigene Praxis am Stachus. Toms Eltern waren beide selten zu Hause, was ich ja bereits wusste. Seine Mutter arbeitete als Handelsassistentin bei einer Modekette und sein Vater war Auslandsmitarbeiter bei Siemens. Beide verdienten natürlich auch dementsprechend gut. Tom selbst arbeitete bei 'Planet Sports' als Einzelhandelskaufmann. Er war Jahrgangsbester bei seinem Lehrabschluss gewesen und hatte dafür sogar eine Auszeichnung bekommen. Außerdem war er Single, ziemlich beliebt beim weiblichen Geschlecht, hatte einen Faible für Autos, rauchte wie ein Schlot, ging drei mal die Woche zum Sport, hasste nichts so sehr wie seine Tante Anita und er hatte eine Schwäche für Dounats. Mir wurde der Aschenbecher vor die Nase gestellt ehe Tom sich wieder auf seinen Stuhl fallen ließ und Georg interessiert musterte. „Es ist toll das du Bill meine ganze Lebensgeschichte erzählst. Und was soll ich ihm jetzt erzählen?“ kams dann grinsend während er sich eine Zigarette ansteckte und den Rauch in Georgs Richtung blies der hektisch mit der Hand herum wedelte um ihn zu vertreiben. Bis zum Abend wusste ich alles über wirklich Jeden in diesem Haus. Die Nachbarin von Tom hatte eine Affäre mit dem Psychologiestudenten aus dem 3. Stock, dessen Freundin auf einem Auslandsjahr in China war. Ihr Mann bekam davon nichts mit, weil er sowieso ständig unterwegs war und nebenbei die Blondine aus dem Erdgeschoss 'bumste', wie Georg es so schön beschrieb. Und ich sollte mich auf alle Fälle von der alten Maier im 4. Stock fern halten, denn die hatte was gegen Schwule und laut Gerüchten schon einen ins Krankenhaus geprügelt....mit ihrem Gehstock. Ich fand es faszinierend was Georg so alles über die Bewohner wusste, obwohl er noch nicht mal hier wohnte. Meine Verabschiedung von den Beiden fiel meines Erachtens seltsam aus. Zumindest hatte ich so etwas noch nicht erlebt. Georg umarmte mich direkt so fest das ich keine Luft mehr bekam, bis Tom ihn darauf aufmerksam machte das ich nicht gleich den Kontinent wechseln würde und somit ein Recht zum leben hatte. Mir stellte sich die Frage ob ich das nicht mehr hätte wenn ich den Kontinent verlassen würde. Tom umarmte mich zum Abschied ebenfalls, allerdings sanfter. Schon so vorsichtig, das ich mich fragte ob er dachte ich wäre aus Glas. In unserer Wohnung angekommen hatte ich irgendwie keine Lust zum kochen mehr, und teilte das meiner Mutter auch mit als sie nach Hause kam. Sie sagte mir nur das sie noch in der Arbeit eine Kleinigkeit gegessen hätte und einfach nur noch ins Bett wollte. Nachdem sie gegangen war verzog ich mich in mein Zimmer und ließ mich aufs Bett fallen wo ich eine Weile vor mich hinstarrte. Der Nachmittag mit Tom und Georg hatte mir wirklich Spaß gemacht. Georg war eine Sache für sich, der Spaßvogel. Und Tom war, schwer zu beschreiben. Er war auch ein Spaßvogel, konnte aber auch ziemlich schnell ernst werden oder mit Tomatensoße werfen. Bei dem Gedanken an Georgs Gesicht mit der Soße musste ich automatisch kurz lachen. Das war einfach zu gut gewesen. Ich stand auf um im Bad zu verschwinden, mich ab zu schminken und mich bettfertig zu machen, ehe ich mich in mein Bett verkroch und mir die Decke bis zum Kinn zog. Zum einschlafen brauchte ich zu meinem Glück nicht lange. Der nächste Morgen begann mit genau der gleichen Katastrophe wie der Morgen davor. Nur das nicht meine Mutter verschlafen hatte sondern ich. Dabei hatte ich heute mein Vorstellungsgespräch in der Buchhandlung. Meine Mutter grinste nur belustigt als ich an ihr vorbei rannte um mich im Badezimmer zu verbarrikadieren. Duschen musste unbedingt sein, genauso wie ein dezentes Makeup. Für mehr hatte ich keine Zeit. Meine Dreads drückte ich nur aus und toupierte das Oberhaar irgendwie so an das es nicht so aussah als wäre ich gerade aus dem Bett gekrochen. Nachdem ich dann im Rekordtempo neue Klamotten aus dem Schrank gerissen und angezogen hatte, schnappte ich mir meine Tasche und den Zettel mit der Adresse und rannte aus der Wohnung während meine Mutter mir noch ein „Viel Spaß Schatz“ hinterher rief. Oh ja, Spaß hatte ich definitiv, sah man das nicht? Zu meinem Glück schaffte ich es tatsächlich noch rechtzeitig. Und das obwohl ich einmal die falsche U-Bahn genommen hatte und in der entgegen gesetzten Richtung landete. Das Gespräch verlief meiner Meinung nach gut, und sie wollten sich innerhalb dieser Woche noch melden. Würde ich tatsächlich genommen werden, wäre mein Traum wahr. Ich wäre kein Arbeitsloser und könnte mich mit dem beschäftigen was ich neben Musik am meisten mochte. Bücher! Auf dem Weg nach Hause machte ich noch einen Stop bei New Yorker, um mich mal eben kurz selbst zu belohnen. Nämlich dafür das ich es wirklich noch pünktlich geschafft hatte und natürlich dafür dass das Gespräch gut gelaufen war. Ich entschied mich für ein graues Shirt mit Mickey Mouse Aufdruck. Der Kopf der Maus war allerdings ein Totenkopf. Nachdem ich das erledigt hatte ging ich endgültig nach Hause und gähnte. Ich ging in die Küche um mir einen Kaffee zu holen um dann zu überlegen was ich den Tag über noch anfangen sollte. Ich stieß einen Schrei aus und ließ die Tüte sowie meine Tasche fallen, während ich mir ans Herz griff und im Türrahmen stehen blieb. „Tom! Was machst du in unserer Küche“ kam es etwas fassungslos von mir während ich ihn anstarrte, wie er da an den Küchentisch gelehnt stand und völlig entspannt eine rauchte. „Ich benutze gern fremde Küchen. Ist so was wie ein Fetisch“ kommentierte er und ich musste an meinen Gedankengang von gestern denken. Oh mein Gott, hatte ich damit wirklich recht. „War ein Witz. Deine Mutter hat mich rein gelassen. Ich soll dir sagen das es heute Abend später wird, sie dich lieb hat und das du bei Gelegenheit neue Freundschaften schließen solltest“ Ich atmete aus. Also war es wenigstens kein Fetisch das er hier in unserer Küche rumstand. Lediglich meine Mutter hatte ihn rein gelassen. Moment mal.... Mein Blick wanderte zu Tom und ich hoffte inständig das meine Mutter das mit den Freundschaften nicht wirklich gesagt hatte. Allerdings traute ich ihr das zu. Tom schien meinen Blick zu bemerken, weil er schief grinste. „Das letzte hab ich erfunden in der Hoffnung das du nach dem Essen was mit mir unternimmst“ Mir entgleisten die Gesichtszüge und ich wusste wirklich nicht ob ich jetzt zuerst froh darüber sein sollte das meine Mutter das nicht gesagt hatte, oder irritiert weil er mit mir was unternehmen wollte. Und da fiel mir das nächste auf. „Was für ein Essen?“ fragte ich dann einfach mal total verplant. Tom überforderte mich gerade maßlos, aber das musste ich ihm ja nicht auch noch erzählen. „Das Essen was im Ofen steht. Ich hab beschlossen es gibt Kartoffelgratin“ kams dann und ich nickte einfach mal nur. Deswegen stand er da also rum und starrte ab und zu den Ofen an. Ich bezweifelte allerdings dass das Essen dadurch schneller fertig wurde. Ich seufzte und schüttelte lächelnd den Kopf während ich meine Tasche und meine Tüte vom Boden aufhob, und den nächsten Schock erlitt als ich mich aufrichtete und Tom direkt vor mir stand. Er ließ sich direkt erzählen wie das Gespräch war, worüber ich ihm auch bereitwillig Auskunft gab. Und das schien ihn irgendwie zu freuen weil er grinste wie ein kleines Kind. Wie gestern im Supermarkt. Er deutete auf die Tüte und ich hob fragend eine Augenbraue. „Was ist da drin?“ kams neugierig und ich musste unweigerlich lachen. Also benutzte er nicht nur gern fremde Küchen sondern war auch noch chronisch neugierig. Seltsame Kombination. „Ein Shirt“ antwortete ich trotzdem und folgte seinem Fingerzeig in den Flur mit einem Blick ehe ich ihn verständnislos musterte. „Na los, anziehen. Wenn du schon ohne mich einkaufen gehst, während ich hier stehe und koche, will ich wenigstens wissen wies aussieht“ kommentierte er und ich nickte etwas perplex. Also drehte ich mich auf dem Absatz um blieb dann aber wieder stehen, als Tom den nächsten Satz los ließ. „Ich warte brav hier“ Ich drehte mich zu ihm um und guckte ihn irritiert an. „Davon ging ich aus“ grinste ich dann was Tom zum lachen brachte. „Tu das lieber nicht“ rief er mir noch hinterher ehe ich meine Tür hinter mir zu zog um mich umzuziehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)