Des Phönix' Asche von violent-solution ================================================================================ Prolog: Die Glut ---------------- Ein eisiger Wind fegte über das Land hinweg und trug nichts mit sich als die Stille und Kälte, für die diese Ländereien bekannt waren. Einsam, verlassen und trostlos wären wohl die ersten Begriffe, welche einem Betrachter bei diesem Anblick in den Sinn kommen würden. Zumindest in diesem Teil des nördlichen Kontinents wird das Bild geprägt von hohen Felswänden, mit Eis und Schnee bedeckt, auf einer freien Fläche, auf der nur wenige Tiere, ebenso Menschen, Verlassene und Dra­chen ihren Platz zum Leben gefunden hatten, in Mitten des ewigen Schauspiels aus weiß und grau ragt ein Turm in den Himmel empor, der Wyrmruhtempel, während sich im Osten und Westen die Truppen von Horde und Allianz notdürftige Stützpunkte errichtet hatten, über die mittlerweile die Nacht hereingebrochen war. Lediglich in nordöstlicher Richtung Gallgrims könnte man in der Dun­kelheit einen hellen Schein erblicken, der einem Lagerfeuer entspringt und dem Ort zu dieser späten Stunde etwas Leben einhaucht. „Das ist blanker Selbstmord, daran werde ich nicht teilhaben!“, entfuhr es Raieve, nachdem diese Diskussion nun schon länger andauerte, als es ihr lieb war, und weiterhin keinerlei Erfolg erzielt hatte. Die Sin'Dorei schüttelte ungläubig ihren Kopf, während das Augenpaar nun über die Ver­sammlung der Spähereinheit schweifte, welcher sie angehörte, und dabei jeden Einzelnen der vier Anderen musterte. Wieder war es Serian, der das Wort erneut erhob und damit weiterhin gegen ih­ren Protest hielt: „Wir haben keine andere Wahl, als es zu riskieren, schließlich lässt die Ausfüh­rung dieses Befehls bereits zu lange auf sich warten und bis jetzt haben wir keinerlei Ergebnisse vorzule­gen.“ Seinen Worten folgend nahmen Raieves Augen seine Gestalt ins Fokus und schienen diese förmlich zu durchbohren, gar töten zu wollen, ehe sie erneut gegen sein für sie unüberlegtes Wort protestierte: „Die Geisel war in diesem Gebiet, noch vor wenigen Tagen! Ihr gedenkt unsere Einheit dorthin zu entsenden, ohne jeglichen Beweis, dass dieser Stützpunkt wirklich verlassen ist! Es könnte sich dabei auch um eine Falle handeln, in die wir uns geradewegs begeben würden!“ Khae­las verfolgte die erneute Konfrontation der Beiden, diese führte am Ende dazu, dass ein ge­nervtes Seufzen seiner Kehle entwich und noch ehe einer der Kontrahenten in diesem Wortge­fecht erneut die Stimme erheben konnte, rief er diese zur Besinnung: „Es sind nun einmal Befehle, diese erhiel­ten wir von oberster Stelle, dem Lordregenten. Raieve, ich nehme Eure Einwürfe zur Kennt­nis, ebenso wie die Euren Serian, aber es ändert nichts daran, dass wir uns am morgigen Tag auf diese Mission begeben werden und ich erwarte, dass ihr jetzt diesen Streit beilegt und Eure Unter­künfte aufsucht, um für eben diesen Auftrag bei vollen körperlichen und geistigen Kräften zu sein. Haben wir uns verstanden?“ Die eindeutigen Befehle brachten die beiden Widersacher zum Ver­stummen, jedoch widerwillig, zwar erfolgten noch einige missbilligende Blicke zu dem jeweils An­deren, aber man wandte sich um und verließ das Zelt, in dessen viel zu kleinen Inneren sie sich ver­sammelt hat­ten. Therian, Noareth und Khaelas blieben zurück und wechselten Blicke untereinander, ehe Therian letztendlich die Stimme erhob: „Kommandant, trotz des Verlaufs dieser Unterhaltung, muss man Raieve zugestehen, dass sie nicht ganz Unrecht hat.“ - „Ich bin mir dieser Tatsache bewusst, wes­halb es umso wichtiger ist, dass wir uns im Beisein aller Sinne an diesen Ort begeben.“, entgegnete Khaelas resignierend. Wieder wurden Blicke unter den Dreien getauscht, auf die ein Nicken aller folgte, ehe man sich nach weiteren Einsatzbesprechungen der Enge des notdürftigen Versamm­lungsraumes entzog und sich zu den Schlafzelten begab. Raieve hatte den Umhang enger um ihren Leib geschlungen, als sie sich durch den Schnee bewegte und die eiligen, von der Wut getriebenen Schritte gen der eigenen Unterkunft lenkte, die aus einem kleineren Zelt bestand. Eine Gestalt in der Dunkelheit, deren Umrisse nur grob erfasst werden konn­ten, veranlasste sie jedoch sich an die Seite jenes Elfen zu gesellen, dessen Augenmerk wohl den unendlichen Weiten des Himmels und der Nacht galt. „Wir brechen morgen auf, womöglich in den sicheren Tod.“, entfuhr es der Sin'Dorei nach einer Weile verständnislos, während das Augenpaar kurz Notiz von der Gestalt des alten Freundes nahm und am Ende seinem Blick in den Himmel folgte, dort auf den unzähligen Sternen dieser wolkenlosen Nacht ruhte. Jener Elf könnte für einen Außenstehenden den Eindruck erwecken, als wäre eine Statue, nicht fähig, oder gewillt sich auch nur einer unnötigen Bewegung hinzugeben, lediglich das rabenschwarze Haar tanzte in der leichten Brise, die über das Land wehte, und verriet so im Ansatz, dass es sich um ein Lebewesen handelte, dessen Gesellschaft nun von Raieve ersucht wurde. Nur langsam wandte deren auserkorener Ge­sprächspartner den Kopf vom Himmel ab, um ihre Gestalt mit dem letzten verbliebenen Auge zu er­fassen, da dessen Gegenstück der Vergangenheit angehörte und von einer Augenklappe bedeckt ge­halten wurde, dann galt sein Gesuch jedoch erneut den Himmelsweiten. „Das Treffen verlief nicht nach deinen Vorstellungen, wie mir scheint. Was ist vorgefallen, hm?“, drang nach einer halben Ewigkeit die Stimme aus seiner Kehle empor, um letztendlich durch einen Windhauch an Raieves Ohren getragen zu werden. Dieser entwich ein Seufzen, welches eher dem Schmerz geschuldet war, dass seine Worte der Wahrheit entsprachen. Ein tiefer Atemzug seitens Raieve erfolgte, bei dem sich die trügerische Ruhe der Umgebung einverleibt wurde, um diese Unterhaltung ruhiger verlau­fen zu lassen, als Jene zuvor: „Nein, nicht ganz. Aber Befehl ist Befehl, mir steht es nicht zu einen solchen zu verweigern, weshalb ich an dem Vorhaben teilhaben und mein Bestes geben werde, da­mit das be­fürchtete Ende nicht eintritt.“ - „Genehmige dir Ruhe und Schlaf, Raieve. Wenn es dieser Elf nicht einsehen will, musst du deine Augen und Ohren offenhalten, um Schlimmeres zu verhin­dern, und dafür benötigst du all deine Kräfte.“, merkte der in dunkles Leder gehüllte Elf an, welches ihn noch mehr mit der Umgebung verschmolzen ließ, wäre da nicht der weiße Untergrund, der einen enttar­nenden Kontrast zu seiner Kleidung bot. Seinen Worten folgend wandte sich Raieve wieder dem Weg zu ihrer Unterkunft zu, ehe ein letztes Mal ihre Stimme durch die Stille der Nacht schnitt und an die Ohren des Gesprächspartners drang: „Das werde ich. Schon allein, damit du am morgigen Abend verpflichtet bist, die ein oder andere Runde aus deiner Tasche zu zahlen. Eine geruhsame Nacht.“ Der Elf, dem die Worte galten, wandte sich nicht um, oder vollführte eine andere Bewe­gung, um ihr nachzusehen, wieder verharrte jener an Ort und Stelle, wie eine Statue, oder Bastion, die dem Klima der Ländereien trotzte, während sich Raieve auf leisen Sohlen entfernte, die gele­gentlich durch ein Nachgeben des Schnees verraten wurden, bis sie letztendlich bei ihrem Zelt an­gelangte. Raieve klopfte sich den Schnee von ihren Stiefeln, ehe gebückt das Innere des Schlafplatzes aufge­sucht wurde, der eine aufrechte Körperhaltung nur schwer ermöglichte, gar verwehrte. Ein paar Fel­le befanden sich auf dem Boden, die wohl den eigentlichen Schlafplatz darstellten, neben diesen, in der anderen Ecke der Unterkunft, befand sich ein kleiner Tisch. Eine Kerze befand sich darauf, die etwas Wär­me und Licht spendete, ebenso das ein oder andere Pergament, augenscheinliche Karten der Umge­bung. Vor dem einzigen Mobiliar befand sich ein Rucksack, sowie mehrere Kleidungs­stücke, die aus Leder zu bestehen schienen, aber auch das gewohnte Paar Dolche, ohne die man sie nie antraf, außer sie war außerdienstlich unterwegs, und mehrere Phiolen, deren Glas eine grüne, gelbe, aber auch gar keine Verfärbung aufzeigte, welche dem Inhalt verschuldet war. Nach einer kurzen Begut­achtung des Eigentums, wohl um dessen Vollständigkeit zu prüfen, wandte sie sich den Fellen zu, auf denen sich niedergelassen wurde nachdem man den Umhang abgestreift und bei­seite gelegt hat­te. Raieve drehte sich auf den Rücken, ergriff eines der Felle und bedeckte damit ih­ren Leib, wäh­rend das Augenpaar sich dem Schattenspiel der tanzenden Flammen am Zelthimmel verschrieben hatte und Jenes dabei verfolgte, wie es so manchen Schemen entstehen ließ, um sich den verstriche­nen Tag in Gedanken zu rufen, sowie den bevorstehenden Einsatz, der einiges abver­langen würde. Es dauerte eine halbe Ewigkeit bis sich das Paar der Augen schloss, ein Seufzen ihrer Kehle ent­wich und der Schlaf von ihr Besitz ergriff, um sie letztendlich in die Ruhe der Nacht zu zwingen, welcher sie sich selbst nie ergeben hätte, würde es ihr Körper nicht auf seine Weise einfor­dern. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)